Das wird eine wilde Fahrt! ...meint er.

cf: Lamia!

Sie fuhren eine Weile mit dem Zug und dann waren sie da. Hargeon Town! Stadt und zeitgleich größter Hafen von Fiore! Wer hätte das gedacht? Könnte man schonmal gehört haben. Sinikka stieg aus und machte ein paar Schritte vom Zug weg, damit sie nicht im Weg stand. Sie blickte Rei an und fragte:" Steht drauf wo am Hafen wir auf den Mann treffen sollen?" Während sie auf die Antwort wartete, oder darauf das er sie einfach hinführen würde, ging Sinikka schonmal raus, hinaus aus dem Bahnhof und versuchte das Wasser zu erblicken. Leider standen aber noch mehr als genug Häuser davor. Darum musste Sinikka sich gedulden, bis sie am Wasser waren und konnte dann auf das weite Meer hinausblicken. Also über das Wetter würden sie sich nicht beklagen können. Und die See sah auch ruhig aus. Es versprach ein sehr schöner Tag zu werden, was das Wetter anging. Strahlend blauer Himmel zeigte sich über ihnen und bald würde kaltes Dunkelblau unter ihnen sein. Die Truppe machte sich auf zum Schiff und wurde schon erwartet. Sie kamen nicht zu spät, es war alles gut gelaufen, sie waren sogar noch zu früh, aber der Kapitän des Schiffes hatte die Zeit großzügig geplant und es lief alles gut. So saß der Kapitän trinkend mit einem Glas reinstem, frischen Wasser auf einer Bank auf dem Steg und blickte die Stadt an. Als die Dreiergruppe sich ihm näherte blickte er sie prüfend an und fragte:" Moin. Seid ihr die Gildenmagier die uns begleiten sollen?" Er sah eines der Gildenzeichen und setzte fort:" Euer Questschreiber ist schon aufm Schiff und steht da am Bug rum. Wir sind fertig mit dem Beladen und meine Mannschaft ist vollzählig da, sagt dem Mann, dass es losgehen kann, sobald ihr soweid seid." Er trank etwas! Er saß da! Und bisher wirkte er gut! Sinikka mochte den Kapitän. Juhu! Eine Schiffsfahrt mit einem guten Kapitän. Das Mädchen war begeistert von der Quest. Und sie hatte rein zufällig ein Glas mit Trinken in der Hand und trank nebenbei.

Sarkasmus? Da musste Rei wohl halluziniert haben… Weder Kohanas Äußeres, noch der bösartige innere Kern war ironisch oder sarkastisch. Vielleicht ein bisschen zynisch, aber das hing wohl mit ihrer Ansicht von Menschen zusammen. Entweder hatte Rei also ein Wahrnehmungsproblem oder ein eingeschränktes Selbstbewusstsein, wenn er die süße, blauhaarige Dame, die einen so tollpatschigen und nervösen Eindruck machte, tatsächlich für sarkastisch hielt. Aber in seinen Gedanken hatte er vermutlich damit Recht, dass man sich darüber nicht länger den Kopf zerbrechen sollte, denn das machte ohnehin nicht sonderlich viel Sinn…
Wo waren wir stehengeblieben? Achja, augenscheinlich ahnungslos wanderten die großen Augen von Kohana über das Blatt, um nach einer Information zu suchen, die sie schon lange erspäht hatte. Momentan empfand sie es als angenehmer sich in der Klotz-am-Bein Rolle zu befinden. So weckte man oft Mitleid bei anderen und ihr wurden keine Aufgaben aufgetragen, die sie überfordern könnten. Das hatte meist zur Folge, dass sie nicht viel tun musste, weil man sich ja darauf verlassen wollte, dass jemand das richtig machte, was er zu tun hatte. Demzufolge ersparte sich Kohana damit lästige Leiterjobs oder Führungspositionen in nichtigen Situationen wie diesen hier. Schon bald eilte aber ein mehr oder weniger junge Gentleman ihr zu Hilfe und deutete mit dem Finger auf die gesuchte Information. Dabei schien er ein wenig zu spotten, entweder das oder er hatte eine komische Art und Weise sich auszudrücken. Kohanas Erscheinungsbild würde sowieso niemandem etwas übel nehmen… Peinlich berührt kicherte sie erneut und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Oh! Vielen Dank Rei… Ich bin immer so durch den Wind…“ Eine leichte Schamesröte trieb ihr die gespielte Situation ins Gesicht, bevor sie sich an Sinikka wandte und im Augenwinkel mitbekam, dass der junge Mann nun eine deutlich verschlossenere Haltung zeigte als zuvor. Konnte es sein, dass er jetzt schon die Schnauze voll davon hatte? Auch sein Blick war auf jeden Fall grimmiger geworden. Das konnte ja interessant werden… Als er dann begann zu erklären, dass sie am besten den Zug in die Hafenstadt nahmen, funkelten die Augen der jungen Magierin. Dies schien ihr offenbar zu gefallen… Tatsächlich war es sogar so, dass Kohana sich freute nach Hargeon zu kommen. Zwar hatte sie erlebt, dass es dort unerträglich heiß war, aber in andere Städte zu kommen, war irgendwie immer interessanter, als sich immer am selben Ort rumzutreiben. Zugegeben, die funkelnden Augen waren nicht wirklich echt, aber man musste ja den Schein wahren…
Eine Aufgabe am Meer kam der Eismagierin sowieso sehr entgegen. Viel Wasser bedeutete einiges an besseren Möglichkeiten für die Magierin. Natürlich wäre es unter dem Nullpunkt noch willkommener, aber man konnte eben nicht alles haben. Auf jeden Fall begaben die drei sich ohne weitere Diskussion zum Bahnhof, wo sie ein Zug bereits erwartete. Sie schafften es sogar sich ein paar Sitze zu sichern und Kohana selbst klebte die ganze Fahrt über gespannt am Fenster. Als das erste Mal die in der Sonne leuchtende See ins Blickfeld der Magierin war, drückte sie ihr Gesicht nur noch fester gegen Fensterscheiben. War sie nicht ein süßes Engelchen?
