Charakterdatenblatt[/size]

Charakterbild



Greif' dir einen fernen Stern ...


Persönliches

Nachname: LaReine-Bonnefoy
Vorname: Joëlle Claire Céleste (Die Eltern konnten sich nicht so recht entscheiden, welche Ur-Ur-(Ur)-Großmütter genau geehrt werden sollten)
Spitzname: Claire, Klärchen, Püppi
Geburtstag: 1. Mai
Alter: 16 Jahre
Größe: 1,68 m
Gewicht: (beeeep) Zugriff verweigert!
Haarfarbe: Schwarzbraun
Augenfarbe: Schokoladenbraun
Geschlecht: weiblich (D'uh!)
Gilde: Lamia Scale
Gildenzeichen: Beckenbereich linke Seite
Geburtsort: Ceuvette-de-la-Roche
Wohnort: Hosenka Town


Erscheinungsbild:

Claire gehört zu den wenigen Menschen, die von Natur aus eine kultivierte, aristokratische Erscheinung abgeben. Die Figur kann als mädchenhaft bezeichnet werden, schlank und kurvenarm, ja fast zierlich. Abgerundet wird dieser Eindruck von anmutigen Bewegungen, die allerdings offenbar eher das Produkt einer guten Erziehung zu sein scheinen anstatt eine Laune der Natur.
Mit ihrem Porzellangesicht, alabasterblasser Haut und kokettem Augenaufschlag erfüllt sie das Klischee eines zerbrechlichen, jungen und vor allem wehrlosen Mädchens. Das Gesicht wird von mandelförmigen Augen - manchmal spielerisch Schokolinsen genannt - dominiert, während ihr ebenholzfarbenes Haar das Bild der kleinen Dame ergänzt. Sie bevorzugt eine ausgefallene Mode, meist lange Kleider, vorzugsweise in Pastelltönen oder warmen Farben. Insbesondere die Farbe Rosa hat es ihr angetan und sie bedauert zutiefst, dass ihr diese Farbe nicht besser steht. In ihrer Kleiderwahl befinden sich häufig viel zu lange Ärmel, da das Verstecken der Hände zumindest in ihrer Familie als vornehm empfunden wird. Außerdem hat Claire es in einem beispiellosen Akt der Verschwendung zur Gewohnheit gemacht, regelmäßig frische Blumen in einem von ihrer Mutter entwickelten Verfahren vor Verderbtheit zu schützen und sich ins Haar zu stecken. Sie zieht hierbei die jungfräulich weißen Blumen oder lachsfarbenen Blüten vor, passt dieses Accessoire allerdings stets ihrem aktuellen Aufzug an. Alles in allem stellt sie äußerlich eine kleine Edeldame in der Blüte dar: Elegant, schön, fragil, modeversessen, dem teuren Geschmack und trivialen Genüssen frönend. Dies führt allerdings in den meisten Fällen zu der (Fehl-)Einschätzung, sie sei die typische holde Maid in Not, oberflächlich und nicht so ganz helle im hübschen Köpfchen.


Besondere Merkmale:

Der exquisite und zugegebenermaßen etwas eigenwillige Modegeschmack der Lichtmagierin kann durchaus als Besonderheit bezeichnet werden. Desweiteren fällt sie durch unerschütterlichen Optimismus und geradezu Diabetes-, Karies- und Brechreizverursachendes süßes Erscheinungsbild auf, der freilich ebenfalls zumindest zum Teil auf ihre Kleidungsangewohnheiten zurückzuführen ist. Ihre Augen strahlen Intelligenz, sogar Weisheit aus, während sie selbst allerdings offen und ehrlich wirkt, was auf das völlige Fehlen von Gerissenheit oder etwaiger krimineller oder betrügerischer Energie hinweist. Von Natur aus ist sie eher ein Erleuchter denn ein Täuscher, wenn das Wortspiel gestattet ist.
Weiterhin besitzt Claire aufgrund ihrer langen Isolation von der Außenwelt einige ... Mängel in Verhalten und Allgemeinwissen, die in den weiteren Unterpunkten näher erläutert werden.
Oh, und sie besitzt ein zahmes Stinktier namens Fromage als Haustier.


Charakter

Benehmen:

Wenngleich hin und wieder etwas förmlich, so tritt Claire meist freundlich und sogar herzlich auf, wobei Menschenkenner hier kein aufgesetztes Verhalten, sondern eher von Herzen kommendes Wohlwollen spüren können. Für die einen ein Schock, für die Magierin absolute und einzige Realität. Sie gibt sich bescheiden, optimistisch, möchte gerne an das Gute im Menschen glauben und hat wohl den angeborenen Drang, gegen Melancholie mit gutgemeinten Worten des Trostes ankämpfen zu wollen. Gesprächspartner werden schnell eine romantische Ader erkennen, indem sie häufig ihre Umgebung idealisiert: ein Frühlingsmorgen wird zu einer sonnengeküssten Herzensfreude, eine Birke im Herbst ein weißer Bote des alten Gevatters, gedrücktes Schweigen der wundervolle und vertrauenerweckende Klang der Stille. Auch driftet sie häufig zu Geschichten und Märchen ab, wenn man sie erzählen lässt, oder schwelgt in ihren Erinnerungen über besonders spaßige Ereignisse, Schuhe, Blumen, Wünsche, Träume, ihre beiden Brüder oder ihr Hausstinktier. Insgesamt erweckt sie den Eindruck, in Gedanken willkürlich hin- und herzuspringen und sich nicht besonders lange mit ernsthaften Angelegenheiten beschäftigen zu wollen.
Ferner fällt im Gespräch auch auf, dass sie sich wie eine Erwachsene ausdrückt und auch wie eine Erwachsene handeln will (und kläglich scheitert), als hätte sie niemals zuvor die Gesellschaft von Gleichaltrigen genossen (was tatsächlich der Fall ist). Ihr fehlt das Wissen um aktuelle Teenagermode, etwaige Trends, Jugendsprache und einige Rituale, die in ihrem Alter einfach üblich sind. Sie lernt langsam, sich anzupassen und setzt ihr Wissen, sofern ihr das besagte Ritual oder die Redewendung nicht allzu blöd vorkommt, dann auch gerne sofort ein. Kopfsprünge in Fettnäpfchen sind einfach vorprogrammiert.
Durch ihre lange Isolation hat sie auch recht merkwürdige Essgewohnheiten und nimmt jedes Detail in dieser neuen Welt, die ihr durch die Magiergilde und deren Mitglieder eröffnet wird, mit der Begeisterung aufgenommen. Mag der Alltag grau und trüb sein, Claire entdeckt zumindest die graue Farbe für sich. Auch scheint sie wenig aus der Ruhe bringen zu können. Selbst harte Schläge wie zum Beispiel die Nachricht über die schwere Krankheit ihres Zwillingsbruders, des Menschen, der ihr am nächsten stand, überstand sie überraschend gut. Dies geschah allerdings nicht aufgrund von Gleichgültigkeit, sondern aufgrund von mentaler und seelischer Stärke und Zähigkeit. In ihrem ganzen Verhalten kann diese erstaunliche Widerstandskraft, die ihr Körper einfach nicht aufbringen kann, in einer subtilen Art und Weise als eine Andeutung eines Eisernen Willens im sonst so munteren Gemüt entdeckt werden.


