„Soviel zu einem neuen, vielversprechenden Gildenmitglied.“ Missmutig blickte Kazuya dem Schiff hinterher, auf dem sich nach Aussage der Dragonslayerin Raviael befinden sollte. Langsam schob sich das Schiff auf den Ozean hinaus und nichts deutete darauf ihn, dass sich Raviael an deck befand. Offenbar war der Donnermagier nicht schnell genug von dem Kahn herunter gekommen und musste nun wohl oder übel eine kleine Schifffahrt unternehmen. Für Kazuya selbst wäre es kein Problem gewesen, er wäre auch noch einige Kilometer vom Hafen entfernt ins Wasser gesprungen und zurück geschwommen, aber immerhin war Wasser sein Element, da wäre alles andere merkwürdig gewesen. Raviael hingegen war ein normaler Magier, der nicht mal in die Nähe von Wassermagie kam, was dem Dragonslayer übrigens ganz recht war, deswegen war es unwahrscheinlich, dass der Magier zurückschwimmen würde. Damit blieb Kazuya nur noch Sylvana. Merkwürdigerweise behagte ihm der Gedanke, ja er lächelte dabei sogar. Er war wirklich mit Sylvana alleine, nur sie zwei … 'Was denke ich hier eigentlich?' Ja, was dachte sich Kazuya eigentlich? Er hatte Sylvana zu beginn nicht einmal leiden können, da war es doch widersinnig, dass er sich nun freute Zeit alleine mit ihr verbringen zu können. Dennoch konnte er sich der Gefühle nicht erwehren, er genoss die Zeit gerade. „Sieht so aus, als blieben nur wir zwei übrig. Hast du vorhin etwas herausgefunden?“ Obwohl er mit Sylvana sprach wanderte sein Blick an ihr vorbei und fixierte einen Mann, der eine Kiste trug. Warum? Aus keinem besonderen Grund, er konnte es nur gerade nicht riskieren die Brünette anzusehen, jedenfalls nicht, wenn er noch normal reden wollte. Ob die Zusammenarbeit so überhaupt möglich war?
Da auch Sylvana nichts berichten konnte, das ihnen weiter half, mussten die beiden verbliebenen Magier wohl oder übel weiter suchen. Der Hafen war voller Schiffe, da musste doch ein Hinweis sein. Zwar konnten sie die Passagierschiffe und auch die Handelsschiffe, die sich nicht mit Fisch oder Fleisch beschäftigten, ausschließen, aber dennoch war die Auswahl groß genug. Bereist drei Schiffe, die nichts mit Fischen am Hut hatten, weiter lag der nächste Fischkutter. Eine kleine Schaluppe, die von einer relativ kleinen Crew gesteuert werden konnte und dennoch größere Mengen Fisch oder andere Ladung aufnehmen konnte. Vorsichtig schnupperte Kazuya, um festzustellen, welche Art Fisch zuletzt gefangen wurde, doch so sehr sich der Magier auch anstrengte, das Schiff gab absolut keinen Fischgeruch von sich. 'Fast so, als fischten sie nicht mehr.' Ein einzelner Matrose war an Deck beschäftigt ein paar Taue zusammenzurollen und döste dabei gedanklich vor sich hin. Seine braungebrannten und muskulösen Arme bewegten sich dabei eintönig. Wenn niemand sonst da war, musste Kazuya eben ihn befragen. „Hey, Seemann!“ Langsam hob Kazyua den linken Arm und winkte dem Mann zu. „Fahren Sie heute noch raus fischen?“ Verwundert blickte ihn der Matrose an und stoppte kurz seine Arbeit. Laut schallte sein Gelächter kurz über das nahe Wasser und irgendwie schien Kazuya gerade nicht ernst genommen zu werden. „Der war gut, Jung' Nur wenige Fischer fahren noch raus, der Drache frisst eh alles weg, die kläglichen Reste reichen nie. Nur die Dummen, die auch Schäden an ihren Schiffen in Kauf nehmen, fahren überhaupt noch.“ Das war doch endlich mal eine Information, das grenzte die zukünftigen Opfer des „Drachen“ doch gewaltig ein. Ohne eine weiteres Wort machte sich der Matrose wieder an die Arbeit und ignorierte den rosahaarigen Teenager. Na dann musste er auch keine Verabschiedung bekommen, lieber wandte sich Kazuya Sylvana zu. „Was meinst du? Würde es uns noch etwas bringen, wenn wir uns weiter durchfragen würden oder sollen wir einfach nur die schiffe erschnüffeln, die Fische noch geladen haben und halten dann Wache?“ Auch wenn er es nicht sagte, er würde lieber auf Wache gehen. Alleine mit Sylvana, Stunde um Stunde, vielleicht die ganze Nacht … Schon schweiften seine Gedanken wieder ab. Es ging hier aber nicht darum Zeit mit Sylvana zu verbringen. Er war heute wirklich unkonzentriert und alles war die Schuld der Brünette mit dem traumhaften Duft … genug!

Man konnte sagen, was man will, aber Sylvana war froh, dass Kazuya diesen einen Seemann gefragt hatte, denn anders als diese anderen Hohlbirnen sprach dieser etwas aus, was die Dragonslayerin doch als interessanten Hinweis wertete: Der gesuchte Drache sorgte also nicht nur dafür, dass die Fische Teile ihrer Beute verloren, sondern auch, dass ihre Schiffe beschädigt wurden. Eigentlich wollte Sylvana noch näher auf diese Information eingehen, doch noch bevor sie ihre Gedanken in Worte fassen konnte, war der gute Mann wieder zurück an die Arbeit gegangen und Kazuya erhob seine Stimme. Weitere Fragen stellen und vermutlich keine passablen Antworten bekommen oder aber Wache halten und hoffen, dass man den Drachen auf frischer Tat ertappte. Wobei sich Sylvana in diesem Moment eher fragte, warum ein Drache die Schiffe beschädigte und in welcher Form diese Beschädigungen Form annahmen. Denn eigentlich konnte sich die Dragonslayerin nicht vorstellen, dass ein Drache mutwillig das Eigentum fremder Menschen zerstörte. Sicherlich gab es irgendwo auf dieser Welt auch Drachen dieser Gattung, nur… Wenn ein Drache den Menschen das Leben schwer machen wollte, dann beschädigte er nicht Schiffe, sondern pulverisierte sie. Ein Odemangriff eines Drachens war immerhin mit die zerstörerischste Art der Magie, die Sylvana bisher zu Augen gekommen ist. Selbst ein magischer Sprengsatz könnte nicht soviel Verwüstung anrichten, wie es der Odem ihres Vaters konnte. Es gab noch einfach zu viele unbekannte Variablen, welche nicht zuließen, dass sie ein klares Bild von ihrem Ziel machen konnten. Jedoch war sich Sylvana inzwischen absolut sicher, dass es kein Drache wie ihr Vater sein konnte. Dafür war die Bezeichnung von Schäden an ihren Schiffen, wie es der Matrose gesagt hatte, viel zu harmlos.
