Angestrengt zog sich Tascha über den Rand des Daches. Der Wind riss an ihrer Kleidung und zog sie beinahe wieder vom Dach, nur mühsam konnte sie sich auf dem Metall in einer Füge festklammern. Zum Glück war ihr Gegner gerade kein großes Problem und würde sie nicht wirklich behindern, denn ihr Tiger war ein voller Erfolg gewesen. Er hatte den Explosionsmagier so überrascht, dass er nicht rechtzeitig reagieren konnte und von ihm umgeworfen wurde. Aus diesem Grund hatte Tascha es auch als recht sicher empfunden auf das Dach zu klettern. Nun ja, so sicher ein Waggondach bei einem fahrenden Zug nun einmal war.
Gerade setzte sie ihre Füße auf das Dach des Waggons, als ein Ruck durch den Zug lief. Es kam so plötzlich und so heftig, dass sich die Eisalchemistin nicht mehr halten konnte. Wankend versuchte sei noch die Fassung zu halten, aber es half nichts. Der plötzlich anhaltende Zug schleuderte die Magierin nach vorne auf den anderen Waggon, wo sie rutschend direkt vor dem zweiten Gegner, sie hatte ihn gar nicht bemerkt, liegen blieb. Etwas verwirrt und eingeschüchtert hob sie die Hand. „Hi.“ … Sagte man wirklich so etwas zu seinem Gegner? Das schien ja fast so, als lege Tascha es darauf an vom Zug geworfen zu werden, doch zu ihrem Glück reagierte der Mann nicht auf sie, sondern sprang einfach vom Dach. Blinzelnd sah Tascha dem Mann hinterher, bevor sie sich aufrichtete. Langsam und etwas wackelig ging die Eisalchemistin zum Rand des Zuges und blickte hinunter, ein magischer Buggy, den sie vorher nicht bemerkt hatte, fuhr parallel zu den Gleisen und ermöglichte beiden Angreifern die Flucht. Der erste saß bereits in dem Vehikel. Doch halt, lag er nicht eigentlich gefangen unter ihrem Tiger? Ohne zu zögern drehte Tascha sich gegen die Fahrtrichtung, nur um zu sehen, dass große Eisbrocken langsam über das Dach wegrutschten und hinunter fielen. Einer hatte sich gerade ins Gleisbett verabschiedet und zerbarst dort in viele kleine Teile. Der Ruck musste auch ihre magische Kreation aus dem Gleichgewicht gebracht haben, denn eine Explosion hätte das Eis, auch wenn ihre Magie gegen Feuerangriffe gefeiter war, als natürliches Eis, beinahe sofort schmelzen lassen. Leise fluchend blickte sich die Magierin auf dem Dach um und entdeckte ihre Gildenkollegin. Mit einem kurzen Satz sprang Tascha auf den Waggon, auf dem die Dragonslayerin zusammengebrochen war und kniete neben der Frau nieder. „Sylvana, Sylvana! Geht es dir gut? Antworte doch.“ Sachte hob die Magierin dann Kopf der jungen Frau an und spürte gleich das warme Blut auf ihren Händen. Mit den Zähnen zog die Magierin ihre nun bereits durchtränkten Handschuhe von den Unterarmen und begann damit ein Stofftaschentuch zu einem provisorischen Druckverband umzufunktionieren. Bevor sie Sylvana nicht stabilisiert hatte, würde sie die Magierin nicht vom Dach des nun stehenden Zuges hinunter bringen können. Hoffentlich würde die Wunde nicht weiter bluten, denn was würde passieren, wenn Sylvana zu hohen Blutverlust hätte? Würde sie ausscheiden, musste vielleicht sogar in ein Krankenhaus? 'Hoffentlich haben sie hier im Zug einen Erste-Hilfe-Kasten, sie braucht einen ordentlichen Verband.' Sanft, aber dennoch fest genug, presste Tascha das Taschentuch, das sich sofort rot verfärbte, auf die Wunde der Dragonslayerin. Aber so würde sie Sylvana nicht vom Dach bringen können, sie musste ja die Hände frei haben. Seufzend löste sie ihren Schal, legte ein weiteres Taschentuch in den blauen Stoff ein, einen Blutfleck wollte sie nun nicht in ihrem einzigen Erinnerungsstück haben, und wickelte ihn einige Male um den Kopf der Dragonslayerin. Vorsichtig tastete sie nach dem Stoff, ob alles hielt und atmete erleichtert auf, es verrutschte nichts. Jetzt musste sie nur die größere und auch schwere Frau vom Dach bekommen … könnte problematisch werden.

