Ein neuer Mann erschien auf der Bildfläche und offenbarte, was Neon schon längst vermutet hatte – es gab hier gar keine Ponys. Magnus hatte ihn also an der Nase herumgeführt. Wie konnte Neon nur jedes Mal auf solche Lügen hereinfallen? Er wollte doch nur die kleinen Minipferde sehen, wie sich sich mit ihren Artgenossen lachend auf der Weide herumtollten. Konnten Pferde überhaupt lachen? Ein weiteres Rätsel, welches Neon klären wollte, was nun aber nicht möglich war. Magnus war so ein böser Mensch! Ja, das war er. Was hatte denn der blonde Mann für einen Nutzen darin, den kleinen Jungen einfach so zu veralbern? Und wieso musste dieser Neuankömmling seine Freude über das baldige Sehen einer Ponyherde einfach so zerstören? Neon hatte diesem Mann doch wirklich absolut gar nichts getan.

Der Fremde stellte sich selbst als Minato vor und stand dann neben ihnen, wie bestellt und nicht abgeholt. Neon jedoch interessierte dies gar nicht mehr, da er viel zu sehr enttäuscht von Magnus Hochverrat war. In seinem Kopf ratterte es wieder und ein Kampf entbrannte, ob er entweder wütend oder traurig sein sollte, darüber, dass man ihn hier so dermaßen billig auflaufen gelassen hatte. Doch wozu zwischen den beiden Emotionen entscheiden, wenn man auch gleich beide ausleben konnte? Tränen liefen die kleinen runden Wangen des Jungen herunter, während er sich bereit machte dem Jungen ein wahres Feuerwerk an wütenden Begriffen zu bescheren. „Magnus, du bist ein sehr, sehr, sehr, seeeeehr gemeiner Mensch! Wieso lügst du mich denn an? Du bist aber nicht gerade gut erzogen! Dein Papa hat dir nicht beigebracht, dass man nicht lügen soll, oder?“ Doch er wollte gar keine Antwort hören, dazu war er viel zu aufgebracht. Dass Magnus ihm kurz vorher ein paar Möglichkeiten zur Auswahl gestellt hatte, bekam allerhöchstens Minato mit, aber Neon war in diesen Momenten viel zu sehr in seinem eigenen Gedankengang gefangen. Viel zu wütend, wie er gerade war, um noch ein weiteres Wort herauszubekommen, entfernte er sich von der Gruppe und setzte sich mit verschrenkten Armen unweit der Gruppe auf den Boden und zeigte dieser nur seinen Rücken. Minato hatte zwar nichts wirklich getan, brachte aber den Stein erst ins Rollen und bekam deshalb ebenfalls die kalte Schulter gezeigt. Magnus musste sich nun etwas einfallen lassen, um den Jungen wieder auf seine Seite zu ziehen, denn Neon ließ sich bekanntlich ja nicht so einfach so von Sachen ablenken und abbringen. Die Voraussetzung war hier selbstverständlich, dass Magnus überhaupt daran Interesse hatte, aber daran bestand für Neon keinerlei Zweifel.

Minato verschränkte seine Hände hinter dem Kopf und betrachtete seinen Gegenüber mal genauer. Der blonde Typ war ein wenig größer, als er selbst und recht gut gekleidet, sofern Minato das beurteilen konnte. Hoffentlich war er nicht ganz so spießig wie die meisten, die so auftraten wie er, aber das interessierte ihn doch nicht so wirklich, er hatte Hunger und das war viel schlimmer, daher sah er sich schon mal suchend um. „Ich wollte Neon ja eigentlich nicht ganz so weit aus der Stadt führen. Aber wenn Neon will, kannst du uns ja bis zur Weide begleiten.“ Minato sah zu dem kleinen Mädchen, das, wie er nun wusste, Neon hieß, war sich aber bei genauerer Betrachtung nicht mehr ganz sicher, ob es sich wirklich um ein Mädchen handelte. Vielleicht lag es an dem Gesicht, das bei näherer Begutachtung, eher etwas männlicher wirkte, als weiblich, aber ihm war das relativ egal, solange ein guter Charakter vorhanden war, und sah dann wieder zurück zu dem blonden. Was hatte er gerade gesagt, mitkommen? Minato überlegte sich das kurz, was so viel bedeutet wie, er ließ es sich eine Sekunde durch den Kopf gehen. Er konnte sich auch unterwegs etwas zu essen suchen, dachte er sich dabei und nickte lächelnd. "OK, ich komme gerne mit, habe gerade sowieso nichts vor."

