Als das kleine weißhaarige Gör zum ersten Mal den Mund öffnete, beschloss Valerie spontan, sie nicht leiden zu können. Eine kleine Sensation, denn schließlich gab es so gut wie keinerlei Leute, die es vermochten, der Sakai in irgendeiner Weise wirklich unangenehm zu werden. Nun, diese schien in jedem Fall eine gewaltige Ausnahme zu bilden, denn mit ihrer maßlosen Unfreundlichkeit hatte sie sich einen deutlichen Minuspunkt bei der Finsternismagierin eingehandelt. Valerie mochte es, Menschen glücklich zu machen. Sie sah es als eine Art der Erfüllung, wenn sie wusste, dass Personen durch ihre Reaktionen erfreut waren. Vermutlich war genau das einer der Gründe, warum sie die Unfreundlichkeit ihrer Gegenüber beim besten Willen nicht nachvollziehen konnte und dementsprechend reagierte. Mit einem empörten Schnauben wandte sie sich ab und beschloss, die Weißhaarige mit purer Ignoranz zu strafen. Allerdings gelang es ihr nicht, dieses Vorhaben lange genug in die Tat umzusetzen, denn kurz darauf schien die Rotäugige das Bedürfnis zu fühlen, noch einen auf ihre Unhöflichkeit drauf zusetzen. Ohne Valeries Zorn auch nur zu bemerken, bezeichnete dieses unverschämte Gör ihre Nika-chan doch tatsächlich als eine alte Frau von Mitte dreißig. Wie konnte sie es nur wagen? Auch wenn es Sinikka nicht allzu sehr zu stören schien, spürte Valerie, wie erneut Zorn in ihr aufwallte. "Du bist bemerkenswert unhöflich, ist dir das schon einmal aufgefallen?", fauchte sie wutentbrannt und drehte sich mit einem finsteren Zischen um. Sie musste sich beruhigen, wollte nicht ein weiteres Mal vor Sinikka die Kontrolle verlieren. Diese jedoch schien die Situation vollkommen im Griff zu haben und antwortete dem Rotzlöffel ganz ruhig und entspannt. Wie konnte sie so gelassen bleiben, wo sie doch gerade beinahe beleidigt worden war? Nun, die Sakai hatte keinerlei Zeit sich näher darüber Gedanken zu machen, denn kurz darauf wurde von der Fremden verkündet, eine Magierin der Gilde Fairy Tail zu sein. Jedenfalls entnahm sie das den Erzählungen der Magierin. "Ihr beide seid Magier von Fairy Tail?" Es gelang ihr nicht, die Überraschung aus ihrer Stimme zu verbannen, als sie die wenigen Worte sprach. Wie konnte es sein, dass eine angesehene Gilde derart zerstörerische und unhöfliche Mitglieder aufnahm? Es war einer dieser häufigen Momente, in denen Valerie froh war, eine Lamia zu sein. Dort ging es in jedem Fall mit Ordnung zu und man konnte sich sicher sein nicht im nächsten Moment von einer Horde Durchgedrehter überrascht zu werden. Nun, ihre Erziehung gebot es ihr trotzdem, sich angemessen vorzustellen. "Meine Name ist Valerie. Valerie Sakai. Und wir sind Magier von Lamia Scale.",verkündete sie nicht ohne Stolz, ehe sie ihren Platz an Sinikkas Seite einnahm.

