1:03

Sein Freund also? Kyori war etwas irritiert; vom Tonfall her könnte er tatsächlich einen festen Freund meinen, aber sie waren beide Jungen. Er konnte auch einfach Freund meinen und komisch betonen, weil er sauer war... Eigentlich war das für den Kibar auch herzlich egal. Ein richtiger Magier, der... so jemanden deckte? Unabhängig davon, in welcher Beziehung sie zueinander standen, das gehörte sich einfach nicht. Verärgert sah der Kibar dabei zu, wie das Weißhaar seine Kameraden aufsammelte und den Raum verließ... er hatte keine Lust mehr zu spielen. Aber er würde diese Gruppe sicher nicht gewinnen lassen!

0:54

Sie wollten das Kampffeld verändern? Das Spiel konnte er mitspielen. Sie vergaßen offenbar, wo sie gerade steckten: Das hier war sein Reich, seine Welt, und er würde sie verändern, wenn es sein musste. Die Examensleitung hatte von ihm ein Schloss gewünscht, das er gestalten konnte, wie er wollte... niemand hatte ihm verboten, es nachträglich zu verändern.
Also geschah, womit wohl niemand gerechnet hatte: Das Dach öffnete sich, während das Gestein sich bewegte, zog sich in Richtung der Wände zurück und diese in den Boden, und aus einem runden Raum wurde eine runde Plattform, die ebenso, aber mit weit offenerem Ausblick durch die Luft schwebte. Das ganze überschüssige Gestein formte sich ringförmig um den Rand, verländerte das Kampffeld, verdoppelte es fast... Aus Indoor wurde Outdoor. Die ganze Zeit der Verwandlung über blickte Kibar sich um, bis er den Thron mit Seraphim im Blick hatte, und diesen ließ er nicht mehr aus den Augen. Er würde sich verteidigen können, wenn es notwendig wurde...

0:27

Nun sollte er sich allerdings doch langsam daran machen, Seraphim von diesem Thron herunterzuholen. Die anderen beiden waren unwichtig, wenngleich der Kibar damit rechnete, dass Itasa Ärger machen würde, wenn man ihn ließ. Und wenn Sinikka sich erst einmal erholt hatte... der Kick hatte sie überraschend heftig erwischt, aber diese Frau war ein Panzer, die würde sich davon sicher nicht am Boden halten lassen. Dennoch hatte Cyrus Priorität. Der Erdmagier deutete mit dem Zeigefinger in die Luft über ihm und ließ ihn kreisen, was dazu führte, dass sich oberhalb seines Kopfes erneut Steine zu einer Faust sammelten. „Ihr solltet einen Magier meines Kalibers nicht unterschätzen!“, rief er ihnen zu; überheblich, nicht verärgert. „Earth Crushing Fist!“
Das Gute daran, als Magier eine bestimmte Kunstfertigkeit zu besitzen, war, dass man den Namen eines Zaubers aussprechen und einen anderen wirken konnte; komplette Anfänger brauchten den Namen zur Konzentration, bei etwas erfahreneren Magiern verlor man den Fokus, wenn man während dem Nutzen eines Spruches an einen anderen dachte oder ihn gar aussprach. Inzwischen war das kein Problem...

0:15

Die Faust über ihm bewegte sich also nicht auf den Thron zu. Sich von Gestein fernzuhalten war eine gute Idee gewesen, doch leider hatte Cyrus das nicht wirklich getan. Aus der Lehne des Thrones stießen zwei Hände hervor, eine stieß Seraphim in den Rücken und haute ihn so mit relativ gewaltiger Kraft gegen Souta, während die andere sich schnell die Krone griff und sie auf den Kopf setzte, der sich ebenfalls aus dem Gestein bildete. Beide wurden vom Thron gestoßen, Itasa schien diesen allerdings nicht loslassen zu wollen... oder doch? Scheinbar gab er ihm nur etwas Schwung auf seinem Weg zum Boden mit, während der Rotschopf und Seraphim in der Luft blieben. Nun, immerhin war damit seine Sitzung unterbrochen.

0:13... 2:59

Nun wollte der Kibar den beiden aber nicht die völlige Freiheit lassen, nach Belieben das Kleinod wieder zurückzuholen, also schoss er seine Earth Crushing Fist nun doch auf die beiden ab. Sie schienen allerdings auch kein Interesse an der Krone zu haben, zumindest war sie in dieser Situation nicht ihre Hauptsorge. Dann konnte sich Kyori auf den Thron konzentrieren: Der fiel mit einem Schwung auf die Plattform hinab, der gar nicht gut war. Wenn der so aufkam... Es forderte einiges an Konzentration, doch der Magier verdickte die ungefähre Umgebung, in der das Gestein aufkommen würde. enorm. Das bedeutete aber gleichzeitig, dass die Plattform an anderen Stellen wesentlich dünner wurde... und dann kam der Einschlag. Der steinerne Sitz schlug in den Boden ein und Splitter regneten durch die Luft, während die Erschütterungen Risse und an einigen, geschwächten Stellen sogar größere Löcher in das Gestein rissen, das so unsicher über dem Meer schwebte. Immerhin, von ihrer Perspektive aus hatten Seraphim und Souta sicher einen wunderbaren Ausblick auf all das Wasser...
Kyori atmete etwas schwer – die Luft hier oben war für so eine Anstrengung doch ziemlich dünn – aber er stellte erleichtert fest, dass von dem Thron noch etwas da war... wenn auch wahrlich nicht mehr viel. Die Rückenlehne war fast komplett zersprungen und die Überreste wiesen noch immer Risse auf, und der Sitz hatte mehr als die Hälfte an Höhe verloren. Das bisschen an Sitz, das noch da war, lag ziemlich schief auf dem Boden, aber es genügte, um gültig zu sein. Sein Golem war kaum noch da, aber er regenerierte sich bekanntlich schnell und konnte sich gleich wieder die Krone aufsetzen... die Krone! Verflucht, sie war ihm vom Kopf gefallen, das kostete wertvolle Sekunden...

2:55... 3:00

Aber jetzt musste Kyori sich darauf fixieren, die beiden anderen von dem bisschen, das noch übrig war, fernhielten. Während die Unterseite des Throns wieder mit dem Boden verschmalz, richtete sich ein kleines Häuschen drumherum... auf allen vier Seiten Earth Walls, zwei direkt voreinander, damit sie nicht gleich kaputt gingen, und oben auch noch eine als Dach, weil seine Gegner fliegen konnten. Er wurde diesen Würfel beschützen... das war immerhin sein Job.

Sinikka indes lag noch immer recht regungslos da, aber dank der Vergrößerung der Plattform nicht ganz so nah am Rand. Allerdings hatte sich nicht weit von ihr ein ziemlich großes Loch gebildet...

