cf.: Hanibis Café

Für einen Moment vergaß Souta gänzlich, dass er mit dem hübschen Mädchen eigentlich etwas unternehmen wollte. Warum sollten sie auch diesen Ort so schnell verlassen, wo es hier auf offener Straße so viele Gelegenheiten gab, sich vorzüglich zu amüsieren? Es war ihm egal, wie die Passanten auf ihn reagierten, wenn sie ihn abfällig musterten oder sich an ihm vorbeischoben so schnell sie konnten. Was ihm allerdings kümmerte waren diejenigen, die stehen geblieben waren und klatschten, oder einfach nur fröhlich herüberschauten. Auf Tayas Lob hin grinste er nur breit. "Dankeschön, meine Liebe, das ist wirklich nett von dir." Auf ihr Zwinkern hin ergriff er mit Daumen und Zeigefinger die Unterkante seines Stirnbandes und verbeugte sich tief vor ihr sowie vor den Umstehenden. Lachend übertönte er die ersten Takte des Liedes, die Taya begann zu summend, doch als er sich wieder beruhigt hatte, klang ihre Stimme an sein Ohr und er wirbelte schnell um die eigene Achse, schaute sie überrascht an. Er bemerkte, dass sie stehen geblieben war und blieb ebenfalls wo er war. Wieder wurde sein Gesicht für einen Moment nachdenklich, bis er den Text wieder in sein Gedächtnis gerufen hatte, da löste ihre Stimme auch schon das Summen ab und er musste unwillkürlich breit grinsen. Dafür, dass sie ihn in den Himmel gelobt hatte, musste sie sich aber auch nicht gerade verstecken. Für Souta war ihre Stimme sogar noch schöner als die seine, er wartete eine Weile, genoss ihre Solonummer, bevor er beim Refrain mit einstieg. Ihr Elan war ihm nicht entgangen, und dass sie genau soviel Spaß hatte wie er spornte ihn umso mehr an, alles zu geben. Das Lied war gut gewählt für ihre Stimmen, und urplötzlich hatte sich die Straße in eine Bühne verwandelt. Während er sang überbrückte er wieder den Abstand zu ihr und musste, während sie einen Vers alleine sang kurz sein Lachen zurückkämpfen, bevor er beschloss noch einen draufzulegen. Sie bewegte sich schon leicht im Takt der Melodie, also tat es Souta ihr nach. Doch statt auf der Stelle zu bleiben, übernahm er seinerseits einen kurzen Part und schritt einmal um Taya herum, wobei er eine Hand ausstreckte und damit über ihre Schultern streichelte, bevor er einen Halbkreis um sie herum beschrieben hatte und den letzten Ton des Liedes neben ihr mit ihr sang. Souta hatte sich schon lange nicht mehr so amüsiert, und nachdem auch dieses Lied zu Ende war, warf er beide Arme in die Luft, wie um Taya zu präsentieren, klatschte ausgelassen und rief "Wooohooo!". Es war ihm kaum aufgefallen, wie die entfernt stehenden Einwohner nähergekommen waren und nun ebenfalls in Applaus ausbrachen. Wer jetzt nicht fröhlich gestimmt war, hatte mit Sicherheit tiefsitzende Probleme damit glücklich zu sein. Für einen Augenblick wirkte er noch so vollkommen trocken, wie er während dem Lied gewesen war, dann prustete er los und brach in lautes Freudengelächter aus.

Er setzte tatsächlich ein, die Unsicherheit war hinfort geweht und Raum für noch mehr Gefühl geschaffen. Was bei Souta ehrlich, klar und rein klang, war bei ihr sanft, verspielt und warm. Es sprühte förmlich vor Emotionen. Souta für seinen Teil schien eine Menge Spaß zu haben, ihr ging es da nicht anders. Als sie endeten begann Taya ebenfalls zu jubeln, applaudierte und wandte sich ihrem Gesangspartner mit einem strahlenden Grinsen zu. „Nicht schlecht, wirklich nicht schlecht. Fehlen eigentlich nur noch die Blumen.“ Nach dieser kurzen Gesangseinlage ergriff Taya der Drang sich ernsthaft zu bewegen. Ohne große Umschweife schnappte sie sich Soutas Stirnband und stürmte davon. Ja, sie hatte ihm gerade das Stirnband geklaut, ja sie wusste, dass er ein Magier war den sie gerade beklaute und ja dieses Verhalten widersprach jeglichen Normen und Werten, nach welchen sie erzogen wurde. Nicht, dass es sie kümmerte wie sie erzogen wurde, so waren die Rebellen der heutigen Zeit eben und Taya war an manchen Stellen ein wahrlich gutes Beispiel. Die Aktion jetzt hatte aber weniger mit dem Rebell-Image zu tun, sondern vielmehr mit dem Spaßfaktor.
