In Hosenka Town gibt es ein großes Haus, in welchem sich mehrere vermietete Wohnungen befinden. Es ist relativ leicht zu finden, weil es so massig ist und ein gewaltiger Laubbaum im Vorgarten wächst. Weniger die Breite des Baumes ist eindrucksvoll, sondern eher die Höhe. Ohne Mühe reicht das Gewächs bis weit über das zweite Stockwerk und verdeckt mit einigen dicht beblätterten Zweigen beinahe den angebauten Balkon. Als der Einzige auf dieser Etage und mit Blick direkt auf die Straße, ist auch dieser leicht zu bemerken und ein angebundenes Glockenspiel, das bei Wind erstaunlich laut klimpert, zieht den Blick der Passanten auf sich, die keine Ahnung haben, was sich hinter dieser freundlich aussehenden Schiebetür verbergen mochte ...

Natürlich lebte kein Monster hinter der Schiebetür im zweiten Stock, zu Wohnung 023 führend. Es gab weder einen Geist noch sonstige bemerkenswert skandalöse Dinge darin, wenn man einmal davon absah, dass es doch durchaus von einer gewissen übernatürlichen Widerstandskraft zeugt, dass dieses Appartment es geschafft hat in all der Zeit, die Souta nun schon in Hosenka Town lebt, seinen Launen zu trotzen. Das Sprichwort "Klein aber oho!" trifft ziemlich gut auf seine schnuckelige Residenz zu. Denn sobald man die Wohnung wie jeder normale Mensch durch die Eingangstür betritt, hat man eigentlich schon fast alles davon gesehen. Nur ein winziger, kurzer Flur, in dem Jacken und einige Stirnbänder hängen, trennt den Besucher vom einzigen großen Hauptraum der Wohnung, der zugleich als Küche, Esszimmer und Wohnraum dient. Dafür, dass er alleine lebt, ist es überall bemerkenswert sauber, aber nicht sonderlich ordentlich. Es gibt viele Topfpflanzen im tadellosen Zustand, in der sonst sehr einfachen, weißen Küchenzeile gibt es sogar ein Regal mit bunten Töpfen, in denen Kräuter gedeihen. Das Wohnzimmer besteht hauptsächlich aus einem schier gewaltigen Sitzkissen und einem Tisch mit weiteren Kissen drumherum, der auch als Esstisch für Gäste fungiert. Von dort aus hat man einen netten Ausblick aus dem Balkon, und man kann das Treiben auf den Straßen begutachten. Unterhaltung liefern Souta wohl nur ein paar Bücher, die überall ungeordnet herumliegen, aufgeschlagen oder zugeklappt.
Schließlich gibt es noch ein kleines Badezimmer und eine weitere Tür, hinter der sich augenscheinlich Soutas Schlafzimmer zu befinden scheint, doch diese ist ganz entgegen seiner offenen Art stets fest verschlossen, wenn er Gäste hat.


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Vom Admin genehmigt

cf. Restaurant zum Roten Drachen


Souta gingen normalerweise nie viele Gedanken durch den Kopf, wenn er den Schlüssel in die Haustür steckte, um nach Hause zurückzukehren. Oft blieb ihm kaum Zeit über irgendetwas nachzudenken, denn in den meisten Fällen waren seine Lippen samt Gehirn spätestens vor dieser Schwelle schon auf den Menschen fixiert, den er mit sich in sein kleines Reich brachte. Die geheime Residenz des Rotschopfes war unter der weiblichen Bevölkerung von Hosenka Town wohlbekannt, allen voran natürlich sein Schlafzimmer. Sicher konnte man ihm vorwerfen, ein Schürzenjäger und Womanizer zu sein, aber er war immerhin offen genug, seine neuesten Perlen in sein Haus einzuladen! Dabei gab es soviele Gaststätten in der Stadt, aber nein, er bestand auf die Privatssphäre seines eigenen Bettes. Wenn es seine Prinzessinnen verlangten, begab er sich allerdings an jeden beliebigen Ort, er war da wirklich sehr ungezwungen. Besonders, wenn die Frauenwelt gute Gründe dafür hatte. Schmunzelnd erinnerte sich der Kettenmagier an den Ausspruch einer seiner Flammen, als er ihr anbot, die Unterhaltung in seine Wohnung zu verlegen: "Tut mir Leid, Souta, aber ich würde lieber zu mir gehen. Bei dir hätte ich das Gefühl, dass nach unserer Nacht Luftballons von der Decke regnen und ein Schild mit 'Herzlichen Glückwunsch an die 1000. Kundin!' auf das Bett fällt..." Ganz ehrlich, das war vermutlich die beste Art im ganzen Universum, wie man ihn darauf ansprechen konnte, dass er ein Herzenbrecher war. Ja, oft war sein Kopf auf eine bestimmte Person fixiert, wenn er seine Tür öffnete, häufig dachte er über gar nichts nach und beinahe immer überlegte er, was er sich kochen würde, sobald er in der Küche stand. Diese Wahl war jedoch nicht sonderlich schwer, denn leider konnte Souta ganz genau zwei Dinge kochen: Ramen und Fertiggerichte. Tragisch, nicht wahr? Aber es genügte, solange er halbwegs satt wurde und über die Runden kam. Eigentlich hätte sein Kopf also leer sein müssen, aber das war er nicht. Einerseits sollte ihm die Peinlichkeit des vor Kurzem zugetragenen Unglückes noch im Nacken sitzen (was sie nicht tat, er hatte es bereits wieder vergessen...) und andererseits natürlich seine Gäste. Letzteres war noch unsinniger, da der Rotschopf im Allgemeinen sehr gastfreundlich war und sich keinerlei Gedanken darüber machte, was er ihnen anbieten oder sagen sollte. Von Geburt an ein Entertainer war er auch der perfekte Gastgeber. Hach ja, es gab kaum Dinge, die er nicht konnte, war er nicht großartig? Warum aber breitete sich ein mulmiges Gefühl in seiner Bauchgegend aus, als er den Schlüssel drehte und die dünne Holztür öffnete, so dass man einen Blick auf den engen Flur erhaschen konnte, der die Dreiergruppe, bestehend aus Melanie, Seraphim und ihm selbst in die eigentliche Wohnung tragen würde? Hatte er Hunger? Ja, schon, aber er hatte immer Hunger. Es war eher eine dunkle Vorahnung, ein Anflug von Hellsicht, dass der Abend noch interessant werden würde. "Soooo...da wären wir, Freunde!", trällerte er schon wieder viel zu fröhlich, während er aus den Schuhen schlüpfte und sie auf eine Stiefelablage stellte, ehe er auf Socken den Flur durchquerte und das Licht anmachte, welches sein Wohn/Esszimmer erhellte und auch einen Blick auf seine Küchenzeile gewährte. Es war ganz ordentlich aufgeräumt, aber trotzdem lagen einige Bücher herum und Pflanzen standen beinahe überall. Ohne großartig auf die anderen zu achten, bog er nach rechts ab, öffnete seine Schlafzimmertür und zog sich ein frisches Shirt über, ein einfarbiges, hellblaues, bevor er wieder zu seinen Gästen trat. "Kann ich euch etwas zu trinken anbieten? Ich habe alles mögliche, oh, und setzt euch ruhig irgendwo hin, fühlt euch wie zuhause, während ich mein Bügelbrett aufspüre..." Und so machte sich der strahlende Ritter von Hosenka Town auf die Suche nach dem Bügelbrett, welches wie immer hinter der Badezimmertür stand. Nachdem er es mit Ächzen und Würgen ins Wohnzimmer geschleift und aufgebaut hatte, schnippste er seinen Haargummi in die Ecke und angelte sich ein Stirnband von einem Haken im Flur. Der nächste Schritt war es, das Bügeleisen einzustecken und aufzutanken, um dann auf dessen Hitze zu warten. "In Ordnung, Seraphim, zieh dich aus." Das klang vermutlich mehr als komisch, aber Souta sprach im lockeren Plauderton und war gerade dabei, ihnen allen etwas zu trinken zuzubereiten, ebenso für sich selbst ein Sandwich, demnach schaute er das Weißhaar dabei nicht einmal an, sondern versank in seinem Kühlschrank. Ob sein Freund wohl trotzdem auf ihn hörte, damit die Knitterfalten sich aus seinem teuren Anzug verflüchtigten?

