Charakterdatenblatt[/size]

Charakterbild


"Hear Me Roar!"

Persönliches

Nachname: du Couteau
Vorname: Sarina
Spitzname: Lionceau, so wurde sie zumindest von ihrer Mutter und Oma genannt
Geburtstag: 23. Juli
Alter: 15 Jahre
Größe: 1,72 m
Gewicht: Gewicht verraten … ernsthaft?
Haarfarbe: Dunkelbraune bis schwarze, dicke Haare wuchern auf Sarinas Kopf
Augenfarbe: Ein wunderschönes, dunkles Bernstein
Geschlecht: Na weiblich, natürlich!
Gilde: Frisches, aber stolzes Mitglied von Lamia Scale
Gildenzeichen: Auf dem rechten Schulterblatt; Farbe: Dunkelbraun
Geburtsort: Die fortschrittliche Hauptstadt Marokkasu
Wohnort: Nahe den heißen Quellen Hosenka Towns

Erscheinungsbild:

Aussehen: Fangen wir zu allererst mit dem Gesamtbild an und arbeiten uns dann von oben nach unten durch.
Bei Sarina handelt es sich nicht um eine besonders große Frau. Mit gut 1,70 Metern fällt sie wohl genau in den Bereich des Durchschnitts. Auch gehört sie nicht zu der Sorte Frau, die nur noch aus Haut und Knochen besteht. Sarina hat durchaus etwas mehr auf den Knochen und genügend Kurven für ihr Alter, wobei man Muskelmasse nicht mit Fett verwechseln sollte. Sie trainiert täglich und da ist es nur natürlich, dass man ihr diese Disziplin auch ansieht. Kurz gesagt: Die großen, starken Jungs müssen kaum Angst haben, Sarina aus Versehen zu zerbrechen.
Auf ihrem Haupt liegt eine dunkelbraune Löwenmähne. Offen wuscheln und locken sie sich bis zu Sarinas Schulterblättern, doch da sie meistens zu einem hoch angesetzten Pferdeschwanz zusammen gebunden (und öfters mal verdreckt) sind, kann man dieses Phänomen nur sehr selten beobachten. Kräftige, dunkle Brauen über den bernsteinfarbenen Augen und eine gebräunte Haut sorgen für ein eher südländisches Aussehen. Verbunden mit markanten Wangenknochen und einem breiten Kiefer, sieht man Sarina selten als kleines Püppchen an.
Für eine Frau ein breites Kreuz, kräftige Schultern sowie Arme und eine ausgeprägte Hüftgegend geben Sarina den Eindruck einer mürrischen Kämpfernatur, was aber nur bedingt der Wahrheit entspricht. Auch wird sie oft älter eingeschätzt als sie eigentlich ist – ob das nur an ihrem Aussehen liegt oder ihre Erlebnisse sich irgendwie in ihrer Mimik widerspiegeln ist eine gute aber unbeantwortete Frage.
Ob man Sarina nun als natürliche Schönheit ansieht oder nicht liegt wie immer ganz im Auge des Betrachters, allerdings hat die junge Frau die Erfahrung gemacht, dass die Meinungen diesbezüglich gerne mal sehr auseinander gehen.

Kleidung: Was Sarinas Garderobe angeht, so hält sie sich eng an die Traditionen ihrer Familie. Das bedeutet, dass für den Anfang schonmal auf den meisten ihrer Kleider ein Löwenmotiv in irgend einer Form angebracht oder aufgenäht ist. Sarina ist stolz auf ihre Herkunft und schämt sich auch nicht, das zu zeigen. Des weiteren hält sie sich auch von langen Kleidern, eng geschnittenen und körperbetonten oder formellen Klamotten fern. Sie hat zwar kein Problem mit ihrem Körper, versteht es nur nicht, warum Frauen sich die ganze Zeit hübsch machen sollten. Ihre favorisierte Wahl wäre die klassische Form von dunkelbraunem Hakama und gold-schwarz verziertem Kimono, wobei beide gerne etwas lockerer getragen werden dürfen. Sarina legt großen Wert auf Bewegungsfreiheit, weshalb auch Kimonos nicht sehr eng an ihren Körper gepresst werden.

Besondere Merkmale: Unwiderruflich angebrachte Merkmale? Zum einen eine Narbe sowohl auf der Vorder- als auch Rückseite ihrer rechten Schulter. Direkt darüber? Ein großes, dunkelbraunes Zeichen der Gilde Lamia Scale.
Was Schmuck angeht, so trägt Sarina stets ein Lederarmband mit goldener Löwenschnalle. Und wenn das nicht noch genug Löwenpower ist, kann man an ihrem Obi auch noch einen silbernen Löwenkopf baumeln sehen. Nicht zu vergessen die Raubkatzen auf der Saya ihres Schwertes, welches stets an ihrer Seite ist. Man erkennt sehr schnell: Entweder ist Sarina stolz auf ihre Familie oder... mag Löwen einfach nur viel zu gern.
Eine merkwürdige Angewohnheit der jungen Frau ist es, die rechte Seite ihres Kimonos immer mal wieder abzustreifen, wodurch ihr Gildenzeichen entblößt wird und sie ihre Zugehörigkeit und Treue aller Welt zeigt.


Charakter

Benehmen: Für Sarina ist es sehr wichtig, dass sie prinzipiell allen Menschen erst einmal mit Respekt und Höflichkeit begegnet – sie selbst möchte es nämlich nicht anders. Nur die wenigsten Menschen haben es wirklich verdient, wie Dreck behandelt zu werden. Außerdem fehlt Sarina zwar nicht das Selbstvertrauen zu herabwürdigendem Verhalten, aber schlichtweg der notwendige Charakter. Wie selbstverliebt muss man sein, um sich für jemand besseren zu halten, wenn man sein Gegenüber kaum kennt?
Auch stellt sie Leuten, die sie noch nicht sehr lange kennt, keine persönlichen Fragen. Sie vertritt die Ansicht, dass wichtige Dinge früher oder später eh zur Sprache kommen werden, daher muss man auch niemanden in die unliebsame Situation bringen, etwas erzählen zu „müssen“. Das endet meistens doch eh nur in Problemen und Streitigkeiten.
Allgemein gesprochen tritt Sarina mit gehobenem Kopf, also sehr selbstbewusst, auf. Sie besitzt eine gewisse Präsenz in einem Raum, wenngleich sie es in keinster Weise darauf anlegt. Sarina wirkt vertrauenswürdig und verlässlich. Sie scheut sich nicht davor, eigene Ideen kund zu tun oder die anderer Menschen zu kritisieren und bemüht sich dabei immer, nicht respektlos zu werden.
Sie lässt sich sehr ungern unterbuttern und hat kein Problem damit, ihren Mund aufzumachen und zu sagen, was sie im Moment für ein Problem hat. In dieser Hinsicht ist sie erstaunlich direkt und ehrlich, was manchmal – aber auch nur manchmal – fehl am Platze wirkt.
Sarina ist zwar stets um Professionalität, Würde und Fassung bemüht, erwischt sich aber leider Gottes oft selbst dabei, wie sie bei Geräuschen erschreckt zusammenzuckt und sich an diese schrecklichen Minuten ihrer Vergangenheit erinnert fühlt. Wann immer das passiert ist es ein sehr unangenehmes Erlebnis und man kann Sarina anschließend einige Zeit deutlich aufgewühlter als normalerweise antreffen.

