Neva lehnte entspannt im Sessel, während sie das Treiben beobachtete. Als sie ihrem Partner die Aufgabe des Redens übertrug, dachte sie sich natürlich etwas dabei. Mehrere Punkte sprachen dafür, zum einen wäre da seine super höfliche Art mit seinen Mitmenschen umzugehen, vorausgesetzt die Neugier überkam ihn nicht, zum anderen musste sie sich nicht überlegen was sie sagte oder eben nicht sagte. Sie hatte die Möglichkeit als Außenstehende beide Parteien zu beobachten und ein Stück weit zu analysieren. Natürlich war der Bürgermeister in dem Fall interessanter als Soul, alles im Namen der Mission, versteht sich. Punkt drei, der dafür sprach Arbeit abzuwälzen, war eben ganz klar, die eigenen Nerven zu schonen. Der Einstieg Souls war schon mal nicht schlecht, nun also zur Reaktion des Bürgermeisters.
Lächelnd legte er die Hände gefaltet auf den Tisch und räusperte sich kurz. „Die Magier der Gilde Lamia Scale also. An dieser Stelle sei erwähnt, dass ich sie bewusst ausgewählt habe, denn sie scheinen mir die zuverlässigsten zu sein. Ein Arbeiten ohne groß Aufsehen zu erregen, denn genau darum geht es mir. Nun aber erst einmal zu ihrer Frage, Soul-san. Ich werde Morgen eine Rede auf dem großen Platz vor dem Rathaus halten und damit meinen offiziellen Amtsantritt verkünden. Im Rahmen dessen, wird bald ein Projekt in Angriff genommen, zur Verschönerung unserer liebreizenden Stadt. Es besteht momentan ein großes Problem im Bereich der Wohnungen. Ich will es kurz fassen. Einige der vielen staatlichen Gebäude sollen an Privatpersonen verkauft werden, aufgrund der momentanen Geldknappheit in den Kassen unserer Stadt. Dies bedeutet, dass die Personen, welche momentan in diesen Häusern ausziehen müssen. Eine einmalige Geldspritze sozusagen. Von diesem Geld soll eine schon längst überfällige Renovierung in den ärmeren Vierteln unserer Stadt vorgenommen werden.“, Sakamoto seufzte. Neva legte die Stirn in Falten. Doch wo lag das Problem? Die Personen die nun aus diesen Gebäuden geschmissen wurden, würden sich dies zwar nicht gefallen lassen, aber warum sollten sie einen Auftragskiller anheuern? Das war doch nun wirklich etwas übertrieben. „Es gibt einige, die dieses Geld lieber an anderen Stellen angelegt sähen, zum Beispiel in die Entwicklung fortschrittlicher Technologien, oder aber gar um die Magier in unserer Stadt zu fördern. Bekannter Weise ist keine der drei großen Magier Gilden hier ansässig. Es wäre zumindest etwas, dass auf lange Sicht hin wieder Geld einbringen würde. Eine oppositionelle Gruppierung scheint darauf versessen zu sein, diese Gelder anderweitig zu nutzen. Im Falle meines Ablebens würde der nachfolgende Bürgermeister, welcher im Übrigen die Wahl nur knapp verpasste, meinen Posten einnehmen. Er selbst stimme gegen den Einsatz der Gelder auf diese Weise.“, er nahm ein Tuch und begann sich vorsichtig die Stirn abzutupfen. Seine Stimme wurde immer zittriger, er selbst schien tatsächlich Angst zu haben. Verständlich. „Ihre Aufgabe besteht darin, mich ab morgen Früh zu begleiten und zu beschützen. Aus diesem Grund würde ich Ihnen auch anbieten wollen, diese Nacht in meinem Anwesen zu verbringen. Betten gibt es schließlich genug und Badezimmer ebenfalls. Nach der langen Reise möchten sie sicher ein schönes Schaumbad genießen.“ Für Neva klang das nach wie vor sehr fragwürdig. Sie interessierte sich tatsächlich nicht für Politik, dass bedeutete aber nicht, dass sie nicht wie ein normaler Mensch eins und eins zusammenzählen konnte. Welches Ziel verfolgte die oppositionelle Gruppe also tatsächlich?! Was hatten sie mit dem Geld vor?
Die Tür öffnete sich und das Dienstmädchen trat ein, in der Hand ein silbernes Tablett. Jasmin Tee sollte es nun also geben, das roch Neva sofort. Die hübsche junge Dame trat ein, sie selbst besaß braunes, langes Haar und ebenso braune Augen. Neva entging ihr Blick nicht, den sie Soul zuwarf. Freundlich, interessiert, gar liebreizend. Sie stellte das Tablett ab und bediente die einzelnen Personen. Erst den Bürgermeister, dann gab sie Neva eine Tasse des heißen Kräuteraufgusses und schließlich überreichte sie die Letzte ihrem Partner. Und wieder ein solcher Blick und ein süßliches Lächeln. Daraufhin verschwand sie schnellen Schrittes. Was…war…das? Hatte da jemand eine Verehrerin? Neva schmunzelte in sich hinein.

