Hinter das Wortspiel war Naomi nicht gekommen. Woher hätte sie wissen sollen, dass man mit Perle auch etwas anderes meinen konnte, als die Kügelchen, die sie auf ihrem Weg in den Wald geführt hatten? Trotzdem ahnte sie, dass die Frauen besser alles wirklich bezaubernde Schönheiten waren, wenn man den Magier an ihrer Seite bei Laune halten wollte. Auf ihre Antwort zu seiner Frage hin kam die Belehrung, dass Bindungen schwachmachten. Das war natürlich immer die Gefahr dabei, dass man dadurch, dass man sich auf andere einließ, verletzbar wurde, aber Naomi war noch verletzlicher, wenn sie allein war. "Ja, das sagen immer die, die sich ohne Bindungen besser fühlen", ja sie konnte sich kaum vorstellen, das ihr Begleiter sich gerne an andere Menschen band. Diese an sich, schon möglich, damit sie in einer gewissen Abhängigkeit zu ihm gefangen waren, ja das passte schon eher. Allerdings war es nur Abhängigkeit, die Tatsache, dass sie nach seiner Pfeife tanzten und das möglichst ohne Gefühle. Naomi fand das alles immer noch sehr verwirrend und sie war wirklich dankbar dafür, dass sie es nicht verstehen musste. Als sie sich von ihm lösen wollte, zog er sie zurück an seine Seite. Das war wieder so eine Sache. Er meinte sie wäre naiv, stupste ihr zart auf die Nase und ergänze, dass sie niedlich sei. Aber das war ihr recht egal, Worte waren Schall und Rauch. Ob er das beabsichtigt hatte oder nicht, es war ihr unklar, aber Nähe wärmte sie und Wärme fand sie immer beruhigend. Das Geräusch über den Blättern verriet, dass es angefangen hatte zu regnen, aber kaum ein Tropfen fand den Weg zu ihnen hinunter. Wieso dem so war, wusste sie nicht genau, vielleicht war das Blätterdach dicht genug. Allerdings war es nicht schade drum, sie konnte gut darauf verzichten, nass zu werden. Während sie nun wieder eng an der Seite des älteren Magiers gehen konnte, fanden sie eine Art Stolleneingang. An seinem Gesicht konnte sie ablesen, wie sehr es ihm missfiel, dass sie in diesen Stollenwürden gehen müssen. Die drückende Luft, die engen Räume, niedrige Decken und eventuelle Einsturzgefahren konnten schon die Laune etwas trüben. Naomi jedoch wusste, dort hinein würden sie müssen, allerdings wäre etwas Licht sicher nett anzusehen. Hatte sie vielleicht, sie kramte in ihrer Tasche, mit etwas Glück war eine Taschenlampe darin, oder zumindest etwas in der Art, was ihnen helfen würde und tatsächlich an ihrem Schlüsselbund war eine kleine Lampe, die sie abends nutze, um im Dunkeln das Schlüsselloch zu finden. Sie war nicht besonders hell aber es würde reichen, um zumindest einen kleinen Einblick in die Dunkelheit der Miene zu erhalten. Diese zog sie heraus und schaltete sie ein, während sie weiterhin an Seraphims Seite ging. Nah mussten sie dran sein, denn dies war wirklich ein Ort, wo man Leute verstecken konnte, ohne dass es großartig auffiel. Dieser Ort schien verlassen und ein dieser Plätze wo Eltern ihren Kindern verboten hinzugehen, weil es sicherlich gefährlich war und man sich Schauermärchen von Unfällen und Gefahren erzählte. Naomi schreckte so was nicht ab, denn immerhin war sie kein kleines Mädchen mehr. Auch wenn ihr Herz noch genau so groß war, wie das eines Kindes, waren ihre Gedanken daran, dass an solchen Geschichten meist nichts dran war, außer dass es die Orte wirklich gab, an denen sie spielten. Leise waren ihre Schritte auf dem unebenen Boden. Kaum ein Geräusch hallte von den Wänden, weswegen sie auch bald etwas anderes hören konnten. Stimmen, zu erst noch so weit entfernt, dass man nicht genau hörte, was sie sagten, aber sie klangen anklagend, beschuldigend und entrüstet. Frauenstimmen, die sicher ihrem Entführer galten. Als sie am Ende des Ganges Licht sah, ließ sie ihres erlöschen. Kurz drückte sie sich erneut an die Seite des Dragonslayers und löste sich dann von ihm. Er würde seiner Arme jetzt doch für mehr brauchen, als sie im Arm zu halten, immerhin, stand wahrscheinlich ein Kampf bevor, ein unangenehmer, aber so waren Kämpfe wohl immer.

