cf: Mangolia Town - Der große Markt

Es dauerte nicht lange, da waren die Beiden auch schon bei Fairy Hills angekommen. Natürlich durfte man sich Jungs mit auf die Zimmer nehmen, aber da die Mädchen in dem Gebäude auch mal halbnackt herumliefen, da sich normalerweise keine Jungs an diesem Ort aufhalten, könnte es natürlich peinlich werden, wenn man plötzlich in einem Badetuch vor Besuchern steht. Deshalb war es auch nicht verwunderlich, dass die Dragonslayerin erstmal durch das gesamte Wohnheim brüllte, als sie zusammen mit Emaru eintrat. "Ich habe Besuch mitgebracht!!!!!!", schrie sie durchs Haus, bevor sie weiterging. Jetzt sollten zumindest alle Mädchen gewarnt sein. Aber irgendwie wirkte es gerade ziemlich leer. Die meisten Damen von Fairy Tail waren wohl gerade auf Reisen. Shizuka würde wohl auch in nächster Zeit wieder eine Quest annehmen, damit es in ihrer Geldbörse nicht mehr so leer aussah. In ihrem Zimmer sah es natürlich nicht aus, wie erwartet. Es fehlte einfach das Chaos und die Unordnung, die ihr Charakter wiederspiegelte. Es war ... perfekt. Man könnte schon meinen es glänzte vor Sauberkeit und Ordnung. Die Bücher in dem weißen Regal waren Alphabetisch geordnet. Der Tisch stand perfekt im Mittelpunkt des Zimmers, umgeben von Sitzkissen. Das Zimmer ergab allgemein einen interessanten Mix aus weiß, rosa und blautönen. Passend zu ihrem Haar. Wobei das Weiß wohl nur da war, um es nicht ganz so bunt wirken zu lassen. Auch der Rest des Raumes war sehr sauber angeordnet und wirkte gepflegt, als hätte hier jemand geputzt, nachdem die Magierin ihr Zimmer verlassen hatte. "Mach es dir bequem ... aber wehe du machst etwas schmutzig!", kam sogleich ihre freundliche Aufforderung, bevor die junge Dame auch schon zu ihrem kleinen Kühlschrank verschwand. Eine tolle Erfindung, die irgendwie mit Eismagie funktionierte. Was sollte sie ihm nun anbieten? Als sie ihren Kühlschrank öffnete war alles voll mit Eiswürfeln. Dabei natürlich in verschiedenen Sorten. Eiswürfel aus Limonade, aus Tee sogar aus Kaffee. "Was möchtest du trinken?!", fragte sie einfach mal direkt. Schließlich hatte sie alles da.

Der Ort, an den Shizuka Shi führte, war nicht wie erwartet ein kleines Häuschen oder etwas Derartiges, doch bei näherem Überlegen wurde Shi klar, dass genau das zu erwarten gewesen war. Eine Magierin, die von einem Drachen vor die sprichwörtliche Tür gesetzt worden und bei Fairy Tail eingetreten war, konnte wohl schlecht an einem anderen Ort wohnen als in einem Baum, einer Höhle oder eben im Wohnheim der Gilde. Ein Baum war auszuschließen gewesen und eine Höhle in der Stadt unwahrscheinlich, also blieb nur diese Möglichkeit. Doch da er sich diese unnötigen Gedanken nicht gemacht hatte, war er überrascht worden, der Nachteil bei seinem stetigen Desinteresse. Doch es war wirklich beeindruckend, kein Vergleich zu dem von Blue Pegasus war, aber doch sehr imposant. Wie im Rest der Stadt waren auch hier ein paar Schäden zu sehen, allerdings waren es weit weniger, und vor allem viel kleinere, unauffällige Beschädigungen. Ging man nicht davon aus, etwas zu finden, würde man das wohl auch nicht, dem Magier fiel es zumindest nicht auf. Er staunte nur einen kurzen Moment darüber, ehe er sich wieder konzentrierte und Anschluss an die Dragonslayerin suchte. Diese schrie sich die Kehle aus dem Leib, dass sie Besuch mitgebracht hatte, und es klang noch ein paar Minuten lang in seinen Ohren nach. Sie waren für so laute Geräusche einfach nicht gemacht.