Alles wie am Schnürchen. Mit dem Einstieg von Soul hatten sie anscheinend einen guten Eindruck beim Bürgermeister hingelegt, denn dieser schien auch glücklich gewesen zu sein, dass er überhaupt Magier aus der Lamia Scale gewählt hatte. Einerseits behauptete er selbst, dass die Lamia Scale-Magier die zuverlässigsten seien und andererseits hatte er Soul mit „-san“ angesprochen. Ja, Neva hatte es auch getan, aber bei ihr klang es eher nach „Nerv mich nicht“, wobei der Bürgermeister eher damit dem Weißhaarigen seinen Respekt zeigen wollte. He, wahrscheinlich war es sogar nur, da er ein „höheres“ Wesen in der Stadt war, was nicht nur daran lag, dass er auf einem Hügel wohnte. Nein, auch wegen seinem Titel musste er ein gewisses Maß an Vokabular und Höflichkeit besitzen, weswegen es im Endeffekt Soul egal war, wie er mit ihm sprach – Er wollte nur mehr über das Attentat wissen. Jedenfalls bekam er so einige, wichtige Informationen. Ihm war überhaupt nicht bewusst, dass der Bürgermeister so etwas vorhatte. Wie? Die Leute ziehen einfach aus? … Eine Million Jewel Frage: Wo wohnen die dann? Es war schon ein bisschen seltsam, denn nur Menschen aus ihren Häusern zu werfen, um Geld in die Staatskasse zu bringen? Und damit auch noch eine überflüssige, von Sakamoto: schon längst überfällige Renovierung der ärmeren Viertel vorzunehmen? Gut, Soul verstand, was er damit meinte, denn Sicherheit geht vor, aber mussten sie extra Menschen aus ihren Häusern treiben? Gab es denn keine andere Lösung? Nun, obwohl sich Soul vorerst Gedanken darüber gemacht hatte und es schließlich im Hinterkopf behielt, interessierte es ihm im Grunde nicht mehr. Denn er wollte das alles so schnell wie möglich hinter sich bringen.
Auf jeden Fall sollten sie ihn nun von morgen früh an beschützen. Soul war etwas mulmig zumute, denn er konnte sich im besten Willen nicht vorstellen, wer genau diese oppositionelle Gruppe war. Da noch der Weißhaarige die Leitung hatte, musste er nun etwas konsequenter an die Sache herangehen. Ihm schien etwas sehr verdächtig zu sein. Was genau? Na, dass der nachfolgende Bürgermeister die Wahl knapp verpasst hatte. Da stimmt etwas nicht., schoss es ihm durch den Kopf. Denn der Nachfolgende war bestimmt jemand, der versessen auf den Posten war und wahrscheinlich hatte er den Gedanken, das, wenn er jemals ein Bürgermeister sein möchte, dass er dann warten müsste, bis die Frist des derzeitigen ablief oder dieser plötzlich starb. Genau, das muss es sein. Der, der die Wahl knapp verpasste, möchte nun Rache ausüben und ihm an den Kragen gehen. Aber … wozu? Das ist doch ein bisschen … naja … egoistisch von ihm … hm? Soul hatte noch etwas mehr herausgefunden und die Schlussfolgerung von ihm klang so gut, sodass er diese daraufhin dem Bürgermeister berichten wollte.
Bei dem Versuch seine Idee dem Bürgermeister zu berichten, trat auch schon ein Dienstmädchen ins Zimmer. Für ihr Alter wirklich wunderschön. Ja, Männer, die noch ihre normalen Gefühlsregungen hatten, würde dies bedeuten, dass sie ihre Liebe fanden oder zumindest jemanden, der für sie als Traumbraut dastand. Zum Glück war Soul nicht so einer. Zum Glück? Ja, zum Glück, denn, wenn er in Momenten wie diesen nun weich geworden wäre, würde er seine ganze Ruhe verlieren, hätte dabei wahrscheinlich auch vergessen, dass sie sich zu der Zeit in einer Quest befanden und dass er noch etwas dem Bürgermeister sagen wollte. Jedenfalls hatte sie Tee mit dabei und diesen gab sie jedem, der sich in diesem Zimmer befand. Sie hatte zuvor jedoch einen verlegenen Blick auf Soul geworfen und auch als sie vor ihm stand, hatte sie ihn angestarrt, als wäre er etwas Besonderes für sie. Gut zu wissen, dass sie auf ihn stand, aber das hatte Soul überhaupt nicht interessiert. Nun, es hieß nun Teepause und Soul setzte sich wieder auf den Sessel. Er bemerkte dabei, dass Neva ihn anlächelte. Na super, jetzt wird sie wie im Zug ihren Batzen Senf hinzugeben. Soul machte nun ein unfreundliches Gesicht und fing an seinen Tee auszutrinken. Plötzlich schien er wieder heiter geworden zu sein, denn er hatte wieder dieses Grinsen im Gesicht. Er kritzelte schnell seine Notizen in den Block, beugte sich ein wenig nach vorne und fragte: “Was ist denn so witzig? Bist du etwa eifersüchtig?“ Bevor er sie jedoch antworten ließ, stand er fix wieder auf und redete weiter. “So, eine oppositionelle Gruppe? Hm … gut. Ich werde, da es noch recht sonnig ist, ein wenig mich in der Stadt erkundigen. Das Schaumbad muss deshalb ein wenig auf sich warten lassen. Doch bevor ich mich erkundige, würde ich gerne wissen, wo sich unsere Zimmer befinden. Meine Partnerin und ich werden uns so intensiv wie möglich mit dem Fall beschäftigen. Das bedeutet, dass wir natürlich um so mehr achtgeben werden, was ihren Schutz betrifft.“ So, es war Zeit, dass die Informationsjagd begann!