Persönlichkeit:

Ekelhaft attraktiv? Check. Dezent und gekonnt geschminkt? Check. Angezogen wie eine Barbiepuppe? Check. Blume im Haar? Check. Optimistisches und fröhliches Verhalten? Check. Schokoladenfarbene Träumeraugen? Check. Reiche, adelige und angesehene Familie? Doppelcheck. Auf den ersten Blick ist das ein reiches, verwöhntes Mädchen, welches noch nie irgendein Leid erfahren, geschweige denn böse Worte hören musste? CheckCheckCheck. Das macht sie automatisch oberflächlich, kindlich, naiv und dumm, richtig? Falsch!
Tatsächlich ist Claire keinesfalls die zweidimensionale Figur, für die sie so häufig gehalten wird. Trotz oder vielleicht gerade aufgrund ihrer strengen Erziehung ist sie sehr emotional, leicht zum Lachen oder Weinen zu bringen, leicht zu verärgern und noch viel leichter zu versöhnen. Wenn sie nicht gerade den Kopf in den Wolken hat, so macht sie sich auf, sich unter Leute zu mischen und ihr Bedürfnis nach einem gesunden, sozialen Umfeld zu befriedigen - ein Grund übrigens, der sie in die Gilde gebracht hat. Trotz ihrer offensichtlich guten Bildung legt sie sehr viel Wert auf die Gefühlsebene und trifft auch Entscheidungen häufig aus dem Bauch heraus. Demzufolge besitzt sie eine sehr gute Intuition, die so manchen gesellschaftlichen Faux-pas mit Gleichaltrigen oder mangelnde Einsicht kompensiert. Sie möchte wie bereits angemerkt gerne an das Gute im Menschen glauben, aber erfasst intuitiv, wenn jemand sie auf den Arm nehmen will oder sich verstellt. Ihre Naivität auf diesem Parkett kann sie damit keinesfalls umgehen und sie durchschaut Menschen deswegen nicht; sie nimmt nur wahr, dass irgend etwas nicht stimmt. Die meiste Zeit weiß sie ohnehin nicht, wie sie auf dieses ungute Gefühl reagieren soll und fragt sich, warum jemand durch Lüge, Betrug oder schlichte Bosheit das Leben kompliziert machen sollte. Was andere Menschen durch Technik, Beobachtung der Augenbewegung, gezielte Fragen oder sogenanntes "Psychobabble" erreichen, kann sie mit ihrer Intuition und Einfühlungsvermögen erfassen, kann es aber selten in Worte fassen, wie sie zu dem Schluss kommt (wenn sie denn zu einem kommt). So wird sie im Gespräch mit einer Person, die mit gespielter Freundlichkeit hinterhältige Gedanken und Absichten, vielleicht sogar Spott und Hohn maskiert, schnell auf die Idee kommen, dass diese Person irgendwie nicht ganz ehrlich ist: Aufgesetzt, nicht "authentisch".
Ebenso besitzt sie einen über alles geliebten Zwillingsbruder, der sich allerdings aufgrund einer schweren Krankheit in einem komatösen Zustand befindet. Sie versucht, die meiste Zeit nicht daran zu denken, aber wenn sie mit diesem Fakt konfrontiert wird, kann selbst die fröhliche Lichtmagierin mit wässrigen Augen beobachtet werden, die sie allerdings überraschend schnell wieder trocknet. Es ist nicht einfach nur ein geliebter Mensch, der dem Tod auf diese Weise viel näher ist als dem Leben, sie teilt mit jenem Menschen eine Seele, der taub, blind und bewegungsunfähig in einem Bett liegt und künstlich beatmet wird. Dieser Zustand ist für Claire sehr schmerzhaft; dennoch glaubt sie fest daran, dass ihr Bruder immer noch bei ihr ist, selbst wenn sein Körper physisch weit entfernt sein sollte, so wird sie doch stets ihrem Bruders bewacht. Sie teilen sich eine Seele, und sie selbst lebt, atmet und empfindet Freude, Traurigkeit, Schmerz und Glück ... und einiges davon scheint nicht ganz ihres zu sein. Sie ahnt, sie fühlt, sie weiß, dass sie nie alleine sein kann, solange sie lebt, und niemand wird es ihr ausreden können.
Trotzdem lernte sie durch diese Erfahrung Verlust und Schmerz kennen, fühlte die anfängliche Einsamkeit, erfuhr die überschäumende Freude, als sie von Einsicht, die nicht die ihre war, heimgesucht wurde ... sie glaubt, den Geschmack des Lebens, sowohl gut als auch schlecht, ansatzweise zu kennen und will mehr. Im Grunde ist sie in dieser Hinsicht unschuldig und weise zugleich.
Und wo wir gerade bei Unschuld sind: Claire kennt Romantik und schätzt sie über alle Maßen, aber das Thema Sexualität wurde sträflich vernachlässigt ... also gar nicht angeschnitten. Wer die Lichtmagierin nach der Herkunft von Kindern fragt, wird beschämenderweise eine Vermutung über den Storch zu hören bekommen.


Vorlieben:

Manchmal ist das Leben schön, manchmal ist es scheußlich und manchmal will es einen in die Knie zwingen. In ihrem zarten Alter hat die kleine Edeldame dies bereits erkannt und lechzt nach Erfahrungen. Sie will brennen, heißer als das Licht der Sonne, will erleben, fühlen und sehen, das Gute sowie das Schlechte. Alles, was in irgendeiner Weise Emotionen hervorruft, insbesondere Geschichten, sei es durch Musik, Theater oder Buch, wird von ihr verschlungen. Auch ihre natürliche Geselligkeit hängt mit diesem Wunsch zusammen. Sie mag die Menschen und will mehr von ihnen sehen und lernen. Außerdem ist sie ein Schöngeist, der feine Wendungen der Rede und natürlich alles, was selbst hübsch, niedlich oder adrett aussieht leiden kann und sich darin sonnt. Kein Wunder also, dass sie fast schon exstatisch in ihrem Kleiderschrank wühlt, wenn sie sich herausputzen darf und jeden Morgen viel Zeit auf Körperpflege, den makellosen Teint, den farblich passenden Lipgloss, gepflegtes Haar, die Akzentuierung von Rouge und Lidschatten sowie das Parfüm passend zu ihrer Laune verwendet. Ihr Apartment in Hosenka Town ist außerdem mit einem Wintergarten ausgestattet, den sie liebevoll pflegt und ihrem Hobby, der Rosenzucht nachgeht.
Sie liebt außerdem Tiere und ist natürlicherweise recht enttäuscht, wenn diese sich nicht mit ihr anfreunden wollen. Katzen nehmen vor ihr Reißaus, Meerschweinchen quieken panisch, Hamster gehen auf selbstmörderische Klettertouren, Hunde knurren und sie hat keine Ahnung warum. Lediglich Stinktier Fromage, welches eines Tages im Garten auftauchte und zum Steinerweichen jammerte, scheint sich an ihrer Anwesenheit nicht zu stören, diese sogar zu genießen.
Eine weitere Leidenschaft gilt dem Entdecken. Nun, da sie nicht mehr von ihrer Familie in einem Zimmer eingesperrt wird, entdeckt sie jeden Tag eine neue Kuriosität, die für andere Menschen als ganz natürlich empfunden wird. So kann man sie wochen- sogar monatelang mit Bauklötzchen oder Knoblauchzehen begeistern.


