Aurora hatte die Lage recht gut erkannt. Um bei diesem Kampf einen Sieg davon zu tragen, musste sie sich weniger auf ihre brachiale Kraft als vielmehr auf ihre überlegene Geschwindigkeit verlassen. Der Saurier war wirklich viel zu groß, als dass er sich problemlos in der Lagerhalle fortbewegen und reagieren konnte. Für so ein kleines Ziel wie Aurora war es in diesem Falle viel einfacher, ihr vollstes Potenzial auszunutzen. Und mit seiner Hilfe wäre ein Sieg auch noch viel wahrscheinlicher, als wenn sie da alleine rein ging, um sich dem Monster zu stellen. Zugegeben, seine Rolle war eher die eines Unterstützers, da er leider nicht über die nötigen körperlichen Kräfte verfügte, um es frontal mit ihrem Gegner aufzunehmen. Doch gleich wie beim Kampf gegen den Lich, konnte er die Ilia in ihren Bewegungen und Manövern unterstützen und sie sogar aus der Gefahrenzone holen, wenn er merkte, dass etwas schief zu gehen drohte. Und richtig, sofern er brauchbare Metallgegenstände fand, die sich als Geschosse missbrauchen ließen, konnte er auch aktiver an dem Kampf teilnehmen. Zwei Magier aus der professionellsten Gilde Fiores gegen eine urzeitliche Riesenechse. Alles andere als ein Sieg war nicht akzeptabel, dann konnten sie genauso gut hier den Löffel abgeben und sich fressen lassen. Da man gerade beim Thema war, vielleicht sollte er es vermeiden, den Saurier zu aufmerksam auf sich zu machen. Sonst war er nämlich schneller Matsch, als er reagieren konnte. "Nein, ich finde, das klingt nach einem guten Plan. Sollte mir noch etwas einfallen, werde ich das einfach spontan in den Kampf mit einbringen oder dir Bescheid sagen. Das schaffen wir schon, also los."
Unten angekommen konnte man immer noch lautes Krachen aus der Lagerhalle vernehmen. Ganz offensichtlich hatte der Saurier den Versuch noch nicht aufgegeben, sich einen Weg in die Freiheit zu bahnen. Sofern sie nun leise waren, konnten sie einen Überraschungsangriff starten und dem Kampf vielleicht ein schnelleres Ende setzen, als er zuerst gehofft hatte. Mit einem gewaltigen Rummsen, welcher wieder das ganze Gebäude erbeben ließ, nahm der Supersaurier kurz Anlauf und rammte die Wand. Mittlerweile hatten sich schon viele Risse in der Wand gebildet, es war also nur noch eine Frage der Zeit, bis das Viech erfolgreich ausbrach und den Dschungel unsicher machte. Nicht, dass ihn die anderen Dinosaurier großartig kümmerten – schon gar nicht, nachdem die Raptoren versucht hatten, ihnen und insbesondere ihm den Garaus zu machen – aber gegen die friedlichen Pflanzenfresser hatte er im Grunde genommen nichts. Zudem das die Eskortierung der gestrandeten Passagiere viel gefährlicher machen würde, wenn sie draußen im Freien auf ihn stießen. Also los geht’s, dachte er sich, während er langsam in den Raum schritt und sofort die Augen nach möglichen metallenen Gegenständen öffnete, in der Hoffnung, irgendwelche brauchbaren Geschosse zu finden.

Und was machten der falsche Kyoryu und Yuno derweil? Die befanden sich immer noch am Rand des Dschungels an der Klippe, während hinter ihnen weiter das Schauspiel fortgeführt wurde und Dinos verschifft wurden. In der Tat, was war hier los? Statt der jungen Frau zu antworten, trat der plötzlich nicht mehr schüchterne blonde Mann vor und betrachtete auch das stete Treiben am Strand mit interessierten Augen. "Scheint so, als ob sie gleich fertig wären.", sagte er mehr zu sich selbst als zur jungen Frau. "Ich hab dich gefragt, was das hier zu bedeuten hat.", fragte Yuno erneut, während sie einen Schritt zurücktrat und sich bereit machte. Mit einem gelangweilten Blick zur Seite, betrachtete sie der Juraki, ehe er sich wohl zu einer Antwort herabließ. "Das, was du hier siehst, ist die Zukunft. Leider ...", fuhr er nach einer kleinen Pause fort,"... wirst du nicht mehr lang genug leben, um sie selbst zu erleben." Das war wohl Zeichen genug für die Magierin aus Blue Pegasus, die sofort Mana in ihrer Hand konzentrierte und kurz darauf einen Zauber sprach. "Vacuum Blow!" Beinahe lässig und mit ungeheuren Reflexen, wich ihr der blonde Mann aus und befand sich kaum eine Sekunde danach schon vor ihr. "Slashing Strike!" Mit einem Mal fühlte sie ein kurzes Ziehen am Hals, dann spürte sie schon keinen Schmerz mehr und die Welt versank beinahe in Dunkelheit. Doch, um noch eins drauf zusetzen, erlebte sie ihre letzten Sekunden im Fall, ehe sie in einem der noch vollen Raptorengehege landete. "Mighty Windbullet!" Das war das Ende von Yuno und nachdem Kyoryu einige Sekunden wartete, bis die Saurier den kostenlosen Leckerbissen bemerkten, drehte er sich wieder um und betrat erneut den Dschungel des Todes.

