CF: Lamia Scale Gildenhaus

Langsam glitt die metallene Eingangstür des Gildenhauses zurück in ihr Schloss, nachdem die Magier heraustraten und diese losließen. Es gab kein Quietschen oder Ähnliches, welches auf Verbrauchsspuren hinwies. Anderes sollte man von Lamia Scale auch nicht erwarten, wenn der Codex den Mitgliedern verschrieb, möglichst perfekt zu arbeiten, musste das Gildengebäude eben dieses auch vermitteln. Und eine Tür, die störende Tönte von sich gab, würde so gar nicht die das Konzept der Gilde passen. Das schwarze Gestein, aus welchem das Gebäude errichtet wurde, sah makellos aus wie immer, an manchen Stellen konnte man das Gestein besonders gut erkennen, da die Sonne langsam die nötige Höhe erreichte, um das Gildengebäude vollkommen zu erleuchten und so die komplette Pracht offenbaren konnte. Doch an dieser Stelle gibt es nun genug der Schwärmerei, Arbeit wollte erledigt werden und sobald diese vollbracht ist, kann wieder über die Gilde und ihr Gebäude philosophiert werden. Irgendwo in Hosenka, oder seiner näheren Umgebung, befand sich ein Mann oder eine Frau, der oder die rechtschaffene Bürger für seine beziehungsweise ihre Schandtaten missbrauchte. Vielleicht gab es für diese Tat ja einen Grund? Unter Umständen befand sich in der Touristenstadt ja ein neuer Robin Hood, der die Reichen bestahl und es den Armen gab? Oder bestahl der Dieb einfach alles und jeden um seinen eigenen Profit zu erhöhen? Fragen um Fragen, aus denen man auch nicht schlauer wurde, sondern sich viel eher nur weiter verwirrte. Die Gruppe lief los und passierte nach kurzer Zeit den Zaun, welches das Gelände von Lamia Scale abgrenzte. Dass dieser natürlich ebenso perfekt und makellos war, muss an dieser Stelle natürlich nicht erwähnt werden, oder? Auf der Straße angekommen ging der Kobayashi die Liste der bestohlenen Läden und Geschäfte erneut durch. Der letzte Diebstahl ereignete sich in einem Juwelier. In einem solchen gab es teuren Schmuck und wahrscheinlich das ein oder andere wertvolle Material, welches noch darauf wartete, seine Form zu bekommen. Aus diesem Ort konnte der Täter Geld gewinnen, und diese Parallele gab es nur zu einem anderen Diebstahl: Einer der ersten Überfälle ereignete sich in einer Bank und dabei wurde eine beträchtliche Summe gestohlen, doch weit nicht alles, was der Dieb hätte mitnehmen können. Hatte er zu diesem Zeitpunkt noch Skrupel gehabt? Vielleicht hatte er auch nur in letzter Zeit neue Rechnungen gegeben, die es zu begleichen galt, da dem Juwelier nicht gerade wenig entwendet wurde… Doch primär ereigneten sich die Übergriffe in Lebensmittelgeschäften, doch gab es auch welche in Boutiquen und sogar einmal in einem Spielwarengeschäft. Die letzte Gruppe von Orten sprach dafür, dass der auch lebensnotwendige Sachen benötigte (von den Spielwaren einmal abgesehen). Vielleicht kämpfte er ja um sein Überleben und wollte seinen Kindern etwas Gutes tun, da er ihnen finanziell nichts bieten konnte? Wer weiß, wer weiß, für den Verwandlungsmagier gab es aber keine genaue Person, die er mit den Diebstählen verbinden konnte. Zu mindestens nicht mit den Diebstählen die er mitbekommen hatte, die Pausen zwischen den Übergriffen wurden aber immer kürzer, vielleicht hatten sie ja heute Glück und es lief ihnen ein Opfer in die Arme. Doch sollte man nicht zu viel erhoffen, schließlich mussten sie ja noch einen Grund haben um zu arbeiten. Hosenka war schließlich kein Schlaraffenland, indem die erledigte Arbeit einem in die Hände flog und man nur noch die Belohnung kassieren musste, auch wenn es noch so schön war, leider konnte man nicht alles haben im Leben. Doch wäre die Heimat des Verwandlungsmagiers nicht seine Heimat, wenn es nicht etliche Verkäufer gab, die den letzten Ramsch los werden wollten und diesen noch für einen angenehmen Preis verkaufen wollten. Die Stadt lebte nun einmal von ihren Touristen, und wo es solche gab, existierten auch besonders viele Verkäufer, die einem ein komplett nutzloses Souvenir andrehen wollten. Aber der Magier konnte zielstrebig an ihnen vorbeilaufen, genauer gesagt war er auch nur zu tief in Gedanken versunken, da er alle möglichen (aber besonders unmögliche) Szenarien bezüglich des potenziellen Diebes durchspielte. Irgendeinen Zusammenhang musste es geben! Die einzigen Läden, die sein Interesse wecken konnten, waren die ein oder andere Boutique, obwohl er dafür strenggenommen keine Zeit hatte, eine neue Shopping Tour würde er wohl oder übel auf später verschieben müssen… Aber der erste Stopp der Gruppe kam in greifbare Nähe: der Juwelier. „Unser erstes Ziel ist gleich erreicht, lasst uns dort fürs Erste nach Brauchbarem suchen. Vielleicht hat der Ladenbesitzer ja irgendetwas mitbekommen, was uns helfen könnte.“ Es wäre vielleicht unwahrscheinlich, doch wäre es besser als Nichts. Vielleicht würde sich dort sogar etwas ereignen, was ihnen bei der Suche half, wer konnte dies schon genauer sagen?

Von einem Lamia Scale Magier erwartete man schon irgendwie viele Dinge, die scheinbar schon eine Voraussetzung für den Beitritt in dieser Gilde waren, oder? Man sprach ja immerhin von einem Bewusstsein mit seiner Umgebung verantwortlich umzugehen und nicht mehr Schaden anzurichten, als nötig war, geschweige denn, dass man dafür aufkommen sollte. Inwiefern man das nun interpretierte, war jedem das Seine, nicht wahr? Für Zero zählten darunter viele Dinge. Ein respektvoller, höflicher Umgang miteinander, was natürlich daran lag, dass sie von Kindesbeinen an darauf gedrillt worden war. Ja, meist bekam sie dies auch entgegen gebracht. Zu unnötigem Schaden vermeiden, gehörte natürlich auch Personenschaden und wo lag da der Unterschied, ob man sich an der Haut eines Menschen vergriff, also dessen persönliche Unversehrtheit gefährdete, oder ein Loch in die Wand seines Hauses schlug? Für Zero war das doch sehr gleichzusetzen, was, wie Souta ja sehr offensichtlich lebhaft bewies, nicht jeder so empfand. Wie sagte man so schön? Jedem das Seine. Wenn es ihm danach stand jegliche Regeln der Höflichkeit außer Kraft zu setzen und andere Leute zu befummeln, dann war das erst mal eine Sache. Ja, davon hätte sie abgesehen, wenn es nicht ihre Haut gewesen wäre, die er da in Beschuss genommen hätte. An sich hatte sie nichts gegen den Jungen, doch seit jüngsten Ereignissen war sie mehr oder minder noch verstört und deswegen nicht mehr so der Fan von unnötigem Körperkontakt. Dass es unhöflich war, war also nicht nur eine Tatsache, sondern auch mehr oder minder eine Ausrede. „Geh mir vom Leib, das gehört sich nicht.“ Klingt doch gleich viel besser als: „Geh mir vom Leib, ich mag das nicht.“ Oder? Und ob er sie ernst nahm oder nicht, sei mal völlig dahingestellt. Klar brachte das nicht grade Sympathie ein, doch war das nicht die erste Person, welche die zierliche Magierin nicht für voll nahm. Konnte man ihm ja nun auch nicht wirklich übel nehmen, wenn er sich selbst nicht mal ernst nehmen konnte. Egoistisch war er sogar ganz bestimmt, asozial konnte man so eher nicht sagen. Merkwürdige Verhaltensmuster geprägt von traumatischen Ereignissen… Naaaaja. Das konnte Zero jedoch alles nicht wissen.