Richtig, Cyrus fühlte sich ohne Bindungen bedeutend besser. Ob das auch besser für seine Psyche war, konnte man nicht sagen, da er noch nie - seit dem Alter von sechs Jahren - eine Bindung außer zu seiner Mutter eingegangen war, aber er fühlte sich zumindest nicht schlecht dabei, alleine durch die Welt zu wandeln. Wenn man seine Mitmenschen sowieso als minderwertig einstufte, dann war das auch nicht besonders schwer zu verstehen, zudem er gar nicht wissen würde, wie er sich verhalten sollte, wenn ihm eine Person auf einmal wichtiger wurde. Das hatte er schon bemerkt und arbeitete deswegen momentan fieberhaft dagegen, versuchte seinen Kopf zu resetten, auf Neustart zu stellen, damit ihm alle lästigen Emotionen abhanden kamen. Dass das leider nicht funktionierte hatte er auch bemerkt, aber er musste es ja nicht noch verschlimmern, indem er anderen Menschen dieses Privileg zu Teil werden ließ. Nein, in seinem Herzen herrschte nicht nur ewiges Eis, es war auch verschlossen und verriegelt, um es aufzutauen und -schließen brauchte man wahrscheinlich mehr als ein paar putzige braune Augen eines süßen Mädchens, dessen Herz unendlich groß zu sein schien. Cyrus wollte keine Bindungen, weil er sich nicht gut gefühlt hatte, als sein Herze eine hatte eingehen wollen, es war ein unbekanntes Gefühl gewesen, welches ihn an seiner Eigenständigkeit und Kontrolle hatte zweifeln lassen. Dieser Zweifel wiederum hatte alle positiven Gefühle beinahe aufgehoben, sodass er sicherlich in Zukunft vorsichtiger sein würde. Ohne Bindungen war er frei und diese Freiheit hatte er schon immer genossen, ebenso frei wie die Vögel im Himmel sein zu können. Der Himmels Dragonslayer mit den weißen Haaren war einem ein Luftikus, ein Tänzer seines ganz eigenen freien Tanzes, den niemand würde verstehen können. Zu viel Dunkelheit und Eigennutz schlummerte im Eis eingefroren, hielt die Temperatur tief und verhinderte ein Auftauen. Cyrus war eigennützig und gemein, aber ihn selbst störte das eher weniger,er gefiel sich sogar in dieser Rolle, auch wenn sie einigen, darunter seine Ziehmutter, nicht besonders mundete. Was er momentan für Naomi darstellte war ihm nicht ganz klar, aber sie hatte - auch wenn sie das wahrscheinlich gar nicht wusste - eine gewisse Sonderstellung bei ihm inne. Er passte auf sie auf und schien gar nichts dafür zu fordern, auch wenn das nur eine Täuschung war, denn über lange Zeit würde er etwas spezielles dafür wollen. Momentan aber spielte er fast so etwas wie den großen Bruder einer Schwester, die er nie gehabt hatte. Nein, Cyrus war schon immer alleine gewesen, als Einzelkind die ersten sechs Jahre seines Lebens und den Rest vollkommen alleine mit einem furchterregenden Drachen, den er dennoch bewunderte. An menschliche Gesellschaft hatte er sich erst vor einigen Jahren wieder gewöhnt, hatte sie zuerst vollkommen abgelehnt und nun tat er sich im Grunde genommen immer noch schwer damit, mit ihnen wie mit gleichgestellten Wesen zu agieren. Seine herablassende Art kam schlicht und einfach davon, dass er Menschen nicht als gleichrangig ansah.
Er hatte keine Angst vor Höhlen und auch nicht davor, dass ihm ein Stein auf den Kopf fallen könnte, es war einfach das Wissen darüber, dass seine magischen Fähigkeiten in dieser natürlichen Höhle eingeschränkt waren. Cyrus kämpfte nicht mit Waffen, er kämpfte mit dem Geschenk Grandines, mit seiner Magie, aber ohne diese war auch er hilflos. Er war durch und durch ein Magier, der ohne seine Kräfte keine Chance hatte - vielleicht mehr als Naomi, aber so viel mehr nun wieder auch nicht. Er konnte auch nicht wirklich gut heilen, wenn er sich in so etwas befand oder wenn die Luft verschmutzt war, das hatte er leider feststellen müssen. Und sterben wollte er hier aufgrund dessen auch nicht...! Naomi hatte eine Taschenlampe dabei, die ein wenig die Dunkelheit vertrieb, aber ihm half das nicht, denn nicht die Dunkelheit fürchtete er, sondern die Höhle an sich, die Schwächung seiner eigenen Kräfte. Er würde zuschlagen müssen, statt zu schießen, das gefiel ihm gar nicht. Schließlich wurde es jedoch heller, Fackelschein beleuchtete die Gänge und Naomis Lichtlein erlosch, sodass sie wieder im Halbdunkel standen. Cyrus atmete tief durch und pirschte sich dann näher an die Ecke heran, um kurz herum zu spähen. Was er sah, hatte er nicht erwartet.

Es war so weit, sie hatten ihr Ziel erreicht, gleich würden sie die verlorenen Frauen finden und den Übeltäter, der sie gefangen genommen hatte. Naomi war weiterhin dicht bei ihrem Begleiter geblieben und spähte nun an seiner Seite um die Ecke. In der Höhle vor ihnen tat sich etwas, auf was einem Strohlager glich. Der Boden war mit eben jenem bedeckt und an einer Seite war etwas aufgeschichtet das aussah wie ein Nest oder Bett. Dann konnte man noch etwas anderes sehen und irgendwie war es Naomi zuwider, aber an einer Stange hingen sie, die Frauen. Alle an ihren Händen zusammengebunden und wie Brathähnchen an die Stange gehängt. Irgendwie ganz und gar nicht menschenwürdig. Mal davon abgesehen konnte sie nun erkennen, dass der Entführer wohl einen ausgezeichneten Geschmack hatte. Scheinbar hatte er sich eine kleine Sammlung von Frauen angelegt. Mit Locken oder glattem Haar außerdem in den verschiedensten Farben und Hauttypen. Geschmack schien er zu haben, denn sie waren alle, wirklich hübsche Frauen, mit ebenmäßiger Haut und wirklich ansprechenden Körpern, soweit Naomi das eben beurteilen konnte, immerhin war sie an Frauen noch weniger interessiert als an Männern. Sicherlich gäbe es einige die wegen deren Aussehen, eifersüchtig werden könnten und so stand es fest, ja sie waren Schönheiten. Was man von ihrem Entführer nicht behaupten konnte. Die Blonde hätte schwören können, dass sie einen Menschen gejagt hatten, aber das war sich da vor ihrem Gesicht als der Entführer präsentierte konnte einfach nicht der sein, der die Frau geraubt hatte. Es war ein riesiger Berg aus Pelz, der sich in gehockter Haltung fortbewegte. Irgendwie war das noch viel grausiger als sie befürchtet hatte. Ein Monstrum hatte die Frauen gestohlen. Ob es wirklich Yetis gab? Aber hier lag doch nur selten bis nie Schnee. Ganz viele Gedanken schossen ihr durch den Kopf, bis sich das Ungetüm plötzlich in ihre Richtung drehte. Ein Gorilla, so viel konnte sie erkennen und er schnupperte in der Luft. Konnte dieses Tier die Zwei etwa riechen. Als sich seine Augen direkt auf sie zu richten schienen, wurde ihr ganz anders. Der Affe riss sein Maul auf und brüllte wütend. Die Zähne, die er in seinem Maul hatte, waren Spitz und lang und der Schrei ließ sie heftig zittern und zurückweichen. Bis sie gegen Seraphim stieß. "Wir sollten ... raus ... auf engem Raum macht der uns Platt fürchte ich. Meine Zauber haben ihn beim letzten Mal nicht gekitzelt und hier drin ist nun wirklich kein guter Ort für Wind." Schon hatte sich der Koloss in Bewegung gesetzt, mit riesigen Sätzen sprang er vor und Naomi war wirklich nicht scharf darauf mit seinen Fäusten Bekanntschaft zu machen. ~Brick Bat~ Diesmal war es einfach in dieser Höhle war immerhin genug Schatten, und da ihre Magie eh keinen Schaden machte, konnte sie hier eine Menge Mana hineinstecken, um den Gorilla zumindest kurzzeitig zu verwirren. Von überall schienen die Fledermäuse auf den Gorilla einzustürzen der stehen blieb, um mit den massigen Fäusten die scheinbaren Angreifer in die Flucht zu schlagen. Naomi nutzte diese Gelegenheit um wieder Richtung Ausgang zu stolpern, jetzt wo der wusste, dass sie da waren, da würde er ihnen schon nach draußen folgen. Aber was dann? Sie wusste, dass sie die Ideen haben sollte, aber noch nie hatte sie einen wirklichen Kampf bestritten und noch weniger Ahnung hatte sie von Affen. Nicht einmal Bananen hatte sie dabei und zu hoffen mit ihm eine Diskussion führen zu können war wohl auch mehr als dümmlich. Hektisch sah sie sich um, doch es war einfach nichts zu erkennen war ihr vielleicht weiter hätte helfen können. "Seraphim-sama, du hast nicht zufällig eine erleuchtende Idee, dafür wäre ich wirklich sehr, sehr dankbar", das musste sie wohl gar nicht so deutlich betonen.

