Aurora hätte ganz bestimmt gelächelt, wenn sich ihre Engeangst nicht mal wieder bemerkbar machen würde. Die Wände schienen ein wenig zusammengerückt zu sein oder bildete sie sich das nur ein? Es war fast ein wenig eindeutig, dass Yuuki ein wenig angefressen war, schließlich redete der Alte über das die beiden betreffende Thema, aber lieferte den beiden dabei keine verwertbaren Informationen. Außer vielleicht, dass er mehr Glück als Verstand besaß. Offenbar wurmte es den Grynder ziemlich, dass er ihn nicht ernst nahm, zumindest, wenn man seine letzte Frage bedachte. Sie waren die professionelle Hilfe, zwei Jugendliche, denen man das sicherlich nichtmal ansah, nicht wahr?
Die Fahrt ging weiter und langsam näherten sie sich dem Zielort, während der Alte etwas weiter schwafelte und die meisten Fragen Yuukis einfach überging. Dennoch antwortete er auf die Frage nach der professionellen Hilfe mit einem Grunzen und einer abfälligen Handbewegung. Offenbar hielt er persönlich nicht viel von Magiern oder deren Gilden, aber dennoch hatte sie ja irgendjemand angeheuert, nicht? Bevor er jedoch unbedarfter Weise etwas gegen solche Menschen - also gegen Yuuki und sie selbst - sagen konnte, unterbrach ihn Aurora und klärte das ganze Spiel auf, sie hatte keine Lust darauf, dass sich der Alte und Yuuki demnächst in den Haaren liegen würden. "Was mein guter Freund damit andeuten möchte, ist dass wir beide Magier sind, die sich mit diesem Vieh anlegen werden. Wenn Sie also nützliche", dieses Wort war hervorgehoben, "Informationen haben, dann schießen Sie los." Und legen sie sich erst gar nicht mit uns an, das hätte keinen Sinn, auch wenn ich noch eindeutig zu wenig drauf habe, dann ist es dennoch genug, um so einen alten Knacker in seine Schranken zu weisen!
"Wie bitte?", fragte der Alte leicht schnaubend, "Ihr beiden Grünschnäbel wollt dieses Vieh umlegen? Lachhaft!" Auf Auroras Schläfe begann eine Ader zu pochen, langsam aber störend... wie konnte dieses Runzelwesen es wagen, so mit ihnen zu sprechen?! Hoffentlich würde Yuuki nun einlenken, ansonsten wäre es mit ihrer Geduld am Ende!
Sehr geehrte Fahrgäste, in Kürze erreichen wir Kumamoto. Der Zug endet dort. Wir bitten alle Fahrgäste, den Zug zu verlassen. Oh, hatte sie die Durchsagen der vorherigen Stationen etwa im Eifer des Gefechts überhört? Schien fast so, nicht wahr?

Der alte Mann überging tatsächlich die Frage des jungen Grynders, doch Aurora besaß so viel Geistesgegenwart, dass sie das Gespräch übernahm und die Lage aufklärte. Ja sie beiden waren Magier, doch es gab viele, die sie aufgrund ihres Alters und ihrer Größe unterschätzten, beispielsweise auch der alte Mann. Irgendwas brachte ihn dazu, tief in sich hinein zu horchen. Und dort entdeckte er etwas, das ihn überraschte. Er war seltsamerweise etwas gekränkt, dass er nicht für voll genommen wurde. Es war ja eine Sache, wenn die Chaoten von Fairy Tail einen Quest übernahmen. Wenn man nicht gleich eine Versicherung für das gesamte Anwesen, Dorf oder die Stadt abschloss, hatte man zwar nach Erledigung der Quest ein Problem weniger, dafür waren bestimmt Dutzende über Dutzende Sachen zerstört worden. Für ihn persönlich nicht unbedingt die Gilde, die er beauftragen würde. Wie es sich mit Blue Pegasus verhielt, konnte er nicht wirklich sagen, da er zu wenig über sie wusste. Beziehungsweise, da die Gilde zu wenig Aufmerksamkeit erregte. Alles, was er wusste, war, dass sie vernarrt in Drachen waren und Gerüchte besagten, dass in ihrer Gilde seltsame Rituale praktiziert wurden. Klingt beinahe wie eine Sekte. Lamia Scale hingegen hatte einen ordentlichen Ruf. Sie erledigten ihre Aufgaben präzise und schnell, und falls doch etwas zu Bruch gehen sollte, so würde der Verantwortliche einfach zahlen müssen. Zumindest konnte der Rotschopf sein Bild über den alten Mann erweitern, als ihn Aurora nach der Hilfe wegen der Bestie fragte. Anscheinend war Runzelmann nicht sonderlich angetan von Magiern. Nun, man konnte es halt nicht jedem Recht machen. Aurora schien da etwas aggressiver auf die Reaktion des Mannes zu reagieren. Yuuki kannte sie schon lange genug und wusste, dass ihr Blick bedeutete, dass ihre Geduld nun völlig aufgebraucht war. Zeit also für ihn einzugreifen. Bevor er jedoch seinen Senf dazugeben konnte, meldete sich die blecherne Stimme erneut, und posaunte ihre Information heraus, während der Zug langsam zum Stehen kam.