Abneigungen:

Es ist wesentlich einfacher, aufzuzählen, was Claire nicht mag, da die Liste bedeutend kürzer ist. Sie ist einfach nicht der Typ dafür, dauerhaft Menschen, Gegenstände oder Umstände zu hassen, demzufolge kann man nur von Abneigungen reden.
Sie mag keinen Verlust und wird all ihre Kraft aufwenden, um diesen zu umgehen. Da sie sich allerdings nicht von Menschen und demzufolge ihren Bekanntschaften recht schnell zugetan ist, macht sie das zu einer sehr hingebungsvollen und engagierten Person, die sich schnell in Dinge einmischt, die sie nichts angehen ... und das alles nur, um Leid und Verlust zu minimieren, egal ob es nun ihr eigenes ist oder nicht.
Sie verabscheut bitteren Rosenkohl und gelbe Paprika, ist aber im Allgemeinen aufgrund ihres empfindlichen Magens sehr wählerisch, was ihre Essgewohnheiten angeht.
Im Besonderen kann sie Unhöflichkeit, Hass, Lüge und Betrug weder richtig verstehen, noch gutheißen. Es gibt ihrer Meinung nach in dieser Welt schon genug Probleme, da muss man sich keine zusätzlichen Konflikte schaffen. Was bringt es, anderen gegeneinander zu arbeiten, anstatt Harmonie anzustreben? Und warum müssen Menschen hassen, wenn sie doch in ihrem Hass stets zu dem werden, was sie verachten? Das Leben ist zu kostbar, als dass es in solch niederen Aktivitäten verschwendet werden könnte.


Stärken:

Wenn unerschütterlicher Optimismus und Freundlichkeit zu den Stärken zählen kann, dann gehören diese Eigenschaften in diese Rubrik. Auch wenn diese Zuversicht als naiv und oberflächlich aufgefasst werden kann, so sieht Claire überraschend tief und präzise, wenn es um den Umgang mit ihren Mitmenschen geht. Sie legt dabei sehr viel Wert auf Instinkt und Gefühl, erfasst Fakten und Informationen eher intuitiv als methodisch und kann dabei überraschend viel Einsicht zeigen. Leicht zu begeistern, aber auch leicht zu langweilen macht sie aber nicht wankelmütig, im Gegenteil: Sie nimmt ihre Pflichten sehr ernst, wenn ihr welche auferlegt werden. Ihr zierliches und verletzliches Äußeres verbirgt einen ungewöhnlich starken Willen, sodass jene die versuchen, dieses Mädchen zu täuschen, einzuschüchtern oder zu bezaubern das Gefühl bekommen, sie hätten es mit der emotionalen Kraft und Willensstärke von zwei Geistern zu tun, die sich gegenseitig stärken und stützen. Diese geistige Stärke in einem schwachen Körper ist allerdings wie eine ungeschärfte Waffe; Claire weiß die meiste Zeit nicht genau, was sie will (außer sich amüsieren) und möchte sich daher nicht durchsetzen oder in unnötigen Konflikt gehen. Sollte sie sich allerdings entscheiden, in Aktion zu treten, so werden Himmel und Hölle sie nicht von ihrer Mission abhalten können. Auch sorgt diese geistige Stärke dafür, dass sie Schicksalsschläge und Misserfolge überraschend gut verarbeitet und einfach "wegsteckt". Trotz ihres zarten Altes hatte sie bereits die Erleuchtung, dass Leben und Tod, Freude und Leid, Licht und Schatten zum Kreislauf gehören. Alles ist eins und es gibt nichts zu fürchten. Diese Philosophie in Worte zu fassen könnte Bücher füllen, ist aber aufgrund der Natur ihres Weltbildes tief in ihrem Bewusstsein verankert. Diese Unerschütterlichkeit und Stärke im Geiste traut man einem so zerbrechlich wirkendem Mädchen mit einem untrainierten, kleinen, zierlichen Körper gar nicht zu, doch es ist einfach Fakt: Ihre parfümierte, geschminkte und in Seide gekleidete Träumernatur verbirgt einen definitiven stählernen Kern. Man unterschätze niemals ihre zielstrebige Hingabe, man unterschätze niemals ihren Willen, jene zu schützen, die sie liebt. Wehe jenen, die sie entweder von ihren Zielen abhalten oder ihren Lieben schaden will.


Schwächen:

Ironischerweise sind die Stärken der jungen Dame auch zum großen Teil ihre Schwächen. Ihre Empathie und Anteilnahme im Hinblick auf andere Menschen sorgt dafür, dass sie deren Schmerz ebenso wahrnimmt und an sich heranlässt. So nahe es ihr geht und so unerschütterlich sie diese Belastung auch hinnimmt, sie braucht manchmal Zeit für sich, um diese Belastung zu verarbeiten, um ihre Philosophie korrekt anzuwenden und jene Last einsinken zu lassen. Auch steht ihre Unentschlossenheit ihr manchmal im Weg, wobei sie dazu neigt, der vernünftigsten oder sympathischsten Person zu folgen. Diese mangelnde Entscheidungsfähigkeit macht sie nicht gerade zu einer Führungsperson, wenn man mal ganz davon absieht, dass diese Eigenschaft als Unsicherheit oder Schwäche gedeutet werden könnte.
Eine weitere Schwäche könnte ihre mangelnde Anpassung an ihr aktuelles Alter sein. Sie benimmt sich mädchenhaft und besitzt auch eine kindliche Mentalität und ein scheinbar unbesorgtes Gemüt. Mit sechzehn Jahren ist sie allerdings unaufhaltsam im Wandel vom Mädchen zur Frau. Die körperliche Veränderung ist bereits abgeschlossen, und der geistige Wandel wird bis jetzt rigoros unterdrückt oder nicht wahrgenommen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich das ändern wird.
Ihre Freude an den schönen und/oder einfachen Dingen des Lebens wird häufig als oberflächlich, sonderbar oder schlichtweg verrückt wahrgenommen, wobei ihre lange Isolation den Umgang mit Gleichaltrigen natürlich erschwert. Auch ihre modischen Allüren können in Kampfsituationen (die sie noch nicht erlebt hat, nur so nebenbei) in unpraktiabler Art und Weise hinderlich werden, aber das ist noch Zukunftsmusik, genau wie der fällige Kulturschock in Bezug auf Fast Food, der ihren empfindlichen Magen bestimmt noch arg in Mitleidenschaft ziehen wird.