Als der Weißhaarige das Zimmer der Magierin sah, war er noch erstaunter als bei dem gesamten Gebäude zuvor. Es war eindeutig als Mädchenzimmer zu erkennen, mit all den bunten Kissen. Blau, pink, weiß... Als hätte sie versucht, die drei Haarfarben der beiden einzufangen, ehe sie ihn überhaupt getroffen hatte. Amüsant. Doch noch sehr viel amüsanter war die Ordnung, die dort herrschte, als wäre es nicht ihr Zimmer. Auf jeden Fall passte es kein bisschen zu ihr. Ob sie sich den Raum wohl mit einem anderen Mädchen teilte...? Es gab zwar kein definitives Anzeichen dafür, jedoch auch keines, dass dem widersprechen würde, also bestand diese Möglichkeit durchaus, eine andere Erklärung gab es einfach nicht. Und dann forderte sie ihn auch noch dazu auf, nichts schmutzig zu machen, während er es sich gemütlich machen sollte. Er hatte auch nicht vorgehabt, irgendetwas zu beschmutzen, doch nun stand er bereits vor seinem ersten Problem: Nur ein Schritt trennte Shi von dem Zimmer, doch er war sich nicht sicher, ob er die Schuhe nun wie Shizuka anbehalten oder doch eher ausziehen sollte, nachdem sie ihn doch so "nett gebeten" hatte. Daher zögerte er einige Momente lang, man konnte meinen, dass er vom Zimmer so beeindruckt sei, dass er kaum wagte, es zu betreten, obwohl das nur von diesem moralischen Konflikt herrührte. Irgendwann entschloss er sich, die Schuhe stehen zu lassen und die Einladung in Socken anzunehmen, welche vollkommen weiß und sauber waren. Eindeutig besser als schmutzige Straßenschuhe. Ein Bücherregal gab es hier ebenfalls, wie interessant. Es musste eine zweite Bewohnerin zu diesem Zimmer geben, jetzt war er davon überzeugt. Wahrscheinlich wollte Shizuka auch bloß deshalb die Sauberkeit wahren, weil es sonst zu einem späteren Zeitpunkt Stress geben würde mit der ihm noch unbekannten Mitbewohnerin. Wie sollte er auch ahnen, dass es diese Person überhaupt nicht gab? Vorsichtig ließ sich Shi nieder auf einem blauen Sitzkissen und beantwortete Shizukas Frage: "Ähm... ich hätte gern... vielleicht etwas Tee?" Natürlich ging er nicht von einem Eiswürfel aus, als er das sagte - wie käme man auch auf so etwas? Selbst bei einer Dragonslayerin des Eises?

Shizuka bemerkte auch gleich, dass es ziemlich warm hier wurde, weshalb sie ihr Kühlsystem aktivierte. Dabei handelte es sich wiedermal um eismagische Runen, die überall an den Wänden des Zimmers aufleuchteten und bald eine Temperatur erzeugten, die einen glauben ließ man wäre in einem Kühlraum. Emaru bekam natürlich seine versprochene, graue Tasse. Drinnen befanden sich einfach nur ein haufen Eiswürfel, mit Teegeschmack. Sicherlich könnte man warten bis diese einfach schmelzen würden. Nachdem Shizuka jedoch ihre magische Kühlanlage angeschmissen hatte, wurde daraus sicherlich auch nichts. Shizuka setzte sich ihm gegenüber hin, mit einer Tasse die mit Limonade gefüllt war ... gefrorener. Langsam wurde es wirklich kalt in dem Raum. Der Atem gefror einem vor den Lippen. Die Dragonslayerin allerdings wirkte ziemlich glücklich, starrte Emaru dabei nur mit einem Lächeln an und wartete ab. "Und? Wie findest du mein tolles Zimmer?", wollte das Mädchen auch gleich wissen. Wenn man noch etwas mehr warten würde, könnte man nach einigen Minuten sicher eine dünne Eisschicht an unbeweglichen Objekten wie zum Beispiel dem Tisch oder den Schränken ausmachen, dicht gefolgt von Eiszapfen. Aber dieser Effekt würde wohl erst in einigen Minuten auftreten, weshalb Emaru wohl für den Moment noch halbwegs angenehm sitzen würde. Shizuka schob sich nach ihrer Frage einen Eiswürfel in den Mund und zerkaute ihn einfach. Tat das nicht weh? Die armen Zähne ... das war doch viel zu kalt! Aber wahrscheinlich das selbe Phänomen wie bei Metall Dragonslayerin. Diese konnten schließlich Schrott fressen, ohne das ihre Zähne dadurch irgendwie kaputt gingen ...