Es war definitiv keine dumme Idee gewesen die Notbremse zu ziehen, denn wie Kabuto bereits richtig bemerkt hatte, war die enge Kurve nicht mehr all zu weit entfernt gewesen. Allerdings hatte dieser unsanfte Ruck noch etwas positives zur Folge. Der Lokführer, der nun wirklich lang genug "geschlafen" hatte, erwachte und, nachdem er sich ein kurzes Bild der Lage gemacht hatte, informierte die örtlichen Rettungskräfte. So kamen etwa zwanzig Minuten später die ersten Fahrzeuge von Feuerwehr und auch der Gardistenstelle. Keine Sekunde zu früh für einige der Insassen. So wurden zu erst die schwersten Fälle versorgt, ehe er auch die Magier dran kamen. Kabuto und Akay hatten sich wohl nur ein paar Beulen und leichte Prellungen eingefangen und auch Sylvanas Wunde schien nicht schlimmer Natur zu sein. Trotz alldem wurden sie alle gebeten, sich für einen gründlicheren Check-Up im Krankenhaus zu melden. "Gebeten" deshalb, weil sie noch gut 100 andere Leute versorgen mussten und vermutlich nicht so viel Platz hatten, immerhin waren sie hier noch relativ im Nirgendwo. Des weiteren mussten alle vier noch auf ihre Abtransport warten, da natürlich die schwerer Verletzten mitgenommen wurden. Aus diesem Grund trotteten die Magier wieder zusammen, um ihr weiteres Vorgehen zu besprechen. Aber was gab es dort wirklich noch zu tun? Die Ausrüstung war zerstört wurden, die Hälfte der Mitglieder wurde gerade ins Hospital gebracht und auch sie selbst waren nicht ohne blaue Flecken davon gekommen. Nun ja, eine Person wollte genau aus diesen Gründen mit ihnen reden: Cunnington, der Leiter der Expedition. Während er auf die Gruppe zusteuerte, konnte man erkennen, dass sein Gang zur Zeit eher einem Humpeln als einem gepflegten Gehen entsprach. An seinem Gesicht konnte man zudem erkennen, dass er mehr als ein paar Tränen vergossen hatte, ob wegen der Schmerzen oder der Gesamtsituation war jedoch nicht direkt einzusehen. Nur seine Worte sollten es klarer werden lassen. Es tut mir unendlich Leid was euch passiert ist. Ich hoffe es geht euch wenigstens halbwegs gut".Er machte eine kurze Pause, schaute kurz weg. Ihm schien die Situation ein wenig entglitten."Ich wusste nicht, dass sie es ernst meinten! Wer würde schon einer Truppe Archäologen in so großem Stil angreifen!? Wir sind Forscher, keine Barbaren. Da draußen wohnt doch noch nicht mal jemand. Erneut eine kurze Pause, wobei er diesmal seine Gedanken zu sortieren schien.Hört zu, ich weiß das mag ja verrückt klingen, aber ich möchte diese Sache fortsetzen. Mein Team hat bereits die Flinte ins Korn geworfen, aber ich weiß, dass ich ganz dicht dran bin an dieser Sache, wieso sonst wäre das hier alles passiert? Ohne eure Hilfe kann ich, können wir, es niemals schaffen. Wenn wir aus der Stadt ein Fahrzeug nehmen, können wir noch heute Nacht in Dune sein"! Es war ihm allem Anschein nach mehr als ernst schon eher eine Art Obsession. Immerhin wusste keiner von ihnen, was dem Professor nach dem Verlust dieser Ausrüstung für berufliche Konsequenzen drohen würden oder könnten. Akay hingegen machte sich dessen gar keine Gedanken. Nicht, weil sein Schädel immer noch brummte, sondern wegen der Träume die er gehabt hatte. Wenn die Magier diesen Turm nicht fanden bzw. die andere Seite es tat, die bestimmt ebenfalls auf der Suche nach ihm war oder das Konstrukt bereits gefunden hatte, würde dies nichts Gutes bedeuten. Warum sonst sollten sie so einen Zug angreifen? Genau diesen Gedankengang wollte der Stellarmagier den anderen mitteilen.“Ich bin auch dafür, dass wir ihm weiterhin helfen. Wir sind zwar alle etwas ramponiert, aber ich bin mir sicher, dass jeder von uns schon härteres weggesteckt hat. Außerdem...“ er seufzte und holte noch einmal tief Luft „Außerdem gab es diesen Traum. Ich hatte es vorhin angeschnitten um zu sehen, ob ihr vielleicht ähnliches erlebt hab. Mitten in der Wüste sah ich einen Turm, Leute in fremder Kleidung die ihrem alltäglichem Leben nachgehen, als plötzlich alles in Panik gerät. Und alles passte auf die Beschreibung dessen, was der Professor hier gefunden hat. Wir können das unmöglich ignorieren“. Akay hoffte inständig, dass er nicht der einzige gewesen sei, dass es Schicksal war, welches sie hier zusammengebracht hatte und das er auf ihre Unterstützung hoffen konnte.

Kabuto wachte erst eine ganze Weile später wieder auf, ziemlich fertig, aber dennoch nicht um sich selbst besorgt. Nein, die ersten Worte, die er nach dem Erwachen sprach, waren: G-geht es... allen gut? Dabei gehörte er wohl zu den Personen, denen es am wenigsten gut ging. Seine Verletzungen waren nicht allzu schwer, aber die Belastung seines ohnehin nicht gerade extrem starken Geistes war einfach zu viel für ihn gewesen. Auch, als er dann endlich wieder auf eigenen Beinen stand, fühlte er sich schwach, energielos. Einerseits, weil er keinen guten Weg gefunden hatte, die Situation zu lösen, sich selbst als nicht mehr ansah als eine Last für die anderen, die gekämpft hatten und die er auch noch in Gefahr gebracht hatte durch das plötzliche Ziehen der Bremse, während er so froh darüber gewesen war, sich diesen Gegnern nicht stellen zu müssen, und auf der anderen Seite, weil sein Kopf durchaus nicht ganz unbeschädigt davongekommen war. Er hatte keine großen Wunden, aber etwas schwummrig war ihm dennoch...
Cunnington war in seinem Zustand jedenfalls keine Hilfe. Er redete viel und war dabei offenbar ziemlich aufgeregt, und dabei sagte er Dinge, die Kabuto nicht verstand. Er wusste nicht, dass wer es ernst meinte? Diese Kerle von vorhin? Woher hätte er das wissen sollen, woher überhaupt wissen sollen, dass es sie gab und sie sich in den Weg der Archäologen stellen wollten? Hatte er eine Drohung erhalten? Aber warum hatte er davon nichts gesagt, wenn die Magier das Team doch genau davor hätte beschützen sollen...? Aber naja, er war offenbar an irgendeiner Sache ziemlich dicht dran und wollte weitermachen... Kabuto war das Recht. Er war hierher gekommen, um zu helfen, das würde er nicht einfach hinwerfen, nur weil andere Magier aufgetaucht waren, selbst, wenn einer davon die Dinge um sich herum zerlegen konnte... ganz einfach... mit oder vielleicht sogar ohne der Bewegung einer einzelnen Hand... Ah, nicht daran denken! Sie waren doch ohnehin Bodyguards, also waren sie angeheuert worden genau für den Fall, dass die Archäologen attackiert werden sollten; da sah er die Tatsache, dass sie attackiert worden waren, nicht als Grund an, den Job hinzuschmeißen. Nächstes Mal würde er sich auch sicher nicht feige verstecken und den Kampf behindern, nicht so wie diesmal... Nein, er würde nicht aufhören. Viel eher war er es den Leuten hier schuldig, diese Misere wieder gutzumachen.

