Es war schon zu einem gewissen Maß erstaunlich, dass Emaru den Fahrplan der verschiedenen Züge auswendig kannte. Klar, viele Menschen konnten einem die genauen Informationen eines Zuges geben, wann er abfuhr und von welchem Gleis, unter Umständen auch Vergleichbares einer Fahrt sagen, die zu einer anderen Zeit stattfanden aber das gleiche Ziel hatten. Doch würde nur eine Minderheit den gesamten Fahrplan aufsagen können. Jeder Mensch hatte Stärken und Schwächen, Vorlieben und Abneigungen, die ihn interessant oder langweilig, beliebt, angenehm oder verabscheuenswürdig gestalteten. Der Dargin besaß ohne Zweifel eine Eigenschaft, die ihn nützlich für Personen wie Ren gestaltete. Wie Emaru zu dieser Fähigkeit kam könnte Noah nicht sagen, aber brauchbar war wie allemal. Zu Zeiten, als seine Eltern noch lebten, hatte das Braunhaar die eine oder andere Reise erlebt. Allerdings wurden diese dann von seinem Vater organisiert, dadurch blieb ihm einiges an Stress erspart, doch hatte er dadurch vielleicht die ein oder anderen Probleme, alles Richtige zu finden. Wahrscheinlich wieder Stress passende Gleis finden, doch würde dieser Vorgang länger dauern als bei "normalen" Personen. Inzwischen mussten Ren und Emaru langsam erfahren, was vor Kurzem mit "wandelbar" gemeint war, Leyla könnte dies sogar noch verdeutlichen- ihr Schauspieltalent müsste schließlich für etwas brauchbar sein. Während Ren sich Gedanken machte, wie es gemeint war und langsam Schlüsse zog, fiel der Finsternismagier langsam zurück und gesellte sich zu dem Stellarmagier. Bevor Noah antwortete, überreichte er den Zettel, welcher sich bisher in seinem Besitzt empfand, seitdem Ren das Stück Papier nicht weiter tragen wollte. Was dieser wohl von dem Auftrag halten würde? Viel mehr Informationen als die kurze Einführung, welche der Riese im Gildenhaus geliefert hatte, würde der Dargin nicht von der Beschreibung erhalten. Mal schauen, was er darüber denken würde, und vor allem, was die Magier erwarten würde. Vielleicht mussten sie ja mehrere blutrünstige Bestien zähmen? „Viel Erfahrung habe ich nicht“, begann er seine Antwort. „Seit ungefähr einem Jahr arbeite ich als Magier, daher verfüge ich über mehr oder weniger viel Erfahrung, je nachdem wie man diesen Begriff definiert.“ Im Anschluss gab es kurzes Schweigen von dem Espérance. Manche würden es Kunstpause nennen, andere einfach nur einen Disput zwischen Noah und Leyla. Auf die Worte Emarus, er freue sich auf die gemeinsame Zusammenarbeit, würde man normalerweise etwas antworten wie „ich auch“. Doch Noah hatte das Bedürfnis, genau gegenteilig zu antworten. Ihm war selten danach, andere zu schonen, aber sich weitere Feinde, beziehungsweise Personen die ihn generell nicht leiden konnten, schaffen, war auch nicht in seinem Interesse, leider konnte man nicht beides gleichzeitig haben- Glück gehabt, wenn Leyla ihren männlichen Part solange bearbeitete, bis „Ich mich auch.“ über seine Lippen kam. Wie Emaru die Pause wohl interpretieren würde? Von dem innerlichen Disput der beiden Persönlichkeiten konnte er nichts mitbekommen. Wahrscheinlich wäre auch er der geeignetere Kandidat von Noahs Partner, wenn es darum ging, diese „Probleme“ zu verstehen. Schließlich besaß er auch noch eine zweite Persönlichkeit, doch hatte sich diese noch nicht gezeigt, falls sie überhaupt den Körper übernahm wie es Leyla gerne machte. Schweigen konnte momentan nicht das Beste sein, wenn man einen normalen Eindruck hinterlassen wollte. Für Noah war es Zeit, selbst etwas zu sagen. Leyla hatte ihn zwar letztendlich dazu gebracht, den Mund zu öffnen, dieses Mal hatte er aber wenigstens bereits darüber nachgedacht, welche eine Steigerung! „Wie sieht es bei dir aus mit Erfahrung?“ Okay, zu gegeben war dies nicht wirklich das einfallsreichste Gesprächsthema, aber immerhin war es besser als nur zu schweigen und den Blick gar nicht zu erheben und nur auf den Boden vor einem zu starren. Kaum kamen die Worte über seine Lippen, erhob Noah seinen Kopf und stellte fest, dass sie bereits den Bahnhof erreicht hatten. Ging das Ganze wirklich so schnell? Anscheinend, jetzt hieß es nur noch Gleis 2 zu finden, was das Kleinere Problem sein sollte. Während Ren die Gruppe zu dem Gleis führte, hatten Emaru und Noah genügend Zeit, sich zu unterhalten. Der Riese beteiligte sich eher wenig an dem Gespräch, aber schließlich schaffte er es, die Gruppe sicher zu dem Zug zu bringen. Noahs Blick schweifte zu einer Uhr, die von der Decke herab hing. Genügend Zeit, um Fahrkarten zu kaufen und dann noch gemütlich einen Platz zu finden. Jetzt blieb nur noch die Frage offen: Wo konnte man die Fahrkarten kaufen?

