Dieses Mädchen... Sie war einfach unbelehrbar und ziemlich dreist. Warum bildete sie sich eigentlich ein, dass ihr niemand was zutraute? Wenn sie nicht mal vor einem, wie alle dachten, so gruseligen Typen wie Ren kuschte, vor wem dann? Dass sie es sich noch wagte ihm die Wange zu streicheln, wo er ihr doch so nahe gekommen war, wie er sonst nur den Menschen nahe kam, die er getötet hatte, zeigte nur einmal mehr, dass sie entweder ziemlich dumm war oder sie ihren Mut schon irgendwo her nahm. Zumindest konnte er sich nicht vorstellen, dass man sonst so drauf war, wenn man nichts konnte... Ren hatte einmal gehört, dass die meisten Menschen, die sich solchen Magiergilden anvertrauten, aus irgendwelchen Löchern gekrochen kamen und schreckliche Geschichten erlebt hatten. Dennoch konnte er sich nur schwer vorstellen, dass etwas seinen Erlebnissen nahe kam. Dass Naomi es nicht so leicht hatte wie er dachte, konnte er natürlich nicht wissen. Woher auch? Ren hatte es noch nie mit einer Person auf diesem Stand zu tun gehabt und wusste davon nur, was man davon lesen konnte und das war immer sehr positiv. Wäre er in ihrer Position, würde er aber sicher dennoch alles versuchen um da raus zu kommen und sich einem solchen Druck niemals beugen. Im Gegensatz zu ihr hatte er nämlich die absolute Freiheit schon eine Weile erlebt und die gab er nicht mehr her. Leben und Freiheit waren für ihn zwei essenzielle Standards seines Daseins... Ob Ren nun durchaus tatsächliche Chancen bei einer weiblichen Person hatte oder nicht, sei mal dahingestellt. Ohnehin wüsste er damit nicht umzugehen und würde völlig unbeholfen gestikulieren, sollte jemand versuchen ihn anzugraben. Er war zwar nicht auf den Kopf gefallen und würde das sicher verstehen, aber nein, dazu war er nicht in der Lage. Im Traum nicht... Schon gar nicht, wenn es jemand war, der keine hübsche Frau war. Damit umzugehen, war noch komischer. Streng genommen, wäre das nämlich nicht normal und was für andere Menschen nicht normal ist, weicht von seiner Normalität noch kilometerweit weiter ab. Nein, das wollte ihm doch niemand zumuten, oder? Eine solche Überforderung... Da würde er sich nur blamieren!
Was Naomi dann tat, schlug dem Fass aber den Boden aus. Nicht dass er nicht ohnehin schon große Probleme damit hatte das Weibsvolk zu verstehen, nein nun machten sie auch immer mehr für ihn völlig unverständliche und völlig merkwürdige Dinge. Sie bat ihn darum sich herunter zu beugen. Nicht dass er damit ein Problem hatte, aber das was folgte, war nicht so sein Fall. Die kleine Blondine drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Völlig perplex stand er da, fasste sich kurz darauf an die Wange, blickte sie an und schüttelte energisch den Kopf. „W-Was soll das?!“ Vor lauter Verlust seiner Fassung war seine Stimme sogar ein wenig überschlagen, als er dies fragte. Das war eine Herausforderung. Oder nicht? Jetzt mal ehrlich! Wie sollte er das verstehen? Er starrte sie an, wusste nicht was er nun tun sollte. Etwa dasselbe? Aus Rache? Na klar... Und schon zeigte sich ein Verhaltensmuster welches eine ganz bestimmte Magierin bei ihm geprägt hatte. Sadistin... Schlagen konnte er sie ja wohl kaum dafür. Aber auf sich sitzen lassen, konnte er das auch nicht! Nun griff sie auch noch seine Hand. Nein! So nicht! Nicht mit ihm! Er packte nun die Hand und zog das Mädchen direkt an sich heran. Schon wieder eigentlich unsinniger Körperkontakt, den aber sein kindischer Geist über sich ergehen ließ, einfach aus dem Ziel heraus ein Kind nicht gewinnen zu lassen. Dann packte er das Mädchen an der Hüfte und warf sie sich so über die Schulter, dass ihr Kopf irgendwo an seiner Kehrseite landete. Außerdem hielt er sie mit der Hand auf dem Allerwertesten fest und nein, aus dieser Situation gab es kein Entkommen. „Was habe ich dir eben gesagt? Du darfst dir noch lange nicht alles erlauben!“, wiederholte er grimmig und schüttelte sie in seiner Rage ein wenig hin und her. „Und wage es ja nicht meinen Namen vor irgendjemandem zu erwähnen, das bleibt unter uns!“ Zornig stapfte er davon in Richtung der Restaurants der Stadt. Ihm war egal wie das nun aussah und ob irgendjemand unter Naomis Röckchen gucken konnte oder sonst was! Wer nicht hören will, muss fühlen!

