"In Anbetracht der Tatsache, dass sowieso immer mindestens einer von uns beiden wach bleiben muss, kann ich dann wohl auch genauso gut in deinem Zelt schlafen.", erklärte Aurora mit einem schiefen Grinsen im Gesicht, ehe sie sich erneut umsah. Ja, dieser Platz war wie geschaffen dafür, sich auf die Lauer zu legen, am besten lockten sie die Tiere auch noch an, was allerdings kein Feuer bedeuten würde- Tiere fürchteten sich vorm Feuer - oder hatten zumindest einen Heidenrespekt davor. Es wäre also eindeutig falsch, ein schönes Feuerchen zu machen... "Allerdings bin ich gegen das Lagerfeuer, ich glaube, dass das den potenziellen Wolf eher abhält." Stattdessen könnten sie sich noch ein totes Schaf oder so besorgen... als Köder. Aber die Vorstellung, neben einem stinkenden Schafskadaver zu schlafen, war ihr dann doch zuwider, sodass sie diese Idee nicht aussprach. Sie hatte ja generell nicht vor, alles auf dieser Mission zu geben, die Dorfbewohner waren ihr komplett egal und ob einer mehr oder weniger gefressen wurde... Schicksal.
Auch Auroras Magen meldete sich langsam zu Wort, immerhin hatte sie eine sehr beengende Zugfahrt hinter sich. Zum Glück hatte sie sich Proviant mitgenommen, sodass sie sich nun einfach auf ihren Rucksack setzte, nachdem sie die Brotbox heraus geholt hatte und sie geöffnet hatte. Darin lagen säuberlich geschnitten das, was das Mädchen als ihre Leibspeise betrachtete: Ananasstücke. Mit einer mitgebrachten Gabel begann sie nun langsam und sichtlich genießend eines der süß-sauren Fruchtstücke in ihrem Mund verschwinden zu lassen, bevor sie sich wieder an Yuuki wandte. Noch leicht kauend meinte sie: "Nun... Lagerfeuergeschichten fallen aus, hast du was anderes im Angebot?" Ob er es wusste oder nicht, aber Aurora war ganz versessen auf Geschichten, auf Mythen und Legenden, auch wenn sie manchmal blutig waren. Sie liebte es, sich in fremde Köpfe und Herzen einzunisten und mit ihnen Abenteuer zu erleben, die sie in der Realität niemals wirklich überleben würde. Auch wenn das Leben eines Magiers sicherlich auch grenzwertig spannend war, so war es ihrer Meinung etwas ganz anderes, was die ausgedachten Personen in diesen Geschichten alles durchmachen mussten. Aber sie bewunderte sie dafür, ganz eindeutig, denn sie überlebten, aus eigener Kraft.

Ihre Erklärung war kurz und knapp und ergab durchaus Sinn, warum sie beide nur ein Zelt hatten. Auch wenn er es alleine aufgebaut hatte, stellte er mehr amüsiert als entrüstet fest. Wie man es auch nahm, das Zelt passte sehr zur Umgebung, sodass es selbst für Menschen auf den ersten Blick hoffentlich nicht auffallen würde. Doch noch waren sie nicht fertig. Ein weiterer Griff in die Tasche förderte einen äußerst seltsamen Gegenstand heraus, bei dem es sich um ein um einen Holzpflock gewickeltes Seil zu handeln schien. Die Wahrheit war jedoch, dass es sich bei diesem durchsichtigen und sehr resistenten Seil um eine Art Vorkehrung gegen Bären und andere wilde Tiere handelte, jeder Tierbeobachter, der in freier Wildnis übernachtete, wusste dies. Schnell platzierte er die ganzen Schnüre im Umkreis von 2 Metern um das Zelt, um anschließend noch magische Glöckchen dran zu hängen. Sobald irgendein Lebewesen mit dem Seil in Berührung käme, würden die Glöckchen anfangen zu bimmeln und sie beide wecken, sofern sie gleichzeitig einschlafen sollten. Sicher war nun mal sicher. Vor allem nachts würden die Seile und Glöckchen nicht zu