Durch die Menschenmasse gestürmt, machte sie eine scharfe Linkskurve und bog in eine der kleineren Seitengassen ein, jene in denen sie sich so wie so wunderprächtig auskannte und wenn Souta den Anschluss verlor, hätte er wohl ein Problem. Wie er wohl überhaupt darauf reagieren würde? Wäre es ihm überhaupt wert dem nachzujagen? Es handelte sich schließlich nur um ein Stirnband.
Einige Augenblicke später presste sie sich gegen eine der Häuserwände, an der Ecke zur nächsten Seitenstraße. Ein Moment der Sicherheit, keine Schritte, kein lautes Atmen? Hatte sie ihn abgehängt? Übertönte das eigene zirkulierende Blut im Kopf jegliche anderen Geräusche? Was hat sie hier eigentlich? Ein leises Kichern entfuhr ihr, unterbrach sich aber selbst mit einem schnellen Handvorhalten.

Hat ... sie ... gerade ...?
Mit einem Flopp entglitt das Stirnband seinem Kopf, und die roten Haare legten sich um das Gesicht des jungen Mannes, der perplex dem Mädchen hinterherschaute, das da gerade mit seinem Kopfschmuck abzischte. Zwischen einigen Strähnen blinzelnd blieb er für einen Sekundenbruchteil stehen, bevor er "Heeey!" rief und ihr hinterherraste. Die Pflastersteine hallten wider von seinen Stiefeln, so stark trat er auf, um den Vorsprung einzuholen. Souta war ein gut trainierter Läufer und Schnelligkeit war das, worauf er sein Hauptaugenmerk während des Kampfes gelegt hatte, doch immerhin war auch Taya eine Magierin, deshalb war das Ganze einigermaßen fair, bis er seine Magie einsetzen würde. Beinahe krachte er mit einem Passanten zusammen, als sie unvermittelt eine Linkskurve einschlug. Direkt legte er all seinen Schwung in die Biegung, umschloss mit einer Hand die Stange eines Straßenschildes und nutzte den Schwung, um sich nach vorne schnellen zu lassen. Er sah gerade noch fliehende rote Haare, die in einer Seitengasse verschwanden und grinste teuflisch. Auch wenn es auf andere so wirken könnte, wie er ihr hinterherhetzte, so war er ihr keinesfalls böse, dass sie sein Stirnband geraubt hatte. Er sah das lediglich als eine Art Herausforderung an, und wenn sie Spaß haben wollte, indem sie mit ihm durch die Stadt jagte, dann war er der Letzte, der ihr das vergönnte. Obwohl er sehr schnell auf den Beinen war keuchte er noch nicht merklich, noch war er erschöpft, doch er blieb trotzdem stehen, als er an einem kleinen Straßenladen vorbeikam, der direkt neben der besagten Seitengasse stand. Souta machte eine Kehrtwende und kam vor dem Stand zu stehen, dessen Besitzer starrte ihn irritiert an.
"Wie viel kostet eine Rose?", fragte er grinsend und kramte in seiner Tasche nach etwas Kleingeld. Nachdem er bezahlt hatte nickte er kurz dem Innhaber des Blumenladens zu und begann in die Seitengasse hineinzuschleichen. Er war nicht gerade der Meister lautlosen Anpirschens - zum Teil weil er immernoch leise vor sich hin kicherte - doch er schaffte es immerhin beinahe bis zum Ende, ohne sich bemerkbar zu machen. "Taya, bist du da? Was hälst du von einem Tauschgeschäft? Oder muss ich dir mein Stirnband...abnehmen?" Das letzte Wort sagte er lauter als die anderen, drohend, aber zugleich mit einem versteckten Lachen dahinter. Wofür würde sich das Mädchen entscheiden...?

