Souta hatte nicht vor, Naomi zu versichern, dass sie ihn nicht nerven konnte. Er wollte sie nicht flachlegen und sparte sich daher überflüssige Komplimente, überflüssig deshalb, weil er bezweifelte, dass sie ein solches von ihm erheischen wollte und stattdessen einfach nur anbot, den Tag mit ihm zu verbringen. So war der Kettenmagier nun einmal: Betrat ein Gebäude und fand direkt Gesellschaft für ein paar Stunden, die ihm sogar recht gelegen kam, schließlich war er ungerne alleine und konnte ein wenig menschlichen Kontakt immer gebrauchen. Aus diesem Grund nickte er auch auf ihr Angebot hin, was man natürlich genauso als Antwort auf ihre letzte Aussage aufnehmen könnte, die seinen Apfelstrudel betraf. Er freute sich wirklich schon darauf und hätte bereits auf den Tisch gesabbert, wenn er sich nicht für sie zusammenreißen gewollt hätte. Man verteilte schließlich nicht einfach so Körperflüssigkeiten vor noch wildfremde Leute, das war ungünstig. Statt sich also zu blamieren, beobachtete er das Mädchen dabei, wie sie ihren Srudel aß und verschränkte die Arme. „Heh, ich hätte nichts dagegen, wenn du mich begleiten würdest, Naomi. Und ich weiß, was du meinst. Ich wohne fast direkt nebenan, in dem Gebäude da drüben ...“ Er grinste und wies dann mit einer Hand auf das betreffende Haus, welches tatsächlich eines der hübscheren Apartmentts beherbergte, die er je bezogen hatte. Vielleicht konnte er dem Mädchen ja zeigen, wie er wohnte, aber er hütete sich, diese Frage zu stellen, weil das vielleicht etwas merkwürdig klingen könnte und er wirklich nicht wollte, dass sie irgendetwas Falsches von ihm dachte. Am Ende traf er dann noch ihre Eltern und musste sich rechtfertigen, was extrem seltsam werden konnte, wenn man nicht darauf achtete, was man sagte. Er würde sich daher darauf beschränken, ihre Tageswünsche zu erfüllen und zu schauen, ob man in dieser Stadt genug Spaß für zwei haben konnte, was ja nicht ganz ausgeschlossen sein sollte, sein bester Freund amüsierte sich hier ja auch regelmäßig. „Ich bin noch nicht lange hier … Hast du irgendwelche Vorschläge, was man unternehmen könnte?“

Scheinbar war es okay, dass sie ein wenig Zeit mit ihm verbrachte, doch noch im selben Satz ließ er ihre Welt ein Stück weit mehr bröckeln. Hatte er doch gerade gesagt, dass er in dem Haus wohnte, in welchem auch Seraphim seine Wohnung zu haben pflegte. Er würde doch wohl nicht auch mit dem Dragonslayer zusammenwohnen? Wie könnte sie danach fragen, was könnte ihn dazu bringen dies zu verraten, ohne zu zeigen, dass sie sich schon mehr zusammenfantasierte, als er bisher glauben mochte. "Oh das Haus ist hübsch, wohnst du sehr weit oben? Der Ausblick muss herrlich sein, wenn man weit oben wohnt." Das war er in der Tat, Naomi war schon auf dem Balkon des Dragonslayers gewesen und hatte auf die Stadt hinab gesehen, aber viel schöner war es mit ihm zu fliegen, einfach so dahinzugleiten. Leicht seufzte sie, als sie an den kleinen Ausflug dachte, bei dem er sie über die Stadt hinweg getragen hatte. Zu Hause hatte es ein heftiges Donnerwetter von Onkel Gideon gegeben, welcher nicht so begeistert von Naomis Ausflug gewesen war und in der Tat etwas angefressen, weil auch der Hauslehrer an diesem Tag nicht ins Haus zurückgekehrt war. Doch das war es Naomi wert gewesen, mühsam ernährte sich das Eichhörnchen und das kleine Engelchen sogar noch mühsamer, doch irgendwann würde es klappen.