In der Stadt angekommen, blickte Kohana sich neugierig in allen Ecken um. Zwar war sie schon einmal hier gewesen, doch war es schon ein Weilchen her und sie hatte nicht die besonders gute Orientierung. Gespannt folgte sie Sinikka, als die junge Frau danach fragte wo genau man sich denn am Hafen treffen sollte. Gute Frage, der Hafen einer Stadt, die sich mit diesem rühmte, war sicher nicht gerade klein. Das Wetter in Hargeon war mal wieder überraschend warm und angenehm. Für Kohana, die es gern kalt hatte, war es fast schon wieder ein bisschen zu heiß, und so artete die erste Situation am Hafen für die Magierin darin aus, dass sie sich erst einmal aus einigen Klamotten schälte. Sie war angezogen wie eine Zwiebel, von daher war sie auch nach zwei Lagen weniger immer noch ordentlich angezogen, wenn auch mit nackten Armen. Der Himmel war genau so wie man ihn sich vorstellte und auch das Meer sah wunderschön aus. Begeistert stierte die Magierin in Richtung des großen Gewässers. Da teilten die beiden Damen von Lamia Scale wohl eine Vorliebe… Als sie also an der richtigen Stelle ankamen, wurden sie auch direkt von einem dort Angestellten empfangen. So wie er aussah, war er ein richtig typischer Kapitän. Kohana stellte sich das zumindest immer so vor, wie es in klischeehaften Büchern gelesen hatte, wenn sie etwas nicht kannte… Und die Magierin aus dem Norden Fiores kannte zugegebenermaßen nicht viele Dinge leibhaftig. Mit freundlicher Miene winkte sie dem Kapitän zu, welcher sie zunächst offenbar hinein zu ihrem Questgeber schicken wollte. „Ich wollte schon immer mal mit einem Boot fahren!“, erklärte sie ziemlich begeistert und stürmte übereifrig voran, wo sie den ersten Fuß auf das wackelige Holz setzte. Na hoffentlich blieb diese Freude auch erhalten… Nicht dass die Dragonslayerin mit ihren empfindlichen Sinnen da Probleme bekam…

Da alle scheinbar bestens vorbereitet waren, konnten sie auch sofort losgehen. Beide marschierten Rei hinterher, in Richtung des Bahnhofs, wo sie auch schnell ihren Zug fanden. Sie stiegen ein und eine gemütliche Fahrt erwartete sie. Kohana saß ständig am Fenster, betrachtete die Aussicht und schien das Glas vor sich brechen zu wollen. Sinikka hatte sich ebenfalls einen Platz am Fenster geschnappt und bestaunte – auch wenn weniger als Kohana – die Landschaft, die sich die Fahrt über entspannend betrachten ließ. Rei war der einzige aus dem Bunde, der nicht am Fenster sitzen wollte. Er war mit der Quest beschäftigt und dachte ebenfalls über andere Sachen nach. Während der Fahrt nickte er ein und träumte von Sinikka und Kohana. Stopp, keine Sorge, es war nichts … „Schlimmes“, aber er konnte sehen wie Sinikka sich in einen gigantischen, metallenen Fuchs verwandelte und in einem gewaltigen Feuer verschwand, wohingegen Kohana eine Wolke aus Eis und Schnee auf Rei blies. Ihm wurde kälter und kälter, er verlor über jegliches Gefühl und schrie um Hilfe und dann … und dann wachte er auf. Die restliche Fahrt über verhielt er sich normal, dachte darüber nach, ob es sein verbesserter sechster Sinn war, der ihm etwas mit dem Traum sagen wollte, und dachte über die Magie nach, welche die beiden wohl besaßen. Da er aber nicht sicher mit seinen Vermutungen war und es nur noch wenige Minuten dauern würde, bis sie in Hargeon Town ankamen, wollte er einfach mal die Aussicht mit den beiden genießen.

In Hargeon Town angekommen, wandte sich die große Frau an den kleineren Kerl, der ihr dann Auskunft über den Treffpunkt gab. Anscheinend mussten sie sich gleich zum Hafen begeben, was ihnen größere Umwege ersparte, aber wo genau der Treffpunkt war, mussten sie natürlich auch klären. Rei berichtete ihnen von einem dicken, gebräunten Seemann mit Pferdeschwanz, der auf sie warten würde. Mehr gab es scheinbar nicht zu erklären, da die Gruppe sich schon auf dem Weg zum Hafen machte. Er blickte den strahlend blauen Himmel an, er fühlte sich sehr wohl dabei und es zierte sich ein Lächeln auf seinem Gesicht. Die hohe Temperatur störte ihn nicht, da er eh damit beschäftigt war, nach dem Seemann mit Pferdeschwanz Ausschau zu halten. Dass sich Kohana aus ihren Klamotten zerrte, kratzte ihn keine Spur, da er teilweise von dem guten Wetter, teilweise von seiner Aufgabe und teilweise von dem seltsamen Geruch des Meers abgelenkt war. Solch einen Gestank – so vernahm ihn Rei – hatte er noch nie bisher gerochen. Diese Luft verwirrte Rei anfangs ein wenig, aber als er sich daran gewöhnte, fühlte er sich irgendwie wohl.
Am Meer bzw. am Hafen suchte Rei nach dem Seemann, ohne weiter auf das gigantische Gewässer, was sich vor seinen Augen erstreckte, zu achten. Es dauerte nicht lange und sie fanden ihn mit einem frischen Glas voll Wasser. Eventuell wollte er abnehmen, aber ein Glas reichte bestimmt nicht aus. Auf jeden Fall hatte der Seemann ein gutes Gespür, denn er erkannte schnell, dass die drei Magier waren.
Der Klient der Gruppe war da, die Besatzung fertig mit dem Beladen und das Schiff war startklar.
