Cf: Lamia Scale Gildenhaus

Der Grynder hatte aber nicht unbedingt den erholsamen Schlaf, den er sich so erhofft und gewünscht hatte. Wie schon die Tage zuvor wurde er von einem Albtraum gefragt, doch würde man ihn einige Zeit später nach diesem fragen, so käme die Antwort, dass er sich nicht daran erinnern könnte. Es war wirklich lästig nicht zu wissen, über was man geträumt hatte, wenn es doch einen vom ruhigen Schlafen abhielt. Vielleicht sollte er ja mal einen Traumdeuter aufsuchen, sofern er sich irgendwann Mal an die Träume erinnern konnte. Wie schon gesagt, dass er einen Albtraum hatte, würde auch jeder sehen, der sich mit ihm im Luftschiff befand. Also Aurora. Manchmal drehte sich der Rotschopf unruhig hin und her, ehe er wieder verstummte und so weiter schlief, als wäre nichts passiert. Dann schlug er auch mal mit den Händen um sich, ganz so, als ob ihn etwas Schlimmes verfolgte und er es abwehren wollte. So verging die Zeit wie im Fluge, und da Yuuki schlief, konnte er selbstverständlich nicht sehen, was da auf sie zu kam. Bis sie es rammte und er schließlich wach wurde. Dabei sollte anzumerken sein, dass er keineswegs bei dem leisesten Aufprall auf den Beinen war, aufmerksam und wachsam aufgrund der Gefahr. Nein, so heldenhaft sah die ganze Aktion dann doch nicht aus. Unprofessionell wurde er aus dem Sitz gerissen und knallte hart auf dem Boden auf, was ihn im Endeffekt dann erst wirklich wach machte. So ein Mist, was war das denn?, dachte er schläfrig und überrascht. Als er den riesigen Schatten am Fenster vorbeifliegen sah, war die Müdigkeit wie weggeblasen und er rannte zum Fenster, um einen besseren Blick auf das unbekannte Geschöpf werfen zu können. Es musste auf jeden Fall groß genug sein und über genügend Kraft verfügen, um dem Luftschiff ernsthaft was anhaben zu können. Doch bevor er sich wirklich umschauen konnte, bewegte er seinen steifen Hals hin und her und es knackte mehrmals laut. Wie er es hasste, versteift aufzuwachen. In diesem Moment wurde das Schiff von unten gerammt und der Grynder flog durch die Luft, doch vermochte er relativ sicher aufzukommen. Als er dann schließlich diesen urzeitlichen und lauten Schrei vernahm, klappte ihm einfach ungläubig der Mund auf. In einiger Entfernung konnte er eine immergrüne Insel sehen und das, was an ihnen da vorbei flog, war ein ... Flugsaurier?! Verdammt, was waren sie da nur reingeraten? "Alles klar bei dir?", fragte er und drehte sich zur Ilia um, damit er sehen konnte, ob sie auch wohlauf war. Bevor er jedoch weitere Fragen stellen konnte, ertönte noch mal das mechanische Knacken der Lautsprecher und man konnte die gepresste Stimme der Pilotin vernehmen.

"Achtung, schnallt euch fest und macht euch auf eine Bruchlandung gefasst. Sie haben den linken Flügel beschädigt und es wird verdammt schwer sein, das Schiff sicher runter zu bringen. Ich werde jetzt so gut es geht mit Ausweichmanövern starten, also seht ja zu, dass ihr angeschnallt seid."

Und dann war sie wieder weg. Doch Yuuki dachte nicht mal im Traum daran, einfach sitzen zu bleiben und sein Schicksal abzuwarten. Zu viel lag heute auf dem Spiel, das würde er sich doch nicht durch solche Viecher kaputt machen lassen. Auch wenn es ein wenig schwer war, sich bei diesen ganzen Ausweichmanövern auf den Beinen zu halten, ließ er sich nicht davon abhalten und drehte sich zu Aurora um. "Wir müssen unbedingt was gegen diese Dinger unternehmen, sonst sind wir erledigt. Was hältst du davon, wenn du raus an die Hülle gehst und die Viecher erledigst?" Ehe sie ihm die Frage stellen konnte, wie sie das anstellen sollte, ohne auch nur weggeweht zu werden, fuhr er fort. "Ich werde derweil hier drinnen bleiben und dich mithilfe meiner magnetischen Kräfte stabilisieren und dich an dem Rumpf befestigen. Also sieh zu, dass du Metall an deine Füße bekommst." Ob es Panzerschuhe oder metallene Stiefel waren, war ihm schnurz piep egal. Sie mussten einfach was unternehmen!

Ja, doch. Eigentlich ging es Aurora ganz gut, wenn man mal von der Tatsache absah, dass sie sich in einem Luftschiff befand, welches unter Beschuss gerade drauf und dran war, abzustürzen. Zumindest war sie sich recht sicher, dass es Beschuss sein musste, denn was sonst sollte den Korpus des Vehikels so vehement zur Seite stauchen können? Das war allerdings alles recht seltsam, denn wäre es Beschuss gewesen, dann gab es wenig Grund, warum gerade über dem Meer und vor allem wäre vernünftige Munition doch sicherlich zu ihnen vorgedrungen, oder? Im Gegensatz zu Yuuki war es ihr aber wohl noch recht gut ergangen, da sie sich hatte abfangen können und er aus dem Schlaf gerissen und nach vorne geschleudert worden war, allerdings schien er dafür noch recht wohlauf zu sein. Als die Ansage der Pilotin durch die Lautsprecher knackte, verdüsterte sich ihr Gesicht schlagartig. Sie? Wer waren sie, bitte schön. Die Informationen von der Lederzicke waren mal wieder vollkommen unnötig und so wenig hilfreich, dass Aurora sie der Pilotin gerne um die Ohren gehauen hätte. Dass das hier wohl kein Sturm war, hatte sie auch schon bemerkt und dass das Schiff sank, war auch nicht zu übersehen, wenn man mal das Auge aus dem Fenster richtete und... Was zur Hölle? Da war gerade etwas vorbeigesegelt, was selbst ein nicht hypergebildetes Mädchen wie Aurora als Flugsaurier identifizieren konnte. Man kannte das doch, die Bilder aus Büchern über prähistorische Tiere - den leicht Dreieckigen Kopf mit dem Schnabelartigen Maul, welches von vielen, scharfen Zähnen gespickt war und die ledernen Flügel, welche mehr zum Gleiten als zum Schlagen benutzt wurden. Die Köpfe schienen ein wenig überdimensioniert zu sein, was aber de facto noch mehr Zähne bedeutete - und diese Art schien zudem verdammt robust zu sein, da sie das Schiff wohl schlichtweg gerammt haben mussten. Aber ernsthaft... "Ich dachte, die wären schon etwas länger ausgestorben...", murmelte sie und kratzte sich an der Schläfe, ehe sie Yuukis Anweisungen vernahm und sofort nickte. "Aye aye~", grinste sie und rannte so schnell sie konnte zur Luke, die sie vorsichtig und natürlich entgegen aller Planung der Pilotin öffnete und die Tür zur Seite fahren ließ. Sofort pustete ein heftiger Wind durch den Innenraum des Schiffes und ließ ihre Haare fliegen, doch da sie sich ohne Probleme festhalten konnte, war das alles nur halb so schlimm. Mit einem bisschen Konzentration beschwor sie dieses Mal nur einen Teil ihrer Rüstung, nämlich die metallenen Stiefel und Schienbeinstücke, die Yuuki wohl würde anziehen können. Schnell streckte sie den Kopf aus der Luke und bemerkte, dass es einige Leitersprossen gab, die wohl normalerweise zur Wartung des Schiffes genutzt wurden. Mit einer schnellen Bewegung griff sie nach der ersten und kraxelte so in Reichweite des anderen Magiers, der hoffentlich bereits seine Kräfte aktiviert hatte, denn der erste Flugsaurier hatte bemerkt, dass etwas Essbares das Schiff verlassen hatte. Mit einem urzeitlichen Kreischen wendete er und stürzte schnell auf das Mädchen zu, welches aber immer noch scheinbar unbewaffnet und entspannt dastand. Erst als der Saurier sich auf die letzten 10 Meter angenähert hatte, richtete sie sich blitzschnell auf, wobei nur ihre recht gut ausgebildete Muskulatur sie davon abhielt, sofort der Schwerkraft nachzugeben und die Wand hinunter zu knicken und beschwor einen gewaltigen Hammer, den das Ungetüm mit solcher Wucht auf den Schädel gedonnert bekam, dass er jeden Halt verlor und wahrscheinlich noch in der Luft verstarb, ehe sein Körper in die Wellen einschlug. Pff... das Skelett von flugfähigen Tiere war meisten zumindest teilweise ausgehöhlt, da sie ja möglichst leicht gebaut sein mussten, sodass sie kaum etwas gegen Schläge solcher Intensität in petto hatten. Ein weiteres gewaltiges Flugtier fand so einen frühzeitigen Tod, ehe sie sich richtig umschauen konnte und erst einmal in die Tiefe unter sich blickte. Sie schluckte, das war schon ziemlich weit unten, wenn Yuuki sie nun loslassen würde, dann wäre sie auch nicht viel mehr als ein roter Pfannkuchen, denn Stürze aus solcher Höhe waren selbst wenn sie ins Wasser gehen tödlich. Ab einer gewissen Beschleunigung machte die Oberflächenspannung von Wasser auch ein Meer zu Beton. Aber sie würde schon nicht fallen... hoffentlich...
