So nun hatte jeder gesagt was er konnte und alle waren damit mehr oder minder zufrieden. Sie hatten sogar zu dem S-Rang Magier noch eine Dragonslayerin dabei. Naomi, die inzwischen doch einige Dragonslayer kannte, darunter Ciel und Seraphim, die beide unter recht übersteigertem Selbstbewusstsein litten fragte sich, ob das auch für das kleine Mädchen galt, oder ob sie mehr blauäugig und unschuldig war wie Alistair? Wenn sie gewusst hätte was in ihrem kleinen Köpfchen gerade vorging, hätte sie wahrscheinlich die Einordnung ihrer Person ganz einfach gefunden, so war sie einfach nur jemand der von seiner Magie sehr überzeugt war. Es hatte leichte Züge eines gewissen Dragonslayers der ihr liebenswerterweise das Leben versüßt hatte. Also wandte sie sich zu Emaru. Der Versuch von ihr ihn etwas zu fragen, oder mit ihm ein Gespräch anzufangen wurde davon unterbrochen, dass er begann in das Lacryma zu reden. Verdammt, er war der einzige hier mit dem sie sich wirklich hätte unterhalten wollen. Doch jetzt war scheinbar gerade doch ein schlechter Zeitpunkt. Vielleicht war es auch besser, wenn sie nicht miteinander sprachen, wenn dies hier vorbei war, würden sie sich wahrscheinlich wieder eine Ewigkeit nicht sehen. Immerhin gehörten sie inzwischen zur Elite der Gilde und die traf sich meist nur, wenn es wirklich etwas was hartes zu knacken gab. Etwas was hoffentlich nicht so oft vorkam.
Demnächst müsste sie wohl über ein neues Missionsoutfit nachdenken. Als sie nur die Flügel gehabt hatte, da war das Kleid noch in Ordnung gewesen. Sie hatte sogar darüber nachgedacht es so zu flicken, dass der Rücken aufklappen konnte, wenn die Flügel von unterhalb dagegen drückten. Doch nun kam zu den Flügeln noch ein Schweif, dieser sollte natürlich auch potenziell zum Einsatz kommen, doch das war mit einem fast bodenlangen Kleid nicht besonders gut möglich. Doch heute sollte sie sich damit zufrieden stellen im Notfall einfach den Rock des Kleides zu zerreißen. Style technisch war dies natürlich irgendwie sehr cool, doch alleine von der Praxis her nur Zeitverschwendung, aber darüber hatte sie heute Morgen wenig nachgedacht. Nun es würde sie eine weitere Erinnerung kosten die sie sowieso loswerden wollte, also machte es nichts. Sollte sie vielleicht schon ein oder zwei Take Over Zauber wirken, damit es später schneller ging? Nun gut, so langsam war sie auch nicht mehr, es ging schon recht schnell und wer wusste schon, was sie als erstes tun sollten. Wenn es darum ging durch dieses Loch zu schlüpfen könnte die Magie auch ein Problem sein. Was man alles beachten musste, anstrengend.
Doch jetzt konnte sie es sich leisten! Etwas was sie eigentlich noch nie wirklich gedacht oder erlebt hatte. Doch seit ihr Haushalt nur noch aus ihr bestand war alles anders. Von dem Geld der Villa, oder zumindest ihrem Teil des Geldes hatte sie sich Locker ein viel kleineres Haus in der Innenstadt Oshibanas kaufen können. Es sah ein wenig aus wie ein verwunschenes Hexenhaus, mit Wein überzogen. So gemütlich und kuschelig, mit einem kleinem Kamin. Keine direkte Verbindung zu einer Hauptstraße, der einzige Ausgang ging zu einem Innenhof der ebenfalls ein kleiner Traum des Mädchens war und ihr wieder die Möglichkeit eines kleinen Gartens gab. Sie war eindeutig verliebt in dieses Haus.

Das ein weiter Finsternismagier in ihren Reihen war, stimmte Akay doch etwas vorsichtig. Nicht, dass jeder automatisch Böse war, der diese Magie beherrschte, genauso wie Lichtmagier nicht zwangsweise gut waren, jedoch war es mit der Magie ähnlich wie mit den Haustieren: Man ähnelt ihnen eher als es einen lieb ist. Alles in allem hatten sie jedoch eine solide Truppe und das sogar noch ein Dragonslayer in ihrer Mitte war, sollte ihren Gegner wohl beweisen, dass die Reserve alles andere als zu verachten war. Ein wenig putzig fand er die Magierin von Lamia Scale dennoch, auch wenn er ihre Stärke respektierte. Akay konnte sich nur keinen Reim daraus machen, nach welchem Schema die Drachen ihre Kinder auswählten. Konnten sie etwas riechen, dass Menschen nicht konnten? Hatten sie übersinnliche Fähigkeiten? Oder gab ihnen ihr Alter und ihre Weisheit einfach ein Gespür für würdige oder talentierte Magier. Eine interessante Fragestellung, die er gerne mit einem Fachkundigen diskutieren wollen würde. Sobald das hier vorbei war. Fragen? Der Magier überlegte. Sie waren immerhin die Feuerwehrleute dieser Operation, sollten sie da nicht auch in Kontakt bleiben können? Bis jetzt hatte wohl nur ihr Teamleiter ein Kommunikationslachyrima erhalten. Gegeben der Fall, dass sie sich aufteilen würden, irgendwo in diesem Kristallpalast aushelfen würden, und sich dann wieder sammeln sollten, könnte sich gerade das doch ohne korrekte Absprache mehr als schwierig gestalten. „Sag mal Emaru, können wir denn für uns Teamintern noch ein paar dieser Lachyrima bekommen? Ich weiß, dass wir ja gerade eine Taktik überlegen, wie wir zu viert agieren, allerdings ist nicht gewährleistet, dass wir zusammenbleiben werden, wenn es da drinnen zur Sache geht. Es gibt zwei Teams die eventuell Hilfe brauchen könnten. Und wer weiß, ob wir uns eventuell sammeln müssen, getrennt werden ect. Keiner weiß, was genau uns da drinnen erwartet. Ich würde nur gern auf alles vorbereitet sein“.

