So, dann konnte die spaßige Tour ja endlich beginnen, was? Jeder war frisch und munter und konnte es kaum erwarten, los zu legen … Von wegen. Aus ziemlich offensichtlichen Gründen verspürte der Grynder nicht unbedingt die größte Lust, diesen verdammten, unbekannten Dschungel zu betreten. Zu den Gründen konnte er sich gewiss auch äußern, doch brauchte er das nicht wirklich zu tun, immerhin waren sie den störenden Problemen schon mehrfach begegnet. Erst die ganzen Flugsaurier, die ihnen beinahe zum Verhängnis geworden wären und anschließend diese beiden großen Fleischfresser. Für Aurora mochte das ja kein Problem darstellen, wie man ganz hatte erkennen können, als sie kurzen Prozess mit den Dinos gemacht hatte. Aber wie stand es um ihn? Gut, er war jetzt körperlich mehr oder weniger fit und auch seine Magie war recht stark, konnte er doch Metall über ein Dutzend Meter weit beeinflussen. Dennoch, lieber hätte er gegen ein ganzes Bataillon Soldaten gekämpft, als sich in diesem Dschungel herumzuschlagen. Wenn bloß nicht die Sache mit Ryo wäre, dachte er sich innerlich kopfschüttelnd. Yuuki hatte keine Wahl, er musste es einfach erledigen.
So kam es, dass sich die beiden so ungleichen Gruppen – oder doch nicht? – trennten und jeder seines eigenen Weges ging. Auf der einen Seite das eingespielte Team Aurora und Yuuki, die gewiss weniger Probleme haben würden, als die andere Gruppe. Schließlich hatten sie ja Aurora dabei und mit seinen eigenen Kräften vermochte er sie ganz einfach unterstützen, was ihrer Kampfkraft einen Schub gab. Auf der anderen Seite waren die zwar beiden blonden, aber unterschiedlichen Kyoryu und Yuno. Sie war eine Blue Pegasus Magierin, die viel zu arrogant und selbstgefällig war, während er einfach nur verschüchtert, unsicher und ziemlich verloren auf dieser Insel wirkte. Apropos, irgendwie hatte er sich gar nicht nach der Gilde des jungen Mannes erkundigt, das würde er am Besten später nachholen. Auf jeden Fall war es keine der drei Großen oder eine der kleineren Bekannten, sonst hätte er das Zeichen ja wieder erkannt. Aber ob die Unsicherheit in Person diesen Dschungel überhaupt überleben würde, das bezweifelte der Rotschopf allmählich. Blieb einfach nur abzuwarten und zu hoffen, dass sich seine Partnerin besser schlagen und ihm aus der Patsche helfen würde. Naja, aber es gab doch wichtigere Dinger, auf die er sich konzentrieren konnte, weshalb er seine Sorgen bezüglich der ganzen Anderen beiseite schob und sich voll und ganz auf ihren Auftrag konzentrierte. Auf der Insel war es ungewöhnlich warm und schwül, und sobald sie sich in dem urzeitlichen Urwald befanden, konnte man einfach nicht anders, als große Augen zu machen. Hier drinnen war es dunkler, was aber daran lag, dass die Sonne vom dichten Blätterdach aufgehalten wurde, sodass sich die Augen erst ein Mal an die neue Lichtstärke gewöhnen mussten. Langsam bahnten sie sich den Weg immer weiter in den Dschungel rein, während Yuuki seltsam aussehen Farne und Pflanzen aus dem Weg schob. Irgendwann hörte er auch ein Summen, was ihn inne stehen und staunen ließ. Keine zehn Meter von ihm entfernt konnte er zwei etwa 50 Zentimeter große Libellen beobachten, die summend ihres Weges gingen. Es schien verrückt, aber alles sprach dafür, dass sie tatsächlich in der Vergangenheit gelandet waren. Ob sie wohl während ihres Fluges hierher durch ein magisches Wurmloch geflogen waren? Nun ja, zumindest würde es diese ganze Szene vor ihnen und die Insel an sich erklären. Derweil neigte er den Kopf leicht zur Seite, damit seine Gildenkollegin auch ja nicht auf den Gedanken kam, er würde ihr nicht zuhören. Im Gegensatz zu dem Glauben, dass Männer nicht des Multitaskings fähig waren, konnte sich der Rotschopf tatsächlich auf mehrere Sachen gleichzeitig konzentrieren. "Soweit ich weiß, hat der magische Rat diesen Auftrag an viele Gilden verteilt, was wohl die Anwesenheit der vielen anderen Magier hier erklärt. Aber ich glaube leider auch, dass Kyoryu nicht lange durchhalten wird. Weißt du überhaupt, aus welcher Gilde er kommt? Ich muss nämlich sagen, dass mir das Gildenzeichen am Rumpf seines Schiffes nichts sagt." Vielleicht wusste es ja die Ilia? Auf jeden Fall sorgte er sich aber mehr um das Flugschiff und die Pilotin sowie den Mechaniker. Er hatte nun wirklich keine Lust, von einem riesigen Fleischfresser durch den Dschungel gejagt zu werden und dann keinen Rückzugsort zu haben, weil die Nichtkombatanten von anderen Sauriern gejagt und erlegt worden waren. Als er schließlich eine besonders große Pflanze aus dem Weg räumte, waren die beiden Lamia Scale Magier auf einer recht gut beleuchteten Lichtung gelandet. Gemächlich ging er weiter, ehe er letzten Endes doch noch bemerkte, auf was sie da genau gestoßen waren. Mehrere große Nester am Boden und in ihnen lagen jeweils einige große Eier. Das war doch hoffentlich kein Brutplatz hier, oder etwa doch? Plötzlich konnte man lautes Heulen und Kreischen vernehmen, was immer schneller näher kam und das Gestrüpp um sie herum fing an zu rascheln. Sachte, ohne eine schnelle Bewegung, pflückte er seinen magischen Bo von seinem Gürtel und verlängerte ihn auf dessen maximale Größe. "Mach dich bereit.", zischte er seiner Partnerin zu. Hoffentlich waren sie hier in keinen T-Rex Brutplatz gelandet ...