Seine eigene Schuldigkeit war für ihn auf jeden Fall ein weit überzeugenderes Argument als das, was Akay sagte. Zwar deckte sich die Beschreibung seines Traums mit dem, den Kabuto gehabt hatte – Wüste, komische Leute, Turm, Panik –, aber den Rest verstand er nicht. Ähm... e-entschuldige, Akay, ich fürchte, i-ich habe nicht richtig au-aufgepasst..., meinte er unsicher und rieb sich leicht den Nacken. W-wann wurde euch gesagt, w-was P-Professor Cunnington ge-gefunden hat? W-war ich da... noch bewusstlos? Ich erinnere mich jedenfalls nicht... Dann erst wurde ihm klar, wie das gerade klang: Es hörte sich an, als wolle er Akay widersprechen! Dabei war das doch gar nicht seine Absicht! Er hatte doch ohnehin vor, die Expedition weiter zu begleiten, also korrigierte er sich hastig: A-ah! N-n-natürlich be-bedeutet das nicht, dass i-ich aufhö-hören will! N-nein! I-ich bin weiter da-dabei! Er nickte eifrig und merkte dabei, wie ihm wieder schwindlig wurde, also hörte er schnell wieder auf und legte sich eine Hand an die Schläfe. Vielleicht brauchte er noch ein wenig Ruhe, bevor er wieder voll einsatzfähig war...

Das Erste, was Sylvana erwartete, als sie langsam wieder das Bewusstsein zurückerlangte, war ein dröhnender Kopf. Ein Schwarm von tausenden Bienen, die wild durcheinanderflogen und mit ihrem Summen ihren Verstand jede einzelne Sekunde folterten. Dazu kamen noch die Stimmen, die sie ohne Ende hören musste. So kreuz und quer, dass die Wörter förmlich übereinander stolperten und ein wahres Wirrwar ergaben, welches Sylvana nicht entwirren konnte. Die Blutung ihrer Verletzung war schon lange gestillt, dennoch spürte Sylvana deutlich, wie durch das Dröhnen in ihrem Kopf immer wieder das Pochen ihres Herzschlages hallte und ihr jedes Mal das Gefühl gab, die Wunde würde erschüttern und eben jenes Pochen auslösen. Ein komisches Gefühl, welches jedoch glücklicherweise mit der Zeit schwächer wurde. Langsam schlug sie die Augen auf, machte sich erst einmal einen Blick der Lage. Sie lag auf einer Liege, welche in einem provisorischem Zelt aufgebaut war. Neben ihr stand ein Beutel mit einer klaren Flüssigkeit, die über einen Schlauch in ihren Körper eingeflößt wurde. Überall um sie herum waren weitere Liegen aufgebaut, auf denen andere Personen lagen und einige Männer und Frauen wuselten von einer Liege zur Nächsten, vergewisserten sich um den Zustand der verletzten Menschen. Seufzend setzte sich die Dragonslayerin auf, ballte ihre Hände zweimal zur Faust und ließ ihre Schultern einmal kreisend.
„Warten Sie!“ Eine der Rettungskräfte trat an ihre Liege, blickte die Fernandez besorgt an. „Legen Sie sich bitte wieder hin. Sie brauchen noch ein wenig Ruhe.“ Ruhe? Als ob! Nur weil ihr Kopf sich anfühlte, als hätte sie den Kater ihres Lebens, würde sie sich garantiert nicht an ein Bett, noch weniger an eine Liege, fesseln lassen. Soweit kommt es ja noch!
„Ich mag vielleicht nicht danach aussehen, aber ich bin doch recht zäh und werde zurechtkommen. Zumal es noch einige Dinge gibt, die ich erledigen muss.“ Ohne auf die Reaktion der jungen Frau zu warten, löste Sylvana das Heftpflaster und zog die Infusionsnadel langsam auf ihrem Arm. „Sorgen Sie sich lieber um die anderen Verletzten“, sagte die Dragonslayerin noch, ehe sie von der Liege aufstand und, zugegebenermaßen auf etwas wackeligen Beinen, das Zelt verließ.

Lange dauerte es nicht, bis Sylvana sich mit den anderen Mitgliedern der Gruppe wieder zusammenschließen konnte. Auf den ersten Blick schien sie doch die schwersten äußeren Verletzungen mitgenommen zu haben. Ihr Top war teilweise rot von dem Blut und die Kopfverletzung war unter einem dicken Verband verborgen. Der Umhang, den sie eigentlich mit dem Zweck der Tarnung gekauft hatte, erwies sich jetzt als kleiner Glücksgriff, immerhin war Sylvana nicht wohl bei der Sache, dass sie ihr Top so schmutzig präsentierte.
Aufmerksam hatte sie Cunnington und Akay gelauscht und sich ihre Gedanken zu ihren Worten gemacht. Es gab da nämlich so einige Dinge, die ihr sauer aufstießen und die sie nicht einfach unausgesprochen lassen wollte. „Immer langsam, Herr Doktor Doktor. Wollen Sie uns sagen, dass Sie vorher von diesen Personen eine Drohung erhalten haben und es uns einfach nicht gesagt haben?! Wissen Sie überhaupt, wie töricht das ist?!“ Es kostete der Dragonslayerin so einiges an Selbstbeherrschung Cunnington nicht sofort am Kragen seines hübschen Hemdes zu packen. Immerhin war er der Auftraggeber dieser Mission und somit unantastbar für Sylvana, so ungern sie es auch akzeptierte. „Und zu dir, Akay…“ Wütend drehte sich Sylvana zum Stellarmagier um, griff diesmal mit ihrer rechten Hand nach dem Kragen seines Pullovers. „Dein ganzes Verhalten geht mir langsam ziemlich auf die Nerven. Wie soll ich dir mein Vertrauen schenken, wenn du doch etliche Einzelheiten vor mir – nein, verzeih mir, vor uns allen, verschweigst?! Du erzählst uns nicht von deiner Magie, stocherst nach irgendwelchen Träumen, die dir merkwürdig vorgekommen sind. Erwartest du da wirklich, dass ich dir da solche Informationen einfach ohne Bedenken übergebe?!“ Verächtlich schnaufend lockerte Sylvana ihren Griff, stieß Akay recht locker von sich. „Unsere Aufgabe war es diese Expedition zu beschützen. Wenn unser geehrter Dr. Dr. Cunnington diese auf eigene Faust fortsetzen möchte, ist es weiterhin unsere Aufgabe ihn zu beschützen. Jedoch werde ich nur weiterhin dabei sein, wenn diese Geheimniskrämerei aufhört und alle wichtigen Einzelheiten offen gehalten werden. Verstehen wir uns?!“ Eigentlich hatte Sylvana nicht vorgehabt so in Rage zu gehen, aber was blieb ihr anderes übrig? Wie sollte man denn eine Quest bestehen, wenn man Grund für Misstrauen gegenüber jemand anderes hatte? Garnicht. Von daher hoffte Sylvana, dass ihre Worte wenigstens irgendeine Wirkung zeigten.

