Normalerweise war die Eismagierin so aufgedreht, dass es am Abend zu einem richtigen Kampf kam, wenn sie jemand ins Bett schicken wollte. Sie vertrat schon immer die Überzeugung, dass sie selbst entschied wann es an der Zeit war zu schlafen, doch dass sie das nicht einschätzen konnte, wurde spätestens darin deutlich, dass sie behauptete sie wäre nicht müde und im selben Atemzug einschlief. Am gestrigen Abend war Kohana tatsächlich ziemlich fertig gewesen und musste sich selbst eingestehen, dass es an der Zeit war sich kampflos geschlagen zu geben. Dies lag mit unter daran, dass ihre Kolleginnen sicher auch müde waren und daran, dass ihr dieses Reisen auf dem Meer schon ein wenig mehr zu schaffen machte, als sie gedacht hätte… Deshalb hatte sie auch eine unruhige Nacht gehabt, wo sie doch normalerweise schlief wie ein Stein. Möglicherweise hing es zum Teil damit zusammen, dass sie nicht selten schlechte Träume hatte und auch noch mit anderen Leuten in einem Raum schlief, was sie ja so gar nicht gewohnt war. Aber so eine unangenehme Nacht hatte sie lang nicht gehabt… Doch Kohana wäre nicht sie selbst, wenn sie am nächsten Morgen nicht die Augen öffnete und es ihr gut ging.
Als sie die ersten Geräusche im Raum hörte, öffnete das Mädchen, welche stocksteif wie ein Brett gerade im Bett lag, ihre Augen und tastete Arme und Beine ab, ob noch alles dran war. Für sie eine völlig normale Angewohnheit, aber das mochte ein wenig merkwürdig aussehen. Während die anderen beiden Damen einander und auch in die Richtung der Eismagierin einen guten Morgen wünschten, brachte diese sich ruckartig in eine aufrechte Sitzposition und blickte sich um. Alles noch so wie als sie eingeschlafen war… „Guten Morgen~“, brachte die Eismagierin zufrieden hervor, als sie sich streckte und ihre Finger und Zehen bewegte, um richtig munter zu werden. Kohana und ein Morgenmuffel? Also bitte! Sie war doch von morgens bis abends ein Zuckerstück. So einen Fehler würde sie sich vor anderen Leuten nicht erlauben. Obwohl sie nicht gut und nicht wirklich ausgiebig geschlafen hatte, war Kohana recht zufrieden und gespannt darauf, ob sie auf ihrer Reise noch etwas erwarten würde. Als Sinikka sich verabschiedete, winkte Kohana ihr nach und beschloss gleich einmal aufzustehen. Zu lange wollte sie die beiden Damen ja nicht auf sich warten lassen… Sie zog sich ein weißes Kleidchen ab und tapste barfuß durch das Schiff, um alles zu erledigen, was man eben vor der Arbeit so zu tun hatte. Mal wieder kassierte sie dabei ein paar merkwürdige Blicke, weil sie selbst für unter Deck zu dünn angezogen war, aber die Eismagierin hatte eben ein etwas anderes Temperaturempfinden… Nachdem sie alles erledigt hatte, patschten die nackten Füße die Treppe hinauf auf das Deck des Schiffes. Dort sah sie Sinikka mit einer Angel und blickte verdutzt in deren Richtung. Ob das hier so effektiv war? Leise schlich sie sich an und sagte hinter der riesigen Frau grinsend: „Hast du schon etwas Leckeres gefangen?“ Dabei strahlte sie wieder bis über beide Ohren und sah sich nach Valerie um. Dann wohl doch warten… Sie sah sich neugierig das Deck noch einmal im morgendlichen Licht an und beobachtete das Land, welches am Horizont langsam aufzog. Offenbar waren sie nahe! Eine erfolgreich abgeschlossene Quest wäre für Kohana das Größte! Bisher hatte sie nicht allzu viel Glück mit sowas gehabt. Grinsend bis über beide Ohren spielte sie sich in ihren zwei langen Zöpfen herum und wippte mit den Füßen vor und zurück… Wann ihr wohl wieder einfiel, dass dieses Boot sie eigentlich krank machte? Da musste sicher nur eine große Welle kommen…