Es war schon frustrierend, wenn Leute nicht das Spiel spielen, was man selbst spielte. Naomi würde wahrscheinlich niemals jemandem wehtun, wenn es nicht sein müsste, auch wenn es wahrscheinlich eher sie war, die schmerzen litt, wenn sie Ren schlug. Wahrscheinlich war es wirklich schlimmer für ihn, wenn sie weiterhin liebevoll und sanft zu ihm war. Etwas verwirrt und scheinbar leicht angefressen fragte er, was das war. "Ein Kuss Akuma, ich bin glücklich, dass du mir deinen Namen gesagt hast", doch so viel Zeit zum glücklich sein hatte sie nicht, denn schon war sie wieder in den Händen ihres Questpartners. Was wurde das hier, wenn es fertig war? Er nahm die Hand, die sie ihm angeboten hatte und zog sie zu sich, wenn dies ein kitschiger Film wäre, käme jetzt der Kuss, auf den das Publikum schon seit Beginn des Films wartete. Allerdings war dies kein Film und es gab kein Publikum, von daher erwartete Naomi nun eine weitere Lektion. Doch diese sollte ausfallen. Keine schlimme Sache, wenn es nach ihre ging, Lektionen bekam sie auch zu Hause schon genug. Wobei man sagen konnte, dass sie inzwischen schon etwas die Macht ihres Lehrers über sie unterminiert hatte, durch einen kleinen Zwischenfall, der ihr in die Hände gespielt hatte. Demnach war sie nicht tatenlos, musste nur auf passende Momente warten.
Dieser Moment war alles andere als passend. Ren hob sie an und warf sie sich über die Schulter. Es war nicht wirklich angenehm, über Kopf zu hängen und es blieb befremdlich eine Hand an ihrem Po zu haben, aber sie konnte damit umgehen. Leicht musste sie lachen, als er sagte, sie sollte sich nicht alles erlauben und sanft rieb sie ihre Hände über seinen Rücken: "Ist gut, erlaub du dir nur so viel, bis mein Geduldsfaden reißt okay?" Ein Seufzer entwich ihrem Mund und dann grinste sie leicht, "Ach was mein Geduldsfaden wird nie reißen, mach einfach weiter, wenn es dir dann besser geht, aber beschwer dich nicht, wenn mir vom Kopfüberhängen übel wird." Er hatte sich in Bewegung gesetzt und Naomi hatte ihre Augen geschlossen, ihre blonden Haare schliffen auf dem Boden, aber es störte sie nicht weiter, denn sie waren nicht echt. Der größte Teil davon war falsch und sie mochte das Falsche an ihr sowieso nicht. Aber wann immer sie es entfernte, ließ Onkel Gideon den Friseur antanzen, um ihre Frisur wieder in Ordnung zu bringen. Auch etwas, dem sie sich nicht entziehen konnte, noch nicht aber es würde bald so weit sein.
Nun schienen sie sich wieder auf die Straße zu begeben, nicht zwingend besser, aber auch nicht zwingend schlimmer. Es war wie gesagt nicht ihre Gewohnheit kopfüber zu hängen und sich tragen zu lassen, aber noch ging es, wenn es zu einem Punkt kam, wo es nicht mehr ging, würde sie es Ren auf die eine oder andere Weise wissen lassen, auf die sanften oder weniger sanfte Art. Das war noch nicht entschieden und würde wohl spontan entschieden werden, wie immer. Es war selten nötig jemandem wirklich wehzutun, wenn man ihn mochte.

Wer weiß was Ren für ein Mensch geworden wäre, wenn er ein anderes Leben hätte genießen können? Vielleicht ein richtig starker Held, der mit seiner Kraft und seinem Köpfchen für die Schwachen kämpft? Oder ein mächtiger Zauberer, der seine Freunde im Kampf mit seinem Leben schützt? Leider war er das nicht und vermutlich würde er auch nicht so ein Mensch werden. Freunde hatte er bisher nur zwei, denen er niemals etwas angetan hätte. Sein Leben hätte er aber für niemanden riskiert. Und die Schwachen interessierten ihn schon gar nicht. Immerhin war er selbst ein Schwächling gewesen und hatte niemanden gehabt, der ihm unter die Arme gegriffen hätte. All diese Dinge, die normale Menschen taten, konnte er nicht nachvollziehen. Und fast war es ein bisschen schade, denn wenn Ren sich in Büchern immer wieder die Geschichten von den Happy Ends anderer Leute durchlas, dachte er schon so manches Mal darüber nach, wie einfach ein solches Leben wohl wäre. Nur war es eben nicht sein Ding. Oder eher Schicksal? Was auch immer…