Unruhig lief Tascha vor dem Zelt auf und ab und kickte dabei ein paar der kleinen Kieselsteine davon. Seit sie vom Zug ins Zelt gebracht worden war, hatte Sylvana nicht auf sie oder irgendjemanden reagiert. Leider hatten die Helfer gemeint, dass Tascha nicht mit hinein kommen sollte, sie hatte es ja recht glimpflich getroffen, ein paar kleine Kratzer und Prellungen, wahrscheinlich von dem Sturz auf dem Dach, mehr hatte sie sich nicht zugezogen. Die Ärzte mussten sich eben um schwerer Verletzte kümmern und konnten niemanden bei sich gebrauchen, der im Weg herumstand. Dennoch konnte Tascha nicht einfach nichts tun, daher hatte sie das Zelt nicht eine Minute verlassen und die ganze Zeit den Ausgang im Blick gehabt. Jedes Mal, wenn eine Schwester oder einer der Ärzte, die wirklich alle recht schnell aufgetaucht waren, aus dem Zelt trat, fragte die Eisalchemistin, wobei sie die Antworten bereits kannte. Keine Veränderung, sie ist noch bewusstlos, warte lieber woanders. Doch das konnte Tascha doch nicht einfach. Was würde denn der Gildenmeister sagen, wenn herauskam, dass Tascha eine Dragonslayerin hatte verletzt werden lassen? Er würde ihr verbieten in der Gilde zu essen oder schlimmer. Der absolute Horror.
Nach einer gefühlten Ewigkeit, so kam es Tascha wenigstens vor, schob sei die Plane des Zeltes ein weiteres mal zur Seite, doch anstelle einer Schwester oder eines Arztes, trat die Dragonsalyerin hervor. „Puh.“ Da fiel Tascha aber ein Stein vom Herzen, Sylvana ging es gut genug, um zu stehen und wirklich auffällig war nur noch der Verband um ihren Kopf. Langsam näherte sich das Mädchen der Dragonslayerin und blickte zu ihr auf. „Geht es dir gut?“ Keine Antwort, vielleicht musste sich Sylvana erst wieder richtig in der Welt der lebenden oder wenigstens Wachen orientieren, Tascha ließ ihr die zeit, sollte etwas passieren, wäre sie ja zur Stelle. Erst jetzt merkte sie, wie ihr das Warten auf den Hunger geschlagen hatte, gerade einmal fünf Sandwichs hatte sie verdrückt, während sie auf Sylvana gewartet hatte. Normalerweise war das so gut wie nichts und das spürte Tascha nun auch. Ihr Magen grummelte und verlangte ordentlich gefüllt zu werden. Kurzerhand packte sie ein eingewickeltes Onigiri aus und biss herzhaft hinein. Der Reis war schön klebrig und die Füllung war sehr süß, Mango und Ananas. Mit vollem Mund erreichte Tascha gemeinsam mit Slyvana den Rest der Gruppe, wobei sich die Expeditionsteilnehmer sichtlich dezimiert hatten. Stand hier doch nur der Anführer.
Während sich die anderen unterhielten, beschäftigte sich Tascha lieber mit ihrem Onigiri. Sollten die anderen alles unter sich ausmachen, Tascha wäre so ziemlich alles recht, jedenfalls solange sie nicht ihr Essen dafür opfern musste. Darum saugte Tascha lieber die süße Mango-Ananas-Mousse aus ihrem Reisbällchen und überließ den anderen die Diskussion. Vielleicht ein Fehler, denn kaum blickte Tascha von ihrem Onigiri auf, sah sie, wie Sylvana gepackt hatte und ihn … bedrohte? An Tascha war schon vieles vorbeigegangen, während sie gegessen hatte. Sie hatte den Zug verpasst, vergessen ein Geschenk zu besorgen, einfach nicht zugehört, aber so etwas? Unsicher blickte Tascha zwischen Akay und Sylvana hin und her. Konnte sie die Situation entspannen oder so? Doch wie? Langsam beugte sie sich zu dem Käfermagier herüber und flüsterte ihm ins Ohr. „Kabuto-kun? Meinst du, wir können irgendetwas machen, was diese Spannung auflöst?“ Tascha war auf jeden Fall am Ende ihres Lateins, was auch kein Wunder war, ihr Latein bestand fast nur aus Gedanken an Nahrunsgmittel, deren Zubereitung und natürlich dem Verzehr.