Wenn man schon einmal die Ehre hatte, eine Quest mit dem Dragonslayer zu bestreiten, dann wusste man, dass Cyrus einen recht guten Orientierungssinn hatte, der noch davon unterstützt wurde, dass er sich in den meisten großen Städten Fiores durchaus gut auskannte. Das hatte mehrere Gründe, zum einen seine Begeisterung für Musik und Theater, die ihn regelmäßig aus Oshibana Town in fremde Gefilde führte. Er war bei weitem keine jener Personen, die man als Stubenhocker oder als besonders ortsgebunden bezeichnen konnte, wenn man des Nachts an seiner Tür klingeln würde, so würde man in über der Hälfte aller Fälle keine Antwort bekommen, weil die Wohnung schlichtweg leer war. Wenn er allerdings nur Konzerte in diesen Großstädten besuchen würde, so wäre sein Wissen über die kleineren Straßen der Städte wohl deutlich begrenzter als es der Fall war, was also konnte also dafür Sorge getragen haben, dass er auch die entlegeneren Viertel und kleineren Gassen kannte? Nun, nicht alle Menschen wohnten an Hauptstraßen, richtig? Wusste man darüber Bescheid, dass sich der Weißhaarige seine inneren Karten von Städten im Allgemeinen erschlief, dann würde es einen sicherlich nicht wundern, dass er ganz genau auf den Weg achtete, der ihn vom Restaurant "Zum roten Drachen" bis vor eben jene Tür führte, die wohl zu Soutas Wohnung führte. Es war schon fast gruselig, mit welcher Präzision er diesen in seinen inneren Stadtplan einfügte und nebenher einige andere Details in seinem Gedächtnis abspeicherte, so wie den großen Baum beispielsweise, der vor einem Balkon spross. Er würde mal unauffällig nachprüfen, ob das zufälligerweise Soutas Balkon war, denn so ein großes Gewächs war immer für einige Späße gut. Anders als paranoide Menschen, die zu allererst nach einem Fluchtweg suchten (Zum Beispiel ein Baum vor einem Balkon), suchte Cyrus zu allererst nach einem möglichen Eingang (Zum Beispiel ein Baum vor einem Balkon), denn wo ein Fenster war, kam er immer raus, auch wenn sich dieses im fünften Stock befand, runter ging immer, hoch war deutlich schwerer. Dass er theoretisch tödliche Stürze praktisch überleben konnte, trug maßgeblich dazu bei, dass er manchmal auf höchst mysteriöse Weise verschwinden konnte, selbst aus abgeschlossenen Räumen und natürlich ohne, dass die zweite Person in besagtem Raum wach wurde. Übung machte schließlich den Meister und diese hatte er nun wirklich, auch wenn er diese Erfahrung ziemlich komprimiert in den letzten drei Jahren gesammelt hatte und ihm zuvor nicht einmal wirklich bewusst gewesen war, dass es so etwas wie Frauen überhaupt gab. Tja, lustig, wenn man bedachte, wie man sich verändern konnte... Lange Rede, kurzer Sinn: Cyrus würde diesen Ort von nun an wiederfinden.
Mit Sicherheit.
Beinahe automatisch schlossen sich die violetten Augen, als der neue, aufregende Geruch dieser Wohnung in seine Nase drang und er unterbewusst sofort abspeicherte, was er da roch. Dieses Prozedere hatte ihm bisher immer geholfen, denn Gerüchen zu folgen war manchmal sehr praktisch. Vor allem, wenn man ihnen nicht folgte, sondern ihnen aus einem gewissen Grunde auswich. Nicht dass Cyrus das oft tat, aber manchmal war es wahrscheinlich das beste, wie zum Beispiel, als Maenor von dieser Irren verfolgt worden war... wie war gleich ihr Name gewesen? Ach, tat auch nichts zu Sache, das einzige, was er noch von dem überaus hübschen Mädchen wusste, war ihr wundervoller Geruch. Tatsächlich erinnerte sich der junge Mann länger an den Geruch als an die Namen derjenigen, mit denen er das Bett teilte. Oder den Boden... oder den Tisch... jedenfalls achtete er manchmal sogar mehr auf den Geruch einer Person als auf ihr Aussehen. Eine wirklich fabelhafte Duftnote konnte von einem kleinen Schönheitsmakel ablenken, eine Strafe von Mutter Natur aber nicht vollständig kompensieren. Dieses blauhaarige Mädchen beispielsweise roch nach Vanille, ein Geruch, der ihm eigentlich schon ziemlich zusagte... auch wenn der dieser Irren, die hinter Maenor her war, deutlich anregender gewesen war. Mh. Von dem Duft der Blauhaarigen einmal abgesehen, so mochte er diesen Ort allein wegen seines Aromas, auch wenn es wohl weder die Gewürze, noch die leicht miefigen Stiefel an der Eingangstür waren, ebenso wohl kaum irgendetwas anderes - nein, es war etwas anderes. Hätte man ihn mit verbundenen Augen und ohne Kenntnis über seinen Verbleib in dieser Wohnung abgesetzt, so hätte er erraten können, dass dies Soutas Reich war. Es roch nach ihm, wenn auch nur schwach. Und Cyrus mochte seinen Geruch, warum auch immer. Es gab keinerlei Grund, dieser Wohltat auszuweichen, vor allem, da er selbst Menschen, die Grund hätten, auf ihn sauer zu sein, nicht aus dem Weg ging. Warum auch? Er vertrat ja den Standpunkt, dass jene, die zu blöd waren, von Anfang an zu erkennen, dass sein Interesse an ihnen nur temporär war, es nicht besser verdient hatten. Natürlich war er nicht derjenige, der sich sofort (oder überhaupt...!) in jemanden verliebte, er war auch nicht derjenige, mit dem man eine familiäre Zukunft planen konnte. Wenn man seine Person irgendwie verplanen wollte, so sollte man besser nicht über eine Nacht hinausgehen, alles andere wären höchst optimistische Spekulationen.
Einige Sekunden später schlug er die Augen jedoch schon wieder auf und als hätten sie nur auf einen Startschuss gewartet, begannen sie sofort, jeden Zentimeter von Soutas Wohnung zu betrachten, als wollten sie einen Schmuggler nach Ware filzen. Jedes einzelne Stirnband, jedes einzelne der vielen Bücher wurde kurz gemustert, dann wieder fallen gelassen und sich aufs nächste konzentriert. Die erste Überraschung waren ebenjene, da er irgendwie weniger papierene Schätze erwartet hatte, warum wusste er selbst nicht. Die zweite war, dass es hier recht sauber schien, zwar nicht übermäßig ordentlich (leider), aber dafür nicht dreckig. Und wie ihm das gefiel... er hasste nämlich unsaubere Orte und auch wenn er selber ein hohes Maß an Sauberkeit und Ordnung an den Tag legte, so war das für einen Männerhaushalt bereits eine Ausnahme. Ein Argument übrigens dafür, sich sein nächtliches Quartier bei Frauen zu suchen, aber auch diese Wohnung war doch durchaus nett... nun standen sie in einem recht engen Flur - was ihn aber nicht störte, besonders viel weitläufiger war der seine auch nicht - von dem drei Türen abgingen, die eine wahrscheinlich ins Badezimmer, die andere offensichtlich in eine Art Wohnraum und die dritte... er lächelte. Entweder kannte Soutas Bauchgefühl den Weißhaarigen inzwischen oder es war einfach ziemlich gut im improvisieren, jedenfalls hatte es haarscharf kalkuliert, wie dieser Tag wohl enden würde, wenn Cyrus seinen Willen bekam. Normalerweise bekam der Dragonslayer immer was er wollte – und wenn nicht, dann würde er alles daran setzen, doch ans Ziel zu kommen. Er war verdammt hartnäckig.
Souta war schon irgendwie ein Phänomen, gerade hatte er noch Splitter sei Dank heulend an ihm gehangen und nun wirkte er schon wieder so fröhlich als habe er einen Sechser im Lotto gezogen. Irgendwie war das wohl eine seiner größten Stärken, immer fröhlich zu wirken – die Frage, die sich dem Weißhaar automatisch stellte, war natürlich, ob er wirklich dermaßen gut drauf war oder ob er es nur spielte. Was musste wohl passieren, damit Souta traurig wirkte (ohne, dass er sich verletzt hatte)? Normalerweise hätte Cyrus das auszutesten versucht, den Schwachpunkt seines Gegenübers gesucht, aber irgendwie kam ihm das gerade nicht einmal in den Sinn. Stattdessen zog er gehorsam seine Schuhe aus und stellte sie sorgsam neben die Tür, um sich weiter in seine Wohnung zu bewegen, dabei immer noch die Umgebung musternd. Als Souta aus einem der beiden verschlossenen Räume mit einem neuen Shirt auftauchte, war auch klar, welche der beiden Türen das Bade-, welches das Schlafzimmer verbarg, es sei denn natürlich, wenn der Rothaarige seine Klamotten in der Dusche lagerte. Sie sollten sich irgendwohin setzen... mhh. Cyrus schlenderte dem Einäugigen hinterher und begutachtete die Flora dieses Raumes, die glücklicherweise nicht aus Schimmel, sondern aus Topfpflanzen bestand, allerdings gleich so vielen davon, dass man meinen könnte, der Junge versuchte einen Wald zu imitieren. Nicht, dass ihn das gestört hätte, wie könnte er denn keine Pflanzen mögen, wo er doch die Hälfte seines Lebens in der Natur gelebt hatte? Auf die Frage nach etwas zu trinken antwortete er mit einem nüchternen "Mir egal...", ehe er statt sich hinzusetzen, vorsichtig an den Kräutern in der Küchenzeile zu schnuppern begann. Wie schon erwähnt mochte er Vanille, aber die würzigen Duftnoten der Pflanzen, die ihres Geschmacks und Geruchs wegen zum verfeinern und garnieren von Speisen benutzt wurden, gefielen ihm auch ziemlich gut, schade, dass Menschen so selten nach ihnen rochen – wer lief denn schon als wandelndes Essen herum und zeigte das auch noch so deutlich? Nun ja, das stimmte auch nicht ganz, denn was Cyrus roch, musste noch lange nicht allen auffallen.
