Das Brodeln in ihr beruhigte sie wieder, immerhin war es zwecklos, sich aufzuregen. Immerhin war sie auf Seraphim angewiesen und das für unbestimmte Zeit. So lange sollte die Tochter des pensionierten Magiers schon fähig sein, mit ihm umgehen zu können. Es schien auf jeden Fall etwas zu nützen, dass sie ihn mit Respekt und Ruhe behandelte. Zumindest schien er sich zu bemühen etwas entspannter mit ihr umzugehen und es begann mit einer Entschuldigung für seine Bemerkung. Naomi lächelte leicht und nickte: "Nein, ich nehme es Ihnen nicht übel", doch dann stutzte sie, Menschenkinder, war er denn keines? Sie entschied, es vorerst bei dem Gedanken zu belassen. Wahrscheinlich wäre die Frage eh zu privat gewesen, also schluckte sie diese herunter. Verblüfft merkte das Mädchen, dass ihr Gegenüber lächelte und dann kurz danach zum Aufbruch aufforderte. War das Eis, was er ihr vorher so herzhaft entgegen geschleuderte gebrochen? Noch traute die Blue Pegasus Magierin ihrem Gildengenossen nicht so ganz, besonders was seine wechselhafte Laune anging, allerdings war es gut, dass es sich zu bessern schien. Etwas langsamer als zuvor ging er vor und es fiel ihr nicht mehr so schwer, hinterher zu kommen. Mit einem Blick zurück schien er wohl sogar zu überprüfen, ob sie nachkam. Ob es jetzt einfach nur die Frage war, ob sie schnell genug war oder ob er Fürsorge heuchelte, war eigentlich total egal, sie bildete sich einfach ein, es wäre, weil er sie nicht verlieren wollte. Das machte es für sie gleich viel angenehmer. Die Magierin schloss also zu ihrem Begleiter auf und lief neben ihm her. Der Wind, welchen sie nun im Rücken hatte, beflügelte sie regelrecht, für einen kurzen Augenblick schloss sie die Augen und genoss es, wie er heute wehte, doch die Frage des Seraphim holte sie zurück, er fragte sie danach, welche Magie sie beherrschte. Sollte sie es ihm sagen. Es war nützlich, wenn er es wusste, immerhin konnte er so besser einschätzen, wofür er sie nutzen konnte. "Ich beherrsche ein wenig Schattenmagie, allerdings stehe ich noch recht am Anfang und bin wahrscheinlich noch nicht von großem Nutzen für euch, aber ich gebe mein Bestes." Sie würde immer ihr Bestes geben besonders, wenn es darum ging, sich das Wohlwollen eines anderen zu verdienen und bei jenem schien es mehr als nötig zu sein. Neugierig wartete sie auf die Reaktion des anderen, ob er ihr ebenfalls seine Magie eröffnen würde oder ob er etwas zu ihrer Aussage sagen würde. Beides war sicher interessant, wenn er die Laune beibehielt, die er gerade hatte. Schweigend setzten sie den Weg fort und sie überlegte, ob sie etwas fragen konnte, aber sie war sich nicht sicher, er schien nicht gerne bedrängt zu werden, aber irgendwie wollte sie es doch wissen, was war er, wenn er sich nicht für einen Menschen hielt. Also beschloss sie, es in ein Kompliment einzubinden. "Sie haben wirklich eine sehr interessante und hübsche Augenfarbe, Seraphim-sama, Sie sind sicher etwas Besonderes, wenn allein schon ihre Augen sich so von denen anderer unterscheiden", irgendwie hatte sie recht, fand sie zumindest. Der Mann, mit dem sie unterwegs war, schien rein gar nichts Gewöhnliches an sich zu haben, wenn sie dabei an sich dachte, fand die Kleine sich schon fast langweilig normal. Die Erscheinung neben ihr hatte eben doch ihren Eindruck hinterlassen und das nicht zu knapp. Jetzt wo er sich bemühte nicht mehr ganz so bissig zu sein mochte sie ihn sogar ein wenig, wahrscheinlich hatte man ihn wirklich nur auf dem falschen Fuß erwischt und der Dragonslayer war eigentlich ein umgänglicher Mensch, wobei die Frage ob er ein Mensch war, noch ausstand, eigentlich sprach nichts dagegen, er sah zumindest so aus, aber der Schein könnte trügen, besonders in dieser Welt.

Gut, Naomi mochte nicht so extrovertiert kindlich sein, wie es zum Beispiel Zero war. Immerhin nannte sie ihn nicht Nii-san oder umklammerte ihn mit klebrigen Kinderhänden. Sie war auch so weit kontrolliert, dass sie es fertig gebracht hatte, die Fassung zu wahren, sie war sogar etwas zu höflich, ruhig und eher weniger kindlich. Nein, momentan schien es so, als könne er mit dem kleinen Mädchen sogar einigermaßen gut auskommen, auch wenn sie wohl zu der Gruppe Menschen gehörte, die ihn so ganz grundsätzlich am wenigsten interessierten. Sie war ein Kind, mit denen konnte er halt einfach nichts anfangen. Cyrus hatte selten wirklich am Charakter einer Person Interesse, da sich dieses meist um etwas anderes, für ihn rein körperliches drehte. Diese Schiene konnte er hier ja von Anfang an ausschließen. Aber in einer Sache konnte man ihm glauben: Eis wurde sicherlich nicht von ein paar netten, höflichen Worten gebrochen, zumindest nicht seins. Müsste man sich die Psyche seines Herzens bildlich vorstellen, dann sollte man vielleicht an einen Eisberg denken, den Naomi gerade mit einem 500-Watt-Föhn zu bearbeiten suchte. Zwar sagte man, dass steter Tropfen den Stein hölt, aber besagte Tropfen hatten auch Jahrtausende dazu Zeit, anders als Naomi, die vielleicht eine Quest mit ihm zusammen machen würde. Der Name Schattenmagie sagte ihm nichts, aber ehrlich gesagt war es ihm auch relativ schnuppe. Er interessierte sich nicht für andere, menschliche Magiearten und wenn er es ausnahmsweise tat, dann im Negativen Sinne. Beispielsweise verachtete er Elementarmagienutzer, vor allem aber Windmagier, da diese die Magie der Drachen vor ewigen Zeiten gestohlen haben mussten, um sie dann zu verkrüppeln. Windmagie beispielsweise hatte zwei Drittel ihres wahren Nutzens einfach verloren, nur weil die Menschen einfach zu blöd waren, geschickt damit umzugehen. Ja, spätestens jetzt sollte einem klar sein, dass Cyrus sich nicht recht zur Gesellschaft der Menschen dazuzählte, obwohl er doch augenscheinlich menschlich war, oder? Er lächelte immer noch, als er spürte, wie der Wind sein ewig zerzaustes Haar noch ein wenig mehr durcheinander brachte. Ziemlich passend, wenn man es so wollte. Er roch sogar nach frischer Luft, eigentlich machte er ziemlich offensichtlich, welche Magie er beherrschte. "Ich beherrsche Himmelsmagie, Naomi-chan~", flötete er deswegen, auch wenn er gerade mit beinahe ein wenig Enttäuschung realisierte, dass der Wind von hinten, statt von vorne kam. Dann hätte er sich einen kurzen Zwischensnack gönnen können, auch wenn er erst vor kurzem ein paar herrliche Pfannkuchen verspeist hatte. Wenn es schon mal so herrliches Wetter gab, dann musste man es doch eigentlich gleich ausnutzen, nicht wahr?