Den Weg zu ihrem Zimmer hatte Valerie relativ schnell gefunden, weshalb es auch nicht lange dauerte und die Magierin kurzerhand die Tür zu der kleinen Kammer aufstieß. Die Luft war kalt, das Bett lag unverändert vor ihr und auf dem Kissen konnte sie ihre schwarze Tasche ausmachen, in welcher sie ihre Kleidung und ihre Hygiene Artikel mit auf das Schiff genommen hatte. Ein müdes Seufzen entfuhr der Sakai, ehe sie die wenigen Meter bis zum Bett überbrückte und sich eilig ihre Wechselkleidung griff, mit welcher sie anschließend im angrenzenden Badezimmer verschwand. Nachdem die Magierin ihre morgendliche Routine hinter sich gebracht hatte und anschließend in frischer Kleidung aus der Tür trat, waren auch die tiefen Augenringe aus ihrem Gesicht verschwunden und das altbekannte Lächeln hatte sich seinen Weg zurück auf ihr Gesicht erkämpft. Sie fühlte sich frisch und war bereit voller Energie in den Tag zu starten. Begleitet von einem fröhlichen Summen griff das Mädchen nach ihrer Tasche und verließ den Raum genauso, wie sie ihn bei ihrer ankunft vorgefunden hatte, immer von der Absicht begleitet so bald wie möglich zurück zu ihren Partnerinnen zu kommen. Tatsächlich war ihr das Schiff nämlich nicht ganz so geheuer und die Matrosen machten einen viel zu raubeinigen Eindruck auf sie, als das sie ihrer Gegenwart viel länger als nötig nicht ausgesetzt sein wollte. Dementsprechend groß war auch ihre Erleichterung, als sie schließlich mit ihrem leichten Gepäck an Deck angekommen war und recht schnell Sinikka und Kohana entdeckte, die sich an der Reling versammelt hatten. Ein leises Kichern verließ den Mund der Sakai, als sie sich vorsichtig von hinten an Kohana heranschlich und ihr anschließend begleitet von einem fröhlichen Glucksen die Hände über die Augen legte. "Wer bin ich?", fragte sie kichernd und wartete gespannt auf Hanas Reaktion. Dann richtete sie ihren Blick auf Sinikka, die noch immer die Angel in den Händen hielt, und ihre Augen wurden groß. "Bist du am fischen? Hast du schon etwas gefangen? Ich liebe Fisch, den kann man so schön braten und dann schmeckt er so lecker.", meinte die Dunkelhaarige verträumt, ehe sie ihre Aufmerksamkeit auf die Landschaft hinter dem Schiff richtete. In der Ferne konnte man bereits einige Flecken Land entdecken, was ein eindeutiges Zeichen dafür war, dass sie sich dem Hafen näherten. Nicht mehr lange und sie würden endlich wieder sicheren Boden unter den Füßen haben, der nicht vom starken Wellengang hin und hergeschauklt wurde. "Meint ihr, wir sollten uns gleich auf den Weg zu unserer Auftraggeberin machen? Sie wird sicher noch einmal mit uns sprechen wollen bevor wir den Hafen erreichen. Schließlich ging es bei der Quest ja um ihre Ware und weniger um die Piraten, die wir durch Zufall gefangen haben.", grübelte die Sakai und kippte nachdenklich ihren Kopf zur Seite. Ob ihre Auftraggeberin wohl zufrieden mit ihrer Arbeit sein würde? Schließlich war sie es, die anschließend Papa davon erzählen würde und von der letztendendes auch ihre Bezahlung abhängig war. Ihre Meinung war in diesem Fall ausschlaggebend und Valerie wollte sich gar nicht vorstellen, was wohl passieren würde, wenn sie unzufrieden mit der Vorgehensweise der drei Lamia Magier war? Vielleicht gefiel es ihr ja nicht, dass diese die Piraten kurzerhand gefangen genommen hatten und diese sich nun noch immer auf dem Schiff befanden. Wenn die Sakai so darüber nachdachte weckte es in ihr selbst ebenfalls ein wenig unbehagen, dass sie sich noch immer mit Verbrechern auf einem Boot befand und diese jederzeit einen Ausbruch planen konnten. Andererseits waren sie jedoch so schwach gewesen, dass selbst ein geplanter Ausbruch den Magiern wohl keinerlei Probleme bereiten würde. Hach, es war toll zaubern zu können. Vor allem, wenn man sich dabei noch einer solch hübschen Magie wie sie selbst bediente.

