Cf: Gildenhaus Erdgeschoss

Da die Fahrt zur Hauptstadt mehrere Stunden in Anspruch nahm, war es nicht sonderlich seltsam, dass dem jungen Schwertkämpfer irgendwann die Augen zufielen und er ins Reich der Träume abdriftete. Maenor wusste nicht, was es war, doch irgendwie kam ihm dieser Traum wirklich seltsam vor. Das Einzige, was er wusste, war, dass er jemanden verfolgte und diese Person unter jeden Umständen einholen und stellen musste, sonst würde noch etwas Schreckliches passieren. Eine schemenhafte und ihm unbekannte Gestalt rannte vor ihm, bei ihr musste es sich wohl um jene besagte Person handeln. Doch was wirklich frustrierend war, warum vermochte er sie nicht einzuholen, obwohl er so schnell rannte, wie er nur konnte? Je schneller die Füße des Fice auf den Boden trafen, desto schneller wurde auch sein Ziel. Und der Weg war auch ziemlich sonderbar, er führte durch Türen, enge Gassen und seltsam anmutigen Gebäuden. Als er die letzte Tür durchschritt, wurde alles plötzlich sehr dunkel, ehe er sich in einem Raum voller Spiegel wiederfand. Aus mildem Interesse schaute er in einen der vielen Spiegel ... worauf er hin erschrak und zurückschreckte. War das wirklich er, der dort abgebildet war? Was war ihm nur zugestoßen? Sein Abbild im Spiegel besaß ziemlich viele Narben auf dem Oberkörper und auch sein Gesicht besaß eine, und zwar schräg durch sein linkes Auge. Auch wirkte er etwas älter. Sollte dies etwa eine Vision von seinem zukünftigem Ich sein? Bevor er jedoch weitere Überlegungen durchführen und sich weiter in diesem bizarren Traum umsehen konnte, wachte er plötzlich – und geweckt von der allgemeinen Durchsage im Zug – auf.
"Sehr geehrte Fahrgäste, wir haben soeben Marokkasu Town erreicht. Da dies die Endhaltestelle für diesen Zug ist, bitten wir alle Passagiere auszusteigen. Ausstieg ist in Fahrtrichtung links. Die Travel Company wünscht ihnen einen angenehmen Tag und dankt für eine Reise mit uns. Bis zum nächsten Mal."
Schnell stand der braunhaarige junge Mann auf, schnappte sich seine Sachen vom Gepäckfach und folgte allen anderen Passagieren raus ins Freie. Nun, wenn man es wirklich das Freie nennen konnte, denn sie befanden sich in dem wohl größten Bahnhofs des Landes. Der Hauptbahnhof der Stadt bestand aus mehreren Ebenen, in welche Züge aus jeder Richtung und jeder Stadt des Landes einfuhren. Auf der obersten Ebene, welche exklusiv für die reichsten und prominentesten Personen des Landes zugänglich war, konnte man auch Fahrten auf einem der wenigen Luftschiffe des Landes mieten, die eine schnelle und angenehme Fahrt überall hin versprachen. Abgesehen von normalen Schiffen, war dies die einzige Möglichkeit, auf die viele großen Inseln im Meer um Fiore zu gelangen. Früher war seine eigene Gilde der einzige Besitzer eines stolzen Luftschiffes gewesen, doch im Verlauf des letzten Jahrhunderts hatte es etwas an Fortschritt gegeben, sodass mittlerweile mehrere solcher großen und teuren Schiffe existierten. Für jemanden, der noch nie hier gewesen war, musste es doch bestimmt ein verdammt toller Anblick sein. "Hey Akuma, willst du dich noch ein bisschen hier umsehen?", fragte er den Anderen. "Oder wollen wir direkt zu Laytis & Thylm gehen?"

Eine ganze Weile musst Ren über Duelle nachdenken… Im Gegensatz zu Maenor hatte er so etwas schon mal bei der Gilde beobachtet. Jedoch handelte es nicht etwa um S-Rang Magier, sondern um ganz normale Gildenmitglieder, mit denen sich wahrscheinlich sogar Ren hätte duellieren können. Der Gedanke war für ihn damals sehr abwegig gewesen, dass man seinen Gegner besiegte, ohne ihn zu töten. Damals verstand er auch noch nicht wirklich, dass der Tod nicht das Ziel eines Kampfes sein sollte… Nicht das Blutvergießen war das Wichtige, sondern die Tatsache, dass man einen mindestens ebenbürtigen Gegner hatte, mit dem man sich messen könnte. Denn das machte viel mehr aus. Es machte Spaß, es forderte einen und selbst wenn man verlor, so lernte man doch dazu. Ein ganz anderes Erlebnis als jemanden umzubringen, sei es durch eine List oder durch einfache Überlegenheit, egal ob einzeln oder in der Gruppe. Sinnloses Blutvergießen, zumindest wenn es um das Leben ging, war nicht mehr in Rens Sinne, denn er selbst legte großen Wert auf das Leben und würde es sich zwar, wenn es darauf ankäme, von niemandem stehlen lassen, aber wenn er es nicht musste, zog er es vor nicht zu töten. Als Maenor sagte, dass er davon nie etwas gehört hatte, ignorierte Ren die Aussage mit dem S-Rang Examen vorerst, denn das rief etwas in ihm wach. Sein erstes richtiges „Duell“, bei dem er haushoch gewonnen hatte. Es ging erstaunlich schnell… Warum? Vor langer Zeit war es geschehen, im Gildenhaus der Gilde Blue Pegasus. Die erste Begegnung mit seinem Bruder, die Feststellung, dass sie Blutsverwandt waren, viele böse Worte, Streiterei, Neid und Hass… Kurz darauf forderte Hibiki den Größeren heraus. Als einer der Gildenmitglieder amüsiert das Signal zum Kampfstart gab, verwandelte Ren seinen Arm und rammte den Dämonenarm mitten in das Gesicht seines Bruders, noch bevor dieser überhaupt zeigen konnte, was er für eine Magie beherrschte… Niemand hätte wohl erwartet, dass die beiden es so ernst meinten und sich wirklich so übel zurichten wollten, immerhin waren sie ja Brüder und noch nicht so stark! Natürlich war es nicht das einzige Duell zwischen den beiden und mittlerweile hatte Ren diese Magie auch gesehen, aber es war etwas, woran er sich sehr gut erinnerte… Auch daran, dass die anderen Gildenmitglieder ihn kurz darauf festhalten mussten, weil er völlig ausrastete. Ren hatte schon bei dem einen Schlag seinen Bruder auf einen Tisch befördert, welcher diesen mit seinem Körpergewicht und der Wucht zerbrach… Daraufhin stand dieser aber auf und als Ren erneut ausholte, biss sich Hibiki einfach in einem Finger an Rens Hand fest, bis aufs Blut. Mit einem beleidigten Gesicht saß Ren im Zug und blickte auf eine kreisrunde Narbe an seinem Finger… Beißen war nicht grade fair kämpfen! Danach hatte man die beiden auseinandergerissen und einige der höheren Magier hielten ihnen eine Standpauke… Der eine mit einer gebrochenen Nase, der andere mit einer blutenden Hand. „Was für ein Vollidiot…“ Ungefähr das dachte Hibiki sicher auch, wenn er an den Älteren dachte…
Nachdem er sich an all dies erinnert hatte, vergaß er den vorhin kurz gefangenen Gedanken an die S-Rang Examen. Er war ohnehin noch lang nicht zu weit, aber über den Dragon Slayern stehen, wäre auch etwas, was ihm sehr lieb wäre… Dennoch starrte er grade auf seinen Finger und vergaß die Gilde für einen Moment völlig… Als durch ein kräftiges Holpern im Zug ins Hier und Jetzt zurückgeholt wurde, bemerkte er, dass Maenor erstaunlich ruhig geworden war und aus dem Fenster sah. Ob Ren wohl etwas Falsches gesagt hatte? Vielleicht hätte er nicht fragen sollen, ob diese Menschen seine Verfolger waren. Sicher war dieser Gedanke unangenehm für andere Menschen. Ren würde ihnen den Arsch aufreißen, wenn sie ihn so jagen würden. Wenn er könnte… Er hatte ja keine Ahnung mit was für Menschen Maenor es sich verscherzt hatte.
