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#11 RE: Let it Snow von Kabane Yureiko 10.03.2011 16:27

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„Was dann?“
Bitte? Was hatte er gerade gesagt? Hatte er wirklich gerade gewagt, sie zu fragen, was passieren würde, wenn er ihr Tempo nicht halten könne? Das war eindeutig Provokation und zwar von der Sorte, die Kabane am aller wenigsten leiden konnte: Die „Ich pisse dir mit einer zwei Wörter langen Frage ans Bein“-Provokation. Was dann fragte er also. Sie würde ihm sagen, was ihm blühte!
Mit vor Anspannung zitternder Augenbraue drehte die wütende Magierin sich zu ihm um. Erst schnaubte sie wieder, ehe sie begann zu dem dreisten Kerl zu sprechen: „Was dann? WAS DANN?! Du willst also wirklich wissen, was dann passiert?“ Yureiko schnaubte nochmal wütend, bevor sie ihre Strafpredigt fortsetzte: „Verdammt nochmal, wenn du nicht aufpasst, dann lasse ich dich das beschissene Trinkwasser trinken und das vergammelte Fleisch essen, nur um herauszufinden, ob die Dorfbewohner wirklich deswegen krank geworden sind und überlege mir dann zwei Mal, ob ich dir auch was von dem Gegenmittel gebe. Hast du das kapiert, du Idiot?“
Gut, wenn man es genauer betrachtete, hatte sie nicht gesprochen, sondern gebrüllt und das so laut, dass es gut möglich war, dass sie gerade die Aufmerksamkeit aller Passanten auf sich gelenkt hatte, aber das war nun egal. Hauptsache dieser Dummkopf begriff, dass er sich solche Dinge nicht leisten konnte – zumindest nicht in ihrer Nähe. Um ihre Drohungen zu verdeutlichen, setzte sie noch eines drauf. Mit spitzen Fingern griff die Magierin nach der Augenklappe ihres Gegenüber, zog sie ein gutes Stück weit zurück und ließ den Sichtschutz los, um ihn wieder auf sein Auge zurückschnell zu lassen. Wenn diese Dumpfbacke ihre Worte nicht begriffen hatte, dann würde ihn vielleicht sowas zur Vernunft bringen. Idiot!
Ohne ein weiteres Wort zu sagen drehte Yureiko sich wieder um. Noch energischer und noch schneller als zuvor setzte sie ihren Weg fort. Eines musste man ihm allerdings leider lassen: Mit der Verpflegung hatte er rechtgehabt, solche musste das ungleiche Paar wohl oder übel noch besorgen. Immerhin war er wohl nicht ganz unnütz, erträglich machte ihn das aber noch immer nicht. Im Gegenteil, durch seine Art hatte er in Kabanes Augen jegliche Sympathie verspielt, wenn er überhaupt welche gehabt hatte.