Persönlichkeit: Um Sarinas Persönlichkeit zu verstehen, muss man ihre Herkunft verstehen. Ihr Vater folgte einem strengen Verhaltens- und Ehrenkodex, dem Bushido nicht unähnlich. Diesen übernahm die junge Frau im Laufe ihres Lebens und hat ihn für richtig anerkannt – wenngleich sie des öfteren Probleme damit hat, ihren eigenen Idealen gerecht zu werden.
Der erste Punkt der in dieser Hinsicht angesprochen werden muss ist das übergreifende Prinzip der Gerechtigkeit. Dies kann in vielerlei Arten verstanden werden – Sarina jedoch sieht Gerechtigkeit nicht als Gleichgewicht an, sondern als Konsequenzen, die man verdient und selbst heraufbeschworen hat. So wäre eine Denkweise wie „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ ihr fern, während schwache Menschen, die nie einer Seele etwas getan haben, beschützt werden sollten und böse Menschen entfernt zu werden haben.
Eng hiermit verwandt ist die Ehrlichkeit. Sarina hegt Abscheu gegen das Lügen und Täuschen anderer Personen und so sehr wie sie es nicht mag, selbst Opfer davon zu werden, würde sie auch anderen Menschen das nicht antun wollen. Aus diesem Grund spricht die junge Frau so gut wie immer die Wahrheit (Ausnahmen gibt es immer und müssen verstanden werden) und macht auch ihrem Unmut kund, wenn sie Andere bei der bewussten Täuschung ertappt.
Sehr wichtig ist Sarina die Loyalität. Dies bezieht sich sowohl auf Gilde, Freunde und Familie, als auch auf Versprechen. Wenn man einem Menschen gegenseitiges Vertrauen entgegenbringen kann, so muss dieses gepflegt und gehegt werden, damit es nicht verfällt. Verbindungen zwischen Menschen sind in Sarinas Augen das, was diese Personen stark macht. Das Prinzip der Treue steht auch in ihrer Familie seit jeher an oberster Stelle – egal wie viele Probleme es gibt, auf dem untersten Level muss man sich blind auf den Anderen verlassen können. Aus diesem Grund hält Sarina auch immer ihr Wort ein. Sollte sie jemals ein Versprechen geben, kann man sich darauf verlassen, dass sie es todernst nimmt. Glücklicherweise hört man sie deshalb nicht oft solch ein Versprechen machen.
Wie man erkannt hat, kann man Sarina ganz grob als Verfechterin des Guten und Gerechten verstehen. Dort eingereiht werden muss natürlich auch die Denkweise der Güte. Nachsichtigkeit und Wohlwollen sind allerdings die Eigenschaften, mit denen Sarina am häufigsten in Probleme gerät. Sie tut sich sehr schwer darin, Menschen zu verzeihen, die unmoralische Dinge getan haben – doch muss man dann überhaupt verzeihen? Sarina ist sich dessen nicht so sicher und stets auf der Suche nach einer Antwort.
Ein sehr komplexes Denkkonzept ist das der Ehre. Allzu häufig hört man die Frage nach ihrer Natur, ihrem Wesen und ihrer Bedeutung. Sarina hat diese Sache für sich schon als kleines Kind mit einem sehr einfachen Schema beantwortet: Wenn man all seinen gut gewählten Verhaltensweisen treu bleibt, ist man ehrenhaft. Man könnte also annehmen, dass Ehre für Sarina ein übergeordneter Bewertungsbegriff für ihre eigene Persönlichkeit ist – und das ist zum Teil auch korrekt. Gleichzeitig bildet es aber auch ihre Grundlage für den Kampf. Sie würde vermutlich nicht einmal im Notfall miese Tricks oder Täuschungen einsetzen um ihren Gegner zu besiegen. Aus Schwäche zu verlieren ist keine Schande, durch Lug und Trug zu gewinnen hingegen schon.
Ebenfalls eine schwer zu verwirklichende Tugend ist der Mut. Damit ist nicht das Fehlen von Angst gemeint, sondern das Richtige zu tun, auch wenn sie vorhanden ist. Trotz klopfendem Herzen und sinkendem Selbstvertrauen das Schwert heben, für all das einstehen, was man liebt und verteidigen möchte. Doch glücklicherweise kann Sarina von sich selbst behaupten, dass sie damit selten Probleme hat.
Sarina ist außerdem eine sehr disziplinierte Person. Selbst wenn sie lieber andere Dinge tun würde, reißt sie sich am Riemen und absolviert ihr Training, bleibt auf dem richtigen Pfad bei einem Auftrag und versucht Versuchungen zu widerstehen, auch wenn es weh tut. Dennoch ist Sarina 15 Jahre alt und damit ein Teenager. Habt doch etwas Nachsicht, ja?
Eine sehr schwierige Tatsache, die Sarina zumindest zum Teil schon begriffen hat, ist die, dass manchmal auch Härte und Kaltblütigkeit notwendig sind um die ansonsten ehrenvollen Tugenden in die Tat umzusetzen. Der letzte Schnitt oder Schlag mit dem Schwert, der ein Leben beendet, sollte nie einfach auszuführen sein – und dennoch muss er zum richtigen Zeitpunkt ohne Zögern erfolgen. Erklärt das mal einem Mädchen in jungen Jahren... viel Spaß.
Abgesehen von all diesen Idealen, die sich Sarina selbst wie eine Karrotte vor die Nase hält, ist sie eine eher verschlossene Person. Sie erzählt sehr ungern von ihrer Vergangenheit und ist bei weitem nicht die Erste, die Lebensgeschichten ausplaudert. Wenn man sich ihre Geschehnisse um „Schwanensee“ anschaut, ist das womöglich sehr gut nachvollziehbar. Darüber hat sie übrigens noch nie mit einer Menschenseele geredet – was ihr vielleicht sehr gut tun würde. Dies ist aber auch der Grund, weshalb sie Aufträge gerne bis ins Detail durchplant und jede Information dazu kennen möchte, denn sie weiß was passieren kann, wenn etwas schief geht.

Vorlieben: Man kann ganz grundlegend sagen, dass Sarina ihre eigenen Ideale für erstrebenswert hält. Daher findet sie es immer wieder schön, auf eine verwandte Seele zu treffen. Mit diesen verbringt sie gerne Zeit und unterhält sich, tauscht Neuigkeiten aus oder plaudert einfach nur über das Wetter. Man muss sich schließlich auch an den einfachen Kleinigkeiten des Lebens erfreuen können, sonst hat das alles keinen Wert.
Mehr ins Detail gehend hegt Sarina eine Vorliebe für körperliche Ertüchtigung. Muskelkater und Ermattung sind belohnende, befriedigende Gefühle. Aus diesem Grund ist ein anstrengendes Training oft genau die richtige Entspannungshilfe für die junge Frau – aber auch stundenlanger Gartenarbeit kann Sarina sehr viel abgewinnen. Man erhält nicht nur frisches, gesundes Essen sondern sie fühlt sich gleichzeitig auch noch an ihre Großmutter erinnert. In Sarinas Kopf ehrt sie die alte Frau auf diese Art und Weise und das gefällt ihr.
Um beim Training zu bleiben: Sarina liebt Wettstreite. Nicht nur körperlicher Art, sondern auch auf anderen Bereichen. Das Messen mit anderen spornt an und bringt einen selbst dazu, sich immer weiter zu verbessern. Ohne Vergleich würde der Mensch still stehen, oder?
In ihrem Alltag liebt Sarina vor allem drei Dinge: Schlechte Witze (je schlechter, desto besser), Tee (schwarz, ein Schuss Milch, etwas Honig) und Rockmusik. Während Ersteres viele Leute durchaus überraschen kann, ist eine Vorliebe für Tee wohl kaum etwas besonderes. Tatsache ist, dass Sarina allerdings kaum etwas anderes trinkt. Was die Rockmusik angeht, kann es sich Sarina auch nicht richtig erklären, aber ohne bebende Drums und hypnotisierende Gitarrenriffs fehlt ihr in Sachen Musik einfach etwas. Falls die Männerwelt also Pluspunkte sammeln möchte: That's the stuff!
Apropos Männerwelt: Sarina ist zwar nicht von Grund auf sehr wählerisch, hat jedoch einen Anspruch, den jeder potentielle Partner erfüllen muss: Männlichkeit. Muskeln, Bart, Schweiß und alles was dazu gehört. Keiner dieser metrosexuellen Milchbubis, die mit glitzernden Klamotten die Bären-Schlüpper der Nachbarstochter angeln. Nö-ö. Männer. Ganz simpel.