Als Shi hörte, wie es in seine Tasse klimperte, dachte er schon: Das müssen viele Eiswürfel sein... Noch wusste er nicht, wie viele. Kaum hielt er jedoch die Tasse in der Hand, fiel es ihm auf, bis auf das Eis war nichts darin zu sehen. Hm... wahrscheinlich sind das Eiswürfel aus Tee..., ging es ihm durch den Kopf, schließlich hatte sie ihn gefragt, was er wollte, da konnten es wohl kaum gewöhnliche Eiswürfel sein. Daher führte er einfach mal die Tasse an den Mund und ließ einen der Würfel in seinen Mund gleiten, ehe er ihn zerbiss. Ein Vorteil dieses Körpers war, dass der Schmerz, den der Körper nahm, aufgrund der beinahe apathischen Art Emarus dem Geist kaum auffielen, der ihn führte. Das funktionierte zumindest bei leichten Schmerzen wie leichten Schnitten oder eben dem zerkauen von Eiswürfeln. "Oh, das ist... nicht schlecht", murmelte der Weißhaarige, ehe er bemerkte, dass sich die Raumtemperatur gesenkt hatte. Eigentlich hatte er nichts dagegen, wenn es etwas kühler war, wo anderen Menschen kalt war, fühlte er sich sehr gut, doch das war nun schon irgendwie zu viel für ihn. Wie das wohl die Mitbewohnerin aushielt? Ob sie sich daran gewöhnt hatte? Oder gab es immer wieder Streit deswegen? Mit leicht zitternder Hand führte Shi die Tasse erneut zum Mund, um den nächsten Bissen seines Getränkes zu nehmen, und schon wurde ein zweiter Teewürfel krachend zermalmt. Die Frage danach, wie ihm ihr Zimmer fand, brachte den Magier aber dann doch zum Lächeln. "Ich finde es wirklich hübsch", antwortete er wahrheitsgemäß. "Ehrlich gesagt hätte ich nicht gedacht, dass hier so eine Ordnung herrschen würde. Hast du eine Mitbewohnerin?" Das sollte nicht beleidigend sein, sondern war einfach ehrlich gemeint; niemand sollte das besser verstehen als Shizuka. Abgesehen davon war es doch auch recht freundlich formuliert gewesen, im Gegensatz zu ihr achtete er darauf, andere möglichst nicht zu verletzen.
Momentan ignorierte Shi erfolgreich die Gänsehaut, die sich auf seinen Armen ausgebreitet hatte, und ließ den dritten Würfel splitterweise seinen Hals hinunter gleiten. Sein Blick schweifte erneut durch den Raum, und nach kurzem überlegen sah er dem Mädchen in die Augen, um ihr eine Frage zu stellen: "Du scheinst ja Blau und Pink sehr zu mögen, war das schon immer so, oder gibt es einen Grund dafür?" Wahrscheinlich lag es ja an ihrer Sucht nach Aufmerksamkeit, aber es war immer besser zu wissen, was die Person selbst meinte.

