Souls Verhalten, beobachtete man ihn eine Weile, ließ sich mit keinem Wort besser zusammenfassen, als mit ulkig, wenngleich dieses Wort nicht unbedingt zeitgemäß war, so traf es doch zu. Ja wirklich, sehr ulkig. Er mochte ein guter Schauspieler sein, kannte man ihn aber etwas, bzw. hatte man so ein Spiel gespielt, wie beide dies nun mal zuvor taten, so wurde Souls Verhalten durchsichtig und animierte seine Mitmenschen im misstrauisch gegenüberzustehen. Man wusste nicht welchen Gedankengang er gerade wirklich verfolgte, wenn er einem in die Augen sah und dabei grinste. Neva für ihren Teil ging dann gern auf Distanz, vielleicht auch besser so für die Teamarbeit. Alles schön sachlich und es dürfte keine Probleme geben. Dürfte. Mögleichkeiten die das Gegenteil bewiesen, zeigten sich oft genug und am aller liebsten in den unpassensten Situationen.
Neva unterbrach sich beim Essen um etwas zu trinken, währenddessen berichteten Soul über das, was er in Erfahrung bringen konnte. Tja und wieder einmal gab er ihr Anlass ihn zu verbessern. Man musste dieses Verhalten bei Neva wohl einfach tolerieren, ändern würde sie sich auf diesem Gebiet wohl niemals. Die geborene Klugscheißerin. „Mag sein, aber sie wissen, dass es mindestens eine Person gibt, die sich um das Wohl des Bürgermeisters sorgen wird. Sie kennen dein Gesicht nicht, aber das der gute Mann spezielle Leute darauf angesetzt hat, dürfte ihnen klar sein.“ Und schon setzte sie das Essen fort, nicht dass es ihr etwas ausgemacht hätte mit vollem Mund zu reden, so perfekt wie sich ihr Partner hier aber präsentierte, sollte sie vielleicht auch mindestens etwas Anstand an den Tag legen. Wenn sie es schon sonst nicht tat, dann zumindest jetzt beim Essen, für eine Besserung seiner Selbst war es immerhin nie zu spät - auch wenn es so mit das Letzte wäre, was sie in ihrem Leben tun würde.
Nachdem sie also die letzten Reiskörner vom Teller pickte und das Besteck schließlich niederlegte, sah sie zu Soul auf. Neva lehnte sich leicht nach rechts, griff nach einer Serviette und wischte auch sich den Mund ab. Ja sie wischte, bei ihr gab es keinen Lippenstift der verschmieren konnte, ob da bei Soul der Fall war? Vielleicht stand er auch einfach auf Steakgeschmack, am liebsten noch Stunden nach dem Essen. Währenddessen stellte Soul eine Frage, auf welche sie selbst so recht keine Antwort wusste. „Wir wissen rein gar nichts, nicht wie viele es sind und nicht wie sie angreifen werden. Tja und schon gar nicht wann. Lediglich die Möglichkeit es könnte sich um jemanden mit Waffe handeln. Mal angenommen sie sorgen an der einen Stelle für Aufsehen, lenken uns ab und schaffen es den Bürgermeister zu töten. Nicht unwahrscheinlich. Wir müssten uns also aufteilen. In jedem Fall ziemlich riskant. Und was machen wir, wenn wir den Angreifer tatsächlich enttarnen?! Und einer von uns beiden will sich mit ihm messen und wird überwältigt?“, Neva lehnte sich nachdenklich zurück und senkte den Blick auf die Tischplatte. Jene war aus billigem Holz gefertigt, an den Rändern wies dieses schon Abnutzungserscheinungen auf. Dieses Restaurant war mittlere Preisklasse, das Essen gut, das Ambiente sollte aufpoliert werden. Zumal die wenigen echten Pflanzen eher gelblich wirkten, als tatsächlich gesund grün und neben den weißen Wänden und Plastikpflanzen und ebenfalls einen unschönen Eindruck hinterließen. Aber um zurück auf das Wesentliche zu kommen, Neva hatte keine Ahnung was sie tun sollte. Morgen würden sich Situationen ergeben, in welchen man reagieren musste, basierend auf Erfahrung und Instinkt, sie hatte weder die Erfahrung, noch den folglich ausgeprägten Instinkt. Spontanität war eine ihrer Stärken, ja, sie war auch flexibel, ja, aber das war etwas ganz anderes. Hier stand das Leben eines Menschen auf dem Spiel, einer der es wohl verdient hätte zu sterben, aber es war ihr Klient, der Typ der sie entlohnen würde. Dem, dem man letztlich verpflichtet war. Soul gegenüber ließ sie sich natürlich nichts anmerken, im Gegenteil, sie fragte trocken nach seiner Meinung, als sei es ein Spiel, in welchem sie ihn auf die Probe stellte. „Wie siehst du das Ganze denn? Ich bin für Spontanität.“, Lüge. Hier hätte sie zum ersten Mal nach klaren Strukturen geschrien, wenn es etwas gebracht hätte.