sehen sein und wer weiß, vielleicht hatten sie ja Glück und ihr Angreifer verhedderte sich in dem Gestrick? Nun endlich fertig mit der Arbeit, nahm er ebenfalls wieder Platz und zauberte einen zweiten Rationsriegel aus seinem Rucksack hervor. Kein Lagerfeuer also, hmm? Durchaus schade, das hätte den Auftrag durchaus den Flair und das Gefühl eines Zeltausflugs gegeben, eine Eigenschaft, die der junge Mann durchaus zu schätzen gewusst hätte. Dennoch gab es nichts gegen die Logik seiner Partnerin einzuwenden, es war allgemein bekannt, dass Tiere Angst vor dem Feuer hatten. In ihrem Fall ging es ja nicht darum die Tiere zu verscheuchen, sondern sie vielmehr anzulocken und aus der Welt zu schaffen. Kurz erschien in seinem Kopf das komische Bild, wie er und Aurora mit blutigen Steaks umbunden über die Wiese liefen, um den Wolf anzulocken. Lächelnd verwarf er wieder diesen Gedanken und beschäftigte sich weiter mit dem Rationsriegel. Aurora schien ebenfalls Hunger zu haben, denn sie hatte in dem Moment, in dem er weggeschaut hatte, eine Brotdose hervorgeholt, aus der sie etwas mit der Gabel genüsslich zu verspeisen schien. Da Essen an sich eins seiner Lieblingsbeschäftigungen war, lohnte sich ein näherer Blick durchaus, um zu sehen, was seine Partnerin da aß. Es handelte sich um Ananasstücke. Ob diese wohl kandiert waren?Doch so interessant war dieses Essen im Moment für ihn nicht, er hatte eine ganz andere Speise in seinem Kopf. Was würde er jetzt für ein gutes Farumme-Steak geben. Farumme waren große Echsen, die in kleinen Gemeinschaften lebten. Ihr Fleisch galt als äußerst schmackhaft und beinahe jedes Restaurant oder jeder Laden in Fiore bot dieses Fleisch an – ob zubereitet oder roh. Kurz richtete sich Yuuki auf und fragte sich, ob es wohl auch hier Echsen gab, die es sich zu jagen lohnte, doch dann wurde er von den Fakten in die harte Realität zurückgeholt. Farumme-Echsen lebten in besonders trockenen Gebieten, und ein Wld zählte nicht unbedingt dazu. Zudem war es hier auch viel zu kalt für die Wärme liebenden Tiere. Anschließend wandte er sich wieder dem Mädchen zu, was ihn soeben ansprach. Hmm, andere Geschichten? Kurz überlegen, was er da auf Lager hatte. "Kennst du die Geschichte von den Anfängen von Zeref?" Und so begann eine Geschichte vom antiken Krieg. Wie Zeref vor über 500 Jahren die dunklen Künste gemeistert hatte und mithilfe seiner legendären Magie Unmengen an Dämonen und anderen finsteren Wesen erschaffen hatte. Wie er gegen den Rest der Welt in den Krieg gezogen war und welche Helden auf der Seite der Guten hervorgegangen waren, die ihr Leben dafür gaben, dieses Ungeheuer aufzuhalten. Und so verging langsam die Zeit, ob Aurora diese Geschichte wohl interessierte?

Andere Frage- konnte Aurora eine Geschichte denn nicht interessieren? Es war eine unverhohlene Vorliebe der jungen Ilia, dass sie sich gerne in Geschichten hineinversetzte, vor allem in solche, die ihrem sonstigen Interesse entsprachen. Also stand dem spannenden Erzählen doch nichts mehr im Wege, oder? Die von ihrem Partner gestellte Falle nahm sie aus dem Augenwinkel war, nun gut, es würde auch ohne funktionieren, schließlich konnte das Tier ja nicht wissen, dass die beiden es zur Strecke bringen würden. Da machte es gar keinen Sinn, warum es sich zwei Leckerbissen entgehen lassen sollte. Aber nun gut, wenn er unbedingt auf Nummer sicher gehen wollte, sie würde ihn sicherlich nicht daran hindern.
