Es gab also eine nette Geschichte hinter dem Ganzen. Halbwegs aufmerksam hörte das Mädchen zu und versuchte zu beurteilen, ob die Geschichte wahr war oder erfundener Humbug. Garnicht so leicht sowas, vorallem, wenn man gerade wütend war. Die Geschichte des Mannes klang jedoch nicht sonderlich unglaubwürdig, bis auf die Sache, dass keiner in seinem Umfeld das Mädchen kannte. Merkwürdig... Doch ehe Sinikka weiter darüber nachdenken konnte, war der Mann schon vor der Puppe und flehte diese an. Sinikka hielt sich mit ihrer Reaktion erstmal zurück und beobachtete. Gut beurteilen konnte sie das Alles ja sowieso nicht, immerhin waren weder sie noch Rei dabei gewesen oder kannten den Mann besser. Höchstens an seiner Reaktion könnte man etwas ablesen, das war aber auch nicht so das wahre. Doch dann kam die gesamte Aktion auf einen Schlag. ... haha. Die Puppe machte sich daran den Mann zu schlagen und Rei griff ein. Sinikka wusste nicht so ganz, was mit der Puppe und Rei los war, aber der schien etwas zu wissen und die Puppe stellte sich gerade ziemlich dumm an.
Wie lange hatte sie schon nichtmehr mit Wut gekämpft? Also richtig triefender, blinder Wut? Dazu waren sie hier in einer halben Traumwelt, was für ein köstliches Spektakel! Die Puppe stand Sinikka mittlerweile im Weg, obowhl Sinikka die war, die sich bewegt hatte. Nun konnte sie auch grob einen der vorherigen Gegner wiedererkennen. Tja, seine Ängste besiegte man halt nicht mal eben. Sinikka lachte nicht ganz so lustig und meinte:" Unsere Ängste... Sie sind so hartnäckig und verfolgen uns in die tiefsten Tiefen unsere selbst. Weist du was? Ich habe gerade so ungefähr einer meiner Ängste gegenübergestanden und die Ironie daran ist, dass ich dadurch zwar zum einen wütend bin, aber sich auch eine andere Angst hervorgekrochen ist. Was will ich sein? Was ist mit meinen Freunden?" Ihre Stimme wurde ziemlich bedrohlich bei den nächsten Worten:" Mache ich vielleicht etwas falsch? Ich folge meinem eigenen Weg, aber was mache ich, falls dieser etwas von mir verlangt, was ich nicht will? Was passiert, wenn ich auf meinem eigenen Weg an einem Scheideweg ankomme? Aber das ist viel zu viel Gelaber. Was ich dich fragen möchte ist, wo ist dein Albtraum? Deine Angst? Mache ich etwas falsch, wenn ich mitspiele? Mache ich etwas falsch wenn ich dich angreife? FINDEN WIR ES HERAUS!" Während sie sprach tauchte eine schwarzeweiß Version von Sinikka auf und brüllte den letzen Satz zusammen mit ihr. Sinikka wusste das das da neben ihr ein Teil ihrer Angst war. Sie wollte sie schmecken! Andere davon kosten lassen! Mit ihr spielen! Sie war ein Teil von ihr und Sinikka mochte sich, vielleicht sollte sie einfach mal probieren wie es ist auch seine eigene Angst zu mögen. Beide beschwörten je einen großen Hammer und schlugen nach der Puppe. Der Angriff hatte nicht viel Wirkung, aber im direkten Anschluss warf Sinikka ihre Angst in die Luft, so hoch sie konnte, und zog sie dann mit einer schweren Eisenkette wieder herunter, wodurch diese fast mit der dreifachen Kraft von Sinikka angreifen konnte. Der dunkle Hammer traf auf und lies eine riesige Schockwelle durch den Boden gehen. Ein großer Krater blieb am Boden und die Angst wurde gleich wieder durch die Kette mitgerissen. Wie beim Hammerwurf schwang Sinikka die Kette und ihr Alterego nutze den zusätzlichen und den eigenen Schwung, um die Puppe durch den Raum zu schleudern und eine der Wände komplett einzureißen. Noch zwei Drehungen, dann warf