Soul war schon klar gewesen, dass die Gruppe über die beiden als Leibwache Bescheid wussten, aber genau das, das die nicht wussten, wie Soul aussah, war genau der Punkt. Wie sollten also die Leute rangehen, solange sie nicht wussten, wie die zweite Person aussah? Man konnte dabei alles vermuten. Zum Beispiel, dass es sich hierbei um einen durch trainierten Bodyguard handelt oder vielleicht ein Ritter mit Schwert und Schild ist, wobei ersteres doch zutreffender ist. Nun ja, da man aber den Weißhaarigen bei der Rede sehen würde, dass er bewaffnet sein wird, würden die oppositionellen Gruppenangehörigen natürlich dementsprechend reagieren und ihn zuerst angreifen. Wieso? Neva war doch viel stärker als er und sie hatte natürlich die Dragonslayer-Magie bei sich, also, wieso dann Soul zuerst? Nun ja, obwohl Soul wusste, dass sie eine Dragonslayerin war, wussten ihre Gegner zumindest nicht, dass sie eine war, weswegen diese sie als normales Mädchen der Lamia Scale einstufen konnten. Soul hingegen sollte dabei viel anders aussehen. Nevas Katana schien nicht so stark aufzufallen, wie es seine Sense es tut, und deshalb würden die Gegner auf ihn losgehen. Auf jeden Fall war das eine knifflige Sache und beide waren nicht einmal ein Stück weitergekommen, was nun? Neva konnte auf die Frage keine konkrete Antwort geben und sie hatte recht. Was wäre, wenn Neva, die mal angenommen angegriffen wird, nicht mehr ein auf den Bürgermeister hatte und Soul von der anderen Seite attackiert werden würde? Dann wäre der Bürgermeister wirklich ungeschützt und die beiden hätten ihre Aufgabe vermasselt. Hm … das ist wirklich nicht gut. Wir beide werden morgen sehr überfordert sein. Das bedeutet, wir allein werden da sein, den Bürgermeister vor seinen Gegnern zu verteidigen. Schwierig … Souls Mimik zeigte, dass er noch am Überlegen war und ihm nichts Hilfreiches einfiel. Indem er nicht Neva anstarrte versuchte er irgendwie einen Plan zu schmieden, der den beiden weiterhelfen sollte, aber ihm viel nichts Gescheites ein. “Ja, du hast recht, das ist wirklich problematisch …“ Neva war vielleicht nicht diejenige, die auf taktischem Vorgehen eingehen zu sein schien, da sie selbst meinte, dass ihr die Spontanität am liebsten wäre, aber Soul war da anderer Meinung. “Mir fällt noch nichts ein, lass mich überlegen, ja?“ Soul legte Zeigefinger und Daumen an die Seiten seines Kinns und lehnte sich zurück. Er schloss seine Augen und versank ganz in sich. Dabei hatte er eines nicht vergessen zu tun, er hatte einen physischen Kontakt mit seinem Rucksack, in der sich seine Sense befand. Und was befand sich in der Sense? Natürlich seine Dunkelheit, Nedar. Ja, es klingt etwas seltsam, aber der weißhaarige Junge hatte einen Pakt mit der Dunkelheit eingeschlossen und ließ ihn dort in der Sense leben, solange Soul seine Kraft – die Finsternismagie – nutzen würde. In seiner Welt, die er nun mit der Welt seiner Dunkelheit verknüpfte, fragte er ihn: Was glaubst du? Können wir da etwas tun? Du weißt natürlich wovon ich spreche. Nedar war nicht der Typ, der gerne redete, aber diesmal machte er eine Ausnahme. Auch seine eigene Dunkelheit wusste da nicht weiterzuhelfen. Diese konnte vielleicht etwas anstellen, aber bei dem Tageslicht, indem sich der Bürgermeister befinden würde, hätte Nedar keine Chance irgendetwas zu tun. Soul mit seiner Magie konnte da auch nicht viel tun. Also war seine Antwort: “Ich bin deiner Meinung. Aber es wird schon fast Nacht, wir sollten glaube ich mal nun uns zum Anwesen begeben, nicht?“

Das half alles nicht weiter, sie hatten keinen Plan, keine konkreten Anhaltspunkte, einfach gar nichts. Neva seufzte und schloss die Augen für einen Moment. Sie konnten nichts weiter tun, als Abwarten und Tee trinken. Aber im Ernst, was wäre, wenn eine solche Situation auf beide zukommen würde? Man würde sich logischerweise aufteilen. Sicherlich war der Schutz des eigenen Teamkollegen irgendwie vorrangig, doch Soul würde mit Sicherheit auch auf sich selbst aufpassen können, zumindest eine Weile. „Wie schnell bist du, Soul-san?“ Was diese Frage sollte? Sie wollte feststellen, wer als erstes auf einen der entdeckten Gegner zustürmen sollte und wer Leibwache für Sakamoto-san spielen würde. Ihr Geruchsinn würde ihr nicht viel nützen, zu viele Menschen, man kannte ihr Gesicht, Tarnung passé, sie war schnell, aber nicht schnell genug, sie war ein Metall Dragonslayer, doch hatte sie eigentlich niemals vor, ihre Fähigkeiten in einer Großstadt so offen darzulegen. Mit einem schlichten Nicken entgegnete sie letztlich Souls Vorschlag. Das Glas wurde ein letztes Mal an die Lippen gesetzt und geleert. Neva hinterließ das entsprechende Geld und setzte gemeinsam mit ihrem Partner den Weg, außerhalb des Geschäftes fort. Es war Dunkel und vergleichsweise zu vorhin, doch recht kühl. Wahrlich ein Genuss für die Jokuta, welche es sich nicht nehmen ließ, einen Moment zu verweilen und tief ein- und auszuatmen. Neva legte den Kopf in den Nacken und starrte rauf in die sternenklare Nacht. „Lass uns gehen.“, murmelte sie nach einer knappen Minute, richtete den Blick wieder nach vorn und setzte ihren Weg fort. Ihre Hand wanderte derweil wieder an den Griff ihres Katanas, langsam und dennoch bestimmt. Ihre Aufgabe war Morgen wichtig und egal was bei rauskam, es würde sich zumindest positiv auf die persönliche Entwicklung auswirken.
