Nein, wirklich spannend klang das nicht, allerdings wirkte Yuuki so, als interessiere die Quest ihn persönlich - und zwar richtig. Der sonst beinahe apathische Junge schien richtig lebendig, auch wenn eine Spur Melancholie zurück blieb. Und da diese in letzter Zeit nicht wirklich zu vertreiben war, hatte Aurora das Gefühl, dass sie es wenigstens versuchen sollte. Da sie nun aber keinesfalls der Typ Mädchen war, die sich nun für ihn zum Affen machen würde, musste sie eben einen anderen Weg finden - und wenn das bedeutete, diese Quest mit ihm zu machen, dann würde sie das auch tun. Immerhin war er einer ihrer besten - wenn nicht gerade der beste - Freunde und für diese tat man doch fast alles. Fast, denn wenn es sein musste, würde sie ihn wahrscheinlich auch umbringen. Zum Beipsiel, wenn ihr Vater es für nötig befinden würde. Eigentlich war das eine wirklich gruselige Vorstellung, aber es bildete die Realität nun einmal am besten ab, es nutzte ja nichts, drumherum zu lügen. "Joa... ich würde mitmachen...", meinte sie und rekapitulierte die Worte des Jungen. Ein reicher Geschäftsmann, der Schulden hatte? Pff... wenn der nicht abgehauen war, wusste sie auch nicht. Wenn sie solche Schulden hätte, würde sie sicherlich auch machen, dass sie weg kam, wenn sie denn nicht die Mittel hatte, sie zurück zu zahlen. Allerdings... wenn es ein reicher Geschäftsmann war... wieso hatte er dann Schulden?
Egal, das würden sie wahrscheinlich noch herausfinden. Sie blickte einmal aus dem Gildentor und konzentrierte sich kurz auf ihr Cape, das kurz darauf um ihren Körper gehüllt erschien. Sie würden also diesmal einem Fettsack hinterherrennen, immerhin würde sich dieser wahrscheinlich nicht als Lich herausstellen. Insofern war die ganze Sache doch beinahe ungefährlich, außerdem war sie stärker geworden und somit blühte ihr weniger Gefahr. Jap, die Ilia hätte sich auf ein wenig Action gefreut, etwas, an dem sie ihre neue Waffe ausprobieren könnte, aber das... wenn es Yuuki gefiel, bitte.

Aurora willigte schließlich ein, ihn auf der Quest zu begleiten. Perfekt. Zwar schien sie nicht wirklich sonderlich enthusiastisch zu sein und auf den Auftrag zu brennen, dennoch, sie war dabei und mehr konnte er ja auch nicht von ihr verlangen. Stand ja nirgends, dass man mit Feuereifer bei jeder Quest sein müsste. Vielleicht änderte sich ihr Verhalten ja. Auf jeden Fall war es gut mit ihr wieder unterwegs zu sein, vielleicht würde er dieses Mal mehr über ihre besonderen Umstände bezüglich ihres Auges haben. Warum sie es wohl versteckte? Diese Frage war ihm dann und wann mal durch den Kopf geschossen, wenn er nicht gerade mal auf dem Friedhof vor Rizas Grab gesessen und nachgedacht hatte. So schlimm war es doch gar nicht, zwei verschiedene Augenfarben zu sein. Zudem Aurora sich nicht wirklich Sorgen um ihr Aussehen zu machen schien, denn immerhin lief sie ja oft ziemlich knapp bekleidet herum. Andererseits, er hatte den Gedanken, dass sie über eine spezielle Augenmagie verfügte, nie aufgegeben. Na mal schauen, was die Zeit so bringen würde. Damit stand ja alles fest und man konnte losgehen. Außer ... "Übrigens Aurora, musst du noch packen und dich vorbereiten gehen oder bist du jetzt schon abmarschbereit? Ansonsten würde ich einfach mal sagen, dass wir uns am Bahnhof treffen, da unser Zug von dort abfährt." Ein rascher Blick auf die Uhr an die Wand verriet dem Grynder auch, wie spät es genau war. "Er müsste glaube ich ungefähr in einer Dreiviertelstunde abfahren." Woher er das wusste? Zugegeben, er besaß den Questbogen schon seit gestern, doch das war nicht der Grund, warum er ganz genau über die Fahrzeiten dieses Zuges bescheid wusste. Die Antwort war ganz simpel, denn der Fall des verschwundenen Geschäftsmannes fand in Hargeon Town statt, einer der berühmtesten und größten Städte des Landes. Des Weiteren handelte es sich hierbei um die größte Hafenstadt Fiores, in welcher er sich oft selbst aufhielt. Grund dafür waren die vielen Basare und Märkte, die es dort gab, auf denen man viele exotische Waren zu Schnäppchenpreisen ergattern konnte. Das bedeutete wiederum auch, dass er sich recht gut in der Stadt auskannte, beinahe so gut wie hier in Hosenka Town. Wenigstens würden sie sich nicht wieder verirren, wie es bei dem Fall mit dem Lich geschehen war. Zugegeben, es war seine Schuld gewesen, umso mehr Grund, dass er dies in Zukunft verhindern musste. Das Beste wäre wohl, wenn er sich von nun an immer vorher über die Stadt und Ähnliches erkundigte. Oder zumindest auch mal einen anständigen Stadtplan dabei hatte. Wie sagte man immer so schön? Eine gute Vorbereitung war bereits der halbe Sieg. Und Yuuki stand auf Siegen, so viel war klar. Nun ja, zurück zur Gilde und seiner Partnerin, welche er fragend anschaute. Was war nun? Erst packen gehen oder sofort losgehen?