Oh verdammt, das hatte sie wohl tatsächlich vollkommen verdrängt. Sie hatte wirklich keine Ahnung, aus welcher Gilde der Stotterer denn bitte kommen sollte, zumindest hatte er keine genannt und nachgefragt hatte sie in ihren Hasstiraden auch nicht. Dass der magische Rat gleich mehreren Gilden diesen Auftrag von Wichtigkeit verpasst hatte, war kein Wunder, aber dennoch ärgerte sie es. Ihrer Meinung nach, verdarben viele Köche bloß den Brei und das erst recht, wenn sie einander weder kannten, noch vertrauten. Mit Yuuki oder noch mehr Leuten, die sie kannte, wäre das ja alles kein Problem gewesen, aber die Magierin aus Blue Pegasus hielt sie jetzt schon für unfähig, während sie ja sowieso der Meinung war, dass der blonde Stotterer hier keine zehn Sekunden überleben würde. Mit anderen Worten war die andere Gruppe ihrer Meinung nach dem Tode geweiht, während sie hier wenigstens eine Überlebenschance hatten, auch wenn das wahrscheinlich auf der puren Muskelmasse des Mädchens und nicht auf den magnetischen Künsten ihres Freundes beruhte, denn mal ehrlich... Dolche taten Dinosauriern mit einer solchen Hautdicke nicht besonders weh und da sie eher selten Rüstung trugen, konnte ihnen Magnetismus auch ansonsten eher nichts anhaben. Aurora wiederum war immerhin dazu in der Lage, den Riesenechsen gepflegt den Hintern zu versohlen, weil sie schneller und stärker als sie war, so albern sich das in Anbetracht ihrer Körpergröße auch anhören mochte. "Keine Ahnung, das hab ich wohl auch vergessen...", meinte sie. Mit ein wenig Glück war es allerdings keine illegale Gilde, auch wenn sie das dem blonden Jungen sicherlich nicht zutrauen würde. Er sah eher so aus, als würde er aus einem Blumengeschäft kommen und Kämpfe hassen, wahrscheinlich weil er selbst so sehr in ihnen versagte; in eine illegale Gilde passte er einfach nicht uns eigentlich wusste Aurora recht gut, was für Menschen man dort im Allgemeinen antraf. Solche waren es jedoch nicht. Ihr knappes und eher einseitiges Gespräch wurde jedoch schneller als erhofft wieder unterbrochen, da die beiden Helden Hals über Kopf in etwas gelaufen waren, was man recht einfach als Brutplatz identifizieren konnte, denn so viele Eier lagen ansonsten nur auf einem Geflügelmarkt nebeneinander - da sie auf dem Boden lagen und nach der Größe ganz bestimmt keine Hühnereier waren, wurde diese These allerdings sofort wieder ausgeschlossen. Nicht dass sie es je geglaubt hätte... mit einem leicht spöttischen Blick bedachte sie den Bo ihres Freundes. Nicht sein Ernst, oder? Yuuki war schneller und stärker geworden, aber wenn es nicht gerade unendlich langsame Pflanzenfresser waren, so würde ihm das herzlich wenig nützen. Das hatte in etwa die Effektivität eines Zahnstochers gegen einen Riesen, aber wer wusste, was hier im Anmarsch war. Aurora jedenfalls bewegte sich langsam, während sie sich in Metall kleidete und versuchte das Schwert kein Geräusch erzeugen zu lassen, denn wenn sie kein Tier angriff, war das sicherlich auch nicht schlecht... aber zu früh gefreut. Kaum hatte sie auch nur einen Schritt auf das Gelege zugemacht, brachen sie mit schrillem Kreischen aus dem Unterholz hervor und umzingelten die beiden Magier im Nu: Nur etwa eineinhalb Meter große, schlanke, aber sehnig wirkende Dinosaurier, an deren Hinterläufen sich gefährlich wirkende Sichelkrallen befanden, die sicherlich ziemlich weh taten, wenn sie erst einmal in der Kehle eines Beutetieres (oder eines Menschen) steckten. Niedlich. Aurora hätte sich gerne einen abgerichtet und als Haustier behalten, aber wenn sie nun den Fehler machen würden, die beiden Magier anzugreifen, dann würde aus diesem Plan wohl nichts werden. Davon abgesehen natürlich, dass man ihr ein solches Haustier nie im Leben erlauben würde, da es einfach zu unberechenbar, zu gefährlich und zu befremdlich wäre. Mit leicht zuckendem Kopf starrten die Raptoren auf die zwei Eindringlinge, schienen zu warten. Sie mussten die Köpfe wahrscheinlich so bewegen, weil ihre Augen nicht oszillieren konnten, ähnlich wie bei Hühnern. Das menschliche Auge machte kaum merkliche kleine Sprünge, selbst wenn man der Meinung war, etwas starr anzustarren - der Grund war denkbar einfach: Man würde nicht mehr sehen, wenn das Auge in der Bewegung innehielt, weil man nur Unterschiede, keine fixen Gegenstände sah. Welch ein Glück, dass Aurora das nicht wusste. Irgendwann schien der kritische Punkt jedoch überschritten und der erste Raptor gab den Befehl zum kollektiven Selbstmord, auch genannt Angriff, indem er vorflitzte (Schnell war er...) und von Aurora noch im Sprung geköpft wurde (...aber sie war schneller.) Zögern war hier nicht drin, es musste gehandelt werden.

