-> Der Bahnhof

In ihrem Zimmer angekommen verstaute Lia blitzschnell ihre Sachen in dem Schrank und ging kurz in das Badezimmer nebenan, um sich eben frischzumachen. Danach trippelte sie sofort die Treppen runter, um auf die beiden Jungs zu warten. Jetzt würden sie endlich einmal das „Geisterhaus“ sehen, wobei sich die junge Dame sicher war, dass das einfach nur Kokolores war. Angespannt tippte sie mit ihrem Finger auf ihrem Ärmel herum, als Magnus endlich kam. Und erstaunlicherweise gab er einmal was Richtiges von sich. Er hatte recht, wenn er meinte, dass dieser Spuk nur komplette Einbildung war, weswegen Lia abwertend antwortete: „Ammenmärchen..“ Wo blieb denn dieser Gale? Hoffentlich beeilte er sich mal ein bisschen, sie hatten ja nicht ewig Zeit. Schließlich hatten auch die Handwerker einmal Feierabend. Überrascht blickte sie zu Tür, als er hereinkam. Im Gegensatz zu Magnus interessierte es sie herzlich wenig, wo er abgeblieben war, viel wichtiger war ja wohl, warum er nicht pünktlich erscheinen konnte. Und dass er nur dem „Rhythmus des Dorfes“ lauschen musste, war ja wohl lachhaft. Sicherlich war er eingeschlafen oder musste ein längeres Geschäft auf der Toilette verrichten. Als das geklärt war, meinte Lia endlich: „Wie auch immer. Lasst uns gehen, damit wir einen ersten Eindruck bekommen können.“ Das war das Starschuss, die Quest konnte hiermit offiziell beginnen. Gemeinsam verließen die drei Magier das Haus, marschierten durch das Dorf, wo sie von jedem neugierig gemustert wurden, bis sie schließlich einen kleinen Fußmarsch durch den Wald vor sich hatten. Nach ungefähr zwölf Minuten konnten sie bereits das Haus erkennen und.. nun ja.. es sah in der Tat gruselig aus. Noch immer war sie sicher, dass es nicht spuken konnte, aber der Anblick war schon nicht ohne. Die Holzwände waren schon sehr heruntergekommen, durch die Witterung erhielten sie eine gräuliche Farbe. Zudem war der Baustil des Gebäudes sehr typisch, hohe Fenster mit schief herunterhängenden Fensterläden, kuppelförmige Dächer, welche oben spitzförmig zusammengingen. Wurde schon erwähnt, dass sich plötzlich die Sonne verzogen hatte und dunkle Wolken den Himmel verdeckten? Eine düstere Atmosphäre, die dieses Haus umgab. Lia blieb aber standhaft und meinte noch immer konsequent und ohne mit der Wimper zu zucken: „Also, rein mit euch. Und tut so, als würdet ihr den Handwerkern alles glauben, was sie sagen, dann vertrauen sie uns.“ Die große Haustür des Gebäudes stand offen, drinnen und draußen waren Männer jeden Alters verteilt. Zimmerer, Tischler, Schreiner, Maler, einfach alles was man brauchte. Interessiert blickten einige von ihnen auf, als die Magier das Haus betraten, wanden sich aber bald wieder ihrer Arbeit zu. „So, dann würde ich sagen, wir trennen uns erst einmal. Sucht das Haus ein wenig ab, befragt die Handwerker wegen der Geister und vor allem: Haltet die Augen offen, falls hier jemand verdächtig ist. In einer Stunde dann wieder hier.“ Sie wartete kurz ab, ob noch irgendwelche Fragen kamen, wand sich jedoch dann zum Gehen um. Sie würde einfach mal den Typ mit den Plänen in der Hand befragen, er sah so aus, als wäre er der Chef oder so. Unter ihren Schuhen knarzten die Dielen fürchterlich, außerdem fiel ihr auf, dass jeder der Arbeiter voller Unbehagen um sich herumblickte, ehe er sich wieder kurzzeitig seiner Werkbank widmen konnte. Egal, was in diesem Haus vor sich ging, vielleicht hatte Lia die Situation unterschätzt, die Menschen hier schienen wirklich große Angst vor etwas zu haben. Vor was? Das mussten sie erst einmal herausfinden.

"Vom Dach." war die Anwort die Gale Magnus gab, was zu 100% richtig war, den Jungen aber sicherlich noch mehr verwirrte. Doch kam er nicht dazu nocheinmal nachzufragen, denn Lia interessierte es scheinbar wenig, woher Gale kam, denn sie drängte zum Aufbruch. Nach einem kleinen Marsch durch das Dorf und den nahe angrenzenden Wald, erblickten sie das alte Spukhaus. Schlagartig schien sich der Himmel zu verdüsterten, die Bäume um es herum wirkten nicht mehr wie lebende Wesen, sondern viel eher wie untote Wesen, die knarzende Geräusche von sich gaben. Und sah das Gras rund um das Haus nicht irgendwie ungesund aus? Auch der Rhythmus des Waldes schien sich verändert zu haben, wo vorher Vogelgezwistscher, angenehmes Windrauschen und das Wiegen der Äste und Zweige der Bäume den Rhythmus bestimmt hatten, war jetzt etwas anderes. Das Vogelgezwitscher war wie von der Erde weggewischt und auch das Knarzen der Äste und der Wind war eher unheimlich als angenehm. "Hier stimmt definitiv etwas nicht." stellte Gale murmelnd fest, während seine Augen das altertümliche Haus begutachtete. Schief hängende Fensterläden, eine alte Holzterasse mit brüchigen Holzbohlen, das Dach sah ebenfalls aus, als ob es eine Grundsanierung brächte und auch sonst schien das Haus an allen Ecken und Kanten so marode, als ob es der nächste Windstoß auseinander brechen könnte. Das das nicht der Fall war, bemerkte Gale im nächsten Moment, als der Wind auffrischte und die Fensterläden zum Knarren und Quietschen brachte. Bei diesem Anblick war es verständlich, dass die anwesenden Handwerker an Geister und spukende Hausbewohner glaubten, was Gale unweigerlich vor die Frage stelle, ob er selbst an Geister glaubte. ~Geister sind nicht existente Wesen, sie wiedersprechen jeglicher Logik, aber andererseits gibt es in dieser Welt Magie, die auch nicht immer der Logik folgt, was im Umkehrschluss bedeutet, dass es logisch nicht auszuschließen ist, dass Geister existieren. Was die Frage aufwirft, wie sie wohl leben?~ Während er hinter Lia das Haus betrat und sich umsah, waren er in Gedanken zu dem Entschluss gekommen, dass Geister durchaus existieren könnten, er selbst glaubte zwar nicht daran, aber in einer Welt voller Magie war es schon möglichen, obgleich eine Welt voller Magie sehr viel mehr Möglichkeiten für Erklärungen geisterhafter Phänomen lieferte als eine ohne Magie.