Angespannt lauschte sie in die Stille hinein, immer noch nichts. Ob er tatsächlich den Anschluss verloren hat? Nachdenklich legte sie die Stirn in Falten, wagte es sich trotz ihrer Zweifel nicht um die Ecke zu schauen, denn wer konnte schon mit Sicherheit sagen, dass Souta nicht nur auf eine solche Reaktion wartete. So verweilte die Kurosawa also noch einige Augenblicke an Ort und Stelle, ließ den Blick über das Stirnband wandern und fragte sich ernsthaft, was der Fremde ihr wohl „antun“ würde. Noch einmal wiederholte sie gedanklich den Fakt, dass sie gerade tatsächlich jemandem das Stirnband stibitzte. Jemanden den sie ja eigentlich gar nicht kannte. Übrigens sollte der Pirat dann doch so langsam mal auftauchen. In einer grazilen Bewegung stieß sie sich von der Wand ab, wollte gerade um die Ecke laufen, als gesuchte Person aus dem Nichts vor ihr stand. Erschrocken zuckte sie leicht zusammen und versteckte das Stirnband reflexartig hinter dem Rücken. „Souta!“, meinte sie mit schlecht gespielter Unwissenheit. „Ein Tauschgeschäft? Stirnband? Wovon sprichst du bitte?“, das blöde, dicke fette Grinsen ließ sich dabei einfach nicht aus dem Gesicht vertreiben. „Nehmen wir an, ich hätte tatsächlich dein Stirnband, wäre das nicht Nachteil für dich, wenn du für eine Sache von dir, eine andere gibst?“ Wer weiß, vielleicht hatte er es ja geschafft ihre Kette, oder einen Ohrring abzunehmen, ohne dass sie es bemerkt hatte. Dann ergab das Ganze natürlich erheblich mehr Sinn. Aber so? Nicht das sie nicht vorhatte, es ihm zurück zu geben. Aber manchmal war es ganz nett festzustellen, wie lieb seinem Gegenüber gewisse Gegenstände waren, sei es nur wie in diesem Fall ein Stirnband. „Dann könnte ich es ja behalten, rein theoretisch, wenn ich es hätte versteht sich. Denn dann müsstest du mir nicht noch etwas geben. Du könntest natürlich auch ganz lieb bitte sagen, aber das fände ich wieder zu einfach.“ Das Grinsen wurde zu einem frechen Lächeln, herausfordernd. Na ob das gut war?

Er hatte sich also nicht geirrt. Kaum hatte er seine 'Drohung' ausgesprochen, tauchte auch schon das diebische Mädchen vor ihm auf und versteckte instinktiv sein kostbares Kopfband hinter ihrem Rücken. Antrainierte Vorausschauung maß mit Blicken die Gasse ab, ob er Chancen hatte es ihr abzunehmen, wenn sie auf seinen Tauschhandel nicht einging. Allerdings wusste er nicht, welche Magie sie beherrschte - und wenn er Pech hatte würde sie ihn direkt grillen, wenn er sich auf sie stürzte. Also musste er sich etwas anderes einfallen lassen. Angestrengt dachte Souta nach, während Taya ihn in einem Anfall von purer Dreistigkeit (der ihm ziemlich gefiehl) vorspielte, sein Stirnband überhaupt nicht zu haben. Dabei hatte er sie erstens damit weglaufen sehen, und zweitens war es ziemlich offensichtlich, dass sie etwas hinter dem Rücken verbarg. Statt einer Antwort hielt er ebenfalls die Rose verborgen, und machte einen Schritt auf sie zu, bis kaum mehr Abstand zwischen den beiden war. Er musste seinen Kopf etwas senken, um ihr in das freche Grinsen zu schauen, das von einem ebenso hinterhältigen Lächeln erwidert wurde. "Deine Argumentation ist soweit schlüssig, allerdings gibt es einen wunden Punkt darin, Taya-chan. Mein Stirnband ist mir wichtiger als alles andere an meinem Körper, ausgenommen vielleicht meine Augenklappe. Es ist eines der Dinge, die mich definieren..." Kurz sah es aus, als würde er sie nun überfallen, doch statt nach vorne zu schnellen neigte sich sein Oberkörper nach hinten. Seine Füße knickten ein, und schließlich kniete Souta in ziemlich altertümlicher Manier vor Taya und sah mit großem Auge zu ihr hinauf. "Leider kann ich dir nichts Vergleichbares anbieten, daher kann ich nur mit all meinem Vertrauen in dich folgendes sagen..." In diesem Moment hob er den Arm und hielt ihr die Rose hin, während er die andere Hand auf seinen Oberschenkel gelegt hatte und flehend zu ihr hochlächelte. "Bitte?"