Als er bemerkt hatte, dass Maenor eingeschlafen war, schmunzelte er und ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf. „Genug Smalltalk fürs Erste, huh?“, während er darüber nachdachte, richtete sich der große Magier auf, wobei er sich mal wieder den Kopf an der Decke stieß… Wieso war die Welt zu klein für so große Menschen wie ihn? Sich mit einer Hand am Kopf reibend, zog er mit der anderen Hand sein Gepäck herunter und stellte es auf den Sitz neben sich. Aus der Tasche holte er ein Buch hervor, denn nach Schlafen war ihm grade nicht zu Mute. Außerdem wenn sie beide pennten, verpassten sie wohlmöglich den Ausstieg… Ren las ein Buch über mehr oder weniger bekannte Dämonen. Solche Dinge waren, besonders für ihn, sehr interessant, obwohl ihn dahingehend nicht nur Dämonen, sondern alle übernatürlichen Wesen interessierten… Auch wenn Engel in seinem Kopf immer noch ein bisschen lächerlich aussahen, aber naja. Dämonengestalten waren interessant. Mal waren sie hässlich, mal ihre Fähigkeiten stumpfsinnig, aber manchmal waren es auch interessante Geschöpfe mit erstaunlichen Kräften. Wenn er die Wahl hätte, würde er so einige Wesen übernehmen… Während Maenor schlief, las Ren grade etwas über einen Vogeldämon, mit scharfen Federn und einem spitzen Schnabel, der die Menschen damit nicht grade liebevoll behandelt, ja manchmal waren sie schon irgendwie gruselig… Oder ein Wasserdämon, welcher vom Aussehen her, als eine Mischung aus Biber und Reptil beschrieben wurde… Wie sollte so etwas denn aussehen? Weibliche Dämonen waren Ren im Übrigen ziemlich suspekt… Grade fesselte ihn eine Geschichte über einen Dämon, welcher bekannt als Schneefrau aus den Bergen war. Ein Dämon, getarnt als wunderschöne Frau, die in den Bergen lebt und die Menschen jämmerlich im Schlaf erfrieren lässt. An sich schon nicht grade nett, aber das gruselige an ihr ist wohl, dass sie dabei ihren Spaß hat Menschen sterben zu sehen und oft auch ähnlich einer Sukkubus beschrieben wird, da sie den Menschen quasi das Leben aushaucht. Das war der Grund dafür, dass ihm grade die weiblichen Dämonen oft suspekt waren, die waren meistens wunderschön, aber ebenso gefährlich. Ob alle Frauen solche Biester waren? Er hoffte nicht wirklich, bisher kannte er ja nicht allzu viele…
Ren klappte grade das Buch zu und verstaute es, als die Durchsage erklang, dass sie angekommen waren. Als Maenor scheinbar ein bisschen erschrocken erwachte, begrüßte Ren ihn etwas scherzhaft mit: „Ohyo~“, dann aber nahm er auch seine Tasche und verließ gemeinsam mit dem jungen Mann den Zug. Und ja… Dieser Bahnhof war erstaunlich. Hier gab es so viel zu sehen, nein nicht nur das. All seine Sinne wurden hier beansprucht. Der Geruch in der Luft war ganz anders, die Geräusche so ungewohnt und der Anblick ganz anders, als er es je gesehen hatte. Es war immer erstaunlich für Ren, wenn er etwas völlig Neues sah und unter Technologie oder besonderer Fortschrittlichkeit konnte er sich nichts vorstellen, jetzt wo er es sah doch schon eher. Das erinnerte ihn daran, wie er vom Bahnhof aus auf das Wüstendorf zurückblickte und wie er vom nächsten Bahnhof auf Oshibana blickte, schon das war ein Unterschied wie Tag und Nacht, aber das hier glich einer dritten Tageszeit. Als er nach oben blickte, entdeckte er auch die Luftschiffe, welche er zwar aus Erzählungen kannte, aber sich kaum hatte vorstellen können. Es war zu viel, Reizüberflutung. All das interessierte ihn wirklich, aber er wusste, dass er dafür nicht hergekommen war. Und auch wenn es ihn reizte, früher oder später bekäme er schon die Zeit sich damit auseinander zu setzen. Es dauerte einen Moment, bis Ren auffiel, dass Maenor ihn angesprochen hatte. „Oh, ehm…“, begann er und sah ihn etwas verdutzt an. „Nein, nein. Dafür sind wir nicht hier. Es ist schon erstaunlich, aber ich werde schon noch irgendwann die Zeit finden das anzusehen.“, erklärte er und rückte seine Tasche zurecht. „Lass uns losgehen, wir haben immerhin eine Quest zu erledigen.“ Na dann mal los! Oder nicht?

"Laaaangweilig..", hing es in Lynx' Kopf und schien ihn auch nicht so schnell verlassen zu wollen. Reisen, nein, alleine reisen war wirklich etwas der ödesten Dinge die es gab. Ihrer Meinung nach jedenfalls. Das schlimmste an alledem war - man hätte ihr die Langeweile auch noch ersparen können! Der Zettel hing am Questboard, tatsächlich wie für sie gemacht. Sie hätte den Lockvogel gespielt, den Kerl geschnappt, und die Sache wäre erledigt gewesen - ganz auf die lynx'sche Art! Aber nein, man wollte ihr das Glück ja nicht gönnen. Ihre Blase hatte den lange anhaltenden Krieg gegen ihren Willen, die Quest noch vorher zu sichern, gewonnen. Als sie also ihren Gang beendet hatte und sich gerade im Vorbeigehen den Zettel schnappen wollte.. war er weg! Sie würde nie wieder aufs Klo gehen. Nie. Wieder. Wie auch immer, jedenfalls hatte man ihr gesagt, dass sich zwei Magier der Sache entledigen wollten - also noch genug Platz für sie. Das einzige Problem war, dass sie weder wusste, wie die beiden aussahen, noch welches Geschlecht sie hatten. Das würde also noch eine lustige Angelegenheit werden.
Gelangweilt den Kopf auf die Hand gestützt ließ sie ihren Blick durch das Fenster schweifen, hinter welchem die Landschaft wie in vorgespulter Filmgeschwindigkeit an ihr vorbeirauschte. Stundenlang saß sie schon so, da sie nach einiger Zeit eingesehen hatte, dass in diesem verdammten Zug einfach nichts Interessantes war, was sie auf irgendeine Art amüsieren konnte. Schlafen? Irgendwie war ihr nicht danach. Nicht in diesem.. Ding. Selbstgespräche? Sie war kein Freak! Somit blieb ja nur noch die letzte Möglichkeit: der endlose Blick aus dem Fenster, bis man nach gefühlten 100 Jahren doch einmal ankam. Nicht nur das Klo war hiermit gestrichen, sondern auch das Reisen wie ein einsamer Wolf. Als der Zug dann langsam an Geschwindigkeit verlor und endlich die Durchsage - ihre Erlösung! – durch die Wagons schallte, hielt sie auch nichts mehr auf ihrem Platz. Sobald sie stand wurde sich erst einmal ausgiebig unter einem Schnurren gestreckt, ehe die Schwarzhaarige ihren ebenso schwarzen Cardigan griff und nach einem letzten Blick aus ihrem „Fast-Freund“, dem Fenster, warf, um dann schließlich den Zug zu verlassen. Eine Tasche hatte sie nicht dabei, dafür war einfach nicht genug Zeit geblieben. Ihrer Ansicht nach brauchte sie sowieso nicht mehr als sich selbst. Und wer weiß, vielleicht war ja einer der Magier männlich..~
Aber hey, die frische Luft hatte sie endlich wieder! Naja gut, nicht die frische Luft, aber die fast Frische. Ein Spitzengefühl im Gegensatz zu dem absolut stinkenden Zug voller Menschen, deren Schweiß und anderen Abgasen, über die sie gar nicht erst weiter nachdenken wollte. Enge Räume waren wirklich unangenehm für einen Dragonslayer, jedenfalls wenn sie mit einer satten Anzahl an unhygienischen Personen gefüllt sind. Darum sog sie schnell einen großen Zug des Sauerstoffs ein, ehe sie ihn wieder an irgendein kleines Gebäude oder Fortbewegungsmittel verloren konnte. Ein wenig paranoid? Vielleicht. Manchmal konnte sie ihre Nase eben wirklich verfluchen. Apropos Nase: sie nahm viele verschiedene Gerüche war, sowohl Essen, wie auch Drogerie, Papier und Abfälle – gemischt, mit dem der vielen Menschen. Dennoch war es nicht wirklich unangenehm.. und nun wurde dem Wildfang auch klar, wieso. Sie befand sich an dem größten Bahnhof, den sie wohl je gesehen hatte. Ein wirklich beeindruckendes Ding, und vor allem so voller.. Metall. Nur zu gern hätte sie sich eines der Schilder gekrallt, um anschließend dessen Stange zu essen. Ja, hier war es wirklich verlockend.. Doch halt! Sie vergaß ihr eigentliches Ziel: ihre Gilden“genossen“. Der Blick ihrer derzeit dunkelgrauen Augen tänzelte durch das gesamte einsehbare Gebiet. Okay, irgendwie war klar, dass hier nicht jemand halbnackt rumlief, um sein Gildentattoo zu präsentieren. Warum konnten Magier die Dinger nicht mal offensichtlicher tragen? Ihres sah man meistens, wenn auch nur teilweise. Zur Zeit sogar fast komplett, da sie ein weißes Tank-Top gewählt hatte, welches einen guten Blick auf ihre Oberweite zuließ – nicht übertrieben oder nuttig, aber einladend für perverse Unterwäschediebe. Auf ihrer linken Brust prangte das schwarze Zeichen, welches einen Pegasus darstellte. Sie trug es erst seit kurzer Zeit, doch sympathisch war es ihr allemal.