#12 RE: Let it Snow von Souta 10.03.2011 16:50

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Konnte man Itasa Soutanobu von seinem Ross stoßen? Konnte man ihn aus dem Scheinwerferlicht der Welt verdrängen und in der dunklen Ecke der Normalität ein Dasein fristen lassen? Nein, das konnte man nicht. Man konnte ihn allerdings beeindrucken. Und das hatte Kabane-sama in diesem Moment geschafft. Es waren nicht ihre gebrüllten Worte, nein. Nachdem sich ihre Sprechlautstärke über die eines gewöhnlichen Gespräches erhoben hatte, hatte er automatisch auf Durchzug geschaltet und ihre Predigt war kaum aufgenommen worden, als er auch schon keinen Schimmer mehr hatte, was genau sie jetzt ankreidete. Nein, das war es nicht. Was war es also, dass ihn tatsächlich dazu brachte, für einen Augenblick den Mund zu halten, um ihre Kehrseite anzustarren und ehrfurchtsvoll nur kurz auf ihren Hintern zu schauen? Sie hatte ihn angefasst. Mit einer einfachen Geste hatte sie die Mauer durchbrochen, die ihn umgab. Die es ihm erlaubte, auf der Spitze ihrer Nase einen Stepptanz aufzuführen und neckisch ihre Schlagfertigkeit herauszufordern. Und in dem Moment, in dem letztere versagt hatte, hatte sie nicht etwa den Schwanz eingekniffen und hatte ihn ignoriert, was direkt aus dem Stepptanz eine Discoshow aus verschiedenen Tänzen, allesamt nervtötender und provokanter als der vorherige gemacht hätte. Kabane-sama war an die Grenzen der verbalen Verteidigung gekommen - und hatte ihm mit Schmackes die Augenklappe ins Gesicht geflitscht. Und das, genau das ließ 'sexy Hintern', 'spaßig zu nerven' und 'verdammt, ist die verklemmt' weit hinter 'heilige Scheiße, die meint es ernst' verschwinden. Für eine geschlagene halbe Minute stand er da, starrte sie an und rieb sich die Stelle, von der sich fiese Schmerzen ausbreiteten. Wenn sein Auge gesund gewesen wäre, hätte es sicher mehr wehgetan. Trotzdem. Es war nicht wirklich der Schmerz, der ihn erstarren ließ. Mal ehrlich, wäre er ein Gildenmagier, wenn er vor so etwas Kleinem plärrend das Weite suchen würde? Viel schlimmer als die Augenklappe es jemals gekonnt hätte, hatte die epische Symbolik, die Kabane-sama damit vollführte ins ein Gesicht geschlagen. Von nun an wusste er, dass diese Quest nicht nur verdammt amüsant werden würde, sondern womöglich das Beste, was er seit Langem erlebt hatte. Gewaltbereitschaft verlieh ihrer Beziehung (die er soeben zu einer solchen erhoben hatte) ganz neue Dimensionen! Es war...einfach unglaublich. Souta beeilte sich, die vor Wut schnaubende Questleiterin einzuholen, hielt allerdings einen gewissen Abstand, weniger aus Ehrfurcht als aus Selbsterhaltungstrieb. Allerdings sollte sie auch nicht denken, dass er so schnell aufgab. Souta war ein Stehaufmännchen. Alles, was es in diesem Augenblick gebracht hatte, dass sie ausgeflippt war, war, dass er für die nächsten zwei Minuten sicher den Mund halten würde.

#13 RE: Let it Snow von Kabane Yureiko 10.03.2011 17:27

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Nachdem sie einige Meter gegangen war, drehte Yureiko sich kurz nach dem Magier um. Ja, das hatte gewirkt. Endlich hatte sie sich etwas Respekt verschaffen können, auch wenn sie dafür laut werden und ihm weh tun hatte müssen – das war allerdings egal, denn solange sie mit dem Ergebnis zufrieden war, konnte es schon nicht so falsch gewesen sein. Immerhin schien Souta mehrere Sekunden stehen geblieben zu sein um sich das Auge zu reiben und eine ganze Weile gebraucht zu haben, bis er danach wieder zu ihr aufgeschlossen hatte. „Da bist du ja endlich“, meinte die Kabane schnippisch zu ihrem Begleiter, der doch einen recht ordentlichen Abstand zu ihr beibehalten hatte, was wohl ohnehin das klügste war.
Nach alledem verrauchte Yureikos Wut langsam. Endlich hatte sie einen ersten Erfolg gegen den Dauergrinser einfahren können und sogar gleichzeitig noch ordentlich Dampf ablassen können, was ihr eindeutig mehr als gut getan hatte. Wenn die Magierin sich die ganze Quest über zurückgehalten hätte, wäre sie wahrscheinlich irgendwo auf dem Berg explodiert, aber da dieses Problem (vorerst) gelöst war, konnte man sich nun wieder der eigentlichen Aufgabe widmen und diese verlangte nun, dass man sich Proviant besorgte. Deswegen begann die Forscherin damit nach einem geeigneten Geschäft zu suchen. Die Kriterien für „geeignet“ waren eigentlich ziemlich einfach, denn es gab im Prinzip nur eines: Der Laden musste Gemüse verkaufen, dass einerseits frisch war und sich andererseits lange genug halten würde, um auch noch genießbar zu sein, wenn die Aufgabe gerade erfüllt war.
Nach einer ganzen Weile fiel ihr Blick auf einen kleinen Stand, an dem Gemüse und Obst verkauft wurden, das auf die Magierin ziemlich frisch wirkte. In erster Linie hatten die Karotten Aufmerksamkeit der Vegetarierin auf sich gelenkt, denn die waren in jedem Fall lange haltbar, selbst wenn sie tagelang auf dem Berg rumklettern mussten. Außerdem hatten sie den Vorteil, dass man kein Feuer brauchte, um sie essen zu können. „Ich hätte gerne ein halbes Kilo von diesen Karotten. Und… was können sie mir denn noch empfehlen? Wir sind unter Umständen ein paar Tage auf Reisen und brauchen etwas, dass länger hält.“ Nachdem man Yureiko noch einige Äpfel verkauft hatte, wandte sie sich an ihren charmanten Reisebegleiter: „Und was nimmst du mit? Irgendwas Salzhaltiges wäre noch ganz gut…“

