Cf: Fairy Tail Gildenhaus

Als die beiden Magier nach anderthalb Stunden ruhigem Fußmarsch die Dorfmauern Nantos erreicht hatten, musste Sylvana feststellen, dass es sich nicht um ein kleines Dorf handelte, wie sie es sich anfangs gedacht hatte. Nanto lag mit seiner Größe irgendwo zwischen Dorf und Kleinstadt, schwer zu definieren, wie sie zugeben musste. Es gab nicht viele Gebäude innerhalb der Mauern, dafür aber große Flächen bäuerlich bewirtschafteten Landes. Am Rande des Dorfes lagen die großen Höfe mit beackertem Boden und eingezäunten Vieh. Im Zentrum standen wiederum alte Fachwerkhäuser, unter anderem eine Schmiede, eine Mühle und ein Sägewerk, welche alle am kleinen Fluss, der das Dorf in der Mitte teilte, standen. Auf der anderen Seite standen mehrere kleine Wohnhäuser, sowie ein Marktplatz. Wenn man dem Questblatt glauben sollte, so befand sich das Haus ihres Auftraggebers an besagten Marktplatz.
„Irgendwie ein schöner Ort, findest du nicht auch?“ Dem ersten Eindruck nach gefiel Sylvana dieses Dorf. Die Wälder lagen östlich von hier, das leise Plätschern des Flusses lud einen förmlich dazu ein einfach mal die Augen zu schließen und zu entspannen. Die störenden Geräusche der Schmiede waren dabei in weiter Ferne, selbst wenn der Wind aus der falschen Richtung wehte. Alles in einem konnte man wirklich sagen, dass Nanto im Vergleich zur Großstadt Magnolia ein viel besserer Ort war, um sich mal zurückzulehnen und zu entspannen.
Der Weg vom Dorfeingang führte einen direkt zum zentral gelegenen Marktplatz. Noch einmal blickte Sylvana auf das Blatt in ihren Händen, um die Beschreibung des Hauses in ihr Gedächtnis zu rufen. Zweistöckig, rote Dachziegel, weiße Wände. Viele solcher Häuser würde es schon nicht geben, sonst wäre die Beschreibung ja mehr als nur überflüssig gewesen. Glücklicherweise gab es nur ein einziges Haus, welches mit dieser Beschreibung übereinstimmte. Es lag direkt vor ihren Augen, als sie den Marktplatz betreten hatten. Über der schweren Holztür war ein Schild befestigt, wo in großen Buchstaben „Haus des Bürgermeisters“ geschrieben stand. Damit war ihr Auftraggeber also gefunden.
„Wollen wir doch mal hören, ob uns der Bürgermeister ein paar Hinweise geben kann, nicht?“, sagte die Dragonslayerin und klopfte zweimal kräftig an der Tür.

Auch wenn es Sylvana zu gefallen schien, mochte Kabuto dieses große Dorf überhaupt nicht. Das einzig gute daran war vielleicht, dass er sich hier sicher nicht verirren würde, doch ansonsten wirkte es auf den Grünschopf eher abschreckend als anziehend. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass er eine andere Sorte Blick besaß: Wo die Dragonslayerin Ackerland sah, war für ihn eine Fläche voller Grillen und Würmer, ihre Nutztiere waren für ihn nur die perfekten Lockmittel für Mücken und Fliegen und wo für sie ein hübsch glitzernder Fluss lag, erkannte er nur Wasserschneider und an den Ufern diverse Blumen, die bestimmt ein wundervolles Zuchtgebiet für diese gruseligen bunten Insekten namens Schmetterlinge abgaben, und natürlich auch für Bienen. Abgesehen davon fielen ihm auch sofort ein durchschnittlich großer Ameisenhügel auf, ein großes Spinnennetz an einer der Hauswände am Dorfeingang, und eine seltsame Form an einem weiter entfernten Baum, die er als Wespennest zu identifizieren glaubte. Ich weiß nicht..., beantwortete er also ehrlich die Frage des Mädchens, das er begleitete. Ehrlich gesagt, finde ich es ziemlich gruselig hier... Vermutlich würde sie das seltsam finden... Vermutlich würde sie sich denken, wie verrückt und feige er sei, weil ihm so ein hübsches, kleines Dorf Angst machen konnte, aber was sollte er denn machen? Sie wieder anlügen, wie beim Lesen der Quest? Nein, schon allein dafür machte er sich immer noch viel zu große Vorwürfe, da hätte er nicht noch eine Lüge auflegen können. Und selbst wenn er es gekonnt hätte, er wollte es ja auch gar nicht! Das vorher hatte er nur getan, um Sylvana begleiten zu können, ohne ihr ihre Wunschmission kaputt zu machen, ansonsten hätte er sicherlich nie, nie, niemals auch nur ein unwahres Wort gegenüber dieser Göttin geäußert! Auch wenn er ihre Meinung sich selbst gegenüber damit wahrscheinlich enorm verschlechterte...
Entspannen würde sich der Junge hier bestimmt nicht, aber glücklicherweise machten sie hier ja auch keine Ferien, sondern eher das Gegenteil – sie waren zum Arbeiten hier. Auch Sylvana hatte das offensichtlich nicht vergessen, und so kamen die beiden relativ schnell zum doch nicht gerade kleinen Marktplatz des Dorfes. Der Junge sah sich um; die Häuser hier sahen alle ziemlich unterschiedlich aus. Die beiden kleinsten Gebäude, die direkt nebeneinander lagen, waren offensichtlich beides Obst- und Gemüseläden, deren Besitzer sich derzeit in den Haaren zu liegen schienen. Gegenüber lag eine kleine Bücherei, vor der drei Jugendliche saßen, die doch tatsächlich etwas lasen – in Magnolia sah Kabuto nur selten Leute seines Alters in Büchern stöbern, und er selbst war auch nicht unbedingt sehr belesen. Und an einer anderen Stelle befand sich ein zweistöckiges Gebäude, das komplett in silbergrauer Farbe gehalten war, wobei es aussah, als wäre das obere Stockwerk völlig ungenutzt. Auf dem Schild davor stand deutlich lesbar Einziger Laden für Technologie innerhalb von 6 Meilen! Ähm, Sylvana, meldete sich der Kyofu leise zu Wort, während sie an der Tür des Bürgermeisters klopfte. Weißt du, was eine Meile ist...? Ich glaube, ich hab das Wort schon mal irgendwo gehört, aber was bedeutet das? Woher sollte jemand, der Längen in Metern und allen zugehörigen Variationen, seien es nun Milli, Zenti oder Kilo, maß, das auch wissen? So etwas lernte man ja heute kaum noch... Doch lange hatten sie nicht Zeit, da ging auch schon die hölzerne Tür vor ihnen auf und eine junge, hoch gewachsene Frau blickte streng auf die beiden hinab. Nach ein paar Momenten schweigenden Starrens fragte sie, ob die beiden Magier seien, und Kabuto nickte schnell. J-ja, sind wir! I-ich bin Kabuto, und das... das ist die große Sylvana! Die beste Magierin, die Fairy Tail... ach was! Die beste, die die Welt zu bieten hat! Überzeugt grinste er, glaubte er doch selbst an das, was er sagte. Die Fremde zog nur die Augenbrauen hoch und winkte die beiden herein.