"Ich geh nach oben." meinte Gale, als Lia von auftrennen sprach und betrat die altertümlich Holztreppe, die bei jedem Schritt knarzte, was an sich aber ersteinmal kein Beweis für Geister war, sondern lediglich dem alten, durchgetretenen Holz entsprach. Allerdings knarzten auch die Holzbohlen im ersten Stock und das fing Gale langsam an zu nerven, woraufhin er etwas Magie in seine Füße konzentrierte und im nächsten Moment einige Zentimeter über dem Boden schwebte und so sich lautlos durch den engen, hohen Flur des Obergeschosses bewegen konnte, von dem links und rechts, alte massive Eichentüren abgegingen und an dessen Wänden alte Gemälde mit noch älteren Personen hingen, die Gale nur kurz betrachtete, er hatte keinen Sinn für derartige Kunst.
"Besser ich finde mal einen Handwerker." murmelte Gale mehr in Gedanken und schwebte zur einzigen offenen Tür, auf dem hohen, engen Flur, der ihm gar nicht behagte und aus der eifrige Arbeitergeräusche waren. Lautlos betrat oder besser gesagt schwebte der Windmagier in den Raum, wo ein Handwerker dabei war die Wände neu zu verkleiden. "Hallo." begrüßte Gale den Arbeiter, der daraufhin erschrocken zusammenzuckte, den Kopf zu Gale ihn von oben bis unten betrachtet und dabei unweigerlich sah, wie Gale wenige Zentimeter über den Boden schwebte. Die gebräunte Gesichtsfarbe des Handwerkes wechselte in Sekundenbruchteilen zu einem kreideweiß und die Augen weiteten sich, während dem Mann das Werkzeug aus der Hand fiel. "Ein Ge...ge...gegege...GEIST?" brüllte er schließlich und wich ängstlich vor Gale, der selbst jetzt vollkommen ruhig blieb zurück. "Ähmm, entschuldigung, ich bin kein Geist, ich bin Magier aus Fairy Tail, Windmagier um genau zu sein." versuchte er die Situation zu retten und ließ sich auf die Füße fallen. "Ich habe lediglich den Wind so manipuliert, dass sich unter meinen Füßen ein Luftkissen gebildet hat, weil mir das ganze Geknarze auf den Senkel ging." erklärte er weiter im ruhigen Ton und tatsächlich schien diese sachliche Erklärung, die ruhige Ausstrahlung des Magiers und die Tatsache, das Gale eigentlich nicht wie ein Geist aussah den Handwerker zumindestens so weit beruhigen, dass er nicht mehr davon überzeugt war, dass Gale ein Geist war. "Entschuldige, aber hier gehen wirklich merkwürdige Dinge vor, da sind die Sinne aufs Äußerste geschärft. Ich bin übrigens Melvin." Stellte sich der Mann vor und schüttelte Gale die Hand,was die letzten Zweifel bezüglich der Frage, ob er ein Geist war, ausräumte. "Gut, dann erzählen sie mir doch einmal, was hier geschieht. Ich selbst bin zwar der Meinung, dass Geister nicht existieren, doch in einer Welt wo Magie exisitiert, kann ich die Existenz von Geister zumindestens nicht von vornherein ausschließen. Also, was passiert hier?" fing Gale an zu fragen und blickte den Mann mit ernsten Augen an. "Bleiben sie nur einen Tag hier, dann werden auch Sie an Geister glauben. Ich habe nie daran gezweifelt, dass es Geister gibt und hier in diesem Haus treiben sich bestimmt ein Dutzend davon rum. Sie lassen die Bohlen knarzen, die Wände knarzen, lassen in Räumen mit geschlossenen Fenstern Wind die Gardinen aufbauschen und dann diese Bilder, diese Augen, die folgen einem, natürlich nicht sichtbar, denn immer wenn man sich zum Bild umdreht, dann starren sie nur geradeaus, aber sobald du den Bildern den Rücken kehrst, dann spürst du ihre Blicke in deinem Nacken und dir läuft es eiskalt über den Rücken. In den Heizungsrohren treiben Poltergeister ihr Unwesen und hast du dir mal das Anwesen angeschaut, das ist doch nicht normal, selbst die Natur meidet diesen Ort und Mutter Natur weiß, was gut ist und was nicht und hier in diesem Haus treiben definitiv Geister ihr Unwesen. Sie lauern in den Schatten und manchmal, wenn du sehr genau hinsiehts, dann siehst du auch ein Luftflimmern, oder siehst wie sich die Schatten bewegen und dann erst das Problem mit den Räumen, an einem Tag ist er 3m lang, am nächsten 3,1m. Gemessen von derselben Person mit demselben Maßband. Im Dorf erzählt man sich Geschichten von diesem Haus, gruselige Geschichten." Melvin rückte näher und sprach im Flüsterton weiter. "Hier sollen Leichen verscharrt worden sein, und die Seelen der Toten geistern hier auf der Erde herum, gefangen im Hier und Jetzt, suchen nach Ewigen Frieden, verdammt dazu jeden, der sich dem Haus nähert Angst und Schrecken einzujagen. Dieser Ort hier ist böse, verflucht, bestimmt haben hier in grauer Vorzeit blutige Rituale stattgefunden mit Menschenopfern und ihre Seelen weilen noch heute unter uns. Teufelsanbeter, Satanisten, dunkle Magier, Ritualisten und was weiß ich wer noch, dieses Haus war bestimmt Treffpunkt für jede dieser Gruppen, hier haben sie ihre geheimen, dunklen Machenschaften getrieben und all ihre Opfer sind jetzt an diesen Ort gebunden. Und jeder der diesen Ort betritt wird eines grausamen Todes sterben. Es gibt kein Entkommen. Flieht, solange ihr könnt." Hier brach Melvin ab und seine angstgeweiteten Augen schrumpften wieder, es war als ob während seiner Rede sich der Raum verdüstert hätte und die Temperatur um einige Grad abgenommen hatte. Auch das Gesicht des Mannes hatte sich während seiner Rede verändert, als ob er nicht er selbst gewesen wäre und selbst dem sonst so ruhigen Gale lief ein Schauer über den Rücken und während Melvin, immer noch murmelnd etwas von Teufelsanbetern vor sich hinsprach, zu seiner Arbeit zurückkehrte, verließ Gale den Raum und es war ihm, als ob das Haus nocheinmal unheimlicher wirkte und plötzlich war die Vorstellung, dass es hier Geister gab, gar nicht mehr so abwegig, wenngleich er die meisten der Phänomene die Melvin aufgezählt hatte sehr einfach mit wissenschaftlichen Mitteln erklären konnte.

