Dass Aurora stehen blieb, offenbarte dem jungen Grynder zwei Sachen. Erstens hatte sie ihn gehört und war mit seiner Idee wohl einverstanden, sonst hätte sie es ja nicht gemacht. Gewiss nicht mit einer trampelnden Horde riesiger Dinosaurier hinter ihrem Rücken. Andererseits bedeutete das aber auch, dass sie selbst keinen anderen Plan hatte und wenn seiner schief ging, dann konnte man ihre Reste bestimmt vom Boden abkratzen. Das Problem bei dem ganzen Vorhaben war nur, dass seine magnetischen Kräfte bei Weitem nicht ausreichten, um sie beide über zwanzig Meter in die Luft zu levitieren. Bei einer einzigen Person wäre er durchaus in der Lage gewesen, aber sie beide verbunden mit dem Stress und Zeitdruck hinsichtlich der schneller näher kommenden Dinosaurier – das konnte doch nur schief gehen. Ein kleiner Stich in der Nähe seines Stolzes teilte ihm mit, dass er nicht nur körperliche Defizite besaß. Auch um seine Magie stand es bei Weitem nicht so gut, wie er es sich erhofft und vorgestellt hatte. Was brachte ihm denn so eine nützliche Magie, wenn er nicht stark genug war, um in dieser Welt zu überleben? Wenn er hier schon an die Grenzen seiner Kräfte kam und ohne Aurora gewiss schon mehrfach gestorben wäre, wie konnte er es sich nur anmaßen, in weniger als einem Jahr auf Reise gehen zu wollen? Die Gefahren, die dort lauerten, wären gewiss nicht geringer als jene, mit denen sie am heutigen Tage zu kämpfen hatten. Wer wusste schon, was ihn außerhalb von Fiore erwartete? Ganz offensichtlich, wenn man bedachte, dass selbst Ryo mit seinen außerordentlichen Fähigkeiten einige Jahre gebraucht hatte, um den Ort zu finden. Und anscheinend war die Situation dort dermaßen brenzlig und kritisch, dass er es sich auch nicht erlauben konnte, weiter Kontakt mit ihm aufrecht zu erhalten. Leicht biss sich Yuuki auf die Unterlippe, ehe er sich fortbewegte und auf Auroras Räuberleiter einging. Was sie allerdings damit vorhatte, wusste er noch nicht. Aber ihr Vorschlag klang ganz vernünftig, also wäre es Selbstmord gewesen, diesen nicht zu befolgen und stattdessen über einen anderen zu philosophieren. Währenddessen kamen die Sauropoden schnell näher und brüllten laut. Dies führte dazu, dass dem Rotschopf langsam mulmig wurde und sich ein seltsames Gefühl in seinem Bauch breit machte. Wenn das jetzt schief ging, dann waren sie tot. Mausetot. Mit knirschenden Zähnen war er nun so weit, doch ehe er sich wirklich fragen konnte, was nun folgen würde, geschah alles ganz schnell. Mit einem Mal und unglaublicher Geschwindigkeit wurde er in die Lüfte katapultiert und brachte die Distanz zum Plateau schnell hinter sich. Zwanzig Meter. Zehn Meter. Fünf Meter. Und dann hatte er es vollbracht und er flog noch einige Meter höher. Er konnte es kaum glauben, seine Partnerin hatte ihn tatsächlich hochgeworfen! Der Luftdruck, der ihm bisher die Augen hatte zukneifen lassen, verschwand allmählich, was daraufhin wies, dass sein Steilflug langsam zu Ende war. Gleich daraufhin würde er hinabfallen, doch dazu ließ er es dank seines Zaubers nicht kommen. Da vorne, kaum ein Dutzend Meter von ihm entfernt, befand sich das begehrte metallene Objekt. Auch wenn es gewiss schon bessere Tage erlebt hatte, so würde es ihm doch hoffentlich trotzdem dienlich sein. „Reverse Magnetic Pull!“ Eine Sekunde lang verharrte er noch in der Luft, bis sich die Kraft des Zaubers voll ausgewirkt hatte und der junge Mann nun von der gondelähnlichen Vorrichtung angezogen wurde. Dies war einer der neueren Zauber, die er gelernt hatte, bei welchem er selbst von metallenen Gegenständen angezogen wurde, sofern diese ein Gewicht besaßen, welches gleich oder größer seines eigenen war. Da er diesen Zauber jedoch erst vor nicht allzu langer Zeit erlernt hatte, berechnete er die Anziehungskraft falsch und vermochte deshalb nicht abzubremsen. Mit einem lauten „Klonk“ donnerte er mit dem Kopf voran gegen das Metall, und schlug dann auf dem Boden aus. Es schwirrte in seinem Kopf, während er Sternchen in seinen Augen sah und spürte, wie sich ein warmes und feuchtes Blutrinnsal den Weg durch sein Gesicht hinabkämpfte. Heute ist echt nicht mein Tag, schoss es Yuuki durch den schmerzenden Kopf. Unsicher und zittrig stand er wieder auf und betrachtete das Gefährt vor sich. Es handelte sich hierbei tatsächlich um eine ziemlich rostige Gondel. Ein Drahtseil war mehrere Hundert Meter weit über den Canyon und sogar den Anfang des Dschungels erkannt und ganz in der Ferne vermochte er eine weitere Einrichtung auszumachen. Unmissverständlich ein großes Gebäude, konnte er es doch selbst aus dieser Entfernung sehen. Mit einem Mal blieb dem Rotschopf plötzlich das Herz stehen, als er an seine Freundin dachte. Wie hatte er sie nur vergessen können? Immer noch unsicher auf den Beinen stehend, rannte er so gut es ihm nur möglich war zum Rand des Plateaus, und schaute hinab. „Aurora!“ Stampfende Dinosaurier übertönten ihn und bahnten sich den Weg durch den für sie engen Pass und von hier oben konnte man ganz deutlich erkennen, dass es mindestens hundert Stück sein mussten. Von der jungen Frau aber, die ihm das Leben gerettet hatte, war keine Spur zu sehen. Sie war weg, schlicht und einfach nicht mehr da. „AURORA!“

