Erst belagerte die quirlige Ayumi Naomi, welche von ihr ausgefragt wurde zu Spielen, die sie spielen konnten. Doch die Antwort war wohl nicht das gewesen, was das rothaarige Mädchen erwartet hatte, denn Naomi schien keine Spiele zu kennen. Damit war sie aber nicht allein, auch Tascha hatte auf diesem Gebiet ein gewisses Defizit. Man lernte eben nicht einfach so ein paar Spiele wenn man immer auf Reisen war und kaum andere Kinder kennenlernte. Hoffentlich fragte Ayumi nicht auch noch sie, denn sonst wäre die Gruppe wohl nicht mehr das tolle Erlebnis, welches sich Ayumi ausmalte. Doch leider kam es genau so, sie belagerte nun die silberhaarige Eisalchemistin und fragte sie nach einem Spiel, dass sie spielen könnten. Lächelnd beugte sich Tascha etwas zu Ayumi herunter und wollte sich erklären. „Leider kenne ich keine Spiele. Ich bin erst bei Magiern aufgewachsen und nach ihrem …“, wie sollte sie es ausdrücken, sie konnte schlecht von ihrem Sterben erzählen, „ … verschwinden, habe ich eine Händlerkarawane begleitet, bei der es leider nur ein anderes Kind gab und das hatte leider eine geistige Behinderung und konnte nie mit mir spielen. Daher weiß ich nicht was für Spiele du so kennst und welche es gibt.“ Hoffentlich hatte sie die kleine Ayumi nicht enttäuscht, denn immerhin mussten sie jetzt einige Zeit gemeinsam verbringen und da wäre es sicherlich nicht hilfreich, wenn sie die gesamte zeit nur am Nörgeln gewesen wäre. Leider fing es jetzt schon an. „Du bist genau so blöd, wie sie da. Ich bleibe lieber beim Onkel da drüben, vielleicht kennt er ein Spiel, das ich mag. Baka.“ Sie hatte eben wirklich eine eindeutig ältere beleidigt, Erziehung fehlgeschlagen würde Tascha meinen. Nun blickte Ayumi sie ein letztes Mal an und streckte ihr die Zunge raus, sie streckte sie wirklich raus, natürlich so, dass es ihre Mutter nicht sah. Da lief eindeutig etwas falsch, hoffentlich wohnte die Mutter nicht allzu weit weg, mehrere Tage mit dieser Göre würde sie nicht aushalten. Warum bekam sie eigentlich die Eskorten immer ab, die mit solchen Zicken bestückt waren? Erst die kleine „Kamagoshi-sama“ und nun Ayumi, hatte Tascha kein Händchen für Kinder? Dabei bemühte sie sich wirklich. Nun hopste Ayumi fröhlich zu Seraphim herüber und verabschiedete sich mit einem Kuss von ihrer Mutter, scheinbar war das Mädchen nun das Problem des jungen Mannes. Während sich Ayumi Zeit ließ und ihre Mutter nochmals umarmte schritt Tascha zu Naomi und begann wieder mit ihr zu reden. „Ich finde das goldig müsste ich revidieren. Sie ist niedlich, ja, aber das macht sie mit ihrer Persönlichkeit kaputt.“ Wie konnte Tascha nur so über das Mädchen urteilen? Nun es war gesagt und für Tascha entsprach es auch der Wahrheit, daran ließ sich nichts ändern, außer natürlich das Mädchen zeigte eine bessere Seite während der Reise. Seufzend blickte sie zu dem Mädchen, welches wohl Seraphim nun nerven würde, der arme Magier. Aber eines wusste Tascha noch nicht von Seraphim, was sicherlich wichtig sein würde. Welche Magie nutzte er? Von Naomi wusste sie, dass es Schattenmagie war, sie hatte sie ja auf dem Kirschblütenfest vorgeführt und auch Naomi sollte sich noch an Taschas Eisalchemie erinnern. „Du, Naomi-chan, weißt du, welche Art der Magie Seraphim-kun nutzt? Das würde mich wirklich interessieren. Ich würde ihn ja selbst fragen, aber gerade scheint er von Ayumi eingenommen zu werden.“ Würde Naomi ihr antworten?

Etwas unsicher schüttelte die Mutter den Kopf: "Nein, das ist wirklich nicht nötig, ich wollte nur... weil sie ist doch mein einziges Kind und...", die Stimme der Mutter verstummte. Sie meinte, dass sie noch eben etwas holen wollte und verschwand im Haus. Ayumi hatte gerade von Tascha erfahren, dass auch diese keine Spiele beherrschte und war dem entsprechend angefressen, dass es niemanden gab, der sich mit ihr befassen wollte oder konnte. Nun sollte Seraphim wieder ihr Opfer werden und wenn dies gelang, würde es bald weitere Opfer geben. Was sollte sie tun? Doch noch bevor das Mädchen Seraphim wieder auf den Wecker fallen konnte war die Mutter wieder an die Tür gekommen und rief die Kleine zu sich. Etwas unwillig lief sie auf sie zu und blieb vor ihr stehen. Während die Mutter sie nochmal ordentlich in ihren Mantel zu packen schien meinte sie: "So mein Schatz, hier habe ich die Sachen für Oma." Mit diese Worten gab sie ihr einen Korb mit Leckereien gefüllt: "Pass gut darauf auf mein Schatz und sei nett zu den Magiern." "Verwandeln sie mich sonst in ein kleines rosa Schweinchen?", Ayumi kicherte leicht. "Das ist schon möglich mein Schatz, man sollte es nicht herausfordern, oder?", sie strich ihrer Kleinen die Wange und küsste ihr das Näschen, "Bis bald mein Schatz." "Bis dann Mami", mit diesem Abschied stellte sie sich vor Seraphim hin und grinste: "So Onkelchen, es kann los gehen! Ich bin schon soooooooo aufgeregt!"