#14 RE: Let it Snow von Souta 10.03.2011 18:08

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Während für Kabane-sama die Auslage des Standes von Bedeutung war, schließlich warf sie kaum einen Blick auf die Bedienung, lag Soutas Gesichtspunkt knapp darüber. Auch er schaute nicht in die Augen der Ladenbesitzerin, das hatten die beiden gemeinsam. Nein, sein Blick wurde magisch von der beeindruckend üppigen Oberweite der Verkäuferin angezogen, die durch die straff gebundene Schürze sogar noch etwas hochgeschoben wurde. Ihre Haut war leicht gebräunt und er fühlte sich gleichermaßen glücklich, wie auch enttäuscht von sich selbst, dass sie ihm noch nie aufgefallen war. Vielleicht sollte er öfter Gemüse essen. Dass das gesund war, erfuhr er ja gerade am eigenen Leib, denn urplötzlich war sein Blutkreislauf angeregt. Nachdem er die Aufmerksamkeit, die sie Kabane schenkte dazu ausgenutzt hatte, ihren Körper zu analysieren, hob er den Blick und lächelte sie mit seinem umwerfendsten, süßesten Lächeln an. Mit verschränkten Armen lehnte er sich seitlich gegen den Stand und ließ das Grinsen auch nicht abbrechen, als sie sich schnell wieder seiner Questleiterin zuwandte. Und die Wirkung seines Blickes verfehlte nicht. Zufrieden bemerkte er einen zarten Rosaschimmer auf ihren Wangen, als sie Kabane ein wenig hektisch noch Äpfel andrehte. Die Auslage war vollkommen uninteressant für ihn, jetzt wo sie auf ihn dermaßen einging. Er würde sie um den Finger wickeln....immerhin war er verdammt knapp bei Kasse. Souta hatte nicht vor, sein Geld für teure Lebensmittel zu verplempern, wenn er sie auch billiger haben konnte. Und seine Leiterin würde es sicher begrüßen, wenn sie es schnell, günstig und ohne langes Gezeter darum, dass er es nicht bezahlen konnte hinter sich brachten. Nachdem sie ihn also gefragt hatte, was er wollte, stieß er sich ab und beugte sich über die Waren, während sein Lächeln zu einem leichten Grinsen schrumpfte. Schließlich griff er sich eine Orange und hob unvermittelt wieder den Blick. Dabei ertappte er die Besitzerin dabei, wie sie ihn angestarrt hatte und lachte leise, als der zarte Rosaton die Farbe von Kirschen annahm. "Ich nehme drei davon. Wie viel macht das...?" Eilig nannte die Verkäuferin einen Preis, der die ausgeschriebene Menge an Jewels deutlich unterbot. Er grinste nun noch breiter und spürte regelrecht, wie sie ganz langsam immer weiter um seinen Finger herumwanderte...und dann schlug er zu. Bevor sie noch aus ihrem zugegebenermaßen recht dümmlichen Traum geplatzt war, von dem er niemals gedacht hatte, dass er klappen würde, hatte er ihr Verlustgeschäft bezahlt, auf den Absatz Kehrt gemacht und war in einen nahegelegenen Lebensmittelladen, in dem es auch RICHTIGE Nahrung gab, nicht dieses Grünzeug, verschwunden, und kam nach kurzer Zeit beladen mit Sauerteigbrot, Räucherwurst und Trockenfleisch zurück, von dem man eine ganze Gruppe an Wanderern hätte ernähren können. All das verschwand in seiner jetzt kugeligen Tasche, die Orangen ließ er allerdings draußen. Die würden sein Snack für den Weg zum Zug werden, damit er bis dahin nicht verhungerte. "Das wäre erledigt, oder Kabane-sama? Dann lass uns weitergehen!" Schon wieder war dieses fröhliche Pfeifen auf seinen Lippen, doch jetzt wurde es noch dadurch unterstrichen, dass er, während er wartete, dass sie vorging mit den Orangen jonglierte.