Was hatte die dumme Pilotin noch einmal gesagt? Der linke Flügel war beschädigt? Vorsichtig stiefelte sie in Richtung der linken Seite, nachdem sie "Linker Flügel!" so laut gerufen hatte, wie es ihr möglich war, in der Hoffnung, dass Yuuki sie sowohl gehört, als auch den Wink verstanden hatte. Vielleicht würde sie das Ding ja irgendwie stabilisieren können, denn wenn das Vieh hier im Meer absoff, dann würden sie auf Nimmerwiedersehen auf einer Insel festsitzen, auf der es Flugsaurier gab. Und wenn es schon die gab, was denn dann bitte noch?! Als sie es erreicht hatte, griff ein weiterer Flugsaurier an und sie musste sich erst einmal umdrehen, um ihm mit übermenschlicher Schnelligkeit den Hammer über den Kopf zu ziehen, bis sie sich den Schaden genauer besehen konnte. Mhh.. schwierig. Da war ein Leck in den Manaleitungen und irgendwie schien ein Stück vollkommen herausgerissen zu sein. Was für ein Riesenvieh musste das verbrochen haben...? Mit ungutem Gefühl blickte sie sich um. Wenn sie bisher angenommen hatte, dass sie vielleicht nur ein paar dieser Dinger abbekommen hatten, dann war sie ja so auf dem Holzweg gewesen… das war wohl mehr ein ganzer Schwarm denn etwas anderes. Und dummerweise hatten die Viecher bemerkt, dass da etwas entlang ging, was ihnen potenziell gefährlich werden konnte und dieselbe Strategie begonnen, die auch Aurora gewählt hätte: Angriff!

Indes überlegte Yuuki fieberhaft, wie diese ganze bizarre Szene vor ihnen überhaupt möglich sein konnte. Seines Wissens nach – und die aller anderen Personen mochte man doch meinen – waren Flugsaurier oder Saurier an sich schon seit Millionen von Jahren ausgestorben. Und ja, in ihrer Welt gab es viele Monster, Ungeheuer und sogar Drachen, doch von Dinosauriern hatte er noch nie gehört. Man mochte ja meinen, dass sich Drachen und sie ähnelten, doch dem war nicht so. Drachen waren hochintelligente Wesen, während das Gehirn der Saurier im Durchschnitt gerade mal walnussgroß gewesen war. Also beging man einen ordentlichen Fehler, beide Spezies auf eine gleiche Schiene zu stellen. Während der Grynder aber weiter diese Überlegungen stellte, nagte etwas an ihm. Irgendetwas an dieser Situation übersah er, doch es wollte ihm partout nicht auffallen. Erst als er auf die Uhr blickte und sich an die immergrüne Insel nahe dem Horizont erinnerte, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Sie waren kurz vor ihrem Ziel, welches einfach die Insel sein musste. Denn er hatte in näherem Umkreis kein Land oder sonst irgendetwas Inselähnliches erblickt, und die Flugdauer sprach auch dafür. Dann war es ja durchaus möglich, dass es eben diese Flugsaurier gewesen waren, die für den Absturz des anderen Luftschiffes gesorgt hatten. So gesehen gab das Ganze auch Sinn, schon die ganze Zeit über hatte sich der Rotschopf nämlich gefragt, wie solch ein großes Luftschiff, welches aufgrund seiner Komplexität und Rarität ständig überprüft wurde, so mir nix, dir nix über dem Ozean abstürzen konnte. Aber in dem Fall mit diesen Monstern sah die Lage ganz anders aus. Wahrscheinlich hatten sie es so lange bedrängt und immer weiter beschädigt, dass es schließlich auf der Insel notlanden musste. Und das Bittere an dieser ganzen Angelegenheit war doch, dass ihnen womöglich das gleiche Schicksal bevorstand. Jetzt lag es einzig und allein an vier Faktoren. Erstens, wie lange das Schiff noch in der Luft blieb. Zweitens, wie lange es die Pilotin schaffte, das Schiff in der Luft zu halten und ob sie womöglich erfahren und gut genug war, es ohne weitere Schäden landen zu können. Drittens lag es auch an Auroras Fähigkeiten, diese Dinger abzuwehren. Und letzten Endes war er für Auroras Leben zuständig, indem er sie an dem Rumpf befestigte. Na, wenn das Mal keine tollen Erfolgsaussichten waren.