Bevor Magnus noch nachfragen konnte, was er zum Teufel auf dem Dach getrieben hat und ihn dazu verleitet hat zu spät aufzukreuzen und seine Begleiter somit eigentlich grundlos warten zu lassen, fuhr Lia schon fort. Sie hatte es wohl sehr eilig zu dem Haus zu gelangen. Also machten sie sich auf den Weg und schon bald konnte Magnus das angebliche Spukhaus erblicken. „Pah, das nennen die Geisterhaus?“, schoss es ihm durch den Kopf, als sie schon unmittelbar davor standen. Nichts ungewöhnliches, fand Magnus. Altes Haus halt, hat eine Sanierung auch dringend nötig! Dass die Handwerker auch immer bis zum Halbeinsturz warten müssen, bis die endlich mal tätig werden! Kein Wunder, dass die jetzt alle glauben es würde spuken. Hätten sie sich mal früher darum gekümmert, dann würden sie sich jetzt auch nicht alle in die Hosen machen. Dann bemerkte Magnus, wie ehrfürchtig sich seine zwei Begleiter umsahen. Besonders Gale schien wohl sehr von dem Haus und dessen Umgebung eingenommen zu sein. „Oh nein. Ist er etwa doch abergläubisch?“, dachte Magnus bei sich „Huch..!“, ein Stein, der ihn zum Stolpern brachte, unterbrach seine Gedanken. Hier konnte man aber auch wirklich nichts am Boden liegendes erkennen, das Gras gehörte sich dringend mal gemäht, es sah ja schon ganz gruselig aus…haha. Wieder wurde Magnus aus seinen Gedanken gerissen, diesmal war es Lia, die ihre zwei Kollegen ins Haus bat, oder sie eher hinein befahl. Sie sollten sich also alle trennen. Wie lang Lia wohl dafür gebraucht hat, bis sie sich diesen Plan ausgedacht hatte? „Alles klar!“, antwortete Magnus. Gale entschloss sich also nach oben zu gehen. Gut, wo sollte Magnus sein Glück mit den verrückten Arbeitern versuchen? Nachdem Gale ja nun schon das obere Stockwerk durchsucht, blieb ja nicht mehr viel übrig. Vielleicht sollte Magnus dann in den Keller gehen? Mädchen hatten doch immer sehr viel Angst vor Kellern und so was, die ganzen Spinnen, Mäuse, Ratten und was es nicht noch alles für Dinge gab, bei denen Frauen das Kreischen anfingen. Nein, Lia sollte sich lieber im Erdgeschoss umsehen, das wird nicht ganz so schlimm sein. „Ich gehe dann mal in den Keller, wo sie die Rohre austauschen und so was. Dann kannst du dich ja im Erdgeschoss umsehen, Lia.“, sagte Magnus in freundlichem Ton zu der wohl einzigen weiblichen Person in diesem Haus. So machte er sich auf den Weg, die Treppen hinunter, rein ins Vergnügen. Mal sehen, was diese Leute zu sagen haben. Die Stufen knarzten ein wenig unter Magnus’ Gewicht, doch das störte ihn relativ wenig. Eine Spinnwebe strich seine Wange, als er gerade ganz unten angekommen war. „Die könnten auch ein paar Putzfrauen anstellen…“, murmelte er und strich sich die Spinnwebe aus dem Gesicht. Es war sehr dunkel dort unten, nur wenige, kleine Fenster, die noch dazu völlig verstaubt waren. Staub gab es hier sowieso wirklich sehr viel. Der Keller bestand aus einem langen Gang und jeweils zwei Zimmern an jeder Seite des Gangs. Auf der Suche nach einem Handwerker durchstreifte Magnus die Zimmer. Eine Vorratskammer, eine Waschküche, alles menschenleer, nur ein modriger Geruch hing in der Luft. Gerade steckte er seinen Kopf in ein weiteres, diesmal eher undefinierbares Zimmer, da hörte er nebenan ein Poltern. „Ah, die Handwerker!“, dachte er und machte sich sogleich auf den Weg ins nächste Zimmer. Der Heizungsraum also. An der gegenüberliegenden Wand stand der große Heizkessel des Hauses, von dem aus sich mehrere Rohre die Wand nach oben schlängelten. Wie auch das Gebäude selbst war diese Heizung schon sehr veraltert und verdreckt. Die zwei Handwerker im Raum sahen sofort erschrocken auf, als Magnus leise gegen den Türrahmen klopfte, um auf sich aufmerksam zu machen. „Guten Tag, ich heiße Magnus Lindqvist und bin einer der Magier, die sie beauftragt haben um nach dem Rechten zu sehen.“, stellte er sich in seinem freundlichsten Ton vor. Hoffentlich konnte er die beiden damit ein wenig beruhigen. „Ah, ihr seid also schon da!“, einer der beiden, der dickere, fand schnell seine Sprache wieder und begrüßte Magnus ebenfalls. „Ihr seid wirklich mehr als Willkommen… weißt du, hier gehen wirklich seltsame Dinge vor!“, seine Stimme wurde dabei ein wenig leiser. „Ich bin Gilbert und das hier ist Moe.“, er nickte mit dem Kopf in Richtung des schlaksigen Mannes neben sich, wieder in normaler Zimmerlautstärke. „Hi.“, kam aus der Richtung von Moe. Wohl nicht sehr gesprächig, der Typ. „Was meinen sie denn mit ‚seltsamen Dingen’, Gilbert?“, hakte Magnus nach. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, was diese Leute dazu bewegt hatte, sich so vor dem Haus zu fürchten. „Naja weißt du, dieses Haus hier ist schon immer ein… böses Haus! Die Familie, die dieses Haus erbauen ließ, war nur durch unsaubere Geschäfte so vermögend geworden! Händler waren sie. Doch mit was sie alles gehandelt haben… Gott weiß es. Hier und da wird gemunkelt, dass sie sogar Menschen verkauft haben und die, die für sie wertlos wurden, haben sie einfach auf dem Grund verscharrt. Was später noch passierte, das weiß ich nicht so genau. Es kursieren ja sehr viele Geschichten über dieses unheimliche Gebäude, doch das mit der Familie passierte wirklich! Ich sag’s dir!“, eindringlich sah der Handwerker Magnus an und Moe nickte zustimmend. „Und weißt du, was das schrecklichste ist? Hier, in diesem Raum, wurden sie gefangen gehalten, die Menschen. Moe und ich meiden es, auf die linke Seite des Raumes zu gehen. Siehst du diese Metallstangen in der Wand?“, meinte Gilbert und zeigte auf die wirklich kleinen metallenen Spitzen, die vielleicht 3 cm aus der Wand ragten. „Da war ihr Käfig festgemacht!“, behauptete Gilbert todernst. „Du solltest davon lieber auch Abstand halten! Schlimm genug, dass wir uns hier um die Heizung kümmern müssen. Denn jetzt, jetzt kommt das wirklich seltsame an der ganzen Sache. Die Rohre, die geben ständig ein Poltern von sich. Als würde jemand dagegen schlagen, auf sich aufmerksam machen wollen! Das sind die Geister, der Geschändeten! Jawohl!“, Gilbert riss seine Augen immer weiter auf. „Ah…“, brachte Magnus erst einmal hervor, er war sehr beeindruckt von der Geschichte. Wer immer sich das ausgedacht hat, er muss wirklich eine blühende Fantasie gehabt haben. „Nun, ich will ganz ehrlich sein. Aber ich denke, da hat euch jemand einen wirklich gewaltigen Bären aufgebunden. Dieses Heizsystem gab es mit Sicherheit noch nicht einmal, als das Haus erbaut wurde. Es wurde nachträglich eingebaut. Und das Klopfen in den Heizrohren können sie als Handwerker doch bestimmt auf eine ganz normale Tatsache zurückführen.“, sanft sah Magnus seine zwei wirklich sehr abergläubischen neuen Freunde an. „Ja, das sagst du jetzt. Noch hast du es nicht mit eigenen Ohren gehört! Aber wenn ich dir erst noch mehr erzählt habe… dann wirst du sehen wie ernst die Lage hier ist!“