Das morgendliche Ritual der Eisdragonslayerin war zwar merkwürdig, aber Sinikka machte keinen Kommentar oder dergleichen dazu. So ungewöhnlich war es nicht. Immerhin zog Kohana einem nicht mitten in der Nacht die Socken aus, oder bestand darauf, dass man unbedingt ohne, einige vertraten hier auch gerne die gegenteilige Meinung, Socken schlafen müsse. Da war sowas doch noch völlig harmlos. Valerie schien keine besonderen Aufstehrituale zu haben. Sinikka hatte ebenfalls keine auffällige Morgenroutine. Sie schlief nur unglaublich gern mit übergroßen Decken, sie schlief gerne viel und sie schlief gerne übermäßig kuschelig. Aber davon war auch nur das mit der Decke sonderlich auffällig und die hatte sie hier gerade nicht, also konnte man ihr auch nichts ansehen. Aber Kohana war kein Morgenmuffel und begrüßte sie freundlich! Sie verstimmte die kalte Magierin also nicht und musste sich keine Sorgen machen. Sinikka hatte nichts gegen Morgenmuffel, aber man musste bei denen halt etwas aufpassen, direkt nach dem Aufstehen. Dafür waren die normalerweise Abends und in der Nacht deutlich ertragbarer.
Eine kurze Zeit verteilten sie sich und trafen sich dann alle auf Deck wieder. Kohana in einem weißen Kleid, welches so nach dem ersten und zweiten Blick zu urteilen nicht sehr warm hielt. Diese Eigenheit der Eisdragonslayerin war ja aber nicht neu. Überraschend hörte sie Kohana hinter sich und achtete mehr auf ihren Halt, aber sie hatte keine Lust gehabt, dass irgendwer sie runterschubsen würde, darum war sie mehr überrascht, als erschreckt. Sinikka versuchte zu dem grinsenden Mädchen hinter sich zu gucken und antwortete ihr: „Bisher verscheuche ich sie eher, glaube ich.“ Amüsiert lachte sie und blickte zurück auf das Wasser. Hinter sich hörte Sinikka kurz darauf eine zweite Stimme auftauchen. Valerie war auch wieder zu ihnen gestoßen und spielte mit Kohana das „Wer bin ich?“-Spiel. Sinikka guckte zu Valerie und Kohana und beantwortete auch der Finsternismagierin ihre Frage: „Ja, aber bisher habe ich leider nichts gefangen. Es ist lange her, dass ich geangelt habe und ich denke dies hier sind nicht unbedingt die besten Bedingungen um wieder anzufangen. Aber wenn ihr Fisch gerne mögt werden wir im Hafen sicherlich ein paar tolle, frische Fische finden. Das ist eigentlich eine ziemlich gute Idee.“ Jetzt hatte Sinikka großen Hunger. Hoffentlich würde es etwas gutes zu Essen geben, oder sie würde sich nach dieser Quest etwas leckeres machen! Wenn sie wollten, würde Sinikka auch für die Zwei etwas machen, da war aber fraglich, ob sie annehmbar kochen konnte und die nicht schon andere Pläne hatten oder überhaupt wollten. Sinikka stellte sich wieder normal an Deck und packte die Angel weg. „Ich weiß es nicht, wir können ja mal bei ihr vorbeigucken. Sicherlich ist sie auch schon wach.“ Und wie gerufen erschien die Frau seitlich von ihnen und meinte: „Ihr zweifelt daran, dass ich schon wach bin? Ich bin eine Händerlerin, ich muss immer früh auf sein, sonst sind die besten Angebote schon weg!“ Gut, da war sie und sie schien nicht unglücklich. Hieß das alles war gut verlaufen? Scheinbar ja. „Alles ist perfekt gelaufen, aber mussten wir die zusätzlichen Gäste unbedingt mitnehmen? Da kennt ihr euch besser aus. Ich bin nur heilfroh, dass alles so gut gelaufen ist. Seehandel ist eine spannende Sache.