Seraphim...-kun? Kurz zuckte es verärgert über das Gesicht des Mannes, ehe es sich wieder glättete - das Grinsen war dennoch nicht eine Sekunde verschwunden. Der Dragonslayer hatte an der Zeit seines Lebens gemessen nicht besonders viel Zeit unter Menschen verbracht, aber was er schon recht früh gelernt hatte, war, dass diese seltsamen Nachsilben verwendeten, um die Achtung, den Rang oder das Alter des Angesprochenen zu verwenden. Kaum hatte er das gelernt, war natürlich klar gewesen, welchen Suffix seine Mutter abbekommen musste - sama natürlich. Immerhin war sie haushoch, schuppig, gefährlich und allgemein anbetungswürdig, ein Drache eben. Auch war ihm recht schnell eingeleuchtet, wie er die meisten anderen Menschen anreden würde, nämlich mit einem Wort, welches man im Allgemeinen nur für kleine Kinder, im Grenzfall noch für Mädchen benutzen konnte - chan eben. Es gab nur sehr wenige Gleichaltrige oder jüngere Menschen, die von ihm nicht damit betitelt wurden, einfach weil er sie entweder niedlich fand oder sie gering schätzte, das war von Fall zu Fall anders. Frauen waren eigentlich immer -chan, deswegen auch Tascha, Naomi war ein Kind, darum natürlich auch. Maenor schätzte er gering und Souta war niedlich. Passte also doch alles ins Schema, nicht wahr? Mit -san wurden die meisten erwachsenen Menschen betitelt, weswegen er meistens auch so genannt wurde und das auch ebenso schätzte, denn er war schon lange kein Kind mehr, zudem war er für die meisten in dieser Gilde eine Respektsperson, einfach aufgrund seiner Ausbildung. Es kam nicht oft vor, dass er sofort mit dieser anderen Silbe angesprochen wurde, -kun... klang für ihn irgendwie zu wenig respektvoll. Aber wenn es dazu dienlich sein würde, dass er Tascha näher kommen würde, dann würde er das wohl oder übel tolerieren müssen, bis sie ihm zu sehr auf den Wecker ging. Er war zwar recht schauspielerisch begabt, aber irgendwann war selbst ihm alles zu viel. Warum Seraphim-kun die Quest machen wollte, lag nun also eher am Werwolf und an der Aussicht, dass eine hübsche junge Dame ihn begleiten würde, die man vielleicht währenddessen oder nachher anderweitig okkupieren könnte. Allerdings würde er über seine Gründe weiter schweigen, solange ihn niemand dazu nötigte. "Glaubst du mir, wenn ich dir versichere, dass ich nie krank bin, Engelchen?~", säuselte er als Antwort in Richtung Naomi und grinste sie breit an, die weißen Zähne leicht gebleckt, ehe er wieder in sein übliches, scheinbar amüsiertes Lächeln verfiel und sich erneut eine triefend nasse Haarsträhne aus dem Gesicht wischte. "Es ist ja nicht einmal sicher, ob es überhaupt einen Werwolf gibt, immerhin ist das ja alles nur gerüchteweise bekannt~", stellte er sich streckend fest, wobei das nasse Shirt über seiner Brust spannte, "Also werden wir das erst nachher feststellen können. Zudem würde es mich wirklich wundern, wenn es Wäschewagen im tiefen Wald gäbe, ist mir in all den Jahren dort nie aufgefallen." Wieder ein Lächeln, bevor seine Stimme schlagartig ein wenig ernster, wenn auch nicht angestrengt seriös, wurde und er die beiden Mädchen musterte. "Müsst ihr euch noch irgendetwas a la Reiseproviant oder entsprechender Kleidung organisieren oder können wir dann losgehen?" Auf dem Questbogen, welchen er wieder an sich nahm, stand die Adresse des Mädchens, welches sie echauffieren sollten, also mussten sie sich in diese Richtung begeben. Cyrus kannte sich ziemlich gut in der Stadt aus, auch wenn dieses Wissen zum größten Teil daher rührte, dass er schon in so manchen Häusern der Stadt genächtigt hatte. Ach so, was hätte Tascha wohl gesagt, wenn sie gewusst hätte, dass Cyrus sogar ziemlich gut kochen konnte? Immerhin war er seit, er sich einigermaßen erinnern konnte, kulinarisch auf sich allein gestellt gewesen und hatte so zwar Ansprüche verloren, aber mit dem Eintritt in die menschliche Gesellschaft auch neue angenommen, sodass er eigentlich immer recht Gutes aß. Dabei besaß er immerhin eine Fähigkeit, um die mancher Vielesser ihn sicherlich beneiden würde: Er konnte Wind essen, einfach so...

