Es waren nur zwei Stationen bis nach Kuchiki, und während der Fahrt redeten die beiden kaum. Beinahe wäre Emaru eingenickt, sein Kopf sackte mehrere Male nach unten und ein Gähnen konnte er kaum noch unterdrücken. Fortbewegungsmittel, die er nicht selbst fuhr, hatten ihn schon immer müde gemacht, und jetzt, wo er sich eh kaum noch wachhalten konnte, war das einfach zu viel. Glücklicherweise war er jedoch in Begleitung und stieg an der richtigen Haltestelle mit seiner Begleiterin zusammen aus. Ai, Taya sieht echt toll aus..., musste er wieder denken, als er sie auf dem Bahnsteig noch einmal ansehen konnte. Welch ein Glück er doch hatte. "Also, da wären wir. Das hier ist also Kuchiki..." Der Junge sah sich schnell um: Das Dorf sah von hier aus nicht groß aus, die Häuser wirkten zwar irgendwie modern, waren aber trotzdem für ihn nichts weiter als kleine Hütten. Umgeben war es von schwarzen Bäumen, die keine Blätter besaßen und teilweise irgendwie... verdorrt wirkten. In der Mitte des Dorfes reckte sich ein weit größerer Baum empor, auch völlig schwarz, allerdings war er nicht kahl. Nicht völlig. Er war größtenteils bedeckt von schwarzen Blättern, auch wenn sie etwas verformt wirkten, hier aus der Ferne. Eigentlich sah alles hier ziemlich heruntergekommen aus. "Was für Schmuck hier wohl geklaut wird? Ich kann mir kaum vorstellen, dass hier jemand etwas wertvolles besitzt..." Du hast mich belogen, Shi! Der Schmuck hier kann nicht wertvoll sein! Ach was, das werden wir erst noch sehen. Warte ab, es wird sich schon was finden. Emaru seufzte. Hoffentlich stimmte, was Shi sagte, sonst wäre diese Quest vollkommen sinnlos. Nein, warte... Taya wurde wieder in seinen Blickwinkel geschoben. Nein, sinnlos war sie nicht...

Es war nun Punkt ein Uhr. Eigentlich war es fünf nach Eins, aber laut der Turmuhr, die nur ein kleines Stück entfernt stand und aus dem Dächermeer, nein, dem Dächersee wohl eher, hervor stach, war es genau 13 Uhr. Ein lautes Gong ertönte, laut hörbar in dem gesamten Dorf, auch auf dem Bahnhof hallte es deutlich wieder. Was aber weit störender auf Emaru wirkte als die fehlerhafte Zeitanzeige, war, dass der große Baum in der Dorfmitte begann, sich zu bewegen. Die Baumkrone flatterte, und schon erhob sich etwas daraus. Eine einzelne Krähe, die den Weg in die Luft gefunden hatte. Daraufhin noch eine und noch eine. Bald darauf war nicht ein einziges Blatt mehr an dem Baum, der zuvor so... Nein, eigentlich hatte er nach nichts besonderem ausgesehen. Dieser Anblick war weit beeindruckender: Die Luft war angefüllt mit den schwarzen Vögeln, die sich aus dem gesamten Straßennetz erhoben. Aus jeder kleinen Gasse, von jedem Platz und natürlich auch aus den Baumreihen um die Stadt herum begaben sich diese wunderschönen, schwarzen Wesen nach oben, damit sie jeder bestaunen konnte. Einige kamen auch hinüber zum Bahnhof, und der Finstermagier streckte seinen rechten Arm aus, um ihn danach nicht mehr zu bewegen, bis tatsächlich eine Krähe darauf landete. So langsam er konnte, bewegte er ihn näher an sich heran, darauf achtend, den Schnabel seinem Gesicht nicht zu nahe zu bringen. Er hatte sich schon oft mit Vögeln beschäftigt, war sich aber noch immer etwas unsicher. "Ich liebe Krähen", sagte er ruhig, aber laut genug, damit Taya es gut hören konnte. "Sie sind wirklich wunderschön, findest du nicht? Schwarze Kreaturen, die den Himmel bedecken und in ihrer vollkommenen Eleganz über ihn tanzen... Glamourös und elegant, könnten sie auf irgendeine Art noch verbessert werden? Ich glaube nicht. Er ließ den Vogel wegfliegen und wandte sich wieder seiner Begleiterin zu. Mit einem Lächeln auf den Lippen sprach er zu ihr, dieses Mal ohne die Gebanntheit, die zuvor seine Stimme dominiert hatte: "Vielleicht sollten wir uns aber nun ins Dorf begeben, was meinst du? Die Leute werden nicht einfach zu uns kommen und uns von ihren Diebessorgen erzählen, also, sollen wir gehen?" Jawohl, er fragte sie. Anstatt einfach selbst zu entscheiden, fragte er. So gehörte es sich eben. Nun, was sagte sie also...?