Kurzzeitig musste sie damit ringen, nicht baff auszusehen, als die mit den großen Brüsten ihr offenbarte, dass sie siebzehn Jahre alt war. Nun, sie wusste auch nicht einmal, was creepy bedeutete, scheinbar brachte man den Magiern von Lamia Scale wirklich nichts bei. Was für seltsame Gestalten waren dies hier eigentlich? Unhöflich wie sonst was, fragte sie auch noch alle anwesenden Personen danach, ob sie etwas zu trinken wollten und missachtete dabei Freya vollkommen. Gings noch? „Ja, danke, ich bin auch hier, möchte aber nichts...“ Wie konnte man so unhöflich sein? Genau das fragte sich auch Valerie, allerdings nicht wegen Sinikka, sondern wegen Freya, die scheinbar dem kleinen Mädchen irgendwie auf die Füße getreten war. Freya war unhöflich? Aber wieso? Sie hatte in all der Zeit nichts falsches getan. Ok, die Mauer einzuschlagen zeugte vielleicht nicht unbedingt von guter Erziehung, aber diese hatte sie erstens auch nie genossen und zweitens: die alte Schrulle vom Empfang hatte sie ja quasi dazu getrieben ihre heißen Quellen zu zerlegen! „Nun, nein, finde ich nicht. Du bist aber ziemlich unhöflich, wenn du mit solchen Behauptungen um dich wirfst.“ Nun, an sich war es ihr egal. Sie wollte zwar Menschen helfen besser zu werden, aber leider sträubten sich manche Exemplare dagegen gewaltig.

Wenn sie schonmal hier war, konnte sie also auch gemütlich die Seele baumeln lassen. So zog sie sich die Schuhe aus und ließ ihre Füße in das warme Wasser gleiten. Was für ein Gefühl es doch jedes Mal war, wenn sie quasi in das flüssige Glück eintauchen konnte. Einfach herrlich! „Ich bin zumindest in der Gilde und da der Typ da scheinbar das Zeichen trägt, ist er es wohl auch, aber scheinbar noch relativ neu.“, antwortete Freya der kleinen Göre, nachdem sie überrascht nachfragte. „Problem damit?“ Es klang nämlich ganz danach. Und Freya hasste es, wenn irgendwelche Püppchen sie verurteilten, nur weil sie es mit einer gestandenen Frau zu tun bekamen und nicht mit einem schüchternen Prinzesschen, wie Valerie scheinbar eines war. „Valeria Sack Ei? Nie gehört. Aber was mich interessiert ist, wieso ist ein scheinbar elfjähriges Mädchen eigentlich in einer Magiergilde? Ist das nicht ein wenig gefährlich?“ Irgendwie machte sie sich ja schon ein wenig Sorgen, schließlich war Freya dort draußen aufgewachsen und wusste, wie die Welt mit kleinen Kindern umsprang. Leider war Freya so geschickt mit Worten, dass sie die Sorge, die sie eigentlich nur ein wenig überspielen wollte, gar nicht erst rüberbrachte, sondern viel mehr einen beleidigenden Satz verfasst hatte. Was für ein wortgewandtes Mädchen.

Sinikka war gerührt wie sehr Valerie sich für sie einsetzte und wie stark sie mitfühlte. Das kleine Mädchen hatte es erstaunlich schnell geschafft erstaunlich viel von Sinikkas Zuneigung zu bekommen. Warum Sinikka so ruhig blieb bei den harten Worten von Freya? Valerie hatte es selbst schon gesagt. Die Worte beleidigten sie nur beinahe und Sinikka lies sich generell nicht so leicht mit Worten reizen. Wie gesagt aber nur nicht leicht, nicht garnicht. So reizt es das große Mädchen durchaus, wenn man Personen die sie mag beleidigt. Und da bewegte sich Freya gerade drauf zu. Die Schmied blickte die Freya an und meinte:" Du bist auch noch da? Du warst nicht nett genug dich bei Valerie zu entschuldigen, deswegen muss ich meine Nettigkeit leider etwas mehr auf Valerie konzentrieren und hab nicht mehr genug um dir etwas zu Trinken anzubieten. Aber zum Glück macht das nichts, da du sowieso nichts möchtest. Dann bleibt guten Gewissens mehr für Valerie und mich." Dann ging es weiter. Valerie sollte unhöflich sein?! "Also ich finde nicht, dass Valerie unhöflich ist. Aber nunja, sowas ist immer persönliche Ansichtssache und ich schätze mal eine empfindliche Person könnte sich wirklich schon leicht angegriffen fühlen von ihren Worten."
