cf: Magnolia - Bahnhof

Als der Zug in den Bahnhof einfuhr machte er eine starke Bremsung, ein wenig sehr stark, wie Naomi fand, die sich mit ihren Arme an den Wänden abstützen musste, um nicht doch vielleicht irgendwo gegenzustoßen. Doch es war noch machbar. Einige ältere Leute beschwerten sich lauthals, doch auch das war zu erwarten gewesen. Als der Zug stand, konnte man hören wie sich die Türen nacheinander öffneten. Zügig verließen die Leute die Wagen und Naomis einzige Priorität war es den Schmugglern hinterher zu kommen. Nun gut ganz stimmte dies doch nicht, denn sie hatte nach Shaes Hand gegriffen, um diese nicht zu verlieren. Wahrscheinlich sah das wieso normaler aus, wenn eine junge Frau mit einer jüngeren an der Hand durch die Gegend lief, besonders auf einem Bahnhof mit so vielen Menschen. Daran merkte man mal wieder, dass Hargeon eine Handelsmetropole war. Ihr Standort lud quasi dazu ein und überall waren Menschen unterwegs. Hier und da wurde die Magierin angestoßen, welche sich inzwischen fragte, ob sie vielleicht gebührend Platz bekam, wenn sie ihre Schlangenhaare wieder auspackte? Doch nein, die Aufmerksamkeit konnte sie gerade nicht gebrauchen. Also weiter durch die Menschenmassen quetschen. Wie dankbar war sie, als die Männer den Bahnhof hinter sich ließen und ihren Weg Richtung Wald einschlugen. Genau da mussten sie auch hin, doch wieso gingen sie dort hin, wenn sie doch etwas hinein schmuggeln wollten?
Die Blue Pegasus Magierin zuckte mit den Schultern, es würde sich noch zeigen. Die drei Männer die vor ihnen gingen schienen es dennoch recht eilig zu haben. Derjenige, der Shae zuvor überrascht hatte ging voran. Ein recht dürrer, ein wenig gehetzt wirkender Mann, sah sich immer wieder um, wahrscheinlich nach Verfolgern. Naomi wandte sich zu Minato und nahm ihn an ihre andere Hand. Auch wenn Shae zu alt war, um als Kind durchzugehen, konnte sie so vielleicht behaupten, dass sie ein Date hatte und ihre kleine Schwester hatte mitnehmen müssen. Ob sowas wirklich noch vorkam? Nun Minato hätte es definitiv schlechter treffen können, nicht wahr?

Die Präsenz ihrer beiden Begleiter hatte für Shae etwas ungemein beruhigendes, vermittelten diese doch nicht nur ein Gefühl von Sicherheit, sondern versicherten ihr außerdem auch, dass sie nicht allein in dieser Unternehmung war und die beiden anderen Magier sie sicherlich beschützen und unterstützen würden. Fairy Tail war grundsätzlich auch mehr ein Familienverband als eine wirklich profitorientierte Gilde, was man nicht zuletzt an dem Paradebeispiel namens Minato bemerken konnte. Er war ganz offensichtlich ein Mensch, der zuerst an seine Kameraden und dann an sein eigenes leibliches Wohl dachte. Loyal, ehrlich und stark in seinen Überzeugungen, so hatte Shae den jungen Donnermagier kennen gelernt und dieser Eindruck hatte sich seit dem Beginn der Quest nur noch verstärkt. Vermutlich war gerade das der Hauptgrund, warum die junge Magierin unter seinen Worten schuldbewusst zusammenzuckte und den Kopf einzug, beinahe so, als erwartete sie, dass der scheltenden Rede noch ein strafender Klaps auf den Hinterkopf folgen könnte. Minato hatte recht, durch ihr leichtsinnig Verhalten hatte sie beinahe die gesamte Quest in Gefahr gebracht und zudem auch noch ihren Gefährten Umstände bereitet. Schuldbewusst knabberte das Mädchen an ihrer Unterlippe, ehe sie sich zu einer knappen Verbeugung zwang. "Es tut mir wirklich leid, ich schätze ich habe nicht wirklich nachgedacht. Nächstes Mal werde ich besser aufpassen.", versprach sie eilig, mit einem entschuldigenden Blick in Richtung Naomi. Als diese ihr kurz darauf durch die Haare wuschelte schien die Erleichterung beinahe in Wellen von ihr abzufallen. Offensichtlich war ihr die blonde Take Over Magierin nicht mehr böse, was für eine Erleichterung. Jetzt musste sie nur noch darauf achten, dass Vica nicht wieder in einer übermütigen Geste ihre Kieferklauen öffnete und einen unwillkommenen Kommentar abgab. "Ich werde darauf achten, dass ich mich ab jetzt in Minatos oder deiner Nähe aufhalten werde." Immerhin wollte sie den anderen beiden nicht noch mehr Umstände machen, wo diese doch schon so nett gewesen waren, sie auf dieser Quest mitzunehmen.
