Schon bei dem ersten Blick auf das Gildenhaus der Blue Pegasus lässt vermuten, dass es sich hierbei um einen skurrilen Drachenkult handelt. Durch wertvolles, altes Gestein in Form gebracht, erhebt sich das ca. sechs Meter hohe Gildenhaus in die Höhe. Direkt über der antik wirkenden Eingangspforte, ist ein steinerner Drachenkopf gemeißelt, welcher das Haus zu beschützen scheint. An allen vier Himmelsrichtung ist jeweils einer dieser Drachenköpfe eingemeißelt, welche einige Meter aus der Wand herausragen. Diese sollen das Haus vor Ungläubigen schützen und ihre tiefe Verbundenheit und den Glauben an die Drachen repräsentieren. Sobald man in das Gildenhaus eintritt, scheint einem gleich ein ominöser Geruch in die Nase zu steigen. Die Innenausstattung erinnert ebenfalls sehr an eine antike Sekte. Es wirkt ziemlich dunkel und die einzige Lichtquelle sind Kerzen, welche an den Wänden mithilfe von Ständern befestigt sind. Ein merkwürdiger Geruch geht von ihnen aus, wobei es sich bei diesem Duft meist um verbrannte Drachenschuppen handelt. Da diese Wärmeressiststent sind, schmelzen sie nicht, sondern geben lediglich einen ungewöhnlichen Geruch ab. Aufgrund der Seltenheit dieser riesigen Schuppen und dem Verfahren mit diesem sie "verbrannt" werden, wird vielen Menschen dieser Geruch noch niemals untergekommen sein. Jedoch glauben die Mitglieder, vor allem Ryce, daran, dass dieser Duft ihre Verbundenheit zu Drachen auch auf einer spirituellen Ebene steigert und auch andere merkwürdige Kräfte werden ihr nachgesagt. An der Wand befinden sich alte Schriften und Verse, welche ebenfalls ihren Glauben repräsentieren. Durch eine steinerne Treppe gelangt man letztendlich in die obere Etage, welche nur den Sephirot zugänglich ist.


Es war ungefähr Mittag, als Emaru sich das Questboard ansah. Dort hingen so viele Zettel... und er war viel zu müde, um sie alle zu lesen. Daher ließ er seinen Blick einfach darüber schweifen, ohne, dass ihm einer ins Auge stach. Moment! Hast du den da gesehen? Das klingt interessant!, hörte er die Stimme in seinem Kopf rufen und wandte seinen Blick dem Zettel zu. Er las kurz darüber und murmelte dann: "Interessant. Das klingt passend!" Schmuckdiebstahl... Ob das Zeug wertvoll ist...? Natürlich! Schmuck ist immer wertvoll! Deshalb ist es ja Schmuck. Klingt gut. Das mach ich! Diese innere Diskussion zwischen Emaru und Shi führte dazu, dass der Zettel von dem Board gerissen und einer genaueren Inspektion unterzogen wurde. "Kuchiki... das ist nicht gerade weit entfernt. Mit dem Zug komme ich da recht schnell an. Und wie schwer kann es sein, einen einfachen Dieb zu fangen? Das wird die einfachste Mission, die ich je hatte!" Beschwingt wollte sich Emaru bereits auf den Weg machen, doch als ihm ein langer Gähner entwich, wurde ihm klar, dass er nicht einfach so gehen konnte. Verdammt, ich könnte auf der Stelle einschlafen. So kann ich... doch nicht... Zug faaahren... Die Augen fielen dem Jungen fast zu, und er musste sich auf eine Bank setzen. Ohje... ich werde wahrscheinlich noch im Zug einschlafen und den Bahnhof verpassen... Und auf dem Rückweg auch, und dann wieder, und dann wieder... Bis ich durch Glück rechtzeitig rauskomme. Das kenn ich ja... Nein, das geht nicht... Ich glaube, ich weiß, was du machst!, hörte er Shis Stimme in seinem Kopf herumschwirren. Du hast nur ein Problem, und es gibt nicht viel, das dir dabei helfen kann, ohne dich bei der Quest zu behindern. Die beste Lösung ist wohl Folgende: Du brauchst einen