„Da ich bezweifle, dass diese Seeleute noch irgendwelche nützlichen Informationen für uns parat halten schlage ich einfach vor, dass wir Wache halten. Mit etwas Glück erwischen wir diesen Drachen auf frischer Tat.“ Im Vergleich zu den letzten Malen, wo sie das Wort Drache in den Mund genommen hatte, hörte man diesmal deutlich raus, dass Sylvana dieses Wesen nicht als Drachen mehr ansah. Nicht als majestätisches Wesen, welche die wohl mächtigste und purste Form der Elementarmagie besaßen, die diese Welt kannte.
„Viel wichtiger ist dann aber die Frage, wie und wo wir aufpassen. An Bord eines Schiffes? Im Hafen? Zusammen oder getrennt?“ Mehr als eine Frage, wie Sylvana nachträglich feststellte, aber das waren halt die Dinge, die ihr durch den Kopf gegangen waren und in ihrem Kern auch ihr weiteres Vorgehen vorschreiben sollte.

Eigentlich war die Frage Sylvanas gar nicht so abwegig. Sollten sie sich aufteilen, um ein größeres Gebet abzudecken oder zusammen bleiben um eine bessere Kommunikation zu gewährleisten. Doch auch wenn beide Lösungen positive Effekte hatten, war Kazuya gerade nicht in der Stimmung einer Aufteilung der, es war mal eine Gruppe gewesen, zuzustimmen. Und das hatte rein gar nichts damit zu tun, dass er Zeit mit Sylvana verbringen wollte. … Naja, ein bisschen schon, vielleicht. Aber wer konnte es dem Wasser Dragonslayer übel nehmen? Also war ja klar, für was sich Kazuya entscheiden würde, jetzt musste er nur einen plausiblen Grund dafür liefern. „Ich denke, wir sollten zusammen bleiben. Wenn etwas passiert und der andere es nicht mit bekommt haben wir keinen Weg uns zu kontaktieren, solange du nicht einen Blitz in den Himmel schießen willst. Wir müssen uns ja gegenseitig unterstützen.“ Okay, soviel zu plausibel. Kazuya schlug gerade wirklich vor, dass sie sich helfen sollten. Kazuya und Helfen? Guter Witz. Als hätte der Wasser Dragonslayer jemals wirklich die Hilfe anderer in Anspruch nehmen wollen oder einer anderen Person uneigennützig seine Hilfe angeboten. Betont lässig, versuchte er etwa Sylvana damit zu beeindrucken, deutete er auf ein nahes Café. „Was meinst du, wollen wir uns dort hin setzen und darauf warten, dass etwas passiert? Ist auf jeden Fall ein besserer Ort, als unser jetziger Standpunkt und wir müssen dann auch nicht stehen.“ 'Und wir könnten uns eine Eisschokolade teilen. ...Wahh, nicht schon wieder.' Hastig verdrängte der Dragonslayer diesen Gedankengang wieder und versuchte einmal tief durchzuatmen. Sylvana machte es ihm aber auch heute schwer. Ob er ihr nicht seine Jacke anbieten sollte, damit ihr verführerischer Körper nicht ganz so stark zu sehen war? Schon bei dem Gedanken daran wurde er fast genau so rot, wie das Kleidungsstück, das er von Levia geschenkt bekommen hatte und das, obwohl Kazuya es der Donner Dragonslayerin noch nicht einmal angeboten hatte. Er war hoffnungslos, so sah es aus.
Im Café angekommen nahm Kazuya an einem der Tische Platz, von dem beide Sitzplätze einen guten Blick auf das Wasser hatten. Er hatte also nicht völlig den Faden verloren und dachte auch irgendwie an die Quest … hoffentlich jedenfalls. Das Café war noch nicht gut besucht, viele Leute waren ja noch auf der Arbeit, weswegen eine der Bedienungen, ein schwarzhaariges Mädchen mit Pausbacken, auf sie zu geeilt kam. „Willkommen in unserem kleinen Café, was darf ich euch bringen?“ Dabei verbeugte sich das Mädchen so tief, dass jeder einen Blick in ihren erstaunlich leeren Ausschnitt werfen konnte. „Hi, ich hätte gerne einen einfachen gemischten Eisbecher, aber bitte ohne Nusseis und was meine Partnerin möchte, sollte sie selbst aussuchen.“ 'Nicht, dass sie mich brutzelt.' Kazuya hatte das Wort Partnerin absichtlich gewählt, da es beides bedeuten konnte, Freundin und Kollegin. Sollte sich Sylvana darüber aufregen konnte er einfach behaupten das andere gemeint zu haben. … Auch wenn es bei seinem heutigen Verhalten vielleicht nicht ganz so glaubhaft herüber kommen würde, wie sonst. Wie dem auch sei, endlich konnte Kazuya etwas Zeit alleine mit Sylvana verbringen. Quest hin oder her.