„Klar, schieß los!“, forderte sie den Rotschopf auf, mit seiner Geschichte zu beginnen, schließlich sollte er damit fertig werden, bevor hier irgendwelche blutrünstigen Raubtiere antanzten, nicht wahr? Davon mal abgesehen hätte sie die Geschichte auch hören wollen, wenn die Tiere gerade gekommen wären… Geschichten gingen vor, zumindest vor irgendwelchen schwachen Dorfbewohnern! Mit erwartungsvoll gespanntem Gesicht sah sie den Jungen an und steckte sich nebenher noch ein Fruchtstück in den Mund. Nein, die Ananas war übrigens nicht kandiert, sondern frisch am morgen geschnitten, zur Feier des Tages sozusagen. Die Ananas schmeckte einfach herrlich, zum einen verbreitete sie ein süßliches Aroma in ihrem Mund, zum anderen zog sich ihre Mundschleimhaut aufgrund der Säure zusammen und die Kombination aus beidem war ihrer Meinung nach einfach toll. Wirklich überbieten ließ sich frische Ananas durch gar nichts, auch in all den asiatischen Restaurants gab es nicht vergleichliches. So gesehen… war die schlimmste Zeit des Jahres doch eigentlich die, in der es keine Ananas gab.

Ooc: Meh, doofer Post, aber gerade geht nicht mehr...

Im Nachhinein musste Yuuki feststellen, dass ihm das Geschichtenerzählen einerseits Spaß gemacht hatte, es aber andererseits auch ziemlich anstrengend war, sich an alle Fakten zu erinnern und die gesamte Geschichte so zu präsentieren, sodass ihm sein Publikum – namentlich Aurora – nicht einschlief. Aus diesem Grund nahm er sich schon zu Beginn vor, erst einmal alle Fakten über Zerefs erstes Auftreten in dem Krieg zu nennen, und sich dann historisch wichtigen Schlachten zu widmen. Eine der wichtigsten, und vor allem größten Schlachten, die je auf der Welt gefochten wurden, hatten ihren Ursprung in Akardia. Einem heutzutage öden Land, welches in der Vergangenheit ausgelöscht wurde und Yuuki's Wissen nach lediglich nur noch einige Tausend Neusiedler hatte. Damals war es noch ein äußerst fruchtbares Land gewesen, die Menschen konnten ein gutes Leben führen und die Ernte war immer ertraglich gewesen. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem Zeref's Truppen einmarschiert waren. Nach diesen kurzen Infos für seine Zuhörerin begann auch die eigentliche Geschichte über die Schlacht von Akardia. "Zeref hatte damals gigantische Heere erschaffen und versammelt, um der Welt sein Joch aufzuerlegen. An dem Tag seines Einmarsches in Akardia wurde der Himmel von seinen geflügelten Dämonen, auch als Gargoyles bekannt, verdunkelt. Es waren Hunderttausende, doch sie waren lediglich die Vorhut und stürzten sich nur auf die ungeschützten Ländereien, den Festungen von Akardia kamen sie nicht sonderlich nahe." Während Yuuki seine Erzählungen fortsetzte, formte der rothaarige Junge seine Finger zu Klauen, um seine nächsten Geschichten besser zu untermauern. "Sie stürzten sich wie Falken auf die noch ahnungslosen Bauern und Bürger, ergriffen sie und flogen mit ihnen hoch hinaus, um sie anschließend loszulassen und ihnen einen schnellen, aber beängstigenden Tod zu geben." Eine durchaus schlimme Geschichte, die sich in weiten Teilen der Welt wiederholt hatte. Überall da, wo Zeref's Späher auf ungeschützte Menschen trafen. Kurz stoppte er seine Erzählungen, damit er seine Trinkflasche öffnen und den einen oder anderen kühlen Schluck Wasser trinken konnte. Zufrieden legte er die Flasche wieder ab und wandte sich Aurora zu, die einen gespannten Eindruck zu machen schien. "Als Nächstes erbebte die Erde, von den Schritten von Zerefs Heer. Zuerst waren es Zehntausende, dann Hunderttausende und anschließend Millionen