"Sehr geehrte Fahrgäste, wir haben soeben Kumamoto erreicht. Dies ist die Endhaltestelle für diesen Zug und wir bitten alle Passagiere auszusteigen. Ausstieg in Fahrtrichtung rechts. Weiterhin wünschen wir ihnen einen angenehmen Tag und danken für ihre Reise mit der Travel Company."

Das war es also, sie waren angekommen. Draußen füllte sich schon der Gang mit den Passagieren, die den Zug verlassen wollten – es waren mehr, als der Junge zunächst gedacht hatte, anscheinend besuchten die Leute trotz der Gefahr dieser Bestie das Dorf - , doch für sie galt es zunächst, einige kleine Sachen zu klären. Lässig stand Yuuki auf und bedachte den alten Mann mit einem ausdruckslosen Blick, es hatte überhaupt keinen Sinn hier streiten zu wollen, zudem das nicht seine Art war. "Hören sie mal, sie können sich damit abfinden, dass wir beide professionelle Magier von Lamia Scale sind oder nicht. Wie dem auch sei, es interessiert mich kein bisschen, was sie denken. Wir wurden schließlich engagiert, um ihrem Dorf zu helfen, also wenn sie nützliche Informationen über das Viech haben, dann bitte ich Sie doch, sie uns bitte mitzuteilen." Jetzt galt es also, wie der Runzelmann auf sie reagieren würde. Geschickt fischte er seinen Rucksack aus dem Stauraum, ehe er einen letzten Blick zu dem Mann warf. "Wenn sie uns natürlich nicht glauben oder antworten wollen, dann ist das ihre Sache und ich wünsche Ihnen einen angenehmen Tag. Meine Partnerin und ich haben ja noch Wichtiges vor, wenn sie verstehen." Bei diesen Worten legte er seine Hand auf die Pistolen. Naja, im Grunde genommen war es ihm egal, ob der Alte jetzt gesprächig wurde. Er hoffte nur, dass er Aurora im Zaum gehalten hatte.

Der Alte schaute immer noch skeptisch auf die zwei Möchtegern-Magier. Magier waren generell ein heikles Thema bei ihm, schließlich waren sie einsame Spitze beim Säbelrasseln, aber wirklich etwas bewegen konnten sie dennoch nicht. Ebenso war es eindeutig ein zweiseitiges Schwert, sich auf Magiergilden zu verlassen, da sie ja eh immer alles daneben kaputt machten und man am Ende zwar ein Problem weniger, dafür aber viele Probleme mehr hatte. Also war es doch am besten, sich selbst um seine Probleme zu kümmern und dabei nicht das halbe Dorf zu zerstören, nicht wahr? Leicht pikiert blickend stand er auf und warf noch einen kurzen Blick auf die beiden Kinder, die nicht ein Stückchen wie echte Magier aussahen: Ein Aufschneider mit zwei Pistolen und ein Mädchen, das viel zu zierlich wirkte, um auch nur einem Kleinkind gefährlich zu werden. Bevor er das Abteil verließ, murmelte er dennoch: "Ich hab keine Ahnung, wie das Teil aussieht, ich hab es im Dunkeln nicht richtig erkennen können."