Nachdem sie die Suche nach Gildentattoos also aufgegeben hatte, ging es eben anders weiter. Nun brauchte sie Opfer, die ihr sagen konnten, wo das Einkaufscenter sich überhaupt befand. Die hatte sie auch schnell gefunden, da einer der Anwesenden mit seiner Größe zwischen mehreren kleinen Personen gut auffiel. Zielstrebig richtete sie ihre Schritte also in seine Richtung, ehe sie ca. einen Meter vor ihm zum Stehen kam. Und siehe da: er war sogar in Begleitung. Ihr übliches Grinsen wurde aufgesetzt, ehe sie die beiden ansprach: „Ihr seht aus, als hättet ihr Ahnung. Wo lang geht es zum Einkaufscenter „Laytis & Thylm“?“ Siezen? Nein. Sie sahen eindeutig aus, als wären sie ca. in ihrem Alter. Also gab es keinen Grund dafür.

Nachdem er seinem Partner die Frage gestellt hatte, verschränkte Maenor seine Hände um seinen Hinterkopf, nahm eine lässige Position ein und wartete auf die Antwort des anderen. Dieser schien wirklich erstaunt von dem gigantischen Bahnhof zu sein, sodass er sich nicht sicher sein konnte, ob er ihn überhaupt gehört oder wahrgenommen hatte. Dann verlief das Ganze wirklich, wie er es erwartet hatte. So ähnlich war es ihm auch ergangen, als er den Bahnhof vor über einem Jahrzehnt selbst zum ersten Mal zu Gesicht bekommen hatte. Doch dies schien ein Leben aus einer anderen Zeit zu sein, in der alles wirklich viel simpler gewesen zu sein schien. Jetzt wurde er von einer Horde Leute verfolgt, die ihm an den Hals wollten und da dies scheinbar nicht genug war, wurde er in den letzten Tagen auch immer wieder von Albträumen geplagt, wobei dieser im Zug der Klarste bisher war. Aber was konnte es mit dem Letzten nur auf sich haben? Je stärker er an ihn dachte und je mehr er versuchte, sich an alle Einzelheiten zu erinnern, desto mehr verblasste er aus seinen Erinnerungen. Man konnte es ganz gut mit dem Greifen nach einem Stück nasser Seife vergleichen, je schneller und kräftiger man zugriff, desto schneller flutschte einem die Seife davon. Und das war nun bereits so weit fortgeschritten, dass das Einzige, an was er sich noch aus seinem Traum erinnerte, dieses schrecklich geschundene Spiegelbild darstellte. Was war ihm nur zugestoßen, das er danach dermaßen zugerichtet aussah? Hoffentlich war es keine Vision gewesen, wie er aussah, wenn ihn die Leute seines Clans endlich in die Finger bekämen ... doch dagegen sprach der Fakt, dass er irgendjemandem gefolgt war. Und trotz, dass er sich dessen bewusst war, nagte irgendetwas an ihm. War es wirklich nur ein ganz normaler Albtraum gewesen oder steckte doch mehr dahinter? Es hatte sich doch so real angefühlt, realer, als manch normale Träume die er bisher gehabt hatte. Darüber würde er wohl später ausgiebig meditieren und nachdenken müssen, sobald sie diesen Auftrag hinter sich gebracht hatten. Wenn er alleine und ungestört war, würde er noch mal versuchen, alles in Ruhe auf die Reihe zu bekommen. In diesem Augenblick verschwanden diese Gedanken ganz von alleine und der braunhaarige junge Mann kehrte ins Hier und Jetzt zurück, als Akuma endlich reagierte. Dieser hielt wohl nicht viel von Sightseeing und wollte lieber schnell zu ihrem Auftragsort. Na, an mir soll es nicht scheitern. Je früher ich hier fertig bin, desto mehr Zeit habe ich, mich um meine Sachen zu kümmern und meine Gedanken zu ordnen. Gesagt, getan, also schulterte er sich wieder sein Gepäck um und drehte sich um. "Na dann mal los, mir nach." Ehe sich das Duo jedoch wirklich in Bewegung setzen konnte, kam eine grinsende junge Frau heran, welche ihnen den Weg abschnitt. Kurioserweise wollte sie eine Wegbeschreibung, und zwar zu keinem anderen Ort als dem Laytis & Thylm Einkaufscenter. Was für ein Zufall doch, dass sie genau dorthin wollte, wohin sie auch gerade selbst unterwegs waren. Zwar erinnerte er sich, dass Akuma nicht sonderlich gut auf weibliche Wesen zu sprechen sein schien – den Grund dafür hatte er noch nicht erfahren, vielleicht würde der Andere es ihm ja noch sagen? – doch fände er es ziemlich unhöflich, der Frau nichts zu sagen oder ihre Begleitung dorthin anzubieten. Immerhin hatten sie das gleiche Ziel. "Klar, wir sind gerade selbst auf dem Weg dorthin. Du kannst dich uns ja gerne anschließen, es ist kaum zehn Minuten von hier entfernt." Anschließend betrachtete er sie genauer, um zu sehen, was sie so ausmachte. Sie war lediglich einige Zentimeter kleiner als er, schien in ihrem Alter zu sein und hatte normale Sachen an. Und sie hatte sogar ein Tattoo, sehr exotisch. Da musste er doch gleich mal einen genaueren Blick draufwerfen, dachte er sich ... und als er es erkannte, erstarrte er auf der Stelle. Es war ein schwarzes Blue Pegasus Gildenzeichen, das Gleiche wie Akuma und er es hatten. "Bist du etwa auch aus Blue Pegasus?", fragte er noch mal nach, auch wenn es als ziemlich sicher galt. Und sie war ebenfalls auf dem Weg zum Einkaufscenter, sollte dies wirklich nur ein großer Zufall sein? Maenor hatte ja gar keine Ahnung, dass er hier wieder einen der wichtigen Dragonslayer vor sich hatte. Wenn er das gewusst hätte, dann wäre sein erstes Bild von ihr auf jeden Fall vorurteilsbehaftet gewesen. Grund dafür war der erste und einzige Dragonslayer, dessen Bekanntschaft er hatte machen dürfen, und der war schon schlimm genug.

Aufmerksam bestaunte Ren den Bahnhof und alles, was rund um ihn herum geschah. So viele Züge auf einmal hatte er nicht gesehen, geschweige denn solche Luftschiffe. Ebenso wie Maenor wusste Ren, dass Blue Pegasus das erste richtige Luftschiff hatte und das empfand er auch als ziemlich cool, da die Gilde sich ja schon immer von den einfachen Gilden weit abgesetzt hat. Ja, Ren war sich ziemlich sicher, dass diese Gilde die Beste von allen war, auch wenn in anderen vielleicht auch gute Magier waren, war diese doch ganz besonders weit, zumindest empfand er das so… Doch weg von Blue Pegasus und zurück zum Bahnhof. Hier roch es auch ganz anders als zu Hause, mochte daran liegen, dass hier viel mehr Geräte zum Einsatz kamen, als in Oshibana, auch wenn es da schon ein bisschen gewöhnungsbedürftig für Ren gewesen war. Er war nun ziemlich gespannt was sie noch in dieser Stadt erwartete, aber mit Konzentration war grade nicht mehr viel, da ihn jede Kleinigkeit und jedes Geräusch ablenkte… In seinem noch gar nicht so langen Leben hatte Ren wirklich Vieles gesehen. Viele schöne, aber auch gefährliche Dinge. Auch vor grausamen und prägenden Aussichten war er nicht verschont geblieben, doch es war immer wieder ein absolut berauschendes Gefühl, wenn man etwas völlig Neues entdeckte. Er war nun mal ein sehr wissbegieriger und auch neugieriger Mensch, auch wenn er das nicht so nach außen trug. Deswegen ließ ihn dieses neue Umfeld auch nicht ganz unberührt. Sicher hatte Maenor das auch gemerkt… Manchmal kam er sich ein bisschen dumm vor, weil er die Dinge, die andere Menschen für so üblich hielten, oftmals gar nicht kannte oder gewohnt war, aber so war es eben. Niemand würde mit dem so zurechtkommen, wie er mit dem, was er erlebt hatte. Menschen waren unterschiedlich. So wie auch die Orte dieser Welt, was dieser hier sehr deutlich machte. Ober das hier gut oder schlecht fand, war noch fraglich, auch wenn sein Interesse definitiv geweckt war. Konzentration war dennoch kaum möglich… Sehr wirr das alles hier.