Füße, die den grasigen Boden von Akardia einebneten. Zerefs Grundheer bestand aus Millionen von Wegwerfsoldaten, die lediglich schlecht bewaffnet und gepanzert waren, aber durch ihre schiere Überzahl und Skrupellosigkeit den Sieg zu erringen vermochten. Begleitet wurden diese kleinen Kreaturen von den größten Dämonen, die das Antlitz der Welt jemals gesehen hatte. Sie existierten in jeder möglichen Form, doch ihre Macht war unglaublich und sie vermochten alleine problemlos ein gesamtes Regiment auszulöschen." Hier hielt Yuuki wieder inne, damit er sich seinen bisher dritten Rationsriegel vornehmen und reinbeißen konnte. Mit vollem Mund redete er weiter. "Abschlieschend wuuurde dasch gansche voon ...". Es galt einmal kräftig zu schlucken, dann konnte er auch wieder verständlich weiter reden. "Abgeschlossen wurde das Ganze durch Zeref's Dämonenoffiziere und den Elitedämonen. Im Vergleich zu dem normalen Soldaten waren diese teuflischen Kreaturen in der Lage zu zaubern, und stellten somit neben den großen Dämonen die größte Gefahr für die Welt dar. Ihre Kräfte waren den der Magier gleichgestellt, sodass diese meistens ausschlaggebend für den Sieg einer Schlacht waren, zudem sie auch um einiges schlauer als das normale Fußvolk galten." Jetzt, da der Junge die Aufzählung der verschiedenen Typen beendet hatte, konnte er sich endlich den verschiedenen Schlachten widmen, welche in diesem Lande gefochten worden waren. "Die meisten Dörfer, Städte und Festungen wurden schnell überrannt und eingenommen, doch an den größten zwei Festungen des Landes biss sich die Dämonenarmee zuerst die Zähne aus. Die erste Festung ist die berühmte Festung von Serra, deren hohen Mauern als unbezwingbar galten und noch nie gefallen waren. Es brach eine Schlacht aus, wie sie das Land noch nicht gesehen hatte. Normale und magische Projektile wurden auf beiden Seiten ausgetauscht, und die Festung wurde wie niemals zuvor beschädigt, doch sie hielt stand. Im Gegenzug erlitten die einfachen Dämonen hohe Verluste, bei bem scheinbar tapferen, doch eher sinnlosen Versuch, die Mauern im Sturm zu nehmen. Es hieß, dass Zeref überhaupt nicht von dieser Situation begeistert war und dem Anführer auch schnell klar machte, was geschehen würde, sollte er versagen und sich zurückziehen müssen." Der Rotschopf schaute das Mädchen an und überlegte, ob sie auch wusste, worauf er hinaus wollte. Wahrscheinlich schon, schließlich war sie ein cleveres Mädchen, doch er wollte auf Nummer sicher gehen, und verdeutlichte das Ganze noch mal. "Er würde sterben.", sagte er und zog dabei den Daumen vor seinen Hals, um eine zerschnittene Kehle zu symbolisieren. Kurz zögerte er, wo war er noch mal stehen geblieben? Ach ja, die Schlacht von Serra. "Unter Todesängsten versammelte er seine gesamte Armee und konzentrierte das Feuer auf den momentan schwächsten Punkt in der Mauer, sodass die Dämonen durchbrechen konnten. Sobald dies geschehen wäre, mussten die Dämonen nur noch einmarschieren und die Verteidiger auslöschen, schließlich waren sie in der Unterzahl. Schließlich fruchtete die Anstrengung der Angreifer, und die Dämonen konnten durchbrechen. Was dann, geschah, ist dir bestimmt bewusst." So viel erst mal dazu. "Ich gehe kurz ins Zelt noch was zu Essen holen, dann kann ich dir ja den letzten Teil der Geschichte erzählen, der größten Schlacht dieses Landes: Die Schlacht um die Feste des Lichts, Tekardia." Langsam stand er auf und begab sich ins Zelt, während er anfing, seinen Reiserucksack zu durchstöbern. Mann war es dunkel geworden, wo war nur dieser verflixte Rationsriegel?