Tja, und dann war es schon geschehen. Kaum hatte die junge Frau einen einzigen Schritt auf eines der Gelege mit den vielen Eiern gemacht, schon konnte man überall ein lautes Kreischen vernehmen und die netten Gastgeber der Insel erschienen. Ein ganzes Raptorenrudel, so schien es, hatte ihnen aufgelauert und nur auf den Moment gewartet, in dem sie eine falsche Bewegung machten. Yuuki erinnerte sich nur noch flüchtig an das, was er über Dinosaurier aus Büchern gelesen hatte. Und er war sich nicht sicher, ob sie nun wirklich Glück oder Pech hatten. Natürlich, ein T-Rex war gigantisch und hatte Kraft, doch war er ziemlich dumm. Raptoren andererseits waren kleiner, schneller und flinker und vermochten ihre Beute im Rudel erlegen. Die Saurier waren von giftgrüner Farbe, was sie ungemein zu den Farben des Dschungels passen ließ, wahrscheinlich half ihnen das beim Jagen. Doch was ihn wirklich sorgte, waren die vielen spitzen Zähne, die scharfen Krallen und besonders die Sichelkrallen an ihren Hinterläufen. Sollten sie sich damit in einen von ihnen verfangen, dann war es wohl vorbei mit ihnen, aber endgültig. Der junge Mann schluckte schwer und änderte ein wenig seine Haltung, hier konnte jede falsche Bewegung über Leben und Tod entscheiden. Natürlich, sie waren Magier und um einiges stärker als die Viecher (insbesondere Aurora!), aber dafür waren die Saurier enorm in der Überzahl und bestimmt auch ziemlich aggressiv, da die Magier sich mitten in ihrem Brutplatz befanden. Der Sieger stand also noch nicht fest, auch wenn er gerne und mit Zuversicht auf sich gesetzt hätte. Ehe er sich jedoch wirklich einen Plan zusammenreimen konnte, wurde schon ein stilles Zeichen gegeben und der Kampf ums Überleben begann! Schnell sprang der erste Raptor vor und wurde sogleich von seiner besten Freundin geköpft, die in Sachen Geschwindigkeit und Reflexe wohl mehr als nur mithalten konnte. Die anderen Saurier wurden davon aber nicht abgeschreckt, im Gegenteil, der Tod eines ihres Rudels schien sie richtig wütend zu machen. Dabei war es klar, dass Aurora das Ziel ihrer Wut war, wenn man bedachte, wie viele sie umkreisten während sich nur zwei auf den Rotschopf konzentrierten. Hoffentlich dachten sie nicht, dass er leichte Beute wäre, das wäre doch schon etwas beleidigend. Naja, eigentlich sollte er ja froh sein, da er schwächer als Aurora war, doch es gab immer noch professionellen Magierstolz und der war in eben jenem Moment ordentlich angekratzt worden. Umso besser, dann konnte er sich derer vor ihm entledigen und die Ilia anschließend unterstützen. Schon musste er einen Raptor in der Luft abwehren – verdammt, er hatte die Geschwindigkeit unterschätzt und beinahe wäre er getroffen worden, hätte er nicht rechtzeitig reagiert! – indem er ihm den Metallstab mit voller Wucht an den Hals rammte. Geplant war eigentlich der Schädel gewesen, doch auch dieser Schlag zeigte seine Wirkung, da der Raptor zwar wieder aufstand, sich jedoch kaum auf den Beinen halten konnte und orientierungslos hin und her lief. Schnell warf Yuuki einen Blick auf seine Partnerin, die in der Zwischenzeit gewiss mehrere Saurier getötet hatte, nur um zu sehen, wie sich ein dichtes Knäul Raptoren anbahnte und sie unter sich zu begraben versuchte. "Magnetic Pull!" Mit der linken Hand setzte er seinen Zauber ein und zog die junge Frau aus der unmittelbaren Gefahrenzone heraus. Auch die Raptoren blieben unschlüssig stehen, solch ein Verhalten hatten sie noch nie von ihrer Beute entnommen. Die mussten erst mal gründlich beobachtet werden, wenn man bedachte, dass schon einige von ihnen gefallen waren.
Als Yuuki jedoch ein helles Fiepen in ihrer Nähe hörte, konnte er einfach nicht anders und musste sich umdrehen. Keine drei Meter von ihnen entfernt waren so eben zwei Raptorenjunge aus dem Gebüsch gesprungen, die sich beide um einen fleischigen Gegenstand stritten. Unablässig zerrten sie dran und versuchten es dem Anderen wegzureißen, doch beide schienen gleich stark zu sein. Anfangs beobachtete er das Schauspiel ohne wirkliches Interesse, doch als er erkannte, um was sich die beiden Jungtiere da stritten, schloss sich eine kalte Faust um sein Herz. Es handelte sich um einen blutigen und vor allem menschlichen Unterarm! Wohl oder übel schluckte er den in ihm aufkommenden Brechreiz herunter und durchdachte schnell all ihre Möglichkeiten. "Hey Aurora, schau dir mal die beiden Junge da an, um was die sich da streiten. Ich schnapp sie mir, schaffst du es dich um diese Raptoren zu kümmern?" Leider konnte er nicht ihre Antwort abwarten, da eines der Jungtiere schließlich Erfolg gehabt hatte, und triumphierend mit dem Unterarm davon rannte. So rasch er nur konnte, nahm er die Verfolgung auf, doch wie würden die anderen Raptoren darauf reagieren, dass jemand hinter ihren Jungen her war? Von hinten stellte der Grynder ein leichtes Ziel dar, doch andererseits befanden sich in der Lichtung auch die ungeschützten Eier. Wie es wohl weiter gehen würde?

Aurora war eigentlich immer schon die Frau fürs Grobe gewesen. Sie war übermenschlich schnell und stark, verteilte am liebsten tödliche Wunden und gebrochene Knochen und hatte einen Riesenspaß daran. Währenddessen gefielen ihr Sachen wie Verhandlungen, tiefsinnige Gespräche mit Auftraggebern oder besonders feinfühlige Sachen eher weniger. Wahrscheinlich würde sie kleine Kinder schneller zum Heulen bringen, als sie bis drei zählen konnten, wenn sie erst einmal richtig in Fahrt war. Zwar spielte sie ihrer Gilde Tag für Tag ein verfälschtes Bild von ihr vor, aber das sollte nicht bedeuten, dass es ihr Spaß machte. Nein, in diesem Dschungel, von dem man langsam sicher sein konnte, dass er von Fleisch fressenden Dinosauriern bewohnt wurde, die die beiden Magier als Snack für zwischendurch ansahen, fühlte sie sich pudelwohl! Zum einen musste sie niemandem vorspielen, dass sie klein und niedlich war – und weitestgehend harmlos – zum anderen konnte sie nach Herzenslust Schläge verteilen und das zur Abwechslung mal, ohne darauf achten zu müssen, dass die Geschlagenen den Schlag auch überlebten. Wenn sie mit den Soldaten der Stadtwache trainierte – nur so als Beispiel – dann durfte sie eigentlich tatsächlich nur so tun, als würde sie sie schlagen, wo sie ihnen doch allein mit einem Schnipsen die Knochen im Leib brechen könnte… was bekanntlich eher semiperfekt wäre, da sie sie schlecht ins Krankenhaus schnipsen durfte, wenn sie ihren Beruf und ihre Trainingspartner nicht verlieren wollte. Aber diese Art von Training war eh zu langweilig geworden, Bäume umhauen war wiederum etwas stupide, da kamen ihr ein paar dumme Raptoren gerade recht! Während der Rothaarige sich mit seinem Dino vergnügte (haha), hatte Aurora einen der Raptoren am Schwanz gepackt und während sie mit dem Schwert in der einen um sich schlug, den Saurier als Keule missbrauchte und mit ihm auf seine Artgenossen eindrosch. Dessen Schädel war zwar schon ziemlich in Mitleidenschaft gezogen, aber aufhalten tat das das Mädchen nicht, welches einen Heidenspaß daran hatte. Auch wenn sie hier abkratzen würde, es hätte sich allemal gelohnt! Dennoch nahm sie nicht an, dass es so weit kommen würde, denn ihrer Meinung nach war sie hier die Überlegene, mit großem Abstand sogar, da sie auch noch anders konnte, als ihren Instinkten zu folgen! Auf einmal zog etwas an ihr und während sie noch kurz die Fersen in den Boden stemmte, wurde ihr im nächsten Moment klar, was das sein musste und ließ locker, da nur eine einzige Kraft an ihrer Rüstung hatte ziehen können, ohne dass sie etwas berührte: Yuuki. Der junge Mann aus ihrer Gilde, und nebenbei ihr bester Freund, hatte die Fähigkeit, magnetische Kräfte auf alles um ich herum auszuüben und war damit eigentlich so etwas wie Auroras natürlicher Feind – neben dem Metall Dragonslayer, den oder die sie allerdings nicht kannte und – wenn es denn nicht auch Metalle gäbe, die nicht magnetisch waren Auroras Dreizack beispielsweise, den sie in weiser Voraussicht nicht mehr in Yuukis Anwesenheit benutzen würde, war nicht magnetisch. Wer wusste, wann sie mal gegen Yuuki kämpfen musste, in jedem Falle wäre es von großem Vorteil, wenn er vielleicht nicht wusste, dass der Dreizack, der auf ihn zugeflogen kam, nicht von ihm beeinflusst werden konnte… aber das stand ja noch in den Sternen, sie würde noch warten müssen, bis sie S-Rang-Magierin war, um dann irgendwann mal eine Gildenrevolution zu planen.
