Der große Bahnhof Hosenkas ist ein steinernes Gebäude, das seinen historischen Charme, trotz der Amüsiermeile direkt in seiner Nachbarschaft erhalten hat. Direkt vor dem Gebäude ist ein großer Platz mit Springbrunnen, auf dem eine Meerjungfrau ähnliche Figur thronte, eine Lamia. Neben der Amüsiermeile, der Straße die zu der Magiergilde Lamia Scale führt und der Hauptstraße, gibt es auch eine breite, gepflasterte Straße, die aus der Stadt nach Osten führt.

Noctis hatte einen kleinen Zettel in der Hand und saß in einem Zugabteil. Er war auf den Weg nach Hosenka Town um dort einer Quest nachzugehen. Seinen Kopf lehnte der Schwarzhaarige auf seine Faust und blickte noch ein weiteres Mal auf den Zettel. Um 11 Uhr sollte sich der Magier mit weiteren Gildenmitgliedern am Bahnhof treffen. Auch wenn er es nicht mochte, mit anderen Magiern zusammenzuarbeiten blieb ihm wohl nichts anderes übrig, so war es halt, wenn man für eine Gilde kämpfte. Natürlich hätte der junge Caelum die Quest auch ohne Probleme alleine bestritten, da ihm die meisten Magier sowieso nur im Weg stehen würden, doch war ihm dies heute wohl nicht gegönnt. Aber vielleicht traf er ja dieses Mal auf einen starken Magier, der sein Interesse wecken konnte. Plötzlich wurde der Zug langsamer und der Dampf der Lok zischte an dem Fenster des Waggons vorbei in dem Noctis saß. Ein lautes Pfeifen der Dampflok erklang als sie den Bahnhof von Hosenka Town erreichte und der Caelum blickte aus dem Waggon. Er sah schon die Menschenmassen am Bahnhof vor seinem Fenster vorbeiströmen. Der Zug stoppte und Noctis griff nach seinem Schwert, was an der Sitzbank angelehnt links neben ihm lag, stand auf und schnallte es mit einem schwarzen, großen Lederriemen auf seinen Rücken. Danach öffnete er die Tür des Zugabteils mit einem kräftigen Ruck und drängte sich durch die engen Gänge zum Ausgang. Er schritt aus dem Zug einige Stufen hinab und befand sich nun auf dem Bahnsteig. Die große Bahnhofsglocke schlug zur vollen Stunde und Noctis schaute sich ein wenig um. Sofort fiel ihm ein junger Mann mit rosa Haaren auf. Noctis blaue Augen musterten den Pinkschopf, der sich auf einer Bank niedergelassen hatte und die warmen Sonnenstrahlen auf sich wirken ließ. In der Tat, es war heute ein wunderschöner sonniger Tag und die Temperaturen waren recht angenehm. Der schwarzhaarige Donnermagier schritt langsam auf seinen Gildenkollegen zu und ließ sich neben ihm auf die Bank fallen. „Ich bin hier wegen der Quest“, sprach der Caelum kalt und abweisend, drehte die Innenseite seines linken Unterarmes zu den Jungen und blickte ebenfalls in den blauen Himmel. Auf der Innenseite seines linken Unterarms war sein schwarzes Fairy Tail Gildenzeichen zu erkennen. Danach stand Noctis auf, verschränkte die Arme und hatte seine übliche desinteressierte Miene aufgesetzt. Er hatte keine Lust ein langweiliges Gespräch mit seinem Partner zu führen, also kam er gleich zur Sache. „Ich bin übrigens Noctis Lucis Caelum. Wir sollten uns beeilen, wenn wir noch rechtzeitig ankommen wollen. Und steh mir einfach nicht im Weg.“ Daraufhin blickte der Caelum mit seinen dunklen Augen Richtung Ausgang.

