Die Professionalität und Disziplin, welche in dieser Gilde einen hohen Stellenwert einnehmen, wird natürlich auch durch ihr Gildenhaus wiedergegeben. Schwarzes Gestein macht das Äußere dieses Gildenhauses aus. Aufgrund ihrer Farbe wirkt es auf den ersten Blick nicht wirklich steinig zu sein und selbst, wenn man mit der Hand darüber fährt, fühlt es sich weder rau noch allzu hart, sondern eher glatt und gepflegt an. Das Anwesen auf welchem sich das große Gildenhaus der Lamia Scale befindet ist umzäunt und wirkt trotzt all dem edel und wichtig. Eine aufwendig verzierte, metallene Tür, gewährt Außenstehenden Zugang zum Innenraum der Unterkunft. Einmal hier angekommen fällt sofort auf, dass das Gildenhaus auch innen das hält, was das Äußere versprochen hat. Es wirkt alles so edel und teuer, weiße Wände zieren das Innere, welche selbst durch goldene Schriftzüge und Verzierungen verschönert wurden. Ruhige, entspannende Musik scheint aus unerklärlichen Quellen zu erklingen und hallen durch den gesamten Aufenthaltsraum. Eine ebenso edle, hölzerne Bar befindet sich in dem hinteren Teil des Raums. Dort können sich die Mitglieder bedienen, wobei sie das Geld einfach auf den Tresen legen müssen, bevor sie die Ware, die sie wünschen, entnehmen dürfen. Dies liegt daran, da Gale persönlich diesen Tresen verzaubert hat und deshalb niemand genau weiß wie genau dieser funktioniert, doch aufgrund des enormen Respekts gegenüber des Gildenmeisters, hat es bisher auch noch niemand gewagt, den Tresen auszutricksen. Anders als bei den anderen Gilden befindet sich hier der Bereich für die S-Rang Magier ebenfalls im Erdgeschoss hinter einer dicken Tür aus schwarzem Gestein. Auch dieser wird von goldenen Verzierungen geschmückt und nur den "Ace" ist der Zutritt gewährt.

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vom Admin genehmigt

Das prächtige Gildenhaus von Lamia Scale ragte über all ihre Nachbarn, sodass es schon von der Ferne aus zu sehen war. In diesem Augenblick konnte man eine rothaarige Person erkennen, welche gemütlich auf die Magiergilde zuschlenderte. Die Hände in den Taschen versunken und einen nichts aussagenden Blick auf dem Gesicht machten eine Verwechslung unmöglich: Es handelte sich um Yuuki Grynder. Der Rotschopf war vor einigen Tagen erst aus der Klinik entlassen worden, da er sich auf seiner letzten Quest eine schlimme Verletzung geholt hatte. Man erinnere sich bloß daran, was abgelaufen war. Aurora und er hatten den Auftrag angenommen, ein gewisses Dorf von einem grässlichen Biest zu befreien, welches eine Zeit lang die Herdentiere des Dorfes gerissen und sogar Dorfbewohner angegriffen hatte. Im Endeffekt hatte es sich nicht nur um eine Bestie, sondern vielmehr um ein Rudel riesiger Wölfe gehandelt, die in den beiden jugendlichen Magiern einen Zwischensnack gesehen hatten. Das Ergebnis endete mit dem Tod aller Wölfe und einer aufgerissenen Schulter seitens der Magier, die Yuuki in Kauf nehmen musste. Ab dann erinnerte er sich nicht mehr wirklich an das Geschehene, doch war er sich sicher, dass es Aurora gewesen war, die ihn in die professionellen Hände der Ärzte in Hosenka Town gegeben hatte. Sie hatte ihn ganz selten Mal besucht, weshalb er noch nicht dazu gekommen war, sich bei ihr zu bedanken. Wird höchste Zeit das nachzuholen, dachte der Jugendliche, immerhin war er von Herzen dankbar. Wer wusste schon, wie das Ganze hätte ausgehen können, wenn sie nicht dabei gewesen wäre. Nicht auszudenken.