Abneigungen: So sehr sie verwandte Seelen mag, so sehr meidet sie das Gegenteil. Ausgeprägter Egoismus, Respektlosigkeit oder menschenfeindliche Persönlichkeiten sind etwas, mit dem Sarina nicht sonderlich gut umgehen kann. Ihr fehlt einfach das Verständnis und aus diesem Mangel entwickelt sich Abneigung. Selbstverständlich gibt es gute Gründe für schlechte Charaktereigenschaften und sofern diese auch begründet sind, hat Sarina keinerlei Problem damit, ein Auge zu zudrücken. Sollte es jedoch ein Ergebnis der Willkür oder schlichtweg Standard sein – schlecht.
Eine riesige Abneigung hegt Sarina dagegen, ohne ausreichend Informationen auf einen Auftrag geschickt zu werden. Sie hat ein unterschwelliges, starkes Bedürfnis nach Übersicht und Kontrolle und hat Angst vor dem, was ohne diese Dinge geschehen könnte. Ein fehlendes Detail und alles könnte zusammenbrechen – eine zum Teil irrationale Angst, die Sarina dennoch auf Schritt und Tritt verfolgt. Simplere und deutlich uninteressantere Abneigungen hegt die junge Frau gegen nicht nahrhaftes-Essen wie Fast Food und Süßigkeiten. Sie schaden dem Körper und geben keine Energie, weder für den kommenden Tag, noch für den Muskelaufbau. Außerdem wird man verdammt schnell wieder hungrig – das hat also einfach keinen Wert.
Wer Sarina auf die Palme bringen möchte, der muss sich nur an ihrem Schwert vergreifen. Das ist eines der wenigen Dinge, bei dem Sarina wirklich heftig reagiert und womit man sie sich schnell zur (temporären) Feindin machen kann. Heiliges Schwert. „Nieeecht anfassen!“

Stärken: Wer Sarinas Geschichte kennt, der weiß, dass sie einiges durch gemacht hat. Eben deswegen kann sie von sich selbst behaupten, in psychischer Hinsicht hart im Nehmen zu sein. Sie weiß, wie sich der Schock anfühlt und denkt daher gerne, dass sie auch damit umgehen kann.
Gemeinsam mit ihrer Loyalität und Treue in Richtung Freunde, Familie und Gilde bieten ihr auch genau diese Dinge starken Rückhalt – das gibt ihr Zuversicht in dunklen Stunden und die Kraft, auch in aussichtslosen Situationen noch einmal den Kopf zu heben und für das einzustehen, woran sie glaubt. Sie gibt nicht auf und führt einen Auftrag zu Ende, koste es, was es wolle.
Ebenfalls zu ihren Stärken kann man all ihre Ideale sehen. Sarina versucht sich ehrenhaft zu verhalten und das macht sie oft nicht nur zu „gutem“ Umgang, sondern auch gutem Einfluss. Sie appelliert oftmals an das Gewissen ihrer Mitstreiter und schafft es auf diese Weise, sie zu motivieren. Man kann sich immer auf sie verlassen und sie würde niemals einen Kameraden im Stich lassen. Für ihre Familie tut sie alles und man kann sich glücklich schätzen, sollte man von Sarina in diese Kategorie gesteckt zu werden.
Auf einer sehr viel objektiveren Basis ist Sarina Nutzerin einer Lost Magic. Diese sind meist nicht nur unbekannt sondern auch kampfstark und wenn sich die junge Frau weiterhin so ins Training hängt, wird sie schon in einiger Zeit eine ernst zu nehmende Gegnerin darstellen. Dinge nach Beliebe in die Luft sprengen zu können ist nichts, was man unterschätzen sollte.

Schwächen: Wenn Sarinas Vergangenheit Vorteile hat, dann bringen sie auch Nachteile mit sich. Einer davon wären die nächtlichen Albträume, die sie sehr häufig hat. Nachts schweißgebadet aufzuwachen und die Leichen ihrer gefallenen Kollegen vor Augen zu sehen ist nichts, was man einfach abschütteln kann. Dadurch ist Sarina nicht nur morgens oft grummelig, sondern leidet an schlechten Tagen an definitivem Schlafmangel. Noch schlimmer sind gelegentliche Panikattacken und das Gefühl, in der Vergangenheit festzustecken und nicht mehr daraus entkommen zu können. Dies passiert zwar nur sehr selten nach einem besonders schlimmen Traum, nimmt Sarina dafür allerdings eine ganze Zeit lang mit. Auch das Fehlen von Antworten auf all die Fragen sorgt nicht für eine allgemeine Zufriedenheit, doch damit zu leben hat die junge Frau fast schon gemeistert.
Ihre gesamte Persönlichkeit macht es ihr schwer bis unmöglich, Menschen zu belügen oder täuschen. Dafür ist sie eine zu ehrliche Seele und was das für Nachteile mit sich bringt, kann sich jeder sehr schnell zusammenreimen. Auch ihre strikte Regel, all ihre Versprechen zu halten kann sie sehr leicht in Schwierigkeiten bringen. Allgemein kann man sagen, dass das Prinzip von Ehre und all den anderen Tugenden zwar schön anzusehen, aber oft nicht alltagstauglich ist. Eine Tatsache, die Sarina erst im Laufe der Zeit feststellen muss. Vor allem ihre ehrenvolle Herangehensweise in Kämpfen kann in Auseinandersetzungen mit cleveren, täuschenden Gegnern kritisch werden.

Ziel: Sarinas oberstes und gleichzeitig auch schwerstes Ziel ist es, ihren eigenen Weg zu finden. Herauszufinden, was sie mit ihrem Leben machen möchte und dann auch den Willen dafür aufbringen, genau das Jahrzehnte zu tun. Praktisch wäre es dabei natürlich, gut in dem zu sein, was sie tut – und sollte sie bei ihrem Weg der Magie bleiben, heißt das: Stärke. Macht. Ein gutes Maß dafür wird immer Sarinas Bruder Sébastien sein, weshalb sie sich als Ziel gesetzt hat, diesen in absehbarer Zeit regelmäßig in seine Schranken zu weisen. Und wenn sie durch all diese Dinge ihren Vater noch stolz macht, wäre das wohl das schönste Ergebnis, das sich Sarina vorstellen kann. Die Akzeptanz ihres Vaters ist ihr nämlich wichtiger, als sie es zugeben würde.
Letztendlich möchte... nein, muss Sarina herausfinden, was es mit „Schwanensee“ auf sich hatte. Warum hatten sie alle sterben sollen – was war dahinter und warum hatte sie seit diesem Tag nichts mehr davon gehört? Bis jetzt hat die junge Magierin nur einen einzigen Namen: Mr. Rem. Aus diesem etwas zu machen wird ewig dauern, das ist Sarina bewusst aber der Gedanke daran, genau diese Antworten zu finden, spornt sie womöglich mehr an, als alles andere.

[size=150]Familie und Bekannte

Familie:

Die Familie du Couteau besteht schon eine ganze Zeit lang und ihr Stammbaum zieht sich über viele Generationen. Die Blutlinie brachte viele begabte Magier und Krieger hervor, besitzt aber trotzdem nicht das Prestige, das andere Familien genießen – dafür ist sie schlichtweg zu klein und hat zu wenig geleistet. Ihr Wappen ist der Löwe und die Familienmitglieder finden einen gewissen Stolz darin, sich mit diesem Tier zu vergleichen.

Roy du Couteau, Vater, 51, lebend
Ausbilder beim Militär Fiores, Magic Swords Nutzer
Sarinas Vater ist ein sehr disziplinierter und strenger Mensch. Sein ganzes Leben richtet er nach seinem eigenen Ehrenkodex, seinen Prinzipien aus und es ist ihm sehr wichtig, dass auch seine Kinder diesen befolgen – womit er Erfolg hat. Er selbst ist ein äußerst begabter Magic Swords Magier und leistete dem Militär viele Jahre lang gute Dienste, ist nun allerdings „nur noch“ als Ausbilder tätig.
Mit der Entscheidung seiner Tochter, sich Lamia Scale anzuschließen, ist er zwar nicht so ganz einverstanden, hält aber inzwischen genug von ihr, sie ihre eigenen Fehler begehen zu lassen. Sébastien ist ohne großen Hehl sein Lieblingskind und sein ganzer Stolz.

Claire du Couteau, Mutter, 47, lebend
Hausfrau, Pfannen Nutzerin
Sarinas Mutter ist eine schüchterne Person, die nicht weiter auffällt. Sie himmelt ihren Mann von ganzem Herzen an und liebt ihre Kinder, überlässt aber Roy die meisten schwierigen Entscheidungen. Sie ist glücklich damit im Hintergrund für ihre Geliebten zu sorgen und lange Zeit in der Küche zu verbringen. Was immer ihr Mann oder das Militär macht, Claire ist davon überzeugt, dass es einer höheren Gerechtigkeit dient und steht daher mit ganzem Herzen dahinter. Zu ihrer Tochter hat sie inzwischen kein besonders gutes Verhältnis mehr – sie war Sarina während ihrer Erziehung schlichtweg zu passiv.