Tascha hatte sich wieder zu Naomi gesellt und meinte, das Goldig nicht ganz passen würde und da musste sie ihr Recht geben. "Ja, sie wird uns alle noch in den Wahnsinn treiben. Seraphim-sama hasst Kinder", murmelte sie leise, sodass es Mutter und Kind nicht mitbekommen sollten, "Der einzige Grund, warum er mich in seiner Nähe duldet ist, weil ich genau das gerade unterlasse. Wenn wir nicht aufpassen nimmt er dem Wolf noch die Arbeit ab und serviert sie ihm auf einem Silbertablett. Noch nie hat er einer Frau gesagt, er würde ihr Haus zerlegen wollen." Ja das war deutlich kein gutes Zeichen und Naomis Nase kribbelte ganz unangenehm. Kündigte sich da etwa etwas an? Ungern würde sie das in Kauf nehmen, denn es bedeutete immer eine Einschränkung. Vielleicht hatte Seraphim recht und sie würde wirklich krank werden, das wäre recht unpraktisch. Nein sie wurde eigentlich nicht so schnell krank und wenn dann merkte man es ihr eigentlich nicht an, weil sie es selbst nicht merkte. Das war eben das Gute am Kind sein. Selbst mit vierzig Grad Fieber konnte man noch quietsch fidel sein. Allerdings würde dadurch die Spanne ihres Geduldsfadens deutlich kleiner, aber sie war eigentlich immer noch ein recht geduldiges Mädchen. Elefantengeduld eben, etwas was sie gerade gerne mit ihrem Lieblingsdragonslayer teilen wollte. Nun gut, er war der einzige von der Sorte, den sie kannte. Das machte allerdings keinen Unterschied. „Ich gehe vor! Ich kenne den Weg! Alle mir nach! Im Gänsemarsch, MARSCH!“, damit stapfte sie los Richtung Straße. Naomi ging neben Seraphim und berührte kurz seine Hand mit ihren Fingerspitzen: „Ich versuche sie so gut wie möglich von dir abzuhalten.“ Nun konnte sie sich ebenfalls in Bewegung setzen und hoffen, dass die Kleine nicht einfach auf die Straße lief.

Das Wort Fettnäpfchen wurde im umgangsprachlichen Gebrauch nicht nur für ein kleines Gefäß mit Fett drinnen benutzt, sondern auch für eine ungeschickte Handlung vor allem bei zwischenmenschlicher Interaktion. So konnte man also in ein Fettnäpfchen treten, wenn man eine frisch gebackene Witwe nach dem Wohlbefinden ihres Mannes fragte. Für Cyrus schien diese ganze Quest vornehmlich aus Fritteusen zu bestehen, zumindest konnte man langsam das Gefühl bekommen. Und gerade war jemand mit dem Geschick eines Elefanten im Porzellanladen geschafft, in eine Menge davon zu stolpern, eine Person, von der man sowas eigentlich nicht einmal erwartete: Naomi. Welch ein Glück, dass Cyrus von den Eltern und der Kleinen zu sehr abgelenkt war, um ihre Worte mitzubekommen, denn ansonsten hätte er sie wohl mit einem Blick gestraft, der sie auf der Stelle einfrieren würde. Natürlich hasste Cyrus Kinder aber wie zur Hölle kam sie auf die verblödete Idee, dass einer Frau unter die Nase zu reiben, auf die er es abgesehen hatte? Das hatte etwa das Flair eines Dolchstoßes von hinten durchs Herz, mit dem Unterschied, dass es Cyrus nicht umbringen würde, aber ihn richtiggehend sauer gemacht hätte, wenn er es denn gewusst hatte. Er konnte ja vieles ab, auch an Beleidigungen - wenn man ihm nicht gerade Dreckwasser überkippte - aber was eine Sache war, die er so gar nicht ausstehen konnte, dann war das, wenn man ihm bei so etwas zwischen funkte. Na ja, sie war klein und kindlich, da konnte man so etwas schon einmal vergessen... dennoch sollte sie sich glücklich schätzen, dass der weißhaarige Dragonslayer kein Wort davon mitbekommen hatte. Und nur um es einmal gesagt zu haben: Die Aussage, er habe so etwas noch nie zu einer Frau gesagt, war nicht ganz richtig. Er hatte schon ganz andere Dinge zu Frauen gesagt, die das Mädchen sicherlich eher mit Verstörung aufgenommen hätte, denn mit Verständnis und wenn man ihn nicht kannte, würde er glatt zu solch brachialen Mitteln greifen - aber das wusste Naomi nun wieder nicht. Der Grund, warum Cyrus sie währenddessen duldete, war vor allem sein Beschluss was ihren Nutzen für ihn anging, welcher wiederum darauf aufbaute, dass sie für ihr Alter schon recht reif war.