Im Zug angekommen suchte sich Taya sogleich einen Fensterplatz, schlug die Beine übereinander und packte erneut ihr Zeichenzeug aus. Die Schwalbe war noch immer ein großes Thema, es ließ sie einfach nicht los. Da Gesprächsthemen gerade sowieso etwas mau waren, wirkte dies nicht einmal unhöflich.
Viel Zeit zum Zeichnen blieb ihr dann allerdings nicht, denn schon bald kam man in dem Städtchen Kuchiki an. Eine trostlose Gegend und es war tatsächlich kaum vorstellbar, dass es hier tatsächlich wohlhabende Menschen geben sollte. „Lassen wir uns mal überraschen, wer weiß.“, sie lächelte Emaru an und wollte gerade loszischen, besann sich dann aber doch eines Besseren. Immerhin war er ja Leiter und es gab so einige die sich in ihrer Autorität missachtet fühlten, wenn man selbst aus gutem Willen die Initiative ergriff.
Irgendwie ertönte plötzlich von der Turmuhr her ein lauter Gong. Die Verträumte Taya zuckte kaum merklich zusammen. Raben stiegen aus dem Baum direkt vor ihrer Nase auf und verliehen dem Ganzen eine unglaublich unheimliche Atmosphäre. Ein kalter Schauer lief über ihren Rücken, Emaru hingegen wirkte unglaublich gebannt von der ganzen Szenerie. Jaja, hier fühlte er sich wohl, das hatte sie auch nicht anders erwartet. Er setzte sogar noch eins drauf, streckte seinen Arm aus und auf diesem landete tatsächlich einer dieser prächtigen Rabenvögel. Interessiert musterte sie das Tier, die schwarzen Knopfaugen, so ausdrucksstark und irgendwie auch voller Gefühl. Seig glänzendes Gefieder und ein wohlproportionierter Körper. „Wow.“, hauchte Taya das Wort in den Wind, welcher nebenbei verspielt durch ihre Haare fuhr und das was einst Frisur war, in die Lüfte hob. „Ein Trick?“, meinte die keck lächelnd, konnte sich aber gut vorstellen, dass dies nichts mit irgendwelchen Taschenspielertricks zu tun hatte. Übrigens interessant, ein Finsternismagier der Raben mag, irgendwie klischeehaft oder? Unglaublich wie er von ihnen schwärmte, ein grinsen konnte sie sich an dieser Stelle nicht verkneifen. „Es sind wirklich wunderschöne Tiere.“, fügte sie nicht ganz so fasziniert wie er an, dennoch merkte man, dass sie tatsächlich Interesse hegte.
„Ja eine gute Idee, teilen wir uns auf oder bleiben wir zusammen?“

Aufteilen? Zusammenbleiben? Musste sie ihm diese Frage stellen? Armer Emaru, so eine schwere Entscheidung... Schwierig? Wieso schwierig? Wir bleiben mit ihr zusammen, ist doch klar! Aber für die Quest wäre es sicherlich besser, wenn wir uns aufteilen... Wieso besser? Eine einzelne Person würde schon reichen, also warum solltest sie gehen lassen? Das ergab Sinn. Die Anzahl an Informationen wird sich dadurch wohl kaum verändern... "Okay, ich schätze, wir sollten zusammenbleiben, schließlich war bisher noch keiner von uns hier, oder?" Er fragte nur aus Höflichkeit, denn er war sich ziemlich sicher, dass sie noch nicht in Kuchiki gewesen war. "Also gut, dann lass uns gehen..." Damit setzte er sich auch schon in Bewegung, langsam zwar, aber trotzdem. Noch immer faszinierte ihn das Schauspiel, das sich über ihm bot, mit den Vögeln, die ihren Tanz durch den Himmel fortführten. Zusammen bewegten sie sich, in sich immer wiederholenden Figuren, tauschten unablässig die Partner, flogen alle möglichen Figuren. Einfach faszinierend und so... so... wunderschön. Wären die Menschen doch bloß auch so gelungen wie der Rest der Natur...