#15 RE: Let it Snow von Kabane Yureiko 14.03.2011 11:53

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Souta hatte scheinbar doch eine Möglichkeit gefunden so zu tun, als wäre er nützlich. Er hatte versucht mit der Verkäuferin zu flirten und das dumme Huhn war darauf so sehr reingefallen, dass sie ihre Preisvorstellungen schneller fallen gelassen hatte als ein Vater sein Kind, das gerade in die Windeln gemacht hatte. Es sollte Yureiko recht sein, immerhin hatte man dadurch Geld gespart – sogar eine Menge, denn der Magier hatte sogar selbst bezahlt und solange er sie nicht darauf ansprach, würde sie einfach vergessen, dass sie die Sachen eigentlich für sich gekauft und nicht mal einen Gedanken daran verschwendet hatte, ob er vielleicht auch etwas davon wollte. Außerdem hatte er selbst sowieso genug eingekauft: Irgendwelche Wurst und irgendwelches Fleisch, beidem konnte Kabane nichts abgewinnen - wer konnte sowas schon freiwillig essen? – und Sauerteigbrot, das einzig sinnvolle, was der Magier mitgebracht hatte. Es war ein echter Energielieferant, gut haltbar und dank diesen Eigenschaften die perfekte Nahrung, wenn es daran ging, einen Berg zu besteigen.
"Das wäre erledigt, oder Kabane-sama? Dann lass uns weitergehen!"
Ausnahmsweise musste sie ihm wieder recht geben, es gab keinen Grund mehr irgendwo zu bleiben. Das hieß, der nächste Weg würde sie zum Bahnhof führen und dann so schnell wie möglich weg von hier und rauf auf den Berg und am besten noch schneller wieder hinunter, um diesen Souta-Typ gleich wieder loszuwerden. Also machte die Magierin sich bereit ihrem Begleiter eine passende Antwort zu geben: „Ich habe alles, was ich wollte. Also weiter, ja. Ich möchte so schnell es geht dort sein…“ Und noch schneller wieder zurück. Aber man konnte eben nicht alles sofort haben und musste sich vieles erst hart erarbeiten, zum Beispiel indem man mit einem Vollidioten einen Berg bestieg. Also machte Yureiko sich nun endgültig auf in Richtung Bahnhof, im Schlepptau einen pfeifenden, viel zu glücklichen jungen Mann, dem sie zumindest verdankte, etwas Geld zu sparen – bisher sein einziger Nutzen. Bisher!

#16 RE: Let it Snow von Souta 14.03.2011 15:18

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Sie wollte also so schnell wie möglich am Bahnhof ankommen...? Die Orangen landeten allesamt in seinen Händen, wo er sie in seine Manteltasche schob. Souta war versucht, Kabane-sama einfach einen Arm unter die Oberschenkel zu schieben und sie in Brautmanier zum Bahnhof zu tragen, doch er hatte ihre Augenklappenaktion noch nicht vergessen und befürchtete, dass dies das Letzte sein könnte, was er tat. Zudem wusste er noch nicht, was sie genau beherrschte und konnte deshalb einen fatalen Fehler machen, sie zu reizen. Andererseits verlockte ihn gerade diese Tatsache dazu, es zu tun. Tja, er befand sich in einer ziemlichen Zwickmühle. Wenn sein Magen angeregt war, würde er sicher besser nachdenken können, also begann er die Orange zu schälen. Während seine Finger die Schale abzupften, unterbrach er sein Pfeifen, um zu ihr hinüberzuschauen. "Bist du schon einmal auf dem Mount Hakobe gewesen?", fragte er sie interessiert, lächelnd. Vielleicht konnte er sie genausogut reizen, indem er so freundlich und gesprächig wie möglich war. Die richtig spaßigen Sachen sparte er sich am besten bis auf dem Berg auf, wo sie ihm nicht mehr entkommen konnte. Und dann würde er zuschlagen! Sie MUSSTE seinem Charme verfallen. "Ich war noch nie dort - wollte aber schon immer einmal hin. Es heißt zwar, dass es dort oben ziemlich kalt ist, aber man hat sicher einen wahnsinnigen Ausblick über Fiore." Die letzten Worte gingen leicht unter, da er bereits an einem Orangenstückchen nuckelte und ihr gleichzeitig eines anbot. Jegliche Bedenken gegenüber Abstand waren offenbar schon wieder über Bord geworfen worden, denn ihre Schultern streiften einander beinahe, als er ihr die Hand mit der Orange hinstreckte. Soweit, sogut.