Abwartend sah er nun zu Neon, während sein Magen sich wieder meldete, da fing sie oder er, auf einmal an zu weinen. Oh Gott was war den jetzt los, schoss es ihm durch den Kopf, war das seine Schuld, das hatte er nicht gewollt. „Magnus, du bist ein sehr, sehr, sehr, seeeeehr gemeiner Mensch! Wieso lügst du mich denn an? Du bist aber nicht gerade gut erzogen! Dein Papa hat dir nicht beigebracht, dass man nicht lügen soll, oder?“, schrie Neon den blonden an. Minato wusste zwar nun, wie der Blonde hieß, aber das war gerade nicht so wichtig. Plötzlich setzte sich Neon etwas abseits auf den Boden und drehte ihnen den Rücken zu. Er ging auf sie zu, "Ehm, Neon, so ist doch dein Name oder? Wenn du wirklich unbedingt diese Ponys sehen willst, dann werde ich dir welche zeigen. Das verspreche ich dir, aber hör bitte auf zu weinen."

Zufrieden von seinen überwältigenden Plänen lächelte Magnus noch immer, ehe er bemerkte, dass Neon ihm wohl gar nicht zugehört hatte. Weder ihm, noch Minato, der eigentlich gerade zugesagt hatte, mit den beiden auf die Weide zu gehen. Nach Magnus Berechnungen zu Folge müsste Neon nun eigentlich Freudensprünge machen, sich nicht mehr einkriegen vor Gekicher und das Plappern anfangen, als ob es kein Morgen gäbe. Doch nichts dergleichen traf ein. Nicht mal ansatzweise. „Ohje, dieser Gesichtsausdruck…“, dachte Magnus noch, als er Neon ansah und voller Entsetzen feststellen musste, dass er diese Mimik schon kannte. Kaum hatte er dies gedacht, schossen die Tränen schon wie Sturzbäche aus den Augen Neons und ein Schwall wütendes Gebrabbel folgte sogleich. Neon beschuldigte ihn nun tatsächlich damit, dass Magnus es von den beiden war, der nicht gut erzogen war. „Hat sie mir also doch zugehört…“, dachte er nun wieder ein bisschen stolzer und vergaß dabei fast, was ihm vorgeworfen wurde. Immerhin hatte Neon die Worte Magnus von vorhin tief verinnerlicht, sonst würde sie/er ihn nicht in dieser Art und Weise darauf aufmerksam machen. Noch ehe Magnus weiter reagieren konnte machte Neon am Absatz kehrt und setzte sich mit dem Rücken zu den beiden jungen Männern in einiger Entfernung auf den Boden. Und zurück blieb der nun wieder peinlich berührte Magnus. Kaum hatte sich Neon nämlich abgewandt, fiel Magnus auch wieder ein, vor welch unglücklicher Situation er jetzt eigentlich wieder stand und es waren zwar nicht so viele Menschen hier, wie vorhin im Park, genauer gesagt niemand sonst außer Minato, aber genau der stellte hier wieder ein Problem dar, denn Magnus kannte ihn so gut wie gar nicht und was musste er nur über Magnus denken, wenn er hier das kleine Kind zum Weinen brachte?! „Ich kenn dieses Mädchen übrigens auch überhaupt nicht.