Als der Zug mit einem Ruck zum halten kam, verlor die Grünhaarige das Gleichgewicht und landete kurzerhand auf dem Hosenboden, von wo aus sie beinahe verwirrt in die Höhe blinzelte. Was für ein Ärgernis, das war einer der Gründe, warum sie so schrecklich ungern mit Zügen fuhr. Die Dinger waren ganz einfach unberechenbar. Ständig konnte irgendein Unglück passieren, wenn man nicht genau aufpasste, ganz zu schweigen von dem Lärm, den diese metallenen Ungeheuer machten. Da war die junge Eiden umso glücklicher, dass sie endlich an ihrem Ziel angekommen waren und sich nun auch direkt mit der Quest befassen konnten. Es dauerte nicht lange, bis Shae bemerkte, welches Ziel Naomi verfolgte, als sie die kleine Gruppe aus dem Zug auf den Bahnhof lenkte. Sie hatte es sich ganz offensichtlich als Aufgabe gemacht, die Schmuggler, welche das Mädchen kurz zuvor beinahe erwischt hätten, zu verfolgen. Bisher hatten sie diese Aufgabe auch ganz gut gemeistert und sie waren schon ein ganzes Stück weit gekommen, als Shae mit einiger Anstrengung die Stimmen der Männer vernehmen konnte. "Wir müssen die Wahre aus dem Wald in die Stadt bekommen und das am besten ohne, dass der vermaledeite Dieb uns erwischt.", konnte sie die Stimme des einen ganz deutlich sprechen hören. Es war derjenige, mit welchen sie am Abteil so unschön aneinander geraten war. Wer wusste schon, was passiert wäre, wenn Naomi und Minato nicht rechtzeitig zu ihrer Rettung geeilt wären...?
Shae schüttelte den Kopf, um die unliebsamen Gedanken zu vertreiben und damit zu verhindern, dass sich eine Gänsehaut auf ihre Arme schlich. Es machte keinen Sinn, sich über Vergangenes zu viele Gedanken zu machen, sagte ihre Großmutter immer und sie war sich sicher, dass diese genug Lebenserfahrung besaß, um in diesem Bereich ein Urteil fällen zu können. Die Augen der jungen Magierin hefteten sich an das mächtige Stadttor, welches den Eingang von Hargeon Town markierte und beinahe hätte sie vor Aufregung laut gerufen, hätte sie sich im letzten Augenblick nicht doch noch fangen können. "Schaut mal, wir sind da.", meinte sie leise in Richtung Naomi und Minato, welche ein kleines Stück vor ihr liefen. "Was meint ihr, wann werden die ihre Wahre wohl aus dem Wald holen?"

Minato schmunzelte kaum merklich, als er sah das Shae sich seine Worte zu Herzen nahm und sich leicht entschuldigend verneigte. Oder war es eher ein erleichterndes, kleines Lächeln darüber, das nichts Schlimmeres passiert war ... er wusste es selber nicht so genau, eventuell etwas von beiden. Der Zug wurde langsamer und fuhr in den Bahnhof von Hargeon Town ein. Er war schon lange nicht mehr hier gewesen und das letzte Mal, so erinnerte er sich, war er die ganze Strecke von Magnolia bis hier hin gelaufen um sich als Vertretung einer schon laufenden Quest anzuschließen. Oh ja, das spaßig, grinste er innerlich, als der Zug auch schon mit einem Ruck zum Stehen kam. Der Ruck war nicht gerade leicht und hätte er nicht noch gesessen, so hätte er sich sicher irgendwo festhalten müssen, um nicht hinzufallen. Seine kleine, grünhaarige Begleiterin hatte nicht so viel Glück und landete etwas unsanft auf ihr Hinterteil. Doch noch bevor Minato ihr aufhelfen konnte, war Naomi schon zu Stelle und half der jungen Magierin auf und zog sie anschließend hinter sich her aus dem Zug. Der Braunhaarige folgte den jungen Damen hinaus in den Bahnhof, nachdem er seinen Rucksack geschultert hatte. So wie es aussah, verfolgte Naomi, Shae immer noch hinter sich herziehend, den Männern von vorhin und Minato musste seinen Gang etwas beschleunigen, um Schritt zu halten.
