Stormroad – ein kleines Dorf am Mount Hakobe, welches allerdings auch schon hoch genug liegt, um ein schön verschneites Bild abzugeben. Die Dächer der kleinen Häuser ächzen vor allem im Winter unter dicken Schneedecken, aus denen immer mal wieder ein rauchender Schornstein herausragt. Außerdem bietet sich ein wunderschönes Panorama auf das ganze Gebirge, insbesondere auf den Mount Hakobe selbst – zumindest dann, wenn die Berge nicht in Wolken oder Hochnebel versinken. All dies sorgt für eine recht romantische Stimmung in dem kleinen Städtchen, was dieses zumindest im Sommer zu einem besuchenswerten Ort macht.

cf: Let it snow

Und was taten unsere Helden? Deren Zug fuhr gerade in den Bahnhof ein, während sie mittlerweile wieder vereint in ihrem Abteil saßen.
Als die Kabane aufgewacht war und den Zettel bemerkt hatte, den ihr Begleiter ihr dreister Weise einfach in die Hand gesteckt hatte, war sie außer sich gewesen. Erst hätte sie ihn dafür am liebsten ein weiteres Mal erwürgt, danach war der Magierin allerdings aufgefallen, dass sie die Nervensäge damit zumindest für einige Zeit los war. Diese Tatsache hielt Yureiko allerdings nur davon ab, nicht direkt in den Speisewagen zu stürmen und den verfressenen Kerl direkt an seiner Augenklappe zurück in ihr Abteil zu zerren. Die Standpauke, die sie ihm bei ihrer Rückkehr halten gewollt hatte, die hatte sie sich nämlich nicht nehmen lassen – auch, wenn sie wohl keine besondere Wirkung erzielt hatte, wie es wahrscheinlich alles tat, was man zu ihm sagte. Wenigstens war er danach zumindest auf der restlichen Fahrt halbwegs still gewesen.
So viel zur Vergangenheit, nun zurück zum gegenwärtigen Geschehen. Der Zug war mittlerweile zum Stillstand gekommen und die junge Blondine schulterte ihren Rucksack, nachdem sie sich von ihrem Sitzplatz erhoben hatte.
„Stormroad, Endstation. Wir danken ihnen für ihre Fahrt und hoffen, dass sie uns bald wieder beehren.“
Da waren sie also, im kleinen Dorf Stormroad, unweit des Mount Hakobe. Es war deutlich kälter als in ihrer Heimat, aber zum Glück war sie durch Mantel und Handschuhe gut geschützt. „Wir sollten die Masken aufsetzen, die Luft hier könnte schon voller Krankheitserreger sein. Und dann machen wir uns so schnell wie möglich auf Richtung Aufstieg, ich möchte nicht so lange hier unten bleiben.“ Mit diesen Worten zog die Kabane sich ihre Maske über Mund und Nase und machte sich mit ihrem Begleiter im Schlepptau auf den Weg.

Es dauerte eine Weile, bis Souta aus dem Durchzug-Modus wieder auftaute und bemerkte, dass der Zug stehen geblieben war. Erst als die blecherne Stimme des Ansagers, die ihren Zielort als 'Stormroad' auswies, den Ort, den sie für ihre Mission besuchen würden, öffnete er die Augen wieder. Einigermaßen satt nach seinem kleinen Snack im Speisewagen hatte er tatsächlich einfach gedöst, während Kabane-sama ihn wegen irgendetwas, was er bereits wieder vergessen hatte zusammenstauchte. War es, weil er sie berührt hatte? Weil er gegangen war? Was es auch war, es war jetzt auch egal und interessierte ihn nicht wirklich. Erst als seine Chefin sich erhob, setzte auch er sich aus seiner bequemen Position in Bewegung und rückte seine Umhängetasche zurecht, während er kurz sein Spiegelbild im Zugfenster checkte. Seuche hin oder her, das hier war ein Dorf und in jedem Dorf gab es mindestens ein hübsches Mädchen. Vielleicht brauchten sie ja einfach einmal eine eindringliche Begegnung mit ihm, um wieder gesund zu werden? Seine Gedanken begannen abzuschweifen, während er grinsend die Geländer der ausklappbaren Zugtreppe umfasste und sich neben die Transformmagierin schwang, die durch seine kurze Pause ein paar Schritte weiter als er war. Es sah sehr romantisch aus in dem Dörfchen, der Schnee auf den Dächern, in der Sonne schimmernde Eiszapfen. Die perfekte Kulisse, um Händchen haltend, eng aneinandergepresst, um sich gegenseitig zu wärmen durch die Einkaufsstraße zu bummeln und die Freundin auf Waren aufmerksam zu machen, um sich unaufällig mit der Hand ihrer Rückseite zu...Schutzmasken. Genau. Eine Kondenswolke verließ den Mund des Rothaarigen, als er erkannte, dass Kabane die geballte Romantik dieses Ortes ignorierte oder erst gar nicht aufnahm, doch auch er war nicht scharf darauf der nächste zu sein, der sich die Seuche einholte, deshalb fischte er das Teil heraus und legte es sich um. "Bereit für den Eingriff, Schwester Kabane-hime", witzelte er und sah sie dabei vollkommen ernst an, so dass erst nicht ersichtlich war, ob er damit darauf anspielte, dass sie beide Schutzmasken trugen oder einfach nur eine Gelegenheit brauchte, um die Vorstellung von Kabane als Krankenschwester zu rechtfertigen...