Noah war wirklich alles andere als ergiebig, was die Anzahl seiner Worte anging, doch immerhin schaffte er es, den Mund aufzumachen. Er hatte offenbar mehr Erfahrung, als man für solch einen Auftrag brauchte, was ja auch für Emaru selbst galt. Es war auch eine einfache Aufgabe, wahrscheinlich eher gedacht für die Anfänger unter den Magiern, doch wenn man nichts Besseres zu tun hatte, sollte es auch für jemanden wie den Dargin nicht zu niedrig sein. Selbst als S-Rang-Magier würde er sich nicht davor scheuen, etwas mit Tieren zu unternehmen, wieso also sollte er sich jetzt weigern? Die Pause, die der kleinere Junge einlegte, ehe er die Freude über die Zusammenarbeit erwiderte, fiel dem Weißschopf kaum auf, dieser war viel zu vertieft in seine Gedanken über die Quest. Warum bestellte man sich für solche Kleinigkeiten Magier, wenn man es für gewöhnlich irgendeinem Kind aus der Nachbarschaft auftragen würde? Und warum Leute aus einer anderen Stadt, wenn man doch eine nahezu ebenso bekannte Gilde in der eigenen Stadt hatte? Natürlich konnte in Emarus Augen Fairy Tail seiner Gilde nicht einmal ansatzweise das Wasser reichen, immerhin waren die Leute darin grundsätzlich seltsame Wirrköpfe mit kindischen Vorlieben und Verhaltensweisen, während man bei ihm gutaussehende, seriöse Magier anheuern konnte... nun gut, die Entscheidung, Blue Pegasus den Feen vorzuziehen, war vielleicht doch nicht so unverständlich. In Gedanken versunken und unachtsam wie immer stolperte der eigentlich so grazile Emaru über eine Unebenheit der Straße, ruderte einen Moment lang mit den Armen, während er vornüber zu kippen drohte, ehe er sich wieder fing, leicht hüstelte und weiterging, als sei nichts geschehen. „Entschuldige, was hast du gesagt...?“, fragte er Noah nachdenklich, während er sich seine Worte ins Gedächtnis zu rufen versuchte. „Ach ja, meine Erfahrung... Nun ja, ich bin jetzt schon bald zwei Jahre als Gildenmagier tätig und habe schon einiges erlebt... Diebstahl, Entführung, Betrug...“ Er seufzte kurz. Es gab so viel Schlechtes in dieser Welt, und er kämpfte eigentlich nur des Geldes wegen dagegen an. Zu einem schlechten Menschen machte ihn das sicher nicht, aber auch nicht unbedingt zu einem guten, in jedem Falle jedoch zu einem gierigen. Und jetzt spielte er sich als der Erfahrene auf... „Ich schätze, ich habe schon viel erlebt, aber nichts daraus gelernt... Dafür sind meine magischen Fähigkeiten ganz gut.“ So einfach wandte man das Thema also ab, das einen so leicht zum Nachdenken bringen konnte. Glücklicherweise, denn jetzt waren sie am Bahnhof angelangt. Hier unaufmerksam zu sein könnte schlechter enden.

Verlieren konnten ihn die beiden anderen wohl nicht, ebenso wenig, wie man Ren hätte verlieren können. Die beiden ragten einfach aus der Menge heraus, Emaru zwar nur ein kleines Stück, aber trotzdem genug, um gut gesehen zu werden, und sein weißer Haarschopf glänzte geradezu im warmen Licht. Einzig Noah hätte ein wenig untergehen können, doch da der Weg zu seinen Partnern immer gleich zu sehen war, dürfte dieser nicht wirklich Probleme damit haben, Anschluss zu halten. Womit sie allerdings beide Probleme haben zu schienen, war das kaufen der Fahrkarten, und das, obwohl Ren sie schon recht gut zum Zug geführt hatte. Erneut seufzte er leise und legte sich zwei Finger an die Stirn. „Ist noch keiner von euch Zug gefahren...? Der Kartenschalter ist unten... Ich mach das schon.“ Damit drehte er sich um, ging zurück zu der Treppe, über die sie Ren gefolgt waren, um sich unten zu besagtem Schalter zu begeben. Es standen nur zwei Leute vor ihm und diese gehörten augenscheinlich zusammen, weswegen er wenig mehr als eine Minute zu warten hatte. Auch der Kauf ging recht schnell vonstatten und so stand er wenig später wieder oben. Der Bahnhofsuhr nach zu urteilen hatten sie noch mindestens elf Minuten, ehe der Zug abfuhr, also blickte er sich einfach kurz nach Ren um, um dann zu ihm zu gehen. Der Riese sollte hier doch schnell zu finden sein...

