Hier finden sich die Charaktere in einem recht großen Raum wieder, dessen Wände mit Gemälden geschmückt sind, die eindeutig einige Jahre auf dem Buckel haben, aber durchaus schön anzusehen sind. Schon zu Anfang teilt eine Trennwand in der Mitte ihn in zwei Wege ein, die geradeaus gehen und am Ende wieder zusammenfinden; hat man das andere Ende der Trennwand erreicht, so findet man sich selbst direkt vor dem Durchgang wieder, hinter dem die Treppe nach oben deutlich zu sehen ist. Wenige Meter vor diesem Weg hängt eine deutlich lesbare Schrift in der Luft: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Es kann aufbauen, es kann zerstören.“
Nimmt man zu Anfang den linken Weg, so kommt man zwangsläufig an der Treppe an. Nimmt man allerdings den rechten, so sieht man einen Durchgang, der zu dem Teil der Galerie führt, den man als Labyrinth bezeichnen könnte. Auch hier sind die Wände mit Gemälden gepflastert, die Wege sind allerdings wirr und schwer zu durchschauen, und vor allem sind es viele. Sich hier zu verirren, wäre nicht schwierig...

Irgendwie hatte es Kazuya schon enttäuscht, dass sogar drei der Anwesenden eine höhere magische Kraft haben sollten, als er selbst. War er wirklich so schlecht? Der weißhaarige Kerl war sogar fast dreimal so stark. Aber besonders wurmte ihn dieses blonde Mädchen, dass hier die zweitstärkste sein sollte. War das ein Scherz? Als hätte diese Göre eine Chance gegen ihn. Deswegen war es kein Wunder, dass der Dragonslayer eher angepisst und nur mit halbem Ohr zuhörte, wie die Teams eingeteilt wurden. Itasa Soutanobu? Komischer Name und wem gehörte der überhaupt? Moment, die Anzeige hatte doch die Werte von jedem eben angezeigt. Blinzelnd besah sich das Dragonslayer die zahl und seufzte innerlich. Natürlich hatte er den Loser an der Backe, der die geringste Punktzahl erreicht hatte. Wie sollte das Fair sein? 'Toll, jetzt darf ich den Lappen die ganze zeit durch das Schloss mitschleppen?' Doch noch war die Stimme nicht fertig mit ihren Erläuterungen, denn sie fügte noch etwas ein, was vielleicht für etwas mehr Spannung sorgen würde. Der Boden des Schlosses brach weg, langsam aber kontinuierlich. Jetzt spürte Kazuya auch seinen Magen wieder, durch das Loch konnte er bereits die Wolken unter dem Schloss sehen. Und schon war das flaue Gefühl wieder da. Mit einer Hand rieb sich Kazuya über den Bauch und konzentrierte sich lieber darauf, was die anderen Teams für Türen wählten. Je schneller, desto besser. Irgendwie leidend beobachtete wie sich zuerst der Weißhaarige, dann das kleine Mädchen und schließlich Akay für eine Tür entscheiden. Damit blieb ihm nur eine übrig, jene mit dem Buchstaben B. Schnell eilte er darauf zu, er wollte von dem Loch weg. Weniger wegen der Gefahr und mehr wegen des Ausblicks.
Direkt hinter der Tür erwartete ihn eine Gemäldesammlung, die ihres gleichen suchte. Portraits, Landschaften und Abstraktionen hingen hier wild durcheinander, ungeordnet und ohne irgendein Schema. Was besonders auffiel waren die vielen Bilder mit kleinen Monstern, Goblins, Kobolden und anderen Wesen. Neugierig betrachtete Kazuya das erste Gemälde, die stilisierte Darstellung eines brennenden Hauses … oder einer Katze am Fressnapf oder so. Kazuya war nicht gut mit dem zeug, er war kein Kunstfreund und verabscheute es mittels Gemälden Prunk zu zeigen. Vorsichtig berührte er mit dem Zeigefinger die Leinwand und es geschah, was geschehen musste, er riss das erste Gemälde von der Wand. Gerade noch rechtzeitig konnte er nach dem Rahmen greifen und versuchte ihn, eher ungeschickt, als alles andere, wieder an die Wand zu bringen. Nach mehreren Versuchen gab er auf und ließ das Bild schief hängen. Sollte sich wer anders drum kümmern. Obwohl war das noch nötig, wenn das gesamte Schloss eh zum Teufel ging? Um nicht noch mehr, zerfallendes Schloss hin oder her, zu zerstören, sah sich Kazuya lieber von der Mitte des Raumes um. Eine Wand schien den Raum zu teilen, doch während auf der einen Seite ein einfacher Gang mit dem Ansatz einer Treppe zu sehen war, schien der andere weg tiefer in dieses Bilderkabinett zu führen. 'Ist doch offensichtlich, wir gehen zur Treppe.' Obwohl er eigentlich zur Treppe wollte, hielt er inne. Sollte er vielleicht doch den Rothaarigen fragen? Nee, das wäre sicherlich nicht nötig. „Kommst du mit zu Treppe oder willst du hier bleiben und irgendwann durch den Boden fallen, Soutanobu?“ An den Namen musste er sich noch gewöhnen.