Schließlich blieb es also an ihm kleben, obwohl Naomi gemeint hatte, sie würde das Mädchen irgendwie ablenken. Nur scheinbar hatte er sich in beiden Mädchen getäuscht, wie konnte es eigentlich sein, dass Frauen, die doch von Natur aus eher diejenigen sein sollten, die sich um die Kinder kümmerten, keine Ahnung hatten, wie man mit ihnen umgehen musste? Nun, Cyrus wusste es rein theoretisch, aber als ob er sich dazu herablassen würde! Nein, wozu hatte er denn zwei weibliche Wesen dabei - damit er dann den Babysitter spielen konnte? Mit einem gereizten Grollen und einer hochgezogenen Augenbraue quittierte er den Enthusiasmus des Mädchens und setzte sich mit einem Seufzen ebenfalls in Bewegung. Der Regen prasselte, das Mädchen hüpfte und Cyrus trottete hinterdrein. Also wirklich... das war nun wirklich unter seiner Würde, so weit unten, dass er jetzt schon keine Lust mehr hatte. Zudem ihn die Aussage, sie wisse wo es lang gehe, schon wieder aufregte, glaubte sie etwa, er wisse es nicht? Wahrscheinlich war sie nicht diejenige, die sich zur Genüge in freier Natur orientieren konnte - nun, er konnte es schon. Pff. Obwohl er deutlich angepisst war, haftete das Lächeln noch immer auf seinen Lippen, bis zu dem Punkt, an dem er beschloss, dass das ganze seinen Ärger nicht wert war. Seine Mundwinkel festigten sich, hoben sich noch ein wenig und schon schien ihm wieder die Sonne aus dem Arsch zu scheinen... man musste diesen Fall offenbar mit Sarkasmus angehen. Prima, das konnte er gut. "Ich würde sagen, dass wir Ayumi-chan einfach folgen, solange sie Spaß am vorlaufen hat, haben wir sie weniger an der Backe~", säuselte er bestimmt.

Tbc: Von Wölfen, Bälgern und anderen Grausamkeiten

Dieser Morgen war nicht gerade das, was Emaru als einen seiner Höhepunkte ankreiden konnte, dabei hatte die Nacht so gut angefangen. Es war ein kühler, klarer Abend gewesen, und den Mond hatte man schon früh sehen können, ein gutes Zeichen für einen jungen Sternenbeobachter. Allerdings hatte sich dieses Glück dann doch eher als Unglück herausgestellt, er war abends hinausgegangen, um zu sehen, was der Himmel diese Nacht für ihn zu bieten haben würde, doch nach wenigen Minuten war er bereits eingeschlafen auf der steinernen, öffentlichen Sitzbank, die er für diesen Anlass als Sitzgelegenheit erwählt hatte. Er erwachte wenige Stunden später, weniger, weil er ausgeschlafen gewesen wäre, sondern eher wegen der Unmengen an schmutzigem Wasser, das die Wolken über Oshibana Town auf ihn entließen. Auf schnellstem Wege machte er sich auf nach Hause, holte den Schlüssel hervor, öffnete die Tür, schnappte sich frische Kleidung und duschte, ehe er frisch und gestärkt zu seinem neuen Tag aufbrach – oder zumindest war das der Plan. Bei Schritt zwei dieses Vorhabens allerdings scheiterte er an dem Umstand, dass er offensichtlich seinen Schlüssel zuhause vergessen oder schlimmstenfalls verloren hatte. Seine Familie hatte offensichtlich auch nicht die Intention, ihn hereinzulassen, möglicherweise lag das daran, dass sie tief und fest schliefen, auch wenn der junge Dargin ihnen durchaus zugetraut hätte, dass sie ihn einfach nur im Regen stehen lassen wollten oder sich zu sehr um Jin kümmerten, der noch immer eine gewisse Angst vor Gewittern hatten, um ihn zu bemerken. Das wäre typisch... Seufzend drehte sich Emaru herum und wollte sich auf den Weg in das Gildenhaus machen, wenn er schon nicht in seinem Heim unterkommen konnte, dann wenigstens in seinem zweiten Heim. Langsam klärte sich der Himmel allerdings auf, die ersten Sonnenstrahlen waren schon zu sehen und der Regen stoppte, und Emaru, der zwar sehr nass, aber auch erschöpft und müde war, überlegte es sich doch etwas anders – anstatt sich den ganzen Weg zu Blue Pegasus zu schleppen, konnte er sich ja einfach wieder auf eine Bank setzen und sehen, ob er nochmal ein wenig Schlaf fand – darin war er ja eh am besten. Vielleicht wäre es allerdings angebrachter gewesen, das nicht gleich an dieser Stelle zu tun... Als Emaru von einer lauten Kinderstimme geweckt wurde, die nach ihrer Mami rief, kam ihm das in den Sinn. Natürlich, es war Markttag... heute würden die Leute in Mengen hier einkaufen, und die ersten waren schon da, so wohl auch das Kind und seine Mutter. Wie gerädert stand der Magier auf, registriere minder erfreut, dass seine Klamotten jetzt zwar noch immer etwas schmutzig, inzwischen aber wenigstens getrocknet waren, und zog den dunkelblauen Mantel fester um seinen Oberkörper. Es war kühl hier... Genervt, mit zerzausten Haaren und dunklen Augenringen, machte er sich wieder auf den Weg in Richtung der Gilde, als sich seine ach so geliebte zweite Stimme einschalten musste. Guten Morgen, Maru-chan.