Auch Aurora flüchtete nun regelrecht aus dem Zug, bis sie endlich wieder im Freien war und tief durchatmete. Endlich! Nun konnte sie sich auch wieder ein wenig aktiver verhalten, ohne gleich Schwindelanfälle zu bekommen. "Sonderlich viel hat er ja nicht gesagt, nicht wahr?", meinte sie zu Yuuki und sah sich um. Das Dorf war- von dem ausgegangen, was sie hier um sich herum sah - einfach klein. Ein paar Häuser, die den Namen nicht verdienten und ansonsten... sehr sehr wenig. Nun mussten sie aber hinne machen, das Vieh schien tatsächlich gefährlich zu sein, wenn es dem Mann ein Bein abgebissen hatte und obwohl Aurora nicht gerade um das Wohlergehen anderer Menschen besorgt war, so war es halt doch irgendwie ihre Aufgabe, nicht wahr? "Ich bin dafür, die Gegend nach Spuren abzusuchen, die uns vielleicht genauer Aufschluss über die Beschaffenheit der Bestie geben. Recht so?", wandte sie sich wieder an Yuuki und fügte hinzu: "Sicher ist sicher, wahrscheinlich ist es am besten, zusammen- und schön wachsam zu bleiben." Mit diesen Worten konzentrierte sie sich. Plötzlich schien ihre Kleidung zu schmelzen und wurde innerhalb von wenigen Millisekunden nahtlos von etwas anderem ersetzt, etwas metallenem und weitaus eindrucksvolleren. Aurora mochte diese Rüstung und vor Biss und Kratzattacken sollte sie doch recht zuverlässig schützen. "Also auf gehts, Yuuki."

So wie sich der Runzelmann da verhielt, konnte man echt meinen, dass er keine sonderlich guten Erfahrungen mit Magiern gemacht zu haben schien. Wenn dem tatsächlich so wäre, dann hätte der junge Lamia Scale Magier auf jeden Fall auf die Helden von Fairy Tail getippt, mit deren Gründung auch die Probleme angefangen hatten. Er wollte keinesfalls mit den Regierungsbeamten tauschen, die sich mit den Klagen nach Schadensersatz und sonstigen Anzeigen herumschlagen mussten. Ein wirklich mieser Job in seinen Augen. Trotz allem, was sie – und besonders er – gesagt hatten, schien der alte Mann nicht überzeugt von ihnen zu sein, denn er machte Anstalten das Abteil zu verlassen, ohne ihnen Informationen zu geben. Jedoch irrte sich der Grynder in dieser Annahme, denn kurz vor Verlassen des Abteils drehte sich der alte Mann zu ihnen herum und übergab ihnen die vorerst letzte Information. Die nicht sonderlich nützlich war, wie man einfach anmerken musste. Ohne ein weiteres Wort von sich zugeben, verließ er das Abteil, gefolgt von einer leicht hektisch wirkenden Aurora. Die Engeangst eben. Er selbst schulterte sich seinen Reiserucksack und verließ das Abteil und schließlich den Zug gemächlicherer Natur als seine beiden Vorgänger. Währenddessen hatte er auch noch kurz Zeit, das Erfahrene zu verarbeiten und mögliche weitere Schlüsse zu ziehen. Der Rotschopf hatte eine Theorie, was den Runzelmann und das Viech betreffen könnte, die unter anderem auch erklären würde, warum der Kerl so schlecht auf sie zu sprechen war. Fakt war ja, dass die Bestie ihm sein Bein geraubt hatte. Möglicherweise hegte er Rachegefühle gegen das Biest und wollte es selbst erlegen. Das würde auch erklären, warum er sich ihnen gegenüber dermaßen abgeneigt verhielt, da sie ihm möglicherweise zuvorkommen konnten. Und seine sie Jugendliche oder nicht, sie hatten bei Weitem eine größere Chance es zu erlegen, als der alte Mann, der zusätzlich noch ein Holzbein besaß und deshalb über eine eingeschränkte Mobilität verfügte. Hoffentlich würde das Ganze nicht zu einer sinnlosen Rettungsmission ausarten, so etwas bekam man doch des Öfteren zu lesen. Manchmal war es nun mal besser, den persönlichen Stolz herunterzuschlucken und das Professionelle agieren zu lassen. Wer welche Eigenschaft in