Es war irgendwie ein komisches Gefühl, welches Sylvana begleitete, als Kazuya vorschlug, von einem Café aus Wache zu halten. Das letzte Mal, als sie in Hargeon gewesen waren, hatte der Dragonslayer keinen besonders glücklichen Eindruck gemacht, als Minato einen ähnlichen Vorschlag gemacht hatte. Gut, damals mussten sie sich auch nicht die Beine in den Bauch stehen und hoffen, dass etwas passierte. Dennoch, für einen kurzen Augenblick fühlte sich Sylvana im falschen Film. Konnte vielleicht auch daran liegen, dass Kazuyas Hormome bei ihrem Anblick immer noch ein wenig verrückt spielten und was sollte sie sagen? Innerlich genoss die Dragonslayerin diese gewisse Unsicherheit, die die Worte und Blicke ihres Partners begleiteten. Ihr gefiel es, den sonst so sicheren und arroganten pinkhaarigen Jungen für einige Zeit aus der Fassung zu bringen. Vermutlich würde dies immerhin das einzige Mal bleiben, denn, so war Sylvana immerhin der Meinung, irgendwann in naher Zukunft würde er sich garantiert an ihr neues Äußeres gewöhnt haben. Dann war es gewöhnlich und kein Faktor, der ihn möglicherweise verunsichern könnte. Und nur um Kazuya auf diese Art und Weise zu erleben würde sie garantiert nicht etwas dagegen unternehmen. Sonst käme er noch auf eigenartige Ideen, wovon Sylvana bewusst Abstand halten wollte.
„Aber nur, wenn du zahlst.“ Auf eine Antwort wartete die Dragonslayerin nicht einmal. Warum denn auch? Damit er ihr widersprechen könnte? Im Moment spielte sie Katz und Maus mit ihm – und man musste nicht zweimal überlegen, welche Rolle sie in diesem Spiel einnahm.
Aber nun saßen sie in diesem Café, die Bedienung an ihrem Tisch. Erst jetzt stellte sie sich die Frage, was sie überhaupt wollte. Ein Stromgenerator wäre natürlich optimal gewesen, aber das war hier kein Elektronikfachhandelsgeschäft. Zumal sie nicht als verrückte abgestempelt werden wollte von einem vermutlich magieunkundigen Mädchen. Viel interessanter war jedoch die Wortwahl des Wasserdragonslayers. Partnerin. Sollte sie zuviel dort hinein interpretieren? Einen Wunsch oder einfach nur ein anderes Wort für das, was sie waren? Einige Sekunden haftete ihr Blick auf Kazuya, bis sie bemerkte, dass das Mädchen ihre Augen geduldig auf sie gerichtet hatte. Schnell flogen ihre Augen auf die Karte und blieben beim erstbesten Eisbecher stehen.
„Für mich bitte einen Schokobecher“, antwortete Sylvana lächelnd und legte die Karte im nächsten Augenblick weg. Wenn schon keinen Strom, dann halt etwas angenehm Kühles und Süßes. Lange dauerte es auch nicht, bis das Mädchen mit den gewünschten Eisbechern zurückkehrte. Bis dahin war die Atmosphäre ein wenig… abgekühlt. Die Möwen sangen ihr Lied, hin und wieder konnte man einen lauten Hafenarbeiter in der Ferne irgendwas rufen hören. Aber weder Sylvana, noch Kazuya hatten in der Zwischenzeit ihre Stimme erhoben. Dabei war es nicht so, dass der Dragonslayerin diese Stille missfiel. Dennoch, in der Umgebung und all den nostalgischen Gefühlen, die seit ihrem Ankunft in Hargeon in ihr hochgekommen waren, entschied sich Sylvana mit dem ersten Löffel der Schokoladeneiscreme dazu, ihre Stimme zu erheben.
„Was meinst du… Ob Raiden und deine wehrte Mutter uns vermissen?“ Seufzend stützte sie sich auf ihre Faust, füllte ihren Mund erneut mit ein wenig Schokoladeneis. Nachdenklich starrte sie den Eisbecher an. Ja, ob Raiden sie wohl vermisste? Immerhin waren sie viele Jahre zusammen gewesen, er hatte sie aufwachsen sehen, ihr all die Dinge beigebracht, die ihr auf ihrer Reise nur zu oft weiterhalfen. Sie kannte den Donnerdrachen besser als jeder andere Mensch auf dieser Welt. Und dennoch… Eigentlich kannte sie ihn doch, wenn sie ehrlich war, überhaupt nicht. Jede Ära hatte ihre eigenen Dragonslayer. Aber was war der wahre Beweggrund der mächtigen Drachen, einen Menschen mit einer Magie auszustatten, die dazu in der Lage sein sollte, gegen sie selbst angewendet werden zu können? Was versprachen sie sich daraus? Die Begründung, dass sie auf diesem Weg ihre Stärke messen wollten und miteinander rivalisierten konnte Sylvana nicht so recht glauben. Etwas anderes musste dahinterstecken. Aber was…?