Partner. Jemanden, der dich begleitet. Natürlich ein Magier aus der Gilde hier. Er weckt dich, und ihr schnappt euch zusammen den Dieb. Natürlich musst du dann die Belohnung teilen... Emaru zuckte zusammen. Die Belohnung zu teilen, gefiel ihm nicht, deshalb bevorzugte er es, allein zu arbeiten. Doch inzwischen war das kaum mehr möglich. Zwei Mal hatte er es bereits versucht, und jedes Mal hatte er verdammt großes Glück gehabt. Doch bisher hatte es immer nur auf längeren Wegen geschafft, es hatte länger gedauert und so hatte er einige Male einnicken können, ehe er glücklicher Weise kurz vor dem Halt erneut aufgewacht war. Aber auf sein Glück konnte er sich nicht einfach verlassen, schon gar nicht auf so einer kurzen Strecke. Ja, er brauchte jemanden, mit dem er zusammen arbeiten konnte. Also stand er auf. "Entschuldigung...", sagte er leise, dann erneut, dieses Mal laut hörbar: "Entschuldigung! Ich brauche einen Partner für diese Quest! Er sah sich um, sehr darauf konzentriert, so wenig schläfrig wie möglich zu erscheinen. Wenn jemand ihn sah, sollte er nicht sehen, wie müde er war. Er war schon eine Weile nicht mehr mit jemand anderem unterwegs gewesen, daher war es ihm etwas ungewohnt, einen Partner zu suchen. Dennoch hatte er jetzt keine Wahl mehr. Er konnte nur hoffen, dass er nicht mit jemandem arbeiten würde, den er nicht leiden konnte. Nein, das war unwahrscheinlich. Die Leute in dieser Gilde waren ihm zumeist sympathisch. Stellte sich nur noch die Frage, wer es werden würde...

Angeregt kritzelte die junge Kurosawa auf ihrem vergilbten Zeichenblock herum. Warum sie sich an einem so wundervollen Tag, untypisch für sie, im Gildenhauptquartier aufhielt, war mit einem Wort geklärt: Arbeit. Nur irgendwie sah das was sie gerade tat, so gar nicht nach Arbeit aus, vielmehr nach Zeitvertreib, Langerweile und keiner Lust. Letzteres war genau der springende Punkt. Sie hatte einfach überhaupt keine Lust sich einer dieser Quests zu widmen, wusste aber sehr wohl das es verdammt nötig war, denn bei dem was sie sich in letzter Zeit an Luxus leistete, war der Geldbeutel entsprechend schmal. Schwer seufzend konnte sie sich gerade so dazu aufraffen über den Rand ihres Blocks zu schauen, hinüber zum Questboard. Mehr war dann aber auch nicht drin. Es wirkte viel zu ungeordnet, außerdem stand da schon jemand, den sie nicht unbedingt zu nahe treten wollte, in welcher Form auch immer. Alles was sie also tat, war den Kopf zu senken und weiter an dem Bildnis einer kleinen Schwalbe zu feilen. Jene sollte Grundlage für eine ihrer neuen Techniken werden. Je qualitativer und schneller sie diese zeichnen konnte, desto effektiver würde sie sich auf entsprechenden Missionen nutzen lassen. Und wieder einmal war bewiesen, dass es die abstrusesten Varianten von Trainingsmethoden gab. Dieses unterbrach sie allerdings jäh, als Emaru in die Runde fragte, wer denn mit ihm zusammen arbeiten wolle. Nicht einmal ansatzweise interessiert hob sie den Blick, aber zumindest hob sie ihn schonmal und sie fixierte den jungen Mann vor ihrer Nase. Nicht bewusst. Taya war was mickrige Quests betraf einem gewissen Maß an Stolz und Selbstachtung unterworfen und bevorzugte die absolute Einsamkeit. Ihre letzte große Mission war schon einige Zeit her und brachte im Vergleich zu denen die sie sonst immer annahm wesentlich mehr Jewels. Die Faulheit siegte bisher immer, dies war doch eigentlich die perfekte Gelegenheit einmal wieder an die eigenen Grenzen zu gehen, oder sich zumindest etwas zu fordern.