Cyrus war kein dummer Mensch und er hing ziemlich an seinem Leben, das ließ sich nicht beschönigen. Wenn etwas dazu neigte, ihm Unannehmlichkeiten zu bereiten, dann versuchte er ihm auszuweichen und es so zu vermeiden. Mutig war er in keinem Falle, sondern wägte jede Handlung genau ab, war das Risiko zu groß, dann suchte er sich eine Alternative. Auch war er normalerweise sehr aufmerksam, gerade wenn er sich in der Natur befand, da jedes Geräusch bedeuten konnte, dass ein Raubtier auf der Pirsch war oder andersherum ein Beutetier in Reichweite. Aber da war ja nun auch dieses eherne Gesetz, das besagte, dass Masse Licht anziehen konnte - wenn auch eher auf lange Distanz und im Weltraum zu sehen. Und die Masse, die seinen Blick wie magisch zu sich lenkte, gehörte in diesem Falle zu dem prall gefüllten Dekolleté einer der dort wie auf dem Silbertablett präsentierten Frauen. Irgendwie hatte sich sein Blick daran festgesaugt und hatte nun ernsthafte Probleme, wieder los zu kommen, immer, wenn er ihn auch nur einen halben Meter weiter in eine andere Richtung bewegte, wurde er bereits erneut in den Bann weiblicher Rundungen gezogen, die nach seiner Aufmerksamkeit schrien. Wer auch immer der Entführer war, Geschmack hatte er tatsächlich - da war selbst Cyrus sich unsicher, welche er bevorzugen würde... wo er beispielsweise zuerst gedacht hatte, dass die Perlen tragende Frau wohl die Krönung seiner Sammlung sein musste, huschte sein rastloser Blick bereits schamlos über die zierliche Gestalt einer schwarzhaarigen Frau, deren Oberteil wirklich etwas ungeschickt verrutscht war. Ein fast geschnurrtes Kichern grollte aus seiner Kehle, während er immer noch vollkommen regungslos dastand. Oh ja, diese Quest würde sich ganz sicher lohnen...! Es fehlte eigentlich nur noch, dass er sich die Hände rieb oder bis über beide Ohren wie auf Drogen grinste, aber auch wenn er davon absah, konnte wohl jeder Blinde erkennen, dass die Vorfreude ihn aufzufressen begann. Erst als er ein beinahe tierisches Geräusch hörte, enttunnelte sich der Blick des jungen Mannes und raste zu einem Wesen, das jegliche Entspannung aus seinen Gliedern weichen ließ. Das war also der Entführer - ein Vulcan! Im Gegensatz zu der kleinen Naomi war Cyrus wohl vertraut mit der Fauna Fiores, besonders mit den Tieren, die ein wenig außerhalb der Norm lebten. Er war bei einem Drachen aufgewachsen, durfte es da wundern, wenn er mit solchen Wesen vertraut war? Allerdings bedeutete das Wissen darum, mit was genau er es hier zu tun hatte, nicht gerade, dass er sich entspannen konnte: Vulcans, die tatsächlich den Gorillas ähnelten, wohnten große Kräfte inne, auch wenn man es ihnen kaum ansah, konnten einige von ihnen sogar Magie nutzen. Und hier drinnen hatte er sicherlich keine Chance...! Das bemerkte Naomi dann wohl auch, da sie sich umdrehte und die Beine in die Hand nahm. Einen Augenblick huschte der Blick der violetten Augen über die fünf Augenpaare, die zu den Magiern herüber sprangen, als sie auch die Gefangenen bemerkten, er schenkte ihnen ein aufmunterndes Grinsen, trällerte "Verschieben wir den Small Talk auf später, Ladies~" und ging in einem wahren Schwarm aus Schattenfledermäusen unter, die Naomi klugerweise frei gelassen hatte. Zeit für ihn, ebenfalls das Weite zu suchen. Auf halbem Weg packte er Naomis Händchen und zog sie hinter sich her, da sie offenbar ein wenig langsam zu Fuß war. Schweigend - er musste sich auch darauf konzentrieren, nicht zu stolpern - lauschte er ihren Worten und rief dann leicht abgehackt zurück: "Das ist ein Vulcan, Engelchen~ Direkter Konfrontationskurs ist da nicht so drin, die Viecher können übel stark sein. Vielleicht können wir es irgendwie austricksen?" Erst mal sollten sie jedoch raus aus dieser Höhle! "Aber hier raus müssen wir so oder so, Höhlen und ich beißen uns böse." Mehr würde er dazu nicht sagen, er musste ja nicht jedem unter die Nase reiben, dass schon verschmutzte Luft reichte, um ihn zu schwächen, selbst wenn es nur Naomi war.