Es hatte offenbar einen guten Grund gehabt, dass er sie weggezogen hatte, denn im nächsten Moment klatschte ein ganzer Pulp Raptoren auf den Boden, dort wo sie gerade noch gewesen war. „Danke, Yuuki-kun!“, rief sie, holte kurz Atem und drehte dann eine elegante Pirouette, bei der der Knüppelraptor mit unschönem Geräusch auf die Schädel seiner Kumpane traf. Schließlich schleuderte sie ihn einem anderen gegen den Brustkorb und riskierte einen Blick zu dem Unterarm, dessen spielerische Qualitäten die Saurier offenbar entdeckt hatten. Oh… dann sollte sie sich mal beeilen. „Schluss mit lustig!“, zischte sie zwischen den Zähnen durch und setzte sich so schnell sie konnte in Bewegung, verteilte präzise Hiebe und stand schon eine Minute später auf einem Leichenhaufen. Puh… das Schwert locker in der gepanzerten Hand haltend sprang sie herunter und bewegte sich hinter Yuuki her, der einem der Jungraptoren gefolgt war. Sie war sich sicher, dass ihn ein oder zwei Exemplare verfolgt hatten, weswegen sie rasch einen Gang zulegte und einen der beiden Saurier im Rücken Yuukis mit einem schnell geschleuderten Schwert durch den Leib zu Boden schickte. „Hinter dir!“

Es sah alles danach aus, als ob Powerfrau Aurora alles im Griff hatte, um ehrlich zu sein, hatte der Grynder auch nichts Geringeres von ihr erwartet. Für jemanden, der so stark war – dass sie sich mühelos der zwei größeren und gefährlicheren Dinosaurier entledigt hatte – waren wohl so halbstarke Raptoren ein Witz. Für ihn allerdings sah die Sache ein wenig anders aus, er hatte auf gut Glück einige abwehren können, mehr nicht. Zumindest konnte er sich nun beruhigt und getrost der Verfolgung des jungen Raptors widmen. Zwar konnte er nicht direkt etwas mit dem Arm anfangen, doch konnten sie zumindest auf diese Weise feststellen, wie alt er schon war und ob er womöglich einem der Passagiere gehörte. Auf dieser Todesinsel wäre es ein Wunder, wenn die Menschen mehr als nur ein paar Tage überleben würden. Dafür waren einzig und allein schon diese ganzen Raptoren viel zu gefährlich, überhaupt nicht zu sprechen von den Sauriern größeren Kalibers. Dabei dachte er selbstverständlich an die beiden netten Kollegen von vorhin, die auch Auroras Klinge zum Opfer gefallen waren. Und dann noch dieses laute und urzeitliche Brüllen, was vermutlich dem König der Insel gehört. Zwar fühlte er sich in der Anwesenheit der Ilia ziemlich sicher, doch würde er es vorziehen, wenn sie nicht auf ihn treffen würden.
Krachend brach auch der Rotschopf durch das Gestrüpp und Buschwerk und musste sich einige Sekunden lang neu orientieren, ehe er schließlich den rennenden Grünschwanz sah. Der Vorteil, den das Jungtier hatte, war seine geringere Größe. Es konnte sich agil durch kleine Stellen hindurch bewegen, solange der menschliche Arm auch hindurch passte. Yuuki hingegen wurde von Sträuchern, großen Blättern und allen möglichen Dingen aufgehalten, weshalb er ihn fürs Erste nicht wirklich einholen konnte. Als sie jedoch etwas gerannt und auf eine Lichtung kamen, holte er den kleinen Saurier schnell ein und fegte ihn mit einem Schwung seines Stabs aus dem Weg. Dabei flog ihm natürlich der Arm aus dem Maul, doch schien er nicht unbedingt versessen darauf zu sein, sich mit dem Größeren anzulegen, was in einer übereilten Flucht erfolgte. Puh, wenigstens hatte Yuuki jetzt eine kleine Verschnaufpause, in welcher er sich dem abgetrennten Arm widmen konnte. Aus der Nähe betrachtet war dieser sogar noch ekliger als zuvor, zudem er an vielen Stellen bereits angenagt worden war. Weiterhin fehlten zwei Finger. Aber leider war er kein Mediziner, sodass er nicht schließen konnte, von wem der Arm stammt. Natürlich war es am logischsten, dass er von einem der gestrandeten Passagiere stammt, was ein ziemlich mulmiges Gefühl in ihm auslöste. Gerade wollte er sich umdrehen und auf dem Weg zu Aurora machen, die bestimmt schon jeden Raptor erledigt hatte, der ihr über den Weg gelaufen war, als ihn ein Schemen ansprang und mit voller Wucht mit sich riss. Einer der Raptoren war ihm gefolgt und hatte ihn unbemerkt angegriffen. Hart prallte er auf dem Boden auf und spürte, wie sich Krallen in seinen Rücken versenkten, ehe er weiterrollte und einen Hang herunterfiel. Den Raptor ereilte übrigens das gleiche Schicksal, doch war er darauf vorbereitet und konnte sich viel besser abfangen, als der Magier. Nach einigen Sekunden hatte er das Ende erreicht und prallte hart auf dem Boden auf, was ihm all seine Luft raubte. Keuchend und hustend versuchte er sich aufzurichten und nach seinem Bo zu greifen, doch der war nicht vorhanden. Offensichtlich hatte er ihn oben auf der Lichtung verloren, als ihn der Saurier hinterrücks angegriffen hatte. Mit brummendem Kopf erhob sich der unbewaffnete Magier und stellte sich im Kampf gegen eine Bestie, welche die Jagd perfektioniert hatte. Die natürlichen Waffen der Natur waren aufs Äußerste gespitzt und warteten nur darauf, sich in sein weiches Fleisch zu versenken. Schon kam der erste unerwartete Angriff, der ihn zu Boden riss und gerade noch rechtzeitig gelang es Yuuki den die Urzeitechse am Hals zu packen, um sie daran zu hindern, ihm in den Hals zu beißen. Krallen schabten über seine Arme und Brust und rissen diese auf, doch der Raptor vermochte es nicht ihn zu töten. Verdammt, er hatte nicht umsonst so lange gekämpft und war am Leben geblieben, um jetzt von einem dummen Reptil getötet zu werden. Mit all der Kraft, die der junge Mann aufbringen konnte, schlug er den Raptor zurück und stand unsicher auf. Die einzige Waffe, die er besaß, hatte er vorhin verloren, also war er nun stark im