Sébastian du Couteau, Bruder, 14, lebend
Rekrut des Militärs Fiores, Magic Swords Nutzer
Sarinas Bruder ist ein begabter junger Mann, der schon früh dem Militär beitrat und auf dem besten Weg ist, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Er zeigte schon früh große Begabung in der Magie und im Schwertkampf. Er ist insgeheim stolz auf seine große Schwester, weil sie endlich ihren eigenen Weg gefunden hat und der sie hinaus in die Welt führt. Sollte er aber jemals von ihr in einem Kampf besiegt werden, wäre das mit einem Weltuntergang gleichzusetzen.

Archimbald du Couteau, Großvater, 79, verstorben
Ex-Magier, Sarinas Lehrer, Explosionsmagie Nutzer
Während er seine Enkeltochter in Schwertkampf und Magie unterrichtete, entstand ein sehr enges Band zwischen den beiden. Archimbald ist sehr stolz, dass Sarina so engagiert und auch fähig ist und umso glücklicher, dass er in seinen alten Jahren noch einmal so viel Einfluss auf ein junges Leben nehmen durfte. Er hatte nie einen Zweifel daran, dass Sarina ihren Weg finden würde und starb einen glücklichen, natürlichen Tod. In Sarinas Erinnerungen wird er immer der nette, alte Mann mit dem Glücksbärchi-Gesicht und den schlechten Witzen bleiben.

Aveline du Couteau, 77, verstorben
Ex-Magierin, Feuermagie Nutzerin
Die Frau Archimbalds war eine klassische Oma. Sie kochte gut, arbeitete im Garten und war höflich. Man konnte ihr kaum ansehen, dass sie in jungen Jahren eine begabte Feuermagierin war, aber das spielte für sie auch keine Rolle mehr. Sie war vollkommen glücklich damit, ihre letzte Lebenstage an der Seite ihres geliebten Mannes zu verbringen und unterstützte dessen Entscheidung, Sarina zu unterrichten, komplett. Als Archimbald eines nachts starb, hielt auch Aveline nichts mehr in dieser Welt und sie folgte ihm nur wenige Abende später – auf natürliche Art und Weise.

Freunde:

James Wilder, 17, lebend
Soldat des Militärs Fiores, Ex-Freund
James war Sarinas erste und bisher einzige Beziehung, in der sie sowohl viele gute, als auch schlechte Erfahrungen sammelte. Er ist ein sehr selbstbewusster junger Mann und weiß genau, was er haben möchte – was er, wie auch in Sarinas Fall, dann auch meistens bekommt. Die Beziehung scheiterte daran, dass sich die beiden immer öfter in die Haare kriegten und die Beziehung daher einfach keinen Wert mehr hatte und von beiden ruiniert wurde.
Das heißt jedoch noch lange nicht, dass James komplett aus Sarinas Leben verschwunden ist, denn man sieht sich bekanntlich immer zwei Mal.

Ronald Ramsl, 48, lebend
Ausbilder beim Militär Fiores
Ramsl war Sarinas Vorgesetzter während ihrer kurzen Zeit als Rekrutin des Militärs. Zwar hatten die beiden nie eine besonders ausgeprägte Beziehung, dennoch hielt Ramsl hohe Stücke auf Sarina, was vor allem an ihrer Disziplin und ihrem Gehorsam lag. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er seiner alten Schülerin noch den ein oder anderen Gefallen tun würde, sollte sie ihn jemals darum bitten.

Feinde:

Mr. Rem, Unbekannt, Unbekannt
Unbekannt, Unbekannt, Unbekannt
Dieser Name ist der einzige Hinweis auf Schwanensee, den Sarina bis zum heutigen Tage besitzt. Ob er ihr jemals etwas nützen wird weiß sie nicht, dennoch wird sie ihn niemals vergessen können.


Geschichte

Prologue: Skeletons in the Closet

„Sind Sie sich da sicher?“
„Positiv. Alles andere wäre zu riskant.“
„Alles andere? Wollen Sie damit andeuten, dass...“
„Genau das will ich damit andeuten. Jetzt schweigen sie und öffnen die Tür. Verstanden?“
„Natürlich, Sir.“
Die dunkle, bucklige Gestalt deutete eine Verbeugung an und zog sich rückwärts zu der großen, mit Ornamenten verzierten Eichentür zurück. Erst als sein knochiger Rücken gegen das Holz stoß, drehte er sich hastig um und fingerte fahrig an der verrosteten Kette herum. Er benötigte seine ganze Kraft um die beiden schweren Tore aufzuziehen und sein rasselnder Atem hing keuchend in der Luft.
„Treten Sie... ein...“
Mit raschen, energischen Schritten traten zwei hoch gewachsene Gestalten in den Raum. Sie deuteten keine Verbeugung an; Hochmut war trotz Kapuzen in ihren Gesichtern abzulesen.
„Sie wissen, was Sie zu tun haben?“
Die beiden Männer nickten stumm.
„Dann können sie beginnen. Ich erwarte Ergebnisse bei Tagesanbruch.“
Ohne ein weiteres Wort, aber mit breitem Grinsen verließen die beiden Gestalten die Szene. Ein Husten durchdrang die Stille. Eine krächzige Stimmte drang unter der Kutte des Buckligen hervor.
„Sir? Der Löwe? Wird er sterben?“
„Das, mein treuer, treuer Freund, liegt nicht in meiner Hand.“

Little Red Riding Childhood
(Age 0 to 8)

Besondere Lebensgeschichten beginnen mit besonderen Umständen. Stürmisches Wetter, schlechte Omen, Schweiß, Blut und Tränen. Sarina wurde in einem Krankenhaus geboren. Nachmittags um Drei, keine schwarzen Katzen, dafür viel Scheiß, Blut und Tränen. Aber bei welcher Geburt ist das schon anders?
Roy du Couteau sah nicht besonders glücklich aus. Er hatte es lange Zeit in seinen Adern gespürt. Dieses Kind würde zu jemand Großem heranwachsen. Es würde in seine Fußstapfen treten, sein Können und Wissen aufnehmen. Sein Erbe, sein Sohn. Problem: Sein Sohn hatte keinen Penis, brüllte nicht wie ein Löwe und hieß Sarina.

Doch Roy versteckte seinen anfänglichen Missmut sehr gut und man konnte ihm nicht nachsagen, ein schlechter Vater zu sein. Wann immer er Zeit hatte, spielte er ein wenig mit seiner Tochter und hin und wieder las er ihr sogar Geschichten vor. Er hatte nichts gegen seine Tochter – er hätte nur lieber einen Sohn gehabt. Claire du Couteau widersprach ihm in dieser Hinsicht zwar nicht, freute sich aber dennoch über das kleine, süße Geschöpft, das sie hüten und pflegen durfte. Statt des Wissens ihres Mannes würde nun ihr eigenes an die nächste Generation übergehen und das freute sie von ganzem Herzen.
Während Sarina sehr früh Krabbeln lernte und sofort damit begann, das gesamte Haus auf den Kopf zustellen, wurde unterdessen an dem ursprünglichen Problem (kein Penis) gearbeitet. Roy machte seinen Job gut und schon einige Monate nach der Geburt des Mädchens war seine Mutter erneut schwanger. Sarina war noch viel zu jung um das alles zu verstehen. Sie war glücklich damit durch die Gänge des Hauses zu rutschen, Vasen herunter zu schmeißen und ihrer Mutter am Rockzipfel zu ziehen. Sie war ein normales, glückliches Kind.

Als neun Monate später ihr Bruder Sébastien zur Welt kam, konnte sie bereits laufen und war ein wandelndes Ärgernis. Ihr Vater war nie sonderlich viel zuhause gewesen und daher schlug seine disziplinäre Erziehung auch kaum Wurzeln. Einen Tag in der Woche brav auf seinen vier Buchstaben sitzen bleiben, danach wieder Spaß haben. So etwas verstand man auch schon in jungen Jahren. Doch mit der Geburt ihres Bruders fand auch plötzlich Roy sehr viel mehr Zeit für ihre Familie, was Sarina zumindest zu Beginn sehr freute.
Es wurde jedoch schnell klar, dass dessen Fokus auf seinem Sohn lag. Noch war das Sarina egal. Sie hatte ihre Freundinnen, half Mutter in der Küche und begann irgendwann auch damit, Lesen und Schreiben zu lernen. Das Leben war einfach und schön. Problemlos.