Als Gale nach oben ging und Magnus Lia zuwies, sie könne im Erdgeschoss bleiben, wand sie sich noch einmal zu ihm um, nur um ihm zu zu zischen: „Sag du mir nicht, was ich tun soll!“ Ja, so war sie eben die Gute. Sie musste einfach immer die Hosen anhaben, etwas Dominanteres als Lia Valencia gab es bestimmt nicht. Dennoch, jetzt ging es um eine Art Geschäftsgespräch, alles musste stimmen, um möglichst viel herauszufinden. Sie trat auf den Mann mit den Plänen in der Hand zu und räusperte sich kurz, ehe sie ihn ansprach: „Guten Tag, mein Name ist Lia Valencia und ich bin eine der Magier aus Fairy Tail. Ich gehe doch richtig der Annahme, dass Sie der Chef sind?“ Der Mann blickte Lia von oben bis unten an, erfreute sich sichtlich ihres Anblickes, zog aber dann die Augenbraue nach oben, ehe er endlich antwortete: „Ja, ganz recht. Ich bin Robert, kannst mich aber Rob nennen. Ich würde mich ehrlich gesagt lieber mit dem Teamleiter unterhalten, versteh das nicht falsch, Lady.“ Nicht falsch verstehen? Sie solle das nicht falsch verstehen?! Eine Frechheit war das! Eine bodenlose Frechheit, wie Lia sie schon lange nicht mehr erlebt hatte. Ihre Fäuste begannen vor Wut zu zittern und ihre grünen Augen funkelten Rob böse an. „Nur zu Ihrer Information, Rob, ich bin die Teamleiterin! Und wenn es Sie nicht stören würde, hätte ich gerne ein paar Fragen beantwortet.“, knurrte Lia den Handwerker an. Dieser schien sich seinem Fettnäpfchen bewusst zu sein und merkte schnell, dass mit dem Pinkschopf nicht zu spaßen war, wenn sie einmal in Fahrt war. „Oh, tut mir leid, ich dachte nur, einer der Jungs.. welche Fragen denn?“, fragte Rob nach und setzte eine Unschuldsmiene auf. Die junge Dame blickte kurz zur Seite, seufzte um sich zu beruhigen und fing in ruhigen, aber bestimmenden Ton wieder an zu sprechen: „Schön. Es heißt, es würde hier spuken. Welche Anzeichen sprechen denn dafür?“ Rob trat einen Schritt an Lia heran, seine Stimme war nur ein Flüstern: „Junge Lady, hören Sie sich doch um. Das Klopfen in den Rohren, die polternden Schritte auf dem Dachboden, das..“, er schauderte kurz, „..das Geheule in der Nacht.“ Lia verzog keine Miene und antwortete nur: „Ich gehe davon aus, Sie wissen, dass es dafür eine logische Erklärung geben könnte?“ Heftig nickte der Mann. „Ja, mag sein! Aber glauben Sie mir, Lady, meine Männer und ich haben uns schon oft genug hier umgesehen! Niemand ist hier, außer uns. Das schwöre ich, bei allem was mir heilig ist.“ Das Mädchen nickte kaum merklich, ehe sie den Handwerker weiter ausfragte: „Gibt es vielleicht einen Hintergrund, welcher auf Spuk schließen lassen könnte?“ Rob seufzte tief aus, wischte sich den Schweiß von der Stirn und murmelte leise: „Oh ja, den gibt es, Lady. Den gibt es. Sie müssen wissen, dass vor gut zwei Jahren hier jemand ermordet wurde.“ Lia wurde neugierig, das war in der Tat unheimlich. „Wer war das Opfer und wer der Täter? Was war dessen Motiv?“ „Ach Lady, leider wurde das Verbrechen nie aufgeklärt, wir alle müssen damit rechnen, dass der Mörder noch unter uns weilt. Das Opfer war ein Mann aus dem Dorf, nur weiß man nicht genau, warum er ermordet wurde.“ Sie dachte kurz darüber nach, ehe sie schlussfolgerte: „Und jetzt erzählt man sich, dass hier der Geist des ermordeten herumspukt, nicht wahr? Und solange ihr unter solchen Ängsten arbeiten müsst, teilweise sogar geflohen wird, kann das Haus nicht fertig werden.“ Rob nickte mit ernster Miene. „Sie haben es erfasst, Lady. Aber eins können Sie mir glauben, die Handwerker hier sind Klatschweiber. Jeder weiß, dass es „nur“ der Mord war, doch im Dorf erzählt man sich weitaus mehr, was aber nicht stimmt. Aber eines können sie mir glauben, Lady, hier stimmt etwas nicht! Paranormale Schwingungen sind das!“ Das sollte erst einmal genügen, lieber wollte sie sich selbst umsehen. Doch irgendwie hörte Lia kein Klopfen, kein Poltern und keine Schritte. Merkwürdiges Haus war das. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass die Stunde rum war, weswegen sie sich zu den anderen des Teams begab. Nachdem sich jeder ausgetauscht hatte, war es an der Zeit, endlich etwas Tatkräftiges zu tun. „Am besten wir untersuchen den Dachboden, der Chef, Rob, meinte, dass man dort Schritte hören würde.“ Die drei Magier begaben sich in den ersten Stock, von wo aus man die schmale, brüchige Leiter vorfand, über welche man den Dachboden erreichen würde. Gerade jedoch, als sich die Magier fragten, ob diese Leiter denn überhaupt sicher war, hörten sie es: hektische Schritte von oben. Unruhig waren sie, eindeutig menschlich und ungelogen, furchteinflößend. Als wolle man verhindern, dass sie nach oben stiegen, sie abschrecken. Irritiert murmelte Lia den Jungs zu: „Also das war keine Ratte.“ Sie blickte nach oben, zuckte aber dann mit den Schultern. „Dann mal los.“ Vorsichtig stieg Lia als erste nach oben, blickte vorsichtig umher, ehe sie ihren Körper auf das oberste Stockwerk brachte. Während sie auf die anderen wartete, war sie in ständiger Bereitschaft, sich verteidigen zu können. Doch schon bald mussten die drei jungen Leute feststellen: Niemand war hier. „Ihr habt es doch auch gehört! Durchsucht alles!“, befahl sie schon fast verzweifelt, da sie sich einfach keine Erklärung fand. Sie hatte den Verstand nicht verloren, oder? Sie hatten doch alle diese polternden Schritte gehört. Doch finden würden sie sicherlich nichts, außer Staub und Spinnweben.