Lässigen Schrittes trat Yuuki durch die großen Eingangsportale der Gilde und befand sich nun in dessen Inneren. Hier wurde der Junge von dem üblichen Gemurmel und Lärm begrüßt, den es sogar in einer so geordneten Gilde wie Lamia Scale gab. Manche Pärchen und Gruppen saßen in den Sesseln und unterhielten sich, während sich andere am Tresen befanden und sich einen genehmigten. Das Zielobjekt des jungen Grynders befand sich jedoch im hinteren Teil des Aufenthaltsraumes, das Questboard. Es war höchste Zeit einen weiteren Job anzunehmen, denn das Geld wurde langsam knapp. Aus diesem Grund bewegte er sich darauf zu, während er beim Vorbeilaufen bekannten Gesichtern freundlich zulächelte oder -nickte. Schließlich kam er endlich an, und ließ seinen prüfenden Blick über das hölzerne Brett gleiten. Selbstverständlich war es wie der Rest der Gilde ebenfalls edel und teuer, denn bei dem Holz handelte es sich um ein exotisches Produkt aus einem fernen Land. Plötzlich fiel sein Blick auf einen Questbogen, welcher seine Aufmerksamkeit erregte. Wie von selbst griff seine Hand nach dem Zettel und riss ihn von dem Questboard, während er es weiter betrachtete. Soso, in Argeon Town wird also ein Wachmann vermisst? Und Aktivität und Unruhe in dem Friedhof. Klingt doch nach einer interessanten Aufgabe. Nach der ganzen Action auf der letzten Quest konnte er ruhig eine etwas ruhigere gebrauchen. Nun begann er sich in der Gilde umzuschauen, wo waren denn Aurora oder Scarlet, wenn man sie brauchte? Auf den ersten Blick ließ sich nichts erkennen, ob sie wohl noch nicht da waren?

Ihre schlanken Beine baumelten von dem etwas zu hohen Sitz herunter, während ihr Körper entspannt auf der Holzplatte lehnte, die Ellbogen auf den Tresen gestützt und einen genießerischen Ausdruck auf den feinen Zügen. Langsam spaltete ihre Zunge die weichen Lippen und streckte sich dem länglichen, roten Ding vor ihrem Mund entgegen, bevor sie es erreichte und mit einem Schnurren daran zu saugen begann. Herrlich kühler Ananassaft rann ihre Kehle hinunter und Aurora seufzte aus den Tiefen ihrer Seele. Wie sie diese Frucht doch liebte... und nun hatte die Gilde tatsächlich Ananassaft im Angebot! Damit konnte man ihre Loyalität wirklich fast kaufen, so wie sie dieses Zeug vergötterte... noch ein Schlückchen erfüllte ihren Mund mit dem herrlich süß-sauren Aroma, nur ein bisschen Saft, damit sie länger etwas davon hätte. Wobei sie wirklich momentan genug Geld hatte, um sich dieses kleine Vergnügen zu gönnen, schließlich hatten sie die letzte Quest wirklich recht erfolgreich abgeschlossen, auch wenn Yuuki erst vor kurzem wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden war. Der Junge hatte die Krallen der Wölfe abbekommen, die Wölfe jedoch ihre geballte magische Kraft - Yuuki war wieder fit, die Wölfe allesamt tot. So was das Leben nun mal: Fressen und gefressen werden. Und sie würde stets zu den Konsumenten in dieser Beziehung zählen, oh ja...
Fast ein wenig verträumt glitt ihr Blick von der Tür zu dem Bereich, den nur die Ace betreten durften und dann weiter zum Questbord, an dem... hey, den Rotschopf kannte sie doch. Auch wenn er vor kurzem noch ganz andere rot gefärbte Areale besessen hatte, schien es ihm doch schon viel besser zu gehen, dass er aus dem Krankenhaus entlassen worden war, hatte sie ja schon länger in Erfahrung gebracht. Was er da wohl plante? Sie selbst hatte sich ja eigentlich vorgenommen, heute nichts großes mehr zu starten, aber als der Junge sich suchend umblickte, nachdem er einen der Aufträge vom Brett genommen hatte, fasste sie sich ein Herz, schüttete den Rest des flüssigen Goldes herunter und ließ sich vom Sitz gleiten. Das Getränk hatte sie ja schon im Voraus bezahlt, also hinderte sie nichts mehr daran, auf den Jungen zuzugehen. "Hey Yuuki, wohin des Weges?", fragte sie und blieb kurz vor ihm stehen, "Wie ich sehe, geht es deiner Schulter schon wieder besser! Das ist schön." War sie nicht manchmal reizend? Dazu kam, dass es sich bei dem Mädchen dann auch noch um eines handelte, das nicht nur auf ihre Art und Weise hübsch war, sondern dies auch nicht gerade versteckte: Ihre zierliche Figur war in eine rotbraune, bauchfreie Jacke und einen gleichfarbigen Minirock gehüllt, sodass mit Ausnahme der schwarzen Stiefel nicht wirklich viel Haut verdeckt wurde. Aber das war ihr selbst wohl völlig egal.