Man sollte vielleicht wissen, dass Roy ein begnadeter Kämpfer war. Nicht aus den bewundernden Augen seiner Kinder, sondern objektiv betrachtet. De facto war er als Ausbilder für das Militär Fiores zuständig und machte darin einen verdammt guten Job. Es war also nachvollziehbar, dass er seinen Sohn zu genau diesem Standard erziehen wollte und deshalb schon früh damit begann, gemeinsam mit Sébastien Sport zu treiben, ihm die Grundlagen des Schwertkampfes beizubringen und mit ihm über Magie zu reden.
Sarina fand das alles äußerst spannend und versteckte sich nicht nur einmal hinter Sofas und in Schränken um den Geschichten ihres Vaters zu lauschen. Ihr hatte er nie solche Dinge erzählt. Manchmal setzte sie sich einfach dazu, doch Vater gefiel das gar nicht und er schickte sie dann meistens direkt in die Küche zu ihrer Mutter.
Roy du Couteau hatte eine sehr merkwürdige Ansicht, was Frauen anging. Er liebte und respektierte sie, würde sie mit seinem Leben beschützen – doch Dinge wie Magie oder Schwertkampf waren in seinen Augen eindeutig eine Männerdomäne. Er war ein klarer Vertreter der Rollenverteilung und das spürte seine Tochter nur allzu deutlich. Dennoch bewunderte sie ihn und himmelte den Mann an.

Ablenkung von dieser traurigen Tatsache (mit Holzschwertern rumzufuchteln war deutlich spannender als rohes Gemüse in einen Topf zu werfen) fand sie erst in der Schule. Doch auch das ließ schon sehr schnell nach, da sie entweder alles schon konnte oder ihr einfach nur rotze langweilig war. Immer öfter suchte sie den Weg zu ihrem Bruder und Vater, die fast täglich gemeinsam trainierten. Sébastien hatte sich schnell das Ziel gefasst, einer der größten und stärksten Krieger zu werden und bisher machte er seinen Job gut. Er konnte mit einem Bokken erstaunlich gut umgehen für sein Alter und auch wenn er noch keine Magie wirken konnte, so war auch sicherlich dahingehend der Weg nicht mehr lang.
Sarina nahm sich ein paar der Übungswaffen, wenn gerade mal niemand hinsah oder versuchte einfach direkt mit zu machen – doch jedes Mal wurde sie von ihrem Vater daran gehindert. Dieser wurde auch immer wütender auf seine Tochter, sie sollte sich endlich diese dummen Ideen aus dem Kopf schlagen und ihren Bruder nicht vom Training abhalten.

So ging es noch einige Zeit weiter, ehe Roy einen Entschluss fasste: Sie musste weg. Das Training seines einzigen Erben hatte zu große Bedeutung um ständig gestört zu werden. Irgendwie musste man Sarina einfach nur begreiflich machen, wo ihr Platz war. Und schlug das junge Mädchen einen Weg ein, der sie für ihr restliches Leben prägen sollte. Sie konnte ja nicht wissen, dass sie nie mehr dauerhaft in ihr Elternhaus zurückkehren sollte – stattdessen besuchte sie Oma und Opa.

Grandpa Said
(Age 8 to 14)

Sarina verstand ihren Vater, dennoch hasste sie ihn dafür. Mehr noch ihre Mutter. Wie konnte sie das zulassen? Natürlich, sie sollte nur einige Monate bei ihren Großeltern verbringen, dennoch fühlte sie sich abgeschoben. Sébastien hatte Vorrang, seit er auf die Welt gekommen war. Immer und überall. In welcher Welt war das fair?
Sie weinte sich viele, viele Nächte lang in den Schlaf und wechselte für mehrere Wochen kein einziges Wort mit ihren Großeltern.
Natürlich wussten beide, was mit dem Mädchen los war und sie akzeptierten seine Laune für lange, lange Zeit. Doch irgendwann hatte Archimbald die Schnauze voll. Wenn sie schon einen zusätzlichen Mund durchfüttern mussten, sollten sie auch etwas davon haben. Also fasste er einen Entschluss...

*Knock* *Knock*
„...“
„Sarina?“
„...“
Mit einem Krachen flog die alte Zimmertür auf. Das Mädchen zuckte auf ihrem Bett empor und warf ihrem Großvater böse Blicke zu. Er war einfach so in ihr Zimmer gekommen und hatte dabei auch noch ihre Tür malträtiert. Ihre heilige Tür, die sie von der Außenwelt abschirmte! Wie konnte er es wagen?!
„Du hörst mir jetzt zu, Kind und dabei darfst du mich ansehen wie du möchtest.“, erklärte der alte Mann mit friedlichem Gesichtsausdruck und gütiger Miene. Sarina fand ja, dass ihr Opa aussah, als sei er schon mindestens 200 Jahre alt. Er hatte einen langen, grauen und verdreckten Bart, kaum noch Haare auf dem Kopf und grinste die ganze Zeit. Daher wusste das junge Mädchen auch nicht recht, was sie von diesem Auftritt halten sollte. Tür eintreten und strenge Worte passten nicht zu diesem ständigen Glücksbärchi-Gesicht.
„Wir haben dich nun drei Wochen lang gefüttert und deine Laune ertragen. Wir verstehen, dass du sauer bist und auch, dass du es an uns auslässt. Aber...“
Archimbalds Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig. Seine Augen sahen nicht mehr alt und friedlich aus, sondern jung, stechend und verdammt nochmal psychopathisch! Seine Lippen kräuselten sich auf eine beunruhigende Art und Weise und brachten Sarina zum Schlucken.
„... damit ist jetzt Schluss. Aveline arbeitet gerade im Garten. Du. Hilfst.“, sagte er und tauchte das Zimmer wieder in das Strahlen seines Glücksbärchi-Gesichts.
„Verstanden?“
Sarina nickte nur, doch ihr Großvater sah sie weiterhin nur an.
„... ja.“
Weiterhin grinsend und auf seinen knorrigen Gehstock gestützt verließ Archimbald das Zimmer.

Seit diesem Tag packte Sarina im Haushalt mit an. Nicht aus Angst vor diesem merkwürdigen Gesicht ihres Großvaters, sondern weil es irgendwie auch gut tat. Gemüse selbst anzubauen hatte etwas beruhigendes und machte ihr deutlich mehr Spaß, als es klein zu hacken und in einen Topf zu schmeißen. Man wurde dreckig, schwitzte und am Anfang hatte Sarina sogar einige Abende lang Muskelkater. Ermattung war ein schönes Gefühl, stellte sie fest. Der Gedanke an die Worte ihres Vaters, dass sie ihren Platz finden sollte, wollte dennoch nicht aus ihrem Kopf verschwinden.
Das Mädchen lebte sich ein im Haus ihrer Großeltern, doch glücklich war es trotzdem noch nicht.

„Was soll ich nur mit dem Gör machen, chouchoute? Die ganze Zeit niedergeschlagen, von morgens bis abends!“, beschwerte sich Archimbald bei seiner Frau, die strickend auf dem Sofa saß und an einem braunen Schal arbeitete.
„So schlimm ist es doch gar nicht. Sie macht gute Arbeit im Garten, weißt du? Sie merkt gar nicht mehr, dass ich nichts mehr mache.“, antwortete Aveline und kicherte dabei in ihren Schal. Archimbald schien sie gar nicht zu beachten und brummte weiter vor sich hin.
„Nein, ich habe keine Lust was zu machen. Ich bleibe lieber in meinem Zimmer und bin traurig. Mimimimimi!“, äffte der alte Mann sein Enkelkind nach und wackelte dabei affig mit den Händen neben seinem Kopf.
„Sei nicht so hart zu ihr. Du weißt genau, warum sie so ist wie sie ist.“
„Mhm.“, stimmte Archimbald brummig zu. „Unser Sohn war schon immer ein kleiner Idiot.“
Aveline antwortete nicht, hielt jedoch ihren Schal in die Höhe und zeigte mit ihren Fingern an, dass der noch deutlich länger werden musste. Ihr Mann verstand den Wink und erhob sich mürrisch.
„SARINAAAAA!!!“, dröhnte es plötzlich aus seinem Mund und die Fenster im Haus begannen ein wenig zu scheppern. Aveline schüttelte nur leicht den Kopf, lächelte aber verständig.
„Du bleibst ja eh den ganzen Tag sitzen.“, murmelte Archimbald und krallte sich den Gehstock seiner Frau. Mit diesen zwei Stöcken bewaffnet machte er sich nun auf in den Garten, aus dem die verschreckte Sarina gerade ins Haus eilen wollte. Ohne große Worte warf der alte Mann ihr einen der Gehstöcke zu und haute ihr dann ohne Vorwarnung mit dem anderen volle Kanne auf die Zwölf.
Sarina, mit schmerzendem Kopf und fünf Fragezeichen über sich in der Luft saß auf dem Boden und blinzelte verwirrt, als ihr auch schon die zweite Beule verpasst wurde. Dieses Spielchen zog sich solange hin, bis Archimbald genug hatte und sich erschöpft wieder ins Haus begab.
Kein einziges Wort war gewechselt worden. Sarina saß mit schmerzendem Kopf, vielen Fragen und einer unendlich großen Wut im Bauch auf der Erde und verstand rein gar nichts mehr.