Genauso wenig verstand er nach wie vor die Sache mit dem Kuss. Auch wenn sie begründete, dass sie dies für seinen Namen gemacht hatte, war er sich ziemlich sicher, dass der schon sehr unüblich war. Man stelle sich mal vor, dass er einem Typen seinen Namen verriet und dieser ihn dafür küsste. Nein, definitiv nicht normal. Aber nun musste sie sowieso genauso leiden wie er. Denn so wie er es nicht besonders mochte spontane Küsschen abzufangen, gefiel es ihr sicher nicht auf seinem Rücken herumzuhängen. Als sie dann mit ihrem Geduldsfaden anfing, lachte er etwas. Auch ihre Antwort bestätigte nur was er gedacht hatte. „Ich wollte schon sagen… Du hast doch gar keinen Geduldsfaden.“ Nein, so ein kleines Ding. Da konnte er sich nicht vorstellen, dass sie ausrastete. Nicht einmal weil sie so klein und niedlich war, sondern eher, weil sie viel zu gutmütig war, als dass sie alles hinwarf und Ren den Hintern versohlte… oder es zumindest versuchte. „So lange du mich nicht ankotzt, kann dir übel sein, so lang du nur willst!“ Langsam aber sicher erholte sich seine Laune wieder ein wenig und er schien wieder entspannter. Komischerweise war er bei ihr nicht sonderlich nachtragend. Ob das einfach daran lag, dass sie irgendwie doch niedlich war oder er das mehr als Kräftemessen betrachtete, sei mal dahingestellt…
Ewig wollte er sie aber dann doch nicht leiden lassen. Das war nicht wirklich nötig und übertreiben, wollte er nicht. Also ließ er sie nach vorn herunter rutschen, sodass sie wieder auf den eigenen Beinen stand. Vor ihnen waren einige Lokale, die offenbar auch recht preislastig waren. Ren war froh, dass dies nicht in seiner Hand war. Ob er da aber mit seinen Lumpen hineingelassen wurde, war fraglich. Ein Blick gen Himmel verriet auch, dass sie mit ihren Spielereien doch ganz schön viel Zeit vertrödelt hatten. „Hey hör mal, ich glaube nicht, dass wir die ganzen Lokale heute noch durchackern können. Nicht nur, dass mein Magenvolumen begrenzt ist, aber ich denke nicht, dass die Läden hier ewig offen haben. Wir sollten uns später dann irgendwo was zum Übernachten suchen.“ Nicht dass Ren ein Problem damit hätte in einer Gasse zu schlafen, aber Naomi wollte er das nicht zumuten. Allerdings hatte er auch das Gefühl, dass er die Aussage bereuen würde. Aber nun gut, es hieß erstmal was für die Arbeit tun und da ging er direkt mit gutem Beispiel voran und öffnete die Tür zum ersten Geschäft, in dem sie sich umhören sollten.
Tatsächlich hatte er direkt das große Los gezogen und war spontan in eine offenbar sogar verhältnismäßig ziemlich teure Lounge gelangt. Man blickte ihn ein wenig skeptisch an, als wolle man ihn direkt wieder herauswerfen, doch ihm war das egal. Da Naomi gewillt war das Geld ihres Onkels auf den Kopf zu hauen, könnten sie sich da notfalls auch rauskaufen, wenn man den Akuma wieder loswerden wollte. Informationen zählten eben! Bald schon traute sich ein Kellner auf sie zu zukommen. Die Art und Weise ihr einen Tisch anzubieten war, naja merkwürdig… Ohne ihn groß zu Wort kommen zu lassen, machte Ren klar, dass sie einen Tisch für zwei Personen brauchten. Das war zwar offensichtlich, aber man konnte ja noch mal daran erinnern. Die nächste Frage war aber… Naja. „Ein Date? Darf ich Ihnen einen guten Wein empfehlen?“ Rens Gesicht sprach Bände. Will der mich verarschen oder so? Erstens waren Naomi und Ren ein ungleiches Paar sondersgleichen und zweitens waren sie nicht wirklich für ein typisch romantisches Date verkleidet. Nein, der wollte ihn wirklich verarschen. Ren musste sich ganz schön zurückhalten, stupste Naomi dann an und sagte: „Du entscheidest.“ Mal sehen was sie hier für Infos bekamen… Rens Laune glich heute wirklich einer Achterbahnfahrt, das war er nicht gewohnt…

Naomi war schon ein Glückskind sondergleichen. Wenn man es so betrachtete, war Ren der Bruder, den sie nie hatte. Immerhin neckte er sie hier, knuffte sie da, ohne sie wirklich zu verletzten. Wies sie in ihre Schranken und versuchte sie etwas abzuschrecken, ohne für sie wirklich bedrohlich zu werden. Sicher könnte er es, wenn er wollte, das stand außer Frage, aber er tat es nicht, er spielt mit ihr. Naomi störte das nicht, es war nur manchmal recht schwer das einzuschätzen. Sicher blieb allerdings, dass er ihr nichts Böses wollte, denn sowohl, als er sie in die Gasse geschleppt hatte, als auch zu dem Zeitpunkt, als er sie über die Schulter geworfen hatte, war er immer vorsichtig gewesen. Es war nicht schwer Naomi wehzutun, besonders nicht mit der Kraft, die in ihm schlummerte. Während sie nun also wie eine Fledermaus an seinem Rücken herunterhing, schien sich seine Laune wieder etwas aufzuhellen, was für eine schöne Sache. Leicht musste sie lachen, klar so lang er kennen Nachteil daraus zog durfte ihr übel sein, was für eine liebenswürdige Geste. Es war dennoch schön, als er sie wieder von seiner Schulter herunter nahm und auf dem Boden absetzte. Kurz hielt sie sich den Kopf und versuchte sich daran zu gewöhnen, dass die Welt wieder richtig herum war.