Mit einer schwungvollen Drehung, die die Küchenzeile in seinen Rücken beförderte, wandte er sich dem blauhaarigen Mädchen zu und lächelte. Er hatte es irgendwie fertig gebracht, noch immer nicht ihren Namen zu wissen, warum auch immer. Vielleicht sollte er danach fragen, ob er ihn sich merken würde, war eine ganz andere Sache, aber wenigstens den Anschein erwecken sollte er unter Umständen schon. Das kam zudem meist recht freundlich und man wollte es sich sicherlich nicht mit dem so nach Vanille duftenden Mädchen verderben. "Irgendwie habe ich es geschafft, deinen Namen immer noch nicht mitzubekommen, meine Schöne~", säuselte er und blickte ihr in die blauen Augen. Ihre ganze Gestalt war irgendwie blau, die Haare, die Augen, die Kleidung… sie mochte diese Farbe, oder? "Ich heiße Seraphim und du?" Immer noch lächelnd stützte er sich mit den Händen hinter sich an der Küchenzeile ab und wartete auf ein Antwort.
Erst als Souta mit einem Bügelbrett (Wahnsinn, wie er es geschafft hatte, das durch die Engpässe seiner Wohnung zu tragen, ohne die Jacken von der Garderobe zu fegen) in den Raum zurückkam, es aufbaute und danach an den Kühlschrank ging (Nochmals Wahnsinn, wie viel konnte dieser Junge essen, hatte er denn nicht zuvor das Mahl dieses lächerlichen Anzugträgers verspeist?), schafften es zwei miteinander verknüpfte Worte, ihn von dem Mädchen abzulenken. Welche das waren? Das eine war sein Name, den er auch gerade Melanie genannt hatte. Lustig, dass ihn alle mit diesem ansprachen und doch keine Ahnung davon hatten, dass es sich dabei um seinen Nachnamen handelte, nicht? Seinen ersten Vornamen wusste so gut wie niemand, von seinem zweiten ganz zu schweigen, den benutzte sowieso "nur" Grandine. Das zweite war "ausziehen", was sicherlich keiner weiteren Erklärung bedurfte. Richtig, Souta hatte ihm ja angeboten, sein Hemd von diesen auffälligen Knitterfalten zu befreien.
Warum sollte Cyrus denn nicht auf Souta hören – er hatte ja nicht vor, hier einen Striptease hinzulegen, sondern einfach nur sich seines Hemdes zu entledigen. Deswegen reagierte er auch sofort, knöpfte immer noch lächelnd die weiße Weste (Haha, so viel zu Symbolik) auf, während er zu dem Tisch schlenderte und das Kleidungsstück darauf ablegte. Tisch… sein Lächeln wurde eine Spur breiter, als er an das leicht zerstörte Äquivalent in seinen eigenen vier Wänden dachte, ehe er die Finger um den Knoten seiner blauen Krawatte schloss und sie durch leichtes hin- und herruckeln lockerte, ehe er sie mit dem Finger vollends auseinander zog und ebenfalls auf den Tisch fallen ließ. Blieb nur noch das einzig schwarze an ihm, wenn man mal von den Socken absah, die seine Füße umhüllten: Sein Hemd, das tatsächlich ziemlich verdächtig verknittert war. Ohne zu zögern knöpfte er dieses ebenfalls auf und ließ es von seinen Schultern gleiten, sodass er schlussendlich mit entblößtem Oberkörper und dem Hemd über der Schulter dastand und darauf wartete, dass Souta von seinem Ausflug in die Tiefen des Kühlschranks wiederkehrte. Spätestens jetzt müsste allen Anwesenden klar sein, wo der Weißhaarige arbeitete, da sich das blaue Zeichen seiner Gilde recht markant von seiner rechten Brust abhob, da seine Haut, ebenso wie sein Haar, recht blass war. Das hatte allerdings auch den Vorteil, dass beides optisch wenig voneinander differierte.
Wenn man genau darauf achtete, dann mochte einem auffallen, dass der junge Mann, wenn auch offensichtlich keinen Deut beschämt darüber, hier halb nackt herumzustehen, vermied, dass eine der beiden anderen anwesenden Personen in seinem Rücken stand, zudem er diesen zur Hälfte mit dem schwarzen Stoff bedeckt hielt. Er würde wohl nicht vermeiden können, dass diese Situation irgendwann eintreten würde, aber man konnte sie zumindest herauszögern, nicht wahr? Der Grund dafür war wohl das einzige, was an Cyrus‘ Erscheinung makelhaft war: Die Narben. Hatte Souta die eigentlich schon einmal gesehen? Er war sich gerade nicht einmal darüber sicher…

Zero hatte die Scherben aus Soutas Rücken entfernt und Seraphim hatte ihn geheilt, wofür er als Dank einen Biss in die Schulter und einen Kuss bekommen hatte, was dieser beides einfach hingenommen hatte. Ob der Kuss und der Biss etwas schlechtes waren für Seraphim könnte wahrscheinlich nur er sagen. Melanie fragte sich wie sehr sich die beiden mochten. Sie hatten vorher schon so schön zusammen auf dem Boden gelegen. Dann hatte Souta die Frage gestellt, dank der sie nun hier war.. Hier mitten in Soutas kleiner, gemütlicher? Wohnung. Seraphim hatte ebenfalls geantwortet, dass er gerne mitkommt. Melanie hatte schüchtern und mit einiger Überwindung gesagt:“ Ich komme gerne mit, Souta. Vielen Dank für die Einladung.“ Es war eine nette Einladung gewesen. Schade das Zero gehen musste. Sie war so hastig gegangen, dass sie sich nichteinmal verabschieden konnte. .. Vielleicht würde Melanie sie irgendwann anders noch einmal treffen..? Es hatte nicht sehr lange gedauert, bis sie hier angekommen waren. Melanie blickte die Wohnung neugierig an. Es war sauber und wirklich unordentlich sah es auch nicht aus. Souta war inzwischen sehr fröhlich geworden. Irgendwie bewunderte sie Souta dafür, dass er so schnell wieder so fröhlich geworden ist. Es war schön wenn man Menschen sah, die so fröhlich sind. Erfreut lächelte sie und zog sich auch ihre Schuhe aus, bevor sie Souta weiter in die Wohnung hinein folgte. Der weishaarige Junge schloss die Augen? Melanie konnte es nicht genau sehen, aber aufjedenfall schien er auf irgendwas zu achten. Vielleicht war ihm etwas aufgefallen, was sie übersehen hat. Oder war vielleicht irgendwas besonderes mit dieser Wohnung, was sie nicht kannte? Aber schon nach einem kurzen Augenblick schaute sich auch Seraphim neugierig um und sie dachte lieber neugierig über Soutas Wohnung nach. Es waren ein paar Pflanzen da und es lagen einige Bücher herum. Schön. Es war nicht gerade eine große Wohnung, aber bestimmt eine sehr gemütliche wenn man nur wollte. Zumindest schien Souta nicht unzufrieden mit ihr zu sein und vermutlich verstand er sich auch gut darauf sich im Chaos zurechtzufinden. Immerhin war es sauber und die Wohnung machte nicht den Eindruck, dass Souta sich nicht um sie kümmert. Und Ordnung … ist Ansichtssache ! Ja! Das war ein schöner Gedanke. Ordnung ist Ansichtssache. Auch wenn Melanies Zimmer ordenlich war. .. Meistens. Melanie blickte Souta kurz hinterher als er in ein Zimmer abbog und blickte sich weiter um, als sie merkte das er sich etwas anderes anziehen wollte. Sie fragte sich ob es normal für die Wohnung, oder das Zimmer, eines Jungen war, dass es so aussah wie bei Souta. Da Melanie noch nicht sooo viel mit Jungen zu tun hatte und auch noch nicht bei besonders vielen zu Besuch war, wusste sie nicht wie Zimmer von Jungen normalerweise aussahen. Egal. Sie dachte einfach an ihr eigenes Zimmer, soviel unterschied zu dem Zimmer eines Jungen konnte es da doch nicht geben oder ? Außer vielleicht das bei denen nicht mehr als der Großteil des Zimmers blau ist, so wie es bei Melanie der Fall war. Wahrscheinlich könnte man Melanies Zimmer alleine anhand der Farbe erkennen. Melanie blickte einige der Bücher an. Was liest Souta wohl alles? Melanie bemerkte, dass er fertig war mit umziehen, und blickte zu Souta. Uiii. Er hatte ein schönes blaues Shirt an! Ein schönes hellblaues. Der Junge fragte ob sie etwas trinken wollten. Melanie überlegte kurz und antwortete:“ Süßen Tee vielleicht?“ Wahrscheinlich eine etwas merkwürdige Antwort? Zu seiner Frage hatte Souta noch gemeint, sie sollen sich wie zuhause fühlen. Amüsiert schmunzelte sie als Souta sich auf machte sein Bügelbrett aufzuspüren. Melanie blickte durch den Raum, bis ihr Blick bei Seraphim hängen blieb, welcher gerade an den Pflanzen in der Küchenzeile schnupperte. Besser gesagt an den Kräutern. Während sie die Kräuter und Seraphim beobachtete fragte sie sich ob Souta wohl kochen konnte. Melanie wollte sich gerade nach Souta umgucken, als Seraphim sich plötzlich schwungvoll umdrehte und zu ihr lächelte. Seine gesäuselten Worte ließen Melanie ganz leicht erröten und verlegen werden. Als er sich mit den Händen auf der Küchenzeile hinter sich abstützte und lächelte musste sie kurz an Lani denken, dieser Gedanke verschwand aber gleich wieder, und Melanie antwortete ihm:“ Ich heiße Melanie.