Aurora machte sich ab dem Moment keine Sorgen mehr, ab dem sie sich in die Höhle des Löwen oder eher des Raubsauriers begaben, denn von dort an übernahm etwas anderes die Kontrolle über ihr rationales Denken. Wird im Körper eines Menschen Adrenalin ausgeschüttet, so ist die beste Art und Weise, es wieder abzubauen, Muskelarbeit. Natürlich handelte es sich hierbei um einen Schutzreflex aus grauer Vorzeit, denn wenn dort neben dem Urmenschen ein Säbelzahntiger brüllte, dann rannte er postwendend weg, um seinen Hormonhaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen, nebenbei rettete er auch sein Leben. Aurora hatte wiederum Training darin, die Ausschüttung von Adrenalin in ihrem Körper in die andere mögliche Reaktion umzuwandeln: Man bekämpfte den Säbelzahntiger, selbst wenn es sich bei diesem gerade um einen gewaltigen Saurier handelte und nutzte die Alarmbereitschaft, die im Körper vorherrschte, dafür, seine Reaktionen zu verbessern. Mochte ein seltsames Beispiel sein, war aber wohl die beste anthropologische Erklärung von Dysstress. Aurora hatte keine Ahnung davon, alles was sie wusste, war die Tatsache, dass sie dieses Vieh hier besiegen mussten, ebenso wie sie sich sicher war, dass sie dazu seinen Schwachpunkt finden musste. Wahrscheinlich konnte sie das Ding schwer verletzen, einfach indem sie es sinnlos attackierte, da ihre Schläge mehr als nur Kratzer hinterließen, aber andererseits wollten sie das hier ja nicht bis ins Unendliche hinziehen, sondern einfach schnell über die Bühne bringen. Und Aurora wollte sich immer noch einen Babydino mit nach Hause nehmen, die wurden ja nicht alle so gigantisch, zudem wohnte die Ilia in einer ehemaligen Lagerhalle und hatte daher ziemlich viel Platz nach oben. Ein Dreimeterdino würde da locker rein passen. "Oi Yuuki-kun... meinst du, Meister Gale erlaubt mir, einen Minidino mitzunehmen? Die geben sicherlich tolle Haustiere ab...", meinte sie, während sie in die Halle spähte und dabei Acht gab, dass ihre Waffe kein klingendes Geräusch am Geländer verursachte. Immerhin befanden sie sich nun, wo die Lampen ausgefallen waren, im Zwielicht und es würde sie nicht wundern, wenn das Ding einen erstaunlich guten Hörsinn hätte, für jemanden, der keine sichtbaren Ohrmuscheln hatte. Dinos sähen mit Ohren aber auch kacke aus, fand sie. Das, was sie generell an diesen Tieren mochte, war der Geruch der Gefahr, der sie umgab. Sie waren geboren worden, um zu jagen, zu töten und sich am Fleisch ihrer Opfer satt zu fressen... und das hatte selbst in dem Auge der Vegetarierin etwas faszinierendes. Vielleicht war es ja diese Art der Sichtweise, die manchen Leuten Kampfhunde so sympathisch machte... "Gut. Ich würde sagen, los geht‘s!", flüsterte sie, ehe sie einen Satz über die Brüstung machte und sich auf dem Boden angekommen abrollte, ehe sie die metallene Rüstung um ihren schlanken Körper beschwor und mit Vollgas über den Boden sauste, direkt auf den Dino zu. Dieser bemerkte sie, als sie noch ungefähr zehn Meter von ihm entfernt war und wieder peitschte ein dicker, schuppiger Schwanz auf sie zu, den sie dieses Mal jedoch mit einem Salto übersprang und stattdessen die Richtung wechselte, wodurch sie sich nun links von dem massigen Körper befand, der sich ihr nachdrehte, allerdings nicht annähernd mithalten konnte. Gut, erstes Experiment: Start! Sie wartete, bis er sie fast erreicht hatte und rannte dann noch ein Stück weiter, um auszuprobieren, wann dem guten wohl schwindelig werden würde.

Im Gegensatz zu Aurora konnte Yuuki leider nicht direkt angreifen, sondern musste sich damit zufrieden geben, im Hintergrund herumzulungern und Unterstützungsarbeit zu leisten. Dennoch hatte er nichts gegen diese Aufgabe, ihr Gegner war schließlich ein riesiger und überdimensionaler Raubsaurier, der ihn wohl mit einem Biss komplett essen konnte. Zudem war er sicherlich auch noch ziemlich stark und es reichte ein Schlag, um ihn zu töten. Der Grynder war keineswegs feige, aber er war auch nicht blöd und kannte seinen Platz in der Welt. Aber so verhielt es sich in ihrem Team nun mal, Aurora war die Speerspitze und er ihr Supporter. Auf ihre Frage bezüglich des Minidinos musste er einfach grinsen, da er es sich ausmalte, wie die Leute in Hosenka Town reagieren würden. Aurora mit einem Dino an der Leine, mit dem sie in der Stadt Gassi ging. Hoffentlich war er stubenrein, sonst würde es gewaltig Ärger geben. Wahrscheinlich würde ein kleiner Dino sogar gehen, solange es kein Babysaurier war. Am Besten einer von jener Sorte, welcher sie bei der Ankunft auf der Insel gesehen hatten. Genau jene, die kurz daraufhin von großen Sauriern zerfleischt worden waren. Deshalb sollte es wenn möglich kein Babysaurier sein, der eines Tages erwachsen sein würde, und sollte dieser ausreißen, würde es zivile Verluste geben. Eine durchaus unakzeptable Situation, so viel stand auf jeden Fall fest. Und eben jene Gedanken teilte er auch der Ilia mit, die kurz daraufhin auch schon loslegte und mit voller Geschwindigkeit auf ihren Gegner zupreschte. "Ich glaube, solange es wirklich ein Minidino ist, der nicht mehr wächst und eine Gefahr für Andere darstellt, könnte Meister Gale ein Auge zudrücken. Willst du dir echt einen zulegen, oder was?" Nun ja, ungewöhnlich war das nicht, man hatte schon von ganz anderen Magiern gehört, welche seltsame Haustiere besaßen. Klar, sie waren meistens auch gefährlicher als ein Minidino, dafür waren die Besitzer auch um einiges berühmter und mächtiger als Aurora, weshalb sie diese Kreaturen mühelos in Schach halten konnten.