Nun, er erzählte hier eine Geschichte, wie hätte Aurora denn bitte schön nicht zuhören können? Auch wenn er sie schlechter erzählt hätte, so hätte sie an seinen Lippen gehangen, war es doch eine ihrer größten Leidenschaften. Nicht, dass er die Geschichte schlecht erzählte, nein- auch wenn sie Menschen kannte, die eindeutig mehr Erfahrung und Talent in der Hinsicht hatten. Mit gespanntem Gesichtsausdruck folgte sie seinen Erzählungen über Schlachten und Tod und Verderben und musste zwischendurch sogar grinsen. Sicher, so war die Welt nun einmal, alle handelten aus egoistischen Eigeninteressen- und es war auch gut so. Barmherzigkeit und Nächstenliebe waren einfach weit überholte und realitätsferne Modelle, schließlich war es doch so wenig praktikabel, sein eigenes Leben für das anderer zu geben... wie dumm.
In der Mitte der Geschichte wurde Yuuki dann ein Stück weit zu melodramatisch, ihrer Meinung nach, schließlich war Aurora von Geschichten zwar sehr schnell begeistert, befand sich jedoch weit über dem gedanklichen Level kleiner Kinder, die sich von Nachrichten, wie, dass dieser Dämon sterben würde, noch erschrecken ließen. Ein Hauch von Skepsis schlich sich in ihr Gesicht, während sie ihm dennoch weiter lauschte. Nur an der einen, hochgezogenen Augenbraue hätte man wohl merken können, dass die Qualität der Geschichte etwas nachgelassen hatte. Aber hey, Geschichte blieb Geschichte und ob nun etwas zudramatisch oder nicht...
Es war dunkel geworden, als Yuuki sich ins Zelt verkrümelte, wahrscheinlich hatte auch er Hunger bekommen- nun ja, waren Menschen denn nicht schwache Wesen, dass sie es nicht einmal durchhielten, ohne Nahrung auszukommen... Pech aber auch, dass sie selbst dazu gehörte- ein Fehler, den es irgendwann einmal auszumerzen galt! Moment... was war das? Es hörte sich fast wie das leise Bimmeln eines Glöckchens an... Yuukis Falle! Sofort sprang das Mädchen auf, zog ihr Schwert und stellte sich kampfbereit vor das Zelt. "Yuuki... ich glaube, wir haben Besuch...!"