Wenn man Souta fragte, welchen Ort an einer Stadt er am wenigsten mochte, dann antwortete er in folgender Reihenfolge: 1. Hafen. 2. Museum. 3. Haus der rachesüchtigen Exaffäre. Eins war aufgrund seiner Vergangenheit sehr logisch, während Drei einfach generell keine gute Idee war – Zwei entsprach seinem persönlichem Geschmack. Noch konnte Souta sich relativ gut damit zurückhalten, wie langweilig er alles fand, was mit Bildern und Gemälden zu tun hatte, selbst nachdem sie durch die Tür getreten waren, er etwas miesepetrig beobachtet hatte, wie sein Freund hinter unerreichbaren Pforte verschwand und er sich mit einem Rosahaarigen wiedergefunden hatte, der erst einmal ein Gemälde von der Wand riss, einfach so, weil halt. Hätte der Kettenmagier mitbekommen, was der Andere von ihm dachte, wäre er vielleicht nicht mit einem freundlichem Grinsen und einer wie immer optimistischen Einstellung hinter ihm hergelatscht, ganz unberührt von der Tatsache, dass der verdammte Boden wegbrechen würde, wenn sie keinen Ausweg fanden und sie ins Meer fallen würden, was für alle anderen sicherlich unglaublich witzig war, für ihn jedoch eher einem Todesurteil gleichkam. Na ja. Was war das Leben schon ohne eine wundervolle, würzige Portion von Risiko? Nervenkitzel, Adrenalinstöße, soetwas konnte er doch immer gebrauchen. Anfangs hatte er Zweifel gehabt, was die anderen wohl von ihm denken mochten, wo er doch mit seinen mickrigen 650 Punkten ganz unten auf der Liste gammelte, doch auch dieser Gedanke hatte sich rasend schnell verdünnisiert, weil er nämlich unglaublich toll war und deshalb einfach darauf pfiff, ob man ihn nun für einen Loser hielt. Er wusste ja, dass er vermutlich stärker war als alle zusammen, doch eine seiner größten Stärken war schon immer seine Bescheidenheit gewesen, also ...
Das grüne Auge flitzte durch den Raum, scannte die Wandaufteilung und die beiden Räume, zu einer Treppe und zu einem Gang führten, was eine Entscheidung von ihnen verlangen würde. Für die Dekoration hatte er nur wenig übrig, was ihm natürlich Leid tat, doch irgendwie auch nicht. Wieso sollte er Bilder bewundern, die man hier nur aufgehängt hatte, damit sie herunterfallen konnten, wenn diese Etage wegbröckelte und sie hoffentlich nicht mit sich in die Tiefe reißen würde? Viel spannender war es da, Kazuya dabei zu beobachten, wie er gleich mal einen auf Kommandant machte und meinte, dass sie direkt die Treppe nehmen sollten. Sicherlich, es war immer ein gutes Argument, erst einmal nach oben zu gehen, wenn ihre Devise lautete, dem Boden of Doom zu entkommen, aber sollte man nicht auch alle anderen Optionen in Betracht ziehen? Der Rothaarige verzog bei der Nennung seines vollen Namens das Gesicht, als hätte der Dragonslayer ihn getreten. “Souta genügt völlig”, meinte er also zuallererst mit einem Lächeln und hätte dem Anderen die Hand gegeben, wenn er dafür nicht durch den halben Raum hätte latschen müssen. “Ich hab keinen Bock auf bröckelnden Boden, wieso also nicht die Treppe nehmen? Ich meine, wenn wir Probleme kriegen, können wir ja umdrehen. Ach ja. Ich bin übrigens kein Anfänger...nur nicht sonderlich magisch.” Nur um das einmal klarzustellen, nicht, dass Kazuya jetzt auf die Idee kam, er müsse ihn irgendwie bemuttern, weil seine magische Latte nicht lange genug war. Im Endeffekt war er doch schon eine Weile im Geschäft und sah sich selbst eher als Alphamännchen an. Schlechte Idee also, wenn der Andere vorhatte, hier die Befehle zu geben ...