Dieser Kerl konnte ES nicht lassen: Er hatte ES schon wieder gemacht und Yureiko würde ihm dafür, dass er ES schon wieder getan hatte, am liebsten den Hals umdrehen – schon wieder. Souta hatte einen Witz gerissen, einen von der Sorte, bei der sich ihr die Nackenhaare aufstellten, so dumm war er gewesen. Das schlimmste an der Sache war aber noch immer, wie er sie angesprochen hatte. Schwester Kabane-hime war das Letzte, was sie von ihm hören wollte. Die Kabane war weder seine körperliche noch seine seelische Schwester und als Krankenschwester sah sie sich schon gar nicht, vor allem in seiner Nähe war ihr nicht danach zu Mute, auch nur irgendjemandem zu helfen – allerdings war das ja irgendwo Ziel ihrer Mission, weswegen sie ihren Ärger wohl oder übel runterschlucken musste, zumindest einen großen Teil. Darauf hinweisen konnte sie ihn allerdings trotzdem.
„Lass die Witze. Ich habe dir eindeutig erklärt, wie du mich anzusprechen hast. Verstanden?“ , raunte sie ihm mürrisch zu. Egal, was er antwortete: Natürlich hatte er verstanden. Souta würde es nicht wagen, ihr nicht zuzuhören, dafür hatte die Magierin wohl schon gesorgt, zumindest dachte sie das. Dennoch war es, nachdem die Gefühlsangelegenheiten nun endgültig geklärt waren, an der Zeit endlich auf den verdammten Berg zu kommen, beziehungsweise erst mal durch das Dorf. Also setzt sie sich in Bewegung und marschierte mit recht zügigen Schritten durch das Dorf. Ihr Blick wanderte über Dächer, die sich unter Schneedecken wölbten, über raureifbelegte Fenster und über gusseiserne Laternen. Stormroad war eigentlich ein ganz netter Ort. Gut, vielleicht im Winter etwas zu kalt, um hier zu leben, aber während des Sommers hätte die Kabane es hier vielleicht ausgehalten, einzig ihren Garten würde sie wohl vermissen. Der Schnee, der unter ihren Füßen knarzte, brachte sie dann sogar zum Lächeln. Ja, die winterliche Umgebung gefiel der jungen Kabane. Wenn sie doch bloß ohne diesen verdammten Rotschopf hier wäre! Mit diesem einen Gedanken war ihre gute Laune auch schon wieder verflogen. Hach, wie schön wäre es doch gewesen, wenn ich alleine hier her gekommen wäre…
Alleine war ein Stichwort gewesen. Die Straßen waren wie leer gefegt, man konnte beinahe das Gefühl haben, als wäre die Stadt verlassen. Alles in allem aber wohl auch kein Wunder, immerhin war die eine Hälfte der Bewohner erkrankt und musste deswegen das Bett hüten, während die andere wohl auch keine große Lust hatte nach draußen zu gehen, wo unter Umständen die Krankheit an allen Ecken lauern konnte. Immerhin konnten sie so durch das Dorf gelangen, ohne mit jemandem sprechen mussten.
„Ich sehe keinen Grund dafür, die Dorfbewohner über unsere Ankunft zu informieren. Wenn uns etwas passiert können sie uns sowieso nicht helfen oder suchen. Außerdem habe ich keine große Lust darauf, mich öfters als nötig mit Kranken unterhalten zu müssen, die mich vielleicht auch noch anstecken können. Wir gehen direkt auf den Berg, es wird reichen, wenn wir das Heilmittel danach abliefern. Wir wissen, allerdings nicht, wie lange wir Zeit haben. Also keine Trödeleien!“
Mit diesen Worten beschleunigte die junge Kabane ihren Gang, die sie durch die verschneite Stadt immer näher an den Berg heranführte.