Bei einer Unachtsamkeit war ihr etwas Vanillesoße aus dem Mund gelaufen, sehr peinlich, denn sie hatte bereits ihr Kinn erreicht und ein Tropfen löste sich davon. Doch die Hand des Mädchens hatte schon reagiert und fing diesen ab. Eigentlich wollte sie ihn gerne ablecken, die schöne Vanillesoße, aber nein das gehörte sich nicht. Brav nahm das Mädchen eine Serviette und wischte sich zuerst über das Gesicht und dann über die Hand. "Wie ungeschickt von mir", murmelte sie entschuldigend und lächelte. Als Souta dann sagte, er wäre noch nicht so lange hier, und dass sie doch deshalb Vorschläge unterbreiten sollte, schob sie sich ein weiteres Stückchen Apfelstrudel in den Mund und kaute überlegend darauf herum. "Also ein Schaufenster bummel ist immer sehr lustig, natürlich kann man sich auch gut irgendwo ins Grüne legen und nichts tun, kommt ganz darauf an, was du gerne tust", meinte sie und beobachtete ihn dabei. Was würde wohl passieren, wenn Seraphim die Zwei hier sitzen sah, zusammen. Ein gefundenes Fressen vielleicht?

Entweder war Naomi sehr gut im Raten oder sie lebte selbst in diesem Haus, wobei das eigentlich nicht sein konnte, weil Souta glaubte, dass er einem Großteil der Leute, die dort ein- und ausgingen schon einmal begegnet war und er hätte es wohl gemerkt, wenn jemand doch recht Hübsches dort gewohnt hätte. Vielleicht hatte sie aber auch einfach die Höhe des Gebäudes gesehen und das war ihre erste Assoziation gewesen. Manchmal wurde er regelrecht paranoid … „Ja, ich wohne ziemlich weit oben. Der Ausblick von ganz oben ist toll!“ Das war er wirklich. Wenn man sich abends in eine Decke wickelte und dann an den Balkon stellte und auf die florierende Nachbarschaft hinabblickte, gab es kaum eine schönere Stadt als Oshibana Town. Nicht einmal der rege Hafen von Hargeon konnte dagegen anstinken, doch das mochte vielleicht auch daran liegen, dass dieser Ort gleichzeitig Neuanfang und Unberührtheit versprach, Dinge, die Souta dringend gebraucht hatte. Natürlich gab es auch noch viele andere Vorteile an der Wohnung unter dem Dach, doch er bezweifelte, dass er Naomi davon erzählen konnte, ohne ihr unschuldiges Herz zu verschmutzen. Stattdessen beobachtete er eher den Tropfen Vanillesoße an ihrem Kinn und schmunzelte ein wenig. Wenn sie nicht so jung wäre, würde er ja … Nein. Sie sah aus wie seine Schwester, das war tabu. Selbst wenn sie ihn in ihrer grenzenlosen Naivität darum bat, sich mit ihr ins Grüne zu legen. Das konnte er einfach nicht tun. „Oh, ich habe absolut nichts dagegen, wenn wir uns irgendwo hinlegen und die Wolken angucken oder so.“ Er lächelte und hoppste etwas auf seinem Stuhl, als auch endlich sein Apfelstrudel gebracht wurde, den er anstarrte, als wäre es ein Geschenk der Götter. Vielleicht stimmte das – das Essen hier war großartig. „Warst du schonmal in dem Haus? Wir können uns ja später was Richtiges zu essen besorgen und bei mir rumhängen.“ Da hatte er sie doch eingeladen, aber was sollte man machen … Sie war eben knuffig.