~ Ich hoffe, du hast gut geschlafen. Ich hatte so eine wohlige, geruhsame Nacht... Mit starrem Blick ignorierte der Junge die Versuche Shis, ihn zu verärgern, dieser kleine Quälgeist hatte nicht so viel Macht über ihn, wie er immer dachte. Erfolgreich verdrängte Emaru die dauerhaften Wortschwälle seines Alter Ego... zumindest vier Schritte lang. „Kannst du nicht endlich mal die Klappe halten, du verdammte Nervensäge?“, brüllte er, taktloser Weise ziemlich genau in dem Moment, in dem er den kleinen Jungen passierte, der noch immer auf der Suche nach seiner Mutter war. Als er das realisierte, drehte er sich schnell zu dem Kind um, blickte es entschuldigend an, doch dieses kämpfte bereits mit den Tränen, während es sich umdrehte und vor ihm wegrannte. Niedergeschlagen drehte Emaru sich herum, und murmelte, während er unter den verurteilenden Blicken der anderen Marktbesucher hinfort ging: „Tut mir leid...“

Irgendwann kam er dann tatsächlich in der großen Gilde an, suchte dort die sanitären Einrichtungen auf, um sich die Haare zu richten und das Gesicht zu waschen, zupfte auch noch einmal die Klamotten gerade, die er am Leib trug. Auch wenn sie jetzt nicht mehr ganz sauber waren, so waren es doch gute Kleidung, modern und elegant, außerdem erkannte man die Flecken auf dem dunklen Stoff kaum. Seine Haare hatte er auch wieder in Form bringen können und man sah ihnen kaum an, dass er sie seit 26 Stunden nicht mehr gewaschen hatte. Ja, jetzt sah er wieder ganz gut aus, nicht so außergewöhnlich perfekt wie sonst immer, aber den Durchschnitt würde er somit problemlos überragen – wie es sich für einen Magier von Blue Pegasus geziemte. Beruhigt hatte er sich auch wieder, auch wenn diese zweite Persönlichkeit manchmal ziemlich nervig war, hatte er sich doch inzwischen mehr oder minder daran gewöhnt, weswegen es nicht mehr so schlimm mit ihm war. Ein letztes Mal atmete er tief durch, ehe er elegant zurück in die eigentliche Gilde Schritt, die große Halle mit dem Questboard und den übrigen Magiern. Von diesen waren heute auch nicht sonderlich viele da, schon gar keine, die er kannte, also ging er einfach zu den beiden herüber, die wirkten, als wollten sie auf eine Quest geben – der Zettel in der Hand des sitzenden ließ jedenfalls darauf schließen. „Guten Tag“, begrüßte er sie, als er an sie herangetreten war. „Mein Name ist Emaru Dargin, sehr erfreut. Ich nehme an, ihr beiden hattet vor, euch auf eine Quest zu begeben... Ich würde euch dabei gerne begleiten, sofern es euch nichts ausmacht.“ Gerade Haltung, aber nicht versteift wirken, freundlicher Blick, möglichst viel Augenkontakt, sanftes Lächeln... Diese einfachen Anweisungen gab er sich selbst, um einen möglichst guten ersten Eindruck zu machen. Die Körpersprache war immerhin wichtig...

Lässig zurückgelehnt und die Beine angenehm überschlagen. So saß Ren in dem bequemen Sessel und schob mit einem überheblichen Lächeln den Questzettel zwischen seinen Fingern hin und her. Noch immer war es für den Magier fragwürdig, warum er grade auf eine solche Quest nicht hatte allein gehen können. Als ob Ren es nicht mit ein paar Stubentigern oder Schoßhündchen aufnehmen könnte… Er könnte den Viechern sicher locker mit zwei Fingern das Hirn aus der Schädeldecke quetschen. Nicht dass er sowas tun würde, aber er könnte. Warten war definitiv kein Ding für Ren. Er mochte es nicht irgendwo auf irgendwas oder irgendjemanden warten zu müssen. Am liebsten stand er im Mittelpunkt des Geschehens, immerhin gab es für ihn selbst nichts Wichtigeres als sein eigenes Leben, also warum sollten ihn dann andere jucken? Und eben da war der Punkt: Ren wollte sich nicht auf andere verlassen oder seine Zeit für sie verschwenden müssen. Er war doch der Mittelpunkt der Welt, warum er also so angepisst war, weil er hatte warten müssen, war also klar…
Dennoch nahm er es verhältnismäßig sportlich, weil er grade relativ gute Laune hatte. Immerhin hatte er die Nacht recht gut geschlafen, sogar ohne nervige schlechte Träume, war pünktlich aufgestanden und hatte im Gildenhaus die für ihn momentan beste Quest ergattert, die er erledigen konnte. Zumindest vom Rang aus gesehen… Das Haustiere pflegen und füttern auf diesem Grad zu messen war, sah er allerdings immer noch nicht selbst so… Gespannt fixierte der große Magier das Questboard und überflog vor lauter Langeweile die anderen Aufgaben. Wirklich, nichts schien so interessant zu sein wie eine Haustierfütterung… Naja, schon. Aber die Ränge dieser Quests waren sogar noch niedriger, also warum sollte jemand wie er sich mit solchen Dingen herumschlagen?