Shizuka lächelte sanft. Er mochte ihre Eiswürfel also? Zur Not hätten sie auch hinaus gehen können, dort war die Gemeinschaftsküche mit einer Kochstelle und sonstigem Kram, um sich einen schönen, heißen Tee zu machen. Aber wie Shi eben wollte. Er fand ihr Zimmer also hübsch? Das war natürlich eine gute Antwort. Es war eigentlich die einzige Antwort die er geben konnte, denn sonst wäre er schneller wieder vor der Tür gelandet als ihm lieb wäre. Sie konnte den Weißhaarigen zwar ganz gut leiden, aber so sehr, dass er über ihr schönes Zimmer herziehen konnte nun auch wieder nicht. Als er seine Verwunderung zeigte, warum es hier so ordentlich war, kicherte die Dragonslayerin leise. Wenn er wüsste wie oft diese Frage schon gestellt wurde. Die ganzen Mädchen waren ebenfalls verblüfft, warum die chaotische Nervensäge so ein sauberes Zimmer hatte. Dabei konnte man es sich doch denken? Eisdrachen waren kalt, berechnend und präzise. Das Eis war fest und hatte seine Ordnung. Nicht wie Feuer, welches sich chaotisch und unvorhersehbar bewegte. Es war also nur natürlich, dass die Magierin dieses Ordnung wahrte. Im Grunde spiegelte diese Ordnung die tiefsten Tiefen ihrer Seele wieder, worauf man aber eigentlich nicht von alleine kommen würde. "Mitbewohnerin? Nö, wie kommst du darauf??", kam es naiv von Shizuka, so als würde sie nicht wissen, worauf Shi hinaus wollte. Eine Mitbewohnerin wollte die Dragonslayerin sowieso nicht. Sie würde nur Chaos in ihre schöne Ordnung bringen, außerdem würde sie die Kälte auf dauer sicherlich nicht vertragen. Zudem sollte man noch erwähnen, dass dieses Wohnheim sowie nur Zimmer hat, die für einzelne Personen gedacht waren, weshalb er sich diese Frage für die restlichen Mitglieder von Fairy Tail sparen konnte. Zwar trafen sich die Mädchen öfters mal in einem Zimmer, um zusammen den Abend zu verbringen, schlafen taten sie jedoch alle in ihren eigenen kleinen reichen. Nur so konnten die Fairy's schließlich ihren Schönheitsschlaf bekommen. Die letzte Frage die Emaru stellte, war zugleich die simpelste und Shizuka wollte sie auch nicht mit einer sonderlich komplexen Geschichte beantworten. "Aus dem selben Grund, warum du Grau und Braun magst ...", kam es direkt und unverstellt. Aber was war das eigentlich für eine komische Frage? Warum man eine Farbe mag? Da konnte man auch gleich fragen warum jemand am liebsten Erdbeeren aß!

Shizukas Frage, wieso er sie nach einer Mitbewohnerin gefragt hatte, fand Shi ein wenig suspekt, immerhin hatte er den Grund zuvor genannt; es war einfach sehr seltsam, wie ordentlich es hier war. Da das Mädchen jedoch von Anfang an absolut merkwürdig gewesen war, antwortete er nur mit einem einfachen: "Nur so...", ehe er sein Blick durch das Zimmer schweifen ließ. Als nächstes war Shizuka an der Reihe, ihm eine Frage zu beantworten, und das tat sie nicht gerade sehr enthusiastisch. Aus dem gleichen Grund, hm?, dachte der Magier hämisch lächelnd, ehe er einen kleinen Scherz aussprach: "Also magst du Blau und Pink, weil sie nicht so auffällig sind?" Er lachte kurz und wandte sich dann dem nächsten Würfel seines Getränks zu. Trotz der inzwischen recht unangenehmen, eisigen Kälte fühlte er sich wohl hier bei Shizuka, wie bei einer guten Freundin, obwohl er sie erst an diesem Tag getroffen hatte. Sie war ja auch ziemlich nett, wieso sollte er sie auch nicht mögen? "Ich wollte nur wissen, ob du eine bestimmte Reaktion hervorrufen möchtest mit diesen Farben, oder ob sie irgendeine persönliche Bedeutung für dich haben, wegen einem Ereignis aus der Vergangenheit oder sonst etwas", erklärte er seine vorherige Frage, nicht dass sich das Mädchen sonst noch wunderte oder ihn gar für blöd hielt; er wusste ja nicht, dass er den Teil bereits hinter sich hatte. Allerdings gab es doch einige Gründe, warum man eine Farbe mochte, einen hatte er selbst ja genannt, zumindest für braun und grau. Jeder Mensch hatte seine eigene Meinung über alles; zu den wenigen Gemeinsamkeiten von ihm und Emaru gehörte, dass beide an eine Logik glaubten, die hinter allem zu finden war, das geschah. Egal, ob ein kleines Kind ein Eis fallen ließ, eine Frau ihren Körper für Geld anbot oder jemand bestimmte Farben mochte, alles hatte seine Gründe, selbst wenn sie dem Menschen selbst meist nicht einmal bekannt waren. Davon waren die beiden überzeugt, davon konnte man sie nicht abbringen. Shizuka versuchte das ja glücklicherweise auch gar nicht.