In diesem Moment kletterte Aurora aus dem Schiff, wobei sie die Luke öffnete und ihn tosender Wind traf. Im ersten Augenblick konnte er also nicht anders und musste die Augen zukneifen, ehe er sich ein wenig abwandte und nur noch von hinten getroffen wurde. So weit so gut, jetzt musste er sie nur noch stabilisieren, dachte er sich, während er die Hände in ihre Richtung ausgestreckt hielt. „Magnetic Pull!“ Ein Glück, das die Außenwände hauptsächlich nicht aus Metall bestanden, sonst wäre die Umsetzung seines Planes wohl etwas schwieriger gewesen. Andererseits hätte er auch nichts gegen massives Metall gehabt, mal schauen, wie die Flugsaurier darauf reagiert hätten, wenn ihnen beim Aufprall der Schnabel gebrochen wäre oder so. Zurück zu seinem Zauber. Dass er ihn nun eingesetzt hatte, erschwerte es seiner Partnerin das Laufen, doch wusste er, dass sie über genügend Kraft verfügte, um sich trotzdem fortzubewegen. Nun musste er ihn lediglich aufrechterhalten und ihr mit seinem Einflussbereich folgen, nicht dass sie noch raus fiel, vom Wind mitgerissen wurde und eines elenden Todes starb. Das konnte und würde er nicht zulassen, niemals! Ein grimmiger und konzentrierter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht, während er seine Arme mit der Ilia mitbewegte. Als er aus dem Fenster schaute, konnte er beobachten, wie sie zwei dieser Ungeheuer erledigte. Nun, er sah sie nicht direkt, dafür besaß er nicht den richtigen Winkel, doch es war gewiss kein Kunststück, sich vorzustellen, was da abging, als er zwei leblose und riesige Körper gen Ozean fliegen sah. Und sie waren verdammt groß, auf den ersten Blick schätzte Yuuki, dass ihre Spannweite mindestens um die zehn Meter betrug! Plötzlich sah er, wie sich eine Menge Tiere von ihnen entfernten, ehe sie eine Runde drehten und nun wieder auf sie zuflogen. Sie waren da gottverdammt in einen ganzen Schwarm geraten. Das Herz schlug ihm nun bis zum Hals, was sollte er nur tun? Besonders bemerkte er, dass die meisten der Saurier ihre großen Runden um das Schiff drehten, doch vier aggressivere Burschen flogen genau in seine Richtung. Ob sie wohl Aurora entdeckt hatten und sie für einen Snack hielten? Jetzt musste der junge Mann mit einem inneren Dilemma kämpfen, während die Saurier schnell näher kamen und die Zeit mehr als nur drängte. Sollte er darauf vertrauen, dass sich Aurora schnellstens um all die Viecher kümmern konnte in dem Risiko, dass sie getroffen und weggerissen wurde? Oder sollte er sie in Sicherheit ziehen und zulassen, dass harte und spitze Schnäbel tiefe Löcher in ihr Schiff rissen, was wohl oder übel zu einem Absturz über dem offenen Meer führen würde. In Meister Gales persönlichem Gefährt, wie man noch anmerken sollte. Kaum unterwegs und schon hatten sie zugelassen, dass es beschädigt wurde, ne tolle Truppe Magier waren sie, aber mal echt. Bevor er zu seiner Entscheidung stehen und Aurora aus dem Weg reißen konnte – gewiss würde er nicht zulassen, dass seine beste Freundin starb – geschah etwas wirklich Seltsames, mit dem er überhaupt nicht gerechnet hatte. Ein lautes Sirren war zu vernehmen, und ehe man es sich versah, wurde der nächste Flugsaurier im Anflug auf Aurora einfach entzwei geschnitten. Zwei weitere ereilte in den nächsten Sekunden dasselbe Schicksal, sodass nur noch ein Einziger für die Magierin übrig blieb. Mit diesem würde sie sicherlich zurechtkommen, da vertraute er ihr einfach. Ein noch lauteres Krächzen und Kreischen ertönte, als nun der Schwarm an sich unter Beschuss genommen wurde und noch ein paar von ihnen gen Meer abstürzten. Das war wohl Zeichen genug, dass sie sich mit etwas angelegt hatten, was viel gefährlicher war als sie, weshalb sie unter panischen Lauten abdrehten und auf die Insel zuflogen. Schwer atmend strich sich Yuuki den Schweiß von der Stirn, niemals hätte er erwartet, so unter Druck zu geraten. Doch was ihn vielmehr interessierte, was war da draußen geschehen?

Was zur Hölle? Irgendwie benutzte sie diese Formulierung in Gedanken in letzter Zeit immer häufiger, aber was blieb einem auch groß anderes übrig, wenn man in soclh ein Szenario hineinstolperte. Ehrlich, Dinosaurier? Das war doch wie als stamme es aus einem Abenteuerroman, aber nicht als sei es von dieser Welt. Sicher, es gab auch Drachen, aber die hatten ja teilweise direkten Bezug zur Magie an sich, welche nun einmal real war, das konnte jeder Magier beweisen, sie sogar eingeschlossen, aber diese Tier hier waren evolutionär doch eigentlich schon lange überholt, wie konnte es da sein, dass sie auf einmal wieder da waren und sie zusätzlich natürlich auch noch attackieren mussten? Na gut, das ließ sich vielleicht doch noch erklären, denn es konnte ja immer noch sein, dass das Luftschiff von Aurora und Yuuki in ihr Revier eingedrungen war und sie es als Bedrohung wahrgenommen hatten. Viele Tiere reagierten dann so wie Aurora, frei nach dem Motto, dass Angriff die beste Verteidigung sei, und attackierten den Eindringling. Immerhin würde das Mädchen wenig anders reagieren, wenn man auf einmal in ihrer Wohnung auftauchen würde, nicht wahr? Wahrscheinlich würde auch sie keine moralischen Bedenken haben, den Einbrecher ganz einfach zu töten, bei den Tieren hier lag es dann aber wohl doch eher an der Unfähigkeit zu moralischen Überlegungen aufgrund von geringer Gehirnkapazität. Diese Überlegungen hin oder her, sie waren in Gefahr. Und dummerweise wusste das sogar das Mädchen, das die Tiere mit einem gezielten Schlag ihres Hammers außer Gefecht setzen konnte, denn gegen eine solche Übermacht würde auch sie irgendwann nicht mehr schnell genug sein. Sie konnte weder überall auf einmal sein, noch sich annähernd so flott wie an Land bewegen, da sie eine deutlich höhere Kraft aufwenden musste, um ihre Füße vom Boden zu lösen. Das machte ihr zwar überhaupt keine Probleme, aber es würde sie davon abhalten, hier nun herumzurasen. Vor allem würde sie das tunlichst unterlassen, weil sie genau wusste, dass Yuuki dann nicht mehr würde mithalten können und sie verlieren würde. Und wahrscheinlich würde sie öfter mal beide Füße gleichzeitig vom Boden lösen müssen, so zum Rennen.. und dann würde sie eine kostenlose Flug- samt Schwimm- und Sterbestunde erhalten. Musste also wahrhaftig nicht sein.
Bevor sie aber überhaupt in die Verlegenheit geraten konnte, sich überfordert zu sehen, übernahm etwas anderes die Drecksarbeit für sie und auch wenn sie nicht genau feststellen konnte, was es denn war. Jedenfalls schien es den Flugsauriern nicht gerade gut zu tun, es schlitzte zwei davon innerhalb kürzester Zeit auf, sodass sie abstürzten - ohne sich zu zeigen oder auch nur den Hauch eines Angriffs sehen zu lassen. Wow... warum konnte sie das eigentlich nicht? Vollkommen sinnlos diese Tiere abstürzen lassen, ohne ihnen einen Vorschlaghammer über den Schädel zu ziehen, einfach so... telepathisch, mit der Kraft ihrer Gedanken? Vielleicht irgendwann... oder auch nicht. Ihre albernen Gedanken wurden unterbrochen, als unter ihrem kränkelnden Luftschiff, von dem die Flugsaurier zum größten Teil abgelassen hatten, ein weiteres fliegendes Vehikel erschien, ein anderes, exotisch wirkenderes Modell, welches Aurora natürlich nicht bekannt war. Wie denn, sie hatte ja auch das, welches sie gerade trug, noch nie gesehen... Mit einem abfälligen "Tss...!" wirbelte sie den Hammer herum und schlug dem letzten Flugsaurier, der offenbar wirklich so lebensmüde war, dass er noch nicht abgedreht hatte, den Schnabel ein. Also echt... wie konnte man so hirnrissig sein. Aber immerhin schien es da nun jemanden zu geben, der ihnen geholfen hatte, die Frage war nur, wer? Das würde sich schon noch herausstellen, erst einmal musste sie wieder in den Bauch des Schiffes gelangen. Mit ein paar Schritten stiefelte sie zur Luke zurück und zog sich durch, ehe sie die Stiefel wieder tauschte, sodass sie nun in gewohnter Ausrichtung und Schnelligkeit laufen konnte. "Puh, wer da wohl drinnen sitzt?", fragte sie Yuuki und deutete auf das andere Schiff welches nun, dem ihren gleich, Kurs auf die Insel genommen hatte.