“ Melanie lächelte vorsichtig und blickte Seraphim an. Ihren zweiten Namen nannte sie wie so oft nicht. Es gab nur wenige die ihren 2. Namen auch kannten. Und noch weniger die ihren dritten Namen kennen. Lani hatte bisher still Soutas Wohnung angeguckt, aber nun musterte sie Seraphim. Souta baute mittlerweile das Bügelbrett auf und brachte Melanie zum grinsen, als er an den Kühlschrank ging und sich ein Sandwich machte. Waren sie nicht gerade aus einem Restaurant gekommen? Die Aufforderung an Seraphim war zwar zuerst etwas verwunderlich, aber schon in der nächsten Sekunde dachte sie an Seraphims zerknittertes Hemd und das Bügeleisen. Als Seraphim sein Hemd auszog wusste Melanie nicht genau, ob sie einfach weiter zu Seraphim und Souta blickten sollte oder den Blick abwenden sollte oder was sonst. Lani begann lachen und schwieg still, während sie herrlich belustigt beobachtete was Melanie tat. War es nicht schön? Ja war es für Lani. Ein wenig nachdenklich blickte Melanie drein, schlussendlich blickte sie dann doch einfach weiter Souta und Seraphim an. Sie ertappte sich, wie sie neugierig Seraphim musterte. Auf seiner blassen Haut konnte sie nun ein (schön) blaues Gildenzeichen sehen. Das Seraphim keinen Deut beschämt war und vermied, dass sie seinen Rücken sahen, bemerkte Melanie nicht. Sie dachte gerade gar nicht daran, dass er vielleicht beschämt sein könnte. Aber er hatte auch ein blaues Gildenzeichen. Bei seiner Gilde war das blau eine der öfter vorkommenden Farben. Oder ? Zumindest hatte sie es so mitbekommen bisher. Leute mit einem blauen Fairy Tail Gildenzeichen kannte sie eher weniger, aber sie mochte Blau nun einmal und das blaue Gildenzeichen deswegen auch sehr gerne. Während die Beiden sich um das Hemd von Seraphim kümmerten ging Melanie zu dem Balkon der Wohnung und guckte sich diesen ein wenig an. Lani hatte sich mittlerweile wieder eingekriegt und setzte sich fröhlich zu Melanie und lächelte vor sich hin. Melanie setzte sich auf eines der Kissen im Zimmer und meinte lächelnd:“ Eine freundliche, kleine Wohnung hast du. Lebst du mit noch jemandem hier?“ Melanie war ein klein wenig neugierig. Und sie dachte darüber nach, wie sie wohnte. Vielleicht sollte sie sich auch mal eine kleine Wohnung suchen? Andererseits.. wozu bei ihr … ihr Zimmer bei ihrer Tante war schön, und um Besuch mitzubringen, welcher von ihrer Tante verschreckt werden könnte, war sie viel zu schüchtern. Nicht so wie Souta .. Wahrscheinlich wäre sie nicht einmal einfach so mitgekommen, hätte es nicht so eine besondere Begegnung gegeben und wäre Souta nicht so nett gewesen. Auch jetzt merkte sie noch wie schüchtern sie gerade war ... Aber immerhin hatte sie ein wenig gesprochen! Wahrscheinlich würde sich ihre Schüchternheit Heute noch etwas schwinden, aber wie schnell würde ganz davon abhängen, was noch alles passiert.

"So, einen süßen Tee also für das süße Mädchen?" Ein amüsiertes, helles Kichern plätscherte aus dem Innersten von Soutas Kehle hervor und verlieh ihm wiedereinmal die Aura eines kleinen Jungen, der sich unheimlich über eine banale Kleinigkeit erfreuen konnte. Es war wirklich ein Talent des Rotschopfes, seine Fröhlichkeit aus den kleinsten Dingen herauszuziehen und sich so selbst nach Momenten größer Peinlichkeit immer wieder in die ehrliche, aufrichtige Freude zurückzupushen, die er für seine ungezwungene Art benötigte. Er hatte sich gerade vor einem Dutzendpublikum zum Affen gemacht, sich verletzt und heulend in die Schulter seines Freundes gebissen? Ja und? Souta hatte soeben einen irrsinnig lustigen Wortwitz gemacht, das war doch viel cooler! Warum sich wegen solcher Sachen deprimieren lassen, wenn man kichernd mit der Hüfte Seraphim zur Seite schieben konnte, der im Moment so offensichtlich dazu überging, Melanie anzubaggern, dass sogar er es merkte. Na ja, wenn er das wollte. Wobei - machte er sie wirklich an? Na ja, er nannte sie 'seine Schöne'. Wenn ER Leute schön nannte, war das entweder eine Taktik, die Zielperson durch ein Geflecht aus Komplimenten flachzulegen - oder ernst gemeint. Meistens irgendwie beides, der Kettenmagier war ein ganz furchtbarer Lügner. Betrügen war auch sowas von uncool! Nur edle Helden konnten strahlen und der Itasa war so edel, dass sein Glanz jede Tätigkeit zu einer Meisterleistung erhob, fürwahr, so großartig war er, dass sogar das Anfertigen eines Sandwiches aussah, als würde er eine Maid in Nöten retten. Die geschickten - und vor allem schnellen - Finger des Rotschopfes hantierten geübt mit den Ingredienzen herum, schmissen Käse, Schinken, Salat, Gürkchen, Salami, eine weitere Scheibe Toast, Käse, Schinken, Salami, Salat, Senf, Ketchup und Mayonnaise und noch eine Scheibe Toast aufeinander, so dass vor ihm im Rekordtempo ein Doppeldeckerbrötchen erwuchs, das nicht nur schmackhaft aussah, sondern auch helfen würde, seinen knurrenden Magen zu beruhigen. Nein, satt war er noch lange nicht. Der Magen des Rotschopfes war ein schwarzes Loch. Wenn er nachts aufwachte, seinen Kühlschrank leerte und sich wieder ins Bett legte, bekam er innerhalb von Minuten wieder solchen Kohldampf, dass er zu einem Imbiss laufen musste. Er würde einen Tag ohne Essen wohl schlicht nicht überleben...Aber zum Glück musste er nie allzu großen Hunger leiden! Nur ein paar Sekunden trennten ihn noch von seinem schmackhaftem Mahl, welche er opferte, um Melanie (so hieß die Kleine also, was ein niedlicher Name!) einen Teekessel aufzusetzen. Nicht ihrem Kopf, sondern der Herdplatte natürlich. Auch wenn die Vorstellung eigentlich ganz witzig...nein, Benehmen! Hüstelnd kaschierte Souta sein Kichern und füllte Wasser in den Kessel, stellte es auf den Ofen und drehte ihn auf. Nun blieb nur noch auf das Pfeifen zu warten. Währenddessen konnte der Kettenmagier ja schon einmal das Geschirr auftragen und gucken, ob sich Seraphim sich schon brav ausgezogen hatte. Als der Rothaarige also über seine Schulter linste und Tassen, Untertassen und seinen Teller auf seine Arme stapelte, blickte er auf die blasse, nackte Haut seines Freundes und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er daran dachte, wann er ihn das letzte Mal ohne Oberteil gesehen hatte. Souta war demnach nicht maßlos überrascht über das Gildenzeichen, allerdings würden seine Narben ihn durchaus einen Schrecken einjagen, denn, wie sollte er sagen...Seraphims Rücken wurde bei ihrer letzten Begegnung nicht ausgekundschaftet. Ob das Weißhaar die Erinnerung wohl in seinen schelmisch blitzenden Augen lesen konnte? Ach was, mit Sicherheit dachte er an genau daselbe, so wie er vor sich hinlächelte. "Rrr, Seraphim, pass auf, dass man dich vom Balkon aus nicht so sieht, sonst rennen sie uns noch die Tür ein...", flötete er also, wobei er ihn wiedereinmal mit der Hüfte vom Tisch wegschubste (ihm gefiehl das irgendwie) und das Geschirr darauf ausbreitete. Perfekt war alles angerichtet - nachdem er noch einmal zurückgegangen war und Löffel, Zucker und Milch geholt hatte - also konnte er sich nun seinem Sandwich widmen, endlich! Doch gerade als Souta es zusammenfaltete und in seinen Mund schob, beinahe alles auf einmal, da geschahen mehrere Dinge gleichzeitig: Das Bügeleisen stieß ein Brummen aus, der Teekessel pfeifte schrill und Melanie stellte eine Frage. Oh Gott! Souta war ein Mann! Er war nicht multitaskingfähig. Außerdem hatte er gerade den Mund bis zum Anschlag voll und konnte niemandem Anweisungen geben, ihm zur Hand zu gehen. Hilflos mit den Augen rollend, sprang er auf und würgte das Brot auf einmal hinunter, woraufhin er den Mund unter den Wasserhahn halten musste, um nicht zu ersticken. Anschließend schmiss er zielsicher den Pappkarton Teebeutel auf den Tisch, holte einen Korkuntersetzer und stellte das Kännchen in Ermangelung einer richtigen Teekanne (welcher Junggeselle hatte schon ein Teeservice?!) auf das kleine Tischchen. Doch damit war die Arbeit noch nicht getan. Das fleißige rote Bienchen trat hinter das Bügelbrett, schnappte sich das Eisen und hielt es in der Hand wie eine Waffe, bereit, heldenhaft, episch. Er war Souta, der Streiter der Gerechten, Vernichter der Falten und der Knitterflüsterer! Oh ja, das war er. Erwartungsvoll blickte er also Seraphim an, ehe er sich Melanie zuwandte. "Nope. Ich lebe hier ganz allein. Alles, was du siehst ist mein eigenes Reich...würdest du mir bitte den Früchtetee machen und fünf Löffel Zucker reintun, Liebes? Ich komme hier so schnell nicht weg. Seraphim...dein Hemd bitte!" Gleich begann die heroische Schlacht um die Falten im Hemd des Dragonslayers...war er bereit?