Ameisen galten im Allgemeinen als die stärksten Lebewesen. Das mochte sich albern anhören, doch da sie das Zehnfache ihres eigenen Körpergewichts in den Greifzangen an ihrem Kopf tragen können, konnte man schnell schließen, dass das wirklich unerreichbar war. Das würde je bedeuten, dass ein Mensch mit 70 Kilogramm Masse 700 Kilogramm schleppen konnte, eine nahezu utopische Zahl. Aurora wiederum wog nur 50 Kilogramm und konnte Bäume ausreißen, was wohl in etwa das 40-fache bedeutete. Es war zwar sicherlich beinahe rührend, was für Sorgen Yuuki sich um seine Partnerin machte, aber die kam schon ganz gut alleine klar. Mit einer Hand, die schmalen Finger in einen Spalt geklemmt, baumelte sie an der Steilwand unter der Klippe, auf die sich Yuuki gerettet hatte und suchte nach einem weiteren Halt, um sich nach oben ziehen zu können. Sie konnte auch ohne weiteres Liegestütze auf dem kleinen Finger der linken Hand machen, alles kein Problem und sie hätte hier den lieben langen Tag herumbaumeln können, doch da sie eigentlich anderes zu tun hatte, entschied sie sich spontan dagegen. Zudem sich Yuuki vielleicht ja Sorgen machen könnte, wenn sie sich da nicht langsam heraufbewegte. Wie sie hier so schnell hingekommen war? Ganz einfach: Kaum hatte sie den Rothaarigen in die Höhe geworfen, hatte sie selbst die Beine in die Hand genommen und war auf die Dinosaurier zugerannt, deutlich schneller als sie, hatte einen davon halb umrundet und dessen Schwanz schließlich als Trittleiter benutzt, um sich nahe an die Wand und vor allem in eine angenehmere Höhe zu bringen. Von da aus war sie gesprungen und erst einmal ein paar Meter gerutscht, ehe sie sich hatte festklammern können. Mit einem Ruck zog sie sich an ihre Hand hoch und griff nach oben, wo sie die Finger um einen Vorsprung schlang und sofort weiterzog, ehe sie den Fuß in den Spalt zwängen konnte. Das Risiko, dass ihr der Halt unter den Fingern wegbröckeln könnte, war höher, als dass sie sich nicht mehr halten konnte, selbst mit Überhang war das weniger das Problem. Die letzten paar Meter waren auch vor allem von diesem geprägt, sodass die Füße in den hohen Stiefeln in der Luft baumelten, während sie sich an der Wand nach oben hangelte. Schlussendlich griff erst eine und schließlich die andere Hand über die Kante und stemmten das zierliche Mädchen hoch, ehe sich beide Beine gleichzeitig über die Kante brachten und sie sich mit einer Rolle zum Sitzen bewegte. "Puh~", seufzte sie und rieb sich die Oberarme, "Sowas sollte ich öfter machen." Als sie Yuuki entdeckte, musste sie jedoch leicht giggeln, da sie ihn durchaus hatte nach ihr rufen hören. "Keine Sorge, Yuuki-kun... das ist ein tolles Training!" So... konnten sie nun weiter? Apropos weiter, was hatten sie denn da? Das, woran Yuuki sich auf die Klippe befördert hatte, schien ein großes, verrostetes Stück Eisen zu sein... das man aber immerhin in eine spezifische Form gebracht hatte. In diesem Falle war es wohl mal eine Seilbahn gewesen, wenn sie das richtig sah. "Was ist das?", fragte sie also, stand auf, wobei sie sich den Dreck vom Rock klopfte und ging auf das Gondelartige Etwas zu. Vorsichtig klopfte sie leicht gegen die Wand. Hohl. Und auch, wenn man weiter nach oben blickte, so hing dort ein halb durchgerostetes Stahlseil, dem sie eigentlich nur ungerne trauen würde, da es wirklich aussah, als hinge es schon seit Jahrhunderten da. "Oh na sieh mal einer an... ganz so unbewohnt, wie angenommen, scheint die Insel ja nicht zu sein.", meinte sie und hüpfte in die Gondel, "Die Frage ist nur, wie es sein kann, dass man nichts von den Erbauern der Seilbahn weiß... wirklich geheuer ist mir das ja nicht."

Es sollten noch einige Momente vergehen, ehe Auroras zierliche Fingerchen die Klippe erklommen und Yuuki sie auf diese Art und Weise endlich sehen konnte. Puh, was für ein Glück, sie war in Sicherheit! Kurz fragte er sich selbst, ob er sich wirklich hätte Sorgen über sie machen sollen, schien sie doch auf beinahe jede Situation kompetent und vorbereitet reagieren zu können. Dennoch breitete sich eine Erleichterung in ihm aus, sie derart in guter Verfassung wiederzusehen. Auch wenn sie über die nötige Kraft verfügte, an einer steilen Wand wie dieser hochklettern zu können, so wusste der Grynder, dass dies nicht alleine Grund für ein Gefühl der Sicherheit war. Es gab so viel mehr, was hätte passieren können. Beispielsweise hätte sie genauso gut abrutschen und zurück auf den Boden fallen können. Dann wären noch nicht mal Knochenbrüche ihr größtes Problem, nein die Stampede der Sauropoden hätte jegliches Leben aus ihr gequetscht. Seines Wissens nach verfügte die Ilia nämlich lediglich über außergewöhnliche Stärke, wie es um ihre Resistenz und den Widerstand ging, wusste er nicht genau. Aber irgendwie bezweifelte er, dass er so viel höher war, als sein Eigener, sonst würde sie nicht die ganze zeit Rüstungen tragen. Er hatte schon Magier zu Gesicht bekommen, denen selbst eine bewaffnete Horde gewöhnlicher Soldaten nichts hatte anhaben können, und das war gruselig und unglaublich zugleich. Das würde er die Gute einfach irgendwann Mal selbst fragen müssen, vielleicht antwortete sie ihm dann auch? "Wenn du auf einen Adrenalinüberschuss stehst, dann gerne und viel Spaß.", antwortete er achselzuckend in dem Versuch, zu vertuschen, dass er sich Sorgen gemacht hatte, ehe sich ein teils nervöses und erleichtertes Lächeln auf sein Gesicht stahl. Irgendwie kam ihm das nämlich ziemlich lächerlich vor, war er es doch meistens gewesen, dessen Haut Rettung benötigt hatte. Auroras nächste Frage bezog sich auf das metallene Gerät, welches der Rotschopf erblickt und zu seiner Rettung genutzt hatte. Eine gute Frage, das musste er