Irgendwie schien Kabane-sama wirklich nicht zu bemerken, dass sie durch ihre Reaktionen Souta nur noch mehr anstachelte, sie damit zu traktieren, dass er so freundlich war, wie er nur sein konnte. Wo andere über seinen Witz gelacht hätten, regte sie sich darüber auf, dass er sie nicht mit dem ihr gebührendem Titel ansprach. Und ehe sich weiter damit zu beschäftigen, düste sie auch schon in ihrem mürrisch, zwanghaft schlecht gelauntem Zustand ab, wobei sie ihren Begleiter feixend zurückließ. Während ihr Hinterkopf, den er gerade eher zufällig auf dem Weg nach ihren Körper nach unten im Blick hatte, sich in alle Richtungen wandte und die romantische Atmosphäre des Dorfes zu scannen schien, betrachtete Souta vor allem eine Sache: Niemand war da. Und wenn sich bei seiner Ankunft weder alle Rolladen schlossen, noch Mädchen und Kinder schmachtend und schreiend auf ihn zurannten, um ein Autogramm oder eine Berührung zu bekommen - war das meist ein ziemlich schlechtes Zeichen. Aber was sollte man schon machen? Um die zugegeben relativ friedliche Stille nicht zu stören, verzichtete der Rotschopf sogar auf das Gepfeife. Natürlich hätte er sie angegrinst (durch die Maske hindurch, Souta war schließlich Souta und konnte das!), wenn sie sich umgedreht hätte. Hätte einen Stepptanz hingelegt, oder was auch immer sie nerven würde, doch gerade hatte sich das fröhliche Gesicht in eine ernste Maske verwandelt, die über die ausgestorbenen Straßen blickte, vorsichtig roch, ob es Anzeichen für Verwesung gab und die Ohren gespitzt nach dem kleinsten Geräusch hielt. Umso deutlicher hörte er also Kabane-samas Befehl, denn das war ihre Erklärung schon eher als eine freundliche Ansprache, um ihn auf eine Option hinzuweisen. Zu doof, dass er sie nicht in ihrem Triumph lassen konnte, ihn unterworfen zu haben. Schnellen Schrittes schloss Souta zu ihr auf, verschränkte wieder einmal die Arme hinter dem Kopf und begann relativ ernst - relativ, weil er dabei sprach als würde er über hübsches Wetter plaudern - seine Fragen vorzutragen: "Yo, Kabane-sama ... Das tun wir sicher, aber weiß diese Kräuterhexe da überhaupt, dass wir kommen? Ich meine, wenn es jemand geschafft hat sie zu informieren, bräuchten sie uns gar nicht, oder? Wir wissen doch nicht, was die Leute eigentlich haben. Wenn uns die Alte nach den Symptomen fragt, damit sie etwas zusammenmixen kann, was tun wir dann? Ich hab nicht wirklich Lust, das falsche Zeug zu holen und dann nochmal klettern zu müssen...obwohl ich natürlich jede Sekunde mit dir genieße." Das letzte unterstrich er mit einem kurzen Lachen. Tat er wirklich. Er hatte Spaß wie schon lange nicht mehr!

Es war der jungen Magierin richtig unangenehm, es zugeben zu müssen, aber Souta hatte gerade bewiesen, dass er leider doch nützlich war – er hatte gerade verdammt gut mitgedacht. Aber ob man sich darüber freuen konnte? Gut, ihr Begleiter hatte sie zwar damit vor einem möglichen Fehler bewahrt, andererseits aber war er immer noch er. Wer wollte IHM gegenüber schon einen Fehler zugeben? Unverzeihlich! Vor allem, da sie ihm seinen Nachsatz nun nicht einmal um die Ohren schlagen konnte. Zähneknirschend gab sie ihre Antwort:
„Gar nicht so dumm. Am klügsten ist es, wenn wir das Rathaus suchen – oder was auch immer die hier für Amtsgebäude haben – denn Arzt haben sie ja scheinbar keinen. Wirklich… nicht schlecht mitgedacht.“ Die Kabane freute sich zwar nicht darüber das sagen zu müssen, aber es war nun mal die Wahrheit und so wenig sie diesen Kerl auch leiden konnte, so unfair wäre es auch gewesen, wenn sie ihn nicht lobte, wenn er etwas richtig machte, wo sie ansonsten doch nur Kritik für ihn übrig gehabt hatte und egal, wie schrecklich sie ihn doch fand, so hatte noch nicht mal ein Mensch wie er es verdient, derart unfair behandelt zu werden. Leider. „Also, lass uns gehen. Ich möchte hier unter keinen Umständen länger bleiben, als nötig.“
Mit diesen Worten setzte sie ihren Weg durch die Stadt fort, ihren Begleiter dabei immer im Schlepptau haltend. In nur wenigen Fenstern brannte Licht, was nicht unbedingt beruhigend war. Nicht weil Yureiko unter Umständen Angst vor der Dunkelheit hatte, die in den nächsten paar Stunden einbrechen würde – wobei sie zu diesem Zeitpunkt schon längst irgendwo auf dem Berg sein wollte – sondern weil das bedeuten konnte, dass die Einwohner unter Umständen so krank waren, dass sie gar nicht mehr aufstehen konnten. Oder die mysteriöse Krankheit hatte sie schon dahingerafft, was natürlich ein noch beunruhigender Gedanke war, als der zuvor. Zum ersten Mal seit sie ihn kennen lernte war die Gegenwart Soutas für sie beruhigend. Alleine in einer verseuchten Stadt voller potentieller Leichen zu sein hätte sie wahrscheinlich endgültig um den Verstand gebracht und so war gerade ein Begleiter wie Souta, der sie einerseits aufregte und andererseits mit seiner unerschütterlichen guten Laune gerade tatsächlich davon abhielt in ihren eigenen düsteren Gedanken zu versinken. Hey, wer hätte das gedacht. Deine Existenz ist tatsächlich zwei Mal hintereinander nützlich. Natürlich hätte sie ihm das nie gesagt, auch wenn man ihr die innere Unruhe unter Umständen ansehen konnte – die recht hektischen Schritte, die Pupillen, die leicht geweitet waren und unruhig die Gegend scannten, unverkennbare Zeichen.
