Und wieder stellte sich die Frage, wie alt dieser Junge überhaupt sein konnte, so kindlich, wie er zu reagieren pflegte. Aber immerhin versuchte er erst gar nicht, seinen Kaffee doch noch zu bekommen, sondern schien eingesehen zu haben, dass so ein Eis doch auch eien feine Sache war. Vielleicht würde er an einem Zuckerschock sterben, aber das war bei weitem nicht so schlimm, wie zuvor mit einer Koffeinüberdosis ins Krankenhaus eingeliefert zu werden, zumindest, wenn man Cyrus fragte. Allerdings schien das alles nur der Auftakt zu etwas viel... interessanterem zu sein, wie er bemerkte, als Kaori-chan mit den Bestellungen der zwei zurückkam und sie auf den Tisch stellte, denn Souta schnappte sich sofort seinen Löffel und begann sein Eis zu verspeisen. Aber wie er diesen Vorgang herauszögerte machte wirklich den Anschein, als lege er es darauf an, dass die gesamte weibliche Belegschaft des Cafés einen schönen Todes durch Nasenbluten erlitt. Es war ja nicht so, dass man Eis auch einfach normal essen konnte, nein, am besten leckte man auch noch jeden kleinsten Rest vom Löffel, am besten so, dass es auch noch alle Umsitzenden gut bemerken konnten. Desweiteren hörten sich seine Worte nicht so an, als beschreibe er Schokoladeneis, sondern eher etwas ganz anderes, weniger aus Milch, sondern eher aus fleischlichen Gelüsten und einer Menge ungesunder Fantasie bestehendes... Aber es war klar, dass er das absichtlich tat, nicht? Schließlich war er gerade auf gewisse Art und Weise untergebuttert worden, noch dazu von einer Person, die er eigentlich gar nicht kannte! War er wirklich noch so kindisch, dass ihn diese Tatsache dazu verleitete, es Cyrus damit heimzuzahlen? Vor allem... mit so etwas? Entweder war diese Geste wirklich nur an den Rest des Cafés gerichtet, in diesem Falle machte er seine Sache gut, nach dem Gesicht eines Mädchens zu urteilen, das ihn wohl zufällig belauscht hatte und ihn nun mit einer Mischung aus Schamesröte und unverhohlener Neugierde im Gesicht anstarrte. Zu schade, dass Souta das nicht sehen konnte, saß sie noch schräg hinter dem Einäugigen. Oder aber er hatte vor Cyrus damit auf irgendeine Art und Weise zu reizen, entweder um ihn tatsächlich anzumachen - unwahrscheinlich - oder um ihn schlicht und ergreifend zu ärgern - wahrscheinlicher. Musste er deswegen zurückärgern? Nein. Aber die Reaktionen des Cafés auf dieses Spiel waren zu lustig. Souta hatte doch sicher nichts dagegen, wenn sie dieses Spiel zu zweit spielten, oder?
"Ganz wunderbar beschrieben, Souta-chan~", frohlockte er und angelte sich die Kirsche von seinem eigenen Eisbecher herunter, ehe er sie beinahe andächtig zwischen seinen Lippen verschwinden ließ und sich gegen die Lehne des Stuhls zurücksinken ließ und genießerisch die Augen verdrehte. "Schokoladeneis ist ja nicht schlecht... aber das ist rein gar nichts gegen die schmeichelnd glatte Oberfläche dieser roten Versuchung... wie nachgiebig ihr Fleisch ist und doch fest genug, sich den Zähnen einen Moment lang zu widersetzen, ehe sie ihren kühlen, erfrischenden Saft in deinen Mund ergießt und ihn mit einer Geschmackssensation erfüllt, die dank der leicht säuerlichen Note deine Mundschleimhaut dazu veranlasst, sich kaum merklich zusammen zu ziehen..." Und mit einem beinahe nüchternen Gesichtsausdruck spuckte er den Kirschkern in seine Hand und legte ihn vorsichtig auf den Untersetzer. "Kirschen sind wundervoll, nicht war, Souta-chan?" Doch dabei sah er nur kurz zu dem Angesprochenen und lies dann schnell seinen Blick durchs Café wandern, nur um eines bestätigt zu bekommen: Schon jetzt hingen einige Augenpaare an den beiden, die mit einer jovialen Slebstverständlichkeit Zweideutigkeiten en masse um sich schmissen. *Göttlich*

Uh, der weißhaarige Junge vor Souta konnte also nicht nur Sprüche klopfen und ihn niedermachen (beziehungsweise ihm wichtige Dinge vorenthalten wie den Kaffee, den wer wirklich gerne gehabt hätte). Nein, er spielte auch mit, wenn es darum ging, wer die perverseren Assoziationen in Verbindung mit Eiskrem und Kirschen zustande brachte. Dieser Umstand machte Seraphim insbesondere für den Rotschopf interessant. Es war eine Sache, wenn man den anderen trotz Unfähigkeit die Frauen stahl - eine andere, wenn sich zwei ebenbürtige Schürzenjäger gegenübersaßen und konkurrierten. Das hatte etwas von einem Revolverduell zwischen erbitterten Erzfeinden und versprach demnach sowohl Spaß als auch Abenteuer. Also genau das, wonach der Kettenmagier gesucht hatte. Sie saßen sich gegenüber, der fröhliche Typ mit der aufreizenden