Im Inneren des Dorfen war der Blick nach oben recht eingeschränkt, da die Gassen recht eng waren. Der Ausschnitt des Himmels, der sich im Sichtbereich des Finstermagiers befand, zeigte einen Teil des Tanzes, den die Krähen aufführten, der nicht annähernd so schön aussah, wenn man nicht das volle Ausmaß im Blick hatte. Daher senkte Emaru seinen Blick herunter und sah gerade über den Weg. Nicht ein Mensch war zu entdecken, daher ging er weiter, bis er auf einen kleinen Platz kam. Nun standen die beiden vor der Kirche, und der Junge konnte sich einen Blick in den Himmel nicht verkneifen. Von dieser Stelle aus, so klein der Platz auch war, konnte man den Vögeln wieder einiges an Schönheit abgewinnen. Daher brauchte er erst einige Sekunden, ehe er sich davon wieder losreißen konnte, um einen der umstehenden zu befragen. Die Auswahl fiel nicht sonderlich schwer, da nur zwei Personen dort standen und miteinander redeten und sie sich scheinbar gerade verabschiedeten. Es waren ein Mann und eine Frau, beide schon recht alt, auch wenn die Dame um etwa zehn Jahre jünger war. Wie wohl der Altersdurchschnitt dieses Dorfes war...?
Auf jeden Fall verschwand der Mann in der nächsten Gasse, und Emaru machte sich auf, diese Gelegenheit zu nutzen. "Guten Tag, meine Dame", begann er freundlich, und schon fuhr er fort: "Wir hätten gerne eine Kleinigkeit von ihnen gewusst. Wissen sie, ich habe gehört, dass es hier in letzter Zeit einige Diebstähle gab, und natürlich mache ich mir deshalb sorgen, wo meine reizende Begleitung und ich doch noch etwas bleiben müssen." Pure Improvisation natürlich, genau darauf baute er in diesem Fall. Bei den Worten "reizende Begleitung" hatte er mit der rechten Hand eine Geste in Richtung Taya gemacht, und sein Lächeln hatte in eine vollkommen andere Dimension eines Lächelns gewechselt, ohne sich zu vergrößern. Nun hatte es einen leicht wilden Touch, und tatsächlich war so etwas wie Begierde darin zu erkennen. Nach ungefähr einer halben Sekunde war es wieder genauso wie zuvor, dennoch wirkte die Frau ein wenig abgeschreckt, weshalb er sich räusperte und fortfuhr. In jedem Fall würde ich gerne wissen, wie aktuell diese Information ist und ob es bereits, sie wissen schon, einen Verdacht gibt oder so. Immerhin muss man so etwas doch wissen..." Damit schloss er und sah sie freundlich an, sein Kopf leicht zur Seite geneigt. Die Dame, der er gegenüber stand, schien allerdings leicht eingeschüchtert. Und etwas angewiedert. Was sie wohl hat...? "Ähm... entschuldige bitte, Junge, aber ich... ich bin sehr beschäftigt und muss jetzt gehen!" Nein, das war nicht akzeptabel. Emaru musste sie aufhalten. Ohne das Lächeln auf seinem Gesicht auch nur im Geringsten zu verändern, sprach er weiter: "Wir beiden sind Mitglieder der Gilde Blue Pegasus und hier, um uns dieser Sache anzunehmen. Ich wollte auf einer persönlichen Ebene mit dem Gespräch beginnen, aber darauf sind sie unglücklicherweise nicht angesprungen, daher muss ich es jetzt auf die professionelle Tour versuchen. Wenn sie mein Gildenzeichen sehen wollen, es befindet sich auf meiner rechten Schulter!" Er zog sein Hemd und seine Jacke an der Schulter ein Stück herunter, damit sie es sehen konnte, und ließ es dann wieder zurückschnellen. "Wo hast du eigentlich dein Zeichen, Taya?", fragte er und wandte sich dabei von der Frau ab, mit der er sich unterhielt. Aufgrund der Unhöflichkeit dieser Geste zuckte er gleich darauf zusammen und hatte nun ein gewisses Problem: Er konnte sich nicht einfach Taya abwenden, aber auch nicht weiter mit ihr sprechen. Er entschied sich dafür, kurz zu nicken und sich dann langsam zu der Dame umzudrehen. "Entschuldigung, ich habe mich ablenken lassen. Ich brauche möglichst viele Informationen über die Diebstähle, erzählen sie bitte, was sie wissen." Die Frau wirkte noch immer sehr verwirrt, ließ sich aber langsam zum Reden bringen. Sie sagte, es gäbe eine Familie mit einem recht aufmüpfigen jungen, der sich als leicht geldgierig herausgestellt hatte, und erzählte, dass in der letzten Zeit schon dreizehn Diebstähle verübt worden waren, davon sogar zwei bei ihr und ihrem Mann. Scheinbar wurde kein Geld gestohlen, nur glänzende Dinge, wie Ketten, Ohrringe und sogar einmal ein paar Schlüssel. Schlüssel? Wer zum Teufel klaut denn bitte Schlüssel? Verrückt... "In Ordnung, sie waren eine große Hilfe. Wissen wir, wo wir diesen Jungen finden können?" "Er... Er lebt gleicßh in dieser Straße, gleich das dritte Haus. Kaum zu verfehlen..." Nachdem er sich noch einmal bedankt hatte, wollte sich Emaru bereits auf den Weg machen, doch eines konnte er sich nicht verkneifen. "Kennen sie den ungefähren wert der bisher gestohlenen Dinge? Nur, um den Modus Operandi des Diebes bestimmen und ihn leichter überführen zu können." Der Modus Operandi, die Operationsweise eines Diebes. Unterscheidet sich von Exemplar zu Exemplar. "Nun, das ist ganz unterschiedlich. Tatsächlich hat er einige wertlose Dinge gestohlen, aber auch ein paar wirklich teure Schmuckstücke!" Also gibt es hier so etwas wie wertvollen Schmuck... Glück gehabt. "Vielen Dank für diese Auskunft. Wir werden uns jetzt zu der genannten Familie begeben, um dem Jungen ein paar Fragen zu stellen. Kommst du, Taya?" Und nun machte er sich tatsächlich auf den Weg. Was würde ihre neue Zielperson wohl so hergeben?