Spontan fasste sie den Entschluss auf reisen zu gehen, erhob sich, trat neben Emaru und schenkte ihm ein warmes, freundliches Lächeln. „Hallo.“, sie streckte ihm die Hand entgegen „Mein Name ist Taya Kurosawa und es würde mich sehr freuen, wenn wir die Mission gemeinsam in Angriff nehmen.“ Emaru sah nicht so aus, als wäre er in der Lage ihr diese Bitte abschlagen zu können, denn das Interesse in der näheren Umgebung hielt sich wahrlich in Grenzen.

Als Emaru sah, wie das hübsche Mädchen aufstand, ging er zuerst davon aus, dass es nichts mit seiner Quest zu tun hatte. Sie sah wirklich unglaublich gut aus, und außerdem hatte sie auch nicht besonders erpicht darauf gewirkt, eine Mission zu erledigen. Allerdings kam sie dann tatsächlich auf ihn zu und zerstreute so diese Zweifel. Mein Gott... Shi, weißt du, wer sie ist? Naja, ihren Namen könnte ich dir jetzt nicht nennen... Aber zu dem Zeitpunkt stand sie bereits neben ihm und stellte sich vor. Und ja, tatsächlich wollte sie mit Emaru diese Quest erledigen. Sie würde sich sogar sehr freuen, hatte sie gesagt. Und ihr Name war also Taya... Der Name sagt mir was... aber ich weiß nichts über sie. Wir hatten noch nicht viel mit ihr zu tun, oder? Nein, stimmte Emaru seinem zweiten Ich stumm zu. Aber siehst du ihren Block? Sie zeichnet. Darauf kann ich sie ansprechen. Diese Unterhaltung hatte etwa drei Sekunden gedauert, und jetzt lächelte Emaru sein Gegenüber freundlich an. Ich fände es wirklich schön, diese Quest mit dir zusammen zu erledigen. Und... oh!" Leicht überrascht war er, als er ihren Zeichenblock bemerkte. So musste es zumindest nach außen hin wirken. "Wie ich sehe, zeichnest du. Das finde ich sehr interessant. Aber wenn du nichts dagegen hast, dann würde ich es vorziehen, wenn wir uns jetzt auf den Weg machen." Noch immer lächelte der Finstermagier das Mädchen vor ihm an, ein normales Lächeln, kein übertriebenes Gegrinse und keine schüchtern hochgezogenen Mundwinkel. Ein Ausdruck des Desinteresses war ausnahmsweise einmal nicht zu sehen. Sobald sie zum Gehen bereit sein würde, würden sie sich aufmachen zum Bahnhof. Und wie der Gentleman, den Emaru nun einmal spielte, würde er Taya die Tür aufhalten. Gott, das wird eine wundervolle Mission!

Für einen stabilen ersten Eindruck bot Emaru ihr zu wenig Stoff und ob das nun gut war oder nicht, würde sich wohl erst noch zeigen. Fest stand aber schon jetzt, der Charakter des Junge war weder von übertriebener Kälte, noch möchtegern-Coolness geprägt. Alles in allem also schon mal nichts Negatives, im Gegenteil, man kannte augenscheinlich sogar einige Höflichkeitsformen. „Ja ich zeichne, verdammt gern sogar.“, wieder ein süßliches Lächeln. Es bestand für sie kein Zweifel daran, dass sie ihm unbedingt erzählen musste, was sie konnte und selbiges im Gegenzug verlangte. Leute die mit aller Macht den Mantel des Mysteriums ums sich ziehen wollen, nur damit man ihnen Beachtung schenken kann, sind ihr zutiefst zuwider. Auf kurz oder lang kommt ja immer raus, welche Magieart wer besitzt und spätestens im Kampf wird es klar.