Als sie den Bahnhof endlich verlassen hatten, hatte es der Magier geschafft aufzuschließen und lief nun neben den beiden Mädchen. Die Männer, denen sie auf den Fersen waren, schienen sogleich den Weg zum Wald einzuschlagen und hatten sie allem Anschein nach noch nicht bemerkt. 'Sie sind wohl zu sehr mit sich selbst beschäftigt', dachte er sich, als er plötzlich etwas Warmes in seiner rechten Hand spürte und zur Seite sah. Naomi, die mit Shae an der Hand neben ihm lief, hatte nun auch seine Hand ergriffen. Seine ersten Gedanken waren, wie warm und weich sie sich doch anfühlte, doch da bemerkte er wie das für die anderen Leute aussehen musste, die sie so sahen und sein Gesicht nahm eine leichte Röte an. Schnell sah er nach links, damit seine beiden Begleiterinnen es nicht mitbekommen würden. 'Man ist dass peinlich, reiß dich zusammen du Idiot. Eine hübsches Mädchen hält deine Hand, also reiß dich endlich zusammen', rief er sich selbst zur Räson und sah dann wieder zu den Männern vor ihnen, wann würden die endlich ankommen?

Sie erreichten das Stadttor, wo alle Menschen kontrolliert wurden die hinein kamen, solche die hinausgingen wurden einfach nur an ihnen vorbei geführt. Naomi hatte Minato an der Hand, welcher schon ein wenig rot angelaufen war. Leicht kicherte sie und stieß ihn sanft mit ihrer Schulter an. Irgendwie war er ja schon ein wenig unbedarft und vielleicht sogar ein klein wenig unschuldig. Wobei im Vergleich mit ihr vielleicht alles ein wenig weißer schien, als es eigentlich war. Dennoch konnte er vielleicht ein wenig entspannter gucken, wenn er schon von so zwei fantastischen jungen Damen begleitet wurde, oder nicht? Schnell wurde sie abgelenkt, denn Shae stellte eine Frage, die sie ihr eigentlich sehr leicht beantworten konnte. Doch glücklicherweise war dies eine Frage, die sie ihr sofort beantworten würde. "Ich denke sie werden sie bald erhalten, etwas weiter von der Stadt entfernt, wahrscheinlich an einem markanten Punkt im Wald, wir werden ihnen möglichst lautlos folgen, damit sie uns nicht bemerken, aber ich denke, dass war euch klar." Leicht lächelte und führte ihre Begleiter an den Wachen vorbei, die nun wegen der Bedrohung aus dem Wald noch viel aufmerksamer schienen, als die normalen Stadtwachen, die man so von Beschreibungen und Eigenerfahrungen her kannte. Wenn sie ehrlich war hatte sie hiermit alles gesehen, was es an Stereotypen für diesen Job gab.
Die dicke Wache, die lange nicht mehr in der Form war, in der man sie eingestellt hatte. Der Faule Dienstälteste, der sich darauf ausruhte, dass er angeblich eine Tonne an Erfahrung gesammelt hatte. Diejenigen die wussten, wie sie sich am besten um ihren Dienst drückten, die Irren, die alles wirklich penibel genau nahmen, wahrscheinlich hätte sie noch ewig weiter fantasieren können, aber das wäre sicherlich nur langweilig geworden. Also ging sie einfach nur mit einem charmanten Lächeln an den Soldaten vorbei und machte sich daran den Männern zu folgen, die sie gerade immer noch verfolgten. Die Männer waren nun nicht mehr ganz so aufmerksam, denn wer sollte ihnen schon durch den Wald folgen, doch genau das war der Fall. Naomi, die inzwischen wusste wie es war sich verfolgt zu fühlen, aber diese Männer hatten ihre Vorsicht ein wenig abgelegt, das war vielleicht ihr Fehler, doch die Magierin würde sie dies schon büßen lassen. "So und habt ihr schon Ideen? Also wenn wir an den Zielort kommen, dann müsst ihr euch versteckt halten, damit sie euch nicht auch bemerken, aber ich denke darauf wärt ihr selbst gekommen. Ihr werde mich einfach in den Kampf mischen und mich gefangen nehmen lassen."
Das war wahrscheinlich der Part, der Beschützer Minato ein wenig unruhig werden ließ, aber das war schon in Ordnung, denn sie konnte auf sich aufpassen, er sollte auf seine Gildenkollegin aufpassen und das machte er sicherlich gut.