Was sollte die Sache mit den Wäschewagen bloß bedeuten? Vielleicht ein Insiderwitz, der nicht für Tascha bestimmt war, auch wenn so was unfair war, musste sie sich damit abfinden. Viel besser gefiel ihr der nächste Satz des Magiers, er fragte, ob sie noch Proviant oder Kleidung benötigten. Kleidung brauchte Tascha nicht holen, sie hatte die Sachen, die sie gerade trug und einmal alles als Ersatzkleidung dabei. Für sie spielte die andere Sache der Proviant eine Rolle. Eine sehr große Rolle, aber was sollte sie sich alles einpacken? Und anders wer sollte das alles tragen, sie schaffte gerade einmal die Sachen, die sie für vielleicht drei tage hatte. Aber sie würden durch den Wald gehen, während ihrer Karawanenzeit hatte sie genügend über die Kräuter, die dort wuchsen gelernt um das Essen wenigstens etwas zu strecken, Suppe brauchte nicht viele Zutaten. Doch das war nicht ihre Sorge, Suppe würde einfach nicht satt machen, auch wenn satt für Tascha nicht unbedingt bedeutete, dass sie nichts mehr essen konnte. Nein, ihr war wichtig, dass sie etwas zwischen die Zähne bekam, egal ob Fleisch, Gemüse oder sogar Brot, natürlich sollte es auch schmecken. Vielleicht sollte Tascha einfach etwas versuchen. „Ich würde mir schon gerne Proviant mitnehmen, aber ich denke, das was ich alleine brauche kann ich nicht alleine tragen.“ Es war zwar schon ernst gemeint, aber sicherlich würde Seraphim ihr nicht glauben und dass er seine Hilfe anbot war sogar noch unwahrscheinlicher. Einen Versuch war es dennoch wert, oder? Mehr als nein sagen konnte er nicht und immerhin hatte sie so etwas wie einen Notstopfen dabei. Naomi und Seraphim hätten davon sicherlich eine Woche locker essen können, aber für Tascha war es eben der Notnagel. „Natürlich war das nur ein Scherz, niemand muss mir beim Tragen helfen, dann nehme ich eben weniger mit und strecke das ganze mit Kräutern aus dem Wald oder ich halte nach Pilzen oder so Ausschau, der Wald kann einen gut ernähren.“ Sie wusste wovon sie sprach, sie hatte bei der Karawane viel über das Überleben ohne Vorräte gelernt, auch wenn solche Phasen für sie die Hölle gewesen waren, immerhin hatte sie zu solchen Zeiten die selben Portionen zu erwarten, wie die anderen. Auch wenn es sie ein wenig enttäuschte, dass sie mit ihren paar Stücken Fleisch, eine bunte Auswahl aus Lamm, Schwein und etwas Huhn, mehr als einen Tag aushalten musste, vielleicht würde die Quest aber nicht ganz so lange dauern. Was auch immer der Fall sein würde, sie würde sich einfach noch etwas kaufen, wenn sie auf dem Weg zu ihrem Job waren. Vielleicht sollte sie es den anderen mitteilen? Nee, sie würde es einfach dabei belassen und immerhin hatte sie schon etwas gesagt. Nun war nur noch wichtig, was Naomi sagen würde, brauchte sie noch Wechselkleidung oder Proviant? Bei Proviant verfiel sie schon wieder ins Träumen, sie musste sich auf jeden Fall noch etwas kaufen. „Also ich werde mir noch auf dem Weg etwas kaufen und du, Naomi-chan?“ Nun hatte sie doch etwas gesagt, aber das war ja nicht so wichtig.

[OOC: Sorry, dass das es so kurz ist.]

Naomi musste leicht schmunzeln, als Seraphim meinte, er hätte noch nie einen Wäschewagen im Wald gesehen, auch entging ihr Taschas fragender Blick nicht, als würde sie es kurz erklären. "Auf meiner letzten Quest mit Seraphim-sama war ich so dumm in so einen hineinzusteigen und dann hat man ihn ausgeleert und ich wäre fast in der Waschmaschine gelandet. War nicht das beste Erlebnis", sie lächelte leicht unschuldig vor sich hin, ja das war eine wirklich dumme Idee gewesen, aber hey, es hatte die zwei Magier auf die Spur gebracht. Allerdings blieb zu hoffen, dass diesmal nicht so viele unglückliche Zufälle den Werdegang bestimmen würden. Mal ganz davon abgesehen, dass es ihr schrecklich peinlich wäre, sich auch noch vor Natascha zu blamieren. Seraphim hatte sie schon irgendwie annektiert, vielleicht sollte sie ihn zum nächsten Weihnachtsfest einladen. Irgendwie war er ja schon der manchmal besorgte, manchmal verschmuste, manchmal nervige und manchmal stichelnde große Bruder-Charakter. Nein es störte sie gar nicht, in der Tat gab es wahrscheinlich niemand besseren für diesen Platz in ihrem Leben, allerdings war es wohl nicht das, worauf er hocken bleiben wollte. Allerdings würde sich das noch zeigen, immerhin war sie noch jung und zerbrechlich, nichts würde ihr geschehen, es war als würde sie eine dünne Schutzhülle umgeben, die sie vor Schaden bewahren wollte, doch irgendwann würde sie aus ihr herauswachsen und dann war es vorbei. "Also ich für meinen Teil habe genug Kleidung dabei", das hatte sie eigentlich immer, "und genug Essen auch, zumindest für mich, wenn wir Tascha satt bekommen wollen, brauchen wir wohl einen extra Wagen. Es ist zwar recht drollig, denn sie isst sogar beim Schlafen, aber ich sehe einen Versorgungsengpass voraus." Naomi konnte zur Not auch mal ein oder zwei Tage ganz ohne Essen auskommen, ab und an war das nötig gewesen, natürlich, bevor sie angefangen hatte zu arbeiten. Manchmal gingen eben Dinge kaputt auf die man nicht verzichten konnte und dann musste man auf andere Dinge verzichten. Allerdings glaubte sie nicht, dass Tascha auch nur annähernd dazu in der Lage war, auf ihr Essen zu verzichten, nicht nach der ansage, dass sie sogar die anderen zwei bitten würde, etwas von ihrem Essen für sie zu tragen. Auch wenn sie im Nachhinein meinte, es wäre alles nur ein Scherz gewesen. Dann wandte sich das Mädchen an sie und fragte was sie tun würde. Naomi lächelte: "Also ich werde dir dabei zusehen, denn ich habe weder den Platz in meiner Tasche noch den Magen in meinem Körper, um mehr zu essen, als ich dabei habe." Wenn sie so viel essen würde wie Tascha, dann wäre sie innerhalb von Tagen rund wie eine Kugel und unbeweglich wie eine Schildkröte auf dem Rücken. "Ich denke ich werde bei Seraphim-sama warten bis du deine Einkäufe erledigt hast Tascha-san", sie legte leicht den Kopf schief und lächelte freundlich und warmherzig. Dann blickte sie zu Seraphim auf und irgendwie hoffte sie, dass er in der letzten Nacht beschäftigt gewesen war und somit ausgelastet, denn sonst würde diese Mission ein Flirtmarathon schlechthin werden, denn zu glauben, dass das hübsche, weißhaarige Mädchen, mit dem monströsen Appetit nicht seinem Geschmack entsprach, war reichlich dumm. Wobei, jung, schön und zu haben ja immer seinem Geschmack entsprach, wobei sie sich fast sicher war, dass er auch vor einer Frau nicht zurückschrecken würde, die nicht mehr zu haben war. Sie hatte ich allerdings trotzdem gern. Warum? Sie war Naomi, was muss man dazu schon mehr sagen?