Ähnlich der begrüßenden Kraft war der Bürgermeister hager und hoch gewachsen, dafür jedoch weit älter – vielleicht ihr Vater? Großvater? Vom Alter würde es hinkommen. Die Magier erwischten ihn gerade dabei, wie er die letzten Reste eines Hühnerschenkels abnagte – als er die Neuankömmlinge bemerkte, warf er die Reste in die übervolle Mülltonne neben seinem Drehstuhl und stand auf. „Ah, da seid ihr ja!“, keuchte er mit schwacher Stimme. „Was für ein Glück, dass ihr endlich da seid! Ich mache mir schon seit Tagen solche Sorgen, dass ich kaum noch etwas essen kann... in den letzten sechs Stunden hatte ich nur ein Hähnchen, eine große Portion Pommes mit Salat und zwei Rinderkoteletts! Wenn das so weitergeht, werde ich noch am Hungertod versterben... ach, ach!“ Theatralisch sank er ihn seinen Stuhl zurück und nahm einen Zettel aus einer der Schreibtischschubladen hervor. Nach kurzem Lesen hustete er und wandte sich wieder an die beiden Fairys. „Ach, ach, ihr solltet wissen, was ihr zu tun habt... ich dachte, Fairy Tail wäre professioneller! Es ist ganz simpel, jede, wirklich jede Nacht weckt mich irgendeine Idiotin auf, die nichts Besseres zu tun hat, als zu singen! Dachte ich jedenfalls, aber dann sind meine Bürger hierher gekommen und haben mir gesagt, dass irgendwelche Familienmitglieder oder Freunde oder... irgendjemand eben verschwunden ist. Und ich als professioneller Meister der Bürger dachte mir natürlich, ich kümmere mich um das Problem, deshalb seid ihr hier. Bisher kam dieser Gesang erst neun Mal, und verschwunden sind, wartet kurz...“ Er konsultierte den Zettel erneut. Neun Leute sind verschwunden genau.“ Dann legte er den Zettel zurück in die Schublade und zog stattdessen ein vor Fett triefendes Sandwich hervor. Es war weißes Toastbrot, und es wirkte, als hätte jemand das ganze Gebilde einmal in eine Fritteuse getunkt – für Kabuto ein absolut ekelhafter Anblick. Nein, er könnte so etwas nicht essen. Der Bürgermeister dagegen biss genussvoll hinein. „Um jeff mafft fon, waf ihm su maffn hab!“

Das Gefühl, als würde ihr eigenes Frühstück in jedem Moment aus ihrem Magen einen schnellen Weg nach draußen finden könnte, machte sich bei der Aufzählung und dem Anblick des ekelhaften Sandwichs in Sylvana breit. //Kaum etwas essen? Der Kerl hat schon mehr verdrückt als ich die gesamte letzte Woche.// Die Dragonslayerin konnte nur mit dem Kopf schütteln. Woher sollten sie bitte wissen, wie viele Bürger denn schon verschwunden waren? Die Ausschreibung beinhaltete immerhin keinerlei solche Informationen und in der Kunst des Sternenlesens oder Wahrsagens war sie nicht bewandert.
„Vielen Dank, Herr Bürgermeister. Wir werden dieses Problem so schnell wie möglich lösen.“ Kurz verbeugte sich Sylvana und deutete Kabuto mit einer kurzen Handbewegung, dass sie gehen sollten – so schnell, wie es auch nur möglich war. Denn wirklich darauf aus diesem Kloß beim Verschlingen seiner Fettbombe zuzusehen war Sylvana garantiert nicht! Stattdessen zog sie sich in ihre Gedanken zurück und fasste die ihnen gegebenen Informationen noch einmal zusammen. Neun Nächte sang die Sirene und jede Nacht verschwand dann anschließend ein Dorfbewohner. Fragte sich jetzt nur, wo sie ihre Recherchen zuerst beginnen sollten. Es lag natürlich in ihrer Macht sich umzudrehen und dem Bürgermeister nach Angehörigen der Verschwundenen zu fragen, aber allein der Gedanke an ihn und dieses Sandwich ließ ihren Magen umdrehen. Nein, sie würden sich alleine durchschlagen und etwas herausfinden. Solche Themen waren sicherlich im ganzen Dorf bekannt.
Die frische Waldluft, die ihr entgegenwehte, als sie das Haus des Bürgermeisters verließ, war eine wahre Wohltat für ihre geschundene Nase. Kabuto hatte es vielleicht nicht so intensiv wahrgenommen, aber der Bürgermeister bräuchte dringend ein dutzend Duftsteine in seinem Haus, so sehr wie es dort gestunken hatte.
„Also Kabuto, wir gehen folgendermaßen vor: Bis zum Abend hin teilen wir uns auf und befragen ein paar Dorfbewohner. Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn du die kleine Bücherei besuchst…“ Sylvana deutete auf einen Punkt auf dem Stadtplan, welcher neben dem Eingang des Bürgermeisterhauses an einem Brett befestigt war. „…und anschließend ein paar Dorfbewohner befragst. Ich werde dann auf der anderen Seite des Flusses die dort werktätigen Bewohner fragen.“ Ihr Finger wanderte über die Karte auf besagte Seite des Dorfes, umkreiste dabei im Besonderen die Schmiede, sowie die Weberei, ehe sie ihren Blick wieder zu Kabuto wandte. „Wäre das alles für dich in Ordnung?“

Sylvana konnte es offenbar nicht schnell genug gehen, um den Bürgermeister allein zurück zu lassen – und Kabuto war ihr dankbar dafür. Dieses Sandwich eben hatte so ekelhaft ausgesehen, und außerdem hatte der Typ es aus seiner Schublade geholt! Nein, nein, der Kyofu wollte überhaupt nicht wissen, was sonst noch so versteckt lag an Essen in diesem Büro. Noch lieber wäre es ihm natürlich, vergessen zu können, doch wahrscheinlich war ihm das nicht vergönnt. So einen Anblick konnte man einfach nicht verdrängen, so sehr man es auch versuchte...
Zum Glück gab es aber noch den weit schöneren Anblick der Person, die er derzeit begleitete, der half dabei, diese Erinnerung wenigstens zu unterdrücken. Unter den strengen Augen der wachsamen... Tochter? Enkelin? Jedenfalls hatten sie es geschafft, das Haus zu verlassen, ohne auch nur angesprochen zu werden, obwohl die Blicke ihnen die ganze Zeit bis zur Tür gefolgt waren. Hier fühlte der Junge sich nicht wohl. Schon auf den ersten Blick hatte er dieses Dorf nicht gemocht, und inzwischen war er sich fast sicher, dass das hier die Hölle auf Erden war. Er sehnte sich fast schon nach seiner Tante und seiner Cousine, doch er blieb, wo er war, schließlich war er ja nicht einfach so hier, sondern begleitete die Göttin Fairy Tails auf einer wichtigen Quest, und da konnte er sie nicht einfach zurück lassen. Er hatte eine Verpflichtung zu erfüllen, und der würde er auch folgen. Außerdem war die Situation nicht ganz so schlimm: Wie nicht anders zu erwarten, hatte Sylvana bereits einen fantastischen Plan, um mehr über die Geschehnisse zu erfahren. Aufmerksam hörte er zu, nickte, wenn es nötig war, und ließ sie in Ruhe ausreden, dann fragte sie ihn, ob das für ihn in Ordnung wäre. In die Bibliothek sollte er gehen... er drehte sich um und deutete auf die kleine Bibliothek an dem Marktplatz, auf dem sie gerade standen. Die da meinst du? Okay, kein Problem!, antwortete er lächelnd – das sah nach dem sichersten Ort Nantos aus. Und, ähm... wo genau sollen wir uns dann wiedertreffen?