Taya nickte nur. Ihr war es ganz recht gemeinsam umherzustreifen und Informationen zu sammeln. Man hatte immer jemanden zum Reden, war nicht allein und konnte sich gegenseitig unterstützen. Teamarbeit eben. Emaru an sich schien ziemlich zuverlässig, er war nett und höflich und irgendwie stimmte hier die Chemie. Sollte heißen: es gab deutlich miesere Teams.

Emaru ergriff die Initiative und verwickelte sogleich eine Frau ins Gespräch. Während er redete stand sie da und lächelte sie warm und sanft an. Wie er das Gespräch führte war irgendwie sehr seltsam und allgemein wusste sie einfach nicht so recht, was sie von ihm denn nun halten sollte. Einerseits war er lieb und nett, auf der anderen düster, verrückt, unheimlich aber trotzdem verdammt interessant. Finsternismagier schienen so etwas an sich zu haben. Mal davon abgesehen, dass Emaru die Frau regelrecht einzuschüchtern schien, lief das Gespräch recht gut und man erhielt benötigte Informationen.
Logischerweise begab man sich nun auf den Weg zu dem besagten Haus und Verdächtigen. Die Kurosawa glaubte nicht wirklich daran, dass es tatsächlich der Junge war, dafür war es viel zu einfach. Es war ja meistens so, dass solche augenscheinlich klaren Sachen immer einen Hacken besaßen.
Kurz bevor man das Ziel erreichte, hörte man bereits laute Stimmen durch die Straße hallen. Irgendjemand stritt sich da und schien nicht in der Lage das Ganze entspannt und in einem einigermaßen angemessenen Ton zu regeln. Wie sich bald herausstellen sollte, war es die Zielperson, welche sich gerade in einer heftigen Auseinandersetzung befand. Vorerst spielten Emaru und Taya lediglich Beobachter und bewegten sich immer mehr an das Geschehen heran. „Natürlich hast das Erbstück meiner Frau entwendet!“ „Nein habe ich nicht! Wie soll ich das denn bitte machen? Ich kann doch nicht fliegen oder so etwas!“, widersprach Kaito heftig. Der ältere Mann vor ihm wedelte drohend mit seiner Faust in der Luft rum und hatte bereits jetzt einen hochroten Kopf. Aber erst einmal zu Kaito. Er war 15, besaß einen durchtrainierten Körper, war groß und wirkte aufgrund seiner zerfetzten Jeans und der Lederjacke wie der Flegel schlechthin. Wildes, zerzaustes Haar und rehbraune Augen. Auch behielt er seine selbstbewusste Körperhaltung selbst in Angesicht mit der Aggressivität hoch zehn bei. Bewundernswert. Erster Eindruck? Ginge man nach den Klischees, so passte niemand in diesem Dorf besser in die Rolle des Täters als dieser Junge.
Die Auseinandersetzung endete schließlich mit einem empörten Abwenden von Kaito. Der Mann donnerte ihm noch der Reihe nach Beschimpfungen und Drohungen nach, die den Jungen allerdings kalt zu lassen schienen. „Wir würde sagen, schauen wir mal was uns der Typ da zu sagen hat, wobei es mir immer noch am liebsten wäre den Jungen gleich zu befragen. Vielleicht wäre es aber klug doch erst ein paar Informationen über ihn zu sammeln, um letztlich eine besser Gesprächsgrundlage zu besitzen. Du weißt schon, ihn unter Druck setzen und versuchen die Wahrheit zu erfahren. Vielleicht ist er auch unschuldig und alle Welt hat schon wieder Vorurteile.“, den letzten Satz sprach sie mit besonderer Betonung. Vorurteile, Klischees und Massenwahn, eines der Lieblingsdiskussionsthemen Tayas.