Auf dem Weg bis hin zum Anwesen, sprach Neva kein einziges Wort, erst als sie die Haustür erreicht und kurz davor waren zu klingeln, erhob sie ihr zartes Stimmchen erneut im Flüsterton. „Du solltest dir das mit dem Hausmädchen vielleicht noch einmal überlegen. Hast du vielleicht mal darüber nachgedacht, dass sie ebenfalls Informationen besitzen könnte? Was meinst du, wer Sakamoto-sans Arbeitszimmer aufräumt?“ Spätestens jetzt dürfte Soul erkennen, dass es KEIN persönlicher Rachefeldzug ihrerseits war, sondern alles Taktik. Da hätte er auch ernsthaft selber drauf kommen können. Ohne Widerrede zuzulassen, betätigte sie die Klingel und gleich darauf waren Schritte zu hören. Ein anderes Hausmädchen öffnete diesmal die Tür. Ihr Blick anfangs er neutral, erstrahlte plötzlich förmlich und das nicht vor falscher Freude, oder mit offensichtlich bösen Hintergedanken. Sie wirkte wie ein kleiner Sonnenschein, Neva animierte dies zu einem Lächeln und Soul würde das doch sicher auch mindestens ein Schmunzeln entlocken, oder nicht? Bei diesen großen Äugelein konnte man nur dahinschmelzen. Metalicanas Schützling verabschiedete sich mit einem einfachen „Gute Nacht“ Und schon verschwand sie eine Etage höher. Soul überließ sie derweil seinem Schicksal.
Bereits auf dem Weg nach oben streifte sie ihre Schuhe ab und tapste barfuß die restlichen Treppen hinauf.

Mit dem letzten Schluck, den seine Partnerin konsumierte, gingen die beiden. Neva ließ zuvor noch das Geld liegen, damit es nicht so aussah, als wollten die beiden unbezahlt aus dem Lokal gehen. Natürlich legte Soul sein Geld auf den Tisch, das für das Steak und dem Getränk gewesen war. Auf dem Weg zum Anwesen war alles schon dunkel geworden. Es waren einzelne Sterne am Himmel zu erkennen, die durch den kaltschwarzen Himmel mehr zum Vorschein kamen. Ja, auch eine kühle Brise wehte derzeit und machte den Spaziergang zum Anwesen einfach angenehmer. Soul, der von dieser Nacht, wie von jeder anderen Nacht, begeistert war, konnte nun sanft, klaren Gedanken fassen. Ohne jede Ahnung zu haben, machen wir einen so gefährlichen Job? … Alles zum Wohle des Geldes, welches ich brauche! Während sie durch die Gassen rauf zum Anwesen gingen, hatte Soul wegen seiner Begeisterung zur Nacht auch schon vergessen, dass die Nacht in so einer Stadt auch die Nacht der Insekten waren. Wenn er doch gemerkt hätte, dass sich irgendwelche Kleinviecher hier herumtreiben, dann hätte er womöglich wieder vier Gänge zugelegt und wäre auf dem schnellsten Wege zum Anwesen hinauf geflitzt.
Bei dem großen Gebäude des Bürgermeisters angekommen, versuchte Neva ihm zu erklären, dass das Hausmädchen von hier eventuell mehr wusste, als die beiden zusammen – jedenfalls über den Bürgermeister. Neva schien aber in diesem Moment Soul wirklich unterschätzt zu haben. “Natürlich habe ich daran gedacht, nur hast du mir keine Gelegenheit dazu gegeben.“ Daraufhin folgte ein großes, finsteres Grinsen und Neva betätigte die Klingel. Bei dem Gedanken, dass nun das Hausmädchen von heute Mittag die Tür öffnen würde, kam stattdessen jemand anderes. Es war ebenfalls ein Hausmädchen – kein Zweifel – aber es war nicht dieses von heute Mittag. Der Blick wirkte neutral, aber sie schien doch hell in ihrem Auftritt zu sein. Man konnte von einem kleinen Engel denken. Nicht schon wieder so jemand, aber irgendwie sehen diese Hausmädchen alle gleich aus. Er grinste und zeigte ihr, dass er sie bemerkt hatte, aber es sich hierbei immer noch um sein psychopathisches Standardgrinsen handelte.
Bei der Etage angekommen, in der Soul schlief, verabschiedete sich Neva und verschwand daraufhin fix am Ende des Flurs, wo sich die Treppe zur nächsten Etage befand. Er hingegen wollte noch nicht schlafen. Nicht, dass er von der Nacht abgelenkt war, nein, er betätigte den Knopf für das Dienstpersonal. Man kann sich vorstellen, was er vorhatte. “Könnten sie mir das Dienstmädchen von heute Mittag hoch schicken? Um ihnen die Suche nach dieser zu erleichtern: Sie hatte lange braune Haare und braune Augen. Sie war heute Mittag in das Zimmer des Bürgermeisters gekommen, um dem Bürgermeistern und seiner morgigen Wache Kräutertee zu schenken.“ Soul ließ nicht nach. Er hatte das Gefühl, als hätte dieses Mädchen mehr Informationen gehabt, als die anderen Befragten. Aber er musste nun abwarten bis sie hier hochkam. Was wohl derweil Neva so alles tat?