Mit einem nicht gerade sanften Stoß bekam der Himmelsmagier eine Hand ins Kreuz und wurde von der Sitzfläche gestoßen, während er spürte, wie ihm etwas die Krone vom Kopf riss. Die Luft entwich seinen Lungen mit einem Keuchen und er knallte direkt in Souta hinein, der zum Glück schnell genug reagierte und ihn festhielt. Zwar wäre ihm wohl nichts großartiges passiert, wenn er das nicht getan hätte, aber er dankte ihm dafür im Stillen dennoch, immerhin war es ein besseres Gefühl, als einfach fallen gelassen zu werden. Der Thron stürzte mit einem splitternden Krachen in die Tiefe und der Dragonslayer trudelte einen Moment, ehe er der Steinfaust auswich und Souta um den Körper fasste, damit dieser ihm nicht abhanden kam. Kurz musste er seine Gedanken ordnen, bevor ihm klar wurde, dass der Blonde ganz offensichtlich einen Golem aus dem Thron selbst beschworen und diesen dazu benutzt hatte, ihn aus dem Sitz zu werfen. Danach hatte er den Thron scheinbar mit Golem als neuem König hinter einer Menge Erdwänden verbarrikadiert und blickte sie nun an, wie sie in der Luft schwebten. Das Schloss hatte sich einer Origamifigur gleich aufgefaltet, sodass sie sich nun viel mehr auf einer schwebenden Plattform, als in einem Raum befanden. Weit unter ihnen rauschte das Meer und brachte Seraphim dazu, einen kurzen Seitenblick zu Souta zu riskieren. Er konnte sich an eine Quest erinnern, die sie gemeinsam bestritten hatten, die ebenfalls auf dem Meer stattgefunden hatte, sowohl an ihre schönen, aber auch an die weniger schönen Sachen. Auf dieser hatte er zwar gegen Piraten kämpfen müssen, aber vor allem hatte er gelernt, dass Souta Probleme mit großen Wasseransammlungen hatte und nebenbei nicht in der Lage war, zu schwimmen. Das bedeutete, dass er ihn möglichst ablenken sollte und auf keinen Fall zulassen durfte, dass er ins Wasser fiel. Zwar konnte er sich generell nicht vorstellen, dass man all diejenigen, die auf niedrigeren Stockwerken liegen geblieben waren, einfach so herunter fallen ließ, aber er war sich nicht sicher, ob er in Soutas Fall auf das lächerlich weiche Herz der meisten Menschen vertrauen wollte. Der Dragonslayer rieb sich mit der freien Hand den Rücken und ächzte leicht auf. Nicht nur hasste er es, wenn ihn jemand von hinten anging, er war derlei Behandlung auch nicht gewohnt. Sicherlich hielt er wahrscheinlich sogar noch am meisten der drei Adepten aus, wenn man sich überlegte, wie schnell die doch so gefährlich wirkende Amazone hatte geschlagen werden können, aber das bedeutete nicht, dass er besonders wenig schmerzempfindlich war. Vor allem nicht, wenn es steinerne Gebilde waren, die sich in ihn bohrten, ehe er nach vorne geschleudert wurde... aber solange das die einzige Verletzung blieb, die er sich in diesem Kampf einfing, so würde er sich garantiert nicht darüber beschweren.
Die Situation hatte sich grundlegend verändert und bisher war er sich nicht sicher, ob das zu seinen Gunsten oder zu seinem Nachteil geschehen war. Generell gefiel ihm das Kampffeld auf diese Weise nämlich deutlich besser, da er viel mehr Platz hatte, um herumzufliegen, aber der Thron stand bisher noch weit außerhalb seiner Reichweite. Nun tickte nicht mehr die Uhr des Prüfers, sondern die ihre, denn sie mussten den irdenen König stürzen, ehe die drei Minuten um waren, was durch die Wände um ihn herum deutlich erschwert wurde. Doch nicht nur das war ihre Aufgabe, es gab noch eine andere Kleinigkeit, die ihn beschäftigte. "Nee~ Souta-chan...", säuselte er in einer Lautstärke, die der Prüfer vielleicht noch würde hören können, vielleicht eben auch nicht, es war ihm egal, "Ich spiele kein Fußball, wenn der Gegner kein Tor besitzt. Selbst wenn wir den Thron samt Krone zurück erobern, dann dreht er einfach dasselbe Ding noch einmal und wirklich Lust habe ich nicht, mich an dem Ding festketten zu müssen, um von Steinhänden durchbohrt zu werden..." Das hier war kein faires Spiel, spätestens jetzt hatte er das erkannt, also konnten sie damit aufhören, es zu spielen. Wenn sie hier nur den S-Rang absahnen konnten, indem sie drei Minuten mit der Krone auf dem Kopf auf dem Thron saßen, dann würden sie das tun... aber nicht so, wie dieser Kerl das wollte. "So lange der Kerl noch bei Bewusstsein ist...", seine Stimme war nun so leise geworden, dass der Wind sich bestimmt nicht derart gegen ihn verschwören konnte, dass Kibar etwas verstehen würde, "...können wir dieses Spiel nicht gewinnen. Also müssen wir dafür sorgen, dass er es einbüßt. Dann werfen wir ihn ins Meer und sitzen unsere drei Minuten ab. Allerdings müssen wir dem Golem vorher die Krone abnehmen und solange wir sie nicht aufsetzen, sondern nur mitschleppen, dürfte die Zeit überhaupt nicht laufen. Alles klar?"
Die Frage blieb nur, wie man einen Mann besiegte, der ihnen eindeutig überlegen war... aber war er das wirklich? Er war langsamer als Souta, so viel wussten sie. Er konnte nicht fliegen und seine bisherigen Geschosse waren witzlos gewesen. Wahrscheinlich sollte sich Seraphim besser von ihm fern halten, aber vielleicht konnten sie es wirklich schaffen... Seraphim nickte und machte sich danach bereit. Abrupt wechselte er in Sturzflug über, damit Souta im richtigen Moment abspringen konnte und kurvte danach in Richtung des neu gebildeten Würfels, um knapp daneben zwischen zu landen und einen weiteren Roar auf das Gebilde abzufeuern. Sollte irgendetwas aus dem Boden nach ihm greifen - inzwischen vermutete er diese Steinhände überall - so würde er sich zunächst mit einem der einfachsten Zauber überhaupt in die Luft katapultieren und danach die Flucht ergreifen. Es dürfte auf diese Weise nicht zu lange dauern, bis die Mauern durchbrochen waren. Solange blieb es an Souta, den Blonden abzulenken oder besser noch, ihn in Bedrängnis zu bringen.