Shi mochte seine Farben also weil sie unauffällig waren? Nicht weil er sie einfach am hübschesten von allen aussahen? Sehr merkwürdig! Vielleicht war der Weißhaarige doch noch zu retten? Vielleicht musste man ihm nur beibringen, dass man sein Leben viel offener genießen sollte. Das man am besten das machen sollte, was man am liebsten tat. "Was für ein Schwachsinn! Diese Farben sehen einfach nur am schönsten aus, fertig!", erwiderte die Dragonslayerin auch deshalb etwas harsch. Sie stellte sich danach auch schon in die Mitte des Raumes und breitete demonstrativ die Arme aus. "Siehst du es nicht? Die perfekte Mischung aus rosa, blau und weiß?! Was ist los mit dir, Shi-san?", präsentierte sie ihr hübsches Heim, bevor sie mit dem Finger auf den Jungen zeigte. Mit seinem gemisch aus braunen und grauen Klamotten wirkte er natürlich so wie immer. Langweilig. "Das ist es also? Du magst diese Farben, weil sie unauffällig sind?? Warum möchtest du unauffällig wirken? Schämst du dich für dein Aussehen? Das musst du nicht, Shi-san. Auch wenn deine Haare nicht die perfekte Farbe haben, so gibt es sicher auch andere Aspekte an dir, die irgendwie hübsch wirken. Zum Beispiel ...", da war auch schon schluss. Da er seine hässlichen Klamotten trug, konnte sie wohl kaum seinen Körperbau erraten. Ob er muskulös und stark war? Zumindest war er ziemlich groß. Was war mit seinen anderen Aspekten? Das Haar war natürlich auch totaler Mist. Sein Gesicht war ganz hübsch, leider versaute wie gesagt Frisur und Kleidung einfach das Gesamtbild. Wäre das nicht, wäre er bestimmt ein Mädchenschwarm! "Ich habe beschlossen, dir ordentliche Klamotten zu besorgen! Und du wirst sie auch tragen, glaube mir, es wird dir gefallen. Du wirst plötzlich gemocht! Sogar als attraktiv befunden, da bin ich mir sicher!", sprach sie voller Selbstbewusstsein. Danach war sie auch schonwieder wie vom Erdboden verschwunden und tauchte hinter dem Magier auf, um ihm die Schläfen zu massieren. "Und danach ... machen wir uns an deine Haare ...", flüsterte sie, begleitet von einem dämonisch, wirkendem Kichern. In diesem Moment wirkte sie auch ein wenig gruselig, mit ihrem finsteren, hinterhältigem Blick, der auf das weiße Haar des Jungen gerichtet war.