Ja ja, taktisch gar nicht mal schlecht. Vor Sakamoto konnte Neva schlecht einen Krieg anzetteln, dass musste also noch warten. Im Übrigen schien Soul nicht ganz verstanden zu haben, nur weil einige Wohnungen aus einem gewissen Stadtteil verkauft wurden und die meisten Bewohner nun mal ausziehen mussten, hieß dies noch lange nicht, dass sie auf der Straße leben mussten. Es war also alles andere als eine herzlose Aktion, der Sinn und Zweck von so etwas war dennoch fragwürdig. Der Punkt war doch viel ehr, dass Opposition und der fast-Bürgermeister unter einer Decke zu stecken schienen. Neva konnte nur wiederholen, was sie vorhin schon sagte, das „Warum“ ist egal. Der Bürgermeister nickte, befehligte das Dienstmädchen wieder in den Raum und wies es an, die Fremden auf ihr Zimmer zu geleiten.
Die Zimmer an sich waren ebenso prunkvoll gestaltet, es gab übrigens sowohl für Neva als auch Soul ein extra Zimmer in der obersten Etage. Ein riesiges Bett in welchem man wie auf einem Wölkchen schlief.Auf dem Gang befand sich ebenfalls ein großes Bad, was kaum Wünsche offen ließ und auch wenn das Dienstmädchen besonders Soul, das Haus noch etwas mehr gezeigt hätte, drängte Neva darauf, zu Gehen. Mit Soul schließlich vor dem Anwesen angekommen, galt es vielleicht die einen oder anderen Gedanken mit ihm zu teilen. „Nun, entspann dich mal ein wenig. Das Mädel ist nett, ich glaube, dass würde dir zur Abwechslung mal gut tun.“, sie zwinkerte erneut. „Aber mal im Ernst, die Idee mit dem Aufteilen finde ich gar nicht mal so schlecht. Du wirst dir die Strecke in Richtung des Marktplatzes anschauen.“, sie zückte den Stadtplan und drückte ihn Soul in die Hand. „Währenddessen sehe ich mir den Platz vor dem Rathaus etwas genauer an. Das dramatischste wäre ja, wenn man ihn während dem Höhepunkt seiner Rede umbringt, nicht?! Ich würde dich darum bitten, vielleicht in Erfahrung zu bringen, aus was denn nun diese ominöse oppositionelle Gruppe besteht. Tja und was du sonst noch so als wichtig erachtest. Wir treffen uns heute Abend in dem Restaurant dort drüben. Noch irgendwelche Fragen?“, ja Neva übertrieb es vielleicht etwas mit ihrer Rolle als Leiterin dieses Teams, gerade da man eigentlich kein richtiges Team war, sondern vielmehr gleichgestellte Partner. Sie hingegen, machte des Öfteren die Erfahrung, dass es wesentlich einfacher war, wenn man das Ruder selbst in die Hand nahm. Deutlich weniger Komplikationen eben.
Man teilte sich schließlich auf und während Neva in die eine Richtung lief, verschwand Soul in der anderen. Es würde nicht mehr lange dauern und die Sonne würde untergehen, man sollte sich also ein wenig beeilen. Entsprechend nahm der Dragonslayer den Weg über die Dächer der Stadt. Dies war eben nicht nur schneller, sondern auch um einiges unauffälliger, Mensch musste aber aufpassen nicht unglücklicherweise Abzurutschen. Aber mal im Ernst, welcher normale Bürger Marokkasu Towns betrachtete schon die hässlichen Dächer seiner Heimatstadt? Nicht wenn es nicht zwingend notwendig wurde.
Mit einem dumpfen Geräusch, klackend im immer selben Takt, setzte die junge Magierin einen Fuß vor den anderen. Plötzlich verstummten sie. Neva erreichte ihr Ziel. Hoch oben vom Dach eines Blumenladens aus, hatte sie einen guten Ausblick, direkt auf das Rathaus und ebenfalls lag der gesamte Platz im Blickfeld. Dieser lag in der Mitte, umsäumt von unzähligen Gebäuden, die Hälfte davon bewohnt, ein Teil mit Geschäften bestückt, der Rest leerstehend. Es gab in Marokkasu Town mit Sicherheit geeignetere Plätze. Sicherheitsrisiken gab zu Hauf, man würde die Nadel im Heuhaufen suchen müssen, zumal es unklar war, ob man ihn nun direkt angreifen würde, oder auf Entfernung setzte.

Gut, der Bürgermeister hatte dafür gesorgt, dass Soul und Neva zu ihren Zimmern geleitet wurden. Das Dienstmädchen, welches wahrscheinlich in ihn vernarrt war, hatte Neva und dann schließlich ihn selbst auf ihre Zimmer gebracht. Der Weißhaarige wollte sich nun mit Neva darum kümmern, etwas mehr über diese Quest nachzudenken, aber das Dienstmädchen schien nicht nachzulassen. Wobei? Nun ja, sie hatte vor ihm noch das ganze Anwesen bis aufs kleinste Detail zu zeigen, was vielleicht vorteilhaft war, da er dann wüsste, wo sich was befand. Doch hatte er jetzt keine Lust zu und er musste irgendwie von dort weg. Er konnte ihr aber schlecht sagen, dass er sich von ihr genervt fühlte. Glücklicherweise hatte Neva schon angepackt und meinte, dass es an der Zeit war zu gehen. “Ein ander Mal, Verehrteste.“, sagte er dem Dienstmädchen schließlich und verschwand am Ende des Flurs.
Draußen vor dem Anwesen angekommen, begann Neva damit über die nächsten Schritte zu reden. Doch bevor sie damit anfing, hatte sie wieder mal ihre Meinung bezüglich des Dienstmädchens und ihm geäußert. Wusste ich's doch. Ich wusste, dass sie ihren Senf hinzugibt. Aber … hey! Soul nichts anmerken lassen. Mit einem falschen, aber üblichen Grinsen im Gesicht zeigte er, dass es ihm nicht interessierte. Er wollte nur weiter an der Quest herangehen, um schließlich einzucashen. Sekunden danach hatte sie ihm schließlich ein Kompliment gemacht. Ja, ein Punkt für Soul. Aber andererseits hätte er diesen Punkt nie bekommen, solange Neva ihn nicht dazu gebracht hätte, das Reden zu übernehmen. Als Neva fragte, ob es noch Fragen gab, hatte sie sich schon verdünnisiert, wodurch ihm nur noch eins blieb – sich selbst auf den Weg zu machen.