Schon wenn er lachte wie ein kleines Kind, konnte man ihm ja gar nicht großartig böse sein, nicht wahr? Auch wenn Zero ihm eine Waffe ans Kinn hielt, würde sie ihm natürlich nichts tun, nicht im Traum und schon gar nicht hier. Das war nur um ihre Aussage zu unterstreichen und zu bewirken, dass man ihre Aussage respektierte. Dass er sich nicht fürchten musste, hatte sie erwartet. Grade von jemandem wie Souta, in dessen Gesicht sie bisher noch keine negative Regung gesehen hatte. Außer als er ein Auaweh hatte und in Geschirr geplumpst war… Von einer schlechten Menschenkenntnis konnte man bei Zero wahrhaft sprechen. Sie war klein, schon noch recht naiv und oftmals blind, weil sie, trotz der bemüht abweisenden Haltung, immer das Gute im Menschen sah. Und wenn Souta nicht ihr „O-Nii-san“ gewesen wäre, dann hätte das Mädchen wohl, natürlich ganz heimlich und für sich, eine Schwäche für den jungen Mann gehabt. Immerhin fühlte sie sich unterbewusst zu großen Männern hingezogen, was aber für diese eher bedeutete, dass sie zickiger im Umgang mit ihnen wurde. Süß, nicht? Da schienen sie sich also doch einig zu sein… Und dass Souta ein unkonzentriertes, kleines Spielkind war, hatte Zero schon mehr oder weniger in dem Lokal erlebt, da er anfing zu Jammern wie ein Kleinkind, wenn man ihm keine Beachtung schenkte. Ob er das nun immer machte oder nicht, sei da mal völlig dahingestellt. Das war eben das Bild, das sie von ihm noch im Kopf hatte. Wohl grade deswegen war er in ihrem Kopf kein Mann, sondern ein „Nii-san“. Auf seine niedliche Belehrung reagierte Zero erstaunlich herzlich und lächelte ihn sogar an. „Hai, hai, Nii-san. Große Geschwister halten sich immer ungern an Spielregeln, besonders nicht, wenn es nicht ihre eigenen sind. Aber einem großen Bruder traue ich die Vernunft zu, zu wissen wann Schluss ist.“, murmelte sie mehr oder minder vor sich hin, während sie sich wieder der Situation widmete.
Dass der arme Hibari da in eine mehr oder weniger seltsame Situation gerutscht wurde, war in einer Welt voller Magier leider ja irgendwie Alltag, oder nicht? Jeder hatte so seine Ecken und Kanten und manche eben auch größere Macken. Dass er nichts unternahm, war wahrscheinlich das Beste, was er in einer solch ungewöhnlichen Situation hätte tun können. Einfach Nicken und Lächeln… oder wie sagte man gleich? Egal, denn auch dem Rest der Welt ging die Grapsch-Morddrohung Szene am Arsch vorbei zu gehen, verständlich. Die meisten Menschen nahmen Reikas Waffe nicht für voll. Wenn sie ein Maschinengewehr ziehen würde, hätte das denselben Effekt, als würde sie einen rosa Plüschhasen knuddeln, das war sie gewohnt. Und deswegen akzeptierte sie dies, auch wenn es sie ankotzte nicht für voll genommen zu werden, hatte es doch seine Vorteile. Wäre sie nun eine riesige, fies anmutende Frau, hätte man wohl anders reagiert, wenn sie einem Gildenmitglied eine Waffe an den Kopf hielt. Mal ganz davon abgesehen, dass selbst dieser dabei fröhlich grinste. So wie alle anderen, tat sie diese Situation als erledigt ab und war wieder fröhlich, als wäre gar nichts geschehen. Sie mochte Souta ja, warum also auch nicht? Wenn Zero dem Questleiter so zuhörte, so bemerkte sie immer wieder, dass er sehr sachlich und unpersönlich arbeitete. Er wirkte in seiner Rolle sehr professionell, was in Zeros Augen schon einen guten Questleiter ausmachte, obwohl da sicher noch Steigerungspotential war. So erklärte er auch bald, dass ja nun alles Nennenswerte erledigt wurde, woraufhin auch Reika sich aufrichtete und dies mit einem Nicken quittierte. Still und fast ein bisschen wie eine putzige Marionette, passte ja doch sehr dazu, dass sie aussah wie ein Püppchen, folgte sie gehorsam ihrem Leiter auf dem Weg zur eigentlichen Quest. Mal sehen was es mit den Diebstählen auf sich hatte…

Nachdem die zierliche Reika ihrem Questleiter zur Tür heraus gefolgt war, fiel ihr erster Blick gen Himmel und betrachtete blinzelnd die Sonne, welche am Himmel stand. Es war solch ein schönes Wetter, ein wunderschöner Tag und doch wurde er für die drei Magier getrübt von der Tatsache, dass sich hier ein düsterer Halunke herumtrieb. Ja, in Zeros Kopf war ein Dieb eine dunkle Macht, das pure Böse eben, ein absoluter Schatten der Nacht… Seine bloße Anwesenheit, derer sie sich doch sehr sicher sein konnten, dämpfte das angenehme Sonnenlicht fast schon etwas… Diese Quest war sowas von typisch für ihre Gilde, oder? Einen Gesetzesbrecher zu schnappen, passte wie die Faust aufs Auge für die, mehr oder weniger, gesetzesfürchtigen Lamia Scale Magier. Im Gegensatz zu Hibari, glaubte Zero bei einem Dieb schon sehr an böse Hintergedanken. Obwohl sie immer an das Gute in jedem Menschen glaubte, war sie doch mittlerweile so skeptisch und geprägt, dass sie bei Übeltätern grundsätzlich von einer fiesen Schandtat ausging. Also eher kein Robin Hood… Aber welcher Samariter würde in einem Juwelier stehlen? Wenn man Menschen etwas Gutes tun wollte, dann wohl eher mit Nahrung oder Ähnlichem, das brachte sie doch eher schon auf eine bösartige Fährte. Obwohl Diebstähle in Spielwarenläden auch nicht unbedingt für einen schlimmen Finger sprachen. Es war schon schwierig diese Situation zu analysieren… Auf dem Weg zum Juwelier wurde die Magierin oft aus ihren Gedanken gerissen, da einige der Händler ihr freundlich entgegen winkten. Das war nicht unbedingt ungewöhnlich, da es nur wenige Laden gab, welche die kostenfreie Aushilfe des Mädchens, trotz ihrer Tollpatschigkeit, ablehnten. Außerdem war es auch irgendwie immer ihre niedliche Art gewesen, aus der sie den Menschen ans Herz gewachsen war. Sie winkte den Damen und Herren, welche sich über ihr Vorüberziehen freuten, hin und wieder einfach ebenfalls zu und konzentrierte sich wieder auf ihre Aufgabe. Als sie sich dem Laden so näherten, erkannte Zero, dass sie sich bei besagtem Geschäft befanden, nur daran, dass es ein Juwelier war. In Hosenka war es nicht unbedingt üblich, dass man überfallen wurde, aber es war irgendwie nicht so, dass man die Spuren davon lang sah. Es wurde sehr schnell wieder zum Alltagsgeschehen übergegangen, da die Menschen hier vom Tourismus lebten… „Dafür dass hier vor kurzem ein Überfall stattfand, sieht es hier doch sehr normal aus, oder?“ Vielleicht hatte sie die Schattenseite auch einfach nur übersehen? Wer weiß… Zero lief zielstrebig zur Tür des Geschäfts, warf knapp einen Blick zu ihren beiden Begleitern und öffnete dann die Eingangstüre vor sich, welche mit dem Leuten einer Glocke die Aufmerksamkeit des Verkäufers auf sich zog: „Seid gegrüßt, liebe Gäste. Seht Euch in aller Ruhe um!“, war ihre Begrüßung. Schien doch ganz nett zu sein, oder sollte das Blatt sich noch wenden, wenn er merkte, dass sie keine Käufer waren?