Die Füße sanken ein Stück in den weichen Teppich ein und vermittelten das Gefühl auf Wolken zu gehen. Den Feierabend redlich verdient, würde Neva diesen Tag entspannt und mit viel Luxus ausklingen lassen, so lautete der zumindest Plan und wenn sie das richtig sah, dann würde es sicherlich wieder eine unschöne Unterbrechung geben, die ihr so gar nicht passen dürfte. Die Hoffnung starb ja bekanntlich zuletzt. Nevas Zimmer befand sich auf demselben Gang wie Souls, doch lag seins am Anfang während sie nach ganz hinten laufen musste. Der Gang war vergleichsweise recht dunkel und in einem der hinteren Zimmer brannte noch immer das Licht. Warum? Dass sollte ihr egal sein. Schnurstraks betrat sie ihr Zimmer, knipste das Licht an und warf ihre Sachen vor das Bett. Das Badezimmer befand sich, wenn sie sich noch recht erinnerte, direkt neben dem ihrigen. Mit zwei geschickten Handgriffen löste sie Yoruha von ihrem Gürtel und legte es auf ihrem Bett nieder. Noch ehe sie sich richtig in dem Zimmer umsehen konnte, stürmte sie wieder raus und machte sich auf die Suche, Tür Nummer eins, welche sie sogleich öffnete, erwies sich schließlich als die richtige Wahl. Eine riesige Badewanne und ebenso große Dusche, ein monströser Spiegel, Marmor, hübsche, weiße Fließen. Handtücher waren bereits für die möglichen Besucher unfehlbar bereitgelegt und allesmögliche an Seifen stand ebenfalls zu Auswahl. Verschmitzt lächelnd drehte sie prompt das Wasser auf und testete sich durch die einzelnen Gerüche der Badezusätze. Tatsächlich befand sich einer darunter, der ihr gefiel und auch wenn sie sonst sehr gern auf Chemie verzichtete, so würde sie heute dennoch nicht auf ein Schaumbad verzichten wollen. Tja, und um Schaum zu bekommen, brauchte man nun einmal Seife. Soul musste sich heute wohl oder übel gedulden. Amüsiert über die Vorstellung, Souls Gesicht zu sehen, wenn er auch nach dem fünften Versuch noch nicht rein kam, trat sie an die Tür und schloss diese ab. Als nächstes entledigte sie sich ihres Kimonos und nicht zuletzt dem Rest, der bisher noch ihren Körper bedeckte…

Isaka trat skeptisch schauend an die kleine Marry heran und nickte in die Richtung der Tür. „Unsere Gäste wollen dich sehen, genauer, dieser nette Mensch mit weißen Haaren. Wie heiß der noch gleich?“ „Soul…“, antwortete Marry mit einem leichten Hauch rosa um die Nase. „Beeil dich.“ „Hat er irgendetwas gesagt? Soll ich ihm etwas bringen?“ Isaka schüttelte den Kopf. „Nein nichts. Nun lauf schon!“ Das Dienstmädchen zupfte hektisch ihre Schütze zu Recht. „Hai hai…“
Keine fünf Minuten später stand sie vor der Zimmertür des jungen Herren und schaute auf angestrengt auf die Tür, als könne man durch diese in das Innere schauen. Ein letztes Mal strich sie ihre Kleidung glatt, hob dann zögerlich die Hand und klopfte zweimal. Marry öffnete sie Tür und verneigte sich, sodass die braunen Haare ihr ins Gesicht fielen und glücklicherweise die rötlichen Wangen verdeckten. Was war nur mit ihr los? Sie war doch sonst nicht so! „Hai, Soul-sama?!“, hauchte sie.

Soul, der geduldig in seinem Zimmer wartete, konnte nicht fassen, dass dieser Schnösel von Bürgermeister so viel Geld für ein Gästezimmer ausgab. Nun, Souls Meinung war dazu eher positiv, denn dieses ganze Schöne verzieren und die Ordentlichkeit waren schließlich für ihn gedacht. Man müsste nur ins Bett steigen, dann wüsste man wovon er dachte. Ohhhhh, wie weich … ich wünschte, ich hätte so ein Bett zu Hause. Als er dann ein dumpfes Klopfen an seiner Tür vernahm, stand er von seinem Bett auf, glättete seine Kleidung, damit er noch wie neu aussah und trat an die Tür. Doch bevor er das tat, ging er, während er zur Tür schritt, nochmal alles durch. Gut, ich lasse sie hereintreten und dann erst einmal etwas verführen. Danach kann ich grober Weise mit der Befragung beginnen. Ich hoffe doch, dass ich DIESES MAL Glück habe und sie nicht wie die anderen Bürger von hier reagierte! War sie denn eigentlich von hier? Er bewegte seine Hand nun auf den Griff und drehte ihn schließlich, damit sich der Hacken von dem Rand des Eingangs lösen konnte. Als dann Soul die Tür vollkommen aufgemachte, sah er, dass das Dienstmädchen selbst zur selben Zeit diese aufgemacht hatte – Ironie. Dabei hatte sie sich vor Soul verneigt, als wäre er ein König, dessen Untergebene gerade eingetroffen war. Sie schien sehr nervös zu sein und machte einen sehr niedlichen Eindruck auf Soul, der zu jener Zeit leicht verwundert auf sie schaute. Naja, zumindest ist sie halbwegs in mich vernarrt, wenn das nicht der Fall gewesen wäre, dann würde ich wohl richtig aus der Wäsche schauen. Soul-sama? Wow, so wurde er noch nie angesprochen, aber um nicht unhöflich zu sein … “Guten Abend, meine Liebste, komm doch herein. Mach es dir bitte gemütlich. Und wenn du möchtest, dann kannst du mich auch Soul-san oder -kun nennen, ja?“ Soul versuchte ihr den Aufenthalt so schön wie möglich zu machen. Ja, leichte Romanze war auch im Spiel, wobei er diese nie gerne einsetzte, und ließ das kleine Mädchen eintreten.