Als die Pilotin es mit Mühe und Not doch noch schaffte, das Luftschiff auf einer der Klippen zu landen, nahe dem anderen, sprang Aurora sofort aus der sowieso schon geöffneten Luke hinaus und landete elegant auf dem Boden, um sich zu ihrer vollen (haha?) Größe aufzurichten. Sie wollte wissen, wer da in dem Schiff war und es steuerte, musste ja ein richtiger Held sein, oder? Ein wenig skeptisch war sie trotzdem, denn es konnte ja auch einfach ein Superschiff sein, nicht wahr? Tatsächlich öffnete sich kurze Zeit später eine Treppe und ein junger Mann setzte den Fuß auf die unbewohnte Insel, blonde, lockige Haare glänzten im Sonnenlicht und eine Hornbrille überschattete grünliche Augen. Während er Auroras Version eines Helden gerade einmal die ersten zwei Schritte aufrecht erhalten konnte, sollte man anmerken, da er sich danach in einem schüchternen Tonfall vorstellte, die Augen zu Boden richtete und an seinem Pullunder herum zupfte. "O-O-Ohayo, mei-mei-mein Na-Name i-ist Juraki Kyo-Kyoryu ." Aurora hatte irgendwie Lust, sich ihre Hand vors Gesicht zu schlagen und einen tiefen Seufzer fallen zu lassen. Das konnte ja mal heiter werden.

Mit ungläubigem Blick verfolgte der Grynder die Szene, die sich da vor ihm, hoch in den Lüften abspielte. Am Liebsten hätte er sich mal seine Augen ordentlich gerieben oder sich sogar gezwickt, um zu überprüfen, ob er sich das alles einbildete oder doch wirklich geschah. Da waren sie in eine ordentliche Bredouille geraten und wie aus dem Nichts erschien ihr Retter in der Not, der sie da rausholte. Doch was war es genau, was sie gerettet hatte? Aufgrund der dichten Wolkengruppen über und teilweise unter ihnen vermochte Yuuki nichts auszumachen, was in der Lage gewesen wäre, den Flugsauriern solchen Schaden zuzufügen. Die Antwort wurde ihm auch sogleich enthüllt, nachdem sie die nächste Wolke passiert hatten und er nun eine freie Sicht auf das anmutige Flugschiff in ihrer Nähe hatte. Es war auf jeden Fall von exotischerem Design als all die anderen Luftschiffe (vier an der Zahl, um genau zu sein), die er jemals gesehen hatte. Um fair zu bleiben, musste auch gesagt werden, dass der Rotschopf sowieso nur zwei verschiedene Typen kannte. Die Allgemeinen nämlich und jenes, in welchem er sich nun befand. Bestimmt hätte ein Sachkundiger durchaus das Modell des anderen Schiffes erkannt, doch besaß er keineswegs das nötige Wissen, um so etwas auch machen zu können. Zudem hatte es ein seltsames Zeichen auf dem Rumpf aufgemalt, was er jedoch aufgrund der Entfernung nicht wirklich erkennen und entschlüsseln konnte. Und plötzlich hätte er sich am Liebsten selbst geschlagen, wie konnte er nur so dumm gewesen sein und diese Möglichkeit nicht bedacht zu haben? Was hatte ihm Meister Gale vor einigen Stunden noch erzählt? Dass der magische Rat Boten zu vielen Gilden Fiores geschickt hatte und ihnen allen den Auftrag erteilt hatte! Vermutlich hatten sie es hier mit einer anderen Gilde zu tun. Eine wohlhabende Gilde muss es auf jeden Fall sein, wenn sie ebenfalls in Besitz eines Luftschiffes sind. Das Zeichen am Rumpf könnte auch durchaus ein Gildenzeichen sein, das würde er am Besten überprüfen, sobald sie näher dran wären. Oder am Besten sich in Sicherheit am Boden befanden, das wäre ihm doch wirklich um einiges lieber.
Mit einem Mal erblickte er wieder die Ilia, die soeben wieder ins sichere Innere des Schiffes geklettert war, was ihn ungemein erfreute. Während er erleichtert die Luke wieder schloss und kein heulender und pfeifender Wind zu ihnen durchdrang, musste er zufrieden grinsen. Zum Glück hatte sie es überstanden, er wüsste nicht wirklich, was er gemacht hätte, wenn sie abgestürzt wäre. Ob er überhaupt in der Lage gewesen wäre, sie zu retten, dass stand zur Debatte. Irgendwie musste er es jedoch bezweifeln, weshalb allmählich das Grinsen verschwand. Wieder lag es an ihm, weil er nicht stark genug war. Wie konnte er sich jemals sicher sein, dass er seine Freunde und die Leute, die ihm lieb und wichtig waren, beschützen konnte, wenn er jedes Mal wieder versagte. Hätte er stärkere magnetische Kräfte, so hätte er durchaus selbst agieren und die Saurier zurückschlagen können, stattdessen hatte er nur Aurora unterstützen und hoffen können, dass sie es auch schaffte. Es war doch zum Heulen, wie konnte er erwarten, sich auf die Suche nach Ryo machen zu können, wenn er sogar hier schon ins Wanken kam? Nicht nur seine Kräfte, auch sein Selbstbewusstsein musste stark sein, sonst wäre alles verloren. Sobald sie hier fertig waren, würde er auf jeden Fall wieder härter trainieren müssen, das schuldete er nicht nur sich, sondern allen, die er kannte. Aber zurück zum Thema und der wichtigsten Frage, wer war denn ihr Retter oder ihre Retterin? Das würden sie wohl erst herausfinden, sobald sie gelandet waren. "Keine Ahnung.", teilte er seiner Partnerin überflüssigerweise mit. Woher hätte er es denn auch schon wissen können? "Ich denke aber, dass wir es gleich erfahren werden.", sagte er und deutete aus dem Fenster, als das andere Schiff ebenfalls einen Landeflug machte.

Mit Mühe und Not gelang es der Pilotin relativ sicher zu landen und kaum hatte das Gefährt Fuß gesetzt, als Aurora schon die Luke öffnete und ins Freie sprang. Yuuki hingegen nahm sich mehr Zeit und suchte noch schnell all die Sachen zusammen, die während dieses turbulenten Fluges im ganzen Raum verstreut waren. Nicht auszudenken, wenn er seine Rationsriegel nicht mehr fand, würde er wohl oder übel auf dieser unbekannten Insel auf Nahrungssuche gehen. Und dann musste er einfach hoffen, dass es hier bekannte Sachen gab und er sich versehentlich nicht vergiftete oder sonst was schluckte. Als er schließlich alles wieder sicher in seiner Reisetasche verstaut hatte. Während er ebenfalls aus dem Schiff trat und einen ersten Blick auf die doch exotische Vegetation der Insel werfen konnte, war nun endlich der Zeitpunkt gekommen, sich bei ihrem Retter zu bedanken. Dessen Schiff war auch sicher gelandet und langsam trat eine Person in Sichtweite. Es war zwar nicht ganz das, was der Grynder sich unter ihrem Retter vorgestellt hatte, doch war er keineswegs dermaßen enttäuscht wie die Einäugige unter ihnen. Schien ziemlich unsicher auf den Beinen zu sein. Fraglich war doch aber auch, wer solch eine Person auf eine derart gefährliche Mission schickte. Nun ja, der erste Eindruck konnte auch oft trügen, möglicherweise war er ja an Bord seines Schiffes viel selbstsicherer. Auf jeden Fall hatte der junge Mann schon von weitaus seltsameren Sachen gehört, also konnte dies durchaus der Fall sein. "Danke Kyoryu-kun, du hast uns da echt aus der Patsche geholfen!", rief er dem anderen freundlich zu. Dieser zuckte beim Ertönen seiner Stimme ziemlich heftig zusammen, sodass ihm die Brille etwas die Nase herab rutschte. "K-k-kein Pro-problem.", nuschelte er ziemlich nervös und zog die Brille wieder hoch. "H-hab n-nur die Ka-kanone b-b-benutzt.", fügte er noch leise hinzu, während er peinlich berührt gen Boden schaute. Super, er hatte es geschafft. Nun hätte sich Yuuki am Liebsten auch selbst die Hand vors Gesicht schlagen. Mit dem auf Mission? Hoffentlich kam ihnen nichts Gefährliches über den Weg, sonst würde diese Insel hier das Grab des jungen Mannes werden.