Als Naomi das Kompliment von Stapel ließ, musste Cyrus grinsen. Zwar war er eigentlich schon grenzwertig eitel, aber nicht dumm. Er wusste mit ernst gemeinten Komplimenten umzugehen, verstand aber auch, wenn sie gezwungen oder falsch kamen. In diesem Falle zeigte sich das junge Alter Naomis wohl daran. Sie hatten gerade den Bahnhof erreicht und wie als hätte er ihn bestellt, stand da bereits der Zug, den sie zu ihrem Auftragsort nehmen mussten. Er würde allerdings erst in zwei Minuten abfahren, sagte zumindest die Leuchttafel an, sodass er noch genug Zeit hatte, die Sache mit den Komplimenten mit seiner jungen Begleitung zu besprechen. "Weißt du, Naomi-chan... Mit Komplimenten ist das immer so eine Sache. Sicherlich hast du Recht, aber... ich bin keine Frau." Er blickte zu ihr herunter und lächelte. "Bei Frauen ist das etwas anderes, da kannst du ganze Abende nur mit Augenfarben füllen, aber bei Männern zieht das nicht so wirklich. Zudem du mich auch duzen kannst, das hört sich ja an, als sei ich der nicht existente Kaiser von Fiore..." Oh, na sieh mal einer an, er lehnte es auch, "geeuchzt" zu werden? Ja, tat er. In jedem Falle sollten sie sich nun einmal in Richtung Zug bewegen, weshalb er diese Distanz schnell verringerte und in den erstbesten Waggon sprang. Dass es unglaublich voll war, bemerkte er allerdings erst, als die Türen sich schlossen. Gab es hier überhaupt noch einen einzigen freien Sitzplatz? Oh ja, einen... tatsächlich. Dieser wurde auch schnell von ihm belegt, als sein Blick auf das Mädchen fiel... Hmm. Hhhhmmm! Na gut, ein bisschen Überwindung kostete ihn das nun schon. "Schoßsitzen, Naomi-chan?"

Ob er ihr zuhörte, war zweifelhaft, aber nun gut, sie hatte es auch nicht erwartet. Auf ihre Antwort zu seiner Frage nach ihrer Magie kam nur so weit eine Antwort, dass er anmerkte, dass er Himmelsmagie nutzte. Das sagte ihr nichts, aber irgendwie passte es zu ihm. Irgendwie schien er als hätte er den Kopf irgendwo in den Wolken, ganz weit fern von dieser Welt. Seine Schritte schienen irgendwie zu fliegen und irgendwas schien regelmäßig alles Unwichtige aus seinem Gehirn zu fegen. So wie auch das was sie gesagt hatte. Nun gut, damit sollte sich auch leben lassen, solang er alles Wichtige im Kopf behielt, so wie zum Beispiel wohin sie mussten. Ihre in ein Kompliment verpackte Frage beantwortete er nicht, er lächelte, hatte er eigentlich verstanden, worum es ihr wirklich ging? Es war ihr nicht klar, aber die Antwort sollte sie noch bekommen. Während sie noch gedacht hatte, waren sie am Bahnhof angekommen. Wie bestellt stand schon der Zug auf den Gleisen und er würde auch bald abfahren. Allerdings musste sich der Magier noch die Zeit nehmen, sie auf etwas hinzuweisen. Er hatte die Bedeutung ihres Kompliments nicht verstanden. Sicher waren seine Augen beachtlich, aber sie wusste nun immer noch nicht, was er war, wenn nicht ein Mensch, aber es hatte, auch etwas für sich, das Gesieze und Geeuchze schien ihm auf den Keks zu gehen, weshalb er ihr das Du anbot. Das fand sie doch etwas angenehmer. Allerdings würde sie weiterhin bei Seraphim-sama bleiben, irgendwie passte das besser in ihr Bild, welches sie sich von dem Dragonslayer zu Recht schusterte. Allerdings blieb nicht viel Zeit weiter irgendwas zu überlegen, denn sie sollten so langsam in den Zug. Das Abteil, welches sie wählte, war irrsinnig voll. Sie rechnete schon damit, dass sie beide stehen mussten, doch da schien Seraphim genau den letzten Platz des Abteils zu ergattern. Gerade wolle sie schon sagen, dass sie zum Anfang des Wagens zurückgehen würde, um sich dort auf den Boden zu setzen, da bot er an, dass sie sich auf seinen Schoß setzen konnte. "Ähm, danke Seraphim-sama, aber sagen sie ... ähm ich meine sag Bescheid, wenn ich zu schwer werde", sie stürzte sich mit den Armen auf den Sitzlehnen ab und hoch sich so sanft auf seinen Schoß. Es war ein sehr eigenartiges Gefühl, sie saß zwar oft und gerne bei ihrem Vater auf dem Schoß, aber das hier war irgendwie steif und es hatte einfach nicht den gleichen Sinn. Sie versuchte sich etwas zu entspannen und lehnte sich zurück. Durch die Kleidung glaube sie einen Herzschlag zu hören, weshalb sie die Augen schloss und deutlicher lauschte, ja zumindest hatte er ein Herz, nun gut wieso auch nicht. Dann schreckte sie auf, es war ja nicht ihr Vater, auf dem sie saß. Schnell kehrte sie in die doch recht steife Ausgangshaltung zurück. Kerzengerade und doch leicht steif. Wenn sie so die ganze Fahrt aushalten wollte, war es sicher bequemer auf dem Boden zu sitzen, aber, so redete sie es sich zumindest ein, es war etwas Besonderes hier sitzen zu dürfen. Um sich selbst etwas abzulenken, griff sie das Thema vom Bahnsteig wieder auf: "Eigentlich wollte ich nur wissen, warum du dich so von den Menschen distanzierst, bist du keiner? Ja das Kompliment war etwas ungeschickt gewählt, aber hätte ich deine Haarfarbe genommen wäre es auch nicht das Richtige gewesen." Hoffentlich konnte ein Gespräch diese Situation etwas lockern, vielleicht hatte er lieber seine Ruhe, aber ganz egal was es war. Er würde es ihr schon mitteilen. Ihr Blick wanderte kurz aus dem Fenster, konnte sie ihn in dieser Situation ansehen, ohne verlegen zu werden, nein konnte sie nicht, deshalb ließ sie es. Allein der Versuch würde wahrscheinlich total daneben laufen und das würde ihn wahrscheinlich wieder nerven.