In dem Zimmer von Soul ließ sie das Dienstmädchen auf sein Bett sitzen und er saß sich auf einen Stuhl. So, Souls Gesicht und ihres standen genau gegenüber, als wollten sie sich küssen. NEIN, sie haben sich nicht geküsst. “Also, erzähl mal? Wie heißt du denn eigentlich? Ich finde dich sehr sympathisch auch, wenn ich dich erst seit paar Momenten her kenne.“ Oho, versucht sich da jemand an ein Weib heranzumachen? Hehe, niemals. Soul war vielleicht sehr nett und höflich, doch seine wahren Absichten waren ganz andere. Er ist nämlich derjenige, den man auch als den Grim Reaper kennt und dieser war für gewöhnlich nicht einmal ein bisschen nett. Wo sich seine Sense befand? Die hatte er schon in einem Schrank verstaut, damit sie keiner auf den ersten oder zweiten Blick sehen konnte.

Was für eine Wohltat! Mit einem zufriedenen Seufzer sank sie immer tiefer in das schaumbedeckte Wasser. Die Wärme begann sich so langsam in ihrem Körper auszubreiten, während der wohlige Geruch ihre Nase verwöhnte. Rosenduft. Simpel aber doch so schön. Nevas Gedanken glitten ab, fernab in eine Zeit, in welcher sie noch bei ihrem Ziehvater lebte. Die Jokuta vermisste ihn, ja wirklich! Diesen Drachen liebte sie als einziges jemals aufrichtig und nun war er einfach so weg. Seit vier Jahren hatte sie nichts mehr von ihm gehört. Der Schmerz der Einsamkeit hielt so langsam wieder Einzug in ihrem Leben, dabei glaubte sie diese von ihr deklarierte Phase, schon überwunden zu haben. Gedanken drohten zu einem reißenden Strom zu werden, nichts was Neva in dieser Situation verwehren wollte, so schloss sie die Augen und gab sich diesen hin. Ein Gemisch aus alten Erinnerungen, Fantasien, Realität und Zukunftsträumen floss kontinuierlich und war genauso Bestandteil ihres Selbst, wie Fremdkörper. Neva wusste nicht wie lang sie nun schon so im warmen Wasser lag. Das was in ihrem Kopf vorging ließ sich gut mit dem beschlagenen Spiegel hinter ihr vergleichen, vernebelt, undurchsichtig, wirr. Ihre Ziele verschwommen, ihre Vergangenheit in Dunkelheit gehüllt. Mit einer Hand führ sie schließlich über ihren rechten Unterarm und spürte die Narbe, das einzige was ihr blieb. Sie wusste nicht woher sie stammte, nur das es alles war, was ihr verblieben ist. Ein schwacher Seufzer entrann ihrer Kehle, Neva gab es ungern zu, aber sie hatte Heimweh. Welch stupider Begriff für ein Wort mit doch so viel Sinn.
Das knistern des Schaumes verschwand bald, der Beweis, dass auch er sein Leben bereits aushauchte. Aller höchste Zeit das Bad zu verlassen, bevor das Wasser allzu kalt wurde und sie gezwungen war, noch eine Schicht einzulegen. Nicht dass es sie gestört hätte, vielleicht aber die Bewohner dieses Hauses.

„G-Gomen nasai, Soul-san“, das Suffix war ihr einfach so rausgerutscht. Sie wollte –san sagen, naja nun war es wohl zu spät dafür. Hoffentlich dachte er nun nicht schlecht von ihr. Zögerlich betrat sie den Raum, den Kopf noch immer gesenkt. So sollte also die kleine Marry auf dem Bett Platz nehmen, während sich Soul ihr direkt gegenüber setzte. Sie war unglaublich nervös, ob er das mitbekam? Vermutlich schon, er war schlau und nicht zuletzt gutaussehend. Doch was folgte überstieg sogar Marrys Erwartungen. Er fand sie also sympathisch? Sie lächelte ihn an, das konnte ja nur bedeuten, dass…
„Mein Name ist M-Marry.“, antwortete sie mit zittriger Stimme. Und nun? Sie wusste nicht was sie sagen sollte. Aber sie musste etwas sagen. „D-danke ich fühle mich geschmeichelt mein Herr. Was kann ich für sie tun?“ Die Standartantwort einer Bediensteten eben, aber für ihn musste sie wohl weit mehr aufbringen, als dies.