Die Worte von Maenor zwangen ihn dazu sich auf diesen Reiz zu konzentrieren. Nickend nahm auch er seine Tasche wieder ordentlich über die Schulter und wollte sich in Bewegung setzen. Im Gegensatz zu Chibi-chan bemerkte Ren allerdings schon fast zu spät, dass es scheinbar doch noch nicht losging. Fast wäre er dem Kleineren hinten aufgelaufen, da sein Blick mal wieder viel zu weit oben war, um alles um sich herum aufmerksam mitzubekommen. Abrupt stoppte er, als er merkte, dass auch Maenor noch einmal stockte und blickte verdutzt nach unten. Vor sich entdeckte er ein grinsendes Mädchen, ein bisschen viel kleiner als er, aber sicher nicht viel jünger, sie schien ungefähr gleichalt. Ihre Frage machte den Dämon ein bisschen neugierig. Sie fragte nach dem Weg, was nun nicht unüblich war, aber sie fragte direkt nach dem Ort, zu dem die beiden Herren sich grade auf den Weg machen würden. Dass sie die beiden duzte, juckte ihn im Übrigen herzlich wenig, da er selbst ja ein Musterbeispiel für eine Person war, die alles und jeden duzte, egal wie alt. Außer den Gildenmeister und die ihm höhergestellten Magier, immerhin hatte er dafür ein paar Mal eine drauf bekommen… Es war übrigens auch nicht so wie Maenor dachte. Ren war nicht unbedingt schlecht auf weibliche Wesen zu sprechen, er behandelte sie nur nicht gesondert. Für ihn wurden sie genauso behandelt wie das männliche Geschlecht, da er nie einen großen Unterschied gelernt hatte. In seiner Jugend hatte er wenig mit Frauen zu tun und deswegen keine Ahnung wie man mit diesen umging. Und ja, des Öfteren bekam er dafür auch eine auf sein loses Mundwerk. Vor allem mochte er aber eine Sache an Frauen nicht: Er wurde nicht gern angefasst und irgendwie war die Damenwelt oftmals der Meinung, dass sie eben dies tun müssten, weil er ja männlichen Geschlechts war und seine Sexualität in dem Alter ziemlich offensichtlich erschien. Aber so wirklich ausgeprägt war eben diese bei ihm nicht. Und während Maenor grade erklärte, dass sie dorthin wollten und sie diese doch begleiten könnte, musterte er das Mädchen. In dem Moment dachte er kurz darüber nach, ob es bei Verfolgern nicht grade eher weniger ratsam war direkt zu erklären was man vorhatte, aber naja. Von dem Gedanken kam er auch sehr schnell wieder ab, als er mit seiner Musterung der Dame fertig war. Nicht besonders groß, normal gebaut, eben wie Weibchen aussehen müssen. Lange schwarze Haare und auch sonst keine Besonderheiten, bis er bei ihrer so scheinbar stolz präsentierten Oberweite ankam und automatisch wegsehen musste, auch wenn ihm nicht entgangen war, was darauf prangte. Er wurde nicht rot, gut dass er wenigstens das unterdrücken musste, denn ein anderer Gedanke kam ihm in den Sinn. Die Ohrfeige von Aurora, als er ganz sachlich erklärt hatte, dass man ihr Höschen sehen konnte, wenn sie rumturnte und so kurze Röcke trug. Er hatte dazugelernt… So etwas sagte man eher nicht zu Frauen… Kurz warf er einen Blick auf Maenor. Ob er es schon entdeckt hatte? Sofort musste der Akuma breit grinsen, als er sah wie Maenor dorthin starrte. Etwas unauffälliger wäre es nicht gegangen, hm? Dass ihn diese Tatsache amüsierte, war in seinem Gesicht zu erkennen. Aber er erinnerte sich daran, dass Maenor lieber die Mädchen um den Finger wickelte, als zu kämpfen, zumindest kam es ihm vorhin so rüber. Also war es sicher ganz natürlich einen genaueren Blick auf das… Tattoo zu werfen… Bei dem es sich, wie Ren schon nach einem Augenblick gemerkt hatte, um ihr Gildenzeichen handelte. Die Frage von Maenor ließ Ren mit den Augen rollen. Machten ihn Brüste so wirr oder was? „Rhetorische Frage? Natürlich ist sie das. Es steht ihr quasi… ins… „Gesicht“ geschrieben.“, murmelte er ziemlich sarkastisch und stemmte die Hände in die Hüfte. Dass sie eine Dragon Slayerin war, wusste der Akuma allerdings auch nicht, obwohl er öfter in der Gilde war als Maenor. Da er nicht so auf Anfassen stand, hob er nur knapp die Hand an und deutete ein Winken an. „Yo! Da das Zeichen da ziemlich eindeutig ist, gehe ich davon aus, dass du tatsächlich ein Gildenmitglied bist. Ich bin Akuma und das ist Chibi. Sag mal… Was willst du denn in dem Einkaufscenter? Willst du shoppen gehen, oder bist du im Auftrag der Gilde hier? Gab es etwa noch eine Quest neben dem Unterwäschedieb grade dort oder willst du dir einen Schlüpfer klauen lassen?“ Mal wieder in einem etwas eher ironischem Ton und mit dem üblichen überheblichen Blick. Na ob Ren sich da gleich den ersten Eindruck versaut hatte? „Wollen wir dann los?“, begann er scheinbar ungeduldig. „Smalltalk klappt auch im Gehen, das hatten wir vorhin schon mal.“, erklärte er amüsiert und verschränkte die Arme vor der Brust. Er stand grad nicht unbedingt gern hier ewig rum, da er voller Tatendrang steckte und dem Unterwäschedieb seinen Schlüpfer über die Ohren ziehen wollte. Mal sehen ob die Dragon Slayerin ihm nicht gleich das Fell über die Ohren zog, weil er nicht besonders respektvoll mit ihr umging. Lag ja nicht mal an ihr, so war er eben…

Na, die Sache hatte sich für die Schwarzhaarige doch tatsächlich besser rausgestellt, als sie dachte. Nicht nur, dass sie mit ihren zwei Opfern total ins Schwarze getroffen hatte, nein, sie waren sogar auf dem exakt selben Weg wie sie. Und um dem noch eine Krone zu verpassen: ihr wurde Begleitung angeboten! Damit war das einsame Reisen schon einmal abgehakt und ihre Laune um einen netten Schub erhöht. Die gerade mal 10 Minuten Weg waren zudem auch ein ziemlich netter Bonus. Nicht, dass sie lange Wege hasste. Dennoch war ein netter Hang zur Faulheit da, der vor allem bei ewig andauernden, einseitigen Tätigkeiten aufschrie. Gut, das konnte sie sich hier in diesem Fall nicht wirklich vorstellen, da es mit den beiden sicherlich recht unterhaltsam würde.. doch man will ja sicher gehen, nicht? „Zu gerne!, kam es somit als durchaus begeisterte Antwort zwischen den corall-farbenden Lippen der Dragon Slayerin hervor. Sie spürte genau, wie die Musterungen der beiden ihren Körper entlang glitten, doch es störte sie nicht im Geringsten. Es war schließlich eins der natürlichsten Phänomene, die es gab, und noch dazu wusste sie genau, was die beiden da gerade betrachteten. Bei ihrem heutigen Look hatte sie vor allem darauf geachtet, ihre Weiblichkeit zu betonen, dabei jedoch keines Falls zu übertreiben. Somit war der Griff in den Kleiderschrank diesen Morgen mehr als gezielt gewesen – ein wie bereits erwähntes, weißes, recht weit ausgeschnittenes Tank Top, welches ihr bis zur Hüfte reichte; genau die richtige Länge, um ihren Rock betonend zu überschneiden. Dieser war in einem schwarz und reichte ihr ausreichend über den Po, jedoch auch lange nicht bis zu den Knien – da sie diesen Schnitt einfach hasste. Die ersten sichtbaren Zentimeter war der Stoff noch hauteng, ehe er durch eine genaue Grenze in ein dekoratives Faltenmuster überging. Ihre Beine wurden von weißen Strümpfen bedeckt, die eng anliegend bis ca. 15 Zentimeter über ihre Knie reichten. Ihre Füße.. Oha! Da hatte sie wohl einmal in die hintere Ecke ihres Schrankes gegriffen, da sie von schwarzen Pumps mit geschätzten 7 Zentimeter Absatz bedeckt waren – jedenfalls größten Teils. Gott, wie sie solche Schuhe eigentlich hasste. Unbequemheit zusammengepackt in einen.. nein, zwei Schuhe. Dem ganzen Outfit noch einen Feinschliff verpassend, ist um ihren Hals ein Lederband 3 Mal herum gewickelt. Ihre Haare trug sie offen, dabei jedoch leicht lockig zu den Spitzen hin. Heute hatte sie sich sogar dazu entschieden, ihren Pony sichtbar zu tragen – schief geschnitten, in die linke Richtung, jedoch keineswegs durch irgendwelche Spangen in Form gehalten, sondern einfach wild herumhängend. Na hoffentlich reichte dieser Anblick, um einen Unterwäschedieb anzulocken.