Man sagte oft, dass Kinder ihren Eltern ähnelten. Sei es im Aussehen, Verhalten oder anderen Aspekten… Über die Dragonslayer konnte man wohl kaum so etwas behaupten. Sicher übernahmen sie viele Eigenarten und vor allem die Fähigkeiten ihrer schuppigen Eltern, aber es kam wohl doch mehr auf das Blut an, als man sich vorstellen konnte. Das Einzige, was Kohana wohl von ihrem Drachenvater übernommen hatte, nein sogar noch viel stärker lebte, war die Kälte. Damit war nicht nur die niedrige Körpertemperatur der Magierin gemeint, sondern auch, dass sie sehr willkürlich und skrupellos durch ihr Leben ging. Wenn es um ihren eigenen Willen ging, war ihr alles recht. Das war schon irgendwie faszinierend… Egal wie niedlich und wunderschön die Hülle war, der Kern konnte dunkler sein, als man es sich je erträumen könnte. Aber Akays Gedanke war schon ziemlich interessant. Nach welchem Schema wählte ein Drache seine Kinder aus? Wenn man Kohana betrachtete, konnte man kaum davon ausgehen, dass Kyrona damit gerechnet hatte, dass seine Tochter mal ein solches Biest werden würde… Als er sie großzog war sie wirklich so niedlich, ehrlich, naiv und wundervoll wie sie aussah… Sicher hatte der Drache das Mädchen gerettet, doch alles was er aufgebaut hatte, hatte er wieder eingerissen… Und würde Kohana darüber Bescheid wissen, dass ihr unfaires Schicksal nicht – wie sie glaubte – von allen Dragonslayern geteilt wurde, würde sie vor lauter Zorn sicher jeden Menschen töten, der sie auch nur falsch anguckte oder bei dem Versuch selbst sterben…
Aber es gab glücklicherweise so viele Dinge in dieser Welt, von denen Kohana nicht den kleinsten Schimmer hatte. So konnte sich die Dragonslayerin nicht einmal ansatzweise die Macht eines Godslayers vorstellen. Sie war von sich selbst genug überzeugt sich zu zutrauen sich ihm zu stellen, aber das hieß noch lang nicht, dass sie eine realistische Chance hatte. Wovon man aber ausgehen konnte, war, dass er sie noch beeindrucken würde. Umso interessanter wurde es, als Emaru sagte, dass er dieser Person schon einmal begegnet war. Es klang, als würde es sich dabei um einen Mann handeln und seine Macht schien schon einen hohen Maßstab zu setzen, da selbst der Teamleiter, dem sie ja schon ein wenig Fähigkeit zutraute, ihn für sehr stark hielt. Hätte Kohana im Moment nicht etwas, was sie an diese Welt, so wie sie jetzt gerade existiert, band, hätte sie nach diesen Worten wohl die Option abgewogen sich auf die Seite der Godslayer zu schlagen… War das nicht ein schöner Gedanke die ganze Welt gemeinsam in eine riesige Eiswüste zu verwandeln? Eine Welt, in der nur die wirklich starken und wichtigen Menschen überleben konnten… Das wäre eine gerechte Welt. Damit sie alle so leiden mussten, wie sie es getan hatte! Aber… wie bereits erwähnt, hatte Kohana etwas, was sie darauf anwies diese Welt so zu erhalten und zu schützen wie sie im Moment war. War es das, was man als Schicksal bezeichnete? So sehr sie den Gedanken immer noch als wahrhaft schön betrachtete alles unnütze Leben auf dieser Welt ein Leben lang frieren, hungern und leiden zu lassen, bis sie ihrer eigenen Unfähigkeit erlagen, war es einfach nicht der Weg, den sie gehen sollte…
Man hatte ihr ansehen können, dass sie die Worte des Weißhaarigen interessiert hatten, als es um den Godslayer ging, doch genauso sah man danach sicher, dass sie ein wenig in Gedanken abdriftete. Erstaunlich war auch, dass sie es Emaru nicht übel nahm, dass er sie nicht so fähig einschätzte, wie sie sich selbst empfand. Man konnte ja die Großartigkeit anderer Menschen nicht riechen, nicht wahr? Dass sie so ein großes Geheimnis aus ihrer Magie machte, hing damit zusammen, dass sie dieses Erscheinungsbild hatte und so rüberkam, wie sie eben wollte. Kohana war niedlich und wurde daher oft unterschätzt… Es war ein Segen, wenn man sich wirklich mit jemandem anlegen wollte. Mal ganz davon abgesehen, ging niemanden ihre noble Herkunft etwas an… Das dumme Fußvolk sowieo schon gar nicht. Das war ihre große Nummer und die wollte sie selbst den Personen präsentieren, die es verdient hatten! Als sie wieder zum Zeitpunkt des Geschehens zurückkehrte, war der junge Magier gerade dabei noch einmal die Fronten zu klären. Kohana war sich ziemlich sicher, dass sie das schon hinbekommen würden. Aus ihren Erfahrungen hatte sie gelernt, dass man nicht von jedem, der ein großes Theater machte, gleich etwas Großes erwarten konnte. Dementsprechend war da wohl kaum etwas dabei… Wer wusste schon, ob sie tatsächlich einem ernsthaften Gegner gegenüberstanden… Selbst wenn sie die kristallenen Hallen betreten mussten, war dies keine Voraussetzung. Dass der Magier zwei Magien beherrschte, sprach dafür, dass sie ihn für einigermaßen fähig gehalten hatte… Auch er schien eine gewisse Waffenbegabung zu haben… Bisher war Kohana wirklich optimistisch was diese Sache hier anging. Interessant war wiederum, dass alle anderen Gruppen das Kristallschloss betreten hatten… Nun wurde Kohana ein wenig neidisch. Sie standen hier und mussten warten! Dass man sie in eine solche Position setzte… Lächerlich. Aber vermutlich notwendig. Vielleicht hob man sich einfach das Beste bis zum Schluss auf, nicht? Der Rest war bisher wenig spektakulär… Akay fragte danach, ob im Team nicht mehrere Lachrymas sein sollten, was wohl eine gute Frage war. Trennen konnte sich eine Gruppe immer, ganz egal ob absichtlich oder nicht… Sich dann wiederzufinden war ohne Anhaltspunkt schwierig. Aber das brauchte sie nicht… Unauffällig rückte sie ein Stück näher an den Teamleiter heran und schnupperte an ihm… Das würde sie mit den anderen Beiden früher oder später auch machen. So konnte sie die Drei sicher wiederfinden, wenn da drin nicht ein stärkerer, unangenehmerer Geruch verbreitetet war… So wie ein verwesendes Tier oder ein Kuhhaufen… Aber wie wahrscheinlich war das schon? Der Teamleiter roch jedenfalls nicht so… Aber nach was schnupperte der Dargin eigentlich? Es kam Kohana bekannt vor… Was war es nur?