Fürs Erste verharrte der Junge noch in der Nähe des Questboards, während er sich weiterhin umschaute, in der Hoffnung, vielleicht das eine oder andere bekannte Gesicht in der Menge zu entdecken. Vorerst jedoch ohne Erfolg. Aus diesem Grund wandte er sich noch ein Mal kurz den Quests zu, vielleicht fand er ja in der Zwischenzeit eine bessere Quest? Weit gefehlt, entweder schienen die Aufgaben zu gefährlich und schwer für ihn zu sein, oder sie langweilten ihn total. Wer wollte beispielsweise schon Boten für einen steinreichen, alten Sack spielen? Und was sollte das heißen, nur weibliche Magier erwünscht? Tse, die Leute wurden heutzutage wirklich immer dreister. Im Gegensatz dazu war das Töten eines Wyvern – ein drachenähnliches Wesen, welches in die Kategorie der Halbdrachen gehört – wohl noch eine Nummer zu groß für ihn. Darum sollten sich ruhig die Ace kümmern, dafür waren sie ja schließlich da. Bei dem Gedanken an die S-Rang Magier von Lamia Scale musste Yuuki unwillkürlich an Ryo denken und fragte sich, was sein Bruder wohl in diesem Moment machte und wo er sich befand.
Dermaßen in seine Gedanken vertieft bemerkte er beinahe gar nicht, dass sich ihm jemand genähert hatte. Und zu seinem Glück schien es sich sogar um Aurora zu handeln. Und wie für das Mädchen typisch, hatte sie wieder ein enorm knappes Outfit an, welches mehr Haut zeigte als es verdeckte. Aber naja, wenn es ihr gefiel, warum nicht? Der Junge war sich sicher, dass ihr viele andere männliche Gildenmitglieder mit lüsternen Blicken hinterher starrten, doch den Rotschopf interessierte das Mädchen bekannterweise ja nicht. Anstatt sich also durch ihre Erscheinung ablenken zu lassen, konzentrierte er sich vielmehr auf das Gespräch mit ihr, welches in vollem Gange war. Nun, von Auroras Seite zumindest. "Ja, ich bin wieder genesen, danke der Nachfrage." Wie um seine Aussage zu unterstreichen, begann er mit seinem rechten Arm zu kreisen. In der Tat, er war wieder topfit und verspürte keinerlei Schmerzen mehr in seiner rechten Schulter. Jetzt konnte er auch das loswerden, was er schon die ganze Zeit hatte loswerden wollen. "Ich wollte mich auch bei dir bedanken, dafür, dass du mich sicher ins Krankenhaus gebracht hast. Wenn ich alleine gewesen wäre, dann wäre ich jetzt möglicherweise verblutet und abgekratzt." Bei diesen etwas beschämenden Worten griff er sich mit seiner freien Hand an den Hinterkopf und begann etwas zu lächeln. Ihre Taten bewiesen nun Mal, dass sie eine der wenigen Personen war, denen sie vertrauen konnte. Ob er ihr auch das mit Riza erzählen konnte ... ? Innerlich schüttelte er den Kopf, um diese Gedanken zu verscheuchen. Vielleicht konnte er das wirklich irgendwann tun, aber zuerst galt es sich auf das Geschäft zu konzentrieren, immerhin waren sie beide Magier und mussten auf Trab gehalten werden. Langsam bewegte sich seine Hand mit dem Zettel auf sie zu, damit sie die Quest entgegennehmen konnte. "Hier, ich hab mir eine Quest rausgesucht und war gerade auf der Suche nach einem Partner. Der Auftrag findet in Argeon Town statt und es geht um das Verschwinden eines Wachmannes und Aktivität und Unruhe im Friedhof des Dorfes. Klingt ziemlich interessant, aber schaus dir erst mal selbst an." Auf diese Weise konnte sie die Beschreibung selbst lesen und sich ein eigenes Bild von dem Vorfall machen. "Wie schauts aus, bist du dabei?"