Wenigstens antwortete das Rothaar, auch wenn es nur richtig stellen wollte, dass es bei einem Spitznamen genannt werden wollte. Mit leichtem Schulterzucken nahm Kazuya das an, wie er Souta nun nannte war relativ egal, viel mit ihm zu tun haben wollte er generell nicht. Wenn die ganze Chose hier vorbei war konnte sich das Einauge verdünnisieren und Kazuya war wieder glücklich. Doch eine gute Eigenschaft bemerkte Kazuya bei dem Kettenmagier, er stimmte ihm zu, dass seien Idee gut war. 'Scheint doch etwas Grips zu haben der Kerl. Wenn auch nur ein wenig.' Vielleicht war es keine gute Idee gewesen diese beiden zusammen zu stecken. Bei den Egos, die sich gerade in der Galerie befanden war doch kaum noch Platz für Teamwork oder rationale Entscheidungen. Sollte Souta auch nur einmal widersprechen, tja, was würde dann wohl passieren? Niemand sollte das herausfinden wollen. Doch noch war alles gut … Noch.
Nur mit einem Ohr bekam Kazuya den zweiten Teil von Soutas kurzer „Rede“ mit, aber das reichte schon. “Ach ja. Ich bin übrigens kein Anfänger...nur nicht sonderlich magisch.” Ob Kazuya das glauben konnte? Wohl eher nicht, immerhin hatte Souta das schlechteste Ergebnis der acht Anwesenden gehabt. Doch auch der Wasser Dragonslayer wusste, dass es da noch etwas anderes geben musste. Andernfalls wäre das Rothaar gar nicht hierzu eingeladen worden, hier ging es ja nicht nur um Magie. Vielleicht war er ihnen auch über? … Nee, das war absurd, wieso sollte jemand, der sich nicht mit Magie beschäftigte, Magiern in einem Magiewettstreit überlegen sein? Oder auch nur ihm selbst, einem Dragonslayer, Sohn Levias und scheinbar zweitstärkstem Magier von Fairy Tail. Daran musste er aber arbeiten, er konnte ja schlecht gegen dieses schlüsselschwingende Etwas namens Akay verlieren, selbe Gilde hin oder her.
War es nicht schön, wie schnell Kazuya schon die Sicht auf das Ziel verlor? Doch während er dies alles in seinen Gedanken zusammensponn, ging er wenigstens weiter auf die Treppe zu. Die Bilder interessierten jetzt nicht mehr wirklich und das war vielleicht auch besser so, denn die Gefahr des zusammenbrechenden Bodens schwebte ja noch, wie ein Damoklesschwert über ihnen. Sie wussten nicht, wann es passierte, sie wussten nur, dass es passierte. Nicht angenehm, absolut nicht. Gerade wollte Kazuya aber genau diesen Gedanken im Hinterkopf, aufatmen, er hatte de Treppe erreicht, als er bemerkte, wie etwas vor der Treppe geschrieben stand. „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Es kann aufbauen, es kann zerstören.“ Unbeeindruckt von der schwebenden Schrift, ging Kazuya einfach weiter durch die Worte auf die Treppe zu. Er wollte einfach verschwinden, kein dämlicher Philosophieschwachsinn sollte ihn behindern. Aus diesem Grund ging er einfach unbekümmert zur Treppe hinüber und wollte nach oben steigen. Doch es musste ja etwas passieren, was ihn schon wieder missmutig werden ließ. Kurz bevor sein Fuß die erste Stufe der Treppe berührte erschien, wie aus dem Nichts, ein riesiges Gemälde von einer Frau vor ihm. Ungebremst, wie auch, rannte der Dragonslayer gegen die Leinwand. „Autsch. Was soll der Mist?“ Vorsichtig drückte Kazuya mit seinem Finger gegen das Gemälde. Der Stoff gab nicht einen Millimeter nach und schien auch gar nicht aus Leinen zu bestehen, vom Gefühl in seinem Gesicht her würde Kazuya behaupten Stahl. Würde das gesamte Examen aus solchen Hindernissen bestehen? Das war ja nicht auszuhalten. „Und nun?“

Als Kazuya plötzlich gegen eine Wand lief, die aus dem Nichts aufgetaucht war, war Soutas erster Instinkt, sich umzusehen, ob noch weitere Gemälde aufgetaucht waren, die sie zerquetschen wollten. Um ehrlich zu sein hatte er schon damit gerechnet, dass sie hier ein paar Probleme kriegen würden, schließlich waren sie in einem Examen und nicht beim Kaffeekränzchen. Hindernisse waren vorprogrammiert, doch das bedeutete nicht, dass man sie nicht umgehen oder vernichten konnte. Der Rothaarige machte ein paar Schritte nach vorne, während der Andere das Teil befummelte und bedachte die schöne Frau, die dort abgebildet war, mit anerkennendem Blick. Für seinen Geschmack war sie etwas zu bekleidet, aber wenn sie sowieso nicht echt war, würde er auch keine Ansprüche stellen. Da das Gemälde innerhalb von einer Sekunde aufgetaucht