Neugier war nicht unbedingt eine Sache, die man Ren nicht zusprechen würde. Obwohl es darauf ankam, worum es ging, nicht wahr? Zum Beispiel interessierten andere Menschen den großen Magier eigentlich nur selten. Meist tat er nur so, um den Schein zu wahren und eine gewisse Höflichkeit, auf die er eigentlich auch keinen Wert legte, auszustrahlen. Wohl weil es ihn nicht interessierte, war er beim Heucheln, was das anging, nicht ganz so talentiert und überzeugend. Wie gesagt: Normalerweise interessierte sich der große Magier für Kunst, Musik und andere kulturelle Güter wie auch dem Theater und Ähnlichem, auch einige Menschen, wie beispielsweise Aurora, interessierten den großen Mann schon. Schwer tat er sich dann aber wiederum mit normalen Menschen, die er eigentlich nicht kannte, die ihn nicht wirklich auf sich aufmerksam gemacht hatten, sondern mit denen er einfach nur agieren musste, weil er es für eine Quest tun musste. Mit Maenor war das etwas anderes gewesen, denn dieser hatte es darauf angelegt Ren in eine Unterhaltung mit einzubeziehen, wohl deswegen hatten sie sich so gut unterhalten. Oft passierte das nicht, deswegen wunderte es ihn auch nicht, dass er grade außen vor war. Immerhin fürchteten sich die meisten Menschen vor ihm, obwohl er in seinem Anzug ja doch schon annehmbarer aussah als sonst. Gelassen lockerte er die Krawatte auf dem Bahnsteig, als er einen Blick auf die Uhr warf. Nachdenklich verfolgte er den Sekundenzeiger und dachte noch einmal über die Quest und seine Teilnehmer nach. Nun ja, es wäre gelogen zu sagen, dass ihn Emaru und Noah ernsthaft interessierten, aber erstaunlicherweise war er dennoch neugierig gewesen und hatte ihr Gespräch belauscht. Einzig und allein Mittel zum Zweck, denn auf einer Quest war das nötig, oder nicht? Noah war momentan eher wortkarg, sprach monoton, wirkte nicht wirklich überzeugt von dem, was er da grade von sich gab. Er erklärte, dass er nicht viel Ahnung hatte und noch nicht lang dabei war, was Ren nicht wunderte, denn trotzdem er offensichtlich etwas speziell war, hatte man von ihm nicht so viel gehört. Ren war gespannt wie sich der junge Mann als nächstes wandeln würde… Emaru hingegen zeigte gleich mal, dass er nicht nur wie ein schleimiger Arschkriecher wirken konnte, sondern auch hin und wieder ungeschickt oder unaufmerksam war. Naja, an sich kein Problem, aber schadenfroh war er schon irgendwie. Dass er selbst von sich sagte, viel erlebt, aber nichts gelernt zu haben, zeugte nicht grade von Reife. Es unterstrich eigentlich sogar das Bild, dass er ein ziemlicher Trottel war noch einmal. Wenig später wurde Ren klar, wie das mit dem Kartenkaufen ablief. Nun standen eher er und Noah da wie die Trottel. Um ehrlich zu sein, hatte Ren nie selbst eine gekauft. Entweder seine Gildenkollegen hatten das erledigt, er war schwarz gefahren oder in der Wüste hatte man ihm das Ticket nicht am Bahnhof verkauft, mit dem geflohen war… Ergo: Er hatte wirklich nie ein Ticket gekauft. Wer kontrollierte das schon? Und wer wagte es Ren zu wiedersprechen? Fürs Schwarzfahren hatte er auch schon eine Nacht gesessen… Nach einer Weile kam der Magier mit den Tickets zurück und Ren winkte ihm zu, um ihn darauf aufmerksam zu machen, wo er hin musste. Ren konnte man wirklich nicht übersehen. Als er Weißhaarige da war, bestiegen die Drei den Zug. Nach wie vor war der Größte eher schweigsam, wirkte abweisend und überheblich wie immer und ging voran. Er suchte einen Platz, wo die drei sich niederlassen konnten und setzte sich in aller Seelenruhe dort hin. „So Mister Fahrplanauswendiglerner… Wie sieht’s denn mit der Fahrzeit aus?“, fragte er etwas zynisch und verschränkte die Arme vor der Brust, nachdem er sich gesetzt hatte. Mal sehen ob genug Zeit zum Schlafen war… Da hätte er diese effektiver genutzt als mit den beiden Pappnasen hier…

Emaru konnte doch mehr Aufmerksamkeit Fremder auf ihn wecken, als man zu Beginn denken konnte. Zwar schien er einen Moment in Gedanken versunken, als Noah ihm gegenüber das Wort erhob, doch schaffte dies der Stellarmagier ebenfalls regelmäßig. Kurz bevor er auf die Worte des Espérance reagierte, stolperte er zunächst über eine Unebenheit in der Straße und ruderte daher einmal mit seinen Armen, bis er sein Gleichgewicht wieder finden konnte. Wie wohl der Riese reagierte hätte, wenn der Dargin den Asphalt küssen würde? Bisher wirkte er eher weniger interessiert an den beiden Magiern, welche ihn auf den bisher einfachklingenden Auftrag bekleideten. Wahrscheinlich würde Ren ihnen zu hören, doch wenn er dies machte, schien es von ihm keine Anstalten zu geben, in das Gespräch mit einzusteigen. Vielleicht würde sich noch Zeit ergeben, mit dem Verwandlungsmagier zu reden, wahrscheinlich würde es diese noch geben, aber vielleicht war es jetzt noch nicht die Zeit dafür. Nachdem der Dargin sich wieder gefangen hatte und sich die Worte des Espérance wieder ins Gedächtnis rief, antwortete er bereits auf die gestellte Frage. Dass er nicht ständig geistig anwesend war, gefiel Noah. Es erinnerte ihn ein wenig an sich selbst. Der Magier schien doppelt so viel Erfahrung zu besitzen wie der Zwerg- zu mindestens was die Arbeit als Magier anging. Seine Aussage, er habe viel erlebt aber wenig daraus gelernt, konnte vieles bedeuten. Vielleicht wollte er nichts lernen, vielleicht konnte er nichts mehr lernen, oder oder oder. Woran es lag wäre Interpretationssache, welche der Braunhaarige nicht leisten wollte. Doch zum Nachfragen blieb keine Zeit mehr: Die Gruppe erreichte den Bahnhof und musste sich durch Menschenmassen einen Weg bahnen. Nun, die beiden Teamkollegen