Unruhe auf dem Friedhof in Argeon Town? Zugegeben, das klang doch interessant. Wenn sie Pech hatten, waren es schon wieder zu groß gewachsene Wölfe, wenn sie Glück hatten, dann vielleicht etwas gefährlicheres, etwas besonderes, etwas sagenumwobenes... vielleicht ja ein Drache! Aber nein, nicht auf einem Friedhof. Das hörte sich ja fast schon nach Zombies an, so wie es da auf dem Zettel stand... aber das würde sich bestimmt noch herausstellen. So oder so, Aurora war Feuer und Flamme, als Yuuki ihr von dieser Quest erzählte, da sie Abenteuer witterte und die Möglichkeit, über sich selbst herauszuwachsen. Fürs Protokoll nahm sie sich das Blatt noch kurz und las es durch, aber da es keinerlei Information enthielt, die sie davon abgehalten hätten, gab sie es Yuuki zurück und nickte knapp. "Jup, bin dabei. Hört sich zumindest interessanter an, als die Wölfe von vorher, außerdem hab ich jetzt eh keinen Saft mehr." Tja, und einen zweiten Ananassaft würde sie sich heute nicht mehr gönnen, erst die Arbeit, dann das Vergnügen, hieß es doch. Davon abgesehen würde sie einrosten, wenn das so weiter ging, sie brauchte wieder ein wenig mehr Adrenalin in den Adern, momentan könnte man mit ihr bestimmt den Boden wischen.
Mit einer energischen Bewegung ihres Kopfes schleuderte sie eine lose Haarsträhne aus ihrem Gesicht und fuhr mit ihrer Fingerspitze über ihre Augenklappe. Hatte Yuuki sie eigentlich schon irgendwann mal gefragt, was mit ihrem Auge passiert war? Was hätte sie ihm denn da überhaupt erzählt? Dass das Auge eigentlich ganz in Ordnung war und sie es nur versteckt hielt, weil seine verräterische Farbe nicht ans Licht kommen durfte? Sicher nicht, viel eher würde sie von irgendeinem Unfall in ihrer frühen Kindheit erzählen, oder? Na ja, zum Glück hatte sie das noch nie gemusst. "Und? Gehts los?"

Dafür, dass er zunächst niemanden gefunden hatte, schien es doch nun ziemlich gut zu laufen, denn Aurora willigte ein, die Quest mit ihm zu bestreiten. Yuuki nahm den Questbogen entgegen und verstaute ihn in einer seiner Taschen, schließlich konnten die das Ding bestimmt später noch gebrauchen. Währenddessen begann er sich in der Gilde umzusehen, vielleicht war ja Scarlet in der Nähe? Bestimmt würde die Gute auch an der Quest teilnehmen wollen und es würde gewiss nicht dasselbe passieren, wie bei ihrem ersten Auftrag. Damals hatten sie die erste gemeinsame Quest unter Ryo bestritten, bei der sie einige Diebe unbemerkt verfolgen mussten. Klang ganz einfach und das war es eigentlich auch. Zumindest hätte es so sein sollen, doch Scarlet machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Der Rotschopf konnte sich zwar nicht mehr an den Grund des Streits erinnern, doch wie es nun Mal vorkam, kamen sie beide überhaupt nicht miteinander klar. Aus seltsamen Gründen, an die er sich ebenfalls nicht mehr erinnern konnte, entwickelte sich der leise Streit zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung, bei dem sie ihn in Grund und Boden stampfte. Der Dieb, der keineswegs blind und taub war, bemerkte schließlich, dass er verfolgt wurde, und machte sich vom Staub. Dies machte seinem älteren Bruder auch einen Strich durch die Rechnung, da der zweite Dieb nicht am vereinbarten Treffpunkt erschien, was dem Ersten ein Zeichen gab, das etwas schief gelaufen war. Und damit war die Quest gelaufen und Ryo hatte sie beide, und vor allem ihn ziemlich heftig getadelt. Danach hatte er erst einmal einige Monate kein Sterbenswörtchen mehr mit dem Mädchen gewechselt. Aufgrund einiger nicht lange zurückliegenden Geschehnisse hat sich das Verhältnis der Beiden etwas gebessert, was auch der Grund dafür ist, dass er sie nun suchte.