Da waren sie so kurz vor dem Ziel und dann kam doch alles anders. Innerhalb kurzer Zeit wurde Seraphim von einer Steinhand „von hinten angegangen“, in aller stillen Pracht dieser erzählerischen Formulierung, durch die Luft gestoßen und gegen seinen Körper geschubst, während Souta plötzlich in einer Hand einen Himmelsmagier und in der anderen einen Thron hatte, wobei letzteres Objekt deutlich mehr zog und nach relativ kurzer Zeit einen dumpfen Schmerz in seiner Schulter verursachte, weswegen er das Teil erst verwirrt anschaute, so als könne er nicht fassen, wo er jetzt bitte einen Thron herhabe. Als er sich einigermaßen gefangen hatte, ließ er das Gebilde los und versetzte dem Ganzen dabei noch deutlich mehr Schwung, als es gebraucht hätte, so dass man das Ganze fast schon mit destruktiven Hintergedanken belegen könnte, dabei hatte er so im Allgemeinen nie etwas gegen Szenarien, in denen Rettungsbedürftige in seinem Griff landeten, damit er den Helden spielen konnte. Und dass Seraphim in seinen Armen landete, das würde ihn wohl nicht in tausend Jahren stören. Negativ an dieser Sache war also nur, dass dieser Kerl erstens unfair gespielt hatte und zweitens seinen besten Freund verletzt hatte, was unter die klischeehafte Kategorie des „Das darf nur ich machen!“ fiel. Nicht, dass Souta ein außerordentlich gewalttätiger Freund oder Liebhaber wäre, aber manchmal musste man gewisse Dinge eben verdeutlichen, wenn Worte nicht mehr funktionierten und davon ab gab es verschiedene Arten von Gewalt und manche von denen waren sogar regelrecht erwünscht und konnten dazu beitragen, dass man … Woher kam das ganze Wasser?! Souta, in dessen Hirn es mittlerweile auch angekommen war, dass Seraphim mit ihm herumschwebte und sich die Rolle der Maid in Nöten etwas verschoben hatte, spürte, wie sich die witzigen Kommentare verflüchtigten und in die Ecke gedrängt wurden, im wahrsten Sinne des Wortes von dieser gewaltigen Ansammlung an Wasser überschwemmt wurden, die seine Arme noch etwas fester um den Körper neben sich greifen ließ und in ihm den Wunsch weckte, jetzt sofort mit dem erbeuteten Plüschhund zu knuddeln. Er hatte Angst vor großen Wassermassen, weil er darin ertrinken würde. Er konnte nicht schwimmen, bekam Panikattacken, wenn das Wasser ihm bis zum Hals stand und jeder Versuch, ihn ins kühle Nass zu treiben, endete normalerweise mit Tränen, Geschrei und einem unglaublich knatschigem Einauge. Seine Atemfrequenz erhöhte sich daher leicht, sein Magen wurde flau und sein Herz klopfte gegen seine Brust, doch er versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Plötzlich erschienen ihm die Arme des Älteren nur noch so dünn wie Strohhalme und er bezweifelte, dass er ihn halten konnte, doch das waren nur von Angst geschürte Gedanken, die ihn verrückt machten und seinen Verstand trübten. Das Ganze hielt zum Glück nicht allzu lange an, da er relativ schnell versuchte, sich auf die Stimme des Dragonslayers zu konzentrieren, die logische Schlüsse zog und sich zu nahe anhörte, um ihm das Gefühl zu geben, völlig hilflos und allein über dem Ozean zu schweben, selbst wenn sein Gehirn ihm das suggerierte. Sport passte hier nicht wirklich hinein, aber Seraphim hatte natürlich metaphorisch gesprochen, wie er es öfter tat, und ihm verraten, dass der Prüfer nicht fair spielte und es daher keinen Sinn machte, sich weiterhin auf seine Regeln einzulassen. Im Prinzip war das ein Auftrag an ihn, der endlich mal in seiner Sprache war … Also bitte. Souta hatte seine Probleme mit komischen Spielen, die nur dazu da waren, um sie zu schikanieren, aber was er als pragmatischer Mensch wirklich verstand, das waren klare Anweisungen. Mach den Typen K.O., zum Beispiel. Das würde er schaffen. Kibar war langsamer als er und sie waren zu zweit gegen ihn, plus Sinikka, wenn die es irgendwie hinbekam, wieder aufzustehen und sich zu erholen, aber darüber konnte er gerade nicht nachdenken und er rechnete auch nicht damit, weil das eine zu unsichere Konstante war. Mit entschlossenem Nicken nahm er den Sturzflug des Himmelsmagiers zur Kenntnis und löste sich dann aus seinem Griff, um den schicken Schwung zu nutzen und sich in Kibars Richtung zu stoßen – allerdings nicht so schwungvoll, dass er über den Rand der Plattform herausschießen würde, wenn dieser ihm ausweichen sollte, was allerdings schwer sein würde. Er bremste mindestens zwei Meter vor ihm ab – das Schwert hatte er schon im Sprint gezogen – und dieses begann dann scheinbar in der Luft als silbriger Strich zu verschwimmen. Tatsächlich war das eine Illusion, hervorgerufen durch extrem schnelle Bewegungen der Klinge, die er auf gut Glück anwandte, überall auf den Körper des Erdmagiers zielend, ein Netz aus Stichen und Hieben, das alles aus der Geschwindigkeit herausholte, die er aufbringen konnte, wobei er sich zusätzlich langsam, vorsichtig in ungefähre Richtung des Plattformrandes bewegte. Souta baute einerseits auf seine Fähigkeit, das auszunutzen, worin Kibar ihm unterlegen war, nämlich seiner Schnelligkeit, und andererseits darauf, dass er das, worin er ihm überlegen war, nicht benutzen konnte. Selbstverständlich würde diese rapide Abfolge von Bewegungen ihn früher oder später erschöpfen lassen, doch er war anstrengende Trainingseinheiten gewohnt und konnte sicherlich ein paar Minuten durchhalten, wenn er die Zähne zusammenbiss. Natürlich rechnete er mit Zaubern des Anderen, doch für diese musste man sich doch auch konzentrieren, und das mochte vielleicht eine Sekunde sein, in der man eine Scheibe Haut, ein paar Haare oder eine schlimmere Verletzung riskierte. Noch waren sie zu weit vom Abgrund entfernt, als dass er einem von ihnen ernsthaft gefährlich werden könnte, also würde das vielleicht tatsächlich auf einen epischen Schwertkampf hinauslaufen, wie sich der Blonde das schon vorhin gewünscht zu haben schien … Und wer von ihnen war in dieser Hinsicht besser bestückt? War Länge wirklich alles oder kam es am Ende doch auf die Technik an? ...

Unfair? Cyrus durfte mit dem Thron durch die Luft fliegen und das fanden sie unfair? Klar war dieses Spiel nicht dazu ausgelegt, leicht zu sein oder schnell zu enden, sonst hätten sie die Magier auch einfach versuchen lassen können, mit Bällen Dosen umzuwerfen. Oder durch ein Spiegelkabinett zu wandern. Oder gegeneinander zu kämpfen. Oder an einer Armee vorbeizulaufen. Oder, oder, oder.
Aber all das hatte nicht seinen Weg in die Bonusrunde gefunden, nein, sie mussten hier darum kämpfen, auf einem Thron bleiben zu können, und das mit nur einem einzigen Gegner. Und anstatt auch nur ansatzweise die Fähigkeit zu beweisen, ihn ausreichend vom König fernzuhalten, spielten sie ein bisschen herum und versuchten, in die Lüfte abzuhauen... also bitte. Das Spiel hier war nicht gemacht, damit die Leute wegliefen, und er würde das auch nicht tolerieren oder gar mit einem Sieg würdigen. Auch nicht, dass man wie Sinikka einfach nur herumstand, während ein hochrangiger Magier sich mit dem eigenen Team herumschlug, und jetzt sah sie, was sie davon hatte. Oder sah es auch nicht... wie konnte diese Amazone nur immer noch am Boden liegen? Spielte sie ihnen was vor? Typisch Nichtmagier...

