Seite 16 von 17
#151 RE: Naomis Heim von Naomi 04.03.2014 21:11

avatar

Den Kopf einfach in den Sand zu stecken, oder in diesem Fall das Gesicht ins Handtuch, war vielleicht nicht die passende Weise hier vorzugehen, aber dem blonden Mädchen fiel gerade einfach nichts besseres ein. Unsicher darüber, ob sie sich freuen sollte oder doch lieber einfach in weiteren Depressionen versinken musste. Doch wenn man es neutral betrachtete, Depressionen hatte sie schon, also brauchte man von diesem Gefühl nichts mehr. Tief atmete sie ins Handtuch und merkte, dass er da war. Sie hatte die Schritte schon im Sand knirschen gehört, aber das hätten auch jedermanns Schritte sein können. Doch als sich jemand neben ihr nieder legte, da war sie sich sicher, dass dies Seraphim war. Welcher Kerl würde sonst neben ihr seinen Platz einnehmen. Ein wenig zuckte sie, als sein Finger ihr Ohr berührte, um etwas Haar dahinter zu schieben. Am liebsten hätte sie sich eng an ihn geschmiegt, sie bereute es, dass sie seine Arme verlassen hatte, aber war es nicht besser so? Da sprach er die Worte aus, die er wahrscheinlich vorhin gebraucht hätte. Ja, natürlich hatte sie es so gemeint wie es geklungen hatte. Leicht seufzte sie und drehte sich so, dass sie ihn ansehen konnte. In diese wunderschönen Augen, die ihr so vertraut waren, in denen sie so oft nach Antworten gesucht hatte.
"Eigentlich war es genau das worauf ich hinaus wollte, aber das ist schon in Ordnung, ich würde mich selbst nicht wollen", spielerisch tippte sie ihm auf die Nase, "Ich muss mich daran gewöhnen, dass ich für immer so unberührt, aber doch befleckt und dennoch total rein bleiben muss in deinen Augen wie zuvor." Sie setzte sich auf und starrte auf den See hinaus, der immer noch von spielenden, plantschenden und tobenden Kindern bevölkert wurde. Zu ihnen wollte sie nicht mehr gehören und dennoch war der Weg von ihnen weg noch so lang und beschwerlich. Ihr Kinn legte sich auf ihre Knie und sie seufzte schwer. Vielleicht sollte sie sich einfach einen anderen Weg suchen, einen auf dem sie definitiv das bekam was sie wollte, auch wenn es ihr wahrscheinlich einiges abverlangte. Dann schenkte sie ihm einen liebevollen Blick. "Weißt du Seraphim, ich liebe dich immer noch, ich bin aber immer noch nicht verliebt in dich. Dennoch bist du der Einzige, den ich an den wichtigen Schritten in meinem Leben beteiligen will, denn ich habe zu niemandem sonst eine so innige Verbindung." Danach zuckte sie jedoch mit ihren Schultern und sah wieder aufs Wasser indem sich die Strahlen der Sonne spiegelten. So wunderschön, dass sie kaum glauben konnte, dass ihr das Wasser eben noch unangenehm gewesen war.