Nachdem auch diese Kleinigkeit geklärt war, verschwand der Grünschopf in dem Gebäude, in welchem er verschwinden sollte, und machte sich gleich auf den Weg zwischen den Buchreihen hindurch. Für so eine kleine Bücherei gab es hier eindeutig viel zu viele Bücherregale, man erkannte kaum den Weg zwischen ihnen hindurch, und zweimal erreichte der Junge sogar eine komplette Sackgasse. Das reinste Labyrinth! Vorne am Tresen stand auch niemand, es war zum Verzweifeln. Nach einer Weile gab Kabuto es auf, hier würde er niemanden mehr finden. Er wollte zum Ausgang zurückkehren, doch das gestaltete sich als ebenso schwierig – musste er bei „Geschichten einer Weltreisenden“ links oder rechts ab? War er auf seinem Hinweg an „Schleimige Kristalle“ vorbeigekommen oder doch nicht? Als er bei „Ruhige Vernichtung – Meditation nach Magnolia-Art“ vorbeikam war er sicher, fast schon da zu sein, und doch landete er kurz darauf bei „Geographie Q-W“, wo eine ältere Frau bereits wartete. Sie hielt ein Buch aufgeschlagen in der Hand, ihr glänzend braunes Haar schien in einen Dutt gebunden zu sein, aus dem jedoch einige Strähnen herausfielen. Sie war nicht sehr hoch gewachsen, kaum größer als Kabuto selbst, doch sie strahlte eine Aura der Ruhe und des Wissens aus, wie ein sehr erwachsener und erfahrener Mensch. Woher diese Ruhe kam wurde schnell deutlich, da ihre Augen hinter der rahmenlosen Brille geschlossen waren: Sie schlief. Ihr Körper wippte leicht von links nach rechts und wieder zurück, immer wieder, während sie sich ansonsten kaum bewegte und nur sehr ruhig atmete. Ä-ähm, ent-entschuldige-gen sie bitte..., versuchte Kabuto ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, doch es wirkte nicht. Er stupste sie kurz mit dem Finger an, und plötzlich zuckte sie laut kreischend zusammen. Das Buch fiel ihr beinahe aus der Hand, hastig schnappte sie danach, beugte sich dabei weit nach vorne und brauchte doch mehrere hektische Versuche, ehe sie sich kerzengerade hinstellte mit dem Buch an die Brust gepresst, der Brille schief und einem Gesichtsausdruck als hätte sie gerade ein heftiges Abführmittel eingenommen. Entschuldigen sie, Miss..., begann Kabuto wieder und schaffte es dieses Mal, sie zum Zuhören zu bewegen. Ich bin ein Magier von Fairy Tail und wurde angeheuert, um eine Sirene zu jagen. Wissen sie etwas darüber...? So langsam schien sich die Frau zu beruhigen, schlug das Buch wieder auf, rückte ihre Brille gerade, entspannte sich, beugte sich leicht nach vorne und setzte das gleiche Lächeln auf, das sie auch beim Träumen hatte – hätte sie ihre Augen geschlossen, würde sie jetzt wieder genau so aussehen wie zuvor, als sie geschlafen hatte. „Nah, nah...“, begann sie mit verträumter Stimme. „Wir Weisen wussten, dass ihr kommt, oh Nadrian...“ Ähm, ich heiße Kabuto... „Keine Sorge, Nadrian, ich werde euch helfen auf eurer Suche nach eurer holden Maid. Ich muss fürchten, die Sirene hat Lady Helene fest im Griff. Es heißt, dass ihr Gesang für jede Person anders klingt und die Person, die ihn hört, ihm verfällt und verfolgt, und so geschah es auch eurer Maid... Doch fürchtet nicht! Ich kenne... Zzz...“ Verdutzt blickte Kabuto die Frau an. War sie... eingeschlafen... schon wieder? Ja, es sah ganz danach aus. Ähm... Helene?, riet er einfach mal, und es funktionierte: Die Frau erwachte wieder so hektisch wie zuvor und rief: „Nicht doch, Lady Helene!“ Es dauerte ein wenig, bis sie sich wieder beruhigt hatte und sich erstmals tatsächlich ansah, mit wem sie da sprach. Sie lächelte hinab auf Kabuto und blinzelte ihn an. „Nah, wen haben wir denn da? Hm... Kabuto, nicht wahr? Du fragst dich sicher, woher ich das weiß... Intuition! Ich bin eine der vier Weisen in Nanto!“ Er war einfach nur verwirrt. Was war los mit dieser Frau...? Er hatte ihr seinen Namen doch selbst gesagt... „Ich lese gerade die Sage von Nadrian und Lady Helene, eine wunderschöne Geschichte, eines meiner liebsten Bücher. Dort geht es um eine Sirene, deshalb dachte ich, es passt gut zu der derzeitigen Situation des Dorfes, aber ich muss beim Lesen kurz weggetreten sein... wahrscheinlich der Kreislauf. Der macht im Alter einfach nicht mehr richtig mit.“ Kreislauf...? Die Alte war eingeschlafen, ganz einfach. Das konnte doch sogar ein Blinder sehen... „Nur leider steht in diesem Buch nicht, wie man die Sirene besiegt... sie schafft es, die Flucht zu ergreifen. Wenn Ihr gegen eine Sirene kämpfen wollt – und ich als Weise weiß, dass ihr das vorhabt! – dann müsst Ihr wohl oder übel anderen Rat einholen. Ich rate euch zu der Weise Nantopa, sie ist die Hizzoh... rika... Ah!“ Nachdem sie fast wieder ein genickt wäre, fing sie sich und blickte ihn aus großen Augen an. „Oh, Kabuto, ich dachte, du wärst längst bei Nantopa! Husch, husch, geh rüber zu Eddi, der wird wissen, wo sie ist! Husch, husch, Kleiner... so eine Sirene besiegt sich nicht von selbst!“ Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Kaum hatte der Grünschopf sich umgedreht, hörte er hinter sich auch schon wieder ein Schnarchen ertönen. Diese Frau hatte sie doch auch nicht mehr alle! Lag das an diesem Ort oder hatte er einfach Pech? Nun ja, wenigstens schaffte er es diesmal auf Anhieb, den Ausweg aus der Bücherei zu finden... magisch...