Genüsslich führte der Wasser Dragonslayer den Löffel mit einer Fuhre Erdbeereis zu seinem Mund und leckte seinen Inhalt auf. Die frostige Leckerei kühlte seinen Mund ab und schmolz langsam auf der Zunge des Jungen, dessen Haare die selbe Farbe hatten, wie das Eis. Die Süße breitete sich aus und zauberte für eine Millisekunde ein Lächeln auf das Gesicht des Jungen. Leider brachte ihn Sylvana gerade in diesem Moment etwas aus dem Konzept. „Was meinst du… Ob Raiden und deine wehrte Mutter uns vermissen?“ Warum musste Sylvana gerade jetzt auf die beiden zu sprechen kommen? Schweigend ließ der junge Dragonslayer den Löffel sinken und blickte gedankenverloren auf das Meer hinaus. Irgendwo dort befand sich Levia, irgendwo in diesen unendlichen Tiefen. Leise seufzte Kazuya, wie lange würde er wohl brauchen, um sie zu finden? Wäre er überhaupt dazu in der Lage? Erst jetzt bemerkte er, wie er geschwiegen hatte und dass, obwohl Sylvana direkt vor ihm saß. „Ich denke schon, dass sie an uns denken. Aber ich kann wirklich nicht sagen, ob sie uns vermissen. Natürlich wünsche ich mir das, Levia war mehr Familie für mich, als es meine leiblichen Eltern waren, aber ich will nicht behaupten Drachen zu verstehen.“ Es war frustrierend, doch auch die zeit, die Kazyua mit seiner Ziehmutter verbracht hatte, hatte ihn dennoch kaum etwas über sie gelehrt. Sie hatte nie viel von sich erzählt und Fragen des Jungen oft einfach abgewürgt. Natürlich machte Kazuya ihr keine Vorwürfe, sie musste ihre Gründe gehabt haben, aber es schmerzte dennoch. Vielleicht sollte Kazuya das Thema wechseln, doch wie? Die schwermütige Stimmung war nicht einfach zu überkommen. Es gab leider keine Magie, die sie wieder glücklich machen konnte. … Naja, es gab Drogen, aber das war keine Alternative. Deswegen löffelte Kazuya schweigend seinen Eisbecher und starrte die Wellen an, die langsam gegen die Kaimauer liefen und dort brachen.
Nachdem der Eisbecher geleert war und die Stimmung immer noch nicht besser war, beschloss Kazuya ein neuerliches Gespräch an zu fangen. Leider kam er nicht mehr dazu, denn ein lautes bersten kam vom Hafenbecken und einige Männer begannen zu schreien. „Der Drache!“ „Hilfe!“ Die Arbeit rief und das gerade in dem Moment, in dem Kazuya die ganze Situation verbessern wollte. Seufzend erhob sich der Dragonslayer und warf ein paar Scheine ausreichend für die Eisbecher der beiden, auf den Tisch. „Tja, soviel zu dem ruhigen Nachmittag. Kannst du das Hafenbecken blockieren, damit nichts rein oder raus kommt? Ich schwimme gleich zu dem Schiff, das betroffen ist, das geht schneller, als laufen.“ Und schon schwang sich Kazuya über den kleinen Zaun, der den Cafébereich vom Hafen abtrennen sollte und lief auf das Hafenbecken zu. Mit einem perfekten Hechtsprung tauchte Kazuya in die Fluten ein und stob weiter nach unten. Das tiefe Wasser des Hafenbeckens war nicht gerade klar und um alles sehen zu können, also auch den Grund, musste er eine gewisse Tiefe erreichen. Schnell konzentrierte er sein Mana in den Lungen, damit er in der Lage war den Sauerstoff aus dem Wasser zu filtern. Water Dragon's Breath Mit schnellen Zügen bewegte sich Kazuya an den unteren Schiffsrümpfen entlang, um nach etwas zu suchen, das auffällig war. An einem der Schiffe schien ein schwarzer Schatten zu sein, das musste sich der Dragonslayer genauer ansehen. Hastig näherte sich Kazuya dem Wesen, doch bevor er es erreichen konnte, floh es in Richtung Hafenausgang. 'Hoffentlich ist Sylvana auf Position, das Vieh ist ganz schön schnell.'

Auch Sylvana hatte gerade den letzten Löffel ihres Eisbechers in ihren Mund aufgenommen, als die Schreie der Hafenarbeiter in ihre Ohren drangen. Ehrlich gesagt war Sylvana mehr als nur froh, dass sie jetzt endlich etwas zutun hatten. Die Stimmung war ja nicht gerade die Beste gewesen und ein wenig Action würde ihre Laune sicherlich wieder aufmuntern. Zudem konnte sie sich so die bösen Kalorien abarbeiten, die sie soeben in sich aufgenommen hatte. Während Kazuya sich in das Hafenbecken stürzte und somit schon einmal in seinem Element war, rannte Sylvana auf direktem Wege zum Ein- und Ausgang des Hafenbeckens, eine mehrere Meter breite Öffnung zwischen den Kaimauern, die als einziger Punkt das Hafenbecken und die offene See miteinander verbanden. Falls das gesuchte Wesen also fliehen wollte, würde er durch diese Passage also seinen Weg finden – es sei denn, es war wirklich ein Drache. In diesem Fall sah die ganze Angelegenheit schon ganz anders aus. Aber im Moment ging sie einfach mal davon aus, dass es kein Drache war und nicht über die Kaimauern fliegen konnte.
Jetzt musste sie aber erstmal diesen Weg blockieren, damit das Wesen nicht einfach durchschwimmen konnte. Ihre Magie war hierzu schon einmal nicht in der Lage, dafür war zum einen das Wasser zu tief und die Öffnung zu breit. Eilig ließ sie ihren Blick um sich herum wandern, bis sie auf der anderen Seite einen ziemlich großen Hebel entdeckte, der scheinbar mit dem Hafentor in Verbindung stand, welche momentan weit geöffnet standen. Vermutlich die einzige Möglichkeit, um auf schnellem Wege das Hafenbecken zu blockieren und dem Wesen den Fluchtweg zu nehmen, nur… Sie müsste dafür auf die andere Seite. Über die Kaimauer auf die andere Seite zu laufen dauerte zu lange, da würde das Viech ihnen vermutlich schon auf halber Streckte entwischt sein. Für einen Sprung war die Distanz zwischen den zwei Kaimauern eindeutig zu weit. Blieb also nur der direkte Weg durch das Wasser, um auf der anderen Seite die Leiter hochzuklettern, die nicht weit von der Kante der anderen Mauer befestigt war. Sylvana schluckte. Eigentlich hatte sie heute nicht vorgehabt ein Bad im, in ihren Augen, verdreckten Hafenwasser zu machen. Nicht nur, weil sie nicht für den Rest des Tages nach Hafenwasser riechen wollte, sondern auch, weil sie ihr neues Outfit nicht ruinieren wollte. Sie hatte immerhin keine Wechselklamotten dabei und es wäre nicht optimal, wenn sich ihr Top mit Wasser vollsaugen würde. Aber was blieb ihr anderes übrig?