Das die Göre und der Junge aus Fairy Tail waren interessierte Sinikka nicht so sehr, deswegen hörte sie bei diesem Teil des Gesprächs einfach uninteressiert zu und schenkte dem angenehmen Wasser mehr Beachtung. Schlagartig interessant wurde es aber wieder, als Valerie sich zu ihr setzte. Durch Valerie besänftigt fügte Sinikka an:" Sinikka Schmied." Sinikka hörte wieder ein bisschen mehr zu und dieses mal wechselte das Thema zu Gefahren und Magiergilden. Und der Verbindung zwischen beidem.
"Gefährlich? Ach, es geht. Solange sie es nicht übertreibt und sich überschätzt ist die Mitgliedschaft in einer Magiergilde nicht viel gefährlicher als das alltägliche, kindliche Spielen. Wenn man durch Wälder rennt, jagt oder sich mit anderen Kindern rauft kann auch schnell mal was passieren. Und irgendwelche Zwielichten Gestalten begegnen einem auch so. Nur ist man als Magier oder Kämpfer wenigstens ein wenig darauf vorbereitet. Natürlich sollte man sich nicht gleich mit ganzen Verbrecherbanden anlegen, aber das ist zum Glück ja auch kein Dauerbestandteil der Aufträge."

Es gab Momente, in denen fragte sich Valerie, wie genau Sinikka so ruhig bleiben konnte. Egal was man ihr an den Kopf warf, aus irgendeinem Grund blieb sie beinahe fast immer freundlich und gelassen. In der Sakai dagegen sah es anders aus. Auch wenn Valerie im Grunde ein wirklich netter und zuvorkommender Mensch war, gab es immer wieder Personen, die sie am Rande ihrer Geduld tanzen ließen. Eine davon war ganz eindeutig das weißhaarige, blutäugige Mädchen vor ihr. Wie bereits bekannt, hatte die Sakai eine große Abneigung, wenn man ihren hübschen Namen mit einer grauenhaften Abkürzung verhunzte, doch ihre Gegenüber brachte diese Abneigung zu einem neuen Maßstab. Wie konnte sie es wagen, ihren Nachnamen derart zu....zu...zu entehren! Valerie Sack Ei?! Was glaubte dieses Gör eigentlich, wen es vor sich zu haben schien? Und dann hatte ausgerechnet sie den Nerv, die Finsternismagierin als elf Jahre einzuschätzen und anschließend auch noch ihre Berufswahl als Magierin anzuzweifeln? Wann hatte das Miststü-...das verzogene Biest eigentlich das letzte Mal in den Spiegel geschaut? Während innerlich ein Sturm in dem Mädchen tobte, bemühte sie sich dennoch, sich nach außen hin nichts anmerken zu lassen. Sie musste sich beherrschen. Ganz ruhig bleiben. Was war noch gleich ihre Devise? Sie wollte die Leute glücklich machen, genau. Sie sollte sich nicht auf ein so überflüssiges Streitgespräch mit einer halbwüchsigen Fairy Tail Magierin einlassen, wo sie es doch besser wusste. Es kostete sie einige Sekunden, bis sich auch ihr Körper von dieser unschlagbaren Argumentation überzeugen ließ und sich ihre Hand, welche sie während ihrer innerlichen Hasstirade wütend zu einer Faust geballt hatte, langsam wieder entspannte. Nun musste sie sich überlegen, wie sie auf die flapsige Art der Weißhaarigen am Besten reagieren würde. Es dauerte nicht lange, da kam ihr eine Idee. Wo dieses Biest doch offensichtlich keine großartige Erziehung genossen hatte, würde sie einen Kampf nur auf ihrem Niveau gewinnen können. Es galt also mit formvollendeteren Maßnahmen zurückzuschlagen. Kurz konzentrierte