Während sich Kabuto nun zur Bücherei aufgemacht hatte, war Sylvana in die genau entgegen gesetzte Richtung gegangen. Das bunte Treiben des Marktes, welches um sie herum herrschte, ging dabei relativ unberührt an ihr vorbei. Zwar hörte sie, wie die etlichen Händler an ihren Ständen ihre Ware in den Himmel preisten und auch gelegentlich versuchten, ihr Interesse zu wecken, aber egal ob sie ihr nun die wundervollsten Stoffe oder Früchte aus der Umgebung anboten, die Dragonslayerin interessierte sich nicht dafür. Einzig ihr erster Anhaltspunkt war ihr wichtig, die Schmiede der Stadt. Das Gebäude, welches am nördlichsten Teil des Dorfes lag, abgelegen von der nächstgelegenen Weberei, die doch direkt an der Brücke lag, welche die beiden Seiten des Dorfes miteinander verband. Warum Sylvana nicht die Schmiede einfach ignorierte und die restlichen Fachwerkgebäude nacheinander abklapperte? Vielleicht lag es an ihrer Intuition, die ihr anwies dorthin zu gehen. Wahrscheinlicher war aber eher die Neugierde, hatte die Dragonslayerin doch noch nie gesehen, wie ein Schmied arbeitete und irgendwie interessierte sie es einmal zu sehen, wie aus einfachen Erzklumpen mehr oder weniger gefährliche Schwerter geschmiedet wurden. Weiterhin hatte sie seit einiger Zeit mit dem Gedanken gespielt ein Schwert in die Hand zu nehmen und eventuell die Kunst des Schwertkampfes mit ihrer Magie zu kombinieren. Dafür müsste sie nur erstmal ein Schwert besitzen…
Nach nicht allzu langer Zeit war schließlich die Schmiede erreicht. Schon kurz nachdem sie den kleinen Trampelpfad, der von der Brücke aus nach Norden führte, betreten hatte, hallte ihr der Klang von regelmäßigen Hämmerschlägen entgegen. Dunkler, schwarzer Rauch stieg aus dem kleinen Schornstein dem Himmel empor. Je näher sich Sylvana dem Haus näherte, umso klarer wurde ihr auch, warum die Schmiede abseits der anderen Werkhäuser stand. Die lauten Schläge des Schmiedhammers, der wie im Takt eines Metronoms auf das glühende Eisen einschlug, konnten einen Außenstehenden garantiert in den Wahnsinn treiben, wenn man den ganzen Tag über diesen monotonen Klang mal für mal hören musste.
„Entschuldigung!“ Die Hämmerschläge verstummten, als der Schmied die Stimme der Dragonslayerin vernahm. Etwas verdutzt drehte er sich um, blickte der Dragonslayerin ins Gesicht. Sein ganzer Körper war von Schweiß bedeckt, dessen Geruch Sylvana aber nicht wirklich wahrnehmen konnte. Dafür überdeckte der allgegenwärtige Gestank der glühenden Kohlen alle anderen Gerüche viel zu sehr.
„Hast du dich verlaufen, Mädchen? Zu den Webereien geht es in die andere Richtung.“ Seufzend und ohne auf eine Erlaubnis des Schmieds zu warten näherte sich Sylvana dem Amboss, auf welchem der glühende Stahl für einen Schwertrohling lag. Sie spürte deutlich, wie ihr die enorme Hitze der Esse, welche sich nur einen guten Meter vom Amboss entfernt befand, entgegenschlug. Kein Wunder also, dass der Schmied so unglaublich schwitzte. Bei dieser Hitze...
„Nein, ich wollte hierhin. Mein Name ist Sylvana, ich bin Magierin der Gilde Fairy Tail und soll dem Sirenenproblem auf den Grund gehen. Dafür bräuchte ich nur mehr Informationen und habe mir erhofft, dass Sie mir helfen könnten.“ Sie lächelte leicht, als ihr Blick auf eine Reihe von Katanas und Langschwerter fiel, die in einer Glasvitrine aufbewahrt wurden. Alle samt äußerst extravagant ausgeschmückt, mit verschiedenen Verziehrungen oder einem Edelstein im Schwertknauf. Fragte sich nur, wie meisterhaft sie geschmiedet waren.
„Geht doch einmal in den Nebenraum und wartet dort auf mich. Ich muss mich noch ein klein wenig um dieses Schwert kümmern.“ Die Dragonslayerin zögerte nicht, nickte einmal und machte sich dann zu besagter Tür auf, die in ein kleines, schlicht möbliertes Zimmer führte. Auch hier befanden sich einige Vitrinen, in welchen fertige Schmiedekunst aufbewahrt wurde. Dabei zog besonders ein einziges Katana ihre Aufmerksamkeit auf sich. Es besaß eine schwarze Klinge, der Griff war mit einem schwarzen Band, vermutlich aus Seide, umwickelt worden und die Schwertscheide, welche genau vor dem Schwert lag, war aus schwarzem Holz gefertigt. So ganz genau warum sie das Schwert so faszinierte wusste Sylvana nicht, aber irgendwas zog sie in seinen Bann.
„Es scheint fast so, als würde dich meine Schmiedekunst gerade zu fesselt.“ Sylvana schreckte auf, als sie die Stimme des Schmiedes ganz nah an ihrem Ohr vernahm. Ihre Gedanken und Aufmerksamkeit waren wohl ganz woanders gewesen, als sie das Katana angeschaut hatte. Dabei war es doch nur ein Schwert!
„J-Ja, irgendwie hat mich die Farbe und das Schleifmuster dieses Katanas fasziniert. Ich weiß auch nicht wieso.“ Ein verlegendes Lächeln auf den Lippen hatte sich auf ihre Lippen gelegt, als sie sich dem Schmied wieder zugewandt hatte.
„Dieses Katana ist eines meiner neusten Meisterwerke. Es ist, wie all die anderen Schwerter hier, noch namenlos. Erst, wenn die Klinge in den Besitz eines würdigen Kämpfers übergeht, bekommt sie einen Namen. Die Schwertscheiden sind allesamt von meiner Tochter verzaubert worden, sodass sie den Namen des Schwertes preisgeben, wenn sie einen Meister auserkoren haben.“ Man hörte deutlich, dass der Schmied wirklich stolz auf seine Erzeugnisse war, so wie er gerade über sie redete. Aber nach einem Meisterwerk sah dieses Katana auch aus. Vermutlich würde es auch dementsprechend soviel kosten. Und ob sie eines solchen Schwertes würdig war bezweifelte Sylvana.
„Aber ich vergesse meine Höflichkeit. Da hast du dich schon vorgestellt und weißt nicht einmal meinen Namen. Ich heiße Arawn und bin, wie du sicherlich schon wusstest, der Schmied dieses Dorfes und vielleicht einer der besten Schmiede Fiores. Zumindest höre ich sowas hin und wieder, wenn mein Name in einer Kneipe in Magnolia Town erwähnt wird.“
Den letzten Teil glaubte die Dragonslayerin Arawn aufs Wort. Zumindest sahen diese Schwerter nicht nach billigen Massenprodukten aus, die so mancher Soldat des Königs mit sich trug. Diese Klingen waren einzigartig, garantiert mit einem hohen Arbeitsaufwand hergestellt.
„Wie auch immer. Können Sie mir etwas zu den Vorfällen erzählen? Irgendwelche Details oder Namen von Vermissten?“
Kurze Zeit war es ruhig, Arawn schien zu überlegen, was er sagen wollte. In seinem Gesicht konnte Sylvana Sorge lesen. Große Sorgen, um genau zu sein.
