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#31 RE: Park "Jadeschlange" von Emaru 30.03.2014 21:06

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Leicht überrascht war der Dargin schon, als Sophia plötzlich seine Hand ergriff; das hatte er nicht erwartet. Es war keine große Überraschung, aber eine kleine, positive eben schon; sie öffnete sich etwas mehr, das konnte nur ein gutes Zeichen sein. Ihre folgenden Worte verstand er allerdings nicht ganz: Wenn es einen großen Unterschied machte, warum tat sie es dann? Sie war doch zuvor dagegen gewesen... Wenn es keinen Unterschied gab, konnte sich ein Nein schnell in ein Ja umwandeln, aber wenn doch, dann war die ursprüngliche Antwort doch wohl die logischste... Ach, sie war Fairy Tail Magierin. Da musste man nicht immer alles mit Logik verrechnen. Vor allem, da die einzig logische Erklärung, die Emaru einfiel, ihn wieder zum Erröten bringen würde... Nein, es war besser, davon Abstand zu halten. Ihre Hand zu halten war kein schlechtes Gefühl, und es gab keinen Grund dazu, eines daraus zu machen, indem man zu sehr darüber nachdachte. Den Moment zu genießen, während man das letzte Stück zum Bahnhof zurücklegte, war doch die wesentlich angenehmere Möglichkeit.

Aber alles fand mal ein Ende, also auch diese kurze Zweisamkeit und die etwas längere, aber noch immer kurze Reise der beiden ebenfalls. Wie angekündigt, kam ihr Ziel sehr bald in Sicht, der Bahnhof von Oshibana Town und mit ihm die Aussicht darauf, dass Sophia endlich den sicheren Weg zurück nach Hause finden würde. Es gab nicht mehr viel zu tun, das wussten sie beide, und kaum noch etwas, das ihre Abreise verhindern konnte, also wurde es wohl Zeit, sich zu verabschieden. Natürlich dürfte das kein Problem sein; sie kannten sich ja so gut wie gar nicht. Diese kurze Zeit konnte unmöglich genug sein, um sie einander näher zu bringen, also trennten sich die Wege der beiden gleich hier und jetzt...
„Oh, nicht doch...“
Die Gedanken des Dargin bargen leichte Resignation, während seine Befürchtungen wahr wurden. So schnell ging es wohl nicht; Sophia würde um diese Zeit keinen Zug mehr nehmen. Zumindest keinen in ihre Heimatstadt. Aber was sollte er machen, wenn sie nicht nach Hause kam? Dass er sie nicht einfach zurücklassen konnte, wusste er bereits. Um sie selbst nach Hause zu bringen, hatte er nicht die Mittel. Aber wie sollte er sich denn noch weiter um sie kümmern, wenn sie hier nicht wegkam? Natürlich fielen ihm ein paar Möglichkeiten ein, aber er wollte noch immer nicht zu nahe an das Mädchen herankommen, wo sie doch so jung aussah und sich entsprechend verhielt. Wenn sich eine bessere Möglichkeit finden ließ, dann würde er sie natürlich bevorzugen... aber zuerst einmal musste er das Mädchen über ihre Situation informieren. „Wie es aussieht, kommst du heute nicht mehr nach Hause“, meinte Emaru mit leichtem Bedauern, während er sich vom Fahrplan abwandte. „Aber das ist doch bestimmt nicht so schlimm, nicht wahr? Hast du hier jemanden, bei dem du bleiben könntest für eine Nacht? Jemand wie du kennt hier doch sicher wen.“ Sie gehörte immerhin zu einer offenbar recht betuchten Familie, da gab es bestimmt ein paar Verbindungen überall hin...