Kaum hatten sie das belebte Stadttor erreicht, da hatte Shae auch schon den Griff um Naomis Hand gefestigt und war ein Stück näher an ihre Seite gerutscht, beinahe so, als suche sie einen Schutz vor den fremden Menschen. Die junge Magierin konnte große Menschenansammlungen nicht sonderlich gut leiden und lebte mit der ständigen Angst, irgendwann ganz einfach in einer verloren zu gehen, weshalb sie den körperlichen Kontakt zu der Blonden als eine ausgezeichnete Methode sah, um eben jenes zu verhindern und zudem noch gewährleisten, dass sie ihre beiden Teamkameraden in dem Trubel nicht aus den Augen verlor. Umso erleichterte war sie, als Naomi sie sicher durch das Gedränge führte und sie sich kurz darauf auch schon auf die Frage konzentrieren konnte, die gestellt worden war. Wenn es eine Sache gab, mit der Shae sich wirklich rühmen konnte, dann war es ihre lebhafte und bunte Fantasie, weshalb es ihr auch nicht allzu schwer fiel, sich einen nach ihrem Ermessen perfekten Plan für die aktuelle Situation zu überlegen. "Ich habe eine Idee!", verkündete sie und hätte vor Freude und Übermut fast die Hand ihrer Begleiterin fallen gelassen. "Natürlich werden Minato und ich uns an Ort und Stelle verstecken müssen, doch was wäre denn, wenn du zufällig einen Spaziergang durch den Wald machst? Wie wir eben gesagt haben, werden sie die Beute doch erst holen müssen und wenn du sie ganz zufällig dabei entdeckst, kann es doch gut sein, dass sie beschließen dich gefangen zu nehmen. Immerhin wäre sonst die Gefahr sehr groß, dass du sie verrätst. Dann kommen Minato und ich, ein Kampf entwickelt sich und gemeinsam besiegen wir die Banditen. Oder besser...ihr beide besiegt die Banditen, in einem Kampf bin ich vermutlich nicht so wirklich hilfreich. Das wäre in jedem Fall eine Möglichkeit, wie wir nahe genug an sie herankommen würden und etwas Ähnliches hattest du im Zug doch vorgeschlagen, oder Naomi-san?" In Shaes Augen klang das wie der ideale Plan und ihre Gesichtszüge schienen in ihrem Eifer zu strahlen. Der Gedanke, dass sie tatsächlich etwas zu dieser Quest würde beitragen können war wunderbar und ließ ihr Herz höher schlagen. Immerhin wollte sie auf keinen Fall ausschließlich eine Last sein und durchaus ihren Teil zum Gelingen dieser Operation beitragen.
Shae konnte Vicas krabbeln an ihrem Hals spüren, als diese sich langsam ihren Weg aus den Untiefen ihrer Kleidung hervor bannte und anschließend einige Worte in Shaes Ohr flüsterte, bevor sie wieder verschwand. Clever von dem Naturgeist, sich nicht so deutlich in der Öffentlichkeit zu zeigen, würde ansonsten doch schnell der Verdacht geweckt werden, dass mit der kleinen Reisegruppe etwas nicht stimmte. Und da sie praktisch undercover unterwegs waren, würde das ihren Auftrag nur behindern. Shae beugte sich ein Stück weiter zu Naomi vor, ehe sie schließlich leise das Wort erhob. "Hast du denn schon eine Idee, was wir wegen dem vermeintlichen Robin Hood machen sollen? Sollen wir ihn einfach mit den anderen Schmugglern festnehmen?" Im Grunde keine schlechte Frage, wenn man bedachte, dass sie bisher nicht wirklich wussten, welche Motive der mysteriöse Dieb verfolgte und wenn er nun ausgerechnet die Schmuggler beklaute, die im Grunde ja auch nichts Gutes taten....eine verwirrende Situation, die kleine moralische Konflikte in dem Mädchen heraufbeschworen. Andererseits bestielte der Dieb ja nicht nur die bösen Händler, sondern auch die Rechtschaffenen, die mit ihren Wahren legal handelten. So ein guter Kerl konnte er also nicht sein...