war, blieben keine Zweifel, dass es sich um ein magisches Konstrukt handelte. Entweder war Kazuya auf eine Druckplatte gestiegen, die in die Treppenstufen eingearbeitet war, oder man wollte sie ganz gezielt von diesem Durchgang fernhalten. Was den Schluss nahelegte, dass es genau dort durchging. "Scheint, als kämen wir hier nicht durch." Auch er hatte die Hand ausgestreckt und tastete vorsichtig an dem Bild herum, auf der Suche nach einer Stelle, die man eindrücken könnte, doch selbst als er mit den Fingernägeln über die Ölfarbe kratzte, blieb sie genau so, wie sie war. Stirnrunzelnd friemelte Souta schließlich noch eines der scharfen Peitschenglieder aus der Tasche und versuchte es anzuritzen, doch auch das verursachte nicht den geringsten Schaden an der Oberfläche. "Jap. Es muss einen anderen Weg hier vorbei geben." Noch hatte er keine Ideen, wie man durch diese Barierre kommen sollte, aber sie waren geradeeinmal ein paar Minuten hier, das kam noch. Vorerst schien die einzige Möglichkeit zu sein, sich den anderen Gang noch einmal genauer anzusehen und zu versuchen, dort auf ein paar Hinweise zu treffen, die ihnen weiterhelfen würden. Souta betrachtete die Umgebung noch einmal mit einem misstrauischem Blick. Lag das an ihm oder hatte er gerade ein kratzendes Geräusch gehört? Das grüne Auge suchte auf der Decke und am Boden, doch letztendlich wurde das Knirschen und Knurren so laut, dass kein Zweifel mehr bestand, woher es kam: Die Gemälde hatten begonnen, ungeheuerliche Laute auszustoßen! Die erste Erleichterung, die den Magier durchflutete, als er bemerkte, dass sie nicht in die Tiefen stürzen würden, ohne eine Chance zu haben, wurde leicht getrübt, als er sah, wie sich ein tintenschwarzer Fühler aus einem der Bilder streckte, und kurz darauf ein ganzer, abstruser Körper, der irgendwie flach aussah, aber große Ähnlichkeit mit der Zeichnung hatte, aus der es gekrochen war. Augenblicklich machte er einen großen Schritt vom Gemälde hinter sich weg, damit nichts in seinen Nacken springen konnte. Mit dem Rücken zur Wand beobachtete er, wie immer mehr kleine Monster aus den Bilderrahmen gekrochen kamen, sich materialisierten und – war es anders zu erwarten? - auf die beiden zukrochen, hoppsten und flogen. Da der Anlass der ganzen Sache ziemlich selbsterklärend war und er keine Lust hatte, von diesen Biestern angeknabbert zu werden, zog Souta als Antwort auf die tastenden Gliedmaßen sein Schwert und tauschte einen Blick mit Kazuya. "Wir kriegen wohl Gesellschaft."

Auch Souta schien nun interessiert das Gemälde zu untersuchen, jedenfalls befühlte er die Ölfarbe und versuchte mit einem scharfen Gegenstand, Kazuya konnte nicht erkennen, was es war, in die Leinwand zu ritzen. Nichts, absolut nichts. War das ein schlechter Scherz? Wie konnte Leinwand nur so fest sein? Misstrauisch beäugte Kazuya das Bild, das Motiv war nicht weiter außergewöhnlich oder so, eine einfache Frau, nicht hässlich oder so, aber kein Vergleich zu Sylvanas strahlender Eleganz. Schon begannen Kazuyas Gedanken wieder ab zu schweifen, schnell versuchte er sich selbst durch einen sanften Klaps auf die eigene Wange die Konzentration zu bewahren. Indes hatte sich Souta bereits umgedreht, um wohl doch den anderen weg zu nehmen. Keine schlechte Idee eigentlich, aber noch dachte Kazuya über etwas anderes nach. 'Was, wenn ich etwas Wasser auf die Leinwand bringe? Das müsste doch die Fasern dehnen und das Material schwerer machen, aber gleichzeitig auch die Widerstandskraft des Materials verringern.' Interessanter Gedanke, aber Kazuya würde wohl nicht mehr dazu kommen seinen Plan auszuführen, egal ob erfolgreich oder nicht. "Wir kriegen wohl Gesellschaft." „Was meinst du?“ Nichtsahnend drehte sich Kazuya um und konnte sehen, wie sich diese kleinen Monster aus ihren Bildern schälten. „Was zur ...?“ Wieso hatte er nicht bemerkt, dass etwas passierte? Diese Monster, aus den Bildern oder nicht, mussten doch einen Eigengeruch haben. Probeweise nahm der Dragonslayer eine Nase der Luft hier, doch er roch nichts, nichts außer Ölfarbe. Der gesamte Raum schien ihn zu blockieren. 