“, stellte er dann schnell klar, um sich irgendwie vor Minato zu rechtfertigen. Dieser dachte aber wohl gar nicht daran, dass Magnus ein schlechter Mensch wäre, sondern ging zum bockigen Neon und fragte noch einmal, ob er vielleicht nicht doch zu Weinen aufhören und sich stattdessen die Ponys zeigen lassen wolle. Wieso ist Magnus nicht auf so was gekommen? Ach genau, weil er einfach nicht weiß, wie er in einer solchen Situation mit Menschen umgehen soll. Nun war er doch ein wenig erleichtert, dass Minato auch hier war. Angestrengt dachte er nun nach, was er noch sagen könnte, um Neon wenigstens ein bisschen zu beruhigen. Mochten Kinder es nicht, wenn man ihnen irgendeine Belohnung darstellte? Das zieht doch auch oft mit Süßigkeiten! Aber Magnus hatte nichts derartiges bei sich. Er sah sich kurz um, in der Hoffnung irgendetwas zu entdecken, was er Neon anbieten konnte. War da nicht… genau! Sein Buch! Neon hatte es sich ja vorhin schon unter den Nagel gerissen. „Äh… ja genau. Wieso wollen wir nicht einfach die Herde suchen? Und um dir die Zeit bis dahin zu vertreiben… kannst du ja ein bisschen in meinem Buch lesen…“, es fiel ihm wirklich schwer, diesen Satz zu sagen. Sein heiliges Buch in den Händen Neons. „Sei stark.“, dachte er gleichzeitig, ehe er ein Lächeln aufsetzte und noch hinzufügte: „wie fändest du das?“

Erst kam also Minato und Magnus hatte nicht einmal die Freundlichkeit ihn sofort zum besänftigen. Neon hatte schon längst aufgehört zu weinen und saß mittlerweile nur noch divenhaft am Straßenrand. Minato wollte ihm sofort eine Weide voll mit Ponys zeigen, wenn er doch nur aufhören zu weinen. Neon hatte seinen Teil der Abmachung also bereits eingehalten und sein Interesse war geweckt. Als dann Magnus jedoch noch ankam und ihm das Buch anbat, welches er lesen konnte, solange sie auf den Weg zum Ponyplatz waren, war er endgültig beschwichtigt. Mit den Fingern, mit denen er bis eben noch im Sand Bilder von einem wunderhübschen Pony gemalt hatte, man sollte anmerken, dass Neons künstlerische Fähigkeiten noch unterentwickelter waren, als seine sozialen Interaktionsmöglichkeiten, griff er sofort danach und blätterte wild los, auf der Suche nach noch mehr Bildern. Dass er dabei auf mehreren Seiten dicke, fette, dreckige Fingerabdrücke hinterließ, war ihm weniger bewusst und er war sich sicher, dass man diese später einfach mit einem Stück Seife und ein wenig Wasser abwaschen konnte, schließlich war es ja nur Dreck. Als er ein besonders schönes Bild gefunden hatte, wandte er sich an seine beiden besten Freunde. „Magnus, Minato! Schaut mal: ein Pony!“ Mit einem Freudestrahlen, welches von einer Wange zur anderen reichte, starrte er in die beiden Gesichter, bis sie sich weiter auf den Weg machten. Dass er hierbei Magnus einige besonders schöne Fingerabdrücke offenbarte, machte ihm wieder einmal eher weniger Sorgen, dieser hatte ihm das Buch ja gegeben und hatte sicherlich mit so etwas gerechnet und würde deshalb mit absoluter Wahrscheinlichkeit nicht sauer werden. Doch wenn er sich so überlegte, wusste er eigentlich gar nichts über die beiden Männer, die ihn hier so bereitwillig begleiteten. Konnten die beiden Herren dann wirklich seine allerbesten Freunde sein? Vielleicht sollte er erst einmal etwas über sie in Erfahrung bringen, bevor er diese als solche bezeichnete, auch wenn er behaupten konnte, dass er ihnen auch nichts von ihm erzählt hatte. Magnus wusste zwar, dass er ein Magier der Gilde von Lamia Scale war, aber Neon wusste nicht, dass er ihm unwissentlich sein Zeichen offenbart hatte. „Sagt mal, was treibt ihr eigentlich so? Magnus sieht eher aus, wie ein... Büchereiordnungsmensch!