Nachdem Gale mit Melvin gesprorchen hatte, war die vereinbarte Stunde um und er begab sich wieder nach unten, um sich mit Lia und Magnus auszutauschen. Magnus hatte von dem Handwerker, den er befragt hatte eine ähnlich abenteuerliche Geschichte gehört wie Gale von Melvin, allerdings bestätigte Lia mit der Aussage des Vorarbeiters Gales Vermutung. Die Geschichten waren allesamt erfunden und basierten nur am Rande auf den wahren Gegebenheiten. Menschen allerdings, vor allem abergläubische sahen hinter jedem Mord eine Verschwörung und hinter jedem scheinbar paranormalen Phänomen Geister, Teufelsanbeter und noch viel mehr. Es schien so, als ob die menschliche Phantasie von solchen Erscheinungen zu neuen Höhenflügen ansetzt und jeder jeden mit einer noch abenteuerlicheren, noch gruseligeren Geschichte übertrumpfen wolle.
Daher beschränkte sich Gale aufs Wesentliche und fasste die Phänomene sowohl für sich, als auch die anderen auf dem Weg nach oben nocheinmal zusammen. "Wir haben also Schritte wo keiner ist, Klopfen in den Heizungsrohren, ein Geheule in der Nacht, dazu kämen noch schattenhafte Gestalten und scheinbares Vergrößern der Räume, wobei ich diese Phänomen ausklammere, da der Handwerker, der mir das erzählt hatte ziemlich durch den Wind war. Bleiben also lediglich Spukerscheinungen, die zwar zu hören sind, aber weder zu sehen oder zu riechen sind." War das vielleicht ein ersters Hinweis, ein Zusammenhang zwischen den Spukerscheinungen oder lediglich Zufall und das, was Melvin erzählt hatte war doch war. Gale wusste es nicht, aber er beschloss diese Schlussfolgerung ersteinmal im Kopf zu behalten und folte Lia und Magnus in den obersten Stock, wo die alte brüchige Leiter zum Dachboden führte, die nicht gerade vertrauenserweckend aussah.
Da hörten sie es, ein lautes Geräusch, was eindeutig Schritte waren, die hektisch über den Dachboden liefen. "Also das war keine Ratte." fand Lia als erstes die Sprache wieder und zumindestens Gale hatte nichts dazu hinzuzufügen. Das einzige gute an den Geräuschen war, dass sie sich keine Gedanken mehr über die Leiter machten und schnell auf den Dachboden stiegen. Im dämmrigen Abendlicht, was durch die Fenster an den Stirnseiten des Hauses fiel, erkannten sie diverse Kisten, viel Staub und jede Menge Spinnweben, aber kein Wesen, was solche Schritte veruraschen könnte. Im Gegenteil, es sah eher so aus, als ob seit Jahren kein Mensch mehr hiergewesen war. "Ihr habt es doch auch gehört! Durchsucht alles!" kam der nächste Befehl der Dragonslayerin, die scheinbar am verzeifeln war, jedenfalls hörte sich es für Gale so an, als ob ihre Stimme kurz vorm Umkippen ins Hysterische gewesen wäre. Leise zungenschnalzend macht sich der Windmagier daran den Teil des Dachbodens zu durchsuchen, der am Fenster lag, ganz einfach daher, weil ihm Räume ohne Frischluftzufuhr nicht gefielen und er immer das Gefühl hatte eingeengt zu sein. Am großen, rechteckigen Fenster hielt sich das Unwohlsein in Grenzen, da er hier zumindestens jederzeit mit einem beherzten Sprung zurück ins Freie gelangen konnte. Aber außer zentimeterdickem Staub, Kisten und Gerümpel, sowie jeder Menge Spinnweben fand Gale weder eine Öffnung, noch ein menschliches oder anderes Lebewesen. Und da beide Fenster verschlossen waren, jahrelang nicht geputzt, sodass eigentlich nur noch einzelne Lichtstrahlen durch den Staub fingerten, und nicht zerbrochen waren, konnte der, der die Geräusche gemacht hatte garantiert nicht durch die Fenster entkommen sein, denn wie hätte er sie von außen verschließen können.
"Also hier ist nichts." informierte er die beiden anderen, während er anfing mit dem Fuß zu tippen, die Arme zu verschränken und nachzudenken. Es musste ein Lösung geben, eine rationale Lösung. Die anderen beiden sahen ebenfalls nicht so aus, als ob sie bereits was gefunden hatten und so begann Gale laut nachzudenken, nicht unbedingt um die anderen an seinen Gedanken teilhaben zu lassen, sondern eher um seine Gedanken selbst zu ordnen, während er vor dem Fenster auf und ab ging. "Wir halten fest, es ist niemand hier und der einzige Ausgang ist die Treppe. Also ist das Wesen was die Schritte verursacht hat entweder nicht auf einem normalen Weg entflohen oder es ist ein anormales Wesens. Da wir keine Fußspuren gefunden haben, deutet bis auf das Geräusch nichts hin, dass hier jemand gelaufen ist. Wir haben also lediglich ein Geräusch gehört und keinerlei Beweise dafür, dass das Geräusch existierte, woraus wir schlussfolgeren können, dass wir entweder alle verrückt geworden sind oder dass das Geräusch sich zwar angehört hat wie Schritte, aber das es niemals wirklich Schritte gegeben hat. Oder was meint ihr?" die ganze Schlussfolgerung hatte Gale mit sachlicher, fester Stimme vorgetragen und jetzt war er stehengeblieben und blickte zu Lia und Magnus, vielleicht hatte die noch andere Theorien.