Musste denn noch die Gruppe etwas erledigen? Da von vornherein alle ausgerüstet waren, mussten sie wohl jetzt nichts Weiteres machen. Kohana rannte schon über die schmale und scheinbar sehr schwache Brücke auf Bord. “Kohana! Pass' auf, nicht, dass du noch hinunter ins Wasser fällst … Ich denke, wir sollten auch an Bord gehen Sinikka … Sinikka?“ Er schaute zu der großen Frau und sah, wie sie sich plötzlich mit dem Kapitän einen Schluck Wasser gönnte. Wie um Himmelswillen hatte sie sich so schnell ein Glas besorgen können und vor allem, von wo kam das saubere Wasser her? Der Kapitän hatte wohl kein Glas dabei und auch eine Wasserflasche stand nicht in seiner Nähe … Wie ging das? Jedenfalls bewegte Rei sich zu Sinikka, gab ihr einen Ruck und schob sie in Richtung der Brücke. “Ich denke, dass wir keine Zeit mehr verlieren sollten.“, flüsterte er ihr zu und grinste selbstgefällig.
An Bord sah er einzelne muskulöse Männer, die sich um das Schiff kümmerten. Der Klient stand immer noch am Bug und bestaunte das Meer. Jedoch blickte der Klient jede Minute auf die Uhr und schien unberuhigt bzw. leicht sauer. Rei verschränkte wieder einmal die Arme vor der Brust und setzte wieder dieses ernste Gesicht auf. Was tun? …, dachte er. Er rief nach Kohana und Sinikka, um kurz mit ihnen in leisem Ton zu reden: “So, mir scheint, dass unser Klient nicht gerade erfreut ist. Ich werde mit ihm reden, während ihr euch ein bisschen auf dem Schiff umschaut bzw. eure Kabinen aufsucht, einverstanden? Wir legen eh in Kürze ab. Wenn jemand etwas dagegen hat, dann nur raus damit.“ Er wartete noch einmal, weil er sichergehen wollte, dass niemand etwas dagegen hatte. Ja, eine freundliche Person zu spielen, hatte manchmal seine Schwierigkeiten.

Anscheinend gefiel es nicht nur Sinikka hier am Hafen. Rei musste zwar über den Gestank hinwegsehen, aber das war schaffbar. Es war warm und sie sah, wie Kohana sich aus einem Teil ihrer Kleidung schälte. Sie war wirklich warm angezogen. Warum das Mädchen wohl so warm angezogen war? Das machte Sinikka sehr neugierig. Kleidung war eben etwas faszinierendes und Kohana trug auffällig viel davon. Sie selbst war nicht so dick angezogen, weswegen sie auch vorerst beschloss so zu bleiben und sich noch nicht entsprechend der Wärme kühler zu kleiden. Sinikka würde abwarten, wie es auf dem Schiff werden würde. Apropos Schiff, dafür gab Rei ihnen gerade die Informationen, wie sie ihr Schiff erkennen konnten. Ein Seeman würde auf sie warten. Sinikka hielt Ausschau nach einem Seemann, auf den die Beschreibung von Rei passte und guckte sich nebenbei das geschäftige Hafentreiben an. Und Kohana die sich anscheinend ebenfalls für das weite Wasser begeisterte, oder Spaß daran hatte begeistert in die Ferne aufs Wasser zu gucken.
Der Kapitän hatte sie freundlich begrüßt und Kohana stürmte sogleich an Bord. Sinikka folgte ihr mit ihrem Blick und sah kein so großes problem damit ins Wasser zu fallen. Trocknen würde man bei dem Wetter auch recht schnell. Eigentlich wäre so ein kurzen Bad nicht schlecht. Aber zuerst sollten sie sich anhören, ob und was ihr Auftraggeber zu sagen hatte. Hoffentlich würde Kohanas Freude auf dem Schiff anhalten. Sinikka fühlte, wie Rei sie berührte und folgte ihm an Bord. Sein merkwürdigen Grinsen konnte sie nicht so ganz interprätieren. Wieso war ihr Auftraggeber sauer? Rei erklärte sich freiwillig dafür bereit diese Frage zu klären und meinte, dass sie sich solange schonmal das Schiff angucken sollten. Sinikka wusste zwar nicht so ganz, warum er alleine mit dem Mann reden wollte, aber sie hatte kein Problem damit und sagte:" Ist gut." Das große Mädchen hoffte, dass nichts Schlimmes passiert war. Eigentlich lief doch alles super und die Mannschaft lag gut in der Zeit mit ihrer Arbeit, wieso also grummelte ihr Auftraggeber so? War er immer etwas grummelig, als Geschäftsmann, weil seine schweren Geschäfte gut laufen mussten, oder war etwas passiert. Vielleicht war Ladung kaputt gegangen. Danach sah es hier aber nicht aus und auch die Seeleute machten nicht den Eindruck, dass sie nicht wüssten, wie man mit Fracht umgeht. Fürchtete er sich vor der Reise? Er hatte doch die drei Magier extra angeheuert. Und ihr Kapitän wirkte auch gut! Wohlmöglich hatte er sich im Tag geirrt und war deswegen mit seiner Ladung oder dem Abholen seiner Ladung spät dran! Sie würden es wohl gleich mitbekommen. Oder später, denn Sinikka guckte sich jetzt das Schiff an.
Damit lies sie ihren Blick auch schon einmal über das Schiff schweifen und kam zu der Frage, wie sie wohl schlafen würden. In einer eigenen richtigen Kabine, oder eher mit mehreren zusammen. Vielleicht sollte sie einfach mal beim Kapitän nachfragen. Sie lehnte sich etwas über den Rand und fragte den Kapitän ihre Frage. Die Antwort fiel ziemlich positiv aus. Sie konnten zwei Gästekabinen belegen, die noch frei waren. Hieß, zwei kleine Räume nur für sie alleine. War vielleicht nicht viel für einige Leute, aber auf einem Schiff schon. Und der Kapitän bestätigte ihr ihre Vermutung, dass sie mit ihrer Größe selbst mit gutem Willen nicht vernünftig oder unvernünftig in die Betten passen würde. Selbst Rei würde seine Beine vermutlich leicht anwinkeln müssen. Aber der Kapitän war so freundlich und bot ihr an, ihr später eine Hängematte zum schlafen zu guten. Freundlich bedankte sich Sinikka und für sie stand jetzt schon fest, dass sie das Angebot dankbar annehmen würde. Mit der frohen Kunde drehte sie sich wieder um und ging zu Kohana, um mit ihr das Schiff oder die Kabine anzugucken, falls sie nicht mit Rei zum Klienten gegangen war. Sie sagte:" Wir kriegen zwei Gästekabinen." und guckte was Kohana so tat und ob sie sich das Schiff überhaupt angucken wollte.