In einem leicht abgedunkeltem Zimmer saßen nun zwei Personen gegenüber, die anscheinend wie ein bezauberndes Paar aussahen. Durch den Kamin, welchen Soul glücklicherweise besaß, wurde das Ganze besser. Worum es nochmal ging? Es ging um die Informationssuche. Soul versuchte durch das Herlocken des Dienstmädchens, welches anscheinend starke Gefühle für ihn zeigte, mehr Informationen herauszubekommen. Erst einmal ging es darum, dass sich Neva, die Partnerin von ihm, und er selbst auf den Weg machten, um herausfinden, was es mit oppositionellen Gruppe auf sich hatte. Leider hatte das keinen Erfolg und sie mussten wohl, oder eher übel, zurück zum Anwesen gehen. Glücklicherweise mussten sie keinen Bericht oder so etwas erstatten, weswegen sich die Wege von den beiden im Inneren vor dem Eingangstor zum Gebäude trennten. Bis dahin hatten sie nichts über ihre Gegner herausbekommen, aber eventuell konnte dieses kleine Dienstmädchen, die auch Marry genannt wird, den beiden helfen, woraufhin Soul sich an die Arbeit machte und diese auf sein Zimmer bestellte. Nun versucht der Weißhaarige etwas mit ihr zu reden und schließlich das Gewünschte aus ihr herauszuschlagen – nicht buchstäblich gemeint!
Auf jeden Fall waren ihre Gesichter gegenüber und es schien so, als ob sie gerade dabei waren … ehm, gerade dabei waren, sich ein bisschen besser kennenzulernen. Die nervöse Haltung von Marry ließ sich erkennbar werden, als sie sich auf das Bett gesetzt hatte. Ihr Zittern konnte man daran feststellen, indem man sich die Decke ansah, auf der sie saß. Diese schien ja förmlich vom Bett zu fallen. Mann, sie ist ja nervös. Ist ja mal richtig putzig … Soul versuchte durch eine beruhigende Handbewegung sie etwas herunterkommen zu lassen. Sie war ja richtig aufgeregt. “Marry, also. Schöner Name, er hört sich sehr schön an.“ Er setzte ein Lächeln auf sein Gesicht. Dieses war aber nicht dieses hässliche, fiese „Zeug“ in seinem Gesicht, was er sonst immer hatte, sondern eher ein erwärmendes. Es schien außerdem sogar sehr viel Lie- Freundlichkeit auszudrücken, was einem Mädchen wie Marry sehr gut tun würde. Soul war schon sehr gemein. Das er mit den Gefühlen anderer spielte und das auch noch, mit der eines so wundervollen Mädchens. Aber das war genau auch das, was er so sehr mochte. Das tägliche Schauspiel. Ob nun in einer Residenz, auf den Straßen einer Stadt oder nun hoch oben im Himmel – überall war das Schauspiel ein Erfolg, solange man auch richtig spielte. Nun, Soul versuchte es so gut wie möglich zu spielen, damit er das bekommen konnte, was er wollte – Informationen. Was meine Partnerin macht? … Wie ich sie bisher so beobachtet habe, würde sie sich nun alles ergehen lassen. Halt Spontanität, alles einfach spontan sehen und tun. Da sie selbst keinen Plan hat, was wir morgen gegen unsere Gegner tun könnten, denke ich, dass sie irgendetwas Tolles macht … EGAL, konzentrieren.
Nun, da Marry so toll gewesen war und sofort fragte, was sie für ihn tun konnte, wollte er ihr diese Frage nicht abschlagen. Man konnte ja sonst nie erhoffen, dass sie so etwas so dreist fragte, aber naja, Soul durfte nicht auffallen, weswegen er es weiterhin langsam anging. “Nicht doch, entspann dich. Es ist noch sehr viel Zeit übrig.“ Daraufhin starrte er durch das Fenster in den dunklen Himmel, der mit Sternen bedeckt war. Einfach nur toll. Mit dieser Sichtänderung wollte er ihr zeigen, wie ruhig und kühl die Nacht sein konnte. Auch für sie sollte es etwas Angenehmes gewesen sein, da die Sterne und der Mond irgendwie in einem schönen Muster zu erkennen waren, wie, als ob sich die Sterne um den Mond herum bewegten und dabei hin und her hüpften. Als dann Soul sein Gesicht von der finsteren Himmelsdecke abwendete, schaute er mit einem freundlichen Gesicht die Marry an, die zu jener Zeit noch in den Himmel starrte. “Nun, Marry-sama, wenn ich dich so nennen darf, verrate mir mal, was du in diesem Anwesen so alles machst, s'il vous plaît? Übrigens, meine Liebste, wüsstest du denn etwas über unseren ach so lieben Bürgermeister?“ Soul trat näher und hielt plötzlich die Hände von Marry, als würde er ihr einen Hochzeitsantrag machen, aber natürlich war das nicht der Fall. Er war nur näher getreten, damit das nicht so viele mitbekommen sollten, da er nun etwas leiser redete, als zuvor. “Nicht, dass du denkst, dass ich gegen euch bin. Wie ich bereits sagte, ich mag dich und möchte dich nicht in Schwierigkeiten bringen, aber es scheint, dass der Bürgermeister darin verwickelt ist. Marry-sama, ich würde mir das nie verzeihen, auch wenn ich ganz am Anfang nicht dir in die Augen schaute, war ich einzig und allein dein und wenn du weg bist, wer ist dann noch für mich da? Bitte, meine Liebste, erzähl mir alles, aber versprich mir eins, sag es keinem anderen, das bleibt unter uns beiden, ja?“ Wow, guter Auftritt von Soul, nicht? Aber das letzte war natürlich gelogen, er war niemals der Mensch, der so welche Versprechen hielt oder besser gesagt: sie halten konnte. Er musste sie natürlich seiner Partnerin erzählen. Aber was wäre ein Leben ohne Lügen? Auf jeden Fall war das Souls Chance, ob sie wirklich so naiv war und den Köder schluckte? Nun ja, das lag ganz bei ihr, aber eins soll gesagt sein – Soul war äußerlich so in die Rolle ihres Verehrers gerückt, sodass die Mimik von ihm das eines gleich waren und man keinen Unterschied erkennen konnte.