Betrügen war uncool? Ach du jeminee, wenn Souta wüsste, dass Cyrus zwar oft dasselbe Ziel wie er verfolgte, aber dabei nicht halb so ehrlich vorging, wie der Rothaarige, was würde er dann sagen? Oder wusste er es schon? Im Gegensatz zu ihm konnte er nämlich lügen, richtig gut sogar. Übung macht den Meister und eben jene hatte der Weißhaarige zur Genüge. Manchmal musste man eben alle Register ziehen, um an sein Ziel zu kommen und die Fähigkeit, auch mal einen Teil der Wahrheit zu schlabbern, war da wirklich von Vorteil. Davon mal ganz abgesehen, dass der Dragonslayer richtiggehend Spaß daran hatte, seine Opfer an der Nase herumzuführen, um sie dann möglichst tief fallen lassen zu können. Als er Melanie also "meine Schöne" nannte, war das nur eine Floskel; sicherlich war das Mädchen recht hübsch, aber als wahre Schönheit würde er sie spontan nicht einstufen. Er hatte auch nicht ernsthaft vor, sie flachzulegen, er wollte sich ja nur irgendwie ablenken – und was bot sich besser an, als offensichtlich unschuldige Wesen anzugraben? Ja, wenn man denn eine Person in irgendeiner Weise als unschuldig bezeichnen konnte, dann war das wahrscheinlich dieses Mädchen – und Zero. Mit dem Unterschied, dass Melanie offenbar ein wenig älter war, aber da sie sich durchgängig wie auf einer Überdosis LSD benahm, machte das das Gesamtpaket auch nicht attraktiver. Nein, wenn er seine Bezeichnungen tatsächlich ernst meinen würde, dann würde er sie sicherlich nicht so nennen; aus Gewohnheit tat er das aber nicht. Wenn Souta den Helden spielen wollte, dann sollte er das tun, Cyrus wäre solche eine Rolle auf Dauer einfach viel zu lästig. Allerdings musste man eine Tatsache einfach anmerken: So niedlich Cyrus den Rothaarigen fand, manchmal waren seine Witze echt dermaßen flach, dass man besser schon wieder hochsprang, um seinem Humor auszuweichen. Einen süßen Tee für ein süßes Mädchen? Da Souta zu sehr damit beschäftigt war, sich ein Sandwich zu basteln, bekam er den mitleidigen Blick aus Cyrus' violetten Augen nicht mit, aber genau dieser bohrte sich einen Moment lang in seinen Rücken, ehe er auf das Kunstwerk fiel, das der Junge sich da aufeinander stapelte. Moment... als er ihn aufgrund seines Geruchs gestalkt hatte, war er gerade dabei gewesen, seinen Blutzuckerspiegel exponentiell zu erhöhen, als nächstes hatte er einen Haufen fremdes Essen in sich hinein geschaufelt und nun... aß er wieder etwas? Wow, der konnte aber zulangen. Wenn man bedachte, dass der Dragonslayer am heutigen Tage bis jetzt vielleicht drei Pfannkuchen und eine Schale Müsli gegessen hatte und der Kettenmagier allein in dem Zeitraum, den er ihn begleitet hatte, gut das fünffache von alledem verspeist hatte, fragte er sich wirklich, ob Souta an seiner Stelle nicht schon längst verhungert wäre. Offenbar hatte er wirklich einen extrem hohen Stoffwechsel, kein Wunder also, dass er trotz alledem nicht an Körpergewicht zulegte. Dafür würde er aber wahrscheinlich eingehen, wenn man ihn in einem Wand fernab jeglicher Zivilisation aussetzen würde, denn irgendwie hatte er im Gefühl, dass Souta es nicht über sich bringen würde, ein Tier zu töten, um es zu essen. Nein, allein die Vorstellung, wie der Rothaarige einem süßen Kaninchen das Genick brach, war irgendwie falsch und unpassend. Dafür war der Einäugige irgendwie viel zu lieb – anders als er selber, er würde besagtes Tierchen in der Not auch noch roh essen und seinen Spaß daran haben, zu sehen, wie sich dessen Blut auf dem Boden verteilte. "Yare, Yare, Souta-chan~", meinte er grinsend, als dieser den Kommentar über seine momentane Bekleidungssituation losließ, "Wenn so viele durch deine Fenster spannen würden, dann hättest du sicherlich keine so dünne Wohnungstür~" Kompliment zurück? Aber hallo, schließlich konnte er das beurteilen, nicht wahr? Und im Gegensatz zu demjenigen Soutas, war das seine ernst gemeint, zumindest so ernst, wie man es denn meinen konnte - mindestens mal so ernst, wie Soutas an diejenigen Unbekannten, die er schön nannte. Merkte man das? Wahrscheinlich nicht, traurigerweise wusste man bei ihm nie, ob er etwas ernst meinte oder nur wieder schummelte. Als der Rothaarige jedoch das zweite Mal versuchte, ihn mit einem Hüftschwung (?) wegzuschieben, wich Cyrus lieber von sich aus einen Schritt zurück, irgendwie machte sich das gerade nicht so vorteilhaft und bestaunte im nächsten Moment, was der Einäugige da hinlegte. Ziemlich krasse Leistung, alles in allem, auch wenn ihm fast schlecht wurde, als er sah, wie der Junge sich den Berg an Essbarem auf einmal in den Mund schob - im ersten Moment, dann hoben sich seine Mundwinkel ein Stück und er blickte statt Souta lieber die Teetassen auf dem Tisch an. Vielleicht sollte er... mit einer Hand schnappte er sich Weste und Krawatte und bewegte sich in Richtung Garderobe, um sie vor heißem Wasser und unvorsichtigen Händen in Sicherheit zu bringen. Als er wieder zurückkam, hatte Souta Melanie gerade eröffnet, dass er hier allein wohnte (was Cyrus nicht anzweifelte, wenn man mal von wahrscheinlich recht vielen Besucherinnen absah), um im nächsten Moment etwas von Tee und Zucker zu sagen... "Normalerweise trinkt man Tee mit Zucker, nicht Zucker mit Tee, Souta-chan~", flötete er und streckte den Arm aus, um Souta das schwarze Stück Stoff zu überreichen und sich anschließend ebenfalls auf eines der Sitzkissen fallen zu lassen. Schade, was er hier wirklich vermisste, war eine so wunderbar ausgeleierte Couch wie er selbst eine hatte. Diese fand er nicht nur bequemer und praktischer, nein, man konnte sich auch bei weitem eleganter drauf positionieren. Das ging bei einem Kissen eher schlecht, weswegen er die Beine einfach locker überkreuzte, sich ungefragt die Box mit den Teebeuteln schnappte und sie öffnete. Generell war er zwar nicht der ultimative Fan von Tee, aber der Geruch der getrockneten Zutaten war immer wieder ein Genuss. Schlussendlich entschied er sich allerdings für Kamille und reichte die Box an Melanie weiter.