Ah, Akay stellte da eine sehr vernünftige Frage. Es wäre wirklich unheimlich nützlich, sich im Schloss untereinander unterhalten zu können, sollten sie sich trennen müssen. Gut, dass er so mitdachte... bloß schade, dass es nicht viel brachte. „Du hast völlig Recht, Akay. Deswegen hatte ich auch vor einer Weile angefragt, ob es möglich wäre... Eine Weile, bevor wir uns vorgestellt wurden.“ Das Lächeln des Dargin war ein wenig bitter, da ihm die Antwort der Runenritter nicht wirklich gefiel – nicht ansatzweise. Sie machte alles nur unnötig kompliziert. Trotzdem musste er sich damit wohl oder übel zufrieden geben, und er musste die Verantwortung seinem Team gegenüber tragen. Zu einem gewissen Grad. „Die Kommunikationslachryma können nur mit einer bestimmten Kommunikationsstation Verbindung aufnehmen, das bedeutet, wir könnten nicht direkt miteinander sprechen, was die Effizienz der Kristalle einschränken würde. Natürlich habe ich mich danach erkundigt, ob wir über die Kommunikationseinheit der Runenritter Nachrichten übermitteln lassen könnten...“ Er zuckte mit den Schultern, als sei es nicht so wichtig, aber man merkte wohl, dass er nicht ganz zufrieden mit dem Ergebnis war. Er ließ es subtil zum Vorschein kommen... schließlich gab es Dinge, die hielt man nicht einfach so zurück. „Es heißt allerdings, dass diese Einheit die beschäftigste Gruppe hier ist. Sie können sich nicht damit befassen, Brieftaube zu spielen... ja, ich glaube, das war ihre Wortwahl.“

Besagtes Kommunikationsteam war gerade tatsächlich sehr in ihre Aufgaben vertieft... insbesondere Soldat A und Soldat B sahen sich gerade ein leuchtendes Lachryma an, auf dem immer mehr kleine Punkte aufblitzten, und wussten nicht so recht Rat, wie sie nun darauf reagieren sollten. „W-was sollen wir machen? Es tauchen imer mehr auf...“, murmelte A vor sich hin, drehte dann den Kopf und blickte auf zu Soldat B, der auf seine Stullehne gestützt neben ihm stand. „Und wir haben noch keine Antwort bekommen. Wir müssen den Nordtrupp darüber informieren!“ „Sie informieren? Wie stellst du dir das vor?“ Leicht kopfschüttelnd blickte der Dienstältere Soldat B hinab auf das kleine Gerät, während noch ein paar weitere Punkte zu leuchten begannen. Sie mussten sich schnell entscheiden... „Dir ist klar, dass das Magier sind, richtig? Wenn wir denen sagen, dass sie einen Sensor mitschleppen, ohne es zu wissen, werden die sicher sauer, und zumindest mit diesem Rotschopf will ich mich nicht anlegen.“ A zitterte leicht bei der Erwähnung dieses Hünen. Der Kerl war ein Monster, keine Frage. Konnte vermutlich eine ganze Einheit Runenritter erledigen... Und auch, wenn die Runenritter die Elite Fiores waren, stellten gerade die etwas weniger Kampforientierten Einheiten, wie die Kommunikationseinheiten, nicht unbedingt die stärksten Männer des Kontinents dar. So einen muskelbepackten Riesen von einem Magier zu verärgern vermied man dann lieber... „Aber was sollen wir dann machen? Wir können die doch nicht einfach ihrem Schicksal überlassen! Wer weiß, wie stark die Gegner sind, die da angezeigt werden?“ Da hatte A allerdings Recht. Der Sensor, der sich an einem der Antimagiestäbe befand, diente dazu, Lebenszeichen zu messen, und seinen Angaben nach waren die Magier deutlich in der Unterzahl. Wenn das alles Godslayer waren, oder zumindest halbwegs akzeptable Magier, dann würde das Team vermutlich untergehen, und das konnte man nicht zulassen. Es gab nur eine Antwort... „Der Osttrupp. Schick eine Nachricht an den Osttrupp raus. Die Feinde fokussieren sich offensichtlich um den Nordtrupp herum, das bedeutet, sie zielen darauf ab, die Leute vom Vordereingang abzupassen und zu überwältigen. Sie werden nicht damit rechnen, dass jemand von der Ostseite attackiert!“ A zögerte. Das machte Sinn, aber ihre Anweisungen waren klar. „Aber... wir sollen den Osttrupp nur im Notfall kontaktieren! Sie müssen verfügbar sein, wenn etwas passiert...“ „Nur im Notfall?“ B's kräftiger Finger ging nieder auf den armen, unschuldigen Lachryma-Bildschirm, auf dem noch immer weitere Punkte zu erscheinen begannen. „Das hier ist ein Notfall!“

„... mhm... ich verstehe... Jawohl, sofort.“ Emaru ließ das Lachryma sinken und in seine Hosentasche gleiten, dann lächelte er leicht in Richtung seiner kleinen Truppe. „Es wird Zeit. Eine große Anzahl an Feinden unbekannter Stärke scheint den Nordtrupp in eine Falle gelockt zu haben.“ Sein Lächeln verbreiterte sich kurz, ohne, dass er es merkte, zog sich dann aber wieder zurück. Er hatte es nicht ganz zurückhalten können, aber war das ein Wunder? Er wartete schon eine ganze Weile darauf, diese Worte sagen zu können: „Wir rücken aus!“
Er schritt hinüber zu den Stufen, die er extra dafür geschaffen hatte, und während er auf die erste stieg, begann er, die Situation zu erklären: „Wie es aussieht, wurde der Nordtrupp von einer hohen Menge an Feinden unbekannter Stärke in eine Falle gelockt und nun sollen wir dafür sorgen, dass sie das überstehen und ihre Ladung nicht verloren geht. Es kann sein, dass wir gegen eine hohe Zahl an Godslayern antreten werden, also seid auf alles gefasst und unterbrecht nicht einen Moment eure Konzentration!“ Dann stand er oben, direkt vor dem Fenster, in dem die Barriere unschuldig schimmerte. Sie wirkte so ungefährlich und lieb, als hätte sie sich verlaufen und wäre von einer hübschen Welt voller Zuckerwatte und Regenbogen in dieses Kampfgebiet gefallen. Sie könnte ihm fast leidtun, wenn er nicht wüsste, dass sie ihm gleich große Schmerzen zufügen würde. „War ja klar, dass die ohne mich nicht auskommen...“, war das Letzte, was er murmelte, ehe er die Barriere durchschritt...