Viele, viele Schandtaten hatte man Souta im Laufe der Zeit schon angehängt. Manche waren wirklich schlimm gewesen, andere hatte er nicht begangen, und bei wieder anderen hatte er die Schuld bereitwillig auf sich genommen, weil sie cool waren. Aber noch nie in seinem Leben war er wegen Diebstahl zur Rechenschaft gezogen worden...Was hatte ein Räuber wohl zu erwarten, wenn man ihn erwischte? Und vor allem: War es nicht irgendwie bewundernswert, wenn der Typ sich durch Hosenka Town wühlen konnte, wie er wollte, ohne gefasst zu werden? Ehrlich mal, hatte denn niemand ein kleines bisschen Respekt für diese Person übrig? Wenn er pleite war und nicht wusste, wo er sein nächstes Mahl herbekommen sollte, ging er dazu über, irgendeine Ladenbesitzerin zu betören - und es war doch kein Diebstahl, wenn sie zu langsam war, seinen flinken Händen zu folgen, die rein zufällig einen Apfel aus der Auslage gepickt hatten, bevor sie sich von seinen wunderschönen, sich zu kopfverdrehenden Worten formenden Lippen gelöst hatte, oder? Oh, es war ihm durchaus bewusst, dass er für solche Ausrutscher aus der Gilde fliegen konnte, doch der Meister wusste wohl ebenso gut wie er, dass man ihm nichts nachweisen konnte und es zudem ein großer Fehler wäre, den schnellsten Mann von Fiore loszuwerden. Wenn Lamia Scale ihn nicht nahm, würde er einfach umziehen und sich einer liberaleren Gilde anschließen. Außer seinem Beruf gab es nichts und niemanden, der ihn in Hosenka hielt. Frauen gab es überall und Freunde verschwanden schließlich nicht einfach, wenn man seine Zelte abbrach, hm? Die Frage war also, ob man es sich leisten konnte, ihn an die Konkurrenz zu verlieren...Und wenn man ihn nicht schnappte und im Allgemeinen sowieso nichts darüber wusste, wo er sich so herumtrieb, war doch alles paletti. Kein Grund zur Sorge also, Itasa Soutanobu war sicher nicht der Dieb aus Hosenka Town. Er stand zwar erwiesenermaßen sowohl auf Geld als auch auf Juweliere, aber man konnte auch gucken, ohne anzufassen...In manchen Dingen waren die Edelsteine solcher Ladenbesitzer doch mit den Brüsten einer Frau zu vergleichen, oder? Sie reagierten extrem pikiert, wenn man sie anfasste, aber dennoch taten sie nichts Anderes, als sich den lieben langen Tag zu überlegen, wie sie die Männer dazu bringen konnten, sie anzuschauen. Paradox. Er würde wohl nie verstehen, was sie sich dabei dachten, ebenso wenig, wie er verstanden hatte, wieso Zero sich empört hatte...vielleicht war es einfach so eine Frauensache. Wie auch immer, nun stand er im wunderschönen Sonnenlicht vor wunderschönen Schmuckstücken und seinem noch viel wunderschönerem Spiegelbild in der Fensterscheibe der Ladenauslage, grinste sich selbst an und schlackerte abenteuerlich mit seinem Muschelohrring, während Zero und Hibari sich berieten. Natürlich hörte er zu, aber man musste doch auch die Umgebung peilen, nicht? So sah es zum Beispiel aus, als würde er sich selbst anhimmeln, doch in Wirklichkeit versuchte er Spuren dafür zu finden, dass hier jemand eingebrochen war. Vielleicht gab es ja Hinweise darauf, woher sie gekommen waren - falls der Verkäufer nicht mit der Sprache herausrückte oder falsche Angaben gab, konnte man das im Nachhinein überprüfen. Zwar wusste er keinen Grund, wieso der Inhaber lügen sollte, aber so gutgläubig, dass er jedes Wort für bare Münze nahm, war der Rotschopf auch wieder nicht. Nachdem er sich also innig betrachtet hatte und sich gefragt hatte, wie er es nur schaffte immer so unheimlich gut auszusehen (was er mit einem wissenden Grinsen kokett und bescheiden wie immer untergehen ließ, das in flüchtige Abschieds-Fingerpistolen überging), gesellte auch er sich zu seinem Teammitgliedern in den Laden und sondierte die Lage. "Was haltet ihr davon, wenn wir uns als Kunden ausgeben, nur des Spaßes wegen? Es gibt Leute, die reden freier, wenn sie glauben, dass der Typ, der ihnen an den Lippen hängt, Geld dalässt. Und wenn wir uns direkt so amtlich geben, könnten wir ihn verschrecken, wenn er etwas zu verbergen hat. Prinzipiell ist doch jeder verdächtig, oder?" Er sagte das alles leise, nicht mehr als ein Raunen verließ seinen Mund, während er dem Verkäufer zulächelte. Anschließend wandte er sich einer Vitrine mit hübschen Ohrringen zu. Natürlich war er nicht in der Position, Pläne zu schmieden, das war Hibaris Job. Aber man durfte doch Anregungen machen...

Und so standen die Magier vor dem letzten Tatort und schauten auf die Fassade des Gebäudes. Große Schaufenster zierten die Front und wahrscheinlich bestanden die Fenster jeweils aus Panzerglas, diese einfach einzuschlagen wäre nicht ohne passende Hilfsmittel möglich, wahrscheinlich wäre der Täter so nicht hereingekommen, die Tür wirkte auch nicht, als hätte sie irgendwelche Einbruchsspuren. Entweder konnte sich der Täter, beziehungsweise wohl eher dessen Marionette, ohne Einbruch den Zugang beschaffen, oder alle beschädigten Objekte waren bereits ausgetauscht. Natürlich bestand noch die Möglichkeit, dass die Augen des Laien keine Spuren finden konnten, schließlich schweifte sein Blick auch nur eher über die besagten Gegenstände, da er nicht zu auffällig das Gebäude begutachten wollte und es sowieso als vielversprechender bezeichnen würde, Informationen aus dem Juwelier zu bekommen. Wie er wohl reagieren würde? Vielleicht würde er sofort freudig alles ausplaudern, was er wusste, sobald sich Außenstehende für das Spektakel interessierten, oder es in diesem Fall besonders ausschmücken, damit er eine spannende Geschichte besaß, die er noch seinen Enkeln erzählen konnte. Vielleicht würde er Interessierten auch die Wahrheit erzählen, vielleicht auch eher Magier, oder würde diese sogar anlügen, da er ihnen nicht vertraute und in Wahrheit befürchtete, dass sie sowieso nicht bewirken könnten, sofern die Polizei schon am verzweifeln war. Wie er reagieren würde, konnte Hibari nicht sagen, dies würde die Zukunft zeigen. Doch kaum hatten Zero und der Schwarzhaarige den Laden betreten, wurden sie bereits freundlich empfangen. Anscheinend schien er noch keinen Verdacht geschöpft zu haben und Hibari erwiderte nur die Begrüßung und legte dabei für einen kurzen Moment ein freundliches Lächeln auf, bis es sich wieder (stark) abschwächte und er sich in dem Laden umschauen wollte. Doch in dem Moment kam Souta herein und flüsterte seinen Kameraden etwas in das Ohr. Der Gedanke kam ihm auch, wieso sollten sie es also nicht versuchen? Schaden konnte es nichts, und wenn der Ladenbesitzer so mehr Informationen preisgab, sollte es ihm recht sein. „Einen Versuch ist es wert, und sollten wir auffliegen, können wir unsere wahre Identität immer noch preisgeben, entweder endet es dann in einem kompletten Vertrauensverlust, oder er spricht dann genauso frei, sollte er wissen, dass wir Magier sind.