Gestik und dem sanften, romantischen Tenor und der coole Typ mit der scharfen Zunge. Für jeden Geschmack, der im Café vertreten war, war also etwas dabei. Allerdings wurde es langsam richtig kompliziert, sich etwas auszudenken, was eine geeignete Konkurrenz zu Seraphims Kirschpoesie bot. Souta beschloss, ihm das Reden zu überlassen und selbst zur Tat zu schreiten. Ohne auf die Umgebung zu achten, betrachtete er den Eisbecher seines Gegenübers. Dessen Vanilleeis war ganz unten, am Boden des riesigen Bechers, seines hingegen thronte geradezu einladend direkt unter der Sahnehaube. Schmunzelnd durchstieß er die cremige Oberfläche des Eises. Oh, was wäre ich denn für ein schrecklicher Freund, wenn ich ihm den Genuss der Vanille verwehren würde, bis er ganz unten angekommen ist?! "Seraphim...ich sehe gerade, dass dein Vanilleeis ganz unten ist, erdrückt von der Last der anderen Köstlichkeiten...aber keine Sorge. Du sollst den Genuss aus dem Mark der Schote, das mit so viel Mühe dazu verführt wurde sich für eine Kugel Eis zu opfern nicht missen müssen...möchtest du vielleicht eine Kostprobe aus meinem...Becher?" Mit vollkommen unschuldigem Gesichtsausdruck hielt er Seraphim seinen Eislöffel hin, wackelte damit leicht auf und ab, während er breit grinste. Wollte Itasa Soutanobu gerade einen anderen Jungen füttern, den er gerade vor 10 Minuten kennen gelernt hatte? Würde er soweit für etwas Spaß gehen?
Und ob.

Schürzenjäger? Beschrieb dieses Wort Seraphim zutreffend oder müsste man den Terminus vielleicht noch ein wenig abändern? Da das Wort "Schürze" im Allgemeinen auf das weibliche Geschlecht anspielte - und nur auf dieses - passte es also nicht ganz. Natürlich machte er sich häufiger an Mitglieder des anderen Geschlechts heran, war aber auch dem eigenen nicht gänzlich abgeneigt, sodass er sozusagen nur halbtags Schürzenjäger war. Ansonsten traf das Wort allerdings perfekt, auch wenn er wahrscheinlich meistens weiter ging als Souta, wenn er diesen denn richtig einschätzte. Er wirkte auf den jungen Mann eher wie jemand, der sich einen Spaß daraus machte, besonders kunstvoll sein Gegenüber anzugraben, der es aber dabei beließ, während er selbst meist im selben Zug versuchte, besagte Person am besten auch noch ins Bett zu kriegen. Aber natürlich machte er auch mal Ausnahmen, denn als was sollte man das hier sonst bezeichnen? Er hockte gerade mit einem sicherlich durchaus hübschen jungen Mann in einem Café und die beiden befriedigten gerade die gesamte weibliche Kundschaft des Lokals verbal. Wieder wanderte sein Blick kurz über Soutas Schulter, nur um zu bemerken, dass nun wirklich das gesamte Café - oder zumindest alles was Brüste hatte - an ihren Lippen hing. *Das ist ja fast noch besser, als...* Er schmunzelte und konzentrierte sich wieder auf Souta, der ihr Spiel ebenfalls zu genießen schien, wahrscheinlich auf einer ganz ähnlichen Ebene wie er. Irgendwie schienen sie sich ja doch zu verstehen, diese beiden Magier, die Wellenlänge schien doch recht ähnlich zu sein, was? Ich hätte erwartet, dass ich damit anfangen muss, aber wenn er den ersten Schritt machen will, bitte*, dachte er, als er beobachtete, wie der Einäugige ihm seinen Eislöffel entgegenreckte. Einen kurzen Moment ließ Cyrus das Angebot ungeachtet, ehe er nach einem kurzen "Aber gerne doch, Souta-chan~", welches eher nach einem Schnurren klang, nach vorne lehnte und langsam die Lippen um Soutas Löffel schloss, natürlich nicht, ohne zuvor mit der Zungenspitze das Eis bereits vorzukosten. Viel mehr als der wirkliche Geschmack des Eises - er kannte es schließlich schon - interessierten ihn die Mienen des unfreiwilligen Publikums der beiden, aber um diese noch ein wenig mehr genießen zu können, musste er wohl noch ein wenig mehr tun. Also sorgte er dafür, dass ein wenig der köstlichen Süßspeise an seiner Lippen kleben blieb, bevor er sich wieder in seinen Stuhl zurück fallen ließ und gespielt träumerisch mit der Zunge über seine Oberlippe glitt und die letzten Reste der weißen Süße aufleckte. "Wirklich köstlich~" Nun musste er wohl nachziehen... also angelte er sich seinerseits einen großen Löffel Erdbeereis mit einem großen Fruchtstück darauf und hielt es seinerseits dem Rothaarigen hin, während sein eigenes Grinsen noch eine Spur breiter wurde. Hoffentlich blieb ein wenig Eis an seinem Gesicht hängen, wenn er dieses Eis in seinen Mund befördern wollte, denn dann konnte er ihr durchaus ein wenig gewöhnungsbedürftiges Spiel noch weiter treiben. Nicht umsonst hatte er genau diese recht große Portion Eis gewählt...