Endlich waren sie auf dem Dorfplatz angelangt. In der Mitte schien, zumindest wenn es etwas wärmer war, so etwas wie ein Markt stattzufinden, denn die Stände waren zwar verweist, aber wirkten nicht verfallen. Auf der Nordseite des Platzes befand sich schließlich das Amtshaus – es war kaum größer oder höher als die meisten anderen Häuser der Stadt, bis auf einen zusätzlichen Seitenflügel und einen Turm, der sich aus diesem Flügel erhob. Vor dem Gebäude boten Arkaden einen kleinen Unterstand, unter dem immerhin zwei Leute nebeneinander gehen konnten. Diesen steuerte die Kabane auch an, immerhin befand sich unterhalb des Säulenganges das Tor, das ins Innere führte. Mit beiden Händen stieß sie die Doppeltüre auf und betrat den großen Raum, der dahinter lag. Einige Sitzbänke, die im Kreis aufgestellt waren, füllten ihn und an der Rückwand hing das Stadtwappen – der Eingangsraum war scheinbar auch gleichzeitig der Versammlungsraum für die Gemeinde. Der Raum war beinahe menschenleer, einzig und alleine zwei Gestalten standen an der Rückseite des Raumes und sahen in die Richtung der Neuankömmlinge.
„Wir sind die angeforderten Magier der Gilde Lamia Scale. Wer hier ist in der Lage uns zu sagen, worum genau es sich handelt?“
Die Magierin hatte keine Lust auf Konversation. Kurz und sachlich musste das Gespräch sein, damit sie schnell wieder abhauen konnten.

Es war ja geradezu, als würde Kabane-sama eine Spur aus abgebrochenen Eisblöcken hinterlassen, so schnell zermürbte sich ihre Fassade und entblößte eine unruhig in alle Richtungen schauende junge Frau, der das Dorf wohl doch nicht so ganz geheuer war. Souta selbst war allein durch seine Gemütsverfassung, die immernoch ziemlich amüsiert war, weit entfernt von Angst oder Unbehagen, weshalb er nicht nachvollziehen konnte, wieso sie gerade Paranoia entwickelte. Hatte sie etwa Panik, dass die Versuchten wie Zombies auf sie zuschlurfen würden, um ihre Hirne zu essen? Hm, eigentlich eine ganz witzige Vorstellung. Würde zumindest etwas Spannung in dieses öde Herumwandern bringen. Der Rothaarige legte eine Hand auf den Griff seiner Peitsche, nur für den Fall, und spazierte hinter seinem Boss her, während er versuchte all seinen Glanz der Sicherheit auf sie abzutragen. Wenn sie nur etwas empfänglich für seine Schwingungen war, würde sie sich nicht fürchten. Er war der tapfere Ritter, sie die holde Maid. Und die war bekanntlich die Letzte, die sich Sorgen machen musste. Relativ schweigend - relativ, weil Souta tatsächlich wieder begonnen hatte eine Melodie vor sich hinzusummen, nachdem ihm das Knirschen ihrer Stiefel auf dem Schnee als einziges Begleitgeräusch doch etwas langweilig geworden war - erreichten sie den Dorfplatz, den Souta interessiert begutachtete. Es gab zwar einige Läden, wie jenem, an dem sie ihre Verpflegung gekauft hatten, doch leider war niemand da, der etwas verkaufen hätte können. An einem Süßwarenstand blieb er etwas länger stehen und betrachtete einen großen, runden Lolli. Theoretisch...sollte er...? Nein, vermutlich war das eine schlechte Idee. Am Ende wurde er auch noch todkrank. Und er würde seine holde Maid nicht alleinelassen! Außer natürlich da käme eine holdere, maidere Maid angehoppelt. Würde aber vermutlich nicht passieren, also war alles wunderbar in Ordnung für sie. Ahnte sie ihr Glück? Er sah von der Auslage auf und erkannte, dass Kabane-sama schon nach Norden gepflügt war, wo sie nun zielstrebig auf ein amtlich aussehendes Gebäude zusteuerte. Souta beeilte sich, hinterherzukommen, damit sie möglichst eindrucksvoll eintreten konnten. Und es musste verdammt cool aussehen, wie die Tranformationsmagierin da mit beiden Händen die Tür aufstieß, so dass die Flügel zu beiden Seiten knallten und urplötzlich die eisige Außenluft hereinwehte. Zusammen mit ihren Schatten, die, die Sonne im Rücken, über den Boden der Eingangshalle tanzten, traten sie ein. Nichts würde diesen absolut heroischen, seriösen Auftritt von Kabane-sama zerstören können. Sie hatte kurz und knapp, herrisch, ganz in ihrer Art verlangt, dass man ihr das Gewünschte ohne Umschweife erklärte. Und mit ihrer Ausstrahlung sagte sie klar: "Wenn ihr mich unnötig aufhaltet, habt ihr Pech gehabt." Ja, vielleicht hätte die Aura von Macht, die von ihr kam ja tatsächlich gewirkt und die beiden Männer wie hypnotisierte Karnickel vor der Schlange erstarren lassen. Vielleicht wäre sie rausgeplatzt mit einer ganzen Fülle an Informationen und die beiden Magier wären umgekehrt und hätten sich an den Aufstieg gemacht. Ja, vielleicht. Wäre sie alleine gewesen. Souta bemühte sich gar nicht erst darum, eindrucksvoll herüberzukommen. Kaum hatte Kabane ihren Befehl beendet, lächelte er die beiden warmherzig an. War das nur er oder wurde die Temperatur in dem Raum um ein paar Grade heißer? Leider brachte das Grinsen wenig, denn direkt fiel ihm ein, dass er diese olle Maske noch trug. Und zusammen mit der Augenklappe sah man genau einen epischen, winzigen Zipfel seines Gesichts. Also legte er alle Freundlichkeit, die er hatte eben in seinen Blick. Das schien allerdings nicht die vorausgedachte Wirkung zu erzielen, denn einer der Männer, groß, dick, mit einem ebenso großen, dicken Bart im Gesicht und misstrauischem Blick trat vor und musterte die beiden eindringlich.