In Soutas Kichern stieg Melanie bei seinem Wortwitz mit ein, während Seraphim mehr damit beschäftigt war zu stolpern. Vielleicht schubste sie ja gerade noch einmal kräftig an mit ihrem kichern? Es wäre zwar keine Absicht, aber da er den Witz nicht mochte konnte man das vielleicht nicht ausschließen. Sie mochte das Wortspiel. Was wäre wohl wenn Souta etwas mehr über ihre Ess- und Trinkgewohnheiten wüsste? Vielleicht wäre es dann noch besser. Mit großen Augen bestaunte sie das Brötchen von Souta. Sie war niemand der wenig aß, aber Souta schien wirklich sehr gerne zu essen. Der Anblick des großes Snacks von Souta erinnerte sie daran, dass sie selber eigentlich auch Hunger hatte. Sie sollte vielleicht auch noch etwas essen. Ihr Gedanke wurde aber von Soutas Worten unterbrochen. Melanie lauschte dem kleinen Wortwechsel amüsiert. Sie konnte sich ein feines, unscheinbares Grinsen nicht verkneifen und überlegte sich den Balkon ein wenig genauer anzusehen. Dabei verwandelte sie sich in Seraphim, zumindest so gut sie es konnte, wobei die Narben nicht mit dabei waren. Heiter sagte sie:“ Meinst du echt da unten sind so viele Mädchen die deinen Balkon beobachten?“ Leicht am Rande guckte sie was Souta und Seraphim machten und verwandelte sich, bevor Seraphim oder Souta irgendwas machten wieder zurück. Sie trat zum Geländer des Balkons und guckte hinab und umher, zuerst auch etwas gespielt suchend. Melanie blickte sich an was man so von dem Balkon aus sehen konnte. Ein großer Teil wurde natürlich von dem großen Baum direkt vor Soutas Wohnung abgedeckt. Bestimmt kann man sich hier auch gemütlich hinsetzen. Im Sommer war es bestimmt schön hier zu essen, falls man die Sonne und frische Luft gerne mag. Als sie sich wieder umdrehte und zurück ins Zimmer ging blickte sie zu Souta und sah ihm dabei zu wie er gerade damit fertig wurde alle Sachen auf den Tisch zu stellen. Als Souta das große Taost in fast komplett in den Mund stecken wollte staunte sie nicht schlecht, aber das was er dann vollführte war wirklich beeindruckend. Als sie sah, dass er ein bisschen viel auf einmal zu tun hat wollte sie aufstehen und ihm helfen, aber Souta schaffte es beeindruckend gut alles alleine zu machen. Wuw bei der Vorstellung und der folgenden Siegerpose war man ja fast dazu verleitet zu klatschen. Sosehr dazu verleitet, dass Melanie genau das tat! Lautlos klatschte sie leicht in die Hände und machte ein erstauntes Gesicht, was nicht sehr viel änderte, da sie sowieso schon erstaunt geguckt hatte, nur sie zeigte es noch etwas mehr nach außen hin für andere sichtbar. Nachdem ihr Applaus endete wendete sie sich mit einem erfreuten Ausdruck wieder dem Tisch zu. Sie hatte seine Antwort auf ihre Frage gehört und wollte sich ihre Antwort oder Frage, falls sie denn noch eine hatte, überlegen während sie Souta seinen Tee macht. Warum hatte Seraphim eigentlich seine Klamotten weggeräumt?? Egal er wird schon seine Gründe haben. Außerdem gab es wichtigeres. Zum Beispiel Soutas Tee, ihr eigener Tee und natürlich den geflöteten Kommentar Seraphims über Soutas Tee! Melanie hatte Soutas Tee fertig, bis natürlich auf die Tatsache, dass er kurz ziehen musste noch. Trinken konnte man ihn also noch nicht wirklich … aber die Situation.. Melanie stand während Seraphim sprach schnell auf, wobei sie sehr auf die Tasse aufpasste, und hielt die Tasse vor sich zu Souta hin, während sie höchst erheitert verkündete:“ Dein Tee Souta.“ Melanie hatte ein großes Lächeln im Gesicht . Ihre Worte sagte sie so, dass sie direkt auf Seraphims Satz folgten. Wäre sie nicht so schüchtern hätte sie Seraphim jetzt wahrscheinlich auch noch die Zunge rausgestreckt. Da er noch nicht fertig war und sie nur gerade auf die Situation antworten musste sprach sie ruhig und vollkommen selbstverständlich:“ Ich habe schon alles fertig gemacht. Er muss nur noch kurz ein klein wenig ziehen und dann kannst du ihn direkt trinken, wenn du fertig bist mit Soutas Hemd.“ Lani grinste und strecke Seraphim fröhlich die Zunge raus.. schade das er davon nichts mitbekam.. Aber sie war sichtlich erfreut auch über die Aktion von Melanie. Dabei besonders über das Tuen der Aktion selber. Es war zwar noch die Frage wie die Beiden reagieren würden, aber Lani meinte fröhlich:" Schööön. Hihi. Wenn man dich als süß bezeichnet sollte man wirklich vorsichtig sein. Außerdem lässt es mich immer daran denken wie süß du wohl wirklich seien würdest." Melanie setzte sich hin und stellte die Tasse mit Soutas Tee behutsam auf den Tisch. Den Gedankengängen von Seraphim, in denen es über eine Couch und Kissen ging, hätte sie nur halb zugestimmt. Eine schöne Couch war bequem und man konnte sich gut drauf setzen, drauf werfen, aber Kissen waren auch toll. Kissen und Decken. Naja sie hatte beides. Wobei die Kissen teilweise selber angeschafft worden waren von ihr, da laut ihrer Tante soviele Kissen und Decken nicht nötig sind. Außer natürlich für das kleine Teezimmer. Ihr eigener Tee musste noch warten.. andere anwesende, zufällig weißhaarige Personen hatten sich der Packung mit den Teebeuteln bemächtigt. Sie nahm die Box entgegen und schaute sich an was für Tee Souta so alles hatte. Sie suchte sie ebenfalls einen schönen Früchtetee raus und wartete darauf, dass er fertig ist. Wartend blickte sie die Tasse an und beobachtete wie die rote Farbe sich nach dem eintauchen des Teebeutels langsam ausbreitete.

Von all den Dingen, die Itasa Soutanobu seine Fähigkeiten und Talente nannte, erschien das Bügeln von Kleidungsstücken neben Flickflacks und Saltos, dem Schwingen seiner Peitsche oder seiner Kettenmagie, ziemlich unspektakulär. Zumindest konnte man das sehr leicht annehmen, doch wer den Rotschopf auch nur ein bisschen kannte, der wusste, dass alles, was er zu tun gedachte, unweigerlich und unbeeinflussbar spektakulär wurde. Es war Soutas allergrößtes Talent viel Schein und Tamtam um etwas herum aufzubauen, was im Grunde komplett banal war. Deswegen konnte er auch die Aufmerksamkeit von Leuten fangen, ohne sich anzustrengen. Er machte unterbewusst jede Tätigkeit zu etwas Einzigartigem, Besonderem. Es begann schon damit, dass er das Bügeleisen in der Hand hielt und den Blick über seine Gäste schweifen ließ, während er darauf wartete, dass Seraphim sein Hemd aushändigte: Einer seiner Füße trippelte sanft auf den Boden, seine Finger trommelten auf dem weichen Untergrund des Brettes herum, im perfekten Takt dazu, als wären überall in seinem Körper Bienen gefangen, die nur darauf warteten, hervorzubrechen, um das Zimmer in einem Meer aus gelb und schwarz einzuhüllen. In seinem Fall natürlich eher rot und grün, aber er fand die Vorstellung eines menschlichen Bienenschwarms durchaus reizvoll, obwohl er keine Ahnung hatte, wie genau er auf den Gedanken gekommen war...Zufälligerweise äußerte sich der Dragonslayer ja vorhin darüber, dass er ihn mit dem Balkon irgendwie geneckt hatte, doch etwas Schreckliches geschah, kaum, dass das Weißhaar den Mund geschlossen hatte, natürlich nicht ohne zu kichern. Eine Augenbraue des Kettenmagiers wanderte nach oben, er öffnete die Lippen, glubschte etwas dümmlich sein Gegenüber an. Was genau hatte jetzt das Fenster mit seiner Tür zu tun? Souta war wirklich kein Idiot, und so feinfühlig er auch auf die verborgendsten Schwingungen von Frauen reagieren konnte - er war niemand, der indirekte Komplimente aus Witzen hervorfischen konnte. Dafür war er vermutlich zu ehrlich und geradeheraus. Er gab sich nicht mit Umschreibungen ab, konnte man doch alles direkt und unkompliziert sagen. Man konnte sich also schon denken, was passiert war: Souta raffte schlichtweg nicht, was Seraphim ihm sagen wollte. Aber das war ja kein Weltuntergang, schließlich war es ein Leichtes, solche Dinge zu überspielen! "Haha, ja, ich weiß genau, was du meinst, Seraphim!", meinte er also etwas verspätet als Antwort mit ganz offensichtlich künstlich amüsierten Unterton und wandte den Blick auf etwas anderes. Irgendwie war es ja schon etwas peinlich, wenn etwas Derartiges geschah, doch er konnte großartig, wie er war, damit umgehen. Womit er allerdings NICHT umgehen konnte, war Melanie, die sich spontan in den Weißhaarigen verwandelte, so dass wenige Meter von ihm entfernt nun ein Seraphim mit Mädchenkleidern stand und etwas über seinen Balkon fragte. Nun hob sich auch Soutas zweite Braue, jedoch nur kurz, wie um die erste abzuholen, so dass sich beide schnell wieder in die Ausgangsstellung senkten. Perplex und entsetzt zugleich fixierte sein Auge Melanies Rücken - und da begann es auch schon. Er spürte etwas seine Luftröhre hinaufsteigen, seine Brust ausdehnen und sein Zwerchfell zum Zittern bringen. Nach wenigen Sekunden war dieses eigenartige Gefühl der Beklemmung, die Entscheidung, ob Leben oder Tod, vorbei. Der Stau aus seiner Kehle gelangte an seine Lippen, brachte sie dazu, vor Anstrengung um das letzte Restchen Beherrschung zu beben. Doch er schaffte es nicht, die Kontrolle an sich zu reißen. Gerade noch so konnte er das heiße Bügeleisen auf das Brett zurückstellen, ehe es ihn auch schon im wahrsten Sinne des Wortes zerriss: "BWAHAHAHA!" Ein Lachanfall höchster Güte hatte Besitz von seinem Körper ergriffen, wehrlos war er gefangen in einem Strudel aus hellem Gelächter, das sich einfach nicht zurückkämpfen ließ. Er konnte nicht einmal sagen, was genau so lustig an Seraphim in Frauenkleidern war. Wiedereinmal war Souta seinem ersten Impuls gefolgt, ohne daran zu denken, dass seine amüsante Explosion, die ihm gerade Tränen ins Auge trieb, aus der Sicht seines Freundes vielleicht nicht ganz der Brüller war, der er für ihn gewesen war. Bestimmt eine halbe Minute verbrachte er damit, sich wieder einzukriegen, hielt sich den schmerzenden Bauch und wischte immerwieder die Nässe von seiner Wange, bis er sich endlich gefangen hatte und keuchend, wie nach einem Marathon, Hintern voraus an seinem Kühlschrank gen Boden rutschte. "Oh Mann....hick...wirklich...hick...unfassbar...hick..." Irghs, hatte er jetzt etwa einen Schluckauf? Nun, vermutlich war das der faire Preis für seinen spontanen Lachflash. Ein Anfall, wie er ihn selten erlebte und alles nur wegen einer mickrigen Verwandlung. War das nicht lächerlich? Einen Moment lang war Souta versucht, aufgrund der Humorlosigkeit seines Gelächters erneut loszuplärren, aber er beherrschte sich diesmal und stand auf, weil Melanie ihm seine Teetasse entgegenstreckte. Natürlich hatte er gehört, was Seraphim zu seinem Getränk gesagt hatte, aber er überging das. Einerseits war es ihm ziemlich egal, schließlich war ja er selbst derjenige, der es trank und andererseits fühlte er sich noch nicht in der Lage dazu, sich verbal zu artikulieren. Ganz zu schweigen von den in kurzen Abständen folgenden Hicksern. Auf ihren Einwand mit dem Ziehen hin nickte er, griff nach der Tasse - und exte sie ohne Umschweife, ehe er sie auf die Theke stellte und sich wieder dem Bügelbrett zuwandte. Nein, Souta war noch nie ein geduldiger Mensch gewesen, und Flüssigkeit half ja bekanntlich ganz gut gegen Schluckauf. In seinem Fall zwar nicht, aber das Herabwürgen eines ganzen Sandwiches zusammen mit seinem Lachanfall hatte ihn ziemlich durstig gemacht. Jedoch hatte er eines Vergessen: Tee trank man bekanntlich heiß. So heiß, dass der Teekessel pfiff. Und so wanderte Soutas Mundinhalt begleitet von einem dezenten "NNNNNNGH!" in die Spüle und wurde von eiskaltem Leitungswasser ersetzt, welches köstlich kühlend seine verbrannte Zunge heilte und ihn immerhin davon abhielt, in Tränen auszubrechen. Heute war er aber auch ganz besonders intelligent, nicht wahr?!