Während er sich so gedanklich selbst immer weiter auf das Podest am Mittelpunkt des Universums schob, bemerkte er fast einen Moment lang nicht, wie sich eine Person ihm näherte. Ein komisch weißes, viel zu großes und schlabbriges Gewand versperrte ihm dann jedoch plötzlich die Sicht. Das Kinn des Magiers war auf seine Handfläche gestützt, während die silberfarbenen Augen langsam an dem Fremden hinauffuhren und dessen Gesicht aus seiner niedrigeren Position heraus anstierten. Trotzdem er weit unter dem Magier saß, schein er doch weit über ihm zu stehen. Ren herablassend, wie er leibt und lebt. Der Typ stellte sich vor, meinte der Meister hätte ihn geschickt, weil Ren einen Questpartner suchte. Verdammt, warum musste Ryce sich da jedes Mal reinhängen? Ren wollte, dass sie von allein flehend zu ihm kamen! Warum auch immer… Eine Laune oder so. Außerdem schien er Noah zu heißen… Mal sehen wie lang er sich einen solchen Namen einprägen konnte. Und Noahs Panik vor Rens Reaktion hatte er zu Recht. Nicht etwa, weil Ren ihn kannte, oh nein, das wäre für den Stellarmagier wohl in einer Mobbingtour geendet. Im Ernst, hätte Ren gewusst, dass dieser Magier nicht alle Zacken an der Krone hat, hätte er ihn wohl den Rest ihrer gemeinsamen Arbeit über als Vollidioten hingestellt. Sein Glück also… Vorurteile hatte Ren also tatsächlich nicht. Vielleicht hatte er sogar schon einmal von Noah gehört, aber die Geschichten anderer Menschen interessierten ihn meist herzlich wenig. So blickte er den Braunschopf mehr oder weniger nachdenklich an und murmelte leise: „Noah also?“ Er legte den Kopf etwas schief und seufzte. „Von mir aus, sei nicht so übertrieben höflich. Ich steh nicht so drauf, wenn mir Leute im Arsch stecken, wenn du verstehst.“ Mit der Hand strich er sich das lange Haar aus dem Gesicht und streckte seine Hand nach dem Fremden aus, um ihm diese zum Gruß zu reichen. „Du kannst mich Akuma nennen.“
Grade als er dies ausgesprochen hatte, trat eine weitere Gestalt auf. Ein Stück kleiner als Ren, aber deutlich größer als Noah. Er wirkte ein wenig fein, doch seine weißen Haare zogen Rens Aufmerksamkeit irgendwie auf sich. Auch die Augen waren mehr oder weniger nicht zu übersehen, jetzt mal abgesehen von den Ringen, die sie untermalten. Nachdem er sich vorgestellt hatte, hatte Ren bereits nur noch einen Gedanken im Kopf: „Emaru Dargin also… Du sprichst ein wenig so als würde dir ein goldener Löffel irgendwo ganz tief im Arsch stecken.“ Doch statt seinem Unmut Ausdruck zu verleihen, schluckte Ren einmal. Er musste ja nicht gleich auf Kriegsfuß mit einem fremden Magier gehen… Vor allem nicht in seiner Gilde. Der Meister hatte ihn schon öfter dezent mit viel Strafarbeiten darauf aufmerksam gemacht, dass im Gildenhaus keine Prügellein geduldet wurden… Erneut seufzend kratzte sich der junge Mann am Hinterkopf und warf einen ernsten Blick auf Emaru. Er mochte schon allein die Mimik des Magiers nicht besonders… Dieser schien besonders auf Augenkontakt und ein zuckersüßes Lächeln zu stehen. Passte ja perfekt zu Rens abwertendem Blick, nicht? Dieser jedenfalls hob für eine Sekunde seinen Kopf von seinem Kinn hoch und wiederholte seine Worte: „Wie ich bereits sagte, nenn mich Akuma. Und nö, deine Anwesenheit macht mir nichts aus, so lang du deine Arbeit machst und dabei nur halb so nervig bist wie ein Fünfjähriger.“ Ren hasste Kinder und alles was danach aussah und danach roch, schon erwähnt? Doch da er zwar die meiste Zeit ein unhöflicher Drecksack war, einfach wegen seines Sturkopfes und des Egozentrismus, aber hin und wieder auch etwas Manier herauskam, streckte er auch Emaru die Hand zum Gruß hin. Nett, nicht?
Dann waren diese Nichtigkeiten also geklärt, auf zur Quest! Und plötzlich machte der große Kerl einen Satz aus seinem Sessel, der diesen unter seinem Hintern zum Fall brachte. Ein lautes Poltern war hinter ihm zu vernehmen, während er die Augenbraue hochzog und ihn fast hätte liegen lassen. Hätte ihn nicht schon wieder der grimmige Blick des Masters getroffen, welcher, wie bereits erwähnt, so seine Probleme damit hatte Ren zu „erziehen“. Alter Vandale eben… „Sorry.“, sagte er sogar und stellte den Sessel wieder auf. Nachdem dies getan war, hielt er den beiden anderen Magiern den Questzettel unter die Nase. „Zuerst müssen wir nach Magnolia. Da ich absolut keine Ahnung habe auf welchem Gleis an diesem verfluchten Bahnhof-“ Ja, mit dem Zugfahren hatte er es immer noch nicht so. Nicht etwa wegen Übelkeit, sondern wegen Desorientierung. War dann einmal im richtigen Zug, war die Welt wieder in Ordnung. „-der Zug in die richtige Richtung fährt, muss ich mich mal darauf verlassen, dass wenigstens einer von euch weiß, wo’s lang geht. Danach müssen wir nur noch die Hütte von dem Typen finden… Wie da steht, scheint er irgendwie ganz viele Haustierchen zu haben, um die sich in seiner Abwesenheit gekümmert werden muss. Klingt jetzt nicht so hart… Ich wette die Reise dorthin wird das Schlimmste an der Quest sein… Da steht er wohnt ganz weit am Stadtrand… Also wenn sich jemand von euch auskennt, darf er sich als Führung anbieten, ansonsten sieht es aus, als müssten wir uns durchfragen.“ Mit diesen Worten drückte er einem der Magier den Questzettel in die Hand und lief an der Spitze. Bis zum Bahnhof würden die drei es auch mit seiner Führung schaffen, hoffte er… Wenn nicht konnte man ihn ja darauf hinweisen, dass er falsch lag. Auch wenn er nicht der Typ für Smalltalk war, war dies natürlich nicht verboten. Man wollte doch keine Vorurteile gegenüber einem Typen haben, nur weil er ein Pflegel war und Akuma hieß… oder etwa doch?