#32 RE: Park "Jadeschlange" von Sophia 01.04.2014 00:20

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Als sie die Lichter des Bahnhofs in der Ferne sah, fühlte sich Sophia schon um einiges sicherer. Diese Stadt war doch ziemlich düster im Vergleich zu ihrer stets beleuchteten Heimat. Zwar hatte ihr der freundliche Magier an ihrer Seite viel Sicherheit gegeben, dadurch dass er so einfühlsam und verständnisvoll ihr gegenüber gewesen war, aber es war schon etwas anderes in dieser leeren, schweigsamen Stadt herumzuirren. Am Bahnhof hatte man schon eher wieder das Gefühl in der Zivilisation zu sein. Sophia hatte die ganze Zeit ein wenig den Eindruck gehabt, dass sie all das nur träumte, doch das konnte nicht stimmen. Sie hatte wirklich solches Glück gehabt und wusste nicht wie sie dafür hätte danken können. Tatsächlich hatte sie dem jungen Mann wirklich viel abverlangt. Er hatte sie nicht nur völlig selbstverständlich hier her gebracht, sondern sie auch aufgemuntert und sogar ihre Hand gehalten, weil sie sich fürchtete. Deshalb hatte sie schon leicht ein schlechtes Gewissen. Es fühlte sich an, als hätte sie ihn ausgenutzt… So etwas tat sie normalerweise wirklich nicht!
Aber nun war ihre gemeinsame Reise wohl an seinem Ende angekommen. Er hatte ohnehin schon mehr für sie getan als sie ihm jemals hätte danken können… Allerdings schaute er für sie noch auf den Fahrplan. Das war wirklich nett von ihm, denn sie kannte sich mit so etwas nicht allzu gut aus… Bisher hatte sie immer jemanden um Hilfe gebeten, wenn es um solche Dinge ging. Sie war eben doch sehr behütet aufgewachsen und mit den einfachsten Sachen überfordert. Gespannt stand sie hinter dem Weißhaarigen und betrachtete ihn noch einmal genau im Licht. Er wirkte nicht ganz so sehr wie der strahlende Held, als den sie ihn in dem dunklen Park gesehen hatte. Seine weißen Haare waren trotzdem ein ziemlicher Blickfang. Ihre Gedanken drifteten ein wenig ab… Vermutlich war sie ganz schön müde. Allerdings war es sehr still in der Bahnhofshalle, was der Magierin kein gutes Gefühl gab. Alle Geschäfte waren geschlossen, kein Mensch bewegte sich hier und einen Zug konnte sie auch nicht wirklich wahrnehmen. Das war ganz anders, als zu dem Zeitpunkt, an dem sie angereist war… Die Information, die Emaru ihr dann mitteilte, überraschte sie zwar deshalb nicht sonderlich, aber brachte sie schon beobachtbar aus der Ruhe Nachdenklich wandte sie ihren Blick von seinem Gesicht ab und betrachtete ihr Schuhwerk. Was sollte sie jetzt machen? Sie wusste nicht was sie tun sollte… Eigentlich könnte sie einfach hier auf de Zug warten, oder? Emarus Vorschlag machte recht deutlich, dass er sich darauf verließ, dass sie etwas hatte wohin sie gehen konnte. Sicher hatte ihr Vater viele Kontakte, aber keine denen man seine uneheliche Tochter aus einer Inzestbeziehung gern vorstellte … In der Firma war ihre Existenz kein Geheimnis, allerdings wussten dort nur wenige wer genau sie war. Für die meisten war sie die beliebte, niedliche Tochter eines Mitarbeiters… Nicht die des Firmenchefs…
Sie druckste ein wenig herum, lächelte dann ein wenig bedrückt. „Hehe… Ja, ich denke schon.“ Sie holte ihr Telefon aus der Tasche, klappte es auf, um durch das schwarze Display daran erinnert zu werden, dass der Akku schon längst leer war. „A-Aber es ist spät. Ich werde wohl niemanden mehr erreichen.“ Dabei versuchte sie noch immer nicht so erschüttert zu wirken, wie sie eigentlich war. Sie brauchte keine Hilfe mehr. Nun sollte sie doch wirklich klarkommen… Eigentlich musste sie nur auf den Zug warten! Eigentlich… „Ach was soll’s! Ich kann sicher hierbleiben und warten bis ein Zug kommt. Es sieht nicht aus, als würde mich jemand verjagen, nicht? Außerdem kann der ja kaum eine Ewigkeit auf sich warten lassen, oder? Ich meine… Der Morgen kommt sicher bald!“ Je mehr sie redete, desto mehr fiel ihr auf, dass sie sich darin verstrickte. So wirkte sie sicher ganz und gar nicht mehr sicher… Verlegen strich sie sich durch die Haare. „A-Also! Jedenfalls… Vielen Dank für Ihre Hilfe, Emaru-san. Ich würde das gern irgendwann einmal wieder gutmachen.“, versuchte sie zu einem Abschied zu führen. Sie konnte unmöglich noch mehr von ihm verlangen… Jetzt fühlte sie sich doch schon so schlecht deswegen… Der arme Kerl opferte seine ganze Nacht für sie… Dass sie schreckliche Angst davor hatte hier allein zu bleiben, wollte sie sich nicht anmerken lassen. Es war sicher weniger schlimm als im Park und… Sie konnte ja vielleicht die Augen kurz zumachen… Dann ging die Zeit ganz schnell vorbei!