diesem besonderen Fall darstellte, war ja mehr als nur klar. Doch mehr dazu späte,r dachte sich der Junge, als er den Zug verließ und zu seiner Partnerin stieß. Man merkte der Ilia sofort an, dass sie sich im Gegensatz zu der Enge des Abteils im Zug, sich im Freien um einiges wohler fühlte. Genauer gesagt war "pudelwohl" das Wort, welches den Verstand von Yuuki soeben durchkreuzte. Alles in allem kam sie schnell auf den Punkt, das mochte er an ihr und nichts anderes war normalerweise von einem Magier ihres Kalibers zu erwarten. Nachdem sie gesprochen, und bevor er sich zu der ganzen Angelegenheit äußern konnte, aktivierte sie ihre Magie und statt normaler Kleidung war nun eine matt-metallene Rüstung zu begutachten. Sicherlich äußerst effektiv als Schutz vor bissigen Viechern. Warum hatte er nur so etwas nicht? "Ich denke das sollten wir tatsächlich machen. Vielleicht treffen wir ja auch noch jemanden, der uns etwas mehr erzählen kann, als der alte Runzelmann. Hoffentlich ist nicht jeder hier im Dorf abgeneigt von Magiern." Eine kurze Pause und Luft holen, ehe er weitersprach. "Ich bin ebenfalls dafür, dass wir zusammen bleiben. Einerseits sehen vier Augen mehr als zwei, und andererseits ergänzen wir uns sehr gut, weshalb es schwachsinnig wäre, unsere Kampfkraft unnötig zu schwächen." Bei diesen Worten öffnete er sein Pistolenholster, um jederzeit problemlos seine Waffe ziehen und agieren zu können. Es war Zeit den Leuten und besonders dem alten Mann zu zeigen, aus welchem Holz Magier aus Lamia Scale geschnitzt waren. Gemächlich setzte er sich in Bewegung. "Los gehts."

Ooc: Glaubt mir oder lasst es bleiben, kaum hatte ich den Post gestern fertig, stürtzt mein Internet ab >.>

Prima, dann war das ja geklärt. Aurora leegte die Hand auf ihre Hüfte, wo in einer Schwertscheide die dazupassende Waffe hing und sah sich erneut um. Da ging es in die Berge, fort vom Dorf, also dort, wo der alte Mann angegriffen worden war. In entgegengesetzter Richtung befanden sich die Häuser des Dorfes, das allerdings beinahe verlassen schien. Ob der Grund dafür wohl war, dass hier eine blutrünstige Bestie ihr Unwesen trieb? Oder vielleicht doch eher der Umstand, dass die Gegend generell nicht besonders einladend wirkte? Wer würde das wohl sagen können? Viel wichtiger war doch, dass sie nun endlich dafür sorgten, dass es nur die kahlen Bäume waren, die daran Schuld waren, dass hier so wenige Menschen zu sehen waren!
Wortlos stiefelte sie in Richtung Berge von dannen und ließ währenddessen den Blick ihres violetten Auges über den Boden schweifen, schließlich wollte sie keinesfalls eine Spur verfehlen. Das Dorf hatte offenbar einige Tierherden ausgelagert vor dem eigentlichen Zentrum, sodass die Zäune hier und dort die Landschaft zerschnitten, braun lagen sie wie Schlangen auf den kahlen Feldern. Bäume gab es hier wirklich nur selten... "Sag mal... sind das da Pfotenspuren?", fragte sie plötzlich und deutete vor sich auf den Boden. Es war ganz schön matschig hier, wahrscheinlich hatte es in letzter Zeit geregnet, bemerkte sie, als sie sich vorsichtig hinhockte und die Hand auf ihren Schwertknauf legte, damit die Spitze der Waffe nicht im Schlamm hing. Es waren große Mulden, in denen sich Wasser gesammelt hatten, Mulden, die ganz eindeutig die Form von Pfoten hatten, gewaltigen, großen Pfoten, die größer waren, als Auroras Hand mit weit auseinander gespreizten Fingern. Nun gut, nicht dass ihre Hände sonderliche gigantisch waren... aber... trotzdem war das wirklich ein wenig erschreckend. "Was sagst du dazu, Yuuki?", meinte sie nur etwas skeptisch, schließlich konnte das ja alles sein, Zufall eingeschlossen.