“, raunte der Missionsleiter zurück, während die drei Köpfe noch zusammensteckten. Was sie wohl für ein Bild auf den Ladenbesitzer gaben? Erst kamen sie in den Laden, wirkten interessiert (oder versuchten es zu mindestens), bereiteten sich darauf vor, Informationen zu sammeln und berieten sich dann über etwas. Allem im allem wirkte es für den Mann wahrscheinlich doch etwas befremdlich, aber ließ er sich davon nichts anmerken, falls er so dachte. Langsam lief der Verwandlungsmagier an ein paar Vitrinen vorbei, begutachtete den Inhalt und versuchte so Interesse an den Produkten zu heucheln, schließlich wollte er den Mann Informationen herauslocken, und in solchen Fällen hatte ein bisschen Smalltalk noch nie geschadet, und das Heucheln würde Hibari nicht schwerfallen, hätte er genügend Geld mitgenommen, könnte es durchaus passieren, dass er sich etwas mitgenommen hätte. Besonders wenn einzelne Schmuckstücke so gut zu seinem Outfit passend wie ein Ring, den er sich gerade anschaute… Vielleicht sollte er ja nach getanerer Arbeit mit genügend Geld zurückkommen? Schließlich musste man sich ab und zu etwas Gutes tun, doch war es bei dem Schwarzhaar eher ein häufiger Zustand, wenn es um Dinge ging, mit denen er sich kleiden oder schmücken könnte… Naja, der Verkäufer musste abgelenkt werden, bevor er anfing Verdacht zu schöpfen. „Entschuldigen Sie, könnten Sie mir vielleicht etwas zu diesem Ring erzählen?“ Und natürlich ließ es sich der Angesprochene nicht nehmen, möglichst ausführlich die Details über das Schmuckstück zu präsentieren, doch mit der Zeit fing der Schwarzhaarige an, die Informationen zu filtern, warum? Erstens wollte er nicht alles hören und zweitens sorgte der Preis dafür, dass sein Interesse plötzlich sank, aber der Take Over Nutzer konnte noch die Maske des interessierten Kunden aufrecht erhalten. Der Verkäufer sprach indes immer freier und beachtete die beiden anderen Personen im Laden weniger, vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass Hibari in den passenden Momenten anfing nachzubohren und so das Interesse auf sich hielt. Vielleicht fanden seine Missionspartner noch eine brauchbare Spur in dem Laden? Vielleicht war es recht unwahrscheinlich, doch nicht unmöglich. Aber der Fall würde noch früh genug eine angenehme Wendung nehmen, die Magier mussten nur lange genug ausharren. Nach einer Weile wandte sich der Missionsleiter von dem eigentlichen Gesprächsstoff ab und fragte nach dem Diebstahl, welcher sich vor kurzem ereignet hatte. Doch hatte Hibari wahrscheinlich irgendetwas falsch gemacht, da der Ladenbesitzer nicht wirklich neues erzählte, von ihm kamen lediglich Dinge, die man bereits in der Zeitung lesen konnte. Er sagte lediglich, es gab einen Mann der den Laden überfiel und sich an nichts erinnerte, sobald er von der Polizei gefasst wurde. Er musste aber mehr wissen, er konnte wenigstens etwas über den Tathergang erzählen… vielleicht konnten Reika oder Souta ja mehr erfahren? Die Marionette hätte wahrscheinlich keine Spuren hinterlassen, aber vielleicht konnte er etwas über die Maske des Täters sagen? Masken mit Tiermotiven, die verschiedenste Emotionen zeigten. Dies würde die Magier vielleicht weiterbringen, zu mindestens würde es dies, wenn sie gut kombinieren konnten. Doch erst mussten sie diese Information erhalten, und ob der Juwelier sie so einfach preisgab würde sich noch zeigen…



[OUT: Entschuldigt bitte, wenn ich so spät antworte, aber früher habe ich es wegen Schule nicht geschafft... Ab jetzt sollte es besser werden, hoffentlich]

Respekt für einen Verbrecher? Man konnte es nur immer wieder so sagen: Souta passte nicht unbedingt so offensichtlich in die Gilde Lamia Scale. So gesetzes- und sicherheitsversessen wie die anderen Mitglieder dieser Gilde schein er nicht wirklich zu sein. Auch kein Revolutionär oder Ähnliches passte auf das Bild des Rothaarigen mit der Augenklappte. Sicher war es schon erstaunlich, dass ein Wesen es schaffte die ganze Stadt auf den Arm zu nehmen, ohne dafür hochgenommen werden zu können, aber dennoch empfand Zero mit ihrem übertriebenen Gerechtigkeitssinn nichts anderes als Verachtung für jegliche Übeltäter, welche die Gesetze brachen und das Gleichgewicht ihrer Welt durcheinander brachten. Dass Souta so etwas allerdings cool fand, passte doch erstaunlich gut zu ihm, auch wenn Zero ihn nicht so gut einschätzen konnte und davon nichts wusste. Der Kerl war sowieso echt die Krönung… Während Hibari und Zero sich ihrer Aufgabe widmeten, war der Itasa damit beschäftigt mit seinem Spiegelbild zu liebäugeln. Zero bekam es nicht wirklich mit, weil sie wie gesagt mit wichtigeren Dingen beschäftigt war, aber egal wie sehr sie Souta mochte und völlig egal wie er es rechtfertigte, wenn auch nur in seinem Kopf, sich selbst mit einem Peng von seinem Spiegelbild zu verabschieden war grenzwertig dämlich. Der Laden an sich zog Zeros Aufmerksamkeit übrigens nicht besonders auf sich, alles glitzerte und funkelte zwar, sodass eigentlich jedes Frauenherz höherschlagen müsste, doch Zero war da nicht so. Das einzige Schmuckstück, das sie trug, befand sich an ihrem Handrücken befestigt und mehr als dieses wollte sie auch nicht. Außerdem mochte sie auch diesen Stein nur, weil sie eine Erinnerung damit verband und nicht weil sie gern riesige Edelsteine an ihrer Hand festschrauben ließ. Dementsprechend ließ sie der Schmuck ziemlich kalt… Im Gegensatz zum Rothaarigen, der nun erst einmal einen gar nicht so dummen Vorschlag machte, denn nachdem Zero erkannt hatte, dass es hier sehr normal zuging, machte der junge Mann den Vorschlag, dass man sich des Scheins halber mal als Kunde ausgab, um ganz unauffällig an ordentliche Informationen zu kommen. Obwohl hier fraglich war, ob der Typ sie eher einem dafür Beauftragten oder einem Kunden geben würde… Kurz darauf ließ der Rothaarige sich allerdings schon wieder von Ohrringen ablenken. Ob er wohl Probleme mit seiner Aufmerksamkeit hatte? Oder wollte er nur das Bild wahren?
Hibari jedenfalls meldete sich nach dem Rotschopf zu Wort und erklärte, dass er diese Idee aufnehmen wollte. Ob sie das guthieß oder nicht stand außer Frage, wenn ein Leiter etwas vorgab. Zero würde sich da niemals querstellen, weswegen sie nur nickte und stillschweigend den Laden betrat. Nun galt es also Interesse zu heucheln… Das konnte sie doch sicher irgendwie, oder? Nachdenklich und schmunzelnd lief sie an den vielen, in den verschiedenen bunten Farben glitzernden, Schmuckstücken vorbei. Einige sah sie genauer an, seufzte bewundernd und verkündete auch öfter einmal, wie schön sie diese Dinge fand. Völlig geheuchelt, versteht sich. Der Verkäufer ließ nicht lang auf sich warten, als er mit Hibari sozusagen fertig war, widmete er sich Reika und erzählte ihr etwas über die Schmuckstücke, die sie bestaunt hatte. Interessierte sie so gar nicht, war ungefähr als würde er nur Bla sagen, aber sie strahlte glücklich. Der Mann war scheinbar sogar bereit für das hübsche Mädchen die Preise etwas nachzulassen, auch wenn dieser Nachlass noch immer unbezahlbar für sie war. Doch plötzlich sprach er sie erstaunt an, ob sie nicht Zero wäre. Die beiden unterhielten sich eine Weile darüber, dass die Kleine eine Zeit lang im Laden nebenan ausgeholfen hatte und er fragte, ob sie nach dem Vorfall nicht vielleicht gewillt war auch hier einmal zu helfen. Zero nickte lächelnd, sie schlug eigentlich niemandem irgendwas aus, wenn er nach ihrer Hilfe fragte. Kostenlose Arbeitskraft, egal ob tollpatschig oder nicht … Doch schien er dennoch nicht zu wissen, dass sie eine Magierin war. Nun wo es allerdings schon einmal gefallen war, fragte Zero noch einmal nach dem Vorfall. Sie traute sich aufgrund der Vertrautheit etwas genauer nachzuhaken, wegen den nicht vorhandenen Einbruchsschäden, aber entweder der Mann konnte sich das selbst nicht erklären oder er wollte es nicht verraten, denn er ließ nicht viel dazu heraus, nicht einmal gegenüber der kleinen jungen Dame… Tja, was sollte sie da groß sagen? Nichts, was man nicht anderswo hätte erfahren können. Eine Pleite…