#17 RE: Let it Snow von Kabane Yureiko 14.03.2011 15:55

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So bewegte man sich also in Richtung Bahnhof, zwar vorerst schweigend, zum Missfallen des weiblichen Teils ihrer Expedition allerdings trotzdem nicht still. Souta schaffte es zwar scheinbar doch die Klappe zu halten, aber irgendetwas musste er dann wohl trotz allem von sich geben, auch wenn es nur ein nicht minder nervendes Pfeifen war. Pfeifen. Was für eine Art Mensch tat das schon? Offensichtlich die Art Mensch, zu der auch der Magier gehörte und demnach eine Art Mensch, mit der Yureiko schon aus Prinzip nichts anfangen konnte. Wozu machte man das auch? Es hatte keinen praktischen Nutzen und besonders fröhlich sollte ihr Begleiter eigentlich nicht sein, nachdem er vorhin eine verbale Abreibung erhalten hatte, von der sich andere tagelang nicht erholt hätten. Aber eines hatte die missmutige Forscherin ja schon feststellen dürfen: Ihr Questpartner war über alle Maßen anders als andere. Souta hatte immense Ausdauer, war hartnäckig und penetrant und hatte die unangenehme Eigenschaft in jeder Situation Fröhlichkeit versprühen zu müssen. Alles in allem eben niemand, mit dem man normalerweise gerne länger als zehn Minuten im Raum war. Und die Kabane hatte ihn jetzt solange an der Backe, bis sie ihre Aufgabe erfüllt hatten. Juhu!
Zumindest hatte der Junge endlich aufgehört mit seinen Orangen zu jonglieren. Im Prinzip wäre das ja nichts gewesen, womit die Magierin ein Problem gehabt hätte, wenn es aber darum ging, mit Obst oder Gemüse um sich zu werfen, dann war der Spaß allerdings vorbei – vor allem dann, wenn dabei irgendwas auf den Boden gefallen wäre. Zum Glück aber hatte Souta noch rechtzeitig verstanden, wozu die Früchte wirklich da waren und begann damit, die erste zu schälen.
"Bist du schon einmal auf dem Mount Hakobe gewesen?" , fragte er Yureiko währenddessen und erklärte auch noch, dass er selbst noch nie dort gewesen war. „Nein, ich kenne ihn auch nicht. Aber der Aufstieg soll recht gefährlich sein, vor allem wenn das Wetter momentan wirklich so schlecht ist, wie man hört. Also gibt es keinen Ausblick“ , antwortete sie, nicht ganz unglücklich darüber ihm die Freude auf den guten Ausblick genommen zu haben. Die junge Frau hatte zwar den Versuch seine Laune zu verschlechtern längst aufgegeben, aber das hieß noch lange nicht, dass sie keinen Spaß dabei hatte, ihm zumindest ein wenig die Freude zu versauen.