“ Ja, da hatte Neon aber gut kombiniert. Magnus hatte optisch rein gar nichts von einem Bibliothekar und kombinierte gewitzt, dass er einer sein musste, da er ja ein Buch bei sich trug. Minato allerdings... Er hatte noch nicht sonderlich viel von sich preisgegeben und deshalb konnte er sich nicht vorstellen, was dieser für seine Brötchen tat. „Minato ist sicherlich... eiiiin... Naturuntersucher!“ Ja, er schien direkt aus dem Busch zu kommen, als er die Beiden auf dem Weg traf und deswegen musste er ja ein Biologe sein. Tja, Neon hatte die beiden Herren eiskalt durchschaut und lief mit einem neunmalklugen Gesichtsausdruck der Gruppe voran, obwohl er keinerlei Ahnung hatte, wo es zur Weide ging.

Mit Zufriedenheit sah er, das Neon aufhörte zu weinen, und als Magnus ihr/ihm ein Buch über Ponys gab, schien alles wieder in Ordnung zu sein. Minato atmete erleichtert auf, als mit Neon wieder alles gut zu sein schien, denn er konnte es überhaupt nicht haben, wenn jemand weinte. Ruhig und mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, sah er zu, wie Neon das Buch mit seinen/ihren dreckigen Fingern, mit dem er/sie gerade noch im Dreck rumkritzelte, bearbeitete. Das wird Magnus bestimmt nicht sonderlich gefallen, dachte er und ging dann mal vor, um zu der Ponyweide zu gelangen. Plötzlich wandte sich Neon freudestrahlend an Magnus und ihn und zeigte ihnen, mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, ein Bild aus dem Buch. „Magnus, Minato! Schaut mal: ein Pony!“ Minato schaute sich das Bild an, "Ja das ist schönes Pony", meinte er dann, ebenfalls mit einem Lächeln, denn Neons gute Stimmung, schien anzustecken.

Nachdem sie eine kleine Weile gelaufen waren, fing Neon an sie zu fragen, was sie eigentlich so machten. „Sagt mal, was treibt ihr eigentlich so? Magnus sieht eher aus, wie ein ... Büchereiordnungsmensch!“ Bei dem Begriff Büchereiordnungsmensch, musste er lachen und dachte kurz darüber nach. Er wusste natürlich nicht, wer Magnus genau war, aber für einen, wie Neon es nannte, Büchereiordnungsmensch, hielt er ihn nicht. „Minato ist sicherlich ... eiiiin... Naturuntersucher!“, machte sie/er dann weiter. Wie kam sie/er denn darauf, dachte er und wandte sich freundlich an Neon. "Es stimmt zwar, das ich mich in der Natur ein kleinen wenig auskenne und öfters mal ein Nickerchen im freien halte, aber ein ... Naturuntersucher, bin ich nicht. Um genau zu sein, bin ich ein Magier." Jetzt war er aber auch neugierig geworden. "Und du was machst du eigentlich?", fragte er nun Neon.