sich Valerie, dann hatte das übliche, zuckersüße Lächeln wieder einen Platz auf ihrem Gesicht gefunden. "Du musst uns unsere Unhöflichkeit verzeihen, wir sind solch ebenbürtige Gesellschaft wohl einfach nicht gewohnt...", zwitscherte die Magierin süßlich und strich sich mit der rechten Hand eine Strähne aus ihrem Gesicht. "Es ist unsere Schuld, wir haben dir nicht die gebürtige Beachtung geschenkt. Du musst Sinikka und mir verzeihen, es wird nicht wieder vorkommen." Noch während sie die Worte sprach, hatte sie einen Schritt näher in Nikas Richtung gemacht und konnte nun die Körperwärme der Knightmagierin neben sich spüren. "Papa hat mir beigebracht, dass es unhöflich ist, wenn man seine Gegenüber nicht mit ihrem Namen ansprechen kann. Möchtest du uns deinen nicht verraten?" Auf ihren Einwand bezüglich ihrer Berufswahl beschloss die Magierin erst einmal nicht zu reagieren, fiel ihr doch im Augenblick keine passende Antwort dazu ein. Allerdings hatte sie dennoch etwas zu Sinikkas Vortrag zu ergänzen. "Und wenn ich einmal in Gefahr gerate, ist Nika-chan da und hilft mir, nicht wahr?", flötete sie und griff nach dem Arm der Größeren. "Hast du auch jemanden, der dich in solchen Situationen beschützt? Denn für mich siehst du auch nicht all zu stabil aus.", eine unausgesprochene Herausforderung lag in der Stimme des Mädchens. Ein klares Zeichen dafür, dass sie weitere Frechheiten von der Weißhaarigen nicht stillschweigend hinnehmen würde.

Sie beharrten also weiterhin darauf, dass Freya die unhöfliche Dame in dieser Runde war, nachdem sie provoziert wurde, von einer riesigen Dame durch die Gegend getragen wurde und dann auch noch gesagt bekommen hatte, dass sie sie schleunigst entschuldigen sollte? Noch immer wusste sie nicht wofür? Nicht Freya hatte den Spanner zum zuschauen gebracht und sie hatte sich auch nicht selbst als Jungen bezeichnet und somit das Haus zum halben Einstürzen gebracht. Das waren leider alles die anderen! Langsam ging die komische Bande hier ihr tierisch auf die Nerven. Freya war zwar dumm, aber verstand eindeutig, was das kleine Kind versuchte abzuziehen. „Hör mal zu Sack-Ei, ich bin nicht blöd, also kann ich mir hier vorstellen, was du versuchst abzuziehen.“ War sie irgendwie verwandt mit der Empfangsdame? An fehlender Erziehung schlechtem Benehmen mangelte es beiden nicht. „Und im übrigen kann ich auf mich selbst aufpassen. Zum Glück bin ich nicht so hilfsbedürftig wie du.“ Das war alles, was sie zu der kleinen Göre zu sagen hatte. Doch Freya wäre nicht Freya, wenn sie es gelernt hätte ihre Klappe zu halten, also sprach sie einfach weiter, auch wenn es keinen Sinn ergab. „Deine Tante dort wird nicht immer da sein, um dich aus der Scheiße zu retten.“ Mit diesen Worten zog sie die Beine aus dem Wasser, trocknete sie mit irgendwelcher Kleidung die herumlag, zog sich die Schuhe wieder an und schritt in Richtung Ausgang. „Hat mich gefreut Sinikka und Valentin. Vielleicht sieht man sich ja noch einmal wieder.“ Hoffentlich nicht. So ein missratenes Drecksstück, wie diese Valerie hatte sie ja selten gesehen und sie musste es ja wissen, schließlich wuchs sie in den Straßen der größten Stadt Fiores auf.