Kyori wäre vermutlich ziemlich sauer gewesen, wenn er gehört hätte, was Seraphim gerade erzählte, aber er versuchte nicht einmal, ihnen zu lauschen. Er blickte nur hinauf, um nicht von irgendetwas überrascht zu werden, sei es nun ein Geschoss oder auch das plötzliche Verschwinden der beiden. Aber sie verschwanden nicht... sehr gut, sie kamen sogar frontal auf ihn zu. Theoretisch hätte Kibar eine Wand mitten in Seraphims Flugbahn stellen können, aber nein, darauf hatte er keine Lust. Jetzt, wo es endlich so aussah, als wären die beiden zu einer richtigen Konfrontation bereit, wollte er nicht derjenige sein, der gegen die Grundsätze eines Kampfes verstieß. Zum Beispiel, seinen Gegner zu attackieren, bevor er begonnen hatte. Er sah Souta auf sich zuschießen und festigte den Griff um sein Schwert; es sah aus, als würde es jetzt beginnen.
Noch ehe Souta nah genug sein konnte, ihn mit seiner Waffe zu erwischen, schwang der Kibar sein eigenes Schwert; ein Hoch auf die Reichweite. Unglücklicherweise lehnte sich der Soutanobu einfach kurz nach hinten und entkam so dem Schnitt, ehe er sofort den Abstand verkürzte und mit seiner Klinge zu attackieren versuchte. Selbstverständlich zog Kyori sofort sein Schwert zurück, um ihn seitlich zu treffen – wenn er seine Wirbelsäule halbiert haben wollte, bitte, den Wunsch würde er Itasa gewähren – doch der Rotschopf schaffte es tatsächlich, sie abzuwehren. Mit dem Schwert war er wirklich gut... aber das würde ihn nicht ewig retten! Seine Attacken waren schnell, aber für die Standarts des Kibar noch immer etwas steif. Wenn er nicht so viel Bewegung bräuchte, um ein wenig Kraft in seine Klinge zu legen, dann wäre seine Geschwindigkeit wirklich gefährlich, aber so...
Es war relativ einfach, die lange Klinge so zu halten, dass die Attacken des Anderen sie trafen und nicht ihren Träger, auch wenn Kyori merkte, dass er sich rückwärts bewegte. Sein Schwert brachte wenig, solange er und sein Gegner gleichermaßen attackieren konnten, immerhin war es auf Maximierung der Reichweite ausgelegt und wer brauchte die, wenn die Reichweite eines normalen Schwertes genügte? Das Blöde war, dass die Taktik nicht aufging bei jemandem, der schneller war als man selbst, weil der den Abstand schneller schließen konnte, als man ihn öffnete. Entsprechend viel Konzentration kostete das hier den Magier, er merkte kaum, wie Seraphim mit einem Roar eine der Wände zerstörte, nur um die zweite dahinter offen zu legen. Aber darum brauchte er sich ja auch nicht kümmern, immerhin liefen hier immer noch zwei Golems herum, die ein ganzes Stück stärker und schneller waren als der junge Mann, die würden ihn schon beschäftigt halten. Wenn es gefährlich wurde, konnte Kyori ja sein Team noch etwas vergrößern...

Mit einem leichten Sprung nach hinten schaffte der Blondschopf wieder den Abstand, den er benötigte, und wirbelte dann einmal im Kreis, doch nein, er erwischte niemanden. Sein Gegner erwischte ihn allerdings mit dem nächsten Schlag fast und drohte, ihn wieder in die Defensive zu zwingen... nicht noch einmal! Kyori ließ seine Klinge senkrecht nach oben zeigen, während er den nächsten Hieb dagegen gehen ließ, dann drehte er schnell in den Arm, um sie direkt durch seine Schulter sausen zu lassen... es war unmöglich, dieser Attacke auszuweichen! Um nach hinten zu entkommen war das Schwert zu lang, und um seinen Arm zu retten, würde Itasa sein Schwert loslassen müssen... oder auch nicht. Was war mit diesem Jungen nur los? Seine Bewegungen wirkten nicht perfekt, aber sie waren wirklich gut... war er etwa schnell, kräftig UND geschickt? Bei diesem Gedanken spürte Kibar auch plötzlich etwas seinen Arm hinablaufen... Blut? Ein Blick an sich herunter zeigte nicht nur die eine Stelle... Er hatte mehrere Kratzer über seine Front verteilt. Dieser Nichtmagier... hatte ihn erwischt? So oft? Konnte es sein, dass er... im Schwertkampf tatsächlich der Bessere war...?
Dieser Blick nach unten dauerte keine ganze Sekunde an, und doch erkannte Kyori den nächsten Angriff nur ganz knapp, trat schnell zurück, wurde aber dennoch leicht an der Brust erwischt. Noch ein Kratzer... und Itasa kam wieder näher! Er wollte ihn schon wieder mit einer ganzen Salve eindecken! Gut, wenn er seine Geschwindigkeit voll ausnutzte, konnte auch Kyori seinen Kampfstil voll ausleben... mit Zaubern und allem, was dazugehörte. Sollte der Rotschopf nur kommen!

„Eh?“, meinte der Erdmagier plötzlich, überrascht, und sein Blick verlor kurz den Fokus. „Wer ist in Le-... Gaaah!“
Der Blondschopf spürte, wie sich ein Schwert durch seinen Oberkörper zog, einen langen und vor allem nicht gerade oberflächlichen Schnitt auf seiner Brust hinterließ, der vermutlich zu einer Narbe werden würde. Eine Narbe von einem verfluchten Nichtmagier!
Aber das war jetzt nicht wichtig. „Pause! Pause!“, rief der Kibar aufgeregt und ließ sein Schwert fallen, um mit den Händen wieder das T zu machen, dann lief er aufgeregt an Souta vorbei. „Das kann doch nicht sein... die Frau ist ein Panzer... das war nur ein Tritt...“, redete er vor sich hin, ehe er zwei Finger ans Ohr legte. „Hab ich das richtig verstanden? Lebensgefahr?“ Er wartete, lauschte, nickte. „Okay, ich schick sie runter...“ Dann stand er neben Sinikka und blickte die anderen beiden an, um ihnen zu erklären, warum es jetzt eine Pause gab: „Wie es aussieht, hat mein Angriff Sinikka härter erwischt als erwartet... Ich will nicht, dass sie hier stirbt, also muss ich sie von der Plattform fallen lassen.“ Oh, Moment, dass schaffte mehr Missverständnisse als es löste... er hob beschwichtigend die Hände: „Ich schmeiße sie natürlich nicht runter. Unter dem Schloss befindet sich eine magische Barriere, oder ein Portal, oder sowas. Jedenfalls werden die Leute, die hier rausfallen, an einen Ort transportiert, an dem unser medizinisches Personal wartet. Ärzte und Heiler. Wir wollen ja nicht, dass euch Magiern etwas passiert!“
Dann ließ er das Gestein unter der Frau aufbrechen, und sie stürzte in die mit blau bemalte Tiefe... ein schöner Anblick, irgendwie. Besonders, wenn man wusste, dass ihr nichts passieren würde. Er wartete ein paar Sekunden, bis er sah, wie ihr Körper von einem strahlenden Leuchten überdeckt wurde und schlussendlich verschwand. Sie würde definitiv überleben, wenn sie wirklich in extremer Not wäre, hätte die Leitung schon früher etwas gesagt. Alles gut, alles gut...

Er trat wieder ein paar Schritte vor und blickte Souta skeptisch an. „Bist du auch so einer, Itasa?“, fragte er. „Tut, als könnte er alles mit seinem Körper machen, aber fällt tot um, wenn man ihn mal berührt?“ Der Kibar stellte sich breitbeinig auf und hob seine Fäuste; sein Schwert lag immer noch auf der anderen Seite des Rotschopfes, aber das würde er nicht brauchen, um ihn zu besiegen. Eigentlich passte es so sogar besser: Itasa war der bessere Schwertkämpfer, er der bessere Magier. Kämpften sie eben beide nur mit dem, was ihnen mehr lag. „Wenn ja, würde ich dir raten, aufzugeben, wenn du nicht auch da runterfallen willst... Ende der Pause!“