Cyrus mit einem Kind auf dem Schoß. Was kam eigentlich logischerweise als Nächstes - wie sich der Dragonslayer liebevoll um ein Baby kümmerte? Nein, nur über seine kalte, tote Leiche und an der würde ein Säugling nicht mehr viel Spaß haben. Das hier war als Ausnahme zu betrachten, da es keine freien Plätze mehr gab, außerdem war Naomi in diesem Falle seine Questpartnerin, kein kindliches Kind, das er sofort absichtlich im Gedränge verloren hätte. zudem sie ihm ja irgendwie sogar ein gaz klein wenig sympathisch war. Interessanterweise entspannte sie sich recht schnell, als sie auf seinen Oberschenkeln saß und lehnte sich an ihn - Ob sie sein Herz schlagen hören konnte? Natürlich hatte er ein Herz, jedes größere tierische oder menschliche Wesen brauchte etwas, um das Blut im Körper zirkulieren zu lassen, aber ob er auch im übertragenen Sinne ein solches hatte, blieb zu diskutieren. Er konnte kleine Kaninchen ohne Wimpernzucken töten, könnte kleine Kinder ihrem Schicksal überlassen und seine größte Leidenschaft galt dem Verrichten von Unheil. Er liebte den Anblick von seinetwegen weinenden Menschen, in dieser Hinsicht war er wohl eindeutig ein Sadist, was? Er könnte so viel Leid in der Welt mindern, aber er stellte sich dagegen, hätte man statt ihm Naomi das heilen beigebracht, dann wäre das wohl der erste Schritt zu einer besseren Welt. So aber konnte man beinahe sicher sein, dass er nur ausgewählten Menschen helfen würde und selbst denen nicht altruistisch. Plötzlich versteifte sie sich aber wieder, ruckte nach vorne und blieb kerzengerade sitzen. Ob sie bemerkt hatte, dass sie sich gerade wie ein anschmiegsames Kätzchen verhalten hatte, obwohl sie ihn doch eigentlich gar nicht kannte? Um das einmal klar zu stellen, eigentlich kuschelte Cyrus ziemlich gerne - aber im Normalfall nicht mit Vierzehnjährigen. Er war ja für vieles ziemlich offen, aber nicht für so etwas. Dennoch würde sie ziemlich schnell ermüden, wenn sie weiter so sitzen würde, weswegen der Weißhaarige kurz entschlossen die Arme um sie schlang und sie wieder zurück zog. Tja, damit musste sie jetzt eben leben, aber er hatte keine Lust, dass sie sich auf der Quest noch wegen Rücken- oder sonstiger Schmerzen beschwerte. Jetzt fehlte eigentlich nur noch, dass er einpennen würde, dann würden sie wahrscheinlich den Ausstieg verpassen und so schnell würde Naomi nicht aus seiner Umklammerung herauskommen. Komplett schwach war der Ältere nicht und tendierte auch im Schlaf nicht dazu, etwas, um das er einmal seine Arme gelegt hatte, wieder loszulassen. Zeugenaussagen zufolge, natürlich. Er hörte dem Mädchen zu, als sie diese seltsam analytische Frage stellte und legte lächelnd den Kopf auf ihre Schulter, um in ihr Gesichtchen zu spähen. Im Normalfall müsste man sie wohl als niedlich bezeichnen, mit den großen Augen und den kurzen, blonden Haaren, aber Cyrus hatte nicht so das Bedürfnis danach, Kindern dieses Prädikat zu verleihen. Zuckersüß, das passte eher, denn von diesem Stoff konnte man krank werden, niedlich bedeutete dann schon wieder, dass es ihm gefiel... "Aber, Naomi-chan~", säuselte er mit leicht tadelndem Unterton und stupste ihre Nasenspitze mit dem Ringfinger der rechten Hand an, "Ich dachte wir hatten schon...", rechter Mittelfinger, an dem sein Flügelring steckte, "dass ich der Himmels Dragonslayer bin~". Der rechte Zeigefinger vollendete die kleine Vorführung und kehrte mitsamt seinen vier Geschwistern in die Ausgangsposition irgendwo auf Naomis Bauch zurück. Nein, Cyrus brauchte in Zügen nur dann Ruhe, wenn er genug Muße und Platz hatte, um zu lesen. Der weißhaarige war ein großer Theaterfan und hatte meistens irgendein klassisches Stück in den Taschen seiner Jacke. Nur konnte er mit einem Mädchen auf dem Schoß und vielen, teilweise redenden, Passagieren in nächster Nähe dieses Vorhaben gleich aufgeben. Also konnten sie sich auch genauso gut unterhalten. Sie hatte ihre für ihr Alter extrem befremdlich wirkende Frage bereits gestellt, also war er an der Reihe. "Warum bist du eigentlich in die Gilde eingetreten, Naomi-chan?", fragte er deswegen, den Kopf dort belassend, wo er war. Welch ein Glück, dass Naomis Ziehvater ihr nichts über den jungen Mann erzählt hatte, über den sich manche sicherlich das Maul zerrissen. Immerhin war es immer mit Neid belegt, wenn man unverdienterweise auf irgendeine Art besser war als andere und Cyrus war das gleich auf viele Arten: In Blue Pegasus aufgrund seiner Ausbildung privilegiert, hatte er ein Talent, sich aus allem herauswinden zu können und konnte zudem einen Körper sein eigen nennen, der ihm auch noch vieles andere eröffnete. Zu allem Überfluss war er dann auch noch ein absolutes Arschloch, aber so etwas stand den Leuten ja nicht auf der Stirn geschrieben... Hätte Herr Kagekami das erwähnt, dann hätte sich Naomi nun sicherlich ziemlich unwohl gefühlt.