'Verdammt, aber das kann ich nicht ändern.' Abgelenkt davon die Luft des Raumes zu „untersuchen“ hatte Kazuya nicht bemerkt, wie sich eines der gemalten Wesen an ihn herangeschlichen hatte. Es hatte etwas von einem Hundertfüßler und näherte sich dem Dragonslayer bedrohlich. Dieser hatte aber gerade seine Augen auf etwas gerichtet, ein paar bienenartige Wesen, die durch die Luft auf sie zuflogen. Beriet sich zu verteidigen schnappte sich Kazuya seinen Bo und hielt ihn, einem Schwert nicht unähnlich, vor sich. Als das erste Vieh anflog verpasste er ihm einen schlag von oben, was es auf den Boden beförderte. Leider reichte es nicht aus, das Wesen bewusstlos werden zu lassen oder gar zu zerstören. Manchmal verfluchte Kazuya, dass er seine körperliche Kraft nicht so sehr trainierte. Schnell war er keine Frage, aber die Stärke hinkte, deutlich. Dennoch wirkte das Wesen irgendwie benommen. Gerade wollte Kazuya zu einem zweiten Schlag ausholen, wenn es sich nicht verteidigen konnte, stellte es eine deutlich einfachere Beute dar, spürte er etwas an seinen Beinen. Der Hundertfüßler. Er hatte sich ums eine Beine gewunden und quietschte oder fauchte, irgendwie war es eine Mischung aus beidem, bedrohlich. Mit gefangenen Beinen stolperte Kazuya nach hinten und prallte mit dem Rücken gegen das Gemälde. Mit seinem Bo schlug er nach dem Wesen, wurde aber von zwei der fliegenden Viecher unterbrochen. 'Wie viele Viecher sind hier eigentlich? Das ist ja nicht auszuhalten.' „Na Souta? Kommst du klar?“ Irgendwie merkwürdig diese Frage, nicht, weil er sich nach Souta erkundigte sondern eher, weil er in solch einer Situation lieber um Hilfe bitten sollte. Aber dazu war Kazuya zu stolz, als würde er die Hilfe eines anderen annehmen. Da kämpfte er sich lieber alleine aus der Situation. Während er gerade mit seinem Bo versuchte den Hundertfüßler von seinen Füßen zu bekommen, lösen konnte er ihn schon einmal. Schallte plötzlich etwas durch den Raum. Ein Schrei, ein weiblicher Schrei. Nicht, dass Kazuya sich groß drum kümmerte, er hatte hier seine eigene Situation. Mit einem letzten Ruck schaffte er es den Hundertfüßler zu lösen und von sich zu stoßen.
Ob Souta auch so kämpfte oder war er die Ruhe selbst? Vielleicht war ja auch seine magische Unbegabung hilfreich.

Souta “kam klar”. Ob man es nun glauben wollte oder nicht, aber nur weil er ganz unten auf der Liste rangiert hatte, als es um magische Fertigkeiten ging, bedeutete das nicht, dass er ein Loser war. Er hatte es vorhin schon anzusprechen versucht, doch jetzt konnte er immerhin beweisen, wie es um ihn stand. Im Gegensatz zu Kazuya, dem ein Hundertfüßler auf die Pelle rückte, besaß der Rotschopf die ultimative Beinfreiheit und tänzelte durch den Raum, eine silbrige Schliere nach sich ziehend. Seine Schritte waren fest und sein Körper bereit für jede Regung, die in seine Richtung getan wurde, trotz der atemberaubenden Geschwindigkeit, die ihn in einem Sekundenbruchteil zwischen drei fliegenden Viechern trug. Mit langen, krummen Schädeln hackten sie auf ihn ein und krächzten stimmbandlos. Er drehte sich, bemaß mit der Klinge ihre Körperhälfte und blickte erst wieder zu Kazuya, als die tintenschwarzen Federn zu Boden regneten. Er stand neben ihm, bevor der Letzte auf dem Boden aufgekommen war. Leider hatte seine abenteuerliche Schnetzelaktion nicht viel gebracht, weil es einen regen Strom an Monstern gab, der sich durch den Tod ihrer Kameraden kein bisschen irritieren ließ. Vorerst gab sich der Kettenmagier also damit zufrieden, Kazuyas bedränglichen Tausendfüßler zu erstechen und ihm somit zumindest ein wenig aus der Patsche zu helfen. Sein Kommentar zu dieser ganzen Stuation wurde jedoch von einem gellenden Schrei übertönt, der aus dem zweiten Weg zu kommen schien ... und weiblich war. Was? Wie konnte es denn jemanden geben, der schrie? Ob wohl eine andere Gruppe von der anderen Seite in diesen Raum gelangt war, eine, der diese Monster deutlich gefährlicher vorkamen als ihm? Souta warf einen Blick auf den Gang, den sie ohnehin langgegangen wären und hob das Schwert. “Wir müssen nachsehen, was das war!” Auch wenn das hier strenggenommen ein Wettkampf war, hatte Souta bestimmt nicht vor, jemanden sterben zu lassen, nur um einen blöden Titel abzugreifen. Andere mochten das vielleicht tun, aber er persönlich war Magier, um Leuten zu helfen und genau das würde er tun. Deshalb war er auch schon losgelaufen, ohne auf den Anderen zu warten. Bestimmt würde der die ganze Sache ähnlich sehen!