Nicht nur das niedliche Äußere von Kohana freute sich sehr darüber mit einem Schiff zu fahren. Da war noch die kindlich naive Seite von ihr, die tatsächlich irgendwo da im Wahnsinn existierte, die aufgrund eines Kindheitsmangels immer sehr kribbelig auf neue Erlebnisse reagierte. Nur darum war sie schon so übereifrig auf das Boot gestürmt und schlitterte ein wenig über die nasse Holzbrücke, während Rei ihr zurief, dass sie Acht geben solle, dass sie nicht ins Wasser fiel. „Keine Panik!“, rief sie dem Rotschopf begeistert zu, als sie lachend über die nasse Brücke schlitterte, bis sie auf dem Kahn zum Stehen kam. Es war gar nicht mal so übel auf einem Schiff zu sein. Das viele Wasser rund herum löste bei Kohana ein heimisches Gefühl aus, abgesehen von der Umgebungswärme. Dieses unfassbar schöne Gefühl hielt jedoch nur an, bis die erste Welle das noch liegende Boot ins Wanken brachte. Sofort fiel die junge Dame auf ihren Allerwertesten und blickte sich erschrocken um. War das hier immer so? Sie wurde zwar, glücklicherweise, nicht seekrank, aber ihr Gleichgewichtssinn war ein wenig auf Eis gelegt, wenn das hier immer so wackelte. Um sie herum liefen viele große, muskulöse Männer, welche Sachen hin und her schleppten und am Kahn herum werkelten. Gegen die wirkte Rei wie ein Kleinkind… Trotz seiner relativ stabilen Statur waren die Männer hier schon nahezu genmanipuliert! Die Männer schien es auf jeden Fall köstlich zu amüsieren, dass Kohana schon bei der ersten Welle auf den Hintern gefallen war, wobei sie nicht wirklich spotteten, sondern es wahrscheinlich eher als „wie erwartet“ ansahen. Die Magierin erhob sich grinsend wieder und kicherte leise… Bastarde. Wenn sie meinten sich wirklich über sie lustig zu machen, würde sie die im Schlaf kastrieren. Und bei diesen Gedanken lachte sie verlegen und hielt sich irgendwo fest. Auf ihren Klienten achtete Kohana noch gar nicht so sehr. Früher oder später würde er entweder auf sie zukommen oder Rei kümmerte sich darum. Dass er sich ein wenig nervös verhielt, bemerkte aber auch die Dragonslayerin. Das Boot war aber gerade viel interessanter als alles andere und so sah sie sich, schon bevor Rei sie zu sich gerufen hatte, neugierig in allen Ecken des Decks um. Als dieser dann die beiden Damen zu sich befehligte, rutschte Kohana auf dem leicht nassen Deck zu ihm hinüber und strahlte ihn freudig an. Auf die Feststellung des Mannes hin, schielte Kohana noch einmal zum Auftraggeber hin und machte ein besorgtes Gesicht. „Hoffentlich ist er nicht so schlecht drauf…“, sagte sie scheinbar mitleidig mit dem armen Mann und sah sich dann die anderen Männer an. Denen schien nicht so eine Laus über die Leber gelaufen zu sein. Ob ihr Auftraggeber um seine Fracht fürchtete? Kohana würde nicht zulassen, dass hier irgendjemand dafür sorgte, dass die Quest nicht gut verlief. Geld war wichtig, also ließ sie ganz bestimmt nicht jemand diese Aufgabe verderben. Und wenn sie dafür über Leichen gehen musste, war es ihr auch egal. Auch Kohana nickte auf die Aufgabenverteilung hin begeistert und überlegte was sie übernehmen sollte. Rei folgen, wäre unangebracht, vor allem weil er scheinbar Wert darauf legte allein zu gehen. Sich um die Zimmer zu kümmern, würde bedeuten, dass Kohana sich direkt nützlich machen müsste und das würde momentan nicht in ihre Rolle passen. Stattdessen beschloss sie also sich auf dem Kahn ein wenig umzusehen… Im Augenwinkel sah sie, wie Sinikka mit dem Kapitän schwatzte, während sie beschloss sich den Arbeitern anzunähern. Natürlich ohne sie zu stören. Sie tapste neben einem Mann herum, der eine riesige Kiste mit sich schleppte und sah ihn mit großen Augen an. „Is wat?“, fragte er offenbar ein wenig in Eile und Kohana schüttelte den Kopf. „Ich wollte mir nur mal ansehen, was ihr hier so macht! Ich war noch nie auf einem Schiff, weißt du?“, begann sie begeistert gestikulierend zu erklären. „Wir verladn die Fracht, siehste doch Kleene.“, erklärte er knapp. Ob sie ihm auf die Nerven ging? Schwer zu sagen, denn bisher zeigte er keine typischen Anzeichen dafür. „Ich würde euch ja gern helfen, aber ich könnte so große Kisten nicht mal tragen…“ Der Mann lachte nur und sagte: „Dazu seid’er ja nich hier. Guck de erstma um. Wenn de noch nie mit nem Schiff unterwegs warst, dann lernste dat Meer heut erstma richtig kennen!“ Kohana nickte begeistert und wandte sich winkend ab, als der Mann weiterging. Immerhin schienen die Leute hier nicht so grimmig zu sein wie der Questgeber. Das war doch schon mal eine gute Sache! Kohana merkte, dass sich Sinikka von dem Kapitän entfernt hatte und ging auf die große Frau zu. Zwei Zimmer bekamen sie also? Na immerhin. Kohana stürmte auf die Riesenfrau zu und stellte sich grinsend neben sie. „Die Leute hier sind richtig nett! Willst du mit mir zusammen das Schiff angucken Sinikka?“, sprach sie die Frau mit freundlicher Stimme an und strahlte ihr entgegen. Da würde man doch bestimmt nicht nein sagen, oder?