Wenn Seraphim nur wüsste, dass Souta ganz und gar nicht so unschuldig war, wie er schauen konnte. Er hatte keine Ahnung von dem Ruf, welchen der Rothaarige nicht nur wegen seiner Erfolge in Verbindung mit Quests oder seinem großen, angeberischen Mundwerk besaß. Die Einrichtung von Soutanobus Schlafzimmer war wohlbekannt, wenn man es harmlos ausdrücken wollte. Allerdings beschränkte er sich auf genau ein Geschlecht, und leider war es das, welches Seraphim allem Anschein nach nicht besaß. Demnach war alles, was ihm durch den Kopf ging, als er den anderen fütterte, wie spaßig die ganze Aktion war. Natürlich wirkte es schwul, aber war das nicht gerade der Jux daran? Souta hatte keinerlei Schimmer davon, dass Seraphim eventuell bisexuell war, denn für ihn hieß es überhaupt nichts, wenn man auf ihn stand. Jeder fühlte sich von ihm angezogen. Was konnte er schon dafür, hm? Er war der letzte, der 'Nein' zu Spaß sagte, besonders dann nicht, wenn er soviel Koffein und Zucker im Blut hatte, dass er eigentlich nicht mehr ruhig sitzen dürfte. Genau aus diesem Grund stützte er sich auch auf die Ellenbogen und ließ sich freiwillig füttern, wobei er allerdings erst das Fruchtstück mit der Zucker vom Löffel holte und hinunterschluckte und dann das restliche Eis mit den Lippen vom Metall schabte. "Mhhh...", machte er und klang dabei ähnlich schnurrend wie Seraphim. Die Portion war so groß gewesen, dass sich ein kleines bisschen Eis verirrte und an seinem Mundwinkel hängen blieb, was er jedoch nicht bemerkte, sonst hätte er sicherlich eine ähnliche Zungenakrobatik ausgeführt wie sein neuer Freund.

Oh nein, Cyrus stand nicht etwa auf Souta, das wäre glatt gelogen. Um genau zu sein stand der Dragonslayer auf fast niemanden und auch wenn er mit jemandem herummachte, dann musste das nicht bedeuten, dass er diese Person auch nur mochte - das hatte zumeist rein etwas mit körperlicher Attraktivität zu tun. Diese Kriterien erfüllte Souta durchaus, aber dennoch hatte er gerade viel mehr Spaß daran, die Leute um sie herum aus den Augenwinkeln zu beobachten, als sich wirklich darauf zu konzentrieren, was er hier gerade tat, beziehungsweise es zu genießen. Das hätte er sicherlich gekonnt, aber er hatte gerade einfach kein Interesse daran. Stattdessen blieb sein Blick scheinbar hypnotisiert an dem Eisspritzer hängen, der wie geplant an Souta verblieben war... und dazu noch in seinem Mundwinkel. Na das würde sicherlich spaßig werden. Das Problem war nun allerdings, dass er nicht genau wusste, wie weit Souta wirklich mitziehen würde. Wahrscheinlich war er einer der vielen einseitig orientierten Menschen und sah dies alles nur als Spiel, als welches Cyrus selbst es auch gerade begriff. Auch schien Soutas Hemmschwelle verdammt tief angelegt zu sein, aber er war sich nicht sicher, ob sie tief genug für das folgende sein würde - viele Männer waren geradezu homophob, auch wenn das bei dem Einäugigen wohl nicht galt, wenn dieser seinen Spaß wollte. *Probieren wir es aus...