Es wunderte sie, dass er noch nichts zu ihrem Kuschelanfall verloren hatte, aber nun gut, vielleicht regte er sich doch nicht über alles auf was sie tat oder nicht tat. War es vielleicht nur ein Hirngespinst und er würde sie gleich darauf hinweisen, dies nicht zu tun? Doch für einen Moment war es doch recht schön gewesen, etwas anders aber gut. Vielleicht hatte sie in diesem einen Moment einfach zu viel Vertrauen zu ihrem doch merkwürdigen Begleiter gehabt. Eigentlich wollte die junge Magierin dem merkwürdigen Dragonslayer gerne vertrauen, immerhin sollten sie irgendeine Aufgabe zusammen erledigen und da war es besser, wenn sie zumindest sagen konnte, dass sie sich an ihn wenden konnte. Noch schien das jedoch in weiter Ferne zu verschwinden. Dann ohne eine Vorwarnung und ohne ein Vorzeichen, was diese Aktion angekündigt hätte, schlang man von hinten die Arme um sie und zog sie zurück. Naomi war so überrascht, dass sie kurz den Atem anhielt und die Augen schloss. Es war doch nur Seraphim, aber für kurze Zeit hatte sie sich erschreckt und das nicht zu knapp. Als sie die Augen öffnete, blickte sie in sein Gesicht. Er hatte seinen Kopf auf ihrer Schulter abgelegt und sah sie mir diesen sonderbaren Augen an. Verwirrung bemächtigte sich ihres Gesichtes und auch die Bernsteinaugen sahen den Magier verwirrt an, welcher aber nicht darauf einging, sondern tatsächlich ihre Frage beantwortete. Während er das tat, stupste er immer wieder auf ihre Nase und legte dann die Hand wieder auf ihren Bauch. Ein komisches Gefühl. Eigentlich war sie es schon gar nicht mehr gewohnt, sich so wie ein Kind behandelt zu fühlen. In ihrer näheren Umgebung tat das eigentlich niemand mehr und vermisst hatte sie es auch nicht. Ihre Nase zuckte leicht und er schien mit seinem Kopf die Ruhestätte an ihrer Schulter nicht verlassen zu wollen. In ihrer Tasche war ein Buch, das könnte sie lesen, aber das war sicher gerade etwas sehr unhöflich, deshalb entschied sie sich ihre ganze Aufmerksamkeit dem Reisegefährten zu widmen, der ihr eh so nah war, dass sie ihn nicht aus ihren Gedanken verbannen konnte. Jeder Atemzug, den er tat konnte, sie spüren, ihre Nase vernahm irgendwo her den Geruch von einer frischen Brise. Eigentlich war es in Zugabteilen immer stickig, aber heute, obwohl kein Fenster offen war, konnte sie es genießen. Was war heute anders. Ihre Augen wanderten wieder zu dem Gesicht auf ihrer Schulter. Es musste von ihm kommen und leider musste sie sich eingestehen, dass sie es genoss. Ja wirklich er roch sehr gut und es hatte eine angenehm beruhigende Wirkung. In ihren Ohre erklang wieder die angenehme Stimme, deren Besitzer ebenfalls er war, er schien wohl ebenfalls nicht genau zu wissen, was er in dieser Lage anstellen sollte und stellte deshalb eine wahrscheinlich sehr berechtigte Frage. Was machte ein junges Mädchen wie sie in dieser Gilde? "Nun ja", begann sie und suchte noch nach Worten, die das Ganze etwas netter beschrieben und es nicht so aussehen lassen würden, als müsste sie für den Familienunterhalt aufkommen, das nötigste bekamen sie ja bezahlt. "Seit mein Vater nicht mehr arbeiten kann, leben wir mit recht wenig. Es geht natürlich, aber ich bin seiner alten Gilde beigetreten, weil ich gerne etwas zum Haushalt beitragen will. Er sagt zwar dauernd, dass ich meine Kindheit genießen soll, aber er kriegt es ja doch nicht alleine hin", sie musste leicht schmunzeln, "Das letzte Essen was er gekocht hat war, ein kleines Abenteuer, ich hoffe er verhungert nicht, während ich weg bin. Manchmal denke ich, ich bin die Mutter und er ist das Kind, aber nun ja, so ist es eben." Während sie gesprochen hatte, waren die Verspannungen aus ihr gewichen. Langsam gewöhnte sie sich daran an diese ungewohnte Nähe. Dann fiel ihr noch etwas ein, was sie eigentlich noch hatte loswerden wollen, sie drehte ihren Kopf zur Seite, um ihm ins Gesicht zu sehen, während sie ihn ansprach: "Seraphim-sama, ich weiß, dass ich noch jung bin, aber würdest du bitte aufhören mich wie ein kleines Kind zu behandeln, das ist so ungewohnt." Sie hoffte, dass ihr himmlischer Begleiter, dies nicht in den falschen Hals bekam, aber es würde einfach so viel angenehmer werden, wenn er sie vielleicht nur ein kleines Bisschen ernster nahm.

Tatsache Nr. 1: Naomi war nicht so kindlich, wie er erwartet hatte. Das brachte sie in die privilegierte Position, nicht direkt in eine von Cyrus' Schubladen zu passen. Sie war eindeutig körperlich ein Kind, somit war sie für ihn nicht von Interesse, aber sie war auch nicht mental zu zurückgeblieben, dass sie es Wert war, einfach ignoriert zu werden, so wie er Zero am liebsten behandeln würde. Nein, sie wanderte auf einem schmalen Grad, der dem Dragonslayer kein vordefiniertes Verhaltensmuster vorlegte, sondern sich außerhalb des Normalen befand. Er würde sie weder anbaggern, noch sie loszuwerden versuchen. Die Frage war, ob er sie vielleicht ärgern sollte, so wie er das ja mit Leidenschaft bei Maenor tat. Dieser allerdings war ein kleiner, paranoider Junge, während Naomi ein kleines, höfliches Mädchen war. Man sollte ihn zwar nicht falsch verstehen und glauben, er privilegiere das weibliche Geschlecht, aber irgendwie war ihm die Blondine sympathischer als der Brünette, ganz davon abgesehen, dass er Maenor sicherlich nur auf den Schoß genommen hätte, um ihn zu ärgern. Er war sich sicher, dass der Junge diese Art von Kontakt verabscheuen würde.