Ziel:

Manche Ziele sind geradezu lächerlich, andere profund und weise, andere einfach lebensnotwendig. So hätte sie es furchtbar gerne, ihren Bruder wieder gesund und munter an ihrer Seite zu wissen, möchte aber gleichwohl die "Welt da draußen" in all seinen Facetten kennenlernen, sowohl das Gute als auch das Schlechte. Und dann wären da noch die kleinen, etwas albernen Wünsche, wie einmal bewusstlos werden, einmal von einem Mann wie eine Braut getragen werden, das Meer sehen, einen neuen Stern entdecken, einen Bestseller schreiben, sich in ihren persönlichen Prince Charming verlieben (Vorsicht, sie ist wählerisch), heiraten, eine neue Rosenart züchten, Freunde finden, die Familientradition weiterführen, Papa und Mama stolz auf sich machen, Tristan trösten, eine fünfstöckige Torte backen, Veilchen als Geschmacksrichtung etablieren, Weltfrieden, einen Drachen sehen, Abenteuer erleben ... die Liste geht ewig weiter. Man beachte jedoch, dass "die beste Magierin werden" nicht zu dazugehört. Für diesen Job sind diese tollen Dragonslayer oder die Anwender mächtiger Verlorener Magie zuständig. Sie weiß sehr gut, dass ihr Können im besten Fall nur als mittelmäßig bezeichnet werden kann und ist vollkommen zufrieden damit, die "richtigen" Helden nach besten Kräften zu unterstützen.


[size=150]Familie und Bekannte

Familie:

Vater

Jean-Pierre LaReine-Bonnefoy, 42, kurz "Pierre"
Das Oberhaupt der altehrwürdigen Familie LaReine-Bonnefoy ist vor allem eins: Verstockt. Festgefahren in alten Traditionen und ein ausgemachter Workaholic gibt er sich zugeknöpft und geschäftlich, ist immerzu höflich und zielstrebig. Seine großen Ziele: Geld scheffeln, den guten Namen erhalten. Er ist exzellent in beidem, wie seine Erfolge in der Investition und Unternehmensberatung zeigen. Der Privatmensch Jean-Pierre kommt nur selten zum Vorschein und wird nur dann an die Oberfläche gelassen, wenn er sich nach einem anstrengenden Arbeitstag ein Pfeifchen gönnt und die Zeitung liest - das ist allerdings meistens so spät, dass seine Frau und Kinder schon längst schlafen.
Als Familienmensch ist er jedoch hauptsächlich abwesend, und wenn er schon einmal seiner Frau oder seinen Kindern Aufmerksamkeit schenkt, sieht er sich vor allem deren Leistungen an, kann sich aber weder zu Lob noch zu Tadel durchringen. Gleichgültig ist ihm seine Familie nicht, er weiß nur die meiste Zeit nicht, wie er mit ihr umgehen soll und redet ihnen meistens nach dem Mund. Seine Ehe kriselt, aber dennoch hat er mit seiner Frau eine Lösung "ausgearbeitet", die bedeutet, dass beide nach außen hin eine funktionierende Ehe führen, die Kinder anständig erziehen und für sie sorgen, und ihre privaten Probleme entweder nicht zeigen oder auf später verschieben.
Der "Verlust" seines Sohnes hat ihn tief getroffen, und er betäubt den Schmerz, indem er sich nur noch mehr in Arbeit stürzt und zuweilen in seinem Büro mit dem Kopf auf dem Schreibtisch übernachtet. Kurzum: So erfolgreich Monsieur LaReine-Bonnefoy auch in der Mehrung seines Vermögens ist, so ein Versager ist er als Ehemann und Vater. Diese Erkenntnis hatte er bereits, weiß aber nicht, wie er diesen Zustand ändern kann. Er hat schon längst vergessen, was er als junger Mann vorhatte, welche Ziele und Träume er verfolgte und merkt mittlerweile selbst nicht mehr, wie sehr er sich selbst im Weg steht. Viele Ereignisse seiner Vergangenheit sind in den Schleier des Mysteriums gehüllt und mittlerweile glaubt er fast, von ihnen erdrückt zu werden und entzwei zu brechen. So hat er nur noch die Wahl, sich selbst zu verschließen und seiner Familie auf die einzige Art beizustehen, zu der er noch in der Lage ist: Wohlstand.

Mutter

Margot LaReine-Bonnefoy, geborene Bouchard, 40
Margot Bouchard stammte aus vollkommen normalen Verhältnissen einer vollkommen normalen Buchhalterfamilie und erfreute sich einer glücklichen Kindheit. Ihre erste große Liebe war die Magie, der sie sich voll und ganz widmete und immer wieder etwas Neues entdecken konnte. Die große Weisheit, welche ihre Eltern ihr antrugen, war jene, dass jeder seines eigenen Glückes Schmied war, und dass jeder glücklich werden konnte, wenn er nur hart genug arbeitete. So wurde aus ihr eine zielstrebige, ehrgeizige Magierin, die schon bald durch Können, harte Arbeit und schiere Beharrlichkeit ihre Ziele erreichte. Mit genau dieser Einstellung, mit Hingabe und Entschlossenheit verfolgte sie auch ihre Romanze mit Jean-Pierre, den sie später auch heiratete. Er warnte sie mehrfach vor den vielen Verpflichtungen, die sie als seine Ehegattin haben würde, warnte vor Risiken und merkte natürlich an, dass er einen Sohn im Säuglingsalter mit in die Ehe brachte. Nichts und Niemand konnte Margot von ihrem Ziel abhalten.
Anfangs war sie glücklich, diese Entscheidung getroffen zu haben, und mit der Geburt ihrer beiden Kinder schien ihr Glück vollkommen und ihr Leben vollständig. Aber etwas nagte stets an ihr ... wieso schwieg sich ihr Ehegatte so beharrlich über die Herkunft des Säuglings aus, den sie im Haushalt nur den Bastard - eben "Le Bâtard" - nannte? Was war mit dessen Mutter? Warum sprach er nie über sie? Weiter und weiter nagte diese Frage an ihr, während sie mit Regeln, Etikette, verschiedenen Sprachen und Studien überschüttet wurde. Manchmal drehte sich ihr abends der Kopf vor lauter Wissen, welches ihr über den Tag in den Kopf gedrückt wurde, manchmal fragte sie sich, ob man sie damit loswerden wolle. Immer wieder sagte sie sich, dass es seinen Grund hätte, warum sie nur wenige Stunden am Tag mit ihren Kindern verbringen konnte - sie musste Gesicht wahren, Besucher empfangen, soziale Türklinken putzen, lernen, noch mehr lernen ... und viel zu selten hatte ihr Mann für sie Zeit.
Mit der Zeit sah sie Tristan, den unehelichen Sohn, als eine Art Bedrohung an. Es musste irgendein fürchterliches Geheimnis hinter ihm stecken. Sie schämt sich heute dafür, doch sie machte dem armen Jungen das Leben so unangenehm wie möglich, sodass dieser häufig die Flucht ergriff und auf lange Wanderschaften ging. Die Jahre vergingen, der Alltagstrott kehrte ein und ihr Sohn erkrankte schwer, litt vor sich hin, während der kleine Bastardsohn teilweise auf wochenlange Reisen ging und nur gelegentlich wiederkehrte.
Mittlerweile ist Margot eine ängstliche, verzweifelte Frau, die zwar ein tapferes Gesicht trägt, aber oftmals nicht einschlafen kann, wenn ihr Mann nicht an ihrer Seite liegt. Sie war doch einst so glücklich, also was ist schiefgelaufen? Hat sie sich zuviel gewünscht? Hat sie sich nicht genug um ihre Kinder gekümmert? Was konnte sie tun, um ihren eigenen Sohn zu retten? Hätte sie nicht nach einer magischen Lösung forschen sollen? Nach so vielen Jahren? Hätte sie Claire nicht lieber im Haus behalten sollen, anstatt sie in die Magiergilde gehen zu lassen? Nacht für Nacht stellt sie sich diese Fragen und bekommt keine Antwort.
Vielleicht, so flüstert manchmal aber auch die leiseste Stimme, ist sie auch nur unglücklich, weil sie einen Teil ihres Mannes nicht akzeptierte und versuchte, ihn zu verscheuchen, anstatt an sich selbst zu arbeiten. Vielleicht, flüstert diese kleine Stimme, ließ sie mit dem kleinen Jungen auch ihren Mann im Stich.