“ Die Frau setzte zu weiteren Worten an, aber ein Matrose unterbrach sie barsch und erntete böse Blicke. „Wir sind gleich beim Haven. Räumt das Deck oder stellt euch annen Rand!“ Sinikka stellte sich in ihrer vollen Größe vor den Mann und meinte:“ Das geht auch freundlicher. Wir sind keine Mannschaftsmitglieder, aber trotzdem sind wir keine einfachen Mitfahrer, denen du einfach so Befehle geben kannst.“ Der Mann schien noch nicht überzeugt. „Ich denke sehr wohl, dass ich dazu berechtigt bin und wenn die feine Frau weiter im Weg stehen will, darf sie gerne aushelfen, wenn die feine Frau dazu in der Lage ist.“ „Ich bin zum Teil selbst eine Seefahrerin und kenne mich damit durchaus mit der Einfahrt in den Hafen aus.“ Nun war auch der Kapitän da und meinte: „Wer hier seine Arbeit von einem Weib erledigen lässt, der sollte allerhöchstens mit der Hälfte seines eigentlichen Gehaltes rechnen. Und jetzt los!“ Dann wandte er sich an Sinikka und meinte: „Und wenn die Meerweiber hier meinen, meine Männer ablenken zu müssen, dann nehm ich Zusatzkosten. Das hier ist ein Handels- oder Passagierschiff, kein schwimmendes Vergnügungshaus!“ Die letzten Worte wurden sehr leise, da er bemerkte, dass er sich eventuell etwas zu hart für Kohana und Valerie ausdrückte. Aber das Haus war wieder gut zu verstehen. Bei der Auftraggeberin hatte er natürlich Angst, dass seine Ausdrucksweise bei den Stadtmenschen nicht gut ankam, also sagte er zu ihr und den zwei süßen Mädchen, namens Kohana und Valerie: „Und die würde ich darum bitten zur Seite zu gehen, damit sie nicht unbeabsichtigt in der Hektik umgelaufen werden.“ Er verbeugte sich höflich und verschwand zu ein paar entfernter stehenden Männern. Amüsiert grinste Sinikka. Natürlich hatten sie alle es nicht so ernst gemeint, wie es eventuell gewirkt hatte.
Sinikka ging mit den Anderen etwas zur Seite und beobachtete, wie sie das Schiff ganz ganz nah ans Land brachten.

Gut gelaunt stand Kohana hinter der riesigen Frau an Board, die versuchte einige Fische zu fangen. Dass sie dabei minder erfolgreich war, schien sie nicht zu stören und auch Kohana war so gut drauf, dass es sie nicht sonderlich störte. Nicht einmal das wackelnde Boot schien sie für den Moment aus dem Konzept zu bringen. Sie war so zufrieden mit der gut verlaufenen Quest, dass die Magierin eine Sekunde lang sogar ihren Schutz aufgab. Und prompt folgte eine Reaktion darauf… Eine Sache, die Kohana normalerweise nicht passiert wäre. In jeder anderen Situation hätte sich die Dragonslayerin mit einer Eiswaffe an jemandem gewandt, der sich von hinten an sie heranschlich. Nun traf sie die Frage „Wer bin ich?“ doch ein wenig erschreckend, aber sie nahm sie locker auf, da es an der Stimme sofort zu erkennen war. Warme Hände lagen auf ihren Augen, etwas, was sie völlig unbewusst automatisch zum Lächeln brachte. „Ein Yeti.“, antwortete sie zunächst trocken, begann dann aber zu lachen und drehte sich um, um Valerie mal zu drücken. „Ach quatsch, das kann nur Valerie-chan sein~“ Die niedliche Fassade der Eismagierin war putzig wie immer. Wie viel davon real war, konnte man nun in Frage stellen, aber sicher war, dass sie momentan ziemlich gut drauf war. Auch Kohana begann der Zahn zu tropfen, als die beiden Damen sich über leckeren Fisch unterhielten. Die Magierin mochte Fisch sehr gern, da sie als Kind häufig welchen von ihrem Vater vorgesetzt bekam. Wo der Eisdrache diesen herzauberte, wusste sie nicht wirklich, aber es gab ihn nicht selten.