Der erste Eindruck vom Dorf hatte sich in die beiden Magier eingebrannt, und zumindest Yuuki konnte das Hauptmerkmal des Dorfes in einem Wort beschreiben: Karg. Einige wenige, herabgekommene Häuser und so gut wie niemand auf der Straße. Selbst der alte Mann war nirgends zu sein, obwohl er mit dem Holzbein nicht sonderlich schnell vorankommen sollte. Ob diese triste Leere und Öde an der Bestie lag, vermochte der junge Rotschopf nicht zu sagen. Möglicherweise hatte der Runzelmann mit seiner Aussage recht gehabt, das Dorf war nun mal nicht sehr ansehnlich. Etwas abseits des Dorfes vermochte er einige Zäune auszumachen. Dort verweilten bestimmt die Herden, welche das Dorf unterhielt und sicherlich die Haupteinnahme dessen war. Sie waren auch das primäre Angriffsziel der Bestie, Angriffe auf Bürger waren bisher nur ein- oder zweimal vorgekommen. Seiner Meinung nach sollten sie sich diesen Bereich zuerst vornehmen, dabei galt es aufmerksam die Augen offen zu halten, schließlich würden Beweise und Spuren nicht durch blinkende Anzeigen zur Schau gestellt werden. Zu seinem Glück – sodass er nichts sagen musste – schien seine Partnerin derselben Auffassung zu sein, denn sie drehte sich in die entsprechende Richtung um und gemeinsam gingen sie darauf zu. Plötzlich blieb sie stehen, und was sie ihm mitteilte, lies auch ihn verharren. Soeben hatten sie das erste Beweisstück gefunden. Lass mich mal sehen. Gab der junge Grynder vor sich, während er sich dem im Matsch abgebildeten Abdruck näherte. Zu ihrem Glück schien es die letzten Tage sehr regnerisch gewesen zu sein, sodass sich allerlei Fußspuren hier abgebildet befanden. Schuhartige und pfotenartige Spuren. Was er jedoch genau sah, ließ ihn zumindest etwas besorgter werden. Es handelte sich keinesfalls um die fein definierte Pfote eines großen Hundes oder gar eines Raubtieres wie einem Wolf, nein. Was sie hier vor sich hatten, war ein Abdruck, der größer war als seine eigene Hand! Wie es schien, hatten sie es hier nicht mit einem normalen Raubtier zu tun, und sein Verstand arbeitete enorm schnell jede Variable, die ihnen bisher zugekommen war und vermischte sie mit seinen eigenen Vermutungen, die er sofort Aurora mitteilte. "Wie es aussieht, handelt es sich um keinen großen Hund oder einen Wolf, dafür ist die Pfote viel zu klein. Entweder kann es sich hierbei um ein noch größeres Raubtier handeln oder ..." Dieses Mal legte er keine Kunstpause ein, sondern überlegte fieberhaft, wie er seinen nächsten Worte in die richtige Form bekommen konnte. "Oder diese Wesen wurden von einer magischen Energiequelle korrumpiert und sind deshalb angewachsen." So etwas war durchaus schon oft vorgekommen. Seien es Magier, die solche Tiere mithilfe dieser Mittel heranzüchteten, um sie noch gefährlicher und stärker machten, oder eine natürliche Quelle, an denen die Tiere viel Zeit verbrachten und sich an deren Energie labten. Wie auch immer, er hatte jetzt seine Einschätzung der ganzen Sache gesagt, jetzt lag es an dem lilahaarfarbenen Mädchen, diese Informationen zu verarbeiten und ihm ihre Meinung mitzuteilen. Währenddessen nutzte er seine Zeit und sah sich weiterhin um. Beim ersten Blick über die Zäune lies ihn etwas verharren. Da war etwas, dass sich vom metallenen Schein des Zauns unterschied und dass seiner Meinung nach, dringend eine Untersuchung benötigte. Schnellen Schrittes war er in kürzester Zeit an dem besagten Zaun angekommen und betrachtete seinen neuen Fund. Auf den ersten Blick sah es wie ein graues Fellbüschel auf. Nachdem er es berührt und untersucht hatte, war er sich sicher. "Hey Aurora, sieh mal was ich hier gefunden habe." Anscheinend waren sie auf der richtigen Spur.