„Für die Quest…“, grummelte die Dragonslayerin genervt, zog schnell ihr Jäckchen aus, ließ es achtlos auf die Kaimauer fallen und sprang dann kopfüber ins Hafenwasser ein. Die Temperatur war bei dem heutigen Wetter noch schön angenehm, trotzdem breitete sich augenblicklich eine Gänsehaut auf ihrer dunklen Haut aus. Wie konnte Kazuya nur freiwillig in solches Wasser eintauchen, ohne sich zu ekeln? Garantiert leerten die Fischer auch ihren Müll ins Becken aus…
//Denk nicht dran und schwimm einfach!// Mit einigen tiefen Zügen erreichte die Dragonslayerin schließlich die Leiter und erklomm sie Sprosse für Sprosse, überglücklich, dass sie nicht länger dort schwimmen musste. Auch wenn ihr noch nicht der Gedanke gekommen war, dass sie dort wieder rein musste, wenn sie das Wesen fangen wollte. War vielleicht besser im Augenblick.
Mit großen Schritten rannte Sylvana auf den Hebelmechanismus zu, umpackte den Griff mit beiden Händen und setzte all ihre Kraft ein, um das Teil umzulegen. Anfangs harkte der Hebel noch, schien sich Sylvanas Bestreben zu widersetzen. Doch ewig blieb der Widerstand nicht bestehen und mit einem lauten Knacken bewegte sich der Hebel auf die andere Seite, setzte den alten Zahnradmechanismus in Gange, mit welchen sich das Hafentor öffnen und schließen ließ. Ganz langsam, scheinbar wie in Zeitlupe, setzte sich das massive Stahltor in Bewegung, schob das Wasser vor sich fort und kam Zentimeter für Zentimeter der anderen Seite näher. Als schließlich dreiviertel der Strecke überwunden waren, erspähten Sylvanas Augen, die bis dahin auf das Hafenbecken gerichtet waren, einen Schatten im Wasser, welcher sich auf das Tor zubewegte. Noch war es ziemlich weit weg, aber bei der Geschwindigkeit würde es das Tor garantiert noch durchqueren können, bevor es sich schließen würde. Fluchend zog Sylvana den Hebel noch ein wenig mehr von sich weg, harkte den Mechanismus dann ein, damit das Tor sich auch weiterhin bewegen würde, nur im nächsten Moment zum Rand der Kaimauer zu rennen und erneut in das Wasser zu springen. Wenige Sekunden musste sie nur rausholen, damit das Tor sich schließen konnte und sie dann genügend Zeit hatten, das Wesen zu fangen. Während ihre Augen sich auf den Schatten, der ihr immer näher kam, fixierten, konzentrierte sie langsam die erste Ladung an Elektrizität in ihren Fingerspitzen. Bisher hatte sie noch nie einen Zauber unter Wasser benutzt und konnte daher nicht berechnen, was für eine Stärke einer ihrer Blitze haben würde, wenn er sich im Leitmedium Wasser fortbewegte. Würde er stärker und schneller werden oder würde das Wasser ihn eher abschwächen? Darüber nachdenken konnte Sylvana nicht, denn das Wesen war schon fast zu nahe. Ein tiefer Atemzug und schon verschwand Sylvanas Kopf unter Wasser. Sie konnte im unklaren Wasser nicht wirklich etwas sehen, weswegen sie sich dazu entschloss eine ganze Salve von Blitzen abzufeuern – natürlich in der Hoffnung, ihr Ziel und nicht einen Kazuya zu treffen.
„Lightning Dragon's Lightning Shot!“ Und schon flogen die ersten Blitze in Richtung des Wesens. Einige Blitze trafen auch direkt auf das Ziel, welches jedoch, abgesehen davon, dass es ein wenig an Geschwindigkeit verlor, unbeeindruckt seinen Weg fortsetzte. Sylvana konnte dies jedoch nicht wirklich beurteilen, musste sie doch wieder aufgrund des Sauerstoffmangels auftauchen. Wenige Sekunden später schoss der Schatten dann gut einen Meter zu ihrer linken vorbei und knallte eine Sekunde danach mit voller Geschwindigkeit gegen das Stahltor, welches sich just in dieser Sekunde völlig geschlossen hatte. Die Falle war damit zugeschnappt.

Hastig versuchte Kazuya dem Schatten, den er im Wasser ausmachen konnte, zu folgen, was gar nicht so einfach war. Das Vieh war wirklich schnell, nur wenige Wesen im Wasser konnten es mit dem Dragonslayer eben jenes Elements aufnehmen. Dennoch entfernte sich der Schatten immer mehr, hoffentlich schaffte es Sylvana den Hafenausgang dazu blockieren, das Vieh musste wirklich gefangen werden. Erleichtert hatte Kazuya aber schon zu Beginn der Verfolgung festgestellt, dass das Tier viel zu klein war, um Levia zu sein, nicht, dass er nach einigem nachdenken überhaupt noch daran geglaubt hatte. Wieso sollte seine Ziehmutter auch Fische stehlen? Während Kazuya den Fisch oder was auch immer das war immer weiter von sich selbst wegschwimmen sah, bemerkte er zu beiden Seiten, wie die Kaimauern immer näher kamen, der Hafen war nicht mehr lang und wenn die großen Metalltore nicht geschlossen wurden, würde das Tier einfach in den offenen Ozean entfliehen. Dort wäre nicht einmal Kazuya in der Lage es zu finden und es würde wieder zurück kommen. Ein platschendes Geräusch ließ ihn aufhorchen, Wasser leitete den Schall viel besser weiter, als die Luft, weswegen er auch auf größere Entfernung mitbekam, dass jemand, wahrscheinlich Sylvana, ins Wasser gesprungen war. Aber Kazuya hatte keine Zeit, um sich drüber Gedanken zu machen, denn ein heller Lichtblitz schoss neben ihm vorbei und nur dank seiner schnellen Reflexe wurde Kazuya vom nächsten Blitz, der ihn sonst genau in der Magengegend getroffen hätte, gegrillt. „Kannst du mal aufpassen?!“ Solange Kazuya sie nicht sah oder an sie dachte konnte er also normal mit Sylvana reden, na dann war doch alles klar, er musste einfach verhindern sie zu sehen und zu hören … und zu riechen … und zu berühren … Das würde doch nie etwas werden. Doch auch wenn die Blitze ihn gefährdeten, taten sie etwas gutes, sie bremsten das Wesen aus, es schwamm langsamer. 'Warum haben diese Blitze das Viech nicht ausgeknoggt? Wenn Sylvana mich mit einem von dem treffen würde, würde ich auch nur noch im Wasser treiben.' Na wenigstens konnte Kazuya das Tier jetzt einholen.