Dann blinzelte sie zu Ren hoch, denn er hatte wieder etwas gesagt und sie nickte bestätigend. "Ist gut, wir sollten bei unserem Klienten schlafen, der wird sicher ein Bett für uns übrig haben. Immerhin ist es sein Gasthaus, was scheinbar unseres Schutzes bedarf", sie streckte sich ein wenig und folgte Ren dann in das Gasthaus seiner Wahl. Er hatte scheinbar einen sehr guten Riecher, es sah hier doch eindeutig nach teuer aus. Doch waren beide wohl gerade nicht passend gekleidet. Dies allerdings sollte normalerweise kein Problem darstellen. Scheinbar machte Ren den Leuten die da waren doch irgendwie angst, denn es dauerte etwas, bis einer der Kellner zu ihnen kam und sich von ihrem Begleiter mitteilen ließ, dass sie einen Tisch für zwei brauchten. Dann allerdings beging der Gute gleich zwei Fehltritte auf einmal und Naomi blickte zu Ren. Sein Gesicht drückte besser aus, was tausend Worte nicht sagen konnten. "Nun, wenn mein Begleiter Wein möchte, gerne, aber was fällt ihnen eigentlich ein, einer offensichtlich Minderjährigen Alkohol anzubieten? Das ist absolut unverantwortlich", tadelnd schüttelte das kleine Mädchen den blonden Schopf und setzte sich an den Tisch, den man ihnen angeboten hatte, "Ich möchte lieber Wasser und zwei Speisekarten haben."
Dann allerdings wandte sie sich an Ren und grinste leicht: "Was für ein Hampelmann, tut mir leid, dass er glaubt, du würdest freiwillig deine Freizeit mit mir verbringen." Nein es tat ihr gar nicht leid, überhaupt nicht. Ehrlich gesagt fand sie die Vorstellung von einem Date mit Ren in einem solchen Restaurant irgendwie cool. Ob er tanzen konnte? Okay er konnte gehen, dass heiß, wenn er sich bewegen konnte, konnte er auch tanzen, aber wahrscheinlich nicht so wirklich. Wobei man angeblich immer überrascht werden konnte. Vielleicht sollte sie ihn auf das nächste Fest von Onkel Gideon einladen, nur um die Party ein bisschen interessanter zu machen. Die hübsch gepuderten Damen hatten wahrscheinlich noch nie einen solchen Magier gesehen. Wobei dann wahrscheinlich Gefahr drohte, dass sie ihren Männern untreu wurden, um mal die Arme eines richtigen Mannes, um sich zu haben, nur um dann zu merken, dass bei Ren da absolut nichts zu holen war. Kurz musste sie lachen, hielt sich dann aber lieber schnell den Mund zu.

Unfassbar… Wieso waren Menschen nur immer so auf das Zwischenmenschliche bezogen? Da war eine dumme Frage… Sie sollte wohl eher lauten, warum es eigentlich immer um Sex ging? Warum wurde direkt davon ausgegangen, dass wenn ein Mann mit einer Frau etwas gemeinsam unternahm, der Koitus schier unvermeidlich war? Ren war nun wirklich ein ungehobelter Typ, aber das empfand sogar er als unangebracht. Vor allem in einem Restaurant, welches etwas auf sich halten wollte. Aber nun gut, sich darüber aufzuregen brachte nichts. Wahrscheinlich lag es viel mehr daran, dass sie in ihrem Aufzug hier aufgetaucht waren, weshalb man so über sie sprach. Hätten sie all das nicht für ihre Quest gebraucht, hätte er sich Naomi geschnappt und wäre woanders mit ihr hin gegangen, denn das war kein guter Start dafür es sich mal gut gehen zu lassen auf Kosten ihres Jobs!
Dass sie den guten Herren direkt einmal zurecht wies, dass man kleinen Kindern keinen Wein anbot, brachte Ren zum Schmunzeln. Dabei betonte sie doch so oft, dass sie nicht so klein war, wie sie aussah. Wirklich paradox. Als sie ihm dennoch die Wahl über ein Getränk überlies, kam ihm in den Sinn, dass er den vermutlich besten Wein seines Lebens verpassen könnte, wenn er nun ablehnte. Er war nun nicht unbedingt der Typ der viel trank, einfach weil das dem Trainingsgrad nicht gut tat, aber dennoch so ein Wein konnte manchmal ganz gut sein, vor allem für die Seele. „Aber ja keinen billigen Fusel.“, mahnte er noch immer ein wenig beleidigt und begab sich an den besagten Tisch. Die Tatsache, dass er nun ein vielleicht einmaliges Erlebnis hatte und noch dazu ein unglaublich gutes Essen, stimmte Ren ganz plötzlich wieder wesentlich versöhnlicher. So reagierte er auch erstaunlich nett auf die folgenden Worte von Naomi. Immerhin waren sie hier untereinander, da konnte man schon mal nett sein, oder nicht? „Red dich nicht so schlecht.“, begann er sehr ruhig. Er war nicht besonders gut darin jemandem etwas Nettes zu sagen, schon gar nicht etwas, was einem Kompliment ähnlich war. „Wenn ich ganz ehrlich bin: Egal wie klein, kindlich und blond du aussiehst, von allen Damen die ich bisher länger als einen Smalltalkkontakt kenne, wärst du diejenige, mit der ich am ehesten ausgehen würde. Gemäß dem Fall mich würde so etwas reizen. Schon allein aufgrund der Tatsache, dass du ziemlich erträglich bist und nicht alles so annimmst, wie die meisten Ladys.“ Was auch immer das für ein unkoordiniertes Blabla war, Naomi würde schon verstehen, dass es für Ren ein ziemlich netter Ausdruck war! Wenn die Blondine wüsste was eigentlich sonst noch so in Ren steckte, wäre sie sicher überrascht. Er kannte sehr wohl gute Umgangsregeln, war sehr musikalisch und konnte natürlich auch tanzen, wie ein richtiger Gentleman. Immerhin war er ja hinter der ruppigen Fassade immer noch ein gebildeter und belesener Mann. Nur das wusste eben niemand… Schon bald kam der Kellner mit den Getränken und Ren überlegte, wie man wohl so ganz subtil an Informationen zu ihrem Ziel kam. Dann aber nippte er zunächst an seinem Weinglas… Wie viel Alkohol so ein Dämon wohl vertragen konnte?