So ein Aufzug, und dennoch so feige... ich bin froh, dass ich nicht mit jemandem wie ihm leben muss. Ich meine, versteh das nicht falsch, ich mag dich immer noch nicht, aber der... Shi konnte einfach nicht anders, als Emaru seine Meinung mitzuteilen. Allerdings hatte er nicht ganz Unrecht, dafür, dass sich der Junge so aufspielte, war er echt feige. Nicht nur, dass er versucht hatte, die Diskussion schreiend zu Ende zu bringen - wie erbärmlich - lief er dann auch noch davor weg. Mit solchen Leuten wollte Emaru nichts zu tun haben. Gleichzeitig war ihm aber auch klar, dass dieser Junge kaum ein Dieb sein würde. Nicht nur fehlende Courage und Ruhe, sondern auch vollkommen ohne jede Eleganz - er wäre nicht fähig, sich in ein Haus zu schleichen oder durch Fenster zu klettern, ohne bemerkt zu werden. Wie konnten diese Leute ihn bloß´verdächtigen? Menschen waren einfach dumme Wesen... ...Ich könnte sicher einen guten Dieb abgeben... Natürlich kann ich das als Mitglied einer Gilde nicht machen. Er warf einen kurzen Blick zu Taya. Und ganz sicher werde ich diese Gilde erst einmal nicht verlassen. Dann begann das Mädchen auch schon, ihren Kommentar zu der Situation abzugeben, und Emaru lauschte ihr. Sie wollte den Verdächtigen unter Druck setzen? Wie amüsant. Den letzten Satz jedoch, über die Vorurteile, fand Emaru nicht nur sehr interessant, sondern auch noch recht stimmig. "Vorurteile... Vorurteile sind eine Eigenschaft der Menschen, die sie wahrscheinlich niemals ablegen werden. Sie sind wie Lügen... Jeder Mensch glaubt, dagegen zu sein, und dennoch sind sie ein großer Bestandteil unserer Gemeinschaften... Es ist traurig..." Nun drehte er sich zu ihr um, seine Augen blitzten auf in der Sonne, und er schloss sie einen Moment, ehe er seinen Blick auf das Gesicht seiner Gefährtin richtete. "Aber ich schätze, du hast recht, wir sollten wohl erst einmal mit dem Mann sprechen. Meiner Meinung sollten wir auf jeden Fall herausfinden, wo der Junge öfter anzutreffen ist. Übrigens, wenn du nichts dagegen hättest, würde ich mich hier lieber etwas zurückhalten... Würdest du ihn übernehmen?" Ihre Antwort erwartend sah er sie an, doch noch ehe sie dazu kam, ließ sich ein lautes Krähen hören. Auf dem Platz befanden sich inzwischen einige der Krähen, die sie schon zuvor getroffen hatten, scheinbar auf der Suche nach Futter. Auf jeden Fall hüpften sie auf dem Platz herum, reckten die Köpfe und wirkten, als würden sie sich umsehen. "Hehe... unter all diesen Krähen befindet sich ein diebischer Rabe... und wir sind hier, um ihn zu fangen! Sollte es dieser Junge sein... lasse ich keine Gnade walten!" Aber er ist es nicht... er kann es nicht sein...

Ein Gähner entwich dem jungen Magier. Wie lange würde Taya wohl brauchen, um die Information aus dem alten Mann zu kriegen? Noch hatte sie ihn nicht angesprochen, gerade erst war sie losgegangen, und doch konnte Emaru sich nicht länger wach halten. An die Wand gelehnt gähnte er noch ein letztes Mal, ehe ihm endgültig die Augen zufielen. Er merkte überhaupt nicht mehr, wie sich einer der schwarzen Vögel auf seinem Kopf platzierte... Er hatte die ganze Zugfahrt über kein Auge zu gemacht, er brauchte den Schlaf einfach. Traumlos war er ein Stück weit gesunken, grazil stand er dort nicht mehr. Der Mund leicht geöffnet, leicht in die Knie gegangen, der Kopf ein kleines Stück nach rechts geschoben, die Arme schlaff hängend... Nein, grazil stand er dort nicht.

Erzählte Emaru ihr gerade tatsächlich was Vorurteile waren, ihr? Süß. Seine Predigt klang ganz danach, als wolle er so etwas auch noch rechtfertigen. Allein vom Erscheinungsbild lagen zwischen dem Jungen und Emaru Welten, vermutlich würden sich diese Unterschiede im Charakter, der Einstellung, wenn nicht sogar anhand der Intelligenz und sozialen Kompetenz erweitern. Wie viel Vorurteile in Emaru hinsichtlich des Jungen schlummerten konnte man nur erahnen, aber sie würde ihre Hand dafür ins Feuer legen. Zum ersten Mal an diesem Tag erntete der Finsternismagier wenig Sympathie, eher noch Minuspunkte. Die Kurosawa verachtete Menschen, die viel sagen konnten, aber entweder anders dachten, oder eben komplett anders handelten. Natürlich wohnten jedem Menschen Vorurteile inne und es wäre verdammt schlimm wenn nicht, aber man sollte diese gefälligst unter Kontrolle haben und auch nicht versuchen irgendetwas in der Hinsicht zu rechtfertigen. Sobald man begann sich für etwas zu rechtfertigen ist es doch eh schon gelaufen.
Aber zurück zum Wesentlichen, während Emaru sich eine Pause gönnte, bewegte sich Taya zu dem Mann. Höflich Lächelnd trat sie an diesen heran und begrüßte ihn mit einem netten: „Ohayo gozaimasu.“ Für überschwänglich fröhliche Gesten war an in dieser Situation kein Platz, immer hin hatte der nette Mann soeben noch einen Wutanfall bekommen. „Entschuldigen sie die Störung haben sie kurz Zeit? Ich bin von der Gilde Blue Pegasus und meine Aufgabe ist es die Sache mit den Diebstählen aufzuklären. Ähm ja… was können sie mir denn alles über diesen Jungen erzählen?“

[Out: ich geh mal von aus du spielst den NPC?]

[Out: Jawohl, das übernehme ich dann mal.]