„Es gibt leider nicht viel an Informationen, die ich über den Grund dieser Ereignisse weiß. Wisst ihr, vor gut zwei Wochen begann dieser Spuk. Fast jeden Abend hörten wir dann den süßen Gesang einer Frau im ganzen Dorf und jedes Mal beklagten wir dann einen Vermissten am nächsten Morgen. Vorgestern sang die Sirene das letzte Mal und… nahm mir meine Tochter, Gwyneth. Ich habe den ganzen Tag über die Wälder der Umgebung durchsucht, konnte aber nach einer Weile keine Spuren mehr finden. Sie ist wie vom Erdboden verschluckt, genauso wie all die anderen Vermissten…“
Obwohl Arawn nach außen stark blieb, so spürte Sylvana doch, dass er mit sich um seine Ruhe zu kämpfen schien. Wer mochte es ihm auch verübeln? Seine Tochter war verschwunden und er konnte nichts unternehmen.
„Okey… Vielen Dank, Arawn. Wir werden unser Bestes geben um diesem Verschwinden auf die Spur zu kommen.“ Sylvana verbeugte sich kurz, wollte gerade die Schmiede verlassen, als sie die kräftige Hand es Schmieds auf ihrer Schulter spürte. Arawn stand direkt hinter ihr, schaute sie mit flehendem Gesichtausdruck eindringlich an.
„Bitte findet meine Tochter. Ich würde wirklich alles dafür geben sie wieder gesund in meine Arme schließen zu können. Immerhin ist sie die einzige wichtige Person, die in meinem Leben noch geblieben ist…“
Normalerweise war Sylvana nicht die Frau für große Versprechungen, die sie vermutlich nicht einhalten konnte. Aber irgendwie konnte sie in diesem Moment nicht anders, als Arawn dieses Versprechen zu geben. Als Magierin der Gilde Fairy Tail…
„Macht euch keine Sorgen, wir werden sie finden. Das verspreche ich euch.“ Damit hatte die Quest noch eine Aufgabe mehr bekommen: Die Tochter des Schmiedes finden. Hoffentlich würde es Kabuto nicht allzu viel ausmachen.

Zurück auf dem Marktplatz überlegte der Kyofu erst einmal einen Moment: Er musste jetzt diese ominöse Nantopa finden, aber er hatte gar keine Ahnung, wer das war – oder ob es sie überhaupt gab. Am besten fragte er einfach einmal jemanden, der ihm vielleicht helfen konnte... Einfach die nächstbeste Person. Ein armer junger Mann wurde sein Opfer: E-entschuldigen sie bi-bitte, Sir... I-ich bin auf der Suche nach, ä-ähm... Nantopa. Könnten sie mir... helfen...? Beim letzten Wort war seine Stimme schon wieder so viel leiser geworden, dass man ihn wohl kaum noch verstand, aber der Zusammenhang sollte reichen, um die Aussage klar aufzunehmen. Der Fremde nickte kurz nachdenklich und lächelte ihn dann freundlich an: „Oh ja, Nantopa. Also, eine Adresse kann ich dir zu ihr nicht geben, weil sie ja nicht hier wohnt...“ M-Moment... s-sie... sie wohnt nicht hier? Aber ich soll sie doch aufsuchen... Dafür erntete der Kyofu ein Lachen von dem Mann. Der wirkte zwar relativ normal, aber es war schon ein wenig gemein, einen Besucher des Dorfes auszulachen, weil er nichts über die Bewohner wusste... „Pass auf, es ist so: Nantopa heißt eigentlich Nanpa, eine relativ bekannte Historikerin. Sie ist hierher gekommen, um, naja... die Historik des Ortes zu untersuchen, oder so. Weil sie nur ein paar Wochen bleiben wollte, hielt sie es nicht für nötig, ein Haus zu kaufen... das ist jetzt zwei Jahre her. Sie übernachtet immer bei irgendwelchen Freunden, weil sie jetzt einfach zu unserem Dorf gehört... deshalb auch ihr Spitzname. Ist eine Mischung aus Nan-to und Nan-pa... Als es mit dem Spitznamen angefangen hat war es noch Nanpato, aber das hat sich nicht durchgesetzt. Wenn du sie suchst, solltest du dich am besten an ihren Bruder wenden... der Kerl führt den Laden da drüben, und der lebt sogar da drin, glaube ich.“ Dabei zeigte der Mann auf den „einzigen Laden für Technologie innerhalb von sechs Meilen!“ Wenn da jemand drin lebte, dann musste das schon wieder eine der merkwürdigen Gestalten Nantos sein... auf die man hier ja allenthalben traf. Höflich beugte der Grünschopf sich vor, dankte für die Hilfe, und dann machte er sich auf den Weg zu dem angezeigten Geschäft...

Von innen sah dieser Laden genauso seltsam aus wie von außen. Er hatte den gleichen silbrigen Anstrich und eine Treppe nach oben, deren Zugang mit Holz verrammelt worden war. Auf den verschiedenen Regalen stand ziemlich seltsames und teilweise bestimmt einzigartiges Zeug, ein paar wenige Leute standen herum und suchten wohl etwas, und auf der Ladentheke neben der Kasse saß ein Kerl, der hier wohl der Besitzer war. Er war kreidebleich, als hätte er dieses Gebäude wirklich seit Jahren nicht verlassen, doch von seiner Haut war eigentlich kaum etwas zu sehen. Über seinem breiten Grinsen trug er nämlich eine noch breitere, absolut überdimensionierte Sonnenbrille, und darüber eine Kapuze, die genau wie der Rest seines grauen Shirts mindestens eine Nummer zu groß für ihn war. Selbiges galt auch für seine Hose, deren braun-blaues Muster undenkbar hässlich war und sich definitiv mit den Flip-Flops an seinen nackten, aber scheinbar sehr gepflegten Füßen biss. Seine Beine strampelten langsam vor und zurück, während er furios auf einer handlichen Spielkonsole herumtippte. Vermutlich hatte er hier das Kommando, also würde Kabuto ihn einfach fragen... E-entschuldigung, sind sie der Bruder v-von Nantopa? Der Fremde reagierte erst gar nicht, legte dann das Spiel beiseite und lehnte sich grinsend weit über den Jungen. „Wer will das wissen, hm? Yeah, yeah. Weißt du nicht, dass man Leute nicht bei der Arbeit stört, Brudda? Du willst was über meine kleine Nana wissen, hm? Yeah, yeah. Vielleicht bin ich ja ihr Bruder. Vielleicht bin ich ihr Lover. Vielleicht bin ich ihr Boss. Vielleicht kenn ich die kleine ja gar nicht, hm? Yeah, das nehm ich heute mal!“ Er nickte schon wieder, während Kabuto am Rande der Depression stand – er hatte schon wieder einen Verrückten erwischt. Die gab es hier wie Sand am Meer... „Sorry, Brudda, hab nie was von meiner kleinen Nana gehört. Kenn ich nich, total fremd. Issat ne Freundin von dir, hm? Yeah, yeah. Kommt jeden Tag in meinen Laden, jeden Morgen, yeah. Kein Wunder, dass du denkst, dass ich ihr Lover bin, aber so isses nich, klar?