Yuukilein, oh Yuukilein, wie kannst du nur so traurig sein... Und seit wann reimte sie in ihren Gedanken? Wahrscheinlich brauchte sie wirklich mal wieder ein wenig Adrenalin, ansonsten begann sie noch zu spinnen! Es stimmte, dass sie nicht besonders interessiert daran war, diesen Mann zu finden, er war ihr relativ egal, aber immerhin würde es vielleicht ein wenig Nervenkitzel geben. Es musste ja nicht wieder in einem Kampf auf Leben und Tod ausarten, das letzte Mal mit dem Lich war wirklich hart an der Grenze gewesen. Auch brauchte sie nicht noch so eine Verletzung, die sie unter Umständen behindern würde. So oder so, dieses Mal... würde alles anders werden! Sie würde es nicht zulassen, dass sie verletzt würde, auch Yuuki würde ohne Verletzung davon kommen, immerhin war sie stärker geworden - und das nicht nur aus Spaß oder damit es nichts brachte! Vor allem musste sie jetzt nicht mehr mit diesen doch eher schlichten Schwertern herumrennen... aber das würde sie erst im richtigen Moment herausholen.
"Das was ich brauche, habe ich stets bei mir, ansonsten bin ich fertig. Es sei denn wir brauchen groß Proviant...?" Sie könnte sogar ihre Kleidung ad hoc wechseln, das war wirklich mehr als praktisch. Das einzige, was sie noch nie per Magie gewechselt hatte, war ihre Augenklappe, da ihr das zu unsicher war. Im Prozess des Wechselns sah man manchmal so einiges, was man nicht hätte sehen sollen, da sich die Textilien über einander zu schieben und aufzulösen pflegten. Sie hoffte jedes Mal inständig, dass man nichts sehen konnte... aber das war generell unwahrscheinlich, oder? Außerdem, wen interessierte es bitte, was eine Fünfzehnjährige unter ihrer Kleidung trug... außer natürlich Perverse. Davon gab es einige, in Lamia Scale aber eher weniger, da die Gilde nicht gerade dafür bekannt war, besonders tolerant solchen Missständen gegenüber zu sein. "Weißt du… ich war bei Cortas Beerdigung. Die sind da alle immer noch ziemlich fertig, bei dem, was da passiert ist. Glaubst du, das wird sich in nächster Zeit wieder normalisieren?" Und ob ich mir diese Schwerter dann wohl mal ausleihen kann? Ja, das Interesse des Mädchens an allem tödlichen war ja fast schon allgemein bekannt und auch wenn sie sich an ihren Waffen selbst verletzen könnte, so nahm sie das Risiko gerne in Kauf. Selbst, wenn es Narben geben könnte, ganz ehrlich: Eine schöne Person entstellte so schnell nichts, außerdem hatte sie nicht den Anspruch besonders toll auszusehen, sondern viel eher aufgrund ihrer Stärke gefürchtet und respektiert zu werden. Leider würde es bis zu diesem Punkt noch ein wenig dauern, da sie sich momentan eher als blutigen Anfänger bezeichnen würde. Noch! Denn lange würde dem nicht mehr so sein, das hatte sie bereits beschlossen.