Solche Szenen wiederholten sich die kommenden Tage immer mal wieder. Archimbald kam, sein Glücksbärchi-Gesicht aufgesetzt, hinter irgend einem Schrank hervor gesprungen und schlug seinem Enkelkind auf den Kopf, das Essen aus der Hand oder zog ihm kurzerhand die Füße unterm Körper weg. Auf die inzwischen geschrieenen Fragen, was das eigentlich sollte, reagierte er nur mit einem noch breiteren Grinsen und weiteren Schlägen. Er schien wirklich Spaß daran zu haben, kleine Kinder zu züchtigen.
Doch irgendwann kam der Tag, als sich etwas veränderte. Großmütterchens Gehstock fehlte mal wieder und als ein weiterer Hieb hinter einer Topfpflanze hervorzuckte, duckte sich Sarina tatsächlich weg und rammte nun ihrerseits den Stock mitten in die... naja, Blüte.
Das war der Anfang von Sarinas Training.

Archimbald zeigte ihr einfache Schlagmuster und Paraden, wo man einen Körper treffen musste, damit es weh tat (wenn man stark genug zuschlug, war das übrigens egal) und zwang sie zu noch härterer Arbeit. Er hatte ihr inzwischen auch das „Warum?“ beantwortet: Er hielt nichts von Rollenverteilungen. Zwar hatte er die Entscheidung seines Sohnes eine Zeit lang akzeptiert doch irgendwann war wohl Schicht im Schacht gewesen und er hatte Sarinas Miene einfach nicht mehr länger aushalten können. Also hatte er sich den Entschluss gefasst, dem Mädchen seinen Wunsch zu erfüllen und sie ein wenig zu unterrichten. Mit anderen Worten: Er prügelte mit einem Stock auf sie ein. Aber, Hey, Sarina gefiel es.
Für sie war dieses Training nämlich mehr als nur Anstrengung und Verbesserung ihrer nicht vorhandenen Fähigkeiten. Es war eine Möglichkeit, sich selbst zu beweisen. Ihr Vater hatte nicht an sie geglaubt und Archimbald schien sie aus Mitleid zu trainieren. Sie konnte allen zeigen, dass sie diesen Wunsch nicht zu unrecht hegte, dass sie vielleicht selbst einmal Teil der wunderbaren Geschichten werden konnte. Aus diesem Grund arbeitete sie härter, als es ihre Großeltern je gedacht hatten und vor allem Archimbald konnte nicht anders, als das junge Mädchen für seine Kämpfernatur und ihren Geist zu bewundern. Es verging nur sehr wenig Zeit, ehe das Training auch ihm großen Spaß bereitete – denn es erinnerte ihn an die guten, alten Zeiten.
Sarina hatte ihn einige Male gefragt, woher er so gut mit einem Schwert umgehen konnte und ob er auch Magie beherrschte, doch die Antwort war immer die gleiche gewesen: Glücksbärchi-Gesicht.

So verging die Zeit im Hause der alten du Couteaus und ehe sich Sarina dessen bewusst wurde, war es schon wieder Zeit nach Hause zurückzukehren. Doch da gab es vor allem ein Problem: Sie wollte nicht. Man würde sie wieder in alte Muster pressen wollen, die wunderschöne Zeit der Anstrengung wäre vorüber und sie würde nur in der Küche stehen. Nein, das wollte sie auf keinen Fall. Und daher schrieb sie ihren Eltern im Vorfeld einen Brief in dem sie schilderte, wie schön ihre Zeit hier war und dass sie viel Arbeit im Garten leistete. (Trainiert wurde im Garten. Duh.) Da es Oma und Opa nicht besonders gut ging und sie auch nicht jünger wurden, bat Sarina darum, länger bleiben zu dürfen und sich ein wenig um ihre Großeltern zu kümmern. Es war keine Überraschung, dass Roy einwilligte und so schaffte es eine überglückliche Sarina, weiter mit einem Stock verhauen zu werden.
Dann kam erneut einer dieser Tage, der alles verändern sollte.

Sarina hob das geschnitzte Schwert mit beiden Händen vor sich und machte sich für eine Parade bereit. Ihre Finger schmerzten ein wenig vom gestrigen Training, bei dem sie sich nicht sonderlich gut angestellt hatte. Doch Archimbald schüttelte nur den Kopf und lächelte.
„Heute nicht. Da du nun länger auf deine alten, hilflosen Großeltern aufpasst, hab ich etwas für dich.“, sagte er und winkte das Mädchen zu sich heran. Misstrauisch näherte sie sich dem Alten, der flink eine Hand um sie legte und sie zu einem kleineren Baum führte.
„Fass ihn an.“
„Den Baum?“
„Ja.“
„... warum?“, fragte sie mit blödem Gesichtsausdruck, doch eine Antwort kam nicht, also berührte sie den Baum, tastete seine Rinde ab und schlug ein wenig dagegen. Schulterzuckend drehte sie sich wieder um.
„Ganz, ganz toll, Opa. Können wir jetzt weiter machen?“
Lächelnd nahm Archimbald seine Enkeltochter wieder in den Arm und führte sie einige Schritte weg von dem eben so unanständig betatschten Baum. Nun blickte er ihr glücklich ins Gesicht, hob eine Hand und deutete hinter sich. Mit einem unglaublich lauten Krachen zerbarst das Holz in tausend kleine Stücke. Sarina flog kopfüber in den Rasen und blickte sich vollkommen angsterfüllt um. Der Baum war explodiert. Einfach so. Hatte sich über den gesamten Rasen verteilt und seine Reste brannten vor sich hin.
Mit festem Griff wurde sie wieder auf die Beine gezogen.
„Erste und wichtigste Regel der Explosionsmagie, Kind: Cool guys don't look at explosions!“
Sarina guckte wie ein Auto.
„Ernsthaft?!“, fuhr sie ihren Großvater an und es war nicht klar, ob sie das auf die Demonstration von eben bezog oder das unglaublich schlechte Zitat.
Doch Archibald grinste nur und wippte summend in Richtung Haus hinfort, während die zwei verbleibenden Locken auf seinem alten Schädel nach links und rechts wippten.
„They blow things up and then walk away...“
„Hey! Du kannst doch jetzt nicht einfach abhauen! HEY!“
„The more you ignore it, the cooler you look!“, sang Archimbald vor sich hin und verschwand mit einem Chaplin-Hüpfer im Haus.
Sarina, komplett verdattert, ließ sich einfach auf dem Rasen nieder und wusste nicht so recht, ob sie nun lachen oder weinen sollte.