Jede Herausforderung war so fair, wie diejenigen, die sich ihr stellten, sie sich machen wollten. Seraphim schummelte bei praktisch jedem Spiel, welches man mit ihm spielen wollte, weil er nicht gerne verlor und generell lieber seine Wünsche erfüllt bekam. In diesem Falle hatte er eine Regellücke ausgenutzt, um sich einen Vorteil zu verschaffen, was aber, wenn er den Blonden so betrachtete, wohl absolut legitim war, immerhin war der Prüfer offenbar deutlich stärker als jeder der Adepten, von denen nach Sinikkas Abtransport nur noch zwei Stück übrig geblieben waren. Was diese Aufgabe Seraphims Meinung nach aber tatsächlich war: Sie war unmöglich, solange der Prüfer bei Bewusstsein war. Er konnte sich unter keinen Umständen auf einen Thron setzen, aus dem jeden Moment Steingolems herausbrechen konnten, wenn er dort ganze drei Minuten verweilen wollte. Die einzige Möglichkeit, die er sah, war dem Kibar das Bewusstsein zu rauben, damit er gar nicht erst auf diese Idee kommen konnte. Die Alternative wäre gewesen, ihn so beschäftigt zu halten, dass er keine Zeit für einen Zauber hatte, aber da es aller Wahrscheinlichkeit auf eine ähnliche Strategie hinauslaufen würde, hätte diese Abweichung sicherlich nichts an ihrem Vorhaben geändert. Die Dinge waren, wie sie nun einmal waren und wer wäre er, dass er mit so etwas nicht zurecht kommen würde? Er war ein Dragonslayer, verdammt! Einer der allmächtigen Drachen hatte ihn belehrt, ihn gefördert, gerettet sogar und das sicherlich nicht, damit er in einem blöden, menschengemachten Examen versagte! Der Weißhaarige hatte vielleicht zwei Schritte gemacht, als er eine Bewegung zu seiner Rechten wahrnahm und fast mehr aus Reflex, ohne groß darüber nachzudenken, einen >Sky Dragon's Jump< initiierte und sich so Millisekunden, bevor eine irdene Faust die Luft durchschnitt, in die Höhe katapultierte.
Noch im Aufsteigen, drehte er sich halb und konnte einen kurzen Blick auf einen Golem erhaschen, der ihn aus leeren Augenhöhlen ansah, ehe er seinen Flugzauber greifen ließ und sich stabil hielt. Er konnte sich nicht entsinnen, dass die Erdungetüme, die ihn zu Anfang angegriffen hatten, auch nur halb so schnell gewesen waren. Er war sich recht sicher, dass er diesem Angriff auf nichtmagischem Wege nicht hätte ausweichen können, was ihn zutiefst beunruhigte, immerhin hatte sich hinter der Wand, welche er pulverisiert hatte, noch eine weitere befunden, welche wiederum noch vollständig intakt war. Er musste innerhalb der restlichen paar Minuten dafür sorgen, dass er überlebte, der Golem da drinnen die Kopfbedeckung verlor und am besten, dass Souta nicht verletzt wurde... das waren viele Aufgaben für jemanden, der sich zwei deutlich schnelleren Gegnern gegenüber sah. Andererseits konnte Seraphim recht schnell durch die Lüfte düsen und er musste ja nicht wirklich lange auf dem Boden bleiben, um einen weiteren Roar auf den Erdwürfel zu schießen... allerdings war er sich nicht vollends sicher, ob er diese paar Sekunden Bodenkontakt überleben würde. Die violetten Augen suchten den Boden ab und fanden schnell einen zweiten Golem, den er zuvor nicht bemerkt hatte. Am besten ging er vom schlimmsten Fall aus, dass er nämlich genauso schnell wie sein Bruder war und bezog ihn so in seine Pläne ein. Wenn er sich eine Angriffsstrategie zurecht legen sollte, musste er erst einmal seinen Verdacht bestätigt sehen, wie diese Dinger programmiert waren, weil er sich nämlich zwei Dinge genau vorstellen konnte: Erstens war er sich recht sicher, dass sie nicht besonders intelligent waren: Sie waren plump und sahen bereits absolut dumm aus, zumal sie aus Erde und Magie geschaffen waren und nichts dergleichen den lebenden Intellekt übersteigen konnte. Zweitens würden sie ihn mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit angreifen, sobald er einen Fuß auf die Erde setzte oder sich ihr nur näherte - aber das würde er noch austesten. Mit einem schnellen Richtungswechsel näherte er sich dem Würfel und schoss knapp über dessen Dach hinweg, um sich umzublicken und zu bemerken, dass beide Golems gefolgt waren und einer davon sogar auf das Dach gesprungen war. Alles klar, das würde schwierig werden, da er wahrscheinlich keine halbe Sekunde Zeit haben würde, einen Zauber loszulassen, ehe diese Golems ihn niederschlugen. Das wiederum wollte er nicht unbedingt ausprobieren, denn die Dinger sahen nicht aus, als würden sie ihn mit Samthandschuhen anfassen. Die Zeit drängte, also machte er eine erneute Wendung und schoss auf den Rand der Plattform zu, flog niedriger und blickte über seine Schulter. Auch hierhin folgten ihm die Erdgolems... aber er nahm nicht an, dass sie so blöd sein würden, ihm auch über den Rand zu folgen, immerhin wäre das etwas zu einfach.
Der Weißhaarige raste zur Seite weg, die beiden Golems einige Meter unter ihm im Schlepptau, wechselte die Richtung, schlug Haken, bis er zumindest etwas Abstand zwischen sie gebracht hatte und in vollem Tempo auf den Würfel zuschoss. Diese Aktion würde nun ein wenig schmerzhaft werden, aber es ging eben nicht anders, weswegen er tiefer ging, ehe er mehrere Aktionen auf einmal einleitete. Der Dragonslayer arretierte den Manafluss um seinen Körper herum, der bis gerade eben dafür gesorgt hatte, dass er schwebte. In nach wie vor hohem Tempo, nun jedoch die wenigen Meter an Höhe stetig und schnell verlierend, weil Mutter Gravitation wieder zuschlug, schleuderte er weiterhin auf den Erdwürfel zu und konzentrierte sich auf seine Lunge, anstatt darauf, dass er sich in wenigen Sekunden unangenehme Schürfwunden zuziehen würde. Der Wirbelwind kam auf einer Höhe von einem Meter über dem Boden aus seinem Mund geschossen und fetzte die zweite Wand der bereits entstandenen Öffnung weg, doch er konnte sich keine Pause gönnen. Seine linke Hand schliff bereits über den Boden und es konnte nur noch Augenblicke dauern, bis er sich alle Knochen brach, als er einen der ersten Zauber, die er gelernt hatte, aktivierte und sich im letzten Moment zwei abfedernde Windflügel wachsen ließ, die den Aufprall wenigstens etwas abdämpfen würden, da sie seinen Windwiderstand deutlich erhöhten. Er hatte sie um neunzig Grad verdreht entstehen lassen, sodass sie weniger glitten, als viel mehr einen Fallschirm simulierten. Zu mehr und aufwendigerer Magie hatte er einfach keine Zeit mehr gehabt, immerhin war er nicht Souta und daher an gewisse zeitliche Grenzen gebunden. Seine Zähne schlugen aufeinander und er kullerte über den Boden, sein linker Arm fühlte sich irgendwie nicht mehr besonders intakt an, aber er konnte sich nicht erlauben, nun schon schlapp zu machen. Er war hier, um zu gewinnen! Also würde er das auch tun und keine blöden Golems würden ihn davon abhalten! Ein erneuter Luftsprung folgte, auch wenn er ihn aufgrund mangelnder Kraft nur in die schwankende Senkrechte hievte und der Dragonslayer riss die Arme auseinander, den linken dabei puppenartig und nur unter enormer Überwindung. Windklingen, jeweils fünf, schossen den von beiden Seiten herannahenden Golems, die ihn hatten in die Zange nehmen wollen, entgegen und fetzten sie in Scheiben, die sich bestimmt in einigen Sekunden wieder zusammen fügen würden - doch das war mehr Zeit als genug. Wahrscheinlich hätten die Erddämonen ausweichen können, wenn sie nicht bereits so nah gewesen wären. Seraphim taumelte mehr, als dass er lief, doch immerhin bewegte er sich. In dem Würfel klaffte ein Loch, dahinter sah man einen weiteren Golem, die Krone einer Karikatur gleich auf dem Kopf, schief auf einem ramponierten Thron sitzen. Wenn er sich an die Regeln hielt, so würde er nicht angreifen und nicht abwehren, also wohl auch nicht explodieren... der Dragonslayer griff nach der Krone, zerrte sie von einem kahlen Schädel und startete so hastig in die Luft, dass er eine der Kanten streifte und sein Arm ein Wehklagen auszustoßen schien. Er brauchte dringend einen Arzt, wenn er hier fertig war, wenn er nicht besser gleich den geplanten Besuch bei seiner Mutter vorzog. Hoffentlich schlug sich Souta gut gegen ihren Prüfer, sonst schwebte er nämlich mutterseelenallein mit einer Krone in der Hand und einem zerschlagenen Arm in einem Examen, das an Schwierigkeit gerade nahezu exponentiell gewachsen zu sein schien.