#152 RE: Naomis Heim von Seraphim 06.03.2014 17:03

avatar

Schon etwas länger war der Dragonslayer der festen Überzeugung, dass ein Teil der Männer, welche sich nur oder vor allem für ihr eigenes Geschlecht interessierten, dies aus einem sehr einfachen Grund taten: Frauen waren verdammt nochmal kompliziert. Da erfand man eine Sprache, in der man miteinander kommunizieren konnte und diese Geschöpfe hatten nichts Besseres zu tun, als ihr noch mindestens drei Subebenen einzusetzen, die ein Gespräch deutlich erschwerten. In diesem Falle war sogar für Seraphim eindeutig, dass Naomi nicht alles so meinte, wie sie es sagte, denn war es nicht eine Aufforderung, ihr zu widersprechen, als sie behauptete, dass sie sich selbst nicht wollen würde. Hand aufs Herz, das war aller Wahrscheinlichkeit nach eine Lüge oder wurde zumindest nicht ohne Hintergedanken ausgesprochen. Seraphim kannte solche Strategien und normalerweise war er der erste, der diesen Taktiken nicht nachgab, weil er ihre Anwendung nicht besonders mochte. Er selbst benutzte sie eher selten, auch wenn er sich nicht scheute, darauf zurückzugreifen, sollte sie sich als wirksam erweisen. Spielte man dabei allerdings nicht mit, dann stellte das den Anderen meist bloß, weil man ihm klar machte, dass man die Marotte verstanden hatte und die wenigsten Menschen sich gerne demütigen ließen. Seraphim wollte Naomi nun nichts Schlechtes und das war der einzige Grund, aus dem er nicht einfach nickte und es dabei beließ. Ganz davon abgesehen, wäre das ja auch gar nicht in seinem Sinne gewesen, weil er Naomi nur deswegen nicht anrührte, weil er sie eben mehr als Freundin sah und nicht als jemand, der für ihn in die Sparte Betthäschen fiel. Er beobachtete, wie sie sich aufrichtete und wieder in Richtung See sah, seufzte und rückte hinter sie, sodass er seine Arme um den schlanken Körper legen und sie ein wenig zurück ziehen konnte, sodass sie gegen ihren Körper lehnte. Spielerisch zeichnete er mit seinem Finger Muster auf ihre Schulter und flüsterte dann: "Auch in diesem Fall ist die Hälfte meines Bettes noch nicht belegt." Für heute. Das kam nicht gerade oft vor, wenn man die Wahrheit sagen wollte, denn immerhin hatten sich Seraphims nächtliche Beutezüge deutlich verringert, seit er mit einem gewissen Rothaarigen zusammen war... was ihn seiner Ansicht nach auch von keinem Vorhaben abbringen würde, da sie sich auf eine recht offene Form der Beziehung geeinigt hatten: Solange er ihm nicht unter die Nase rieb, wen er sonst noch so alles in sein Bett ließ, würde er sich im Gegenzug auch bei derartigen Kommentaren über den Einäugigen zurück halten. Außerdem musste ein bisschen Spaß sein und gerade war das nicht einmal auf seinem Mist gewachsen.

#153 RE: Naomis Heim von Naomi 07.03.2014 20:36

avatar

Manchmal glaubte sie, der junge Mann konnte ihre Gedanken lesen, denn kaum hatte sie daran gedacht, dass sie gerne kuscheln würde verlagerte er seinen Sitzplatz hinter sie und verlagerte ihr Körper Zentrum so, dass sie selbst ein wenig nach vorne kippte. Kurz schloss sie die Augen und genoss die Berührung, welche er ihr zukommen ließ. Jede kleine Berührung war wie ein kleiner Blitzschlag, aber das war nicht schlecht. Es war ungewohnt doch sie hatte es vermisst. Dann allerdings flüsterte er in ihr Ohr, dass sie dennoch bei ihm schlafen durfte. Nun bei ihm, war in diesem Fall wohl hinfällig, doch nur für ihr reines Gewissen. Vorsichtig lehnte sie sich zurück bis sie seine Brust in ihrem Rücken fühlen konnte. Sanft schmiegte sie sich gegen ihn und genoss alles was mit dieser schon sehr intimen Nähe zu ihm einher ging. Der wunderbare Geruch von frischer Luft, der ihn immer begleitete. Die Sicherheit, die er immer ausstrahlte und in welcher sie sich gerne aufhielt. Zärtlich küsste sie seine Wange und rieb ihre eigene dagegen. Für einen Moment blitzte diese Idee wieder vor ihren Augen auf, doch dann kam ihr etwas in den Kopf: "Seraphim", nun klang sie doch ein wenig besorgt oder ängstlich, wie auch immer man dieses drückende Gefühl in ihrer Magengegend nennen wollte.
Die Angst, dass sich dadurch etwas ändern könnte, dass sie diese Nähe, die Vertrautheit zu ihm verlieren konnte, wenn sie etwas falsch machte. "Werde ich dich deswegen verlieren? Denn das macht mir Angst." Sich so eng wie möglich an ihn schmiegend legte sie ihre Arme um ihm, er fühlte sich so warm an, obwohl er gerade aus dem Wasser kam. Doch wahrscheinlich fühlte es sich nur so an, weil ihr viel kälter war. "Denn wenn es so ist, will ich es nicht. Denn mehr als alles andere, brauche ich dich für und in meinem Leben, um zu überleben", liebevoll ließ sie ihre Hand durch sein Haar gleiten und dann die Finger seinen Nacken kraulen. Er war doch ihr Engel und sie liebte ihn sehr, der einzige Mensch auf dieser Welt, den es sich noch beschützen lohnte.