War dies wirklich sein Ernst? Ja es schien sein ernst zu sein. Wie es sabbernder Hund vor einem Haufen Würstchen stand er da und betrachtete die Frauen, welche dort aufgehängt waren und Naomi war leicht verzweifelt, weil sie nicht genau wusste, was sie machen sollte, um ihn zur Flucht zu bewegen. Wenn nicht das laute Gebrüll des Affen und dessen Herannahen nicht genug waren, was sollte man dann tun? Mit sich ziehen konnte sie ihn auch nicht so einfach, denn immerhin war er doch etwas kräftiger als sie und total gefesselt von den weiblichen Rundungen, die sich ihm gerade offenbarten. Ungläubig schüttelten Naomi den Kopf und aktivierte den einzigen Zauber, der in dieser Situation nützlich erschien. Irgendwie begann sie Gefallen an den vielseitigen Fledermäusen. Sie waren süß, eine Ablenkung und auch verschreckend, je nach dem wer oder was einem gerade gegenüberstand. In diesem Fall tauchten sie den Tunnel in ein Gewusel aus vielen, kleinen, schwarzen Körpern, die den Affen angriffen und so einige Sekunden lang aufhalten würden. Nun schien endlich auch Seraphim begriffen zu haben, wie übel es gerade um sie beide bestellt war, denn er sagte irgendwas von wegen den Small Talk verschieben müssen. Oh man dieser Spaßvogel, der sollte lieber aufpassen, dass er nicht zum Galgenvogel wurde. Nun allerdings flüchtete er mit ihr aus dem Stollen, griff sich dabei sogar ihre Hand, ja es ging ihm wohl doch nicht schnell genug, so plötzlich. Nun erklärte er ihr im Laufen, was es mit diesem Tier auf sich hatte. Es war ein Vulcan, das sagte ihr nicht viel, aber er bestätigte ihre Vermutung, dass diese Tiere nichts waren, womit man seine Späße treiben sollte und ebenfalls bestätigt wurde die Vermutung, dass er selbst, also Seraphim, nicht so gerne in Höhlen war, denn er meinte das seine Wenigkeit uns sie sich böse beißen würden. Hoffentlich legte sich das, wenn sie draußen waren. Krampfhaft suchte ihr Kopf nach einer Idee, wie man den Affen am besten veralbern konnte? Denn eines war klar, Kräfte mäßig konnte keiner von ihnen dem Tier das Wasser reichen, und wenn Seraphim nicht gerade irgendwelche bombastischen Zauber hatte, würden die ihn auch nicht wirklich besiegen. Aber vielleicht konnte das den tobenden Affen etwas ablenken und währenddessen konnte sie wieder hinein um die Frauen hinaus zu lotsen. Nun gut, einfach mal den Rat des älteren Magiers einholen: „Seraphim-sama glaubst du, du könntest den Affen etwas weglocken und oder ablenken, damit ich hinein kann, um die Frauen zu befreien?“ Mal ganz davon abgesehen, dass sie noch etwas brauchte, was dem Affen nachhaltig den Geschmack auf Menschenfrauen verdarb, was, wie sie zugab nicht so einfach schien, immerhin hatte er, was dies anging, die Mentalität ihres Begleiters. Oh das war überhaupt die Idee: „Sag mal Seraphim-sama, ich will dir nicht zu nahe treten, aber was macht dir eine Frau so richtig unappetitlich, ganz egal wie sie aussieht?“, vielleicht wenn sie schlecht roch, oder vielleicht wenn sie prüde war wie eine Gebetsschwester, aber das würde wohl den Affen nicht stören, aber vielleicht wusste er ja, worauf sie anspielte, und hatte dementsprechend vielleicht früher oder später eine Idee. Inzwischen waren sie und der Affe aus dem Stollen heraus und nun stellte dieser sich auf die Hinterbeine und grollte mit sehr gutturaler Stimme: „Geht weg!“ Naomi standen sprichwörtlich die Nackenhaare zu Berge bei der Tatsache, dass dieses Tier, dieses Monstrum sprechen konnte. Scheinbar nicht sehr gut, aber nun gut, zwei Worte hatte es herausgebracht, die deutlich machten, wie wenig es davon begeistert war, dass sie und der Weißschopf hier bei ihm waren. Naomi konnte ihn verstehen, wer wollte schon beim Naschen gestört werden, da kannte sie noch jemanden, der dann sauer werden würde, aber nun gut, dieser hatte es nicht nötig sich die Frauen zusammen zu stehlen. Der konnte sich mit einer Flöte auf den Marktplatz stellen und sie dann davon locken, wie der Rattenfänger von Hameln.

Ja, man musste einfach zugeben, dass Cyrus nun einmal auf gewisse Dinge im Leben fixiert war und auch wenn es Naomi vollkommen kalt ließ, wenn sie auf einmal fünf Frauen in so verbogenen Positionen zur Gesicht bekam, an die die Beschreibung Männertraum sicherlich nicht verschwendet war, so war es eine ziemlich wirksame Ablenkung für Cyrus. Um es zu präzisieren, war es nicht der Anblick der Körper, der ihn in diese Stimmung versetzte, sondern das Wissen darüber, dass er davon etwas haben würde, wenn diese ganze Aktion hier erledigt war. Man konnte ihn schlecht mit etwas locken, von dem er wusste, dass er damit nie in Berührung kommen würde, aber hier war das ja eine ganz andere Sache! Zwar hatte noch keine der dort beinahe achtlos aufgehängten Schönheiten auch nur eine Andeutung einer Einverständnis gemacht, aber das würde erfahrungsgemäß noch kommen. Es gab erstaunlich wenige Frauen, die sich ihm auf längere Zeit verwehrten und entweder hatte er an denen sowieso kein Interesse oder er machte ihnen das Leben so lange zur Hölle, bis sie es bitter bereuten. Meistens war es aber ersteres, was er auch dieses Mal stark annahm. Im Gegensatz zu dem Vulcan, der offenbar Gefallen an menschlichen Frauen gefunden hatte, aber aufgrund seiner Gattung natürlich nicht bei diesen landen konnte, konnte Cyrus sich seine Affären immer recht leicht an Land ziehen. Das einzig Gute, was er irgendwie von seinen Eltern geerbt hatte, war sein Aussehen, welches nicht zuletzt mit Schuld daran war, dass sich sein Ego so überdimensional aufgebläht hatte, aber das half ihm unheimlich dabei, andere Menschen in seinen Bann zu lullen. Zumindest würde das auch dieses Mal funktionieren, wenn er denn nicht zuvor von den Pranken des Vulcans in der Luft zerrissen wurde…! Deswegen hatte er dann ja doch die Flucht ergriffen, weil er eben genau wusste, dass mit einem solchen Vieh nicht zu spaßen war. Naomi durfte zwar gerne das Köpfchen über sein plötzliches Versinken in feuchten Träumen schütteln, aber sie musste sich bestimmt keine Sorgen um ihn machen. Er hatte bisher überlebt, also würde er nicht wegen eines solchen Anblicks draufgehen, das war es dann doch nicht wert, auch wenn er schon ziemlich Zufrieden mit der Ausbeute war. "Ob ich es schaffe, den da abzulenken ist nicht die Frage, Engelchen~", meinte er lächelnd, wenn