zugeben. Alles in allem sah es ja nach einer Gondel aus – wenn man das so Sagen konnte, das Ding sah nämlich so aus, als ob es schon einige Zeit lang den Elementen der Natur ausgeliefert worden wäre. "Irgendetwas ist hier verdammt faul.", stimme er der jungen Frau und inspizierte die Gondel ebenfalls. In der Tat, abgesehen von dem Rost und den ganzen Abnutzungen, schien sie noch gut instand zu sein. Jedoch sprach alles dafür, dass die Gondel schon seit einiger Zeit nicht mehr benutzt worden war. Yuuki konnte nämlich nirgends einen Lachrymakrstiall vorfinden, welcher die nötige Energie aufgebracht hätte, das Ding in Bewegung zu setzen. Leitungen dafür waren schon vorhanden, also war es wohl Absicht gewesen, diesen zu entfernen. Aber auch kein wirkliches Problem, immerhin bestand das gute Stück aus Metall und bei was handelte es sich beim Rotschopf? Richtig, um einen Magnetismusmagier. Doch wo führt das lange Seil überhaupt hin?, dachte er sich, während er in die Ferne starrte, dort, wo das Seil hinführte. Moment Mal, konnte das tatsächlich sein? Wenn er sich nicht irrte und dort eine Fata Morgana sah, handelte es sich ganz am Horizont, am Ende des Drahtseils, um ein Gebäude. Vielleicht konnten sie dort Informationen vorfinden, was es mit dieser seltsamen Insel auf sich zu tun hatte. Möglicherweise hatten auch die gestrandeten Passagiere Zuflucht in dem Konstrukt gesucht. In solch einer Todesinsel wäre das wohl das Ratsamste, nicht auszudenken, was gewöhnlichen Menschen hier im Freien passieren konnte. Im Gegensatz zu Aurora, Yuuki oder einem der anderen Magier, würden sie es wohl mit keinem der Raubtiere hier aufnehmen können. "Hey Aurora.", wandte sich Yuuki wieder seiner Partnerin zu. "Erkennst du das dort hinten auch? Wenn ich mich nicht irre, handelt es sich dabei um ein Gebäude. Möglicherweise finden wir dort Hinweise oder gar unsere verlorenen Passagiere?" Man konnte sagen, was man wollte, aber das war wohl die beste Gelegenheit, die sie hatten, zudem ihnen die Zeit wegzulaufen schien. Aurora hatte sich schon den ganzen Dschungel über mehr als nur ein wenig körperlich betätigt und wäre gewiss auch über eine kurze Ruhepause dankbar, um ihre Kräfte aufzufrischen. Und um die Gondel könnte er sich ja kümmern, sie mussten es einfach wagen! Doch was würde sie zu seiner Idee sagen?

Das nette daran, nicht gerade philosophisch ausgelegt zu sein, war ganz einfach, dass man sich nicht unnötige Gedanken über Dinge machen musste, die man nur vermuten konnte und bei denen allein das darüber Nachdenken nichts brachte. So war das zum Beispiel mit der Aktion, die sie gerade abgezogen hatte. Sie hatte mehr intuitiv und einfach aus Überlebensinstinkt gehandelt und sich nicht erst überlegt, dass sie zertrampelt werden würde, wenn sie abstürzte. Sie hatte einfach das getan, was ihr in diesem Moment richtig erschienen war und da sie noch lebte und sogar oben angekommen war, konnte es ja nicht allzu schlecht gewesen sein. Tatsächlich hatte sie was für Adrenalinüberschüsse übrig, aber das würde sie Yuuki nicht ganz so deutlich unter die Nase reiben, wie er es aussprach, denn leichtsinnig war sie eigentlich nicht, eher am Neuem und Schwerem interessiert. Eine Herausforderung war das, was sie haben wollte, nicht mehr, aber auch nicht weniger. "Besser, als sich zu langweilen, oder?", fragte sie also und grinste, um sich kurz darauf aber der Gondel zuzuwenden. Sie waren hier trotz allem nicht zum Spaß und ein wenig Ruhe wäre tatsächlich mal etwas feines, weswegen sie sich umgehend in die Rostlaube setzte, ignorierend, dass das Teil eigentlich aussah, als würde es keine zwei Stunden mehr halten. "Ich nehme an, dass es klüger ist, da drüben nachzusuchen, als weiter ziellos durch den Dschungel zu irren.", meinte sie, als sie die Beine überschlug und blickte Yuuki direkt an. "Kriegst du das Ding zum laufen, werter Magnetismusmagier?", fragte sie mit einem leicht ironischen Unterton in der Stimme. Nun ja, wenn nötig könnte sie Yuuki und sich auch drüber hangeln, aber danach wäre sie wohl vollends kaputt, da das eine durchaus nicht zu verachten lange Strecke war. Mit einem Seufzen lehnte sie sich zurück und legte die Arme in den Nacken, um ihren Körper auszustrecken. Immerhin waren sie hier auf einer Quest, die ein wenig mehr nach ihrem Geschmack war, als die vorletzte oder letzte - hier ging es um körperliche Arbeit und keine ausgefeilte Diplomatie, allerdings auch nicht in einer Wüste, die ihre Rüstung zu einem unaushaltbaren Backofen machte. Zudem hatte sie als Partner kein heulendes, kleines Mädchen - welches traurigerweise auch noch größer als sie war - sondern eben den Rotschopf, der zwar auch ein wenig schwächlich war, aber den sie ansonsten doch auch recht gerne mochte. "Wir sollten uns trotzdem beeilen...", meinte sie, während sie selbst entspannt und mit geschlossenem Auge in der Gondel saß, um dann mit einem halb geöffneten, von dunklen Wimpern umrahmten Auge zu Yuuki zu blicken, "Denn ich glaube kaum, dass Kyoryu und die Blue Pegasus Magierin auch nur annähernd irgendwelchen Erfolg haben werden. Sie wirkten ein wenig... inkompetent, zumal wir denen doch bestimmt nicht den Erfolg gönnen wollen, oder?" Eigentlich hätte sie damit ja kein Problem, aber nach außen hin musste sie ihre Gilde nun einmal vertreten, koste es, was es wolle. Gen Ende würde das sowieso alles auffliegen und er, sowie die ganze Gilde würde ihre wahre Natur erfahren, aber das hatte ja noch Zeit, nicht wahr?