#18 RE: Let it Snow von Souta 14.03.2011 17:10

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Aus einem nicht erfindlichen Grund schubste Kabane Souta nicht von sich, was den Keim der Hoffnung in seinem Herzen wieder dazu brachte, die kleinen Blätter auszubreiten und sanft sein Herz zu streicheln. Der reflexartige Drang, den lose herabhängenden Arm auf ihrer Seite dazu zu nutzen, seine Finger mit den ihren zu verschränken, widerstand er, indem er sich zwei weitere Orangenstückchen auf einmal in den Mund schob und daher erst einmal verbal ausgeschaltet war. Eigentlich war es ihm ganz Recht, dass sie auf sein Angebot nicht reagiert hatte. Wenn Souta hungrig war, war er nervtötend. Das hieß, wahrscheinlich würde sie keinerlei Unterschied bemerken, schließlich hielt sie ihn ohnehin schon für so nervig, dass sie sich nicht einmal mehr die Mühe machte ihm das zu sagen. Nein, sie beantwortete seine Frage sogar halbwegs höflich, wenn auch nicht freundlich. Für den Anfang musste das reichen. Damit er nicht doch noch der Versuchung erlag, steckte er seine Hand in die Tasche und spielte mit der Orange darin herum, holte sie nur heraus um sich hin und wieder ein Stückchen zu genehmigen. In beeindruckender Geschwindigkeit hatte er die drei Orangen verputzt und leckte sich schließlich vergnügt die Lippen. Pfeifend legte er neben ihr den letzten Abschnitt des Weges zurück, genoss die Sonne und den blauen Himmel, das fröhliche Treiben rund um ihn herum. Er musste alles aufsaugen, denn die Zugfahrt würde mehr als nur langweilig werden. Andererseits befanden sich Kabane-sama und Souta dann zu zweit in einem engen Zugabteil...Ein Grinsen huschte über das Gesicht des Rotschopfes, das auch nicht durch den direkten Anblick des Zuges ausgelöscht werden konnte, der bereits im Bahnhof wartete. Um Kabane in all der Hektik nicht zu verlieren umschloss er nun doch ihr Handgelenk mit einer Hand und zog sie relativ sanft hinter sich her, sah sich kurz um, bis er einen Eingang gefunden hatte, bei dem sie nicht zermatscht wurden. Schnell waren die Fahrkarten gekauft.
Letzendlich fanden sich die beiden in einem der wenigen leeren Abteile wieder, nun war die Frage: Nebeneinander oder gegenüber? "Ist doch ganz kuschlig hier...", meinte Souta nach einer kurzen Musterung und setzte sich neben das Fenster. Wenn er schon nicht hinauskonnte, würde er zumindest durch Glas die Natur genießen. Lange konnte das allerdings nicht gut gehen. Sein Fuß wippte schon. "So...jetzt beginnt das Ganze erst richtig, hm? Vielleicht sollten wir die Fahrt nutzen, um uns etwas besser kennenzulernen. Ich weiß nicht, ob diese Quest Kämpfe erfordert, aber man sollte für den Fall der Fälle wissen, was der andere draufhat..." Ohne sich großartig darum zu kümmern, ob sie seine Idee für brilliant oder nervig hielt - vermutlich Letzteres - begann er auch schon: "Also ich bin Kettenmagier und kämpfe mit der Peitsche hier. Ich kann zwar auch einigermaßen mit den Fäusten umgehen, aber Fernkampf ist mir lieber. Mit mir müsste es nicht sonderlich schwer werden zu klettern, insbesondere Schluchten oder steile Hügel sind für mich kein Problem. Das müsste eigentlich alles soweit sein - wie steht es mit dir?"