Paranoia war auch Naomis zweiter Name geworden, hatte er eben sehr weit, oder ganz oben gesagt, er hatte nicht ganz oben gesagt, oder? Vielleicht lebte er auch ganz oben und wollte es nur nicht genau sagen. Allerdings wollte sie nun auch nicht nachfragen, immerhin wäre das etwas merkwürdig und würde in ihm wahrscheinlich dumme Fragen in den Mund legen. Dann schien er einen Vorschlag für den weiteren Verlauf des Tages zu haben, sich irgendwo hinzulegen und hauptsächlich gar nichts zu tun, klang nach einer guten Idee, sicher würde sie auch noch ein wenig mehr von ihm erfahren. Also nickte sie zustimmend: "Das klingt nach einem guten Plan, ich liege gerne irgendwo im Grünen. Kuschelst du eigentlich gerne?" Wieso ausgerechnet das von Bedeutung war? Natürlich hatte es eine Bedeutung für sie, sie kuschelte gerne, der Körperkontakt zu anderen Menschen war ihr schrecklich wichtig und sehr angenehm. Wenn sie also schon mit ihm Zeit verbrachte auf einer grünen Wiese liegend, konnte sie genauso gut an seiner Seite liegen und mit ihm kuscheln, oder?
Nun kam endlich seine Bestellung, Naomi hatte ihre schon fast vernichtet. "Guten Appetit", er schien sich zu freuen und das freute sie. Die Freude anderer Menschen, als Quelle der eignen Freude zu nehmen, machte es umso angenehmer, anderen eine Freude zu machen. Das brachte sie dazu an Ren zu denken, dem sie definitiv noch eine Freude machen wollte. Vielleicht sollte sie ihm eine Flasche guten Wein suchen, damit konnte man ihn sicher begeistern. Dann fragte Souta, ob sie schon mal in dem Haus war und sie nickte: "Ein Gildenkollege wohnt dort, deshalb bin ich schon dort gewesen." Dass dieser Kollege ihr allerliebster Freund war und dass sie Souta deswegen am liebsten den Hals umdrehen wollte, musste sie ja nicht erwähnen, aber die Einladung war gut, es wäre nur schrecklich dann in Seraphims Küche zu sitzen, wo er damals Waffeln für sie gemacht hatte, hoffentlich lebten die Zwei nicht zusammen. "Die Einladung nehme ich gerne an."

Ob Souta gerne kuschelte? Was war das denn für eine Frage? Für einen Augenblick schwebte die Gabel des Rotschopfes in der Luft, beladen mit einem riesigen Brocken vor Soße triefendem Apfelstrudel, während sich das grüne Auge hob und Naomi anstarrte, unsicher, ob er sie richtig verstanden hatte. Es war schon möglich, dass er sich verhört hatte, weil er sich so sehr auf sein Essen konzentriert hatte, da verstand man manchmal die merkwürdigsten Sachen. Andererseits war sie vielleicht einfach so unschuldig, dass sie gerne mit wildfremden Menschen knuddelte – oder sie stand auf ihn. Alles nicht direkt von der Hand zu weisen. Wenn er so darüber nachdachte, störte ihn das ja eigentlich kaum. Souta hatte schon mit Frauen geschlafen, mit denen er weniger Worte gewechselt hatte, da war es wohl okay, wenn er mit einem hübschen, netten Mädchen in lauterer Absicht auf einer Wiese kuschelte, wo jeder sie sehen konnte und sich davon überzeugen konnte, dass er nicht vorhatte, sie zu schänden oder so. Nicht, dass sie wie eine Fünfjährige aussah, aber dennoch … Er wollte sie ungern unglücklich machen, weil er derzeit keine Affären anfing. Runterspielen, also. Mit einem Lächeln futterte er also seinen Strudel, was seine Wangen zu aufgeblähten, nicht allzu sexy wirkenden Hamsterbacken machte, doch er hörte ihr immernoch aufmerksam zu und wartete, bis sich eine Gelegenheit ergab, ihr auf die Frage nach dem Kuscheln zu antworten. Leider vergaß er seine zurechtgelegten Worte sofort wieder, als sie etwas von einem Gildenkollegen erwähnte … Was so betrachtet recht traurig war, aber erstaunlich gut zu seiner mückenartigen Aufmerksamkeitsspanne passte. Wenn man nun kurz sämtliche Informationen rekapitulieren wollte, die der Kettenmagier von Naomi hatte, ergab sich aber auch nur eine Person, auf die diese