Nachteil … Augenblick, das stimmte ja überhaupt nicht. Er besaß noch sein Set Dolche! Mit einem Auge auf den Raptor konzentriert, der ihn langsam umkreiste, tastete er sich am ganzen Körper ab, ehe er schließlich die begehrte Waffe gefunden hatte. Nun hatte er ebenfalls einen Stachel, mit dem er zuschlagen konnte. Und das keine Sekunde zu spät, schon war der Saurier wieder an ihn herangekommen und hatte ihn zu Boden gerissen. Dieses Mal lief jedoch etwas nicht nach seinem Plan, da sich plötzlich ein metallener Gegenstand in seinen offenliegenden Hals bohrte und diesen aufschlitzte. Kreischend und um sich schlagend, stürzte die Echse zu Boden, ehe der Grynder noch mehrmals auf sie einstach und dessen Leiden beendete. Man musste den Tod nicht länger als nötig herauszögern, das war nicht sein Stil. Völlig mit seinem Eigenen und dem Blut des Raptors besudelt, machte er sich an den Aufstieg zurück zur Lichtung, in welcher hoffentlich Aurora auf ihn wartete. Verdammt, warum tat ihm nur alles so weh?

Für jeden Menschen gab es Augenblicke, in denen er verdammt cool sein konnte. Manche waren es an der Kasse des Supermarktes, andere, wenn sie gerade ein Schachspiel gewonnen hatten und einige wenige schafften es auf Aufträgen, wenn sie mal wieder gezeigt hatten, wie intelligent und unfassbar clever sie sich angestellt hatten. Aurora wiederum hatte alles, um genau in so einem Szenario cool zu sein, in welchem sie sich gerade befand. Wenn reine Stärke und eiserner Überlebenswillen gefragt war, fühlte sie sich wie Zuhause; wenn niemand da war, der einem helfen konnte oder einen dabei beobachtete, startete sie erst richtig durch. Es war kein Problem für sie, urzeitliche Echsen von der Größe eines Baumes zu fällen, es war ein Klacks, von Baum zu Baum zu springen wie ein Affe, aber sobald sie in der Gesellschaft ihre Rolle als brave Gildenmagierin erfüllen musste, war das alles nicht mehr so einfach. Da musste sie sich anstrengen, deutlich mehr Aufwand und Ärger bedeutete das in jedem Falle für sie, als ein paar Biester zu töten. Wie albern das auch klingen mochte, das war die ganze Wahrheit. Aurora kämpfte lieber in einer unwirtlichen Umgebung um ihr Leben, als reichen Damen die fetten Köter zu suchen. Allerdings machte sie dabei auch wirklich keine schlechte Figur, wie sie scheinbar tiefenentspannt auf die Lichtung schlenderte, auch wenn ihre Rüstung von oben bis unten in Rot getaucht war und sie in der einen Hand ein Schwert und in der anderen einen ausgerissenen Dinosaurierzahn hielt. Vorsichtig wischte sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht – Haarsträhnen, die das Sichtfeld blockierten, wenn man sowieso nur ein Auge zur Verfügung hatte, waren wirklich problematisch – und blieb dann lächelnd über Yuuki stehen, der sich mehr den Abhang hoch schleppte, als wirklich zu laufen. Als er in Reichweite kam, packte sie ihn an der Schulter, nachdem sie den Zahn in die andere Hand gewechselt hatte, und hievte ihn hoch, was für sie wirklich keine Kraftanstrengung bedeutete. Scheinbar hatte er es nicht ganz so einfach gehabt wie sie, was die Wunden an seinem Körper doch deutlich illustrierten und sie mal wieder zu dem Schluss kommen ließen, dass er dringend ein paar mehr Muskeln brauchte. Oder einen Panzer, das würde das wohl auch ausgleichen. Immerhin hatte sie sich mit einem ganzen Rudel Raptoren gekloppt und er nur mit einem – okay, sie hatte eine Rüstung an und ebenso okay, er war von hinten angegriffen worden, aber dennoch kam man doch nicht umhin, festzustellen, dass sie damit besser umgegangen war, oder? "Ich halte es für klüger, wenn ich dich trage, Yuuki-kun…", meinte sie nach einer kurzen Gedankenpause, "So wie du momentan aussiehst, wärst du sonst schneller Chickenteriyuuki, als du Hunger sagen kannst." Mit diesen Worten ließ sie ihre Rüstung wieder verschwinden – mit Ausnahme der Arm- und Beinschienen – und zog den Größeren ohne viele Widerworte zu dulden auf ihren Rücken. "Du musst dich bloß gut festhalten, sonst fliegst du runter…", warnte sie ihn noch, ehe sie losrannte. Im Großen und Ganzen hatten sie doch eh kein fixes Ziel, sie suchten nur nach Überlebenden, das konnten sie so vielleicht sogar besser… vielleicht sah Yuuki da oben ja was, wenn er keine Zeit brauchte, um die Schmach zu überwinden, von einem kleinen Mädchen durch einen Urwald kutschiert zu werden.

Und wieder ein Mal war die Zeit gekommen, in der Yuuki Grynder feststellen durfte, dass er körperlich bei Weitem nicht so gut in Verfassung war, wie er zunächst angenommen hatte. Der Kampf mit dem Raptor hatte ihm ganz schön zugesetzt und eigentlich hatte er erwartet, problemlos mit diesem fertig zu werden. Ohne seine Magie schien er ganz schön nutzlos zu sein, was ein ordentlicher Dämpfer für sein Selbstbewusstsein war. Irgendwie wurde der Rotschopf plötzlich an den Kampf mit dem Lich und den daraus resultierenden Folgen erinnert. Als er schließlich erkannt hatte, dass es schlecht um seine körperliche Verfassung stand, hatte er einiges zugelegt und in Training investiert. Das Ergebnis hatte sich auch sehen lassen können, da seine Geschwindigkeit zum Beispiel danach mindestens gleichauf mit der von Aurora gewesen war. Und das wollte schon was heißen, immerhin handelte es sich bei ihr um eine Powerfrau. Es war wohl wieder an der Zeit, sein körperliches Training in Angriff zu nehmen und seinen magischen Kräften nachzuziehen. So konnte das ja nicht einfach weiter gehen. Die Frage war nur, ob er diese verdammte Hölleninsel überlebte oder ob er doch einem gefräßigen Jäger aus der Urzeit zum Opfer fiel und diesem als nächste Mahlzeit diente.