Der Vorschlag der Magierin war jedoch angebracht. Sie sollten sich an ihre Auftraggeberin wenden, um sich zu erkundigen, ob alles nach ihrer Zufriedenheit verlaufen war. Kohana war sich ziemlich sicher, dass die Drei nichts falsch gemacht hatten. Vielleicht abgesehen von dem kleinen Schaden, den sie dem Schiff im Eifer des Gefechts angetan hatten, aber was blieb ihnen schon für eine andere Möglichkeit im Kampf? Als das Thema auf die Frau zurück kam, schien diese sich jedoch angesprochen zu fühlen und tauchte schlagartig hinter ihnen auf. Ein wenig erschrocken drehte sich Kohana nach ihr um. Verflucht. Sie war wirklich zu unaufmerksam. Ob das an diesem Schiff lag? Sie hatte sich wohl noch immer nicht an den Seegang gewöhnt und je näher sie dem Ufer kamen, desto auffälliger wurde es wieder, dass Kohana den Wellengang nicht allzu sehr ertrug. Die schon zuvor recht niedlich anmutende Frau schien ganz zufrieden mit dem Handeln der drei Damen gewesen zu sein, auch wenn sie sich nicht allzu sehr über die blinden Passagiere freute. Aber wie sollten sie anders ihre gerechte Strafe bekommen? Kohana glaubte schon, dass es nötig war sie mitzunehmen, damit man sie ausliefern konnte. Dann brach eine etwas ungewöhnliche Situation aus. Ein Mann der Crew forderte die Magierinnen auf das Deck zu räumen, damit sie Platz für ihre Vorbereitungen hatten. Kohana wäre dieser Anweisung stumm gefolgt. Auch wenn sie sich nicht gern herum schubsen ließ, wusste sie ganz genau, dass sie hier gar nichts zu melden hatte. Also schwieg sie einfach darüber. Sinikka schien dies jedoch anders zu sehen und legte sich mit dem Mann an… Dann tauchte auch noch der Kapitän auf und feuerte stur zurück. Kohanas große Augen schwankten zwischen den gerade redenden Parteien hin und her bis der Kapitän sich auch an Valerie und Kohana wandte. Diese blickte die andere Magierin schweigsam mit ihren großen Augen an und ging dann voran aus dem Weg des Mannes… Sollte ihr doch egal sein wo sie hier nun rumhockte und auf ihre Ankunft wartete. Ihr Magen meldete ohnehin, dass sie sich vielleicht noch ein paar Minuten unter Deck aufhalten sollte…
Und genau das tat sie dann auch. Es dauerte kaum eine Minute, da kam ein lautes Grummeln aus der Magengenend der Eismagierin, sie entschuldigte sich und ging unter Deck. Erst als die Glocke des Schiffes läutete und deutlich machte, dass sie angekommen waren, erhob sich Kohana wieder von ihrem ruhigen Ort. Sie schwankte ein wenig, bis das Schiff endgültig zum Halten kam. Dann stürmte die nicht allzu flinke Magierin nach oben auf das Deck, vorbei an allen Schiffsleuten die Planke hinunter mit ihrem Gepäck und auf den Steg am Hafen. Ein erleichtertes Seufzen drang über ihre Lippen, während sie auf die anderen beiden wartete. „Kommt ihr endlich?“, sagte sie ungeduldig und grinste ihnen entgegen. „Die Sache mit dem Fisch steht doch noch, oder nicht?“ Sie grinste bis über beide Ohren… Wenn es ums Essen ging, war Kohana doch ein ganz normales Mädchen… Vielleicht sogar etwas verfressen.