Sehr schön, dieser Anfang der Reise schien wenigstens wie am Schnürchen abzulaufen, da Aurora auch fertig war und nicht erst nach Hause gehen musste, um ihre Sachen für die Reise zu packen. Übrigens, wo wohnte sie überhaupt? In den Gildenquartieren wohnte sie nicht, da hätte er sie sonst das eine oder andere Mal zu Gesicht bekommen müssen, immerhin lebte er schon seit einigen Jahren dort. Er würde sie einfach eines Tages danach fragen, sobald der Zeitpunkt gekommen war. Schließlich kam es relativ seltsam, wenn man so einfach aus dem nichts nach dem Wohnort einer Person fragte. So etwas mitten in einem Gespräch einzubringen war auch nicht besonders clever noch passend und würde einfach einen seltsamen Eindruck hinterlassen. Und er hoffte wirklich, dass sie keinen falschen Eindruck bekam, schließlich war sie eine der wenigen Personen, die der Bezeichnung Freund als Nächstes kam und er wollte sie nicht vergraulen. In eben jenem Moment stellte seine Partnerin eine Frage, welche ihn aus seinen Gedanken riss und zurück ins Hier und Jetzt brachte. Proviant für die Reise? "Nein, keine Sorge, wir werden keinen Proviant benötigen denke ich. Mit dem Zug ist der Weg dorthin schnell hinter sich gebracht und da wir nach Hargeon Town müssen, können wir ja dort unsere Vorräte aufstocken, sollte es nötig sein." Er hatte genügend Rationsriegel dabei, um wenigstens eine Mahlzeit auszufüllen, den Rest würde er sich tatsächlich dort besorgen. Und vielleicht haben wir ja Glück, und es gibt dort einen Basar. Er benötigte langsam wieder Kleidung und er war seit einiger Zeit nicht mehr einkaufen gewesen. Höchste Zeit also. Langsam begann er sich sogar über den simplen Besuch der Hafenstadt zu freuen. Es war also doch die richtige Entscheidung gewesen, auf Quest zu gehen, statt sich weiterhin traurig in irgendeine Ecke zurückzuziehen und dort die Zeit mit sentimentalen Gedanken zu verbringen. Wenn man sich mies fühlte, musste man eben raus und sich ablenken. Bevor sie aber wirklich losgehen konnten, überprüfte er schnell noch mal, ob er auch ja alles dabei hatte, was er benötigte. Im Gegensatz zu Aurora verfügte der Junge nämlich über keine mobile Taschendimension, in der er alles lagern und anschließend beschwören konnte, wenn er das brauchte. Deshalb musste Yuuki es auf die konventionelle Art und Weise machen. Nahrungsriegel waren da, kleiner Erste-Hilfe Kasten ebenso. Und ein Set aus Dolchen und Messern. Warum er so etwas dabei hatte, obwohl er überhaupt nicht waffengewandt war? Nun, der Kampf mit dem Lich hatte ihm bewiesen, dass seine Kräfte zwar äußerst nützlich waren, doch wie wäre der Kampf ausgegangen, wenn er kein Metall zur Verfügung gehabt hätte, was sich mittels seiner magnetischen Kräfte beherrschen ließ? Dann wäre das Ganze sehr schnell sehr dreckig zugegangen, und darauf konnte er nun in Zukunft wirklich verzichten. Immerhin besaß er nun auch einige scharfe Projektile, welche er anziehen und abstoßen konnte. Den einen oder anderen würde es so oder so kalt erwischen.
Damit war auch er fertig ergo abreisebereit. Das nächste Gesprächsthema, was das Mädchen ansprach, handelte von Cortas Beerdigung. "Hmm, ich war leider nicht anwesend, wie lief die Beerdigung denn ab?" Einerseits hätte er sie gerne besucht, einzig und allein aus dem Grund Corta den Respekt zu erweisen, doch aufgrund den Berichten Auroras, dass die Stadt – und wahrscheinlich ebenso die Familie – immer noch scher betroffen und erschüttert war, wäre es keine sonderlich gute Idee gewesen, dort aufzukreuzen. "Haben sie schon einen Nachfolger für ihn gefunden? Und wie geht es denn seiner Familie? Bestimmt haben sie es auch nicht sonderlich leicht." Zum Glück benötigte niemand seinen Trost, denn in diesem Falle hätte er kläglich versagt. Emotionale Leute zu beruhigen und trösten war immer so ne Sache, da war er schon immer eine Niete gewesen.