Wie auch immer, nachdem auch dieser peinliche Punkt auf der heutigen Liste abgehakt war, konnte sich Itasa Soutanobu endlich dem Kernproblem widmen, welches eigentlich schon seit jeher die höchste Priorität aufwies: Dem Bügeln von Seraphims Hemd! So stolz wie jemand sein konnte, der sich gerade fast totgelacht hatte, von einem Schluckauf geplagt wurde und seine Futterluke ausgebrannt hatte (da es sich um Souta handelte dennoch stolzer als der Durschnitt) spazierte der Rotschopf also vor das Bügelbrett und breitete das Hemd seines Freundes professionell über dem weichen Stoff aus, bevor er das Eisen in die Hand nahm. Mit der Fachkenntnis eines erfahrenen Hausmannes hielt er die obere Ecke des Hemdes fest, während er mit dem Werkzeug über die Falten kurvte und sie wie von Zauberhand in ein glattes, warmes Wunder verwandelte. War er nicht toll?

Souta schien zwar meistens nicht auf den Kopf gefallen zu sein, aber heute war wohl eher einer seiner dunkleren Tage, was? Erst rannte er gegen einen Tisch und zerbrach dabei reihenweise Geschirr, setzte das geschädigte Restaurant mit seinen Tränen auch noch unter Wasser, dann biss er denjenigen, der ihm offenbar geholfen hatte und zum Schluss schaffte er es auch noch, Cyrus' Kompliment nicht zu raffen. Normalerweise neigte er selten zu wirklich ernst gemeinten Freundlichkeiten gegenüber anderen und nun, wo so ein seltener Moment eingetroffen war, verstand sein Gegenüber nicht... das war ja beinahe schon wieder eine unglückliche Fügung des Schicksals. Ach und nein, natürlich konnte Souta ihn nicht über das fehlende Verständnis wegtäuschen, dazu war seine Mimik zu eindeutig und seine Fähigkeiten als Lügner zu wenig ausgeprägt, nein - er hatte es nicht verstanden. Was er natürlich gemeint hatte, war, dass der Rothaarige selbst in seiner eigenen Position sicherlich ebenso ein Grund zum Einrennen der Tür wäre. Wenn die Spanner denselben Geschmack wie Cyrus teilten, das sei natürlich vorausgesetzt. Anstatt Souta nun aber vor Melanie bloßzustellen und laut zu verkünden, dass er offenbar kein Stück verstanden habe, lächelte er nur still sein undurchschaubares Lächeln weiter. Wenn man ihn nicht genau kannte - und obwohl Souta ihn vielleicht besser verstehen könnte, als viele andere, zählte er ihn zu diesen Wesen - dann war es beinahe unmöglich, mit Sicherheit bestimmen zu können, was er nun eigentlich meinte. Vielleicht glaubte er ihm und lächelte fröhlich ob des verstandenen Witzes (es war keiner, es war bitterer Ernst), vielleicht schämte er sich auch fremd oder aber er war darüber traurig, wer wusste das schon? Anders als der Rothaarige wählte er generell lieber einen mehr oder minder indirekten Weg, es sei denn er befand einen dreisten als Erfolg versprechender. Was er nun aber wirklich nicht auch nur halb so amüsant wie Souta fand, war Melanies Spontanverwandlung in ihn selbst, auch wenn man es wohl differenzierter ausdrücken müsste. Die Idee war eher mittelmäßig und überzeugte ihn recht schnell davon, dass sie hier noch eine Zero sitzen hatten, wenn auch eine mit reiferem Körper und deutlich schüchternerem Gemüt. Es wirkte auf ihn eher wie ein alberner Kindergartenstreich, nicht wie eine humorvolle Geste. Die Umsetzung war ebenso mittelmäßig, da er sein eigenes Spiegelbild ziemlich gut kannte und sagen konnte, wo sie alles Fehler gemacht hatte; zudem sprach sie noch immer in ihrer eigenen, deutlich höheren Stimme, was das ganze fast so grotesk machte, wie die Tatsache, dass sie - oder er, in diesem Falle - verdammt nochmal Frauenklamotten trug!
Eigentlich konnte man dem Dragonslayer recht vieles vorwerfen, aber gänzlich intolerant war er nicht, vor allem was Geschlechter und ihre Verwirrungen anging. Hier aber sah er eine deutliche Grenze als lange überschritten an. Erstens hatte man keine Witze über seine Person zu machen, aber das konnte er noch irgendwie übersehen, wenn sie von Menschen stammten, die ihm sowieso gepflegt am Allerwertesten vorbei gingen. Zweitens erfror sein Humor sofort, wenn es jemand wagte, seine Männlichkeit in Frage zu stellen und ihn dadurch ins Lächerliche zu ziehen. Ja, etwa ein Sechstel seiner Bettgeschichten waren Männer, aber machte ihn das nun in irgendeiner Weise femininer? Übertrumpfte er damit nicht sogar den männlichen Stolz derjenigen, die er flachlegte? Wie dem auch sei, was das Mädchen da gerade abzog, gefiel ihm überhaupt nicht, aber er quittierte es nur mit einem abfälligen Schnauben. Es war schließlich nur Melanie, die ihrer Unfähigkeit wegen so geschmacklos geworden war, obwohl sie nur einen Witz hatte machen wollen. So wollte sich gerade wieder ein falsches Lächeln auf seine Züge schleichen, als Souta offenbar bemerkt hatte, welchen Mummenschanz das Mädchen da trieb. Hoffentlich reagierte er nicht... Er tat es. Aber anstatt sich nur köstlich darüber zu amüsieren (was schon hart an der Grenze gewesen wäre), bekam er einen solchen Lachkrampf, dass er ihn zu Boden schüttelte und mit Tränen im Auge zurückließ. Ach, das fand er witzig? Fast unwillkürlich ballte sich seine rechte Hand zur Faust, zitterte leicht, als sich die sauber gefeilten Nägel in seine Handfläche bohrten; seine Augenbrauen zuckten leicht zusammen, beinahe unmerklich kräuselte sich die Haut über seiner Nasenwurzel, während seine Lippen sich zu einem unzufriedenen Strich dehnten. Oh ja, Soutas Reaktion gefiel ihm überhaupt nicht, irgendwie hatte er dabei das Gefühl, dass der Rothaarige es wagte, sich über ihn lustig zu machen – und obwohl er ihn mochte, das konnte er ihm nicht durchgehen lassen. Das ließ sich einfach nicht mit seinem Ego vereinbaren, das war ein absoluter Sakrileg. Aber nein, er würde hier jetzt nicht auf beleidigte Leberwurst machen, niemanden schlagen oder anderweitig seine fehlende Reife bezeugen, nein. Er atmete tief durch und beruhigte seinen Herzschlag wieder, der deutlich zugelegt hatte, entspannte seine Gesichtsmuskulatur und ließ seine Hand locker an seinem Körper herunterhängen. Nur die rötlichen Halbmonde in dieser zeugten nun noch von seinem temporären Kontrollverlust, denn schon nach kurzer Zeit lächelte er wieder, wenn auch eindeutig nicht wohlwollend. "Wirklich wahnsinnig witzig, Melanie-chan.", meinte er mit ausdrucksloser Stimme, die einen leicht spöttischen Unterton erhielt, als er mit "Und so gekonnt~" fortfuhr. Immerhin war das nur Transformationsmagie, etwas noch erbärmlicheres war unter der Sonne wohl auch nicht zu finden, oder? Da war ja selbst Soutas ominöse Kettenmagie wesentlich spannender und obwohl er diese noch nie in Aktion erlebt hatte, hatte er nicht das Gefühl, dass es irgendetwas fabelhaftes sein konnte. "Nächstes Mal solltest du dich vielleicht in Souta-chan verwandeln, ich bin sicher, dass dem diese… weibliche Rolle bei weitem besser steht~", schlug er unschuldig vor als wäre das nur ein freundlicher Tipp und hielt sich davon ab, einen gehässigen Blick in Richtung des Einäugigen zu werfen. Melanies Geplänkel mit der Teetasse ignorierte er schlichtweg, dieses Mädchen war tatsächlich nicht mehr zu retten; Welch ein Glück, dass er nichts von ihren schizophrenen Halluzinationen wusste, dann hätte er sie wohl schlichtweg ausgelacht und das wollte doch auch niemand.