War Naomi denn wirklich so naiv, anzunehmen, dass Cyrus sich jemanden wie Tascha durch die Lappen gehen lassen würde, nur weil ein aufmerksamer Beobachter hätte feststellen können, dass er den Platz vor der Gilde aus einer vollkommen falschen Richtung betreten hatte, wenn man als Ausgangspunkt seine Wohnung nahm. Was sollte das denn ändern, wenn man fragen durfte? Dass er sich nun zum Mönch introvertieren würde und die nächsten Jahre keine Frau mehr anrühren würde? Zudem so viel verraten sei, dass Cyrus zwar außer Haus geschlafen hatte, aber das ausnahmsweise nicht dort, wo man ihn vermuten würde, sondern bei/mit einem jungen Mann, dessen Name nicht besonders viel zur Sache tat. Allerdings konnte man ihm das ja wohl kaum ansehen, es sei denn man würde über den Geruchssinn eines Dragonslayers verfügen und der Regen hätte jeglichen Geruch nicht von ihm abgespült. Insofern kein Grund zur Sorge... wie Naomi wohl geguckt hätte, wenn sie das alles gewusst hätte? Inzwischen kannte sie ihn ja schon deutlich besser und wusste über sein normales Verhalten dem anderen Geschlecht gegenüber bestens Bescheid, aber dieses kleine Detail sollte ihr weitestgehend verborgen geblieben sein. Aber soviel sei gesagt, Cyrus würde sich auch von seinen nächtlichen Aktivitäten nie davon abhalten lassen, sich jemand neues zu angeln! Viel zu langweilig wäre das und wenn er eines nicht abkonnte, dann war das Durchschnitt und Langeweile, wieso sollte er also die Finger von Tascha lassen? Richtig: Es gab überhaupt keinen Grund, der dagegen sprach. Dafür wiederum sprach, dass sie recht hübsch war, wenn auch nicht exorbitant oder wahrhaft unbeschreiblich, aber zumindest nicht schlecht. Was ihm wie immer vollkommen egal war, war die Frage, ob sie denn in irgendeiner Weise liiert sei, denn das war auch so eine Sache, die ihn nicht abschreckte. In manchen Fällen versprach es doch nur einen zusätzlichen Nervenkitzel, wenn er wusste, dass eine der Damen, um die er sich bemühte, eigentlich gar nicht auf ihn eingehen durfte. Angst vor dem Groll des Betrogenen hatte er sicherlich nicht, da er sich wohl gegen jeden solcher Angriffe verteidigen könnte. Und wenn er es nicht konnte, dann würde er eben schnell genug abhauen, umbringen würde es ihn sicherlich nicht. Dass es moralisch ein wenig problematisch war, juckte ihn natürlich nicht einmal die Bohne, was er haben wollte, das holte er sich, ob es nun schon einen Besitzer hatte oder nicht, war ihm doch Schnuppe.
Als er gefragt hatte, ob man sich noch Proviant oder ähnliches besorgen musste, wurde ihm erklärt, dass Tascha offenbar unter einem zu großen Hunger litt, als dass sie sich genug mitnehmen könnte. Ernsthaft? Cyrus weiße Augenbraue zuckte kurz in die Höhe, ehe er sie wieder einfing und zurück presste. Kurz fuhren die violetten Augen ihren Körper herunter, der eigentlich nicht nach besonders viel Essen aussah, aber so gesehen kannte er ja noch jemanden, der nicht so aussah, als würde er auch nur halb so viel in sich hinein stopfen, wie er das normalerweise tat. "Mh~" Er lächelte und nickte Naomi zu. "Wir werden dann so lange auf dich warten, Tascha-chan, denn ich brauche nichts mehr." Im Gegensatz zu Naomi hatte er nicht einmal eine Tasche dabei, sodass man mit Sicherheit davon ausgehen konnte, dass er auch keinen Proviant mit hatte, aber zumindest Naomi sollte das verstehen können. "Beeil dich aber bitte, denn wir müssen auch noch unsere... eh...", ein Blick wurde auf den Questzettel geworfen, "Ayumi abholen~". Cyrus merkte sich Namen nicht gerade schnell und den eines kleinen Mädchens, welchen er nur auf einem Blatt überflogen hatte, hatte er sofort wieder aus seinen Gedanken verbannt. Er wusste ja nicht einmal mehr auf die Schnelle, wie denn der Kerl hieß, den er gestern abgeschleppt hatte und mit dem hatte er ja augenscheinlich mehr zu tun gehabt, als mit dem kleinen Mädchen, dass Rotkäppchenlike eskortiert worden wollte, weil sie Angst vorm großen bösen Wolf hatte. Um das machte er sich übrigens überhaupt keine Sorgen mehr, wenn er schon mit zwei Menschen weiblichen Geschlechts auf Quest ging, dann konnten sie sich doch darum kümmern, dass es ihr gut ging, er würde dann nebenbei versuchen, Tascha den Kopf zu verdrehen… und er war sich mehr als sicher, dass Naomi eine tolle Kinderunterhalterin war, wo sie doch selbst noch eines war. Wäre sie keines mehr, dann würde ihre Beziehung sicherlich nicht geschwisterlich anmuten.