Was hielt sie denn eigentlich davon ab, den Stotterer die Klippe herunter zu schubsen und dann Yuuki zum Schweigen zu verpflichten? Natürlich hatte er ihnen aus der Patsche geholfen, aber er regte Aurora schon nach den ersten Worten schon wieder so auf, dass sie tatsächlich gerne die Notbreme gezogen hätte, auch wenn das den Brillenträger gewaltsam aus dem Leben gerissen hatte. Allerdings war das ganz sicher nicht in Ordnung und erst recht nicht typisch für ihre Gilde... allerdings würde sie wirklich mal interessieren, was zur Hölle dieses Muttersöhnchen hier überhaupt wollte, denn wenn sie eines wusste, dann, dass sie sich weigern würde, den hier mit in den Dschungel zu nehmen, der diese Insel bedeckte. Wenn sie schon auf Yuuki aufpassen musste, dann reichte das ihrer Meinung nach, sie musste nicht auch noch einen Schwächling mitnehmen... nein. Einfach nein, sollte irgendeiner der Jungen auf diese Idee kommen, so würde sie sich vehement dagegen stemmen. War ihr doch vollkommen egal, wenn er alleine im Urwald verreckte, solange sie das nicht aufhielt. Da konnte er schöne Augen wie blöd haben, das beeindruckte Aurora ganz bestimmt überhaupt nicht. "Sag mal, Kyoryu-kun, was genau machst du hier eigentlich?", fragte sie deshalb mit leichtem Lächeln, auch wenn sie innerlich vollkommen misstrauisch geguckt hätte, wenn man ihre Gedanken hätte sehen können. Sollte er den Vorschlag machen, den sie fürchtete, so würde das Lächeln wohl verschwinden, aber vielleicht sah sie auch einfach Gespenster - könnte ja sein.
Währenddessen waren auch Pilotin und Mechaniker aus dem verunglückten Luftschiff gesprungen, wobei der untersetzte Mann sofort vollkommen aus dem Häuschen zum linken Flügel sprintete (schlich, um in Auroras Maßstäben zu sprechen) und beinahe schuldbewusst über das demolierte Material strich und die Wange an der Außenseite des Schiffes rieb, während er das Vehikel tätschelnd um Entschuldigung bat und danach noch weitere Worte folgen ließ, die Aurora aber nicht mehr vernehmen konnte. Darüber war sie dann ziemlich froh, da ihr dieses Verhalten dann doch etwas verrückt vorkam. Na klar, jeder hatte seine Schwächen, aber mal ehrlich... das war ja so, als würde sie ihre Waffen abknuddeln... nein, ganz so hart war es da doch noch nicht. Die Pilotin wiederum schien sich auch durch den Absturz nicht von ihrem hohen Ross hatte werfen lassen, da sie so hochnäsig wie eh und je ein paar Meter von dem Schiff weg stakste und dann Kyoryu ins Visier nahm, ihn beinahe mit ihren Blicken durchbohrte. Der junge Mann bemerkte die wahrscheinlich ungewohnte Aufmerksamkeit nach kurzer Zeit und wandte schnell den Blick ab, schien in sich zusammen zu schrumpfen und immer kleiner zu werden, während er fahrig erneut die Brille seinen Nasenrücken hoch schob. Aurora verdrehte innerlich die Augen. Keine Ahnung, was da los war, aber diese Pilotenzicke würde in jedem Falle hier bleiben. Mit Sicherheit. Der Blonde und sie könnten sich ja gegenseitig hier behalten, was sie dann machten, war ihr doch piep. Allerdings gab sie denn Starrmarathon schon früher als erwartet auf und stellte sich zu dem Mechaniker, den sie erst einmal zurecht wies, bevor auch sie den Schaden in Augenschein nahm.
Aurora wollte gerade noch einmal nachdrücklich zu Kyoryu blicken, um ihm mitzuteilen, dass er nun mal antworten dürfe, als ein Geräusch sie herumwirbeln ließ. Motoren? Und tatsächlich, da war ein Schnellboot am Kommen, noch war es nahe beim Horizont, aber wenn sie ihr Auge nicht täuschte, dann war das das Zeichen von Blue Pegasus auf dem Bug... was zur Hölle?! "Na halleluja.", seufzte sie mit sarkastischem Unterton und massierte ihre Schläfen mit beiden Händen. Egal was hier los war, aber es wurden ihr langsam zu viele Beteiligte, "Was wollen die denn hier?" Immerhin war das ihre Quest, die von Lamia Scale, nicht von irgendeiner anderen Gilde… wenn nötig würde sie das auch genau so vertreten, ohne Rücksicht auf Verluste.