* Er ließ den Kopf ein wenig nach hinten kippen, öffnete den Mund einen Spalt und grinste, sodass man seine weißen Zähne sehen konnte, bevor er das Gesicht langsam auf Souta zu bewegte "Du hast da ein wenig Eis kleben, Souta-chan~" hauchte - allerdings durchaus laut genug, dass man es auch als Außenstehender verstehen konnte, wenn man sich ein wenig anstrengte - und langsam und eindeutig genussvoll das Eis aus dessen Mundwinkel schleckte. Ja, richtig. Cyrus hatte die Zungenspitze ganz leicht zwischen Soutas Lippen geschoben und nahm dabei nicht nur fruchtige Süße, sondern auch den Eigengeschmack des Jungen auf. Er schmeckte gar nicht so schlecht und einen kurzen Moment war er versucht, seine Zunge weiter hinein wandern zu lassen, doch er besann sich eines besseren und leckte stattdessen nur einige Zentimeter nach oben, um auch ja den letzten Rest Eis entfernt zu haben, während er geräuschvoll einatmete und damit den Geruch seines Gegenübers aufnahm. Er roch nach... Kaffee, nach der Süße des Eises und nach der unverwechselbaren Note des Rasierwassers, welches er offenbar zu benutzen pflegte. Auch interessant, an ihm selbst haftete laut Zeugen stets ein Geruch nach frischer Luft, ungezügelten Winden, die den Körper mit unsichtbaren Fingern umspielte. War ja auch kein Wunder, schließlich war er mit diesem Element verbunden wie kaum jemand anderes... Letztendlich löste er sich von Souta, nachdem er diesen sicherlich genug provokanten Moment ausreichend in die Länge gezogen hatte und blieb immer noch über den Tisch gelehnt sitzen - nur um den Einäugigen aus halb geschlossenen, violetten Augen anzusehen. Auf seinen eigenen Lippen lag wieder das herausfordernde Lächeln, das man von ihm gewohnt war, während er seinen Ellbogen auf den Tisch stützte und sein Kinn in die Hand bettete, um darauf so leise, dass es niemand außer Souta verstehen konnte "Angst?" zu hauchen, während sich seine Mundwinkel nur noch ein wenig mehr dehnten. *So, Souta… wie weit bist du für ein bisschen Spaß bereit zu gehen?*

Die einzige Konstante, von der man bei Souta ausgehen konnte, war, dass man grundsätzlich von gar nichts ausgehen konnte. Die Stimmungsschwankungen, Launen und die Perversion, die er absolut öffentlich zur Schau stellte, machten es sogut wie unmöglich ihn einzuschätzen. Viele hatten schon geglaubt, sie wüssten sein Muster, hielten ihn für jemanden, der immer genau das tat, was man ihm nicht sagte. Doch nur um im nächsten Moment zu erfahren, wie er ihnen aufs Wort gehorchte. Es gab nichts in ganz Fiore, dass den Geist des Kettenmagiers in Eisen legen konnte. Nicht einmal er selbst hörte auf sich. Wie sollte man es dann schaffen, ihn einer Kategorie zuzuorden? Itasa Soutanobu war seine eigene Kategorie und gehörte keiner Gruppe an. Man durfte ihn nicht in eine Schublade stecken, da er sich im nächsten Augenblick schon wieder verhielt wie eine ganz andere. In gewisser Hinsicht stand er wohl tatsächlich über den anderen - ob als strahlender Held oder unverbesserlicher Clown, der ihnen auf der Nase herumtanzte. Jeder Tag war ein neues Abenteuer, eine neue Gelegenheit, die man so lange auskosten musste, bis man ihres Geschmackes müde wurde. Souta gab einen Mist auf die Ansichten anderer und war in dieser Hinsicht wohl eigentlich ein viel größeres Ekel als man ihm durch seine freundliche, offene Art ansah. Ihn interessierte niemand außer ihn selbst, die anderen waren nur kleine Gummibälle, die er spaßhalber ein paar Mal aufprallen ließ, um dann an ihrem Verhalten zu ermüden. Er sammelte sie, schlief mit ihnen, pflegte sie und gab sie wieder her, ohne sie zu vermissen. So war es schon immer gewesen, hatte er es doch nie anders gelernt.