Also brauchten Naomi und Seraphim keine Vorräte? Auch in Ordnung für Tascha, sie würde sich schnell etwas kaufen und dann mit den beiden aufbrechen um Ayumi zu eskortieren. Wohin eigentlich? Nun, dass ließe sich sicherlich noch herausfinden, aber erst einmal würde sich der nächste geöffnete Markt finden lassen. „Ich bin so schnell wie möglich zurück, ich verspreche es.“ Mit diesen Worten rannte Natascha auf das große Portal der Gilde zu und verließ das Gebäude.

Kalter regen begrüßte die Magierin draußen, und ein schneidender kalter Wind begleitete ihn. Ein Grund mehr sich zu beeilen und die Stadt nach einem Markt ab zu klappern, der geöffnet hatte, ein Stand mit Essen tat es auch, nur irgendetwas musste sich doch selbst bei diesem Wetter finden lassen. Als sie so durch ihre Lieblingsstraßen ging, die mit den meisten Restaurants und Läden in der Stadt, bemerkte sie, wie die Zwillinge, die zwei Läden führten zur gleichen zeit ihre Schilder umdrehten. Der Eine hatte eine Bäckerei und der Andere eine Metzgerei. Wie passend. Dann war es entscheiden, sie würde sich einfach ein paar Sandwichs machen mit soviel Schinken, Wurst und anderem Fleisch, wie sie nur tragen konnte. Ein paar Stück Kuchen wären sicherlich auch nicht verkehrt, seit neuestem verkaufte der ältere der Zwillinge auch Kuchen. Grund hierfür war seine neue Flamme, sie konnte klasse backen und wenn sie ein paar davon verkauften besserte es auch die Kasse auf. Und eines war sicher, Tascha hatte schon mehrere dieser Kuchen gekostet. Triefend betrat sie die Bäckerei, die sogar durch eine kleine Tür mit dem Nachbarladen des Bruders verbunden war. Diese Tür war besonders an regnerischen tagen wie heute sehr nützlich, denn so würde Tascha relativ trocken, das was sich schon abbekommen hatte zählte nicht, in den anderen Laden. „Aahh, Tascha-san. Willst du dir wieder ein paar Stücke des Kuchens kaufen?“ Der Verkäufer und gleichzeitig der Besitzer des Ladens hatte ein freundliches Lächeln aufgesetzt, Tascha mochte ihn, auch seinen Bruder, selbst wenn sie nichts essbares verkaufen würden, würde sie die beiden mögen. „Sicher und dazu würde ich gerne acht von den Broten dort kaufen. Könnten Sie mir die auch schon aufschneiden? Ich würde sie gerne direkt bei ihrem Bruder belegen und verpacken.“ Noch immer freundlich lächelnd, machte sich der noch recht junge Mann ans Werk. "Sicherlich kann ich das Tascha-san. Wir sind wohl wider auf dem Weg einen Auftrag auszuführen, nicht wahr?“ Dieses nette kleine Gespräch wurde noch ein wenige fortgeführt, bis Tascha durch die Tür des Ladens in die Metzgerei des Bruders trat. Man merkte sofort, dass die beiden Männer Zwillinge waren, nicht nur an ihrem Aussehen, auch an ihrer Sprache und ihrer Wortwahl. Denn eigentlich wiederholte sich das selbe Gespräch hier noch einmal nur einige kleine Unterschiede ließen sich finden, aber eine Metzgerei verkaufte ja auch keinen Kuchen. Nur wenige Minuten später verließ sie den laden und trat wieder in den regen. Echt kein schönes Wetter. Nun rannte sie lieber zur Gilde zurück, hoffentlich hatte sie die anderen nicht zu lange warten lassen.

Nur etwa fünf Minuten später betrat Tascha wieder das Gebäude, sie hatte nur zwanzig Minuten gebraucht. Gute Zeit. Leicht außer Atem stellte sie sich wieder zu den beiden anderen Magiern. „So, da bin ich wieder und ich habe genügend essen um wenigstens die ersten paar Stunden auszuhalten. Acht dick belegte Baguettes. Ach ja, Seraphim-kun, wo soll es eigentlich hingehen? Das habe ich im Eifer des Gefechts nicht lesen können.“ Doch jetzt brauchte sie erst einmal einen Sitzplatz, sie war die gesamte Strecke gerannt. Müde ließ sie sich auf den nächstbesten Stuhl fallen.