Es klappte tatsächlich! Natürlich hatte Magnus schon damit gerechnet, dass diese Psychoschiene ziehen würde, aber erstaunt war er trotzdem. Verblüffend schnell versiegten die Tränen Neons und ein Lächeln machte sich wieder breit. Auch Magnus Stimmung hob sich wieder, da er stolz auf sich und seine Einfälle war, doch dann fiel ihm wieder ein, dass er Neon ja das Buch geben musste. Versprochen war versprochen, jetzt konnte er nicht mehr zurück. Als er bemerkte, dass kein Weg dran vorbeiführte, da Neon auch schon mit großen, gierigen Augen auf sein Buch starrte, verfinsterte sich Magnus Gemüt wieder. Sein einziger Gedanke war „Bitte lass ihn nichts dreckig machen…!“. Er musste sich wirklich stark am Riemen reißen, um nicht selbst gleich loszuheulen und der unqualifizierte Kommentar von Neon, dass in diesem PONYbuch tatsächlich Bilder von Ponys abgedruckt waren, wer hätte das gedacht, machte es nicht gerade besser. Gerade wollte Magnus Neon darauf hinweisen, als dieser ihm und Minato schon die entsprechende Seite entgegenstreckte. „NEON!“, entfuhr es Magnus mehr als laut, als er die fetten, dreckigen und wirklich ekelhaften Fingerabdrücke von dem Kind auf der Seite bemerkte. Das durfte doch wirklich nicht wahr sein! Wie alt war Neon denn bitteschön? Glaubte er etwa, das könne man einfach so abwaschen? Wieso hat Magnus bloß sein Buch hergegeben. Wieso?! Die Adern in Magnus Kopf fingen stark an zu pochen und sein Gesicht war sicher schon ganz rot angelaufen vor lauter Wut. Doch Magnus kam aus gutem Hause und wusste, dass ein Wutausbruch nicht gerade von guter Erziehung zeugte. Er musste sich irgendwie anders abreagieren, denn dieses Kind anzuschreien half nun auch nichts. Außerdem wusste Magnus, dass es dann sicher schon wieder anfangen würde zu heulen, allerdings war ihm das langsam relativ egal. Sein Buch war jetzt wichtiger! Wie passend, dass die drei gerade mitten auf einem Feldweg waren, an dessen Rand einige Büsche und Bäume wuchsen. Schnell packte er sich einen Ast, brach ihn ab und nahm ihn in beide Hände, nur um ihn noch einmal in der Mitte zu zerbrechen. Dann fuhr er schnell fort, um den anderen beiden gar keine Möglichkeit zu geben dies als Wutausbruch zu deuten. „…ja, damit liegst du ganz richtig. Das ist ein Pony. Man könnte natürlich auch meinen es wären Frösche in diesem Pferdebuch abgedruckt aber nein, du hast da wirklich ein geschultes Auge. Das ist tatsächlich ein Pony.“, noch immer musste er sich anstrengen ruhig zu bleiben. Minato schien der Fleck im Buch gar nicht zu stören. Ob er auch so ein Literaturbanause war, der sich nicht um den Erhalt von Büchern scherte? Neon schien sich fürs erste allerdings zufrieden gegeben zu haben und fing an, Magnus und Minato komische Dinge zu fragen. „Dieses Wort gibt es leider gar nicht.“, kommentierte Magnus nur die alberne Frage von Neon, wohingegen Minato gleich auf das Gespräch mit einging. Er war also auch Magier! „In welcher Gilde bist du denn, Minato?“, wollte Magnus nun wissen, endlich mal eine Ablenkung von der Büchersache. „Ich bin von Fairy Tail.“, fügte er noch hinzu, da dies seiner Meinung nach eine wichtige Information über seine Person war. Neon hingegen wollte er eigentlich ignorieren, aber dann fiel ihm auf, wie dumm es eigentlich aussehen musste, dass er diese Aststücke in Händen hielt. „Brauchst du einen Wanderstock?“, wandte er sich also an das vermeintliche Mädchen und bot ihr einen der Stöcke an.