[OOC: Sorry, dass es solange gedauert hat und der Post jetzt auch nicht überragend ist, hatte nur wegen der Uni gerade sehr viel Stress]

Das sie verwirrt und sauer waren, konnte er nur allzu gut nachvollziehen. Immerhin hatte die Dragonslayerin recht. Er hatte ihnen nicht alles gesagt und auch Cunnington schien des Geldes wegen die eine oder andere Tatsache verschwiegen zu haben. Doch Akays Blicke waren noch immer bei den Teammitgliedern. Kabuto äußert sich als Erster. Er war definitiv noch dabei, schien aber auch gerne mehr wissen zu wollen. Etwas mehr als die Questinfo wusste er wohl, zumindest spielte sich da etwas in seinem Gesicht ab, auf das er jedoch nicht weiter einging. Dann war Sylvana dran, da Tascha sich wohl ihrer Meinung anschloss. Jenes Temperament war wohl hier in der Gruppe unangefochten, allerdings beherrschte sie sich, als sie mit dem Professor redete. Er war immerhin ihr Auftraggeber und solange er nicht die Quest abbrach, ging es auch weiter. Da wollte man sich sicher nicht die Jewels vergraulen, die man nach all dem, was bis jetzt passiert war, verdient hatte. Das Tabu, das für den Archäologen galt, galt jedoch nicht für Akay. Ohne lange zu zögern fuhr sie herum und packte ihn am Kragen. Ihr Griff war stark das spürte er sofort, Mühe sich zu befreien machte er sich nicht. Von allen hier hatte sie es am härtesten erwischt und ihrem Outfit am Treffpunkt nach zu urteilen, hatte sie schon genug Probleme. Deshalb hatte sie seiner Meinung nach genug Gründe etwas Dampf abzulassen. Und wenn Sylvana das nun an ihm tat, sollte es so sein. Mit seiner Hand winkte er in Richtung Tascha und Kabuto ab. Sie würde schon nicht zu weit gehen, dessen war er sich sicher. Wie erwartet wurde er locker weggestoßen, als sie ihre Beschwerde beendete. Vorsichtig balancierte der Magier sich aus und richtete seiner Jacke. „Du hast allen Grund wütend zu sein. Was ich weiß erzähl ich dir, wenn wir unterwegs sind. Professor haben sie noch ihre Notizen“? Cunnington hatte sich bereits hinter den verbleibenden Magiern versteckt, als Sylvana losgelegt hatte, weshalb er jetzt schüchtern nach vorne trat. „Na-Natürlich. Die Zusammenfassung habe ich immer direkt bei mir bewahrt. Sowas lasse ich mir nicht klauen“ als er bemerkte, das die Blicke immer noch auf ihm ruhten, fügte er hastig hinzu „Ich denke ich kann auch noch das ein oder andere Puzzelteil liefern. Solange wir jetzt aufbrechen versteht sich“. Auch wenn die Magier eigentlich am längeren Hebel saßen, schien sich der Mann seiner Sache ziemlich sicher zu sein. Wäre er etwa auch alleine weitergegangen? Akay wollte nicht wissen, was wirklich alles für ihn auf dem Spiel stand.

Ein Fahrzeug war schnell gefunden. Nach kleinerer Überprüfung machte auch der Fahrer einen vertrauenswürdigen Eindruck. In diesem Fall hieß das: Er interessierte sich nicht für die Gruppe, er wollte sein Geld im Voraus und für die weite Strecke noch einen Bonus, welchen er auch bekam. Dafür konnten die Fünf sich nun in Ruhe unterhalten. Nachdem er und der Professor ihre Gedanken sortiert hatten, blickten sie zur Gruppe. Der Prof machte den Anfang: „Also wo fange ich an. Wie euch sicher bewusst ist, gab es Zivilisationen, die für dem heutigen Fiore, gewisse Gebiete in Anspruch genommen hatten, andere Königreiche und so weiter. Wir am Institut haben einen Schwerpunkt für Kulturen, die eine andere oder unbekannte Art von Magie benutzt bzw. in ihren Alltag integrierten. Der Stamm oder die Volksgruppe über die wir reden nennt sich „Saniora“. Wir haben praktisch keine Überlieferungen ihrer Existenz, das meiste, was wir zusammengetragen haben, stammt von den Bewohnern Dunes, die vermutlich direkte oder indirekte Nachfahren sind. Es gibt nur zwei Bilder, die erhalten geblieben sind und immer wieder auftauchen. Eins ist dieses“ er blätterte kurz in seinem Buch und reichte es den Vieren hin. Wer sich noch dran erinnern konnte, weiß was es war. „Der Turm“ murmelte Akay unbewusst. Cunnigton nickte „Genau ein Turm. Es ist daher verblüffend, wenn irgendwer jenseits der Expedition und Dune dieses Bild erkennt. Das zweite ist eine Art Sternenkarte, die unseren heutigen sehr ähnlich ist“ er blätterte ein paar Seiten weiter. „Wir wissen, dass sie der Legende nach von einem auf den nächsten Tag verschwunden sind und das sie einen sehr engen Kontakt mit Stellargeistern pflegten“. Das sollte der Gruppe wohl genug Erklärung sein, warum unser junger Freund nicht viel preisgab. „Den Meinungen meiner Kollegen nach, soll in dieser Nacht ein Angriff eines verfeindeten Stammes passiert sein und einzig allein die Ruine des Turmes ist alles was übrig geblieben ist. Aber ich habe eine andere Theorie: All diese Informationen und die Funde zu genau diesen Augenblicken hier, lassen nur einen Schluss zu: Was auch immer damals passiert ist, lässt sich in ein paar Tagen bis ins letzte Detail nachvollziehen. Durch eine Art Magie. Vorausgesetzt, wir finden den Turm, wenn er noch existiert. Mein Auftraggeber glaubt natürlich, dass unwahrscheinliche Schätze verborgen sind. Sonst hätte er mir das nie finanziert und das würde auch den Angriff erklären“. Die Information musste man erst mal sacken lassen. Mit Fragen wollte Akay jedoch noch warten und deutete es auch den anderen. „Ich will noch etwas testen, beim Anbruch der Dunkelheit“.