Eigentlich hatte Itasa Soutanobu ja erwartet, dass seine Teammitglieder intelligent waren. Er war ja selbst kein Genie, aber gerade fühlte sich der Kettenmagier minimal veräppelt. Machten sie das mit Absicht? Da die durchschnittliche Aufassungsgabe von Lamia Scale Magiern auf Grund ihrer hohen Professionalität normalerweise deutlich über der anderer Gilden lag, gab es keine plausible Erklärung für das Verhalten von Zero und Hibari - zumindest keine, die sich ihm erschlossen hätte. Offenbar war es doch zuviel verlangt zu erwarten, dass man sich eine gemeinsame Geschichte ausdenken würde, wenn man sich schon dazu entschloss, sich als Kunden des Ladens auszugeben, die zusammen und zur gleichen Zeit ein und daselbe Geschäft betraten...Oder sich wenigstens soviel Zeit zu lassen, dass gewisse Leute, die sich für eine Quest in eine Lederrüstung geschmissen hatten und ihre Waffe am Gürtel trugen, Gelegenheit hatten, sich etwas unauffälliger zu machen. Wie beispielsweise er. Zum Glück hatten seine Teammitglieder es mit dem schnellsten Menschen Fiores zu tun, so dass es ihm nicht schwer fallen würde, sich gesprächstauglich zu machen, bevor irgendjemand irgendetwas bemerken würde. So unschuldig wie man nur schauen konnte, verzog sich Souta also hinter eine mit Samt ausgelegte Vitrine und betrachtete verstohlen das Schwarzhaar dabei, wie es sich an den Ladenbesitzer heranschmiss, um Informationen zu erhalten. Erst als dieser abgelenkt genug war, dass er nicht mehr auf den dritten im Bunde achten würde, den er bisher noch mit keinem Blick gewürdigt hatte, legten sich die Hände des Rotschopfes auf seinen Gürtel und öffneten dessen Schnalle mit einem einzigem blitzschnellen Griff. Mit einem Schritt in Richtung Tür, der genügte, um den nötigen Schwung zu holen, verschwamm der Körper des Kettenmagiers für die Augen des Geschäftsmannes, der immernoch auf das Gespräch achtete. Alles, was zurückblieb, war das leichte Rasseln von Ketten, ein Luftzug, der aus der Tür verschwand, und schließlich die ertönende Ladenglocke, die für einen Moment sicher die Aufmerksamkeit fesseln würde und zugleich die Geräusche seiner Schritte übertünchte. Unbewaffnet und ohne Magierjacke rückte Souta sein Stirnband zurecht und blickte auf die Tür, als wäre nichts gewesen. Tatsächlich brauchte er ein paar Sekunden, um sein Gleichgewicht zu finden, denn sein Manavorrat war bedauerlicherweise nicht mehr als eine Pfütze, so dass der kleine unsichtbare Chain Grab ihm deutlich mehr geschwächt hatte, als er zugab, denn der Rothaarige ließ schon wieder die Lässigkeit in Person heraushängen und deutete mit einem Daumen über seine Schulter, als die Klingel langsam vertönte. "Das Teil ist kaputt, glaub ich." Natürlich war es das nicht. Mr Averange ließ sich jedoch nichts anmerken und durchquerte weiterhin den Laden, bis auch Zero ihr Glück versucht hatte. Dieser Geschäftsmann schien eine harte Nuss zu sein, wenn er sogar einer Person, die bei ihm aushelfen sollte, nicht die ganze Wahrheit erzählte. Ob er vielleicht nicht mehr wusste? Oder hatte es andere Hintergründe? Wäre es klüger gewesen, sich als Magier zu erkennen zu geben? Nya, jetzt war es schon zu spät. Er war an der Reihe und wie immer würde er durch den Glanz seiner Großartigkeit die Quest bestrahlen. Immerhin war er Itasa Soutanobu, der strahlende Held Fiores, der smexiest man alive. Niemand konnte ihm widerstehen, wenn er einmal loslegte. Wäre ihre Zielperson eine Frau gewesen, wäre es natürlich bedeutend leichter gewesen, aber als Kumpel war er ebenso gut wie als Liebhaber, kein Problem also. Sich imaginär die Ärmel hochkrempelnd stakste er also an Zero vorbei und legte dem Typen locker aus dem Handgelenk seine Finger auf eine Schulter, ehe er diesen von seinen Teammitgliedern fortführte und auf ihn einzureden begann, leise, aber bestimmt. Mehrere Minuten ging das so, untermalt von ab und an aufkommenden Gelächter, bis der Rothaarige schließlich umkehrte und sich vor seinen Teammitgliedern aufbaute, die Selbstbewusstseinsdarstellung in Farbe und bunt. "Offenbar trug unser Dieb auf allen Einbruchzügen verschiedenartige Tiermasken, Freunde. Wo gehen wir als Nächstes hin?" Ohne groß darauf zu achten, ob Hibari und Zero nun auf die Knie fallen und ihn anbeten würden - Autogramme gab es später, sie hatten immerhin zu tun - hielt er auch schon auf die Tür zu. Wie genial er auch gerade gewesen war...es war vielleicht nicht sein klügster Einfall gewesen seine Ausrüstung auf die Straße zu werfen...Doch wer konnte schon alles berechnen?

Hibaris Versuch, dem Verkäufer irgendwelche Informationen zu entlocken scheiterte. Sofort erlosch sämtliches Interesse an dem Schmuck, welcher sich hier befand. Der Mann wollte keine Informationen preisgeben? Gut, dann wollte das Schwarzhaar auch keinen neuen Schmuck! Zu mindestens aus diesem Geschäft… Für was gab es in Hosenka mehrere Juweliere, welche teilweise sogar die gleiche Qualität zu einem günstigeren Preis lieferte? Genau, um solche Geschäftsmänner zu bestrafen, die einem jungen Magier nicht den Wunsch erfüllten, Informationen für seine Arbeit zu bekommen! Während Hibari langsam aber sicher wieder reifte und nun wieder eher wie ein Erwachsener war und nicht mehr wie ein kleines Kind, dessen Lieblingsspielzeug gestohlen wurde, beobachtete er seine Teampartnerin Zero, wie diese ihren Versuch startete, an brauchbare Informationen zu kommen. Doch wie es das Schicksal so wollte: Sie hatte genauso wenig Chancen gehabt. Aber sie war immerhin einen Schritt weitergekommen, den der Verwandlungsmagier nicht geschafft hat (und auch nicht schaffen wollte): Sie bekam ein Stellenangebot. Ob sie es annehmen würde oder nicht war komplett ihr überlassen selbstverständlich, wenn die Magier aber weitere Stunden durch die Stadt streiften, vergeblich auf der Suche nach einer neuen Information, könnte man sie vielleicht dazu überreden, in der Stunde der größten Not der Magier in dieser Mission, als verdeckte Ermittlerin in das Geschäft zu bringen. In dieser Position würde sie es wahrscheinlich leichter haben, an Informationen zu kommen, doch auf solche Mittel würden die drei schon nicht zurückgreifen müssen. Schließlich hatten sie erst mit ihrer Ermittlungen angefangen. Außerdem hatte Souta auch noch eine Chance frei, bisher stand er fast schon desinteressiert neben an und betrachtete lieber die Vitrinen, welche mit Schmuck gefüllt waren. Kaum startete er seinen Versuch, konnte der Rotschopf einige Informationen aus dem Mann entlocken. Anscheinend hatte jeder der Täter, pardon Opfer, eine Tiermaske getragen. Dies war wirklich eine neue Information, doch half sie den Magiern weiter? Vielleicht, vielleicht auch nicht. In einer Stadt wie Hosenka war dies nichts Besonderes. Man konnte sie teilweise an jeder Straßenecke finden. Vielleicht würde es ihnen ja eher weiterhelfen, eine begutachten zu können? Diese Chance würde sich den Dreien noch früh genug offenbaren. Inwiefern sie diese allerdings tatsächlich nutzen konnten, würde sich noch zeigen, aber auch in diesem Punkt würde der Rotschopf von Nutzen sein. Nachdem die eher weniger zufriedenstellende Information erhalten wurde, verabschiedete sich Hibari und verließ das Geschäft. Kaum waren seine Teamkollegen draußen, erhob er bereits das Wort. „Na, Souta, wie hast du es geschafft ihn zum Reden zu bringen? Oder fällt das unter Berufsgeheimnis?“ Er hatte ein kurzes Lächeln auf seinem Gesicht, während er überlegte, was die Gruppe nun unternehmen konnte. „Genaue Anhaltspunkte haben wir nicht. Vielleicht sollten wir uns noch einmal andere Tatorte anschauen? Zu wissen, dass alle Täter/Opfer Tiermasken trugen hilft uns momentan auch nicht unheimlich weiter.“ Doch kaum endete Hibari mit seinem Satz, konnte man am Ende der Straße eine aufgebrachte Menschenmenge sehen, gleichzeitig konnte man mit der Zeit hektische Schritte hören, die langsam aber sicher in die Nähe der Magier kamen und gleichzeitig hörte man Menschen die schrien, man solle doch endlich den Dieb fangen. Ein Mann mit einem geschulterten Sack rannte den Magiern schon fast in die Arme und das Beste: er trug eine Tiermaske. Ein Opfer rannte ihnen in die Arme, wenn sie ihn fangen konnten, würden sie vielleicht an Informationen kommen können. „Was wir machen hat sich glaub ich soeben erledigt: Lasst uns den Mann fangen und schauen, ob er irgendetwas Brauchbares liefern kann.“