Einen Moment lang war gar nichts. Es schien nichts um ihn herum zu geben, die Zeit schien stehen zu blieben. Der Dargin spürte rein gar nichts. Gleich darauf entzündete sich seine Haut. Alles um ihn herum brannte... er brannte. Seine Haut ging in Flammen auf, und das Verrückte daran war, dass er es wirklich spürte! Also... richtig spürte. Nicht wie sonst. Wenn er sich verbrannte, tat das normalerweise nicht so weh – er hatte eine zähe Haut und hielt einiges aus, spürte normalerweise nur einen kleinen Teil davon. Das war eher, als würde es nicht diese zähe Haut attackieren, sondern sein verletztliches Inneres... als käme der Schmerz von innen, und nicht von außen. Diese ungewöhnten Gefühle des Schmerzes zwangen den Dargin dazu, seine Zähne zusammen zu beißen, und im nächsten Moment kippte er schon vornüber. Für einen Augenblick, einen ganz kurzen nur, wurde ihm schwarz vor Augen, dann befand er sich in der Schwebe, und gleich darauf schlug er auf dem kristallenen Schlossboden auf. Wie fies... wenn man durch die Barriere trat, hatte man den Fenstersims schon hinter sich gelassen und fiel ungeschützt zu Boden. Das Erste, was Emaru tat, als er die Kontrolle über seinen Körper spürte, war, ein Auge zu öffnen und schnell über den Raum zu blicken – gut, niemand wartete hier auf sie. Schnell rappelte er sich auf und blickte zum Fenster hinauf. Die anderen Mitglieder seines Teams sahen aus, als hätten sie alle nicht viel auf den Rippen... vermutlich war es am Besten, wenn er ihren Fall abfing und sie dann vorsichtig auf den Boden hinabließ. Zur Sicherheit...

Eine kleine Ewigkeit hatten sie gewartet, gehofft, dass es bald einen Einsatz gab, man könnte fast sagen, dass sie alle hofften, dass den anderen etwas passierte, damit sie endlich eingreifen durften. Doch es sollte noch eine Weile vergehen bis Emaru endlich eine Nachricht erhielt. Von dem was er sagte konnte man erkennen welches Team gerade Hilfe brauchte. Es war das Nordteam. Kurz überlegte sie und stellte fest, dass dies nicht Seraphims Team war und atmete erleichtert auf, dennoch war jemand den sie kannte in Gefahr und auch wenn es nicht ihr bester Freund war. Ihr Teamleiter hatte gerade das Signal zum Ausrücken gegeben, was für sie ein Anlass war das auszupacken, was in ihr schlummerte. Immerhin waren sie gut davor direkt in einen Kampf hinein zu stürzen und das besser nicht unvorbereitet. Für Naomi hieß dies sich zu verwandeln und damit ihr eher hässliches inneres nach außen zu tragen. ~Master of Hell: Satan Soul~ Flügel zerrissen den Rücken ihres Kleides, ihre Haut wandelte sich in einen blauen Farbton und ihr wuchs ein kräftiger Schwanz dessen Schuppen ihrem Kleid einen Luftschnitt gaben. Dieses Kleidungsstück war definitiv ruiniert und wahrscheinlich war dies auch besser so. Manchmal musste man Erinnerungen an die Vergangenheit einfach schnellstmöglich abstreifen und darüber hinauswachsen. Zum Abschluss des ganzen sprossen dem Mädchen nun noch ein paar elfenbeinfarbene Hörner aus dem Kopf.
Während sie Emaru beobachtete, der über seine Stufen durch das Fenster einstieg erhob sie sich ein wenig in die Luft. Sie musste ebenfalls dort hindurch, doch wenn man es gut genug timte sollte auch sie noch hindurch passen. Als also Emaru durch das Fenster verschwunden war setzte sie zu einem kleinen Sturzflug an, kurz vor dem durchfliegen des Fensters klappte sie die Flügel ein, mit der Intention sie drinnen sofort wieder zu öffnen, um sich zu bremsen und nicht zu fallen. Doch so einfach war es scheinbar nicht, dieses Fenster zu passieren. Brennender Schmerz breitete sich auf ihr aus, das war wahrscheinlich die Gemeinheit hinter einem so offensichtlichen Einstieg. Die kurze Zeit, die sie eigentlich brauchte, um dieses Fenster zu durchqueren wurde zu einer quälenden Ewigkeit, fast als versuchte sie durch einen Wackelpudding aus säure zu gelangen. Ein wenig hatte sie zwar das Gefühl, dass ihre Dämonenhaut sie schützte, aber es brannte dennoch wie Feuer. Als sie dann endlich auf der anderen Seite herauskam hing sie wie geplant in der Luft, ihre Flügel krampfhaft flatternd, um die noch vom Schock beunruhigte Magierin nicht abstürzen zu lassen, während sie sanft auf den Boden nieder ging, wo Emaru schon wartete, scheinbar bereit diejenigen aufzufangen, die ebenfalls herein gestolpert kamen.