Es gab also keinerlei Grund dazu, dass er angeekelt vor Seraphim zurückwich, als der sich ihm näherte. Keiner Anreiz, die Lippen nicht leicht zu öffnen, damit er besser an das Eis herankam, was ihm am Mundwinkel klebte. Soetwas wie die Furcht vor der Meinung anderer existierte in Soutas kleiner Welt nicht. Es war ihm schnurzegal wie die Welt ihn sah, er selbst war in seinen Augen ohnehin der Beste. Er wusste, dass er nicht schwul war, wenn die anderen dachten, er wäre es - was juckte es ihn? Wer ihn nicht tolerierte oder akzeptierte hatte eben Pech. War es nicht erstaunlich, wie einfach die Welt plötzlich war, wenn man sich nur auf sich selbst und seinen Spaß konzentrierte? Wenn man laut lachte, weil der Gegenüber ihn mit der Zungenspitze gekitzelt hatte? Die Tatsache, was er gerade getan hatte, war doch vollkommen egal, gleichgültig, idiotisch unwichtig! Es ging hier nur um den Spaß an der Freude! Er wollte sehen, wie weit sie gehen konnten, wer zuerst aufgab und wann die ersten Frauen kreischend und nasenblutend aus dem kleinen Lokal stürmten. Mit vor Schelm blitzendem Auge erwiderte er Seraphims Blick ohne jede Regung, vollkommen direkt. Ob er Angst hatte, fragte er ihn? Wie antworte man da am besten? Vielleicht ja so: Souta streckte den Zeigefinger aus und fuhr von Seraphims Kehlkopf an nach oben, bis er in der leichten Grube unter dessen Unterkiefer lag. Spielerisch bewegte er den Finger leicht nach links und rechts, während er sich ihm näherte und grinste. "Vor nichts und niemanden." Nur ein Hauch, kaum zu vernehmen, wenn man dem Gegenüber nicht wie Souta gerade die Lippen direkt neben das Ohr gedrückt hatte. Der Finger wanderte zum Kieferkochen und lud noch seine vier Freunde ein, damit er Seraphims Kinn leicht anheben und ihm tief in die Augen starren konnte, ein sanftes Lächeln im Gesicht, als sähe er gerade tatsächlich eine seiner Prinzessinnen an und nicht irgendeinen jungen Mann, den er kaum kannte. Während er ihm mit dem Daumen über die Wange strich und zärtlich den Händen entriss, die sein Kinn festhielten, rückte er mit dem Gesicht noch etwas näher an Seraphim heran. Er spürte jetzt jeden seiner Atemzüge auf seinen Lippen, so dicht waren sie. Er konnte hören, wie einige der Mädchen begannen nach Luft zu schnappen. "Vielleicht sollten wir langsam einen anderen Ort aufsuchen - ich weiß nicht, wie weit du bereit bist dieses Spielchen zu treiben..." Er machte eine Pause um zu lächeln, damit es für die anderen schien, als hätte er soeben einen Witz gemacht. "Aber ich werde nicht aufgeben...." Und mit einem breiten, beinahe diabolischem Lächeln drückte er seinen Mund auf den von Seraphim. Mal sehen, ob er ihm das übel nahm...oder konnte er das sogar noch toppen?

Offenbar hatte er genau die richtige Ader getroffen, als er dem Einäugigen beinahe so etwas wie Furcht unterstellt hatte. Zum Glück hatte er so reagiert, wie Cyrus es sich erhofft hatte, nämlich offensiv. Auch wenn er wirklich nicht erwartet hatte, dass Souta so weit mitspielen würde - was es ihm allerdings wirklich vereinfachte. Ein kühler Schauer lief ihm über den Rücken, als der Rothaarige den Finger über seine Kehle streichen ließ, um kurz darauf mit ihm nach oben zu wandern. Zugegeben, es gefiel ihm, das ließ sich wohl nicht abstreiten, aber dennoch hatte der Grund für diese ausgetauschten Zärtlichkeiten Vorrang: Es war eine kleine Show, um die anderen Gäste des Cafés zu schockieren, beziehungsweise ihnen die Röte auf die Gesichter zu treiben, was auch bisher recht gut funktioniert hatte. Über seine Worte, er habe keine Angst, musste er dennoch schmunzeln, schließlich würde sich genau das zeigen. Dabei war er sich sicher, dass Souta eben genau das tun würde, was er gerade verneinte: Aufgeben. Denn wahrscheinlich hatte er keine Ahnung, wie weit Cyrus dieses "Spiel" zu spielen bereit war, wahrscheinlich vermutete er nicht, dass der weißhaarige Mann, dem er gerade seine Lippen aufdrückte, durchaus mehr Interesse an ihm hatte, als nur im Rahmen ihrer Show. Aber wirklich, warum sollte er es Souta übel nehmen, dass dieser ihn küsste? Er war generell anbetungswürdig und lehnte es sicher nicht ab, von einem hübschen Wesen geküsst zu werden... ob nun männlich oder weiblich war da nebensächlich. Beide Geschlechter hatten ihre Vorzüge, wenn man ihn fragte.