#154 RE: Naomis Heim von Seraphim 13.03.2014 20:01

avatar

Wenn Seraphim eines konnte, dann war es, körperliche Begebenheiten und Beziehungen herunter zu spielen. Er konnte mit jemandem mehrere Nächte verbringen und dennoch nicht der Meinung sein, dass sie nun etwas Besonderes verband. Auch wenn er dem nachjagte, wie wenige andere, war es nur für den Augenblick gedacht, den angenehmen Moment und nichts weiter. Es veränderte nicht den Lauf der Welt, wenn er sich jemandem auf diese besondere Weise näherte, also musste es auch keinen Effekt auf sein Leben haben. Das war auch nicht der Grund gewesen, weswegen er davor zurück geschreckt war, Naomis neuen Körper ausführlich zu erkundigen - er hatte vielmehr Sorge, dass sie selbst damit nicht klar kam. Obgleich ihn viele sprunghaft nannten, behaupteten diejenigen, die ihn wirklich kannten, das schon lange nicht mehr. Für Souta war der Dragonslayer eine Konstante, ein festes Element und er hatte ein wenig Sorge, dass er diese Rolle für Naomi verlieren würde, wenn sie ihre Beziehung in einem anderen Licht zu sehen beginnen sollte. Für ihn war es nichts Besonderes, aber er fürchtete, dass Naomi das nicht so einfach würde hinnehmen können, da sie in der Hinsicht deutlich weniger Erfahrung als er selbst hatte. Also blieb nur noch die Frage, wie man einem Mädchen vermitteln sollte, dass sich eben überhaupt nichts ändern würde. Nicht seinen Umgang mit ihr und nicht, was er von ihr dachte, weder im Positiven, noch im Negativen. Er würde nicht auf herabsehen, aber er würde sie auch nicht für etwas Besseres halten, da ihre Qualitäten für ihn eindeutig auf freundschaftlicher Basis lagen. Er konnte mit halb Fiore im Bett landen, aber nur sehr wenige Menschen zählte er wirklich zu seinen Freuden.
"Nein, Engelchen." Seraphim zog seine Arme fester um Naomis Körper und bugsierte sie etwas weiter nach links, sodass er sich mit auf ihr Handtuch setzen konnte. Das seinige wurde wenig später ein paar Mal geschüttelt und danach um ihre Schultern gelegt. Sie sah wirklich aus, als sei ihr kalt und das war auch nicht weiter verwunderlich, weil sie nicht besonders viele isolierende Fettpolster besaß. Sanft rubbelte er ihre Schultern warm, während er darüber nachdachte, wie er seine Vorbehalte am besten formulieren sollte, damit sie ihn verstand. "Für mich wird sich nichts ändern. Und das muss dir klar sein. Du bist für mich eine gute Freundin, egal was auch passiert, und ich werde weiterhin versuchen, dir zu helfen - wenn du mich lässt." Besser ließ sich nicht ausdrücken, was er dachte, wenn er nicht allzu weit ausholen und nicht allzu schmalzig dabei werden wollte. Er hätte gekonnt, aber er sah nicht ein, wozu, da Naomi diesen Part schon zur Genüge allein ausfüllte. Mit einer schnellen Bewegung beugte er sich vor und drückte dem Mädchen einen Kuss auf die Wange. "Wollen wir essen gehen, meine Prinzessin?~" War sie nicht sogar so etwas in der Art? Die Villa, in der sie gelebt hatte, war einem Schloss nicht einmal unähnlich und auch wenn ihr Quartier nicht gerade der höchste Turm gewesen war, so hatte man sie doch von dem Unheil darin befreit... fürs Erste.