Indem Rei abwartete, ob einer der beiden Magierinnen etwas dagegen hatte, ihn zum Klienten gehen zu lassen, erkannte er, dass er wieder einmal zu viel Wert auf die Meinung anderer legte. Da beide mit Rei's Vorschlag zufrieden waren, machten sie sich vom Acker und betrachteten das Schiff. Er sah nur noch, wie die beiden in jeweils zwei verschiedene Richtungen wanderten. Was er nun tat, war, sich mit seiner Vorgehensweise zu beschäftigen. Wie sollte er nun den Auftraggeber ansprechen, ohne ihn zu erzürnen? Er wollte dabei nicht seine Belohnung aufs Spiel setzen! Wie wäre es mit „Sir“ oder „Mr.“ … Ne, ein „Herr“ reicht, denke ich., grübelte er vor sich hin. Als er nun bereit war, den Auftraggeber anzusprechen, holte er tief Luft und atmete diese wieder aus. Klatsche sich auf die Wangen und sagte zu sich, dass er dies schaffen konnte. Dass der Klient gleich einen engagierten, pflichtbewussten und voll einsatzfähigen Mann sehen würde, würde diesen schon beruhigen. Aber, wozu dieses ganze Theater und von wegen, dass der Klient ihn nur noch fertigmachen würde? Woher wollte Rei das überhaupt wissen? Er war ein starker Mann, er wusste, was zu tun war, aber wenn es um Fremde ging – Leute, die er noch nie in seinem Leben gesehen hatte – dann konnte er schon nervös werden. Gegenüber Kohana und teils Sinikka hatte er ebenfalls weiche Knie bekommen und st-totterte, aber wie war es, wenn er nun die Quest aufs Spiel setzte, seinen Lohn oder gar seinen Ruf in der Gilde? Da durfte man doch weiche Knie bekommen.
Jedenfalls bewegte er sich zu ihm und tapste ihm auf die Schulter – zwei Mal. Als sich plötzlich der Klient umdrehte, erschrak Rei. Das männliche Wesen, was er sich vorstellte, war ein Weibchen. Wie konnte ein Haarschnitt und leicht zu groß geratene Kleidungstücke, einen wie Rei so stark täuschen? Die Klientin hatte sogar Absätze, die doch deutlich für eine Frau sprachen. Sie starrte ihn recht bissig an. “Hm, spät zu kommen und dann auch noch so seltsam auf den Klienten zu starren? Ist das die Art, die Lamia Scale ausmacht?“, sagte sie zynisch und zeigte kein Fünkchen Mitleid mit dem verblüfften Hämon. Er versuchte sein Mundwerk in Gang zu bringen und sie vom Gegenteil zu überzeugen bzw. ihr mitzuteilen, dass sie mit ihren Annahmen falsch läge, aber er war von Nervosität nur so überflutet worden. Die Klientin machte es ihm aber auch nicht einfacher, sie guckte ihn mit ihren riesigen Glubschern – wie die von Kohana – an. Er bewegte keinen Muskel mehr und hoffte darauf, dass Sinikka oder Kohana für ihn das Sprechen übernahmen, da er einfach nichts mehr rausbekam. Helft mir doch jemand! Diese Zicke lässt mich nicht gehen! Wo habe ich mich nur reinreiten lassen!?, dachte er verzweifelt, bis ein feiner und lauter Ton ertönte und ihn aus seiner Paralyse befreite.
Aus dem Schornstein des Schiffes stieg Rauch auf und per Lautsprecher wurde die Abfahrt angekündigt. Mit einem Schlag war Rei wieder er selbst und konnte wieder reden. “Ehm, a-also, w-wir, ich m-meine d-damit meine K-kolleginnen, w-waren sch-schon lä-lä-längst da. Also, ich … ich meine w-wir sind bereit, ihre Anw-weisungen entgegenzunehmen.“ Sein Versuch, anständig und ganz normal zu reden, ging nach hinten los. Er war einfach zu nervös. Gedanklich dankte er dem Kapitän dafür, dass er das Schiff in Gang gesetzt hatte und ihn wieder zu sich kommen ließ, aber wie sollte er nun vorangehen? “Du kannst aber gut stottern. Solltest du dich nicht erst einmal mir vorstellen?“ Ungehobelt und dann auch noch respektlos, Rei war beschämt und vergaß zugleich, dass er hier vor jemand Fremden – vor dem Klienten – stand. Dass er sich überhaupt beleidigt fühlte, war schon Grund genug, sich wieder gaaanz normal zu benehmen. “Ich stottere, ja, bin hin und wieder sehr nervös, ja, aber das heißt noch lange nicht, dass du so mit mir reden darfst, verstanden? Und vor allem, sollten sie sich ebenso wie ich vorstellen. Ich heiße Rei Hämon und meine Kolleginnen sind eine blauhaarige Magierin namens Kohana und eine recht große Frau mit dem Namen Sinikka.“
Nachdem, was Rei zu ihr gesagt hatte, brach die Klientin in Tränen aus. Sie verhielt sich anders und antwortete schluchzend: “I-Ich heiße Meganne Chlust.“ Was wohl die anderen beiden währenddessen noch so machten? Würden die drei sich überhaupt näher kennenlernen? Auf jeden Fall würde Rei erst einmal nicht von der Frau wegkommen, aber die Fahrt verlief ganz ruhig und der Tag schien ebenso stressfrei zu werden – zumindest für Kohana und Sinikka.