Mit dem Zipfel ihres Handtuchs wischte sie den beschlagenen Spiegel grob ab und betrachtete einen Moment ihr eigenes Spiegelbild. Gut gut, morgen würde ein großer Tag werden, Soul schlief vermutlich schon, ob er etwas aus dem Hausmädchen herausbekommen hatte? Neva musterte ihr eigenes Gesicht ausgiebig und verlor sich schließlich in ihren eigenen Augen. „Die Sorge steht dir ins Gesicht geschrieben, Neva-san.“, hauchte sie kühl und wandte sich ab. Die Jokuta öffnete das Badfenster um der schwülen Luft Flucht zu gewähren. Nur mit einem Handtuch bekleidet und den Sachen in ihren Armen begab sie sich wieder rüber in ihr Zimmer. Die Klinke umständlich mit dem Ellenbogen heruntergedrückt und den Fußballen gegen das Holz gedrückt, öffnete sie die Tür und trat ein. Als sie den Lichtschalter betätigte und ihr Blick in den Raum fiel, war sie für einen kurzen Moment irritiert. Auf ihrem Bett lagen ein Zettel, daneben ihr Block und ihr Stift, auf dem Zettel lag Yoruha feinsäuberlich platziert. Soul? Hatte sie tatsächlich sein Klopfen überhört, oder suchte er sie und fand sie nicht? Es war bestimmt eine Nachricht von Soul, aber mit welchem Recht grabschte er ihr Katana an? Leicht angesäuert trat sie an das Bett heran und griff den Zettel, auf welchem etwas in krakeliger Schrift geschrieben stand:
Mischt euch ein und ihr seid die Ersten die sterben.
Nette Menschen und eilig hatte er es auch. Der kalte Schauer, welcher Neva in dieser Sekunde über den Rücken lief, ließ sich nicht vermeiden, sehr wohl aber überspielen. Wie der nette Mensch hier rein kam? Die Treppe in der Eingangshalle lag der Tür sehr nahe und gewährte es einem zu allen Stockwerken Zugriff zu bekommen. Ohne länger drüber nachzudenken, rannte der Dragonslayer aus dem Zimmer, natürlich nachdem sie sich ihr Katana gegriffen hatte. Sprintend setzte sie den Weg, leider in dem Fall nur mit einem Handtuch bekleidet zu Souls Zimmertür fort, riss diese auf und sah das Mädchen sowie ihn dort sitzen. Küssten sie sich etwa? „Soul!“, keuchte sie und hielt ihm den Zettel entgegen. „Wo befindet sich Sakamoto-san?!“ Es sah sicher überhaupt nicht ernstzunehmend aus, wie sie damit knappen Handtuch und Katana stand. Ja wirklich knappes Handtuch, was gerade so entsprechende Zonen bedeckte. Aber im Ernst, was sollte sie denn machen?! Es ging immerhin um Leben und Tod.

Soul war wirklich unglaublich charmant, dass musste man ihm lassen und er schaffte es auch ohne Umschweife die Röte konstant in Marrys Gesicht zu halten. „A-arigatou gazaimasou!“ Er mochte also ihren Namen, das war wirklich schön zu hören. Apropos schön, sein Lächeln war etwas ganz besonderes, wie sie fand, an diesen Moment würde sie sich wohl noch ewig erinnern. Ob er sie gleich küssen würde? Ganz bestimmt! Offensichtlich war ihm ja aufgefallen, dass sie nervös war und beide schienen in der Hinsicht eine Wellenlänge zu teilen und kunstvoll umgarnte er sie mit lauter Spitzfindigkeiten, die sie momentan einfach nicht erkennen konnte. Zu hoch das Glücksgefühl. Übrigens wusste sie nichts über diese Menschen, die oppositionelle Gruppe, wenngleich sie sich dafür Geld bezahlen ließ, eine Kopie der Rede, sowie den Ablauf des morgigen Tages, einem Mann zu überreichen. Wie Marry das einschätzte, aber nur einer von vielen. Es handelte sich immerhin um organisiertes Verbrechen. Und warum Marry da unterstützte? Sie hatte eine ganze Familie zu ernähren, ihre kranke Mutter, ihren alten Vater und nicht zuletzt ihre jüngere Schwester. Die Bezahlung war vergleichsweise gut, aber doch nicht genug. Und hätte sie diesen Job nicht angenommen, dann ganz sicher eines der anderen Mädchen, denn diese hätten alle ganz spezielle Motive für solches Handeln, weniger des Geldes wegen. „Der Bürgermeister? Nichts was von Bedeutung wäre. D-das soll nicht heißen, er sei keine bedeutungsvolle Persönlichkeit, im Gegenteil. Nichts was sie aber wohl für ihre Ermittlungen gebrauchen könnten.“, murmelte sie fast schon beschämt. In diesem Augenblick flog die Tür auf und ein Mädchen, mit blasser Haut und nassen braunen Haaren stand in der Tür. Wohlgemerkt nur mit einem Handtuch bekleidet. Es dauerte einen Moment bis ihr einfiel, dass dies die Partnerin von Soul war, doch ihre Frage und das Katana in ihrer Hand irritierten sie etwas. „Eine Etage unter uns, ganz hinten das letzte Zimmer. Er müsste bereits im Bett liegen, gemeinsam mit seiner Frau…W-“ und schon stürmte sie davon. Auch Marry erhob sich nun und lief geschwind nach.