“ Im Kontrast zur Haarfarbe färbte sich Kabutos Gesicht leicht rot, während er so etwas wie eine Entschuldigung und ein Nein stammelte. Warum fühlte er sich gerade, als wäre er schuld an dieser Situation? „Jedenfalls war'se heute nich hier. Is ja auch kein Wunder. Gestern hat die Sirene gesungen, weißte, Brudda? Und außer meiner kleinen Nana, die ich ja nich kenne, is niemand aus dem Dorf verschwunden. Du weißt schon, was man eben so hört, wenn man den wichtigsten Laden der Gegend leitet. Du siehst ja, wie man mir die Bude einrennt, hm?“ Eigentlich sah Kabuto das nicht. Er sah ein paar Leute, die ein wenig stöberten, aber von denen wirkte keiner sehr enthusiastisch... „Yeah, yeah, so ist das. Auf jeden Fall fürchte ich, dass die Sirene meine kleine Nana entführt hat. Is schrecklich, isses nich? Ich liebe das Mädel, als wenn sie meine Schwester wär, und das isse ja auch! Nich, dass ich sie kennen würde, weißte ja, Brudda. Aber... wenn du sie für mich von der Sirene zurückkriegen würdest, weißte ja...“ Langsam schob er seine Ärmel zurück, sodass seine bleichen Hände zum Vorschein kamen. Mit einer nahm er sein Spiel auf, mit der anderen nahm er die Sonnenbrille ab. Seine Augen waren gerötet, und es sah aus, als hätte er gerade erst geweint. „Bring sie mir wieder, Brudda! Ich fleh dich an! Du kriegst sogar meine Atari Portable, und... ah, ich weiß was! Ich schenk dir noch die hier!“ Damit lehnte er sich weit – sehr weit – zurück, dass Kabuto sich Sorgen um seine Wirbelsäule machte, und zog ein paar Kopfhörer unter dem Verkaufstisch hervor. „Die sind schalldicht, Brudda! Damit kann dir die Sirene gar nix! Also bitte, hol sie mir zurück! Ich tu alles, Mann!“ Erstaunt nahm der Kyofu das Geschenk entgegen, setzte die Kopfhörer kurz auf – tatsächlich, er hörte gar nichts mehr. Wieder wurden sie von seinen Ohren entfernt, und nun weinte auch er. Das... D-das... Seine Stimme zitterte. Die Geschichte dieses Mannes war so bewegend! Er musste einfach seine Schwester zurückbekommen! K-k-keine Sorge, ich h-hol Nanpa wieder zurück... Ich versprech eees! Und schon kamen die Tränen. Auch, wenn die wenigen Anwesenden nun zu ihm und dem ebenfalls heulenden Geschäftsführer hinüber starrten... das Ganze war einfach so bewegend!

Etwas später war es dann soweit, sich wieder mit Sylvana zu treffen. Sehnsüchtig wartete Kabuto an dem Treffpunkt, aus Ermangelung einer Ablagefläche hatte er seine neuen Kopfhörer aufgesetzt. Die fühlten sich an den Ohren so weich an, hielten ihn warm, und das Grillenzirpen, das inzwischen eingesetzt hatte, musste er sich so auch nicht antun. Und dann kam sie! Die Dragonslayerin kehrte zurück, wunderschön erstrahlend im Licht der Abendsonne, und sie hatte sogar etwas zu Essen mitgebracht! Sie hatte daran gedacht, dass er bestimmt Hunger hatte... Was für eine Göttin! Sylvana!, rief er überschwänglich, und dank der Kopfhörer viel, viel zu laut. Und er schrie weiter: Ich bin ja so froh, dass du da bist! Du wirst nicht glauben, was ich alles erlebt habe! Und was hast du zu essen mitgebracht? Das riecht ja köstlich! Dann sprach sie ihn an, bewegte die Lippen, doch er hörte rein gar nichts. Verständnislos schüttelte er den Kopf und deutete auf seine Ohren. Tut mir leid, aber ich kann dich nicht hören! Ob ihn irgendjemand in Nanto noch nicht gehört hatte...?

Den restlichen Nachmittag verbrachte Sylvana damit, die restlichen Handwerksgebäude zu besuchen und die Menschen dort zu befragen. Erst die Weberei, dann das Sägewerk, die Tischlerei, die Mühle und schlussendlich das Wasserkraftwerk, welches am südlichen Ende dieser Dorfseite lag. Zugegeben, wenn sie die Leute nur befragt hätte, wäre sie sicherlich schon eine Stunde früher wieder am vereinbarten Treffpunkt gewesen. Aber das Wasserkraftwerk bescherte ihr nun einmal eine unglaubliche Gelegenheit, die sie nicht an sich vorbeiziehen lassen wollte. Nachdem sie einige Fragen gestellt und die Antworten erhalten hatte, konnte sie es sich nehmen noch ein paar Fragen zur Technik dieses Kraftwerkes zu stellen. Schließlich kam es dann sogar zu einem kleinen Tauschhandel. Mithilfe ihrer Magie speiste die Dragonslayerin eine nicht unbeachtliche Menge an Elektrizität aus ihrem Körper in eine große Lacrimaspeicherzelle, nur um anschließend selbst ein Lacrima zu bekommen, in welchem eine ähnliche Menge Elektrizität gespeichert war. Ein besonderer Gewinn für Sylvana, war sie doch nun in der Lage für längere Zeit ohne ein Gewitter auskommen zu können und dabei nicht den Geschmack ihres Elementes missen zu müssen. Man konnte sich also gut vorstellen, dass die Magierin äußerst guter Laune war, als sie sich schließlich auf den Rückweg machte. Als sie dann an einem kleinen Geschäft vorbeiging, aus welchem es nach gebratenen Nudeln roch, entschied sich Sylvana spontan dafür, für Kabuto und sich eine ordentliche Portion mitzunehmen. Einen Gedanken, ob er nun schon vielleicht gegessen haben konnte, verschwendete sie dabei nicht.
Da war sie also nun. Kabuto wartete bereits auf sie und kam ihr auch sogleich freudestrahlend auf sie zu und… schrie sie förmlich an. Es war schön zu sehen, dass der Anblick des Essens dem Jungen zu gefielen schein. Dennoch erklärte es überhaupt nicht, warum er so laut war.
„Stimmt irgendwas nicht, Kabuto? Oder warum bist du gerade so laut?“ Schnell stand fest, dass die Kopfhörer, die auf seinen Ohren lagen, keine modische Ergänzung waren und ihre Aufgabe wirklich vollkommen erfüllten. Hatte sich der Käfermagier etwa darauf vorbereiten wollen, dass er in der Nacht nicht dem Gesang der Sirene erlag? Eigentlich ein wenig übervorsichtig, immerhin traf es, so wie es bisher immer aussah, nur eine Person pro Nacht. Warum sollte es da ausgerechnet einen von ihnen treffen?
Seufzend legte Sylvana ihre Hände auf die Ohrmuscheln der Kopfhörer und zog sie von den Ohren Kabutos, nur um sie anschließend um seinen Hals zu legen.