Auf jeden Fall war es Zeit, sich aufzuteilen. Mit einem Stadtplan in der Hand wurde dem Weißhaarigen befohlen sich zum Marktplatz aufzumachen, um sich dort zu erkundigen, ob Personen von dieser oppositionellen Gruppe wussten. Doch viel Zeit blieb ihm nicht. Der Himmel hatte sich schon leicht lila gefärbt, was bedeute, dass die Dämmerung nahte. Für ihn war das natürlich das Schönste am Tag. Er mochte die Nacht und um so schneller sie kam, desto besser war das für ihn. Das Gefühl, das sich eine gigantische, schwarze Decke über den Himmel breit machte, die die Sonne verschlang und dabei als Mond wieder ausspuckte, war für ihn einfach nur toll. Alles war in der Nacht ruhig und man musste sich nicht den ganzen Lärm anhören, der sich in der Umgebung befand.
Aber vergessen wir die Nacht und konzentrieren uns auf den Tag. An den Tag, wo noch Soul dabei war Informationen über die oppositionelle Gruppe zu beschaffen. Ach ja, Soul hatte immer noch seinen Rucksack mit dabei. Er hatte vielleicht so Einiges in den Schränken seines Zimmers verstaut, aber zum Beispiel seine Sense konnte er schlecht dort lassen, weswegen er sie einfach „getarnt“ mitnahm. Er mochte es nämlich nicht, einen ein Meter längeren Gegenstand mit sich zu schleppen. Vor allem nicht seine Sense, da sonst sein Spitzname „The Grim Reaper“ fiel und dieser hatte er einen negativen Ausdruck bei der Bevölkerung gehabt. Jedenfalls beobachtete er die Menschen auf dem Marktplatz und es schien, dass es recht viel Trubel dort gab, den Soul einfach nicht ausstehen konnte. Oh Mann, wieso schickt mich dieses Mädchen nur hierher, argh … Soul versuchte bei diesem Lärm klaren Kopf zu bewahren und ging an einigen Ständen vorbei, an denen er vermutete, dass sie vielleicht etwas mit dieser oppositionellen Gruppe zu tun hatten.
Am Ende des Marktplatzes angekommen, musste der Weißhaarige auf einer Bank verschnaufen. So welche Kopfschmerzen hatte er schon lange nicht mehr gehabt. Auf der Bank erholte er sich ein bisschen von seiner Tour durch den Marktplatz und fasste wieder klaren Kopf. Plötzlich hörte er etwas über einen Bürgermeister und ein Attentat. Soul sah sich um und hatte die Person anvisiert, von der er das gehört hatte. Er schnappte sich seinen Rucksack und begab sich zu der Person. Es war ein Mann, recht gut aufgebaut und schien vom Beruf her Handwerker zu sein. Geschätzt war er knapp um die 20 Jahre alt. “Entschuldigen sie, ich habe hier etwas über einen Bürgermeister und ein Attentat gehört. Mir wurde noch gesagt, dass es eine oppositionelle Gruppe geben sollte, wüssten sie etwas darüber? Das schien wieder etwas dreist und merkwürdig vorgekommen zu sein, weswegen er noch etwas hinzugab. “Nicht, dass sie mich falsch verstehen, ich will nur nicht in diese Sache mit hineingeraten. Ich bin nämlich auf der Durchreise.“

Neva verengte die Augen zu Schlitzen und spähte angespannt in die Ferne. Dieser Teil Marokkasu Towns war auf jeden Fall Teil der Altstadt, die Häuser dicht an dicht und die Möglichkeit von einem Balkon auf den anderen und schließlich das Dach zu gelangen. Leichtfüßig glitt sie das Dach hinab, stieß sich sanft ab und landete eine Etage tiefer auf einem der Balkons. Die Wohnung? Niemand zu Hause natürlich und ob hier jemals wieder jemand hin zurückkehren würde, war fraglich. Wie eine Katze schlich sie sich schließlich weiter, spähte hier und da erneut in eines der Fenster und setzte ihren Weg Richtung Rathaus fort. Was sie hoffte zu finden? Anhaltspunkte, eine Eingebung, irgendetwas Ungewöhnliches vielleicht. Nur irgendwie relativ unwahrscheinlich. Den Täter würde sie mit Sicherheit hier nicht finden, zumindest machte hier alles den Anschein. Probehalber drückte die Jokuta dennoch gegen die eine oder andere Tür oder Fensterscheibe. Einmal erwies sich diese Methode als erfolgreich und knarrend schwang das doch recht kleine Fenster auf. Erst warf sie probehalber einen Blick ins Innere, entschied sich schließlich hineinzuklettern und drückte diese nach sich wieder zu. Ebenso leise wie bisher, setzte sie nun auch im Inneren des Hauses ihre Suche fort. Die staubige Luft kitzelte bereits nach kurzer Zeit in ihren Atemwegen, mit Selbstdisziplin allerdings kein Problem. Drei Etagen hinab und sie würde den Ausgang erreichen, lediglich getrieben von der Neugier. Schritt für Schritt für Schritt. Neva bahnte sich ihren Weg durch das, was ehemals die Küche zu sein schien, weiter durch einen großen Raum und schließlich eine Treppe hinunter, bei welcher auch hier dringlichst Geräusche vermieden wurden. Als sie schließlich Stimmen vernahm, erwies sich all die Vorsicht als gerechtfertigt. Normalerweise hätte sie dies früher erkannt, aber aufgrund des schweren, modrigen Staubgeruchs, der einerseits den menschlichen Geruch überdeckte, wenn man sich noch zwei Etagen darüber befand und andererseits einfach unangenehm in der Nase kitzelte. Aber zurück zu den Stimmen. Als Neva diese vernahm, stockte ihr prompt der Atem, denn sie hatte wirklich nicht mit so etwas gerechnet. Im Nachhinein betrachtet aber logisch, denn die offensichtlich euphorischen, jugendlichen Stimmchen und das regelmäßige Geklirr von Gläsern sprach für sich. Sie waren mit Sicherheit nicht die nächsten Attentäter, vielmehr einfach nur Menschen auf der Suche nach einem Ort um Partys zu feiern. Die zarten Hände der Magierin glitten an den Griff ihres Katanas und umfassten diesen recht locker. Als nächstes sprang sie im Ninjastyle die restlichen Stufen hinab und landete genau in der Mitte der Menschenansammlung. Es waren fünf, doch als sie Neva erblickten, stockte auch ihnen kurzzeitig der Atem. „Der Sakamoto spinnt doch!“, knurrte eine weibliche Stimme. „Er will uns ernsthaft umbringen lassen?!“ und diesmal mit etwas mehr Empörung geknurrt.