Zwillingsbruder

D'Yvon Vincens Raphaël Renard LaReine-Bonnefoy, genannt Raphael, 16
Raphael seinerseits behauptete allerdings stets, dass das Leben nur ein Traum sei, durch den man wandeln könne, dass man am besten in den Tag hineinlebe und sich nicht aufregen sollte ... denn davon bekäme man graues Haar. Auch könnten Gouvernanten und Hauslehrer schwören, der Junge sei ein Draufgänger, aufrichtig selbstverliebt und absolut bar jeder Ernsthaftigkeit.
Vollkommen. Gelogen.
Wo seine Eltern zumindest eine Ahnung besaßen, hatten seine Geschwister die bittere Gewissheit. Von kleinauf war er schon mit einer schwachen Gesundheit verflucht und sehr unglücklich darüber. Phasenweise zitterten im die Hände, wenn auf Bäume kletterte, fürchtete er Krämpfe beim Schwimmen, war anfällig für Kinderkrankheiten und Grippen, war häufig mit Schmerzen geschlagen und konnte oft von Fieber geschüttelt sein Bett nicht verlassen. Also hatte es sich Raphael in den Kopf gesetzt, dem Leben den Stinkefinger zu zeigen und jeden Tag mit einem trotzigen "Du kriegst mich nicht klein! Jetzt erst recht!" zu beginnen. Manchmal klappte es, manchmal täuschte er sich sogar selbst. Aber seine beiden Geschwister durchschauten ihn stets und sofort. Auch wenn man ihm seinen Trotz und seine Dickköpfigkeit hoch anrechnen sollte, so war er doch so manches Mal am Rande der Verzweiflung. Er sehnte sich danach, mit seinem Bruder die weite Welt zu erkunden, träumte davon, mit seiner Schwester zusammen die Magierakademie zu besuchen, aber das alles war ihm nicht vergönnt ... und er wusste es. Er hatte es immer gewusst und lebte jeden Tag, als hätte er ihn lediglich geborgt. Man muss ihm zugute halten, dass er jeden Tag genoss und jeden Tag lebte, nein, brannte. Er brannte heiß und kurz, hell wie das Feuer der Sonne und erlosch schneller, als es so manchem lieb war. Seit einem Jahr nach einem besonders hässlichen Anfall liegt er regungslos im Koma, kann nur noch mithilfe einer Maschine atmen und ist im Allgemeinen ein Rätsel für die Ärzte. Er schläft die Tage und Wochen dahin, und doch ist er im Auge des Sturms. Er ist der Grund für das Leid des Vaters, ein Teil des Unglücks der Mutter, den Tränen seiner Schwester und den ohnmächtigen Zorn seines Halbbruders. Doch lediglich Claire hat gelernt, ihn nicht als Schwäche, sondern auch als Stärke anzusehen. Vermutlich würde er dies sehr schätzen, wäre er sich dessen bewusst.


Halbbruder

Tristan Valoux, "Le Bâtard", 20
Von seinem Vater geduldet, von seiner Stiefmutter verachtet, von seinen Geschwistern heiß und innig geliebt - so richtig wusste Tristan nie, wo er hingehörte und wo er Wurzeln schlagen konnte. Also nahm er sich die Worte eines weisen Mannes zu Herzen "Sei wie Wasser, mein Freund". Und Tristan wurde Wasser, fand Wege, die niemand sonst fand, ging auf Wanderschaft und erkundete, wandelte sich, wenn er sich wandeln musste und blieb im Kern immer noch er selbst. Schon als kleines Kind unternahm er oftmals lange Spaziergänge und kam oft sehr spät nach Hause, lernte auf die harte Tour das Überleben in der Wildnis und ging auch später auf lange Ausflüge in andere Städte, wo er sich ein sehr weltliches und offenes Weltbild aneignete. Doch die Behandlung der Stiefmutter und die Untätigkeit des Vaters hinterließen Spuren in dem jungen Burschen, der zumindest im verbalen Umgang den Zynismus als Schwert und den Sarkasmus als Schild nutzte.
Claire und Raphael sahen allerdings zu ihrem großen Bruder auf und idealisierten ihn, fragten ihn über Dinge aus, die sie niemand anderen fragen konnten und neckten ihn immer wieder, dass seine Eigenart, trocken und tonlos zu spötteln nicht über seinen Kern hinwegtäuschen könne, auch wenn er diesen noch so verzweifelt zu verstecken suchte: In Tristan befindet sich eine empfindsame, sanfte Künstlerseele, auch wenn er sich mittlerweile hauptsächlich zum Überlebenskünstler gemausert hat.
Wie auch der Vater ist Tristan Herr seiner Geheimnisse; viele Dinge, die er auf seinen Reisen gelernt hat, verschweigt er hartnäckig und die Tatsache, dass er eine besondere Faszination für Drachen aufbringt, lässt viele Spekulationen zu.
Man könnte ihn als erziehendes Geschwisterkind natürlich für einige Unzulänglichkeiten in der Allgemeinbildung Claires beschuldigen, aber der Bursche ist ernsthaft traumatisiert, nachdem er dem Mädchen einige "Frauenprobleme" näher erläutern musste.
Seitdem Raphael sich im komatösen Zustand befindet, ist allerdings auch der so resistente und flexible Tristan langsam am Ende. In hilfloser Wut drischt er arme Sandsäcke zu Klump und weißt nicht recht, wohin mit dieser überflüssigen Energie. Er ist mittlerweile ein rastloses und ruheloses Nervenbündel geworden und wird wohl noch eine Weile brauchen, um sich zu beruhigen. Mit Raphaels Bewusstsein ist auch ein Stützpfeiler in Tristans Leben erloschen und er reagiert darauf, indem er sich erst einmal isoliert und versucht, seinen eigenen Weg zu finden.