Taya sah sich noch einen Moment gespannt um, da niemand sich weiter meldete stibitzte sie Emaru den Zettel und las erst einmal, zu was für einer Quest sie sich denn da angemeldet hatte. Zufrieden reichte sie den Wisch zurück und stolzierte erhobenen Hauptes durch die Tür hinaus und oh Wunder, der nette Herr hielt ihr dabei sogar die Tür auf. Anerkennend nickend trat sie durch die Tür und wartete geduldig bis Emaru ebenfalls nach draußen getreten war. Dann ergriff sie auch schon die Initiative und setzte ihren Weg wie gewohnt Richtung Bahnhof fort. Alle weiteren Schritte würde sie dem Missionsleiter überlassen, so gehörte sich das nun mal. Eh schon gut gelaunt musste sie feststellen, dass ihr dieses Mal nicht die Verantwortung oblag. Welch befreiendes Gefühl. „Ich zeichne unglaublich gern und wie der Zufall es so wollte, bekam ich die Gelegenheit passend zu meinem Interesse die Pictomagie zu erlernen und praktizieren.“, sie schmunzelte, „Und wie sieht es bei dir aus, Teamleiter-san?“, richtig, er hatte seinen Namen noch nicht genannt. Welch Schande aber auch.

Die Spitze in dem "Teamleiter-san", das Taya soeben aussprach, bemerkte Emaru erst einige Sekunden später, verstand es jedoch nicht gleich. Wieso sagt sie das so komisch...? Du hast ihr noch nicht deinen Namen gesagt, Idiot! "Oh!", brachte Emaru hervor, und merkte erst dann, dass er es laut ausgesprochen hatte. Er sprach also weiter, als wäre dieser Ton geplant gewesen: "Pardon, ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Emaru." Das Lächeln, dass sich auf seinem Gesicht ausgebreitet hatte, nahm ein wenig ab, wirkte aber noch immer sehr freundlich für seine Verhältnisse. "Ich finde die Pictomagie wirklich sehr interessant, zumindest das, was ich darüber weiß. Mein Spezialgebiet ist übrigens die Finstermagie." Jawohl, das passte wahrscheinlich auch besser zu ihm. Er war einfach etwas finsterer. Obwohl, wenn man ihn jetzt so ansah...

Aber das war egal. Die beiden waren bereits auf den Weg in Richtung des Bahnhofes, wobei Emaru versuchte, die Unterhaltung so gut wie möglich fort zu führen. Da er allerdings ein eher schweigsamer Mensch war, gehörte Smalltalk nicht zu seinen Stärken, weshalb ihm diese AUnterhaltung halbwegs unangenehm war. Während die beiden auf den Zug warteten, sagte der junge Finstermagier nichts mehr, bis er endlich da war und sie einsteigen konnten. Hoffentlich würde er bei der Quest nicht allzu viel reden müssen...


tbc: Alles, was glänzt

Irgendetwas unterhaltsames... lustiges... wirklich spannend musste es ja nicht einmal sein! Nur langweilte er sich so sehr, seit ein gewisses rothaariges Nervenbündel mit zu wenigen Augen wieder abgefahren war. Pff. Nein, er vermisste ihn sicher nicht, aber seit dem war hier einfach nichts spannendes mehr passiert, wenn man mal von einigen kleineren Begegnungen absah, die sich am Rande abgespielt hatten, aber für Cyrus schon wieder Alltag waren... kurzum: Ihm war todlangweilig! Und das war kein Zustand, in dem er sonderlich glücklich war, das auf keinen Fall. Nun stand der junge Mann also mit in den Taschen seiner schwarzen Jacke versenkten Händen da und betrachtete mit schief gelegtem Kopf das Brett, an dem sich die Quests befanden. Ein Lächeln auf seinen schmalen Lippen, wanderte der Blick seiner violetten Augen über die Papiere, die mehr oder weniger ungeordnet an der Wand hingen, auf der Suche nach dem Spaß, den er dringend brauchte. Wenn man ihn aus der Stadt hatte kommen sehen, hätte einem auffallen können, dass der Weißhaarige irgendwie aus der falschen Richtung gekommen war, obwohl es noch früh am Morgen war. Seine Wohnung - und der Ort, an dem er auch geboren worden war, auch wenn er das selbst gar nicht mehr wusste - lag nämlich am anderen Ende der Stadt, in die entgegen gesetzte Richtung. Welche Frage stellte sich nun also? Richtig... wo hatte Serpahim die Nacht verbracht?! Bei einer... Bekannten. Gut, aber lassen wir das. Nun jedenfalls strich er sich durch die Haare und griff kurz darauf nach einer Quest, die zumindest lustig werden könnte, wenn man denn richtig mit den Menschen umging. Ein 15-jähriger Junge war verschwunden, also ein Pubertierender mit wahrscheinlich anderen Absichten, als seine Eltern hatten, nicht wahr? Aww... die ließen sich doch immer am besten ärgern, da sie das Gefühl hatten, sie müssten sich beweisen... Diese Quest würde er machen! Nur war das ganze alleine wohl ein wenig schwierig, oder? Verdammt. Nun musste er sich also einen der kleinen Mitmagier schnappen und ihn dazu bewegen, sich ihm anzuschließen.