Die erste Hürde wurde erfolgreich überwunden. Ren sprach sich dafür aus, dass der Stellarmagier mitkonnte. Weiterhin gesellte sich eine dritte Gestalt in die Runde, Emaru. Beides Magier, von denen Noah oder Leyla noch nichts gehört hatten. Ob dies eher positiv oder negativ war, würde sich noch herausstellen. Während sich die Hände geschüttelt wurden, erhob Leyla das Wort. „Übertrieben höflich? Tut mir leid, so wurde ich erzogen. Aber sollte es dich beruhigen: Ich bin wandelbar, von daher wirst du- oder besser gesagt ihr- von mir heute noch die ein oder andere Seite kennenlernen.“ Praktisch, wenn man es schaffte, unter schönen Worten zu verbergen, dass man eine zweite Persönlichkeit besitzt. Aber so war es nun einmal. Einem ständigen Wechsel der beiden konnte man jeden Moment ausgesetzt sein und viele konnten dies nicht vertragen. Gehörten Emaru und Ren also zu den wenigen Magiern von Blue Pegasus, die von Noah noch nichts mitbekommen hatten? Nun gut, ihm sollte es nicht stören. Je weniger Vorurteile man ihm gegenüber hatte, desto lieber war es ihm. Zwar wollte er nicht mit jedem Menschen Kontakt haben oder sogar ein positives Verhältnis besitzen, doch sich ständig streiten war doch auch nichts…. Vor allem wenn man Partner für Missionen brauchte, musste man sich mit ein paar wenigen Exemplaren innerhalb der Gilde vertragen, unnötige Reibereien kamen auf Aufträgen immer schlecht. Noch bevor sich der „Dämon“ aus seinem Sessel erhob, nutzte Leyla die Chance, Emaru zu grüßen. „Schön dich kennenzulernen, Emaru.“ Ein freundliches Lächeln umspielte den Mund des Stellarmagiers und eine Hand wurde dem Magier entgegen gestreckt. Ob der Dargin den Gruß erwiderte, war natürlich ihm überlassen, doch sollte er ihn ablehnen, wäre Leyla nicht mehr ganz so freundlich- innerlich, wenn es um diese Person ging. Ihre Maske würde sie weitertragen, noch gab es für sie keinen Grund, ihr wahres Ich zu zeigen (sofern dies in dem Körper jemand Anderem überhaupt möglich war). Der Missionsleiter erhob sich nun aus seinem Sessel und der Stellarmagier konnte sich winzig fühlen. Leyla wusste, dass Noah kleiner war als sie, hatte sich bereits ein wenig daran gewöhnt, auf einmal gut zehn Zentimeter weniger zu haben, aber nichtsdestotrotz war es für sie immer wieder deprimierend, wenn sie mit solchen Tatsachen konfrontiert wurde. Zwar gab es wichtigeres im Leben als die Körpergröße, doch konnte man sich darüber des Öfteren aufregen, zu mindestens wenn man die Cope war. Akuma erzählte sofort, warum es in der Quest ging. Auf Tiere aufpassen? Sehr spannend. Nicht zu erwähnen, wie gefährlich es war. Auf Hunde und Katzen aufzupassen war bestimmt nicht sonderlich schwer. Exotische Tiere würde der Besitzer schon nicht haben, wieso wollte der Klient dann unbedingt Magier haben? Manche Menschen wussten einfach nicht, was sie mit ihrem Geld anstellen sollten, was Magiergilden freute. Einfach verdientes Geld nahm wahrscheinlich jeder gerne. Wieso wartete die Gruppe also noch? Ren schien den Informationszettel wohl nicht mehr tragen zu wollen, was sich darin äußerte, dass dieser Noah in die Hände gedrückt wurde. Das Braunhaar, welches nebenbei auch wieder die Kontrolle über den Körper bekam, überflog den Zettel. Es war wirklich die Rede von Haustieren, brauchten diese unbedingt magischen Schutz? Anscheinend schon, naja egal. „Das Gleis zu finden sollte nicht das größte Problem sein. Auswendig weiß ich nicht, welches das richtige Gleis, es herausfinden sollte aber kein Problem werden.“, sagte nun Noah, während sämtliche Mimik aus seinem Gesicht wich und er eher desinteressiert und abwesend wirkte, als sich auf den Auftrag zu freuen. Hätte Leyla ihn nicht darauf aufmerksam gemacht, dass die beiden anderen los gelaufen wären, hätte es passieren können, dass er im Gildenhaus stehen geblieben wäre. So lief er nun am Ende der Gruppe, sein Blick auf den Boden vor ihm gerichtet und die Hände in den Hosentaschen verstaut. Von dem eben noch selbstbewussten und freundlichen Auftreten war nichts mehr zu sehen. Ihm war es von nun an egal, wer die Gruppe führte, Hauptsache, sie würden in den richtigen Zug kommen.