Magnus hörte dem guten Handwerker nur noch halbherzig zu. Wie konnte man nur all diese Geschichten für bare Münze nehmen? Nach einer Weile dachte Magnus, dass die Stunde nun vorbei sein könnte und verabschiedete sich, um wieder nach oben zu gehen. Er schlängelte sich durch den staubigen Gang zurück und die knarzende Treppe rauf und wurde dabei von einem dumpfen Klopfen der Rohre begleitet. Leise schmunzelte er in sich hinein und begab sich zu dem Ort, an dem sich die drei Magier wieder treffen wollten. Gale erzählte ebenso kuriose Geschichten, wie auch Magnus sie gehört hatte, natürlich mit der ein oder anderen Abweichung. Allein dies war doch schon ein Beweis dafür, dass diese Annahmen nur erfunden sein konnten. Der nächste Schritt war nun wohl den Dachboden aufzusuchen, was Lia auch sogleich vorschlug. Kluges Mädchen. Sie machten sich also auf den Weg über weitere unstabile Treppen, nach ganz oben unters Dach. Währenddessen fasste Gale noch einmal alle Symptome zusammen, die angeblich beweisen sollten, dass es in diesen alten Gemäuern spuken sollte. „Man hört doch immer nur das, was man will.“, fügte Magnus hinzu, als Gale geendet hatte. „Alles ein Fall von subjektiver Wahrnehmung. Man hört ein Geräusch und interpretiert dann sofort das mit hinein, was man sich selbst einredet.“, setzte er seinen Vortrag fort. Jetzt kam Magnus richtig in Fahrt, Psychologie war immerhin ein sehr interessantes Thema! „Und wenn man sich einredet es würde spuken, dann fühlt sich ein Luftzug plötzlich an, als würde ein Geist durch den Raum fliegen. Alles psycholo…“, da wurde er durch ein lautes Geräusch unterbrochen. Lia hatte Recht, dies war keine Ratte, außer sie wog über 50 Kilogramm. In seinen Gedanken stellte sich Magnus die fette Ratte vor und musste unbewusst ein wenig lachen. Die anderen beiden schienen ein wenig aufgeregter zu sein als er. Lia stürmte sofort die wackelige Leiter hinauf. Er machte sich keine Sorgen, dass sie durchbrechen könnte, „immerhin wohnte da oben doch ein mindestens genauso schweres Säugetier.“, dachte Magnus belustigt und folgte Lia nach oben. Als sie dort wieder nur einen weiteren dreckigen, stickigen und unordentlichen Raum auffanden, schien Lia immer aufgeregter zu werden. Arme Lia, sie hatte wohl wirklich ein wenig Angst. Was hatte ihr dieser abergläubische Handwerker nur erzählt?! „Immer mit der Ruhe, Lia.“, versuchte Magnus sie ein wenig zu beschwichtigen. Dann drehte er sich um und sah sich an der linken Seite des muffeligen Raumes um. Staub flog durch die Luft, was man vor allem in dem einfallenden Lichtstrahl durchs Fenster erkennen konnte. Es sah richtig ungesund aus, so ungesund, dass Magnus sich unbewusst räuspern musste. Nach was sollte er überhaupt suchen? Und musste er dazu tatsächlich diese dreckigen Kisten berühren? Moment, er hatte sich doch in weiser Voraussicht ein paar Handschuhe mit eingesteckt. „Magnus, du schlauer Kerl!“, lobte er sich selbst und zog die grauen Handschuhe aus der Tasche seines Sweatshirts. Nun fühlte er sich schon ein wenig besser und konnte seine Berührungsangst überwinden. Er rückte also ein paar der Kartons beiseite, entdeckte dabei einige schöne Möbelstücke, doch das war auch schon das interessanteste. „Nur Wollmäuse“, sagte Magnus laut, um die anderen über seinen aktuellen Fund zu informieren. Er räumte aber noch ein wenig weiter, drückte auch auf die Holzlatten am Boden, vielleicht war ja eine davon locker. Hinter sich konnte er schon wieder dieses Tippen hören. War Gale etwa schon wieder nervös? Aber er sagte doch er habe nichts gefunden. Gerade wollte Magnus etwas antworten, da sprach Gale weiter. Was hörte er da? Verrückt? „Mit Sicherheit nicht!“, empört drehte sich Magnus nun zu ihm um. „Wenn hier jemand verrückt ist, dann sind das diese lausigen Handwerker!“, fügte er dazu. „Und an ein anormales Wesen glaube ich nun wirklich nicht. Ich denke auch, dass wir nicht zu 100 Prozent sagen können, dass das wirklich Schritte waren, was wir gehört haben. Das einzige, das uns jetzt vielleicht Sicherheit bringt, ist einfach hier oben abzuwarten ob sich hier noch einmal etwas tut.“, stellte Magnus fest. Sie würden dann schon sehen, was das Geräusch verursachte. Wenn es überhaupt noch einmal zu hören sein würde.

Immer mir der Ruhe, Lia, sagte er. Hielt er sie etwa für verrückt? Magnus hatte die Schritte mit Sicherheit auch gehört, genauso wie Gale. Der Windmagier war wenigstens diszipliniert und ließ keine Möglichkeit aus. Natürlich, es gab keine Geister, aber die Aufgabe bestand darin, heraus zu finden, was in diesem Haus vor sich ging. Und wenn es Geister waren, dann waren es eben Geister, verdammt. Während die drei Magier den Dachbpden durchstöberten, mussten die befürchten, eine Staublunge zu bekommen. Lia untersuchte alle Möglichkeiten, die Verstecke bieten könnten. Kartons, Schränke, Bretter und so weiter. Doch nirgends war jemand zu entdecken. Etwas enttäuscht über das große Nichts, was sie entdeckt hatte, ging sie rüber zu Magnus. Dieser erntete jedoch nur ein entnervtes Augenverdrehen von Lia, weil sie seine Handschuhe entdeckt hatte, mit welcher er herumkramte. Daher ging sie gleich weiter zu Gale, um nach ihm und seinem Vielleicht-Fund zu sehen. Doch dieser stand ebenso mit leeren Händen da. Auf seine Worte hin entgegnete sie: „Du hast recht, entweder der Verantwortliche befindet sich noch hier und lacht sich ins Fäustchen oder es war etwas paranormales.“ Als das Wort verrückt fiel, meldete sich auch Magnus wieder zu Wort. Diesem passte es natürlich gar nicht in den Kram, dass seine Intelligenz infrage gestellt wurde. „Lindqvist!