„Jetzt solltest du mich aber hören können, nicht?“ Sylvana zwinkerte kurz mit einem Auge, deutete dann mit der Tüte in ihrer Hand auf einen Baum im Zentrum des Platzes, um welchen herum eine Bank platziert war. „Lass uns erstmal einen Happen zu uns nehmen, bevor das Essen noch kalt wird. Danach können wir austauschen, was wir in Erfahrung gebracht haben.“
Ohne Kabutos Antwort abzuwarten, ging die Dragonslayerin am Käfermagier vorbei in Richtung der Bank und setzte sich, nachdem sie nachgeschaut hatte, ob sie auch sauber war, auf selbige. Die Boxen, in welchen sich die Nudeln befanden, nahm sie auch direkt danach aus der Tüte. Eine Box stellte sie neben sich, während die andere direkt geöffnet wurde. Wenn es nur halb so gut schmeckte wie es roch, konnten diese Nudeln nur gut sein!
„Lass es dir schmecken, Kabuto!“, sagte sie noch, um im nächsten Moment schon mit den Stäbchen die ersten Nudeln in den Mund zu führen.

Verdutzt blickte Kabuto Sylvana an und legte dann seine eigenen Hände auf die Muscheln der Kopfhörer, die um seinen Hals baumelten. Dass er die auf hatte, hatte er ja total vergessen... Jetzt würde die Dragonslayerin ihn sicher nicht mehr ernst nehmen. Wie dämlich konnte ein Mensch denn sein, dass er eine so liebenswerte Person wie sie anschrie, nur weil er nicht wusste, dass noch etwas auf seinen Ohren lag? Auf der anderen Seite jedoch war er gerade ziemlich glücklich... Seine gnädige Göttin hatte sich selbst darum bemüht, das Accessoire von seinen Ohren zu schieben, was fast schon als Körperkontakt galt, und außerdem war sie überhaupt nicht wütend geworden. Im Gegenteil, die Art, auf die sie ihm zugeblinzelt hatte, machte viel eher deutlich, dass sie es witzig fand. Vielleicht hatte er es also doch noch nicht ganz versaut mit ihr. Es war sein Glück, dass sie so rücksichtsvoll war und immer sacht mit ihm umging, ohne ihn gleich für jede Dummheit zu bestrafen. Die häuften sich ja leider in letzter Zeit... was musste er auch so ein Idiot sein! Er hatte es eigentlich gar nicht verdient, dass sie sich mit ihm abgab...
Es dauerte ein paar Sekunden sinnloser Selbstvorwürfe und anhimmelnder Gedanken, bis der Kyofu merkte, dass die Magierin überhaupt nicht mehr vor ihm stand, und ihr eilig zur Bank folgte, auf der sie sich niedergelassen hatte. Dort hob er die kleine Box an, die sie abgestellt hatte, und setzte sich an ihre Stelle, nahm sie auf den Schoss und öffnete sich, woraufhin der wundervolle Geruch der Nudeln noch freier verbreiten konnte. Schüchtern nahm der Junge den ersten Bissen, dann den nächsten, dann noch einen... und hob seinen Kopf mit strahlenden Augen. Da-! Das ist köstlich! I-ich hab-be noch nie so lecke-kere Nudeln gegessen! Um seine Worte zu bestärken – und weil es wirklich unglaublich schmeckte für seinen an Reste gewöhnten Gaumen – legte er noch einen Zahn zu, bis er die Box schon zu drei Vierteln geleert hatte. Zufrieden stützte er seinen Kopf an dem Baum hinter ihm ab, dachte kurz noch einmal an die Käfer, die sicher in diesem Baum herumkrabbelte, lehnte sich vor und blickte verstohlen zu Sylvana hinüber. Jetzt könnte ich doch ein wenig näher an sie rücken... N-nein! W-was denke ich denn da? I-i-ich würde doch... niemals... Kurz unterdrückte er seine Gedanken mit noch mehr Nudeln, doch sie kehrten schnell zurück: Na komm, na komm, du weißt doch, dass du es willst! Das ist Sylvana, und sie ist so nah... so eine Chance kriegst du nie wieder! Komm schon, ich muss einfach... Langsam drängte er seinen Körper dazu, sich tatsächlich ein wenig zur Seite zu bewegen, näher heran an sie, aber... es ging nicht. Der Korpus des Jungen spannte sich einfach an, blockierte vollkommen jedwede Bewegung in Richtung der Göttin. War das etwa ihre wahre Macht...? Oder einfach nur seine Unfähigkeit, seinen eigenen Körper dazu zu bringen, das zu tun was er gerade wollte? Manchmal konnte diese Blockierung wirklich nerven... Enttäuscht entspannte er sich wieder, sackte in sich zusammen und begann wieder, sein Essen zu verputzen, während seine rechte Schulter – die, die von Sylvana abgewendet war – immer tiefer sank. Und dann sah er sie, direkt an seinem Bein: Sp-Spinneee! Erschrocken rutschte er nach links weg, spürte plötzlich, dass sich sein Arm und sein Bein an irgendetwas drückten, an irgendjemanden. Langsam drehte er den Kopf, sah das Mädchen, das er begleitete, und wurde auf einen Schlag knallrot, sprang auf. T-t-t-tu-tut mir s-so leid! D-da... Da war ein-eine Spinne! I-ich schwöre es... Die Haut zwischen seinen Augen zitterte, während sich kleine Tränen in den Augenwinkeln des Grünschopfes bildeten. Er hatte das wirklich nicht gewollt! Also, gewollt schon, aber er hätte es doch nie gemacht. Naja, er hatte es gemacht, aber das war doch keine Absicht gewesen! Das lag doch alles nur an der Baumspinne, die inzwischen schon wieder weggeflitzt war. Arachnoiden konnten einem so auf die Nerven gehen...

Die Nudeln waren in der Tat eine wahre Wohltat für den Gaumen der Dragonslayerin. Zwar nicht so appetitlich wie ein paar kräftige Blitze eines starken Gewitters, aber bisher das Leckerste, was sie in Form von menschlicher Nahrung zu sich genommen hatte. Gut, viel war dies nun nicht, ernährte sich Sylvana doch fast ausschließlich von gebratenen Nudeln, Hähnchenbrustfilet und gebratenem Reis. Aber von allen gebratenen Nudeln, die sie bis jetzt gegessen hatte, übertrafen diese im Geschmack alles bisher dagewesene. Wenn es nicht so lange dauern würde von Magnolia hierher zu gehen, würde sie vermutlich jede Woche mindestens drei Mal in dieses Dorf reisen um diese Nudeln essen zu können. So würde sie vermutlich in Zukunft einmal im Monat die Reise nach Nanto antreten, um sich den Bauch mit einer ordentlichen Portion dieser himmlischen Nudeln vollzuschlagen.
Katsu schien es da ähnlich wie der Dragonslayerin zu gehen. Auch ihm mundeten die Nudeln – anscheinend so gut, dass er sie förmlich in sie reinschaufelte. Ein kurzes Schmunzeln verließ ihre Lippen, als sie Kabuto dabei so ansah.
„Schön zu hören, dass es dir schmeckt.“
Für einen kurzen Moment sah sie dem Käfermagier beim Essen zu, blickte daraufhin dann zu ihrer Nudelbox. Schon seit sie Arawn besucht hatte, gingen ihr zwei Dinge einfach nicht mehr aus dem Kopf. Das Schwert und das Verschwinden seiner Tochter. Wie konnte es sein, dass eine Frau vom Gesang einer Sirene sich betören lässt? Der Bürgermeister hatte doch gesagt, dass es der Gesang einer Frau war, der jeden Abend erklang. Und warum verschwand jeden Abend immer nur eine bestimmte Person? Es ergab für die Dragonslayerin einfach keinen Sinn. Genauso, wie diese verdammte Klinge. Ein einfaches Schwert sollte sie doch nicht so einfach in seinen Bann ziehen können… Es war doch nur ein Schwert!