Beschreibung zutreffen konnte. Abgesehen davon, dass jener bestimmte Kerl es sowieso immer schaffte, Soutas Konzentrationsfähigkeit rasant zu erhöhen, brachte das doch Grund zur Sorge. Meinte sie nun Seraphim, bedeutete dies, dass sie schon einmal bei ihm gewesen war. Nun lud sein bester Freund allerdings – soweit er wusste – Frauen nur aus einem ganz bestimmten Grund zu sich ein und das würde bedeuten, dass er schon wieder das unwahrscheinliche Glück hatte, einem von Seraphims Betthäschen über den Weg zu laufen. Wunderbar, das war das neue Highlight diesen Tages. Na ja … vielleicht waren sie auch nur geschäftlich in seiner Wohnung gewesen? Hatten Tee getrunken oder so? Er sollte schließlich nicht annehmen, dass der Weißhaarige keine weiteren guten Freunde haben konnte, das war schließlich lächerlich. Er hatte ihn Monate lange allein gelassen, klar würde er sein Herz irgendwann noch für eine weitere Person öffnen, das war doch ganz klar – er sollte aufhören, seine Gabel zu umkrampfen. Stattdessen musste er einen interessierten Blick aufsetzen und seine Theorie prüfen – womöglich wohnte ja noch ein Gildenmagier in ihrem Haus. „Eh – du kennst aber nicht zufällig einen … 'Seraphim'? Groß, weiße Flauschaare ..“ Soutas Mundwinkel zuckte zu einem Grinsen, das er sich nicht ganz verkneifen konnte, „Das wäre ja wirklich ein Zufall, das ist nämlich der Freund, von dem ich vorher schon gesprochen habe! Wie klein die Welt doch ist!“

Er sah irgendwie niedlich aus, mit den apfelstrudelgefüllten Hamsterbacken. Fast verlocken einfach drauf zu drücken und abzuwarten, ob die Vanillesoße wieder herauslief. Auf ihre erste Frage schien er gar nicht mehr eingehen zu wollen, nun vielleicht war es doch etwas zu persönlich gewesen. Nun gut, dafür schien er aber genau zu wissen, zu wem sie gegangen war. Er kannte Seraphim, natürlich kannte er ihn. Immerhin besuchte er den Magier sicher oft und das nicht nur in seiner Wohnung, sondern auch in seinem Bett. Naomi konnte es ihm nicht übel nehmen, der Himmelsdragonslayer war ein hübscher Kerl und auch Souta war, zumindest nach ihrem Empfinden wirklich hübsch. Die gesamte Gilde bestand eigentlich aus wirklich hübschen Kerlen, denen sie generell sehr nah kommen konnte. Seraphim teilte mit ihr gerne ein Bett, wenn sie zusammen irgendwo übernachteten, auch Ren hatte dem zugestimmt und sie sogar durch die Gegend getragen und nun würde sie dem Rotschopf kennenlernen. "Ja ihn habe ich damals gebeten mich auf eine Quest zu begleiten und er hat mir damals leckere Waffeln gemacht, obwohl, ich glaube er mag keine Kinder, aber er ist wirklich höflich", bemerkte sie, immerhin sollte sich der Junge nun keine falschen Gedanken machen. Dass es dafür schon zu spät war, konnte sie nicht wissen.
Nun erledigte sie ihren Apfelstrudel und leerte ihre heiße Schokolade. "So nun bin ich satt, ein Kleines wenig auf der Wiese liegen klingt mehr als perfekt, um das Ganze zu verdauen", irgendwie freute sie sich sogar darauf, wieso konnte es nicht einfach auch mal einen Menschen geben, der sie ebenso liebte und einzig und allein für sie da war, war das egoistisch? Gute Frage eigentlich. Sie verschränkte die Arme auf dem Tisch und legte den Kopf darauf und blickte zum Souta. Jemand der sie lieb hatte und immer für sie da war, wenn es ihr schlecht ging. Gut immer da, war Masaru auch und er war wirklich ein lieber Kerl, aber er war dafür bezahlt immer an ihrer Seite zu sein und er war eben nett, das war alles. Jetzt wo sie den Rotschopf vor sich hatte, konnte sie verstehen, dass sie niemals das Wichtigste in Seraphims Leben sein würde, so lang es ihn gab. "Souta-kun hast du eigentlich Geschwister?", merkwürdige Frage für einen merkwürdigen Moment, aber er schien sympathisch und irgendwie hatte er den Charme eines großen Bruders, der einen immer behütete.