Rei nahm sich seiner Aufgabe an und schritt mutig der Gefahr entgegen, während Kohana und sie es sich auf dem Schiff gemütlich machen durften. Sinikka achtete mittlerweile nicht weiter auf Rei und ihren Auftraggeber, stattdessen achtete sie auf Kohana und das Schiff. Auch die Mannschaft erregte ihre Aufmerksamkeit, denn sie selbst erregte Aufmerksamkeit durch ihre Größe. Zwar waren Frauen hier nicht ungern gesehen auf Schiffen, aber unnormal waren sie trotzdem, besonders wenn sie größer als alle Männer der Mannschaft sind. Ob man sie aus Aberglauben vom Schiff werfen würde, sobald sie ihre Stärke sahen? Der Kapitän vermutlich nicht, aber das hatte nicht unendlich viel zu sagen. Bisher wirkte der Mann sehr nett und Sinikka hatte große Hoffnung, dass er ein angenehmer Gesprächspartner bleiben würde und ihnen eine schöne Schiffsreise ermöglichen würde. Nun, nachdem sie mit ihm gesprochen hatte, sah sie sich aber nach dem kleinen Blauhaarigen Mädchen um stellte fest, dass Kohana anscheinend die gleiche Idee gehabt hatte. Bei dem gut gelaunten Grinsen der Blauhaarigen konnte man einfach nur sich anstecken lassen und fröhlich lächeln! Koahana will mit ihr das Schiff angucken? Natürlich, würde Sinikka nicht nein sagen und sich das Schiff gerne mit ihr angucken! So antwortete sie: " Das Gefühl hatte ich auch schon. Das wird bestimmt eine tolle Seefahrt! Ich gucke mir gerne das Schiff mit dir an. Warst du schon einmal auf einem Schiff? Für mich ist es nicht die schönste Art zu reisen, aber nichtsdestotrotz eine schöne und einzigartige Art. Es hebt sich sehr von anderen Möglichkeiten zu reisen ab." Sinikka überlegte kurz, während sie Kohana antworten lies. Kohana war eben schon auf Deck umhergelaufen und ein paar Männer rückten noch die letzten Kisten zurecht, also würden sie als nächstes am besten unter Deck gehen und jagen dem Blauhaarigen Mädchen beim Anblick der Zimmer einen Schrecken ein. Sinikka versuchte einzuschätzen, was für eine Art der Unterkunft Rei und Kohana sonst gewohnt waren, hatte damit aber leider nicht sehr viel Erfolg. Wenn sie raten müsste, irgendwas zwischen einfach und edel. Sinikka mochte die Haarfarbe des Mädchens. Hat zwar keinen logischen Zusammenhang zum geschehen, aber Kohana stand halt gerade vor ihr und da fiel es ihr bewusst auf. Rei... der würde die Zimmer schon noch früh genug sehen. Wird schon keine Streitigkeiten um die Zimmer geben. Glaubte Sinikka. Gut gelaunt schlug sie mit einem Lächeln vor:" Wie wäre es, wenn wir uns zuerst angucken, wie es unter Deck aussieht? Wenn wir Glück haben, haben wir schon abgelegt, bis wir wieder oben sind und uns erwartet ein Blick auf das weite Meer und die kleiner werdende Stadt." Was würde Kohana wohl von ihrem Vorschlag halten? O Wunder, o Wunder, Sinikka fand ihn gut, aber vom großen Mädchen kam die Idee ja auch.

Augenscheinlich begeistert hüpfte die strahlende Magierin mit dem blauen Haar über das rutschige Deck des Schiffes und starrte neugierig in jede Ecke. Vermutlich war es ganz gut, dass sie so schnell bei Sinikka angekommen war und dieses danach fragte, ob sie die Erkundungstour nicht gemeinsam erleben wollten. Ansonsten wäre sie sicher noch, absolut in ihrer Rolle steckend, auf die Idee gekommen den Leuten vor lauter Pseudoneugier Löcher in den Bauch zu fragen und noch mehr Kontakt mit Fremden zu knüpfen. Wie Rei sich schlug, war auch für Kohana ein Rätsel, denn seit sie sich getrennt hatten, schien sie ihn völlig aus den Augen verloren zu haben. Sie glaubte aber daran, dass der junge Mann mit dem orangefarbenen Haar sicher wusste was er tat, oder würde er die Nerven verlieren? Selbst wenn war es Kohana egal. Kleine Probleme gaben Aufgaben die richtige Würze. Sinikka schien die Magierin auf jeden Fall schon einmal um den Finger gewickelt zu haben. Sie ließ sich von dem strahlenden Lächeln schnell anstecken und schien auch gern etwas mit ihr gemeinsam unternehmen zu wollen. Jackpot. Eine so große und sicher auch starke Frau war sicher irgendwann nützlich für Kohana! Da sollte man vielleicht weiter an einer annehmbar guten Beziehung arbeiten. Auf die Fragen der jungen Frau hin, reagierte Kohana natürlich sofort wieder mehr als begeistert und gestikulierte wild herum. „Du hast so Recht! So ein Schiff ist etwas total Tolles! Ich war ja noch nie auf dem Wasser unterwegs, aber bisher ist mir das hier bisher das liebste!“, verkündete sie mit überschwänglicher Stimmlage und blickte danach schon wieder total ungeduldig auf dem Schiff hin und her. Währenddessen überlegte die Magierin wo es sinnvoll wäre damit zu beginnen sich umzuschauen. So ein Schiff war schon etwas Interessantes. Wenn man das Deck so betrachtete, war es bestimmt nicht mehr das neuste und modernste seiner Art, aber es schien gut gepflegt zu sein. Die Arbeiter hier waren ja auch stets unterwegs und schienen ihren Job gut zu machen. Da konnte der Kapitän wirklich von Glück reden. Wie wohl der Rest des Kahns aussah? Die Magierin war gespannt, wollte aber ihre Kollegin entscheiden lassen wo sie entlang gingen, da sie gerade lieber das neugierige, plappernde Anhängsel spielen wollte. So kam ihr das Angebot der großen Frau sehr gelegen, fast sogar wie gerufen. Dementsprechend reagierte sie total freudig und funkelte sie mit ihren großen, blauen Augen an. Sie hatte auch eine gute Art drauf um Leute zu überreden, das musste man ihr lassen. „Oh ja! Lass uns die Räume unten angucken! Ich war noch nie im unter Deck!