Valerie lauschte sowohl den Seemännern, als auch ihrer Auftraggeberin mehr halbherzig als wirklich aufmerksam, war sie doch viel zu sehr von dem Gedanken begeistert, dass sie diesen Auftrag tatsächlich nahtlos und ohne weitere Komplikationen hinter sich gebracht hatten. Als Magierin wusste die Sakai, dass es selten vorkam, dass Quests so simpel und ohne Probleme abliefen und es war eine angenehme Abwechslung, einmal nicht von bösen Überraschungen zu plötzlicher Improvisation gezwungen zu werden. Daher stand die dunkelhaarige Magierin mit einem mehr als freudigen Lächeln neben ihren beiden Teamkameradinnen und wartete ungeduldig darauf, dass sie entlassen wurden und endlich von diesem Schiff herunter kamen. All das Geschwätz über Fisch und Essen hatte die Siebzehnjährige nämlich ungewohnt hungrig gemacht und nun wünschte sie sich nicht sehnlicheres, als endlich an Land zu kommen und am Hafen eventuell einen Essensstand oder ein Restaurant zu finden, bevor sie sich auf dem Heimweg machte. Mit der Bezahlung, die sie für den Auftrag bekamen, würde es sicherlich kein Problem werden, das Essen zu bezahlen und anschließend noch komfortabel nach Hause zu fahren.
Leider wurde sie jedoch aus ihren Gedanken gerissen, als der Kapitän sie recht unfreundlich darauf hinwies, dass sie sich momentan im Weg befanden und Valerie war zu gut gelaunt, um sich mit der Autoritätsperson anzulegen. Er hatte hier auf diesem Transportmittel das sagen und bevor sie nicht sicher an Land angekommen waren, würde die Sakai nicht töricht genug sein und ihn herausfordern, bestand doch noch immer die Gefahr, dass er sie einfach über Bord werfen würde. Das Mädchen mochte sich noch so sicher auf diesem Schiff fühlen, die Wahrheit war, dass sie nicht richtig Schwimmen konnte und sich daher hüten würde, gerade in diesem Augenblick mit Beleidigen oder Trotz um sich zu werfen. Daher entschuldigte sie sich kurzerhand von ihren Gefährten, fischte sich eines ihrer Bücher über Finsternisrunen aus der Tasche und machte es sich anschließend auf einer Holzkiste gemütlich, welche etwas abseits und in einer geschützten Ecke stand, gerade so positioniert, dass sie den Matrosen bei ihrer Arbeit nicht in den Weg kommen würde.
Als das Schiff schließlich wenige Zeit später an Land anlegte und sie endlich in der Lage waren, über eine kleine Brücke das Boot zu verlassen, fühlte sich die Sakai frisch und munter wie eh und je. Kohana und Sinikka waren leicht zu finden und erstere ließ es sich nicht nehmen und sprach zu Valeries Überraschung genau die Worte aus, die der Sakai noch kurz zuvor selbst durch den Kopf gegangen waren. Etwas zu essen klang aber auch einfach zu gut, nur würde man sich vorher noch um die Piraten kümmern müssen. "Lasst uns nur eben einem der Soldaten bescheid geben, dass wir die gefangenen Piraten noch an Bord haben, damit die sie abholen können." Kaum war auch diese Aufgabe erledigt und alles Gepäck sicher aufgegabelt, war Valerie bereit sich in das geschäftige Hafengetümmel zu stürzen und lächelte ihren beiden Freundinnen fröhlich entgegen. "Wisst ihr was, ein wenig Fisch klingt jetzt tatsächlich ganz fantastisch.", meinte sie fröhlich und spazierte dann an Kohanas und Sinikkas Seite an Land. Einen letzten Blick warf sie zurück, über die Schulter auf das Schiff und musterte die prächtige Erscheinung des Transporters. Dann richtete sie den Blick nach vorne, die Gedanken noch immer bei der erfolgreichen Quest, den netten Menschen, die sie kennen gelernt hatte und dem Fisch, welcher in wenigen Augenblicken den Weg in ihren Magen finden würde. Was für ein gelungener Abschluss für einen schönen Tag. Friede, Freude, Eierkuchen, wie man so schön sagte. Und wenn das Essen jetzt noch gut war, dann hatte die kleine Finsternismagierin keinen einzigen Grund, sich über die Reise zu beschweren. Ob sie Sinikka und Kohana wohl überzeugen konnte, auch noch gemeinsam nach Hause zu reisen? Alleine zu fahren war immer so schrecklich langweilig und wo sich die Mädchen doch so gut verstanden...