Wie es seiner Familie ging? Der Familie des Mannes, der sein Leben für seine Heimatstadt in einem epischen Kampf zwischen Gut und Böse gegeben hatte? Wahrscheinlich trauerten sie noch immer, die Herzen erfüllt von einer Mischung aus Stolz und dem Gefühl des Verlustes. Aber genau wusste Aurora das gar nicht, da sie sich nicht bei ihnen erkundigt hatte. Ihr Besuch war rein ihrem Respekt vor der Stärke des Mannes geschuldet, keinerlei mitleidigen oder -fühlenden Gefühle hatten ihren Beitrag dazu geleistet. Allerdings konnte sie das Yuuki wohl kaum sagen, das wirkte doch echt herzlos, nicht wahr? Also sollte sie ihren Bericht wohl am besten auf die deskriptive Ebene beschränken. "Großartig? Pompös? Einem Helden angemessen und dennoch traurig.", meinte sie, während sie die Pflastersteine anstarrte, da das Zeremoniell selbst eine eher rationale und emotional stabile Person wie sie berührt hatte. "Es war faszinierend imit anzusehen, welche Personen zu Trauer fähig sind, denen man das gar nicht so zugetraut hätte. Ich habe an diesem Tag mehr Männer weinen sehen als jemals zuvor in meinem Leben. Berührend, muss ich zugeben." Aber wenigstens habe ich nicht geweint... weinen ist auch nur ein Ausdruck von Schwäche. "Sie haben ihm ein Denkmal errichtet, gleich hinter seinem Grab, das sie auf den Friedhof setzten... an der Stelle, an der er gefallen ist. Eine überlebensgroße Statur, die ihn darstellt, wie er mit erhobener Klinge gegen den Geisterfürsten kämpft. Er sieht mutig aus." Insofern hat das Denkmal also recht gut gepasst. Vielleicht bekomme ich ja auch einmal so eins. Obwohl, das war unwahrscheinlich, da es der strahelnde und aufopferungsvolle Charakter des Mannes gewesen war, der ihm dieses Grabmal eingebracht hatte. Sie wiederum plante den Umsturz ihrer eigenen Gilde, das war nicht besonders... heldenhaft, oder? "ich weiß nicht, wie es seiner Familie geht, aber sie wirkten traurig... verzweifelt... als hätten sie etwas unendlich wichtiges für immer eingebüßt. Wahrscheinlich haben sie das auch, nicht wahr?" Sie grinste ein wenig und blickte zum Himmel hinunter, von dem die Tropfen fielen, als weinten auch die Wolken um Corta. Inzwischen waren sie vor die Gilde getreten, auf dem Weg zum Bahnhof. "Wie passend."

Gespannt lauschte Yuuki ihren Erzählungen, denn er wollte wirklich wissen, was in der Stadt vor sich ging. Und wie es Cortas Frau und seiner Adoptivtochter Chrystie ging, von der er ja eigentlich Post erwartet hatte. Nun, das hatte sich nicht als sonderlich ergiebig herausgestellt, aber möglicherweise konnte er sie ja in einigen Monaten besuchen kommen, ohne dass ihn ihre Adoptivmutter vor die Tür setzte. So, wie sie es in ihrer Erzählung darstellte, handelte es sich um eine reichlich festliche Beerdigung. Einerseits traurig, anderseits brauchten die Leute vielleicht das, weil es besser war, als in Trauer zu versinken. Immerhin war die beliebteste Stadt, ihr Schutzpatron, im Kampf um eben jene gefallen. Wahrscheinlich hätte der Grynder das Errichten eines Denkmals bei jeder anderen Person für übertrieben und unnötig gehalten, doch bei Corta war dem nicht so der Fall. Wie dem auch sei, es war Zeit endlich loszugehen. Während ihres Gespräches waren sie bereits unterbewusst zum Gildentor gelaufen, welches Yuuki nun öffnete, damit sie hinaus in die immer noch regnerische Stadt treten konnten. Hoffentlich herrschte in der Hafenstadt besseres Wetter, sonst würde das wirklich eine nasse und ungemütliche Quest werden. "Unser Zug kommt in etwa 40 Minuten, also los." Und mit diesen Worten trat er mit einem Regenschirm hinaus in den Regen und kopfüber in ein neues und hoffentlich spannendes Abenteuer.