Ja, das waren die Abdrücke eines Hundes- oder eines Wolfes, wobei letzteres irgendwie wahrscheinlicher klang. Schließlich waren Hunde harmlose Haustiere, während es sich bei Wölfen um blutrünstige Biester handelte - Auroras Meinung nach. Und Haustiere waren das bestimmt nicht, die alten Männern Beine abbissen und sich zum Schrecken eines ganzen Dorfs aufschwangen. Vorsichtig berührte das Mädchen die Oberfläche des Wassers, das sich in der Vertiefung gesammelt hatte, mit der Fingerspitze und sah zu, wie das dreckige Wasser von ihrer Haut abperlte. Jaja, wahrscheinlich ein Wolf, hätte sie jetzt auch gesagt. Mal sehen, ob sie noch andere Indizien finden würden.
Und kaum hatte sie es gedacht, geschah es schon- als hätte jemand ihre Gedanken gelesen. Ein Fellbüschel also... sie ging zu Yuuki hinüber und betrachtete es gespannt, bevor sie die Hand ausstreckte und es vorsichtig von dem Draht zupfte und es unter ihre Nase hielt. Ein Fehler. "Bah- riecht echt wie nasser Hund...", stellte sie leicht angeekelt fest und reichte es dem Rotschopf hinüber, damit dieser den Geruch auch wahrnehmen konnte. "Es scheint ja wirklich so, als wäre das ein Hund oder Wolf oder so etwas... ob magisch oder nicht, das riecht ja praktisch nach einem..." Ach verdammt, der Wortwitz war nicht geplant gewesen, "Wolf." Ein kurzes, peinliches Schweigen, bevor sie sich wieder fing und sich wieder aufrichtete. "In diesem Fall lass dich besser nicht beißen- ich wette, ich weiß, warum der Alte sein Bein verloren hat und wie das mit dem Mundgeruch der Dinger zusammenhängt. Wölfe fressen ja Fleisch, weswegen sie durch die Verwesung in ihrem Mund eine unvergleichliche Mundfauna haben- ich wette die Wunde hat sich böse entzündet." Und dabei konnte Aurora doch niemanden heilen... schon nervig, was?
Ohne weitere Worte zu verschwenden, ging sie weiter und blickte sich weiter um, nur um ihre Vermutung bestätigt zu sehen: War das da mal ein Schuh gewesen? Wäh... war das ekelig. Ohne ihren Mund zu öffnen deutete sie mit fragendem Gesichtsausdruck auf das zerkaute, durchsabberte Etwas und zog die Augenbrauen hoch wie um zu fragen: Wolf? Wer ist dafür?

Aurora kam auf seine Bitte näher, und untersuchte ebenfalls das Fell, ehe sie durch Berühren und Riechen zu einem Ergebnis kam. Ihrer Meinung nach roch das Fellbüschel also nach nassem Hund – ein äußerst miefender Geruch musste man an dieser Stelle anfügen. So nett, wie sie war, hielt sie Yuuki das verdreckte und bestimmt verlauste Fell unter die Nase, damit auch er einen tiefen Zug dieses himmlischen Aromas nehmen konnte. Danach war er wenigstens um so weit klüger, dass er ihre Meinung nur unterstützen konnte, es roch tatsächlich nach nassem Hund. "Du hast wahrscheinlich recht, man kann einen Hund höchstwahrscheinlich ausschließen und sich auf einen Wolf festlegen, sei er magisch oder nicht." Was sie als Nächstes von sich gab, machte dermaßen viel Sinn, dass sich der Junge kurz fragt, ob sich das Mädchen schon vorher intensiv mit Hunden und Wölfen beschäftigt hatte, oder dies allgemein zu ihrem Allgemeinwissen gehört. Seines Wissens nach besaß sie nämlich keinen Hund, also hätte er nur raten können. Nichtsdestotrotz ein äußerst wertvoller Tipp war ja nicht so, als dass sich die Tiere nach dem Essen und drei Mal am Tag die Zähne putzten, damit sie kein Karies bekamen. Würde unter anderem den Mundgeruch erklären, dachte der Junge belustigt. Aber nein, dies war bestimmt kein Zeitpunkt zu lachen. Schließlich waren das Dorf und der alte Mann schon genug zu schaden gekommen, als dass er sich leisten konnte, lustige Witze zu reißen. Konzentrier dich auf deine Mission und handel rational, und nicht emotional. Das hatte ihm Ryo eingetrichtert, und so würde er vorgehen. Mit einem Mal