Kaum hatte Kazuya es sich wieder auf der Bank bequem gemacht erschien eine weitere Gestalt, die ihn ansprach. War er wirklich so leicht als Gildenmagier zu erkennen? Auf jeden Fall wollte der Neuankömmling die Quest gemeinsam mit Kazuya bestreiten. Warum nicht, zwar hatte der Wasser Dragonslayer gar keine Lust auf Teamwork oder so, aber jede Hand konnte helfen und wenn er nur als Kanonenfutter diente. Langsam erhob sich Kazuya und blickte erst jetzt zu dem anderen Magier hinüber. Er hatte eine eindeutige Lieblingsfarbe, das war eindeutig. Von den Haaren über die Kleidung und sogar sein Gildenzeichen, alles war schwarz oder wenigstens sehr dunkel, da war Kazuya selbst mit weißem T-Shirt, roter Jacke und blauer Jeans absolut farbenfroh, von seinen Haaren ganz zu schweigen. Kaum hatte sich Kazuya überhaupt ein erstes Bild von dem jungen Mann gemacht, er schien etwas jünger als er selbst zu sein, machte dieser es auch schon kaputt. Alles, aber auch wirklich alles, naja bis auf den Namen, in der Vorstellung des Jungen ließ Kazuya ihn verabscheuen. 'Ich soll ihm nicht im Weg stehen? Der war gut, als würde er irgendetwas zustande bringen können.' Ohne ein Wort zückte Kazuya seine Waffe, den metallenen Bo, den er immer bei sich trug, und tippte dem Schwarzhaar mit einer Seite auf die Brust. „Jetzt spiel' dich hier bloß nicht auf. Du solltest besser aufpassen, dass du mir nicht in die Quere kommst.“ Mit einer wirbelnden Bewegung brachte der Dragonslayer den Stab wieder an seien Position auf dem Rücken des Rosaschopfes zurück. Währenddessen ging der Sohn Levias schon an Noctis vorbei und würdigte ihn keines Blickes. Erst, als er die Straße erreicht hatte, die sie aus der Stadt bringen würde, blieb er stehen. Ach, übrigens. Mein Name ist Kazuya, hoffentlich kannst du dir das merken.“ Das fing ja schon einmal gut an, ob die beiden wirklich zusammen arbeiten konnten oder es überhaupt sollten?

OOC: Sorry, dass es solange gedauert hat.

Noctis spürte plötzlich zwei leichte Berührungen auf seiner Brust als er in die Richtung des Ausgangs sah und blickte zugleich wieder zu Kazuya. Was sollte das denn, warum tippte er denn mit seinem Stab plötzlich gegen die Brust des Schwarzhaarigen. Dann verstand Noctis, blickte Kazuya nur mit einer desinteressierten Miene an und sprach auch kein Wort. Sollte er doch das sagen was er will, interessieren tat es dem jungen Caelum sowieso nicht. Auch wie er den Stab wieder auf seinen Rücken beförderte, blieb er recht unbeeindruckt von und blickte wieder Richtung Ausgang. Da marschierte auch schon der Pinkschopf an ihm vorbei zum Ausgang und Noctis folgte ihm. Schließlich hatte er keinerlei Informationen über die Quest, wo sich der Klient den befindet oder dergleichen. Nur einen kleinen Zettel, der sich in einer der Taschen an seinem Gürtel befand, wo nicht viel mehr drinstand, als dass er rechtzeitig beim Bahnhof von Hosenka Town sein soll, wenn er denn die Quest erledigen wolle. Sie verließen Beide den Bahnhof und gingen eine Meter bis sie an eine Straße gelangten. Beide standen nun vor der Straße und Kazuya offenbarte dem Dunkelhaarigen seinen Namen und provozierte ihn zugleich mit einer abfälligen Bemerkung, die Noctis nur stumm belächelte. „Könntest du mir ein paar Informationen über die Quest geben“, fragte er kalt den Pinkschopf und blickte mit seinen dunkelblauen Augen auf die Straße, wo einige Menschen entlang gingen. Informationen waren nie schlecht, vor allem wenn man als Informationsquelle nur einen kleinen Zettel hatte, der keinerlei Informationen bot. Zudem wusste der Caelum nicht so recht, ob er gut mit Kazuya auskam, aber das war ihm eigentlich egal. Er würde zur Not auch die Quest ohne ihn beenden.