Noch etwas außer Atmen war sie gerade nicht daran interessiert etwas zu sagen, sondern sah sich einfach nur um. Der Raum, in den sie gerade eingestiegen sind, war anders als alles was sie zuvor gesehen hatte. Ein grünes Leuchten erfüllte ihn, was wohl von den Smaragden kam, aus welchen ein Großteil der der Möbel gefertigt waren. Hier und dort hatte es auch ein paar Saphiere, die ihr leicht blaues Licht allerdings in der Fülle an Grün verloren. Prunk war Naomi eigentlich gewohnt, aber das hier war einfach nur lachhaft. Aber was hätte man auch anderes erwarten können von einem Kristallschloss. Natürlich musste hier alles aus kaltem Stein sein, der böswillig schimmerte. Neben den viel zu leuchtenden und wahrscheinlich drastisch unbequemen Möbeln gab es auch noch Türen, die aus ihrem momentanen Standort hinaus führten, wobei Naomi sich sicher war, dass diese auch einfach in eine Sachgasse führen konnten und sie hier einfach einen toten Raum gefunden hatten, aus dem sie nicht wieder herauskommen sollten. Doch nun hieß es erst mal auf die anderen zu warten, die hoffentlich bald eintrafen.

Emarus Antwort überraschte Akay so sehr wie Tag und Nacht, Ebbe und Flut. Natürlich hatte er innerlich gehofft, dass es wenigstens bei einer solchen Operation mehr Mittel zur Verfügung gestellt würden, aber in Anbracht seiner vergangenen Erfahrung, war die Frage vielleicht doch eher rhetorischer Natur gewesen. Zu seiner Freude war der Leiter der Gruppe damit aber ebenfalls nicht wirklich zufrieden, auch wenn er seinen Unmut amüsant maskierte. Nun hatte ihre Gruppe wirklich nichts mehr zu tun. Aufgrund der angespannten Lage schien des weiteren niemand besonders gesprächig und obwohl Akay gerne mehr über die anderen erfahrene hätte, hielt es sich diskret zurück. Das war jedoch kein Grund die Zeit ungenutzt verstreichen zu lassen. Nachdem er ein paar aufwärmende Übungen gemacht hatte, zückte er seine recht neue Waffe. Sie lag etwas leichter in der Hand als sein damaliger Stab, was ihn noch manchmal dazu brachte, mehr Kraft einzusetzen als nötig. Daher empfand er es als keine schlechte Idee, ein paar Grundlegende Bewegungen zu wiederholen. Nichts, was ihn zu sehr beanspruchen würde, dafür genug um ihn in die richtige Mentalität zu versetzten. So überbrückte Akay die Zeit bis ihr Leiter die Botschaft erreichte. Das Nordteam war in Bredouille und es galt nun schnellstmöglich dorthin zu gelangen. Das war zumindest der Plan. Wie schnell und gut sie voran kommen würden hing immerhin noch komplett vom unbekannten Terrain und ihrem vorankommen im inneren ab. Nachdem er seinen Stab wieder sicher geschultert hatte, machte Emaru den Anfang und da, wie bereits erwähnt, keiner genau wusste oder wissen konnte, was die andere Seite an Gefahren barg, gingen dieser und Naomi als erste durch. Wobei letztere definitiv er flog als ging. Der Magier hatte diese Art von Take Over noch nicht in Aktion gesehen, der körperlichen Veränderung nach zu urteilen schien sie in diesem Gebiet mehr als bewandert. Nichtsdestotrotz war es ein gruseliger Anblick, diese Verwandlung mit anzusehen. Außerdem trauerte er ein wenig um die schicken Klamotten. Ob man für diese Art von Magie ein wenig Geld in der Hinterhand haben musste? Schnell waren die beiden verschwunden und so erklomm Akay die Kristallstufen. Die Barriere war immer noch aktiv, was ihn nicht verwunderte, jedoch ein Dorn im Auge war. Jedes bisschen Kraft das sie an solchen Stellen verloren, fehlte ihnen unter Umständen hintenherum. Nach einem tiefen Atemzug durchschritt auch er die Barriere. Wie bei so vielen Leuten zuvor, spürte er erst nichts, ehe er furchtbarer Schmerz seinen Körper durchfuhr. Es war das gleiche Gefühl, wie der Illusionszauber, der vor nicht all zu langer Zeit gegen ihn gewirkt wurde, nur dass das zeitliche Fenster auf einige Sekunden heruntergeschrumpft wurde, was den Reiz natürlich intensivierte. Kein Wunder also, dass Akay mehr als unsanft nach vorne überkippte, sein Arm sich jedoch reflexartig nach etwas zum Halten ausstreckte und so eine Hand seiner Teamleiters erwischte, die ihm den nötigen Halt bot. Der Stellarmagier schüttelte sich, die Schweißperlen, die sich in diesen wenigen Sekunden gebildet hatten, liefen nun vereinzelt runter und auch seine Kreislauf musste sich erst mal normalisieren. Mehr als ein dankendes Nicken brachte er nicht hervor, ehe er einen Schritt zur Seite „ging“ um für die letzte der Gruppe Platz zu machen. Wirklich Zeit und Kraft den Raum zu studieren hatte er nicht.