Lässig drehte er sich um und ließ den Blick durch den vollbesetzten Raum schweifen. Einige Gesichter kamen ihm bekannt vor, aber auf die hatte er alle keine Lust. Entweder interessierten sie ihn nicht oder sie waren Deppen - oder beides. Und es gab hier nicht einmal halbwegs attraktive Frauen... ach mann. Also musste er wohl auf etwas anderes ausweichen... wie wär es denn zum Beispiel mit dem kleinen Junge da, dem mit den braunen Haaren? Der wirkte doch annehmbar. Ohne das Lächeln von seinen Lippen zu verbannen schritt er auf ihn zu und legte ihm die Hand auf die Schulter. "Ohayo Kleiner." Er ließ den Zettel mit der Beschreibung der Quest vor den goldenen Augen seines Auserwählten herunterhängen und fragte "Hast du Lust auf eine Quest? Ich suche noch einen Partner..." während er immer noch lächelte und langsam die Hand von seiner Schulter nahm.*Mmh... mal sehen, wie der Kleine so ist...*

Es war ein ganz normaler Tag im Leben des Maenor Fice, bei dem sich der junge Erwachsene im Gildenhaus von Blue Pegasus befand. Um genau zu sein, saß er an einem der vielen Tische, die es hier gab, und studierte eine Schrift. Bei dieser handelte es sich um eine Lehrschrift des Ordens des Himmelsfalken, welche ihm zugesendet worden war. Aufgrund eines gewissen Zwischenfalles in Freesia City, war er gezwungen gewesen, einen kleinen Umweg einzuschlagen und war deshalb erst vor am gestrigen Tag zurück in der Stadt angekommen. Wie er es eigentlich von einem Verfolger von Zara's Kaliber erwartet hatte, waren sie ihm dicht auf die Spur gekommen, doch letzten Endes hatten sie ihn nicht erwischt, auch wenn dies für ihn bedeutete hatte, dass er eine lange Strecke durch einen Fluss zurücklegen musste. Einen ganzen Tag hatte er sich schließlich ausruhen müssen, damit er wieder zu genügend Kräften für den weiteren Weg kam. Aber dann, endlich war er hier angekommen und konnte wieder in seinem eigenen, weichen Bett schlafen. Und nun befand er sich hier und las den Text, bei dem einige spezielle Techniken des Ordens vorgestellt wurden. Diesen Text würde er verinnerlichen, sodass er das Training problemlos auch ohne die Schrift vorsetzen konnte. Sobald er dies getan hätte, würde sie in seinem magischen Tresor landen, für den er eine gewaltige Menge an Geld ausgegeben hatte. Doch das zurecht, denn immerhin hatte er Dutzende Lehrschriften verschiedenster Orden, welche von hohem Wert waren. Und er wollte weder seine Lehrmeister noch sich selbst enttäuschen, indem er sie nicht ausreichend sicherte und sie gestohlen wurden. Lieber auf Nummer sicher gehen, sagte er auch immer zu sich.