Der werte Herr Itasa drang verdammt weit in ihren Tanzbereich ein, eine Handlung für die sich manch einer eine Ohrfeige fangen würde, Souta allerdings so wie so nicht und von jemandem wie Taya erst recht nicht. Im Ernst, sie provozierte das doch die ganze Zeit und selbst ein blinder mit Krückstock würde das erkennen können. An dieser Stelle sei also angemerkt, dass beide sich gar nicht mal so unähnlich waren. Der Spaß stand stets im Vordergrund, was sich hier abspielte war Interesse Aufgrund von Oberflächlichkeiten. Beide reduzierten sich doch im Grunde auf genau das, auf das sie eigentlich nicht reduziert werden wollten, zumindest ging es Taya da so. Wie bereits angedeutet stand ja aber der Spaß im Vordergrund. Alles vollkommen unverfängliche Spielerein, nicht wahr, nicht…wahr?
So kam es also, dass die Kurosawa keine Anstalten machte Souta zu verscheuchen, oder gar die Miene wegen irgendetwas zu verziehen, im Gegenteil, die tiefblauen Augen auf ihm und man könnte meinen in ihnen Neugier zu entdecken. Auch als Souta die Erwartung in ihr aufkeimen ließ, er würde sie jeden Augenblick überfallen, hielt sie standhaft ihre Position und wurde mit einer sehr interessanten Aktion seinerseits überrascht. Taya rechnete mit viel, aber definitiv nicht mit einer solchen tiefgreifenden Bitte. Seine Worte und die Rose nahmen ihr dann natürlich die Entscheidung ab. „Ich kann dir leider nur das hier anbieten.“, sie hob das Stirnband hinter ihrem Rücken hervor. „Meinst du das tut‘s auch?“, frech Lächelnd setzte sie es ihm schräg auf den Kopf, nahm ihm die Rose ab und inhalierte den zarten Duft der hübschen Pflanze.

Die Stadt Oshibana Town war wie eh und je. Was ihn, einen stolzen Lamia Scale Magier in die drachenvernarrte Stadt geführt hatte? Eine Quest natürlich, bei dem er sich ordentlich hatte abhetzen müssen. Einer reichen Bürgerin war ein wertvolles Dokument abhanden gekommen, welches sie als Besitzerin der nahen Yama-Mine auswies. Yama's waren seltene Geschöpfe, die ganz selten Nester in speziellen Höhlen hielten. Das Besondere an diesen kuriosen Tieren war, dass sie ununterbrochen Eier legten, welche als extravagante Delikatesse im ganzen Land bekannt waren. Seltsam nur, dass nur zwei Tage nach dem Verschwinden des Dokumentes, es irgendwie in die Hände eines Luxusrestaurants gelangt war. Nach Langem hin und her hatte der Junge schließlich beweisen können, dass der Frau das Dokument gestohlen worden war, hatte den Dieb dingfest gemacht und das Restaurant schließlich angezeigt. Und jetzt war er hier und schlenderte gemächlich durch die Straßen. Plötzlich bemerkte er eine nahe Menschenmasse, die seine Aufmerksamkeit erregte. Da schien etwas Interessantes zu geschehen, sonst hätte sich keine Menschentraube darum gebildet. Wer der Urheber davon war, überraschte den jungen Grynder etwas: Es handelte sich um Itasa Soutanbou – kurz Souta – einen Magier aus seiner eigenen Gilde sowie einem recht hübschen Mädchen. Den Stich im Herzen ignorierend trat er näher an die Menge heran und beobachtete sie beide. Sie hatten beide ordentlich Talent und er ertappte sich selbst dabei, wie er anfing mitzusummen. Na warum nicht? Doch anscheinend war er ziemlich gegen Ende ihrer Vorstellung angekommen, denn schon nach kurzer Zeit endete der Gesang und die Menge fing an zu applaudieren. Nachdem er sich ihr kurz angeschlossen hatte und sich