Ein wenig missmutig betrachtete Kazuya, wie Souta sich auch noch um den Hundertfüßler kümmerte. Der Dragonslayer hatte keine Hilfe haben wollen und auch nicht gebraucht, aber diese einäugige Nervensäge musste sich ja einmischen. Ohne den anderen Magier zu beachten richtete sich Kazuya auf und fixierte bereits das nächste Wesen, das sich näherte. Nach einem schnellen Schlag,d er wieder eines der insektenählichen Biester vom Himmel geholt hatte, bemerkte er erst, wie der rothaarige Magier dem Schrei nachgehen wollte. Eigentlich wollte Kazuya den rothaarigen Aufhalten, doch dieser hatte sich bereits entfernt. „Warte! Wir haben hier unsere eigene Situation mit diesen Viechern und wir müssen diese Biester sicherlich besiegen bevor uns der Boden unter den Füßen wegbröckelt. Wieso willst du dann ...“ Schon längst war Souta aus Hör- und Sichtweite verschwunden, nur für sich selbst beendete Kazuya noch seinen Satz, auch wenn es sinnlos war. „ … einer Frau nachhetzen?“ Durfte sich Kazuya jetzt alleine um diese Biester kümmern? Scheinbar, nicht, das es ihn sonderlich stören würde. … Okay, vielleicht waren es ein paar Viecher zu viel, aber man konnte es schlimmer treffen. 'Wer soll hier auch anderes sein? Die Veranstalter werden sicherlich keine unbeteiligten Menschen hier im Schloss dulden, viel zu gefährlich. Also hat eine andere Teilnehmerin geschrien. Sinikka und Sylvana waren es nicht, als wahrscheinlich diese, wie hieß sie noch, ach ja Noemi oder so.' Damit war die Sache eigentlich für Kazuya abgeschlossen, sein Partner war futsch, die Viecher nervig wie zuvor und er auf sich gestellt. So hatte er es am liebsten, niemand, der ihn zurück hielt.
Mit einem zufriedenen Grinsen schwang er einmal den Bo über seinen Kopf und ließ ihn hinter seinem Rücken zu Boden sinken. Eine Seite des Stabes kratzte nun über den Boden, während die andere locker nach oben gerichtet war. Keine wirklich praktische Kampfhaltung, aber das gehörte irgendwie zum Stil des Dragonslayers. Völlig fokussiert verdrängte Kazuya sogar die Gedanken an Souta, der Magier sollte alleine klarkommen … oder sterben. Es gab jetzt nur die Viecher und ihn selbst. Ein schneller Streich und das nächste Wesen schien dem Dragonslayer zum Opfer zu fallen, leider musste Kazuya, anders, als Souta immer mehrfach treffen, um überhaupt eines dieser Tiere zu vernichten. Das war ein Problem, das er nur in geringem Umfang mit seiner überlegenen Geschwindigkeit kompensieren konnte, es strengte zu schnell an, wenn er zu viel Gas gab, immerhin war das hier der erste Raum, da mussten noch Kräfte geschont werden. In einem Unachtsamen Moment spürte der Rosaschopf plötzlich einen Stechenden Schmerz im linken Unterschenkel. Eines der Wesen, eine Mischung aus Hund, Schakal und Kojote, hatte sich darin verbissen und schien auch nicht durch die Schläge mittels des Bos loslassen zu wollen. Erst als der Dragonslayer sein Mana in den Stab fließen ließ und ihn so dazu brachte einen Schwall Wasser auszuspeien, ließ das Wesen los und schmolz dahin, als würde es wirklich aus Farbe bestehen. Leider drängten bereits fünf oder sechs dieser Wesen nach. Vielleicht war es doch eine Nummer zu groß für Kazuya gewesen hier alleine zu bleiben. Es wäre wohl besser Souta zu suchen, nur wie, seine Nase war außer Gefecht gesetzt? Er würde ganz sicher nicht um Hilfe schreien, so tief sank er nicht, nicht heute, nicht in Zukunft. Dann musste er eben suchen, wie andere, mit ihren Augen und dem Gehör, wie primitiv.