#155 RE: Naomis Heim von Naomi 14.03.2014 18:20

avatar

Er rückte sie ein wenig zurecht und sagte genau das was sie hören würde. Er würde weiterhin ihr Freund sein. Jemand der ihr in seiner manchmal eher stichelnden Manier den Kopf wusch und sie aus den kleinen oder größeren Löchern fischte in welche sie manchmal fiel. Wie kostbar diese Tatsache für sie war, konnte das Mädchen selbst kaum mehr in Worte bringen, nicht einmal für sich selbst und ihre Gedanken. Eigentlich war es recht schrecklich dauernd in die sogenannte Friendzone verbannt zu werden. Doch in Seraphims Fall war das wahrscheinlich eine der höchsten Ehren die man erreichen konnte. Mit sich selbst ging der werte Herr gründlich hausieren, aber mit den vielleicht mikroskopisch kleinen Plätzen in seinem Herzen, da geizte er wie ein armer Händler. Gemütlich kuschelte sie sich in das Handtuch, welches er ihr um die Schultern gelegt hatte und die Reibung an der Schultern machte es noch ein wenig angenehmer. Kurz danach schien er zumindest mehr Worte gefunden zu haben, um ihre Beziehung ein wenig näher zu erläutern. Für Naomi war dies zwar nicht zwingend notwendig gewesen, aber es bestärkte sie in der Annahme, dass sie richtig gelegen hatte. Glücklich wie ein kleines Honigkuchenpferd lächelte sie ihn an, ihre kleine Welt schien doch wieder ein wenig besser geworden zu sein und das ganz ohne Magie.
Kurz darauf bekam sie ein weiteres Küsschen und sie musste zugeben, dass es doch in der Tat etwas war, woran man sich gewöhnen konnte. Doch im selben Moment war da wieder die Stimme die ihr sagte, dass sie es nicht durfte. Immerhin konnte der Drache sich nicht immer nur um sie kümmern, das war nicht einmal seine reguläre Art und Weise. Doch was sollte man tun, es gab sicher andere Mittel und Wege sich einen geeigneten Vorrat an Zuneigung zu schaffen. Doch bevor sie darüber nachdenken konnte riss Seraphim sie zurück. Etwas zu Essen währe in der Tat jetzt sehr lecker. "Ja ich habe Hunger", schwimmen machte bekanntlich hungrig und genau das stellte sich bei dem Mädchen nun ein. Also erhob sie sich neben ihm und streckte sich ein wenig. "Ich kann es kaum glauben, dass dies wirklich der Himmel ist, den alle anderen auch sehen und ich nicht gerade einfach nur an einem Fenster stehe und hinaussehe. Fast wie in einem Traum." Leicht verträumt blickte sie kurz zu den Wolken hinauf und dann zu ihrem Begleiter, welchem sie ein Lächeln schenkte, ihr Engel, der Drache, der den bösen Ritter fraß, um die Prinzessin zu retten.