bereits wegdrehen wollte, geschah etwas Kurioses, was wieder seine Aufmerksamkeit erregt. Das lilahaarfarbene Mädchen griff schnell nach dem Jungen und stibitzte ihm das Stirnband vom Kopf. Als Lamia Scale Magier, der seit über 10 Jahren in dieser Gilde diente, konnte er so etwas natürlich nicht tolerieren, also begann er gleichzeitig mit Souta die Verfolgung des Mädchens, auch wenn er sich sicher war, dass ihn der Junge nicht bemerkt hatte. Von dem sonst völlig lässigen Jungen war hier nichts mehr zu sehen, Yuuki befand sich in seinem Element und er überlegte Dutzende Vorgehensweisen beim Rennen, während sein Körper weiterhin Adrenalin in sein Blut pumpte. Währenddessen öffnete er die Schnalle an seinem Holster, sodass er seine Pistole so schnell wie möglich ziehen konnte, sicher war sicher. Das Mädchen keine Sekunde aus den Augen lassend, verfolgt er sie, bis sie an einer Ecke stehen blieb. Warum sie ihn nicht sah? Nun, Yuuki hatte die Geistesgegenwart besessen und war mit einigen geschickten Sprüngen auf ein Hausdach geklettert, sodass er sich von Haus zu Haus fortbewegte. Während er sein Ziel sondierte, kam Souta hinzu und schien mit ihr zu sprechen. Ärgerlich stellte er fest, dass er nicht sonderlich viel mitbekam, weshalb er sich weiter nach vorne beugte, und da passierte es. Während Souta also vor der Diebin kniete und ihr aus unerfindlichen Gründen – es handelte sich schließlich um Souta, für ihn schien die ganze Welt ein einziger Witz zu sein – eine Rose hinhielt, rutschte der Rotschopf aus, und krachte mit einem unsanften Geräusch auf dem Boden. Wie das wohl für die beiden Anderen aussehen musste? Er wusste es nicht, sondern starrte weiterhin einfach nur den blauen Himmel an. Er hatte es vermasselt, na toll. Schließlich setzte er sich auf und schaute den Jungen und das Mädchen ausdruckslos an. "Hey, was geht ab?"

Dieses Mädchen war einfach brilliant. Statt ihn zu schubsen oder rot zu werden, lächelte sie und nahm ihm die Rose ab, um sie in absolut graziler Manier zu beschnuppern. Wäre sein Herz nicht schon fest im Griff einer anderen gefangen, er hätte wohl noch viel Spaß mit ihr haben wollen. Wobei - waren solche Gesten nicht auch spaßig? Konnte er sie nicht ein wenig fühlen lassen, dass sie hübsch war, wenn sie es schon so offenkundig darauf anlegte, ihn zu necken? Souta war leicht zufrieden zu stellen, solange er Aufmerksamkeit und Unterhaltung bekam. Umso breiter grinste er, als ihm in diesem Moment beides geschenkt wurde. Das Stirnband schief auf dem Kopf, lächelte er verschmitzt und erhob sich wieder. Gerade setzte er dazu an, einen Kommentar abzugeben, da sah er, wie etwas Rothaariges von oben hinabstürzte und in der Gasse aufschlug. Blinzelnd legte Souta den Kopf schief. Nanu, wo war das denn hergekommen? Wie auch immer, vielleicht war es verletzt. Ob es ein Junge oder ein Mädchen war konnte er in der geplätteten Verfassung gerade nicht erkennen. Mehr aus einen Instinkt heraus als weniger aus Gefahrenvoraussicht trat er halb vor Taya und legte den Kopf schief. "Yuuki?", benannte er schließlich den Rotschopf, als er sich aufrichtete und etwas neben der Spur - wie immer - fragte, was abging. "Bist du ... gerade vom Himmel gefallen?" Als würde er befürchten, dass seine Freundin Aurora auch gleich auf den Gassenboden klatschen würde, richtete er sein Stirnband und linste vorsichtig gen Wolken.