Zeitgleich andernorts erntete Soul für sein indiskretes und plumpes Auftreten, kritische Blicke. „Nichts Konkretes.“, antwortete der Mann schließlich. Denn mal im Ernst, dass würde man sicherlich nicht an die große Glocke hängen, oder?! „Sakamoto-san hat viele Feinde, es heißt er habe bei der Wahl betrogen, aber ich kann mir nicht vorstellen, warum ein Mann von seinem Kaliber so etwas tun sollte.“ Er schüttelte den Kopf und fuhr fort. „Eine oppositionelle Gruppe sagst du? Nicht unwahrscheinlich, aber auch egal. Es gibt viele die ihn gern Umbringen würden.“, er grinste. „Und sei es nur, weil er so verdammt gut aussieht und andere neidisch darauf sind.“

Am Rande des Marktplatzes hatte Soul, der sich von seiner Partnerin getrennt hatte, um nach Informationen zu suchen, einen Mann angesprochen, der womöglich über das Attentat Bescheid wusste. Der Weißhaarige fragte ihn danach und die Antwort kam ihm doch sehr merkwürdig vor. Wieso? Nun ja, wenn man zuvor den Anschein hatte, dass Mr. Sakamoto doch ein Mann war, der eher von der ordentlichen und ehrlichen Sorte war, und man plötzlich von einer x-beliebigen Person erfuhr, dass er bei der Wahl betrogen hatte, dann kamen einem schon so einige Zweifel auf. Soul stimmte den Mann mit einem Nicken zu. Das glaube ich nicht, bei der Wahl betrogen? … He he, klingt ja sehr interessant. Der Sakamoto weiß ja gar nicht, was sich alles so in der Stadt herumspricht, wie? Oder vielleicht doch und er tut nur so, als ob er davon nichts wüsste? Egal, auf jeden Fall interessant. Daraufhin war ihm noch nicht einmal klar, dass Menschen ihn umbringen wollten, nur weil er besser aussah. Doch dahinter vergab sich etwas. Gab es denn mehr als nur einen Grund ihn umzubringen? Also, halten wir mal fest. Der Bürgermeister, der erst vor kurzem eingestellt wurde, möchte für eine Renovierung der Stadt sorgen. Um dies zu ermöglichen, verkauft der Staat einige Häuser an Privatwesen, was diesem dann eine Menge an Geld aufs Konto bringt. Doch hatte ein Kandidat auf den Bürgermeistertitel die Wahl knapp verpasst. Von ihm war nicht bekannt, für welche Zwecke er das Geld einsetzen wollte, aber Mr. Sakamoto erwähnte, dass dieser gegen den Einsatz der Gelder bezüglich Technik und Fortschritt war. Soweit so gut. Eine oppositionelle Gruppierung, die wiederum gegen den Einsatz der Gelder bezüglich der Renovierung waren und die Gelder für andere Zwecke nutzen würden, schienen ein Attentat auf den Bürgermeister zu planen, von dem er selbst erfuhr. Aber durch die vom Mann erhaltenen Informationen wurde Soul klar, dass es mehr als nur den schon bewussten und den eben erfahrenen Grund gab, um ihn zu töten.
Die einzige plausible Theorie war nun, dass die oppositionelle Gruppe und der Bürgermeister, der die Wahl verpasste, unter einer Decke steckten. Wenn also die oppositionelle Gruppe dafür sorgte, dass Yasuaki Sakamoto starb, konnte derjenige, der die Wahl verpasste hatte, den Titel an sich reißen. Indem nun der Bürgermeister das bekommen, was er haben wollte, konnte er der oppositionellen Gruppe, zu der er womöglich auch dazugehörte, das Geld für Technik und Forschung übergeben. So hatte der Kandidat seinen Titel und die Gruppierung ihr Geld. Ja, soweit war das auch gut vorstellbar, aber da Soul wusste, dass der Mr. Sakamoto anscheinend bei der Wahl betrogen hatte, musste er sich etwas Anderes einfallen lassen, um mehr Informationen darüber zu erhalten. “Verstehe, aber gibt es denn mehr Gründe, ihn umzubringen?“ Soul legte seine Stirn in Falten und machte kurz eine Pause, die weniger als zwei Sekunden betrug. “Oh Gott, wenn ich gewusst hätte, dass so etwas Schlimmes passiert, dann wäre ich doch lieber um die Stadt herum gegangen und hätte schließlich ein Camp aufgeschlagen.“ Dem Weißhaarigen, war die Informationen über den Betrug nicht entgangen, aber es war schwierig diese Frage dem Mann zu stellen, sonst hätte er ja noch Verdacht geschöpft, dass Soul so etwas wie ein Spion war.