Tatsächlich. Schon starrten sie Augen an, stechende gelbe Augen, Augen, die keinem menschlichen Wesen gehören konnten. Geifernde Mäuler, scharfe Zähne... graues, gesträubtes Fell... Wölfe! Ha...da war der Fehler also... es war nicht ein Biest... es waren mehrere! Und wie riesig die Viecher waren... es gefiel ihr nicht, nein, nicht wirklich. Das Problem bei der ganzen Sache war eindeutig, dass sie die zwei Magier umzingelt hatten. Vorsichtig hob Aurora das Schwert mit beiden Händen auf Schulterhöhe

Draußen hatte man trotz der eintretenden Dämmerung – und der damit verbundenen Dunkelheit – noch etwas sehen können, doch da das Zelt von dunkler Farbe war, konnte man auf den ersten Blick nicht sonderlich viel erkennen. So kam es, dass Yuuki auf allen vieren durch das Innere des Zeltes tapste und seinen Rucksack suchte, in dem er die begehrten Riegel erwartete. Nach kurzer Zeit des Kramens hatte er schließlich den Rucksack gefunden, der sich ironischerweise ganz hinten in der Ecke des Zeltes "versteckt" hatte, um ja nicht von Anfang an gefunden zu werden. Ahhh, endlich hab ich wieder etwas zu essen, dachte der junge Grynder frohen Herzens, während er begierig die Verpackung abriss und genüsslich sein Zwischenmahl begann. Als er de er die erste Häfte des Riegels gegessen hatte, ertönte außerhalb des Zeltes ein Bimmeln, was den Jungen augenblicklich auffahren ließ, da er wusste, was dies zu bedeuten hatte. Stolpernd stürzte er aus dem Zelt und wäre um ein Haar wirklich auf die Nase gefallen, doch konnte er sich im letzten Moment noch auffangen. So blieb er also schlitternd neben Aurora stehen, die bereits ihr Schwert gezückt hatte und unnötigerweise auf ihren uneingeladenen "Besuch" hinwies. Zum Glück hatte er seine improvisiertes Alarmsystem aufgestellt, sonst hätte man sie einfach angreifen können. Und ob sie da wirklich eine Chance gehabt hätten, wusste er nicht so wirklich. Auf diese Art und Weise besaßen sie zumindest noch eine faire Chance, gegen die Wölfe zu kämpfen. Aber was für Wölfe das waren, so rießige Viecher hatte Yuuki in seinem gesamten Leben nicht gesehen. Und anders als in der Questbeschreibung oder in den Erzählungen des alten Mannes beschrieben war, handelte es sich keinesfalls um eine einzige Bestie, es war vielmehr ein ganzes Rudel dieser verdammten Biester. Auf den ersten Blick vermochte der rothaarige Junge sieben große Wölfe ausmachen. Das würde bestimmt kein Kinderspiel werden!
Während er seine Chromverzierte Pistole aus dem Holster hervorholte, rückte er einen Schritt näher an Aurora, damit sie den Wölfen so wenig Angriffsfläche wie nur möglich anbieten konnten. Schließlich würde das dünne Seil nicht ewig halten und bestimmt gleich zerreisen. "Und, irgendeinen Plan auf Lager, der uns hier raushauen kann?" In eben jenem Moment beneidete er seine Partnerin um ihre in der Dämmerung matt schimmernde Rüstung, die ihr wenigstens etwas mehr an Schutz bot, als ihm seine Kleidung. Wie dem auch sei, die Schwäche jedes Woöfes oder besser gesagt, jedes Raubtieres, war die empfindliche Schnautze, die Ohren oder die Augen. Aus diesem Grund hob er seine Pistole, zielte gut und gab einen Schuss auf eines der knurrenden Tiere ab. Der Überlebenskampf beider Parteien hatte soeben begonnen.

"Der Plan ist ganz einfach: Überleben!", grinste Aurora und ihr eines Auge begann zu glänzen. Schlaue Biester, die beiden Magier erst bei Einbruch der Dunkelheit zu überfallen, denn ansonsten wären sie Kanonenfutter gewesen. Auch so hatten die beiden sicherlcih einen rein quantitativen Nachteil, der ihrer Meinung jedoch durch die Qualität der beiden Magier ausgeglichen wurde. Schließlich handelte es sich bei den beiden um durchaus fähige Nachwuchsmagier der Gilde Lamia Scale - Betonung auf fähige, nicht auf der Gilde an sich. Schließlich und endlich war es ja wurscht, wo sie herkamen oder auch wie sie hießen. Wenn sie hier im Kampf gegen die Wölfe unterlagen, dann würde sich auch niemand mehr darum scheren. Also mussten sie sich anstrengen und gewinnen! Davon mal abgesehen, dass Aurora durchaus gut gepanzert war (Zumindest gegen nicht magische Wolfskrallen), hatte sie immer noch ihre Waffe. Mit einer schnellen Bewegung holte das Mädchen mit beiden Händen aus und schlug nach dem mutigsten der Wölfe, der sich näher an die beiden Jugendlichen herangewagt hatte. Die blitzende Klinge verfehlte ihn, aber nur knapp und sie sprang hinterher und setzte erneut zum Hieb an - man sollte die körperliche Verfassung der jungen Ilia nicht unterschätzen, schließlich beherrrschte sie das mehr, als ihre Magie an sich, die also prinzipiell nur unterstützender Natur war. "Gib mir Rückendeckung!", rief sie Yuuki zu, während ihr Schwert sich tief in den Nacken des Wolfs bohrte und dieser aufjaulte. Diese Rollenverteilung bot sich bei den beiden nun einmal an: Sie als eindeutige Nahkämpferin und er als Fernkämpfer - sie war gepanzert und er würde mit den Zähnen und Klauen eher Probleme bekommen. So lief das nun einmal.