Ren schien es inzwischen doch ein wenig zu genießen, sich um das Geld keine Sorgen machen zu müssen. Er gab zu verstehen, dass er einen guten Wein haben wollte und sie musste deshalb schmunzeln. Als der Kellner von dannen wuselte um Speisekarten zu holen kam dann etwas, was sie nicht erwartet hatte. Es war vielleicht etwas wirr dahergeredet, aber Naomi konnte einfach verstehen, was er ihr sagen wollte und sie lächelte. Es war wirklich wundervoll, was er sagte, auf seine Weise wahrscheinlich eines der schönsten Komplimente, die er ihr machen konnte. Eine Antwort kribbelte ihr auf den Lippen ganz schrecklich und am liebsten hätte sie sofort damit herausgeplatzt. Aber dann kam der Kellner und brachte die Karten und einen wohl recht guten Wein. Zurück halten, sie musste es zurückhalten, bis der Kellner weg war. Es war wirklich schwer, ihre Finger klopfte zart auf den Tisch und sie sah wie Ren seinen Wein probierte und sie blickte auf ihr Wasserglas. Also nahm sie das Glas und trank einen Schluck daraus. Nach einer kleinen Ewigkeit, die eigentlich nur ein Moment war, verschwand er wieder und sie konnte endlich sagen, was ihr so dringend auf der Zunge lag. Nein erst das Wasser schlucken und dann sprechen. Also schluckt sie erst bevor sich wieder sprach.
"Danke Ren, das ist wirklich das wunderbarste Kompliment was du mir hättest machen können", zart lächelte sie über ihr Glas hinweg, "mach das nur nicht zu oft, sonst fang ich an dich zu sehr zu mögen, das könnte mich unter Umständen sehr anhänglich machen." Sie blätterte in der Karte, um irgendwas zu finden, was neben sündhaft teuer auch noch sündhaft lecker war. Zu Onkel Gideons Geburtstag gab's sicher wieder Sauerfleisch, Naomi konnte den Glibber nicht leiden. Zum Glück gab es neben dem Hauptgang auch immer ein Buffet für mögliche Vegetarier unter seinen Bekannten. Dann fixierte sie Ren plötzlich, er hatte sie schon die ganze Zeit immer wieder überrascht, aber es war unmöglich, dass er dafür auch geeignet war. "Sag mal Ren, du kannst nicht zufällig tanzen? Nun also ich meine Standardtänze?" Ihr Blick schweifte durch den Raum, es gab sicherlich eine Möglichkeit sich dementsprechend auszutoben. Allerdings half das wahrscheinlich der Quest nicht weiter. Aber es wäre sicher angenehm mal jemanden zu haben, dem man nicht die Füße zertreten wollte, sobald sie in die Nähe, der eigenen kamen. Vielleicht auch mal jemand der etwas schneller tanzen konnte, so wie sie es im Unterricht übte und nicht die Sparvariante, mit den alten Herren von ihrem Onkel.
In der Karte hatte sie schließlich gefunden, wonach sie gesucht hatte. Eine Brokkoli-Cremesuppe als Vorspeise, dann zwei Kartoffelpuffer mit Apfelmus, dazu einen Rapunzelsalat und etwas Kräuterbrot. Doch auf den Nachtisch freute sie sich besonders sehr. Ein paar verschiedene Fruchteissorten, mit Schokoladensoße und einem Keks dabei. Das klang so aufgezählt nun sehr viel, aber wenn man bedachte, wie wohl portioniert diese Gerichte wahrscheinlich ankamen, war es wahrscheinlich gerade genug um sie satt zu machen. Die Gerichte im Kopf durchgehend schloss sie die Karte, ein Zeichen für einen guten Kellner, dass sie gewählt hatte. Allerdings sollte er nicht erscheinen bevor Ren ebenfalls gewählt, oder man ihn herbei gewunken hatte.

Sein mehr oder weniger gut ausgedrücktes Kompliment hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Irgendwie musste man sich bei einer so großzügigen Person erkenntlich zeigen, auch wenn es nicht ihr Geld war, welches er gerade auf den Kopf hauen durfte. Immerhin hatte er dafür nicht einmal lügen müssen. In ihrer Gesellschaft war es relativ leicht sich normal zu verhalten und zu sagen was man dachte, wo er doch bei anderen Damen so ganz andere Erfahrungen gemacht und dementsprechend auch mal Schläge bekommen hatte, war das selbst für Ren mal eine willkommene Abwechslung. Dass er wohl nie auf solche Art von romantischem Kontakt zwischen zwei Menschen aus war, war fast ein wenig schade, denn so schlimm schien er ja gar nicht zu sein, der böse Dämon. Zumindest schien Naomi sich total darüber zu freuen, über das was er gerade von sich gegeben hatte, auch wenn es gar nichts allzu Besonderes war. Er hatte das scheinbar doch ganz gut raus mit dem Komplimente machen! Aber man sollte sich vielleicht auch nicht zu viel darauf einbilden, nicht wahr? Der Wein war tatsächlich gar nicht mal so übel. Auch wenn Rens Erfahrungen in diesen Belangen begrenzt waren, konnte er schon ein bisschen was unterscheiden und das war ziemlich in Ordnung. Wenn er es sich öfter so gut gehen lassen könnte, wäre das gar nicht mal so übel. Nur leider war das nicht der Weg, der für ihn vorgesehen war. Vielleicht würde ihn das auch zu sehr verändern. Er wollte doch recht gern er selbst bleiben und kein Schnösel mit einem unendlich langen Stock im Allerwertesten werden. Ein wenig nachdenklich blätterte er in der Karte und las von vielen Gerichten, deren Namen er höchstens Mal in einem Buch gelesen hatte oder gar überhaupt nicht kannte. Das machte das Ganze irgendwie umso spannender. Fast vergaß er schon wieder den Job, den die beiden zu erledigen hatten.