Heute war Kohana zur Abwechslung sogar einmal tatsächlich gut drauf und tat nicht nur so, um ihre Umgebung zu täuschen. Nein, heute war wirklich ein guter Tag. Sie hatte gut und lang geschlafen, hatte schon eine gesunde Menge gegessen, war pünktlich aufgestanden und zur Gilde gegangen, wo sie sich nach Arbeit ausgeguckt hatte. Allerdings gab es für die junge Dragonslayerin noch gar nichts Ordentliches zu tun, weil die meisten Gildenmitglieder schon eine Weile unterwegs waren, oder sich schon zu kleinen Grüppchen formiert hatten. Schade, Kohana war noch zu unbekannt, als dass man die junge Dame in der Gilde wahrnahm und sich traute auf sie zuzugehen. Dabei war sie doch immer offen und niedlich… Naja, wenn man erst mal einigermaßen in der Gilde als Dragonslayer bekannt war, würde sich das hoffentlich etwas ändern, oder? Sie sollte wohl noch einmal darüber nachdenken, wie sie auftrat, hm? Vor lauter Langeweile hatte sie sich im Gildenhaus etwas mit dem Master unterhalten. Den fand sie sogar ganz nett, fast schade, dass sie ihn eines Tages stürzen müsste, um die Weltherrschaft an sich zu reißen. Aber seine strenge, gefasste Art war auch hin und wieder etwas anstrengend. Noch kannte Kohana wenige Leute in der Gilde, vor allem aber einige junge Damen, da diese am ehesten mit ihr sprachen. Eine ganz besondere Bekannte von ihr, war ein Mädchen namens Zero, welches sie gleich am Anfang angesprungen hatte, als wäre Kohana ihre beste Freundin. Sie fand das ein wenig aufdringlich, doch wurde das Mädchen kurze Zeit später ein wenig interessanter, da sie eine eindeutige Wesensveränderung durchgemacht hatte… Nur deswegen tat Kohana so, als wäre sie eine Freundin der zierlichen Magierin, auch wenn sie das Mädchen eigentlich gar nicht interessierte… In ihrer Langeweile hatte Kohana also einen Plan geschmiedet. Wenn sie nichts zu tun hatte, dann musste sie sich etwas suchen, was sie tun konnte. So ging sie dem Master so lang auf den Wecker, bis er ihr verriet, wo sich die andere Magierin befand… Und siehe da, eine Quest und zwar in Hosenka! Da würde sie das Mädchen ja sogar finden! Begeistert machte sich die Dragonslayerin auf den Weg, wobei sie schon wieder weitere Pläne schmiedete, doch mehr dazu zu einem späteren Zeitpunkt…
Nun lief die hübsche Kohana begeistert, und vor allem angezogen, als würde in wenigen Minuten ein eiskalter, harter Winter ausbrechen, durch die Stadt und hopste dabei fast überfröhlich von einem Bein auf das andere. Mit der einen Hand aß Kohana ihre Lieblingsnascherei: Speiseeis und zwar Himbeergeschmack. Sie liebte die zivilisierte Welt dafür, dass sie das ohnehin köstliche Eis noch verfeinerte! Es war als würde man dieses Eis nur für sie machen! Sie hatte eine ganze kleine Kühlbox in Handtaschengröße dabei, worin sich Eis in verschiedenen Geschmacksformen befand… Wo wir wieder dabei wären, dass Kohana ziemlich technikbegeistert ist… Warum sonst schleppt man einen Minikühlschrank mit sich rum? Ihr Ziel war der Magierin klar: Sie musste die junge Zero finden und mit ihr reden, denn Kohanas Plan ging noch viel weiter… Das Mädchen wusste, dass die andere Magierin mit zwei jungen Männern unterwegs war. Zwar hatte man ihr die Namen genannt, doch waren sie für Kohana, ohne ein Gesicht oder eine Fähigkeit dazu, so irrelevant, dass sie diese schnell wieder vergessen hatte. Unfassbar, dass sie den Namen des God of Awesomeness vergessen hatte, oder?! Nachdem sie eine Weile gewandert war, kam sie an einer großen Menschenmenge vorbei. Irritiert legte sie den Kopf schräg. Gab es hier etwa was umsonst? Vielleicht irgendwas zu Essen… Da konnte man doch gut und gern mal von seinem Weg abkommen. Doch als sie ankam, schrie jemand laut: „Haltet den Dieb!“ und die Magierin spitzte die Ohren, während ihr feines Näschen einen Geruch wahrnahm, den sie kannte. Es handelte sich dabei definitiv um Zero… Moment mal… Was hatte der Master gesagt? Sie waren auf der Suche nach etwas in Hosenka und hier rannte ein Dieb herum? Stimmt, davon hatte sie doch schon gehört… Kohana änderte ihren Plan. Sie wollte nach wie vor in diese Quest hineinkommen, warum und wie blieb jedoch noch ihr Geheimnis, aber Zero würde ihr dabei eine große Hilfe sein. Doch zunächst musste sie diesen Einbrecher aufhalten! Kohana stand nicht so sehr darauf ihre Magie in der Öffentlichkeit zu zeigen, aber sie unterschied sich ja kaum großartig von normaler Eismagie, wenn sie das nicht jedem unter die Nase rieb, wusste also keiner, dass sie ein Dragonslayer war. Deswegen packte sie mit dem Ice Dragon’s Slide ein wenig Eis unter ihre Schuhe und begann so schnell wie möglich in die Richtung zu rutschen, in der sich der vermeintliche Dieb befand. Vom Weiten erkannte sie sogar die Tiermaske. Das musste er sein!
Doch in ihrem Slide hatte Kohana wenig Kontrolle und sie begann bei der Geschwindigkeit irgendwie zu schliddern… Erschrocken blickte sie auf ihre Füße, dann wieder hoch und sie sah einen rötlichen Schimmer vor ihren Augen… Moment… Da war etwas im Weg! Noch ehe sie es richtig realisieren konnte, rammte das rutschende Mädchen etwas, was wohl unmittelbar vor ihr gewesen sein musste. Sie kam ins Schleudern und fiel… Erschrocken kniff Kohana die Augen zu und hielt sich panisch die Hände über dem Kopf. Doch siehe da, sie landete auf ihrem Allerwertesten… und das sogar ziemlich weich. Als sie die Augen wieder öffnete, blickte sie einen roten Schopf an, dessen Gesicht von einer Augenklappe verziert war. Wo kam der denn nun her? War das der rötliche Schimmer gewesen? Sie überlegte noch eine Weile, bis sie dann bemerkte, dass sie auf seinem Schoß saß. Oh, deswegen war sie also weich gelandet. Ihm zugewandt begann Kohana plötzlich ihre Nase zu rümpfen und zu schnüffeln… Irgendwas… Egal! Was machte der Typ da?! „Was soll das? Musst du unsichtbar im Weg rumstehen, wo ich grade rutsche?“, sagte sie nicht etwa wütend sondern scheinbar ein bisschen entrüstet über die Tatsache, dass der Rothaarige scheinbar unsichtbar rumstand, während sie glorreich einen Übeltäter verfolgt hatte. Wieder begann sie unkontrolliert zu schnüffeln, beugte sich vor und begann unmittelbar gegenüber von seinem Gesicht mit ihrem Näschen zu wippen. „Wusste ich’s doch!“, sagte sie und schlug die Faust auf eine Handfläche. „Vanille, hm?“ … Wo war ihr Eis eigentlich gelandet?