*Ich bringe dich noch zum Aufgeben...*, durchzog es seine Gedanken, ehe er seine Lippen gegen Soutas bewegte und gleichzeitig mit der Hand, die er nun nicht mehr zum Abstützen brauchte, über seine Wange hinter seinen Kopf streichelte, um kurz darauf die Finger in die roten Haare seines Gegenübers zu krallen und ihn mehr in seine Richtung zu ziehen, sodass er nicht mehr der einzige war, der halb über dem Tisch hing. Während er mit zwei Fingern leicht die Stelle seines Hinterkopfes kraulte, an der Halswirbelsäule und Schädel eine kleine Kuhle bildeten, ließ er von Soutas Lippen ab und fuhr mit seinen eigenen stattdessen langsam über dessen Wange, bis er an seinem Ohr angekommen war, sodass er ihm mit ein wenig rauer Stimme hinein raunen konnte: "Ach wirklich? Du wirst nicht aufgeben? Das klingt tatsächlich nach einem Versprechen... Aber ich glaube nicht, dass du das durchziehen würdest, Souta-chan~" Neckisch schnappte er nach dem Ohrring des Jungen und zog leicht mit den Zähnen daran, ehe er den Blick an Soutas Hinterkopf vorbei in die Umgebung richtete - und Mühe hatte, nicht laut aufzulachen. *Man könnte das Gefühl bekommen, diese Leute würden sich nach ein wenig Herumgeschwule die Finger lecken, wie sensationsgeil kann man eigentlich sein?* "Denn wenn du nicht aufgibst...", er seufzte theatralisch auf, ehe seine Lippen wieder zu denen des Einäugigen wandern ließ, "...werden wir wohl wirklich den Ort wechseln müssen." Er grinste und hauchte mit gegen Soutas Mund gelehnten Lippen, diesmal wieder so laut, dass man es wohl ohne Probleme verstehen konnte "Wäre doch schade um das schöne Eis, nicht wahr?", bevor er ihre Lippen erneut zu einem Kuss vereinte und sich an den japsenden Geräuschen aus dem Hintergrund weidete.

Japsende Geräusche, keuchende Frauen und wedelnde Hände, um die Hitzewallungen zu vertreiben. Darauf war Souta aus. Er war definitiv nicht scharf auf Seraphim, überhaupt nicht. Egal wie er ausgesehen hätte, der Kettenmagier hätte das ganz genauso durchgezogen. Mit seinem besten Freund genau wie mit dem Kerl, den er nicht kannte. Es war ihm egal. Es amüsierte ihn, wie leicht die anderen Menschen zu manipulieren waren. Sie konnten tatsächliche Anziehungskraft nicht von ein bisschen Schauspielerei unterscheiden. Doch das wusste er bereits. Es ahnte ja auch niemand, dass sein Herz innig und verzweifelt einer einzigen Person gehörte. Selbst wenn er mit dieser Person unterwegs war und sein Leben aufs Spiel setzte, um sie zu beschützen, so würde niemand auf die Idee kommen, sie ein Paar zu nennen. Nahm er aber irgendeinen fremden Kerl, lud ihn auf ein Eis ein und tauschte heiße Küsse, so waren sofort alle Feuer und Flamme. Paradox, nicht wahr? Menschen nahmen oft nur die offensichtlichen Dinge war und schienen blind für kleine Gesten zu sein. Souta streichelte über Seraphims Wange, er küsste ihn mit halbem Körpereinsatz, weil er über den Tisch lehnte, aber er lächelte nicht so, wie er in der Gegenwart von Kabane-sama lächelte. Zwar strahlte er durchaus Wärme ab und sah fröhlich aus, aber für gute Beobachter sagte er damit nicht "Ich würde jederzeit für dich sterben" sondern ganz einfach "Mann, ich freue mir einen Ast!". Seraphim wäre sicher nicht auf all das eingestiegen, wenn er sich dessen nicht bewusst gewesen wäre. Der Rotschopf war mit vollem Körper dabei, aber nicht mit Herz. Das Herumgeknutsche und der Biss in seinen Ohrring heizten ihn kein bisschen auf. Sein Puls war normal, sein Herzschlag stetig wie eh und jeh. Obwohl er kicherte und sich kurz von den Lippen seines Gegenübers löste, um "Das wäre es..." zu keuchen, dachte er in Wirklichkeit nur darüber nach, wie weit er dieses Spielchen treiben würde. Es war klar, dass er nicht aufgab. Seinetwegen verlegten sie den Wettbewerb hier und jetzt auf den Cafétisch oder den Boden des Lokals, aber das konnte doch auch nicht das Wahre sein. Es gab schon mehr als genug Dörfer, in die er nicht mehr reisen durfte, wegen der wundervollen Bezeichnung einer sehr amüsanten Erinnerung: 'Öffentliches zur Schau stellen obszöner, anstößiger und beleidigender Inhalte gegenüber Respektpersonen.'