Kurz aber lenkte ihn etwas von der interessanten Karte ab. Es waren wieder die Worte der Blondine, die seine Aufmerksamkeit fingen. Nein, so etwas hatte ihn, selbst wenn er ganz genau darüber nachdachte, noch nie irgendjemand in seinem Leben gefragt. So etwas traute man jemandem wie Ren nicht zu. Sie aber scheinbar schon. Er grinste ein wenig, blickte sie an und murmelte: „Standardtänze? Wenn du wüsstest, was ich alles kann.“ Kurz machte er eine Pause und wandte sich wieder seiner Karte zu, während er noch einen Satz hinzufügte. „Ich habe noch nie mit einer anderen Person getanzt, aber das heißt noch lang nicht, dass ich es nicht kann.“ Man konnte so einiges aus Büchern lernen, auch wenn er dort sicher keine Perfektion mitnehmen konnte. Die Vorstellung eines leicht angeheiterten Rens der in seiner Wohnung sang und dazu tanzte, war nun wirklich gar nicht so abwegig wie sie mochte. Auch Ren hatte sich derweil übrigens für eine Speise entschieden. Natürlich nahm auch er jeden Gang mit den er kriegen konnte. So begann er mit einer Gemüsesuppe, deren Namen er erstaunlich gut aussprechen konnte, einem guten Steak, denn die Gelegenheit sich so etwas schmecken zu lassen, würde er wohl sonst nie wieder bekommen, dazu noch einen relativ einfach wirkenden Salat und zu guter Letzt noch eine Crème brûlée, weil er das schon immer interessant gefunden hatte. Für den Jungen aus der Wüste waren allein die Gerüche in diesem Lokal schon minimal anstrengend, also freute er sich umso mehr auf das Geschmackserlebnis. Eine richtige Herausforderung. Kaum war der Kellner da, ließ er Naomi zunächst bestellen und tat es ihr dann gleich. Als er wieder weg war, nippte er erneut an seinem Glas und blickte Naomi ernst an. „Was meinst du wie wir das Thema hier am besten ansprechen?“ Hoffentlich verstand sie ihn. Er meinte natürlich die Quest und das Lokal um das es eigentlich ging, auch wenn das immer weiter in den Hintergrund rückte, wollte Ren natürlich diese Quest so positiv wie möglich abschließen, um dafür belohnt zu werden. Fraglich war auch wie weit sie heute überhaupt noch kämen... Aber man hatte ihnen ja kein Ultimatum gesetzt und das Lokal an sich war Ren eigentlich sogar wirklich ziemlich egal. Also warum die Eile?

Als sie beide offensichtlich gewählt hatten, kam der Kellner herüber um die Bestellung aufzunehmen, alles korrekt soweit. Die Dame zuerst, und als Naomi ihre Bestellung aufgesagt hatte, war Ren an der Reihe, das was er sich zugutekommen ließ klang ebenfalls verlockend und Naomi musste schmunzeln. Irgendwie begann sie seine Stimme zu mögen, vielleicht war sie etwas Rares war. Zu Beginn der Quest hatte er nicht so viel gesprochen, beziehungsweise nicht in diesem Ton. Er hatte sich scheinbar ein wenig entspannt und begonnen sich doch wohlzufühlen. Das war gut, denn wenn er sich wohlfühlt, fühlte sie sich auch besser. Offensichtlich war auch die Stimmung zwischen ihnen plötzlich ganz anders, auch wenn Naomi sich nicht ganz sicher, wann genau es umgeschlagen war. Eigentlich war das auch total egal, denn so lang es so war, sollte man es genießen. Auf ihre Frage reagierte er auch sehr gelassen, er konnte es also? Naomi hatte schon innerlich ihren Masterplan vor Augen und grinste leicht. Als er dann meinte, er hätte noch nie mit jemand anderem getanzt, dass dies aber nichts zu heißen hatte, war er perfekt. Denn sie plante, genau dieses Detail zu ändern. Klar ging es nicht ohne seine Einwilligung, aber einen Versuch war es wert. Sie lächelte ihren Gegenüber an.