des Beschwörungsmagiers hätten damit wohl die wenigsten Probleme. Sie überragten die meisten Anwesenden Menschen, doch waren sie auch rund 30cm größer als Noah. Dieser hätte unter Umständen ein Problem gehabt, mühelos laufen zu können, wenn die beiden Riesen für den Zwerg keinen Weg bahnten. Er musste nur hinter ihnen laufen (was er sowieso bevorzugte) und schirmte sich so von den Fremden ab. Wenigstens etwas. Würde er zwischen den beiden laufen, hätte er wahrscheinlich keine Probleme, aber an der Position würde er sich wahrscheinlich nicht wirklich wohl fühlen. Man konnte eben nicht alles haben. Es verging etwas Zeit und die Gruppe erreichte das Zielgleis und Emaru machte sich daran, die Tickets zu kaufen. Praktisch wenn es jemanden gab, der dies übernehmen wollte. Früher hatte sein Vater so etwas übernommen, falls die Familie einmal einen Ausflug per Zug unternommen hatte, dann endete es aber manches Mal darin, dass gleich ein Wagon für die drei reisenden Personen reserviert wurde, schließlich wollten sie ja ihre Ruhe haben und Geld war nebensächlich, davon hatten (und hat Noah heute noch) sie mehr als genug. In der Zeit, in welcher der Weißhaarige abwesend war, wechselten Ren und Noah kein Wort. Letzterer genoss es ein wenig, fern der großen Menschenmasse zu sein. Er mochte solche Orte nichts, aber manchmal mussten eben solche passiert oder besucht werden, ob man wollte oder nicht. Das Leben konnte hart sein. Der Blauhaarige begrüßte den Dargin gleich mit einer Frage, in welcher er wissen wollte, wie lange der Zug brauchen würde. Die Drei begaben sich in den Zug und suchten sich eine Sitzgruppe. Noah setzte sich auf die Bank gegenüber von Ren auf dem Fensterplatz und betrachtete die Außenwelt. Noch war es ein gewöhnlicher Bahnhof, aber in Kürze würde sie andere und interessantere Bilder zeigen. Während er auf die Antwort wartete, wirkte er wieder geistesabwesend, auch wenn er dieses Mal perfekt mitbekommen würde, was sich um ihm herum ereignen würde.

Den Menschen um einen herum zu helfen sollte jedem ein Bedürfnis sein. Man musste nett zu anderen sein und nicht egoistisch, eigennützig. Es ging im Leben nicht darum, der Größte, Beste und Tollste zu sein oder mehr zu haben als der Rest. Deswegen gaben Philosophen all ihren Besitz auf, deswegen spendeten die Leute, deswegen wurden Magiergilden gegründet. Nicht wahr?
Wenn es nach Emaru ging, war das der größte Schwachsinn, den je ein Mensch hätte sagen können. Philosophen gaben ihren Besitz auf, weil sie glaubten, ohne besser leben zu können – purer Eigennutz. Menschen spendeten, damit sie sich fühlen konnten, als hätten sie etwas Großartiges getan und somit all ihre Missetaten wieder gutgemacht – purer Eigennutz. Und er selbst wusste ja am besten, warum er Magier geworden war... purer Eigennutz. Alle guten Taten entsprangen einem egoistischen, eigennützigen Gedanken, so funktionierten Menschen. Das war ja auch der Grund, aus dem es Städte und Wohngemeinschaften gab, Ansammlungen von Menschen waren sicherer, und Sicherheit wollte doch jedes Wesen mit einem Überlebensinstinkt. Entsprechend schmerzte es den Weißschopf ein wenig, sein hart verdientes Geld nicht nur für seine, sondern auch für die Karten der anderen herauszugeben, doch er hatte keine Wahl – wenn die beiden kein Geld dabei hatten und beim Schwarzfahren erwischt würden, würde ihn das noch mehr kosten. Also zahlte er, nahm die Karten entgegen und steckte sie ein, ehe er sich auf den Weg machte, um von einem 'freudig' winkenden Ren 'herzlich' begrüßt zu werden. Wortlos folgte er seinen Begleitern und ließ sich dem Blauschopf gegenüber neben Noah nieder. „Wie lange wir genau fahren, kann ich dir nicht sagen“, antwortete er schulterzuckend und ohne den anderen auch nur anzusehen – stattdessen lehnte er sich zurück und ließ die Augen geschlossen. „Ich weiß nur, wann welche Züge hier ankommen oder abfahren, die Fahrtzeiten zu irgendwelchen Zielen kenne ich nicht. Allerdings...“, fügte er nachdenklich hinzu und legte sein Kinn auf seiner rechten Hand ab. „... war ich schon das ein oder andere Mal in Magnolia Town, daher weiß ich, dass die Fahrt nicht allzu lang dauert...“ Bei meinem Glück rennen wir wieder in eine Dragonslayerin... So weit war der Weg aber auch nicht unbedingt, die Lage Oshibanas erlaubte es, drei der großen Städte Fiores wie in Windeseile zu erreichen – sein Verstand war im Moment allerdings nicht in der Lage, sich die anderen beiden wieder ins Gedächtnis zu rufen. Magnolia war eine davon, da war er sicher, aber ansonsten war er im Moment einfach zu müde. Ohne zu gähnen oder auch nur irgendwie zu ruckeln, schlief er in seiner eigentlich eher unbequemen Situation langsam ein, ohne noch irgendetwas von seinen Gildenkollegen mitzubekommen. Man hätte genauso gut denken können, dass er einfach da saß und nachdachte, jedenfalls wenn man nur danach ging, wie es aussah. Geschnarcht hatte der Junge ja nie, so, wie er auch nur selten träumte. Die meisten Nächte waren für ihn schlaf-, die meisten Schlafstunden traumlos. In den letzten Momenten seines wachen Zustands passierten noch einmal Noah und Ren in seinem Geiste Revue, der kleine, unsichere Magier und der große, abfällige. Bisher hatte er mit keinem der beiden wirklich ein Problem, nicht einmal eine gewisse Abneigung – obwohl das bei dem Riesen doch irgendwie zu erwarten wäre. An dem liebevollen Spitznamen des Zynikers lag es wohl eher nicht, aber bisher konnte der Finsternismagier den großen doch recht gut leiden. Mal sehen, wie lang das so bleiben würde... vielleicht, bis die beiden das erste Mal richtig miteinander redeten?