“, knurrte sie unheilvoll. „Solange wir das Rätsel nicht gelöst haben, wird keine Möglichkeit ausgeschlossen. Denn wenn wir wie engstirnige, konservative Priester umher irren, dann entgehen uns vielleicht die wichtigen Details! Ich glaube auch nicht, dass es spukt, aber trotzdem müssen wir diese Möglichkeit bedenken.“ Aber sein Vorschlag abzuwarten, ob sich noch etwas hier tun würde, war erst gar nicht so schlecht. Still stand Lia da, regte sie keinen Millimeter. Dennoch, die grünen Augen untersuchten ihre Umgebung genau. Es wurde ganz leise, bis ein flatterndes Geräusch plötzlich die Runde machte. Ihre Augen wurden schmaler, sie konzentrierte sich, um herauszufinden, aus welcher Richtung dieses eigenartige Geräusch kam. Erneut erklang es. Sie konnte gar nicht sagen, was es war. Langsam wandte sich Lia in die Richtung, aus welcher das Geräusch kam. Schritt für Schritt schlich sie in die Ecke des Raumes. Plötzlich stießen ein paar Fledermäuse aus einem Schrank, welchen Lia noch nicht inspiziert hatte. Reflexartig und ohne nachzudenken, schlug sie nach der ersten, die auf sie zukam, der Rest flatterte panisch an den Jungs vorbei. Das arme Tier war wegen ihrer brennenden Hand entzündet und schmorte bald auf dem Boden. Etwas beschämt ging Lia auf das Tierchen zu, welches nun tot war. „Ohje, das wollte ich gar nicht.“ „Was soll’s.“ Lächelnd blickte sie zu den Jungs. „Fledermäuse! Immerhin ein Lebewesen. Aber das erklärt nicht die polternden Schritte.“ Nachdenklich schweifte ihr Blick zur Leiterartigen Treppe. „Moment.. Diese Leiter kann man einfahren. Wer dann auf dem Dachboden ist, sitzt fest. Man kann diese Dinger nur von unten wieder öffnen. Das heißt, es gibt sehr wohl eine Chance, wieder zu verschwinden.“ Langsam strich sie sich eine pinke Haarsträhne aus dem Gesicht. „Die Leiter war doch unten, als wir kamen, nicht wahr? Aber kein Handwerker war hier. Wir sollten Rob, den Chef hier, fragen, ob bereits Arbeiter für den Dachboden eingeteilt wurden. Vielleicht kommen wir so auf einen grünen Zweig. Was denkt ihr?“

"Ich glaube nicht, dass wir nocheinmal irgendetwas hier hören werden, denn wenn dieses Geräusch natürlichen Ursprungs war, dann ist das, was es verursacht hat nicht mehr hier, hat es einen Ursprung im unnatürlichen oder magischen, dann wird es ebenfalls nicht nocheinmal hier auftauchen, denn Geistergeräusche hört man nie dort, wo man ist und ist es magischen Ursprungs gewesen, dann wird das, was es auch immer erzeugt hat, nicht so dumm sein und es genau dann nocheinmal erzeugen, solange wir uns hier oben befinden. Ich habe zwar auch noch nie an Geister geglaubt, und bin ebenfalls nicht davon überzeugt, dass es soetwas wie Geister gibt, aber wir sollten erstmal alle Möglichkeiten in Betracht ziehen." Der letzte Satz war an Magnus gerichtet, der mit allen Mitteln versuchte die Geräusche so hinzubewegen, dass es keinen geisterlichen Ursprung hat. Für Gale konnte das ein Zeichen sein, dass sich Magnus fürchtete, sei es vor Geister oder einfach nur vor dem Unbekannten, aber wer so vehement die Meinung vertrat, dass es etwas nicht gab und händeringend nach Lösungen sucht, der hatte in Wirklichkeit Angst vor genau dieser Tatsache, solch große Angst, dass er ganz einfach die Existenz dessen, was ihm Angst machte abstritt. Natürlich war es nur ein Indiz dafür und seine vehemente Ablehnung gegen Geister konnte einen Haufen anderer Gründe haben, aber nichtsdestotrotz merkte sich Gale diese Tatsache.
Da Lia und Magnus aber keinerlei Anstalten machten die Treppe wieder herunterzugehen, blieb Gale ebenfalls auf dem Dachboden, tippte unhörbar mit seinem Finger gegen seinen Oberschenkel und lauschte, aber da war nichts, nur Staub,der im Sonnenlicht umherwirbelte, dunkle Ecken, jede Menge Spinnweben und die drei Magier. Oder war da nicht doch was, ein leises, flatterndes Geräusch aus dem Schrank in der Ecke, prompt ging die Teamführerin auf den Schrank öffnete ihn und entlies jede Menge Fledermäuse, wovon eine direkt gegrillt wurde. ~Sie ist also ein Feuerdragonslayer.~ kombinierte Gale blitzschnell und reagierte nocheinmal schnell indem er das Fenster, was bisher nur einen Spalt geöffnet war, ganz aufzog, damit die kleinen Vampire in den Abendhimmel entkommen konnten, denn wenn sie hier bleiben würden, würde es ziemlich ungemütlich werden. [color=#804000]~Wie die wohl in den Schrank gekommen sind?~[/color] Die Frage schoß ihm sofort durch den Kopf, denn es war eindeutig komisch, dass die Fledermäuse in einem Schrank waren, der eindeutig zu war. "Entweder hat sie da jemand eingesperrt, oder Fledermäuse können neuerdings Türen schließen, sie dann aber wieder nicht öffnen. Komisch." kommentierte er eher für sich das merkwürdige Phänomen. Nachdem Lia die beiden auf die Leiter aufmerksam machte, untersuchte Gale sie direkt nocheinmal und musste ihr Recht geben, die Leiter war nur von unten zu öffnen und schließen, das heißt man konnte problemlos jemanden hier oben einschließen und damit gab es entweder einen anderen Fluchtweg, der Geräuschemacher war noch hier, oder es war doch ein Geist gewesen. "Hmm, wenn das wirklich so ist, war es entweder ein Geist, oder aber es gibt tatsächlich einen anderen Fluchtweg." stimmte Gale Lia zu. "Sollte da nicht jemand nocheinmal hier alles auf den Kopf stellen, vielleicht haben wir ja was übersehen." meinte Gale ruhig und blickte zu Lia und Magnus. Jetzt wo das Fenster offen war, hatte er auch nichts dagegen den Dachboden nocheinmal zu durchsuchen, immerhin strich jetzt ein frische Brise durch das muffige Dachgeschoss. Außerdem interessierte es ihn, wie die Fledermäuse in den Schrank gekommen waren.