Tatsache Nr. 2: Normalerweise sollte man Mitleid bekommen, wenn ein niedliches, kleines Mädchen davon berichtet, dass sie mehr oder weniger für den Unterhalt einer kleinen, zerbrochenen Familie arbeiten musste. Zudem ihr Vater ja offenbar nicht mehr arbeiten konnte, wahrscheinlich weil er einen Unfall hatte und nun ans Bett gefesselt war oder so. Cyrus aber nahm es einfach wahr und vergaß es gleich darauf wieder. Die beiden waren wohl noch ein Stückchen grundverschiedener als angenommen: Sie kümmerte sich fürsorglich um ihren Vater, den Rest ihrer Familie und hatte sicherlich viel Arbeit damit, er musste nur sich selbst versorgen und scherte sich einen Dreck um andere. Eine Familie hatte er auch nicht mehr wirklich und das einzige Wesen, welches er als solche noch zählte, wohnte weit weg von jeglicher Zivilisation und war ein meterhoher Drache. Gut, sie arbeitete also, um nicht zu verhungern. Tat er letzten Endes auch, obwohl er sicher war, dass er auch in anderen Berufen recht gut klar kommen würde. Oder auch abseits vom Gesetz, da er sich ja nur in eine Kneipe zu setzen brauchte, in ein Kartenspiel einsteigen musste und prompt einiges mehr im Geldbeutel hatte. Ja, er mogelte wahnsinnig gerne und war auch ziemlich gut darin - aber wenn man schon einmal so eine seltene und starke Magie beherrschte, dann sollte man sich auch mit ihr auseinander setzen, nicht wahr?
Tatsache Nr. 3: Naomi konnte kochen. Sicherlich nicht besonders wichtige Beobachtung, wenn man sie mit den vorher gehenden verglich, aber auch eine passende Entdeckung. Offenbar war Naomi trotz ihrer jungen Jahre recht bewandert in Dingen, die man im Haushalt anstellen konnte. Cyrus würde wetten, dass sie auch putzen, waschen und bügeln und so einen Kram konnte, da ihr Vater das ja nicht zu können schien und eine Mutter hatte sie ja nie erwähnt. Der Dragonslayer konnte das übrigens auch, kochen. Wunderte das nun, weil es so überhaupt nicht typisch männlich war? Jedenfalls lebte er auch meistens alleine und war deshalb darauf angewiesen und obwohl er überhaupt nicht pingelig war, was sei Essen betraf - immerhin würde er zur Not auch ein Tier fangen, es töten und roh essen - so aß er lieber leckere Sachen. Und wenn es ihm niemand gab, musste er es sich eben selbst machen. Ob er das Mädchen wohl mal ausleihen könnte? Sicherlich würde Naomi mal eine perfekte Mutter werden... wuäh.
Er stutzte, als sie ihn bat, sie nicht wie ein kleines Kind zu behandeln, das sei sie nicht mehr gewöhnt. Wie, sie war es nicht gewöhnt, sie war ein kleines Kind... ganz offensichtlich. Zudem konnte er sie nicht behandeln, als wäre sie drei Jahre älter, dann würde er versuchen, mit einem Kind anzubandeln und so etwas tat selbst er nicht. Statt aber aufzufahren, grinste er nur und pustete leicht in Naomis Ohr. "Yare Yare, Naomi-chan~ Du bist ganz objektiv ein Kind und ich behandle dich gar nicht wie eines, sonst säßest du sicherlich nicht da, wo du gerade sitzt. Zudem du nicht wirklich willst, dass ich dich wie eine Erwachsene behandele." *Es sei denn natürlich, du willst unbedingt am Ende dieser Quest nicht da landen, wo du dir es vorgestellt hast und ebenfalls mit deutlich weniger an, als du erwartet hast. Aber dazu müsstest du auch spontan ein paar Jahre altern, fürchte ich.* Doch davon sagte er nichts, sondern lächelte nur und wippte ein wenig hin und her. Naomi könnte man sicherlich gut als Teddybären benutzen, die war irgendwie knuffig.

Für eine kurze Weile hatte sie sich eingebildet, diese Arme wären nicht die Seinen, aber dann wäre sie wahrscheinlich zu Hause und nicht auf dem Weg ins Ungewisse. Langsam ließ sie den Blick schweifen und es war nicht abzustreiten, dass ihr Begleiter doch einen heftigen Effekt auf alle Menschen in ihrer Umgebung hatte. Wie die Geier auf ein Stück Fleisch, als wäre er der letzte Kerl auf Erden, ja so starrten einige Frauen den sonderbaren Kerl an. Sie konnte fast wetten, dass er dieses Gestarre gewöhnt war, aber sie mochte es irgendwie nicht. Ein unwohles Gefühl in ihrer Magengegend meldete sich an. Was würden diese Frauen wohl tun, wenn sie verrückt genug waren. Alle Ideen die der jungen Magierin hatte beinhalteten, dass man sie gewaltsam aus seinen Armen reißen würde, um selbst diesen Platz einnehmen zu können. Irgendwie musste das auch komisch aussehen, immerhin sehen sie nicht aus, als könnten sie sich schon lange kennen, vermutete sie, was die anderen sahen, wusste sie nicht. Okay, wenn sie es so betrachtete, er hielt sie mit seinen Armen umschlungen, das musste doch etwas vertrauter aussehen, als sie es registrierte, aber es war irgendwie so. Immerhin waren sie trotz der Körperlichen nähe noch recht distanziert. Allerdings war das ein Fakt, den wahrscheinlich keiner außer ihnen kannte. Naomi wünschte sich zum ersten Mal irgendeine Art von Transformationsmagie zu beherrschen die es ihr ermöglichte ihre Haar und Augenfarbe an seine anzupassen. Wenn jemand Frage könnte sie dann noch behaupten, er wäre ihr Bruder oder ähnlich, das fänden sie sicher wieder niedlich. Manche Menschen waren, was das anging, sehr berechenbar und diese halb sabbernden, höchst wahrscheinlich von ihren Männern recht wenig begeisterten Weiber waren definitiv so. Sieht gut aus, hat eine mehr als umwerfende Einstellung und ist lieb zu Kindern, wobei das Letzte, soweit sie es bisher wusste, ein Irrglauben wäre. Dennoch die Arme des Magiers verschafften ihr ein wenig Sicherheit, nein das hätte sie niemals zugegeben, besonders nicht bei dem momentanen Stand der Dinge. Wenn es ihm wichtig war, konnte er es sehen, dass es ihr gut