Nun ging Tascha also los, um sich mit Proviant einzudecken. Während sie gemeinsam mit Seraphim wartete, sagte sie nichts. Es war nicht nötig etwas zu sagen, denn neben dem Weißhaarigen konnte man auch stehen und schweigen, ohne das es unangenehm wurde. Wenn sie ehrlich war, die schweigsamen Momente waren immer von solch friedlicher Natur, dass sie sich fast wünschte, sie würden niemals vorbei gehen. Doch dieser würde ein Ende finden, schon sehr bald, als Natascha zurückkam. Diese hatte sich nun scheinbar mit deutlich genug Essen eingedeckt, sodass sie laut einiger Aussage zumindest für die nächsten Stunden genug Verpflegung hatte. Nichts sehr aufbauend, aber okay, damit konnte sie hoffentlich wirklich noch eine Weile länger leben. Nun da sie alle wieder beisammen waren konnte es endlich los gehen. Diese Ayumi abholen, welche sie eskortieren sollten. Nun gut, das hörte sich auf den ersten Deut gar nicht so schlecht an, aber irgendwie ahnte Naomi, dass es deutlich Arbeit werden würde. Die junge Magierin war hauptsächlich mit ihrer Nahrung beschäftigt und Cyrus hasste Kinder, ja das tat er. Auf ihrer ersten Quest hatte er das erzählt und ja sie hatte mal wieder Glück gehabt, dank ihres untypischen Verhaltens hatte er sie geduldet. Nun das war doch etwas sehr Angenehmes. Nun allerdings ging es los, sie machten sich auf den Weg ihre Quest zu beginnen. Sonst waren sie bisher mit dem Zug unterwegs gewesen, heute ging es zu Fuß, den ganzen Weg durch einen Wald. Seraphim ging vor, denn es stellte sich heraus, dass er sich vorzüglich auskannte, Naomi hatte nicht so wirklich eine Ahnung davon, wie man sich in den meist doch verworrenen Straßen zurechtfand. Nun gut, sie glaubte fast, dass der Begleiter in jeder dieser Straßen und Gassen mindestens eine Tür kannte, durch die er bereits gegangen war. Da er sich scheinbar als Leiter dieses Unternehmens herausbildete, war es ihr mehr als recht, dass er auch den Weg suchte und fand, denn es schien wirklich schwer zu sein, zu dieser Adresse vorzudringen. Doch ein gutes Stück vom Gildenhaus entfernt. Sie verfranzten sich irgendwann tief in den Eingeweiden der Stadt und Naomi war sich nicht mehr so ganz sicher so genau sie gerade waren. Allerdings der junge Mann schon, zielsicher steuerte er auf einen kleinen Torbogen zu, der mitten in einer Häuserreihe eingelassen war. Durch das Tor gelangten sie in einen engen Gang. Wo wollte dieser sie nur hinführen? Der Weg, welchen sie eingeschlagen hatten, führte auf einen Innenhof. Nichts war mehr zu erkennen von der Großstadt und ihren Geräuschen. Praktisch in einer kleinen Oase waren sie angekommen. An diesem Ort stand die Zeit still. In der Mitte des Hofes stand ein Brunnen. Dieser schien nicht nur Deko zu sein und schon etwas älter, denn sein Baustil schien aus alten Zeiten zu stammen. Die meisten Häuser allerdings waren der Straßen zugewandt, sodass man ihre Eingänge nicht sehen konnte. Einzig ein kleines, gemütlich anmutendes Haus hatte seinen Eingang in den Hof. Davor war ein kleiner Vorgarten angelegt worden, in dem duftende Kräuter und leuchtende Blumen wuchsen. Umgeben von einem kleinen Zaun, dessen braunes Holz aussah, als wäre es aus edelster Schokolade. Das Haus an sich war ebenso lecker anzusehen. Dachziegel, die aussahen wie Lebkuchen, Wände, die den Eindruck formten, man hätte sie aus Keksen erbaut, Fensterrahmen so schwarz wie Lakritze, die Fenster als wären sie wie im Märchen aus buntem Zucker und die Tür aus Kuchen mit Zuckerguss und Schokolinsen. Naomi stand etwas verwirrt davon und blickte fragend zu Seraphim. "Seraphim-sama, das ist es? Wirklich? Sicher? Zu Hundertprozent?", man konnte sehen, dass sie es nicht wirklich glaubte. Das Haus war wirklich wie aus dem Märchen heraus gepurzelt. Nein das war nicht Naomis Vorstellung von einem anständigen Haus.