Doch so viel Glück an einem Tag sollte er nicht haben, denn er entdeckte sie einfach nicht. Höchste Zeit also, endlich loszulegen. "Na klar, komm mit.", sagte er zu dem einäugigen Mädchen und schritt in Richtung der großen Portale der Gilde. Da er gerade daran dachte, bisher hatte er nie erfahren, wie sie dieses Auge verloren hatte. Bestimmt irgendein Unfall oder so, schoss es ihm durch den Kopf. Yuuki würde das Mädchen einfach Mal bei Gelegenheit danach fragen müssen. Vielleicht wäre der richtige Zeitpunkt erreicht, sobald er bereit war, ihr von seiner Vergangenheit zu erzählen. Lässigen Schrittes trat er durch das Portal. Mal sehen, was die Quest so für sie in petto hatte.

tbc - Nur der Untod währt ewig

Hatte es jemals so in Hosenka Town geschüttet? Die Regentropfen prasselten nur so auf das Dach des Gildenhauses und die Sonne war schon lange hinter dem Wolkendach, welches den gesamten Himmel bedeckte, verschwunden. Wenn es regnet, weinen die Engel und ihre Tränen durchnässen die Erde, so etwas hatte man ihr im Waisenhaus erzählt, als sie noch zu klein war, um dieser Albernheit zu widersprechen. Nun war sie älter und wusste es besser, aber dennoch hatte es etwas faszinierendes, zur Quelle der Tropfen hinauf zu starren und sich zu fragen, in wie vielen Metern Höhe sie wohl aus den Wolken hervorbrachen. Aurora hatte den gesamten Morgen mit kaum etwas anderem verbracht, eingehüllt in ein gelbes Regencape, das Gesicht, das zum Teil von der Augenklappe verdeckt wurde, dem Himmel zugewandt, in fast meditativer Andacht. Die Verletzung, die der Geisterkönig ihr bei der letzten Quest zugefügt hatte, hatte bereits zu heilen begonnen und behinderte sie somit kaum noch, allerdings sah man den Schorf immer noch - und da Aurora wie immer einen recht kurzen Rock trug, war er auch mehr als deutlich zu sehen, wie sich das Rot von ihrer hellen Haut abhob. Aber was sollte es schon, es bewies doch nur, dass sie den Angriff überlebt hatte, auch wenn es eine Narbe geben würde, so würde sie sich sicherlich nicht dafür schämen. So schrecklich war sie nun auch wieder nicht auf ihr Aussehen fixiert.
Nach einigen Stunden Regenbeobachten, wurde ihr aber auch das zu langweilig, sodass sie endlich ins Gildenhaus ging und erst einmal das Cape verschwinden ließ - denn eines musste man zugeben, ihr Magieausleger war wirklich 1-A-Spitzenklasse, was Umziehen betraf. Auch ausziehen konnte sie sich übrigens innerhalb von Sekundenbruchteilen, aber das hatte wohl noch niemand mitbekommen oder würde es je miterleben dürfen. Zum Duschen wars jedoch allemal praktisch. Sie sah sich kurz um und schlenderte dann zum Questboard, schließlich wäre es einmal wieder Zeit für ein neues Abenteuer- und dieses Mal war sie zuversichtlicher als zuvor, hatte sie doch fleißig trainiert, um sich nicht wieder so hilflos fühlen zu müssen, wie auf diesem Friedhof in Argeon Town. Sie war übrigens wirklich zu Cortas Beerdigung gefahren, auch wenn es sie wieder einmal Stunden in einem Zug gekostet hatte. Die Zeremonie war bewegend gewesen, auch wenn Aurora ihn weder wegen seiner Ausstrahlung, noch wegen seines großen Herzens, sondern allein wegen seiner Kraft bewundert hatte. Wie gedacht war die ganze Stadt zu seiner Beerdigung erschienen und hätte man die vergossenen Tränen aufgefangen... würde das den Regen erklären. Aurora hatte eine gelbe Blume auf seinem Grab hinterlassen, eine schöne, gesunde Pflanze, die hoffentlich Wurzeln schlagen würde. Vielleicht würde sie irgendwann zurückkommen, um das Grab und die beiden magischen Waffen zu besuchen, vielleicht. Nun aber war ihr Plan ein anderer, nämlich etwas spannendes zu finden. Unschlüssig stand sie in ihrem olivfarbenen Outfit und den hochhackigen Stiefeln da und ließ den Blick über die Zettel schweifen... aber irgendwie fand sie nichts besonderes. Mmh.