In Lebensgefahr zu schweben war offenbar eine sehr subjektive Einschätzung, die nicht immer ganz den Regeln entsprach, die zum Beispiel Souta zu Rate ziehen würde, um diesen Zustand zu beschreiben. Manche Menschen wurden von einem einzigem Tritt schon fast in die Arme von Gevatter Tod gekickt, andere warfen sich heldenhaft auf Steinböden, verletzten sich wichtige Gliedmaßen und machten trotzdem weiter. Es war eben eine Welt der Kontraste, die sich gemeinsam zu einem komischen, widersprüchlichen Wirrwarr ergänzten, in dessen Mitte sich ein Kettenmagier befand, der die Zeit der Pause dazu nutzte, seine Peitsche zu schnappen, welche er ein paar Schritte weiter abgelegt hatte, um sein Schwert vollends einsetzen zu können, welches in derselben Bewegung wieder in die Scheide zurücksank. Natürlich kam er nicht einmal auf die Idee, Kibar während dieses Timeouts anzugreifen, das wäre vielleicht etwas gewesen, was sein Freund ausgenutzt hätte, aber zum Einen war der Rothaarige ein zu guter Kerl, als dass er sich nicht an Regeln hielt (ungeachtet dessen, wie sehr sich ihr Prüfer bisher an seine eigenen Richtlinien gehalten hatte, denn das machte dieses ganze Spiel langsam aber sicher ein wenig zu einer weiteren Schicht Irrsinn auf seinem Sandwich der Merkwürdigkeiten) und außerdem war er zu besorgt um Sinikka und konnte sich deshalb keine ordentliche, heimtückische Taktik überlegen. Sie war eine zwei Meter große Frau, die aussah, als könne sie auf Granit herumkauen, wenn sie das wollte, und ein einfacher Tritt hatte sie schon in die Knie gezwungen? Seltsam. Vielleicht hatte er eine extrem empfindliche Stelle getroffen, oder aber, sie war ähnlich wie er einfach total leicht zu verletzen. Das wäre allerdings extrem seltsam, schließlich war Souta dafür ja auch nicht gerade gebaut wie ein Schrank und wirkte eher, als würde er an einer Essstörung leiden, was er ja im Endeffekt auch tat … Wieso sah man Sinikka dann überhaupt nicht an, dass sie so wenig aushielt? Hm … Man musste ja nicht alles erklären können, oder?
Immerhin erhielten sie eine wichtige Information: Sie würden nicht ins Meer fallen, wenn sie stürzten, sondern hinfortteleportiert, was – für den Kettenmagier – extrem positiv war. Die Angst, die an seinen Innereien geknabbert hatte, begann sich langsam aufzulösen, denn nicht nur wussten sie jetzt, dass das hier nicht tödlich enden konnte, sondern eben auch, dass sie nicht einmal hinunterfallen konnten und ertrinken würden … Für Souta war das perfekt, denn das bedeutete, dass er sich nicht zurückhalten musste und richtig ernst machen konnte, ohne ernsthafte Verletzungen davonzutragen. Natürlich spielten sie hier mit scharfen Waffen, schließlich hatte er es auch geschafft, Kibar zu verletzen (er hinkte auf einem Fuß, als er zu Sinikka ging, das musste er sich merken) und ihn irgendwie wie von selbst auf Abstand gebracht, weil er ja die Sache mit dem Abtransport überwachen musste. Das war großartig, denn als er sich ihm wieder zuwandte, ihn Itasa nannte, was er mit einem gequältem Gesichtsausdruck quittierte, und dann die Fäuste hob, bot er sich eindeutig erneut als sein Gegner an. Es gefiel dem Kettenmagier sehr gut, wie die Dinge liefen. Ein faires 1 gegen 1 hatte etwas sehr Männliches, wofür er sich ja generell begeistern konnte, auch wenn er dadurch nicht in der Lage war, sich um Seraphims Probleme zu kümmern, wenn irgendwelche auftreten würden, weil er sich gleichzeitig eben darauf konzentrieren musste, das größte ihrer Hindernisse in Schach zu halten. Dass er dabei zwar auf seine unmittelbare Umgebung achten konnte, aber sonst ebenso in Schach gehalten wurde, war wohl klar. Souta ignorierte die Aussage des Blonden, weil sie wahr war, aber das musste der Andere ja nicht wissen. Sollte er ruhig länger im Glauben verweilen, dass er selbst nach einem harten Schlag noch weiterkämpfen würde, auch wenn das bedeutete, dass er sich nicht zurücknehmen würde … Aber das musste sowieso niemand. Der Rotschopf wurde lieber von all seinen wunderschönen Zähnen befreit, als mit einer einfachen Ohrfeige zu Boden zu gehen, weil man ihn für schwach hielt … Noch war allerdings keine Rede davon, dass irgendjemand auf die Matte geschickt wurde, also antwortete er auf die letzten Worte des Prüfers damit, indem er sich mit dem Rücken in die ungefähre Richtung des Throns positionierte und ließ dann seine Peitsche in Kibars Richtung schnellen, was einen beeindruckend lauten Zischlaut in der Luft erzeugte, und hoffentlich dafür sorgen würde, dass einer seiner Füße mit den scharfen Gliedern in Kontakt kam, die durchaus schmerzhaft waren. Gezielt hatte er natürlich auf den Hinkefuß, doch da er sich innerhalb von Sekunden nicht sicher sein konnte, welcher das nun genau war, hatte er eben raten müssen … Jedenfalls war wohl niemand mehr besonders schnell, wenn man ihm willkürliche Sehnen am Fuß anritzte, und darauf würde er jetzt auch erst einmal zielen, und sollte er verfehlen, hatte er natürlich vor, die Waffe mit einem Ruck einzuholen und sie erneut knapp über dem Boden schnellen zu lassen, während er sich in Bewegung hielt, denn er besaß nicht die Fähigkeit, in die Lüfte zu springen – dafür konnte er nur dafür sorgen, dass sich Kibar hoffentlich entweder hinter einer Mauer verstecken musste, er ihn verletzte und damit lahm machte oder immerhin für genug Ablenkung sorgte, dass er Probleme damit haben würde, seine Zauber auf ihn zu hetzen. Außerdem waren da immernoch diese Golemhände, die ihn richtig paranoid machten und ihn deutlich vorsichtiger auftreten ließen, als er das wohl sonst getan hätte. Zwar mochte er nicht in den Tod stürzen, wenn man ihn packte, aber wenn man das und die Aussicht, Seraphim hier ganz alleine zu lassen, verglich, dann war selbst ein Aufenthalt in der Krankenstation verheerend … Zum Glück verbrauchten seine Attacken und seine Hellhörigkeit auf irgendwelche Anzeichen von Golems seine gesamte Konzentration, sonst wäre er vermutlich nicht so cool geblieben, während sich sein weißhaariger Freund annähernd vernichtete – aber man konnte unmöglich auf alles auf einmal achten, wenn man ohnehin nur ein Auge zur Verfügung hatte, so war das eben.