Was für eine Wahl hatten denn die beiden Lamia Scale Magier überhaupt? Sollten sie es wagen, diese rostige Gondel zu besteigen, um in der Luft den Dschungel durchqueren zu können? Oder sollten sie doch lieber den Weg zu Fuß versuchen? Beide Wege hatten ihre Vor- sowie Nachteile, nun galt es abzuwägen, welcher im Endeffekt positiver ins Auge sprang. Vorschlag Nummer eins beinhaltete, dass er seine Kräfte dafür nutzte, um die Gondel einfach und stetig über den Dschungel fahren zu lassen. Der Vorteil daran war, dass sie so auf diese Weise keinen Dinosauriern begegneten und es wohl viel schneller ging, als sich den Weg erneut durch den Dschungel kämpfen zu müssen. Ganz großer und dicker Nachteil war aber, sollte das rostige Seil dem Gewicht nicht standhalten, so würden sie wohl oder übel einen tödlichen Sturz haben. Hmm, naja, sicher war es auf jeden Fall nicht, dachte sich zumindest der Grynder. Andererseits blieb ihnen nur die Möglichkeit, zu Fuß zu gehen. Und in seinem lädierten Zustand war es nicht wirklich der beste Weg, den man nehmen konnte. Ganz zu schweigen, dass er vermutlich etwas nach Blut roch und somit den einen oder anderen Fleischfresser anlockte. Zwar hatte er Aurora dabei, die ihn vermutlich vor dem Tod bewahren konnte, doch auch ihren Kräften waren Grenzen auferlegt worden, sie würde das alles nicht ewig durchhalten. Und wenn sie schon nicht in ein weiteres Raptorenrudel reinrannten, so konnten ihnen durchaus noch viel größere Saurier begegnen, beispielsweise den König der Insel. Yuuki war sich sicher, dass es auf dieser Insel einen ziemlich fetten und großen Saurier gab, der ganz oben auf der Nahrungspyramide thronte. Und dem wollte er nun wirklich nicht begegnen. "Denke ich auch." Daraufhin ließ er Aurora den Vortritt und stieg nach ihr in die Gondel. "Klar bekomme ich das hin, nur keine Bange. Lehn dich zurück und genieß einfach die Fahrt.", fügte er noch grinsend nach. Endlich konnte er sich auch mal nützlich machen und für all das revanchieren, mit dem sie ihm seit Angriff der Flugsaurier geholfen hatte. Nachdem auch der Rotschopf schließlich eine angenehmere Sitzposition eingenommen hatte, konnte die lustige kleine Fahrt ins Blaue – in diesem Falle wohl eher ins Grüne – ja auch schon beginnen. Beide Hände gleichzeitig auf das Vordere der Gondel gerichtet, fing Yuuki an seinen Zauber zu wirken. Daraufhin begann die Gondel ein wenig zu rucken, und setzte sich schließlich in Bewegung. Zwar knirschte und kreischte es ordentlich, was ihm durchaus Sorgen bereitete, doch es blieb ihm nicht anderes übrig, als dem Motto „Augen zu und durch!“ Folge zu leisten. Doch ansonsten schien nicht viel zu geschehen, also war es doch keinesfalls falsch, sich dem Gespräch nun zu widmen, oder? "Besonders um Kyoryu mache ich mir Sorgen, der überlebt es doch in diesem Höllendschungel keine zwei Sekunden.", gab er nachdenklich von sich. "Wie es mit der anderen Magierin aussieht, weiß ich nicht, ihren Freund hast du aber ganz schön in die Tonne gehauen. Wenn ihre magischen Kräfte genauso groß sind, wie ihr Mundwerk, sollte sie aber nichts zu befürchten haben." In der Tat, wer sich recht erinnerte, die Blue Pegasus Magierin war ziemlich großspurig aufgetreten. Ob sie diesem Verhalten aber auch gerecht werden konnte? Und nein, gewiss wollte er nicht, dass irgendeine andere Gilde den Ruhm davon trug ... schon gar nicht, nachdem sie zugelassen hatten, dass das persönliche Luftschiff von Meister Gale beschädigt wurde. Versagen kam also überhaupt nicht infrage. Nachdem sie nun etwas die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatten, geschah etwas, was keiner der beiden jungen Erwachsenen wohl bedacht hatte. Ein lautes Kreischen ertönte erneut, dieses Mal aber weniger vom Metall sondern vielmehr aus der Kehle eines Sauriers. Als Yuuki aus dem Fenster hinaus blickte, passierten 2 riesige Flugsaurier der gleichen Gattung, wie sie sie vorhin getroffen hatten, die Gondel und rüttelten diese ordentlich durch. Dabei wackelte diese ganz schön heftig und der Grynder hatte alle Hände damit zu tun, das Transportmittel auch nur ein wenig stabil zu halten. Die beiden Flugsaurier hingegen flogen ein Stück weiter, wendeten anschließend und kamen zurück. Ob sie wohl Futter vermuteten?