Jetzt waren sie an dem Punkt angelangt an dem Minato schon gedacht hatte, als sie noch mit dem Zug unterwegs gewesen waren und Naomi zum ersten Mal ihren Plan erläutert hatte. War er dort noch schweigsam gewesen, so gingen ihm nun so einige Dinge durch den Kopf, die er vorher geklärt haben wollte. Wenn Minato gewusst hätte was die blonde Magierin gerade dachte, so hätte er ihr zugestimmt das es ihm miesviel, dass sie sich gefangen nehmen lassen wollte. Bei diesem Plan konnte so viel schief gehen, denn er konnte weder die Männer, die immer noch in einiger Entfernung vor ihnen liefen, noch diesen geheimnissvollen Dieb einschätzen. Der Donnermagier wusste nicht, über welche Fähigkeiten, die eben genannten verfügten und somit wusste er nicht wie gefährlich sie wirklich waren. Klar konnte Naomi auf sich selber aufpassen das wusste er nur zu gut, doch trotzdem hatte er ein merkwürdiges Gefühl bei der Sache und er hoffte das er sich täuschte.
Ein kleiner neckischer Stoß gegen seine Schulter ihrerseits holte ihn kurz aus seinen Gedanken zurück und er sah zu ihr. Die Röte in seinem Gesicht war mittlerweile verebbt und wurden durch leichte Sorgenfalten auf seiner Stirn ersetzt. Dennoch lächelte er kurz und wollte gerade seine Gedanken zum Ausdruck bringen, als Shae sich zu Wort meldete und eine Idee mit ins Boot warf. Minato hörte genau wie Naomi den Ausführungen der kleinen grünhaarigen Magierin ruhig zu, ohne sie zu unterbrechen. Doch dann war es, soweit seine Sicht der Dinge dazulegen. "Shae-chan ... ", begann er ruhig und in einem nicht zu lauten Ton, denn er wollte nicht das jemand etwas mitbekommen würde, für dessen Ohren diese Unterredung nicht bestimmt war. "Dein Plan hat einen kleinen Fehler. Wenn wir diese Typen überwältigen, wird sich dieser Robin Hood wie du ihn gerade nanntest sicherlich nicht zeigen. Wir werden warten müssen bis dieser auf den Plan tritt und dann alle zusammen hochnehmen. Sozusagen alle Fliegen mit einer Klappe schlagen." Der braunhaarige Magier machte kurz ein nachdenkliches Gesicht, ehe er fortfuhr. "Ich muss zugeben, das es mir persönlich nicht behagt dich gefangen nehmen zu lassen Naomi-chan. Ja ich weiß du bist stark genug um dich selber zu verteidigen, aber dennoch gefällt es mir nicht, auch wenn ich einsehe, dass dies unsere beste Chance ist." Er kratzte sich kurz am Hinterkopf und sah nun zu Naomi. "Du wirst dich aber so lange zurückhalten müssen, bis sich dieser Dieb zeigt und auch wir müssen so lange die Füße still halten, auch wenn es mir sicher nicht leicht fallen wird." Jeder der Minato kannte wusste, dass er nicht der geduldigste Mann war und warten nicht gerade zu seinen Stärken zählte. Dennoch, hier musste er in den sauren Apfel beißen und konnte nicht wie gewohnt einfach drauf losstürmen. "Ich hoffe nur das alles gut geht.", meinte er dann leicht seufzend.
Langsam wurde es heller und vor ihnen tat sich eine Lichtung auf. Die Männer die vor ihnen liefen, machten dort Halt und Minato konnte aus der Ferne eine Kreuzung erkennen. "Scheint so als wären sie am Ziel.", flüsterte er und blieb ebenfalls stehen. "Wir sollten uns lieber ins Gebüsch schlagen, damit sie uns nicht sehen und wir sie beobachten können."

Naomi legte ihren Arm um Shaes Schultern, als diese sich enger an sie schmiegte und zog bei der Gelegenheit auch gleich Minato ein wenig näher zu sich. Diese zwei Menschen waren ihr trotz allem was war doch noch recht sympathisch und sie nah bei sich zu haben war nichts Schlechtes. Während Shae sprach, lauschte sie zwar dem was sie sagte und verkniff sich einen Einwurf, lehnte sich dabei aber an das männliche Mitglied dieser Expedition und ließ sich von seinem Schritt ein wenig führen, um ihre Augen über die Umgebung schweifen zu lassen. Hier und dort waren Büsche, welche mit Beeren und Dornen, andere ohne, dafür mit lichterem Laubwerk. Hier und da waren umgestürzte Bäume, die den Stürmen nicht stand hielten, die ab und zu vom Meer kamen. Immer mal wieder wehte eines dieser Lüftchen durch die Blätter weit über ihnen und ließ diese auf sie herabregnen. Das sah eigentlich wirklich wunderbar aus. "Hat so ein Wald nicht etwas wunderbar romantisches?", entfuhr es ihr, als ihre Magierkollegen endlich ihre Ausführungen über den Plan beendet hatte. Klar wusste sie, dass dies nicht das war, was sie jetzt sagen wollte, aber Naomi würde bei ihrem Plan bleiben, denn sie hatte sich etwas dabei gedacht. Sanft rieb sie ihre Wange also gegen Minatos Schulter.