tbc:Straßen Hargeon Towns

Geschmeidig wie eine Katze, lief sie schleichend über den Teppichboden, erpicht darauf unter GAR keinen Umständen einen Laut von sich zu geben, der möglicherweise Schlafende wecken konnte. Das Problem war an dieser Stelle, weniger ihr Mitbewohner Hijoku, vielmehr der scheinbar vom Teufel besessene, pechschwarze Rabenvogel, mit dem unbezwingbaren Appetit. Nevas Bedenken werden immer noch nicht klar? Neku war im Gegensatz zu seinen Artgenossen ein Riese, was nicht zuletzt an der Überfütterung durch ihren Besitzer lag. Neku-sama hasste Neva und auch wenn Hijoku beteuerte, dieses Empfinden sei unbegründet, glaube sie es besser zu wissen. Es war einfach besser, dieses Tier nicht zu verärgern und ihrem Mitbewohner vielleicht noch etwas Schlaf zu gönnen. Entsprechend leise setzte sie ihren Weg also Richtung Haustür fort, am frühen Mittag, für Hijoku noch tiefste Nacht.
Schließlich an der Tür angekommen, ließ sie ein letztes Mal ihren Blick über ihre Ausrüstung schweifen. Ein Rucksack, Reiseproviant, Verbandszeug für den Fall der Fälle, Notizblock, ihr Katana, ein Dolch, Geld, Regenmantel. Fertig. Wie weit sie damit kommen würde, das würde sich im Verlauf der nächsten Tage zeigen, denn das Heute, wäre ihre erste Quest. Sie atmete einmal tief durch, ehe sie die Hand an die Türklinke legte und diese gerade öffnen wollte, als ihr etwas grob in den kleinen Zeh biss, dann in den anderen und wieder hackte es zu. Neku-sama liebte diese Terrorspielchen und während Neva einen Aufschrei unterdrückte, einerseits aus Überraschung, andererseits aus Schmerz, tappte die fette Federkugel aggressiv brummend über den Teppichboden und machte sich des Weiteren an den Socken der Jungmagierin zu schaffen. Wie auf heißen Kohlen tänzelnd, und den Raben zwischen den Füßen umherrennend, stolperte sie möglichst leise aus der Tür hinaus, beförderte das Tier mit einem sanften Tritt, zurück in die Wohnung und schlug sie zu.
Neva kam schließlich vor dem Hauptsitz der Gilde Lamia Scale an. Nach wie vor, in ihren Augen die denkbar schlechteste Wahl, aber Metalicanas Wunsch, war ihr Befehl. Ohne weiter über die Richtigkeit ihrer Entscheidung nachzudenken (dieses verdammte Gildenzeichen besaß sie so wie so schon), drückte sie die Metalltür auf und trat ein. Von außen und innen, nach wie vor ein echter Hingucker, für Neva zweitrangig, denn ihre Füße trugen sie in Windeseile zum Questboard. Ein prüfender Blick, schnell war die passende Quest gefunden und an sich genommen. Beinahe wäre sie schon wieder aus dem Gildenhaus raus gewesen, hielt allerdings doch inne, als ihr auffiel, dass sie noch gar keinen Partner hatte. Neva legte die Stirn in Falten, drehte sich wieder um und ließ ihren Blick durch den Raum gleiten. „Einen Partner…“, murmelte sie leise vor sich hin. Beiläufig strich sie über ihren schwarzen Kimono, um eventuell die unschönen Falten loszuwerden, so wirklich gelang ihr das allerdings nicht. „Also gut.“ Souveränen Schrittes, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, kam sie schließlich vor Soul zum Stehen. „Ich brauche einen Partner für meine nächste Quest. Würdest du dich mir anschließen?“ Keine Informationen, keine Vorstellung, nichts. So lernten sich Neva und Soul kennen. Ein historischer Moment im Leben beider Magier…oder?!

Der Weißhaarige hatte einen angenehmen Morgen gehabt. Dieser hatte ihm keine Probleme bereitet. Er konnte ohne irgendwelche Schmerzen aus dem Bett aufstehen, hatte ein vorzügliches Frühstück in einem Café verzehrt und konnte mit einem guten Gewissen sich wieder seinem Magierdasein wenden. Es war nicht oft seine Art einfach so aus dem Haus zu stürmen, ohne sich dabei frisch zu machen. Deshalb musste das Magiegeschäft ein klein wenig auf sich warten lassen und er sich noch seiner Pflege widmen. Zuhause wieder angekommen sah er sich im Spiegel an, ob alles saß, was es aber nicht tat. Seine Krawatte war nicht an seinem Hemd gebunden, was es sonst immer war. Sein Kragen, war hochgekrempelt, als wäre er irgendein Rowdy. Seine Haare standen leicht nach oben, wodurch seine Augen besser zum Vorschein kamen, was sie aber nicht tun sollten, da das Rot in seinen Augen einfach nur einen negativen Effekt auf naive Menschen hatte. Und das Schlimmste von allem war, er hatte zwei verschieden Socken an! Oh NEIN! Nun ja, halb so schlimm, man konnte sie wenigstens wegen seiner Hose eh nicht sehen. Nachdem er seine Krawatte mit seinem Hemd fixiert hatte, seinen Kragen in die gewünschte Position brachte, seinen Haaren etwas Pflege gab, damit sie wieder runterkamen und sich das richtige Paar Socken angezogen hatte, machte er sich schon wieder aus dem Staub, um endlich in die Gilde zu gehen.