auch nur verzerrt, weil er immer noch lief, "Die Frage ist, ob du die Frauen da raus kriegst… wie willst du die denn losmachen? Irgendwelche Schattenklingen im Repertoire?" So an die Stange drankommen würde sie nämlich nicht, dafür war sie schlicht und ergreifend zu klein. Davon abgesehen gefiel es Cyrus nicht restlos, dass sie die Gefangenen befreien wollte, wo doch genau das der Moment war, in dem er am meisten Punkten konnte…! So gesehen war es wichtig, dass er zumindest anwesend war, denn erstens könnte es sein, dass einige der Frauen abhauen würden, sobald sie in Sicherheit und aus der Höhle raus waren, zweitens würde es doch bestimmt besser kommen, wenn er sich von Anfang an beliebt machen könnte. Ja, so kannte man ihn, immer den eigenen Profit im Kopf, niemals den der eigenen. Wobei er natürlich auch wusste, dass er den Vulcan eher ablenken konnte, als Naomi und dass es Mord wäre, das Mädchen mit dem Tier alleine zu lassen. Mit Mord an sich hatte er weniger Probleme, mit dem Tod des Mädchens schon eher, denn noch hatte sie ihren Zweck nicht erfüllt. Also musste ein Mittelweg gefunden werden. "Wir werden das Vieh draußen dazu bringen müssen, abzuhauen, einen anderen Weg scheint es nicht zu geben. Das können wir zusammen sicherlich besser." *Und dann gehen wir sie zusammen befreien und ich hab den Kleinkindbonus von Naomi noch obendrauf~ Genie~* Die nächste Frage, die sie stellte, warf ihn zwar nicht direkt aus der Bahn, aber er musste zugeben, dass er mit so etwas nicht gerechnet hatte. Was ihm eine Frau nachhaltig verdarb, mochte sie auch noch so schön sein? Vermutlich wollte sie einen Plan aushecken, um dem Tier die Lust auf Frauen ein für allemal zu nehmen… auch wenn er mehr als bezweifelte, wie das denn funktionieren sollte. "Puh… schlechter Geruch. Ich hasse es, wenn Frauen nach irgendetwas undefinierbarem stinken, weil ich es meistens dann doch definieren kann. Oder wenn sie rauchen, aber je nachdem kann ich das auch ab~", schmunzelte er. Warum sollte er das denn nicht sagen, wenn es doch der Wahrheit entsprach? Wofür sollte er sich schämen? Sie wusste doch genau, dass er ein recht ausgeprägtes Sexualleben führte, schließlich hatte sie heute morgen unfreiwillig bemerkt, dass es Gründe hatte, warum man Cyrus nicht ohne Anmeldung so früh am Tag besuchen kommen sollte. "Stupidität über alle Grenzen hinaus. Langeweile, ja, vor allem das. Eintönigkeit, Durchschnitt. Kannst du daraus was machen – oder sollten wir das Vieh nicht lieber einfach irgendwo runter fallen lassen oder vergleichbares anstellen?" *Das wird dir alles nichts helfen, Naomi-chan~* Dass der Vulcan reden konnte, wunderte Cyrus nun wirklich nicht, er war eher positiv davon überrascht, dass er scheinbar nicht einer der klügsten seiner Sorte war, denn im Allgemeinen hieß es, diese Viecher könnten sich besser artikulieren als eine einfache Aufforderung aus zwei Wörtern bestehend. Vielleicht hatten sie also doch eine Chance, ihn irgendwie zu vertreiben…

Ja das stimmte, wie sollte sie die Damen da nur herunter bekommen? Das konnte sie nicht, wieder war sie zu klein dazu und das war nicht wirklich toll, aber gut, schlecht es war, sie würde wohl den Affen verjagend müssen, irgendwie. Dass Seraphim so offen über dieses Thema sprach, wunderte sie nicht, er war bisher immer sehr offen gewesen, was seinen Körpeer und seiner Verhältnisse anging und das hatte sie nicht gestört, nein sie schätzte es sogar an ihm. Immerhin war, dass etwas wobei man selten überrascht wurde. Nun gut, Offenheit hätte wohl einige überrascht, aber Naomi, die das gewöhnt war, konnte damit recht entspannt umgehen, ohne auch nur in Verlegenheit zu geraten, immerhin empfand sie Zuneigung für den etwas schrägen Himmelsmagier. Da war es ja nur natürlich, dass sie sich eigentlich für alles interessierte, was ihn betraf und dazu gehörte auch, zu wissen, was er nicht leiden konnte. Das würde sie also um jeden Preis vermeiden, wenn sie doch nur wüsste, wie sehr sie sich damit in Teufels Küche brachte. Nun ging es aber wieder Primär um den Affen, der sich vor ihnen aufgebraut hatte und brüllte, dass ihr die Gänsehaut über den Rücken glitt. Ja ihr war unwohl mit diesem Vieh im Gepäck, weshalb sie sich umsah, gab es nicht irgendwas, wo sie dieses Monstrum rüber oder runter stürzen konnten? Das wäre wirklich ideal, aber momentan wollte sich einfach kein geeigneter Ort präsentieren, wieso bloß? "Hast du Seil, dann können wir ihn einschnüren und jemandem als Geschenk dalassen", der erste Anflug von Sarkasmus. Was sollte sie nur machen, wie sollte sie entscheiden, wieso musste sie sich mit diesen dummen Fragen löchern? Nun hatte sich der Affe auch schon in Bewegung gesetzt und Naomi ahnte irgendwie, dass er jetzt loslegen würde. "Das sind meine Weibchen!", was für eine hübsch primitive Aussprache, als hätte es das junge Mädchen nicht vorher schon durchgeschüttelt aber das war jetzt schon wirklich zu viel. Nun wandte sich der massige Körper des Tieres wieder ihr zu und kam bedrohlich nahe, betrachtete sie prüfend und Naomis Augen weiteten sich ein wenig. Prüfend schnupperte der Gorilla an ihr: "Du bist keine Frau, geh spielen Baby." Mit seiner großen Hand versetzte er ihr einen Stoß, sodass es sie von den Füßen riss und sie unsanft auf dem Boden landete. Nun gut, dafür war auch nicht wirklich viel von Nöten sie. Irgendwie war ihr auch recht übel, von dem Schlag hatte sich ihr Magen zusammengezogen. Gut, dass sie noch nichts gegessen hatte, was wieder hoch hätte kommen können. Nach Luft schnappend hustete sie und blieb erst mal liegen, der Affe wollte nicht von ihr besiegt werden. Wer wollte das schon, immerhin war sie nur ein kleines Mädchen, was nichts konnte und wusste und ihre Magie war auch mehr ein Witz als eine Hilfe für irgendjemanden. Es war deprimierend. Der Affe wandte sich nun dem wohl einzigen, ernst zu nehmenden Gegner zu, Cyrus. Die massige Kreatur stapfte auf den Magier zu und hieb mit den Pranken dellen in den Boden. Dieser Erzitterte jedes Mal, wenn er seinen plumpen Körper darauf stürzte. Was auffällig war, dass der Boden unter ihm leicht absackte, was könnte das wohl bedeuten? Naomi hatte sich inzwischen wieder halb aufgerichtet und versuchte wieder Herrin ihrer Sinne zu werden, was, wie sie zugeben musste, nach dem Schlag nicht besonders einfach war.