Warten war nicht eine von Kohanas Stärken. Die Eisprinzessin war nur selten geduldig, weshalb sie sich nur ungern mit dem Gedanken abgefunden hatte, dass sie hier warten mussten, bis sie jemand zu sich rief um den anderen zu helfen. Allerdings bat sie innerlich eine höhere Macht darum, dass sie wichtig und unverzichtbar für die anderen wurden. Nicht, dass sie jemandem etwas Schlechtes wünschte, aber wenn es darum ging ihre eigenen Interessen durchzusetzen, wurden die der anderen schnell mal hinten angestellt. Umso energischer wurde das Lächeln auf den Lippen der Magierin, als verkündet wurde, dass sie ausrücken mussten. Eine große Anzahl von Feinden stellte sich einer anderen Gruppe entgegen. Dass man dazu einige superstarke Magier brauchte, stand wohl außer Frage, nicht? Noch dazu schien es sich dabei um eine Falle zu handeln. Aufmerksam zuhörend folgte Kohana ihrem Anführer, der die Stufen hinaufging und fragte sich gespannt was genau sich hinter diesen Mauern abspielte. Kohana war sich sicher, dass das alles total spannend und interessant werden würde. Als sie vor der schimmernden Barriere standen, bekam sie sogar etwas Gänsehaut vor lauter Aufregung. Dahinter ließ sich nicht wirklich viel erkennen und doch hatte sie das Gefühl, dass sich dort viel verbarg… Sie war so gespannt, vorfreudig… Unbedingt wollte sie da durch! Was Emaru murmelte, hörte sie gar nicht, weil sie damit beschäftigt war sich ungefähr dasselbe zu denken. Vermutlich klang es in ihrem Kopf noch viel eitler als aus ihrem Mund, immerhin hielt sie sich nach wie vor für den Mittelpunkt der Welt…
Der Anführer der Truppe ging allen voran durch die Barriere. Er gab dabei keinen Ton von sich und man konnte schnell nicht mehr verfolgen was dort passierte. Kurz darauf folgte ihm schon das Mädchen, deren Name Kohana schon wieder vergessen hatte. Das, in was sie sich soeben verwandelt hatte, sah nicht sonderlich schön aus… Trotz allem war es eindrucksvoll. Vor allem die Fähigkeit fliegen zu können, war sicher nicht schlecht. Kohana wusste nicht so recht was sie davon halten sollte, dass sie jetzt schon einen so aufwendig aussehenden Zauber nutzte… Sie hatten keinen Schimmer wo genau sie hinter dieser Barriere ankamen. Sicher war es nicht schlecht vorbereitet zu sein… Hoffentlich verballerte sie damit nicht ihre ganze Energie bevor es überhaupt losging. Allerdings konnte Kohana nicht wirklich einschätzen, ob dieser Zauber tatsächlich so aufwendig war, wie er aussah… Für sich selbst beschloss die Dragonslayerin diesem Beispiel zunächst nicht zu folgen. Sie konnte sich auch noch an Ort und Stelle vorbereiten… Der verwandelten Blondine folgte jedenfalls der S-Rang Magier und zu guter Letzt blieb Kohana übrig, die das Ganze kaum mehr erwarten konnte. Vor Aufregung zitternd atmete sie einmal tief durch, bevor sie den ersten Schritt in und somit fast auch schon durch die Barriere setzte…
Es dauerte nicht einmal eine ganze Sekunde bis sie bereute sich nicht irgendwie besser darauf vorbereitet zu haben. Diese Barriere hatte so absolut nicht bedeutsam gewirkt. Sicher war es ein großer emotionaler Schritt sich in das Kampfgebiet zu begeben, doch diese Barriere hatte weitaus mehr zu bieten als dies. Es waren nur so wenige Sekunden, doch sie fühlten sich an wie die Hölle. Ein unglaublich widerwertiger und nahezu unvergleichlicher Schmerz, den die Magierin auf jedem noch so kleinen Stück Haut spürte… Die Haut war ja zu ihrem Leidwesen das größte Organ eines jeden Menschens also gab es wohl wirklich kaum einen Vergleich für dieses Gefühl. Nicht einmal die schreckliche Prozedur, in der die Eisdragonslayerin an die eiskalten Temperaturen der Bergspitze in Nordfiore gewöhnt wurde, konnte mit diesem Brennen mithalten. Dass sie fiel, merkte sie daher gar nicht wirklich und es war mehr eine zufällige Reaktion sich am nächstbesten Gegenstand festzuhalten, um nicht auf dem Boden aufzuschlagen. Glücklicherweise war dies ihr Gruppenführer gewesen, der sie davon abhielt nicht noch weiter zu fallen. Als sie sich aufgerappelt hatte, musste sie erst einmal einige Male durchatmen und sich an der nächstbesten Wand abstützen, um nicht Opfer ihrer wackeligen Knie zu werden. „Was für ein abartiger Sadist lässt sich denn sowas einfallen?“, sagte sie mit einem zynischen Lächeln auf den Lippen und beruhigte sich einen Moment, bevor sie sich bei Emaru für seine geistesgegenwärtige Hilfe bedankte. Selbst der S-Rang Magier schien daran zu knabbern zu haben… Da ging es ihr nicht ganz so schlecht damit, dass sie so anfällig dafür gewesen war.

Emaru war schon ein wenig beeindruckt, als Naomi hereingeflogen kam und es trotz den Schmerzen, die die böse Barriere ihr zufügte, schaffte, eine sanfte Landung herbeizuführen. „Du hast ein paar interessante Sachen gelernt, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, nicht... Nanao?“, fragte er sie lächelnd, jetzt, wo sie für ein paar Momente allein waren. Sein Lächeln verbreiterte sich noch etwas. „Ich bin wirklich froh, dass es dir gut geht. Ich war richtig besorgt, als du plötzlich weggezogen bist und ich dich nicht mehr gesehen habe.“
Bald darauf kam dann auch Akay, der seinen Weg hinein nicht ganz so elegant hinlegte, aber genau deswegen stand Emaru ja hier, um zu verhindern, dass er auf dem Boden aufschlug. Selbiges tat er auch noch einmal für Kohana, die es immerhin besser wegzustecken schien als der schwarzhaarige S-Rang Magier, der doch sehr benommen schien nach dieser kleinen Erfahrung. Nun, wer konnte es ihm verübeln? Emaru hatte auch erst ein einziges Mal vergleichbares erlebt, und das hatte ihn schon relativ hart getroffen. Diese Barriere schien ähnlich zu funktionieren wie ein paar bestimmte Zauber... anstatt den Körper direkt anzugreifen, setzte sie trotz einer physischen Komponente doch eher darauf, dem Verstand glauben zu machen, man hätte Schmerzen, vergleichbar mit einer Illusion. Wenn man fest daran glaubte, spürte man es auch. Es sprach für jeden hier, dass sie sich so flink erholen konnten, das bedeutete, dass sie magische Begabung hatten. Das Wichtigste für die Kontrolle der eigenen Magie, wie auch für das Überstehen von Illusionen, war die eigene Willenskraft. Entsprechend konnte er sich denken, wieso diese Gruppe so zusammengestellt worden war: Sie waren nicht zwingend die stärksten Kämpfer hier, aber sie waren vermutlich diejenigen, die sich am tiefsten in die Magie vertieften. Die Gruppe, die am wenigsten durch die Barriere geschwächt werden würde, damit sie voll einsatzfähig waren – vermutlich gingen sie deswegen auch nicht durch den Haupteingang, sondern durch eine schwächere Stelle der Barriere. Damit sie so wenig Schaden wie möglich davonzogen und so schnell wie möglich agieren konnten. Nicht schlecht, das musste man zugeben.