Freunde: Abgesehen von ihrer Familie sowie ihrem geliebten Stinktier Fromage besitzt Claire keine Freunde.

Feinde: Wo kein Kontakt, da auch keine Feinde.


Geschichte


Vor zwanzig Jahren lernte Margot ihren zukünftigen Ehegatten auf einem Empfang kennen. Der Abend damals war für sie einfach zauberhaft: Sie selbst war in einem Twist des Schicksals in ihrer Eigenschaft als Gildenmagierin mit einer Aufgabe betraut, die es ihr allerdings ermöglichte, an diesem Empfang mit Abendkleid- und Smokingpflicht teilzunehmen. Die Musik war wunderschön, sie war geblendet vom Licht der Kerzen, der Marmorboden spiegelte, die Tanzfläche war schwungvoll. In jenem magischen Ambiente schien es ihr, als würde sich die Menge teilen und den Blick auf jenen jungen Mann freigeben: schneidig, charmant, eloquent und erhaben. Er stand dort wie ein Fels in der Brandung, lächelte galant, rückte seine Brille zurecht und wies ein Tanzangebot nach dem anderen höflich aber bestimmt ab. Sie war auf der Stelle hoffnungslos verliebt.
Und sie merkte, dass sie in ihrer Faszination nicht allein war, dass sie sich freilich den begehrtesten Junggesellen auf der ganzen Veranstaltung ausgesucht hatte, der natürlich heiß umworben wurde. Ein Blick auf die Konkurrenz ließ ihr allerdings das Herz in die Hose rutschen. Sie konnte weder besonders gut singen noch tanzen und fühlte sich in ihrem Kleid von der Stange, den geliehenen Schuhen, ihrem billigen Lippenstift, dem aufdringlichen Parfüm und der zu großzügig aufgetragenen Wimperntusche auf einmal fürchterlich schäbig. Um ihn herum war allerdings eine wasserstoffblonde vollbusige Schönheit neben der anderen, und alle hatten nicht nur zwei Visagisten, acht Friseure (mindestens!) und unzählige Schneider beschäftigt, sondern schienen auch alle mit besonders femininen Talenten gesegnet, willens und in der Lage, ein braves Frauchen zu sein. Was konnte sie gegen diese geballte Ladung demütigen und unterwürfigen Glitter schon ausrichten? Und zu welchem Zeitpunkt hatte sich dieser Empfang in ein Schlachtfeld um einen armen Junggesellen entwickelt?
Margot fasste sich also ans Herz und wagte einen überaus dreisten Schritt: Sie schritt direkt auf den umworbenen Mann zu und ließ ihren natürlichen Charme in Form einer einfachen Ansage spielen: "Mein Name ist Margot Bouchard und ICH werde Sie retten. Ich bin Magierin der Gilde Lamia Scale, kompetent, absolut willens und fähig, Probleme mit meinen einzigartigen Fähigkeiten zu lösen. Wenn Sie jetzt mit mir tanzen, werde ich Sie von nun an beschützen." Sie deutete mit einer Kopfbewegung in Richtung einer besonders aufdringlichen Dame im feuermelderroten Kleid, deren Brüste fast aus dem Ausschnitt quollen. "Auch vor der da."
Damit begann eine Geschichte, die mit jenen wundervollen Worten angefangen werden kann:

Es war einmal ...
Ein junges Ehepaar, welches auf einem märchenhaften Schloss in einem tiefen, tiefen Wald lebte. Der Mann hatte außerdem noch einen kleinen Sohn, was seine derzeitige Ehefrau zu seiner Stiefmutter machte. Sie lebten glücklich und zufrieden.
Nein, nicht wirklich. Aber Margot wollte dies gerne nach ihrer Hochzeit mit ihrem Herzbuben glauben, der sich als ein charmanter Mann mit übermäßig langen Namen herausgestellt hatte. Jean-Pierre LaReine-Bonnefoy war einer der Angehörigen eines alten Adelsgeschlechts, welches seine Linie neunhundert Jahre zurückverfolgen konnte - und eines der ältesten Ziele der Familie lag darin, mindestens tausend Jahre fortzubestehen. Falls man dies nicht tat, würde irgendein alter Zigeunerfluch in Kraft treten, der so schrecklich war, dass niemand mehr genau wusste, wie genau die Folgen aussehen würden. Obschon Adel in diesen Landen schon lange keinen wirklichen Effekt auf die Regierungsgeschäfte hatte, so kam der Name doch mit Prestige, Ansehen und natürlich Aha-Erlebnissen und Déjà-vus, sobald es an die lokale Geschichte ging. Und um dieses Prestige, welches bei etwaigen Geschäften mit der oberen Kruste der Gesellschaft natürlich zumindest ein wenig weiterhalf, zu erhalten, mussten die alten Traditionen hochgehalten werden ... und das wiederum war der Anfang aller Schwierigkeiten. Nicht nur, dass sie als Dame des Hauses den Stiefsohn, Tristan, bilingual aufzuziehen hatte, nein, sie musste auch mindestens fünf Sprachen fließend sprechen, von denen sie vorher noch nicht einmal gehört hatte, von den endlosen Erziehungs-, Ankleide- und Etikettesessions mal ganz abgesehen. Sie sah das stille Kind und wollte es gernhaben. Sie wollte wirklich, aber sie konnte nicht. Zu schwer lasteten die Fragen nach der Herkunft und natürlich nach der Mutter auf ihrem gewissen und belasteten die junge Ehe, die doch so schwungvoll und vergnügt angefangen hatte. Also tat sie ihre Pflicht mit dem Jungen, sprach mit ihm, wenn sie sprechen musste, aber es bereitete ihr kein Vergnügen. Auch war sie zu sehr damit beschäftigt, die Fragen um den Jungen zu verdrängen und das junge Eheglück zu genießen. Aber vorbelastete Beziehungen halten trotz anfänglicher Energie nicht lange vor, insbesondere wenn sich dann Großmütter einschalten.
Es fing allein schon damit an, dass Margot nach der Geburt ihrer beiden Zwillinge noch auf dem Wochenbett von der Großmutter, von ihr auch liebevoll "Madame Etiquette" oder in Gedanken "Die alte Hexe" genannt, urplötzlich und ohne Vorwarnung der Mutterpflichten entbunden wurde. "Zu jung", sagte die blöde Vettel. "Du hast schon beim Bastard versagt, also werden wir bei den Zwillingen dafür sorgen, dass keine Fehler gemacht werden." Sie flehte, weinte, beschwerte sich, schimpfte, tobte, schrie, doch es half nichts. Die Großmutter blieb unbeweglich. Also wandte sich Margot an ihren Mann und war entsetzt, diesen hilf- und verständnislos vorzufinden. Er brabbelte irgend etwas von "Aber du siehst sie doch jeden Tag, dir wird doch nur Arbeit abgenommen", aber er gab ihr keine Rückendeckung. Frechheit!
Und deswegen, geneigter Leser, wuchsen die Protagonistin und ihr Bruder zunächst mit minimaler elterlicher Zuwendung auf.
Die (rigorose) Erziehung der Großmutter hielt nicht lange vor, da sie sehr zur Trauer des Vaters und zur Freude der Mutter verstarb, ehe die Zwillinge das dritte Lebensjahr erreichten. Hinsichtlich der Erziehung war es allerdings in dieser Zeit nicht der Vater gewesen, der Abends vollkommen übermüdet noch einmal nach seinen Kindern sah und ihnen ab und ein wenig mit ihnen spielte, bevor er sich zurückzog, den Ton angab. Auch die Großmutter, die in erster Linie für Überleben, Leben, Luxus und Spielzeug sorgte, war nicht der entscheidende Faktor. Es war auch nicht die Mutter, die ihre Kinder in den gemeinsamen Stunden mit Liebe geradezu erdrückte, aber den Stiefsohn vollkommen links liegen ließ, welche die Entwicklung maßgeblich beeinflusste. Es war letztendlich der vier Jahre ältere Halbbruder der beiden, der mit ihnen das Gehen übte und die komische Pittiplatsch- und Zeichensprache verstand, welche sie untereinander benutzten. Er war es, der sie an die Hand nahm und tatsächlich mit ihnen spielte und er war es, der tatsächlich Spaß an ihrer Gesellschaft hatte, ohne verzweifelt, aufgezwungen oder aufdringlich zu wirken. Das änderte sich nach dem Tod der Großmutter auch nicht großartig, denn mittlerweile hatte sich die Mutter in Hobbies und das Upper-Class-Partyleben geflüchtet und ließ sich mittlerweile zwar regelmäßig, aber nicht mehr so häufig im Kinderzimmer sehen, wie sie es wohl ursprünglich vorgehabt hatte.