Gerade wollte Sylvana eine weitere mundgerechte Portion der Nudeln mit ihren Stäbchen greifen, als sie abermals an diesem Tag einen Schrei Kabutos vernahm und der kleine Käfermagier eine Sekunde später seinen Körper an ihre Seite drückte. Aber auch nur für einen ganz kurzen Moment, sprang er doch daraufhin augenblicklich auf, mit einem Gesicht, das von der Farbe her jeder sonnengereiften Tomate ernsthafte Konkurrenz machte. Man sollte Kabuto verstehen… Er war ein Käfermagier, der Angst vor Käfern hatte. Wie konnte so etwas überhaupt gehen? Das wäre ja schon fast so, als ob sie Angst vor Blitzen oder ihr verehrter Cousin Angst vorm Wasser hatte. Sie konnte es sich einfach nicht erklären.
„Ach Kabuto.“ Seufzend stellte sie ihre Nudelbox neben sich, stand auf und nahm den Jungen in den Arm. Warum sie dies tat wusste die Dragonslayerin selbst nicht. Vermutlich war es eher weniger hilfreich, aber sie sah keinen Grund es nicht zu tun. Bei Kabuto musste sie halt Dinge machen, die sie bei anderen niemals machen würde. Ein Problem hatte sie damit jedoch nicht.
„Ich glaube dir schon, Kleiner.“ Vorsichtig streichelte sie ihm einmal über den Kopf, löste daraufhin die Umarmung und schaute zu ihm runter. „Und du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Auch wenn du bald mal was gegen deine Angst machen musst. Sie steht dir nur im Weg.“

Es war so unangenehm, so peinlich, so unerklärlich. Weil die Spinne schon weg war, hatte er keine Beweise, und dieses Mal hatte er den Bogen eindeutig überspannt, selbst die gnädigste menschliche Frau konnte so etwas doch unmöglich verzeihen... und davon war Kabuto absolut überzeugt. Auch nach dem, was jetzt geschah; kein Mensch hätte je so gehandelt. Nur eine wahre Göttin wie Sylvana war fähig, ihn nach einem so enormen Fehltritt, anstatt ihn etwa zu schlagen oder anzuschreien oder wenigstens ein bisschen zur Rechenschaft zu ziehen, verständnisvoll zu umarmen. Unter anderen Umständen wäre er vermutlich rot geworden, aber noch mehr glühen konnte er gar nicht, also entschied sich sein Körper für eine andere Reaktion. Seine Gesichtsfarbe nahm ab, dafür weiteten sich seine Augen überrascht und er entspannte sich, ließ ausnahmsweise mal zu, dass er sich wohl fühlte. Wie sollte man sich auch nicht wohl fühlen? Sie war so warm, und in ihren Armen fühlte man sich geborgen... Sie war groß und kräftig und gab einem das Gefühl, dass nichts Schlechtes geschehen konnte, solange man bei ihr war. So wollte er auch irgendwann mal sein. Jemand starkes, auf den man sich verlassen konnte und der das auch ausstrahlte, jemand, dem man schon ansah, dass in seiner Nähe alles in Ordnung war und natürlich jemand wie sie, der selbst einem so nutzlosen und ängstlichen Kind, wie er es leider noch war, ein gutes Gefühl der Sicherheit vermitteln konnte durch so eine einfache Berührung. An seiner Seite wäre ein Anfänger vermutlich noch stärker verunsichert als ohnehin schon. Als die Dragonslayerin ihn dann losließ und ihm sagte, dass er seine Angst loswerden müsse, war ihm klar, dass sie Recht hatte; das hatte er ja schon immer gewusst. Deswegen hatte er ja diese Magie erlernt. Aber irgendwie... irgendwie spürte erst jetzt so etwas wie Zuversicht, eine Kraft, die ihm sagte, es war möglich. Noch vor wenigen Monaten war er ein niemand gewesen, aber jetzt... jetzt kannte er Magnus und Katsu und Naomi und Chibi, und dann natürlich noch die beiden unglaublichen Mädchen Sylvana und Lia, die an ihn glaubten... Für die er mehr war als nur ein Junge, den man durch die Gegend schubsen und mit Drecksarbeit beauftragen konnte... Vielleicht hatte Sensei Akaroshi ja recht gehabt? Vielleicht konnte er ja wirklich mehr aus sich machen, um diese Leute nicht zu enttäuschen...
J-jawohl! I-ich arbeite eigentlich schon daran, aber... ich werde mir noch mehr Mühe geben, versprochen! Ich... ich werde zu einem Magier, auf den du stolz sein kannst, Sylvana! Entschlossenheit klang aus seiner Stimme, auch wenn man hören konnte, dass er sich überwinden musste, so etwas zu sagen. Wenn er daheim andeutete, aus ihm würde etwas werden, dann erntete er immer nur Gelächter und Schläge von den Damen der Familie und musste ihnen Kamillentee oder Schokoladenplätzchen beschaffen. Die Reaktion seines Onkels, wenn dieser einmal da war, war auch etwas anders: Er runzelte die Stirn, blickte auf den Grünschopf hinab, und murmelte: „Na, das erwarte ich auch, Kleiner.“ Aber Sylvana war anders. Sie würde ihn weder bestrafen, noch unter Druck setzen, das wusste er einfach. Aus tiefstem Herzen.

Draußen zu schlafen behagte Kabuto so gar nicht. In diesem Dorf verschwanden die Leute schon aus ihren Häusern, da war es draußen erst recht nicht sicher. Außerdem hatte er das Gefühl, als würden tausende kleine Krabbler in seinen Schlafsack und über seinen Körper laufen... gruselig. So ein Bauernort war wirklich nicht sein Fall, und hier sollte er Schlaf finden? Unmöglich. Das Mädchen, das er begleitete, konnte vermutlich schlafen wie ein Baby, immerhin war sie stark und unbesiegbar. Egal, ob nun kleine Käfer, Diebe oder Sirenen, sie würde mit allem den Boden wischen, das sie störte. Diebe? Oh nein, daran hatte er ja noch gar nicht gedacht! Was, wenn ihn Diebe überfielen...?
Bis auf ein leichtes Zittern machte sein Schlafsack wohl keinen unruhigen Eindruck. Er hatte sich auf die Seite gedreht, um nicht aufzufallen. Ein kleines Stück vor seiner Nase saß ein Glühwürmchen, eins seiner Glühwürmchen, um genau zu sein. Es erhellte ein wenig die Umgebung, damit er alles im Blick hatte und sich ein wenig entspannen konnte, solange sich nichts bewegt. Außerdem hatte er beide Hände fest um die Kopfhörer gelegt, damit er diese sofort aufsetzen konnte, wenn der Gesang beginnen sollte. Sylvana war viel zu willensstark, um darauf reinzufallen, doch jemandem wie ihm konnte das doch passieren...