Und prompt entfuhr der Jokuta ein Nieser, welcher nach allgemeiner Definition, als besonders niedlich durchgehen konnte. Irgendwie bei Gott das letzte was sie gebrauchen konnte, denn ihr bis eben so episch-professioneller Auftritt, war nun vermenschlicht worden. Die Jugendlichen schwiegen dennoch, nach wie vor. „Tut mir Leid euch enttäuschen zu müssen, aber Sakamoto hat mich nicht geschickt, um euch zu töten.“, ziemlich abstruse Idee wie Neva übrigens fand, es aber doch wieder wert hinterfragt zu werden. „Wie aber kommt ihr auf die Idee?“ Das Mädchen ließ ein verächtliches Schnauben verlauten und blickte Neva direkt in die Augen. „Wir ekeln ihn an. Er hat schon so einiges gegen uns unternommen, wir lassen uns davon aber verständlicherweise nicht unterkriegen. So etwas hätten wir ihm auch zugetraut.“ Kleine Rebellen also, der Dragonslayer schmunzelte in sich hinein. „Wisst ihr etwas von einem Attentat, dass Morgen auf ihn verübt werden soll?“ Fast synchron schüttelten alle Anwesenden die Köpfe und diesmal meldete ein Junge sich zu Wort. „Er hat viele Feinde.“ „Warum?“ „Manche sagen Wahlbetrug. Andere sprechen wiederum von seltsamen Projekten und hohem finanziellem Aufwand.“, das Mädchen zuckte mit den Schultern. „Gibt es eine entsprechende oppositionelle Gruppe, die organisiert gegen ihn vorgeht?“ „Möglicherweise schon, also mich persönlich würde es nicht wundern.“ „Profis?“ Der Junge nickte zustimmend. „Da scheint eine Menge Korruption dahinterzustecken und ehrlichgesagt werden diese Leute schon gute Gründe für das haben, was sie tun.“ Neva lächelte und nickte nun ebenfalls. Die Hände hatte sie schon längst vom Griff ihres Katanas gelöst und auch ihre Haltung war vollkommen entspannt. Die Gründe für das morgige Attentat waren also geklärt, dennoch schien es kein rankommen an irgendwelche Informationen zu geben. Wenn sie tatsächlich Profis waren, dann würde es auch keine Hinweise geben. Für die junge Jokuta zeigte sich nun vermutetes Problem auf: eigentlich wäre der Erfolg des Attentats gerechtfertigt, doch bekamen sie Geld dafür, wenn sie diesen Plan vereitelten. Man war in diesem Job ein Werkzeug. Die eigenen Fähigkeiten Mittel zum Zweck und wer viel Geld hatte engagierte die stärksten Magier und gewann. Irgendwie ziemlich… gefährlich.
Metalicanas Schützling entschloss sich, die Informationssuche für Heute sein zu lassen. Freundlich verabschiedete sie sich von den fünf Jugendlichen, verließ das Haus durch die Eingangstür und stand nun wieder auf dem großen Platz. Mittlerweile war es dunkel geworden und der Platz war alles andere als hell erleuchtet. Nicht das das Neva etwas ausmachte, sie hatte trotzdem nichts dagegen schnellstmöglich zu besagtem Restaurant zu kommen und ihr Abendmahl zu sich zu nehmen. Der laue Wind trug ihr unterdessen einen interessanten Geruch vor die Nase.

Eine Etage höher hockte eine Person vollkommen in schwarz gehüllt auf einem der Balkons und spähte durch die Gitter der Umzäunung. Er zielte mit seiner Waffe direkt auf den hübschen Hinterkopf der jungen Dame und wenn er es gewollt hätte, dann wäre sie nun schon tot. Einerseits wurde er aber für das Töten ihrer Person nicht entlohnt, andererseits könnte es ihn auffliegen lassen, wenn eine der offensichtlichen Leibwachen Sakamotos ausgerechnet hier starb. Eine Gefahr für die gesamte Mission.