Eine Unverschämtheit war das! Erst bestahl er ihn, dann stritt er alles ab und jetzt ließ er ihn auch noch einfach so stehen! Kaito war ein verdammt dreistes Kind. Es konnte kaum offensichtlicher sein, dass er der Dieb war, den alle suchten. Nur konnte man ihm unglücklicherweise übherhaupt nichts nachweisen. Dieser Junge musste verdammt geschickt sein, und wahrscheinlich verbarg er bloß seine wahre Intelligenz. Ein bösartiges Genie war er, jawohl! Aber man bestahl nicht einfach so andere Leute, was dachte er sich bloß dabei! Wenn es sein müsste, würde wahrscheinlich jeder in der Stadt bereit sein, ihn eigenständig ins Gefängnis zu schleifen oder auch in die Wüste, um ihn endgültig los zu werden.
Allerdings wurde die Wut des Mannes abgelenkt von einem Mädchen. Ein Mädchen, das etwas kleiner war als er, ihn dafür aber eindeutig im Punkt Aussehen übertraf. Sie war wahrscheinlich 16 oder 17, und in der Richtung, aus der sie kam, war ein Junge des ungefähr gleichen Alters zu sehen, der sich an eine Wand lehnte und gähnte. Das Mädchen vor ihm dagegen stand aufrecht und sah ihn direkt an, eindeutig war sie ausgeschlafener als ihr kleiner Freund. Sie sprach ihn in festem Ton an und fragte nach dem Jungen in Zusammenhang mit den Diebstählen. Selbst jemand, der einer unparteiischen Gilde angehörte und gerade erst in die Stadt gekommen war, schien Kaito zu verdächtigen. Ein gutes Zeichen dafür, dass all die Dorfbewohner richtig lagen. "Hahaha... Mädchen, man stellt sich vor, ehe man solche Fragen stellt", sagte er lachend und zeigte ihr, dass es ihm nicht wirklich etwas ausmachte. "Mein Name ist John. Und der Junge von eben war Kaito. Er war schon immer ein ziemlicher Rebell, er hört auf niemanden, respektiert niemanden und kommt so gut wie nie in den Unterricht. Ich weiß das, weil meine Frau ihn unterrichtet. Und wenn er fehlt, verschwinden auch fast immer irgendwelche Dinge, es ist also kein Wunder, dass er verdächtigt wird, nicht wahr? Außerdem hat er schon als Kind immer alles mögliche genommen, wenn es nur geglänzt hat. Das sagen auf jeden Fall seine Eltern immer, und warum sollten sie lügen? Es ist vollkommen klar, dass er schuldig ist!" Inzwischen war er nicht mehr so freundlich wie zuvor, über Kaito zu reden hatte ihn aufgebracht. Den letzten Satz hatte er sogar teilweise geschrien. Jetzt versuchte er, sich wieder zu fassen. "Entschuldige bitte, seit er auch meine Frau bestohlen hat, nimmt mich das ziemlich mit. Aber wenn ihr ihn sucht, solltet ihr mal zu dem Brunnen in der Nähe des Stadtrandes suchen, der ist westlich von hier. Er ist meistens dort, aber heute werdet ihr ihn wohl nicht mehr finden. Siehst du?" Er zeigte gen Himmel, wo sich bereits einige Regenwolken angesammelt hatten. Scheinbar würde es bald nur so herniederprasseln. "Es regnet hier nicht sehr oft, aber wenn es mal passiert, dann verzieht sich Kaito irgendwohin. Keiner weiß, wo er dann ist, nicht einmal seine Schwester, obwohl sich die beiden mal so nahe standen... Außerdem wird nichts gestohlen, wenn es regnet." Wieder ein Zusammenhang. Das konte ja wohl kaum ein Zufall sein. "Wenn du und dein Freund einen Platz zum Schlafen sucht, könnt ihr bei uns übernachten. Meine Frau hat sicher kein Problem damit, außerdem ist sie richtig begeistert von Magiern. Ach, übrigens, was deinen Freund angeht..." Er zeigte auf den Jungen, der noch immer an der gleichen Wand stand wie zuvor, jetzt allerdings zu schlafen schien. Auf seinem Kopf hatte sich eine Krähe eingenistet, die keinerlei Anstalten machte, ihren Platz zu verlassen. "Vielleicht solltest du ihn mal aufwecken..."