"Weiß du, genau das, würde ich sehr gerne ändern, was machst du am Wochenende nächste Woche?", diabolisch war der Plan und er würde sicherlich aufgehen. Wenn er keine feine Kleidung hatte, machte das überhaupt nichts. Eine weitere Provokation gegen jeden Schnösel, der auf der Party war und wenn doch, dann sah Ren darin sicher so umwerfend aus, dass sie ihn vor allen Damen verstecken musste, um ihn für sich zu haben. Wenn allerdings Ersteres eintraf und er sich deshalb unwohl fühlte, würde er sicher in einen Anzug von Masaru passen, sie hatten etwa die gleiche Statur. Alles wirklich perfekt und wie um den Moment abzurunden, kam Rens Fragen wegen der Quest und wie man sie voranbringen konnte. "Ich denke, wir könnten uns unschuldig nach einem Schlafplatz erkundigen, weil wir bei unserem Klienten vor verschlossenen Türen standen. Vielleicht rutscht ihm da nebenbei noch etwas mehr heraus, als ein Tipp wohin wir uns sonst wenden sollten", das war Naomis Vermutung, sie baute auf die Geschwätzigkeit des Kellners und die Vorliebe der meisten Menschen Klatsch und Tratsch zu verbreiten, wo es nur ging, denn das war es, was die meisten gut konnten und etwas, was die gelangweilten Damen edler Herren als ihr letztes Hobby bezeichnen würden, gleich nach dem Ausgeben des Reichtums natürlich.
Gerade, wie gerufen kam auch schon der Kellner herbei, auf einem Tablett die zwei Suppen, die sie bestellt hatten. Vorsichtig stellte er ihnen die Suppen vor die Nase mit der Warnung, dass diese noch recht heiß waren. Anscheinend gab es immer noch Menschen, die zu dumm waren, sich zu denken, dass gerade gekochte Suppe heiß war. Allerdings musste Naomi zugeben, dass sie herrlich duftete. Doch halt sie wollte ja noch etwas: "Entschuldigen sie mein Herr. Wo kann man denn hier gut übernachten? Die Straße runter, das Lokal, was mir ein Freund empfohlen hatte, war leider nicht verfügbar."

Wie gut dieses kleine Mädchen wohl tanzen konnte? Ren war schon ein wenig neugierig wie gut sie das wohl drauf hatte. Generell war es eine Erfahrung, die er bisher noch nicht hatte machen dürfen, mit einem anderen Menschen zu tanzen und ein wenig reizte es ihn schon sich mit anderen zu vergleichen. Allerdings fragte er sich wirklich, ob sie das überhaupt konnte. Sicher hatte sie es mal machen müssen, wenn sie in einer so reichen Familie untergekommen war, dann blieb ihr wohl kaum etwas anderes übrig bei schicken Feten und solchem Kram. Aber nur weil man es musste, hieß das ja noch nicht, dass man es gut konnte. Sie war recht klein und zierlich, sicher recht gelenkig und leicht zu führen. Das würde das Tanzen mit ihr schon relativ einfach machen, wenn sie nicht gerade watschelte wie eine Ente. Doch ob er das wirklich wollte, war noch eine Sache, die er mit sich selbst ausmachen musste…
Und schon fragte sie danach, ob er das mit ihr am nächsten Wochenende die Tatsache, dass er noch nicht mit einer anderen Person getanzt hatte, ändern wollte. Er stutzte kurz… Sollte er? Und vor allem was und wieso? Eine seiner Augenbraue hob sich und er blickte sie skeptisch an. „Das kommt ganz darauf an was du planst beziehungsweise mit mir vorhast und vor allem was dabei für mich rausspringt.“ Nein, so ganz ohne ein bisschen Arsch sein, ging nun mal eben nicht. Tatsächlich hatte Ren übrigens sogar etwas Schickes zum Anziehen, was er mal auf einer Quest aufgezwungen bekommen hatte. Schon da hatte man ihn wie einen ganz anderen Menschen behandelt. Ob er sich dies noch mal gefallen ließ? Oder es gar genoss? Schwer zu sagen, Ren war ein ziemlich launischer Mensch manchmal.
Zurück zu ihrer Aufgabe aber nun wieder! Die ständigen Themenwechsel und das Klima brachten den Akuma immer wieder von ihren eigentlichen Plänen ab. Ob nur ihm das so ging? Naomi hatte auf jeden Fall einen guten Anlaufpunkt gefunden. Man konnte sich ja einfach mal nach einer Übernachtung erkundigen. Gute Wahl, doch was würde wohl dabei rauskommen? Auf jeden Fall war es ein guter Gedanke, denn solche Schnösel hier redeten sich sicher um Kopf und Kragen, wenn es darum ging andere schlecht zu machen. Ren wunderte es generell, dass Kellner keine gespaltene Zunge hatten… Kaum kam der Kellner an, schon stellte er ihnen eine heiße Suppe direkt unter die Nase, die wunderbar duftete. Sein Magen grummelte ein wenig, aufgrund dessen, dass die Zeit bis zu seiner letzten Mahlzeit schon um einiges zurück lag. Naomis Frage schien auch direkt ganz gut anzuschlagen… Der Mann rümpfte die Nase und schüttelte empört den Kopf. „Das Lokal die Straße runter? Sie meinen das Gasthaus zum strammen Eber, nicht wahr? Das ist keine gute Wahl. Wo haben Sie denn solche Empfehlungen her?“ Ren legte den Kopf etwas schief und tat, als hätte er keine Ahnung woher dieser Groll kam. „Huh? Wie kommt es denn, dass dieses Lokal so einen schlechten Ruf hat? Stimmt dort etwas nicht?“ Der Mann beugte sich ein wenig zu ihnen herunter, um die anderen Gäste nicht zu stören. „Nun ja, wissen Sie, man erzählt sich, es wäre dort äußerst unhygienisch und dass sie nur wegen schlechten Arbeitsbedingungen, nahe der Sklaverei, es schaffen die Preise so unsagbar niedrig zu halten.“ Wow, das war mal wirklich ein schlechter Ruf. Sogar schlechter als der von Ren! „Oh! Na ein Glück, dass man uns dort nicht rein gelassen hat. Nicht wahr? Sagen Sie, waren Sie selbst schon mal dort? Oder woher kommen diese Erzählungen?“ Der Mann winkte verächtlich ab. „Ach was. Was soll ich denn in so einem Laden? Es gibt genug andere, deren Ruf glänzt, schon allein in dieser Straße. Aber ehrlich gesagt… Ich habe das bei uns im Laden aufgeschnappt und mir wurde erzählt, dass das in der ganzen Stadt herum geht und jeder davon weiß.“ Hm. Wenn es so überbracht wurde, dann war der Unruheherd sicher nicht hier. Ren bedankte sich bei dem Kellner, welcher ihnen noch einen guten Appetit wünschte. Nein, hier waren sie falsch. Doch interessant war es allemal gewesen… Und nun gab es gutes Essen. Also wünschte auch Ren seiner Begleitung einen guten Hunger und machte sich über die Suppe her, bevor sie kalt wurde.