"Beweist es", sagte er schließlich. Und in diesem Moment, in diesem kurzen Augenblick, war es für Souta, als würde die Zeit stehen bleiben. Eine Gelegenheit tat sich hier auf, die er niemals für möglich gehalten hätte. Bei allen Drachen und Göttern. Das ist ... DIE Möglichkeit!
Und natürlich nutzte er sie. "Kein Problem", sagte er lässig, machte einen Schritt auf Kabane-sama zu, schob ihr eine Hand unter die Kante ihrer Jacke und des Oberteils und entblößte mit vollkommen ernstem, pflichtbewusstem Gesichtsausdruck ihren flachen Bauch, wo um den Bauchnabel das Gildensymbol tätowiert war. Alle im Raum schienen geschockt, aus Ehrfurcht vermutlich. Doch während Souta in Gedanken seinen Countdown anhand Kabanes Mienenspiel abwärtszählte, räusperte sich der Walrossbartmann und wandte sich ihm zu.
"Ich verstehe. Tut mir Leid, man muss nur sichergehen. Ich bin der Bürgermeister dieser - einst - wundervollen Stadt..."
20 ... 19... 18 ...
"Wir wissen selbst nicht genau, womit wir es hier zu tun haben, aber wir haben eine Liste von verschiedenen Symptomen erstellt ... Kurt, hast du die Liste?"
"Ja, Sire!" 14 ... 13 ...
"Es handelt sich um ... ah, hier steht es ja. Husten, Schwächeanfälle, Gliederschmerzen, Wahnvorstellungen, Kopfschmerzen, Erbrechen, Kurzatmigkeit... ja, das war's eigentlich. Eine ganze Menge schlimmer Kram, sag ich euch...
Der Rothaarige musterte den unscheinbaren Brillenträger, wohl der Stadtbibliothekar, flüchtig und verkniff sich ein Grinsen, was er ohnehin nicht sehen würde unter der dummen Maske. Schlimmer Kram? Das was gleich kam, würde schlimmer sein als jeder Kram, den das Vierauge bisher gesehen hatte!
10 ... 9 ...
"Wir bitten euch inständig darum, dass ihr die Kräuterhexe findet und unserem Dorf helft. Am besten geht ihr, bevor ihr euch noch ansteckt!"
Souta nickte kurz und machte dann einen weiten, laaaangen Schritt von Kabane weg, während die beiden einen irritierten Blick tauschten. ... 0.

Es war unfassbar. Einfach nur unfassbar. Mit ungläubigem Blick sah die junge Kabane an sich hinab, als ihr unverschämter Begleiter ihr Oberteil ein gutes Stück nach oben zog. Schier unglaublich war dieser Frevel, den der Magier hier gerade begangen hatte. Nie hätte Yureiko sich träumen lassen, dass dies jemals auch nur annähernd hätte passieren können. Wie konnte dieses verdammte Stück Dreck nur auf eine solche Idee kommen? Hatte er denn nicht an die Folgen seiner Taten gedacht? War ihm sein Leben denn gar nichts wert? Und bei allem, was irgendwelchen Menschen in irgendwelchen Ländern auch nur auf irgendeine Art und Weise irgendwie heilig war, wie zur Hölle bestrafte man sowas eigentlich? Die Möglichkeit, dass sowas passierte, hatte ja schließlich nie bestanden, also stand sie nun da, auf ihren Bauch starrend und bekam nichts von dem Gespräch mit, dass sich direkt neben ihr abspielte. Nichts von Entschuldigung, nichts von der Liste, nichts davon, wie Kurt diese dann vorlas, nichts vom Hinweis, besser bald aufzubrechen und auch nichts davon, dass Souta sich (klugerweise) von ihr entfernt hatte. Aber was spielte sich in ihrem Kopf noch ab, nachdem die Bestürzung über diesen Vorfall endlich abgeklungen war? Wut. Hass. Die Träume aus dem Zug wurden vor ihrem inneren Auge so brennend echt, dass sie beinahe aus ihrem Kopf geflohen wären und sich gnadenlos in Realität verwandelt hätten. Schon wieder spürte sie, wie ihr die Kontrolle über ihre Person entglitt, wie ihr Verstand nebensächlich wurde und nur mehr das Gefühl in ihr zu herrschen begann. Die Stimme der Vernunft war nur mehr ein leiser Hall, irgendwo ganz weit hinten in ihrem Kopf, wo sie gerade noch stark genug war, die Magierin davon abzuhalten, ihrem Partner direkt an die Gurgel zu springen. Er musste bestraft werden!