In diesem Moment spürte er, wie jemand an ihn herantrat, was kurz zu einer innerlichen Anspannung führte, ehe sich seine Muskeln wieder lockerten. Ganz ruhig, du bist hier in der Gilde. Niemand vom Clan weiß, dass du hier bist. Und dann kam die erwartete Handlung und er spürte eine Hand locker auf seiner Schulter ruhen. Sofort daraufhin drehte er sich zu jener Person um, denn er wollte sie genauer betrachten. Doch ehe er das tun konnte, hing plötzlich schon ein Questzettel vor ihm, welchem eine Beteiligung seinerseits folgte. Eine Quest also? Die musste er sich erst einmal durchlesen, eigentlich hatte er im Moment nicht sonderlich viel Lust, Aufträge für andere Leute zu machen. Geld hatte er genug und er hatte eine Einladung einer weiteren Klingenbruderschaft erhalten, der er möglichst schnell nachkommen wollte. Einerseits erfreute es ihn, dass sein Name langsam die Runde machte, andererseits sorgte ihn dieser Fakt natürlich, denn das würde bedeuteten, dass auch andere, ihm weniger wohl gesinnte Leute auch auf ihn aufmerksam wurden. Dann aber mal zur Quest. Nach kurzem Lesen der Beschreibung musste Maenor jedoch feststellen, dass diese Quest doch besonders und seiner kostbaren Aufmerksamkeit würdig war. Es handelte sich also um einen Jungen, der von zu Hause weggelaufen war. Dieser Fakt erinnerte ihn ungemein an ihn selbst, weshalb die Entscheidung sodann feststand. Die Reise konnte durchaus noch einige Tage warten, die würde ihm nicht weglaufen. "Alles klar, ich bin dabei."
Doch jetzt galt es, sich seinen Questpartner endlich genauer anzusehen. Es handelte sich um einen großen, weißhaarigen jungen Mann, welcher eine schwarze Jacke trug. Nichts Besonderes also. Vielleicht sollte ich seine Jacke mal aufpeppen? Dann könnte er sich ruhig auch damit sehen lassen. Der Magier wusste keinesfalls, dass er hier einen der renommierten Dragon Slayer vor sich hatte, die in der Gilde beinahe denselben Status wie Sephirots innehatten, der Elite der Gilde. Denn er war ziemlich oft unterwegs, sodass er sich eigentlich nur wenige Wochen im Jahr wirklich in der Gilde befand. Und das war nur, wenn er wie jetzt von einer Reise zurückkam, oder er das Questboard nach einem lohnenden Auftrag absuchte. "Ich heiße übrigens Maenor. Und wie heißt du?" Anschließend streckte er seine Hand nach dem ihm Unbekannten aus.

Maenor hieß der Kleine also... interessanter Name. Seraphim strich sich mit dem Rücken des Zeigefingers über die blauen Zacken unter seinem Auge und blickte weiter auf den Jungen herunter. Er kannte ihn nicht wirklich, ansonsten würde er sich sicherlich nicht ganz so verhalten, wie er es gerade tat. Schließlich waren Dragonslayer auch in dieser Gilde eine Seltenheit, dafür aber ziemlich hoch angesehen. Entweder war er also neu in der Gilde oder aber sehr, sehr selten da. Serpahim lebte erst seit zwei Jahren wieder unter Menschen, aber dennoch sollte man ihn doch eigentlich kennen, oder? Mmh... er beschloss, den Jungen später im richtigen Augenblick darüber aufzuklären, dass er sich nicht ganz richtig verhielt, momentan war es ihm aber realtiv egal. "Mein Name ist Seraphim, Chibi-chan~", erklärte er immer noch lächelnd und zog den Questbogen zurück, um ihn einzurollen und in seine Jacke zu stecken. Diese war übrigens nicht etwa rein schwarz, so etwas würde er niemals anziehen, stattdessen war sie mit allerlei metallenen Details verziert, allerdings waren wohl die silbernen Flügel auf seiner Brust am auffälligsten. Erst nachdem er den Zettel sicher verstaut hatte, ergriff er die Hand des wahrscheinlich Jüngeren und schüttelte sie mit einem Blick, den man wahrscheinlich auch als spöttisch deuten könnte. "Na dann lass uns doch losgehen, Chibi-chan. Auf zum Bahnhof." Die Quest würde die beiden Magier nach Magnolia Town führen, ins Revier einer anderen Gilde, nämlich Fairy Tail. War es nicht interessant, dass die verzweifelten Eltern ihren Hilfruf nicht an die Stadtgilde gesendet hatten, sondern an Blue Pegasus? Das war ja wohl ein Armutszeugnis für Fairy Tail, nicht wahr? *Vielleicht hatten sie Angst, die Deppen würden die halbe Stadt in Schutt und Asche legen, wenn sie ihren Sohn suchen sollten - und dabei den Jungen gleich mit.