In der Gilde angekommen bewunderte er die vornehme Pracht des Gildenhauses. Obwohl ihm das schon bekannt war und es nicht allzu besonders aussah, wollte Soul diese Ordentlichkeit und diesen perfekten Ausstrahlung einfach nur bestaunen, als wäre es sein erstes Mal hier gewesen. Vielleicht lag es auch nur daran, dass er sich selten in der Gilde blicken ließ, im Großen und Ganzen sich immer in der Stadt befand und vom Gildenhaus isoliert lebte. Aber wieder zum Thema: Soul war nur noch darauf konzentriert eine Quest zu nehmen und sofort sich an die Arbeit zu machen. Er hatte vor kurzem schon eine Quest abgeschlossen, doch konnte er wegen seinen Missgeschicken nicht viel einkassieren, weswegen er eine Weitere brauchte, um sein Konto aufrechtzuerhalten. Auf jeden Fall fand er nichts, da ihm die Quests nicht gefielen, weswegen er einfach mal beschloss, ein wenig in der Gilde zu rasten, um darauf zu warten, dass jemand ihn auf eine mitnahm. Ironischer Weise kam auch schon seine nächste Eintrittkarte durch die Eingangstür der Lamia Scale. Es war eine Magierin. Woher das Soul wusste? Ganz einfach, jeder – zumindest Soul – wusste wer sie war - mehr oder weniger. Es war die Metall Dragonslayerin. Wie sollte man nur sie nicht kennen? Sie war schließlich die einzige, zurzeit bekannte Dragonslayerin in der Lamia Scale, wobei kaum jemand bis gar keiner wusste, wie sie wirklich hieß. Doch die Chance, dass er von ihr mitgenommen werden würde, standen 1 zu 11, denn es befanden sich noch einige, andere Magier im Gildenhaus, die nur warteten, bis jemand sie mitnahm. Doch waren es nur 9 mit Soul mitgezählt, 10. Wer war also der/die Elfte? Das war die junge dame höchstpersönlich. Sie war schließlich stark genug, um so einige Quests alleine zu bestreiten und brauchte deshalb nicht bedingt einen Partner. Soul hatte sie die ganze Zeit im Auge behalten, wobei er so tat, als ob er nur dumm durch die Gegend schauen würde. Als sie dann einen der Aufträge vom Questboard abnahm, versuchte er so gut wie möglich keine Auffälligkeiten zu zeigen. Er schloss seinen Mund, damit man die spitzen Zähne nicht sehen konnte; machte die Öffnung der Augen noch kleiner, indem er die Augen millimeterweise offen hielt und machte keine Bemerkungen, die einen darauf aufmerksam machten, dass ihm die Sense gehörte, die neben ihm an der Wand gestützt war.
Da war sie nun, die Dragonslayerin. Soul blickte auf und musterte sie nochmal schnell, um sich ein klares Bild davon zu machen, mit wem er zusammenarbeiten würde. YES! Ich hab's geschafft! Eine Quest mit so einem starken Partner! Ist doch so gut wie in der Tasche! In der Realität wieder angekommen, als wäre er für paar Sekunden irgendwo anders gewesen, machte er einen Schritt nach vorne, um sich von der Wand abzustützen, an der er sich ebenfalls wie seine Sense gelehnt hatte und begrüßte sie höflich mit einer Verbeugung. “Mademoiselle, ich danke ihnen vielmals für ihr Angebot. Mir, Soul Axe, würde es eine Ehre sein, Ihnen auf ihre Quest zu begleiten.“ Das war's schon von ihm? Nein, auf gar keinen Fall. Er hatte noch so ein paar Fragen, bevor die beiden starteten. “Doch bevor wir starten, würde ich gerne wissen, mit wem ich die Ehre habe.“ Aber nicht, dass das schon genug war. Nein, er stellte kurz darauf noch die Frage: “Außerdem, wohin geht es denn?“
Alles sollte so wirken, als wären sie das erste Mal begegnet, wobei Soul ein winzig, kleines Bisschen mehr wusste als sie.