Doch zurück zum Thema, ihr Kampf hatte begonnen und nun lag es am Rotschopf, sich auf seine eigene Art und Weise nützlich zu machen. Nachdem er sich einige Momente in der Lagerhalle umsah – und dabei keinesfalls seine Deckung vernachlässigte – entdeckte er schließlich, wonach er gesucht hatte. Die unschönen Überreste seines vorherigen Gegner. Es bestand kein Zweifel, dass er tot war, doch der obere Teil der Rüstung war noch vorhanden. Diese ließ sich bestimmt super als Geschoss benutzen, dessen war er sich ganz sicher. Während Aurora also um den Saurier herumflitzte und diesen ganz wirr im Kopf machte, sammelte der Magnetismusmagier all seine Kräfte, und entfesselte sie schließlich. Das mit dem Ergebnis, dass die Rüstung mit nicht wenig Geschwindigkeit auf den Saurier zuflog und diesen am Kopf erwischte. Mehr aus Zorn als aus Schmerz brüllte der Saurier auf, wahrscheinlich waren Aurora und Yuuki in seinen Augen nichts weiter als lästige Fliegen, die er in seiner Raserei einfach zertreten wollte. Und da die beiden Menschen den Saurier immer wieder nervten, sei es, dass sie um ihn herumrannten oder ihn mit Sachen beschossen, war es wohl das Ziel des Sauriers, sie einfach zu töten. Mit einem Mal richtete sich der Supersaurier zu voller Größe auf, sodass er beinahe gegen die Decke prallte, und brüllte noch ein Mal laut auf. Ein wahrlich lautes und urzeitliches Brüllen, bei dem sich der Grynder instinktiv die Ohren zuhielt. Die Menschen in den oberen Räumen mussten sicherlich zu Tode verschreckt sein und fragten sich, wie sich die beiden Magier schlugen. Immerhin waren sie die einzige Möglichkeit, um von dieser Todesinsel zu entkommen. Eine kleine Menschenkolonie würde sich in diesem feindlichen Gebiet ohne Hilfe nicht so mir nichts, dir nichts, einfach errichten lassen. Zum Glück dachten die beiden Magier aus Lamia Scale keinesfalls daran, hier den Löffel abzugeben. Das hatten sie auch schon damals beim Lich nicht getan und das würden sie heute auch nicht. Zudem sie nun viel erfahrener und stärker waren als damals, vor allem die junge Frau. Ein letztes Mal brüllte ihr Gegner auf, dann wandte er sich um und rannte auf Yuuki zu. Oh oh, das sah aber gar nicht gut für ihn aus, was sollte er nun machen? Was aber viel wichtiger war, in seiner Wut hatte er seine Flanke ungeschützt gelassen. Würde Aurora diese Chance ausnutzen und dem Monster ein Ende machen? Oder war es doch eher Yuuki, der heute sein Ende finden würde?

Ach, Yuuki hatte den Witz an einem Dino gar nicht verstanden! Natürlich ging es darum, dass er verdammt nochmal gefährlich war - das war derselbe Grund, warum sie so waffenvernarrt war: Sie waren gefährlich. Dieser Hauch der Gefahr hatte jedenfalls schon einmal keine abschreckende Wirkung auf sie, sondern zog sie im Gegenteil eher noch an. Sie mochte nicht nur das Glänzen einer frisch geschliffenen Klinge, es war ebenso die Tatsache, dass sie ohne Probleme durch Haut und Fleisch dringen konnte und ein Leben nehmen würde... das gehörte alles zusammen. Man konnte sie nicht unbedingt als Adrenalinjunkie bezeichnen, aber in jedem Fall zog sie Gefahr an, so wie andere von Romantik oder Autos angezogen wurden (Brumm brumm, Blechkiste!), weswegen der Plan natürlich war, etwas Velociraptorartiges zu rekrutieren, also etwas, das jemandem mit Leichtigkeit die Kehle zerfetzen könnte, alles andere war ja langweilig. Sie würde auch dieses Riesenvieh adoptieren, wenn es nicht so wahnsinnig unhandlich gewesen wäre, denn so würde es selbst in ihre XXL-Wohnung nicht passen. So musste sie es aber traurigerweise umbringen, obwohl sie es doch irgendwie respektierte. Hoffentlich lieferte es ihr immerhin einen anständigen Kampf, bevor es starb, denn sie war ziemlich positiv darüber, dass nicht sie diejenige sein würde, die ihre Existenz zu Matsch oder Hackbraten verarbeitet beenden würde, sondern der Dino, auch wenn sie nichts hatte, was groß genug war, um ihn zu rötlichem Pfannkuchen zu machen. Hätte sie einen Baum gehabt, hätten sie darüber nachdenken können, aber mit dem Axtmischling, der nur knappe zwei Meter lang war, wäre das eine echte Herausforderung. So spielte sie lieber nerviges Insekt und wich den Angriffen des Riesentiers aus, seinen Tritten, Schwanzschläge, den Blick die ganze Zeit ebenso nicht von den spitzen Zähnen lösend, die in einer tödlichen Reihe darauf warteten, sich zartes Menschenfleisch zu schnappen. Wahrscheinlich störte er sich nicht einmal an dem Dosenfutter, welches sie aufgrund ihrer Rüstung momentan darstellte, auch wenn scharfkantiges Metall zwischen den Zähnen sicherlich nicht gerade das verdauungsförderlichste Essen war, das sie sich vorstellen könnte. Immerhin war bereits Alufolie eine eklige Sache, wenn man sie im Mund hatte, was sollte da erst mit einer Metallrüstung sein, vor allem wenn diese frequentiert in einer magischen Zwischendimension gelagert wurde? Immerhin, Aurora hatte natürlich keine Ahnung, wie so ein Bissen Metall schmecken mochte, aber gut bestimmt nicht, oder? Das sollte sie den Dino nicht erst testen lassen...