„In Ordnung... jetzt, wo wir alle hier und einsatzfähig sind, wird es Zeit, uns auf den Weg zu machen. Ich frage mal nach dem ungefähren Standpunkt des Nordtrupps. Es sieht hier bisher ungefährlich aus, aber passt dennoch auf.“ Natürlich würde er das den drei vermutlich nicht sagen müssen, aber er ging lieber auf Nummer sicher. Sein Ziel war, diesmal jeden Menschen, der mit ihm kämpfte, lebend hier heraus zu bekommen, und das schloss sein Team mit ein. Er wollte nicht riskieren, dass auch nur einer von ihnen zurückgelassen werden musste oder ihm schlichtweg vor der Nase wegstarb, ohne dass er etwas dagegen tun könnte...
Die Struktur dieses Raumes war wirklich faszinierend. Die Kristalle, offenbar Smaragde, wenn man nach der Farbe urteilte, schienen zu leuchten... vermutlich waren sie gerade so durchsichtig, dass das Licht das Zimmer in ein beruhigendes Grün tauchen konnte, ohne dass man von innen nach außen oder von außen nach innen sehen konnte. Und zu den schön glatten Wänden passte auch die sorgsam geformte Inneneinrichtung, deren Detailtreue wirklich beeindruckend war. Da war es wohl kein Wunder, dass niemand sich an der – natürlich nicht funktionalen – Glühbirne störte, die in einem sanften Blauton weit über ihren Köpfen an der Decke hing, verbunden durch nichts als einen dünnen Faden aus Kristall. Es war schon ein Wunder, dass der überhaupt das Gewicht des kleinen Konstrukts tragen konnte, da war es weit verständlicher, dass er schon nach den ersten Schritten, die der Dargin in den Raum machte, nachdem er sein Lachryma hervorgezogen hatte und die Verbindung herzustellen versuchte, brach und die Birne ungebremst zu Boden stürzte. Gerade so bemerkte Emaru eine kleine Bewegung in der Luft über ihm und wich ein Stück zurück, ehe die kleine Birne direkt vor ihm auf dem Boden in tausend kleine Teile zerschellte. Für einen Moment fragte er sich, ob alle Fallen, die er zu erwarten hatte, solche kleinen Tricks sein würden, aber scheinbar war das nur ein Auslöser – im nächsten Moment bildeten sich an den beiden Wänden, die an die mit dem Fenster grenzten, kristallene Stacheln aus und sie begannen, sich auf die Magier zuzubewegen. Nur langsam, wie ihm auffiel... als wäre das hier mehr ein Test, ein kleines Spiel, anstelle eines echten Angriffes. Doch während er darüber nachdachte, hörte er eine Stimme aus dem Lachryma dringen. „Ah, ja. Hier ist Emaru Dargin, Leiter des Osttrupps. Wir sind bereits eingedrungen und bisher gibt es keine Probleme.“ All das sagte er ruhig, gelassen und ehrlich, denn wenn das hier seine Gruppe überfordern würde, wäre das schon etwas lächerlich. Er wusste bereits, wie er selbst dagegen vorgehen sollte, sollte der Rest es nicht ohne seine Hilfe schaffen, aber als Problem ankündigen musste er es sicher nicht. Zeitgleich schritt er weiter durch den Raum, auf die andere Seite, und legte die Hand auf eine Türklinke, versuchte, sie herunterzudrücken. Es funktionierte nicht, sie gab kein Stück nach. Er lächelte. „Entschuldigen sie mich kurz“, meinte er ins Lachryma und setzte es kurz ab, um sich an seine Gruppe zu wenden. „Die Türen sind nur Attrappen. Kümmert euch um die Falle.“ Dann setzte er seine Kommunikation fort. „Nun, wir befinden uns noch etwa beim Einstiegspunkt. In welche Richtung sollen wir also gehen, um zum Nordtrupp zu stoßen?“
Natürlich behielt er seine Schützlinge, ebenso wie die Wände beim Sprechen im Auge. Die Stacheln wirkten eher schwächlich, die ließen sich sicher leicht kaputt bekommen. Die Wände selbst sahen da schon wesentlich stabiler aus. Wenn die sie zerdrücken sollten, war es vermutlich aus mit ihnen. Soweit würde es selbstverständlich nicht kommen, aber es war doch ein interessanter kleiner Test...

Für einen kurzen Moment, den sie gemeinsam in diesem Raum waren. Alleine ohne die anderen Leute, die sie noch bei sich hatten, da war er wieder Emaru, der junge Mann, den sie damals kennengelernt hatte und er erinnerte sich sogar. Überrascht blinzelte sie ihn an und lächelte zufrieden: "Ja, das habe ich Maru-chan, du hast doch immer gesagt lernen wäre etwas Gutes." Dann allerdings schwenkte er auf ihr Verschwinden und sie nickte: "Es tut mir leid, aber mein Vater kam in Krankenhaus und mein Onkel hatte begonnen sich um mich zu kümmern, doch er hatte weitaus anderen Vorstellungen, beide sind inzwischen allerdings von dieser Erde entschwunden, so bin ich nunmehr für mich selbst verantwortlich." Gerne hätte sie noch weiter mit ihm gesprochen, mehr mit ihm geredet, doch bevor sie noch etwas fragen oder sagen konnte kam schon Akay herein gepurzelt. Manchmal hatten andere echt ein mieses Timing. Nun gut, es war auch nicht seine Schuld, er konnte nicht wissen, dass sie hier gerade die Vergangenheit aufwärmten. Kohana ließ auch nicht lange auf sich warten und damit war die Gruppe wieder komplett, was für ein Glück. Bisher war noch keiner verloren gegangen und das schien mehr oder weniger doch ein Glücksfall für sie zu sein, immerhin hatte bei der letzten Aktion gleich einer beim Anfang kehrt gemacht.
Doch Naomi war sich recht sicher gewesen, dass die Mumie, die sie begleitet hätte definitiv mehr Last als Nutzen gewesen wäre. Doch diese Gruppe hatte eigentlich keinen Magier dabei, den sie entbehren konnten und der auf irgendeine Weise vielleicht keinen Nutzen gehabt hätte, von daher wär es mehr als nachteilig, wenn sich doch einer aus dem Staub gemacht hätte. Emaru hatte bereits ein paar Schritte weiter in den Raum gewagt und bekam dafür prompt die Quittung. Ihm viel eine Kristallglühbirne entgegen und er wich ihr aus. Es war nun wirklich kein großes Drama, aber dennoch, wenn hier noch mehr Dinge von der Decke kamen mussten sie vorsichtig sein. Doch schon bald sollte sie merken, dass die Decken nicht ihr Problem waren, sondern die Wände, denn diese kamen auf sie zu. Naomis Augen weiteten sich vor Angst. Wie oft hatte sie in ihrem Zimmer oder in ihrem kleinen Keller gehockt und panisch gedacht die Wände würden näher kommen, nun näherten sie sich wirklich und ihr Kopf war blank. Was sollte sie dagegen tun, wie sollte sie es aufhalten, es würde immer weiter gehen und sie zerquetschen, bis aus ihr eine wunderbare gruselig süße Briefmarke wurde. Es schien ihr die Luft abzudrücken, diese Enge.