So viel zu eine Runde ausruhen und ihre platt getretenen Füße entspannen... aber sie wollte sich ja auch nicht beschweren. Im Grunde genommen war das hier eine Quest, da durfte man nicht mit einer einzigen ruhigen Minute rechnen, vor allem, wenn sie sich auf einer einsamen Insel befanden, auf der sonst nur Dinosaurier zu sein schienen. Allein der Gedanke war Gold wert - niemand würde ihr glauben, wenn sie behauptete, dass sie mit Dinos gekämpft hatte, zumindest wenn sie nicht diesen Zahn dabei hätte... der steckte inzwischen übrigens in ihren Stiefelschaft, damit er keinen größeren Schaden anrichtete. Sie würde sich gerne einen kleinen Babydino mitnehmen, so einen Velociraptor in klein, den man abrichten konnte und ihn auf nervige Kerle hetzte. Es hatte sicherlich eine Menge Stil, wenn sie mit einem Reptilienwesen mit scharfen Sichelkrallen an der Leine durch Hosenka spazierte... vielleicht sollte sie mal mit Yuuki deswegen reden, obwohl sie sich sicher war, dass er sie davon abhalten wollen würde. War wahrscheinlich auch klüger, am Ende wollten noch Touristen auf diese Insel und was sollten sie dann machen? Sich fressen lassen oder doch lieber noch ein paar Magier hinschicken, damit sie sie bewachten? Auch nicht gerade die optimalste Idee, wenn sie so drüber nachdachte. Jedenfalls konnte das lange warten, denn wo sie sich gerade hingesetzt, die Beine überschlagen und die Arme in den Nacken gelegt hatte, musste natürlich wieder ein Zwischenfall ihre kurze Pause unterbrechen. Ernsthaft… womit hatte sie das eigentlich verdient? Auch wenn sie aufgrund ihrer Position nicht klar ausmachen konnte, wem oder was sie das Kreischen zu verdanken hatten, so war ihr der Ton doch inzwischen mehr als bekannt: Flugsaurier. Die Dinger, die schon ihr Luftschiff fast zum Abstürzen gebracht hätten und nun wohl dachten, ein wenig Dosenfutter könne nicht schaden. Welch ein Pech aber, dass das Futter in der rostigen Dose noch sehr lebendig war und in etwa so eine Lust hatte, sich verspeisen zu lassen, wie ein ausgewachsener Elefant. Wobei Elefanten sicherlich auch nur ein Häppchen für manche dieser Urzeittiere waren, wenn man so drüber nachdachte – nur hatte dieser Dickhäuter eine Haut aus Stahl und vor allem eine ziemlich gigantische Axt in der Hand, als sie aus einem der Fenster aufs Dach der Gondel geklettert war, um nun auf dem schwankenden, knarzigen Untergrund, der aussah, als würde er ihr jeden Moment unter den Füßen wegrosten, stehen zu bleiben und auf die Tiere zu blicken, die inzwischen gewendet hatten und sich auf die Gondel zubewegten. Wie konnte man eigentlich so blöd sein und sie schon wieder angreifen, nachdem sie doch eigentlich bewiesen haben sollte, dass sie stärker war! Immerhin klebte das Blut eines ziemlich gigantischen Dinos an ihr… lockte sie das etwa an? Oder war es eher der Geruch von Yuukis Blut, das dieser verloren hatte, als die Velociraptoren ihn attackierten? Egal was es war, es schien ihnen wertvoller als ihr eigenes Leben zu sein, denn dieser Angriff würde natürlich schief gehen (Was konnte man auch anderes erwarten, wenn man eine semiangepisste Aurora angriff, die eine Axt in der Hand hatte?) „Versuch das Ding stabil zu halten, ja?“, rief sie zu dem Rothaar hinunter, ehe sie ausholte und die Waffe mit aller Kraft nach dem Flugsaurier warf, der ihr am Nächsten und vor allem so nah war, dass sie ihn schlichtweg treffen musste. Je größer das Wurfgeschoss, desto schwerer war es auch, zu verfehlen, vor allem, wenn das Ziel so groß wie dieses Vieh war. Tatsächlich traf sie ihr Ziel und konnte die Axt wieder aus seinem Brustkorb herausziehen, als es knapp an der Gondel vorbei in die Tiefe trudelte. Ein Kreischen ertönte und als sie aufsah, bemerkte sie, wie der andere Saurier abdrehte. „Na sieh mal einer an… die werden ja noch richtig klug auf ihre alten Tage…“, meinte sie scherzhaft und ließ die Axt verschwinden… ehe es einmal unter ihren Füßen ruckte und sie durch das Dach der Gondel brach, das wohl nicht länger ihr Gewicht tragen wollte. Welch ein Glück also, dass der Fußboden besser hielt, denn so landete sie nur etwas unsanft darauf und schüttelte den Kopf. „Dieses Teil muss uralt sein, wirklich…“

Eine durchaus interessante Frage, die sich die Ilia da stellte. In der Tat, warum zog das Magierduo die Dinos wie von Geisterhand an? Immerhin waren sie den Biestern schon seit Anbeginn ihrer Reise über den Weg gelaufen. Gut möglich, dass der Flugsaurierschwarm bei ihrem Anflug das Luftschiff für Beute gehalten hatte. Aber was hatte es denn mit den anderen Sauriern auf sich, denen sie begegnet waren? Zunächst ein Mal der kleine Dino, anschließend die beiden großen Fleischfresser, um die sich Aurora gekümmert hatte. Danach hatten sie und Yuuki so viel Glück gehabt, dass sie nicht einfach irgendeinem Raptorenrudel über den Weg gelaufen waren. Nein, sie waren einfach schnurstracks in den Brutplatz der Saurier marschiert, sodass diese in dem Eifer, ihre Eier und Jungen zu beschützen, besonders aggressiv gewesen waren. Und letzten Endes gab es dann noch die Sauropodenstampede, die sie beinahe dem Erdboden gleichgemacht hatte und die beiden Flugsaurier, die sie jetzt anflogen. Konnte es vielleicht schon wieder daran liegen, dass sie sich bewegten und deshalb für Beute gehalten wurden? Oder war es doch eher das Blut, welches an den beiden Magiern haftete? Na gut, in Auroras Fall war es auf jeden Fall fremdes Blut, teils von den Raptoren, teils von den beiden großen Fleischfressern, derer sie sich vor einiger Zeit entledigt hatte. Nur in Yuukis Fall war es sein eigenes Blut, auch wenn es zum größten Teil schon getrocknet war und die Wunden nur bereits verschorft waren. Andererseits verfügten Raubtiere über einen viel ausgeprägteren Spürsinn und konnten Düfte selbst über größte Entfernungen ausmachen. Vor allem solch ein markanter Duft wie Blut einer war, den ein Tier sofort mit Beute assoziiert. Auf die Worte seiner besten Freundin hin erhob sich der Grynder aus seinem eher schäbigen Sitzplatz und begann tief ein und aus zu atmen. "Alles klar, überlass die Gondel mir. Pass nur auf, dass du es nicht übertreibst und abstürzt.", fügte er noch nach, während sich die junge Frau schon nach draußen begab. Sollte die Gute aus solch einer Höhe auf den Boden prallen, würde wohl nicht mehr als eine blutige Masse von ihr übrig bleiben, so viel stand auf jeden Fall fest. Nachdem er die Augen geschlossen hat, um sich vollends auf seine kommende Aufgabe konzentrieren zu können, fokussierte er all seine Kräfte in die Kabine und ließ sie an Ort und Stelle verharren. Auf diese Weise würde es Aurora leichter fallen, auf dem Dach zu kämpfen und sich der Biester zu entledigen. Außerdem wäre es einfacher für ihn, das ganze Konstrukt aufrecht und stabil zu erhalten. Das nur allzu bekannte Kreischen der Flugsaurier war nur ein Aspekt dafür, dass sie immer näher kamen. Keine zwei Sekunden später waren sie auch schon an der Gondel vorbei, was diese bestimmt ins Wanken gebracht hätte, wäre der Rotschopf eben nicht da gewesen. In diesem Falle war es doch von äußerster Nützlichkeit, dass der Gute Magnetismus beherrschte, nicht wahr? Somit blieb ihr Gefährt weitgehend ruhig, was Aurora auch zugute kam. Schon ertönte ein schmerzhaftes Kreischen und der Grynder konnte mit ansehen, wie einer der Flugsaurier mit einer großen und klaffenden Wunde gen Boden segelte. Arrivederci! Die Schwertfrau leistete ganze Arbeit, wahrscheinlich hatte sie mittlerweile auch schon ein Händchen, was Dinos schnetzeln anging. Anschließend geschah alles viel zu schnell, als dass Yuuki wirklich in der Lage gewesen wäre, angemessen darauf zu reagieren. Mit einem Mal krachte die junge Frau durch das Dach und landete scheppernd auf dem metallenen Fußboden der Gondel. Für einen kurzen Moment befürchtete der Rotschopf, dass dies möglicherweise zu ihrem Abstürzen führen könnte, doch abgesehen von heftigem Schwanken geschah nicht viel. Was ein Glück, das der andere Dino verschwunden war, in ihrer jetzigen Lage wäre es viel schwieriger gewesen, ihn zu erledigen. "Glaube ich auch, aber wir haben es ja bald hinter uns. Und schau mal, wir haben sogar ein nettes Sonnendach bekommen." Ja, man mochte es kaum glauben, aber auch er neigte dann und wann dazu, einen Scherz zu reißen. Und da es unter Umständen auch sein allerletzter sein konnte, wenn sie hier abstürzten, umso besser.