Als er den Körper des Wesen erreicht hatte, bemerkte er, dass es sich um einen eigentlich in der Tiefsee lebenden Aal handelte. Normalerweise zeigten sie sich nie an der Oberfläche und Kazuya kannte diese Tiere nur, weil Levia ab und an einen davon als Abendessen besorgt hatte. Nicht, dass er wirklich gut geschmeckt hatte, er war irgendwie bitter gewesen und die Gräten waren größer, als bei einem solchen Tier nötig waren, daher war die Ausbeute an Fleisch erschreckend gering gewesen. Levia hatte ihm mal erklärt, dass diese Wesen ein wenig magisch waren, sie konnten keine Zauber wirken oder so, aber ihre Schleimschicht, die sie am gesamten Körper hatten, blockierte Magie zu einem gewissen Grad. Gedankenlos legte Kazuya seine Hand auf die Schleimschicht des Aals und blickte zu Sylvana. Deswegen bemerkte er nicht, wie der Aal mit seiner Schwanzflosse nach dem Dragonslayer schlug. Erst der Schmerz im Rücken ließ ihm seien Unachtsamkeit klar werden, aber da war es schon zu spät. Mit recht hoher Geschwindigkeit brach Kazuya durch die Wasseroberfläche und landete mit dem Rücken zuerst auf der Kaimauer. 'Verdammtes Vieh. Wenn ich es töten dürfte, wäre es schon längst Ragout.' Langsam erhob sich der Dragonslayer und rieb sich den schmerzenden Rücken. Jetzt war der Junge aber wütend, das bedeutete Krieg. Mit einem Kopfsprung beförderte sich Kazuya zurück in die Fluten, dieses Mal ganz in die Nähe seiner Partnerin. „Wir müssen das Vieh irgendwie fangen, Magie wird so gut wie gar nicht wirken, ich kenne diese Art. Ihre Schleimschicht schützt sie und selbst Wasser kann sie nicht abwaschen. Hast du Ideen?“ Vieleicht fiel Sylvana etwas ein, Kazuya hatte nämlich grade keinen Einfall, naja außer vielleicht einem, den er leise, eher für sich, flüsterte. „Fischernetz?“

Angespannt biss Sylvana auf ihrer Unterlippe herum. Die Tatsache, dass Kazuya sich doch noch so verhalten konnte, wie er es normalerweise tat, war im Augenblick völlig nebensächlich und schnell wieder von der Dragonslayerin vergessen. Viel wichtiger war es, dass sie all ihre Gedankengänge darauf auslegte, eine Lösung für ihr kleines Problem zu finden. Wie fing man so einen schleimigen Aal, der scheinbar immun gegen ihre Magie war? Das war, als würde man Wildtiere ohne Pfeil und Bogen jagen. Und selbst ihre Hände wären gegen dieses Viech machtlos, denn wenn es von einer Schleimschicht geschützt wurde, dann war es sicher, dass es sich mit Leichtigkeit aus dem Griff einer der beiden Dragonslayer befreien könnte. Natürlich könnte sie auch versuchen ihre Hand in die Schleimschicht zu schieben und den Aal dann zu schocken. Den Gedanken verwarf Sylvana aber gleich wieder. Zum einen war sie nicht schnell genug im Wasser um auch nur dieses Viech berühren zu können und zum anderen war sie nicht in der Laune dafür ihre Hand in irgendeinen ekeligen Aalschleim zu stecken. Da müsste also eine andere Lösung her – die Kazuya aus netter Weise heraus flüsterte. Ein Fischernetz… Klang eigentlich zu einfach, um klappen zu können. Aber was hatten sie für andere Möglichkeiten?
Mit einigen kräftigen Zügen schwamm Sylvana an die Leiter der Kaimauer, erklomm eine Sprosse nach der anderen und wandte sich dann an Kazuya.
„Versuch das Vieh irgendwie in eine Ecke des Hafenbeckens zu drängen. Ich komme gleich wieder!“, rief Sylvana, schnappte sich schnell die Jacke, die sie vor wenigen Augenblicken auf die Kaimauer geworfen hatte und rannte dann auch gleich los. Die nasse Kleidung klebte eng an ihrem Körper und fühlte sich nicht wirklich allzugut beim Laufen an. Ein Glück, dass es heute warm war und die Sonne auf sie schien. Vielleicht würden sie so ein klein wenig schneller trocknen. Sylvana hoffte es zu mindestens, zog sie dann aber noch ihre Jacke an, um nicht zuviel Sicht auf ihre Unterwäsche, die man dummerweise jetzt gut durch ihr weißes Top sehen konnte, preiszugeben. Eilig rannte sie zu den Hafenarbeitern, die, anstatt zu arbeiten, dem Geschehen gespannt zusahen. Wer konnte es ihnen verübeln? Wann konnte man denn Mal zwei Magier bei der Arbeit erleben, die gegen einen angeblichen Drachen kämpften? Ob sie wohl auch Geschichten über sie erzählen würden, wenn sie den Aal gefangen hatten? Vermutlich eher nicht, sobald rausgekommen war, dass es eben ein Aal und kein Drache gewesen war, der die Seemänner zum Narren gehalten hatte.