Niemand sprach mehr. Erst jetzt realisierte sie, dass Souta nicht mehr neben ihr stand. Ohne auch nur ein Wort zu sprechen, packte sie ihn am Handgelenk und zerrte ihn hinter sich her, zurück hinaus auf den verschneiten Dorfplatz. „Du darfst ihn nicht töten… nicht töten… nicht… töten…“, flüsterte ihr das Bisschen Gedanken zu, dass noch halbwegs normal funktionierte. Aber bestraft werden musste er trotz allem. Der Drang sich zu verwandeln war sowieso schon übermenschlich groß geworden: Draclua’s Denutre: Noble Soul! Die Kabane fühlte, wie die Eckzähne in ihrem Mund ihre Form veränderten, wie sie länger und spitzer wurden und sich zu einer tödlichen Waffe formten. Gleichzeitig griff sie mit der freien Hand in die Innentasche ihres Mantels und zog mit spitzen Fingern eines der Skalpelle hervor, welches sie immer bei sich trug. Erst jetzt drehte die Magierin sich um, während sie mit der gleichen Bewegung seitlich gegen sein Standbein trat, um ihn den Stand zu kosten. Noch während er fiel, stürzte sie sich hinterher, das Messer auf sein Gesicht gerichtet, wo es erst kurz vor dem heilen Auge stoppte. Die Zähne suchten die Kehle ihres Begleiters, fanden sie – und bissen nicht zu. „Nicht töten…“
Da war sie wieder gewesen, diese unsägliche Stimme, die ihr schon so oft einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte, wenn sie im Begriff war etwas Großes zu tun. Beinahe augenblicklich brach sie in Schweiß aus, ihr Körper begann zu zittern – auch die Hand mit dem Skalpell, die bedrohlich nahe an Soutas Auge verweilte. Leise stöhnend hob sie den Kopf und ließ ihr Gebiss wieder seine natürliche Form annehmen. „Tu das niemals wieder… niemals… wieder…“, murmelte die junge Frau, ehe sie sich mit an die Schläfe gepresster Hand erhob. Geraden noch rechtzeitig.

Wieder einmal war es erstaunlich wie impulsiv Kabane-sama auf einen kleinen Scherz reagierte. Nachdem er beim Ende seines Countdowns angelangt war, überraschte es ihn beinahe, wie sie sein Handgelenk umklammerte und ihn hinauszerrte, denn normalerweise vermied sie jeden Körperkontakt - besonders zu ihm, der sie doch anekelte, wenn er nur den Mund aufmachte. Ob sie ihn wohl bestrafen würde? Natürlich würde sie das. Eigentlich wollte er ja genau das erreichen. Souta machte sich einen Jux daraus, Kabanes Reaktionen zu studieren, sie auf die Spitze zu treiben, damit sie ihm ein bisschen etwas von dem zeigte, wie sie wirklich war. Dieses kleine Stückchen Yureiko hinter dem Kabane-sama, das wollter zu Fassen bekommen. Leider war das ein schier unmögliches Unterfangen, vor allem, wenn sie selbst nicht wollte. Also musste er sie eben dazu bringen, es zu wollen. Irgendwann würde sie das dann ganz automatisch tun. Er war immerhin Souta.
Und er war verdammt überrascht, als sie plötzlich gegen sein Schienbein trat und ihn auf den kalten, eisigen Boden schickte. Gerade wollte er sich reflexartig dazu aufmachen, aufzuspringen, doch ehe er dies tun konnte, legte sich Kabane-samas Körper über den seinen und begrub ihn geradezu unter sich. Mit grotesken, spitzen Reißzähnen starrte sie ihn blutrünstig und irre an, während die Klinge ihres Skalpells in der Sonne blitzte und ihm da vor seinem Auge nicht unbedingt geheuer war. Gleichzeitig spürten seine Oberschenkel ihren Hintern, ein Kribbeln ging von seiner Brust auf, auf der ihre andere Hand lag. Für Souta war tatsächlich gerade der Umstand, dass sie da rittlings auf ihm saß um ein Vielfaches wichtiger, als dass sie ihn vielleicht blenden würde. Ihr Gesicht neigte sich zu seiner Kehle, die er ihr geradezu darbot, die Zähne streiften leicht darüber, verharrten. Er spürte ihren Atem gleichmäßig, wütend an seiner Halsschlagader, die pulsierte, weil sein Herzschlag sich beschleunigt hatte. Ganz flach lag er da, wie ein Brett, während seine Haare durch den Schnee immer feuchter wurden und er langsam spürte, wie die Kälte durch die Kleidungsschichten drang. Souta wartete. Er war sich beinahe sicher, dass gleich etwas passieren würde. Nein, sie würde ihn nicht töten. Okay. Er war extrem perplex, als ihr ganzer Körper auf ihm zu zittern begann und ihr Atem stockte, ehe sie plötzlich anfing stöhnend den Kopf zu heben. Nein, das war ganz schlecht. Souta räusperte sich, dankbar, dass Kabane-sama gleich aufstand, nachdem sie ihn ermahnt hatte. Er musste jetzt SCHNELL an etwas anderes denken, sonst würden gewisse Partien seines Körpers den Ruf seiner Natur folgen und aufrichtigen Anteil an dem Bild von gerade eben nehmen. Wie peinlich wäre das denn...?