Mit einem Salto setzte sie über den Schwanz des Tieres hinweg, ehe ein metallenes Geschoss es Breitseite am Schädel erwischte und es zwar wohl kaum genug verletzte, aber dafür sorgte, dass es abgelenkt genug war, dass Aurora ihre Chance umsetzen konnte und ihre Absätze auf den Boden knallen ließ, um sich abzustoßen, die Seite des Tieres anvisierte und in vollendetem Schwung die Waffe durch die Luft blitzen ließ, um sie dem Raubtier einer Guillotine gleich in die Wirbelsäule zu rammen. Egal, wie stabil seine Knochen waren, die Wucht, die hinter dem Schlag dieses Mädchens steckte, war dermaßen gewaltig, dass sie nachgaben wie trockene Zweige und die Klinge dafür sorgte, dass der Urzeitgigant die Kontrolle über seine untere Körperpartie verlor. Er schwankte, fiel, versuchte sich scheinbar noch auszubalancieren, aber da hatte Aurora bereits die Möglichkeit genutzt, die Axt mit voller Wucht auf seinen Nacken hernieder sausen zu lassen. Was eine scharfe Klinge mit einem ungeschützten Genick anstellte, sollte man sich denken können, nicht wahr?

Wie erwartet, nutzte Aurora die ungeschützte Flanke des Supersauriers sofort aus, um zuzuschlagen und dem Kampf ein Ende zu machen. Man mochte sich auf den ersten Blick denken, wie so etwas möglich war. Die junge Frau, die zuvor von einem einzigen Schlag mit dem schuppigen Schwanz des Sauriers ausgeschaltet worden war, sollte in der Lage sein, die Riesenechse zu töten? Und das noch, bevor diese die Gelegenheit am Schopf greifen konnte, sich einen Happen in Form ihres Partners zu holen? Nun ja, ganz einfach eigentlich, Aurora verfügte über immense Stärke. Klar, ihr eigener Widerstand war nicht viel höher als der von Yuuki, wahrscheinlich sogar niedriger, da sie sowieso die ganze Zeit über mit Rüstungen umherlief, aber das hatte bei einem Angriff nicht wirklich was zu sagen. Sofern sie nicht wieder von dem Saurier getroffen wurde, konnte sie ihre gesamte Kraft entfalten, um ihn zu erledigen. Das Gute an diesem riesigen Saurier war eben seine Größe, da schon ein gezielter Treffer ausreichte, um den gesamten „Komplex“ in sich zusammenbrechen zu lassen. Dabei gab es sogar theoretisch mehrere Ziele, die man in Angriff nehmen konnte. Geeignete Stellen für einen Angriff waren die Wirbelsäule und das Genick – wie sie Aurora in Angriff nahm – aber auch die Beine an sich oder gar der Kopf der Echse. So kam es eben, dass die Kreatur noch mehrmals laut aufbrüllte, ehe sie mit einem großen und dumpfen Knall auf den Boden aufprallte und leblos blieben ließ. Hurra, sie hatten es endlich geschafft. Hätten sie noch ein wenig mehr Zeit gehabt und nicht gerade Leute einige Stockwerke höher, die es zu beschützen und eskortieren galt, so wäre der Grynder über den Saurier hergefallen. Der Grund dafür lag ganz einfach auf der Hand, es war schon wieder Essenszeit und ein kleines Rumoren breitete sich in seinem Magen. Bald sind wir fertig, sprach Yuuki zu sich und rieb sich dabei den Bauch. "Hey Aurora, das hast du gut gemacht.", sagte er zu seiner Partnerin. "Jetzt lass uns wieder zu den Leuten da oben gehen und sie schnellstens evakuieren, damit wir auch endlich von dieser Insel herunterkommen." Und er etwas essen konnte, aber das sagte er nicht.
Wieder oben angekommen sahen sich die beiden Magier mit einem erneuten Problem konfrontiert: Einigen der Passagiere waren wohl die Nerven durchgebrannt, weshalb sie sich entschlossen hatten, auf eigene Faust von dem Gebäude wegzukommen. Darunter waren auch der grobschlächtige Söldner, der dunkle Magier, um den sich die Ilia gekümmert hatte sowie der alte Professor. Und was nun? Wie würden die beiden Magier voran gehen? Der Rotschopf trat sichtlich schlecht gelaunt zu seiner besten Freundin und positionierte sich neben sie, um sprechen zu können, ohne dass die übrigen Leute etwas von ihrem Gespräch mitbekamen. Diese waren übrigens wieder etwas erleichtert, nachdem die frohe Botschaft verkündet worden war, dass der Supersaurier ins Gras gebissen hatte. Blieb nur noch zu hoffen, dass die beiden anderen Supersaurier nicht auch noch aufgetaut wurden, denn dann hatten sie wirklich nicht mehr viel zu lachen. "Was machen wir nun? Verfolgen wir die ausgerissenen Flüchtlinge oder schaffen wir hier alle in Sicherheit und nichts wie ab dafür?" Wenn es nach ihm ging, würde er die Leute einfach ihrem eigenen Schicksal überlassen, immerhin hatten sie Feindseligkeit bewiesen und das Leben der Anderen aufs Spiel gesetzt. Hinzu kam dann noch, dass sie sich in einem Dschungel voller Saurier befanden, weshalb er ihre Lebenserwartung als nicht besonders hoch einstufte. Das Einzige, was dagegen sprach, war die Ursache des Absturzes. Vielleicht hatten sie ja etwas damit zu tun, doch wenn man sie nicht fing, würde man das niemals erfahren. Ob Aurora einen ähnlichen Gedankengang wie Yuuki hatte?