Am Ausgang wurde Freya noch einmal kräftig zur Kasse gebeten, prügelte sich aber den Weg frei und floh so schnell sie konnte. Was das wieder für einen Anschiss vom Gildenmeister bedeuten würde. Sie hatte gar keine richtige Lust schon jetzt nach Hause zu fahren. Eigentlich war sie für die heißen Quellen extra hergefahren und dennoch versauten ihr mehrere Personen den schönen Tag. Scheiß Lamia Scale...

Es tat gut die süßliche Antwort von Valerie zu hören. Anscheinend war Valerie ebenfalls nichtmehr sonderlich entspannt und sie hatte eine nicht so direkte Art zu beleidigen. Und sie war so niedlich... regte sich aber ganzschön auf. Wer konnte es ihr jedoch verübeln? Freya schaffte es einfach nicht so freundlich rüber zu kommen, wie sie vielleicht sein wollte. Valerie war mittlerweile auch kein Unschuldsengel mehr, aber Sinikka fand nicht, dass man die Provokationen gut als gleich oder ähnlich abtun konnte. Sie gehörte aber auch zu keiner ebenbürtigen Gesellschaft. Also Sinikka. Wollte sie auch nicht unbedingt, egal ob die anderen nun feiner oder grober waren. Sinikka reichte es in ihrer eigenen zu sein. Die war eigentlich recht schön und freundlich waren die Leute ebenfalls. Aber so genau achtete Sinikka sowieso nicht drauf. Sie passte eher auf, dass ihr die Angelegenheit nicht zu nervig wurde und lies sich ablenken durch den Griff um ihrem Arm von Valerie. Das kleine Mädchen versuchte etwas abzuziehen? Sie zog doch garnichts ab. Was war nur mit den Leuten hier los. Schade um den schönen Tag, aber wenigstens hatte er gut angefangen... Wenigstens hatte Sinikka Valerie kennengelernt, dass war zumindest etwas Wasser auf dem heißen Stein. Vielleicht könnte würde daraus noch eine heiße Quelle werden. Wer weiß, wer weiß. Zum Glück war sie nicht so hilfsbedürftig wie Valerie??! Ogott. Geistig schlug sich Sinikka die Hand vor den Kopf und wandte sich von... wandte sich ab. In der Realitääääääääät blickte Sinikka jedoch weiter zu beiden anderen Mädchen und verabschiedete sich von Freya: "Tschüss." Die Weißhaarige entfernte sich und Sinikka blickte Valerie an. Eigentlich war es schade, aber anscheinend war es mit dem entspannen vorbei. Traurig meinte sie:" Es ist schade. Es hat mir sehr gefallen so kurz der entspannte Auffenhalt hier gewährt hat. Ich bin froh dich kennengelernt zu haben und komme sicherlich wann anders gerne auf deine Einladung von vorher zurück." Ein bisschen lächelte sie und streichelte Valerie durch die Haare.