“ Wie auch, wenn sie noch nie auf einem Schiff war? Aber auch die Beschreibung von dem späteren Ausblick war nicht unbedingt schlecht, weshalb sie natürlich mit der Frau übereinstimmte. So lief sie auch direkt voran zu der Tür, welche nicht nur ziemlich schmal und klein war, sondern auch unter Deck führte. Sicher war die nicht für Riesen ausgelegt, denn auf einem Schiff musste bestimmt alles so platzsparend wie möglich sein. Als sie die Tür geöffnet hatte und voran ging, kamen sie zunächst in einem schmalen, dunklen Gang an, der durch lose Glühbirnen an der Decke beleuchtet war. Das Ganze hier wirkte hier sehr simpel zu sein, wenn auch zweckmäßig. Die hölzernen Stufen unter den Füßen der Damen knarrten bei jedem Schritt, waren aber doch erstaunlich sicher. Nach einer Weile des Abstiegs kamen die beiden Damen um die Ecke in einem langen Gang an, an dem sich rechts und links endlos viele Türen zu befinden schienen. Hm… Und wo fing man nun an sich umzusehen? Auch der Flur war so schmucklos wie der Gang zuvor und bei den Bewegungen des Schiffes schwangen die baumelnden Glühbirnen an der Decke hin und her. Am Ende des Ganges war sogar mal eine Doppeltür, die zur Ausnahme größer wirkte als die anderen. Sicher befand sich dort irgendein wichtigerer Raum. Kohana drehte sich zu Sinikka und blickte sie ratlos an. „Wo gehen wir nun lang?“ Um wieder in ihre geplante Position zurückzukommen, musste sie sich erneut ein wenig in den Hintergrund drängen und der großen Frau das Zepter überreichen. Etwas, was ihr in dieser Situation sehr leicht fiel… Und wo brachte die Führung der Riesin die beiden hin?

Meganne Chlust hieß ihre Klientin und der Schock, dass es eine Klientin und kein Klient war, war groß genug, um Rei ins Schwitzen zu bringen. Dass sie weinte, wunderte ihn natürlich auch, aber viel mehr fragte er sich, wann er überhaupt von dieser Meganne weggehen konnte. Sie schien gar nicht so männlich wie anfangs gedacht, da sie eigentlich viel weiblicher war, wenn man sie sich aus der Nähe betrachtete. Jedoch war Rei nicht auf der Suche nach schönen Frauen, sondern kümmerte sich um die geschäftlichen Dinge, die die anderen wahrscheinlich so oder so nicht tun würden oder wollten. So, er versuchte sie zu beruhigen, da sie den Ausbruch an Tränen nicht stoppte und irgendetwas vor sich hin murmelte, was er vor lauter Geweine und Geschreie nicht verstand. Anscheinend wollte sie sich nun in ihre Kabine verkriechen, um dort ihre Tränenstunde zu beenden, jedoch kehrte sie zurück und nahm ihre Hände vom Gesicht, die dank der Tränen ganz nass waren. Ihr Gesicht knallrot angelaufen und ihre Augen immer noch voll mit Tränen – Was sollte man als Magier in solch einer Situation nur tun? Er versuchte sie erneut zu beruhigen und das im gedämpften Ton: “Hey, hey, also, ich habe das nicht so gemeint. Also, was sollen wir denn für sie tun?“ Sie erklärte ihm im nächsten Augenblick, stotternd und freundlicher als zuvor, was die drei zu tun hatten. Sie sollten die Fracht, die sich hinten auf dem Deck befand, bis zur Ankunft bewachen und beschützen. “I-ich w-wo-wollte nur e-ernst wirken, w-weil…“, schluchzte und schniefte sie und sprach weiter, “…weil d-das m-mein erster Tag i-ist.“ Ah ja, der erste Tag – sei es nun in der Gilde oder in der Gruppe – war immer der anstrengenste Tag von allen. Man musste sich mit den anderen befreunden oder zumindest Bekanntschaften schließen und auch die Zeit mit diesen unbekannten Personen verbringen. Für eine brandneue Angestellte, die nur die Fracht begleiten musste, um sicherzustellen, dass es die richtige war, wirkte sie Momente zuvor wirklich wie eine alte Tante, die auf jeder Kleinigkeit herumritt.
Nun, da sie sich entschuldigt hatte und ihm den Grund für ihr Verhalten erzählte, war er endlich zufrieden und konnte, nachdem er ihr sein Versprechen gegeben hatte, weggehen. Worum es bei dem Versprechen ging? Um das Übliche, er versprach, dass er und seine beiden Kolleginnen die Fracht bewachen und beschützen würden und bla bla und dass sie nicht so gestresst sein sollte, solange er und die beiden anderen ihren Job machten. Indem er sich von ihr entfernte, betrachtete er das Deck, welches ordentlich und sauber aussah. Die Matrosen hier hatten wohl keine Scheu auf offener See weiterzuarbeiten, da sie Kisten trugen sowie das Deck schrubbten ohne eine Pause einzulegen. Nicht schlecht, aber Rei interessierte sich nicht für die Matrosen, sondern hielt Ausschau nach den beiden. Sie waren weg! Eventuell hatten sie keine Lust mehr und sind vom Schiff gesprungen, um wieder zurück ans Land zu schwimmen. Na ja, eher unwahrscheinlich, dass so etwas auch geschah. Er fragte hier und da, aber keiner konnte ihm richtig antworten. Der eine sagte, dass er sie dort gesehen habe, der andere sagte, dass sie vor kurzem hier waren und noch jemand anderes sagte, dass er sie nicht gesehen habe. Es gab sogar einen Spezi, der erstaunt darüber war, dass Frauen an Bord gekommen waren. Das beste, was der orangehaarige, junge Mann nun tun konnte, war den Kapitän zu fragen. Als erstes die beiden Damen und nun der Kapitän. Wenn ich mal jemanden brauche, dann ist er oder sie nicht da … passt ja super!, beklagte er sich und hielt seine Augen offen nach dem Kap'tän. Kurze Zeit später hatte er ihn bei einer Gruppe von Matrosen gefunden, denen er sagte, dass sie nun Pause machen konnten. Rei schritt an ihn heran und fragte ihn direkt und zügig: “Wo sind denn eigentlich meine Kolleginnen? Das blauhaarige Mädchen und die große Frau?“ Er glaubte, dass sie sich unter Deck befanden und sich ihre Kabinen anschauten. Nun, für Rei war das Information genug, denn nun lehnte er sich am Rand des Schiffes an und genoss die schöne und entspannte Fahrt auf dem Meer. Sinikka und Kohana würden irgendwann schon wieder ans Deck kommen und wenn das geschah, würde er ihnen über ihre Aufgabe aufklären. Wenn die nur wüssten, dass- … Na ja, ist glaube ich nicht so wichtig., dachte er fröhlich und genoss den angenehmen Sonnenschein. Was die beiden jetzt machten, war ihm nicht mehr so wichtig.