"Ihr werdet euch mit meinem Plan der Gefangennahme anfreunden müssen, denn wir wollen nicht nur Hobo Roody, sondern auch seine Bande, wir wollen wissen wo sein Versteck ist und wir wollen die gestohlenen Wahren zurückgeben. Das geht alles viel leichter, wenn er uns selbst bringt. Ich selbst bin in der Lage meine Transformationsmagie auch dann zu wirken, wenn ich gefesselt und geknebelt bin, es sind Veränderungen meines Körpers, die ich kraft meines Willens durchführen kann. Sie erlauben es mir Flügel wachsen zu lassen, die stark genug sind mich und sogar jemand anderen durch die Lüfte zu tragen, ein paar Seile zu sprengen ist keine große Sache. Wenn ihr ihnen zum Lager folgt, ist es eigentlich überhaupt kein Problem sie alle zu erwischen und das Diebesgut ebenfalls sicherzustellen", flüsterte sie während sie im Dickicht Schutz suchten. Das war doch wirklich ein lustiger Plan, nun sie wusste, dass Minato dagegen war, immerhin war er ein wirklich lieber und fürsorglicher Mensch. Auf der Lichtung standen die Schmuggler und gerad traf ein kleiner Konvoi aus Wagen ein, der die Kreuzung überquerte. Eigentlich schien niemand von ihnen Notiz von den anderen zu nehmen, die den Wagen scheinbar aufmerksam hinterher sahen. Doch wer genauer hisah konnte den Handel sehen.
Der Wortführer der Gruppe warf jemandem auf den vorderen Wagen ein Säckchen zu, was darin war konnte sich wohl jeder denken. Einige Jewel mit denen sie die Dinge bezahlten, die sie schmuggeln sollten, was auch sonst? Ein Mann der auf einem Wagen weiter hinten saß warf ihnen im Gegenzug dafür einen Beutel zu dessen Inhalt sie nicht kannten, aber es musste das Schmuggelgut sein. Die Wagen zogen unbehelligt weiter und die Männer überprüften ihre Wahre. Dies war der Moment, auf den Hobo Roody gewartet hatte. Er und zwei seiner Männer lagen auf der anderen Seite im Geräusch und würden bald zuschlagen.

So zusammenhangslos und willkürlich Naomis Frage im ersten Augenblick auch schien, Shae konnte sich dennoch nicht anders behelfen, als ihr insgeheim zu zustimmen. Wälder hatten für sie schon immer etwas ungemein Entspannendes und Friedliches gehabt und oft verbrachte das Mädchen stundenlang in den heimatlichen Wäldern von Magnolia, ohne jede Sorge der Welt und einfach nur mit sich und ihren Gefühlen im Einklang. Dementsprechend beruhigten sich ihre Nerven auch beinahe automatisch, als sie plötzlich von hohen Bäumen umgeben war und ein dichtes Blätterdach über ihrem Kopf entdecken konnte. Wie schön, wenn man in jedem Wald das Gefühl hatte, ein wenig nach Hause gekommen zu sein. Ein zögerliches Lächeln hatte sich auf Shaes Lippen ausgebreitet und ein Gefühl der inneren Ruhe war eingekehrt. Endlich weniger Menschen und ein wenig frische Luft, wie angenehm. Nun, solche Gefühle hätte sie vermutlich gehabt, wenn ihre Aufmerksamkeit nicht augenblicklich wieder auf die Aufgabe gelenkt wurde, die momentan vor ihnen lag. Mit scharfen Augen beobachtete die junge Magiern wie Naomi den Austausch der Güter und wollte gerade Naomi darauf aufmerksam machen, dass nun eventuell der Zeitpunkt gekommen war, sich bemerkbar zu machen und für die geplante Gefangennahme zu sorgen, als ein Rascheln die Aufmerksamkeit der Magierin mit einem Mal auf sich zog. Ihre Kopf huschte in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war und kurz darauf konnte sie einige