Von Seraphim, der sich die Krone schnappte, bekam der Kibar herzlich wenig mit, aber es war auch nicht wichtig, solange er sich damit nicht auf den Thron setzte. In der Luft war er für Kyori ziemlich unerreichbar, aber gewinnen konnte er von da oben auch nicht. Bedeutung hatten also nur Kyori und Itasa...

Souta hatte inzwischen die Waffe gewechselt... interessant, die Peitsche von zuvor also. Die mit den Klingen und dem Haken! Während der Soutanobu ausholte, lief Kyori bereits vor, auf ihn zu, und sprang, als die Peitsche über den Boden und unter ihm durch fuhr. Auf gleicher Höhe kehrte sie auch innerhalb von Momenten wieder zurück, was fast schon das Bein des Blondschopfes streifte, doch er zog gerade so seine Beine ganz dicht an den Körper und ließ dann eines herabschnellen, um mit seinem Stiefel die Kettenglieder in den steinernen Boden zu rammen. Es würde die Peitsche nicht lange halten, aber es nahm ihr erst einmal den Schwung, den Itasa zurück würde holen müssen, während Kyori weiter vorstürmte, direkt vor im ankam, seine flache Hand auf ihn zuschießen ließ... und diese schlug in das Gestein ein, ließ es splittern. Selbstverständlich war er ausgewichen, das konnte er immerhin am besten, aber der Kibar hatte damit gerechnet. Anstatt sich wieder aufzurichten, nutzte er den Schwung, um in der gleichen Bewegung in einen Handstand zu gelangen, setzte die zweite Hand auf und leitete mit beiden eine Drehbewegung seines Körpers ein, die Beine für einen kraftvollen Rundumtritt ausgestreckt. Natürlich kam Souta auch vor diesem davon, doch kaum war die horizontale Drehung vorbei, stieß Kyori sich vom Boden ab und flog so mit einer horizontalen Drehung in Richtung des Rothaares, kam mit einem kraftvollen Stampfer beider Füße genau dort auf, wo er eben noch gestanden hatte... und quiekte leicht. Letzteres war eher unbeabsichtigt, denn bei diesem Stampfer spürte er etwas, das er bereits wieder vergessen hatte: Den Knacks in seinem rechten Bein! Den hatte dieses verdammte Mädchen mit ihrem Hammer angerichtet! Und das tat jetzt verdammt weh! Vielleicht sollte er versuchen, das Bein nicht allzu sehr zu belasten...
Die Sekunde, die er sich von dem Schmerz ablenken ließ, hätte schlimm enden können, denn Itasa ließ sich davon natürlich nicht aufhalten, sondern nutzte seine Geschwindigkeit für den nächsten Angriff. Mit einem Sprung über den jungen Mann hinweg entkam der Kibar gerade so, schaffte noch in der Luft eine Steinfaust und feuerte diese ab, noch ehe er wieder auf der Erde aufkam, doch auch die schaffte keinen Treffer und vor dem folgenden Angriff konnte der Kibar nicht einmal mehr zurückweichen, nur gerade noch eine steinerne Wand zwischen ihm und dem Soutanobu hochziehen, durch die die Peitsche nicht kommen würde. Keine ganze Sekunde nach der Entstehung ließ Kyori die Verbindung zwischen Wand und Boden bereits bröckeln und schlug eine flache Hand gegen das Gestein, um die fünf Meter breite Mauer in Richtung Souta zu schleudern. Würde er getroffen werden, würde es ihn begraben und entweder war er dann erledigt oder zumindest kurzzeitig verlangsamt, was sicher die drei Sekunden liefern würde, um ihn in ein Earth Prison zu sperren. Nur für den Fall, dass das nicht klappen würde, entstanden aber auch zwei Fäuste, eine rechts, eine links des Kibar; wenn der Rotschopf um die Wand herumkommen sollte, dann würden sich die beiden auf die Jagd nach ihm machen...

Im Grunde genommen war Seraphim in manchen Punkten arg berechenbar, wenn man ihn kannte. Als vollkommen aus dem Kontext gerissenes Beispiel konnte man zum Beispiel den Rothaarigen nehmen, welcher gerade von ihrem Prüfer in die Mangel genommen wurde. Wenn dieser sich quer über seinen Schoß legte und ihm dabei gewisse Körperteile entgegen streckte, war das so, als hätte man in dem Gehirn unter den weißen Haaren einen Knopf umgelegt, sodass er sich auf gar nichts anderes mehr konzentrieren konnte. Examensrelevant war eher, dass Seraphim ein unglaublich sturer Mensch war. Zwar rannte er nicht immer wieder sinnlos gegen einen Gegner, den er auf diese Weise nicht besiegen konnte, aber er ließ sich auch nicht abschütteln, wenn er noch irgendwie eine Chance für sich sah. In diesem Falle stand zudem auch noch der soeben im Beispiel erwähnte Hintern des Rothaarigen auf dem Spiel, den er wenn nötig retten musste, denn selbst wenn er nicht herunter fallen und ertrinken würde, so könnte er sich nur schwerlich verzeihen, wenn er sich verletzte. Er konnte sich noch daran erinnern, wie schlecht er sich gefühlt hatte, als sich eine Schwertwunde des Kettenmagiers als für ihn nicht heilbar herausstellte und so etwas wollte er wirklich nicht noch einmal haben, auch wenn sein eigener Arm gerade eher so wirkte, als habe er dringend einen Arzt nötig. Die violetten Augen verengten sich und er schoss dem Boden nahe auf Souta zu, die Krone um den linken Arm gelegt, sodass er den noch voll funktionellen frei hatte. Würde man ihn nach seinen Prioritäten in diesem Moment fragen, so wären sie klar festgelegt: Soutas Sicherheit hatte den Vorrang, auch wenn das Gewinnen dieses Examens immerhin den zweiten Platz belegte. Sein eigenes Wohlergehen, obwohl fundamental wichtig, konnte in dieser Konstellation nur den dritten Platz erreichen, aber ging eigentlich mit Nummer zwei einher, immerhin machte das Erreichen von Zielen bekanntlich zufriedener und glücklich. Zwar wusste er, dass etwas ganz anderes ihn noch deutlich froher machen würde, aber Soutas Körper bewundern konnte er später immer noch, solange er diesen vor der herannahenden Erdwand in Sicherheit bringen konnte. Der Blonde war offenbar dazu übergegangen, sich mit seinen Zaubern zu wehren und er hatte etwas Sorge, dass der magisch minderbegabte Souta da nicht würde mithalten können.
Seraphim war auch insofern berechenbar, dass er mit Vorliebe Optionen wählte, die ihm nicht angeboten worden waren. In diesem Falle standen die Fakten eigentlich knallhart auf dem Tisch: Souta konnte von der Mauer begraben werden, links herum oder rechts herumrennen, sodass auf beiden Seiten mit ihm gerechnet werden würde. Seraphim war nun aber ein Vertreter der vierten Möglichkeit: Kaum hatte er den Kettenmagier erreicht und dieser hatte ihn registriert, packte er seine Hand und zog ihn in einem Aufwärtsschwung nach oben, über die Mauer, sodass er sich an deren Oberkante abstoßen und frontal auf den Blonden zu sprinten konnte. Hoffentlich hatte der Rothaarige nicht bemerkt, dass Seraphim auf einem Arm lahmte, denn er war sich nicht sicher, wie er darauf reagieren würde. Inzwischen war er sich über die Gefühle des Einäugigen ihm gegenüber nämlich noch weniger im Klaren als zuvor: Vor dem kleinen Abenteuer, welches eine Treppe, Alkohol und eine Badewanne beinhaltete, hatte er immer angenommen, dass er selbst sehr viel an ihm fand, aber der Kettenmagier nichts an ihm... nun aber hatte er kurzzeitig anderes behauptet, was den Dragonslayer sehr glücklich gemacht und ihm angedeutet hatte, dass er vielleicht doch ansatzweise so sehr gemocht wurde.