"Weiß gar nicht, was du dich so anstellst. Hast doch einen hübschen Bauch." Souta lenkte sich ab, indem er lächelte und aufstand, äußerst beschäftigt seine Kleidung vom Schnee befreite und schließlich das Stirnband abnahm, welches unangenehm kalt an seinem Kopf auflag. Er stopfte das Teil in die Manteltasche, in der er nichts hatte außer Kaugummi und etwas Schnur - erst recht kein Skalpell! - und schüttelte den Kopf, damit die restlichen Schneebröckchen rausgingen. Wirr standen sie nun um sein Gesicht herum, einige klebten daran, weil sie nass waren, egal. Er sah trotzdem unheimlich gut aus. Fragt sie sich eigentlich gar nicht, woher ich wusste, wo ihre Tätowierung ist? Puh, Schwein gehabt. Der Rothaarige öffnete die Schnalle an seinem Gürtel, an der seine Peitsche hing und beschloss, sie von nun an mit sich zu tragen. Schließlich begann die Quest ja jetzt richtig. Apropos. Er bückte sich kurz, um die klatschnasse, vollgeschneete Liste der Symptome aufzuheben und steckte sie in seine Umhängetasche. Um etwas Platz zu schaffen, holte er ein Stückchen Sauerteigbrot hervor und warf es sich in den Mund. Diese ganze Wanderei und ihr kurzes Aufeinanderliegen hatten ihn hungrig gemacht. "Aber gut, ich mache das nie wieder..." Als wäre es auch ein zweites Mal lustig, tze. "Können wir dann zum Berg gehen, bevor es dunkel wird, Kabane-sama?"

Man musste Souta wahrscheinlich wirklich umbringen, um ihn davon abzuhalten zu sprechen. Selbst jetzt, nachdem er von seiner Begleiterin im wahrsten Sinne des Wortes auf den Boden der Tatsachen geschickt worden war und dem Tod ebenso wortwörtlich ins Auge geblickt hatte, konnte er noch immer nicht anders, als ihr Komplimente zu machen und Sprüche zu reißen. Yureiko war davon dann doch etwas beeindruckt. Gut, nicht unbedingt von dem Ausmaß seiner Nervigkeit, sondern eher von seiner Ausdauer, Hartnäckigkeit und nicht zuletzt seiner Kreativität. Wenn er als Magier genauso gut war, dann war er tatsächlich ein recht brauchbarer Mitstreiter. Allerdings war zu bezweifeln, dass ein Kerl wie er mit solchem Feuereifer und Einsatz seine Fähigkeiten trainierte, wie er die Kabane ärgerte. Jammerschade, eigentlich.
„Ich hoffe, du hältst dich auch daran“ , raunte die Magierin ihn an – ganz bewusst versteckte sie dabei jeden Anflug guten Willens. Wenn Souta erfahren hätte, dass sie insgeheim sogar ganz angetan davon war, wie sehr er sich für eine Sache begeistern konnte (selbst wenn es eine Sache war, die die junge Frau zu Tiefst verabscheute), dann hätte sie wohl nie wieder Ruhe vor ihm gehabt und eine brauchbare Waffe schon gar nicht. „Ich möchte sogar noch ein Stück weit hoch. Vielleicht schaffen wir es dann, dass wir morgen schon oben sind. Umso schneller, umso besser, nicht wahr?“ , antwortete die Blonde ihm um einiges freundlicher, als sie es eigentlich gewollt hatte – zum Glück war ihr das selbst nicht aufgefallen, denn dann hätte sie ihren Kopf wohl oder übel gegen die nächste Hauswand rammen müssen. Nett sein zu Souta, das war ein Unding für sie.
So stapfte sie also wieder los, Souta irgendwo neben oder hinter ihr, Hauptsache nicht direkt in ihrem Blickfeld. In ihrem Kopf wurde es langsam wieder klarer, nicht nur, dass sie die aktuelle Situation wieder voll im Griff hatte, sondern auch, dass sie wieder ordentlich voraus und zurückblicken konnte und dank dieses Umstandes stellte sich sogar etwas ein, dass man wohlmöglich als gute Laune bezeichnen konnte. Yureiko mochte den Schnee unter ihren Stiefeln, sowohl das Gefühl unter ihren Füßen, als auch die knirschenden Geräusche, die er beim gehen machte, sie mochte die Stadt und die Landschaft und gerade in diesem Moment schaffte sie es sogar zu verkraften, dass Souta in ihrer Nähe war. Auch als sie das nördliche Stadttor durchschritt änderte sich nichts an dieser guten Laune, was vielleicht noch unheimlicher war als alles, was Souta bisher mit ihr erlebt hatte. Erst führte ihr Weg die Beiden nur über eine sanfte Steigung, aber in nicht allzu weiter Ferne erblickte man schon, dass dieser Weg nicht lange so einfach bleiben würde: Die Felswand des Berges erhob sich steil nach oben und ein gerade mal ein Meter breiter Weg mit großer Steigung führte daran hinauf.