Für gewöhnlich war Yuuki um einiges netter und verständnisvoller als Aurora, das stand fest. Aber hier und jetzt, in diesem präzisen Fall, fragte er sich genau das Gleiche wie die Ilia. Welcher hirnrissige Vollidiot hatte zugelassen, dass ein solch unsicherer Kerl wie Kyoryu erstens eigens ein Luftschiff fliegen durfte und zweitens auf solch eine Quest gehen durfte. Eine Rettungsmission klang an und für sich nicht wirklich gefährlich oder spektakulär, trotzdem benötigte man Nerven aus Stahl, da manche der Überlebenden durch den Schock und das Trauma ziemlich eigenwillig sein konnten. In ihrem speziellen Falle verhielt es sich sogar noch ein wenig anders, da sie nichts über die Fauna und Vegetation der Insel wussten. Alleine schon, dass sie Flugsauriern begegnet waren, rief große Bedenken in dem jungen Mann hervor. Eines stand auf jeden Fall fest, Yuuki Grynder hatte diesem selbst mit seinen 17 Jahren schon mehrere Male ins Antlitz geblickt und wusste dementsprechend, was ihn jederzeit erwartete. Aber wie verhielt es sich mit einer reinen und unbefleckten Seele, wie der von Kyoryu? Das bezweifelte er ziemlich stark, er war sich noch nicht mal sicher, ob der blonde Mann schon mal getötet hatte. Und das alles stellten sie nur durch seine äußere Erscheinung fest, gottverdammt, wie oberflächlich die Welt geworden war. Der Schüchterne machte seiner ersten Einschätzung alle Ehre und antwortete nicht auf die Frage, stattdessen stierte er wieder Richtung Boden und murmelte etwas Leises und Unverständliches. Die meisten Frauen hätten diese Reaktion gewiss als niedlich empfunden, er jedoch drehte sich einfach um, als er eine Bewegung am Rand seines Blickfeldes wahrnahm. Somit wurde ihm eine äußerst bizarre Szene vorgespielt, bei welcher der Mechaniker das beschädigte Schiff liebkoste und streichelte. Sag mal, bin ich hier im falschen Film oder was? Ungläubig warf er seiner Partnerin einen Blick zu, doch auch diese schien ihm nichts sagen zu können. Doch wie sagte man so schön, ein Unglück kommt selten allein, denn genau in dem Moment, in dem Kyoryu tief Luft holte und sich anscheinend erklären oder rechtfertigen wollte, legte ihre äußerst liebenswürdige Pilotin einen erstklassigen Auftritt hin, der alles verdarb. Der junge Mann sackte in sich zusammen, als er von den intensiven Blicken der Frau durchbohrt wurde, sodass er Yuuki beinahe sogar ein bisschen Leid tat. Vielleicht hätte er ihm sogar aufmunternde Worte geschenkt, hätte in diesem Moment nicht etwas anderes seine volle Aufmerksamkeit erlangt: Das Geräusch eines sich schnell nähernden Bootes. Und was auf dem Bug prangte, war das Zeichen einer Gilde, welche überaus bekannt war. "Blue Pegasus.", flüsterte er leise. Also hatte noch eine der drei großen Gilden diesen Auftrag ernst genommen und wollte den gestrandeten Passagieren zu Hilfe eilen. Na, da war er mal richtig gespannt, welche berühmte Persönlichkeit nun auftauchen würde. Bereits nach einer Minute hatten sie am weißen Strand angelegt und man konnte zwei Gestalten ausmachen, die graziös an Land sprangen. Selbstverständlich waren ihre Luftschiffe schon entdeckt worden, sodass sich die Magier auf der Klippe überhaupt nicht die Mühen machen mussten, hinabzusteigen, denn die Anderen da unten kamen hoch. Aber egal wer sie waren, Aurora und er repräsentierten Lamia Scale und sie waren zuerst hier gewesen. Naja, eigentlich war ja Kyoryu als Erstes gelandet, aber der zählte nicht. An dieser Quest lag ihm enorm viel und er würde nicht zulassen, dass ihm jemand die Tour vermasselte oder den Ruhm stahl. Es war schon schlimm genug, dass sie zugelassen hatten, dass Gale's Schiff beschädigt wurde, ein Scheitern durften und konnten sie sich nicht leisten. Als die beiden unbekannten Magier geschickterweise die Felsen erklommen, konnte man erkennen, dass es eine Frau und ein Mann war. Je näher sie aber kamen, desto weniger Lust hatte er auf sie, und als sie schließlich vor ihm standen, hätte er am Liebsten den Kopf gegen das Luftschiff geschlagen. Natürlich, es musste aber auch alles schief gehen. Der Mann war so ein richtiger Schönling, der sich die ganze Zeit durch die Haare fuhr und den Frauen der Gruppe – also Aurora und die Pilotin – ständig sein charmantes Lächeln aufdrängte. Die hübsche Frau konnte der Pilotin durchaus Konkurrenz machen, was die Art anging, mit der sie alle anderen betrachtete und schließlich mit einem amüsierten Schnauben abtat. Oh ja, weil du ja so viel wichtiger und toller bist als wir, dachte er sich. Selten reagierte er so hart auf Leute, aber heute lagen seine Nerven viel blanker als sonst, weshalb das eigentlich kein Wunder war. Der Mann verschwendete keine Minute, schlenderte beinahe zufällig auf Aurora zu, ehe er ihre Hand ergriff und leise zu ihr sprach. "Mein Name ist Shinsuke. Erfreut dich kennen zu lernen. Dürfte ich vielleicht auch deinen Namen erfahren, meine exotische Schönheit?" Holla, der ging aber ran. Mal schauen, ob er nicht zu viel auf ein Mal abbiss, was? Seine Partnerin schien das ähnlich zu sehen, denn sie schnaubte noch mal laut und deutlich, ehe sie zu sprechen begann. "Mein Name ist Yuno und wir sind im Auftrag Blue Pegasus' hier. Überlasst uns am besten den Auftrag und kommt uns nicht in die Quere, dann ist jeder glücklich." Von wegen! Gerade wollte sich der Grynder lauthals bemerkbar machen und widersprechen, als ein Quieken vom Rande der Lichtung unter ihnen ertönte und er sich sofort umdrehte. Das da unten war … tatsächlich, ein kleiner und grüner Dinosaurier. Irgendwie schien er doch recht putzig der Kleine, wie er sie quiekend beobachtete und den Kopf schief legte. Auf was für einer Insel waren sie da nur gelandet, dachte er erstaunt. Bevor sich aber irgendjemand überhaupt auch nur bewegen oder zu dem kleinen Saurier äußern konnte, ertönte ein gewaltiges Krachen und zwei große Körper brachen aus dem Dschungel hervor. Einer von ihnen schnappte sich den Kleinen, ehe dieser auch nur einen Meter geflohen war, und zerfleischte ihn. Der Andere hatte derweil die Gruppe auf der Klippe entdeckt und brüllte laut. Jetzt wurde die ganze Angelegenheit erst richtig spaßig, was?

Halleluja.
Der Magier aus Blue Pegasus namens Shinsuke hatte genau eine Sekunde die Freude, die zarte Hand Aurora Ilias halten zu dürfen, ehe er wohl nie wieder auf solch eine lebensmüde Idee kommen würde. Um genau zu sein, würde er lange Zeit wenig in dieser Hand halten, außer vielleicht leichte Dinge wie Gänseblümchen, die seine Männlichkeit doch sicherlich wunderbar unterstrichen. Diese Sekunde, die ihm vielleicht in schmerzhafter Erinnerung bleiben würde, brauchte das doch ansonsten so wahnsinnig schnelle Gehirn des violetthaarigen Mädchens dazu, sich eine Meinung über diese Situation zu bilden und ihr Gesicht dementsprechend zu verziehen, ehe der Körper übernahm. Objektiv gesehen hielt ein gut aussehender Mann ihre Hand und schien um ihre Aufmerksamkeit zu buhlen, wenn man diesen Vorgang denn nicht schon wieder als Anbaggern bezeichnen könnte. Er tat das vielleicht ein wenig auffällig und direkt, aber absolut negativ war das doch sicherlich nicht, immerhin fühlten sich viele junge Damen durch so etwas doch eher bestätigt. Auroras Gehirn jedoch formte nur eine Assoziationskette, die in einem grauen, nebeligen Bereich endete, der in etwa "Sex" hieß und bei ihr sofort rote Alarmsirenen schrillen ließ. Synchron dazu kräuselten sich ihre Mundwinkel nach unten und die eine sichtbare Augenbraue stellte sich steil, sodass eine kleine Falte an ihrer Nasenwurzel entstand. Zusammenfassend lässt sich also berichten, dass Shinsuke einen Kardinalfehler im Umgang mit Aurora gemacht hatte und das wütende Zucken ihrer Mundwinkel ließ bereits erahnen, dass er dafür büßen würde. Mit einem Mal griff die schmale Mädchenhand zu, presste seine Hand zusammen wie einen Schwamm, während sie mit eisernem Blick sein Gesicht musterte, dass auf einmal gar nicht mehr so fröhlich wirkte. Aurora konnte eine Menge zerstören, indem sie es einfach zerdrückte und eine Menschenhand war da noch eher Standard. "Tu." Sie drehte den schmalen Körper blitzschnell um und riss den Arm in die Höhe, sodass Shinsuke in die Luft geschleudert wurde, "Das.", donnerte ihn mit voller Wucht auf den Boden und drehte mit einem Ruck sein Handgelenk um, sodass es knochenzerbrechend knackte, "Nie wieder!", zischte sie mit gepresster Stimme und strich danach ihren Rock glatt, wie als wolle sie sich die Hände abwischen. Dieser Magier war schon einmal aus dem Gefecht gezogen, denn davon abgesehen, dass seine Hand wohl hin war, würde auch sein restlicher Körper erst einmal Ruhe brauchen. Allerdings konnte man sie dafür ja kaum belangen, es war ja nur die Schuld ihrer Phobie... sie reagierte darauf nun einmal so.