Gerade hatte Kazuya den Gang verlassen, in dem die meisten der kleinen Monster waren, irgendwie hatte er es geschafft ihnen aus dem Weg zu gehen, einen Kampf riskieren wollte er alleine doch nicht, da bemerkte er, dass sich an dem Eingangsbereich etwas verändert hatte. Im Boden zeigte sich ein Riss, bröckelte dort bereits das Schloss? Das war nicht gut.

Hätte Souta mitbekommen, dass Kazuya zurückgeblieben war, wäre er sicherlich nicht Hals über Kopf dem Schrei gefolgt, in die dunklen Gänge des anderen Raumes. Es mochte hier ein Examen sein, natürlich – und es mochte auch Konkurrenzdenken geben, aber wenn der Rotschopf für eines bekannt war, dann war das Kameradschaft. Daselbe Gefühl, das ihn dazu antrieb, nach der um Hilfe kreischenden Frau zu fahnden, bewog ihn auch dazu, nach ein paar Sekunden des Rennens einen Blick zurückzuwerfen und nur gähnende Leere vorzufinden. Sofort sackte Soutas Herz in seine Hose. Wieso war der Andere nicht mitgekommen? Waren ihm diese verzweifelten Schreie egal, die in dem Einäugigen Übelkeit und vergrabene Schuldgefühle weckten? Er konnte es kaum glauben. Wie ehrgeizig und erfolgsbesessen musste man sein! Und dennoch ... Keine Chance, dass er weiter davonlief. Er musste ihn holen. Souta würde niemanden inmitten von bissigen Tintenmonstern zurücklassen, nicht einmal dann, wenn er nicht genau wusste, ob er die moralischen Ansichten seines momentanen Partners teilte. Nein, er würde ihn holen, ihn mitnehmen und dann würden sie sich eben den Monstern gemeinsam stellen. Das bedeutete es doch, wenn man ein Partner war. Für den Rothaarigen war das hier nichts Anderes als eine Quest, ein Auftrag, und sein Job war es daher, auf seine Kollegen zu achten. Sie mochten verschiedenen Gilden angehören, aber sie waren alle Menschen und schwebten in der Gefahr, in die Tiefe zu stürzen. Da konnte einem soetwas Lächerliches wie eine Tätowierung doch gestohlen bleiben. Menschenleben waren viel wichtiger als alles andere.
Wegen der Enge des Ganges schnaufend, trugen den Kettenmagier seine Schritte wieder dorthin zurück, wo er gekommen war, doch er bemerkte schnell, dass das nicht so leicht war, wie er sich das zu Beginn seines Laufens gedacht hatte. Die ungefähre Richtung ihrer Trennung wusste er zwar noch, aber die Gänge sahen irgendwie anders aus. Zum Glück war er noch nicht weit gekommen, sonst hätte er sich sicherlich hoffnungslos im Inneren dieser Galerie verirrt, die immer mehr einem Irrgarten zu gleichen schien. Letztendlich gelangte er wieder an den Anfang des Ganges, obwohl er ungefähr doppelt so lange gebraucht hatte wie zuvor, und sah Kazuya vor sich, dem es den Umständen entsprechend gut zu gehen schien. Sofort stellte er sich neben ihn und untersuchte ihn von Kopf bis Fuß. Er schien verletzt, aber Souta war kein Arzt, also konnte er nicht einschätzen, wie schlimm es um ihn stand. Jedenfalls durften sie keine Zeit verlieren, wenn sie hier rauskommen wollten. Hinter ihnen lag ein Raum voller Monster, vor ihnen ein Labyrinth, aus dem sie vielleicht nicht rechtzeitig finden würden, bevor es in die Tiefe gerissen wurde. “Kazuya. Tut mir Leid, dass ich abgehauen bin. Ist etwas mit deinem Bein? Soll ich dich stützen?” Souta bot dem Anderen die Schulter an, wusste aber selbst nicht genau, wo sie nun hingehen sollten. Noch immer schrillten die Schreie der Frau in seinem Kopf, fast unterträglich. “Ich weiß nicht, wo wir hinsollen, aber wir sollten zusammenbleiben.” Er würde schon dafür sorgen, dass sie hier lebend herauskamen. Schließlich war er Souta.