#33 RE: Park "Jadeschlange" von Emaru 02.04.2014 10:59

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Natürlich ahnte Emaru nichts von den Beziehungen in Sophias Familie oder der Firma ihres Vaters, wie sollte er auch? Dennoch hatte er nicht wirklich erwartet, dass sie hier einen Platz hatte, an dem sie bleiben konnte, es war mehr eine verzweifelte Hoffnung gewesen als alles andere. Als er dann ihr Lächeln sah, dieses bedrückte, traurige Lächeln, fühlte er sich gleich mies wegen dem, was er gesagt hatte. Er hätte ihr nicht das Gefühl geben sollen, ungewollt zu sein... Jetzt traute sie sich umso weniger, um seine Hilfe zu bitten, und wollte tatsächlich hier am Bahnsteig darauf warten, dass der Zug am nächsten Morgen kam. Das ging nun wirklich nicht...
Mit einem sanften Lächeln trat Emaru näher an Sophia heran und legte ihr eine Hand auf den Kopf. „Sag so etwas nicht“, meinte er, streichelte sie kurz und nahm dann seine Hand wieder zurück. „Es kommt gar nicht in Frage, dass ich dich hier draußen in der Kälte sitzen lasse. Du bleibst nicht die ganze Nacht über hier!“ Er behielt einen freundlichen Ton bei, klang nicht wie jemand, der Befehle erteilte, sondern wirklich mehr wie jemand, der einem Freund einen guten Ratschlag verpasste. Dennoch versuchte er, in seinen Worten anklingen zu lassen, dass er sie dieses Mal nicht entscheiden lassen wollte. Er war viel zu verantwortungsbewusst, um ein junges Mädchen hier alleine herumsitzen zu lassen, selbst wenn sie es so wollte. Nein, es gab zumindest eine akzeptable Alternative. „Wie gesagt, ich wohne hier... Ich nehme dich einfach heute Nacht mit nach Hause. Morgen früh bringe ich dich dann wieder zum Bahnhof und du kannst wieder zurück nach Magnolia Town. Das ist alles kein Problem.“ Er hatte heute Nacht ohnehin nichts mehr vor, nach allem, was passiert war. Da konnte er sie auch gleich mitnehmen. Es war auf jeden Fall besser, als sie einsam und alleine hier sitzen zu lassen. Er hatte zwar die Wahl, theoretisch, aber für ihn war keine Option möglich. Er würde nicht einfach plötzlich aufhören, sich um sie zu kümmern...
„Gut, damit sollte das geklärt sein“, meinte er und lächelte etwas wärmer. „Du bekommst also eine Gelegenheit, meine Wohnung zu sehen... die kennen nicht viele. Du hast wirklich Glück.“ Er zwinkerte ihr leicht zu, dann hielt er die Hand aus, damit sie sie ergreifen konnte. Am Ende konnte er sie zu nichts zwingen, aber es sollte inzwischen klar sein, dass er wollte, dass sie mitkam. Sonst würde er sich ja wohl kaum die Mühe machen! „Also, kommst du?“