war der Junge wieder voll bei der Sache und beobachtete das lilahaarfarbene Mädchen, wie sie zuerst auf einen, auf den ersten Blick nicht genau definierbaren Gegenstand zeigte, und dabei eine Augenbraue hochzog. Was sie wohl gefunden hatte? Einen Schritt näher am Geschehen und eine Sekunde später wusste der junge Grynder, um was es ging. So so, ein zerkauter Schuh also. Doch warum schaute ihn das Mädchen so an? Vielleicht meinte sie ja, soeben ein weiteres Indiz gefunden zu haben, was auf einen Wolf hindeutete. Yuuki indes war sich der Sache nicht ganz so sicher, schließlich konnte es sich doch hierbei auch um das Kauspielzeug eines Hundes handeln, welches hier draußen verloren worden war, oder? Zugegeben, die Chancen standen unheimlich gering für diese Möglichkeit, doch trotzdem galt es, alle Eventualitäten abzuchecken. Der Rationalist in dem Jungen stimmte vielmehr auf einen vom Wolf zerkauten Schuh zu, weshalb er sich an das Mädchen wandte, um die weiteren Schritte zu besprechen. "Was nun? Sollen wir hier herumlaufen und nach weiteren möglichen Indizien suchen?" Durchaus eine clevere Idee, vielleicht fanden sie ja weitere Spuren. "Die zweite Möglichkeit wäre, dass wir uns direkt in die Höhle des Löwen begeben, wobei wir dann Gefahr laufen, uns zu verlaufen oder von den Tieren möglicherweise in eine Falle gelockt zu werden." Bei diesen Worten zeigte er auf den dunklen Wald hinter sich, der sich düster dem Rest der tristen Umgebung anpasste. "Variante drei bestünde darin, uns auf Lauer zu legen und den potenziellen Angreifer inmitten des Geschehens anzugreifen." Auch eine durchaus verlockende Idee. Was würde seine Partnerin wohl von seinen Vorschlägen halten?

Yuuki bekam auf seine Frage drei in die Höhe gereckte Finger von Aurora, die immer noch gebannt auf den Ex-Schuh starrte und sich überlegte, wie man wohl an einem Schuh herumkauen musste, damit er derart zerstört wieder raus kam. Sie hielt es für eindeutig schlauer, sich auf die Lauer zu legen, vor allem aber, weil sie keine Lust darauf hatte, sich in den Bergen zu verlaufen. Davon mal abgesehen war die Landschaft wenigstens etwas schöner, als in dieser dekadenten Stadt, also konnten sie sie ja noch ein wenig genießen, bevor es richtig losgehen würde, oder? "Ich würde sagen, wir lagern etwa hier, also ein Stückchen entfernt vom Dorf. Sollte es tatsächlich ein Wolf sein, so wird er sich nicht allzu nah an die Hütten wagen, es sei denn er ist wirklich von irgendeiner Magie besessen." Hoffentlich nicht, übrigens, schließlich war sie nicht gerade heiß darauf, hier zu sterben. "Ich schätze sowieso, dass das Tier nachtaktiv ist, hat der Alte sowas in der Art nicht erzählt?", sie sah sich nach einem geeigneten Plätzchen um, an dem sie sich auf die Lauer legen könnten, fand aber noch nichts wirklich eindeutig perfektes... ein Zelt hatte sie, ja, aber was war mit einer ebenen... da, das sollte doch gehen! "Wie wärs mit da drüben, zum Beispiel?, fragte sie den Rotschopf und starrte auf das Fleckchen ebene Erde, das etwa hundert Meter von ihrem jetzigen Standpunkt zu sehen war. Sie würden also zelten, das hatte sie früher auch manchmal mit ihrem Vater gemacht. Es hatte ihr viel Spaß bereitet, mit ihm zusammen die Sterne zu beobachten und die Bilder darin zu suchen- und was würde sie dafür tun, damit die beiden wieder friedlich zusammen leben konnten. Aber dafür musste erst einmal diese lächerliche Gilde ihr Ende finden, erst dann war es endlich so weit... was für eine bescheuerte Situation... so gesehen konnte es ihr eigentlich wurscht sein, wie viele Dorfbewohner dieses Vieh noch riss, wenn sie nicht stark genug dazu waren, sich zu wehren, war es doch ihr Problem... pfff... sie konnte sich wehren, ihr musste man nicht helfen...