Der Rest der Fahrt war relativ ereignislos, abgesehen von seiner rapide abnehmenden Magie, gab es – zum Glück – keinen weiteren Zwischenfall mehr mit irgendwelchen Sauriern, welche die beiden für eine hübsche Dose Konservenfleisch hielten. Endlich hatten sie das Ende erreicht, er hatte schon angefangen, sich Sorgen zu machen. Immerhin war auch sein eigener Magievorrat nicht unendlich, auch wenn es seine Stärke war. Zumindest verfügte der Grynder noch über genügend Mana, um ein Weilchen auf der Insel zu überleben, und das war ungemein praktisch. Kurz, nachdem die beiden Magier die uralte Gondel schließlich verlassen hatten, hielt der junge Mann inne. Das konnte doch nicht sein ... hatte er da gerade richtig gehört? Wenn es keine Fata Morgana für sein Geräuschorgan gab, dann waren es auf jeden Fall Menschenstimmen gewesen, die er soeben vernommen hatte. "Aurora hast du das auch gehört?", wandte er sich an seine Partnerin und schaute sie fragend an. Endlich hatten sie die Leute lokalisiert, ob die anderen Retter hier auch anwesend waren, war eine ganz andere Frage.

Wow.. seit wann war Yuuki denn dazu in der Lage, Witze zu reißen? Eigentlich war sie es doch, die irgendetwas sehr grobmotorisches tat und danach einen sehr trockenen Scherz darüber machte, doch in diesem Falle war es der Rotschopf gewesen, der das Loch im Dach der Gondel kommentiert hatte. Ja, das stimmte einwandfrei, nun konnte Aurora sicherlich noch ein Sonnenbad nehmen, ehe sie noch ein paar Dinosauriern auf die Mütze gab. Das hatte sicherlich auch etwas, wenn man es recht bedachte, wenn sie denn nicht in Metallpanzerung stecken würde und somit wirklich nicht viel Licht abbekommen würde. Aber Kleidung wechseln war bei ihr ja kein Thema, weswegen sie kurz darüber nachdachte, ob sie den Scherz noch weiter führen sollte und dann beschloss, Yuuki ein wenig zu ärgern. Obwohl sie sich nicht so ganz sicher war, ob das etwas bringen würde, aber ihr war gerade danach. So legte sie also ganz lässig die Arme hinter den Kopf, lehnte sich an die Wand der Gondel und streckte ihren Körper auf dem Sitz aus, ehe sie sich kurz konzentrierte und innerhalb von Augenblicken alles Metall von ihr wegschmolz, sodass sie nur noch in einem recht knappen, schwarzen Bikini da lag, der sogar noch mehr enthüllte, als man normalerweise von ihrem Körper sehen konnte. Und ehrlich gesagt, egal wie aggressiv sie normalerweise darauf reagierte, wenn man sie auf ihr Aussehen ansprach, sie sah eigentlich nicht schlecht aus, mal davon abgesehen natürlich, dass sie ein Stück Leder mit einem Totenkopf im Gesicht hängen hatte: Sie war in jedem Falle schlanker als man das von jemandem erwarten würde, der eine solche Körperkraft besaß, und durchaus ansehnlich, auch wenn sie es ja eher als Fluch betrachtete - und doch war es in diesem Moment ganz hilfreich. "Guuuuute Idee, Yuuki-kun~", meinte sie gedehnt und seufzte entspannt, "Da kann ich mich ja noch ein wenig in die Sonne legen, ehe ich weiter Dinos abschlachte..." Sie überschlug lässig die Beine, die nun in voller Länge - samt Narbe an ihrem Unterschenkel, die von der finalen Attacke des Lichs herrührte - zur Schau gestellt wurden und schloss das violette Auge, um zufrieden die warmen Sonnenstrahlen auf ihre Haut scheinen zu lassen. Etwas atypisch, aber es war ja nicht so, als sei Yuuki irgendjemandes fremdes - er war schließlich ihr bester Freund, da ging das okay, oder?
Als die Gondel mit einer leichten Erschütterung aan Land setzte, sprang sie jedoch wieder hoch und hatte mit einem Mal wieder kampftaugliche Kleidung an, die deutlich weniger Haut ans Tageslicht ließen, schließlich war jeder unbedeckte Zentimeter ein Risiko sondergleichen. Jedoch hörte auch sie das, wovon Yuuki gesprochen hatte und nickte. "Ja! Scheint so, als hätten wir unsere Überlebenden gefunden!" Mit neuem Elan flitzte sie zu dem Gebäude, das sich ihnen offenbart hatte und drückte gegen die Tür. Nichts passierte, scheinbar war abgeschlossen. "Huhu?", rief sie, "Jemand zu Hause?" Doch keine Antwort kam vonseiten der Verbarrikadierten. Sie konnte kurz Getuschel hören, dann war es wieder still. Glaubten sie eigentlich, dass sie ihnen böses wollte oder so? Der einfachste Grund, diesen Verdacht zu entschärfen, war bekanntlich auf sie einzureden, aber es war ihr irgendwie zu doof, durch eine Tür mit ihnen zu reden. "Zurücktreten bitte, ich breche die Tür nun auf!" Ohne mit der Wimper zu zucken trat sie deswegen gegen den Türflügel, der der gewaltigen Kraft des Mädchen nachgab und zerbrach. Aurora kletterte über die Trümmer und sah sich einer Gruppe verängstigt wirkender Menschen gegenüber, drei Kinder und ein paar Erwachsene. Sie wichen vor ihr zurück, aber sie lächelte nur und hob die Hände, um zu zeigen, dass sie in friedlicher Absicht hier war. "Keine Panik, wir sind Magier der Gilde Lamia Scale und wurden mit eurer Rettung beauftragt. Immerhin ist es den Herrschaften nicht egal, ob die Dinosaurier euch fressen!" Aber offenbar war es nicht besondres vertrauenserweckend, wenn man erst die Tür eintrat und dann erklärte, dass man nur helfen wollte... wo war Yuuki, wenn man ihn brauchte?