ging, wie es war, oder fühlen, immerhin war ihr Körper in gänzlicher Ruhe an seinen gelehnt. Auch wenn die Blicke der anderen kalt in ihrem Genick saßen, es war okay. Wie als hätte er ihre Gedanken mit verfolgt hauchte er ihr ins Ohr. Das ergänzte, zu dem kühlen Gefühl noch etwas was ihr eine Gänsehaut verpasste, aber sie konnte es nicht definieren, sie wollte es wahrscheinlich auch gar nicht. Leicht schüttelte sie sich, schloss die Augen und versucht irgendwie den total verwirrten Gesichtsausdruck zu verstecken, nicht vor ihm, nur vor allen anderen. Ersteres war auch gar nicht möglich. Während er ihr erklärte, wie er sie behandelte und dass sie sicher nicht von ihm anders behandelt werden wollte, hatte sie sich etwas an ihn gedrückt. Ach was war das gerade alles herrlich peinlich. Aber nun, da er geendet hatte, gab es ihr die Chance wieder etwas zu sagen, wenn es dem Mädchen denn gelingen wollte. Als endlich auch Worte über ihre Lippen kamen, lautete die Antwort: "Danke Seraphim-sama, mehr wollte ich eigentlich nicht erreichen", mit einem kurzen Schwenk ihrer Augen wurde ihr klar, dass immer noch gestarrt wurde, "Ich denke es ist gut, dass es so ist, wie es ist. Auch wenn ich gerade das Gefühl habe, dass jedes weibliche Wesen in dem Abteil so gerne mit mir tauschen würde, dass es dafür morden würde." Kein wirklich netter Gedanke, denn eigentlich hatte sie vor noch ein recht langes Leben zu führen mal ganz davon abgesehen, dass keiner es mochte, gemeuchelt zu werden, nur weil alle das haben wollten, was man gerade hatte. Besonders weil, Seraphim hatte sie, nicht umgedreht, dass wäre leicht absurd. "Ist das öfter so, wenn du unterwegs bist?" Eigentlich beantwortete sich die Frage von allein, er sah wahrscheinlich immer so aus und das hatte wahrscheinlich immer die Wirkung, die es jetzt hatte. Sonst hatte er wahrscheinlich kein kleines Mädchen dabei, aber das konnte seine Wirkung wohl kaum noch intensivieren. Auch wenn ihr Vater behauptete ein hübsches Mädchen konnte die Wirkung eines Mannes nur verstärkten, war dies sicher nicht die beste Anspielung auf diese Situation. Auf keinen Fall war sie das. Wobei was hatte, er eigentlich mit der Andeutung gemeint, dass sie nicht wollen, dass er sie wie eine Erwachsene behandelte. Wollte sie überhaupt wissen, was er mit Erwachsenen anstellte. Was würden die mit ihm anstellen, wenn sie alleine wäre. Nein, diese Gedanken verwarf sie ganz schnell wieder, das musste nicht sein, immerhin wollte sie es genießen mit dem Dragonslayer unterwegs zu sein.

Oh ja, wie Recht Naomi doch hatte. Der junge Mann, auf dessen Schoß sie momentan saß, hatte das unbestreitbare Talent dazu, allein mit seiner Anwesenheit die Blicke der Umstehenden auf sich zu ziehen, vor allem aber, wenn sich dieses Publikum vor allem aus dem weiblichen Geschlecht zusammen setzte. Er musste gar nichts besonderes tun, es war nur nötig, sich wie immer zu verhalten. Dennoch hatte dieses eigentlich für ihn alltägliche Verhalten, wie man gerade an Naomi sehen konnte, eine beinahe magische Anziehungskraft auf andere. Objektiv betrachtet hatte er ein wildfremdes Mädchen auf den Schoß genommen, ihr beinahe liebevoll, allemal aber verspielt, auf die Nase getippt und sprach nun mit ihr, indem er seine Lippen so nah an ihr Ohr brachte, dass er ihr hätte das Trommelfell platzen lassen können, wenn er nun ohne Vorwarnung hinein geschrien hätte. Der aufmerksame Beobachter erkennt also: Eigentlich unterschied sich sein äußerliches Benehmen nicht von einem Flirtversuch, richtig? Nur meinte er es nicht so, sondern hatte sich einfach daran gewöhnt, was Außenstehende aber eben nicht wissen konnten. Ebenso wenig natürlich wie die Tatsache, dass es sich bei Naomi um seine Kollegin handelte und er wirklich zu einer Menge Dinge fähig war, aber nicht dazu, eine Vierzehnjährige anzubaggern. Offenbar war das der weiblichen Belegschaft des Abteils vollkommen egal, vielleicht blendeten sie es auch einfach aus, weil sie etwas anderes sehen wollten. Es stimmte weiterhin, dass Cyrus an Starren gewöhnt war und es entweder genoss und zu seinem Vorteil nutzte oder es aber gekonnt ignorierte. Um es zu nutzen saß ihm ein kleines Mädchen zu viel im Weg, er könnte zwar probieren, Naomi einfach auszublenden und trotzdem ein wenig Spaß mit seiner Umgebung zu haben, aber sie war dann doch zu hinderlich. Immerhin musste man sich auch immer die Frage stellen, was der Nutzen aus alledem war. Wenn er Glück hatte und sich zudem ein wenig anstrengte, dann konnte er seine Mitfahrerinnen dazu bringen, ihm die Schultern zu massieren oder sonst was, aber wenn er ein kleines Mädchen auf sich sitzen - und keine Möglichkeit sie abzugeben - hatte, dann bot sich das nicht an. Auch wenn die Aussicht auf ein paar zarte Frauenhände doch wirklich verlockend war, würde er Naomi jetzt nicht loszuwerden versuchen. Der Grund dafür war auch ein einfacher: Wenn er die Aufmerksamkeit einer schönen Frau wollte, dann würde er sich die schon irgendwie organisieren, das war eine Sache von meist einigen Minuten. Nun hatte er aber besseres zu tun, zumal Naomi irgendetwas nicht zu passen schien. Mochte sie es nicht, in dem Mittelpunkt zu stehen, in den er sie unweigerlich brachte? War es ihr unangenehm? Ihre Aussage schien genau das zu implizieren, ebenso die Frage, ob das öfter so war. Mmh.. was sollte er ihr nun antworten? Die ungeschminkte, nackte Wahrheit, die in etwa lautete, dass er es gerne provozierte, von allen beachtet zu werden und dass er es auch verstand, diese Starrerinnen auszunutzen? Mmh... nein, denn wenn er da zu sehr in die Details ging, dann würde er noch ihre Kindheit ruinieren. Obwohl - wollte sie denn nicht unbedingt nicht wie ein Kind behandelt werden? Nein, das würde er nicht tun, auch wenn es sicherlich interessant wäre, ihre Reaktion darauf zu hören. Wie wäre es stattdessen damit, sich den Rest der Fahrt ein wenig zu amüsieren? Gute Idee. "Du besitzt eine gute Beobachtungsgabe, Liebes.", flüsterte er in ihr Ohr, während seine Mundwinkel noch immer dieses Lächeln erzeugten, "Das ist tatsächlich immer so. Aber weißt du auch, wie einfach man mit solchen Frauen spielen kann?