So einen gewaltigen Regenfall hatte es in der Region um Hosenka Town bestimmt seit Jahren nicht mehr gegeben, weshalb man hoffen musste, dass dieser endlos scheinende Strom bald aufhörte. Es war fast niemand auf den Straßen, denn jeder suchte Schutz im eigenen Haus oder suchte sich einen Unterstand, in der Hoffnung, dass der Regen bald versiegte. Die wenigen Leute, die diesen Morgen unterwegs waren, liefen alle hektisch von einem Ort zum anderen, in dem Verlangen, so schnell es ging, von der Straße weg zu kommen. Dabei hatten sie alle Regenschirme und Regen abweisende Kleidung dabei, schließlich wollte man ja nicht nass und damit verbunden auch noch krank werden. Es gab lediglich eine Person, welche auf einer Bank im Friedhof Hosenka Towns saß – der übrigens komplett ausgestorben war – und sich nicht um den Regen scherte. Vielmehr schien er dankbar für diesen zu sein und sog ihn in sich ein, in der Hoffnung, dass der Regen all sein Trübsal und die schlechten Erinnerungen wegzuspülen, vermochte. Im Gegensatz zu allen anderen Bewohnern der Stadt hatte er auch keinen Regenschirm oder -jacke an, diese Person trug die übliche Kleidung. Dass sie deshalb komplett durchnässt war, musste man ja nicht noch mal sagen. Diese Person hing leicht gebeugt auf seinem Sitz und in der Hand hielt er einen Zettel, der längst vom Regen durchnässt und vollkommen unleserlich geworden war. Er wusste trotzdem, was der Inhalt dieses Briefes gewesen war, weshalb er nun keinerlei Nutzen mehr für ihn hatte. In der Tat, bei dieser Person, die komplett durchnässt auf einer Friedhofsbank saß, handelte es sich um Yuuki Grynder. Während ihm eine feuchte Strähne im Gesicht hin, starrte er ausdruckslos auf den Brief in seiner Hand. Dieser Brief war vor einigen Tagen aus Argeon Town gekommen, doch es war nicht Chrystie gewesen, die ihn verfasst hatte. Vielmehr handelte es sich um ihre Tante, also die Frau des verstorbenen Hauptmanns Corta. Sie hatte ihm knapp und deutlich gesagt, dass er sich von dem Mädchen fernhalten sollte, die im Moment sowieso zu viel um die Ohren hatte, sodass sie sich nicht auch noch mit seinem Kram beschäftigen musste. Zudem es in ihrem emotionalen Zustand bestimmt nicht weise wäre, sie auch noch an ihr traumatisches Erlebnis vor einiger Zeit zu erinnern. Aus diesem Grund hatte sie ihm geschrieben, was sie wusste, doch das brachte ihm nicht viel. Es war nutzlose Information, weshalb die kalte Spur, welche er gefunden hatte, wieder vom Winde verweht worden war. Oder vom Regen weggespült, wie mans halt nahm. Yuuki hatte dies aufgenommen und verstanden, schließlich wollte er niemanden bedrängen oder belästigen. Deshalb war er auch nicht zur Beerdigung gekommen, denn wahrscheinlich hätte alleine schon seine Aufmerksamkeit einiges an Aufregung bei der trauernden Familie ausgelöst.
Nun saß er schon seit einigen Stunden hier, während sein Geist für diese Zeit komplett abgeschweift war. Passanten hätten wahrscheinlich einen komplett bewegungslosen Jungen gesehen, der für Stunden auf ein unleserliches Blatt Papier starrte. Er hatte an viele Sachen gedacht, vor allem aber an Riza. Er war so kurz davor gewesen, endlich diejenigen zu finden, die für ihren Tod verantwortlich gewesen waren, und dann war er wieder an eine Sackgasse geraten. Zudem er im Nachhinein festgestellt hatte, dass Chrystie bestimmt sowieso nicht viele Informationen hätte haben können. Gut, das es regnete, so konnte man wenigstens nicht erkennen, welche Tränen vom Himmel kamen und welche von ihm selbst.