Der schwarzhaarige Magier schien wohl nicht ganz zu kapieren, Kazuya hatte keinen Bock darauf, sich mit einem Wichtigtuer herum zu schlagen, der meinte, er wäre der Größte. Ganz egal, was er konnte, es kümmerte den jungen Dragonslayer kein bisschen. Das wäre ja noch schöner, wenn sich Kazuya von irgendwelchen Protzern beeindrucken ließ. Er bildete sich lieber ein eigenes Bild und das war sicherlich nicht positiv. Dazu half es Noctis sicherlich nicht, wenn er nur schweigend vor sich hin starrte und nicht einmal auf den Dragonslayer reagierte, wie auch, es verstärkte nur das Bild, das Kazuya bereist von dem Kerl hatte. NUTZLOS. Ob diese Quest auch ohne Noctis klappen würde? Sie musste es wohl, denn hilfreich schien er gerade nicht zu sein. 'Tja, wenn er mich ignoriert, kann ich das auch.' Ohne die Frage zu weiteren Informationen zu der Quest zu beantworten, ja gar zu beachten, verließ Kazuya die Stadt langsam auf der gut ausgebauten Straße in Richtung Osten. Ihr Ziel, nun das wusste Kazuya selbst nicht so genau, auf dem zettel stand, dass sie der Straße folgen sollten, bis man sie abholte. Merkwürdig, aber wenn die Auftraggeber es wollten.
Schnell ließ er die Casinos und heißen Quellen, die aus Hosenka ein wahres Touristenparadies machten, hinter sich und erreichte die noch grünen Ebenen vor Hosenka. Kazuya wusste ungefähr wo sie lang mussten. Naja, der Straße zu folgen war ja auch nicht so schwer, aber das war ja auch gar nicht gemeint. Kazuya kante die Gegend, auch wen er sie nicht mochte, zu trocken. Braunes Ödland würde sich, wenn sie die Ebenen hinter sich gelassen hatten, Kilometer weit erstrecken. Einzelne Rinnsale waren die einzige Wasserversorgung und wirklich viele davon gab es auch nicht. Als Wasser Dragonslayer war er hier also absolut fehl am Platz. Viel lieber wäre er nach Hargeon gegangen oder sonst wo ans Meer, aber nein, er musste ja eine Quest aussuchen, die ihn in die trockensten Regionen Fiores brachte. 'Vielleicht ist Noctis doch nicht so nutzlos, ich kann einen Wasserträger gebrauchen.'

OOC: Ich weiß Schweigen ist scheiße, aber ich will Kazuya nicht Out of Character spielen.

Noctis blickte noch mal kurz zu Kazuya, doch er sprach kein Wort mit ihm. Was war denn mit dem los, hatte es ihm die Sprache verschlagen. Aber es war dem Caelum auch egal, folgte er ihm eben einfach. Der kriegt sich bestimmt wieder ein, spätestens wenn sie beim Klienten angekommen waren, würde er mehr über die Quest erfahren. Doch gefiel dem Schwarzhaarigen der Gedanke nicht mit ihm zusammenzuarbeiten, schon jetzt stand er ihm im Weg, weil er ihm keine Informationen über die Quest lieferte. Er hatte sich wohl geirrt, dass er vielleicht mal einen Gildenkollegen trifft, der wirklich stark ist und zudem noch Köpfchen hat. Die Beiden gingen nun stumm los und auch auf dem Weg durch das Ödland sprachen sie kein Wort miteinander. Ob das wirklich eine gute Idee war, schon jetzt verstanden sich die beiden Magier nicht besonders gut, wie sollte das denn noch weiter gehen? Vorher kamen sie an Casinos und heißen Quellen vorbei und Noctis erinnerte sich, dass Valerie doch in Hosenka Town lebt. Komischerweise musste er immerzu an sie denken, obwohl er es gar nicht wollte. Schließlich hatte er sich geschworen, dass Gefühle zeigen Schwäche bedeutet und er diese Schwäche nie wieder zeigen wollte. Er wollte diese Gefühle in sich verschließen, doch ergriffen sie immer wieder die Oberhand über ihn. Vielleicht sollte er sich, wenn er doch schon mal hier ist, nochmal erneut Entschuldigen für sein unbedachtes Verhalten. Die Erinnerung nagte schon eine ganze Weile an ihm und seine Ehre und sein Stolz waren verletzt. Er musste sich einfach noch mal entschuldigen. Gefangen in seinen Gedanken marschierte er Kazuya hinter her, war es jetzt der richtige Zeitpunkt über so etwas nachzudenken, wenn sie doch bald eine Quest erledigen mussten, die wahrscheinlich viel Köpfchen verlangt. Noctis konnte es sich nicht erlauben abgelenkt zu sein, vor allem nicht vor Kazuya.