Was sich hinter „absolut grazile Manier“ verbarg, schien ähnlich wie viele andere Dinge im Leben, im Auge des Betrachters liegen, denn für Taya war das Riechen an dem Gewächs nichts weltbewegendes, nichts was sie irgendwie versuche zu untermalen oder für sich nutze. Wenn Souta das aber so sah, dann war das doch gut, nicht? Im Endeffekt nicht mehr als Schnee von gestern, denn urplötzlich stürzte jemand vom Himmel und lag ihr im wahrsten Sinne des Wortes, zu Füßen.
Lustig wurde es dann, als Souta den Namen des Jungen sagte und sich somit rausstellte, dass beide sich kannten. Höchstwahrscheinlich also auch jemand, der nicht aus Oshibana Town kam und ging man von Alter, Statur und dem Fakt aus, das er gerade vom Himmel gefallen war, konnte es sich hierbei doch nur um einen Magier handeln. Mit großer Wahrscheinlichkeit gehörten beide also zur selben Gilde und kamen vielleicht sogar aus derselben Stadt. Zufälle gibt’s.
Zwischenzeitlich war Souta vor sie getreten, also neigte sie den Kopf und Körper so weit, bis sie Yuuki wieder im Blickfeld hatte. Natürlich bestand auch die Möglichkeit einen Schritt zur Seite zu gehen, aber wir sprechen hier immerhin von Taya. „Einen wunderschönen guten Tag Yuuki-san. Mein Name ist Taya, freut mich auch dich kennen zu lernen.“, trällerte sie ihm halb lachend entgegen. Erster Eindruck? Das Mädel hat ne Macke.

Souta schien etwas verdattert von seinem plötzlichen Auftauchen zu sein und schaute gleich daraufhin auch gen Himmel. Befürchtete er etwa, dass es noch weitere Jugendliche herabregnen würde? Oder erwartete oder befürchtete er eine bestimmte Person? Egal was es auch sei, Yuuki hatte zunächst einmal andere Prioritäten. Zunächst beförderte er seine Hand an seine Brust und tastete diese ab, bis er schließlich das Gesuchte fand: Sein Medaillon. Beruht atmete er aus, denn es schien weder beschädigt zu sein und befand sich dort, wo es immer war. Ein Blick nach unten zeigte ihm jedoch etwas, das sich nicht an seinem üblichen Ort befand. Bei seinem Fall und dem anschließenden Aufprall schien sein Holster aufgegangen sein, sodass seine Pistole halb herauslugte. Schnell war sie wieder verstaut und der junge Grynder stand auf, während er den Dreck und Staub von seiner Hose klopfte. Mann waren die Straßen hier dreckig. Doch jetzt galt es zuerst einmal auf Souta's Frage zu antworten, der Junge erwartete schließlich eine Antwort. "Könnte man sagen. Ich dachte das Mädchen," wobei er Taya ansah, "hätte dich beklaut, weshalb ich die Verfolgung aufgenommen hatte." Kurz legte eine Pause ein, ehe er das Nächste von sich gab. "Aber es scheint ja so, dass ich mich geirrt habe und euch stattdessen bei irgendetwas gestört habe." War es ihm peinlich? Kein bisschen, um genauer zu sein interessierte ihn die ganze Angelegenheit so sehr wie diese streunende Katze, die soeben um die Ecke bog. Indes lugte das Mädchen um Souta's breitem Kreuz hervor und stellte sich trällernd vor. Taya also. "Hey, ich bin Yuuki.", sagte er, während er die Hand langsam zum Gruß hob. "Sag mal Souta, was machst du eigentlich hier?" Es war schon ein gewaltiger Zufall, dass sich zwei Lamia Scale Magier zur selben Zeit in der Heimatstadt von Blue Pegasus befanden. Mal schauen, was sein Gegenüber so zu erzählen hatte.