Ernst zu nehmender Gegner? War das ein schlechter Witz oder tatsächlich schlichtweg Unwissen? Cyrus Ikaros Seraphim mochte eine Dragonslayer sein, aber das bedeutete noch lange nicht, dass er ein ernst zu nehmender Gegner war. Nicht nur handelte es sich bei ihm um den Himmels Dragonslayer, welcher ja eher ein Unterstützer war, nein, seine eigentlichen Waffen, die er auch ausgiebig nutzte, lagen weit außerhalb des Kampfgeschehens. Cyrus war kein Krieger, er war generell niemand, dessen Stärken im Kampf lagen. Er war ein Lügner, ein Betrüger, ein Blender, er konnte Menschen Flöhe in die Ohren setzen, sie verführen, ihnen verbal weh tun. Er war ein echtes Schauspieltalent, wie sein ganz besonderer Freund Maenor festgestellt hatte, aber gefährlich war er nicht, zumindest nicht auf die Art und Weise, wie sie es gerade gebrauchen könnten. Er war hinterhältig und gemein, er konnte mit Worten töten, aber seine Magie war von himmlisch friedlicher Natur, das sollte man nicht außer acht lassen. Was sollte er denn machen, den Vulcan heilen? Haha. Aber dennoch hatte er keine Angst, als das Wesen, welches Naomi nach einer kurzen Begutachtung weggeschlagen hatte, nun auf ihn zukam. Sicher, groß, viel Masse, aber offenbar nicht ganz so viel Hirn, wie man hätte befürchten müssen. Dementsprechend hielt sich auch das Grinsen ganz tapfer auf seinen Lippen, wurde sogar noch ein Stückchen herablassender. Auch wenn er langsam vor dem Tier zurückwich, ließ er es keine Sekunde lang aus den Augen, verfolgte jede Bewegung mit musternden, erfassenden Blicken. Er hatte schon früh in seinem Leben gelernt, Tiere in ihren Bewegungen zu beobachten und diese zu analysieren. Es gab immer einen gewissen Ablauf, der einem auch klar machte, wo die Stärken und Schwächen des Körpers lagen. In diesem Fall würde er zum Beispiel sagen, dass das Vieh wahnsinnig robust war. Es war von untersetzter Statur, aber mit wuchtigen Muskeln an den Gliedmaßen, vor allem über den Schultern, bis zum Nacken laufend und an den Armen. Wer von dem Ding geschlagen wurde, der war erstmal benommen. Wahrscheinlich hatte er Naomi gar nicht mit aller Kraft angegangen, denn er war sicher, dass sie sonst ganz anders da liegen würde. Was der Vulcan aber offenbar nicht war: Schnell. Sicher waren auch seine Beine muskulös, wenn man das unter dem Fell denn erahnen konnte, aber er bewegte sich recht ungeschickt, beinahe ein wenig torkelnd, als sei die Last des Körpers hart an der Grenze. Dabei war er aber in seiner menschlichen Gestalt recht schnell gewesen, vielleicht stellte er sich auch nur langsamer? Aber nein, das war ein Tier, das konnte so etwas nicht. Aber immerhin schien es ja ein Gestaltwandler zu sein, denn es war inzwischen ziemlich klar, dass dieses Ding der Entführer gewesen war. Magie... war so etwas vielseitiges und interessantes, seiner Meinung nach. Aber zurück zum Vulcan, der nun auch in seine Richtung das Maul aufriss: "Klau mir nicht meine Weibchen!", rumorte es und brachte Cyrus nur noch mehr zum Grinsen. Wenn das Ding wüsste, wie vielen deutlich besser aussehenden Menschen, das war er ja nicht einmal, er bereits die Frauen geklaut hatte, würde er ihn sicherlich auf der Stelle totschlagen. Obwohl, er tat ja nicht viel anderes, nur dass Cyrus sie auf subtilere Weise klaute, als sie zu entführen. Und Gewalt musste er auch nie anwenden. Da! Sofort verengten sich seine Augen und fixierten die Stelle unter den massigen Fäusten, die langsam einsackte. Der Boden hielt das Gewicht des Kerlchens nicht aus? Na prima... nun musste er ihn also nur dazu bringen, sich selbst in den Tod zu stürzen, beziehungsweise in die Untertunnelung. Aber wie...? Natürlich: Er musste nur mal wieder das tun, was sein ganzes Aussehen tat: Provozieren. Allerdings praktizierte er das normalerweise bei intelligenteren Geschöpfen, nicht bei Vulcans... egal, den Versuch war es wert. "Oh ja, genau das werde ich tun, Vulcanleinchen~ Ich werde sie dir alle klauen und sie werden mir das geben, was du gerne haben würdest, aber nie bekommen wirst~", er spottete, ein säuselndes, singendes Spotten, aber der Hohn troff nur so heraus. Selbst das Gorillaähnliche Wesen sollte das verstehen. "Genau genommen machst du es mir sogar noch einfacher, denn nachdem man die ganze Zeit nur von so viel Hässlichkeit und Gestank umgeben war... sehnt man sich vielleicht nach etwas mehr... Menschlichkeit." Das letzte Wort wurde besonders betont, denn scheinbar war es auch das, was der Vulcan wollte, wenn er sich schon an die Weibchen einer anderen Spezies ranmachte. Ja, es reichte offenbar auch aus, um das Wesen in Rage zu bringen, aber leider reagierte es etwas anders, als er erwartet hatte, schlug nicht vor lauter Wut auf den Boden - und brachte ihn zum Einsturz - sondern machte ein paar erstaunlich schnelle Sätze nach vorne und erwischte den Dragonslayer mit Schmackes Rückhand, sodass er mit einem dumpfen Keuchen weggeschleudert wurde und sich gerade noch mit den Gleitflügeln abfangen konnte, ehe er auf dem Boden aufkam. Sein Kiefer schmerzte, als habe man einen Baumstamm dagegen geworfen, aber gebrochen schien er nicht. Die Zähne zusammen gebissen öffnete er die Augen wieder, ein grimmiger Blick lag darin. "Sieh dich doch an~", rief Cyrus hustend und sich den Unterkiefer reibend, "Du bist nicht einmal dazu in der Lage, richtig zu reden, geschweige denn..."