Zero, welche deutlich langsamer als Souta war, war auf den Wink von Hibari hin, auch mit diesem gemeinsam gefolgt. Doch irgendwie war sie grade irritiert… „Hibari-san? Wo ist Souta-kun hin? Siehst du ihn noch?“, frate sie ein bisschen außer Atem, wegen der Verfolgung. Gute Frage, wo trieb der sich überhaupt rum und vor allem… mit wem? Doch in der Ferne erspähte sie Soutas Rotschopf… In ungewohnten Tiefen, aber sie war nicht etwa gewachsen oder er geschrumpft. Was tat er da grade? Auf dem Fußboden? Und auf seinem Schoß hockte ein Mädchen, deren Zeros ganze Aufmerksamkeit gewidmet war, denn sie hatte eine unnatürlich auffällige, leuchtend hellblaue Haarfarbe, die ihr auch noch sehr bekannt vorkam. „Kohana-chan?“, fragte sie sich selbst irgendwie verwundert über diese Tatsache. Wie zur Hölle war die nun auf Soutas Schoß gelandet? Und was tat sie da?!

Na, da hatte der großartigste Mensch Fiores doch tatsächlich Informationen aus dem Geschäftsführer gequetscht, einfach, indem er das gemacht hatte, was er am allerbesten konnte - so ein Zufall aber auch. Itasa Soutanobu war der Meister von Lügengeschichten und abenteuerlichen Märchen, und so hatte er es auch geschafft durch geschickte Trickserei den Mann zu überreden alles preiszugeben, was er wusste, einfach, weil er toll war und alle Kniffe kannte. Zumindest sollten Zero und Hibari genau das denken. In Wahrheit hatte Souta einfach erwähnt, dass er ein Magier von Lamia Scale war und zufällig Worte wie "Schadensersatz" einfließen lassen, woraufhin die Infos nur so aus ihm hervorgesprudelt waren. Aber es war gut, wenn seine Kameraden beeindruckt waren. Es konnte nie falsch sein bei eventuellen Questpartnern einen guten Eindruck zu hinterlassen, schließlich sollten wenn möglich alle Menschen den Rotschopf anbeten und vergöttern - zwar war es der Faulheit sehr zuträglich, wenn man ihn unterschätzte, doch in solch speziellen Fällen musste man differenzieren. Es war einfach viel besser, wenn sie nicht daran zweifelten, dass er in Notsituationen den Helden spielen konnte. Und das konnte er auch. Das hier war im Prinzip eine Schnarchquest. Er hatte sich schon durch ein Lager an Räubern geprügelt und den Mount Hakobe mit einer Frau auf seinem Rücken erklommen - und war mit einer ranzigen alten Oma wieder abgestiegen - es gab nichts, was ihn schocken konnte. Und schon gar nicht irgendein Typ, der sich Tierfressen auf's Gesicht pappte und sich selbst für unfassbar hielt. Wenn es jemanden in Fiore gab, der unfassbar war, dann war das ganz klar der Gott der Großartigkeit - ER! So wiedereinmal vor Selbstwertgefühl platzend und sich insgeheim ins Fäustchen lachend, weil er die Anerkennung seiner Teammitglieder so leicht gewonnen hatte, quittierte er Hibaris Frage mit einem vielsagenden Lächeln. Natürlich würde er ihnen nicht sagen, dass er von Anfang an gewusst hatte, dass der Ladenbesitzer auf seinen Plan nicht anspringen würde und sich selbst einfach als Held hatte hinstellen wollen, von daher war es wohl wirklich ein Berufsgeheimnis. Einer der vielen Tricks, die Betrüger und Ruhmschleicher nun einmal beherrschen mussten, um eine so große Fangemeinde wie er zu unterhalten. Während er also seine aus der Tür geworfenen Besitztümer aufsammelte und sich wiedereinmal im Schaufenster begutachtete, um seine Frisur zu richten, hörte er jemanden kreischen. Irritiert ob der Situation ( der Dieb war echt so hohl auf offener Straße zu agieren? Echt jetzt?) verharrte er in seiner Lage und beobachtete, wie eine Gestalt mit Tiermaske an ihnen vorbeiflitzte, definitiv schnell, aber für jemanden wie ihn natürlich eher in Zeitlupe. Ein bisschen mehr Herausforderung hätte er sich ja eigentlich schon erwartet, immerhin war das Einfangen dieses Diebes mehr oder weniger die Quintessenz ihrer Quest, oder? Na ja, machte nichts. Geld war schließlich Geld - und am besten war es schnell und billig verdient. Um es für schnelle und billige Dinge auszugeben, hrrhrr...~ Mit einem Schmunzeln im Gesicht und ohne jede ersichtliche Eile wandte sich Souta also von seiner göttlichen Statur ab und deutete fragend mit einem Daumen über die Schulter, während der Dieb im Gemenge der Masse zu verschwinden schien. Erst als Hibari ausgesprochen hatte und ihnen somit befahl, die Verfolgung aufzunehmen, gab es einen Luftzug, so, als hätte jemand sehr schnell eine Tür zugeschlagen - und Souta war weg.

Traumwandlerisch, mit dem Geschick eines professionellen Tänzers bahnte sich der Rotschopf den Weg durch die ahnunglose Bevölkerung, während der Boden unter seinen Füßen dahinschwamm wie flüssiger Teer. Der Kettenmagier hatte nicht vor auf vollen Turbo zu schalten - das war gar nicht nötig - so dass er sich trotz seiner unmenschlich hohen Geschwindigkeit noch recht gut kontrollieren konnte. Musste er ja, wenn er nicht reiheweise Passanten umrammen wollte wie eine Belagerungsramme, denn der Schwung, den er mit der Zeit aufnahm war auf Dauer schon ganz beachtlich. Und man stelle sich nun einmal vor, was passieren würde, wenn jemand mit der Schmerzempfindlichkeit eines Hundewelpen in einen 200-Kilo-Mann klatschen würde...genau. Tod. Verderben. Es war nicht immer gut, zu übertreiben, speziell in solchen Fällen schaltete er gerne auch einmal einen Gang zurück, immerhin sah es nicht weniger eindrucksvoll aus, wenn er so daherflitzte wie dieses Mädchen da vor ihm, das scheinbar auf ihren Fußsohlen zu schlittern schien und irgendwie genau in seine Richtung kam...Oh. Souta war gerade zwischen der Wand eines Geschäftes und eine Strom an Passanten eingequetscht, als sie in gefährliche Nähe kam. Sah sie denn nicht, dass sie da nicht durchkam?! ER war da! Er konnte nicht ausweichen, verdammt! Das arme Mädchen würde...Natürlich konnte sie ihn nicht sehen. Es kam ihm zwar nur so vor, als würde er joggen, doch in Wirklichkeit raste er natürlich so schnell über das Pflaster, dass er verschwimmen musste. Und so kam es natürlich, wie er es sich mehr oder weniger selbst eingebrockt hatte. Er musste wiedereinmal den Helden spielen. Wurde aber auch langsam lästig...