Man konnte sich denken, was nun folgte. Sarina wurde doch tatsächlich von ihrem Großvater in Magie unterrichtet. Explosionsmagie, um genau zu sein. Er erklärte ihr die Grundlagen von Mana und die Risiken, die mit dem Gebrauch von solcher Macht einhergingen. („Aus großer Kraft folgt große Verantwortung, Kind!“ - „Das hast du von der Cornflakes-Schachtel, oder?“) Es dauerte noch eine lange Zeit, ehe sich Sarina selbst an Magie versuchen durfte – und dann scheiterte sie kläglich. Nach mehreren Monaten hatte sie einen Stein leicht zum Rauchen gebracht, einen anderen hatte sie umgekippt – was aber wohl eher an den darunter lebenden Insekten lag.
Das Leben des Mädchens hatte sich innerhalb weniger Jahre so stark verändert, dass sie es selbst kaum glauben konnte. Sie trainierte Schwertkampf und Magie und all das, ohne wirklich eine Vorstellung zu haben, was sie damit anfangen wollte. Dies wurde ihr erst mit 13 Jahren schmerzhaft bewusst. Sie wollte schon seit ihrer Kindheit all das machen, was sie nun tat, aber... warum eigentlich? Das war eine Frage, die sie lange beschäftigen sollte.
Mit ihrer Familie zuhause hielt sie zwar Briefkontakt, aber sie war sehr froh, nichts mehr mit ihr zu tun zu haben. Sie liebte Sébastien und ihre Eltern von ganzem Herzen, wusste aber, dass sie dort nicht glücklich werden würde. Außerdem hatte sie Archimbald versprechen müssen, dass sie Roy kein Wort davon erzählen würde. Der wäre nur sauer, weil er damals keinerlei Explosionen zu Stande gebracht hatte und dann zur Schwertmagie ausgewichen war. Sarina fand dieses Geheimnis unglaublich komisch, nachdem sie ihren ersten Grashalm gesprengt hatte.
Zwar dachte das Mädchen, dass sie nach der Offenbarung Archimbalds nichts mehr schocken konnte, doch als Aveline begann, den Herd mit ihrer eigenen Hand anzufeuern, war im Kopf Sarinas erstmal alles vorbei. Oma und Opa. Die Super-Magier. Die Welt hatte einen komischen Sinn für Humor.
Sogar neue Freunde hatte die kleine Löwin gefunden – einige davon waren sogar ein paar Jahre älter als sie. Pierre war der Junge, in den sich Sarina schließlich Hals über Kopf verknallte. 16 Jahre alt, groß und stark. Das beste daran: Er konnte mit Schwertern umgehen und das deutlich besser als sie selbst. Er hatte Sie und ihren Großvater eines Tages beim Training beobachtet und sie am nächsten Tag angesprochen. Seitdem verbrachten sie relativ viel Zeit gemeinsam, wenngleich klar war, dass der junge Mann Sarinas Gefühle kaum teilte. Sie war schließlich erst 13 Jahre jung und in diesem Alter war das ein gewaltiger Unterschied.
Die Zeit verging schnell, doch als unsere kleine Bumm-Bumm-Magierin eines Morgens verschlafen aus ihrem Bett kroch, veränderte sich erneut alles.

Sie wischte sich gähnend durch Haare und Augen und tappte mit langsamen, müden Schritten über den Holzboden. Sie freute sich auf die frischen Brötchen, die Aveline stets vom Bäcker holte und den warmen Kakao, der daneben auf sie warten würde. Lächelnd stieg sie die Stufen hinab und wollte ihrer Oma schon einen guten Morgen wünschen, als sie die leere Küche sah. Stirnrunzelnd sah sich das Mädchen um. Seit sie hier eingezogen war, hatte sie die Küche um diese Uhrzeit noch nie leer gesehen. Kein Essen auf dem Tisch, kein Kakao. Keine schlechten Witze von Archimbald, kein gütiges Lächeln.
Mit einem komischen Gefühl im Bauch stieg Sarina die Treppen wieder empor und klopfte am Schlafzimmer ihrer Großeltern. Als sie ein leises Schluchzen hörte, drückte sie die Tür langsam auf. Aveline saß aufgelöst auf der Bettkante und weinte in ihr Nachthemd. Archimbald lag noch im Bett und schlief.
„Oma?“, fragte Sarina leise und vorsichtig, doch als sie in die grauen, alten Augen sah, verstand sie. Ihr Gesicht entgleiste und mit aufgerissenen Augen stürzte sie auf ihren Großvater zu, der einfach nur stumm und kalt im Bett lag. Sie stupste ihn an, rüttelte an ihm und als sich Tränen in ihren Augen sammelten, sank sie zurück auf das Bett.
Es war als ob ihre Luftzufuhr abgeschnürt worden wäre. Stoßweiße nur gelang der Sauerstoff in ihre Lungen. Sie lehnte sich wimmernd an die Schulter Avelines und liebte diese von ganzem Herzen, als sie den Arm um ihre Enkeltochter legte und ihr mit dem Nachthemd die Tränen aus dem Gesicht wischte.

„Er wollte, dass du das hier bekommst.“, sagte Aveline und überreichte Sarina einen langen Kasten. Archimbald war am vorherigen Tag zur Ruhe gebettet worden und irgendwie wusste Sarina, dass ihre Großmutter nie wieder lächeln würde. Mehr noch, es schien fast so, als sei sämtliche Lebenskraft und Freude der Frau mit ihrem Mann gestorben.
Holz und schwarzer Stoff enthüllten ein altes Katana mit darauf abgebildeten Löwen. Sarina freute sich zwar über die Geste, konnte aber kaum ein Lächeln zustande bringen. Es hing etwas merkwürdiges in der Luft. Etwas falsches. Es fühlte sich an wie... Abschied.
„Du kannst hier nicht verweilen, Lionceau. Du musst... deine Familie freut sich, dich wieder zu haben.“
„Aber was ist mit dir? Ich muss dir doch im... im Garten helfen!“, antwortete Sarina unter Tränen, doch sie wusste, was Aveline sagen wollte. Genauso wie sie plötzlich wusste, was mit Archimbald geschehen war. Schweren Herzens sah sie in die Augen ihrer geliebten Großmutter und wusste, dass Aveline ihrem Mann sehr bald folgen würde. Ein Lächeln umspielte die alten, rissigen Lippen, als Sarina sie auf die Wange küsste.
„Sag ihm Danke von mir, ja? Für alles.“

Sarina kehrte gemeinsam mit ihrer Familie in die Hauptstadt zurück und verbrachte die nächste Zeit auch dort. Die Geschehnisse hatten sie deutlich stärker mitgenommen als ihre restliche Familie, was aber auch verständlich war. Sollte Roy um seinen Vater trauern, so zeigte er es zumindest nicht. Sarina hielt sich an ihr Versprechen und die Explosionsmagie geheim. Dennoch vermisste sie das Training und die Anstrengung. Es wäre eine gute Ablenkung gewesen, weshalb sie sich eines Tages dazu entschloss, all ihren Mut zusammen zu nehmen.

Sébastien stand gerade im geräumigen, sandigen Innenhof des Anwesens und setzte einer hölzernen Puppe mit gezielten Schlägen zu. Sarina hob erstaunt die Brauen. Sie hatte ihren Bruder das letzte mal Kämpfen sehen, als er noch deutlich kleiner war. Er war kaum wieder zu erkennen. Stumm nahm sie sich einen der Bokken aus einer Kiste und klopfte ihm damit sachte auf die Schulter. Er drehte sich um, zwar außer Atem aber lächelnd.
„Ich hab Papa gesagt, dass du nicht so leicht aufgeben würdest.“, sagte er zu seiner Schwester und die lächelte ertappt. Dann allerdings holte er auch schon aus und der kurze Moment der Geschwisterliebe verblasste in einem angestrengten Duell. Sarina merkte schon sehr schnell, dass Sébastien ihr weit überlegen war – und das lag nicht nur daran, dass er inzwischen gut einen ganzen Kopf größer war als sie. Seine Technik war einwandfrei und sein Körper gestählt. Mitten während ihres kleinen Kampfes zeigte er sogar ein wenig der Magic Swords Magie, die er von Roy gelernt hatte. Letztendlich war der Ausgang klar, aber trotz der Niederlage war Sarina mal wieder glücklich mit der Welt. Zumindest wusste sie nun, woran sie war. Es wäre wirklich eine Schande für ihren Bruder gewesen, wenn er nach all dem Training nicht einmal ein Mädchen besiegen konnte.
Als dumpfe Schritte über den sandigen Boden näher kamen, erlosch ihr Lächeln jedoch.
„Sarina. Ins Haus.“ Roys Gesicht war schwer zu deuten, aber das Mädchen hätte darauf wetten können, dass er damit haderte, seinem vor kurzem verstorbenen Vater keine nett gemeinten Flüche hinterher zu schicken.

Es folgte ein Streit zwischen Vater und Tochter, der jedoch zu Sarinas Überraschung milder ausging als sie es erwartet hatte. Letztendlich weiß sie bis heute nicht ob ihr Vater Sarinas Ansicht der Dinge akzeptiert oder einfach nur aufgegeben hatte. Dennoch ließ er sie gewähren und machte dabei sehr deutlich klar, dass sie nichts besonderes sei. Keine unglaublich begabte Schwertkämpferin, keine unglaublich begabte Magierin. Nichts von alldem. Sie würde sich ihre Lorbeeren verdienen müssen wie alle anderen auch und das musste ihr klar sein.
Sarina jedoch wollte nie etwas anderes. So kam es, dass sie sich kurzerhand entschloss, ihrem Bruder in seinem Weg zu folgen: Sie schloss sich dem Militär an um dort zu trainieren.