„Entschuldigen Sie!“ Schon aus einiger Entfernung hatte sie den Gegenstand ihrer Begierde entdeckt. Ein schönes, großes, engmaschiges Fischernetz. Und glücklicherweise stand ein Hafenarbeiter ganz in der Nähe. Sie wollte das Netz ja eigentlich nicht einfach so nehmen, ohne vorher wenigstens gefragt zu haben. Gut, sie hätte es so oder so genommen, um dieses Viech zu fangen. Aber man soll ihr im Nachhinein nicht vorwerfen können, sie hätte nicht gefragt! „Dürfte ich mir dieses Netz einmal ausleihen? Wir benötigen es dringend um dieses Viech zu fangen!“
Der Seemann schien ein wenig überrascht von der Aussage der Dragonslayerin, wobei Sylvana schnell feststellte, dass die folgende Sprachlosigkeit eher anderer Natur war. Sie räusperte sich einmal kräftig und schaffte es, dass der Mann seine Augen zu ihrem Gesicht wandte. Wie gerne hätte sie diesem Kerl jetzt eine geknallt…
„Natürlich. Ich weiß zwar nicht, wie ihr einen Drachen mit einem Netz fangen wollt, aber… Tut, was ihr nicht lassen könnt. Bringt es nur heile wieder zurück.“
Sylvana verbeugte sich einmal leicht, bereute ihre Geste aber gleich wieder, als sie den leicht lüsternen Blick des Mannes bemerkte. Er hatte ihr in den Ausschnitt geschaut… Verdammter Lustmolch! Es kostete die Dragonslayerin wirklich einiges an Selbstkontrolle, um nicht überzureagieren, als sie auf das Netz zu ging und es sich über die Schulter warf. Irgendwie revanchieren würde sie sich aber! Jetzt musste sie aber zurück auf die Kaimauer und schauen, ob Kazuya seine Aufgabe bereits erfüllen konnte.

Offenbar hatte Sylvana eine Idee, denn sie schwamm auf die Kaimauer zu und erklomm die metallenen Sprossen der Leiter, die dort eingelassen worden war. Dass die Idee der Brünette aus dem eigentlich nur geflüsterten Wort Fischernetz entstanden war, konnte Kazuya ja nicht ahnen. Als sie ihm also zurief, dass er das Viech in eine Ecke treiben sollte, hatte der Junge so einige Probleme sich eine effektive Methode vorzustellen, wie das zu schaffen sei. Mit Magie war dem Tier nicht beizukommen, soviel stand fest, wenn selbst die Blitze der Donner Dragonslayerin ihm nichts anhaben konnten, war sein Wasser auch keine Möglichkeit. Wer attackierte auch einen Fisch mit Wasser? Körperlich war ihm der Aal auch deutlich überlegen, so wie er den Dragonslayer eben mit einem einzigen Flossenschlag aus dem Wasser befördert hatte. Die Lage erschien aussichtslos, dennoch riss sich Kazuya zusammen, zum einen, weil er einen Auftrag zu erledigen hatte, okay, das war der geringere Grund, zum Anderen, weil er die brünette Magierin beeindrucken wollte. Unschlüssig, wie genau er es denn jetzt schaffen sollte das Vieh zu Sylvana zu treiben, konzentrierte er dennoch Mana in seinen Händen und machte sich bereit auf das Tier zu feuern, wenn es denn sein musste. Vielleicht würde es wenigstens etwas von dem Wasser spüren, die Druckwelle des Aufschlages reichte doch wohl. Genau, wieso machte Kazuya das Tier nicht einfach so wütend, dass es ihn jagte, er würde, wenn es zu brenzlig wurde, einfach aus dem Wasser gehen. Langsam hob der Dragonslayers eine Hände nach vorne und deutete auf den Aal, das Mana strömte durch seine Fingerspitzen und die Handflächen und wartete, ja dürstete, darauf endlich freigelassen zu werden. Water Dragon's Projectile Kurz aufeinander schoss Kazuya zwei Geschosse aus Wasser ab, hier mitten im Hafenbecken waren die Attacken nahezu unsichtbar. Schnell erreichten sie den Fisch und schoben ihn einige Zentimeter weit nach hinten. 'Mehr kann ich nicht machen?' Das konnte er nicht auf sich sitzen lassen. Zwei weitere Schüsse wurden abgeschossen, und noch zwei, obwohl der Zauber nicht dafür gedacht war so oft hintereinander benutzt zu werden, ließ Kazuya nicht locker, aber das fraß natürlich an seinem Manavorrat. Er war nie jemand gewesen, der bedeutend viel Mana hatte und das Wasser um ihn herum konnte den Verbrauch ganz sicher nicht kompensieren, wenn er so weiter machte. Aber jeder Schuss schob das Tier weiter zurück, Schritt für Schritt. Natürlich würde Kazuya so ewig brachen bis er irgendwo damit hinkam, aber es reichte, um den Aal zu provozieren. Und richtig, der Aal wand sich wütend und preschte dann plötzlich drauf los, die Projektile des Taizu ignorierend los. Jetzt kam es auf das Timing an, wenn er zu früh nach oben schwamm würde der Aal es bemerken und ihn erwischen, wenn er zu spät war war er wohl Fischfutter. Vorsichtig schloss er die Augen, es war viel genauer, wenn er nur auf das Wasser um sich und den Aal achtete. Jede Welle, jegliche Strömung, das alles versuchte er zu spüren. Selbst kleinste Wirbel im Wasser nahm er war. Gerade als er die Wellen, die das Tier verursachte, spüren konnte, schnellte der Dragonslayer nach oben und brach durch die Oberfläche. Das war kein Fluchtversuch, seitens Kazuyas, sondern einfach nur eine Notwendigkeit, um das Vieh in eine andere Richtung zu lotsen. Kurz hinter der Schwanzflosse des Aals, auch wenn sie technisch gesehen den ganzen Körper ausmachte, das bisschen, was Kopf oder seitliche Flosse war konnte man getrost vernachlässigen, tauchte er wieder in die