Sinikka die dunkle Gestalt hinterher und beobachtete wie eine weitere, aber kleinere Schockwelle durch den Boden ging. Die Waffe ihrer Angst hatte diesen Angriff nicht ausgehalten, aber schon war eine neue da, mit der die Puppe zurück durch den Raum befördert wurde, direkt in Sinikkas Richtung, die auf die beiden zulief. Sie schlug mit ihrem Hammer nach der fliegenden Puppe, was die Waffe des Mädchen vollkommen zerriss, sodass sie nurnoch ein Stück Holz in der Hand hatte. Sie bemerkte wie das dunkle Mädchen fast bei ihr war und die Puppe weiter angreifen wollte, weswegen sie einen neuen Hammer beschwor und damit gegen die Waffe des dunklen Alterego schlug, um dieser einen Freiflug zum Gegner zu verpassen. Dort schlug aber keine gewöhnliche, zwei Meter große Waffe, wie von Sinikka gewohnt, ein, sondern ein gigantischer Hammer, der einen Großteil des Bodens und zwei Wände in Mitleidenschaft zog. Das war ein verdammter Traum und nun mischte sich auch die Wut ein, denn eine grimmige rote Gestalt erschien. Ja, Sinikka war was die Farben anging ziemlich einfallslos. Auch sie hatte einen Hammer, der hatte aber Kanten, Spitzen und Klingen, die Gegner nicht nur einfach zertrümmern, sondern zerfetzen sollten. Zu dritt griffen sie an und schlugen gleichzeitig nach der Puppe, die dadurch komplett in einer der Ecken landete. Wut und Angst warfen Sinikka in die Höhe, aus der diese nacheinander zwei große Hammer warf die kräftig einschlugen. Doch das schien dem roten Mädchen nicht genug, denn die meinte:" Du musst stärker werden..." und schmückte den Raum in Richtung Puppe hin und vereinzelt auch den restlichen Raum mit einer Vielzahl verschiedener Waffen. Die Puppe war relativ besiegt und Curse wurde bevor er sich überlegen konnte etwas anderes zu tun von Rei beschäftigt.
Also tat man was man so tat, wenn man seiner Wut und seiner Angst gegenüberstand... sie stellten sich zusammen hin und tranken ein schönes Glas mit einem guten und kräftigen Getränk! Etwas trinken war immer gut, egal wie wütend, glücklich oder ängstlich man war! Nebenbei guckten sie auch, was Rei da machte, während Sinikka sich darüber Gedanken machte, warum ihre Angst sich in einer so lächerlich klischeehaften Weise manifestiert hatte. Vielleicht sollte sie ein wenig Kreativitätsunterricht nehmen. "Wie geht es dem Auftraggeber?" fragte Sinikka und schlürfte etwas vom ihrem Getränk. Das es der Puppe besser ging sah sie ja schon. Mittlerweile sah sie deutlich freundlicher aus und auch vom Kampf sah man schnell nichtmehr soviel, da das Unterbewusstsein des Auftraggebers das schon richtete. Wie der Auftraggeber heißt hatte Sinikka übrigens mittlerweile schonwieder vergessen. Wusste sie das überhaupt schonmal bisher?

Der Kampf verlief wirklich außerordentlich destruktiv. Die eingerissenen Wände waren Beweise für die Härte des Kampfes. Curse, der den Puppenkörper übernommen hatte, hatte praktisch keine Chance auf irgendeiner Weise zu reagieren, Sinikka hatte somit den Kampf vollstens unter Kontrolle. Rei, der den Auftraggeber in sicherer Reichweite gebracht hatte, schaute sich aufmerksam den Kampf an. Er fand es ziemlich beeindruckend, wie seine Partnerin mit dem Gegner umging und diesen in Grund und Boden rammte. Vor allem war er darüber erstaunt, dass Sinikka ihre inneren Gefühle manifestieren konnte, sodass diese ihr halfen, den Kampf für sie zu entscheiden. Curses Antwort auf Sinikkas Fragen mussten solange warten, bis die Puppe in einer Ecke landete.