Irgendwie fand er den Humor der Ilia in eben jenem brenzligen Moment nicht sehr angebracht, doch was sollte man dagegen tun, schließlich war dies die Art des Mädchens. Er selbst beschloss nichts darauf zu antworten, denn seine gesamte Konzentration war auf die hungrigen Wölfe vor ihnen gerichtete, die sie beide liebend gerne zum Abendessen verputzen würden. Seine Partnerin fackelte auch nicht lange herum, und griff bereits einen Wolf an, den sie zunächst verfehlte, jedoch einen kurzen Augenblick und mit einem zweiten Schlag den Garaus machte. Ein Wolf hatte einen Treffer auf seine empfindliche Schnauze bekommen und war aus diesem Grund nicht wirklich aktiv am Kampf dabei, einer war durch Auroras Schwert gefallen. "Alles klar, das werde ich machen." Natürlich würde er ihr Rückendeckung geben, schließlich war dies seine Rolle in dem Zweiergeflecht. Während sie die Viecher im Nahkampf attackieren konnte und vor deren Bissen und Kratzern wenigstens etwas geschützt war, würde er die mobile Feuerkraft spielen. In eben jenem Augenblick brach ein weiterer Wolf durch den improvisierten Zaun und stürzte sich heulend auf das Mädchen. Als Belohnung pumpte ihm Yuuki drei Schüsse mit seiner Pistole in den Körper, die den großen Wolf leider nicht ausschalteten, ihn jedoch zumindest benommen und geschwächt zurückließen. Um den würde sich wohl Aurora kümmern müssen, schoss ihm durch den Kopf, während er nun den nächsten Wolf anvisierte und feuerte.

Mit einer fast tänzerischen Eleganz wirbelte Aurora durch die Wölfe, wenn man denn eine bis an die Zähne bewaffnete und mit dicken Metallplatten gepanzerte Amazone elegant nennen durfte. Jedenfalls machte sie dabei eine durchaus gute Figur, auch wenn diese Biester wirklich zäh waren. Aurora war zwar eine Magierin, aber ihre wahre Stärke lag in ihren körperlichen Fähigkeiten, da sie ihre Magie nur dazu benutzte, ihre Waffen nicht ständig mit sich herum schleppen zu müssen. Ein Hieb zur Seite, gefolgt von einem kraftvolleren, als sie bemerkte, dass sie ihr Ziel, nämlich den Schädel eines der Raubtiere getroffen hatte, Blut spritzte, befleckte die glänzende Klinge ihres Schwertes, welches das zierliche Mädchen noch mit zwei Händen führen musste, damit sie die Last nicht erdrückte. Zwar ging sie ziemlich routiniert zu Werke, merkte jedoch bei jeder Bewegung, wo ihre Schwächen lagen: Ihre Muskeln waren vorhanden, ja, aber eindeutig zu wenig um dieses Schwert lange Zeit effektiv zu führen. Deswegen musste sie die Zeit verkürzen und treffsicherer zuschalgen. Ein Wolf down, sechs weitere noch da.