Zugegeben, DAS hatte er nun nicht erwartet. Für gewöhnlich war Aurora doch jemand, der einem alle Zähne aus dem Gesicht schlug, wenn man sie länger als fünf Sekunden anstarrte. Aus diesem Grund verstand er auch nicht wirklich, warum sie sich derart lasziv breit machte und ihre schützende Rüstung gegen einen knappen Bikini austauschte. Nicht, dass es nicht gut aussah, nein, völlig das Gegenteil war der Fall. Es war nur eben sehr ... ungewohnt. Dass sie die Sache so locker nahm und sich noch ein wenig sonnen wollte, bevor es weiter mit dem „Dinoschnetzeln“ ging, erstaunte Yuuki. Aber vor allem saß oder lag sie eher vor ihm, sodass er gar nicht anders konnte, als dann und wann zu schauen. Immerhin konnte er nicht die ganze Zeit über aus dem Fenster und auf den Boden schauen. Mit einer Hand tastete er in der Brust nach dem Medaillon, während er über das Ganze nachdachte. Bester Freunde hin oder her, das war eine ziemlich gemeine Falle, welche die Gute darstellte, er war ja schließlich auch ein Mann. Wenn er sie nun zu lange anschaute oder sich auf offensichtliche Stellen konzentrierte, war die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch, dass er damit nicht ungeschoren davon kommen würde. "Ja ja, mach du nur.", murmelte er leise vor sich hin, in dem Versuch, sich vollkommen auf seine Aufgabe zu konzentrieren. Mit eher mäßigem Erfolg, wie sich jeder vorstellen konnte. Die eigentliche Frage war in diesem Fall doch viel eher, ob das nun Konsequenzen nach sich ziehen würde oder eben nicht.
Aurora schien die Quest ziemlich schnell hinter sich bringen zu wollen hatte es den Anschein. So zumindest dachte der Grynder, welcher auf ihre Reaktion gelinde überrascht reagierte. Kaum hatte er ihr seine Gedanken mitgeteilt, schon war sie auf und davon und verschwunden. Yuuki hätte es verstanden, wenn er mit so viel Begeisterung und Elan losgestürmt wäre, immerhin war er es auch, der so schnell wie möglich von der Insel wollte. Nun war er schon bei mehr als zwei Gelegenheiten draufgegangen, ganz offensichtlich hatte er nicht das Zeug, um in einem solchen Gebiet zu überleben. Da ihr zweiter Job auch noch die Klassifizierung dieses Gebietes war, machte sich der junge Mann gedanklich schon einige Notizen. Hierbei handelte es sich um ein Klasse III, wenn nicht sogar IV Gebiet. Äußerst gefährlich also und noch mehr Grund, hier so schnell es geht, die Biege zu machen. Im Gegensatz zu seiner Partnerin ging er eher langsamer hinter ihr her. Das hatte keinesfalls damit zu tun, dass sich seine alltägliche Art und Persönlichkeit durchsetzte, nein. In so einem Terrain wäre das mehr als nur töricht und vor allem eines gewesen: Tödlich. Der Rotschopf ging deshalb langsam hinter der jungen Frau hinterher, da er sich nicht überstrapazieren sollte, indem er trabte oder rannte. Nicht, dass seine Wunden dann noch mal aufrissen und weitere Saurier anlockten. Von Entzündungen und Verschmutzungen mal gar nicht zu reden. Kaum hatte der Magnetismusmagier das Gebäude ebenfalls betreten, erkannte er, was Aurora da getan hatte. Wahrscheinlich hatte sie mit einiger Kraft die Tür eingetreten, die voll aus den Angeln gekracht war und irgendjemandem sicherlich beinahe den Kopf gespalten hätte. Hätte die Gute doch nur eine halbe Minute gewartet, dann hätte er die Tür problemlos und mit weniger Wucht öffnen können. Dann hätten die gestrandeten Passagiere auch nicht total schreckerfüllt und verblüfft aus der Wäsche geschaut, sondern wären ihnen demütigst zu Fuße gekrochen. Eiligen Schrittes trat er nun an die Seite der Ilia, in dem Versuch, jeden möglichen Schaden rückgängig zu machen und sich auszuweisen. Hierfür krempelte er seinen rechten Ärmel hoch, damit die Leute auch einen guten Blick auf sein azurmarinfarbenes Lamia Scale Gildenzeichen werfen konnten. Na gut, den besten Eindruck schindete er damit nicht wirklich, da sein ganzer Arm mit blutig-verschorften Kratzern übersät war, doch darum ging es auch nicht wirklich. "Wie meine Partnerin schon sagte, kommen wir aus Lamia Scale und haben den Auftrag, sie in Sicherheit zu bringen." Kaum hatte er zu Ende gesprochen, schon beruhigten sich die Leute, während ein Anflug von Erleichterung und Nervosität auf ihren Gesichtern erschien. Manche der Erwachsenen drückten die Kinder an sich, welche leise vor sich hin heulten. Ganz offensichtlich setzte ihnen diese Situation enorm zu, doch wer konnte es ihnen schon verdenken? Hier waren sie nun, in einem der schlimmsten Horrorszenarien, die man sich vorstellen konnte. Es war gut möglich, dass sie von nun an mit einem Trauma leben und dieses niemals überwinden werden würden. Doch wer konnte das schon mit wirklicher Sicherheit sagen? Immerhin war es nicht ihr Job, sich um die seelische Gesundheit der Leute zu kümmern. Der Auftrag der Magier bestand darin, die gestrandeten Passagiere einzukassieren und sie von der Insel in Sicherheit zu bringen. Auf den ersten Blick zählte er ebenfalls drei Kinder und etwa ein Dutzend Erwachsene, doch es waren vor allem zwei Personen, die seine Aufmerksamkeit auf sich zogen. Einerseits handelte es sich um einen großen, grobschlächtigen und mit Muskeln bepackten Mann Mitte dreißig, der ein ungutes Gefühl in ihm auslöste. Auch wenn er einen eher ruhigeren Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte, haftete ihm doch Unmissverständliches etwas Gefährliches an. So etwas konnte aber wahrscheinlich nur jemand wie seine Partnerin oder er richtig einschätzen, die schon an allerhand Leuten und Gefahren geraten waren. Bei dem anderen handelte es sich um einen alten und scheinbar gebrechlichen Mann, der etwas untersuchte, was einem toten Dinosaurierkadaver am Nächsten kam. Dabei murmelte er leise vor sich hin, während er sich dann und wann Notizen auf einem kleinen Block machte. Aber was den jungen Mann besorgte, es waren kaum ein Dutzend Leute übrig geblieben. Ob sie der Absturz und die Saurier dermaßen ausgedünnt hatten? Lieber ein Mal auf Nummer sich gehen, nicht, dass das hier lediglich die erste Gruppe war und sie nach anderen Leuten noch auf der ganzen Insel suchen durften. "Entschuldigt, sind das hier alle Überlebenden oder gibt es noch mehr?" Jetzt war er mal wirklich gespannt, was kommen würde.