Vollkommen grundlos regte Shizuka sich über den kleinen Scherz Shis auf, offenbar hatte sie nicht verstanden, dass es nur ein Witz gewesen war. Ehe er jedoch irgendetwas sagen konnte, um das Missverständnis zu klären, erklärte sie ihm bereits welch tolle Mischung diese drei Farben waren, und schon zog wieder ein Grinsen in seinem Gesicht auf. "Also versuchst du, einen Effekt hervorzurufen...", murmelte er leise, während er sich dachte: Sie nutzt sie, damit Leute denken, dieses Zimmer sei hübsch... und es funktioniert ja auch. Dann stellte sie eigene Vermutungen an - dass er sich für sein Aussehen schämen würde, wie lachhaft - erklärte ihm, dass er trotz seiner eigentlich doch sehr eleganten Haarfarbe, die sie aber bekanntlich für hässlich hielt, gut Aussehende Teile hatte, und sie setzte sogar dazu an, Beispiele zu nennen. Natürlich kam keines, aber dass sie keine Ahnung von gutem Aussehen hatte, wusste der Magier ja bereits, auch wenn ihr Zimmer doch nicht schlecht aussah und sie in etwas stilvolleren Klamotten und mit Haaren, die weniger... blau-pink waren, doch auch ein echter Blickfang hätte sein können. Und nun wollte sie ihm doch tatsächlich helfen, bessere Klamotten zu finden. Gerade sie! Aber was sollte man tun, sie wollte ihm ja nur Kleidung besorgen, was gratis Kleidung bedeutete, also kein Grund, Zwietracht zu sähen. Nein, das konnte er einfach über sich ergehen lassen, vielleicht war ja auch etwas Gutes dabei, denn auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn - im Endeffekt konnte er davon nur profitieren. Daher beließ Shi es an diesem Punkt einfach bei einem leichten Nicken, ehe er erstarrte. Der eisige Griff an der dank der Klimaanlage ähnlich kalten Schläfe stoppte sein Zittern augenblicklich, und die Worte des Mädchens erfüllten Shi mit Angst. ...M-Meine Haare...?", erklang es leise aus dem Mund, und man konnte die Furcht so deutlich hören, wie man seinen Atem inzwischen sehen konnte - sehr deutlich. Sie stand kurz davor seine Haare zu berühren, was er nicht leiden konnte, und hatte doch tatsächlich vor, sie auch noch zu verändern! Wie kann sie es wagen? Ich muss sie irgendwie aufhalten!", dachte er hastig, ehe er ruhig aufstand und mit überkreuzten Armen Shizukas Hände sanft von seiner Schläfe nahm. Dann drehte er sich um, damit sich die Arme nicht länger kreuzten, und hielt seine Hände so zusammen, dass die der Magierin dazwischen lagen, während er ihr tief in die Augen sah. Ein Beobachter hätte die Szene wohl als romantisch beschreiben können, wie sollte man auch wissen, dass Shi nur versuchte, etwas Unangenehmes zu vermeiden? Leise, aber für Shizuka, deren Gesicht sich jetzt höchstens zehn Zentimeter von seinem entfernt befand, deutlich hörbar, begann er seinen Überzeugungsversuch: "Shizuka-san, du hast wirklich viel Ahnung, wenn es um Aussehen geht. Und deine Zusammenstellung von Farben..." Nun nahm er die rechte Hand von den ihren weg. "Einfach genial. Ich meine, Blau, und Pink..." Dabei fuhr er ihr mit der Rechten sanft durchs Haar, ehe er seinen Kopf senkte, sodass sie perfekten Blick auf seine Frisur hatte. ...und Weiß. Wirklich die perfekte Kombination. So sollte es immer bleiben... Das musste funktionieren. Es war unmöglich, dass Shizuka seinem Haarstil nun noch irgendetwas entgegensetzen konnte. Seine Freude zeigte Shi natürlich nicht; er lächelte einfach weiter, während er dem Mädchen weiter in die Augen blickte, mit diesem wunderbaren, freudig-verträumten Blick... Sie würde nicht widerstehen können, das war unvorstellbar, und er wusste es. Nicht einmal Shizuka war so irrational, dass es nicht funktionieren konnte.

Shi schien wirklich angst zu haben, dass seine Haare berührt wurden. Schnell packte er die Hände der jungen Magierin, erhob sich und drehte sich zu ihr. Plötzlich kamen zuckersüße, schmeichelhafte Worte aus seinem Munde, umspielten sie fast schon, um sie in seinen Bann zu ziehen. Sie hatte also einen wunderschönen Geschmack? Das wusste sie auch selbst schon und danach meinte er gleich, dass ihre Haarfarben zusammen eine perfekte Kombination abgeben würden. Shizuka lächelte sogleich. "Jetzt wo du es sagst!", die Reaktion war wahrscheinlich ein wenig unerwartet von Shi, doch war die Dragonslayerin eben so, wie sie nunmal war. "Das passt wirklich perfekt zusammen!!", meinte die Magierin und wuschelte Shi durchs Haar! Einfach so und ohne Vorwarnung. "Aber sag, was machst du wenn die tolle Shizuka nicht in deiner Nähe ist, mh? Dann bist du doch aufgeschmissen, mit deinem Weiß", kommentierte sie nun frech. "Wobei, wenn du blau-/pinke Kleidung tragen würdest, könntest du es natürlich wieder ausgleichen", fiel ihr schließlich auf. Aber welcher Junge auf diesem Planeten würde freiwillig solch eine Kombination tragen wollen? Er würde bestimmt wirken wie ein Clown aus dem Zirkus. Aber aus der Sicht der Dragonslayerin würde er zumindest nicht mehr so langweilig aussehen.