Noch immer hüllte sich Kazuya in den Mantel des Schweigens, jenen Mantel, der vermittelte, das er mit niemandem etwas zu tun haben wollte. Nun er vermittelte das richtige, soviel stand fest. Kazuya unter Menschen war nicht gerade angenehm, weder für ihn, noch für andere. Zwar war er nicht direkt asozial, aber man konnte ihn nicht als Partylöwen bezeichnen. Wie lange er schwieg, nun das war nur ihm selbst überlassen. Doch langsam veränderte sich die Umgebung bereits, die Wiesen schwanden und wurden durch braunes Ödland ersetzt. Die Trockenheit schien unerbittlich zu werden und in weiter Ferne konnte man nichts erkennen außer den verschwommenen Gipfeln der fernen Berge. Beinahe schon jetzt war Kazuya nahe am Kollaps, er hatte nun einmal einen höheren Wasserbedarf, als andere, wobei er sich noch zusammenriss, die paar Liter, die er bei sich trug reichten sonst sicherlich nicht aus. Zum Glück mussten sie ncith allzu weit in die trockenen lande hinein laufen, als sie an eien Kreuzung kamen, an der eine Gruppe leute wartete. Zuerst konnte der Dragonslayer nicht erkennen, wer oder was sie waren, doch als sie näher kamen, schienen es Krieger zu sein. Zwei schwarzhaarige Männer mit Schildern und Speeren, eine blonde Frau mit Kurzschwert, ein rothaariger Jungen mit ebensolcher Bewaffnung und zu guter Letzt ein wahrer Hüne von über zwei Metern mit breiten Oberarmmuskeln. Er hatte eine große und sicherlich schwere Breitaxt geschultert, als wäre sie absolut nichts und fuhr sich mit der freien Hand durch den Bart. Seine Haarfarbe war absolut ungewöhnlich, denn violettes Haar erwartete man sicherlich nicht bei einem so stattlichen Kämpfer. Aber anders herum, hier war ein Dragonslayer, der Rosa auf dem Kopf trug, er konnte ihn also schlecht deswegen kritisieren. Es war auch der Hüne, der anfing zu reden. “Ihr seid also die Magier, die uns unter die Arme greifen wollen? Kommt mit, wir haben noch einen langen Marsch vor uns. Und keine Ausreden, wir machen keien pausen.“ schweigend verdrehte Kazuya die Augen. 'Wäre ja sonst zu leicht.' Dennoch setzte er sich seufzend in Bewegung.

Es war wirklich trocken, sehr trocken. Die heiße Sonne prallte auf Noctis herab und er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Seine schwarze Kleidung verstärkte diesen Effekt sogar noch und auch das Metall seines Schwertes war schon sehr heiß. Die Hitze war einfach unerträglich und das sah Noctis auch Kazuya an. Wenn man in die Ferne blickte, war so gut wie nichts zu sehen, außer roter, trockener Erdboden. Es wuchsen zwar einige kleine Pflanzen, doch diese waren eingetrocknet und verwelkt. Der Marsch durch das Ödland zum vereinbarten Treffpunkt war wirklich sehr anstrengend und zerrte an den Kräften des jungen Caelum. Jedoch würde er wegen so einer Kleinigkeit garantiert nicht die Quest hinschmeißen. Er würde niemals aufgeben, selbst wenn es seinen Tod bedeuten würde. Das Schweigen zwischen den beiden Magiern bestand weiterhin und eine unsichtbare Mauer hatte sich zwischen ihnen errichtet. Aber das lag wahrscheinlich daran, dass beide sich nicht um den Anderen kümmerten. Manchmal krammte Noctis eine Wasserflasche aus einer seiner kleinen Taschen am Gürtel hervor, um etwas zu trinken. Jedoch war diese auch schon fast leer, da er wirklich oft und viel bei dieser Hitze trinken musste, damit er nicht austrocknet und dann zusammenbricht. Ein paar kräftige Züge aus seiner Flasche getrunken, sah er in der Ferne eine Gruppe Menschen, die an einer Kreuzung auf jemanden warteten. Das mussten wohl ihre Klienten sein. An der Kreuzung angekommen, musterte der Schwarzhaarige die anwesenden Personen. Sie waren alle gut bewaffnet, doch besonders stach der große Mann mit den violetten Haaren und der schweren Breitaxt hervor. Dies war wohl der Anführer des Kriegertrupps. Dieser forderte die beiden Magier auf ihm zu folgen und erwähnte ebenfalls, dass sie noch einen langen Marsch vor sich hätten. Er hatte nicht mehr viel Wasser, aber er würde es noch schaffen dem Krieger durch das Ödland zu folgen, wenngleich er schon ziemlich erschöpft war.