"Hände. Hän-de. Zwei Silben, die erste langgezogen, die zweite kurz." Vater Pierre hatte beide Handschuhe abgezogen und seine fünfjährige Tochter auf dem Schoß, als er ihr eines Abends erklärte, warum sie lange Ärmel trug und warum bei den Mahlzeiten für gewöhnlich keine Gäste anwesend waren. Claire empfand seine Stimme als sehr angenehm, und auch wenn dieser Mann ein wandelndes Mysterium war, so hatte sie ihn niemals als den fernen, unbeteiligten Vater gesehen, als den Tristan ihn empfand. Es waren Momente, in denen er schwach lächelte und ihr übers Haar strich, oder Momente wie dieser, in denen er alberne Dinge, die für ihn so furchtbar wichtig waren, erklärte. Er schaute ihr direkt über die Schulter und hielt seine Hände mit der Handfläche nach unten, sodass sein Töchterchen sie genau begutachten konnte. Die Finger waren lang und feingliedrig, die Nägel waren ordentlich geschnitten, allerdings fühlten sich die Hände etwas rau an, als sie darüberstrich. Im Vergleich dazu wirkten ihre eigenen Hände klein und wurstig, auch hatte sie in letzter Zeit ihre Fingernägel abgeknabbert. Die Begutachtung ließ der Vater geduldig über sich ergehen und fuhr erst fort, als er sicher war, die Aufmerksamkeit Claires zu genießen.
"Hände sind überlebensnotwendig. Für welche Arbeit auch immer, wie brauchen Fingerfertigkeit und die Arbeitskraft der Hände. Wir heben die Feder, das Schwert und den Löffel mit den Händen. Sogar die Magie deiner Mutter soll angeblich von der Fingerfertigkeit abhängen. Ohne Hände keine Arbeit. Ohne Arbeit kein Leben. Ergo ohne Hände kein Leben. Man kann zwar ohne Hände überleben, aber es ist ein erbärmliches Leben, in welchem man auf andere angewiesen ist. Wir sind aber nicht erbärmlich, wir sind stolz. Darum bedecken wir unsere wertvollen Hände vor den Blicken anderer und schützen sie um jeden Preis. Unsere Ahnen haben seit jeher eher den Tod gewählt, denn als Krüppel zu enden."
Claire dachte kurz über diese seltsame Angewohnheit nach, konnte aber nicht so recht verstehen, warum man diese Sache so fürchterlich ernst nahm. Es war wohl mal wieder so eine Traditionssache. Langweilig, aber der Vater war so versessen darauf, dass sie ihm nicht erzählen wollte, wie seltsam sie das alles fand. Wenn sie allerdings seine Worte auf ihr Leben ummünzte, so kam ihr plötzlich eine Frage, die herauspurzelte, ehe sie es verhindern konnte, so sehr ängstigte sie diese.
"Mama sagt, Raphael hat ein schwaches Herz und er ist ständig krank. Ist er darum nicht auch ein Krüppel?" Drückendes Schweigen war zunächst die Antwort, während sie den Mann hinter sich tief aufseufzen hörte. Sodann nahm er in Seelenruhe seine weißen Handschuhe wieder auf und zog diese sorgfältig über seine Hände, zog sie noch einmal zurecht und strich sodann die Ärmel des Töchterchens glatt, auf dass sogar die Fingerspitzen unter den langen Ärmeln verschwanden. Es dauerte noch weitere verlangsamte Herzschläge, ehe er im Brustton der Überzeugung antwortete.
"Mädchen, Raphael ist doch kein Krüppel. Hast du denn nicht zugehört? Er hat doch noch beide Hände."