Option 3 also. Da Yuuki sich für jeden der drei Vorschläge entschieden hätte, nahm er die Entscheidung seiner Partnerin einfach mal hin, sie schien sich ja mit Wölfen auszukennen, außerdem würden sie dann eine äußerst wichtige Regel des Kampfes bestimmen: Den Schauplatz des Geschehens. Wie hatte ihm Ryo immer gesagt? Einer der wichtigsten Faktoren des Kampfes ist den Schauplatz des Geschehens zu bestimmen, sodass der Gegner nach deinen Regeln spielen muss und nicht du nach seinen. Sie mussten sich jeglichen Vorteil verschaffen, den sie nur konnten, schließlich wussten sie nicht genau, mit was sie es zu tun hatten. Wohin es jetzt gehen sollte, deutete sie schon an. Die nächste möglichst ebene Fläche war ihr Ziel. Auch wenn sie ihm nicht direkt sagte, warum sie sich für diesen Platz entschieden hatte, wusste der junge Mann es auch so. Hier würden sie ihr Lager aufschlagen und sich auf Lauer legen.Während die beiden Lamia Scale Magier darauf zu liefen, horchte Yuuki mit gespitzten Ohren den ganzen Geräuschen, die der Wind und die Tiere von sich gaben. Während er einen tiefen Atemzug voll frischer Luft nahm, dachte er, dass dies doch ein wahrlich unberührtes Stück Natur darstellte. Wenn sie nicht auf einem Auftrag gewesen wären, dann hätte er sich in die Wiese legen, und die Natur in ihren vollsten Zügen genießen können. An solchen Orten konnte man sich einfach entspannen und loslassen. Loslassen von den ganzen Problemen und Sorgen, die einen in der Realität plagten. Bei diesen Gedanken griff er unbewusst an das Medaillon an seinem Hals und nahm es zwischen zwei Finger, um einen Blick auf sein Innenleben zu werfen. Lächelnd schaute ihm die hübsche, junge Frau entgegen, und gegen seinen Willen schloss er es wieder. Im Moment konnte er es sich nicht leisten abzuschweifen. An ihrem Bestimmungsort angekommen, machte sich der Grynder ohne Weiteres an das Aufbauen seines Zeltes und hoffte, dass Aurora auch eins mitgenommen hatte. Nicht dass es ihn gestört hätte mit ihr in einem Zelt zu schlafen, immerhin kannten sie sich schon ziemlich lange und er hatte keinerlei Interesse an ihr, doch Frauen waren da manchmal etwas anders, und er wusste nicht, wie sie die Sache sah. Nach kurzer Zeit war er schon fertig und hatte ein nicht unbedingt kleines, grünes Zelt aufgebaut und er wollte sich umdrehen, um zu schauen, wie weit das Mädchen war. Sie stand einfach nur da, und schaute ihn an. Und es war kein Zelt hinter ihr oder sonst wo. Ja ja, immer diese Ironie im Leben. Knurrend meldete sich sein Magen und deutete dem Jungen an, dass es langsam an der Zeit für sein Mittagessen wäre. Rasch hatte er einen Rationsriegel hervorgeholt und vernaschte ihn genüsslich, ehe er sich an Aurora wandte. "Hast du ein eigenes Zelt dabei oder willst du bei mir pennen? Und was meinst du, können wir es uns leisten, ein Lagerfeuer zu machen, um uns coole Lagerfeuergeschichten zu erzählen, oder nicht?" Immerhin wusste er nicht, ob die Tiere dadurch verscheucht wurden oder nicht. Weiterhin hoffte er, dass sein Humor ankam, wenn nicht, würden das ziemlich peinliche Sekunden sein ... auf Aurora's Seite, selbstverständlich.