Weniger die Aussicht auf abenteuerliche Kletterausflüge, höchst gefährliche Abhänge und möglicherweise sogar tollwütige Höhenbewohner brachten den durchaus risikofreudigen Itasa dazu, aufgrund ihrer Voraussage, dass sie morgen ankommen würden, breit und vorfreudig zu grinsen. Nein. Wenn sie ihren Begleiter nur ein klein wenig einzuschätzen vermochte, so wusste sie, dass einzig und allein die versteckte Information in ihren Worten, nämlich, dass sie eine Nacht zusammen auf einem kalten, einsamen Berg verbringen mussten, der Auslöser für sein unbändiges Glücksgefühl war. Er musste sich heftig zusammenreißen, um nicht Yureikos Hände zu ergreifen und mit ihr jubelnd Ringerei zu tanzen. Jede einzelne großartige Zelle in Soutas Körper wurde von einer tiefen Freude durchströmt. Obwohl Kabane-sama ihn mit ziemlicher Sicherheit nicht würde an sich ranlassen, so war allein die Vorstellung, dass sie in seiner unmittelbaren Nähe schlafen würde genug, um seine einseitigen Gedanken auf Hochtouren arbeiten zu lassen. Was konnte romantischer sein als ein knisterndes Lagerfeuer und sie beide, eng zusammengerückt, um nicht zu erfrieren, währen der Höhenwind ihre Haare zerzauste und er ihre vor Kälte bläulichen Lippen warmküsste...er konnte sie schon hören..."Vergib mir Souta, ich sehe erst jetzt, dass du genau das bist, was ich immer wollte..."...er schüttelte den Kopf, zog die Decke über die beiden und...argh.
Wahrscheinlich wusste die Transformationsmagierin kein bisschen zu schätzen, wieviel Körperbeherrschung Souta gerade aufbrachte, um sie nicht zu überfallen. Dementsprechend schweigsam war er, hoch konzentriert, um nicht jede Chance, die er noch bei ihr hatte zu zerstören. So bemerkte er kaum, wie ungewohnt fröhlich Kabane-sama war, denn um sich abzulenken betrachtete er zur Abwechslung einmal nicht von hinten ihren Allerwertesten oder von der Seite ihre Oberweite, sondern die Umgebung. Er musste cool bleiben wie der Schnee, durfte sich nicht anmerken lassen, dass er gerade so dermaßen scharf auf seine Begleiterin war, dass er vergessen hatte, was das Ziel ihres Ausfluges war. Seine Hände begannen zu zittern, also steckte er sie in seine Manteltaschen und seufzte leise, als sie das Stadttor durchquerten. Man sah ihm äußerlich wirklich nicht an, dass etwas ganz und gar nicht stimmte, dass er kurz davor war vor lauter Glück zu explodieren. Der sanfte Hügel, den sie nun überquerten, war viel zu schnell vorbei, um sich darauf zu konzentrieren, also studierte Souta energisch die Felswand, an der sich ein schmaler Pfad emporschlängelte. Schließlich konnte er sich einfach nicht mehr beherrschen, als die Sohlen seiner Stiefel vom nachgiebigen Schneeboden auf den harten Felsuntergrund wechselten. "Sieht ziemlich schmal aus. Entweder wir kuscheln uns etwas zusammen, um nebeneinander zu passen, oder wir machen Gänsemarsch..." Sein Lächeln war wieder vollkommen sichtbar, hatte er zuvor irgendwann die Atemmaske wieder eingesteckt. Ohne wirklich auf eine Antwort zu warten, Kuscheltaktik wäre ohnehin Selbstmord, wenn es etwas weiter runterging, meldete er sich wortlos freiwillig, um die Bodensicherheit zu prüfen, hieß: Er ging voran. Doch spätestens nach den ersten Metern begann er diese Entscheidung zu bereuen. Der monotone Zwirbelweg war endlangweilig, und es gab nicht einmal eine entzückende Aussicht auf Kabane-sama, die ihn etwas aufgeheitert hätte, geschweige denn interessantere Natur als ein paar Wurzeln oder ein vernebelter, schneebewölkter Himmel. Meh. Also tat Souta eben das, was er immer tat, wenn es eine Strecke zurückzulegen galt, die lahm war! Er sang! Zunächst nur ein leises Summen, wurde daraus plötzlich aus dem Nichts ein waschechtes Lied, dass er mit Imbrunst schmetterte. Fetzig, lustig, heiter, genau wie er sang er absolut lässig, die Hände immernoch in den Taschen, die Peitsche umfasst, ohne sich anmerken zu lassen, was genau er da tat. Tatsächlich schienen nach kurzer Zeit seine Verse zumindest bei ihm ihre Wirkung zu erzielen. Die grauweißen Wolken erblassten vor seinem geistigen Auge, der Himmel wurde blau und die Sonne zwinkerte ihm entgegen, während die eisige Kälte warmen Lichstrahlen wich, bei denen man nicht sicher war, ob sie von ihm oder vom Himmelskörper ausgingen. Beschwingten Ganges schien der Weg plötzlich viel leichter zu fallen. Ob Kabane-sama das wohl auch so sah...?

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Wuhu!