Leute auf die Lichtung stürmen sehen. Shae sah Flammen aufzüngeln und beinahe wäre sie vor Schreck gestolpert und hätte die Position ihrer kleinen Gruppe verraten, wäre es ihr nicht im letzten Augenblick gelungen, sich an Naomi festzukrallen. Rasselnd zog das junge Mädchen den Atem zwischen ihrer Zähnen ein, ehe sie ihren Kopf so schnell in Richtung Minato drehte, dass sie sich einbildete ihre Halswirbel knacken zu hören. "Ich bin mir sicher das ist er. Hobo Roody meine ich.", meinte sie kurz darauf überflüssiger Weise und konnte aus dem Augenwinkel erneut helle Flammen züngeln sehen, ehe sich der Geruch von verbranntem Holz in ihre Nase schlich. Ihr drohte, sich der Magen umzudrehen und ihre Finger verkrampften sich tiefer in Naomis Kleidung. Shae hasste körperliche Auseinandersetzungen und konnte mit Streit genauso wenig anfangen. Und da die auch noch der erste Kampf war, bei dem sie anwesend war, reagierte sie noch extremer darauf, als es wohl unter anderen Umständen der Fall gewesen wäre. Ihre schmale Gestalt begann zu zittern, während sie mit den Tränen kämpfte, die in ihre rosafarbenden Augen stiegen. "Was machen wir denn jetzt?", fragte sie leise, während sie beobachtete, wie der Magier seine Gegner ohne große Mühe ausschaltete. Es war falsch, dass dieser Magier so gegen einfache Menschen kämpfte und Shae war mit einem mal kalt vor Angst. Das Ganze hier war falsch und einfach nicht in Ordnung, noch nie zuvor hatte sich die junge Nature Spirit Magierin sich so hilflos gefühlt. Wenn es nun darauf ankam, dann würde sie im Kampf niemals gegen den Feuermagier bestehen können. Dann jedoch huschte ihr Blick zu Minato und augenblicklich kehrte Ruhe in ihrer zarten Figur ein. Ihr Atem beruhigte sich und kurz schloss sie die Augen, um die aufkommende Panik zu unterdrücken. Stimmt, Minato war hier und Naomi ja auch. Sie war in Sicherheit, gemeinsam würden sie diese Mission hier sicher schaffen. Es gab keinerlei Grund sich sorgen zu machen. Wirklich, überhaupt keinen. "Sammelt die Beute ein, dann bringen wir die Sachen zurück zum Lager!" Dennoch änderte dies nichts an der Tatsache, dass dieser Mann ihr ganz schreckliche Angst machte und das lag nicht nur an seinen feuerroten Haaren und den gelben, raubtierhaften Augen. Nein, es lag auch an der bösen und teuflischen Aura, die er wie giftige Wellen ausstrahlte und die ihre Unterlippe erzittern ließ. War jetzt nicht der Zeitpunkt gekommen, an dem Naomi sich bemerkbar machen und gefangen nehmen lassen wollte?

Auch auf Minato hatte der Wald immer eine beruhigende Wirkung. Schon als Kind wahr er gerne durch die Wälder gezogen und war auch schon mal hier und da unter einem Baum eingenickt, wenn das Wetter so schön war wie heute. Daher konnte er Naomi nur zustimmen, während diese sich immer näher an ihn schmiegte. Anfangs empfand es Minato als ungewohnt als die Blonde seine Hand ergriffen hatte, doch nun da sie sich so an ihn lehnte mochte er es irgendwie und war nicht mehr so nervös wie zuvor. Trotz Naomis Veränderung war Minato natürlich immer noch größer als sie und so schaute er etwas herab, als er sie ansah und sie anfing, das Ziel ihres Planes noch mal klarzustellen. So wie sie da immer noch an seiner Schulter lehnte und seinen Arm umklammerte hielt, sah sie doch recht süß aus, musste er sich eingestehen und sein Blick blieb kurz gefesselt.