Ja, in Seraphim schlummerte wohl ein kleiner Spitzenkoch, der nur darauf wartete, ans Tageslicht zu geraten. Souta fand beispielsweise, dass der Weißhaarige sich aufgrund seines Geruchsinnes theoretisch perfekt zum Verfeinern von Speisen eignete und somit eigentlich einen tollen Chefkoch abgeben würde, aber leider ließ dieser sich so schwer von seiner momentanen Berufung abbringen, wo er seine Gilde doch mochte und gerne ein mächtiger Magier war. Sein Glück war es wohl eher, dass man den lieben Himmelsmagier meist nicht bitten musste, wenn man sich von seinen Nahrungsvorräten bedienen wollte – obwohl. Er tat es einfach nicht und plünderte dessen Kühlschrank eben einfach so, aber weil er dafür noch keine wirklich schlimme Standpauke gekriegt hatte, nahm er es nicht als allzu verheerend an. Irgendwie konnte der Andere ja anscheinend Luft essen oder so, aber er hatte nicht wirklich aufgepasst, als man ihm das zu erklären versuchte, weil er damals mit anderen Dingen beschäftigt war, die er vor Naomi nicht aussprechen würde. Stattdessen verputzte er seinen Apfelstrudel im Rekordtempo und lauschte ihren Erzählungen. Waffeln waren wirklich ein häufiger Gast in Seraphims Küche, wogegen er natürlich überhaupt nichts einzuwenden hatte … „Ja, Kinder sind ein heikles Thema bei ihm“, gab er nun zu, weil das ja auch absolut der Wahrheit entsprach. Es war zwar herzallerliebst gewesen, wie er sich damals um Sakkaku-chan gekümmert hatte, während er selbst halbtot auf seinem Sofa hing und Souta hatte noch Wochen danach metaphorische Milch produziert, einfach weil das Bild allzu göttlich gewesen war, wie der Weißhaarige mit der Kleinen umgegangen war, aber das war vermutlich einfach nur deshalb so herzlich gewesen, weil er Angst vor Soutas Zornesreaktion gehabt hätte. Schließlich hatte er zweimal mit der Ermordung des Babys gedroht, das war dann doch eher beunruhigend. Nein. Seraphim und Kinder passten wohl nicht zusammen. Schade … Nicht. Er selbst hatte auch so seine Probleme mit den kleinen Bälgern, auch wenn er sich um sie kümmern konnte … „Aber Naomi-hime, du bist doch kein Kind.“ Sie war tatsächlich eher eine Jugendliche. Und sie wollte mit ihm auf einer Wiese liegen und kuscheln, diesen Wunsch würde er ihr erfüllen, jetzt wo er wusste, dass sie dieselben Kontakte wie er hatte war das auch nicht mehr so seltsam wie zuvor. Der Freund meines Freundes und so …
Und sie traf ziemlich genau mit ihrer Frage ins Schwarze. Hätte Souta sein ganzes Leben lang nicht damit verbracht, auf derartige Fragen mit lockeren Antworten zu reagieren, hätte er sich gefragt, ob sein bester Freund vielleicht geplaudert hatte, wo es ihm doch etwas merkwürdig vorkam, da so direkt danach zu fragen – aber das war vermutlich Zufall. Also schüttelte er nur den Kopf und zuckte mit den Schultern, was fast schon zuviel der Ablenkung war, ehe er etwas Geld aus der Tasche holte, es auf den Tisch legte – genug für sie beide, er war ein Gentleman – und ihr dann die Tür zum Ausgang aufhielt. „Nein. Ich befürchte, ich bin nicht wirklich ein Familienmensch...“