* So schritt Cyrus mit lockerem Schritt und dem gewohnten Lächeln aus dem Gildentor, blickte kurz zu den steineren Drachen empor und grinste, ehe er sich wieder an seinen kleinen Begleiter wandte und betont lässig fragte: "Bist du neu in der Gilde oder bist du nur selten da?" Was dieser wohl davon hielt? Ob er den Zaun samt Winkpfahl verstand? Selbst wenn nicht, dann würde ihm das sicherlich ein wenig Kopfzerbrechen bereiten und irgendetwas musste ihn ja auf dem Weg nach Magnolia Town bei Laune halten - und wenn es ein kleiner ratloser Junge war. Wie alt er wohl war? Er blickte ihn scheel von der Seite an. 16? 17? Irgendetwas in der Richtung? Also immerhin nicht ganz außer Reichweite.

Es musste gesagt sein, dass der Dragonslayer Maenor nicht wirklich sympathisch war. Ganz und gar nicht. Und dafür musste er keinen besonderen Grund suchen, die Art seines Gegenübers gefiel ihm einfach nicht. Da war etwas, dass ihn in seiner Nähe aufmerksam sein ließ. Für gewöhnlich reagierte er so auch immer, wenn er neue Leute kennenlernte, doch in diesem Fall war dieses Gefühl besonders stark ausgeprägt. In diesem wie in anderen Fällen galt jedoch die Devise, innerlich höchst misstrauisch zu bleiben und nach außen hin zu lächeln. Und warum zum Teufel nannte er ihn Chibi-chan? Nun gut, er war ein deutliches Stück kleine, aber das war doch überhaupt kein Grund, ihm so einen Spitznamen zu verpassen. Nein, weitere Pluspunkte machte sich Seraphim, so hieß der Bursche übrigens, damit sicherlich nicht unbedingt. Er hingegen würde ihn weiterhin mit seinem normalen Namen ansprechen, eigens einen albernen Spitznamen zu erfinden, um sich zu rächen und dem Typen eins auszuwischen, war nicht sein Ding. Auf so ein Niveau begab er sich für gewöhnlich nicht, und damit wollte er heute auch nicht wirklich beginnen. Während diesen ganzen Überlegungen ihm durch den Kopf schwirrten, teilte ihm sein neuer Questpartner mit, dass sie nun zum Bahnhof begeben würden. Und er nannte ihn erneut Chibi-chan. Naja, wenn er Spaß hatte, er würde sich ab jetzt keine sonderlich großen und unnötigen Gedanken darüber machen. Langsam rückte er den Stuhl zurück, sodass er aufstehen konnte, doch zunächst einmal griff er nach einem Gegenstand, welcher sich auf dem Boden befand. Um genau zu sein, war es eines der wertvollsten Dinge, die er besaß, denn es handelte sich um seine eigene Klinge. Dieses meisterhaft angefertigte Stück Edelstahl ist eine Spezialanfertigung der besten Schmiede des Clans und dementsprechend von sehr hoher Qualität. Seine Hand schloss sich um die Scheide der Waffe, in welchem die helle Klinge für gewöhnlich lagerte und hob sie auf. Anschließend platzierte er sie auf dem Rücken und band sie um seinen Körper, damit die Klinge beim Laufen auch an Ort und Stelle blieb. Danach rollte er die auf dem Tisch befindliche Schriftrolle langsam und sorgfältig ein, ehe er sie achtsam in einer seiner Taschen verstaute. Die würde er weiterstudieren, sobald er wieder etwas Zeit hatte. Hoffentlich schlief Seraphim gerne während Zugfahrten, dann konnte er sich bereits im Zug damit auseinandersetzen. "Ich bin auch so weit, also los."