Wieso schrie der blonde Mann schon wieder seinen Namen? Hatte er schon wieder etwas falsch gemacht? Diesem Magnus konnte man aber auch wirklich nichts recht machen. Immerzu hatte er irgendetwas zu meckern oder bestimmte über dies und das. Wenn er partout keine Lust darauf hatte mit ihm zum Ponyhof zu laufen, dann sollte er doch einfach kehrtmachen und sich auf seine Parkbank zurückverkrümeln. Doch für solcherlei wütende Gedanken war absolut keine Zeit, denn erst jetzt wurde ihm die eigentliche Bedrohung dieser Situation bewusst. Zwar versetzte es ihm einen Schlag, als er mit alles Schlussfolgerungen, die er gestellt hatte, falsch lag, aber die eigentliche Enthüllung der Okkupationen der beiden Männer bereitete ihm Sorgen. Beide Männer waren ebenfalls Magier und da Neon beide nicht kannte, waren sie wohl oder übel aus anderen Gilden, als Lamia Scale. Hatte Magnus ihn deshalb so weit aus der Stadt begleitet? Wollte der Mann ihn hier draußen um die Ecke bringen, damit Lamia Scale geschwächt wurde? Natürlich wusste der Mann nicht, aus welcher Gilde er kam – den Fakt, dass Neon ihm das Zeichen quasi ins Gesicht geschlagen hatte, übersah er gekonnt – dies würde ihn aber nicht davon abhalten, ihn zu massakrieren, wenn er erfuhr, dass er nicht aus Fairy Tail war, wo Magnus offensichtlich herkam. Dieser bot ihm einen Gehstock an, den er aus gefundenen Ästen geschickt gebastelt hatte, doch Neon war sich ziemlich sicher, dass dies auch nur eine Falle des blonden Schönlings war. Außerdem war er in Gedanken ziemlich beschäftigt, weshalb er gar nicht näher auf die Frage einging.
Neon hatte sich also wieder einmal selbst ziemlich in den Schlamassel gerissen und überlegte, wie er hier schnell und heil wieder herauskam. Sollte er sie angreifen und hoffen, dass sie nicht stark genug waren, um Nocturnas Magie zurückzuhalten? Allerdings konnte Neon nicht einmal ansatzweise einschätzen, was für eine Magie die beiden beherrschte, noch konnte er sagen, auf welchem Stand die Herren waren. Los Kopf, lass dir was einfallen! Irgendwie musste er doch aus der Situation herauskommen. Neons Kopf kam zu der Erkenntnis, dass es das einfachste wäre, direkt mit dem Kopf durch die Wand zu stürmen. Hatte man erwähnt, dass Neons Kopf nicht gerade das intelligenteste auf diesem Waldweg war? Auf Minatos Frage reagierte er also, indem er ein Stück weghüpfte und dann aus einigen Metern triumphierend rief: „Als wenn ihr das nicht wisst! Ihr habt mich auf diesen Weg gelockt, damit ihr mich hier überfallen könnt. Aus irgendeinem Grund wisst ihr, dass ich aus Lamia Scale komme, doch ich habe euch überführt!“ Neon war ja so gewitzt.

Minato war etwas überrascht, als Magnus ihm sagte, das er aus Fairy Tail kommt. Er hätte ihn, aufgrund seines Verhaltens, eher einer anderen Gilde zugeordnet. Trotzdem fand er es schön, einem aus seinen Reihen, gefunden zu haben. Als Magnus ihn nun fragte, aus welcher Gilde er komme, zog Minato den rechten Ärmel seiner Jacke etwas zurück, so dass man das Gildenzeichen auf seinem Unterarm sehen konnte und zeigte es Magnus. "Hier wie du siehst, bin ich ebenfalls bei Fairy Tail", sagte er dann mit einem stolzen Lächeln. Ja stolz war er darauf bei Fairy Tail zu sein und das konnten Magnus und auch Neon ruhig sehen. Er lies den Ärmel wieder runter und sah zu Neon, da er ihn ja gefragt hatte, was er so mache.