Valerie konnte sich gerade noch zusammenreißen, um sich nicht mit einem wütenden Aufschrei auf das Mädchen zu stürzen. Sie musste ruhig bleiben, ganz ruhig. Vielleicht konnte die kleine Göre gar nichts dafür, dass sie so eine entsetzlich missratene Gestalt war. Genau, vielleicht war sie einfa-...ach wen versuchte sie zu täuschen, diese verdammte Fairy Tail Magierin war einfach das Böse in Person. Sie war die Behinderung eines Tages, der so wundervoll begonnen hatte und die Finsternismagierin war tatsächlich einen Augenblick versucht, dieses Hindernis ganz einfach...aus dem Weg zu räumen. Zum Glück blieb ihr diese Reaktion jedoch erspart, denn kurz darauf schien der weiße Teufel selber zu der Einsicht, hier fehl am Platz zu sein, gekommen zu sein. Einen kurzen Augenblick später und der Störfaktor war in seine Schuhe geschlüpft und anschließend in Richtung Ausgang verschwunden. Ihre überaus freundlichen Worte des Abschiedes ignorierte Valerie gediegen und wandte sich schließlich endlich wieder in Ruhe zu Sinikka um. "Doof, dass es nun so gelaufen ist...", murmelte die Sakai betrübt und blinzelte zu der jungen Frau hoch. "Naja, wenn du dann bei mir zuhause vorbeischaust, dann machen wir das wieder wett, ja? Ich bin mir sicher, wir werden eine Menge Spaß haben!", meinte sie fröhlich und genoss kurz die Hand der Knightmagierin, als diese ihr durch das Haar strich. Dann machte sie einen Schritt nach vorne und schlang kurzerhand die Arme um ihre Nika. Vorsichtig drückte sie sich an ihre neu gewonnene Freundin, ehe sie schließlich von ihr abließ und ihr ein weiteres fröhliches Lächeln schenkte. "Bis bald, Nika-chan!" Dann drehte sie sich um und hopste in Richtung Umkleide davon. Dort angekommen huschte die Fünfzehnjährige rasch unter die Dusche, ehe sie sich abtrocknete und anschließend in ihre Kleidung schlüpfte. Als sie schließlich an der Rezeption vorbeikam, erblickte sie die Empfangsdame und stellte sich friedlich gesinnt an den Tresen. "Danke für den schönen Aufenthalt, ich werde sicher bald wiederkommen.", flötete sie glücklich und ließ anschließend einige Jewel in die silberne Metallschale auf der Anrichte fallen. Die gemurmelten Worte "bitte nicht" hörte sie gar nicht mehr, denn sie war schon fröhlich auf die Ausgangstür zugetrabt. Was für ein schöner und vor allem ereignisreicher Tag. Und seltsamerweise hatte Valerie das gute Gefühl, dass sie ihre Nika-chan bald wiedersehen würde.

Ein Guuuuutschein! Stets etwas knapp bei Kasse zu sein, bedeutete, dass man sich auch reichlich über die kleinen Dinge des Lebens freuen konnte. Die Magierin mit dem eisblauen Haar hätte nicht beschwingter sein können, während sie mit einem goldfarbenen Ticket in ihren Händen in Richtung einer der großen Attraktionen ihrer momentanen Heimatstadt stolzierte. Dabei war sie heut Mittag nur mit ihren letzten paar Jewel einkaufen gegangen und eine freundliche Frau hatte der deprimierten Dragonslayerin angeboten einmal an einer Art Glücksrad zu drehen. Wie der Zufall es wollte, hatte sie mit ihrem Gratiszug doch tatsächlich einen Glückstreffer gelandet und einen der Hauptgewinne abgegriffen. Ein goldener Gutschein, der ihr mehrere Male den freien Eintritt in ein wirklich bekanntes Haus mit einer heißen Quelle in der Stadt beschwert hatte. Die gute Frau, die ihr das Ticket geschenkt hatte, war sehr glücklich über den Gewinn der Magierin gewesen, als das Leuchten in ihren Augen ihre Freude darüber präsentiert hatte. Vor lauter Aufregung hatte sie die Frau mehrfach gedrückt und war nach Hause geeilt um ihre Sachen zu holen…