Wenn man sich einer Aufgabe entgegengestellt sah, die sie in Teams einteilte, so war das Beste, was man machen konnte, die individuellen Stärken des Einzelnen auszunutzen und sich gegenseitig zu helfen. Souta war schnell, stark und geschickt, Seraphim konnte fliegen und tödliche Winde produzieren. In der Kombination waren sie daher quasi perfekt abgestimmt und deckten eigentlich alles ab, was man an dem jeweils Einzelnem als Schwachpunkt auslegen konnte. Natürlich war diese fliegende Wand ein Problem, nicht, weil sie ihn töten würde, denn zur Not konnte er immernoch versuchen von einer der Seiten zu kommen, aber sie hielt ihm effektiv davon ab, seine Fähigkeiten so zu nutzen, wie er es wollte. Wie auch immer der Erdmagier es vorhin geschafft hatte, auf seine Peitsche zu springen, dieses Kunststück hatte schon etwas Einmaliges und ewig konnte man auch nicht mit einem kaputten Fuß Seilspringen üben. Souta hatte natürlich vor, Kibar in die Enge zu treiben und ihn abzulenken, damit Seraphim unbeschadet auf dem Thron hocken konnte und diese ganze Chose langsam ein Ende nahm. Was nicht ging, wenn er mit Wänden schoss, aber davon abgesehen war ja alles nach Plan verlaufen, nicht wahr? Der Blonde hatte sich ihm gewidmet und war an mehreren Stellen verwundet, Souta hatte nur einen Kratzer an der Wange und am Hintern – Ironie des Schicksals – und Seraphim ... Na ja, wie dessen Gesundheitszustand aussah, das wusste der Rotschopf nicht, aber es war wahrscheinlich auch besser so, denn wer konnte schon ahnen, wie er darauf reagiert hätte, dass sein Freund sich den Arm zerschrottet hatte ... Jedenfalls hatte der Andere nun die Krone, worauf es ja auch angekommen war. Nun mussten sie es nur irgendwie schaffen, den Erdmagier endlich auszuknocken, denn wenn dieser bei Bewusstsein blieb, war ein Sitzen auf dem Thron unmöglich. So gesehen war es tatsächlich nicht fair, wie er spielte, wenn er den Stuhl selbst manipulierte, aber das war nun auch egal. Für einen Augenblick war Souta wirklich in Bedrängnis, da er zwar durchaus durch Mauern treten konnte, aber nicht unbedingt scharf auf den Schmerz des Aufpralls war, der folgen würde. Er saß nicht direkt in der Falle, aber günstig war das hier sicherlich nicht. Zum Glück musste er sich allerdings keine Sorgen machen, wie er gegen eine fliegende Wand ankommen wollte, da stattdessen ein anderes fliegendes Objekt vorbeikam, kurzen Augenkontakt herstellte und dann seine Hand umschloss, um ihn so mühelos hochzuheben, wie der Weißhaarige das eben nur mit seinem Zauber schaffte, auch wenn Souta generell kein Fettklopps war. Er stieg ein wenig in die Höhe, all das in atemberaubender Geschwindigkeit, und dann hatte er endlich etwas Festes unter den Füßen, von dem er sich abstoßen konnte, um im Flug das Schwert zu ziehen und sich mit einer kräftigen Attacke auf Blondie zu stürzen, die ihn sicherlich von den Beinen hauen könnte und dabei keine allzu leichten Wunden hinterlassen würde. Um sicher zu gehen, bemerkte er, flog der Weißhaarige mit und feuerte seinen starken Windzauber mit der Druckwelle, Repulsion of Sky Dragon? – wie hieß der noch gleich? Souta vergaß das gern, weil es ihn nicht die Bohne interessierte, jedenfalls war er stark genug, um ziemlich wehzutun – auf die Erdfäuste, sollten diese nun auf sie zufliegen, so dass Kibar wohl eher die Wahl hatte, ob er Soutas Klingen- und Fausthagel aushalten oder sich mit dem leicht versetzt auf ihn zufliegenden Seraphim auseinandersetzen wollte. Oder hatte er noch ein Ass im Ärmel? Konnte er ihrer gemeinsamen Stärke trotzen und sich sogar noch gegen sie zur Wehr setzen oder hatten Seraphim und Souta es nun endlich geschafft, ihn in die Enge zu treiben?

Okay... zugegeben, Kyori hatte nicht damit gerechnet, dass Cyrus direkt in den Kampf gegen ihn eingreifen würde. Es brachte ein Grinsen auf sein Gesicht, als er ihn und seinen rothaarigen Freund über die Mauer kommen sah, und auch, wenn er natürlich gleich beide Fäuste abschoss, war ihm klar, dass sie mehr eine kurze Ablenkung als wirklich eine Gefahr darstellen würden. Darum ging es in diesem Spiel! Dass die Jungmagier sich gegen ihn zusammenrauften und versuchten, ihn im Schach zu halten! Gut, eigentlich sollte jemand dabei auf dem Thron sitzen, aber jetzt waren sie halt nur zu zweit, da ging das nicht so leicht. Er würde sich vielleicht etwas überlegen, denn gerade jetzt wurde die ganze Sache tatsächlich lohnend, ganz anders als wenn jemand einfach mit dem Sitz herumflog und jeder möglichen Konfrontation aus dem Weg ging...
Dennoch mussten sie noch lernen, ihre Attacken besser zu koordinieren. Der Gedanke, ihm mit diesem unangenehmen Windstoß, von dem Kyori sicher noch noch einmal getroffen werden wollte, den Weg abzuschneiden, war schon einmal nicht schlecht, aber gleichzeitig verhinderte Itasas frontaler Angriff, dass der Roar ihm wirklich nahe kommen konnte, da Cyrus diesen ja nicht verletzen wollte. Man musste also nur dicht genug an dem Soutanobu bleiben, was bei dessen Kampfstil wirklich simpel war... also konnte man den Seraphim erst einmal aus der Gleichung herauslassen.
Anstatt zu versuchen, auszuweichen, kam Kyori also Souta entgegen. Während dessen Schwert vorschnellte, tat der linke Arm des Blondschopfes das Gleiche, und seine Hand schloss sich spontan fest um die Klinge. Fest genug, dass man sie nicht würde herausziehen können – im Gegensatz zu dem Schwert des Kibar konnte dieses sicher nicht durch Knochen schneiden. Es schnitt ein ganzes Stück weit in seine Hand hinein, aber so hatte er die Kontrolle über die Waffe und Souta würde früher oder später loslassen müssen, was bedeutete, dass Kibar sie dann durch eines der vielen Löcher in das Portal fallen lassen konnte. Inzwischen bröckelte selbst seine Plattform mehr und mehr, die Stellen, an die man nicht mehr treten konnten, wurden immer größer und es öffneten sich neue... man brauchte keine zwei Meter weit werfen, um die Waffe zu versenken. Also zog der Kibar kräftig daran und setzte gleichzeitig mit seinem linken, unverletzten Bein zu einem seitlichen Tritt gegen den Rotschopf an. Selbst Cyrus würde dagegen schwerlich etwas tun können...