War es wohl klug, wenn man bereits mit geprelltem Kiefer auf dem Boden lag, noch mehr zu spotten? Wenn man sich so ansah, wie das Affentier auf einmal im Spurt absprang, mit der Intention, den weißhaarigen Mann in den Boden zu stampfen, dann wohl eher nicht, oder? Gespannt wie ein Flitzebogen verfolgte Cyrus die Bewegung des Vulcans und rollte sich genau in dem Moment weg, in dem er jeglichen Kontakt zum Boden verloren hatte. Er konnte nun nichts mehr an der Flugbahn oder seiner Wucht ändern, verfehlte Cyrus Hand nur um Haaresbreite und krachte auf den Boden. Wobei... genau genommen krachte er einfach durch ihn hindurch.

Nun war es für Naomi wohl an der Zeit sich selbst offen zu legen, wie gut es doch war, dass sie noch so jung war und ihr Körper definitiv noch nicht reif. Der Affe fand sind unattraktiv. Zuerst mal eine doch schmerzliche Erkenntnis, aber nun gut, das bewahrte sie davor, sich neben den Grazien einreihen zu müssen. Außerdem konnte sie mitten in der Nacht irgendwo auftauchen und behaupten, dass sie nicht schlafen konnte. Im Idealfall wurde sie dann auch noch getröstet und lieb gehabt. Sie konnte mitten in der Bahn auf jemandes Schoß sitzen und kuscheln, ohne dass komische Bemerkungen gemacht wurden, nein man fand es auch noch niedlich oder putzig. Außerdem erkannte man in ihre keinen Gegner, was wohl noch stimmte, denn noch hatte sie wirklich nichts drauf, aber das würde sich mit der Zeit noch ändern und dann war diese Unterschätzung tödlich, sicherlich. Allerdings war sie nicht wirklich blutrünstig und hatte wenig Befriedigung davon, denn eigentlich war das Mädchen wirklich friedlich und verschmust. Nun aber gerade war es wohl an der Zeit wieder zu einem klaren Gedanken zu kommen, denn der Vulcan machte sich daran ihren Questpartner anzugreifen. Keine schöne Situation, denn Naomi fiel kein Weg ein, wie sie ihn hätte unterstützen konnte. Hätte sie geahnt, dass das gar nicht von Nöten sein würde, hätte sie sich natürlich einfach hingelegt und entspannt gewartet, bis alles vorbei war. So allerdings quälte sie ihren winzigen Körper wieder auf die zitternden Beinchen. Ja es ließ sich wirklich schön sehen, wie wenig sie vertragen konnte. Auf einen Boxkampf würde sie sich sicher niemals einlassen, außer es handelte sich um Schattenboxe. Ach was für ein herrlicher Wortwitz, aber genug davon, es war Zeit sich wieder auf den vor Wut schnaubenden Affen zu fixieren, der bedrohlich nah vor dem Dragonslayer stand und mit den Fäusten auf den Boden hämmerte, dass dieser nachzugeben schien. Dann vernahmen ihre Ohren die Stimme des Magiers, er hatte begonnen seinen gegenüber heftig zu provozieren, das war nicht gut oder? Wusste er überhaupt, was er tat? Der Koloss sprang vor und schlug den Weißschopf weg, wie Menschen eine lästige Fliege, das Naomi sich nun deutlich sorgte, war eigentlich mehr als logisch. Konnte er besser mit solchen Treffern umgehen als sie oder würde ihn das genau so lahmlegen. So genau sah sie es nicht von dort, wo sie stand, weshalb sie nervös wurde, doch da hörte sie die Stimme wieder. Weiterhin dieser Ton, der den Affen zum Überschäumen brachte und als er diesmal auf den Boden hämmerte passierte etwas unglaublich. Vor ihren Augen sackte der Boden ab und brach ein. Der Affe, der ebenso überrascht war, stürzte mit hinein und verschwand. Naomi ihrerseits schnappte nach Luft und starrte gebannt auf die Stelle, wo der Affe mit einem lauten Brüllen hinabstürzte. Leicht zitterte sie, als sie zu Seraphim hinüber ging, um ihm einfach sanft durchs Haar zu fahren, was nur möglich war, weil sie sich gerade etwa auf einer Augenhöhe befanden. "Schön, dass du noch hier oben bist, Seraphim-sama, tut es sehr weh?", fragte sie mit einem Blick auf seinen schön verbeulten Kiefer. Der Affe hatte schreckliche Arbeit geleistet, aber das würde sich sicher bald bessern, da war sie sich sicher. "Nun können wir aber mal die Wäsche von der Leine nehmen oder?", oh was für eine Anspielung, allerdings hatte Naomi keine Ahnung, wie deutlich diese Anspielung genommen werden würde, später, an einem anderen Ort. Die Regenwolken waren einem Abendhimmel gewichen, ja, der Abend war da und die Nacht würde nicht lang auf sich warten lassen. Im Gegenteil, bald würde sie die Zwei eingeholt haben und dann würde wirklich einiges an Wäsche abgenommen werden. Naomi streckte sich und zuckte zusammen, als sie sich zu weit streckte: "Das spüre ich morgen noch..."