~" Wie gedankenverloren streichelte er mit den Fingerrücken der linken Hand über Naomis weiches Haar. Es duftete angenehm nach Rosen, ein interessanter Duft für ein kleines Mädchen, wirklich. "Es scheint dich ja zu stören, das Starren... Was meinst du, sollen wir sie ein bisschen ärgern?" Ein bisschen böse sein, ein bisschen auf ihren Gefühlen herum trampeln, ein bisschen die gedrängte Situation nutzen? Er könnte beispielsweise wechselseitig mit den Weibern zu flirten beginnen, bis sie sich an den Hals gingen... oder er müsste sich einen Kerl suchen und ihn einfach vor allem abknutschen. Erstes war einfacher, denn bei zweitem musste man auch erst einmal einen finden, der sich das so gefallen ließ. Aber vielleicht war Naomi ja auch zu lieb dafür. In der Zwischenzeit sollten sie mal was gegen diese Stickigkeit im Innenraum tun, aber er war zu faul, selbst aufzustehen... da würde sich aber doch sicher wer finden, oder? "Entschuldige, Schönheit~", rief er deswegen (nachdem er den Kopf von Naomis Schulter genommen hatte, um ihr keinen Gehörschaden zu verpassen) zu der am nächsten am Fenster sitzenden Frau hinüber, "Es ist hier drin ziemlich heiß, würdest du mir einen Gefallen tun und das Fenster öffnen?~" Oh und siehe mal einer an... prompt wurde es angenehm windiger in dem Zugabteil. Mmmhh... Menschen waren so leicht manipulierbar.

Naomi lag halb an Seraphims Brust, es war irgendwas zwischen sitzender und liegender Haltung. Seine Arme hielten sie eng und deshalb fiel sie wohl auch nicht herunter. Ihr war warm, nicht so, dass es unangenehm war und auch nicht äußerlich, ein Es wärmte von innen heraus. Die Arme, welche sie so eng hielten, verhalfen ihr zu einem herrlichen, warmen Gefühl von Geborgenheit. Das war sicherlich nicht sein Plan gewesen, niemals konnte sie sich vorstellen, dass es diesem Mann darum ging, dass es ihr gut ging, aber es ging ihr gut. Ihr Körper war entspannt nur eines nervte, diese Weiber. In ihr Ohr flüsterte er sie hätte eine gute Beobachtungsgabe und er gab ihr einen neuen Spitznamen. Liebes und wieder etwas wirklich Süßes, was ihr hätte das Herz erwärmen können, wenn sie nicht gewusst hätte, dass es für ihn nicht von Belang war, wie er sie nannte. Irgendwie war es leicht traurig, denn irgendwie genoss sie es ja. Er war der erste Magier ihrer Gilde, mit dem sie unterwegs war und auch, wenn ihr diese ganzen Spielereien fremd waren, konnte sie es inzwischen eigentlich recht angenehm zu finden. Warum hatte ihr Vater nur so komisch geguckt, als sie seinen Namen erwähnt hatte, eigentlich war er doch recht nett, vielleicht etwas merkwürdig, aber inzwischen war die Art wie er mit ihr umging von mürrisch, abweisend zu leicht amüsiert, verspielt gewechselt. Die Einteilung war vielleicht etwas unglücklich, aber ihr fiel nichts Besseres ein. Leichtes, kaum merkliches Streicheln holte sie zurück, streichelte er ihr wirklich gerade so zart den Kopf? Das war doch irritierend, schön aber irritierend. Dabei fragte er sie, ob sie etwas mit den Frauen spielen wollten. Sie boten sich ja fast an, es war kaum noch auszuhalten, und wenn es ihm gefallen würde, wieso nicht. Immerhin konnte etwas, was ihm Spaß machte seine Laune nur heben. Eigentlich mochte sie es nicht so sehr, aber man musste Prioritäten setzen und die Oberste war gerade Seraphim bei Laune zu halten. Außerdem war sie gespannt, zu was der junge Mann sonst so mit Frauen trieb. Alles, was ihr wahrscheinlich erspart blieb und sie war dankbar dafür, auch wenn sie nicht wusste, was sie zu erwarten hatte. Als er seinen Kopf von ihrer Schulter nahm, fand sie es ganz lustig nun ihren Kopf an seine Schulter zu legen. So bekam die junge Magierin wahrscheinlich einen kleinen Vorgeschmack auf das, was er wahrscheinlich noch auf die Armen Frauen im Zug zukommen würde. Als einen kleinen Vorgeschmack rief er einer Frau am Fenster zu, dass sie doch das Fenster öffnen sollte. Diese tat sofort, wonach er verlangte, wie ein Hund dem man irgendwelche dämlichen Kommandos gegeben hatte. Naomi fand das recht amüsant. Sicher, der Dragonslayer war wirklich einer der schöneren Schwäne auf dem Wasser, aber diese Enten verloren schon reihenweise ihre Köpfe, ohne dass er etwas tat. Leise kicherte sie, es war einfach zu komisch, wie sie hopsten, wenn er rief, das konnte doch noch sehr lustig werden. Da sie nun so nah an seinem Ohr war, fand sie es angebrachter ebenfalls ein bisschen leiser zu reden. Also raunte sie ihm ins Ohr: "Seraphim-sama, wenn es dir Spaß macht, dann tob dich aus." Ein wenig kuschelte sie sich an, es war amüsiert zu sehen, wie groß der Neid bei einigen Frauen war, ja sie würden wahrscheinlich gerne tauschen, allerdings würde Naomi diesen begehrten Platz wahrscheinlich nur auf den Wunsch von Seraphim wieder hergeben. Ihm gefiel es auf seinem Schoß inzwischen sehr gut und sie mochte ihn. "Ich finde es gut, dass deine Laune besser geworden ist", es war ihr einfach herausgerutscht, eigentlich wollte sie ihn damit nicht belästigen, aber gut nun war es rausgerutscht.