Nach einigen Stunden des stummen Sitzens und "in-sich-gehen" hatte er schließlich genug, weshalb er sich wieder zurück ins Gildenhaus begab. Einerseits benötigte er nun eine wirklich heiße Dusche, um die Kälte aus seinen Knochen wegzuwaschen, andererseits befand sich etwas in seinem Quartier, das auf ihn wartete. Um genau zu sein, handelte es sich um eine Quest, bei der ein einst sehr erfolgreicher Geschäftsmann spurlos verschwunden war. Hinterlassen hatte er nur einen enormen Schuldenberg und seine besorgte und leidende Frau, die keine Ahnung hat, wo er hin ist, weshalb sie um professionelle Hilfe gebeten hatte. Magier konnte sie wahrscheinlich nicht wirklich bezahlen, was von den riesigen Schulden ihres verschwundenen Ehemannes herrührte, weshalb noch keiner die Quest in Anspruch genommen hatte. Bis der Grynder letztendlich sein Auge drauf geworfen hatte. Ihm war die Bezahlung in diesem Fall nämlich egal, denn es handelte sich um jemanden, dessen wahrscheinlich liebste Person einfach verschwunden war, also warum nicht helfen? Es gab doch eh schon zu viel sinnloses und unnötiges Leid auf der Welt, da konnte man wenigstens eine gute Tat tun, um einer solchen Person zu helfen. Aus diesem Grund nahm er die Quest, nachdem er ausgiebig geduscht und trockene Sachen angezogen hatte, und ging in die Halle von Lamia Scale. Es dauerte einige Augenblicke, ehe er schließlich den lilanen Schopf in der Menschenmenge fand, den er gesucht hatte, sodass er nun auf diesen zulief. Wie erwartete, handelte es sich um Aurora, welche er sofort grüßte. Zwar nicht sonderlich herzlich, doch ein kleines Lächeln brachte er trotzdem auf die Lippen. "Hey Aurora, wie geht es dir?" Das war der übliche Small Talk, doch Interesse an diesem hatte er nun nicht wirklich, weshalb er sofort seine nächsten Fragen stellte. "Wenn du gerade Zeit und Interesse an einer Quest hättest, dann hab ich hier was für dich." Und mit diesen Worten hielt er ihr den Zettel hin und war einigermaßen gespannt darauf, was sie ihm nun antworten würde.

Langweilig... unterbezahlt... unter ihrer Würde... irgendwie waren die Quests, die sich da vor ihr aufreihten, nicht das, was sie erwartet hatte. Da gab es zum Beispiel solche, die eindeutig für Kleinkinder geschaffen waren und nicht nur leicht, sondern schon beinahe unterfordernd wirkten, andere waren für das gebotene Honorar zu müühselig und zu anstrengend, dabei allerdings uninteressant, weil sie einfach nur Fleißarbeit, aber keine Herausforderung darstellten. Und einige... würde sie im Leben nicht machen, niemals! Das war doch...nein...
Umso passender kam ihr da der rothaarige Junge, den sie in letzter Zeit immer häufiger sah - Yuuki. Interessanterweise hatte sie ihre letzten Quests restlos mit dem Grynder erledigt und ihn auf diese Weise noch ein Stück weiter kennen gelernt, auch wenn sie aus seiner oft abwesenden, melancholischen Art nicht immer ganz schlau wurde. Und dann war da auch noch dieses Medaillon, was er immer mit sich herum schleppte, wahrscheinlich würde sie es ihm irgendwann mal abnehmen, um zu gucken was und ob sich darin etwas befand. Vielleicht war es ja auch nur Modeschmuck und sie hatte sich eben ein wenig in dem Jungen verschätzt. Apropos... der Junge war wohl auch der einzige in der gesamten Gilde, der wusste, was sich unter ihrer Augenklappe verbarg und sie hoffte für ihn, dass er es nicht weiter erzählt hatte, denn dann könnte es sein, dass sie ihn töten müsste. Das wäre ein wenig schade, da er sich in letzter Zeit zu einem ihrer besten Freunde avanciert hatte, aber unvermeidlich, da ihre Mission an oberster Stelle stand und sie sich dieser beugen musste. Allerdings hatte noch niemand versucht, sie zu verhaften, zu töten oder sonstiges mit ihr anzufangen, weswegen sie geneigt war, ihn in Ruhe zu lassen.
Auch heute wirkte Yuuki traurig, ob das am Regen lag oder an etwas anderem wusste sie nicht, aber die Melancholie war noch immer nicht aus seinem Gesicht gewichen. Sie überlegte kurz, ob und wie sie ihn aufmuntern konnte, unterließ es dann jedoch, da sie so gesehen keine Ahnung hatte, warum er traurig war. Wenn er also Trost wollte, sollte er gefälligst aktiv werden und mit der Sprache herausrücken und sich nicht alles aus der Nase ziehen lassen. "Gut.", antwortete sie somit wahrheitsgetreu auf seine Frage und strich sich eine violette Haarsträhne aus dem Gesicht. "Und Zeit habe ich auch - Wenn du denn eine hast, die ein wenig besser ist, als die hier...!" Mit einer Handbewegung zeigte sie auf die Zettel hinter sich.