Puh... welch ein Glück, dass das alles so geklappt hatte, wie er sich das vorgestellt hatte, denn hätte der Boden auch nur wenige Sekunden länger das Gewicht des Vulcans ertragen, dann wäre es wohl aus mit ihm gewesen. Er konnte zwar in Ansätzen heilen und für Prellungen reichte es auch noch so, aber Leben retten konnte er noch lange nicht, daran wurde gerade noch gefeilt. Er hätte also ebenso sterben müssen wie jeder andere Mensch, wenn der Fuß des Wesens ihn in den Bauch getroffen hätte, seine Knochen wären ebenso zersplittert wie die eines normalen Menschen. Es war immer wieder hart, zu bemerken, wie schwach sein Körper doch eigentlich war und wie sehr er auf sein Glück angewiesen war, um sich durchs Leben zu schlagen. Jedoch hatte er öfter Glück und wenn das einmal nicht der Fall war, so machte er sich Glück. Das war wie beim Kartenspiel: Oft reichte es schon, einfach seinem Händchen zu vertrauen und einfach keine Miene zu ziehen, egal was für bescheuerte Karten er hatte, doch trotzdem schummelte er sich hin und wieder eine deutlich vorteilhaftere zu, sodass es darin resultierte, dass er gewann. Natürlich war das unfair, aber solange es ihm selbst half, hatte er sicherlich keine Gewissensbisse, ebenso war das auch im echten Leben: Solange er gewann - überlebte - war ihm beinahe jedes Mittel Recht, auch wenn sich dieses abseits von Mut, Fairness und Anerkennung befand. Den Vulcan hier hatte er ja nur gehörig wütend machen müssen, anderen musste er schlimmeres antun, um sie aus dem weg zu schaffen. Aber so war Cyrus nun einmal, ziemlich konsequent, alles in allem. Unser Dragonslayer hatte jedoch nur die Hand vor den schmerzenden Unterkiefer gepresst und ein Auge leicht verengt, während er den Schaden betastete. Ja, eine üble Prellung würde das werden, wenn man nicht sofort etwas dagegen unternahm. Mit einem Seufzen leitete er heilendes Mana in seine Fingerspitzen und fuhr vorsichtig damit über seine reine Haut, bis er merkte, dass sich der Schmerz etwas zurück zog. Er heilte jedoch nicht alles, denn dafür war die Prellung zu stark, er verbesserte ihren Zustand nur insofern, dass sie keine Woche, sondern vielleicht nur zwei Tage lang blau sein würde. Zudem Naomi nach kurzer Zeit herangewankt kam und er sofort jegliches verräterisches Glühen versiegen ließ. Zwar war sie in gewisser Weise mit ihm befreundet, aber gerade einer guten Seele wie ihr würde er nicht enthüllen, dass er heilen konnte. Schließlich hatte sie einen kranken Vater, der offenbar im Rollstuhl saß, da musste sie sich erst gar keine Hoffnungen machen, also war es für alle Beteiligten besser, wenn sie nichts wusste. Ob es ihm besser ging, fragte sie? Süß, zuckersüß und knuddelig. Niemand fragte, ob es ihm gut ging und wenn, dann nutzte er das zu seinen Gunsten aus; anders hatte er es auch heute nicht vor. "Mhh, geht schon~", grinste er und erhob sich, ehe er sich den Staub von den Sachen klopfte. "Ja, die Wäsche ist momentan wohl trocken~", stimmte er ihr scheinheilig zu, in vollem Wissen, dass Naomi die Anspielung sicherlich nicht verstehen würde, aber er hatte es sich dennoch nicht verkneifen können. Gerade als er sich zum Gehen wenden wollte, sah er aus dem Augenwinkel, dass Naomi zusammen zuckte. Offenbar hatte das Schnipsen des Vulcans sie doch mehr mitgenommen als erwartet... "Armes Engelchen, geht es dir denn gut?~", säuselte er und zog das Mädchen zu sich, um vorsichtig über ihr Bäuchlein zu streicheln. Er könnte auch ihre Prellung verarzten, aber dann würde er sich ja verraten, weswegen er das tunlichst unterlassen würde. Dennoch strich er ihr die blonden Haare aus dem Gesicht und lächelte sie freundlich an, "Am besten wärmst du das Bäuchlein heute Abend schön und legst dich brav ins Bett, dann wird das schon wieder~" *Und nun zur Belohnung~* Innerlich grinsend nahm er Naomis kleine Hand in die seine und kehrte mit ihr in die Höhle zurück, wobei er darauf Acht gab, sie nicht zu sehr zu hetzen.
Kurz bevor sie in den Raum abbogen, in dem die Entführungsopfer noch immer auf Rettung hofften, ließ er ihre Hand los und schüttelte leicht den Kopf, um seine Haare in eine bessere Position zu bringen, auch wenn man das bei seiner Frisur sicherlich eh nicht bemerken konnte. Dann schritt er vollkommen entspannt voran, das Lächeln auf den Lippen, das man so von ihm gar nicht anders kannte. Sofort fixierten ihn fünf Blicke, die er alle der Reihe nach kreuzte, um dann wortlos zu der Stange zu gehen und das Seil zu entknoten, welches die schlanken Handgelenke der brünetten Schönheit an das Metall fesselten. "Keine Sorge, es ist alles in Ordnung~ Wir sind Magier von Blue Pegasus und haben uns um den Vulcan gekümmert~" Er löste die Fessel und schlang hastig den Arm um ihren Körper, als dieser entkräftet zu Boden gleiten wollte. Strahlend blaue Augen blickten dankbar, aber müde zu ihm herauf, als sie vorsichtig auf dem Boden absetzte und Naomi zu sich winkte. "Hilfst du ihr bitte, Engelchen?~" Doch, die hier war hübsch, das ließ sich nicht leugnen... Auch die anderen vier wurden nacheinander befreit und zu Boden geleitet, mit Ausnahme der letzten Frau, die ihre Perlenkette zum Teil eingebüßt hatte. Diese hatte noch genug Energie, um stehen zu bleiben, bekam aber von Cyrus mit einem Lächeln die verlorenen Perlen in die Hand gelegt, wofür er zumindest Dank erntete. Mh... unschlüssig blickte er einen kurzen Moment zwischen den Fünfen hin und her.