Sie hatte sich so sehr beeilt wie sie nur konnte und stand nun direkt vor dem Häuschen, das sich unmittelbar vor der Quelle befand. Ihre Eintrittskarte hielt sie ganz fest in den Händen und die Begeisterung war dank einem breiten Grinsen auf ihren Lippen kaum zu übersehen. Am Eingang zeigte sie einem der Herren das kleine, goldene Ticket. Schnell stanzte er ein Loch hinein, vermerkte eine Notiz und wies sie an in den Damenumkleideraum zu gehen. Was er jedoch dann sagte, erschrak Kohana ein wenig. Er erinnerte sie an das Handtuch, da dies ein gemischtes Bad sei. Nur für den Fall, dass es ihr unangenehm war sich nackt zu präsentieren, sagte er. Doch das kam bei ihr schon gar nicht mehr an. G-Gemischt?! Wer hatte sich denn sowas ausgedacht? Sie konnte doch nicht … Vor Männern … Man hatte ja unter dem Handtuch … quasi … gar nichts! Was würde man denn von ihr denken? Auch wenn sie ihren Partner nicht so einschätzte, als würde er irgendetwas dagegen sagen, selbst wenn es ihm unangenehm wäre, würde sie es irgendwie nicht als angemessen empfinden. Und das als so weltfremdes Kind aus den Bergen…
Aber… Aber… Es war gratis! Mit einem Nicken riss sie ihm das Ticket wieder aus der Hand und marschierte stocksteif in die Umkleide. Hier war immerhin noch alles ruhig. Nach einigen Malen tiefen Ein- und Ausatmens hatte sie sich ein wenig beruhigt. Eine gutaussehende Dame mittleren Alters lief an ihr vorbei und klopfte ihr lächelnd auf die Schulter. „Kein Grund zur Panik, Kleines. Das erste Mal ist für jeden etwas unangenehm.“ Es folgte ein Zwinkern und sie ging weg. Sogar an diese völlig fremde Frau hätte sie sich in ihrer Panik gern geklammert, doch sie wusste, dass das irgendwie unpassend wäre … Eine andere Dame lächelte in Kohanas Richtung und sagte: „Beeil dich lieber, sonst frierst du sicher!“ Pah… Als ob der Eisdragonslayer in einem geschlossenen Gebäude frieren konnte. Sie könnte vermutlich nackt durch Hosenka laufen ohne zu frieren! Aber auch das wäre nicht angemessen … Das wusste selbst Kohana. Die langen Zöpfe öffnete sie kurzerhand und atmete noch einmal tief durch, bevor sie sich an die Vorbereitungen machte. Sie lächelte die Dame an, stellte sich unter eine der Duschen und wickelte sich zu guter Letzt das Handtuch um, bevor sie den hübschen Frauen in das Bade folgte…
Erst einmal blickte sich die Magierin um. Die Menschen saßen häufig in kleinen Grüppchen da, unterhielten sich, aber hielten erstaunlich viel Abstand. Es war warm hier und der Dampf hatte die ganze Quelle in dichten Nebel gehüllt. Sie konnte bei den Menschen kaum unterscheiden ob sie nun männlich oder weiblich war. Anscheinend war es weniger schlimm als sie gedacht hatte. Über ihrem Handtuch blitzte das hellblaue Gildenzeichen zwischen den Schultern etwas hindurch, da sie die langen Haare über die Schulter nach vorn geworfen hatte. Also ab ins Wasser… Doch gerade als sie sich dem Becken näherte und einsteigen wollte, gab es ein lautes Geräusch und einige Spritzer schoss nach oben in alle Richtungen. Neugierig, wie sie nun mal war, lief sie daraufhin zu und entdeckte etwas Rötliches im Wasser. Doch kein Blut, oder? Sie beugte sich nach vorn und versuchte in diesen unklaren Sichtverhältnissen zu erkennen. „Alles in Ordnung?“, fragte sie und strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr, die ihr vors Gesicht fiel. Ob die Person sie überhaupt hören konnte? Kohana steckte ihre Nase ständig in Dinge, die sie nichts angingen…