"Ich verlaufe mich nicht so schnell, Engelchen~", flötete Cyrus und blickte Naomi einen Augenblick mit einer gewissen Schärfe in den Augen an, ehe er wieder lächelte und die Hand auf die Tür legte. Ja, der Architektur konnte man wirklich eine gewissen Anlehnung an das Werk eines Zuckerbäckers nicht absprechen, auch wenn diese Illusion auf Cyrus keinesfalls wirkte. Der junge Mann war es gewohnt, in seine Betrachtung der Natur nicht nur den Sehsinn, sondern auch vor allem den Geruchssinn miteinzubeziehen, da dieser bei ihm deutlicher ausgeprägt war, als bei gewöhnlichen Menschen. Dieses Häuschen war liebevoll und detailverliebt nach einem Lebkuchenhäuschen aus dem Märchen gestaltet worden, aber es roch nicht nach frischem Backwerk. Cyrus hätte es sonst schon vor Einbiegen in die Gasse gerochen, selbst bei diesem Regen, denn Kuchen hatte ja einen meist ausgeprägten und vor allem angenehmen Duft. Es sah also so aus, aber es war kein Essen, hoffentlich würde Tascha das auch bemerken und sich nicht die Zähne daran ausbeißen, denn das würde ihr sicherlich nicht besonders gut stehen... und das wollte er auch nicht. Er hatte leider Ansprüche und wenn sie sich nun ihr Gesicht so verschandelte, dann würde sie ihn nicht mehr interessieren. Natürlich hatte man jedes Recht, den jungen Mann oberflächlich zu nennen, da das in dieser Hinsicht auch vollkommen stimmte. Wie dumm und bescheuert eine Frau auch war, wenn sie fabelhaft aussah, dann konnte er sich damit anfreunden. Er hatte zwar mehr Freude daran, wenn sein Gegenunter eine gewisse Intelligenz besaß - machte das Ganze reizvoller, weil man sich mehr ins Zeug werfen musste - aber deren Verlust ließ sich besser verdrängen als ein hässliches Gesicht. Zudem, um wieder auf den Geruch zurück zu kommen, auch dieser natürlich eine Rolle spielte. Immerhin war es so viel leichter, die Nase zu täuschen, als das Auge, andernfalls würden Frauen sicherlich keine Parfüms verwenden. Auch wenn sowieso der Gesamteindruck stimmen musste, es gab da so viele Faktoren, die voneinander abhingen und einander überlappten, dass es schwerlich zu theorisieren war, zurück also zum Lebkuchenhäuschen und ihrer heutigen Aufgabe. Immer noch leicht grinsend nahm er den altmodischen Türklopfer hoch und pochte damit dreimal an die Lebkuchentür, die doch erstaunlich wie Holz klang. Nach einer kurzen Weile konnte man Schritte auf die Tür zu poltern hören und es wurde geöffnet - von einem Mädchen mit rostroten Haaren und einem Kleid, welches die Märchenstimmung der Quest wohl noch verstärken würde. Selbst Cyrus kannte das Mädchen von Rotkäppchen und dem bösen Wolf, da würde es Tascha und Naomi doch auch geläufig sein, oder? Allerdings war es da ein ganz normaler Wolf, kein halbmenschlicher Gestaltwandler gewesen, lief aber aufs selbe hinaus, nicht wahr? Aus großen, ebenfalls rot-bräunlichen Augen blickte es zu ihm auf, der er da klitschnass im Regen stand und fragte "Wer seid ihr?", ehe sie den Blick neugierig über Tascha und Naomi wandern ließ. Oh jee. Cyrus und Kinder, das war wie... Fett und Wasser, nur noch ein wenig schlimmer. "Wir sollen dich zu deiner Großmutter bringen, ist deine Mutter oder dein Vater zu sprechen?", meinte er mit neutralem Blick auf das Mädchen herunter, doch dieses schien die Frage entweder nicht zu verstehen oder sie zu ignorieren. "Dann seid ihr Magier, ja? Coooool!", grinste sie und hüpfte aufgeregt herum, während die Magier immer noch im Regen standen. Jetzt ging das wieder los, mal ehrlich, auf so einen Mist hatte er gerade überhaupt keine Lust. Er konnte es nicht haben, wenn er sich mit einem Wesen unterhalten musste, welches offenbar zu blöd war, einfach seinen Anweisungen zu folgen. "Ja, aber hol jetzt bitte deine Eltern." Er wollte nicht einfach das Kind mitnehmen, ohne dass die Eltern davon erfuhren, das würde dann an Kidnapping grenzen, oder? Nicht dass er damit ein Problem hätte, aber es würde sicherlich Abzüge in der B-Note geben, wenn so etwas passierte. Ebenso würde es ein schlechtes Licht auf ihre Gilde werfen und das war das letzte, was Cyrus wollte.

Erst ein Traumtyp und jetzt ein Traumhaus? Hatte Tascha etwa das große Los gezogen? Ein Lebkuchenhaus war der Wohnsitz ihrer Auftraggeber. Als sie zur Tür schritten spielte die Magierin schon längst mit dem Gedanken etwas anzuknabbern, doch womit sollte sie anfangen ohne das Haus zu zerstören? Immerhin lebten dort scheinbar Menschen. Vielleicht einen von den Fensterläden, sie sahen aus wie kleine Plätzchen, die auf Lebkuchen geklebt waren, sicherlich mit Zuckerguss. Langsam und unauffällig entfernte sich Tascha von Naomi und Seraphim, immer näher an das kleine Fenster neben der Tür tretend. Das feuchte Gras raschelte bei jedem Schritt und der regen prasselte unerbittlich auf die Magier nieder, doch ihr war es egal, das Fenster wollte geradezu von ihr abgeschleckt werden, ein Happen war doch nicht zu viel, oder? Gerade wollte sie ihre Zähne in den Fensterladen versenken, als Seraphim den Türklopfer bediente. Es klang verdächtig nach Holz, das konnte doch kein Lebkuchen sein, wenn ihr ein Lebkuchen auf den Tisch fiel, hatte es deutlich weniger fest geklungen, außer natürlich sie hatte ihn anbrennen lassen. Wenn die Tür also aus Holz war, aber so gestaltet, wie ein Lebkuchen, traf das auch auf die Fensterläden zu? Probeweise leckte sie mit ihrer Zunge über den Fensterrahmen, nein, das war kein Lebkuchen oder gar eine andere Backware, das war Holz. Wenn sie ein Holz Dragonslayer gewesen wäre, gab es so etwas überhaupt, wäre es sicherlich dennoch ein grandioses Mahl geworden, aber so. Aber sie konnte ihre Gedanken nun eh nicht mehr weiter verfolgen, denn die Tür, die nur zur Schau wie ein Lebkuchen aussah wurde von einem kleinen Mädchen geöffnet. Sie war in ein rotes Kleid gehüllt und blickte Seraphim unsicher an. Als der Blue Pegasus Magier das Mädchen fragte, ob es seine Eltern holen könnte, wechselte sie sogleich das Thema und bewunderte die drei dafür, dass sie scheinbar Magier waren. Langsam trat Natascha wieder zu der Gruppe und flüsterte zu Naomi. „Die ist doch echt goldig, nicht wahr?