Dieser sprang aber plötzlich ein Stück zurück und beschuldigte, Magnus und ihn, dass sie wohl geplant hätten, ihn zu überfallen, um so seine Gilde zu schwächen. Dabei erfuhr Minato nun auch, das Neon aus Lamia Scale kam. Neon schien wohl ein wenig paranoid zu sein, dachte er sich und hob beschwichtigend die Arme. "Niemand will dich hier überfallen, wie kommst du nur auf so was? Bis vor einer Sekunde wusste ich ja noch nicht mal, aus welcher Gilde du kommst. Und Magnus habe ich ebenfalls gerade erst kennengelernt, wie sollen wir so einen Überfall planen? Du wolltest Ponys sehen und die wollte ich dir zeigen." Minato zeigte nun, etwas weiter den Weg entlang. "Siehst du da drüben? Dort ist eine Weide mit Ponys, wie ich es dir gesagt hatte." Man konnte dort, wohin er zeigte, eine kleine Weide erkennen, auf denen ein paar Ponys grasten. Er hoffte das sich Neon wieder fangen würde, er hatte nämlich keine Lust hier zu kämpfen. Da er nun wusste, das Neon einer Gilde angehörte, wusste er auch, dass er es mit einem Magier zu tun hatte.

Noch immer hielt Magnus Neon den Stock hin, doch er bemerkte gar nicht, dass Neon nicht danach griff, wie er es wohl normalerweise getan hätte. Magnus hatte keinen blassen Schimmer, welche Verschwörungstheorien der Junge gerade aufstellte, obwohl man bei genauerem Betrachten wohl gemerkt hätte, dass etwas mit dem Kind nicht stimmte. Hätte man ihn nur ein wenig aufmerksam beobachtet wäre die plötzliche Stimmungsschwankung von freundschaftlich auf feindlich sofort aufgefallen. Aber all dies ging an Magnus vorbei, denn er konzentrierte sich im Moment eher auf Minato, der wie sich gerade herausgestellt hatte auch aus der Gilde Fairy Tail kam. So ein Zufall aber auch! Hier rannten wohl mehr Magier herum als Magnus dachte. Gerade wollte er noch etwas zu Minato sagen, ihn fragen wie lang er schon dabei war und solche Sachen eben, als er von lauten Vorwürfen aus Neons Richtung unterbrochen wurde. War die Kleine jetzt total verrückt? Wieso sollte Magnus ein so nerviges Balg entführen wollen? Damit es ihm noch mehr Flecken auf seine Bücher machte? Nein, danke. Magnus wollte doch nur höflich sein und Bildung in die Welt bringen! Wieso musste das immer jeder falsch interpretieren? Ja, Magnus fand sich gerade persönlich sehr angegriffen. Ihm so was vorzuwerfen, tz. Bevor Magnus aber irgendetwas äußern konnte, kam ihm Minato wieder zuvor. Magnus dachte wohl einfach immer zu viel nach. Wie Blondie sich das schon gedacht hatte, war es auch nicht Minatos Absicht, das kleine Mädchen zur Strecke zu bringen. Natürlich, wieso sollte er denn auch? Hier musste wohl einiges geklärt werden. Ja, Erklärungen waren eigentlich nie verkehrt und Magnus war in solchen Sachen mehr als geübt. Es waren meistens eigentlich die einzigen Gesprächsthemen, die der junge Mann zu bieten hatte. „Ja, ich wusste von Anfang an, dass du aus Lamia Scale kommst, aber ich denke das wird jeder wissen, der mit dir ins Gespräch kommt, denn eine offensichtlichere Stelle konntest du dir eigentlich nicht für dein Gildezeichen auswählen.“, begann er, er hatte irgendwie im Gefühl, dass dies eine längere Rede werden würde. „Ich hab mich auch nicht in den Park gesetzt, weil ich die Absicht hatte irgendwen zu überfallen. Nein, ich wollte einfach mein Buch lesen.“, dabei klang er etwas genervt, denn er musste wieder an die fetten Fingerabdrücke auf seinen geliebten Seiten denken. Wenn hier jemand ein Opfer war, dann war das seine Lektüre, das war ja schon mal klar. Ach, sein armes, armes Buch. Fast wäre er wieder in Gedanken versunken, in stiller Trauer um sein Eigentum, doch es gab hier noch eine Sache zu klären! „Und ich habe dich nur begleitet, weil du ein kleines Mädchen bist, das sich hier noch weniger auskennt als ich.“, kaum hatte er diesen Satz gesagt, wollte er ihn am Liebsten wieder rückgängig machen. Er hatte gerade tatsächlich zugegeben, sich nicht richtig in der Stadt auszukennen! Ach, diese Gespräche hier machten ihn schon ganz durcheinander. „Ich hätte dir gern etwas über die Ponys erklärt, aber wenn du nicht willst…“, fügte er dann noch schnell hinzu, atmete schwer aus und verschränkte dann die Arme vor der Brust.