Wenn man die Dinge nüchtern betrachtete, so gab es zwei Auroras, die auf Yuukis Frage eine genaue Antwort wüssten. Da gab es einmal Aurora Ilia, das pflichtbewusste Mitglied der Gilde Lamia Scale, ein Mädchen, welches nie und nimmer ein schlechtes Licht auf ihre Gilde werfen wollen würde. Diese würde sicherlich alles daran setzen, die Entflohenen zurück zu holen, nur damit man ihrer Gilde keine Schlamperei nachsagen konnte. Diese Aurora hatte nur ein Auge und versuchte den Schaden, den sie anrichtete, in Grenzen zu halten. Doch Yuuki wusste, dass unter der Klappe des Mädchens noch ein zweites, blutrotes Auge steckte, auch wenn er nicht ahnen konnte, dass dieses ihrem Vater wie aus der Augenhöhle gerissen war und nur untermalte, dass noch ein ganz anderes Wesen in ihr steckte. Eines, das sich für Schwache nicht interessierte, dem es egal war, wenn ein paar Verrückte ihr Leben für das ließen, was sie selbst verzapft hatten, die nur für diese Gilde kämpfte, damit sie sie eines Tages stürzen konnte. Hätte nun also ein Kampf darum entbrennen sollen, ob man ihnen helfen sollte? Eigentlich schon und tatsächlich dachte sie sogar den Bruchteil eines Augenblicks darüber nach, bis sie einen Entschluss fasste. Einen der Weggelaufenen konnte sie guten Gewissens retten, denn der Professor war nur nervig, nicht aber direkt feindselig gewesen. Er hatte sie nicht angegriffen, er war nur einfach ein wenig bescheuert, sodass man ihnen im Nachhinein vorwerfen konnte, ihn dem Tod überlassen zu haben. "Ich könnte nach dem Professor sehen, wenn man mir sagt, in welche Richtung sie los sind, dann kann ich sie schnell einholen. Aber die Anderen... ich würde sagen, die schluren wir einfach im Bericht und gut ist." Sie blickte sich kurz um und strich sich dann eine violette Haarsträhne aus dem Gesicht. "Allerdings... meinst du, dass du so lange mit den Anderen alleine zurecht kommst? Wenn nicht, dann werden wir den Verrückten auch einfach im Nirvana verschwinden lassen. Entscheide du, ich mache bei beiden Möglichkeiten mit." Auf die Idee, dass sie die Ursache des Absturzes wohl ergründen könnten, wenn sie die fassten, die unter Umständen dafür verantwortlich waren, kam sie so direkt nicht... es war ihr einfach vollkommen egal, ob dieser eine alte Mann nun lebte oder starb, denn sie hatte mit ihm nichts zu tun und wollte auch nicht unbedingt etwas mit ihm zu tun haben. Immerhin hatte er bewiesen, dass er nicht in der Lage dazu war, ihre derzeitige Situation angemessen abzuschätzen, mehr aber auch nicht.
Aurora hatte keine Angst vor dem Dschungel. Es war ja nicht so, als könnten ihr die meisten Dinos, die darin hausten, das Wasser reichen - zudem hatte sie einfach gelernt, dass man sich Herausforderungen stellen musste, um daran zu wachsen. Was half es ihr am Ende, wenn sie lebte, aber so verweichlicht war, dass ihr Vater nur die Nase rümpfen würde? Tatsächlich war das öfter ihre Sorge, als dass sie unter Umständen sterben könnte - einfach weil es wahrscheinlicher war. Sie liebte ihren Vater, sie verehrte ihn fast, aber dennoch wusste sie, dass er kein guter Mensch war. Er war nicht liebevoll, nicht nett und er kümmerte sich damals wohl vor allem um sie, da sie ihm nützlich sein konnte. Deswegen versuchte sie an den Dingen, die sie tat, so weit zu reifen, dass sie keine Sorge haben musste, dass er das Interesse verlieren könnte - ganz einfache Rechnung also. Und wenn sie so ein Dschungel in die Knie zwingen konnte, selbst wenn sie alleine war - wie sollte sie da einer ganzen Gilde den Garaus machen?

Nun lag es wieder ein Mal an Yuuki, den Verlauf dieses Auftrags zu entscheiden. Einerseits war es natürlich sehr wichtig, die Männer zu fassen, die Aurora angegriffen hatten. Vielleicht vermochte man auf diese Art und Weise mehr über die Insel an sich oder sogar den Absturz des Luftschiffes erfahren. Wäre der Rotschopf vor Betreten der Insel nach seiner Meinung gefragt worden, so hätte er seiner Partnerin ohne zu zögern aufgetragen, die Flüchtlinge zu schnappen und wieder zurück zu bringen. Grund dafür wäre ganz klar sein Eifer gewesen, da er Meister Gale eben auf diese Art und Weise beweisen wollte, dass er würdig war, Ryos Aufenthaltsort zu erfahren. In diesem Augenblick war er jedoch nicht mehr so sicher, ob er das mit seinen jetzigen Fähigkeiten überhaupt wissen wollte. Natürlich brannte er darauf zu erfahren, wo sich sein Bruder befand, so war das nicht. Aber noch verfügte er nicht über die nötige Kraft und das Wissen, um eine derart gefährliche Reise zu unternehmen, sein Leben dafür zu riskieren und sogar sehr wahrscheinlich zu sterben. Wie er heute schmerzhafterweise hatte erkennen müssen, war er noch nicht ein Mal einigen Raptoren gewesen. Nicht auszudenken, was alles hätte passieren können, wenn Aurora nicht mit von Bord gewesen wäre. Deshalb, und nur deshalb entschied sich der Grynder für die sicherere Version: Die Leute zügig an Bord der Luftschiffe zu bringen und diese Todesinsel endlich hinter sich zu lassen. Das war nach wie vor ihre erste Priorität, zudem sie das Leben der Pilotin, des Mechanikers und des verletzten Blue Pegasus Magiers nicht länger als nötig gefährden sollten. Wie gut sie sich gegen Saurier verteidigen konnten, vermochte Yuuki nicht wirklich einzuschätzen, aber im Falle des Falles würde er sein Geld auf die Saurier setzen. Sofern es den flüchtenden Verdächtigten gelang, auf dieser Insel zu überleben, würden sie bald Besuch von fähigeren Magiern bekommen, welche der ganzen Sache gewachsen waren. Der junge Mann räusperte sich kurz, ehe er zur Ilia sprach. "Ich weiß nicht, wie hoch die Überlebenschance der Leute hier ist, wenn