Natürlich, ihr Name, so ein Mist aber auch. Naja so etwas konnte schon mal passieren, nicht schön aber nicht unbedingt ein Grund um gleich loszuheulen. Tief einatmen und weiter geht es. Es hatte eben Vorteile Mitglied einer Gilde zu sein, welche ihr Hauptquartier fernab der eigenen Eltern besitzt. Von ihrer Mutter hätte sie andernfalls an dieser Stelle deutlich mehr Ärger bekommen, als von diesem älteren Herrn. Lachend stand er vor ihr, die Wut, welche ihn noch wenige Augenblicke zuvor erfüllte, schein wie weggeblasen.
„Entschuldigung, Taya Kurosawa mein Name.“, fügte sie nach wie vor lächelnd an. Während John erzählte, machte sich die Kurosawa gedanklich die eine oder andere Notiz. Was er sagte klang teilweise nach bösartigen Vorurteilen und gespinne, andererseits nach ziemlich vielen Zufällen die den Jungen schon ein bisschen verdächtig wirken ließen. Aber im Ernst, dass wäre doch alles zu einfach und nach versteckter Intelligenz klang dies alles nicht. Und selbst wenn, dann besaß der Alte vor ihr sicher nicht das Maß an Intellekt um Kaito zu durchschauen. „Vielen Dank für die Informationen, auf das Angebot mit dem Schlafplatz würden wir sehr gern zurückkommen, das ist immer so eine Sache, etwas Kostengünstiges zu finden. Selbst als Magier verdient man widererwarten wenig. Entschuldigen sie mich einen Augenblick.“, Taya verbeugte sich, machte auf dem Absatz kehrt und lief auf Emaru zu. Am liebsten hätte sie ihm einen Eimer kaltes Wasser ins Gesicht geschüttet, den hatte sie aber leider Gottes gerade jetzt mal nicht parat, also doch anders. Sie stelle sich vor den Jungen, senkte den Kopf und schaute ihm direkt ins Gesicht. „Guten Morgen Emaru-san.“, trällerte sie mit sanfter Stimme in sein Ohr. „Folgendes, unsere Zielperson nennt sich Kaito, er scheint wie eine kleine Elster von allem angezogen zu werden was glitzert. Finden können wir ihn an einem Brunnen ganz in der Nähe, da es aber wohl bald regnet scheinen unsere Chancen schlecht zu stehen. John hat uns einen Schlafplatz angeboten, so müde wie du bist…sollten wir das Angebot vielleicht annehmen. Jedenfalls scheint mir das Ganze suspekt. Sogar die eigenen Eltern beschuldigen ihren Sohn, Beweise sind bisher aber noch nicht aufgetaucht. Alles stützt sich auf vage Vermutungen.“

Als Taya ihn weckte, hob Emaru nur leicht den Kopf, auf dem sich nach ein paar Sekunden ein müdes Lächeln abzeichnete. "Ah, hallo Taya. Schon wieder da...?", murmelte er, ehe sie zu Sprechen anfing. Er war wohl noch immer ziemlich müde, ihre Worte klangen leicht gedämpft und es fühlte sich an, als würde etwas Schweres auf seinem Kopf liegen. Tayas Worte hörte der Junge zwar, sie waren ihm allerdings nicht sofort bewusst, er musste alles noch einmal in seinem Kopf durchgehen. Der angeblich Verdächtige hieß Kaito und passte wohl sehr gut auf das Bild einer Person, die glitzernde Dinge stehlen würde, auch wenn es nur Schlüssel waren. Und er verbrachte seine Zeit gern an einem Brunnen, aber nicht, wenn es regnete...? Aber wieso hielt sie ihn für müde? Vielleicht, weil er eben noch an eine Wand gelehnt geschlafen hatte, das klang plausibel. Einen Moment... "Wir haben einen Schlafplatz umsonst?", fragte er aufgeregt und sprang in eine absolut aufrechte Position, voller Spannung und Freude. Plötzlich hörte er ein Flattern über ihm, der Druck auf seinem Kopf erhob sich und er spürte, wie ein paar seiner Haare schmerzhaft aus seinem Kopf gerissen wurde. Emaru sah auf, um zu sehen, wie eine Krähe sich in die Luft begab, die es sich offenbar auf seinem Kopf gemütlich gemacht hatte. Ein kurzer Lacher entkam seinem Mund, während er begann, seinen Nacken zu reiben. "Hehe... wie es aussieht, mögen mich die schönsten Wesen dieses Planeten wohl recht gern. Da wären die Krähen...", sagte er, und blickte seiner Partnerin dann direkt in die Augen. "... Und du magst mich doch auch, nicht wahr?" Dabei bemerkte der Magier überhaupt nicht, wie sich auf seiner bleichen Gesichtshaut eine leichte Rötung abzeichnete. Danach ging er auf den Mann zu, mit dem Taya soeben gesprochen hatte, um ihm für das Angebot mit der Übernachtung zu danken.