Als Maenor’s Blick dann bei ihrer Oberweite landete und sie scheinbar nicht mehr verlassen wollte, konnte sie ein schiefes Grinsen nicht zurückhalten. Einen Kommentar dazu konnte sie sich ebenfalls nicht verkneifen: „So faszinierend?“. Seine Frage erklärte den Blick dann allerdings, worauf hin sie – unterstützt durch Ren’s Spruch – ein Lachen nicht zurückhalten konnte, bzw nicht einmal wollte, wieso auch. Jup, die beiden waren ihr sympathisch. Das war an sich nicht einmal so schwer – doch die Norm der Kerle um sie herum.. schaffte es eher nicht. „Yep, mitten in’s Gesicht.“, ging sie amüsiert auf ihn ein, ohne großartig darüber nachzudenken. Auf sein angedeutetes Winken hin, neigte sie ihren Kopf leicht in die Schräge. Irgendwie passte das zu ihm, was sie schmunzeln und schließlich mit einer ähnlichen Bewegung erwidern ließ. Erst, als Ren weiter sprach, realisierte sie wirklich, worum es gerade eigentlich ging. Und je mehr er sagte.. „Idiot!“, damit war definitiv keiner ihrer beiden Gesprächspartner gemeint. Da hätte sie wirklich schon früher drauf kommen können. Die Beiden waren ihre sehnlichst gesuchten Questdiebe! Diejenigen, die einen großen Aufwand bei der Suche mit sich gebracht hätten, wären sie ihr nicht hier schon begegnet. Wow, sie hätte nie gedacht, dass sie sich mal einen Glückspilz nennen durfte. Eine wirklich nette Abwechslung. Auf den letzten Satz des Akuma’s antwortete sie mit kecken Worten. „Sicher, ich steh‘ total drauf wenn mein Höschen sich bei irgendeinem Unterwäscheschnüffler rumtreibt, anstatt an meinem Unterleib“, na, das war doch ein wahrlich perfekter Vorstellungssatz, „Lynx.“ Ein Kerl, der sie weder mit Samthandschuhen anfasste, noch irgendwie angrub – wurde auch mal Zeit! Ohja, und wie sympathisch ihr die beiden Gildengenossen – und hoffentlich zukünftige Missionspartner – waren. Natürlich hatte sie bemerkt, dass Chibi und Akuma offensichtlich nicht ihre richtigen Namen waren. Dennoch hatten sie wohl Gründe, darum ließ sie es zumindest fürs Erste dabei beruhen. Lynx selbst hatte kein Problem damit, ihren richtigen Namen zu nennen, immerhin hatte sie ihn von Metalicana bekommen und würde ihn bestimmt nicht irgendwie verstecken – gejagt oder nicht. Rens letzte Aussage ließ jedoch sie kurz aufblinzeln, ehe ihre Lippen sich wieder zu dem gewohnten, gut gelaunten Ausdruck formten. „Da steht jemand nicht gerne lang an einem Fleck, huh?“ Na, ihr sollt’s recht sein, laufen mit diesen.. Dingern an ihren Füßen war immernoch angenehmer, als ewig darauf rumzustehen. Sie tat den ersten Schritt in die Richtung, der sie zugewandt waren, da dies schließlich die Richtige sein sollte, ehe sie die ernste Antwort auf Ren’s letzte Frage hin gab: „Naja fast. Eher war das genau die Quest, die ich haben wollte, bevor ihr sie euch gekrallt habt. Also wie sieht’s aus? Unterstützung in Form eines gut vorbereiteten Lockvogels gefällig~?“ Hierbei war keine der Aussagen irgendwie böse gemeint – sie war eben nur der Typ, der dem Ganzen gerne ihren eigenen Ton verlieh. Wobei, nicht gern. Eher unbewusst; vorprogrammiert.

Eins musste vorweg gesagt werden, um diverse Missverständnisse, die wohl in dieser "speziellen" Situation vorhanden waren, aus der Welt zu schaffen. Maenor war für gewöhnlich keine Person, die gerne andere Leute begaffte, insbesondere Frauen. Das war eher eine Angewohnheit eines anderen Blue Pegasus Mitgliedes – mit dem Lynx früher oder später sowieso in Kontakt treten würde – doch das war eine andere Geschichte. Eigentlich hatte er im Moment recht wenig Interesse am weiblichen Geschlecht, um es mal vorsichtig auszudrücken. Das lag aber auf keinen Fall daran, dass er womöglich vom anderen Ufer war oder schlechte Erfahrungen in dieser Hinsicht gesammelt hatte, nein. Wie jeder junge Mann fühlte sich auch der Fice selbstverständlich von Frauen angezogen, doch unter seinen jetzigen Umständen hatte er weder die Nerven noch die Zeit, um sich irgendwie näher damit auseinanderzusetzen. Zudem hatte er wichtigere Prioritäten, als sich um Frauen zu kümmern oder gar etwas Ernstes mit ihnen anzufangen. Einerseits war der Fice zu sehr mit seiner Ausbildung beschäftigt und dem Training. Er musste einfach schnell Erfolge erzielen und stark werden, um sich eines Tages seinen Haschern stellen und sie besiegen zu können. Andererseits war er ja permanent auf der Flucht vor seinen Verfolgern, weshalb so etwas sowieso nicht funktionieren würde. Zudem würde er auch niemanden einfach so einer Gefahr aussetzen, indem er zuließ, dass sie wichtig für ihn wurde. Denn immerhin könnte sie auf diese Weise zu Schaden kommen oder sogar gegen ihn eingesetzt werden, um ihn herauszulocken. Bei seinen Gildenkollegen verhielt sich die Sache etwas anders, sie waren ausgebildete Magier und es war immer ein Risiko, mit welchem man leben musste. Dementsprechend hatte er aber auch sehr wenige Gespräche mit Frauen geführt – und anders als Akuma dachte, rangierte auch bei ihm ein ehrenvolles Duell über das Beschäftigen mit einer Frau – was zu folgender Reaktion bei dem jungen Mann führte.
Nach wie vor auf das schwarze Blue Pegasus Gildenzeichen fixiert, bemerkte er irgendwann, was er da zusätzlich anstarrte. Zwar wollte er seinen Blick wieder wegziehen, um jegliche Art von Missverständnis zu vermeiden, doch zu spät. Schon folgten Kommentare seitens seines Partners UND Lnyx, denen das keineswegs entgangen war. Beschämt riss er schnell den Blick davon und blickte eher auf den Boden, während sich eine leichte Röte in seinem Gesicht ausbreitete. Sie glaubten doch nicht etwa, dass er tatsächlich ihre Oberweite begutachtet hatte? "Ich hab' nur das Gildenzeichen betrachtet.", nuschelte der Braunhaarige leise und für die beiden anderen wohl ziemlich unverständlich. Oh Mann, wie peinlich. Am Liebsten wäre er sofort vom Blitz erschlagen worden, dann wäre ihm das Ganze erspart geblieben. Und bestimmt würde es nicht damit enden, jedes Mal, wenn er die Gute nun sah, durfte er sich bestimmt einen bissigen oder frechen Kommentar diesbezüglich anhören. Aber wer lässt sich schon sein Gildenzeichen an diese Stelle setzen?, grummelte er vor sich hin. Das würde doch automatisch zu solch einer Situation führen ... Doch damit nicht genug, die Beiden machten sich auch noch über ihn lustig. Von wegen es stand ihr ins Gesicht geschrieben. Die mussten ihn doch glatt für einen Perversen halten. So etwas passierte ihm doch sonst nicht. Tja, wo war er dank seines äußerst positiven Karmas da nur wieder rein geraten? Doch weiter im Gespräch, die Magierin hatte sich gerade festgestellt und seine guten Manieren verlangten es, dass er sich ebenfalls vorstellte. Zwar hatte Akuma schon seinen "Namen" verraten, nichtsdestotrotz bevorzugte er eine persönliche Vorstellung. "Schön dich kennen zu lernen, mein Name ist Chibi.", teilte er der der jungen Frau mit, wobei er lediglich nur ganz kurz den Augenkontakt aufrecht erhielt. Sofort danach tat er so, als würde er mit dem Inspizieren seiner sauberen Fingernägel beschäftigt sein. Zum Glück für ihn wechselte so langsam das Thema, da der Größte der Gruppe wohl die Beine wirklich nicht still lassen konnte und sich unbedingt schleunigst auf den Weg machen wollte. Von ihm aus gerne, so konnte er sich wenigstens auf etwas anderes konzentrieren. "Okay, dann lasst uns doch schon Mal losgehen und alles Weitere auf dem Weg bereden.", verkündete er, ehe er sich schließlich langsam in Bewegung setzte. Währenddessen überlegte der Fice, was er von der Neuen halten sollte. Sie hatte auf jeden Fall eine direkte und forsche Ader, doch hatte er sie noch nicht gut genug kennen gelernt, um sie richtig einschätzen zu können. Aber von wegen Quest weggekrallt, wer zuerst kommt, der mahlt zuerst. So lief das nun Mal im Gildengeschäft, war ja nicht seine Schuld, wenn sie nicht zugriff, als sie die Möglichkeit dazu gehabt hatte. Andererseits gefiel ihm die Idee vom weiblichen Lockvogel, das würde ihren ganzen Auftrag bestimmt um einiges leichter machen. Die Frage war nur, was sein Partner von der ganzen Sache halten würde, denn immerhin war er ja nicht besonders von Frauen angetan, wenn er das bisher richtig verstanden hatte. "Also, ich finde die Idee eigentlich ganz gut, das ließe sich zu unserem Vorteil einsetzen. Wenn wir das aber so machen sollten, dann wäre ich dafür, dass wir, und damit meine ich Akuma und mich ... ", sagte er, während er auf den Größen und schließlich auf sich selbst zeigte, "... den Laden zuerst betreten und du einige Minuten danach erst kommst, Lynx. Auf diese Weise erkennt man nicht, dass wir als Gruppe da sind, sodass dich der Perverse nicht verdächtigen und deshalb als normales Opfer ansehen kann. Damit wäre der Überraschungseffekt auf unserer Seite. Aber was hältst du denn davon, Akuma?" Jetzt war eben die Stunde der Wahrheit, Maenor hatte sich entschieden mit dem Dämon auf die Quest zugehen, sodass sie Partner waren. Und als gleichberechtigte Partner hatte er selbstverständlich genauso viel Mitspracherecht wie der Schwertkämpfer.