sie nur von mir alleine eskortiert werden. Es reicht ein wenig Pech und das Treffen mit einem Raptorenrudel, um das Ganze in einem Massaker enden zu lassen. Lassen wir die unbekannten Angreifer hier und versuchen lieber die gestrandeten Passagiere schnellstmöglich von hier weg zu bringen." Tja, und damit stand es fest. Ob Aurora etwas enttäuscht war, dass sie nicht Katz und Maus mit ihren Angreifern spielen konnte? Und was war eigentlich die Rolle des verrückten alten Professors in dem ganzen Szenario? Warum war er mit den Leuten mitgegangen? Zu gerne hätte Yuuki herausgefunden, was es damit auf sich hatte, doch sollte er es nie erfahren. In diesem Augenblick ertönte nämlich in der Nähe ein gewaltiges Brüllen. Und das Schlimmste daran war, es kam zweifelslos aus dem Dschungel zu ihrer Linken. Die Leute begannen panisch hin und her zu laufen, hoffentlich kam niemand auf den Gedanken, auszureißen. Denn dann waren sie wirklich verloren und würden nicht mehr von den Magiern beschützt werden können. Plötzlich krachte ein hagerer Körper durch den Dschungelrand, stolperte und ging zu Boden. Panisch kraxelte Kyoryu vom Dschungel weg, der Grund würde auch gleich sichtbar werden. "H-h-hilfe, ei-ein Sau-sau-saurier i-ist hi-hinter m-m-mir h-her. E-er ha-hat Yu-yuno u-u-und e-ein p-p-paar u-unbekannte L-l-leute ge-getötet u-und i-i-ist nu-nu-nun hi-hinter m-m-mir h-her." Und wie passend, dass in diesem Moment ihr besonderer Besucher auch den Dschungel verließ und auf den Plan trat. Über sechs Meter groß thronte der Tyrannosaurus Rex über die Leute und bedachte die Unmenge an Beute mit einem hungrigen Brüllen. Seine Schnauze war blutgetränkt, also schien zumindest dieser Teil von Kyoryu's Aussage zu stimmen. Natürlich konnten weder Aurora noch Yuuki wissen, was es mit dem ganz und gar nicht schüchternen jungen Mann auf sich zu tun hatte, doch das war eine ganz andere Geschichte. Im Moment war seine einzige Hoffnung die Ilia, niemand anders vermochte den riesigen Saurier aufzuhalten. "Aurora! Ich schaffe die Leute hier weg, kümmer du dich um den Saurier. Schnell, bevor es noch irgendwelche Opfer gibt!" Würde es die junge Frau schaffen, die riesige Raubechse zu erledigen, ehe sie auf die Menschen oder Kyoryu losging?

Ach wo, warum sollte Aurora denn enttäuscht sein, dass sie nicht Katz und Maus mit den unbekannten Angreifern spielen konnte? Im Grunde genommen waren ihr persönlich diese Menschenleben vollkommen egal, sie hätte nur erwartet, dass das Yuuki nicht so gehen würde. Immerhin war sie hier die brutale Kriegerin, während er... nun ja... immerhin war seine Frisur schon ein ganz klein wenig männlicher und dennoch konnte man fast sagen, dass er da rein geistig gesehen der weiblichere Part war. Und das musste man erst einmal schaffen, wo Aurora nun ja nicht gerade in Kleidung herum lief, die besonders burschikos wirkte, nicht wahr? Allerdings... wirkliche Damenhaftigkeit mochte auch etwas anderes sein, was? "Ist mir Bana-", setzte sie an, als das Sorgenkind der Magier ankam, welches die beiden allerdings beim Betreten der Insel bereits gerettet zu haben schien. Wobei, laut seinen eigenen Worten war es sein Luftschiff gewesen und nicht er selbst, das war zumindest für die Ilia ein großer Unterschied. Immerhin war es ein Unterschied, ob man einfach schnell war oder ob man mit einem Zug fuhr und deswegen im Resultat exakt genauso schnell war, nicht wahr? Das eine war eine körperliche Höchstleistung, das andere Bequemlichkeit. Sie sollte mal versuchen, einen Zug auszubremsen... das sollte sie sich merken. Dummerweise hatte Yuuki aber recht gehabt, dass sie zwar wahnsinnig stark und nicht gerade langsam war, aber gleichzeitig war sie eben doch nur ein kleines Mädchen und dieses kleine Mädchen war relativ fragil, wenn man es erst einmal traf. Das war zugegebenerweise nicht so einfach, aber wenn es erst einmal geschah, hatte sie keinerlei übernatürliche Kräfte, die ihr den Hals retten würden. Es sollte ja Magier geben, die beinahe unverwundbar waren, aber Aurora Ilia gehörte eindeutig nicht dazu, sie machte es ihren Gegnern nur verteufelt schwer. Kyoryu allerdings war... ein totaler Loser, zumindest von ihrer Warte aus betrachtet. Wie konnte sie auch wissen, dass er mehr war, als er zeigte, wo er sich doch solche Mühe dabei gab, seine Rolle perfekt zu spielen? Sie war ja kein genialer Profiler oder so - und sie hieß nicht Shin - sie war nur ein normal intelligenter Mensch, der sich zudem auch noch gerne mehr auf Kraft, denn auf Köpfchen verließ. Deswegen war sie kurz davor, sich die Hand vor die Stirn zu schlagen, denn so viel Unfähigkeit auf einem Haufen tat ja wirklich weh. Immerhin... waren sie hier nicht im Kindergarten, Herrgott nochmal! "Alles klar!", konnte man noch vernehmen, ehe sie mit unmenschlicher Schnelligkeit an Kyoryu vorbei setzte und einfach den Schwung ihres Sprints nutzte und ihre Waffe tief in den Hals des Sauriers rammte, dessen noch so dicke Haut diese nicht aufzuhalten vermochte. Sie selbst löste die Hand von dem Griff und ließ sich von der Geschwindigkeit weiter tragen, bis sie sich in der Haut der Riesenechse festkrallte und in dessen Nacken landete und dem Tier eine ähnlich aussehende Axt mit beinahe zärtlicher Geste von der anderen Seite zwischen die Wirbel trieb, ehe dieses überhaupt bemerkt hatte, dass es gerade am Sterben war. Langsam wurde sogar das Abschlachten von Dinos langweilig, was eine durchaus traurige Feststellung war, um ehrlich zu sein. Das Problem war halt einfach nur, dass sie so wenig von der Abwehr kleiner Mädchen mit großen Waffe verstanden... aber wer konnte ihnen das schon übel nehmen.