Fast oben angekommen erblickte er die falsche Einäugige, die ihm sogleich und problemlos auf die Lichtung half. Mensch, wie neidisch er jetzt auf ihre Stärke war. Nie und nimmer konnte man sie ihr ansehen, sodass sie auch ordentlich unterschätzt wurde und das Moment der Überraschung auf ihrer Seite hatte. So zumindest dachte er, Aurora hingegen war vielmehr der Typ, sofort dem größten Köter der Gegner den Kopf abzuschlagen, um zu zeigen, wer hier der Boss war. Nun ja, so war die Gute halt, da konnte man nichts machen. Und dass sie nach wie vor am Leben war, deutete ja daraufhin, dass sie mit ihrer Methode auch Erfolg hatte. Da man schon beim Thema körperliche Stärke war, ihr Vorschlag hatte etwas für sich. Außer seinem Stolz würde auf diese Weise nichts angekratzt werden, doch das war purer Sexismus. Nur weil er ein Mann – zwar noch nicht ganz, aber auf bestem Wege dahin – war, bedeutete das nicht, dass Aurora als Frau ihn nicht tragen konnte. Komisch würde es allemal aussehen, aber er hatte ihr ja auch oft genug das Leben gerettet, sodass sich die Peinlichkeit hoffentlich in Grenzen halten würde. Etwas Unverständliches nuschelnd, ließ er sich von ihr auf den Rücken hieven und brachte nur ein kurzes und leises „Danke“ heraus. Jetzt wurde der junge Mann aber vor einer weiteren Schwierigkeit gestellt, nämlich der Frage, wo er sich denn festhalten sollte. Bei der Ilia musste er höllisch aufpassen, wo er hingriff, immerhin wollte er nicht schlimmer als der andere Magier aus Blue Pegasus enden, der sie vergleichsweise nur angebaggert hatte. Nicht auszudenken, was sie mit ihm anstellen würde, wenn er … naja, lieber an etwas anderes denken, er wollte sich nicht mit möglichen Todesmöglichkeiten konfrontiert sehen. Ein falscher Griff, und dann waren es nicht die Dinos, sondern Aurora, die aus ihm Chickenteriyuuki machen würde. Letzten Endes entschied er sich mal sicherheitshalber für die Schultern und hielt sich daran fest. Eine andere Möglichkeit wäre gewesen, seine Hände um ihren Hals zu schlingen, doch auch das kam einer gefährlichen Situation ziemlich nahe. Für Außenstehende wirklich ein komisches Pärchen. Das zierlich wirkende Mädchen, welche problemlos ihren größeren und schwereren Partner trug. Na das würde doch mal lustig werden. Selbst in dieser Situation musste sich der Grynder vergreifen, seine Hacken in ihre Seiten zu schlagen und „Hüa“ zu rufen. Das hätte die junge Frau bestimmt nicht gut aufgenommen und er wollte ja nicht gleich einem Rodeoreiter mit vollem Karacho vom Pferd geschmissen werden.

Es gab tatsächlich einige Dinge, die sofortigen Tod bedeuteten, sie anzubaggern war da tatsächlich noch nicht der Gipfel. Sich zu vergreifen da schon eher und hätte Yuuki so etwas in der Art gemacht - welch ein Glück, dass er vernünftig war und es unterlassen hatte - so wäre er entweder einige Gliedmaßen losgeworden oder Aurora hätte ihm noch einmal in Erinnerung gerufen, warum genau ihr Dreizack so schmerzvoll sein konnte. Das hätte dann bedeutet, dass man ihn in Zukunft begründet Yuuki-hime nennen dürfte... und gut gefallen hätte es ihm sicherlich nicht. So aber entschied er sich schlau wie er nun einmal war, für ihre Schultern, was bedeutete, dass ein kleines, schmales Mädchen eine größeren Jungen auf ihrem Rücken herumtrug, als sei dieser ein zu groß geratenes Kleinkind. Nun ja, es ging hierbei nicht darum, irgendwelchen falschen Stolz vorzutäuschen, es ging darum, möglichst effektiv zu sein, mit dem kleinsten Aufwand das meiste zu erreichen. So arbeiteten Magier ihrer Gilde nun einmal, zumindest die, die aus einem bestimmten Grund beigetreten waren, der nicht mit der Tatsache zu tun hatte, dass auf dem Wappen ein nacktes Frau-Fisch-Mischwesen abgebildet war. Yuuki passte perfekt ins Schema und Aurora konnte es doch toll vorschützen, nicht wahr? Ihr Grund des Beitritts war nämlich ein vollkommen anderer gewesen. Sie war im Geheimen, ohne dass jemand davon wusste - selbst ihr bester Freund nicht, den sie momentan auf dem Rücken trug - dabei, mit der einzigen familiären Bezugsperson, die sie hatte, den Fall dieser Gilde auszuhecken. Beziehungen standen ihr irgendwie nicht gut, wenn man sie mal so betrachtete - war doch die einzige, die sie ansatzweise ernst nahm, die mit einer Person, die realistisch betrachtet eingesperrt oder getötet gehörte. Ihr Vater war einer der gefährlichsten Schwarzmagier ganz Fiores, dauernd auf der Flucht vor den Häschern des magischen Rates und nur vom Gedanken der Rache angetrieben; er mordete, folterte und zerstörte ohne auch nur einen Ansatz von Erbarmen, lachte über Gesetze und Regeln und könnte zu einer ernsthaften Bedrohung werden, wenn er sich dazu entscheiden würde, seine Aktivitäten auszudehnen. Tatsächlich war aber doch eigentlich eine ebenso schlimme Tat, dass er sein einziges Kind, welches auch nur durch einen Unfall entstanden war, darauf gedrillt hatte, ihm bei seinen Unternehmungen zu helfen, indem sie die Gilde unterwanderte, die sie aufgenommen hatte. Im Grunde genommen würde Aurora alles für ihren Vater tun, der seine Tochter allerdings auch nur als eine einfache Schachfigur sah und sie sicherlich ohne zu Zögern umbringen würde, wenn sie ihm im Weg stand. Das wusste sie natürlich nicht und selbst wenn manchmal ein leiser Verdacht in ihr aufgekeimt war, so war er stets unbewusst mit aller Macht verdrängt worden, da sie ihn immerhin für einen der besten Menschen der Welt hielt. Da dies mit allem, was man ihr in der Gilde gelehrt hatte, nicht übereinstimmte, musste einfach das, was man ihr dort erzählt hatte, nicht der Wahrheit entsprechen. So einfach war das und deswegen würde sie die Gilde eines Tages auch in ihren Grundfesten erzittern lassen. Würde sich ihr jemand in den Weg stellen und selbst wenn es Yuuki war, würde sie ihn ohne Gnade niedermetzeln. So hatte man sie erzogen, daran ließ sich wenig ändern. Dennoch war eben Teil 1 des scheinbar gemeinsamen Planes ihre Vaters und ihr, dass sie sich einen guten Ruf erarbeitete - und darum musste sie eben ihr bestes geben.