Sie waren noch einige Stunden entfernt von Dune, als die Dunkelheit sie vollends umschloss. Vorsicht bremste der Fahrer und lies sie für eine kurze Rast aussteigen. Er musste wohl mal für kleine Jungs. Nicht lange zögerte der Stellarmagier und beschwor „Telescopium“. Nachdem es sich in ein Teleskop verwandelte, ließ er sich die Sternenkarte reichen. Er brauchte nicht lange ehe er das Gerät an die anderen übergab. „Ich fass es nicht, fast eins zu eins stehen sie jetzt so, wie auf der Karte. Wenn ich schätzen dürfte, passiert es vielleicht schon diese Woche. Unglaublich!“ Seine Vorfreude konnte er nicht verbergen. Da steckte Akays ganzes Herzblut drinne. Diese Mission war persönlich. Dass er dafür die anderen in Gefahr brachte, war jedoch nicht gerechtfertigt. „Es tut mir Leid. Es war nicht mein Recht das zu verschweigen". Es tat ihm aufrichtig Leid, auch wenn er es nicht ganz lassen konnte, sich über diesen Fund zu freuen. Vorausgesetzt alles klappte so, wie man es sich vorstellt. Nachdem jeder einen Blick werfen konnte, ließ er den Geist verschwinden. Die offizielle Fragerunde war hiermit eröffnet.
Kurz vor Mitternacht musste es gewesen sein, als die Gruppe Dune erreichte. Für heute würden sie sich zurückziehen. In der Frühe galt es dann Proviant für die Reise zu besorgen, passende überzieh Klamotten und Ausrüstung für die Wüste. Vielleicht auch noch den ein oder anderen Anhaltspunkt, in welche Richtung genau sie sich aufmachen mussten. Eine grobe Richtung hatten sie ja. Die Aufgaben verteilten sie noch am Abend, sodass ohne weitere Verzögerung begonnen werden konnte. Mal sehen, was der nächste Tag bringen würde.

Weiter: Die große Wüstenstadt Dune

Allianzquest: Hobo Roody

Naomi war in Magnolia auf dem Bahnhof. In der Hand hielt sie das Ticket, welches man ihr gegeben hatte, damit sie die Reise von Oshibana hier her und von hier nach Hargeon machen konnte. Wieso sie den Umweg über Magnolia nahm, begründete sich in einem Brief. Man hatte ihr die Möglichkeit gegeben eine Allianzquest zu leiten. In diesem Fall gründete sich die Allianz mit der Gilde Fairy Tail. Ihr Brief hatte ihr neben Ort und Zeitpunkt des Zusammentreffens auch die Namen ihrer Mitmagier genannt. Es hatte sie gefreut, dass sie erneut mit Minato unterwegs sein würde. Sie mochte den jungen Mann, der sich wie ein Ritter in den Kampf stürzte, auch wenn er wusste, dass er ihn nicht gewinnen konnte. Naomi war sich sicher, dass sie ihn beschützen würde, wenn es sein musste. Die andere Magierin kannte sie nicht, sie ging davon aus, dass es eine Sie war, auch wenn der Name nicht gänzlich eindeutig weiblich war. Auf einer Bank hatte sie sich niedergelassen. In etwa einer halben Stunde würde von hier aus der Zug abfahren, den sie nehmen musste und in etwa zehn Minuten sollte sie sich mit den beiden Magiern treffen, alles war also noch im Zeitplan. Gemütlich streckte sie sich und nahm das Frühstück aus ihrer Tasche.
Dies war die erste Mission seit jener Nacht, in der sie die Schatten in denen sie gelebt hatte verlassen hatte. Die Nacht, welche sie hinter sich gelassen hatte war eine Gute gewesen, sie hatte sogar wunderbar geschlafen. Mit der Hilfe eines, nun nennen wir es Dienstleisters, war sie sogar sehr zufrieden gewesen. Zufrieden biss sie in das Brot, welches sie sich gemacht hatte und kaute darauf herum. Ihr Blick schweifte immer wieder hin und her nach dem Gesicht suchend, welches sie als Minato identifizieren konnte. Sie selbst war sich nicht ganz sicher, ob er sie erkennen würde, denn das letzte Mal war sie klein und niedlich gewesen. Jetzt war sie erwachsen und einigermaßen attraktiv, zumindest vom optischen Standpunkt aus. Für Naomi selbst war sie immer noch das kleine hässliche Entlein, welches sie vor Jahren gewesen war. Diverse Freundschaften die sie aus irgendeinem Grund pflegte halfen nicht dabei, dieses Gefühl zu vertreiben. Doch was konnte man mehr tun, als sich anzubieten wie übriggebliebene Wahre beim Winterschlussverkauf. Doch inzwischen war sie sich sicher, sie wollte sich nicht weiter reduzieren, doch es war einfacher gedacht als getan. Gerade hatte sie ihr Frühstück beendet, als ihr Blick auf die Uhr fiel, welche wie einige anderen von der Decke hing.
Bald werden sie sicher kommen, bisher waren vielleicht zwei oder drei Minuten vergangen und das bedeutete der Moment in dem sie sich treffen würden rückte immer näher. Sie nahm einen tiefen Atemzug und bereitete sich darauf vor. Irgendwie war es merkwürdig wieder diejenige zu sein, die das Geschehen anführte. Bisher hatte sie nur einmal eine Quest mit Seraphim geleitet und das war mehr, sie tat irgendwas und er achtete darauf, dass sie sich nicht weh tat und dann gleich eine mit Mitgliedern einer anderen Gilde. Vielleicht weil es in Blue Pegasus niemanden mehr gab, der sich noch mit ihr abgeben wollte. Nein so durfte sie nicht denken, es war nur Ren, der wahrscheinlich noch Groll gegen sie hegte. Emaru hatte sicher seine Gründe, wieso er sich nie nach ihr erkundigt hatte. Tascha war sicher nur an ihr interessiert, wenn sie ein All-You-Can-Eat-Buffet wäre. Über die anderen brauchte man sich gar keine Gedanken machen, denn was diese an ihr hatten oder nicht hatten war klar.