Yuuki's Augen folgten Auroras Handbewegung Richtung der Questtafel, auf der sich – ihrer Meinung nach zumindest – lediglich langweilige oder nicht passende Quests befanden. Um was es sich genau handelte, vermochte er nicht wirklich aus ihren Wörtern heraus zu lesen. Aus diesem Grund schaute er sich einige der dort befindlichen Quests genauer an, nur um festzustellen, dass Aurora recht hatte. Es gab eine magische Akademie, welche nach Ersatzlehrern suchte, doch der Grynder bezweifelte, dass das sonderlich spannend war. Schließlich gab es noch andere Aufträge in der Richtung, zum Beispiel ein alter Herr, der Streit mit seinem Nachbarn hatte, weshalb dieser seine Hecke verhext hatte. Und jedes Mal wenn der ältere Herr sich ihr anscheinend näherte, erwachte sie zum Leben und begann nach ihm zu schnappen. Wirklich alles amüsant und so, aber ... Dann gab es wiederum Aufträge, für die sie ganz und gar nicht qualifiziert waren, und die seiner Meinung nach sehr stark an das S-Rang-Level grenzten. Wie diese jedoch wirklich aussahen, wusste er nicht. Da hätte er schon einen der bestehenden Ace der Gilde fragen müssen, oder warten, bis er irgendwann selbst zu einem befördert wird. Vorausgesetzt, dass er das auch schaffte und solange überlebte. Sich einer Hydra zu entledigen, welche eine Küstenstadt terrorisierte, klang zwar spannend, doch Yuuki fand, dass sie dadurch ein klein wenig zu sehr überfordert sein könnten. Gleiches galt selbstverständlich für die Niederschlagung mehrerer Dörfer im Umkreis einer berühmten Burg. Zwar klang das wirklich nach einer Herausforderung und versprach keinerlei Aufregung, doch er bezweifelte, dass er oder Aurora qualifiziert genug waren, um eine solche Aufgabe zu übernehmen. Also, lange Rede, kurzer Sinn: Seine Quest war besser. Nur musste er das jetzt nur noch der Ilia verklickern. Aus diesem Grund übergab er ihr den Zettel in seiner Hand, während er begann, über die Quest zu sprechen. "Hierbei handelt es sich um einen verschwundenen, ehemals reichen Geschäftsmann, welcher enorme Schulden besitzt und der nach Angaben seiner Frau vor ungefähr vier Tagen verschwunden ist." Das wars auch schon seinerseits, jetzt galt es lediglich abzuwarten, was die lilahaarige Magierin dazu sagen würde. Er selbst hatte eine These für das Geschehene, welche er lediglich im Kopf durchging, immerhin war es noch nicht mal sicher, ob sie beide auf die Quest gehen würden, da brauchte er auch keine unnötigen Spekulationen durchzuführen. Höchstwahrscheinlich hatte er sich auf die falschen Leuten eingelassen und sich von diesen Geld geliehen, die es nun zurückhaben wollten. Was jedoch seltsam war, dass noch keine Lesegeldforderung gekommen war, so zumindest sein Wissen. Das bedeutete wahrscheinlich, dass diese Schuldner einen anderen Weg gefunden hatten, wie sie zu Geld kamen. Dann würde alles passen und beweisen, dass der Mann noch lebte. Ansonsten gab es auch viele andere Sachen, die ihm auch hätten zustoßen können. Schließlich konnte er zum Beispiel auch eine Klippe heruntergefallen sein, beim Schwimmen ertrinken oder im Wald von Wölfen angefallen werden – bei Letzterem hatten er und Aurora ja bekanntlich schon Erfahrung. Es gab einfach zu viele Möglichkeiten, weshalb ihnen einfach die Ehefrau mehr verraten musste. Sofern Aurora natürlich mit dieser Quest einverstanden war. "Also was sagst du? Klingt das interessant genug?" Hoffentlich stimmte sie dem zu, denn er bekam so richtig Lust auf die Quest, zudem er im Moment einfach nur aus Hosenka Town raus wollte, um sich mit anderen Gedanken und Problemen befassen, als seine eigenen.