Tjaha. Autorität existierte eben nicht für ihn. Allerdings konnte es doch wirklich nicht soweit gehen, dass er das noch einmal riskierte? Seraphim wohnte in dieser Stadt, er hingegen nicht. Er wohnte am anderen Ende von Fiore, und stand nicht unter dem Schutzmantel der hiesigen Gilde. Nein, das konnte er nicht bringen. Nun, er konnte es. Aber er wollte nicht. Auch das war nicht ganz richtig...er DURFTE es nicht! Genau!
"Also schön, Seraphim...ich...Wir wissen beide, dass wir nicht aufgeben werden. Wärst du mit einem 'unentschieden' zufrieden?", wisperte er leise. Mit einem Lächeln, welches einen Hundewelpen vor Neid erblassen lassen konnte, zog er sich zurück und schmachtete ihn gekünstelt ein wenig weiter an, während er wieder etwas von dem Eis naschte. Es sollte ja nicht schmelzen. Übrigens...wäre vielleicht langsam der richtige Moment gekommen, um zu erwähnen, dass Souta keinen einzigen Jewel mehr übrig hatte, um das Eis zu bezahlen...? Vielleicht hätte er die Rose nicht unbedingt kaufen sollen...

Unentschieden?! Offenbar verhielt es sich genauso, wie er es erwartet hatte, sein rothaariger Spielkamerad bekam kalte Füße und versuchte nun, mit heiler Haut und wenigstens ohne sein Ansehen komplett zu ruinieren aus der Affäre herauszukommen. So ein Pech aber auch, dass Cyrus keinesfalls gewillt war, dieses ach so großzügige Angebot anzunehmen, da er seines Erachtens a) nicht verlieren konnte und b) nicht derjenige war, der hier den Schwanz einzog, sondern Souta höchstpersönlich. Er war ihm deswegen nicht grimm oder gar enttäuscht - wie käme er denn dazu. Es hätte sicherlich etwas gehabt, dieses Spiel zu Ende zu spielen, auch wenn er dazu wahrscheinlich noch tiefer in die Trickkiste hätte greifen müssen, aber die Reaktionen des unfreiwilligen Publikums der beiden reichten ihm schon beinahe. Insofern konnte es ihm relativ egal sein, was die beiden hier weiter trieben. Er war ja prinzipiell jemand, der alles überall tat - aber in einem Café, in dem die Gäste sowieso gerade erschwitzten? Nicht so unbedingt sein Fall. Wenn er nun dieses unentschieden zurück wies... was würde der Einäugige dann tun? Wenn er dieses Spiel weiter zu treiben gedachte, dann würde er seine Stellung nicht mehr halten können - und vielleicht wusste dieser das auch. Somit hatte Souta ein kleines Problem, wenn Cyrus sein Angebot nicht akzeptierte: Aufgeben oder bis zum bitteren Ende durch?
"Aber Souta-chan, die Antwort weißt du doch bereits~", säuselte er und schob sich einen Löffel Eis zwischen die Lippen, ließ sich Zeit, zu antworten, ehe er die metallene Rundung drehte und grinste - einen Augenblick eindeutig feixend, dann wieder sein normales Permagrinsen. "Natürlich nicht." Und was tat Souta nun? Angebot abgelehnt, Cyrus schien nicht in der Laune dazu, sich den Titel (Wie auch immer dieser lautete) von einem Jungen streitig zu machen, obwohl dieser eindeutig in der schlechteren Position war. Er hatte halbe Narrenfreiheit in Oshibana, er war nicht nur in der Gilde, die Dragonslayer verehrte, sondern auch dafür bekannt, dass er in manchen Situationen gerne über die Stränge schlug, in allen anderen aber durchaus (zurechnungs-)fähig war. Er konnte nämlich auch anders, kultiviert, zurückhaltend und gesellschaftsfähig... er konnte, wenn er denn musste. "Man könnte beinahe meinen, du würdest kalte Füße bekommen, Souta-chan." Den Hundblick ignorierte er mal wieder. Ach und nein, Souta sollte erst gar nicht auf die Idee kommen, ihm die Kosten für sein Eis zu überlassen, da die Antwort darauf sich wenig von der gegebenen unterscheiden würde. Und er wollte doch ungerne Hausverbot in diesem wunderbaren Café, oder?