Aus dem einen Auge der Puppe erstreckte sich plötzliche eine weiße Farbe, die dann neben der Puppe zu Boden ging und sich zu einer Person formte, die dann schließlich Curse war. Er stand vor den beiden Magiern und betrachtete vor allem Sinikka. Rei befürchtete, dass Curse ihr etwas antun wollte und griff mit seinem Guan Dao sein dämonisches Ebenbild an. Dieser konterte aber mit Leichtigkeit und verletzte sein menschliches Bild am linken Arm, sodass er nicht einmal mehr eine Waffe halten konnte. Mit dem Anschein, dass er nun Rache an der Magierin üben wollte, schritt er nach vorne, sodass er nur noch wenige Schritte von ihr und ihren zwei Emotionsbildern entfernt war. “... Sehr schön gekämpft, Fräulein. Weißt du, indem du mich angegriffen hast, hast du quasi deine Ketten gelöst und bist auf ein neues Level gestiegen. Ich finde es toll- Cha-Cha-Cha-Cha~ Ich finde es einfach zum Schreien komisch, dass Leute wie du existieren. Indem du mitgespielt hast, hast du das Ende der Geschichte eingeleitet.“, erzählte er ihr und klatschte dabei in die Hände, um seine Freunde auszustrahlen, “Keine Sorge, meine Arbeit hier ist erledigt. Ich werde verschwinden.“ Curse verflüssigte sich und nahm nun die Gestalt eines weißen Teufels an. Bevor er aber in den Körper des am Boden-liegenden Rei's dringen wollte, sagte er noch zum Schluss mit einer unheilvollen Stimme: “Che~ Ach ja, bevor ich es vergesse... Meine Angst... Meine Angst wolltest du wissen, richtig? Tja, meine Angst bin ich selbst! Che-CHA-CHA-CHA-CHA~!“ Er verschwand dann mit seinem Gelächter in das Innere von Rei's Körper, bis dann dieser vor Schmerzen ohnmächtig wurde. Die Puppe trat nun wieder hervor und man sah, dass das eine Auge verschwunden und anstelle dessen zwei Augen auf dem Gesicht der Puppe zu sehen waren. Ein angenehmer Anblick, denn immer wieder eine scheinbar niedliche Puppe mit einem Zyklopenauge zu betrachten, war nicht wirklich der Geschmack von Rei, wobei – Rei war doch ohnmächtig! Tja, dann war es doch egal, ob die Puppe nur ein oder zwei Augen hatte, denn am Ende kam es nur darauf an, wie die Puppe nun dem Arbeitgeber antwortete und ob sie ihm verzieh. “Sasori, du hast erkannt, dass du einen Fehler gemacht hast. Ich verzeihe dir.“, sagte die Puppe mit ihrer Roboterstimme. Plötzlich leuchtete ein Licht auf und strahlte von Sekunde zu Sekunde heller.
Das Licht sorgte dafür, dass die drei aus ihren Träumen erwachten und sich wieder in dem Zimmer des Auftraggebers wiederfanden. Rei, der vor kurzem noch ohnmächtig gewesen war, schien nun wieder ganz der Selbe und auch als er zum Klienten schaute, sah er, dass dieser von neuer Energie strahlte. Die Schlaflosigkeit, die man in seinem Gesicht sehen konnte, war fast schon verschwunden, er schien wirklich von seinem Albtraum erlöst zu sein. Sasori sprach nun zu den beiden Magiern und sagte ihnen in einem sehr erfreulichen Ton: “Ich bin euch vielmals dankbar, Magier aus Lamia Scale. Ihr beweist wirklich alle Ehre, wenn ihr im Namen der Gilde einen Auftrag absolviert.“ Sasori schaute sich sein Zimmer an und fühlte sich toll – so, als wäre er von einer tödlichen Krankheit geheilt worden, die seine gesamten Sinne hemmte. In seinem Glück bemerkte er ein Buch in seinem Regal, dass von einem roten Umschlag umhüllt war. Er stieg aus seinem Bett und griff sich dieses Buch. Als er den Umschlag näher betrachtete, fing er an zu lachen und sprach dann zu seinen Rettern: “Magier von Lamia Scale, ich muss euch etwas gestehen. Ich muss mir in meiner Schlaflosigkeit etwas eingebildet haben. Die Geschichte, von der ich euch erzählte, scheint aus diesem Buch zu stammen und anscheinend habe ich mir eingebildet, dass ich der Protagonist in diesem Buch bin, der von einer Puppe verfolgt wird.“ Rei, der natürlich dem Auftraggeber sein Ohr schenkte, nachdem er versuchte Sinikka aufzuwecken, war etwas erleichtert. Seine Befürchtung, sein Klient sei ein selbstsüchtiges Monster, war von keiner Sorge. Aber gleichzeitig überfuhr ihr eine Welle von Wut, denn der ganze Stress wurde ausgelöst, indem dieser Sasori ein Buch gelesen hatte. Ob Sinikka, die hoffentlich zuhörte, ebenso begeistert war? Nun, Fakt war, dass der Auftrag erfüllt wurde.