Die Bäume rauschten nur so an ihnen vorbei, links und rechts waren nur grüne Schlieren zu sehen, zumindest, wenn man nicht wie sie daran gewöhnt war, sich in einem solchen Tempo fortzubewegen. Es gab kaum schnellere Menschen als sie und Yuuki gehörte nach allem, was sie wusste, nicht dazu, also würde es für ihn sicherlich etwas neues sein, denn Aurora konnte sogar Züge ausrennen, wenn sie es denn wirklich drauf anlegte. Und momentan ging es darum, den Dschungel so schnell wie möglich zu durchkämmen, also musste man sich eben schnell genug bewegen. Zudem war diese Geschwindigkeit bestens dazu geeignet, nicht von noch ein paar mehr Raptoren angegriffen zu werden, da diese sie nicht einmal richtig scharf würden wahrnehmen können, geschweige denn angreifen würden. "Wenn du jemanden siehst, sag einfach Bescheid!", rief sie Yuuki über den Gegenwind entgegen, der auf ihnen lastete, "Ich nehm den dann mit!" Sie musste sich immerhin vor allem darauf konzentrieren, bei all den Wurzeln und Unebenheiten nicht auf die Nase zu fliegen, da blieb nicht viel Zeit für Blicke nach links und rechts. Schließlich endete aber auch der Wald und ging in ein canyonartiges Umfeld über, hellbrauner Sandstein bildete tiefe Schluchten, durch die das Mädchen rannte. Ab und zu konnte man einige Saurier entdecken, aber diese drehten nur den Kopf zu ihnen und verdrehten ihn sich, da sie zu schnell wieder weg waren. Schließlich kamen sie in einem schattigen Canyon an, in dem Aurora abrupt bremste und irritiert die Ohren spitzte... "Yuuki-kun? Was ist das...?" Das Trampeln, wie von gewaltigen Füßen, denen eines Riesen... oder doch nur eines gewaltigen Sauriers?

Es hatte durchaus seine Vorteile, von Aurora getragen und durch die Gegend transportiert zu werden. Nicht oft bekam man die Möglichkeit, auf einer urzeitlich-tropischen Insel Sightseeing zu machen, ohne bei lebendigem Leibe gefressen zu werden. Die Ilia mochte zwar von der Größe her nicht viel hergeben, dafür besaß sie eine unglaublich hohe Geschwindigkeit und bei Weitem noch mehr Stärke. Sie waren also vor Raptoren und ähnlich schnellen Sauriern sicher, sofern die Gute ihr Tempo aufrecht erhielt. Andererseits zog es verdammt noch mal und es klingelte in seinen Ohren, hoffentlich entzündete sich da nichts. Und er musste die Augen zusammengekniffen halten, denn der Luftdruck war einfach zu stark und er war jetzt nicht besonders scharf darauf, irgendein Partikel oder Tierchen in seine Augen zu bekommen. Was dem Grynder wiederum peinlich war, Aurora rannte so schnell, dass er sich erschrak und reflexartig in ihre Schulter krallte, aus Angst, von ihr zu fallen und sich womöglich alle Knochen zu brechen. Irgendwie kam ihm das plötzlich doch nicht so clever und logisch vor, wie zunächst angenommen. Mit klappernden Zähnen – aufgrund der immensen Geschwindigkeit der jungen Frau – versuchte er ihr zu antworten, jedoch nur mit mäßigem Erfolg. "A-a-alles klar." Das würde gewiss lustig aussehen, wenn sie auf weitere Überlebende trafen. Ein großes Knäuel, da Aurora sie alle auf ihrem Rücken trug. Von der Kraft her konnte sie das bestimmt auch problemlos schaffen, aber wie sah es mit dem Gleichgewicht aus? Dieses zu halten stellte sich der Rotschopf dann doch noch schwieriger vor. Weiter, es ging hoch und runter, überall rauschte das Grün des Dschungels vorbei, doch ehe man sich versah, war der Dschungel auch zu Ende und die beiden Magier traten ins Freie. Begrüßt wurden sie von rotbraunem Sand und Gestein, welcher der Hauptbestandteil der canyonartigen Schluchten vor ihnen war. Hier und da konnte man vereinzelt einen Saurier sehen, doch war die Magierin einfach zu schnell, als dass diese sie wirklich wahrnehmen konnten. Höchstwahrscheinlich sahen sie sowieso nur einen verschiedenfarbigen Blitz, der an ihnen vorbeizischte, dann war alles wieder normal. Während es aber im Dschungel heiß, feucht und schwül gewesen war, herrschte im Canyon einfach nur eine trockene und erdrückende Hitze, die jeden normalen Menschen bis an die Grenzen bringen und total erschöpfen würde. Selbst Leute wie er würden nicht allzu lange hier ohne Wasser und Schatten überleben, nicht bei diesen saunaartigen Temperaturen. Wenigstens gab es kühlen „Fahrtwind“, der tat richtig gut und machte die ganze Hitze etwas annehmbarer. Mit einem Mal bremste seine Partnerin so abrupt und hart, dass er beinahe von ihr gefallen und gegen die nächste Wand gekracht wäre. Gerade noch so vermochte der junge Mann dies zu verhindern, hätte es doch gewiss weitere Probleme mit sich gebracht, wenn er sich noch mehr verletzte. "Keine Ahnung.", antwortete Yuuki ehrlich, als auch er dieses laute Stampfen, gefolgt von einem animalischen Brüllen vernahm. Eines stand fest, was auch immer da auf sie zukam, es war verdammt groß und schwer, so wie es sich anhörte. Bitte keine riesigen Fleischfresser, das ist das Letzte, was wir jetzt brauchen!, schoss es dem Magier durch den Verstand. Dann wären sie hie wirklich auf verlorenem Posten, er selbst war verletzt und irgendwie bezweifelte er auch, dass es Aurora mit mehreren großen Predatoren gleichzeitig aufnehmen konnte. Irgendwann würde ihr ein Fehler passieren und dann ... Zunehmend nervös werdend schluckte der junge Mann und machte sich auf das gefasst, was immer näher kam. Gleich war es so weit, dann würde es um die nächste Ecke biegen und ... es