OOC: Ja … tut mir wahnsinnig leid, ich war einfach zu sehr mit der Schule beschäftigt, da es noch Komplikationen zwischen mir und Lehrern gab und dies und jenes zu tun war und so weiter. Kurz und gut, ich bin wieder da und die Quest kann wie gewohnt weitergehen.

Kohana zeigte sich richtig begeistert mit wilden Gesten und ungeduldigen Blicken. Woa, da war jemand wirklich begeistert. Das passte doch wunderbar! Vielleicht war das blauhaarige Mädchen ja eine heimliche Meeresprinzessin. Also das schöne blaue Haar und die Augen würden aufjedenfall gut dazu passen. Schönes Eis. Kurz wunderte sich Sinikka, wieso sie gerade an Eis denken musste und schmunzelte über die lustige Aussage von Kohana. Ob die Blauhaarige wohl auch Eis mochte? Sinikka folgte ihr und ging geduckt mit ihr unter Deck. So klein hatte sie das aber nicht in Erinnerung, aber sie war es gewohnt, dass sie sich immer ducken musste in Schiffen. Oder bei Türen. Unweigerlich fielen natürlich die vielen Glühbirnen auf, die man der großen Regelrecht vor das Gesicht hielt. Sinikka mochte die Teile absolut nicht! Aber sie gaben Licht und waren spartanisch. Als sie endlich im inneren des Schiffs in einem weiteren Gang mit Türen ankamen, konnte sich das große Mädchen auch wieder normal hinstellen, da die Decke teilweise, leider wirklich nur arg vereinzelt, hoch genug war. Wo wollten sie nun hin? Die Kapitänskajüte war tabu, noch. In die "Zimmer" der anderen zu gucken sicherlich möglich, aber nicht sehr freundlich und außerdem wusste man nie was für Überraschungen einen erwarten mochten. Sinikka blickte einmal nachdenklich den Gang entlang und antwortete dem blauhaarigen Mädchen dann:" Ich würde sagen, wir gucken uns mal an, was man uns da so zugeteilt hat für Schlafplätze und ein Blick in den Laderaum, sowie den ... Gemeinschafts- oder Essens... bereich, falls es den einen gibt, wäre sicherlich auch gut." Ja, das klang gut. Oder? Kohana schien nicht so, als hätte sie besondere Wünsche, was sie unbedingt sehen wollte und mit den Vorgeschlagenen Dingen würde sie eigentlich alles Elementare sehen. Sinikka beschloss erst mit den großen Räumen anzufangen und so offenbarte sich den zwei Mädchen, dass man alle großen Räume für die Fracht benutzt hatte und ein Mannschaftsmitglied erklärte ihnen auf Nachfrage hin, dass es im Zimmer oder an Deck Essen geben würde. Dann waren nun also die zwei ihnen zugeteilten Zimmer an der Reihe. Es waren keine Hotelzimmer, aber verglich man sie mit dem Rest vom Schiff könnte man wirklich Zimmer dazu sagen. Natürlich waren sie ebenfalls spartanisch eingerichtet, aber es gab ein Bett, einen Schreibtisch und eine Möglichkeit Sachen zu verstauen. Beleuchtet waren die Kabinen auch. Trotzdem zeigte sich bei Sinikka kein einziges Anzeichen davon, dass sie den anderen Beiden die Zimmer streitig machen wollen würde. Das Mädchen hatte sich schon entschieden wohin sie sich zurückziehen würde. Nachdem sie einen Blick in die Zimmer geworfen hatten und Sinikka neugierig gefragt hatte:" Was vermutest du, wird dich das Schaukeln des Schiffes in den Schlaf schaukeln, oder wird dir eher übel bei dem Gedanken?", machten sie sich auch schon wieder auf den Weg nach oben, wo gleich zwei Sachen auf sie warteten. Zum einen wartete Rei schon auf sie und wollte ihnen die Aufgabe erklären. Zum anderen zogen da komische Wolken am Himmel auf. Dunkle Wolken. Die die man immer bei einem Unwetter sehen konnte. Oh oh. Für eine erste Schifffahrt war das nicht so toll... Aber Sinikka freute sich! Zumindest solange es kein großes, gefährliches Unwetter war. Ein bisschen Regen war immer schön, ein Sturm weniger. Bevor jedoch das Unwetter dran kam, blickte Sinikka sich nocheinmal die Stadt an. Erst dann wandte sie sich dem Unwetter zu und sagte zu Kohana:" Sieht so aus, als würde das Wetter dir gleich die harte Seefahrtstour zeigen wollen." Dann erblickte sie Rei, wie er wartete, und ging zu ihm. Sicherlich hatte er neue Informationen, nachdem er mit ihrem Auftraggeber gesprochen hatte. Warum er nun wohl so schlecht gelaunt gewesen war?