Noch immer amüsiert über die vergangenen Ereignisse stand Ren am Fleck und schob die Hände in seine Jackentaschen. Ja, der Neuankömmling versprach den beiden jungen Magiern viel Spaß, schon allein durch ihre Anwesenheit hatte sie bei Maenor ja scheinbar für Aufsehen gesorgt. Nur kurz nachdem Ren diese Gedanken durch seinen grinsenden Kopf schossen, erklärte die junge Dame, dass es ihr scheinbar ein Vergnügen war, die Herren zu begleiten. Na wenn das kein Spaß wurde, Ren war gespannt. Man konnte dem Kleineren wohl kaum sein Starren verübeln, hässlich war das Mädchen nicht unbedingt. Und auch ihre Kleidung erschien erstaunlich einladend. Nicht dass Ren solche Dinge ernsthaft interessierten, doch er hatte sehr wohl ein Auge für ein gutes Äußeres, auch wenn er dem nicht unbedingt nahe kommen wollte. Allerdings war ihm diese Kleidung vielleicht schon etwas zu viel, denn sie trug nicht nur einen weiten Ausschnitt und einen kurzen Rock, sondern auch noch viel zu hohe Schuhe. Um das Aussehen ging es dabei ja nicht mal, sondern vielmehr darum, wie man in einer solchen Kleidung denn kämpfen sollte, als Magier? Sie brauchte schon eine Magie, für die sie sich nicht viel bewegen musste, für eine solche Aufmachung, oder? Naja, das musste ihn ja noch nicht kümmern. Wahrscheinlich zog er es ohnehin vor, wenn sie sich zu fein zum Kämpfen war, denn dann blieb, gemäß dem war der Fall, genug für ihn übrig. Das Mädchen zeigte aber einen für Ren erstaunlichen und interessanten Umgang mit der Situation. Normalerweise waren Mädchen so, dass sie einem eine deftige Ohrfeige verpassten, wenn man sie so ansah. Ren selbst hatte das bei einer unabsichtlich falsch ausgedrückten Antwort erlebt, obwohl er definitiv nicht der Typ dafür war. Und ja, Chibi würde ihm schon irgendwie leidtun, wenn das Erste was er von ihr bekam ein saftiger Schlag ins Gesicht war. Was starrte er da auch so hin? Doch ihre Reaktion war es erst, die ihn aufhorchen ließ und kurz einen verwunderten Blick in sein Gesicht warf, bevor sein Grinsen wieder wesentlich breiter wurde. Oh… Sie nahm das so locker? Das hatte er nicht erwartet, doch um ehrlich zu sein, machte sie das nur interessant. Nicht etwa, weil er sie nun für ein Flittchen hielt, nein so wirkte sie nicht, aber Damen bei denen man mit so offensichtlich falschen Dingen nichts falsch machen konnten, machten es natürlich auch dem Akuma wesentlich leichter. Und dass sie auf sein Winken erst etwas irritiert reagierte, wunderte ihn nicht. Es war nicht üblich eine solche Geste bei einer Bekanntschaft an den Tag zu legen, die meisten verbeugten sich entweder voreinander oder gaben sich die Hand. Eine Verbeugung war für Ren zu unterwürfig und Antatschen war eben auch nicht so sein Fall. Ihre Reaktion auf seine dreiste Art erschrak ihn fast etwas. Nicht dass es etwas Schlimmes war, aber normalerweise durfte er sich in diesem Fall Gemecker anhören und noch vieles mehr. Doch das mal jemand so konterte, brachte sein loses Mundwerk für einen Moment zum Schweigen, sodass er ernsthaft darüber nachdenken sollte, was er antworten sollte, um nicht zu weit zu gehen. So wie sie das sagte, schien sie also doch ein Flittchen zu sein? Nein, das konnte Ren sich kaum vorstellen, sicher hatte sie nur kontern wollen. Wäre sie ein Flittchen, würde sie dies doch ganz tief wieder in seiner Sympathieskala sinken lassen, denn solchen Menschen wollte er eher nicht zu nahe kommen. Nachdem sie ihre freche Antwort gegeben hatte, lachte Ren deutlich amüsiert und grinste sie daraufhin an. „Freut mich Lynx.“, erkannte er knapp, trotz seiner mangelnden Manieren, konnte er ja auch einmal höflich sein, oder? Als sie auf seine Frage hin, was sie denn hier verloren hatte, damit antwortete, dass sie wegen dieser Quest hier war, welche die beiden Herren sich scheinbar geklaut hatten, reagierte der junge Mann mit einem spöttischen: „Tze.“ Dann blickte er ungläubig zu ihr herunter. „Mit den Schuhen wundert es mich nicht, dass du zu spät kamst. Hast du ein Glück, dass wir so nette Kerle sind und dir den Weg zeigen~!“ Keinesfalls tatsächlich rivalisierendes Gehabe, er war immer noch am Spotten, auch wenn er sich ziemlich sicher war, dass sie dies ohnehin nicht so ernst nahm, da sie ja selbst der Typ zu sein schien, der gern mal etwas dicker auftrug und schlagfertig antwortete. Im Vergleich zu Ren konnte man sich das als Dragon Slayer wohl schon leisten, nicht wahr? Gut dass er das nicht wusste…
Grade wollte er einen Blick zu Maenor herunterwerfen, denn dieser war erstaunlich still gewesen, während der kurzen Unterhaltung. Er setzte sich in Bewegung, um dem Mädchen zu folgen, als er erspähte, dass der Brünette seinen Blick gen Boden gesenkt hatte. Dem folgte ein Murmeln, absolut unverständlich und Ren war absolut klar, was los war. Maenor war definitiv peinlich berührt, was kein Wunder war, da Ren und Lynx ja nicht grade mit Samthandschuhen damit umgegangen waren. Dennoch für ein kleines Späßchen war er doch wohl zu haben, oder hatte der Größere nun doch schon die vorhin noch so gute Stimmung zwischen den beiden verdorben? Für Ren war die Tatsache nicht wirklich schlimm, er fand es nur witzig. Er wusste sehr wohl, dass dies auch absolut natürlich war und er war schon schlimmeren Charakteren begegnet, also war das wohl halb so wild und schnell wieder vergessen… Obwohl, wenn sie die Möglichkeit bot, würde er schon noch einmal ein Späßchen darüber machen lassen… Nachdem er aber scheinbar damit beschäftigt war auf seine Hände zu starren, stimmte er zu, dass sie nicht ewig auf demselben Fleck stehen sollten, weswegen es bald losging. Sobald sie sich in Bewegung gesetzt hatten, verschränkte Ren die Arme vor der Brust und starrte auf die beiden herunter. Das war wohl eine interessante Konstellation für ein Team oder? Der Auftrag war nicht unbedingt schwer, aber Ren war nun guter Dinge, dass es auf jeden Fall spannend werden würde. Neugierig lauschte der junge Mann auf, als Maenor begann seinen Plan zu erklären. Scheinbar war er ziemlich einverstanden damit, dass Lynx sie begleitete. Ob dies wohl an der guten Aussicht lag? Nein, sicher war ihre Lockvogelidee auch in seinen Ohren recht gut angekommen… Aufmerksam hörte er zu und nickte zustimmend, als der junge Mann am Ende seiner Erklärungen angekommen war. Es machte schon viel Sinn, sich nicht gleich als Gruppe zu zeigen, wenn doch einer von ihnen den Lockvogel spielen sollte. Ob sie sich das gut überlegt hatte? Aber scheinbar hatte sie keine Probleme mit Blicken und Ren würde nicht unbedingt dabei zusehen, wie jemand aus seinem Team befummelt wurde… Am Ende fragte Chibi also danach, ob Ren einverstanden mit dieser Idee war. Der Größere nickte zustimmend und sagte: „Ist wohl besser, als würden wir zwei uns in Damenunterwäsche zwängen, nicht wahr? So können wir uns auf jeden Fall sicher sein auch definitiv ein „Opfer“ zu haben, denn wer weiß, wie viele Damen sich da noch rumtreiben, wenn die Geschichten von dem Kerl sich schon rumgesprochen haben. Also ich bin definitiv dafür. Ist der Lockvogel auch zufrieden mit dem Plan?“ Dabei klang er mal wieder erstaunlich unbeeindruckt und gelassen und das, obwohl er innerlich hoffte, dass sie es mit einem Gegner zu tun hatten, mit dem man auch mal ordentlich kämpfen konnte, denn darauf hatte er nun wirklich richtig Lust bekommen!

