An einer belebten Straßenecke findet man Kitty Kia's Café. Früher einmal war dies nur ein kleiner Laden gewesen, den man leicht übersehen konnte. Dank den Bemühungen der namensgebenden Besitzerin und einer guten Geschäftsidee, wuchs das kleine Café über die Jahre jedoch immer weiter an. Erst wurden zusätzliche Räumlichkeiten dazugemietet, dann der zweite Stock, bis schließlich das ganze Haus unter dem Maskottchen, einer schwarzen Katze, stand. Trotz der Versessenheit auf Drachen in dieser Stadt, mögen die Leute doch eines immer wieder: Catgirls. Das Café ähnelt in diesem Sinne quasi einem großen Katzenhaus, welches seinen Besuchern einfach eine besondere Erfahrung schenken will. Angefangen bei Tischen und Stühlen, die teilweise die Form einer Katzenpfote haben, zu der Menükarte, auf der sich sämtliche Namen berühmter Katzen finden, zu der Form von Machen Kuchen in Form süßer Mäuse, bis zu den selbstverständlichen Kellnerinnen, die nur verkleidet als Neko den Umkleideraum verlassen.

Eine von ihnen ist auch Nia. Am heutigen Tag hatte das Mädchen wieder mal eine Schicht im so beliebten Katzenhaus von Oshibana Town begonnen, um sich ein paar Jewel extra zu verdienen. Wie es mit dem zukünftigen Gildeneinkommen aussah, konnte sie schließlich nicht sagen. Sie war noch eine Anfängerin und außerdem noch auf der Suche nach der ersten Quest. So einfach, wie sie sich das Gildenleben vorgestellt hatte, war es nämlich nicht. Demzufolge war es also nicht verkehrt sich etwas dazu zu verdienen, vor allem weil sie ja auch ihre Wohnung bezahlen musste. Dieses mal durfte die Braunhaarige also im weißen Nekokostüm ihre Runden um die Tische machen. Es war sowas wie eine besondere Auszeichnung diese Farbe zu tragen. Eine Belohnung an Mitarbeiter für ihre gute Arbeit. Nia hatte in letzter Zeit vorwiegend bei der männlichen Kundschaft gute Ergebnisse erzielt, was sich auch im Trinkgeld wiederspiegelte. Leider unterschied sich diese neue Aufmachung aber nur in der Farbe. Noch immer bestand das Outfit nämlich aus einem Satz Katzenohren, dem dazugehörigen Schweif und dem Grundgerüst des ganzen: einem umgeänderten Maidkostüm, das zwar längere Ärmel besaß, gleichzeitig aber auch einen kurzen, unteren Saum. Der Rock schaffte es nicht einmal über das Gildenemblem der Magierin. Einerseits etwas gutes, da es so nicht verdeckt wurde, andererseits musste sie dadurch höllisch aufpassen, wenn sie nicht jedem dahergelaufenen Kunden ihre Unterwäsche zeigen wollte. Abseits dieses Nervenkitzels war die Bezahlung jedoch sehr gut, Lady Kia eine verständnisvolle und nette Person und der Weg zum Laden innerhalb weniger Minuten überwunden. Perfekte äußere Umstände also, weswegen sie über die gewagte Kleidung mehr als hinwegsehen konnte. Zudem gab es hin und wieder echt interessante Bekanntschaften mit den verschiedensten Kunden. Nia fragte sich grad wem sie wohl heute begegnen würde.

Ohne ein Ziel streifte Tascha durch die Einkaufsstraßen Oshibana Towns, sie musste nichts einkaufen, hatte aber auch nichts in der Gilde zu tun. Derzeit herrschte wohl Flaute, kaum Quests hatte die Gilde in den letzten Tagen erreicht, weswegen viele der Magier sich regelrecht um die paar Jobs prügelten, die es gab. An diesem Chaos wollte sich die Eisalchemistin nicht beteiligen, weswegen sie lieber ihre Freizeit in der Stadt verbrachte und sich von den süßen, deftigen oder scharfen Gerüchen verschiedenster Restaurants, Geschäfte oder kleiner Buden verführen ließ. Als die junge Magierin um eine Ecke bog fand sie sich vor einem Gebäude wieder, das sie noch nie betreten hatte, wahrscheinlich, weil die Fassade in deutlicher Sprache sagte Katze. War wohl eine Tierhandlung. Dass dem nicht so war, hatte die Magierin die ganze Zeit, die sie schon in Oshibana lebte, nicht mitbekommen, sie hatte eben nicht darauf geachtet, was über der Tür stand. Erst heute in ihrer Langeweile, sie wusste eben nichts anderes mit sich anzufangen, bemerkte sie die Schrift über dem Portal, es war ein Café. 'Café bedeutet Kaffee und Tee, aber auch Kakao, sowie andere Milchgetränke. Das passt am besten Gebäck, was bedeutet, total mein Laden.' Warum eigentlich nicht? Tascha sah keinen Grund, den Laden nicht einmal zu testen, wenn er gut war, würde sie wieder kommen und wenn nicht, nun, da entschied sie, sobald sei einen Laden fand, dessen Essen nicht gut war. Langsam näherte sich die Magierin der Tür und schob sie langsam auf. Ein charakteristisches Klingeln, einer kleinen Türglocke, erscholl und kündigte einen weiteren Gast an.
Neugierig blickte sich die Eisalchemistin um und suchte sich einen Tisch in einem Separée aus, dessen Oberfläche, genau wie die Bezüge der Sitzbank auch über und über mit Katzenpfoten verziert waren. Als sich die Magierin hinsetzte sank sie ein wenig in dem sehr weichen Polster en und musste sich neu ausrichten, bevor eine Kellnerin kommen konnte. Auf dem Tisch lagen ein paar Speisekarten, die in der Form von Katzenpfoten designt waren. Jedes Glied der Tatze stellte ein Registerblatt dar, eine Tatze für Getränke, eine für Gebäck und eine für Spezialitäten und Desserts. Mit einer Hand klappte sie die Karte auf und überflog ihren Inhalt, eigentlich eine ganz normale Karte, wenn man davon absah, dass ungefähr die Hälfte der Gerichte einen Namen besaß, der an Katzen angelehnt war, aber wenn das Café eben ein Thema hatte, würde Tascha sich nicht beschweren. Die „Wahl“ war auch schnell getroffen, nun musste nur eine der Bedienungen kommen.