tbc Park "Jadeschlange"

cf: Die Straßen von Oshibana Town

Da war Alistair wohl mal wieder zu forsch und zu neugierig mit seinen Fragen gewesen. Aber es war ja nicht so als wäre solch eine ablehnende Reaktion neu für ihn und daher machte es ihm auch nicht großartig etwas aus, dass Naomi ihm nicht antworten wollte. Etwas verwundert merkte er dann jedoch, dass sie offenbar auf eine Genehmigung von diesem Jonathan wartete. Erneut zog er, leicht verwundert, seine Augenbraue hoch, als der Rothaarige mit einem Grinsen vorschlug, dass Naomi dafür, dass sie in das Café ging, auf etwas anderes verzichten könnte. Aber es war Alistair nur recht, dass sie sich einverstanden zeigte, denn so hätte er mehr Gelegenheiten Neues in Erfahrung zu bringen. Und da es ihm egal war, wo er das tat, fügte er sich, mit einem Nicken, auch der Wahl des Cafés, dessen Name er sich auch sogleich aufschrieb. Er war schon gespannt, um was für einen Laden es sich dabei handeln würde und ob sie wohl auch etwas Süßes im Angebot hatten. Bevor er sich jedoch genauer Gedanken darüber machen konnte, zeigte er sich mal wieder verwundert über die Worte des Rothaarigen. Und auch seine, wirklich besitzergreifend wirkende, Ergreifung ihres Armes entging dem jungen Dragonslayer nicht. Noch mehr als vorher fragte er sich inzwischen, was für eine Beziehung zwischen den beiden bestand, aber nachdem sie ihn eben schon so abgewimmelt hatte, fragte er lieber erst mal nicht nach. Kurz bevor sich die kleine Gruppe dann schließlich in Bewegung setzte, fiel ihm noch etwas auf, das er ohne seine gute Auffassungsgabe wohl nicht bemerkt hätte. Was dieser Ciel ihr da wohl in die Hand gesteckt hatte? Das würde er ihn später mit Sicherheit noch fragen. Insgesamt war der blauhaarige Kerl ziemlich interessant für Alistair, vor allem wegen seines Geruchs. Warum nur kam ihm dieser Geruch irgendwie bekannt vor? Er war sich sicher, dass er den jungen Mann vorher noch nie getroffen und auch diesen Geruch vorher noch nie gerochen hatte. Dennoch hatte er irgendwie etwas Nostalgisches an sich. Der Weißhaarige nahm sich vor den Grund noch herauszufinden, auch wenn er Ciel mit noch so vielen Fragen dafür löchern muss. Als dieser dann meinte, dass sie nicht allzu weit laufen müssten, nickte Alistair ihm zu und setzte sich, nachdem er mit einer raschen Handbewegung eine verrutschte Haarsträhne aus seinem Gesicht gewischt hatte, dann ebenfalls in Bewegung, um den anderen zu folgen.