Mit unschuldigem Blick und einem Hauch Erstaunen darin drehte sie dann den Kopf entschuldigend zu Yuuki, zuckte hilflos mit den Schultern und blickte dann lächelnd zu der Frau, die noch zuvor so hochtrabend verkündet hatte, dass sie alles unter Kontrolle hatte. "Was hatten Sie gesagt?", fragte sie mit süßester Zuckerstimme und richtete sich die Hochsteckfrisur. Sie würde sicherlich nicht so blöd sein und nun noch einmal dieselben Worte wiederholen, wo Aurora gerade einen scheinbaren Akt von sinnloser Gewalt an den Tag gelegt hatte. Bevor sie aber auch nur etwas antworten konnte, drehte Aurora sich überrascht um, da auch sie das Quieken vernommen hatte. Och wie niedlich... ein Minidino! Offenbar gab es hier nicht nur die flugtaugliche Version, sondern auch die Landraubtiere... allerdings hatte die Ilia sich diese Tiere irgendwie größer vorgestellt. Größer und stärker und im Allgemeinen toller... auch wenn das Ding da echt süß war und sie es sich fast schon als Haustier vorstellen könnte. Allerdings kam sie schon noch auf ihre Kosten, denn bevor sie sich den Kleinen genauer ansehen konnte, schlug die Nahrungskette zu und er wurde Opfer eines anderen Dinosauriers, der dann aber mal gut vier Meter groß war und Zähne hatten... Zähne. Auroras Augen begannen zu leuchten. Was würde sie für so einen Zahn geben... also musste sich ihn sich nur besorgen! Ohne große Reden zu schwingen, gab das Mädchen Vollgas und raste in schnellster Geschwindigkeit auf das Raubtier zu, welches sie zwar nahen sah, aber nur mittelmäßig schnell darauf reagieren konnte, dass sie einmal zwischen seinen Beinen hindurch schnellte und dann über den wild peitschenden Schwanz auf seinen Kopf spurtete. Wäre sie auch nur einen Ticken langsamer gewesen, dann hätte dieses Manöver wohl nicht funktioniert, da der Halt eher mies war. Dort oben angelangt beschwor sie eine ihrer Lieblingsäxte, holte mit dem blanken Metall aus und rammte sie mit aller Kraft in den Schädelansatz des Tieres. Wankend und schwankend brach der Saurier zusammen, sodass Aurora kurz vor dem Aufprall die Waffe wieder aus der Wirbelsäule herausriss und dem anderen Tier mit Schmackes in die Brust warf. Das war der Vorteil bei so großen Tieren: Man konnte so gut wie gar nicht verfehlen. "Zahn... Zähnchen, komm zu Mama~", grinste sie und hopste vom Dino herunter, direkt vor das Maul des toten Tieres, aus dem es abartig stank. Klar, die Mundfaune und -flora war sicherlich der Schrecken eines jeden Zahnarztes. Sie störte das eher wenig, als sie die Finger um einen der Reißzähne legte und ihn mit einem kräftigen Ruck herausriss. Wunderbar. Sie sollte ihn noch säubern, aber ansonsten war sie vollkommen zufrieden.

Tja, das hatte der Kerl namens Shinsuke davon. Und das Lustige oder vielmehr Schlimme war doch, dass der Grynder mehr als nur ein wenig Schadenfreude dabei empfand. Es war wirklich kein Geheimnis, das er zielstrebig war. Besonders heute, und das nagte an seinen Nerven. Wenn dann aber so ein Nichtsnutz aufkreuzte, der ganz offensichtlich Wichtigeres im Sinne hatte, als die Rettung der Passagiere, dann verlor er eben ganz schnell die Geduld. Passend dazu noch das überhebliche Verhalten der anderen Blue Pegasus Magierin, und schon gab es einen triftigen Grund, sich über deren Leid erfreuen zu können. Dafür, dass er die Ilia angefasst und angebaggert hatte, zahlte er eine hohe Rechnung. Nun ja, zugegeben, Aurora reagierte auch schon ziemlich krass, wie sie ihn mühelos in die Luft hob und auf den Boden krachen ließ, aber was sollte man schon machen. Der Andere hatte ja angefangen. Und um allem die Krönung aufzusetzen, hatte sie ihm anschließend noch das Handgelenk gebrochen. Ja ja, wirklich ein unschöner Anblick. Ihre Reaktion machte allen anderen Anwesenden auch einige Dinge deutlich. Erstens war die zierliche junge Frau über alle Dinge immens stark. Zweitens neigte sie ganz offensichtlich zu Gewalttaten. Und drittens mochte sie auch nicht angefasst werden. Das Einzige, was ihn nun sorgte, war, dass sie hoffentlich deswegen keine Probleme mit Blue Pegasus bekamen, denn das konnten sie ganz und gar nicht gebrauchen. Wahrscheinlich ging so etwas Ähnliches Yuno durch den Kopf, die sprachlos diese kurze Szene voller Brutalität mitverfolgt hatte, doch schien sie klug genug, den Mund zu halten und die Einäugige nicht zu bedrohen. Das war auch viel sicherer, denn Yuuki bezweifelte, dass selbst er in der Lage wäre, Aurora aufzuhalten, wenn sie mal richtig in Fahrt kam. Aber das hatte der Rotschopf ja vorhin schon festgestellt, dass er nach wie vor zu schwach war. Wie neidisch er in diesem Augenblick seine beste Freundin ansah, das mussten wohl die Früchte ihres harten Trainings gewesen sein. Und wer es immer noch nicht verstanden hatte, der würde nach der nächsten Minute sicherlich keine Bedenken mehr haben. Als die beiden großen Saurier aus dem Dschungel gestürmt waren, legte Aurora los und preschte mit voller Geschwindigkeit auf die großen Echsen zu. Schneller als je zuvor war sie bei ihnen angekommen und erledigte sie in weniger als einer halben Minute. Im ersten Moment hatte sich der Grynder bereit gehalten zu agieren, sollte es nötig sein, doch schon nach wenigen Sekunden erkannte er, dass dies nicht notwendig war. Während Aurora mit ihrer Trophäe in Form eines Zahnes beschäftigt war, gingen ihm persönlich ganz andere Dinge durch den Kopf. Diese Saurier waren das Problem. Keinesfalls hatte er damit gerechnet, mit solch einer großen Gefahr konfrontiert zu werden. Nicht direkt für sie – wie Aurora bewiesen hatte, waren sie wohl durchaus in der Lage, es mit den Urzeitwesen aufzunehmen – aber für die gestrandeten Passagiere, von denen seines Wissens nach niemand Magier war. Und da es sich an sich um gewöhnliche Bürger handelte, waren sie wohl auch nicht bewaffnet. Und damit mussten sie schnellstmöglich gefunden und in Sicherheit gebracht werden. Kurz gab sich der junge Mann der Illusion hin, dass es sich bei den beiden Sauriern, derer sich Aurora entledigt hatte, um die Größten ihrer Art handelte, doch ein weit entferntes, urzeitliches und Furcht einflößendes Brüllen riss ihn zurück in die bittere Realität. Selbstverständlich waren das nicht die Größten. Bevor sie jedoch aufbrechen konnten, betrachtete er den am Boden liegenden und ohnmächtigen Shinsuke. Wahrscheinlich hatte der Aufprall Quetschungen und innere Blutungen verursacht. Möglicherweise auch einige gebrochene Rippen, die Ilia war nicht zimperlich mit ihm gewesen. Hey Kyoryu, sagte er zu dem Blonden, der plötzlich zusammenzuckte und ihn ängstlich