Jetzt blieb nur noch eines, das inzwischen vielleicht so stark und gruselig aussehende Mädchen griff sich den Arm ihres Gildenkollegen: "Mach das es aufhört, ich kann das nicht!" Es mochte vielleicht jetzt schrecklich albern aussehen, aber wer konnte darauf jetzt achten. Es gab inzwischen wenige Dinge, die Naomi noch fürchtete, aber so eine Situation raubte ihr einfach sämtliche Nerven und sie wollte nur noch raus, wegfliegen oder einfach diese Wände in die Luft jagen, mit sich selbst und allen anderen wahrscheinlich, aber Hauptsache weg damit.

Nachdem er den Schritt zur Seite getan hatte, merkte Akay recht schnell, dass der Zustand nur ein kurzweiliger war. Auch wenn er kein Kraftpaket war, war er dennoch unwahrscheinlich Ausdauernd, weshalb er seine Fassung schnell wieder gewann und nun den Raum betrachtete. Kohanna's Kommentar nahm er nur nebenbei war, denn er wollte sie näher kennenlernen die derzeitige Aufgabe war ihm jedoch wichtiger. Nicht anders zu erwarten bestand dieser Raum aus dem gleichen Kristall, wie der Rest des Palastes, allerdings war das Innenleben ein anderes, als man es noch von außen wahrnehmen konnte. Recht offensichtlich prangerte die Tür am andere Ende des Raumes, die neben der eigenartigen Glühbirne an der Decke, das einzige Objekt war, dass in irgendeiner besonderen Art und Weise herausstach. Bevor Akay sich jedoch darüber Gedanken machen konnte, setzte Emaru bereits ein paar Schritte in den Raum und ließ das fragile Konstrukt zu Boden stürzen. Wie sich darauf schnell zeigen sollte, war dies vielmehr das Vorspiel zur eigentlichen Falle. Kaum verteilten sich die Splitter über den Untergrund, bildete sich an den Wänden kristalline Spitzen. Aber als ob das nicht schlimm genug war, nährten sich die Wände nun einander. Ein wenig Klischeehaft, möglicherweise lag das an der Persönlichkeit ihrer Kontrahenten. Die Türen! War sein erster Gedanke. Nicht anders von seiner Gruppe zu erwarten, war ihr Teamführer bereits am vermeintlichen Ausgang angekommen, der sich allerdings als Attrappe herausstellte. War ja klar. Ok denk nach Akay. Es gab nun zwei Möglichkeiten: Sie könnten versuchen, ein paar der Spitzen abzuschlagen, in der Hoffnung, das die Wände an der Stelle stoppen würden, wo sich die Spitzen in die andere Wand rammen würden. Das einzige Problem daran war, dass sie nicht wussten, ob die Wände stehen bleiben würden. Vielleicht würden die Kristalle sich auch der Situation anpassen und einfach nachwachsen oder ineinander über gehen. Zu Riskant. Außerdem würden sie die Wände nur an der Peripherie der Anlage entlang führen, der in Gefahr geratene Nordtrupp war bestimmt schon weiter vorgedrungen. Die Attrappe hingegen war zumindest von der Richtung her korrekt. Also mussten sie nur einen Weg in die entsprechende Kristallwand finden. Gut, dass er eine Idee hatte. Und gut, dass Kohanna mit von der Partie war. „Hey Kohanna, ich will einen Tunnel in die Türwand hauen und mir die Eigenschaft eines Kristalls zu nutze machen. Könntest du direkt nach meinem Angriff Eis hinterher feuern? Dann haben wir vielleicht einen Ausgang oder zumindest eine Fluchtkuhle“. Akay war sich nicht sicher ob sie so etwas konnte, aber selbst wenn es nicht der Fall war, könnte er zumindest die Nische erzeugen. Ein wenig freute ihn diese Situation. Genau auf so etwas war er vorbereitet wurden und sein neuester Schlüssel sollte ihm dabei helfen. Nur Naomi verwunderte ihn bei all dies etwas. Wenn sie bei einer solchen Situation so reagierte, wusste er nicht, ob er sich auf sie verlassen konnte. Auf der anderen Seite wusste er natürlich nicht, warum sie sich so verhielt. Soviel Toleranz musste sein. Rede und Antwort würde sie nichtsdestotrotz stehen müssen, wenn dies hier vorüber war. Der junge Magier zückte seinen Schlüssel und spürte wie das Mana in den Schlüssel überging. Schon beim ersten Beschwören war er verblüfft darüber, wie viel Kraft es verbrauchte und gleichzeitig, über wie viel sein Körper bereits verfügte, denn er merkte, dass er sein Potenzial noch nicht ausgeschöpft hatte. „Open, gate of the Chisel! Caelum!“. Nachdem die Worten gesprochen war, bildete sich der magische Kreis und nach einen kurzen Lichtblitz erschien die Grabstichel. „Caelum, diese Wand dort bitte“. Ohne eine Art der Antwort, wandelte sich der Geist in eine Kanonenform um. Akay konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Was jetzt kam, gab ihm jedes Mal eine Gänsehaut. In der Spitze Caelums sammelte sich die Magie und nachdem Emaru ein paar Schritte zur Seite gegangen war, feuerte es bei voller Stärke ab. Man konnte sehen, wie die Kristallwand aufblitze, ehe sie der Wucht nachgeben musste und sich der Strahl kreisförmig in die Wand bohrte, ehe die Energie versiegte und ein dampfendes Loch übrig blieb. Noch konnte er nicht erkennen, wie weit es sich ins innere gefräst hatte, würde Kohanna jedoch ihren Teil auch einhalten können und wollen, waren sie sicherlich fein raus.