Vor dem Café angekommen musste er feststellen, dass dieses von außen kaum eine Besonderheit aufwies. Im Großen und Ganzen war es von außen im gleichen Stil gehalten wie der Rest der Stadt und nur das Schild wies es als ein Café aus. Ein Blick durch eines der Fenster zeigte ihm, dass auch im Inneren allzu besonders ist, abgesehen von dem großen Graffiti, das an einer Wand zu finden war und den Namen des Cafés zeigte. Natürlich schrieb Alistair diese Sachen, ebenso wie den Weg zum Café, auf, ehe er sich an die anderen wandte. „Ich nehme an, das dürfte es sein, oder? Wollen wir hinein gehen?“

OOC: Tut mir leid, dass ich dafür jetzt so lange gebraucht habe. Kommt, hoffe ich, nicht wieder vor. :3

Je näher sie dem Café kamen, desto größer wurde Naomis Wunsch sich einfach von ihrem Begleiter loszureißen und in das Gebäude zu laufen, welches neben dem Café in die Höhe ragte. Denn dort, das wusste sie, gab es mindestens einen Menschen, den sie nur zu gerne jetzt sehen wollte. Das letzte Mal hatte sie ihn im Examen gesehen und war nicht besonders nett gewesen, wahrscheinlich, um ihr Leben nicht noch schwerer zu machen, doch nun war sie wieder so nah bei seiner Wohnung und es war so schwer. Doch wahrscheinlich würde er sie nicht wiedererkennen, denn sie hatte sich deutlich verändert. Diese Veränderung war mehr als überfällig gewesen, sie hatte schon gefürchtet sie musste für immer aussehen wie ein kleines Mädchen. Doch da oben wohnte auch noch jemand anders, ein weiterer Rotschopf und wie bei den meisten anderen Rothaarigen in ihrem Leben war ihr nicht wohl dabei. Doch er hatte eine nähere Verbindung zu Seraphim, wahrscheinlich sogar verdient, immerhin hatte er es nicht so weit, konnte einfach zu ihm gehen und da sein. "Ich denke wir sollten hinein gehen", Jonathan zog sie langsam Richtung der Café Tür und ging dann mit ihr hinein in die kleine idyllische Oase des Cafés und nun sah sich das Mädchen wieder um und erkannte weitere Dinge.
Die Kellnerin, die sie eines Morgens in der Wohnung des Dragonslayers gesehen hatte. Während das kleine Mädchen damals auf dem Sofa Waffeln gegessen hatte, war sie noch schlafend in seinem Bett gewesen. Eines der Mädchen, denen er nicht so schnell entsagte wie anderen, was hatte sie, was andere nicht hatten? Zielstrebig machte sie sich auf den Weg zu einem Tisch in der Ecke, dort hatte sie damals gesessen als sie Souta getroffen hatte, durch einen Zufall hatten sie sich getroffen und einen netten Nachmittag verbracht. Es war merkwürdig gewesen, aber Naomi hatte sich zwar so schrecklich gefühlt an diesem Tag, aber es war doch auch schön gewesen, wieder etwas Ruhe zu haben, jemanden zu haben, der sie in den Arm nahm, einfach nur so? Nun allerdings war sie mit den anderen unterwegs, Menschen von denen sie zwar zwei kannte, doch alle nicht wirklich gut. Die junge Frau ließ sich auf einen der Stühle nieder und ihr Begleiter setzte sich neben sie. Was würde sie wohl von ihm zu Essen serviert bekommen? Er war immerhin noch der Tongeber, auch wenn sich das bald ändern würde. Ja bald würde sie ihre Flügel ausbreiten und davonfliegen, weit weg von allem, sie konnte nicht mehr lange bleiben, nicht hier.
Nachdem sich alle an den Tisch begeben hatten kam besagte Kellnerin zum Tisch und fragte mit einem freundlichen Lächeln: "Was kann ich für sie tun?" Jonathan reagierte auf ihre Frage und sah auf. "Zwei heiße Schokoladen und zwei Apfelstrudel bitte", er sah Naomi an, sie war mit der Wahl mehr als einverstanden, scheinbar kannte er sie inzwischen doch schon etwas besser, als sie erwartet hatte. "Genau das wäre auch mein Wunsch gewesen", bestätigte sie ihm und wartete dann, bis die anderen bestellt hatten um dann noch etwas nachzusetzen: "Wie geht es denn dem jungen Mann der im Penthaus wohnt, sie wissen das doch sicherlich oder?" Die Frau schluckte und schüttelte leicht den Kopf: "Ich weiß nicht wovon sie reden, ich kümmere mich erst mal um die Bestellungen", damit verschwand sie.