Während das unbekannte Mädchen, welches bei genauerer Betrachtung irgendwie sehr hübsch war und ein Eis in der Hand hatte auf ihn zuschlitterte, versuchte er sein Tempo zu drosseln. Es gelang ihn nur halbwegs, seinen Schwung zu verlieren, denn der Bremsweg einer Person, die sich so schnell wie eine Pfeil bewegte war recht lange. Statt sie also jetzt in Ermangelung einer Ausweichmöglichkeit umzunieten und weiterhin dem Dieb zu folgen, dessen Sack irgendwo weiter vorne fröhlich hüpfte, beugte er sich ein Stück nach unten und nahm sie einfach mit. Es sah nun also so aus, als würde er von ihr abprallen und sie auf seinen Schoß landen, doch tatsächlich waren die Bewegungsabläufe nur so schnell und reflexartig ausgeführt, dass es selbst ihm selbst schwer fiel sie im Auge zu behalten. Ohne viel Mühe (sie war ja nicht fett oder so) hatte er sie an seine Brust gepresst und ließ sich zu Boden fallen, so dass er noch einige Meter auf dem Hosenboden weiterschlitterte - Gott sei Dank gab es hier keine großen Steine - was ziemlich heiß wurde und schlussendlich in der Position endete, die Kohana wahrgenommen hatte. Mit relativ starken, aber aushaltbaren Schmerzen im Analbereich hatte er nun eine Frau auf den Schenkeln sitzen und hielt irgendwie random eine Eistüte in der Hand - wie und wann hatte er die denn...? - ließ sich seinen Schock jedoch nicht anmerken und setzte sogleich sein perfektes "Keine Ursache"-Lächeln auf, als die unheimlich dankbare, soeben errettete Maid...ihn anzickte? Zugegeben, hatte er vielleicht die Passage, als er sie an sich gedrückt hatte kurz genutzt um ihren Hintern zu begrabschen, aber das hatte sie doch sicher nicht merken können, oder? Leider schaltete der Rotschopf bei solchen Tonlagen immer sofort auf Durchzug und sollte so den Grund ihrer Zickerei niemals erfahren, da sich seine Ohren erst wieder einschalteten, als sie begann an ihm zu schnüffeln. Warum auch immer. Es gab nur eine Person, die sonst so intensiv an ihm roch und manchmal sogar einfach ihre Nase in seinen Haaren vergrub, in den komischten Alltagssituationen, aber noch nie hatte ein gerade erst kennen gelerntes Mädchen begonnen an ihm zu riechen. Aber es konnte auch noch nie jemand den Geruch nach Vanille identifizieren, den er fein säuberlich überall in seiner Wohnung und vor allem an sich selbst verteilte, wenn er mit besagter Person verabredet war - womit die Aktivitäten seiner letzten Nacht auch geklärt waren. Ein wahrlich erstaunliches Mädchen hatte er da auf seinem Schoß. Aber da sie hübsch war störte es ihn eher weniger, wenn sie ein bisschen schräg erschien. Er war ja selbst kein Ausbund an Normalität - hoffte er jedenfalls. "Ich entschuldige mich vielmals für diese holprige Landung und hoffe, dass Sie mir verzeihen können. Ich habe so meine Probleme damit bestimmte Dinge zu sehen..." Mit einem entschuldigenden Lächeln tippte er sich auf die Augenklappe und schüttelte dann mit einem leichten Kichern den Kopf, damit sich der Geruch von Vanille noch etwas mehr in der Luft verteilte. "Kann es sein, dass das Ihnen gehört?" Makellos weiße Zähne blitzten auf, während er ihr ihre Eistüte hinhielt und den Kopf leicht senkte, um Reue zu symbolisieren - oder unauffällig in ihren Ausschnitt zu glotzen. "Ich hoffe Sie haben sich nicht verletzt?" Na, hoffentlich. Er hatte sich immerhin buchstäblich den Arsch für sie aufgerissen, auch wenn ihre Schönheit das irgendwie ja wieder wettmachte. Er mochte Leute mit so hellen Haaren...Mal sehen, was aus dieser Begegnung noch erwachsen würde. Der unfassbare Dieb, der nun sicherlich schon über alle Berge war, stand wohl für die nächsten Minuten irgendwo in einer Ecke seines Gehirns und durfte weinen. Er musste hier gerade jemanden flachlegen!

Das Schwarzhaar würde wohl völlig perplex reagieren, wenn es erfuhr, wie Souta es schaffte, die Information aus dem Ladenbesitzer zu quetschen. War etwa alles von dem Frauenheld geplant gewesen, damit er leichtes Spiel hatte, sich bei seinen beiden Teamkameraden einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen? Aufmerksamkeit wollte er bestimmt, doch auch auf diese Weise? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Doch konnte man sich später darüber noch den Kopf zerbrechen und den Rotschopf zu einem anderen Zeitpunkt für seine unglaubliche Leistung anbeten. Alles kam eben zu seiner Zeit. Der Dieb rannte den Magiern sprichwörtlich in die Arme und diese mussten ihren Fang nur noch an Land ziehen. Und ein Magier mit der Geschwindigkeit wie Souta sollte doch wohl in der Lage sein, einen einzelnen Mann, der ungefähr so schnell wie Hibari war, einzufangen. Der Kettenmagier hatte bereits auf der letzten Quest der beiden demonstriert, wie schnell er sein konnte. Und inzwischen war er bestimmt nicht langsamer geworden, wahrscheinlich war das Gegenteil wahrscheinlicher. Ob es die Drei wollten oder nicht, die Verfolgungsjagd würde wahrscheinlich doch mehr Zeit in Anspruch nehmen, als sie anfangs gedacht hätten. Das Schicksal besaß eigene Ideen davon, was es mit seinen Spielfiguren machte. Und diese fragen, was sie machen wollte? Bitte? Sowas hatte das Schicksal nicht nötig, wahrscheinlich würde es Vorschläge sowieso nicht beachten und sein eigenes Spiel mit seinen Figuren treiben. Kaum gab Hibari das Startsignal damit die Jagd eröffnet werden konnte, verfolgte Souta bereits das Ziel. Als Hibari mit seinem Blick noch einmal kurz auf die Stelle blickte, wo der Rotschopf eigentlich hätte sein sollen, sah er nur noch das Schaufenster des Juweliers. Er war also wirklich noch schneller geworden… mit dem Tempo sollte es wirklich kein Problem sein, den Dieb zu fangen. „Auch wenn Souta es wahrscheinlich allein schaffen würde, lass uns lieber trotzdem den Übeltäter verfolgen. Sicher ist sicher…“, sagte er zu Reika. Im Endeffekt war diese Entscheidung die richtige gewesen, wie sich später noch herausstellte. Souta zu verfolgen wäre ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, das Schwarzhaar konnte nur vereinzelt aufwirbelnden Staub sehen, von dem er einmal ausging, dass dies die Stelle sein sollte, auf der sich Souta befand… für kürzeste Zeit. Seine Teampartnerin und Hibari verfügten über das Gleiche Tempo, also sollten sie gleichzeitig den Verbrecher erreichen konnten. Doch als die Schwarzhaarige ihren Teampartner darauf aufmerksam machte, ob er noch Souta sah, entschloss er sich einmal wieder, nach diesem zu schauen. Oder besser gesagt konzentrierte er sich darauf, den aufgewirbelten Staub zu sehen. Doch voller Enttäuschung musste er feststellen, dass der Staub dort war, wo er hingehörte: auf dem Boden und nicht in der Luft. Souta hatte wirklich nichts anderes zu tun, als sich an einer jungen Frau mit ungewöhnlich hellblauem Haar zu vergreifen. Und als sei es das Normalste der Welt, saß der Itasa auf seinem Allerwertesten und wiegte die Arme auf seinem Schoß. Genau betrachtete sich der Verwandlungsmagier diese Situation nicht, seine Konzentration richtete sich in erster Linie auf den Dieb. Dessen Sack, prallgefüllt mit Diebesgut, wippte stetig bei jedem Schritt, so schnell würde er also nicht aus dem Blickfeld verschwinden. Viele der Bewohner Hosenkas oder Touristen, die sich gerade in der Straße aufhielten, schienen es nicht als nötig zu empfinden, den Dieb aufzuhalten. Selbst wenn er einen dieser anrempelte, gab es von den Mitbürgern keine nennenswerte Reaktion, der ein oder andere brüllte dem Täter nur hinterher, er solle doch besser aufpassen. Der Großteil beauftragte einfach die Jugendlichen damit, den Täter zu schnappen. Schließlich waren sie fitter als der Großteil der Bürger, und wieso sich anstrengen, wenn andere die Drecksarbeit für einen erledigen? Reika schien die Frau, welche sich auf dem Schoß von Souta befand, offensichtlich zu kennen. „Du kennst sie?“, fragte Hibari etwas außer Atem. „Wenn du willst geh zu ihr, ich werde den Dieb schon alleine fangen können. Und spätestens wenn Souta wieder auf den Beinen ist, hat der Täter keine Chance. Sofern unser lieber Freund nicht wieder auf seinem Allerwertesten landet.“ Ohne auf eine Antwort von Zero zu warte, beschleunigte Hibari noch sein Tempo, eben so viel wie er noch konnte, und verfolgte den Dieb. Langsam aber sicher konnte er zu ihm aufholen und zufrieden konnte er feststellen, wie er in eine Seitenstraße abbog. Dort gab es erfahrungsgemäß weniger Menschen, also weniger Zeugen falls es zu einer Auseinandersetzung kam, und wenn es gut lief konnten sie den Dieb in eine Sackgasse lenken. War er dort, hätten die Magier einfaches Spiel. Hibari erreichte die Seitenstraße, begab sich in diese und die Zielperson war noch nicht verschwunden. „ ~Er will es uns also wirklich einfach machen. Naja, mich soll es nicht stören. ~“ Zufrieden setzte er die Verfolgung fort. Sollten die restlichen Magier kommen, hätte der Dieb keine Chance, auch wenn Hibari ihn allein überwältigen könnte. Doch dafür musste er zunächst eingefangen werden…