Fluten ein. Die Blasen, die dabei aufstiegen blockierten die Sicht des Dragonslayers, aber das war er ja bereits gewohnt, weswegen er unbeirrt weiter tauchte. Immer in die Richtung, in die Sylvana verschwunden war. Leider war der Aal deutlich wendiger, als sich Kazuya das wünschen würde, denn kaum war die Sicht wieder normal, bemerkte er schon den Verfolger. Die Kaimauer war so nahe, beinahe hatte er sie erreicht. Instinktiv stieg Kazuya zur Oberfläche auf und lies das Mana, welches noch den Sauerstoff aus dem Wasser filterte ins eine Beine fließen, er musste jetzt nicht mehr unter Wasser atmen, es ging gerade um etwas anderes. Water Dragon's Walk Als sein Körper die Oberfläche erneut durchstieß war er vielleicht noch fünf oder sechs Schritte. Als wäre es das Normalste der Welt lief Kazuya die letzten schritt auf der Wasseroberfläche und hechtete auf die Kaimauer, wo er sich halbwegs geschickt, dafür aber deutlich unelegant, abrollte. Direkt hinter ihm rammte der Aal gegen die Steine der Kaimauer und war einige Augenblicke betäubt. „SYLVANA, JETZT!“

Ihre ganze Aufmerksamkeit war auf die Wasseroberfläche fixiert, ihre Augen suchten nach den kleinsten Anzeichen des Dragonslayers und des Aals. Das Netz schon auf dem asphaltierten Boden ausgebreitet und das eine Ende in der Hand, wartete Sylvana geduldig. Sie hatte nur eine Chance, dass war ihr durchaus bewusst und ehrlich gesagt hatte sie keine Lust, diese Chance zu verpassen und den Aal entwischen zu lassen. Auf den Spott Kazuyas, wenn er denn das Vieh überhaupt hierher locken konnte, den sie dafür garantiert nach der Quest bekommen würde, konnte die Dragonslayerin durchaus verzichten. Da war es ihr sogar egal, dass sie sich noch ein weiteres Mal ins Hafenbecken stürzen musste, um auch sicherzugehen, dass das Netz ihre Beute einfing. Alles musste perfekt funktionieren, kein Detail durfte auch nur dem Zufall überlassen werden. Mit ihr als zusätzliches, bewegliches Gewicht würde das Netz da wohl garantiert jede Fluchtmöglichkeit für den Aal rauben. Da musste nur ihr eigenes Timing perfekt sein. Aus diesem Grund starrten ihre Augen auch auf die Wasseroberfläche, während ihre Nerven zum Zerreißen gespannt waren. Ihr Körper war wie ein Pfeil, der nur darauf wartete loszuschnellen und sich durch sein Ziel zu bohren. Es waren Momente wie diese, wo Sylvanas animalischen Instinkte durchkamen. Wie schon vor einigen Monaten, als sie nicht weit von ihrem jetzigen Standpunkt den Zirkussaboteur gejagt hatte. Nur diesmal war irgendwie alles viel… intensiver als zuvor. Ihr war völlig bewusst, dass sie die Jägerin war. Der Drache, der sich auf den falschen Drachen stürzen würde. Nur, dass sie keine Klauen und Fangzähne besaß, die sie in den Aal rammen konnte. Vielleicht war das auch ihr Glück, immerhin wollten sie das Viech lebendig fangen.
//Komm schon…// Ob man es glaubte oder nicht, aber jetzt, wo sie ihre Schneidezähne zeigte und ihre Pupillen sich zu engen Schlitzen verformt hatten, konnte man wirklich der Meinung sein, dass Sylvana ein Drache in Menschengestalt war. Ein leises, sehr tiefes Knurren entwich aus ihrer Kehle, während ihre spitzen Schneidezähne sich leicht in das Fleisch ihrer Lippe bohrten. Die Anspannung war einfach unerträglich, dennoch war sie jede Sekunde bereit sich in die Fluten zu stürzen.
//Komm schon…!// Es war schon ein Mantra geworden, welches sie in ihrem Kopf wiederholte, um fokussiert auf der ihr gegebenen Aufgabe zu sein. Ihre Hände verstärkten den Griff um das Netz, während sie einen kleinen Schritt nach vorne ging, um mit mehr Kraft ins Wasser springen zu können.
//Jetzt komm schon!// Fast im selben Augenblick durchbrach Kazuya die Wasseroberfläche, lief noch einige Schritte über das Wasser und machte zum Abschluss noch einen Hechtsprung, um auf die Kaimauer zu kommen. Ob er nun Sylvana damit beindrucken wollte oder nicht, gesehen hatte die Dragonslayerin den Hechtsprung sowieso nur aus dem Augenwinkel heraus, weil ihre Augen weiterhin auf das Wasser starrten und den Schatten erspähten, der daraufhin mit voller Geschwindigkeit gegen die Kaimauer rammte. Noch bevor Kazuya auch die Chance erhielt der Dragonslayerin einen Tinnitus mit seinem lauten Schrei zu verpassen, stieß sich Sylvana von der Kaimauer ab und stürzte mit den Armen voran ins Hafenbecken, das Netz direkt mit sich gezogen. Während der Aal also betäubt in Richtung Wasseroberfläche trieb, schaffte es Sylvana das Netz um das Viech zu ziehen und ihm, kurz bevor es sich wieder berappeln konnte, nur noch die Möglichkeit ließ wild zappelnd zu versuchen sich aus seinem Gefängnis zu befreien. Breit grinsend tauchte die Dragonslayerin wieder auf, dass Seil in der Hand, welches das Netz in diesem Moment geschlossen hielt und es auch wieder aus dem Wasser ziehen würde.
„Kazuya, fang und zieh das Netz raus!!“, rief Sylvana und warf das Seilende auf die Kaimauer, nur um im nächsten Augenblick unter dem Blick zahlreicher Hafenarbeiter sich auf der Kaimauer hochzustemmen und sich erschöpft auf den Rücken fallen zu lassen. Jetzt brauchte sie nur noch zwei Dinge: Ein Handtuch und trockene Kleidung.