#156 RE: Naomis Heim von Seraphim 23.03.2014 20:50

avatar

Seraphim hatte für sich beschlossen, dass denken manchmal sehr antiproduktiv sein konnte und er sich damit keinen großen Gefallen tat. Manches sollte man einfach machen, ohne über das Für und Wider zu beraten, vor allem, wenn man sich zumindest kurzfristig eines Vorteils sicher sein konnte. Seit wann lehnte er sowas ab, also bitte! Er beobachtete, wie sie sich erhob und machte sich dieses Mal nicht die Mühe, seinen Blick auf ihrem Gesicht zu halten, immerhin hatte er nun zugestimmt, wenigstens einmal zu vergessen, dass er sie als kleines Mädchen gekannt hatte und dass sie noch irgendwo in ihr genau das sein musste. Eigentlich war das eine komplizierte Sache, aber wenn es jemanden gab, der damit zurecht kommen sollte, war es wohl er. Er lächelte, wuschelte durch die feuchten, blonden Locken und drehte sich zu der Strandbar um, immerhin waren sie eigentlich vor allem wegen des Essens gekommen. Er würde Naomi später noch einmal darauf hinweisen, dass er sich ein wenig Sorgen um sie machte. Ihr Blick war sicherlich bezaubernd gewesen, aber dieses Gefühl war nur ein Reflex aus Gewohnheit. Sie musste wissen, weswegen er das tat, damit sie nichts Falsches erwartete, denn sonst würde er ihr noch unbeabsichtigt weh tun. Es war so schwer, solche Dinge zu vermitteln, ohne dass man bevormundend wirkte und das wollte er wahrhaftig nicht, Naomi war schon immer irgendwie erwachsener als andere ihres Alters gewesen, aber tief in sich schien sie immer noch einen Funken Kindlichkeit bewahrt zu haben, zumindest wenn er ihre letzten Worte richtig interpretierte. Das war gefährlich, immerhin waren Kinder für viele Dinge noch nicht erwachsen genug, aber niemand konnte behaupten, er habe sie zu irgendetwas gedrängt. Wahrhaftig nicht.
"Jetzt wird alles wieder gut, Engelchen.", hauchte er, nahm sie bei der Hand und zog sie mit sich in Richtung Umkleidekabinen. Vielleicht wollte sie ja auch in ihrem allzu hübschen Bikini essen gehen, immerhin durfte man das hier, aber er wollte sie nicht dazu nötigen, schließlich bestand dieser aus sehr wenig Stoff und sie sollte sich ja nicht erkälten. Das konnte man zwar wegheilen, alles kein Problem, aber man musste es ja auch nicht provozieren. Ob man wohl so etwas wie eine Resistenz gegen magische Heilung entwickeln konnte? Das musste er wissen, immerhin wusste er ganz genau, wer die als erstes bekommen würde und das würde die Qualität seiner Beziehung zusehends verschlechtern. "Möchtest du dich vor dem Essen wieder in Schale schmeißen? Nicht, dass dir kalt wird.", fragte er und blickte auf Naomi herunter. Auch in die Höhe war sie gewachsen, woran er sich wirklich erst gewöhnen musste. Dankbarerweise war sie wenigstens noch immer ein ganzes Stückchen kleiner als er, denn das Gegenteil hätte seinem Ego wohl doch ein wenig geschadet. Es reichte vollkommen, dass Souta größer als er war, da war ihm Naomis Format doch viel lieber. Außerdem war es sehr unwahrscheinlich, dass in Naomi ein Hulk steckte, der Bäume ausreißen konnte. So waren ihm Menschen viel lieber und es passte auch viel besser in sein Bild von ihr.

#157 RE: Naomis Heim von Naomi 26.03.2014 12:46

avatar

Sie nickte ihm zu, als er meinte, dass alles wieder gut werden würde. Wahrscheinlich hatte er Recht, jetzt konnte es eigentlich kaum noch etwas geben, was ihre Seele wirklich belasten könnte. Während sie zu den Umkleidekabinen gingen sah sie sich wieder ein wenig um. All diese Menschen schienen so fröhlich und ausgelassen, dass man sich gar nicht vorstellen konnten, dass sie in derselben Welt lebten in der auch Morde geschahen, in der es verrückte Menschen gab, die sich selbst über alle anderen und ihre Bedürfnisse stellten. Nein, diese Menschen schienen für diesen Moment ihr eigenes kleines Universum zu besitzen, in dem Alles perfekt und harmonisch war. Doch konnte man so viel Perfektion und Harmonie überhaupt ertragen? Nein, Naomi war sich recht sicher, dass es immer einen gewissen Misston geben musste, damit man erkannte, was einem wirklich gut tat und wichtig war. „Ich denke anziehen wäre eine bessere Option, ich fühle mich einfach noch nicht wohl mit so wenig Kleidung unter so vielen Fremden. Es kann mir ja nicht jeder von ihnen so nahe stehen, wie mein bester Freund“, meinte sie und schenkte ihm ein Lächeln, während sie sich ihre Kleidung zurück nahm und damit wieder in einer der Kabinen verschwand, um sich wieder ein wenig angemessener anzukleiden. Ablegen würde sie dieser sicher noch früh genug.
Nachdem sie alles an sich wieder ein wenig zurecht gerückt hatte und auch die Haare notdürftig trockengerieben und wieder glattgebürstet waren entschied sie sich wieder hinaus zu gehen. Ihren Begleiter zu finden war eigentlich nicht schwer, immerhin waren weiße Haare selbst in dieser Welt eine Seltenheit. Es sei denn, man ging in ein Altersheim. Doch Seraphim blieb ein Unikat und sie war froh, dass es so war. Vorsichtig nahm sie eine seiner Hände in ihre und lächelte ihn an: „Jetzt fühle ich mich schon viel besser.“ Das war in der Tat so, auch wenn dieses Kleid viele Erinnerungen mit sich führte, waren diese doch eigentlich eher von der Guten Sorte, immerhin hatte sie es tragen dürften, wann immer sie von ihrem Fluch frei gewesen war. Langsam und ruhig folgte sie ihm an die kleine Bar, wo es das versprochene Essen geben würde. Ein wenig nun doch die Aufmerksamkeit genießend, denn keines dieser eifersüchtigen Augenpaare wusste was sie so besonders machte, dass sie heute die Hand dieses jungen Mannes halten durfte. Doch zum allerersten Mal seit Jahre, war sie sich besonders sicher, warum. Denn sie hatte immer noch genug Platz für ihn in ihrem Herzen, ganz egal, wie weit er sich ausdehnte oder zurückziehen wollte.