“ Sie konnte nicht anders, als diese Meinung zu vertreten, das Mädchen wirkte so niedlich schüchtern und schien gar nicht wirklich dem größeren Magier zuzuhören. Doch schlussendlich verschwand es doch noch im Haus und schien seine Eltern oder wenigstens eines ihrer Elternteile holen zu wollen. Natürlich sperrte es die Tür ordentlich ab und damit blieben die Magier im regen stehen. Auch wenn sie so goldig war, Ayumi hätte ruhig mitdenken können und sie wenigstens in den Flur lassen können, sie würden schon nichts klauen, immerhin wollten sie den Auftrag ausführen. Leise seufzend blies sich Tascha eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht und probierte eines ihrer Sandwichs. Der Schweinebraten, wenn auch kalt, war klasse, aber auch das Brot schön weich und trotzdem Biss fest, mit schöner Kruste. Eines musste man den Zwillingen lassen, sie verstanden ihre jeweiligen Handwerke. Schmatzend und durchnässt vom regen stand Natascha hinter Naomi und Seraphim und wartete, dass Ayumi mit ihren Eltern wieder heraustrat. Nach einigen Minuten, es kam Tascha wie eine Ewigkeit vor, hörte die Eismagierin Schritte im Flur des Lebkuchenhauses, dass bei näherem Hinsehen immer unechter wirkte. Langsam öffnete sich die Tür und das Gesicht der kleinen Ayumi erschien in dem Spalt. „Mama, komm raus, die Magier sind noch da, die die mich begleiten wollen.“ Zögernd öffnete Ayumi die Tür weiter, nur um den Magiern den Blick in den Flur zu zeigen.

Wieder diese flötende Stimme, irgendwie mochte sie es gar nicht, wenn er so sprach. Entweder war es Tadel oder Übertreibung, keines von beidem war ihr wirklich recht, besonders mit so einem Blick gespickt. An einem Tag wie diesem, musste das wohl passieren, denn heute war alles anders als sonst. Nie hatte sie wirklich gedacht, er könnte falsch liegen. Straßenschilder und Hausnummern konnte sie selbst ganz gut lesen. Allerdings war es schon ganz schön dem Klischee getreu, wenn derjenige, den sie zu dieser märchenhaften Quest abholen sollte, auch noch in einem märchenhaften Haus wohnte. Während Seraphim an die Tür klopfte, hatte Tascha sich dem Haus genähert. Was hatte dieses Mädchen vor, war es wirklich so von seinem Magen gesteuert, dass es in dieses Haus beißen würde? Nein beißen war wohl doch zu viel, aber sie leckte es tatsächlich ab. Naomi schüttelte sich und wurde wieder abgelenkt. Da war das Mädchen, das Rotkäppchen, welches in der Tür des Hauses erschien. Die Frage des Magiers hatte die Kleine gekonnt ignoriert und Naomi ahnte, dass dies seine Laune nicht gerade bessern würde. Natascha war inzwischen von ihrem Haus zurückgetreten und war zu ihr gekommen. Goldig? Ja in der Tat. Süß? Schon fast Karies erregend. Das war nicht wirklich förderlich für das Gelingen dieser Quest. Nun rief sie endlich ihre Mutter an die Tür, zumindest ein Fortschritt. Doch dann fing es an. In einer hohen, nervigen Stimmlage fing sie an Fragen zu stellen: "Duuuuuu Onkel? Was hast du für Magien? Bist du stark? Wieso hast du weiße Haare? Bist du etwa schon seeeeeeehr aaaalt? Deine Augen sehen komisch aus! Wieso hast du diese Zeichen unter dem Auge? Werdet ihr mich auch gut beschützen? Uhhh das wird so aufregend", dabei drehte sie sich im Kreis, dass ihr kleines Röckchen aufbauschte und hüpfte wild durch die Gegend, "Und dann kommt der große böse Wolf und dann rettest du mich ja?" Die Mutter sah Seraphim entschuldigend an: "Entschuldigt, sie ist aufgeregt, sie ist noch nie alleine zur Oma gegangen, nur können wir diesmal nicht mitkommen", etwas misstrauisch schien sie doch noch zu sein, "Und ihr seid wirklich die Magier aus Blue Pegasus?" Gleich würde Seraphim wohl explodieren, weswegen Naomi zu der Kleinen hinüber schritt und sie bei den Händen hielt. "Weißt du was Ayumi-chan, während wir warten, dass es losgeht, spielen wir doch etwas." Dieser Vorschlag wurde wohl angenommen, denn sie begann zu überlegen, dann sah sie Naomi wieder an: "Und was? Kennst du coole Spiele? Was ist dein Lieblingsspiel? Weißt du wie Schweinchen in der Mitte, geht, aber das kann man nicht zu zweit spielen ... vielleicht spielen die anderen zwei mit?" Nein Naomi kannte keine Spiele, sie hatte auch kein Lieblingsspiel und dass von Ayumi genannte Spiel kannte sie auch nicht. "Ähm, also nein ich kenne keine Spiele und habe auch kein Lieblingsspiel und das Spiel kenne ich auch nicht und nein ich denke nicht, dass Seraphim-sama mit dir spielen wird", eine doch sehr ernüchternde Wahrheit. Sofort verzog die Kleine das Gesicht: "Du bist ja doof und langweilig", somit verzog sie sich zu Tascha, "Und du, spiel mit mir! Los ich will was Lustiges spielen." Naomi rieb sich die Schläfen, konnte es wirklich eine Wissenslücke sein, keine Ahnung von Kinderspielen zu haben? Vielleicht sollte sie sich ein wenig darüber belesen, wenn sie von der Quest zurückgekehrt waren. Immerhin konnte sie nie wissen, wann man das Mal wieder brauchen konnte. Hoffentlich nicht allzu früh, sonst würde sie wohl auch anfangen Kinder zu hassen.