Der Mann, mit welchem sich Soul gerade unterhielt zuckte lediglich mit den Schultern. „Schätzungsweise genug. Am besten hältst du dich morgen einfach von Rathaus und Umgebung fern. Da Hotel da vorn an der Ecke ist übrigens sehr zu empfehlen. Einen schönen Tag noch.“ Und prompt drehte er sich um und würdigte Soul keines Blickes mehr. Seltsame Menschen hier in dieser Stadt…

Ja, Soul war vielleicht recht höflich, aber im Umgang mit anderen Personen war das manchmal kritisch, denn man konnte nie wissen, wie diese Personen auf einem reagierten. Am Schlimmsten wäre es, wenn diese einen einfach ignorierten, als wäre man Luft, wobei man Luft doch eher wahrnimmt, weswegen die Bezeichnung „Stein“ besser dazu passt. Nun, auf seine Frage bekam er nicht die Antwort, die er haben wollte, sprich: die er erhoffte … Die Menschen von hier sind komisch … erst einmal ist es so laut hier und hinzu kommt, dass sie einem Reisenden noch nicht einmal weiterhelfen … Wie unhöflich. Aber naja, ich bin ja eh kein Reisender. Auf jeden Fall waren bei ihm die Aussichten nach Informationen nicht so erfolgreich gewesen, aber dagegen konnte er nun nichts Weiteres tun. Moment, konnte er denn nicht einfach weiter Personen fragen? Nein, einerseits durfte er das nicht tun, sonst würde er zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen und man würde merken, dass er auf der Seite des derzeitigen Bürgermeisters stand, wodurch dann andere Meinungsperspektiven gegenüber dem Weißhaarigen entstehen konnten, was nicht geschehen sollte. Denn andere Meinungsperspektiven hießen, dass die Menschen, von denen wahrscheinliche einige zur oppositionellen Gruppe gehörten oder gar von denen gehört hatten, umso mehr die Wahrheit verbargen. Möglicherweise, lag es daran, dass sie Angst hatten. Nun aber zum zweiten Grund, wieso er nicht weitere Bürger ausfragen konnte. Es war schon recht dunkel geworden und dieses leichte Lila war schon zu einem dunklen geworden, weswegen Soul, der sich zu jener Zeit auf dem Marktplatz befand, nun beeilen musste, da das Restaurant nicht gerade nah bei ihm war, sprich: gerade um die Ecke stand. Was wohl Neva so alles an Informationen aufgetrieben hat … Ich hoffe sie hat etwas im Gegensatz zu mir gefunden.
Mit dem Gedanken richtete er sich dann in Richtung Restaurant. Er musste sich durch einige schäbige Gänge der Stadt quetschen, um so schnellstmöglich dorthin zu gelangen. Er wollte nämlich nicht, dass seine Partnerin nun sauer wurde, solange diese sich wahrscheinlich schon beim Restaurant befand. Jedenfalls sah er, dass diese Stadt wirklich die Umwelt verschmutzte, was nicht nur an den Schornsteinen lag, sondern auch an dem Viertel, an dem die Technik und der Fortschritt nicht so weit fortgeschritten war. Da waren nämlich die Gassen voll mit ekligen Substanzen und dessen Gleichen. Ja und der liebe Soul musste sich seinen Weg durch diese verdreckten Gassen kämpfen. Glücklicherweise hatte er ein Taschentuch dabei, um sich den Mund damit zu verdecken. Er wollte halt keine dieser Brühen überhaupt nur riechen. Verdammt nochmal, das ist wirklich nicht toll. Ich hätte ja den langen Weg nehmen können, aber dieser ist zu lang! … Iiiieeh … Während er dies dachte, war ihm in den Sinn gekommen, dass es doch in solchen Gassen jede Menge Insekten gab. Deshalb legte er gleich vier Gänge zu und lief mit Höchstgeschwindigkeit durch die Gassen bis hin zum Restaurant.
Beim Restaurant angekommen ging er hinein und blickte durch die einzelnen Gänge dessen. Er suchte nach einem guten Platz, um eine Aussicht auf den Platz zu haben, an dem sich dieses Restaurant befand. Er wollte so schnellst wie möglich Neva erspähen, da er erkannte, dass diese sich nicht beim Restaurant befand. Wo bleibt sie nur? Währenddessen kam auch schon eine Kellnerin. “Kann ich ihnen helfen?“ Soul, der zu dieser sah, wobei er sie nur verdutzt ansah, hatte einen Blackout. “Öh … was? … Ne …“ Die Kellnerin machte daraufhin ein empörtes Gesicht und ging auch schon zum nächsten Tisch, wobei Soul sich dann schließlich wieder einfing. Mist! Musste das jetzt geschehen? Sie hätte mir helfen können. Aber nun sie zu fragen … ne, ich lasse es lieber sein.

Er schoss nicht, na immerhin bedeutete das, sie würde noch eine Weile leben dürfen. Sie empfand es als sehr erstaunlich, dass man nach bereits so kurzer Zeit entdeckt wurde, doch ob es sich deswegen nun tatsächlich um Profis handelte, oder man einfach Glück hatte, wusste Neva nicht zu beurteilen. Vorsicht war dennoch geboten, so viel stand fest. Der morgige Tag entpuppte sich jetzt schon als wahre Herausforderung, sie hatte nichts Konkretes, vielleicht ja Soul?!
Vor dem Restaurant angekommen, schaute sie hinein und sah Soul bereits dort sitzen. Auch sie trat ein und setzte sich zu Soul, doch bevor sie erzählen konnte, war bereits eine Kellnerin an den Tisch herangetreten und legte die Speisekarten nieder. Vom Hunger geplagt, blätterte sie Seite um Seite durch und entschied sich am Ende doch, für eine klassische Reispfanne mit lauter exotischem Gemüse und natürlich Wasser dazu. Auch Soul bestellte und schließlich konnte Neva loslegen. „Okay, also, ich hab mir das Gelände um das Rathaus herum angeschaut und ich muss sagen, es gibt keinen besseren Ort um ein Attentat zu verüben. Der Platz ist von allen Seiten eingekesselt mit Gebäuden, einige davon unbewohnt. Auf das Dacht kommt man ganz leicht und auch das dichte aneinander Stehen der Häuser, sowie die eng beieinanderliegenden Balkons machen es für uns nicht sonderlich einfach. Die Mitglieder unserer gegnerischen Gruppe, scheinen allesamt Profis zu sein, in Anbetracht der Tatsache, dass wir nicht wissen wie viele, wann und wie, wird das Morgen ein hartes Stück Arbeit. Wir müssen unbedingt aufpassen.“ Die Kellnerin näherte sich und stellte die Gläser ab, das Essen würde gleich folgen. „Sie haben uns entdeckt. Eine Person hat auf mich gezielt, es ist also anzunehmen, dass wir es unter anderen mit Schützen zu tun haben werden. Er hat keine Ahnung, dass ich ihn gesehen habe. Ich denke also, sie werden sich sicher fühlen. Nun, was hast du herausgefunden?“ Wenige Minuten später tauchte die Kellnerin erneut auf und stellte schon das Essen ab. Neva lief das Wasser im Mund zusammen, seit sie aus Hosenka Town abgefahren sind, hatte sie nichts mehr gegessen, allerhöchste Zeit. „Itadakimasu Soul-san.“ Schon griff sie nach den Stäbchen, brach sie auseinander und begann weniger genüsslich, als vielmehr hungrig, das Essen in sich hineinzuschaufeln. Natürlich immer noch mit einem gewissen Grad an Anstand, während sie Souls Ausführungen aufmerksam lauschte.