Die beiden waren auch noch in derselben Gilde? Das machte ihren Plan nur noch auffälliger. Sie hatten eindeutig vor ihn auszurauben, obwohl Neon doch gar nichts ansatzweise Wertvolles bei sich trug. Ach ja, er war aus einer verfeindeten Gilde, sie mussten also darauf abzielen, dass sie diese dadurch höllisch schwächen würden. Doch woher wussten sie denn, dass er ein Dragonslayer war und dadurch besondere Kräfte hatte? Beide versuchten sich nun gegen seine Vorwürfe zu wehren, doch er wusste, dass die beiden sich nur herausredeten. Von wegen, er setzte sich nur in den Park um zu lesen und hatte keinerlei Intention ein Mädchen zu entführen. Neon war auch kein Mädchen, also wollte er ja auch einen Jungen von der Straße schnappen. Was wohl Nocturna davon dachte, wenn man sein geliebtes Ziehkind als Geisel nehmen würde? Würde er überhaupt davon erfahren und dann kommen und die Übeltäter schnappen? Er würde ihn ja erst wiedersehen, wenn er seinen Auftrag erfüllt hatte. Solange, das hatte der Drache gesagt, würde er ihn nicht empfangen und sich unauffindbar machen. Doch halt, hatte Magnus etwa ihn mit dem Mädchen gemeint? War es denn nicht offensichtlich, dass Neon ein Junge ist? Doch noch viel wichtiger: PONYS?! Der Verschwörungsversuch war sofort vergessen und er rannte geschwind, wie der Wind in Richtung des umzäunten Gebiets. Als er an dem Zaun stand, kletterte er direkt auf die ersten Sprossen, dass er darüber sehen konnte. Lauter kleine Minipferde! Es waren also wirklich Ponys hier, Magnus hatte also nicht gelogen! Den Fakt, dass er eigentlich gerade zugegeben hatte, dass er keine Ahnung hatte, wo eine Weide war, ignorierte er gekonnt, da er das gar nicht mehr wahrgenommen hatte. Die Ponys hatten seine ganze Gefühlswelt schon auf den Kopf gestellt und er saß förmlich strahlend vor Freude am Zaun, bis auch der Rest der Gruppe aufgeholt hatte und neben ihm stand. „MINATO, MAGNUS, PONYS!“ Sicherlich hatten die beiden die kleinen Pferde nicht sofort erkannt, weshalb Neon ihnen dies lieber mitteilte, damit sie nicht dumm nach Hause gingen. Immer wieder wippte er hin und her, weil er sich vor Freude kaum halten konnte, bis ihm einfiel, dass es noch eine Sache zu klären gab, die er aber eher als beiläufiges Ereignis abtat. „Übrigens Magnus, ich bin ein Junge.“, sagte er ihm und grinste ihm breit ins Gesicht, bis er sich wieder den Ponys zuwandte. Er würde am liebsten herinspringen und mit ihnen springen und lachen. Neon war sich sicher, dass auch sie mit ihm lachen wollten, denn es waren Ponys und sie waren immer glücklich. Wieso sollte man auch unglücklich sein, wenn man so klein und süß war? Fröhlich summte er, während er weiterhin die kleinen Hottehühs beobachtete. Freizeit war doch so schön.