Noah war da schon etwas anderes. Er wirkte die ganze Zeit etwas abwesend, schien aber doch ganz clever zu sein, das war jedenfalls der Eindruck, den er vorhin in dem kurzen Gespräch hinterlassen hatte. Alles in Allem war diese Gruppe ziemlich unterschiedlich geprägt – sowohl von der Art als auch von der Optik der Mitglieder her –, das ganze könnte also durchaus noch interessant werden.
Der Zug hatte noch nicht einmal dazu angesetzt, loszufahren, als es für Emaru endgültig schwarz wurde...

Die Wunde an ihrer Schulter war verheilt und auch, wenn sie schon eine gute Zeit lang schon das Brennen nicht mehr gefühlt hatte, war sie froh, dass sie ohne eine Narbe als Andenken gegangen war. Nichts verunstaltete einen jungen Körper mehr als eine hässliche Narbe da, wo sie jeder sehen konnte, wenn im Sommer mal luftigere Oberteile getragen wurden. Allerdings hatte sie diese Verletzungen zum Ansporn genommen, sich nicht nur auf ihre magischen Fähigkeiten zu verlassen, diese waren inzwischen schon recht gut ausgeprägt, sollten aber nicht der einzige Grundstein für sie sein. Nun, da sie wieder ganz fit war, die Haushaltskasse recht leer und auch der Kühlschrank leicht abgegrast musste sie sich wieder auf den Weg machen. Die Tasche gepackt wie immer, Essen trinken, Ersatzkleidung und Erste Hilfe für den Notfall. Diese war bei der letzten Quest mehr als Vital gewesen. So machte sie sich dann wie so oft auf den Weg, die guten Wünsche des Ziehvaters im Rücken, welcher recht besorgt gewesen war, als sie verletzt zu Hause erschienen war. Auf dem Weg zum Gebäude überlegte sie, wem sie wohl begegnen könnte, sie hatte eine für sie doch recht lange Pause gemacht, Seraphim war sicher schon wieder auf Achse und Natascha hoffentlich auch. Dann blieb ja noch die Möglichkeit, dass sie einmal Emaru begegnete. Kannte sie wirklich nur drei ihrer Gildenmitglieder? Wie schrecklich peinlich war das denn? Nun gut, sie passierte also zunächst das Gildentor und sah sich um. Keine der eben genannten Personen schien sich hier aufzuhalten, das war also schon mal nichts. Doch irgendwie fühlte sie sich merkwürdig bei dem Gedanken, etwas ganz alleine machen zu müssen. Bisher hatte sie zumindest die Anwesenheit der beiden Jungen recht genossen. Doch heute sollte die kleine Blonde auch nicht allein bleiben. Vom Questboard kam ein Junge zu ihr herüber. Er war ein Stück größer als sie und wie jeder in der Gilde schien er auch schon etwas älter zu sein als sie. Als er näher herantrat, konnte sie erkennen, dass seine Augen in etwa dieselbe Farbe hatten wie ihre Haare und ihre Augen, die selbst braun waren, waren zwar deutlich heller als sein Haar, aber hier hatte eindeutig ein Tausch stattgefunden. Freundlich klang die Stimme, mit welcher er sich vorstellte und der Name, welche unmöglich sein richtiger sein konnte, oder doch, ließ sie ein wenig grinsen. Wie als hätte eine höhere Macht Naomis Wunsch nicht allein gehen zu wollen gehört, fragte der sie, ob sie ihn begleiten wollte, dabei hielt er ihr einen Zettel vor die Nase. Kurz überflogen die Bernsteinaugen des Mädchens den Zettel. Da stand irgendwas von Shenlong Turnier und siegen. Also wurde wieder gekämpft. Nicht das, was sich das kleine Mädchen vielleicht ausgemalt hätte, aber bei diesem Wettkampf würde man sich schon nicht umbringen müssen, oder? Zumindest war dies zu hoffen, denn damit hatte sie immer noch ihre Probleme. Unweigerlich kamen in ihr die Räuber wieder hoch, die wegen ihr irgendwo in ihrer Schlucht herum vegetierten. Leicht schüttelte es ihren Körper und dann nickte sie: "Ja das machen ich gern." Dann fiel ihr auf, dass sie sich noch gar nicht vorgestellt hatte und innerlich schollt sie sich für diese Unhöflichkeit: "Ich bin übrigens Naomi, freut mich sehr dich kennenzulernen Chibi-...", welches Suffix sollte sie dahinter packen. Bisher war es immer klar gewesen, bei Emaru war es von -sama zu -chan gewechselt, bei Natascha war es von -san zu keine gewechselt, Seraphim würde wahrscheinlich nichts anderes als -sama zulassen und dieser Junge? Nun blieb sie vorerst bei Chibi, bis sie ihn näher kennengelernt hatte, so was kam, in ihrer Theorie nach zumindest, am besten von ganz alleine.