Maenor’s Reaktion verlieh ihm definitiv einige Sympathiepunkte. Kein Entschuldigen – sie hasste es, wenn sich jemand tausend Mal bei ihr entschuldigte, vor allem für.. nicht gerade weltbewegende Dinge – aber dafür peinlich berührt, begleitet von einem Nuscheln gen Boden, welches sie nicht einmal zur Hälfte verstanden hatte. Was er da von sich gab war sowieso eher unwichtig, das Ganze an sich machte es so niedlich. Dabei kamen jedoch sicherlich einige falsche Gedanken auf, wieso sie gerade diese Stelle für das Gildenzeichen gewählt hatte. Immerhin war es keines Wegs, um ihre Oberweite zu betonen oder ähnliches.. Aber.. wieso, wenn nicht deshalb, hatte sie sie eigentlich dann gewählt? Naja, es war eine Stelle, die man meistens – wenn auch nicht komplett – sehen konnte. Das sollte man auch, schließlich war sie recht stolz auf ihre Gilde und würde sie sicherlich nicht verbergen. Ihr gesamter Rücken war bereits durch ein Drachentattoo besetzt, also war da nichts frei. Zudem war es der Platz über ihrem Herzen. Ja, vielleicht irgendwie kitschig, doch die Schwarzhaarige machte eben keine halben Sachen. Nein, für sie hatte das Tattoo genau den richtigen Platz. Natürlich lockte es auch die einen oder anderen Blicke an, doch da stand sie eben drüber. Sollte man wegen ihr doch gucken. So lange es nicht zu einem Antatschen überging, kam man in der Regel ohne ein Jedes blaues Auge davon. Sie war keines dieser oberempfindlichen und gleich peinlich berührten oder zornigen Weibsbilder, nein. Aber auch als Flittchen konnte man sie keines Falls bezeichnen, schließlich ließ sie auch nicht alles zu oder jeden an sich ran. Ganz. Sicher. Nicht. Maenor hatte das gleiche Zeichen entdeckt, wie er es irgendwo trug – also kein Wunder, dass er starrte. Eben eine.. für wahrscheinlich alle außer ihm amüsante Sache. Doch für’s Erste ließ sie diese nun ruhen, man konnte schließlich auch noch in künftigen Gelegenheiten einmal gut darauf zurückgreifen. Humorvoll genug, sich nicht gleich verletzt zu fühlen, war er bestimmt. Also weiter im Text.
„Freut mich auch.“, gab Lynx als Erwiderung auf.. naja, wie auch immer man es nennen sollte. Ha! Jackpot! Dem Akuma hatte sie direkt mal ein Lachen entlockt! Na das waren doch gleich die besten Voraussetzungen für den Tag und gleichzeitig ein Zeichen dafür, dass sie sich mit den beiden herrlich verstehen würde. Schließlich kam er jedoch mit seinem Spott auf ihre Aussage über den „Quest-Diebstahl vor ihrer Nase“, der sie direkt zu ihm aufblicken ließ. Gott, musste er denn so riesig sein? Gegen ihn fühlte sie sich echt wie ein Winzling – und die waren in der Regel schwach und.. winzig. Naja, Männer eben.. Doch genau wie ihr derzeitiger Wortgefecht-Partner es erwartet hatte, war sie kein Stück empört über seine doch minimal, wenn auch spaßig abgehobenen Worte. Na der hatte aber Ansichten.. „Und da ihr so nette Kerle seid, wollt ihr doch bestimmt nicht, dass ich mir mit diesem Schuhen auf dem Weg zum Laytis & Thylm die Füße ablaufe.. und mich stattdessen tragen~?“, kam es diesmal furchtbar leidend zwischen ihren Lippen hervor, während sie einen ach so gequälten Blick aufsetzte, der in diesem Fall deutlich als Herausforderung galt. Diese richtete sich eindeutig an Ren, da er es war, der so die Beiden so in den Himmel gehoben hatte, und nicht Maenor – dem sie das auch nicht wirklich zumuten wollte. Das Weib wusste, dass der Blauhaarige den Körperkontakt mied. Dass mehr Humor als Ernst in die Aussage gesetzt war, war ihr ebenfalls klar – jedenfalls nahm sie es so auf. Dennoch konnte sie sich diese Aktion hier jetzt nicht verkneifen. Wenn er wirklich so ein netter Kerl war, würde er es doch gerne für sie tun, oder..? Hieß es etwa nun doch Schwanz einziehen? Sie selbst traute ihm ehrlich gesagt nicht zu, auf die Herausforderung einzugehen, immerhin würde das einerseits sicherlich einen seltsamen Eindruck machen, wenn er sie hier durch die Gegend schleppen würde, und andererseits war es ja gerade eher eine humorvolle Atmosphäre.
Als ihre männlichen Begleiter sich dann aber auch in Bewegung setzten, landete sie irgendwie zwischen ihnen. Nicht, dass sie irgendwie den Mittelpunkt oder aber Aufmerksamkeit vom anderem Geschlecht brauchte, nein, eher war es Zufall. Ein Zufall, der allerdings in keinster Weise störte – sie jedenfalls nicht. Schließlich wollte sie beide noch besser kennen lernen, wenn sie schon die strahlenden Helden spielen durften, die sie vor dem Perversling retteten. Naja, jedenfalls wenn sie dies nicht schon selbst übernahm. Vielleicht trug sie einen für den Kampf unpraktischen „Fummel“, doch sie war durchaus geschickt genug, damit zu kämpfen. Vor allem die Schuhe waren eine gute zusätzliche Waffe und teilweise ein umso besserer Magieersatz. Ein Absatz mit Wucht an der richtigen Stelle.. Ouch. Bei unfairen Kämpfen würde das sicherlich die männliche Impotenz bedeuten, ohja. Zudem konnte sie zur Not auch einfach in Unterwäsche kämpfen. Der wenige Stoff würde sie kein bisschen eingrenzen, und ihre Schamgrenze war ebenfalls noch an der richtigen Stelle, um sich nicht die nächsten Wochen im Schrank deswegen verstecken zu müssen. Unterwäsche, Bikini.. außer dem Stoff und vielleicht teilweise der Form gab es da doch eh‘ keinen Unterschied, oder? Somit sollten sich Maenor und Ren besser keine Hoffnungen machen.. wenn es einen Kampf geben sollte, dann bestimmt nicht ohne sie! Von den Gedanken wieder zurückgerissen erreichte der Plan auch schließlich Lynx‘ Ohren. Sie sollte also erst später den Laden betreten, das machte wirklich Sinn. In Begleitung von 2 Männern wäre man wohl zu verschreckt, sich an ihrer Unterwäsche oder auch nur einem Haar zu schaffen zu machen. Also ein wirklich cleverer Plan. Nett, Maenor. Ein wenig Bedenken gab ihr eigentlich nur das Blue Pegasus Zeichen, was sie nach außen hin deutlich als Magierin abstempelte. Was war, wenn der Unterwäschedieb vor diesen zurückschrak? Oder er einfach leichtere Opfer bevorzugte, sollten diese noch vorhanden sein? Wenn letzteres nicht der Fall war, wäre es sogar noch verdächtiger. Eine einsame, einladende Magierin, nachdem alle anderen weiblichen Wesen schon vertrieben worden waren? Naja, in dem Fall konnte sie wohl nur hoffen, dass der Kerl sie, wie einige andere vor ihm, einfach maßlos unterschätzte. Ihr Körper besaß Muskeln, und von denen sicherlich auch zahlreich. Dennoch schrien sie nicht gerade stark nach außen hin, sondern sorgten einfach simpel dafür, dass nichts großartig an ihr schwabbeln konnte – jedenfalls nicht da, wo es unnötig war. Sie sah also eigentlich doch recht normal aus, so nach der möglichen Stärke betrachtet. Ihre Magieart wurde durch ihr Aussehen auch nicht verraten. Zum Glück, anscheinend. Hätte sie gewusst, wie abwertend ihre Begleiter innerhalb der Gilde von Dragon Slayern dachten, wäre sie darüber garantiert nicht sonderlich erfreut gewesen. Sie hatte die Gilde schließlich nicht wegen einer besonderen Behandlung oder etwas dergleichen gewählt. Eher, weil sie nicht wie Lamia Scale so spießermäßig war, und sich ebenso wie sie für Drachen interessierte. Schön, dass sie wegen ihrer Magie und dem Lehrer ihrer Magie höher gestellt wurde, doch weder brauchte sie es, noch wollte sie es. Also wäre es durchaus irgendwie mies, deswegen voreilige Schlüsse über sie zu fassen. Dass der andere Dragon Slayer der Gilde wohl ein Musterbeispiel der eher unerträglichen Seite der Bevorzugung war, konnte sie nicht ahnen – schließlich waren ihre derzeitigen Missionspartner die bisher ersten, zu denen sie in dieser Gilde wirklich Kontakt aufgenommen hatte. Sie war eben noch.. Frischling.