Magnus starrte Gale nach dessen Einwand erst etwas irritiert an ehe er wieder zu seiner Sprache fand: „Und was soll es uns dann bringen, uns wieder irgendwo zu platzieren, wo nie ein solches Geräusch auftrat, um dann bei dem kleinsten Mucks wieder panisch auf den Dachboden oder sonst wohin zu laufen?“. Das alles ergab für ihn wenig Sinn. Durch ständiges „durchs-Haus-laufen“ würden sie wohl noch weniger erreichen. Doch der vehemente Glauben von Lia und Gale an dieses Unnatürliche brachte Magnus nun doch etwas zum Nachdenken. Er war zwar wirklich überzeugt davon, dass das alles eine logische Erklärung hatte, doch auch er hatte schon Bücher über unerklärliche Phänomene gelesen. Gale und Lia hatten eigentlich recht, er sollte auch diese Seite beleuchten, schließlich muss man an alle Nachforschungen mit einer ganzheitlichen Sichtweise rangehen und sich nicht nur von einer Seite beeinflussen lassen. Also gut, dann würde er nun versuchen beide Ansätze abzuklären. „Falls es nun natürlichen Ursprungs, wie du es nennst, ist, dann müssen wir ja hier irgendetwas finden. Falls wirklich nicht, dann könnte man sich der Erklärung mit dem Unnatürlichen zuwenden. Aber dafür sollten wir doch hier bleiben und den Raum noch einmal so genau wie nur möglich untersuchen.“, er sah die anderen beiden an. Lia war wohl auch seiner Meinung, denn sie gab keine Widerworte, wie es sonst sehr oft der Fall war. Nach diesem Satz herrschte erst einmal Stille im Raum. Anscheinend musste erst jeder einmal darüber nachdenken, wie es in dieser doch sehr prekären Situation weitergehen sollte, als plötzlich ein leises Flattern zu hören war. Magnus schreckte hoch und blickte in die Richtung, aus der er das Geräusch kommen hörte. Auch Lia hatte den Ursprung des Lautes wohl schon entdeckt und schritt auf den Schrank zu. Fledermäuse! „Was auch sonst…“, murmelte Magnus leise und sah dann eine von ihnen rauchend auf den Boden fallen. „Was?“, dachte er noch, ehe er begriff, dass das wohl Lias Werk war. „Wusste doch, dass sie ein sehr feuriges Temperament hat.“ Er blickte in ihre Richtung und sah ihr lächelndes Gesicht. „Und Leid tut es ihr ganz sicher nicht.“, fügte er noch gedanklich hinzu und dachte daran, dass er vielleicht auch schon sehr nah dran war von ihr angekokelt zu werden. Nach dem Einwand mit der Leiter begann auch Magnus damit, diese und die Raumeinteilung ein wenig näher zu betrachten. „Wenn es hier einen Fluchtweg geben sollte, dann sollten wir wohl vor allem mal die Bretter auf dem Boden testen, vielleicht sind da ja welche locker.“, er sah sich ein wenig im Raum um. „Was könnte es sonst noch für Fluchtwege geben? Aus dem Fenster wird wohl niemand gesprungen sein.“, er lehnte sich ein bisschen aus dem Fenster hinaus und blickte nach unten. Nichts auffälliges. „Ich denke ich geh mal nach unten und frage, ob jemand die Leiter hier runter gezogen hat.“, beschloss er und drehte sich wieder vom Fenster weg. „Irgendwer von außerhalb muss es ja gewesen sein.“, fügte er noch hinzu und bewegte sich in Richtung Ausgang. Es muss einfach irgendwer hier gewesen sein, auch das mit den Fledermäusen im Schrank kam ihm nicht gerade sehr normal vor. Apropos Fledermäuse, er wollte gerade über den leblosen Körper des hilflosen Säugetiers steigen, als er beschloss, sie lieber nicht einfach so auf dem Boden liegen zu lassen. Auch diesem Tier sollte die letzte Ehre erwiesen werden, es musste schließlich sein Leben lassen, nur weil Lia sich nicht beherrschen konnte. „Dass Fledermäuse in Dachböden hausen ist ja nichts Neues. Aber mit dem Schrank hat Gale recht. Wie sollten sie da rein gekommen sein. Zum Fressen werden sie da ja auch wohl relativ wenig finden.“, er hob das kleine Tier auf und wickelte es in ein Taschentuch. „Seht ihr euch derweil hier noch ein wenig um?“, blickte er noch einmal fragend in die Runde, eigentlich mehr aus Höflichkeit, denn etwas anderes blieb den beiden ja kaum übrig. Dann erhob er sich und ging noch die letzten paar Meter, um die Leiter wieder hinabsteigen zu können.

Magnus kletterte die Treppe als erstes runter, gefolgt von den anderen beiden. Unten stach angekommen, sprich im ersten Stock, stach Lia sofort ein Handwerker ins Auge. Er atmete schwer, schwitzte stark und war ganz rot im Gesicht. Könnte es sein, dass dieser... möglich wäre es. Unauffällig winkte der Pinkschopf die beiden Jungs zu sich und sie begaben sich sofort zu dem Handwerker. Er war ziemlich groß gewachsen, zudem noch gut beleibt. Er ließ sich einen Drei-Tage-Bart stehen und man erkannte ein Tattoo auf seinem rechten Oberarm. Es hatte die Form eines Herzen und darin stand ‚Mama‘. Am liebsten hätte Lia nun richtig auffällig und ausdrucksvoll die Augen verdreht, doch das wäre wohl ziemlich unprofessionell. Doch zuvor fiel ihr noch etwas anderes ein. Plötzlich wand sie sich zu Gale und trug ihm eine Aufgabe auf: „Gale, bitte geh runter ins Erdgeschoss und sprich mit Rob. Er ist der Chef, du erkennst ihn an seinem Klemmbrett, mit dem er immer rumrennt. Frag nach, ob bereits jemand für den Dachboden eingeteilt wurde.“ Als der Windmagier verschwunden war, war Magnus an der Reihe. „Und du-“, setzte sie sogar ganz höflich an, „du kümmerst sich um den hageren Kerl da drüben und um den Typ mit der Brille, da die beiden auch schon hier oben waren, bevor wir auf den Dachboden gestiegen sind. Frag sie, ob ihnen jemand aufgefallen ist, der hochgestiegen ist.“ Somit waren die Aufgaben erneut verteilt und Lia räusperte sich kurz, woraufhin der dicke, verschwitzte und schwer atmende Handwerker zu ihr umwandte. „Jaaa?“, fragte er überaus freundlich, wie ein Nikolaus, mit einer tiefen Stimme. Unweigerlich huschte ein sanftes Lächeln auf ihre Lippen. „Ich will ihnen nicht zu nahe treten, aber was für eine Arbeit verrichten Sie hier, dass sie so erschöpft sind?“ Im Grunde wollte Lia das nur wissen, um ausschließen zu können, dass er den Dachboden nach unten gehetzt war oder um ihn als Verdächtigen zu inspizieren. Der Mann wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. „Ich musste all diese Holzplatten alleine hier hoch schleppen, weil keiner von den anderen unten mir helfen wollte! Angeblich hatten sie eben Schritte von oben gehört, da war ich aber gerade draußen und habe abgeladen.“ Hinter ihm erkannte Lia den Stapel aus Holzplatten, das war wohl ein wasserdichtes Alibi. „Man könnte meinen, sie glauben nicht an den Spuk?“, hakte sie nach. „Soll das ein Witz sein? Hier stimmt etwas nicht!“ Mit diesen Worten wand sich der Mann wieder seiner Arbeit zu. Die Magierin seufzte, denn sie wusste im Moment noch nicht so recht, wie es weiter gehen sollte. Diese Befragungen mussten nun ein Ende finden, sie mussten Taten sprechen lassen, um weiter zu kommen. Als sie sich ins Erdgeschoss begab, Lia rief Magnus noch zu, er solle nach unten kommen, wenn er soweit wäre, blickte sie sich erneut um. Das war wirklich ein eigenartiges Haus, vielleicht auch ein Geisterhaus. Als auch die Jungs soweit waren und die drei beisammen im Hauseingang standen, erzählte jeder kurz von seinen Informationen. Doch gerade als das letzte Wort gesprochen wurde, ertönte plötzlich ein Schrecklicher Aufschrei, ein Brüllen, welches sich anhörte wie „Der Geist, der Geist!“ und auf einmal hörte man hektische Schritte, panische Stimmen und die Magier mussten aufpassen, nicht von der Stampede der Handwerker zertrampelt werden, welche nach draußen, raus aus dem Haus, strümte.