#19 RE: Let it Snow von Kabane Yureiko 14.03.2011 17:52

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Da war ihr ja glatt noch etwas an Souta aufgefallen, das absolut hassenswert war: Er fraß wie ein Schwein, zumindest was die Menge und die Geschwindigkeit anbelangte. Sie hatte noch nie jemanden gesehen, der drei Orangen in so beeindruckend hoher Geschwindigkeit gegessen hatte –beeindruckend oder widerlich. Alleine schon weil Souta Souta war, entschied sie sich für die zweite Möglichkeit. Er hatte einfach keine Chance bei der Magierin.
Die nächsten Sympathiepunkte verspielte er, als sie dann am Bahnhof angekommen waren. Yureiko verstand zwar, dass er sie im Gedränge nicht verlieren wollte, aber sie am Handgelenk zu packen, ja, eigentlich auch nur sie zu berühren, grenzte an Häresie unglaublichen Ausmaßes und sollte eigentlich mit einer gewaltigen Tracht Prügel oder wahlweise dem Verlust des einen oder anderen Körperteils bestraft werden. Leider war hier, in Mitten dieser Menschenmenge auf dem Bahnhof, weder das eine noch das andere möglich, weswegen sie das wohl vorerst verschieben musste. Wenigstens hatte ihr totgeweihter Begleiter die Fahrkarten schnell besorgt, weswegen sie nicht unnötig lange durch die Bahnhofshallen irren mussten und daher schon bald ihren Zug erreicht hatten. Der Zug schien allerdings recht gut besetzt zu sein, denn es dauerte eine ganze Weile, bis die beiden Magier endlich ein Abteil für sich beanspruchen konnten, scheinbar ganz zur Freude ihres Begleiters.
Als sie ihre Sitze eingenommen hatten, prüfte Souta ein weiteres Mal ihre Geduld, indem er irgendetwas von kuschlig von sich gegeben hatte und der jungen Kämpferin damit ein weiteres Seufzen entlockt und diese auch dazu veranlasst hatte, ihre rechte Augenbraue wieder in ungeahnte Höhen entschwinden zu lassen. Bei allen Göttern, ist der nervig! Er konnte es einfach nicht lassen ein Gespräch mit ihr beginnen zu wollen. Erst meinte die Nervensäge, dass sie sich besser kennen lernen sollten, was Yureiko vorerst schlicht ignorierte. Wieso sollte sie IHN denn kennen lernen wollen? Er hatte wohl völlig den Verstand verloren.
Dann begann Souta über seine eigenen Fähigkeiten zu sprechen, die wohl aus Kettenpeitschen schwingen und Ketten herbeizaubern bestanden – zwei Fähigkeiten, die wohl tatsächlich sehr nützlich dabei sein würden, den Mount Hakobe zu erklimmen. Dessen war sich der Magier wohl auch bewusst, denn er hatte kein Problem damit gehabt, seine geringen Fähigkeiten über alle Maßen hervorzuheben.
Schlussendlich interessierte er sich dann wohl auch noch dafür, über welche Fähigkeiten sie verfügte. Im ersten Moment fühlte die Kabane sich durch diese Frage etwas beleidigt, es war doch offensichtlich, dass sie ihm eigentlich weit überlegen sein musste. Nach kurzer Überlegung war diese Frage aber Gold wert, immerhin konnte sie ihm dadurch endgültig seiner gerechten Strafe zuführen – Souta mochte also Körperkontakt, ja? Den sollte er bekommen.
„Du möchtest also wissen, was ich so kann, ja?“ , flüsterte Yureiko ihm zu, nachdem sie sich neben ihn gesetzt hatte – zuvor war ihr Sitzplatz ihm gegenüber gewesen. „Das ist eine sehr interessante Frage, weißt du?“ , hauchte die Blondine, während sie eine Hand sachte an seine Wange legte. Sie fühlte, wie ihr langsam die Kontrolle entglitt. Die Kontrolle über ihren Körper, die Kontrolle über ihre Gedanken, die Kontrolle über die gesamte Situation, so wie es meistens war, wenn sie begann, Magie zu wirken. Als wäre sie ein unbeteiligter Zuseher sah die Magierin zu, wie ihre Hand begann die Wange des Jungen zu streicheln begann, sie fühlte, wie die Magie in ihr hochstieg und sie immer weniger Herrin ihrer Sinne war. Ihr Blick veränderte sich, war er vorhin noch leicht verführerisch gewesen, so wurde er nun zum Grinsen einer Irren, einer Wahnsinnigen, einer Geisteskranken. Der Zauber begann zu wirken und die Kabane sah zu, wie ihre Hand an Fleisch und Haut verlor und schlussendlich die Gestalt von Knochen annahm. Yureiko legte ihren Mund nahe an das Ohr ihres Opfers „Transformation…“, wisperte sie so, dass einem das Blut in den Adern gefrieren konnte.