Der unbestreitbare Nachteil daran, Angst vor Wasser und dem Ertrinken zu haben war, dass man nur schwer damit zurechtkam, wenn man auf direkte Art damit konfrontiert wurde. Souta hatte sich graziös wie ein Nilpferd in die heiße Quelle gelegt und war im ersten Moment versucht, um Hilfe zu schreien. Für einen grausamen, langen Augenblick lang zog sich die Luft in seinen Lungen zusammen und sein Magen schien in seinem Inneren zu verfaulen, als die Panik ihm die Kehle zuschnürte und er das Gefühl bekam, als wäre er in einen Ozean gefallen, der ihn mit Haut und Haaren verschlingen wollte. Sein Herzschlag hämmerte gegen seinen Adamsapfel und er wedelte mit den Armen wie ein Ertrinkender das eben so tat, doch alles legte sich, als seine Handflächen in Kontakt mit dem Boden kamen und er bemerkte, dass er in einem Onsen nicht ersaufen konnte – nicht einmal dann, wenn er das Schwimmen nicht beherrschte. Er brauchte nur ein paar Sekunden, um all das zu registrieren, sich kurz zu schämen und dann aus dem warmen Wasser aufzutauchen. Die dampfige Luft machte es ihm schwer, die Umgebung zu realisieren, weswegen er erst einmal wie irre blinzelte und sich die verirrten Tropfen aus dem Auge wischte. Es dauerte ein bisschen, bis er alles erkennen konnte, doch das, was er sah, war nicht unbedingt negativ zu bewerten. Es schien, als hätte er eine leere Quelle erwischt, deshalb machte er sich keine Gedanken (die er sich sowieso nicht gemacht hätte), als er sich aufsetzte und das Wasser nur knapp über seiner Hüfte endete, wo es immerhin für die nötige Jugendfreiheit des Ganzen sorgte. Seine Haut war feucht und von der Temperatur seines Bades leicht gerötet, so dass das Gildenzeichen von Blue Pegasus, obgleich es teilweise im Wasser verschwand, gar nicht so leicht zu erkennen war. Die Haare hingen ihm in tropfender Manier im Gesicht herum, doch die Augenklappe saß, so dass er sich deswegen keine Gedanken machte. Er sah bestimmt wie eine männliche Nixe aus, wie er da so herumlungerte und spürte den Blick der Umstehenden auf sich, ignorierte diese jedoch ebensosehr wie das treibende Handtuch im Wasser, weil seine gesamte Aufmerksamkeit sich in diesem Moment auf eine einzige Person richtete, welche er anstarrte, als habe sich gerade die Lady vom See höchstselbst aus den Fluten erhoben. Ein unbesiegbares Schwert hielt sie zwar nicht in den Händen, aber dafür ein Handtuch, welches ebenso scharf durch seine Gedanken schnitt. Der Blick des Einäugigen wanderte von ihren Beinen nach oben, verlor sich an ihrer Brust, verweilte dort für etwas länger, als er gemusst hätte, und hob sich letztendlich doch zu ihrem Gesicht, das … ihm bekannt vorkam. Er hatte dieses Mädchen schon einmal getroffen. Nur wo … Souta erinnerte sich so schlecht an seine weiblichen Bekanntschaften, deshalb konnte er diese langen Haare und das hübsche Gesicht nicht zuordnen. Sein Typ war sie auf jedem Fall, obwohl man das von so ziemlich allem sagen konnte, was gut aussah und Brüste hatte … „Jetzt geht es mir ausgezeichnet“, meinte er und lächelte das Mädchen an, wobei er unwillkürlich Platz für sie machte, falls sie sich entscheiden sollte, mit ihm zusammen zu baden, wäre er ihr nämlich sehr verbunden. Doch zuerst … „Entschuldige bitte.“ Er legte den Kopf leicht schief und betrachtete sie von unten, mit einem Blick, der ehrlich verwirrt aussah, ganz so als hätte er sich hier irgendwie zwischen all den nackten Leibern verirrt und hatte keine Ahnung, wie er wieder herauskommen konnte. Wahrscheinlich schaffte es nur Souta, vollkommen unbekleidet dermaßen unschuldig auszusehen. „Haben wir schonmal miteinander geschlafen?“ Oder sollten wir das vielleicht nachholen?