waren keine Fleischfresser, so viel stand schon mal fest. Aber ob es wirklich viel besser um sie stand, das konnte man nicht so direkt sagen. Es handelte sich um eine große Herde Sauropoden, die sich ihren Weg durch den Canyon auf der Suche nach Futter ebnete. Und alles was unter ihre großen Füße kam, wurde einfach zerstampft und platt gemacht. Dem Grynder klappte einfach nur der Mund auf, als er den trampelnden Tod immer näher kommen sah. Die Herde schien kein Ende zu haben, so zumindest sah es für ihn aus seiner jetzigen Position aus. Diese Saurier waren mindestens zwanzig, wenn nicht gar dreißig Meter lang, besaßen einen langen Hals und Schwanz, einen massigen Körper, dafür nur ein winziges Köpfchen. Da die meisten Sauriergehirne aber sowieso nicht größer als eine Walnuss waren, störte das wohl nicht wirklich. Aurora blieb nichts anderes übrig, als kehrtzumachen und um ihr Leben zu rennen. Doch wie lange konnten sie den schier unermüdlichen Sauriern entkommen? Irgendwann hätte doch auch Aurora ihre Grenze erreicht, und wenn sie sich dann in einer Sackgasse wiederfanden, dann waren sie verloren. Als er aus den Augenwinkeln heraus etwas Metallgrau-blitzendes vernahm, riss er den Kopf herum, doch konnte er es nicht sehen. Dabei hätte er schwören können, irgendetwas gesehen zu haben, und zwar auf diesem Plateau. Da war er sich sicher. Außerdem schien ihm dies wie eine gute Gelegenheit vorzukommen, sich in Sicherheit zu bringen. "Hey Aurora, ich hab da oben was gesehen, das wichtig sein könnte. Meinst du, es wäre möglich, es da hochzuschaffen? ." Dabei zeigte er hinter sich aufs Plateau, die Frage war jetzt nur, ob die junge Frau auch stark genug war, sie beide da hochzubringen. Keinesfalls wollte er ihr noch mehr zur Last fallen, als er dies jetzt bereits schon Tat. Sollte es notwendig sein, würde er eben mit eigener Kraft klettern. Sollten die beiden es schaffen, dann würden sie sich fragen, was es mit dieser metallenen Vorrichtung in eingier Entfernung zu tun hatte, die ihnen rostig entgegenblickte?

Man konnte Pech haben und man konnte Pech haben. Viel Auswahl hatte man allerdings nicht und auch das Magierduo bemerkte schon recht bald, dass auf einer Insel, aufder es sogar Dinos gab, wahrscheinlich nur dieses winkte. Da rannten sie schon durch einen Dschungel und im nächsten Moment mussten sie um ihr Leben fürchten, weil eine ganze Herde Dinos offenbar meinte, Marathon zu laufen. Natürlich war Aurora so schnell losgelaufen, wie ihr das möglich war... aber wie lange würde sie das durchhalten? Klar, ihre Ausdauer war phänomenal, aber sie hatte heute schon einiges getan, was ein normaler Mensch von Anfang an aufgeben könnte. Allein schon das Rudel Raptoren war eine Herausforderung gewesen...
Aus ihrem einen Augenwinkel hatte es rötlich aufgeblitzt, als sie an diesem Felsen vorbeigerannt waren, es war eine sehr spezifische Farbe gewesen, die man normalerweise von Rost kannte, Sie, als die Waffennärrin schlechthin, war mit dem oxidierten Eisen wohl bekannt, da sie es von ihren Schätzen zu vertreiben suchte, immer wenn es auftrat. Die metallene Außentreppe, die zu ihrer Wohnung hoch führte, hatte auch mal bessere Tage gesehen, auch von ihr bröckelte der Rost manchmal in kleinen, rostroten Krumen ab, die dann den Boden darunter bedeckten. Insofern war dieser Stoff eigentlich von herzlich wenig Interesse, aber er deutete immer auf etwas anderes hin, was für ihren Passagier unter Umständen überlebensnotwendig sein würde: Eisen. Kein Rost ohne Eisen und dieses Metall hatte die dankbare Eigenschaft, dass es magnetisch war. Yuuki wiederum war ein Magnetismusmagier und wenn sie ihn fallen ließ oder aufgrund des schnellen Tempos mit ihm stolperte, dann wäre er recht schnell platter als jede Pizza, die er je mit hungrigen Augen angestarrt hätte. Da er aber nicht schlecht mir seiner Magie umgehen konnte, war sie sich sicher, dass er sich rein theoretisch von einer gewissen Entfernung an das rostige Teil (welches groß zu sein schien) ziehen könnte. Wenn sie beide Hände frei hatte, dann könnte sie sich auch aus der Bahn der rennenden Giganten bewegen, so blieb ihr nur die Flucht übrig. Das war nicht nur bitter, sondern auf Dauer auch gefährlich, denn wenn sie erst einmal in eine Sackgasse gerieten, würde wahrscheinlich kaum noch so eine Möglichkeit zu finden sein. Nur wie sollte sie Yuuki das klar machen? Sie könnte ganz einfühlsam versuchen, ihm die Situation klar zu machen und die einzige funktionierende Lösung anzubringen, aber das würde etwas Zeit und vielleicht eine andere Position bedeuten, die sie beide nun einmal nicht hatten. Also blieb nur der direkte Weg. "Zieh dich an das rostige Teil ran. Du hast genau einen Versuch, sonst kann ich dir auch nicht mehr helfen...", meinte sie deswegen und bleib stehen. Nun, wo sie an Tempo verloren hatten, holten die Dinosaurier schneller auf, als gedacht, aber sie musste sich einen kurzen Moment Ruhe gönnen, in dem sie Yuuki losließ, um dann mit den Händen eine Trittstufe wie bei einer Räuberleiter zu bilden. Das sähe sicherlich wunderbar aus, wie sie versuchte, den Jungen mittels Räuberleiter über ein gut dreißig Meter hohes Hindernis zu befördern. "Hopp, steig drauf...", meinte sie eindringlich, ehe sie einen kurzen Blick zurückwarf. So viel Zeit hatten sie nicht mehr... Was ihr Plan war? Nunja... Zwergenwerfen.