Als die drei an Johns Haus ankamen, merkte Emaru sofort, dass es so aussah wie sämtliche anderen: altmodisch, größtenteils aus Holz und etwas verlottert. Im Bereich um die ungefärbte, hölzerne Tür, die sich sicher mit einem Tritt zerstören lassen würde, suchte man erfolglos nach einer Klingel, die sich über der weißen, abblätternden Farbe befinden sollte. Ein richtiges Türschloss ließ sich ebenfalls nicht erkennen, aber als sie das Häuschen betreten hatten, schob John von innen einen kleinen Eisenriegel vor. Sie standen jetzt gerade in einer kleinen Kammer, mit einem Garderobenständer aus Holz und einem kleinen Schuhschrank. Direkt daran angeschlossen, ohne eine Tür dazwischen, war das Wohnzimmer zu sehen. Dessen Inhalt bestand aus einer großen Couch, einem Sessel, einem relativ großen, eckigen Glastisch, der offenbar als Couchtisch gedacht war, und einem runden, weiß lackierten, alten Esstisch mit dazu passenden Stühlen. Aus diesem Raum führten zwei Türen, von denen eine offen stand, scheinbar war dahinter die Küche. Auf jeden Fall standen dort ein Kühlschrank und eine Spüle, in der einige schmutzige Teller standen, weshalb diese Annahme durchaus nicht aus der Luft gegriffen war. Die andere Tür würde wohl zum Schlafzimmer führen, und logischerweise würde an dieses angschlossen ein Bad zu finden sein. Irgendwo musste es ja sein. Alles in allem wirkte die Wohnung etwas schäbig, aber natürlich würde Emaru nie etwas dazu sagen. Schon gar nicht, wenn sie hier umsonst übernachten konnten.
Als sich der Tag dem Ende näherte, stellte sich natürlich die Frage, wo die beiden Magier denn genau schlafen sollten. Die Antwort darauf kam von Johns Frau, als sie mit ihrem Mann den Raum vor dem Sofa freiräumte, wobei sie das Hilfsangebot Emarus freundlich ablehnte. Als nächstes wurde diese Couch ausgezogen und so zu einer Art Bett, in dem problemlos zwei Personen Platz finden würden. Emaru wäre das bloß recht, allerdings war davon auszugehen, dass Taya das anders sehen würde. Daher wartete er, bis das ältere Ehepaar den Raum verlassen hatte, und wandte sich an sie: "Naja, sieht so aus, als gäbe es hier nur die eine Schlafgelegenheit... Wenn du ein Problem damit hast, dass wir uns ein Bett teilen müssen, kann ich auch auf dem Boden schlafen..." Man kann ja nicht von dem Mädchen erwarten, sich auf die Erde legen zu müssen. Auchv wenn sie es sein würde, die das Problem mit der Situation hatte, musste er als Junge die Konsequenzen tragen für das, wofür er nichts konnte. Ein gutes System hatte die Menschheit eindeutig nicht...

Vielleicht hätte sie doch das Wasser wählen sollen, dann wäre er nun wenigstens zurechnungsfähiger. Taya schmunzelte in sich hinein, während sie erläuterte, welche Informationen sie zusammengetragen hatte. Lustiger Weise war Emaru urplötzlich wieder voll da, als sie erwähnte es gibt einen Schlafplatz umsonst. Das musste sie sich merken, definitiv. „Ja einen Schlafplatz.“, wiederholte sie ruhig, dennoch freudig. Eben nicht so aufgekratzt wie er.
Übrigens war diese Krähe auch ganz nett, der Junge vor ihr schien sie anzuziehen, vielleicht waren das auch einfach nur besondere Vögel in dieser Stadt, abgerichtet auf Personen wie ihn. Seine Röte im Gesicht und das Kompliment entgingen ihr im Übrigen auch nicht. Still genießend lächelte sie lediglich, wie so oft. Man konnte denken sie nahm dies gar nicht wahr, doch das tat sie. „Natürlich mag ich dich.“, fügte sie an, drehte sich dann um und folgte ihm.
Johns Haus weckte bei Taya ein gewisses Gefühl von Heimat. Alte Häuser wirkten anziehend auf sie, von innen allerdings war es alles andere als einladend. Sie war durchaus einen anderen Lebensstandart, vor allen aber eine andere Ordnung gewöhnt. Aber man konnte eben nicht alles haben, richtig? Nase rümpfen kam gar nicht in Frage, nicht einmal dann, als das Sofa ausgezogen wurde und sich herausstellte, dass beide gemeinsam dort schlafen sollten. Nach wie vor lächelnd bedankte sie sich nochmals bei dem Ehepaar. Als dieses schließlich das Zimmer verlassen hatte, wandte Emaru sich an sie. „Ein Problem? Nicht doch und wenn du nicht schnarchst, dann hast du auch keins mit mir.“, sie zwinkerte, schritt dann in die Mitte des Zimmers und ließ den Blick schweifen. Alles wurde ausführlich gemustert, erst oberflächlich, dann begann sie so leise wie möglich einen Blick in diverse Türen und Kästen zu werfen. „Hast du vor jetzt schon zu schlafen? Ich würde mich gern noch etwas in der Stadt umschauen und einige Passanten befragen. Vielleicht können wir sogar Kaito auftreiben? Würde uns die Arbeit auf jeden Fall erleichtern und binnen weniger Tage sind wir wieder hier weg.“, die Kurosawa legte den Kopf leicht schief. In den Türen und Kästen befand sich übrigens nichts. Kein Schmuck, kein Mengen an Geld, nur vereinzelt irgendwelche Briefe und wenn überhaupt dann hier und da die eine oder andere Münze. John und seine Frau gehörten offensichtlich eher der Unterschicht an. Tja und diesen Menschen lagen sie gerade auf der Tasche. Aber so war das eben, diese Leute hatten meist noch mehr Ahnung von Dingen sie Gastfreundschaft und Ehrlichkeit. Aber warum sollte dann jemand wie Kaito diese Leute bestehlen?