Mit zufriedenem Gesichtsausdruck legte er, auf dem Kissen sitzend, den Kopf in den Nacken und schüttelte sich einige Haarsträhnen aus dem Gesicht, während er seinen Tee ziehen ließ. Zudem musste er erst einmal ein wenig abkühlen, sicherlich könnte er pusten, damit das ganze etwas schneller ging (Ließ sich das nicht auch irgendwie mit Magie bewerkstelligen?), aber warum der Aufwand? Er hatte genug Geduld, um nicht gleich… so kurzsichtig wie Souta das heiße Wasser in einem Schwung zwischen seine Lippen zu kippen und sich dann zu wundern, warum man es auf dem schnellsten Wege wieder loszuwerden versuchte. Er zuckte kurz, als der Rothaarige mit einem unterdrückten Stöhnen seinen gesamten Tee wieder loswurde, aber machte keine Anstalten sich davon irgendwie beeinflussen zu lassen. Stattdessen nahm er seine eigene Teetasse, beobachtete, wie die Flüssigkeit kleine Wellen schlug, als er leicht darüber blies und nahm dann einen kleinen Schluck Flüssigkeit. Schließlich, nachdem er Souta beim Bügeln beobachtet und sich genügend darüber amüsiert hatte, stand er auf und schlenderte zu dem Rothaarigen, als wolle er sein Hemd abholen, langte aber nicht nach dem Stoff, sondern umfasste mit sanftem Druck Soutas Unterkiefer. Leicht zog er daran, in der Hoffnung, dass er locker ließ und fuhr mit dem Zeige- und Mittelfinger der anderen Hand leicht zwischen seine Lippen. Hatte er sich denn nicht verbrannt? Das könnte man doch auch recht schnell beheben… "Mund auf, Souta-chan~", schnurrte er und drückte seine Finger leicht gegen das weiche Fleisch, während er bereits wieder Mana in ihnen konzentrierte. Moment, heilte er hier jemanden einfach so, vollkommen ohne Hintergedanken? Nein, natürlich nicht, denn während er so den Einäugigen effektiv am Sprechen hindern konnte, meinte er mit ernster Stimme, wenn auch so leise, dass es für Melanie schwer werden würde, ihn zu verstehen: "Du wusstest überhaupt nicht, was ich vorhin meinte, was fast schon wieder traurig ist, Souta~ Zudem bist du ein ziemlich schlechter Lügner, wenn ich das so sagen darf und…", er rückte noch ein wenig näher an Soutas Ohr heran, damit das blauhaarige Mädchen nicht verstand, "das da eben war… Nicht. Lustig." Zum Ende hin war seine Stimme so schneidend kalt geworden, dass man den Ernst daraus beinahe herausgreifen konnte, aber schon nach einigen Schweigesekunden kicherte er wieder und zog seine Finger, die in der Zwischenzeit Zunge und Gaumen des Jungen wieder einigermaßen instand gesetzt hatten, zurück. Energisch drehte er sich um, nachdem er sein Hemd vom Bügelbrett aufgelesen hatte und ein "Vielen Dank~" in Soutas Richtung gehaucht hatte und zog sich das Hemd erst im Laufen über. Dass er dadurch dem halbseitig Sehbehinderten einige Sekunden lang den Rücken zuwandte, vergaß er dabei vollkommen.

Souta zeigte seine gute Laune noch weiter, indem er begann melodisch mit den Fingern und dem Fuß zu klopfen. Melanie hörte dem klopfen im perfekten Takt zu und fragte sich ob er eine bestimmte Melodie klopfte und ob sie sie vielleicht kannte. Mit dem versteckten Kompliment von Seraphim konnte er anscheinend nichts anfangen. Hmm.. Das würde lustig werden, da sie selber auch oft indirekte Komplimente (oder Vorwürfe) benutzte. Sie benutze zwar auch oft direkte Komplimente, dass aber eher Freunden gegenüber. Ein indirektes Kompliment war ein schöner Weg sich die Schüchternheit zu umgehen. Seine Reaktion auf ihre Verwandlung war doch eeetwas sehr viel heftiger als erwartet. Souta bekam einen richtigen Lachanfall und konnte garnicht mehr aufhören zu lachen. Sein Lachanfall ging sogar so weit, dass er am Kühlschrank zu Boden rutschte. Verwundert beobachtete sie ihn. Das war eine wirklich sehr unerwartete Reaktion. Schön das Souta sich so daran erfreute. Der von ihrer Verwandlung betroffene Seraphim schien dem ganzen nicht ganz so fröhlich gegenüber zu stehen. Zum Glück hatte er gerade kein Messer?! Seine Gedankliche Beurteilung bekam sie nicht mit, da er sich sehr kontrollierte und weder einen belustigten, noch einen zornigen oder einen beleidigten Kommentar machte. Ihre Verwandlung war nur mittelmäßig? Schön. Vielleicht sollte sie sich das nächste mal mehr anstrengen für die Beurteilung und sich Seraphims Aussehen besser einprägen. Dann ein wenig mehr Konzentration und Ernst und schon ist man richtig bei der Sache und hätte eine gute, täuschende Verwandlung. Amüsant wäre bestimmt auch gewesen, was Seraphim dazu meinen würde, wenn sie sich sein Aussehen genauer merkt. Er fand ja recht schnell ein paar Fehler die sie gemacht hatte, also könnte sie ruhig besser werden, würde er es also dementsprechend nun besser finden wenn sie sein Aussehen genauer kennt und sich besser in ihn verwandeln kann? Wollte er vielleicht damit sogar sagen, dass er sich wünschte sie könne sich gut in ihn verwandeln, wollte es nur nicht hier so jetzt vor Souta aussprechen oder so? Melanie bemerkte seine zur Faust geballte Hand. Anscheinend mochte er so etwas überhaupt gar nicht. Aber er hatte eine bemerkenswerte Beherrschung. Den roten Halbmonden auf seinen Händen nach zu urteilen eine sehr gute, auch wenn er sie nichts desto trotz etwas eingebüßt hatte soeben. Sie hörte seinen ausdruckslosen, spöttischen Worten zu und erwiderte auf seine Worte:“ Ich hatte überlegt mich auch in Souta zu verwandeln, aber anscheinend missfällt es dir sehr wenn ich mich in andere Personen verwandle und du siehst das ganze weniger lustig als Souta. Ich werde mich zurückhalten und bitte um Verzeihung für meine kindische Aktion.“ Für die Zeit in der sie ihre Worte sagte verschwand ihr Lächeln und sie blickte mit einem neutralen Ausdruck, bis sie sich um Soutas Tee kümmerte und ihm diesen reichte. Jaaa... erwähnter Tee.. Verduzt blickte sie Souta an, als dieser die Tasse nahm und sie mit einem mal austrank. „Schusselchen“ sagte Melanie leise. So leise das es keiner hören konnte. Leicht schüttelte sie den Kopf und blickte zu Souta, der sich gerade den restlichen heißen Tee aus dem Mund spülte und dafür die Kälte des Wassers entgegen nahm. Melanie schnappte sich Soutas Tasse und machte ihm einen neuen Tee, zusammen mit ihrem, als sie endlich die Teebox bekam von Seraphim. Sie half ihrem Tee nach etwas kühler zu werden und trank dann fröhlich einen Schluck Tee. Souta war niedlich. .. Ein wenig irgendwie. Er hatte etwas niedliches, Jap! Fröhlich lächelnd trank sie noch einen Schluck von ihrem Tee. Den Rücken von Seraphim ignorierte sie einfach mit seinen Narben. Was interessierten diese sie auch schon? Sie trank lieber weiter ihren Tee und guckte nach Soutas Tee, wobei sie dieses mal aufpasste das der Tee nicht nur fertig ist, sondern auch kühl! Sie guckte mit ihrem eigenen Tee an den Lippen zu Souta und Seraphim, welche mit ihrer kleinen privaten Unterhaltung geendet hatten. Sie blickte zu Souta und sagte fröhlich:" Ich habe dir neuen Tee gemacht. Dieses mal ist er nicht so heiß und du kannst ihn gleich trinken, wenn du willst."