Maenor beobachtete die junge Naomi aufmerksam, während er ihr zuhörte. Bisher hatte er sie noch nie in der Gilde gesehen oder was von ihr gehört, aber das war schließlich auch kein Wunder, immerhin befand er sich nicht allzu oft in dem großen und prunkvollen Gebäude. Die meiste Zeit über war er ja auf Reisen, in Ausbildung oder mit dem Abhängen seiner ziemlich hartnäckigen Verfolger beschäftigt. Während der vergangenen Wochen war es ihm leider nicht möglich gewesen, die neusten Schriften des Tempels der Ilmun zu studieren, die auf dem waffenlosen Nahkampf beruhen. Der junge Fice hatte Meister dieser Kampfkunst Sachen anstellen sehen, die unerhört und ihm noch nie unter die Augen gekommen waren. Indem sie dem Mana in ihrem Körper beim Austreten eine feste Form gaben, waren sie in der Lage, mittels eines einfachen Schlages, massives Gestein zu pulverisieren oder gar eine Klinge aus purem Mana von ihren Händen oder Füßen abzufeuern. So weit war der Schwertkämpfer aber noch lange nicht, da diese geheimen aller geheimsten Techniken nur denen beigebracht wurden, die sich als würdig erwiesen und genügend Selbstdisziplin für das Erlernen dieser Techniken aufbringen konnten. Doch er war sich sicher, dass er eines Tages so weit sein würde und sich ebenfalls diese Kampfkunst komplett zu eigen machen würde. Erst kürzlich war ihm nämlich eine grundlegende Schwäche seiner Feinde aufgefallen, welche er unbedingt ausnutzen musste. Als stolze Schwertkämpfer waren die meisten Clanangehörige nämlich der Ansicht, dass es sich beim waffenlosen Kampf um eine barbarische Art zu kämpfen handelte, die einer Person adeligen Geblüts wie sich die meisten ansahen, unwürdig waren. Deshalb kümmerten sie sich so gut wie nie um das Training und beherrschten lediglich einige Grundsachen, welche ihnen in ihrer frühesten Ausbildung notgedrungen beigebracht wurde. Wahrscheinlich würde es aber nicht gegen jeden klappen, Gegner wie Aeros oder besonders Kyle verstanden sich bestimmt auch im Nahkampf ohne Waffen. Bei Zara sah es durchaus anders aus, ihr würde er zutrauen, dieselbe Meinung zu teilen, wie sie die meisten im Clan hatten. Doch jetzt fand das Shenlong Turnier statt und es war eine klasse Gelegenheit, die Früchte seines letzten Trainings zu begutachten. Zudem konnte er den Wettkampf selbst als Training sehen. Aus diesem Grund nahm sich Maenor vor, an diesem Abend noch ein wenig die Schriften zu studieren und zu üben, um für das Turnier wirklich gewappnet zu sein.
Aber zurück zum Thema, immerhin unterhielt er sich gerade mit seiner neuen Partnerin und es wäre ziemlich unhöflich seinerseits, wenn er in den Gedanken davontrieb und das Gespräch gar nicht verfolgte. Das Gute war, dass es ganz danach aussah, als ob sie geschluckt hätte, dass er Chibi hieß. Zwar war er anfangs nicht wirklich sonderlich begeistert von dem Spitznamen gewesen, doch allmählich gewöhnte er sich daran. Zudem schien er wirklich gut anzukommen und niemand schöpfte Verdacht, also konnte man genauso gut weiter machen. Natürlich hatte er keine Ahnung, dass dem nicht so war und dass Chibi eigentlich ein ziemlich bescheuerter Spitzname war – im Grunde genommen bedeutete er so etwas wie „klein“, was eine Anspielung auf seine Körpergröße im Vergleich von der von Seraphim gewesen war. "Freut mich dich kennen zu lernen, Naomi.", antwortete er leicht lächelnd. Als Nächstes sollte er sich erkundigen, über was für Fähigkeiten sie verfügte. Eigentlich war er niemand, der anderen groß erzählte, über was für tolle Fähigkeiten er verfügte, aber bei seinen Questpartnern war das etwas anderes. Immerhin vermochten sie in gefährliche Situationen geraten und da war es von äußerster Wichtigkeit zu wissen, was der Andere konnte und was eben nicht. Aus diesem Grund wäre es wohl ratsam, wenn ich zuerst etwas über mich erzähle, schoss es ihm in diesem Augenblick durch den Verstand. Er hatte nämlich gemerkt, dass die meisten Leute viel eher bereit waren etwas über sich selbst preiszugeben, wenn sie schon einen kleinen Happen von jemand anderem erhalten hatten. "Ich glaube es wäre das Beste, wenn wir etwas über die Fähigkeiten des Anderen erfahren würden. Wir nehmen zwar „nur“ an einem Wettkampf teil, aber man kann ja nie wissen, was so alles passieren kann. Sollte es zu einer gefährlichen Situation kommen, so könnte es von großem Nutzen sein, so viel wie möglich über den Anderen zu wissen." Damit hatte er die Einleitung seiner kleinen Rede beendet und konnte sich nun auf das Wesentliche konzentrieren. Zunächst legte er ein Mal seine Hand aufs Heft seines Katanas, ehe er schließlich weitersprach. "Ich kämpfe primär im Nahkampf und wende eine Magie an, die ich mittels meines Schwertes einsetzen kann. Und wie schaut es bei dir aus?" Jetzt war er gespannt, über welche Fähigkeiten das Mädchen verfügte. Sie sah jetzt nicht unbedingt wie eine offensive Nahkämpferin auf, doch sollte man nie zu voreilig urteilen, sondern lieber erst mal abwarten.