Sie entfernte ihre Waffen aus dem Dino, sprang ab und machte sich auf den Rückweg, sodass sie nach einigen Sekunden wieder neben Yuuki joggte, mit dem festen Vorsatz, diese Klingen bald mal wieder reinigen zu müssen. Immerhin konnten sie rosten oder stumpf werden, wenn sie das Blut daran belassen würde - auch wenn es natürlich nicht gerade schlecht aussah.

Als der Tyrannosaurus-Rex aufbrüllte, ging es mit den Leuten einfach durch. Einige von ihnen kreischten verängstigt auf, die Mehrheit war jedoch einfach erstarrt und starrte auf die tödliche Riesenechse. Manch einer machte sich sogar nass, doch das konnte man ihm keineswegs verübeln, oder etwa doch? Welcher normale Mensch hätte schließlich keine Angst vor solch einer gewaltigen Bestie? Und alles, was zwischen dieser und ihnen stand, waren drei Magier, von denen einer verängstigt am Boden lag, die andere glich rein äußerlich einer fragilen und schlanken jungen Frau und der Letzte im Bunde sah auch nicht besonders stark aus. Aber man sollte nie nur nach dem Äußeren gehen – außer bei Kyoryu, der hatte ja scheinbar rein gar nichts auf dem Kasten –, immerhin gab es das Sprichwort, dass stille Wasser tief waren. Und genauso verhielt es sich mit der Ilia, die dem Urzeitmonster mehr als nur gewachsen war. Schnell sprintete Yuuki auf den gefallenen Magier aus Blue Pegasus zu, um ihm auf die Beine zu helfen. Dass er sich dabei in diesem Augenblick nicht sanft anstellte, war nicht verwunderlich, immerhin mussten sie sich so schnell es ihnen nur möglich war vom Acker machen. "Bist du verletzt?!", brüllte der Grynder den blonden jungen Mann an, während er diesen mehr mit sich mitschliff als sonst was. Anscheinend hatte der Andere die Kontrolle über seine Beine verloren oder war immer noch viel zu schockiert, als dass er von alleine laufen konnte. "Mi-mir ge-ge-geht e-e-es gu-gut.", gab der Blue Pegasus Magier stotternd und undeutlich von sich. Aber da er nicht blutete und auch sonst keine Anzeichen von Verletzungen zeigte, genügte dies fürs Erste, um Yuuki zu beruhigen. Später, wenn sie sich in Sicherheit befanden, konnte sich Kyoryu ja noch mal gründlich untersuchen lassen. Aber am Besten sollte man ihn jetzt nicht zu sehr unter Druck stellen, wenn man seinen Worten Glauben schenken durfte, hatte er nämlich mit angesehen, wie mehrere Leute von ihm auf brutale Art und Weise getötet worden waren. Und da er ja sowieso nicht ziemlich zäh schien … Nun ja, es gab eben Sachen auf der Welt, an die würde man sich niemals gewöhnen, egal, wie oft man sie erlebte. Kaum hatte sich die verschreckte Gruppe in Bewegung gesetzt, als sie schon ein lautes Beben verspürten und sich Aurora wieder an seiner Seite befand. Ein Blick nach hinten zeigte auch, dass sie tatsächlich kurzen Prozess mit dem Saurier gemacht hatte. Da war aus dem Jäger schließlich der Gejagte geworden, wer hätte das gedacht? Der T-Rex sicherlich nicht, aber der würde sowieso nicht mehr denken können. Minutenlang rannte die Gruppe durch den Dschungel, während Aurora voran lief und Yuuki das Schlusslicht bildete, um die Sicherheit der Gruppe zu gewährleisten. Was brachte es schließlich, wenn sie beide voraus rannten und die wehrlosen Gestrandeten von hinten einer nach dem Anderen gerissen wurde? Letzten Endes geschah aber nichts wirklich Erwähnenswertes und die Gruppe brach aus dem feucht-dunklen Dschungel und erblickte wieder das klare Sonnenlicht. Sie waren wieder am Strand angekommen, Klippen, so weit das Auge reichte. Und dort hinten, keine zweihundert Meter entfernt, befand sich für die ganzen Leute hier wohl der schönste Anblick, den sie jemals gesehen hatten: Zwei anmutige Luftschiffe, welche von ihrem hohen Standort aus auf Teile des Dschungels herabblickten. Zwei Kinder konnten aufgrund der ganzen Anstrengung nicht mehr laufen und mussten von ihren Eltern getragen werden. Dennoch hatten sie es so weit und unter diesem Druck geschafft, das konnte man einfach nur loben. In diesem Moment freute sich der Rotschopf richtig auf die unangenehme Art der Pilotin und den Mechaniker mit seinem seltsamen Akzent, denn das hieß wenigstens, dass sie diese Hölleninsel endlich hinter sich lassen konnten!