#158 RE: Naomis Heim von Seraphim 08.04.2014 16:19

avatar

Außer den Menschen gab es nur wenige andere Tiere, die sich etwas anzogen. Beispielsweise verließen sich Einsiedlerkrebse auf abgelegte Häuser anderer Tiere, anstatt ihre eigenen zu bauen und viele Winterschläfler polsterten wenigstens ihren Bau gegen die Kälte aus. Menschen waren in dieser Hinsicht allerdings anders, denn für sie hatte Kleidung nicht nur einen höheren Stellenwert, sondern diente zudem auch einem weiteren Zweck als der Energiekonservation. Die Menschheit war von einem Dämon durchzogen, den man Scham nannte, ein Produkt des höheren Denkens und der albernen Vorstellung, dass der Anblick eines nackten Körpers etwas schlimmes war. Es wunderte nicht, dass Seraphim dieses Verhalten als aufoktroyiert empfand und er selbst wirklich keine Probleme hatte, die Hüllen fallen zu lassen, doch da er um die Körperprobleme seiner Rasse wusste, verstand er, warum Naomi sich so verhielt. Sie konnte auch wahrscheinlich keinen Lustgewinn daraus ziehen, wenn man sie anstarrte, weil sie in einem recht knappen Bikini herumstolzierte, während Seraphim dazu tendierte, derlei Blicke zu genießen. Es war ein schönes Gefühl, wenn man begehrt wurde... doch andererseits war er sich in seinem Tun relativ sicher, während Naomi trotz ihrer furchteinflößenden Magie irgendwo doch nur ein süßes Mädchen war, das von Natur aus angreifbarer als er war. Vielleicht war dies der Grund, aus dem er wie ein Wachhund vor den Kabinen stehen blieb und darauf Acht gab, dass sich ihnen niemand näherte, bis Naomi in ihrem blauen Kleid wieder zurück kam. Die Logik hinter diesen Kleidungsstücken hatte Seraphim bis heute nie verstanden, obgleich es durchaus Varianten gab, die er als sehr schmückend bezeichnen würde. Am richtigen Körper konnte ein Kleid eine fließende Symphonie dünner Stoffe sein, die so verführerisch wie ein umgeschlungenes Bettlaken und so formell wie ein guter Anzug wirken konnten, doch das Prinzip war sehr unsicher. Er selbst beherrschte eine Magie, mit der er ein Kleid ohne Probleme hochwehen lassen konnte und darunter befand sich im Allgemeinen nur noch ein einziges Kleidungsstück, das in den seltensten Fällen viel bedeckte... warum daher gerade prüde Frauen gerne auf Kleider zurückgriffen, war für ihn unverständlich.
Seraphim nahm die kleine Frauenhand in die seine und führte seine blonde Freundin an einen der hohen, runden Tische. Er wartete, bis sie sich hingesetzt hatte und schob ihr dann eine der Speisekarten zu, die in der Mitte der Platte in einem Halter gesteckt hatten, nachdem er sich ihr gegenüber gesetzt hatte. Ob diese Art der Verabredung nun höhere Ansprüche an ihn selbst richtete oder nicht war in diesem Falle unwichtig, denn er stellte sie sich selbst. Die Idee für die weitere Ausschmückung des Abends war zwar von Naomi gekommen, doch in seinem engstirnigen Weltverständnis war immer noch er hier der Mann. Dass die meisten menschlichen Kulturen eine solche Geschlechterrolle propagierten, war ihm sehr recht gewesen, als er sich das erste Mal unter Menschen aufgehalten hatte, denn wäre er ein Mädchen gewesen, hätte er sich sicherlich nicht so gut eingewöhnen können. So jedoch fühlte er sich in seinem Tun relativ wohl, wie er da in Badehose auf dem Hocker saß und sein Gegenüber ansah. "Was möchtest du haben, Engelchen?", fragte er mit einem Lächeln und zog sich selbst eine Karte zu sich, um sie aufzuschlagen und das Angebot zu betrachten. Sicherlich war das kein Fünf-Sterne-Restaurant, aber die bisherigen Male, die er hier diniert hatte, waren ihm noch in guter Erinnerung. Seine Augen huschten kurz zu Naomi zurück, über ihre feuchten Haare und ihre Hände, wie sie die Karte umfassten. Cyrus legte den Kopf schief, schüttelte ihn danach kurz und wandte sich schmunzelnd wieder seinen Essensmöglichkeiten zu - seine Gedanken waren manchmal so berechenbar.