Auf den Plan des Kleineren ging nun auch Ren ein, weshalb ihr Blick von Maenor auf die Seite des Anderem wechselte, und sie ihr Gehör nun diesem schenkte. Hm, die Vorstellung von zwei Kerlen in Damenunterwäsche.. Hey, also sie hätte auch gegen diesen Plan nichts! Zwar würde er wohl nicht gerade das Ziel anlocken, sie dafür aber heftig amüsieren, sodass sie wahrscheinlich vor Beendigung der Mission so wie so einer Lachattacke erliegen würde. Nicht irgendwie, weil ihre Körper uneinladend waren, das konnte sie ja bisher nicht direkt beurteilen, sondern eher.. zwei Magier in Unterwäsche, die einen Dieb versuchen, durch puren Sexappeal anzulocken? Ren und Maenor? Oh Gott, je weiter sie auf diesen Gedanken einging, desto breiter wurde ihr Grinsen, während ihr Blick ins Nichts abdriftete. Zudem amüsierend war auch die Tatsache, dass sie wohl definitiv einen Laden für Damen-Dessous aufsuchen mussten – wo stahl der Dieb seine heiß begehrte Unterwäsche sonst? Also würde es wohl wirken, als seien 2 Freunde auf der Suche nach der passenden Unterwäsche als Weihnachtsgeschenke für ihre Freundinnen, oder wie? Gerade die beiden in so einer Situation.. nun konnte sie auch ein Lachen nicht mehr verkneifen. Das gefiel ihr einfach zu gut, und würde auch noch stattfinden. Dennoch behielt sie ihren Gedanken wohl besser für sich. Nicht, dass die beiden sich deswegen noch etwas anderes einfallen lassen würden. Wobei es wohl eh‘ schon zu spät war, da man ihr bestimmt mehr als deutlich angesehen hatte, dass ihr da gerade wirklich interessante Danken durch den Kopf schossen. Naja, was sollt’s? Schließlich schob sie ihren zu amüsierten Gesichtsausdruck wieder zur Seite und gab die normale Antwort auf Ren’s Frage: „Yep, der Lockvogel ist zufrieden und einsatzbereit.“ „Und viel Spaß beim Shoppen~ ♫”. Man, wenn sie zu Ren hochsah, bekam sie echt das Verlangen, ihn Kyokan oder Dai zu nennen. Kleiner und Großer/Riese, passte doch, oder? Früher oder später würde es ihr sicherlich noch rausrutschen. Aber hey, persönliche Spitznamen haben doch immer was, oder?

Ren brauchte sich selbstverständlich keine Sorgen zu machen, sein bisheriges Verhältnis zu Maenor hatte sich weder durch seinen Witz noch durch seine Aussagen sonderlich verändert. Immerhin waren sie weder schlimm noch verletzend gemeint, und wenn man, wie der kleiner Magier, eben in ein Fettnäpfchen trat, musste man logischerweise mit so einer Reaktion der Begleiter rechnen. Es war dem Schwertkämpfer einfach richtig peinlich gewesen, weshalb er insbesondere froh über den Fakt war, dass das Thema nicht weiter als nötig erörtert wurde. Somit bestand auch die Möglichkeit, nicht als Perversling in den Augen von Ren und Lynx zu enden. Bei dem männlichen Magier machte er sich weniger Sorgen, es war viel mehr Lynx – eine Frau – die solche Sachen nie wissen durften. Nicht, dass ihm etwas Besonderes an ihr lag, nein, das war es nicht. Doch seiner Erfahrung nach tratschten viele Frauen gerne und da konnte so ein Thema ganz schnell aufkommen und sich im Nu in der ganzen Gilde verbreiten. So eine Art von Werbung konnte er nun wirklich nicht gebrauchen, zudem es dann wirklich schwer für ihn wäre, Questpartner zu finden. Oh und vor allem wollte er nicht das hämische Grinsen einer ganz bestimmten Person sehen, welcher er eigentlich überhaupt nie wieder über den Weg laufen musste, wenn es nach ihm ginge. In der Tat, es hatte sich mittlerweile ziemlich viel böses Blut gesammelt, vor allem auf seiner Seite, da er ja derjenige war, der darunter litt. Aber wieder zurück zum Thema, der Fice war wirklich erleichtert, dass nicht noch mehr Witze auf seine Kosten gemacht wurden, denn das hätte ihn nur noch weiter peinlich berührt und sein Kopf wäre so rot geworden wie eine Tomate. Doch es war doch immer wieder erstaunlich, wie schnell Sachen falsch verstanden werden konnten. Das war wohl auch einer der Hauptgründe, warum es so viel Streit auf der Welt gab. Dennoch, sein Fall verhielt sich da etwas anders, da es ja nicht wirklich fair gewesen war. Er hatte sich ja nicht wirklich etwas zuschulden kommen lassen, hatte er doch einfach nur das Blue Pegasus Zeichen betrachtet. Pech nur, dass es eben an einer bestimmten Stelle war, sodass man seinen Blick auch leicht missdeuten konnte. Und als Mann dachten die Leute auch, dass man alle Klischees erfüllte und eben rund um die Uhr nur an das Eine dachte. Das war zwar richtig so, doch bei manchen Personen war es eben stärker, bei anderen wiederum schwächer ausgeprägt.
Die Gruppe hatte sich so langsam in Bewegung gesetzt und mittlerweile sogar den Bahnhof verlassen, während sie in Richtung des Einkaufszentrums liefen. Wie von Geisterhand, hatte sich Maenor, sobald sie im Freien waren, automatisch die Kapuze übe den Kopf gezogen, um auf diese Weise wenigstens ein wenig an Anonymität zu wahren. In solch einer großen Stadt konnte man schließlich leicht erkannt werden und das war ja gerade das, was der braunhaarige junge Mann vermeiden wollte. Zudem es jetzt nicht wirklich auffiel, dass er sich eine Kapuze über den Kopf gezogen hatte. Marokkasu Town war ja die Hauptstadt des Landes und hatte dementsprechend die größte Anzahl an Einwohnern im ganzen Lande. Zudem waren da noch massig Besucher und Touristen, und wo es solch eine große Menge an Leuten gab, dort existierten auch seltsame Leute. Sei es aus privaten oder unbekannten Gründen, es war nicht unbedingt merkwürdig, wenn es einige Leute gab, die es ihm gleich machten und sich eine Kapuze über den Kopf zogen. Andere wollten ihr Haar wohl atmen lassen und griffen deshalb auf mehr oder weniger hübsche Masken zurück. Diese erregten seiner Meinung nach jedoch zu viel Aufmerksamkeit, weshalb er eben auf die altbewährte Methode zurückgriff. In diesem Augenblick vernahm Maenor die Worte der Magierin, ob sie nicht doch jemand tragen wollte. Sie war ja interessant, das musste man zugeben, wenn man alleine nur ihre Schuhe betrachtete. Wer ging denn mit solchen Schuhen auf eine Quest, wo man durchaus in einen Kampf oder ein Gerangel verwickelt werden konnte? Doch sie war nicht interessant genug, um auch noch von ihm getragen zu werden, sicherlich nicht. Schnell merkte er aber, dass er zu lange auf die Schuhe gestarrt hatte und schaute deshalb rasch woanders hin. Aber wie dem auch sei, die Gute konnte schon selbst laufen, was eben zu seiner Reaktion führte. Ein kurzes Auflachen, ehe er zu ihr sprach. "Tut mir leid, ich verzichte." Wenigstens stimmte aber Ren seinem Plan zu, dann konnte ja eigentlich gar nichts schief gehen. Und nein, er selbst würde sich für kein Geld der Welt in Damenunterwäsche zwängen und damit herumlaufen. Da wurde er doch besser an Ort und Stelle von einem Blitz getroffen, als sich dermaßen demütigen zu lassen. Doch mit einer Schätzung lag Lynx falsch, bei Laytis & Thylm handelte es sich keineswegs lediglich um einen Dessouladen für Frauen, vielmehr war es ein großes Geschäft, in denen man alle Arten von Kleidung kaufen konnte. Egal ob alt oder jung, Männlein oder Weiblein, in dem riesigen Geschäft wurde man immer fündig. Sag mal Lynx, begann der junge Mann und drehte sich zu ihrer neuen Partnerin um. "Wie lange bist du denn schon bei Blue Pegasus?" Doch was ihn viel mehr interessierte, warum war die junge Frau denn gerade einer Gilde beigetreten, die ziemlich viele Ähnlichkeiten mit einem obskuren Drachenkult aufwies? "Und warum hast du dich gerade für Blue Pegasus entschieden?" Damit waren seine Fragen fürs Erste auch mal beendet, wer wusste schon, vielleicht würde Akuma ja auch noch was fragen wollen.