Zwei Jahre später, im Schweigen der Nacht unter sternenklarem Himmel, wurde die Harmonie der nächtlichen Finsternis durch ein gewaltiges Röhren jäh unterbrochen, welches sich im Nachhinein als kolossaler Rülpser entpuppte.
"Das ist ja SO widerlich!" Claire lag rücklings im Gras und hatte eigentlich nur mit ihren beiden Brüdern die Sterne beobachten wollen, aber einer von beiden musste sich ja unbedingt wie ein Wildschwein aufführen. Sie rümpfte die Nase und verschränkte pikiert die Arme, während sie inständig für ihren älteren Bruder hoffte, dass er sich gerade ordentlich schämte. Aber so, wie sie ihn kannte, grinste er gerade nur entschuldigend.
"Die Szene kenn' ich.", stellte Raphael trocken fest. "Außerdem: Mädchen rülpsen auch."
"Echt? Ach so ..." Monsieur Wildschwein war anscheinend ernsthaft erstaunt. Das war das Stichwort für einen Themawechsel. Wenn sie jetzt anfing zu schmollen, wie es ihr eigentlich zustand, würde sich ihre beiden herzallerliebsten Brüder nicht mehr von dem Humor des schlechten Benehmens lösen können. Dies war auch der Moment, indem ihr eine neue Konstellation ins Auge sprang.
"Beim Milchstraßenarm sieht das aus wie ein Kaninchen!", sie schien ihre Begeisterung nur mühsam unterdrücken zu können, während sie auf das Sternenzelt deutete. Nicht, dass es den beiden Jungen, die ebenfalls im Gras lagen, irgendwie geholfen hätte, die von ihr entdeckte Konstellation zu finden oder gar nachzuvollziehen, aber es ist ja bekanntlich der Gedanke, der zählt.
"Irgend etwas stimmt mit Kaninchen nicht. Diese wackelnden Nasen und die langen Löffel ... und was es das eigentlich mit den Möhren?"
"Kaninchen sind niedlich. Und sie stehen in den Sternen." Claire bestand zumindest darauf. Was von fluffigen Wolken umgeben war und glitzerte konnte nicht schlecht sein, oder?
"Spannenlanger Hansel"
"Nudeldicke Dirn"
"Geh'n wir in den Garten"
"schütteln wir die Birn"
"... ich weiß nicht mehr weiter."
"Ich habe gehört, dass mit jedem Wunsch ein neuer Stern geboren wird, und dass sich die Wünsche erfüllen, wenn sie fallen." Tristans Stimme, ungeachtet des Blödsinns, den seine Geschwister dort verzapften, schien sphärisch, als wäre er weit entfernt, sowohl im Körper als auch im Geiste. Mit dieser träumerischen Feststellung gewann er eine Intensität, der die anderen beiden Kinder auf der Stelle mitriss, die Stimmung von einem Moment auf den anderen kippte, während jeder einzelne von ihnen über Sehnsucht in den Sternen nachdachte.
"Ich habe einen großen Wunsch.", sagte Raphael ernst, ohne seinen Blick vom Himmelszelt abzuwenden. "Ich möchte stark werden."
"Na, sowas habe ich ja noch NIE gehört.", lautete der sarkastische, trockene Kommentar des älteren Jungen, doch Claire ihrerseits war sehr besorgt, nahm ihn durchaus ernst.
"Bist du das nicht bereits?"
"Nein. Sonst wäre ich ja nicht so oft krank."

Der Junge hatte einen frommen Wunsch, doch er sollte nicht erfüllt werden. Claire wuchs mit ihm auf, entwickelte mit ihm zusammen im Laufe der Zeit sogar eine Geheimsprache, die aus Gesten bestand und häufig ein Geben und Nehmen symbolisierte. Es hätte eine wirklich sorglose Kindheit sein können, vollgestopft mit Unterrichtsstunden und den Wundern gefüllter Kleiderschränke, voller Märchengestalten und Froschprinzen. Aber es hing stets ein Schatten über der scheinbaren Idylle: Immer öfter wurde der Zwillingsbruder von Krankheiten, sei es eine einfache Erkältung, die ausuferte, oder ausgewachsenen Anfällen heimgesucht. Der Halbbruder seinerseits ging immer häufiger auf Wanderschaft und kam mit den abenteuerlichsten Geschichten zurück, doch letztendlich entfernte er sich. Als Claire jedoch das vierzehnte Lebensjahr erreichte, konnte sie nicht nur sehen, sondern fühlen, dass jede Bewegung, jeder Atemzug, jeder neue Tag ihrem Zwillingsbruder große Schmerzen bereitete. Es gab nichts, was sie tun konnte. Sie hätte auf das Schicksal fluchen, Ärzte beschimpfen und sich die Haare ausreißen können, sie konnte nichts daran ändern. Es war einfach so. Sie wusste nicht, wie es geschah, aber aus ihrer beider Leid entdeckte sie eine neue Seite an sich, entdeckte eine Art von Stärke, die sie vorher nie gesehen hatte, die sie weder von ihrer traurigen Mutter, noch von ihrem anpassungsfähigen Halbbruder oder von ihrem gequälten Vater kannte. Es war ihre, ganz allein, und sie schaffte es, in jenen letzten Monaten, bevor Raphael endgültig das Bewusstsein verlor, jene Stärke zu teilen.



Sie weiß nicht, ob dieses Koma künstlich herbeigeführt wurde oder ob der Körper ihres Bruders einfach aufgab, aber sie wusste, dass sie hinter den geschützten Mauern ihres Zuhauses nicht mehr bleiben konnte. Sie sieht den Schmerz ihres Vaters und wie er vor ihm zu fliehen versucht, sie sieht die Trauer ihrer Mutter und die Rastlosigkeit ihres Halbbruders, die wiederum ihn zur ziellosen Flucht bewegt. Sie erfasste instinktiv, dass sie die Verhältnisse ändern musste, wenn sie sich je weiterkommen wollte - und das bedeutete, alles Gute mitzunehmen und einen anderen Weg zu gehen. Ihre mageren magischen Fähigkeiten sollten ihr hierbei zugute kommen. Wenn man der Mutter auch nur annähernd Glauben schenken konnte, so war sie einst eine glückliche Frau. Darum ging sie den Weg in die Magiergilde - den Weg ihrer Mutter.
Es wurde Zeit, zu sehen, was die Welt da draußen zu bieten hatte.


Schreibprobe

Fromage sah sie aus dunklen Knopfaugen an, blinzelte kurz und grummelte dann leise. Anscheinend wollte er ihr wohl auf Stinktiersprache sagen, dass sie wohl spinnen musste, ihn um diese Uhrzeit bereits zu wecken. Doch damit nicht genug - schwungvoll und gut gelaunt riss Claire den ersten Vorhang beiseite und öffnete das Fenster, um einen tiefen Atemzug voll Frühlingsluft zu nehmen.
"Aufstehen! Die Sonne lacht!" Das Stinktier knurrte und schob beide Pfötchen über die Augen, um die wundervolle Dunkelheit, die Schlaf verhieß, weiter aufrecht zu erhalten. Doch es nützte alles nichts. Schon schob diese Göre den zweiten Vorhang beiseite und öffnete das zweite Fenster - sperrangelweit!
"Wir haben heute viel zu tun, du und ich!" Und dabei strahlte das Kind. Unglaublich. Doch dann ging es noch weiter, die junge Dame öffnete den dritten und letzten Vorhang, klappte das letzte Fenster auf und sorgte dafür, dass selbst der letzte Winkel mit frischer Luft versorgt wurde. Wäre Fromage kein Stinktier und damit zum erbrechen fähig, er hätte kotzen können.
"Heute ist der eeeheeersteeee Taaahaaaag!" Nicht weniger als zwei Pirouetten und einen Sidestep brauchte es, ehe Claire in bester Disney-Prinzessin-Manier den Kühlschrank erreicht und geöffnet hatte. Nun musste sie nur noch eine Konversation mit ihm anfangen.
"Ich hab noch niiiieeee zuvor Frühstück gemacht! Was meinst, du, Eier Benedikt? Oder doch lieber Rührei mit Dill? Kann ja nicht so schwer sein ..." Und damit lud sich das Mädchen den halben Inhalt des Kühlschranks auf und machte sich auf den Weg in die Küche, um dort die Hölle loszulassen. Fromage vergrub das Köpfchen in sein Schlafkissen. Der Tag war ja sowas von gelaufen.