anschaute. Toll, wahrscheinlich hatte Auroras Aktion dazu geführt, dass der Kerl nun komplett nutzlos war. "Sei doch so gut und bring ihn an Bord, damit er liegen und sich erholen kann, ok?" Daraufhin drehte er sich um und wartete nun auf die Rückkehr der Nahkämpferin, damit sie nun endlich ihre nächsten Schritte besprechen konnten. Freilich merkte er dadurch erst im Nachhinein, dass der schüchterne junge Mann keinerlei Hilfe benötigt und den verletzten Magier mühelos an Bord des Luftschiffes getragen hatte. Nach einer Minute waren sie alle schließlich beisammen und er ergriff das Wort. "Die Passagiere befinden sich irgendwo auf dieser Insel und wir müssen sie schnellstens finden! Ihnen droht größte Gefahr. Was die Klassifizierung der Insel angeht, derer wir uns auch annehmen sollten, so können wir getrost sagen, dass es sich mindestens um ein Klasse III, wenn nicht sogar Klasse IV Gebiet handelte." Er holte ein Mal tief Luft und gewährte den anderen Anwesenden auf diese Weise, die Information zu verarbeiten, ehe er fortfuhr. "Aus diesem Grund ist größte Vorsicht an den Tag zu legen. Weil die Insel relativ groß ist, denke ich, dass es besser wäre, uns in zwei Zweiergruppen aufzuteilen, um das Gebiet schneller abkämmen zu können." Kaum hatte er dies gesagt, schritt schon Yuno vor und griff sich den ahnungslosen und unvorbereiteten Kyoryu. "Ich nehme den hier.", und behandelte den Anderen wie ein Objekt, der sich jedoch nicht traute, ihr die Stirn zu bieten und starrte stattdessen wieder auf den Boden. "Alles klar, dann hätten wir das ja geklärt." Daraufhin wandte sich der Grynder ihrer Pilotin zu, die bis dato nur aufmerksam gelauscht und einen grimmigen Ausdruck hatte. Doch bevor er irgendwas sagen konnte, kam sie ihm zuvor. "Du brauchst nichts zu sagen Junge. Wir werden hier auf euch warten, komme, was wolle. Und wir werden es überstehen. Das bin ich Tyros schuldig." Als er sie nur fragend ansah, zischte sie ihn verächtlich an und fügte etwas nach. "Ihr werdet ihn bestimmt besser unter dem Namen Meister Gale kennen. Also los macht euch auf die Suche." Damit schien ja alles geklärt worden zu sein und er drehte sich zu den anderen Magiern um. "Also los!"
Schade nur, dass keiner in diesem Moment auf die Idee kam, das exotische Luftschiff genauer unter die Lupe zu nehmen. Verständlich, sie hatten ganz andere Prioritäten und Sorgen, mit denen sie zu kämpfen hatten. Hätten sie dies jedoch getan, so wäre keiner von ihnen auf eine Kanone oder sonst irgendeine Waffe gestoßen, die in der Lage gewesen wäre, die Flugsaurier zu erledigen.

Hurra! Sie würde Kyoryu nicht auf den Hals kriegen, auch wenn sie es beinahe schon vermutet hatte. Wahrscheinlich hätte sie Aggressionen bekommen, wenn jemand so unglaublich schüchtern und dabei sicherlich auch noch tollpatschig wie blöde war. Nein, der Blondiner war ihr nicht sympathisch, auch wenn viele seine Art wohl als süß oder niedlich interpretiert hätten, so war das nicht wirklich das, wonach Aurora suchte. Immerhin kam er ihr wie ein zu groß geratener Waschlappen vor, der besser bei Mami Zuhause im Bett geblieben wäre, als auf die grandiose Idee zu kommen, sich auf eine unbewohnte und unentdeckte kleine Insel zu schlagen, welche zu allem Überfluss auch noch von prähistorischen Raubtieren bewohnt wurde, die Spaß daran hatten, ein paar Menschlein als Aperitif zu genießen. Er hatte es ja schwer wissen können, aber spätestens beim Angriff der beiden Saurier eben gerade hätte er doch bemerken können, dass das kein Ort für jemanden wie ihn war, zumindest sah das Aurora so. Sie konnte ja nicht ahnen, dass seine Ausrede mit der Kanone nicht der Wahrheit entsprach und dass wahrscheinlich er selbst dafür verantwortlich war, dass die Flugsaurier das Leben gelassen hatte. Das wiederum würde ja bedeuten, dass es sich bei dem Blonden vielleicht um einen Wolf im Schafspelz handelte, also in diesem Falle um jemanden, der seine Schwäche nur vortäuschte - aber daran dachte Aurora nicht einmal, da sie viel zu sehr damit beschäftigt war, ihn aus ganzem Herzen für seine Schwäche zu hassen. Tja, so etwas machte offenbar eine Einäugige vollkommen blind... Allerdings musste sie sich ja nun nicht mit ihm herumquälen, weil die Magiern aus Blue Pegasus nach dem glatten Knockout ihres Kollegen offenbar begriffen hatte, dass mit der Ilia nicht gut Kirschen zu essen war. Wobei sie eigentlich ganz in Ordnung war, wenn man nicht solche gewaltigen Fehler wie besagter Bewusstloser machte und sie anbaggerte. Da die Magierin das aber sicherlich nicht vorgehabt hatte, wäre sie sogar verschont geblieben, auch wenn es Aurora nicht gefiel, dass sich eine andere Gilde in ihre Sachen einmischte. Sie arbeitete wenn dann eher mit den Leuten die sie kannte und da sie wusste, dass ihre Gilde, so dekadent sie auch sein mochte, eine gewisse Vorauswahl traf, vertraute sie lieber Mitgliedern ihrer eigenen Gilde. Bei Blue Pegasus wiederum neigte man ja eher dazu, sie alle miteinander für drachenvernarrte Spinner zu halten, die wahrscheinlich vor allem aufgrund ihrer irrsinnigen Überzeugung aufgenommen wurden. Zumal eine Frau, die mit so einem Kerl reiste, ja schon einmal nen Knall haben musste, sonst hätte sie es sicherlich nicht so lange überlebt. Aurora wurde ja nur schlecht vom daran zurück denken, nicht etwa, weil sie einen blutigen Saurierzahn wie einen Kurzdolch in der Hand hielt, der recht widerlich stank. Es war ein Pech, dass Kyoryu den Bewusstlosen schon weggebracht hatte, wo sie sein Hemd doch als Putzlappen für den Zahn hatte nutzen wollen - na ja, vielleicht später mal.
Aurora und Yuuki machten sich also zu zweit auf den Weg, hinein in das Nest des T-Rex, wenn man diese Metapher verballhornen wollte. Schließlich bezeichnete man den Löwen als König der Tiere, aber der Rex war ja auch nicht gerade weniger gefährlich... kaum hatten sie die anderen außer Sicht- und Hörweite, stöhnte Aurora genervt auf und klatschte die Flache Hand leicht vor die Stirn. Hätte sie es mit Kraft getan, hätte sie sich selbst den Schädel gebrochen, das war wohl eher keine so gute Idee. "Kannst du mir mal verraten, womit wir es verdient haben, dass diese Trottel nun auch hier aufgelaufen sind?", fragte sie mit wehleidiger Stimme den Jungen an ihrer Seite, "Das Blondchen sieht nicht aus, als habe es etwas drauf. Vielleicht täuscht der Schein, aber ich fürchte nicht... und den Drachenverehrern hätte ich alleine maximal zehn Minuten gegegeben." Sie hatte es irgendwie im Gefühl, dass das alles kein gutes Ende nehmen würde... und nicht nur aufgrund der gefährlichen Bewohner dieses Waldes.