Cyrus hatte sich diese Quest nur aus einigen wenigen Gründen ausgesucht. Beispielsweise weil es um einen Werwolf gehen sollte, ein bestimmt aufregendes magisches Geschöpf, das Aufregung und Spannung versprach. Zudem hatte eine hübsche junge Dame, kaum war ihm der Bogen förmlich in die Hand geweht worden, sofort ihr Interesse daran bekundigt, was ihn natürlich in Zugzwang gebracht hatte. Wenn man ihm etwas in Aussicht stellte, was man mit Tascha sicherlich auch gut tun konnte, so schluckte er auch mal kleinere Unannehmlichkeiten, wie beispielsweise die Tatsache, dass sie ein kleines Mädchen eskortieren mussten. Cyrus hasste Kinder nämlich wie die Pest, ihre fröhlichen, quiekenden Stimmen und allein schon, weil sie für ihn vollkommen zwecklos waren. Menschen waren für ihn schon immer nur Spielzeuge gewesen und solche, die ihn nervten und sich nicht zum spielen eigneten waren daher der absolute Supergau, vor allem, wenn er gezwungen war, sich mit ihnen zu beschäftigen. Aber es hätte ja auch alles glatt gehen können, man nehme zum Beispiel Naomi, die war auch erst vierzehn, aber sie hatte sich als äußerst erwachsen herausgestellt. Warum hätte Ayumi denn nicht genauso sein können?! Das wäre wahrscheinlich ein Verstoß gegen Murphys Gesetz gewesen und somit nicht tolerierbar... oder so.
Schon nach dem schrillen "Onkel", gefror das Lächeln des Dragonslayers zu einem statischen Ausdruck, welcher nur noch als Schatten auf seinem Gesicht kleben blieb. Er war kein Onkel. Dies bezeichnete doch, wenn ihn nicht alles täuschte, den Bruder eines Elternteiles einer Person, also müsste er ja Geschwister haben und diese müssten beriets Kinder haben... diese Vorstellung war verstörend. Er hatte überhaupt keine Familie mehr, wenn er eine hätte... allein die Vorstellung, dass jemand, der mit ihm verwandt war, Kinder bekäme, war ihm irgendwie komplett zuwieder, als sei das eine ansteckende Krankheit, es verursachte ihm regelrecht Gänsehaut. Fragen über Fragen prasselten auf den durchnässten jungen Mann ein, der sich vor seinem inneren Auge als Schutzmaßnahme vorstellte, wie er die Kleine zu Boden stieß und ihr so lange gegen das Köpfchen trat, bis sie nicht einmal mehr... ja, das waren wohl tatsächlich Gewaltfantasien, damit er nicht absolut die Krise bekam. Seine rechte Hand hatte sich verkrampft, in dem Versuch, die Anspannung seines Geistes irgendwie in Muskelbewegung umzusetzen, aber auch wenn er gerade überhaupt nicht freudig entspannt war, war das Lächeln wieder erstarkt, welches allerdings nur auf die Mutter Ayumis gerichtet war, während er das Mädchen selbst vollkommen ausblendete. Ignorieren war die beste Methode, um kleine Kinder zu verschrecken, vor allem solche, die nach Aufmerksamkeit schrien. Stattdessen verzog er das Gesicht, als die Frau sich vergewisserte, ob sie wirklich die Magier seien. Warum zur Hölle lebte er in einer Stadt, in der nichtmal die Gesichter der wenigen Dragonslayer bekannt waren? Das wäre mal eine Maßnahme, wie er fand... "Nein, ich stehe hier nur aus Spaß herum, auch wenn es wie aus Eimern schüttet. Da mir die Kleidung gerade auf der Haut klebt, kann ich ihnen den Stempel auch nicht zeigen, wie wäre es, wenn ich stattdessen ihr Haus zerlegen würde?", fragte er mit kühler Stimme und blickte die Fassade hinauf, die sicherlich nicht stabil genug war, um seinen Schüssen auf Dauer Widerstand leisten zu können. Während er seinen Blick zurückwandern ließ, schlich sich das Grinsen wieder auf seine Züge. "Und keine Bange~ Naomi-chan und Tascha-chan werden schon gut auf...", kurze Grübelpause, "Ayumi aufpassen.~" *Selbst wenn ich sie jetzt schon am liebsten umbringen würde...* Konnten sie dann also? Es war kalt und er begann die Laune an diesem Wetter zu verlieren, was an sich schade war, denn eigentlich mochte er es ja, allerdings kotzte es ihn gerade alles an, das Mädchen, die Tatsache, dass man die Magier hier einfach draußen stehen ließ und die bescheuerten Fragen des Mädchens. Pff... man musste doch nicht greis sein, um weiße Haare zu haben, wenn das so in seinen Genen lag... "Könnten wir dann losgehen? Es wird sicherlich nicht gerade heller...", merkte er an und richtete seinen Blick kurz auf Ayumi die nun Tascha belagerte. Mal sehen, wie sie damit zurecht kam, denn das Mädchen wollte scheinbar spielen...