#34 RE: Park "Jadeschlange" von Sophia 02.04.2014 23:04

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Sophia meinte wirklich was sie sagte. Es käme ihr nicht für eine Sekunde in den Sinn Emaru noch mehr zu belasten, als sie es ohnehin schon getan hatte. Der Magier war so freundlich zu ihr gewesen, hatte ihr aus freien Stücken geholfen und über all ihre Verwirrtheit hinweggesehen. Außerdem hatte sie das Gefühl, dass er sich wirklich wünschte, dass sie woanders unterkam. Als „ungewolltes“ Kind hatte Sophia da sofort unterbewusst den Gedanken, dass man sie loswerden wollte. Dass er es eigentlich gut mit ihr meinte, kam ihr gar nicht wirklich in den Sinn. Doch das sprach sie nicht aus. Nein, sie wagte es nicht mal so etwas wirklich zu denken. Emaru war ein guter Kerl mit einem großen Herz, dem sie wirklich viel zu verdanken hatte. Deshalb hoffte sie wirklich, dass ihre Wege sich trennten, denn irgendwann wollte sie ihm zurückzahlen, was er für sie getan hatte. Man sah sich ja immer zwei Mal im Leben, davon war sie überzeugt…
Deshalb schämte sie sich fast dafür, dass in ihr kurz der Gedanke daran aufkeimte, dass er sie nicht allein zurücklassen sollte. Sie fürchtete sich hier. Das war weder ihr Zuhause, noch war es die richtige Zeit um sich hier allein aufzuhalten. Sicher war sie eine Magierin, doch sie wusste selbst, dass sie nicht die Stärkste war und wer weiß was man ihr erzählte? Und dennoch hatte sie ihre Worte wirklich ernst gemeint. Sie war sich in diesem Moment mit sich selbst nicht wirklich einig, doch das lag sicher an der ungewöhnlichen Situation… Langsam begann sie sich in ihrem Kopf mehr und mehr unangenehme Szenarien auszumalen, die sie nervös und unsicher machten…
Dann wirkte jedoch ein unheimlich beruhigendes Lächeln auf sie ein und eine Berührung direkt auf ihrem Kopf rüttelte sie wach. Der freundliche Magier strich ihr über den Kopf und ließ ihr Herz einen Moment lang höher schlagen. Er war so gut zu ihr! Wie konnte sie sich dafür nur revanchieren? Eigentlich war es gar nicht wirklich kalt. Dieser Gedanke war der erste, der ihr kam, als er sagte, dass er sie hier nicht sitzen lassen würde. War das wirklich der Grund? Der junge Mann musste ein unwahrscheinlich großes Herz haben! Auch wenn es nicht wirklich klang als wollte er sie zu etwas klingen, wurde doch deutlich, dass er sehr darauf bestand, dass sie hier nicht allein blieb. Doch was hatte sie für eine Alternative? Sie hatte doch niemanden wohin sie gehen konnte… Wenn er die ganze Nacht hierblieb, würde sie sich sicher ewig schlecht fühlen. Dann ging der Sechzehnjährigen jedoch ein Licht auf und tatsächlich verhielt sie sich nun erstmalig wie ein wirklich pubertierendes Mädchen. Ein junger Mann wollte sie mitten in der Nacht mit nach Hause nehmen? Wo sie sich ja sonst wirklich nicht solche Gedanken machte, war das doch ein wenig viel. Sie wusste, dass er das nur tat, damit sie nicht allein sein musste. Tatsächlich traute sie es einem so freundlichen Menschen gar nicht zu irgendwelche üblen Hintergedanken zu haben. Dennoch kostete es einem jungen Mädchen doch viel Überwindung mit einem netten Herrn mit nach Hause zu gehen. Es war ja nicht so, als wäre sie jemals mit jemandem in seine Wohnung gegangen. Sie beobachtete Emaru während er erzählte und konnte gar nicht anders als rot anzulaufen, doch sie versuchte das ein wenig zu verbergen. Immerhin wollte man ja nicht, dass er wusste, dass sie solche Gedanken hatte! Das würde das Ganze nur noch unangenehmer machen…
Die ganze Zeit über hatte Sophia keinen Ton von sich gegeben. Stumm hatte sie ihm zugehört, ihn beobachtet und schien ein wenig verwirrt. Emaru versuchte es ihr mit seiner freundlichen, scherzenden Art leichter zu machen. Das merkte sie. Für sie war es nicht gewöhnlich so im Mittelpunkt einer Situation zu stehen. Normalerweise war ihr dies unangenehm, aber hier ging das irgendwie. Erst als er sagte, dass sie wirklich Glück hatte, nickte die Magierin wieder einmal. Damit hatte er wohl Recht. Bei keiner anderen Person wäre sie so sicher gewesen wie in diesem Moment. Ein wenig unsicher blickte sie auf die ausgestreckte Hand des Magiers. Sie wollte ihn auch nicht noch länger warten lassen. Er war sicher auch schon müde um die Zeit. Zögerlich streckte sie ihre Hand nach seiner aus und griff sie wieder. So wie zuvor hatte sie noch immer diese kindliche Art sie zu fassen, aber das würde sie sich wohl nicht abgewöhnen. Nun kam eine Seite an Sophia zum Vorschein, die man sicher erahnen konnte, aber noch nicht so gesehen hatte. Die Magierin schniefte leise und nickte stumm. Sie war äußerst sensibel und wirklich gerührt von der Großzügigkeit und Hilfe des jungen Mannes. „Vielen Dank…“, murmelte sie deshalb nur leise, weil sie nicht auch noch heulen wollte. Das wäre dann doch ein wenig peinlich…

Tbc: Unterkunft eines jungen Dargin

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