Wer Shae kannte, der wusste das sie im Grunde ihres Herzens eine unglaublich liebevolle, nette und freundliche Person war, die sich beinahe durch nichts aus der Ruhe bringen ließ. Nun, wenn man von Streit, großen Menschenmassen und Metallmaschinen einmal absah und zum Leidwesen der jungen Magierin schien gerade diese Quest die letzten beiden Unheile in sich auf unangenehme Art und Weise zu vereinen. Nun, im Grunde hatte sie damit rechnen müssen, dass es einmal zu einer Quest kommen würde, bei der sie ihre Heimatstadt Magnolia verlassen musste und was bot sich da schon mehr an, als ein Zug, welcher einen schnell von a nach b brachte? Und dennoch hatte die Eiden eigentlich gehofft, dass es nicht allzu bald zu einer derartigen Mission kommen würde. Dabei war sie eigentlich sogar stolz, als eine Magierin mit bisher wenig Erfahrung ausgerechnet für eine Allianzquest mit der berühmten Gilde Blue Pegasus ausgewählt worden zu sein und dennoch hinterließ der Gedanke, mehrere Stunden in einem vollen Zug zu sitzen einen seltsamen Beigeschmack in ihrem Mund.
Vorsichtig lugte die Grünhaarige hinter der Säule hervor, die ihr bisher als Sichtschutz vor den vielen Menschen gedient hatte und starrte in die Richtung des Gleises, auf welchem sie sich mit ihren Begleitern treffen würde. Um dieses zu erreichen würde sie sich jedoch durch diese unglaublich vielen Personen kämpfen müssen und dabei vermutlich alle möglichen Leuten anrempeln, was ihr im Gegenzug sofort wieder leid tun und bei gegebenen Gemecker der betroffenen Personen augenblicklich ein schlechtes Gewissen bescheren würde. Ein Seufzen verließ die Lippen des Mädchens, während sie versuchte die neugierigen Blicke der anderen Menschen zu ignorieren, welche sie unangenehm in ihrem Nacken spüren konnte. "Kannst du mir mal verraten, wie lange du hier noch herumstehen und grübeln willst? Nun setz dich schon endlich in Bewegung, je früher du es hinter dich bringst, desto besser. Sonst kommst du noch zu spät und ich denke nicht, dass das deinen Kameraden gefallen wird. Außerdem starren die Leute schon.", konnte man kurz darauf aus den Tiefen von Shaes Poncho hören und einige Meter entfernt zuckte eine Frau erschrocken zusammen, als sie die schwarze Spinne aus dem Kragen des Mädchens hervorblitzen sah. Es verwunderte das junge Mädchen immer wieder, was ihr Naturgeist für einen Effekt auf andere Personen hatte, konnte sie deren erschrockene Reaktion doch nicht im entferntesten nachvollziehen. Ein erneutes Seufzen verließ ihre Lippen, während sie sich langsam um die schützende Säule herumschlich und anschließend mit dem Rücken an das kalte Gestein drückte, die Menschenmassen fest im Blick. "Im Grunde hast du ja recht...", meinte sie zögerlich und beobachtete dabei, wie ein Strom von Menschen an ihr vorübereilte und kurz darauf eine Lücke im Getümmel freigab. Diese nutzte die Eiden sogleich und eilte mit einigen Schritten in die Richtung, in der sie ihr Gleis vermutete.
Und tatsächlich, Shae hatte die Situation richtig eingeschätzt und schaffte es sogar fast ohne Komplikationen bis zu dem vereinbarten Treffpunkt zu kommen. Lediglich eine Frau hatte sie auf dem Weg gestreift und daraufhin auch sofort eine Entschuldigung verlauten lassen, wie sich das bei solchen Unfällen nun einmal gehörte. Glücklicherweise war diese jedoch sehr verständnisvoll gewesen und hatte einfach abgewunken, weshalb die junge Magierin eilig weiter gelaufen und kurz darauf an der Bank angekommen, welche in ihrem Informationsschreiben als der Treffpunkt vermerkt gewesen war.
Dort schien sie bereit erwartet zu werden, denn eine weitere Person befand sich nicht unweit entfernt und zog das Interesse der Eiden auf sich. Kurz straffte Shae noch einmal ihr Kreuz und versuchte sich gerade aufzurichten, dann bewegte sie sich auf die junge Frau mit den blonden Haaren zu. "Hallo, ich bin Shae, sind Sie zufällig Naomi-san?", fragte sie schließlich leicht verlegen und versuchte sich dann an einem zögerlichen Lächeln, welches sie der anderen Frau schenkte. "Ich bin hier wegen der Allianzquest zwischen Blue Pegasus und Fairy Tail."