#20 RE: Let it Snow von Souta 14.03.2011 19:33

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Kabane-sama ... ich ...
Die Gedanken in Soutas Kopf begannen sich zu verwirren. Normalerweise war er geradlinig, kümmerte sich nicht darum, was er dachte. Wenn er überhaupt überlegte, dann handelte er normalerweise ganz sicher vorher. Doch jetzt war der Fall eingetreten, in dem Souta sprachlos war. In dem sein Herz erst einen halben Schlag aussetzte und dann wie eine durchgedrehte Dschungeltrommel in seinem Brustkorb pochte, so heftig, dass er unwillkürlich nach unten sah, ob es sich unter dem Mantel nicht vielleicht abzeichnete. Sein ganzer Bauch schien voller Schmetterlinge zu sein, die zärtlich ihre Flügelchen ausbreiteten. Zugleich war sein Magen ein einziges Loch, durch das arktische Winde pfiffen. Sogar sein Hunger war ihm vergangen. Er saß einfach nur da und war vollkommen elektrisiert von den Gefühlen, die er nicht zuzuordnen vermochte. Nun, er wusste natürlich, was das für Gefühle waren, und was sie bedeuteten, doch das konnte nicht sein. Er konnte sich nicht so einfach in eine Wildfremde...
Ihr Tonfall war so sanft, verführerisch, dass sofort alle Gedanken verstummten, die ihm sagten wie falsch es war. Am Ende hatte sie also doch eingesehen, dass er unwiderstehlich war. Was genau es war, das sie zur Vernunft brachte, hätte ihn zwar interessiert, doch eigentlich war es auch wieder unwichtig. Sanft wie eine Feder schmiegte sich ihre Hand an seine Wange, etwas kalt, aber das passte zu ihr. Er hatte sie nicht anders erwartet. Wobei - verdammt, er hatte das als Allerletztes erwartet! Sie war ihm plötzlich so nah. Der Abstand, der ihm schon die ganze Zeit so unendlich weit erschienen war, verflüchtete sich. Er spürte ihr Knie an dem seinen und roch ihren neutralen, aber zugleich wundervollen Duft. Er schaffte es nicht einmal ihren Körper anzustarren, war zu sehr gefesselt von ihren Augen. Zuvor hatte er gedacht, sie wären gelb, doch jetzt, wo sie so nah an seinem Gesicht war, erkannte er grüne Sprenkler darin. Und dahinter, da saß Tücke, Intelligenz. Und noch etwas anderes. Er konnte es nicht benennen. Aber sie wusste, wie es war, loszulassen, den Geist abzuschneiden und sich auf dem Balancierseil zwischen Wahnsinn und Selbstzerstörung zu bewegen, wie es war in die Schlucht darunterzustürzen. In diesem Moment wusste Souta, obwohl er sie doch überhaupt nicht kannte, dass diese Person ihm gar nicht so unähnlich war, wie sie behauptete. Er öffnete leicht seinen Mund, um etwas zu sagen, doch mehr als ein ersticktes Keuchen kam nicht aus seiner Kehle. Sollte er sich ihr ebenso nähern? Sollte er sie vielleicht sogar küssen? Er wollte auf gar keinen Fall diesen Augenblick zerstören. Gerade hätte er alles dafür getan, dass sie immer so saß und ihn in ihre Augen schauen ließ, ihm zeigte, wer sie war. Die ungewisse Vermutung tauchte in seinem Kopf auf, dass er auch in Zukunft noch danach lechzen würde. Sie zeigte ihm so viel und zugleich so wenig. Er konnte nur durch ein Fenster hineinsehen in ihre Welt, und doch wünschte er sich, es aufzustoßen und sie einfach zu berühren, traute sich aber nicht. Wenn sie den Vorhang zuzog, würde er sich viel schlechter fühlen als jetzt.
Gerade, als Souta dachte, dass es besser nicht mehr werden konnte, begannen ihre Fingerkuppen sich zu bewegen, sie kreisten auf seiner Wange, brachten ihn dazu, all seine Gesichtsmuskeln zu entspannen, sie vollkommen ernst und ohne jeden Witz im Gesicht zu betrachten. Doch obgleich dieses Gefühl an seiner Wange unbeschreiblich war, gefiehl ihm etwas anderes nicht. Ihr Blick war anders. Leer. Sie war nicht mehr diejenige, die ihn hinterhältig - ja, er hatte bereits erkannt, dass sie das nicht tat, weil er anziehend für sie war, doch das war ihm egal solange es anhielt - anflirtete, nein. Er konnte beinahe sehen, fühlen, wie die Seile, die irgendwo hinter den grünen Sprenklern ihren Geist festhielten eines nach den anderen rissen. War es in dem Abteil plötzlich kälter geworden? Souta sah, was er sich vor einigen Sekunden noch aus vollem Herzen gewünscht hatte und zitterte nun. Angst? Hatte Itasa Soutanobu Angst?!
Die kreiselnden Fingerkuppen härteten sich, rauhten auf. Klapperten. Er musste nicht hinsehen, um zu bemerken, welche Art von Magie diese Frau beherrschte. Eisige Schauer jagten seinen Rücken hinab, als sie sich neben sein Ohr neigte und ihm den richtigen Begriff zuflüsterte. Souta keuchte - kam es ihm nur so vor oder verließ eine Kondenswolke seinen Mund? - ergriff den Sitz hinter ihm und robbte rückwärts, von ihr Weg, auf den Sitz, den sie innehatte, bevor sie sich neben ihm gesetzt hatte. Aus schreckensgeweiteten Augen starrte er in das Gesicht einer Irren. Er war nicht deshalb erschreckt, auch wenn dieser Blick ihm das fürchten lehrte. Obwohl sie dort eine Skeletthand hatte, ihn anschaute, als würde sie ihn fressen - ja obwohl sie ihn gerade für ihren Spaß missbraucht hatte, hatte sein Herz nicht aufgehört zu klopfen. Und er wurde das Gefühl nicht los, dass es kaum etwas mit seiner Angst zu tun hatte ...

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