"Yuuki, nimm dir den da vor!", wies sie ihn an und deutete mit einem Kopfnicken auf das Tier, das gerade von der Seite auf sie zugesprungen kam. Sie selbst stach nach einem anderen, grauschwarzen Wolf mit gelbglühenden Augen, der Anstalten machte, sie mit dem ersten in die Zange zu nehmen. Nicht so, Freundchen! Die Klinge rammte sich tief in den Gaumen des Wolfs, sodass Aurora sich mit beiden Beinen tief in den matschigen Untergrund stemmte, um den nötigen Widerstand zu erschaffen, an dem sich der Wolf selbst aufspießte. Mit einem schmatzenden Geräusch zog das Mädchen die Klinge aus dem Fleisch des Tiers und ging sofort wieder leicht in die Hocke, um ihren Schwerpunkt nach unten zu verschieben. So, noch ... hat Yuuki seinen Wolf erledigt?... fünf oder vier, je nachdem eben. Doch nun schienen die Wölfe endlich kapiert zu haben,d ass die beiden gefährlich waren und hatten sich neu organisiert, kauerten um sie herum, hatten sie eingekreist. Vorsichtig wich Aurora bis zu dem Rothaarigen zurück und stellte sich abwartend hinter seinen Rücken, damit ihnen keins der Tiere in den Rücken fallen konnte. "Eine überragende Idee von deiner Seite?"

Yuuki hörte augenblicklich Auroras Ruf und warf sich instinktiv nach vorne, wobei er dem grässlichen Maul eines Wolfes wirklich knapp entkam. Eine kurze Rolle und schon hatte er das Biest im Visier, welches schon mitten in seinem Sprung auf seine Partnerin war. Heute leider nicht, dachte der Junge beim Anvisieren. Der Wolf ging dank den zwei, drei gezielten Schüssen zu Boden und fing an zu wimmern, ehe der rothaarige Junge seine Pistole gegen die Schläfe des Tieres presste und anschließend abdrückte. Die Schwertmagierin hatte bei diesem Kampf wirklich die besseren Waffen, denn sie war nicht nur besser als er gepanzert, nein, ihre Hiebe und Stiche wurden alleine von körperlicher Kraft geführt, während Yuukis Patronen unweigerlich Mana schluckten. Weiterhin kam noch, dass er für einen Wolf mehrere Schüsse brauchte, sodass er langsam zu merken begann, dass sein Manalevel seit Beginn des Kampfes rapide gesunken war. Grob schätzte er also ein, dass er noch genügend Mana für ungefähr zehn Schüsse hatte. Trotz diesem Gedanken lies er sich nicht ablenken und wich geschickt einem Wolf aus, der auf ihn zugesprungen war. Dieser kassierte die Quittung in Form eines Kolbenhiebes auf die Schnauze, durch den das Tier schmerzhaft zu heulen begann.
Vorsichtig begab er sich ein paar Schritte nach hinten, ehe sein Rücken auf die metallene Platte Auroras traf, die ebenfalls zurückgewichen war. Die Tiere schienen also langsam erkannt, was Sache war, kein Wunder, zwei von ihnen waren durch Auroras Hand gefallen, einer durch Yuukis Pistole. Blieben also noch 4 große Wölfe, die sie knurrend beobachteten und einkreisten. Es war sozusagen zu einer Pattsituation gekommen. Beide Parteien wussten jeweils, zu was die andere in der Lage war, weshalb man sich gegenseitig vorsichtig taxierte. Jeder wartete darauf, dass das Eis brach und der Kampf von Neuem begann. Die Frage war nur, wer die Initiative ergreifen würde. So wie die Dinge standen, würden wohl die Lamia Scale Magier diese ergreifen, zumindest wenn es nach Yuuki ginge. Was es zu machen galt? "Nun, ich übernehme die Beiden vor mir, du die anderen Beiden. Krepier mir bloß nicht, kapiert?" Mit diesen Worten zielte er auf die Schnauze des nächsten Wolfes und gab zwei Schüsse darauf ab. Hoffentlich würde sein Mana bis zum Ende des Kampfes halten.