Er durfte sich also von ihrer Seite her austoben, wenn es ihm gefiel? Und wie es ihm Spaß machte, ein paar dumme Gänse aufzuscheuchen. Um nicht den Eindruck entstehen zu lassen, er hätte sich von irgendjemandem verbieten lassen: Er hatte Naomi mehr deswegen gefragt, weil er wissen wollte, wie sie so drauf war. Wenn sie wirklich das zu hundert Prozent korrekte, niedliche und auf jeden Fall ethisch korrekte Mädchen gewesen wäre, dann hätte sie doch sicherlich abgelehnt und gesagt, er solle diese armen, fehlgeleiteten Seelen doch in Ruhe lassen. Er hätte dann wahrscheinlich trotzdem mit seiner kleinen Show begonnen, aber so hatte er zudem den Vorteil, dass Naomi ihm nicht in die Quere kommen würde. Es war so schrecklich nervig, wenn jemand absichtlich eine Tour torpedierte, aber noch schrecklicher war es, wenn ein meistens junges Wesen genau das ohne böse Hintergedanken tat. Nur Betrunkene und Kinder sagten die Wahrheit und das konnte manchmal zum Verhängnis werden, vor allem, wenn besagte Kinder mehr über ihn wussten als jene, denen er etwas vorspielen wollte. Nun, glücklicherweise wusste Naomi nur wenig über ihn, ansonsten wäre es fraglich gewesen, warum sie noch immer so angeschmiegt an ihn saß und wahrscheinlich jeden seiner Atemzüge hören konnte. Dementsprechend nahm er nicht an, dass sie seinen durchschnittlichen Verbrauch an Menschen schätzen konnte. Er wollte sich gerade sein erstes Opfer ausgucken, als Naomi noch etwas sagte. Dass seine Laune besser geworden war? Mmh... stimmt, er war wohl nicht mehr so grantig drauf, wie noch beim Erhalt des Briefs. "Nun, Naomi-chan~", er lächelte auf sie herab und war kurz versucht, ihr noch einmal auf die Nasenspitze zu tippen, nur um sie zu ärgern, ließ es dann aber, "Als ich heute morgen den Brief bekommen habe, hatte ich mit einem nervigen, kleinen, kariesverursachenden Balg gerechnet, das ich zu allem Überfluss auch noch babysitten darf. Diese Erwartungen konntest du nur positiv überraschen." Sie hatte schon Recht gehabt, Cyrus war nicht besonders kinderlieb. Um genau zu sein hasste er kindliche Wesen mehr als die Pest, was wohl viele (seiner Meinung nach) von Natur aus kinderliebe Frauen abschreckte. Deswegen schrieb er es sich auch nicht auf die Stirn, mied aber wenn möglich den Umgang mit ihnen. Kinder ließen sich vielleicht allerhöchstens als Tittenmagnet verwenden, aber zu viel mehr waren sie nicht nutze. Hoffentlich würde er nie in der Position eines bedauernswerten Elternteils sein, das sich um seinen mehr oder minder freiwilligen Nachwuchs kümmern musste. Wahrscheinlich würde er entweder abhauen oder Amok laufen.
So! Nun aber Schluss mit Zurückhaltung, wollten sie das Abteil doch mal ein wenig ins Schwitzen bringen. Der erste Hebelpunkt würde wohl diejenige sein, die soeben so nett gewesen war und das Fenster geöffnet hatte, da er zumindest einen Grund hatte, sie anzusprechen. Die Tatsache ignorierend, dass schon einige Zeit seitdem vergangen war und er sich zwischendurch mit dem Mädchen auf seinem Schoß unterhalten hatte, bedankte er sich freundlich bei ihr und bekam dafür ein Lächeln geschenkt. "Und...? Wohin fährst du so, meine Teuerste?", fragte er vollkommen unschuldig lächelnd, als würde es ihn mehr als nur einen feuchten Dreck interessieren, wohin die dumme Tusse unterwegs war. Sie erzählte irgendetwas von wegen Magnolia Town und Zoo und er nickte höchst konzentriert, obwohl er schon vergessen hatte, was sie eigentlich gesagt hatte. "Meinem Cousinchen hier würde es sicherlich auch gefallen, im... Zoo. Ich muss ja sagen, dass mich da eher andere Dinge interessieren~ Oh, Pardon... wie war gleich dein Name?" Das alles wurde mehr oder minder mit humorvoller, samtener Stimme vorgetragen, während darauf geachtet wurde, dass seine Stimme ja keinen Ton zu hoch wurde. Faszinierend, nicht? Die meisten Frauen standen ja mehr auf tiefe Stimmlagen als auf hohe, weswegen ihm Jungen im Stimmbruch ja wirklich Leid taten. Während er sprach, glitt seine Hand immer wieder verspielt durch Naomis Haare, als hätte er kein Kind, sondern eine Katze auf dem Schoß. Der Name wurde genannt und ins Ultrakurzzeitgedächtnis verbannt. Misao also, das würde er sich merken, zumindest für die nächsten zwei Minuten, in denen sie noch seine Aufmerksamkeit bekommen würde. "Misao-chan also~" Dann verstummte er und lächelte munter weiter, allerdings mit deutlich intensiverem Blick in Misaos Richtung. Blicke und Augen im Allgemeinen konnten so vieles aussagen von "Du nervst" über "Hau ab" bis zu "Lass uns irgendwo anders hingehen und unseren Spaß haben". Im Moment tendierte es eindeutig zu letzterem, wenn auch mehr in Richtung anschmachten.