Full Metal Jacket
(Age 14 to 15)

Ihr Vater sagte nichts zu der Entscheidung, doch man konnte gemischte Gefühle beobachten. Er zweifelte offensichtlich daran, dass seine Tochter im Militär gut aufgehoben wäre, doch gleichzeitig auch konnte man eine winzige Spur des Stolzes erkennen. Sie hatte sich all die Jahre lang widersetzt, nur um ihren eigenen Weg zu finden. Man konnte über sie denken, was man wollte, aber diese Courage musste auch Roy bewundern.
Da Sébastien bereits früher in die Ausbildung des Militärs eingetreten war, hatte Sarina nicht besonders viel mit ihm zu tun. Sie war einer kleinen, unerfahrenen Rekrutentruppe zugewiesen worden. Was sie nun genau erwarten würde? Sie hatte sich nicht getraut, Vater oder Bruder zu fragen...

Sarina trippelte ungeduldig mit dem Fuß auf den dreckigen Asphalt. Wie lange würden sie noch warten müssen? Das Mädchen verschränkte die Arme und blickte schlecht gelaunt in die Runde. All die anderen Rekruten wirkten genauso nervös. Einer hatte eine Lunchbox dabei. Eine Lunchbox von Mami. Sarina schüttelte den Kopf, schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Der kalte Stein drückte sich beruhigend auf ihren Hinterkopf. Würde sie eben warten müssen. Geduld war nie ein großes Problem gewesen.
„Dir ist langweilig.“, ertönte plötzlich eine Stimme aus der Dunkelheit. Sarina öffnete langsam die Augen und erkannte einen groß gewachsenen, muskulösen jungen Mann mit braunen, struppigen Haaren und selbstgefälligem Grinsen auf dem Gesicht.
„Ach was.“, antwortete sie und schloss wieder die Augen. Idiot.
„James.“
Sarina öffnete erneut die Augen und zog eine Braue demonstrativ in die Höhe.
„Und?“
Der junge Mann namens James lehnte sich neben ihr gegen die Steinmauer und legte ihr vertraulich die Hand auf die Schulter. Sarinas Körper versteifte sich dabei ein wenig.
„Ich wäre jetzt gerne mit dir allein.“, flüsterte er und sein selbstgefälliges Grinsen bewegte sich dabei keinen Zentimeter.
„Hau ab.“, antwortete Sarina kopfschüttelnd und sah gezwungenermaßen in die andere Richtung. Würde der endlich mal seine Hand von ihrer Schulter nehmen? Nein, stattdessen grinste er nur noch breiter.
„Du wirst schon sehen. Zwei Wochen und das beruht auf Gegenseitigkeit.“ Zum Abschied folgte noch ein kräftiger, gezielter und harter Klaps auf Sarinas Hintern, welche erst ein paar Sekunden brauchte um diese Dreistigkeit zu verarbeiten. Mit offenem Mund stand sie da, unfähig auch nur überhaupt irgendwie zu reagieren. Ihre Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht beliefen sich bisher auf unerwidertes Verknallt-Sein.
„Zwei Wochen.“

Es stellte sich heraus, dass dieser junge Mann namens James Wilder kein Rekrut war, sondern seine Ausbildung schon hinter sich gelassen hatte. 16 Jahre, gut aussehend und offizieller Teil des Militärs. Das blöde an der Sache war übrigens, dass die zwei Wochen sich bewahrheiteten. Erst fühlte sich Sarina in ihrer Unerfahrenheit glücklich, dann benutzt und letztendlich fand sie sich in ihrer ersten Beziehung wieder, die etwa ein halbes Jahr lang dauern sollte.
Das Leben eines Rekruten war hart und schweißtreibend. Sarina war selten zuhause und verbrachte die meiste Zeit beim Training oder in der Kaserne. Viele der anderen Rekruten waren nett und sie genoss die Gemeinschaft. Es gab viele, mit denen sie sich gut verstand.
Ihr Ausbilder hieß Ronald Ramsl. Er war ein harter und verschlossener Mensch, für den Ergebnisse zählten. Es war einfach ihn zu beeindrucken: Man musste Leistung zeigen. Genauso einfach war es, in seinen Gunsten ins Bodenlose zu sinken – indem man keine Leistung zeigte. Disziplin stand bei ihm an oberster Stelle und er erinnerte Sarina stark an ihren Vater. Sie kannte die Tugenden und Prinzipien Roys und ohne wirklich darüber bewusst zu werden, hatte sie sich diese irgendwie im Laufe ihrer Kindheit angeeignet. Daher kam sie mit Ramsl stets gut klar. Es war auch kein Problem für sie, einfach Befehlen zu folgen. Das machte alles schon seinen Sinn.
Mit ihren Eltern hatte Sarina nur noch wenig zu tun. Dennoch kam sie immer besser mit ihrem Vater klar. Ehre, Disziplin und Gehorsam nicht nur als leere Phrasen zu hören sondern sie im Militär hautnah kennen zu lernen, brachten ihr sehr viel Verständnis für das Verhalten ihres Vaters.
Die Zeit mit James hatte Sarina sehr viel Spaß gemacht und ihr Selbstvertrauen gebracht, was das andere Geschlecht anging. Trotzdem hatten sie immer mehr Probleme und irgendwann hatte er sie und sie ihn betrogen und schrieen sich nur noch an – Zeit, es zu beenden.
Ihre Ausbildung ging gut voran, bis irgendwann ein Mann namens Thomas Nerouge auftauchte und ihr ein Angebot bereitete, das sie nicht ausschlagen konnte: Sie sollte dem K-9 beitreten.

Trashed, Lost & Strung Out
(Age 15)

Zuvor hatte Sarina noch nie von diesem „K-9“ gehört, doch Nerouge erklärte ihr die Sache ziemlich schnell. Es handelte sich dabei um ein verdeckt arbeitendes Programm des Militärs, das Aufgaben erledigte, die man nicht an die große Glocke hängen sollte. Sie sollte Fiore dienen und ihre Ausbildung innerhalb des K-9 beenden. Für Sarina bestand kein Zweifel daran, dass sie genau das wollte. Ihre Brust platzte fast vor Stolz, als sie bereits im Alter von 15 Jahren in solch eine Ehre kommen durfte! Zwar fragte sie sich des öfteren, weshalb ausgerechnet sie ausgesucht worden war (sie war bei weitem nicht die beste Rekrutin gewesen), hinterfragte dieses Glück aber nicht länger. Lediglich die gebotene Verschwiegenheit störte sie – zu gerne hätte sie ihrem Vater davon erzählt und damit vor ihrem Bruder geprahlt.
Nerouge sagte oft aus Spaß, dass er und sein Team genau so viel Verbrecher wie Soldaten waren – und zu diesem Team gehörte nun auch Sarina. Neben ihr und ihrem alternden Teamleiter befanden sich vier weitere Kameraden an ihrer Seite.
Rose war eine Ärztin in ihren späten Dreißigern. Sie erinnerte Sarina ein wenig an ihre Mutter, doch das auch nur auf den ersten Blick. Sie sorgte und kümmerte sich um das Küken des Teams und wann immer Nerouge einmal keine Zeit hatte um Sarina all ihre Fragen zu beantworten, war Rose die Person, an die man sich wenden konnte.
Chuck hingegen war das, was man als Klischeeverbrecher bezeichnen konnte. Er knackte Schlösser, log, dass sich die Balken bogen und klaute, was ihm in die Finger kam. Wie der Typ es in den Dienst des Militärs geschafft hatte ist Sarina bis heute ein Rätsel.
Clint D. Demo kümmerte sich um die Ausrüstung des K-9, sprengte liebend gern irgendwelche Dinge in die Luft und verbrachte seine Freizeit damit, die verrücktesten Waffen zu entwerfen, die die Welt je gesehen hatte – und darin war er gut. Seine Kreationen hatte die Welt nämlich wirklich noch nie gesehen – deren Funktionalität war hingegen ein ganz anderes Paar Schuhe.
Blieb noch Jean-Claude. Er kannte sich mit Schwertern aus, konnte sich im Kampf gegen so gut wie jeden Gegner behaupten und er erwähnte auch einmal, dass er Benutzer einer Lost Magic sei. Ob das jedoch der Wahrheit entsprach wusste niemand im Team so wirkli