Ren ahnte wahrscheinlich nicht, in was er hineingeraten würde. Allerdings war Naomi froh, dass es scheinbar eine Chance für sie gab, Ren für diese Feier zu gewinnen. Immerhin gab es gutes Essen, Gesellschaft, bei der sie fast hoffte, das Ren ihnen einfach allen auf die Füße treten würde und diesmal mehr im übertragenen Sinne, als bildlich gesehen. Diese langweiligen, versnobten Personen, die sich für nichts mehr interessierten als, Geld, die Krankheiten, unter denen sie zu leiden hatten und den neusten Tratsch. Wenn man es so nahm, würde Ren mit seinen Eigenheiten, einer der weniger normalen Menschen dort sein. Es klang befremdlich so von ihm zu denken, aber es war eine Tatsache, dass ihr der ruppige Gildenkollege um einiges lieber war, als die meisten Menschen. Nun kam die Suppe und scheinbar traf ihre Frage wie ein Pfeil ins Schwarze. Eigentlich war es fast traurig, dass einige Menschen so berechenbar geworden waren, dass man selbst voraussagen konnte, wann sie einem die Dinge erzählten, die man wissen wollte. Doch neben seiner Geschwätzigkeit hatte der Kerl nicht viel zu bieten. Irgendwer hatte scheinbar massive Abneigungen gegen den Besitzer des strammen Ebers und hatte wirklich fatale Gerüchte verbreitet, was recht einfach war in einer Gesellschaft die einfach hinnahm was man ihr erzählte und nicht selbst nachsah, was dahinter steckte.
Nachdem er ihnen dann scheinbar alles erzählt hatte, was er wusste, zog er ab. Das Gerücht kam also nicht von hier, nun gut, dann brodelte die Gerüchteküche eben woanders. Wo trafen sich viele Menschen auf einmal? Ein Markt, ob es hier eine Art Wochenmarkt gab, wo sich in aller Frühe die Besitzer der Restaurants oder ihre Köche trafen, um Zutaten aufzustocken oder so. Vielleicht aber auch nur die gelangweilten Hausfrauen der Stadt, über die ging das Tratschen doch immer am Besten nicht wahr? Nun allerdings erst mal essen. Zustimmend nickte sie Ren zu, als er ihr einen guten Hunger wünschte: "Guten Appetit." Sie begann langsam ihre Suppe zu löffeln, sie war nicht schlecht, das Restaurant hielt, was sein Äußeres versprach, wie lang war es her, dass sie selbst gekocht hatte, sie wollte so gerne mal wieder selbst in der Küche stehen, doch dieser missmutige Koch dachte doch tatsächlich sie würde ihm nur sein Zeug durcheinanderbringen. Sie hatte die letzten Jahre einen ganzen Haushalt geführt, was dachte dieser Hans Wurst eigentlich von ihr? Doch er wusste es ja nicht, woher auch. Sie erzählte es nicht, weil ihr das geheuchelte Mitleid auf die Nerven ging. Es war nicht schlimm gewesen, sie hatte es geliebt.
Dann blickte sie zu Ren auf, sie musste ihn noch mit irgendwas locken. "Nun es wird definitiv gutes Essen geben, und wenn dir nichts zusagt, koch ich dir etwas und keine Angst ich kann das, bevor ich die Prinzessin auf der Erbse wurde, hatte ich ein ganz normales Leben mit einem Vater, den man nicht in die Küche lassen sollte. Ansonsten wird es wahrscheinlich eine gewisse Menge an edlem Wein geben, den du scheinbar zu schätzen weißt, eine Menge merkwürdige Menschen und ich wäre dir irrsinnig dankbar, wenn du mich begleiten würdest. Denn sonst bin ich wieder den Abend an meinen Cousin gefesselt und das ist etwas, was selten einer von uns unbeschadet überlebt." Hoffentlich reichte dies, um Ren zu überreden.