Die Gruppe verängstigter Leute hatte es noch lange nicht geschafft, denn bis zum Strand war es noch ein weiter Weg. Unterwegs trafen sie noch auf ein recht hungriges Raptorenrudel – welches gewiss das Ende für die traumatisierten und wehrlosen Menschen gewesen wäre – mit denen sie sich anschließend herumschlagen mussten. Zum Glück waren die drei Magier vor Ort, die sich um die aggressiven und hungrigen Saurier kümmerten. Nun, um genau zu sein, war es eigentlich Aurora, die am meisten kämpfte, während Yuuki bei der Gruppe blieb und sich um den einen oder anderen Raptor kümmerte, der aus dem Rudel ausbrach und sich direkt auf die saftigen Leckerbissen stürzen wollte. Dabei war ihm Kyoryu keinesfalls eine Hilfe, der noch viel zu geschockt durch die vergangenen Ereignisse zu sein schien. Yuuki selbst konnte es auch kaum glauben, dass sie die Magierin aus Blue Pegasus verloren hatten, doch er selbst war oft genug mit dem Tod konfrontiert worden, als dass es ihm nun mehr wirklich etwas ausmachte. Traurigerweise konnte man beinahe sagen, dass er abstumpfte, je älter er wurde. Aber der Brillenträger schien keinesfalls über diese Eigenschaft zu verfügen, bestimmt war es das erste Mal gewesen, dass er einen Tod miterlebt hatte. Der Grynder konnte ja keinesfalls wissen, dass das alles erstunken und erlogen war und dass es sich in Wahrheit bei dem schüchternen jungen Mann um den Mörder handelte.
Letzten Endes aber erreichten sie den Strand, ohne auch nur einen einzigen Verlust auf dem Weg erlitten zu haben. Aurora und Yuuki waren ziemlich erschöpft und lädiert, doch das war ein kleiner Preis verglichen mit dem Fakt, dass sie und alle unter ihrem Schutz überlebt hatten. Der Rotschopf freute sich direkt, als er der mürrischen Pilotin gegenübertrat. "Da seid ihr ja endlich!", schnauzte sie ihn an. "Wenn wir noch länger hier geblieben wären, dann hätten wir ohne euch abfliegen müssen." Und das stimmte auch, denn in einigen Hundert Metern Entfernung konnte man erkennen, dass sich einige große Saurier näherten. Ungemein große Saurier mit rasiermesserscharfen Krallen und Zähnen. "Es tut mir leid, aber ich glaube nicht, dass wir uns jetzt groß unterhalten sollten." Und damit begann er die Leute eiligst ins Schiff zu dirigieren, damit sie endlich von dieser Hölleninsel verschwinden konnten. Kyoryu rannte praktisch zu seinem eigenen Schiff, was man ihm keinesfalls verübeln konnte. Genauso wie jeder Andere wollte auch er runter von der Insel. Keine zehn Sekunden, nachdem die Tür verschlossen war und alle Passagiere Platz genommen hatten, erwachten die Triebwerke brüllend zum Leben. Ungeachtet dessen besorgte sich Yuuki von der murrenden Pilotin einen Kommunikationslachryma, um Verbindung zu ihrem Gildenmeister aufzunehmen. Nach einigen Versuchen gelang es ihm schließlich, eine relativ stabile Verbindung zu Meister Gale herzustellen, den er sofort über alle Ereignisse unterrichtete. Nachdem sein Beitrag zu Ende war, konnte man das nachdenkliche Gesicht des Anderen gut in dem Kristall erkennen. "Das sind keine guten Nachrichten, die ihr mir da überbringt. Aber ich bin erfreut, dass ihr noch am Leben seid und die Mission erfolgreich zu Ende gebracht habt. Gut gemacht." Yuuki freute sich richtig über das Lob des Gildenmeisters, etwas, das man nur ganz selten zu hören bekam. "Was diese Insel angeht ...", fuhr Meister Gale fort," ... so werden wir ein S-Rang Erkundungsteam schicken. Bestimmt werden sie herausfinden, was da …" Alle weiteren Worte von Gale gingen in einer ungeheuren Explosion verloren, die sich am Horizont ereignete. Unglaublich, die Insel war verschwunden! "Festhalten!", brüllte die Pilotin, während das Schiff beschleunigte und davon schoss. "Warum … ?" Ehe Yuuki den Gedanken vollenden konnte, wurde das Schiff schon von einer Druckwelle erfasst, die es hin und her schleuderte. Den Passagieren wurde ziemlich übel, doch ihnen geschah nichts, da sie sich angeschnallt hatten. Dem Grynder erging es bei Weitem nicht so gut, wild wurde er hin und her geschleudert, ehe sich die Ilia erbarmte, ihn aufzufangen und festzuhalten. "D-danke.", bekam er zittrig hervor, während er sich nach dem Kommunikationslachryma umschaute. Vergeblich, da dieser zerbrochen war. Was war nur geschehen? Wie konnte die Insel einfach so explodieren. Ein mulmiges Gefühl beschlich den jungen Mann, hier steckte mehr dahinter, als es den Anschein hatte. Vielleicht sollte er sich dem Expeditionsteam anschließen, welches hierher gesandt wurde – vorausgesetzt, dass ihm auch erlaubt wurde, mitzukommen. Auf jeden Fall wollte er unbedingt wissen, was los war. Und wohin Kyoryu verschwunden war, von dem sie auch nichts mehr gesehen oder gehört hatten, nachdem er gestartet war. Irgendwie hatte er ein ganz mieses Gefühl bei der Sache...