Ihre Gefühle manifestiert? Das war keine freiwillige Aktion gewesen, aber davon musste Rei ja nichts wissen. Einfach ignorieren und weitermachen! Wirklich geholfen, weil sie es wollte, hatten die zwei ebenfalls nicht. Viel mehr hatten SIE dazu Lust gehabt. Nun, es hatte geholfen, der Gegner war besiegt und es konnte über dieses Kapitel geschwiegen werden. Tschüss, bye, aufnimmerwidersehen. Aber sie hatten wirklich guten Geschmack, dass musste man ihnen lassen. Schade nur, dass sie sich vermutlich die nächsten paar tausend Jahre nicht sehen würden. Egal, der Tee war gut. Der, denn Sinikka und Anhängsel gerade tranken. Er schmeckte sehr gut und lenkte zugegebenermaßen ein wenig von den folgenden Worten der weißen Gestalt ab. Es war ein süßlicher Fruchttee mit einem leicht orientalischen Aroma, dass sich unter dem fruchtigen Geschmack roter Früchte versteckte. Dazu war er sehr stark gesüßt und war dadurch mehr ein fröhlich-sein Tee. Die Frische war, wenn man betrachtete das sie hier gerade auf einer Quest waren, sehr frisch, denn der Tee war erst kurz vor der Abreise zubereitet worden und hatte seitdem in einer schönen, roten Kanne gewartet. Zudem war er kalt, nicht warm, damit das Süße Aroma mehr durchdrang und nicht aufweckte. Eher leicht umnebelte und einlullte.
Leicht, aber wirklich nur ganz leicht, verwirrt stand Sinikka da und hörte dem merkwürdigen Typen da zu. Sie konnte sich nicht ganz darauf konzentrieren was er sagte, aber zumindest grob konnte sie verstehen was er sagte und meinte. Hatte er sie Fräulein genannt? Was für Ketten hatte sie bitte gelöst? Level Up? Wo blieb ihre neue Rüstung? Es war so verwunderlich, dass sie mitgespielt hatte? Er würde verschwinden? Wäre man hier in einer Geschichte oder einem Comic, dann würde genau jetzt vermutlich ein sehr großes Fragezeichen über dem Kopf der Magierin schweben. Unbekümmert trank sie ihren leckeren Tee weiter und sah zu wie langsam alles wieder verschwand. Und Rei erstmal ein Nickerchen machte. Verwirrt guckte sie zu, wie die Puppe dem Auftraggeber sagte, dass sie ihm verzeihen würde. Anscheinend war die Quest wenigstens gelöst damit. Hoffentlich... Dann kam ein nerviges, blendendes Licht. Sinikka machte ihre Augen zum Schutz zu, trank aber trotzdem weiter ihren Tee. Es war sehr praktisch, dass der in einem Traum nur selten alle wurde.
Dann waren sie wieder im Zimmer des Auftraggebers. Sinikka saß mit einer Tasse Tee in ihrer Hand da und trank gemütlich ein paar Schlücke, während Sasori ihnen etwas zu seinem Traum erzählte. Eine Geschichte? Vielleicht sollte sie deswegen ebenfalls sein? Immer diese Erwartungen... Sinikka hatte aber eine kleine Freundin, die sich viel mit Träumen beschäftigt, deswegen war das große Mädchen keinesfalls wütend. Es war ärgerlich, dass der Mann sich so sehr beeinflussen lies und in ein Buch versank, aber nein, Sinikka ignorierte das und konzentrierte sich lieber auf ihren schönen Tee. Glücklich nahm sie einen weiteren Schluck und hatte damit eine leere Tasse in der Hand. Der Auftrag war erfüllt worden und alles war noch heile! Nun konnten sie wieder gehen und sich wohlmöglich ein wenig erholen. Sinikka stand gähnend auf und sagte:" Soviel Stress. Aber gut, jetzt ist es vorbei." Freundlich verabschiedete sie sich.

An End.