Emaru, Noah, Akuma... Eine nette Zusammenwürfelung an Namen, wirklich. Höflich schüttelte der Weißhaarige die Hand des Jungen, den er zwanzig Zentimeter kleiner schätzte als sich selbst. Da der Erste im Bunde noch immer saß, war er schwer einzuschätzen, allerdings schien er etwas größer zu sein als Emaru selbst - nicht, dass dieser damit ein Problem hätte. Natürlich war er ein stolzer Mensch, war er immer schon gewesen, allerdings kam es ihm nun wirklich nicht darauf an, ob er der Größte war und jeden überragte. Auf solche Kleinigkeiten sollte man sich nicht fixieren, deswegen blickte er Noah auch nicht an wie jemand, auf den man herabsah, sondern als wären die beiden auf Augenhöhe – obwohl er dem Jungen natürlich vollkommen überlegen war, das hatte er die ganze Zeit im Hinterkopf. Er konnte einfach nicht anders, als sich innerlich mit anderen zu vergleichen – und irgendwie immer besser auszusehen – und äußerlich höflich und nett den anderen gegenüber zu sein. Bald erhob sich Akuma dann auch, kündigte an, dass sie losgehen würden, schien allerdings wenig Ahnung von den Zügen zu haben, die sie nach Magnolia Town bringen würde. Emaru selbst fragte sich zuallererst, warum man Blue Pegasus-Magier nach Magnolia rief, immerhin hatte diese Stadt doch ihre eigene Gilde, und wenn man den Reiseaufschlag bedachte, der für solche Quests ausgezahlt wurde, würde man doch Geld sparen, wenn man eine lokale, nähere Gilde anfragen würde, anstatt Magier aus Oshibana einlaufen zu lassen. Allerdings sollte ihn das nicht stören, er mochte den Reiseaufschlag, profitierte schließlich davon, und Zugfahrten waren nicht unangenehm, nicht nervig, nicht langweilig für ihn, nur eine weitere Gelegenheit, um unfreiwillig einzuschlafen... das war auch der Grund, aus dem er nicht mehr allein zu Quests reiste. Er war schon viel zu oft an seinem Zielbahnhof vorbeigefahren, um seine Einzelgängerschiene weiter zu fahren, er brauchte Begleiter und bisher hatte sich das auch immer recht gut ergeben. Mal sehen, wie seine Begleiter sich dieses Mal darstellen würden...
Der eigentlichen Frage wegen wandte er sich kurz der Uhr zu, strengte dann sein Gedächtnis kurz an und begann bereits damit, die Führung zu übernehmen, während er zu dem Blauhaar lief und neben diesem her ging. „Der nächste Zug nach Magnolia Town soll erst in 36 Minuten am Bahnhof einlaufen, Gleis zwei... Es dauert vielleicht 15 Minuten, um von hier aus das Gleis zu erreichen, wir haben also noch genug Zeit.“ Es kam sicherlich komisch rüber, dass er den Fahrplan auswendig kannte, aber so war es nun einmal. Das war etwas, das sein Hobby einfach mit sich geführt hatte, und auch, wenn es wohl eher nicht normal war, so hatte es sich doch als recht nützliche Fähigkeit erwiesen, wenn auch nicht als unverzichtbare. Nicht einmal als eine wichtige, aber so ersparte er es sich wenigstens, auf gut Glück am Bahnhof zu erscheinen und dann eine Stunde auf einen Zug warten zu müssen, oder ständig einen Fahrplan bei sich zu tragen, um eben das zu verhindern. Wer ihn deswegen für seltsam hielt, der konnte das ruhig tun, vielleicht hatte er sogar Recht damit, aber darum ging es ja nicht.
Ein kurzer Blick nach hinten zeigte dem Magier, dass Noah eher wenig enthusiastisch hinter ihnen her trottete, auf den Boden starrend und nahezu völlig unmotiviert. Da sie auf dem richtigen Weg waren und sich auf diesem Weg zu verlaufen quasi unmöglich war, ließ er Ren einfach mal führen und fiel absichtlich das kleine Stück zu dem Jungen zurück. „Hey, Noah“, sagte er freundlich, mit einem aufmunternden Lächeln auf den Lippen. „Ich freue mich schon darauf, mit dir zu arbeiten... hast du schon viel Erfahrung?“ Ein bisschen Aufmunterung konnte ihm sicher nicht schaden, immerhin erforderte selbst eine solch einfache Aufgabe... was war eigentlich die Aufgabe? „Kann ich das kurz haben?“, fragte der Dargin, während er bereits nach der Questbeschreibung griff, um sie dem Kleineren aus der Hand zu nehmen. Weiterhin laufend las er, was darauf stand, und ein kurzes Aufblitzen konnte in seinen Augen erkannt werden. Es war zwar keine besondere, tolle Aufgabe, aber der Weißschopf mochte Tiere, hatte sie schon immer gemocht. Der Tag würde wohl besser weitergehen, als er begonnen hatte...