'Endlich geht es wieder los', dachte sich Minato voller Vorfreude, während er seinen Rucksack packte. Vor allem freute er sich darauf eine gewisse Blue Pegasus Magierin wieder zu sehen, dessen erste Begegnung mit ihr nicht ganz so schmerzfrei für ihn ausging und auch die letzte Begegnung während des Examens lief nicht ganz so glücklich für ihn. Dabei dachte er kurz über seinen unfreiwilligen Flug nach, jedoch schüttelte er den Gedanken gleich fort. Trotz alle dem mochte er die blonde Magierin irgendwie und war schon sehr gespannt mit ihr auf diese Allianzquest zu gehen. Minato verschloss sein Haus gut und wandte sich dann zum Gehen, sah aber noch mal zurück. "Wir sehen uns bald wieder!", rief er seiner Behausung zu und machte sich dann auf dem Weg. Seine Jacke hatte er heute mal im Rucksack verstaut, da es für diese Jahreszeit doch schon sehr warm war und der klare, blaue Himmel und die strahlende, schon sehr kräftige Sonne ihr Bestes gaben seine Laune noch zu heben.
Während er den kleinen Wald durchquerte, der sein Haus von Magnolia trennte, viel ihm auf, wie schön schon alles am Blühen war und die Natur langsam den Winter hinter sich ließ. Das Gras nahm langsam wieder ein schönes, saftiges Grün an und bei dieser Farbe musste er sofort an Shae denken, die wie er mitgeteilt bekommen hatte, ihn ebenfalls begleiten würde. Dieses süße Mädchen mit der auffälligen grünen Haarfarbe, das er vor nicht alt zu langer Zeit beim großen Weihnachtsmarkt in der Stadt kennenlernen durfte. Wenn da nur nicht diese Spinne wäre, an der er sich wohl erst noch gewöhnen musste und ihr zuliebe tolerierte. Bei dem Gedanken schauderte es ihn kurz ein wenig. Zwar war er gerne in der Natur, aber Krabbeltiere waren nicht gerade seine Freunde, oder war das nur ein Vorurteil?
So langsam wurde es lauter und er kam an den Rand der Stadt, die schon so früh recht lebhaft war, wie die Gilde die hier ansässig war. "So jetzt zum Bahnhof", überlegte er laut und versuchte sich zu orientieren. "Wo war der noch gleich?" Obwohl der Donnermagier hier geboren wurde und auch seine Gilde sich in Magnolia befand, so streifte er ungerne durch die Stadt, wenn so viel Betrieb auf den Straßen herrschte. Der braunhaarige junge Mann zog es vor seine Zeit in ruhigerer Atmosphäre zu verbringen und das letzte Mal das er am Bahnhof war, lag auch schon eine ganze Weile zurück. Wenn er recht überlegte musste es bei seiner Ersten Quest gewesen sein. Dank den Straßenschildern und einigen netten Passanten fand er den Bahnhof schlussendlich und erinnerte sich langsam auch wieder an den Weg. Der Fairy Tail Magier betrat die große Halle und bahnte sich seinen Weg durch die wartenden Fahrgäste zum geplanten Treffpunkt. Dort konnte er schon aus einiger Entfernen Shae's Grünschopf erkennen und ... ja und eine junge blonde Frau, die es sich auf der Bank gemütlich gemacht hatte und scheinbar auf sie wartete. 'Soll das wirklich Naomi sein?', fragte er sich und seine Schritte wurden schneller. Je näher er kam, desto mehr konnte er ihr Gesicht erkennen und war im ersten Moment sprachlos, als er bei den beiden Mädels ankam. Alles war er rausbekam war: "Naomi?" Minato hatte plötzlich das Gefühl, das die Zeit doch schneller verging, als er immer dachte.

Naomi hatte eine kleine Weile auf ihrer Bank gesessen, als sich ein Mädchen mit auffallend grünem Haar näherte. Vorsichtig blinzelte sie und betrachtete das Mädchen. Ob sie die Magierin war, auf welche sie wartete. Da diese sie ansprach musste es wohl so sein und kurz darauf hatte sich ihre Vermutung bewahrheitet. Dies war Shae, Magierin der Gilde Fairy Tail, sie sah doch recht nett aus. Das war ein guter Anfang: "Ja, freut mich sehr dich kennen zu lernen Shae-chan", sie reichte ihr die Hand zum Gruß und stand dabei auf. Ein kurzer prüfender Blick an ihr hoch und runter und das Mädchen war zufrieden. Ihr war klar, dass sie wahrscheinlich nie Freunde werden würden, aber vielleicht würden sie zumindest miteinander auskommen. Das war ihr Wunsch. Keinen Streit zu haben und sich einfach gut zu verstehen. "Jetzt warten wir eigentlich noch auf unseren männlichen Begleiter. So wie ich ihn kenne, sollte er aber bald erscheinen." Klar, Minato war zuverlässig, da war sie sich mehr als sicher. An ihr konnte es auch nicht liegen, denn selbst eine Fremde hatte sie als die wartende Blue Pegasus Magierin erkannt. Vielleicht hatte auch einfach das blaue Kleid geholfen, welches sie immer noch zu tragen pflegte, wenn sie ausging, um eventuell eine Quest zu bestreiten. Es war eine Art Markenzeichen geworden.
Dann allerdings sah sie jemanden näher kommen, den sie in der Tat sehr gut erkannte und der scheinbar auch sie erkannte, denn als er gerade ankam und stehenblieb sagte er ihren Namen. Naomi wandte sich ihm zu und schenkte ihm ein freundliches Lächeln. "Minato." Die Schritte zu ihm hinüber waren schnell getan, sie ging ihm mit einer Hand durchs Haar und nahm dann sein Gesicht in die Hände. "Sieh dich an, du siehst fantastisch aus. Ich bin froh, dass du dich gut erholt hast. Als ich dich herausgebracht hatte hat man dich gleich weggenommen. Aber eigentlich müsste ich dir böse sein", zart zwickte sie dem Donnermagier in die Wange, "Weil du unbedingt aus dem Fenster fliegen musstest, konnte ich nicht in die nächste Ebene." Doch wen interessierte das schon? Seraphim wäre sowieso Dragonslayer geworden und daran hätte sie wahrscheinlich nichts ändern können, aber denn war es ärgerlich wegen so einer Kleinigkeit stecken zu bleiben. Immerhin hatten sie eine Quest zu erledigen und der Zug würde bald abfahren im wahrsten Sinne des Wortes. "Also meine Lieben, da wir nun alle da sind, würde ich eigentlich ohne Umschweife erst mal in den Zug einsteigen, alles Weitere lässt sich auch auf der Fahrt besprechen."
Mit diesen Worten machte sich die junge Frau daran den Zug zu betreten, der schon an den Gleisen stand und nur darauf wartete von seinen Passagieren betreten zu werden. Naomi war schon oft mit solch einem Gefährt unterwegs gewesen. Scheinbar gab es keine Quest für Blue Pegasus die nicht damit verbunden war irgendwo hin zu reisen. Doch im Gegensatz zu Shae machte der Schattenmagierin dies recht wenig aus. In der Tat war sie sogar sehr zufrieden damit in Zügen zu reisen. Neben der Bequemlichkeit brachte dies auch viele Erinnerungen zurück. So durchstreifte sie den Wagon nach ihrem Abteil, welches dank einer Nummer an der Tür leicht zu identifizieren war und ließ sich dort auf einem Sitz nieder.