Start Off~

Der Bahnhof von Hosenka Town war an diesem Tag trotz der bereits fortgeschrittenen Uhrzeit noch recht belebt. Menschen rannten durch die Bahnhofshalle, um ihren Zug nicht zu verpassen, Gruppen von Jugendlichen bildeten blockierende Trauben und schienen sich nicht daran zu stören, dass ihre Front das ein oder andere Mal von einem gehetzt wirkenden Fahrgast durchbrochen wurde, der fast über den Trolley stolperte, den er hinter sich herzog. An den Türen hatten sich diejenigen versammelt, die man am helllichten Tage eher selten zu Gesicht bekam und deren Geruch sogar noch abschreckender als ihr herunter gekommenes Aussehen war. Einige Sicherheitsleute standen faul und wenig interessiert in einer Ecke herum. Zwei junge Erwachsene verteilten Gratisproben von einer neuen Sorte Ingwerbonbons, welche eine Apotheke neu in ihr Sortiment aufgenommen hatte, und wirkten dabei schon lange nicht mehr so enthusiastisch wie noch zu Beginn ihres Dienstes; immer öfter glitten Blicke zur großen Uhr im Hintergrund, die kurz vor Acht zeigte. Um Punkt acht Uhr würde ihre Schicht enden und sie konnten nach Hause gehen. Einige fremdländisch aussehende Männer standen vor den großen Anzeigetafeln und diskutierten in lautem, aufgeregten Ton in einer Sprache, die niemand außer ihnen zu verstehen schien, obwohl der Sinn hinter den Worten mehr als deutlich war: Die Bahnen hatten einmal mehr Verspätung. Drüben schloss eine kleine Bäckerei die Rollladen und löschte das Licht.
Daneben stand ein kleines Mädchen vor einem Getränkeautomaten und blickte stumm zu einer Flasche Limonade hoch, die hinter der spiralförmigen Halterung verlockend glänzte. Sie stand dort bereits seit einer Stunde, eineinhalb Meter von dem Automaten entfernt, die Füße nebeneinander, beinahe regungslos, den Riemen einer kleinen Umhängetasche quer über der Brust. Sie hatte ihre Hände zusammengelegt, welche in schwarzen Handschuhen steckten und starrte steif vor sich hin, auch wenn in ihrem Blick ein gewisses Begehren lag, wie man das von einem Kind im Angesicht einer Süßigkeit erwarten würde. Sie zitterte leicht, was in Anbetracht der Tatsache, dass sie nur in ein reichlich altmodisches, violettes Kleid gehüllt war und eine Baskenmütze auf dem Kopf sitzen hatte, nicht weiter verwunderlich war und doch machte sie keine Anstalten, sich von dort wegzubewegen. Madeleine war vor etwas mehr als einer Stunde mit dem Zug von Oak Town gekommen und hatte damit die Anweisung Thetas ausgeführt, welche gelautet hatte, dass sie sich nach Hosenka Town zurück begeben sollte. Nun stand sie hier und wusste nicht mehr weiter, hatte Durst, aber wusste nicht so recht, ob sie sich etwas zu trinken besorgen sollte und wusste ebenso nicht, was genau das da vor ihr war. Sie war oft daran vorbei gegangen, aber hatte sich nie damit beschäftigt, weil es keinen Grund gab. Solange sie auch nicht direkte vorhatte, sich eine Flasche zu kaufen, würde sie sich auch nicht damit befassen, wie man das Ding bediente - und bisher hatte ihr noch niemand gesagt, sie solle sich etwas kaufen. Sogar Olphard schwieg und ließ das kleine Mädchen stehen. Das Problem an Bahnhöfen war, dass sie nicht schlossen. Das bedeutete, dass nicht gesichert war, dass sich irgendjemand ein Herz fasste und das Mädchen ansprach. Solange das nicht passierte, konnte sie hier stehen bleiben, denn bei so etwas hatte sie eine gerade unnatürliche Ausdauer. Wo andere Altersgenossen keine drei Minuten stillsitzen konnten, bewegte sie stundenlang keinen Muskel, wenn man sie dazu angewiesen hatte... *Limonaaade.* Das war eine tolle Erfindung, fand sie. Sie war süß, klebrig und ganz und gar ungesund, aber sie schmeckte wunderbar und war auch nicht allzu teuer. Im Kloster hatte es sie nie gegeben, aber hier stand sie, keine zwei Meter von ihr entfernt und funkelte sie verheißungsvoll an. Eine behandschuhte Hand hob sich und rückte ihre Mütze zurecht, das violette Auge schloss sich, um sich kurz darauf wieder zu öffnen. Wie schön wäre es jetzt, eine Limonade zu haben... oder etwas anderes zu trinken. *Durst.* Zugfahrten waren wenig entspannend und machten Durst. Appetit hatte sie jedoch auf fruchtiges Zuckerwasser und konnte sich daher nicht von der gläsernen Front des Automaten abwenden.