Ja, eigentlich musste doch die Hölle zufrieren, ehe Aurora Ilia, die zwar einen ziemlich freizügigen Kleidungsstil pflegte und deren Bauchnabelbereich sicherlich die Hälfte von Hosenka kannte, sich auch nur annähernd zu etwas hinab ließ, wie vor einem männlichen Wesen auf einmal noch mehr Haut zu zeigen. Das wäre in etwa so, als würde ein Minirockladen im Vatikan florieren, vollkommen unmöglich also. Und dennoch hatte sie sich tatsächlich ziemlich einladend in der dreckigen Gondel hingefläzt, in vollem Bewusstsein darüber, was sie da eigentlich tat. Tatsächlich hatte das alles einen ebenso einfachen, wie gemeinen Grund: Sie wollte ihn schlichtweg ärgern. Warum aber tat sie das nicht wie sonst auch mit einer fiesen Randbemerkung, sondern mit den Waffen, die sie doch entgegen ihrer sonstigen Vorliebe schön eingepackt ließ und auch in Zukunft nicht vorhatte, sie ausgiebiger zu nutzen? Immerhin könnte sie gerade männliche Kollegen sicherlich schneller zu Sachen überreden, wenn sie ihren Körper auf andere Weise einsetzte als indem sie drohte, ihnen alle Knochen zu brechen, oder? Wie auch immer man diesen "Ausrutscher" bewerten musste, als sie aus der Gondel sprang hatte sie ja schon wieder normale Sachen an - also war alles halb so wild.
Welch ein Glück aber, dass Yuuki recht schnell nachkam, sodass re die Aufklärung nach ihrer recht ungestümen Aktion übernehmen konnte, ihr hätten die verängstigten Menschen sicherlich nicht geglaubt. Tja - Aurora war eben eigentlich nicht der Typ für lange und schwülstige Reden, stattdessen schlug sie eben zu und beendete das ganze, ehe es sich zu sehr ausweitete. Da kam die ruhige Art des jungen Mannes doch wirklich besser an. Ihr Ego griff das nicht an, auch wenn sie sich trotzdem innerlich ein wenig tadelte, dass sie nicht etwas einfühlsamer gewesen war. Sie hätte auch von außerhalb der Tür beschwichtigend auf die Menschen einreden können, stattdessen hatte sie die Tür eben selbst und auf eher brutale Art und Weise geöffnet. Jedem das seine, ihr das ihre. Die Überlebenden, die sich scheinbar in diesem Unterschlupf vor den äußeren Gefahren verschanzt hatten, fielen nicht weiter auf, mit Ausnahme des etwas zerstreut wirkenden alten Mannes mit den schütteren Haaren und desjenigen, von dem sie annahm, dass er mehr Muskeln als Hirn besaß. Das muste nichts heißen, im Grunde genommen traf diese Aussage auch auf Aurora selbst zu (dazu sollte man aber auch bedenken, dass sie Bäume ausreißen konnte...), aber irgendwie wirkte er ein wenig so, als... es war schwer zu beschreiben. Auch wenn man es sicherlich erst recht nicht wissenschaftlich nachweisen konnte, so kam es manchmal vor, dass Menschen eine Art Aura besaßen, ihre Ausstrahlung gewissermaßen. Stand man beispielsweise Auroras Vater gegenüber, so schien seine ganze Umgebung mit Gefahr getränkt zu sein, böswilliger Gier, dunkler Macht, gemischt mit einer Menge Mana. Bei diesem Kerl war das Gefühl natürlich nicht einmal ein Zehntel so intensiv und doch... den würde sie im Auge behalten, mit Muskelmännern konnte sie meist gut umgehen. "Nei-Nein... das wa-war... ist! unheimlich...", stotterte eine Frau und klammerte sich an den Kopf ihres Kindes, als wäre der ein Rückhalt. "Nachdem wir hi-hier Zuflucht gefunden ha-haben sind no-noch drei wei-weitere verschwunden! Wi-Wir haben so-solche Angst, bitte bringt uns hier raus!" Es fiel Aurora wirklich schwer, nicht mit den Augen zu rollen, als sie das mit ansehen und -hören musste... wie konnte man nur so erbärmlich sein? Klar, wenn sie nicht so stark wäre, würde sie sicherlich auch so heulen, aber sie war es nun einmal! Sie war die Stärkere, diese Frau die Schwächere und es ekelte sie beinahe an, wie diese die Tatsache heraushängen ließ. Aber das durfte sie natürlich nicht zeigen. Stattdessen lächelte sie beruhigend und meinte mit allerliebster Schulmädchenstimme: "Keine Sorge, wir werden euch hier schon herausholen. Und wegen der drei Verschwundenen... unter welchen Umständen habt ihr sie denn zuletzt gesehen?" Immerhin ging es nicht nur darum, die zwölf Überlebenden, sondern möglichst alle zu bergen. Es ging darum, die Quest perfekt zu erfüllen, nicht sie zu schluren! Zumindest in den Augen der pflichtbewussten Magierin Aurora, die innerlich schon die Brechschüssel bereit stellte.