#159 RE: Naomis Heim von Naomi 11.04.2014 14:55

avatar

Als sie aus der Kabine kam stand Seraphim da, als hätte er die ganze Zeit dort gestanden und gewartet, nur auf sie gewartet, damit alles in Ordnung war. Es hob ihr Herz an, daran zu denken und zu wissen, dass er wirklich immer für sie da war. Gerne nahm sie seine Hand in ihre, oder ließ ihre von ihm nehmen, ganz so sicher war sie nicht wie sich das verhielt. Gemeinsam gingen sie zu einem der Tische an der künstlich angerichteten Strandbar. Dort nahmen sie an einem Tisch Platz. Dieser hatte nur ein paar Hocker, keine richtigen Stühle. Ein bisschen unbequem war es schon, denn irgendwie war sie daran gewöhnt etwas im Rücken zu haben, doch die alternative war, sich ein wenig nach vorne zu lehnen und Seraphim anzusehen, das war gar nicht so schlecht, wenn man bedachte, dass es so viele schlechtere Optionen gegeben hätte. Während sie die Karte durchblätterte stellte sie fest, dass es an diesem Ort eine Menge Fastfood gab. Wahrscheinlich wegen der Menge an Kinder die es hier gab, welche natürlich gerne dieses fettige Zeug in sich hinein schoben. Etwas was Naomi nicht verstehen konnte, immerhin hatte sie auch als Kind auf eine ausgewogene Ernährung geachtet, doch dann kam wieder die Erinnerung, ein normales Kind war sie nie gewesen, das erklärte einiges.
Irgendwann hatte sie sich dann für Salat entschieden. Gemüse zusammengewürfelt mit Putenstreifen und ein wenig Käse, da konnte man eigentlich nicht viel falsch machen. Fisch wäre auch eine Option gewesen, doch dieser verursachte gewohnheitsmäßig eher üblen Mundgeruch und das wollte sie sich heute absolut nicht antun. "Ich möchte den großen Salat", antwortet sie also, als Seraphim sie fragte, was sie haben wollte und legte die Karte wieder nieder, um sich ihren in der Tat noch unangenehm nassen Haaren zu zuwenden. Inzwischen tropften sie nicht mehr, aber sie waren immer noch feucht und kalt. Gut, dass die Sonne schien, sonst wäre es wahrscheinlich nur noch unangenehmer geworden. Dennoch fühlte es sich nicht besonders angenehm an. Ihre Finger fuhren durch die Haare, drückten hier und dort, drehten sie zusammen und zwirbelten ein wenig an ihnen herum, sodass weitere Flüssigkeit auf den Boden tropfte. Manchmal war es wirklich eine Plage so dickes und langes Haar zu haben, aber daran war sie eigentlich gewöhnt. Etwas war noch anders, da sie durch das Wasser nun schwer waren, waren sie auch glatt, viel länger als zuvor waren sie nun, wobei sie eigentlich immer so lang waren. Ihr Blick wanderte wieder zu ihrem Gegenüber, welchem sie ein Lächeln schenkte.