Nun, was Namen anging, war Naomi einiges gewohnt. Ihren liebsten Freund sprach sie ja auch noch mit Nachnamen an. Da war Chibi doch wirklich harmlos, fast schon niedlich. Außerdem war es der Name, der er von ihr wohl hören wollte, deshalb fragte sie nicht weiter nach. Nun wollte er etwas über ihre Fähigkeiten wissen, in Anbetracht der Tatsache, dass sie hier wohl primär kämpfen mussten, sollten sie sich wohl über die Fähigkeiten des anderen informieren. Allerdings stellte sich erneut die Frage nach dem Wieso. Immerhin würden sie ja nicht gemeinsam kämpfen, oder doch? Normalerweise kämpfte man doch eins gegen eins? Nun, auch wenn ihre Paranoia sicher etwas gewachsen war, seit dem Vorfall mit den Räubern und der Tatsache, dass ein Gildenmitglied sie leicht in Gefahr gebracht hatte, entschied sie sich zumindest ein wenig von sich zu erzählen. Immerhin sah er nett aus und mit männlichen Wesen war sie bisher eh viel besser ausgekommen. Wahrscheinlich, weil ihnen im Umgang mit Mädchen doch etwas mehr der Beschützerinstinkt durchkam. Vor sich hatte sie erneut einen Nahkämpfer, wie Natascha es gewesen war, doch dieser schien Nägel mit Köpfen zu machen. Ein Schwert hatte er bei sich und mit diesem konnte er auch Magie anwenden. Eine Art magischer Ritter, wie es schien. Nun damit ließ sich hoffentlich besser Arbeiten. Nun wie recht er doch hatte, eine Nahkämpferin war sie nicht, allerdings war sie doch ernst zu nehmen, um nicht zu sagen doch ein wenig gefährlich. "Nun ich arbeite mit Schattenmagie, lieber auf mittlere Distanz, allerdings lässt sich natürlich auch alles aus nächster Nähe anwenden", meist sogar ein bisschen Zielsicherer und effektiver. Ihm irgendwelche Zauber zu nennen, die sie beherrschte, war wahrscheinlich mehr als dusselig, da er eh nicht wissen konnte, was sie bewirkten. Fakt war, dass sie stark genug war, um in einem Kampf Magier gegen Magier zu gewinnen, oder nicht? Nun es kam auch auf den Gegner an. Bevor das kleine Mädchen mit Selbstvertrauen sagen konnte, dass ihr kaum noch ein Gegner Sorgen machte, würde noch einiges an Zeit vergehen. Immerhin war sie noch recht weit entfernt von dem, was man einen starken Magier nannte. Allerdings machte ihr das auch nichts aus, so lang sie ihre Familie ernähren konnte war alles in Ordnung. Dennoch musste sie zugeben, dass es sich merkwürdig anfühlte, ohne den Dragonslayer auf den Weg zu gehen. Bisher war er immer an ihrer Seite gewesen, wenn es auf eine Quest ging. Schweigend schickte sie einen stillen Gruß in die Stadt. Zu ihm nach Hause wäre sicher auch nett, allerdings würde dieser ihn wohl dort nie erreichen. Mal ganz davon angesehen, dass solche Grüße nie wirklich übermittelt wurden. "Nun, dann können wir uns ja auf den Weg machen, nicht?", sie sah zu dem Jungen hoch und eigentlich war dies keine Frage gewesen, doch Männer ließen sich eigentlich ungern die Entscheidungen aus der Hand nehmen, wobei es natürlich auch Männer gab, die ungern entschieden. Demnach war eine Frage ihrerseits eigentlich das Beste, wenn sie sich wünschte, endlich mal aus dem Gildenhaus zu kommen. Auch wenn die Aussicht darauf, bald wieder kämpfen zu müssen nicht sehr angenehm war, aber die Hoffnung darauf, dass es nicht so langwierig werden würde und dass es Regeln gab.