Neva ließ die Hand mit dem Zettel sinken und musterte Soul einen Augenblick. Natürlich ließ Frau sich Zeit, auch wenn ihr Partner für die folgende Quest bereits seine Zustimmung lieferte und nur auf eine Reaktion ihrerseits wartete. Weißes Haar, rote Augen und dann diese unglaublich spitzen Zähne. Fast wie ein…ja genau, fast wie ein Vampir. Die Jokuta musste amüsiert Lächeln. Wie es aussah, hatte sie einen Glückstreffer gelandet, denn mal im Ernst, sie war froh überhaupt einen Partner zu haben, es spielte vorerst für sie keine Rolle wer es war, sie kannte eh niemanden, wie konnte sie also wissen wer gut war und wer nicht. Im Endeffekt handelte es sich hierbei eh nur um eine Quest des Rangs C, kein Grund also Panik zu schieben. Soul an sich wirkte aber wie eine Person, die eben nicht war wie der Rest. Magier hin oder her, sie hatte schon viele Menschen gesehen, unzählige Städte und Dörfer besucht. Ihr Interesse war geweckt.
So interessant auch er rein optisch wirkte, umso abschreckender empfand sie seine Höflichkeit. Manche Menschen versuchten auf diese Art und Weise Distanz zu wahren, ob er zu solchen Menschen gehörte? Spielte ja auch keine Rolle, aufgesetzte Höflichkeit wurde überbewertet. Für Neva stand eins fest, hier waren ihr zu viele Leute, es galt die ganze Prozedur also möglichst schnell abzuwickeln und sich schließlich auf die Fersen zu machen. „Mein Name ist Neva, freut mich, dass du dich mir anschließt.“, Nachname bewusst ausgespart, mehr brauchte er so wie so nicht. Sie könnte sich aus Prinzip auf ein Spiel mit Höflichkeitsfloskeln einlassen, dafür wurde ihr die Luft hier aber nun wirklich zu stickig, sie kam also gleich zum Punkt. „Es sieht folgendermaßen aus, auf dieser Quest sollen wir als Personenschützer fungieren, für den Bürgermeister der Stadt Morakkasu Town, namentlich Yasuaki Sakamoto. Der nette Mann fürchtet ein Attentat auf sein Leben. Wenn du mich fragst stinkt das schon gewaltig nach Korruption. Der Kerl hat Dreck am Stecken und das passt jemandem nicht...“, sie rollte genervt mit den Augen und unterdrückte das Verlangen, einen Monolog über ihre Idee zu halten. Noch gab es keine Beweise, für gar nichts und Soul in der Hinsicht zu beeinflussen, führte zu einseitigen Ermittlungen. „Das warum sollte uns nicht interessieren. Eher das wann und wie.“ Neva strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie hatte keine Beweise, nein, aber eine Ahnung und Erfahrung. „Nun, ich würde sagen wir machen uns auf zum Bahnhof und schauen, dass wir den nächsten Zug bekommen. Alles weitere an Informationen holen wir uns da.“ Sie war erstaunt, wie gut sie das doch auf die Reihe bekam und wenn Soul ihr nicht widersprach, dann musste sie ja alles richtig gemacht haben. Nicht, dass Lamia Scales Ehrenkodex ihr tatsächlich etwas bedeutete, oder das Vorgehen der Allgemeinheit.