Nachdem sie ein Stück gelaufen waren, genoss der junge Mann die Stille. Vielleicht war ja der weißhaarige Junge neben ihm doch so kein schlechter Zeitgenosse, sofern er nichts Dummes von sich gab. Doch ehe sich die Freude darüber vollends ausbreiten konnte, begann auch schon die Konversation, gleichwohl war sie angenehmerer Art und Weise. "Ich bin sehr selten in der Gilde, da ich meistens reise. Einige Wochen im Jahr bin ich zusammengezählt hier, wenn es hoch kommt." Das sollte vorerst als Information ausreichen, je weniger er wusste, desto besser. "Und du? Dich habe ich bisher auch noch nie gesehen." Ja, Maenor hatte den Wink mit dem Zaunpfahl deutlich verstanden.

Ach, hatte er das? Cyrus war sich gar nicht so sicher, ob der Junge ihn verstanden hatte. Allerdings war er gerade anderweitig abgelenkt, da er hier offenbar einen kleinen Schwertkämpfer vor sich hatte. Es imponierte ihm zwar kein Stück, da diese Art des Kampfes sogar noch ein wenig primitiver schien, als normale niedere Magier zu kämpfen pflegten, aber es war nicht das, was er dem Jungen zugetraut hätte. Eher etwas sanfteres, was ihm angemessener erschien. So oder so, er war auch nur ein kleines Menschenkind, das insofern in etwa auf einer Ebene wie die Ameisen zu ihren Füßen rangierte, auch wenn er reden konnte, was er allerdings nicht besonders gerne zu tun schien. Warum er ihm sofort einen Spitznamen verpasst hatte - und gerade diesen - war wohl auch verständlich, schließlich fand er den Kleinen in gewisser Weise niedlich. Das lag allerdings vor allem daran, dass er so pseudoernst tat, obwohl er bestimmt nicht älter als 17 war... und das darauf entstehende Gesamtpaket war mehr oder weniger albern. Schließlich tat er damit so, als verstehe er die Welt um sich herum und mache sich deswegen Sorgen - und das konnte und wollte Cyrus nicht verstehen. Er machte sich lieber keinen Kopf darüber, was passieren konnte, sondern lebte es einfach... es sei denn er konnte von Anfang an sagen, dass es zu riskant sein würde. Mutig war er nämlich nicht wirklich.
Neugierig lauschte er den Worten seines kleinen Begleiters und lächelte unbeirrt weiter. Er war also nicht besonders oft hier... gut. "Ich fürchte, dass wir uns die ganze Zeit verpasst haben, wenn du nur so selten da bist, Maenor-chan~", erklärte er, während er zu dem Braunhaarigen herunter spähte und ihm ein fast freundliches Grinsen schenkte, "Ich bin auch erst seit zwei Jahren wieder unter Menschen, da hatten wir wohl zu wenig Zeit, uns kennen zu lernen, was?" Er blickte noch einmal kurz zur Gilde zurück, bevor er sich wieder wichtigerem zuwandte - nämlich dem Bahnhof. Maenor brauchte sich übrigens keine Hoffnungen zu machen, Seraphim schlief selten in Zügen ein, wahrscheinlich würde er sich mit einem weiteren Mitreisenden oder einer Mitreisenden vergnügen oder Maenor selbst beobachten. Nur schlafen tat er nicht in diesen Zügen, dafür waren sie auch irgendwie zu unbequem. "Und bevor wir das vergessen - Ich nehme an, du bist ein Nahkämpfer?", fragte er noch kurz und musterte den Jungen mit dem Schwert auf dem Rücken. Wäre nicht schlecht, er selber beschränkte sich eher auf Fernkampf.