Dann aber wurden seine Gedanken wieder auf die Männer gelenkt, als die Blue Pegasus Magierin mit ihrer Erklärung geendet hatte. Er hatte gar nicht so richtig mitbekommen, wie der Austausch der Schmuggelwaren vonstattenging, erst als Shae sie darauf aufmerksam machte, dass dieser Magier gerade auf den Plan trat, sah er wieder zu der Kreuzung. Zu zusehen, wie dieser Magier seine Feuermagie gegen nicht magische Menschen einsetzte, seien es noch so fiese Typen, machte ihn wütend und am liebsten wäre er gleich eingeschritten und hätte diesen selbst ernannten Rächer nur zu gerne gezeigt, wo der Hammer hing. Doch der Donnermagier musste sich zusammenreißen, um den Plan nicht zu gefährden, der ihm übrigens immer noch nicht gefiel. Er sah zu seinen beiden Begleiterinnen und konnte sehen, dass die Situation für seine junge Gildenkameradin wohl etwas viel war und er legte ihr seine Hand wieder freundschaftlich auf die Schulter. "Bleib ganz ruhig Shae, wir kriegen das hin.", sprach er dann mit gedämpfter Stimme, um ihre Position nicht preiszugeben. Anschließend sah er zu Naomi und sprach hier ebenfalls im Flüsterton. "So Naomi, dann bist du wohl dran und wir werden in geringem Abstand folgen, sobald sie dich zu ihrem Versteck bringen. Sollte ich aber den Eindruck bekommen, dass irgendetwas schief läuft, oder sollte ich sehen, dass du in größerer Gefahr bist, werde ich einschreiten." Er machte eine kleine Pause und sah sie ernst an. "Das las ich mir auch nicht ausreden.", stellte er seinen Standpunkt mal klar. Minato hatte nicht vor zuzulassen das sich einer der beiden Damen verletzten würde, oder sonst wie zu Schaden kommen würde. Dann atmete er tief durch und nickte der blonden Magierin zu. "Gut dann bist du jetzt dran ... viel Glück."

Vom Überfall an sich bekam Naomi erstaunlich wenig zu sehen. Wieso? Weil die junge Frau in der Tat sehr damit beschäftigt war zu überlegen. Was sehr schwer war, wenn man nebenbei Minato ansah und versuchte im das Gefühl zu geben, dass man genau zuhörte und auch noch Shae den Kopf streichelte, die sich gerade mehr als nur eng an sie klammerte. Nun es machte ihr in der Tat nichts aus. Quests konnten ruhig öfter so gestaltet sein, dass man eine Menge Zeit zum kuscheln, kraulen und knuddeln hatte. Doch in diesem Fall sollte es jetzt erst mal eine kleine Pause davon geben, denn sie wollte sich nun in Gefangenschaft begeben, doch wieso sollten sie diese Leute überhaupt mitnehmen? Eine gute Frage bei der sie doch einen kleinen Denkanstoß brauchte. Die Antwort dazu lieferte Minato. Dieser hatte scheinbar gerade wieder den Heldenschalter umgelegt und schwor ihr gerade immer gut auf sie zu achten und sie natürlich zu befreien, wenn er nicht sicher war, ob alles seinen geregelten Gang lief. Er war wirklich ein bisschen zu gut, für diese grausame und egoistische Welt, aber das war schon in Ordnung. Sanft kraulte sie dem Donnermagier durch den braunen Haarschopf und lächelte ihn an: "Danke Minato, ich fühle mich gleich viel besser, wenn ich weiß, dass du da bist."
Es war fast, als läge noch immer der Sukkubus-Zauber auf ihm, doch diesen musste sie erst aktivieren, etwas was sie gerade in der Tat machte. Aus ihrem Kopf wuchsen die Sukkubus-Hörner, welche sie doch deutlich attraktiver machen würden, als dies eigentlich der Fall war. Leicht lächelte sie und zog ihren Begleiter noch ein wenig zu sich herunter, oder sich zu ihm hinauf? Wohl von beidem ein kleines bisschen, bevor sie ihm einen Kuss gab. Nicht besonders lang und ohne viel drum herum, aber direkt auf die Lippen, die heute scheinbar nicht schweigen wollten. Danach löste sie sich aus dem Klammergriff ihrer kleinen Begleiterin und lächelte diese liebevoll an: "Bis später Shae." Dann trat sie einfach auf die Lichtung hinaus und ging zügig auf die Männer zu, die gerade verschwinden wollten. "Hey Boss sieh mal dort!", der Zauber wirkte, die junge Frau, die wahrscheinlich so schon genug Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte, erstrahlte nun quasi in Reizen, die man an ihr vorher wohl hätte vergeblich suchen können. "Sowas ham' wir noch nie geklaut", meinte der Zweite. Kurze Zeit lang betrachtete sie ihr Chef. Nun würde sich zeigen, wessen Wille stärker war und ob er ihrem Zauber erliegen würde.
Ein Grinsen zog sich über seine Lippen: "In der Tat, sowas hatten wir noch nie. Packt sie ein Jungs, heute Abend lassen wir uns richtig verwöhnen!", kaum hatte er diesen Satz beendet wurde sie auch schon mit einem Seil gefesselt und mit einem Halstuch verband man ihre Augen. Das war nicht optimal, aber immer noch in Ordnung, immerhin war sie nicht alleine.