#160 RE: Naomis Heim von Seraphim 17.04.2014 14:47

avatar

Salat... Seraphim war im Vergleich zu Naomi wohl so etwas wie ein chronischer Fleischfresser. Auch wenn er den teilweise vorhandenen Wahn nach Fleisch eines Teils der männlichen Bevölkerung nicht verstehen konnte, waren ihm Vegetarier noch mehr zuwider, auch wenn sie noch von Veganern übertroffen wurden. Dieses Verhalten schien ihm so widernatürlich zu sein, dass er den prophetischen Ehrgeiz dieser Menschen nicht verstehen konnte, wenn sie meinten, dass ihre Art, sich zu ernähren, doch so viel gesünder war. Albern war das, vor allem wenn man betrachtete, wie viel von denen Zusatzstoffe benötigten, um nicht krank zu werden. Es gab nicht viele andere Menschen, die Gesundheit zurückgeben konnten, wenn sie erst einmal gelitten hatte, da sollte man sich als Durchschnittsbürger doch wenigstens vernünftig ernähren. Nicht, dass er etwas gegen Naomis Salat hatte, immerhin wirkte der ganz vernünftig. Ebenso wenig war es natürlich clever, nur fettiges Zeug zu essen, auf die Mischung kam es an. Insofern machte Naomi sich wahrhaftig vorbildlich, während Seraphim die Speisekarte eher unter dem Punkt betrachtete, was ihm davon wohl am besten schmecken würde. Er entschied sich schließlich für einen Teller Nudeln mit Lachs, der wirklich hervorragend klang und winkte die Kellnerin, eine ein wenig untersetzte Dame, deren Schürze ein wenig zu tief in die Speckröllchen schnitt, herbei. "Einmal den großen Salat und einmal die Bandnudeln mit Lachs. Ein Wasser und... möchtest du etwas trinken, Naomi-chan?" Die Frau notierte sich zwei Zahlen auf einem eilends herausgekramten Block und blickte Naomi danach erwartungsvoll an. Wenn man sie sich so anguckte, dann wusste sie ganz im Gegenteil zum Blondchen nicht genau, was man besser nicht aß oder zumindest, wann man den Schlussstrich zog. Bei vielen war es nicht einmal, was sie aßen, sondern eher, dass sie damit einfach nicht mehr aufhörten. Das war genau so, wie diese elende Diskussion über Fette und Kohlenhydrate und was nun dicker machte: Wenn man sich mit beidem nicht übermäßig vollstopfte, kam man schon gut über die Runden, ohne rund zu werden. Der Beruf des Ernährungsberaters war daher seiner Meinung nach auch nur eine Farce, denn den Leuten, denen abnehmen wirklich gut tun würde, konnte man sowieso nur auf eine Art helfen: Weniger essen, mehr Sport machen. Er selbst betrachtete Bewegung praktisch als Muss, weil er genau wusste, wie er sonst aussehen würde und da sein Aussehen für ihn nicht nur essentieller Teil seiner Eigenwahrnehmung war, sondern auch Eintrittskarte in viele exklusive Dinge, konnte er das nicht vernachlässigen. Und wer nicht schnallte, dass er zu viel aß, wenn sein drittes Doppelkinn bereits ein weiteres ausbildete, der war es auch nicht wert, zu leben. Seiner Meinung nach.

Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen | ©Xobor.de
Datenschutz