Neva überflog regelrecht die einzelnen Stufen und sprang prinzipiell den letzten Absatz leichtfüßig hinab. Ihr Handtuch drohte sich immer wieder fast zu lösen, also hielt sie es gleich fest und wirbelte weiter in die Richtung des Bürgermeisters. Der Teppich schluckte selbst die Geräusche Nevas energischen Schrittes fast gänzlich. Vor dem Zimmer, welches sie für richtig hielt, machte sie kein stopp, nein, sie fixierte das Handtuch erneut fest an ihrem Körper und rannte die Tür förmlich ein. Surrend glitt Yoruha aus der Saya. Ein Schrei. Die Jokuta betätigte den Lichtschalter und tada...
Frau Sakamoto schrie, Herr Sakamoto war aus dem Bett gesprungen und richtete ein Waffe auf die junge Dame und Neva stand in Kampfpose noch immer im Türrahmen, natürlich halbnackt. Genau das war doch eine Situation, wie man sie sich einem Klienten und dazu so wichtigen Person gegenüber wünschte. Katsching. Ein Foto bitte. Von einem Attentäter natürlich keine Spur.

Nun ja, obwohl letztendlich bei der Befragung nicht herausgekommen war, hätte er wahrscheinlich eine klitze kleine Information mehr gehabt. Marry war gerade dabei den Namen der Frau des Bürgermeisters auszusprechen, als auch schon die halbnackte Neva ins Zimmer trat. Halbnackt … oh Gott, das muss ja fast schon ein Traum gewesen sein, richtig? Es war ja nicht so, dass man jeden Tag irgendwie Mädchen sah, die so kurze Handtücher trugen, sodass sie damit knapp die Stellen verdeckten, die Männer nicht sehen durften. Ob es bei Neva nun die weibliche Gattung durfte? Naja, darüber hätte man in Momenten wie diesen gar nicht denken können. Obwohl sie da so halb blank am Türrahmen stand, konnte sie bei Soul keine Aufmerksamkeit erregen – zumindest keine, die in Richtung Verführung ging. Schon seltsam, dass jemand so in Eile war, vergaß sich Unterwäsche anzuziehen und dabei ein Katana mit sich herumzuschleppen. Das Erstaunlichste an der ganzen Sache war, dass sie erst einmal auf ihn schrie und das mit seinem Namen. Das Zweite, was ihn fraglich machte, war, dass Neva plötzlich einen Zettel vor ihn hielt, als hätte er irgendetwas damit zu tun gehabt und dann kam auch noch die Frage, wo sich der Herr Sakamoto befand. “Was ist mit dem Zettel? Und das kann ich doch nicht wissen. Marry-sama? Du weißt doch, wo das Zimmer befindet.“ Marry nickte und sagte Neva die Etage und die Position des Zimmers, als sie plötzlich aufstand und davon lief, was es damit auf sich hatte, wusste er nicht, nur war das ganze Geschehen etwas verwirrend für ihn. Nun beide weiblichen Geschöpfe waren aus seinem Zimmer verschwunden, nur er wusste nicht, was es auf sich hatte. Durch logisches Aneinanderkoppeln konnte er nun nichts erreichen, er musste handeln. Er stand schnell vom Stuhl auf, nahm seine Sense aus dem Schrank und lief den beiden Mädchen die Treppe herunter hinterher. Was ist denn nun los? Erst einmal kommt Neva urplötzlich in mein Zimmer rein, wobei ich gerade dabei war, mehr Informationen zu bekommen, auch wenn nur den Namen der Frau des Bürgermeisters. Uff, dabei noch mit einem so kleinen Handtuch aufzutauchen und dann mir einen Zettel vorzuzeigen, der wie jeder andere aussieht, nur mit einer hässlichen Schrift … Oder … !!! Soul, der gerade die Treppe herunterging merkte, dass es etwas zu sein schien, was wirklich wichtig war. Wichtig … was war für die beiden derzeitig wichtig? Dann kam es ihm in den Sinn, das ganze Theater, wobei er nicht die Kunst des Schauspielens meinte, sondern eher das Chaos, welches gerade veranstaltet wurde, war alles nur zum Wohle der Mission, die sie hatten. Und, mit wem hatte das Ganze denn zu tun gehabt? Mit Sakamoto!
Worum es genau ging, wusste er noch nicht, aber als er dann bei dem Zimmer des Bürgermeisters ankam, sah er nur ihn, seine Frau, die Marry und Neva, die immer noch halbbekleidet war. Zum Glück hatte sich der gute Soul nichts Weiteres angezogen, außer das, was er schon am Tag getragen hatte. Alles war seltsam, wieso hielte der Bürgermeister eine Waffe? Vor allem, wieso gegen Marry? Soul verstand jetzt überhaupt rein gar nichts, doch blieb er trotzdem cool. “Meine lieben Damen und Herren beruhigen sie sich erst einmal. Ich entschuldige mich für dieses ganze Chaos, aber würden sie mir erklären, was es sich hierbei auf sich hat?“ Alles war so verwirrend, dass Soul erst einmal Ruhe in die Party bringen musste. So, was war nun die Antwort auf seine Frage? Wieso wurde von Yasuaki Sakamoto eine Waffe gehalten, die gegen das Dienstmädchen, namens Marry, gerichtet war? Was hatte es mit dem Zettel auf sich? Und wieso war Neva noch halbnackt!?