Es war eine gute Idee gewesen, sich darauf zu einigen, zusammen zu bleiben. Generell war es unter Gefahr immer eine gute Idee, sich an Soutas Fersen zu heften, oder in diesem Fall eben auf seine Schulter. Er konnte sehr schnell laufen und ausgesprochen gut kämpfen und war, was das betraf, nicht durch die Grenzen irgendwelcher Magien limitiert, sondern einzig und allein durch die Belastbarkeit seines Körpers. Der Kettenmagier hatte sich Kazuyas Arm um den Hals geschlungen und half ihm dabei, seinen verletzten Fuß zu entlasten, der kleine Blutstropfen auf dem Boden hinterließ. Die Wunde wirkte nicht besonders schlimm, aber am Anfang ihrer Reise sollte man besser nichts riskieren, schließlich wollte der Rotschopf nicht schon so kurz nach ihrer ersten Aufgabe den Rest der Prüfung alleine bestehen müssen. Am besten arbeitete er im Team, das hatte er schon vor längerer Zeit bemerkt. Selbst kümmerte er sich einfach zu wenig um Risiko, doch alles sah gleich viel vernünftiger aus, wenn man jemanden an seiner Seite hatte, auf den man achten musste. Noch verstand er sich nicht unbedingt gut mit dem Rosahaarigen, doch das bedeutete nicht, dass er ihn einfach links liegen lassen würde. Mit dem Rücken zum Gang, aus dem er gekommen war, und einem Seitenblick auf die versperrte Treppe, ließ er sich langsam zurückfallen. Obwohl die Zeichentiere, die sich ihnen mittlerweile auf eine gefährliche Distanz genähert hatten, kein wirklicher Gegner für ihn waren, wollte sich Souta nur mit ihnen prügeln, wenn er ganz sicher war, dass er gewinnen würde und ein wenig Platz hatte, um seine Geschwindigkeit einzusetzen. Gerade war er nur einarmig und zusammen mit nur einem Auge war das einfach zu riskant. Dennoch hielt er sein Katana vor sich, falls doch eines der Monster auf die Idee kommen sollte, sie anzuspringen. Kaum hatte er den Gedanken zu Ende gedacht, kam auch schon einer der kojotenartigen Dingern an und wurde von seiner Klinge gespalten, während es auf sie zugesprungen war und die Zähne gebleckt hatte. Er durfte sich kein Zögern erlauben. Im Gegensatz zu Kazuya würde er nämlich nicht mehr aufstehen, wenn eines dieser Ungeheuer sich in ihn verbiss. Also tauchte er mit einem großem Schritt rückwärts ab, um einer kleinen Armada an Flatterviechern zu entgehen – nur um eine Sekunde später einer massiven Wand entgegenzublicken, die wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Geschockt betrachtete Souta den Ausgang, der sich einfach so verschlossen hatte, hämmerte mit der Faust dagegen und fluchte, doch nichts dieser Dinge half, am Ende tat ihm nur die Hand weh. Was zur Hölle? Vorher hatte er schon das Gefühl gehabt, dass sich die Gänge irgendwie verändert hatten, doch jetzt war es offensichtlich. Überall um ihn herum drehte sich der Raum plötzlich, als wäre er betrunken. Es dauerte einen Moment, bis ihm klar wurde, dass sich die Umgebung veränderte und eine sich rapide auf ihn zubewegende Wand, um sich in Bewegung zu versetzen. Mit Kazuya im Schlepptau tänzelte er rückwärts, bis eine weitere der Labyrinthwände in seinem Rücken war und er sich nach einem neuen Weg umschauen musste. Wie sollten sie nur jemals aus dieser Tragödie entkommen können? Das einzige Geräusch hier waren ihre panischen Atemzüge und die noch immer andauernden Hilfeschreie der Frau, die ganz offensichtlich denselben Fehler wie sie gemacht hatte und jetzt ebenso wie sie festhing. Vielleicht ... Sie war unmöglich von derselben Seite wie sie hineingekommen, also musste es noch einen Ausgang geben. Vielleicht war das ja die Lösung! Sie mussten nur den Ausweg aus diesem Rästel finden, bevor der Boden sich unter ihnen verabschiedete. "Lass uns die Frau suchen!", meinte Souta kurz darauf und drehte sich einmal um die eigene Achse, auf der Suche nach einer Abzweigung, die sich hinter einer geradezu rotierenden Struktur versteckte. Hastig hetzte er hindurch, bevor sich aus dieser Pfad wieder schließen konnte, und stolperte mit dem Dragonslayer den Gang entlang, der sich mit jedem Schritt zu verschieben schien. Es war unmöglich, sich eine Route zu bemerken, und bald wusste er nicht mehr, ob sie von ihrem Eingang weggingen oder darauf zuhielten. Die Luft war stickig, die Wände sahen alle gleich aus und er hatte keine Ahnung, wie sie diese Frau finden konnten – oder ob sie ihnen helfen konnte, wo sie doch selbst offensichtlich in arger Bedrängnis schwebte. Aufgeben war allerdings auch keine Option, also ... "Wir schaffen das schon", versicherte Souta mit einem Lächeln, als sie eine kurze Atempause machen konnten, und spitzte die Ohren, um die ungefähre Richtung der Schreie zu bestimmen, auch wenn das in einem derart hallendem Irrgarten fast unmöglich war. "Wir kommen hier sicher raus."