Shizukas Reaktion war durchaus nicht überraschend. Nun ja, zumindest bis auf einen Punkt. Als sie Emarus Haare durchwuschelte, hallte dessen Stimme als lauter Schrei durch den Kopf und Shi wurde kurzzeitig etwas aus dem Konzept gebracht. Glücklicherweise wirklich nur kurz, auch wenn es ihn weiterhin ein wenig nervte, dass es geschehen war. Abgesehen davon hatte er nicht unbedingt erwartet, dass Shizuka richtig nachdachte und den einzigen Fehler bemerkte, der in dieser Aussage versteckt war - er war unvermeidbar gewesen, obwohl er auffällig war. Doch nur, weil der Magier es nicht erwartete, hieß das nicht, dass er nicht damit rechnete, der Plan für diesen Fall war bereits entworfen. Nachdem er sie gerade bereits überzeugt hatte mit dem, was er sage, würde es ein zweites Mal in Folge noch etwas einfacher sein, also auf in die nächste Runde, zum Wohl seiner Haare! "Du hast natürlich absolut recht, Shizuka-san. Wenn du nicht da bist, steht mir auch diese Farbkombination nicht zur Seite. Aber nur die wenigsten Leute sind mit deinem Stilbewusstsein gesegnet." Gesegnet. Tatsächlich hatte er diesen Begriff verwendet, obwohl er noch immer der Meinung war, dass sie keine Ahnung hatte, was sie auch immer wieder gern bewies, indem sie ihm zum Beispiel vorschlug, blau-pinke Klamotten zu tragen. Auch wenn er zugeben musste, dass die Farben bei den Sitzkissen wirklich eine hübsche Kombination ergaben und das Zimmer in einen wirklich hübschen Raum verwandelten, so hatten sie doch nichts auf seiner Kleidung zu suchen, immerhin arbeitete er bei Blue Pegasus und nicht im Zirkus! Shizuka weiterhin in die Augen blickend, fuhr Shi fort: Ich sehe das wie du, am liebsten hätte ich meine Haare längst gefärbt. Aber ob du es glaubst oder nicht, unglaublich viele Menschen finden weiße Haare sehr elegant. Hab ich nie verstanden, aber da dieser Körper nicht meiner ist, sondern Emarus, und er ehrlich gesagt auch kaum Ahnung von Stil hat, muss ich mich leider fügen." Ein leicht theatralischer Seufzer ließ sich hören, nicht übertrieben, sondern noch immer glaubwürdig. Das war, was Shi am besten konnte: Leute anlügen, direkt ins Gesicht, seine Mimik kontrollieren, die Menschen manipulieren, dafür war er wie geschaffen. Selbst wenn er jemanden sehr mochte, bisher traf das nur auf Shizuka zu, hatte er kein Problem damit, dieser Person direkt ins Gesicht zu lügen, sobald er sich daran gewöhnt hatte. Aber noch war das Theater nicht vorbei, eine Szene fehlte noch, ehe Shizuka ihren Part hatte. Mit einem glücklichen Blick sah Shi dem Mädchen erneut in die Augen, ehe er sie in die Arme schloss. "Du glaubst ja nicht, wie glücklich ich bin, jemanden wie dich gefunden zu haben, Shizuka-san. Drei Sekunden hielt er diese Umarmung, ohne der Magierin die Möglichkeit zu geben, sich herauszuwinden, aber ohne heftig zu drücken. Schließlich wollte er ihr Freude vermitteln und sie nicht unnötig verletzen. Danach entfernte er sich einen Schritt von ihr und blickte leicht verlegen zur Seite. Die Szene war beendet, Shizuka war dran.