Es duftete soooo gut! Und schmecken erst recht!

Im Restaurant wartend, schaute Soul nun zur Eingangstür, von der Neva kam. Sie schien keinerlei Gefühle durch ihre Mimik preiszugeben, aber Soul konnte sehen, dass sie etwas entdeckt hatte. Er hatte immer noch seinen Rucksack dabei, in der sich die abgekoppelte Sense befand. Also mussten sie keine Angst haben, wenn jemand sie angriff. Im schlimmsten Fall war noch Neva da, die ihr Metall verwenden konnte, um die beiden zu beschützen. Auf jeden Fall hatte nun Soul keinen Blackout mehr gehabt und bestellte, genau wie Neva es tat, etwas. Unglücklicherweise war es wieder die Kellnerin, die zuvor empört sich von seinem Tisch entfernt hatte und machte immer noch ein wütendes Gesicht, wobei Soul leicht verängstigt grinste, um ihr zu zeigen, dass es ihm leid tat, aber er in Wirklichkeit einfach keine Probleme haben wollte. Mann, die Leute aus dieser Stadt rasten auch so schnell aus, wie schnell sie davon gehen. Nachdem die beiden dann bestellt hatten, begann Neva über ihre Informationsergebnisse zu reden. Soul, der dabei nickte, um ihr zu zeigen, dass er ihr zuhörte, hatte nicht gewusst, dass diese Gruppe sich schon so schnell hierher bewegen würden. Überaus erstaunlich, dass sie sich schon bereitmachten, aber wieso so früh? Auch die Informationen über die Lage, in der der Bürgermeister seine Rede halten wollte, war sehr interessant. Man hatte also wirklich keine Chance von dort nicht getroffen zu werden. Wenn man vor allem, wie Neva es beschrieb, so leicht auf die Dächer käme, dann war das wirklich ein Problem. Wie sollte denn ein Magier der Finsternis mit seiner Sense jemanden beschützen, der auch von oben angegriffen werden konnte. Der erste und auch ein bisschen der zweite Stock waren okay für ihn. Diese waren wirklich keine problematischen Positionen, aber auf dem Dach!? Ne, das ging für ihn überhaupt nicht. Jedenfalls hatte er überhaupt nicht bemerkt, dass die Kellnerin Gläser abgestellt hatte und er ganz sein bestelltes Essen vergaß. Auf die Frage, ob er etwas herausgefunden hatte, musste er sie enttäuschen. “Nein, leider nicht wirklich. Oder, doch, aber darüber habe ich nicht viel herausbekommen.“ Soul ging näher an Neva ran. NEIN, es handelt sich hierbei um keine Romanze, die er beginnen wollte, er wollte nur sichergehen, dass es kein anderer erfuhr und flüsterte ihr schließlich: “Also, unser Bürgermeister scheint bei der Wahl betrogen zu haben. Wie genau er das tat, weiß ich leider nicht, da ich sonst aufgeflogen wäre, aber womöglich gibt es mehr als nur einen Grund, um diesen umzubringen. Ach ja, sie haben NICHT UNS entdeckt, sondern NUR DICH. Sie wissen ja zurzeit nicht, dass ich deine Begleitung bin, oder sollte mir etwas entgangen sein?“ Er ging wieder zurück auf seine Bank und lehnte sich an diese. Daraufhin kam auch schon das bestellte Essen, welches vorzüglich zu sein schien. Souls Magen hatte auch schon geknurrt vor Hunger. Ein langer Tag, der jetzt zu genießen war. “Auch dir ein wünsche ich guten Appetit.“ Soul verschlang sein Steak, welches er bestellt hatte, mit Genuss. Man sah ihm an, dass er Messer und Gabel benutzte, als wären sie Werkzeuge zum Aufschneiden in einer OP. Auf jeden Fall hatte er noch Anstand in sich und aß immer das eine Stück nach dem Anderen, ohne dabei so einen vollen Mund zu haben. Ebenfalls schluckte er erst einmal das eine, im Mund befindliche Stück runter, bevor er das andere mit der Gabel fasste. Neva schien ja sehr an den Bewegungen von ihm zu hängen. Habe ich etwa gekleckert? ... Als er dann drei Drittel des Steaks aufgegessen hatte, wischte er sich seinen Mund mit der Serviette ab und trank ein Drittel von dem Mineralwasser aus seinem Glas. “Also, was sollen wir deiner Meinung nach tun? Du bist ja die Anführerin.“ Nicht, dass man es falsch versteht, Soul wusste, dass es unhöflich war, andere beim Essen zu stören, weswegen er diese Frage auch erst dann stellte, als sie zu Ende aß.