Souta hätte durchaus damit leben können, dass Seraphim 'Nein' gesagt hatte. Kein Problem. Das zeigte nur, dass er sich nicht getäuscht hatte, was den Weißhaarigen anging. Er war wohl genauso erpicht auf Spaß und Vergnügen wie er selbst, egal zu welchem Preis. Im Prinzip waren sie wohl zwei Seiten derselben Medaille. Während der Kettenmagier vor allem auf Natürlichkeit und ein Auftreten baute, dass vor lauter Romantik schon beinahe wehtat, mochte sein Gegenüber wohl eher der sarkastische, geheimnisvolle Typ sein. Sie hatten sich geküsst und mit Eis gefüttert, aber Souta wusste immernoch äußerst wenig über ihn. Ob das Absicht war konnte er nicht genau einschätzen. Die Aura, die von ihm ausging war interessant und erinnerte ihn daran, dass er es hier nicht mit einer seiner hirnlosen Püppchen zu tun hatte. Seraphim hatte zu jedem Augenblick genau verstanden was mit ihm geschah und es über sich ergehen lassen. Wobei...hatte er nicht mehr oder weniger die Kontrolle an sich gerissen, indem er ihn immer wieder übertraf? Konnte es sein, dass er dem Kettenmagier unbewusst den weiblichen Part dieser kleinen romantischen Auseinandersetzung zugeschoben hatte und er es - ohne es überhaupt zu merken - angenommen hatte? Hmpf. Selbst wenn es eine pseudo-schwule Show war, die sie hier abzogen. Souta war ein Mann. Er war stolz auf seine Männlichkeit und würde sich sicher nicht unterbuttern lassen. Und mit diesem Gedanken im Kopf wirkte der Ausspruch, dass er kalte Füße bekommen hätte natürlich ganz anders. Wie hatte er diese Tatsache nur übersehen können? Er wurde ja sogar 'gechant'. Seraphim spielte mit ihm und er war so dumm gewesen geradewegs darauf hereinzufallen! Aber...machte es nicht irgendwie auch Spaß? War es nicht eine nette Abwechslung gewesen auf ganz andere, bisher undenkbare Weise seine Umgebung zu beeinflussen? Nun...warum sollte er nicht noch einen Schritt weiter gehen? Doch diesmal würde er die Rollen eindeutig festlegen!
Der Magier war schnell, aber das wusste man ja bereits. Außerdem war er gelenkig, das musste man sein, um zumindest etwas Freude an seinen liebsten Hobbies zu haben. Diese beiden Fähigkeiten nutzte Souta nun aus, um den Spieß umzudrehen. "Kalte Füße? Pah!", rief er grinsend und hüpfte mit Schwung auf seinen Stuhl, der fröhlich zu kippeln begann. Kurz bevor dieser mit lautem Gepolter auf den Boden krachte, wechselte der Rotschopf akrobatisch auf den Tisch, umfasste Seraphims Handgelenke, während er balancierte, darauf bedacht die Eisbecher nicht umzuwerfen. Doch dieser kleine runde Cafétisch diente ohnehin nur dazu, sich abzustoßen. Lachend und so schnell, dass Seraphim vermutlich nur wenig Zeit blieb um darauf zu reagieren, hoppste er von der Tischkante geradewegs auf seinen Schoß und riss den Weißhaarigen mit sich, so dass sie sich plötzlich in der Horizontalen befanden. Rittlings auf seinem Bauch hockend, versuchte er seine Hände auf den Boden zu nageln und näherte seine Nase der seinen, bis über beide Ohren grinsend. Anfangs waren einige Cafébesucher aufgesprungen, weil sie dachten, dass es gleich eine Schlägerei geben würde, doch nun hatte sich wieder das allgemeine Gejauchze und Gejappse eingestellt, denn so wie Souta auf ihm saß, die Haare in sein Gesicht hängend, weil ihm das Stirnband während des gewagten Sprunges abhanden gekommen war, sah es so aus, als wäre er kurz davor, ihn noch einmal zu küssen. In Wirklichkeit jedoch hielt er nur seine Lippen neben Seraphims, um zu flüstern: "In diesem Falle geht es also bis zum bitteren Ende...Ich überlasse dir den ersten Schritt. Du darfst übrigens auch gerne aufgeben...hihi." Nun, wie würde er wohl darauf reagieren, dass der Rotschopf seiner impulsiven Ader nachgegeben hatte? Denn eigentlich war diese Aktion nicht einmal so ungewöhnlich, wenn man Souta hieß. Sie war sogar eine seiner beliebtesten Strategien, um zu bekommen, was er wollte. Wer sagte denn schon 'Nein', wenn er von einem attraktiven jungen Mann auf den Boden genagelt wurde...?