Es überraschte Ciel, dass Naomi in der Lage war nicht eine Miene zu verziehen, als er einfach von hinten nach ihrer Hand griff und den Ring in ihr verstaute. Gut, er hatte relativ schnell und in einer unbemerkten Sekunde reagiert und dennoch hatte er erwartet, dass sie bei dem überraschenden Kontakt wenigstens zusammen zucken würde. Offensichtlich war die hübsche Blondine doch abgebrühter als er sie zunächst eingeschätzt hatte oder fühlte sie sich eventuell einfach in der Gegenwart ihres massigen Beschützers so sicher, dass sie nicht einmal mit einem Angriff rechnete? Wie auch immer die Wahrheit aussah, der Valentine hatte keinerlei Zeit sich nähere Gedanken zu machen, denn es dauerte nicht lange und sie waren bei dem gewünschten Café angekommen. Ein Tisch, an dem alle vier gemeinsam Platz hatten war recht schnell gefunden und alsbald hielt der Achtzehnjährige die Speisekarte in der Hand und überflog kurz die Ansammlung der essbaren Gerichte. Alles was auf der Karte zu finden war übte nur mäßigen Reiz aus und kurz war er versucht ganz einfach einen Besteckkasten zu bestellen, als die Bedienung schließlich an die kleine Runde trat. Leider hätte er sich damit wohl relativ schnell als Dragonslayer enttarnt und das war etwas, dass er vor allem mit Alistair als Begleitung vorerst vermeiden wollte, weshalb er sich für ein völlig alltägliches Gericht entschied. "Ich hätte gerne ein Brötchen mit Tomaten und Mozzarella. Und einen Kaffee, schwarz, wenn das möglich wäre.", meinte er und lehnte sich vorsichtig in seinem Stuhl zurück, während er sich beinahe müde durch das blaue Haar fuhr und die Augen schloss. Die letzten Tage waren anstrengend gewesen und er konnte ein wenig Erholung brauchen. Leider war diese mit dem plötzlichen Auftauchen des Weißhaarigen gleich null und nichtig geworden, weshalb auch seine Laune sich langsam ins Säuerliche geschlichen hatte. Konnte man nicht einen einzigen Tag ohne unvorhersehbare Ereignisse verbringen? Ciel hasste Überraschungen und die meiste Zeit über machte er auch keinerlei Hehl um diese Abneigung. Kurz massierten die schlanken Klavierfinger des Jungen seine Schläfen, dann schlug er die Augen auf und musterte Alistair scharf. "Du hattest eben etwas von deinem Vater erwähnt. Darf man davon ausgehen, das du ein Dragonslayer bist?" Das würde wie bereits erwähnt den seltsamen und gleichzeitig vertrauten Geruch und sein Interesse an eben jener Lostmagic erklären. Und dennoch schaffte es diese Erkenntnis nicht, das Misstrauen aus der Stimme des Valentines vollständig zu verbannen. Sein Gehirn arbeitete mittlerweile wieder auf Hochtouren und versuchte angestrengt sich an irgendein Wort von Metallicana zu erinnern, mit welchem dieser eventuell den Weißhaarigen vor ihm erwähnt haben könnte. Andererseits war diese Anstrengung wohl vergebens, hatten sie doch relativ selten über die anderen Schüler der Drachen gesprochen. Von Sylvana und Seraphim hatte er schließlich vor ihrem Treffen auch nichts gewusst und insgesamt war die Beziehung zu seinem Ziehvater ohnehin nicht die Beste gewesen. Außerdem war er lange nicht naiv genug, davon auszugehen, dass sein Titel als Dragonslayer und die Tatsache, dass er Mitglied einer legalen und großen Gilde war ihn automatisch zu einer freundlichen und guten Person machte. Der Kampf im Wald, welcher nun mehr wenige Wochen zurücklag, hatte seine Spuren hinterlassen und einmal mehr die Vorsicht und das Misstrauen des Blauhaarigen erweckt. Er würde Alistair sicher nicht alles glauben, was aus seinem Mund kam und darauf achten, dass er den weiteren Verlauf des Gespräches aufmerksam und wachsam verfolgte. Wer wusste schon, welche Abgründe hinter den roten Augen des Magiers lagen und inwieweit er der Gilde Blue Pegasus nicht doch etwas Böses wollte?