Da hatte er die junge Magierin also richtig eingeschätzt. Für den puren Nahkampf und den brachialen Schlagabtausch sah sie einfach zu fragil aus. Auch wenn man sich in diesem Falle nicht wirklich sicher sein konnte, da Mädchen und Frauen nicht wirklich dazu neigten, viele Muskelpartien zu bilden. Man erinnere sich nur an die Zukunft, in welche sie damals geraten waren. Eine ihrer Retterinnen, eine Magierin namens Aurora Ilia, hatte selbst immense Kraft besessen, doch angesehen hatten man es ihr nicht wirklich. Maenor war wirklich erstaunt gewesen, als sie derartige körperliche Stärke gezeigt hatte. Während sich der junge Fice am Kopf kratzte, fragte er sich willkürlich, wie es wohl weiter gegangen war, nachdem er den Kristall angefasst und die Gruppe Magier zurück in ihre eigene Zeit geführt hatte. Gewiss war die Stadt gefallen, da sie ohne den Kristall keinesfalls in der Lage waren, die magischen Schilde weiterhin mit Energie zu versorgen. Doch mit ein wenig Glück würden sie diese finstere Zukunft verhindern können, sodass es nicht umsonst war, dass er all diese ganzen Soldaten in den Tod geschickt hatte. Aus irgendeinem Grund fragte sich der Schwertkämpfer gerade, ob Naomi vielleicht auch von den Ereignissen der Zukunft mitbekommen hatte. Soweit er seinen Informationen trauen konnte, hatte es mehrere Gruppen gegeben, die anscheinend verschieden weit in die Zukunft katapultiert worden waren. Er selbst wusste von keiner weiteren Person aus seiner Gilde, die daran beteiligt hätte sein können. Andererseits war er nicht oft anwesend, weshalb er schätzte, dass das Mädchen gewiss mehr Ahnung hatte, als er selbst. Bei Gelegenheit sollte er sie am Besten einfach mal ausfragen, doch das hatte ja noch ein wenig Zeit. Was Maenor an Naomi gefiel war, dass sie nicht lange fackelte und sofort loslegen wollte. Um auf das eigentliche Thema zurückzukommen, war es eigentlich richtig praktisch, dass die Magierin über Schattenmagie verfügte. Sollten sie in einem Team zusammenkämpfen, so konnte er sich voll und ganz auf den Nahkampf konzentrieren, während sie ihn aus sicherer Distanz mittels ihrer Schattenangriffe unterstützte. Nicht, dass er jemals diese Magie mit eigenen Augen gesehen hatte, doch er war sich sicher, dass er das früher oder später noch tun würde. "Ja, ich denke auch, dass wir nun losgehen könnten, um uns mit unserem Auftraggeber zu treffen.", antwortete er seiner Gesprächspartnerin, während er schon in Richtung Ausgang lief.
Nachdem die beiden Blue Pegasus Magier eine Weile durch die immer voller werdende Stadt gelaufen waren, kamen sie endlich an ihren Zielort an, auch wenn sie ein kleines bisschen länger brauchten, als gewöhnlich. Das Shenlong Turnier genoss nämlich große Berühmtheit in ganz Fiore und lockte allerlei Scharen von Leuten an. Ihr Auftraggeber wohnte unweit des luxuriösen Hotels, in welchem die Wettkämpfer untergebracht waren – Maenor hatte ganz schön gestaunt, als er erfahren hatte, dass sie im besten Hotel der ganzen Stadt Quartier beziehen durften – und erwies sich als vor allem eins: Fett und unausstehlich. Aufgrund seines doch sehr massigen Körpers und der Wärme, die am heutigen Tage herrschte, war es nicht zu verwundern, dass Ichimura Shingi wahrlich aus allen Poren seines Körpers schwitzte. Und das führte leider dazu, dass er ein wenig miefte, um es doch noch freundlich auszudrücken. "So so, ihr müsst also die beiden Magier sein, die das Turnier für mich gewinnen sollen.", gab der massige Mann von sich, während er seine beiden Champions genaustens betrachtete. Vom Fice bekam er nicht wirklich viel zu sehen, da sich dieser die Kapuze seines Mantels über den Kopf gezogen hatte und den Rest seines Gesichtes mit einem Tuch verdeckte, doch das Schwert, welches er mit sich führte sowie die selbstsichere Haltung führten dazu, dass er einen gewissen Eindruck hinterließ. Man mochte meinen, dass man es hier mit einem erfahrenen Magier zu tun hatte. Über Naomis Anblick war Shingi jedoch nicht ganz so erfreut, da sie in seinen Augen eben nur wie ein Teenager aussah. Vielleicht hatte er ja eher mit einem gefährlich aussehenden Muskelprotz gerechnet. Natürlich wusste er nicht, dass es der Magierin ein Leichtes wäre, den Auftraggeber und gewiss alle anderen normalen Menschen mühelos zu überwältigen, doch unterschätzt zu werden hatte auch immer etwas Gutes. "Ich werde viel Geld auf eure Siege wetten, also vermasselt es mir nicht! Je öfter ihr gewinnt, desto höher fällt also euer eigener Gewinn aus.", gab er außerdem zwinkernd von sich. "Alles klar!", kommentierte der Fice die Aussage des Anderen kurz, ehe er wieder verstummte. Gewiss verstand Naomi nicht, warum sich ihr Partner eine derart seltsame Maskerade zugelegt hatte, doch der junge Mann hatte seine Gründe. Ob oder wann er sie aufklären würde, stand aber noch in den Sternen geschrieben. Leider hatte er ziemlich schlechte Erfahrungen damit gemacht, Sachen über sich preiszugeben, sodass er in diese Hinsicht wirklich vorsichtig geworden war. "Nun, alles verstanden oder habt ihr noch weitere Fragen?", platzte es vom Ichimura heraus, der Maenor damit völlig aus den Gedanken riss. "Nein, ich habe so weit alles verstanden. Wie schaut es mit dir aus?", fragte er keine zwei Sekunden danach seine Partnerin.