Soso, Noah war also wandelbar. Da dieser Typ bisher sowieso sehr skeptisch war, zumindest in den Augen von Ren, machte ihn diese Aussage noch ein wenig neugieriger. Was hieß denn wandelbar? Vor allem… War das eine Drohung, dass er das erleben würde? Naja, mit wandelbar konnte der Typ ja Vieles meinen. Vielleicht war er ein kleines Schauspielertalent oder passte sich seinen Teamkollegen an. Daraus konnte man nun nicht direkt schließen, dass er eine zweite Persönlichkeit hatte. Was wohl auch besser so war, denn Ren hielt solche Menschen für etwas bescheuert und konnte das natürlich auch nicht wirklich nachempfinden. Der Akuma war stur was Menschen mit psychischen Problemen anging. Immerhin war er derjenige, der als Kind in der Wüste ausgesetzt wurde und hatte trotzdem keine imaginären Freunde oder Ähnliches. Naja, dass auch Emaru nicht ganz richtig tickte, konnte man ja diesem nicht unbedingt anmerken. Bisher erschien er Ren nur irgendwie wie ein kleiner Arschkriecher. Aber halb so wild bisher, so lang er ihm damit nicht auf den Sack ging. Dennoch war er irgendwie neugierig darauf, was Noah mit wandelbar gemeint hatte…
Über die Quest hatte er sich ja bereits lange den Kopf zerbrochen. Auch was es wohl damit auf sich haben könnte, war noch immer fraglich. Er hatte die ganze Zeit sich alle möglichen Geschichten und Wendungen der Quest überlegt, doch kam auf keinen sinnvollen Nenner. Also beließ er es dabei, dass er sich wohl überraschen lassen musste. Das Bild, welches die drei Magier so abgaben, war sicher auch witzig. Zum einen der riesengroße Akuma, heute zur Abwechslung mal nicht in Lumpen, aber dennoch bedrohlich wie eh und je. Dazu noch Emaru, der irgendwie unscheinbar und mysteriös wirkte und Noah, der irgendwie gruselig und auch etwas mysteriös unter seinen merkwürdigen Klamotten wirkte. Und diese drei Magier gingen nun gemeinsam durch die Stadt zum Bahnhof, um in eine andere Stadt zu reisen. Interessant, nicht? Und plötzlich, nachdem Noah den Zettel an sich genommen hatte, begann Ren das Wort wandelbar in seinem Kopf für den Magier zu definieren. Soso, das war es also gewesen… Auf einmal war jeglicher Ausdruck aus seinem Gesicht gewichen, seine Stimmlage und der Ausdruck waren ganz anders und die Haltung war eingesackt, als wäre er plötzlich gealtert. Etwas stutzig musterte er den jungen Mann und die silbernen Augen musterten ihn erneut. Das war definitiv interessant. Doch plötzlich geschah noch etwas Unerwartetes. Emaru, der von Ren als unscheinbare Arschkriecher eingestuft worden war, ergriff ganz plötzlich die Führung und machte etwas deutlich, was den großen Magier nur die Augenbraue skeptisch hochziehen ließ. War das Magie? Quatsch, wer hatte eine so nutzlose Magie Fahrpläne zu können? Vielleicht aber doch… Ach Blödsinn. Aber warum sollte man den Fahrplan bei einem Blick auf die Uhr sofort im Kopf haben? Das konnte sich Ren nicht so ganz erschließen… Jedenfalls entging es ihm auch nicht, dass Noah irgendwie elanlos nachtrottete. Aufmerksam beobachtete Ren über die Schulter, wie Emaru versuchte Kontakt zu Noah aufzunehmen und ihn versuchte aufzumuntern. Ren seufzte etwas abfällig, aber völlig unterbewusst. Natürlich würde freiwillig niemand mit einem Hünen, mit so einem Blick und dem Namen Akuma reden, wenn man eine andere Wahl hatte. War ja nichts Neues… Vielleicht auch besser so, Emaru schien ja die Sonne aus dem Arsch zu schienen, was jetzt nicht so Rens Ding war. Er vergrub die Hände tief in den Taschen und führte wortlos den Weg zum Bahnhof an…

Es dauerte nicht lang, bis die drei Magier auf dem Bahnhof von Oshibana angekommen waren. Hübsch sah’s hier alle Male aus und verlaufen konnte man sich auch nicht wirklich, auch wenn es nicht grade menschenleer war. Aber selbst in einer Menge konnte man sich mit Ren als Führung nicht verlaufen, immerhin war er ein Riese im Vergleich zu den meisten anderen Menschen. Gleis 2… Wo war der? Langsam, da sie noch genügend Zeit hatten, schritt der große, junge Mann durch die große Halle und suchte nach einem hinweisgebenden Schild. Er sprach nicht viel mit den anderen beiden, verwies sie lediglich auf das Schild, welches er nach einer Weile Suche entdeckt hatte. Sie mussten ein paar Treppenstufen hinauf schreiten und standen dann vor einem Zug an den Gleisen. Wenn Ren sich am Bahnhof befand, musste er immer tief durchatmen, da ihn dies an seine erfolgreiche Flucht erinnerte… War das eine schöne Zeit… Der Zug stand schon da, auch wenn noch Zeit war. So konnten sie noch Fahrkarten besorgen und dann in aller Ruhe einsteigen… Dann auf nach Magnolia, wieder eine Stadt, die Ren noch nicht kannte.