Cool, endlich einen Partner zu haben, die Neva hieß, war schon erstaunlich genug. Ne, das Eigentliche, was ihn erstaunte, war, dass er es mit einer richtig starken Magierin zu tun hatte. Auf jeden Fall bekam er seine Antworten. Der Name „Neva“ schien ihm nicht viel zu sagen, wobei er das doch mit dem lateinischem Begriff „Nova“ verglich, was wiederum „Neu“ hieß. Der Name war ja auch nur dafür, damit er wusste, wie er seine Partnerin rufen konnte. Mit den Informationen, die er bekam, war er zufrieden, doch was diese Mission beinhaltete, war ihm nicht so Geheuer. So, so, wir sollen also die persönliche Leibwache spielen, damit sich ein Bürgermeister sicher fühlen kann? Oh Mann, wie nervig doch der Job sein wird, aber Ich brauch das Geld. Doch auch Neva war der Meinung, dass es nichts Gutes zu bedeuten hatte, so wie Soul sie verstanden hatte. Was sie sagte stimmte auf seltsamer Weise einfach. Irgendwie war auch der Mann mit der Sense der Meinung, dass der Typ irgendetwas angestellt hatte, was jemand anderem nicht passte. Sonst würde dieser doch nicht fürchten, dass auf ihn ein Attentat geplant wäre. Irgendwie klang es so gut, sodass es für den Weißhaarigen auch schon wieder ungläubig wirkte. Aber, da das der einzige Grund war, den sie hatten, blieb er vorerst still. Er wollte nicht, dass Neva durch ihn keinen klaren Kopf mehr haben konnte. Nicht, weil er dachte, dass sie es nicht schaffen konnte, zwei Dinge im Gedächtnis zu behalten. Er wollte einfach nichts Unnötiges ins Gespräch werfen, was denen nicht weiterhalf.
Bei dem nächsten Satz, den sie sagte, war seine Meinung eh unwichtig, da nur das „Wann?“ und das „Wie?“ gefragt waren. Er wollte ja nur sein Geld und keine unnötigen Nebeninformationen.
Auf jeden Fall stimmte er ihr zu, die einen recht attraktiven Kimono trug, aber von dem Soul kaum etwas mitbekam, da er von ihren Führungsqualitäten einfach überrascht war. Ja, auch seine perfekte Ruhe hatte so ein paar Macken und das war eine, denn so etwas war ihm noch nie unter die Augen getreten, wobei – sie war doch ein kleines Stück größer als er … Nun, es war an der Zeit, dass Soul auch wieder zu Wort kam und ihr das Nötige berichtete. „Also, Neva, es freut mich, dass Sie schon für Ihren Auftrag vorgesorgt haben, doch muss ich Sie enttäuschen. Wie Sie schwer erkennen können, habe ich leider nur meine Sense dabei und das ist nicht alles, was ich mitnehmen will, weswegen ich mich für eine Weile in meine Wohnung zurückziehen und dort mich auf das Folgende vorbereiten werde. Es tut mir sehr leid, dass Ihnen nun mitzuteilen, aber ich schätze, dass es am besten wäre, wenn Sie in innerhalb von einer Stunde sich zum Bahnhof begeben könnten. Da ich dort dann auf Sie, Mrs. Neva, warten werde.“ Mit diesen Worten verschwand er auch schon aus dem prachtvollen Gildenhaus und begab sich mit seiner Sense zurück, zu sich nach Hause.
Er nahm seinen mittelgroßen und praktischen Rucksack und verstaute darin folgende Sachen: Frische Kleidung, Zahnbürste, Zahnpasta, Kamm, Ersatzschuhe, Regenschirm, Proviant, einen kleinen Erste-Hilfe-Koffer und einen Notizblock. Außerdem nahm er seine Sense auseinander, sodass sie nicht so sehr auffiel und verstaute sie in einer extra Tasche. Er atmete noch einige Male tief ein und aus und sah aus seine Armbanduhr. Es war fast schon eine ganze Stunde vergangen, deswegen war es nun höchste Zeit, dass er sich zum Bahnhof begab, der vielleicht keine fünf Minuten von ihm Zuhause entfernt lag, aber dafür er nur noch 15 Minuten Zeit hatte sich dort blicken zu lassen, bevor es seine Partnerin tat.
Am Bahnhof angekommen, musste er sich erst einmal ein Ticket besorgen. Nachdem er sich rasch eins gekauft hatte, ging er rauf zum Bahnsteig, wo seine Bahn kommen sollte. Dort versuchte er erst einmal sich an die verschmutzte Luft zu gewöhnen und sah um sich herum, ob er jemand Bekanntes finden konnte. Leider schien es nicht der Fall zu sein, da er Neva nicht finden konnte und es blieben ihr höchstens 10 Minuten um dort zu erscheinen. Es vergingen weitere fünf Minuten und er konnte sie bei dem ganzen Rauch gar nicht erkennen, ob sie nun dar war oder nicht – das war die Frage. Vielleicht war sie ja auch schon da, doch konnte er sie wegen dem Lärm und dem Rauch nicht erkennen bzw. hören, aber vielleicht war sie ganz einfach nur zu spät. Auf jeden Fall erkannte er eine Gestalt in dem ganzen Qualm. War es Neva oder doch jemand Anderes?