Gesteuert von seiner Wut lief der Akuma zielstrebig auf den Händler zu, der sich etwas erlaubt hatte, was sein neuernannter Feind nicht dulden wollte. Viel dachte er nicht mehr über die Dinge nach, die ihn zuvor zurückgehalten hatten hier keinen Ärger zu machen. Wenn Ren einmal richtig angefressen war, wurde es selbst für ihn oft schwierig das Wesentliche im Blick zu behalten. Gut, dass er da diesmal jemanden hatte, der ihn wieder in seine Schranken wies. Das kleine, warme Händchen packte nach der kalten Pranke von Ren und sprach ihn auch noch an. Er stockte und regte sich für einen Moment gar nicht mehr. Sie sagte ihm etwas, was er eigentlich wusste, aber in seinem Kopf kam das nicht so wirklich an. Dennoch bewegte er sich nicht, machte nicht weiter, sondern wartete. Auf was? Als Naomi nun noch näher kam und sich an ihn drückte, blickte Ren mit seiner versteinerten Miene zu ihr herunter. Die silbernen Augen musterten das Mädchen, wanderten dann wieder zurück zu dem Mann und kurz schloss er die Augen und presste ein Seufzen zwischen den schmalen Lippen hervor. Das war eigentlich so gar nicht typisch. Schon allein sein Stolz hätte ihn in jeder anderen Situation dazu gebracht das zu Ende zu bringen, was er nun schon einmal angefangen hatte. Von der Menge war es jedoch ungesehen, die Einzige die wusste, was er da vorhatte, war Naomi und diese hinderte ihn daran. Was brachte es ihm auch etwas zu rächen, was offenbar nicht gerächt werden wollte? Ren seufzte noch einmal, öffnete die Augen wieder und legte die Hände auf Naomis Schultern, um das Klammeräffchen vorsichtig von sich wegzuschieben. „Wie du willst…“, murmelte er so leise, dass es auf dem Markt sicher schwer verständlich war und packte, nachdem sie sich von ihm gelöst hatte, die Hand des Mädchens. So hatte er sie besser im Griff und wenn sie schon selbst nicht aufpassen konnte, dann machte er das nun eben. Gerade als er sich wieder in Bewegung setzen wollte, um an einem anderen Ort weiter zu suchen, spitzte er aber sehr plötzlich die Ohren und drehte den Kopf in eine andere Richtung…
Zwischen den vielen Stimmen hatte er eine herausgehört… Einige Worte aneinandergereiht, welche eine deutliche Spur für ihren eigentlichen Auftrag heraushören ließen. „Diese Lokal dort… „Zum strammen Eber“… Ich habe gehört, dass sie dort Rattenfleisch anstatt den angeblich angebotenen Tieren ins Essen mischen…“, drang es gedämpft, aber dennoch deutlich aus einer Gasse hervor. Sofort packte Ren die Hand von Naomi fester und presste sich durch die Massen, um so schnell wie möglich dort entlang zu kommen. Die Blondine musste es nun sehr einfach haben dort, denn wenn Ren sie mit sich zog, dann war hinter ihm natürlich absolut freie Bahn und das in einer Breite, die das Mädchen mit Sicherheit nicht ausfüllte. Wieder hörte er diese Stimme: „Außerdem… Wie sollten sie sonst diese billigen Preise halten? Dort schlafen doch nur noch Halunken und Gauner… Gestern ging da ein gefährlicher Riese ein und aus!“ Na schönen Dank auch… Allerdings hatte Ren nichts von Ratten in seinem Frühstück bemerkt, auch wenn man ihn erneut als Gauner beschimpfte. In der Gasse angekommen, bückte er sich und bedeutete Naomi leise zu sein. Vorsichtig schlich er sich hinter ein paar Kisten, um weiter zu lauschen. Noch einige andere böse Worte fielen über das Lokal… Doch diese Person dort, die sich in einen dunklen Mantel und mit einem undurchsichtigen Hut tarnte, hatte eine äußerst merkwürdige Stimme, die Ren nicht zuordnen konnte. Man merkte, dass diese Person bewusst rau redete, die Stimme verstellte. „U-Und Sie sind sich da ganz sicher? Das klingt ja wirklich mehr als schrecklich!“, sagte der entsetzte Wirt, mit dem die Person sprach. Es wurde Zeit diese Person aufzugreifen, fand Ren, weswegen er über die Kisten hinweg versuchte sie im Überraschungsmoment abzufangen. Womit er jedoch nicht rechnete… Kaum hatte er sich gezeigt und versuchte sie zu fangen, entfernte sich nicht nur der Wirt schlagartig vor lauter Panik, sondern ein gleißendes Licht erhellte die Gasse und Ren ging in die Knie… Er konnte nichts sehen, für einen ganzen Moment… Panisch rieb er sich die Augen… Das ließ nur einen Schluss zu… Lichtmagie… Offenbar waren sie auf der richtigen Spur… Was Naomi da wohl tat?

Der Riese stoppte, hielt Inne und wartete, bis sie bei ihm war. Schien ihr allerdings nicht zu zuhören, sonder verweilte in einer Art Trance. Doch es schien zu helfen, er kam von seinem Plan ab und wandte sich ihr zu. Drückte sie von sich ab und sie lächelte ihn an. Er war eben doch ein guter Kerl. Nun nahm er ihre Hand und sie blickte auf die Hände hinunter. Es war schön, dass man so gut behütet wurde. Nun, da er sich den Weg durch die Massen bahnte, war sie mehr als sicher in seinem Schatten. Auch wenn sie leicht hinter ihm herstolperte, weil seine Schritte doch deutlich größer waren als seine, doch sie war froh, dass er es tat. Scheinbar steuerte er auf eine Gasse zu, in der sich Menschen unterhielten. Als sie näher kamen, hatte er ihre Hand fester umschlossen, war er besorgt um sie? Natürlich, irgendwie zumindest, immerhin verhielt er sich so. Was die Magier zu hören bekamen, war absolut nicht nett. Rattenfleisch und Gauner, die ein und ausgingen. Klar hatte keiner sie bemerkt, wenn Ren doch neben ihr stand und alle Blicke auf sich zog. Während Ren hinter ein paar Kisten in Deckung ging, machte sie sich hinter ihm klein. Weiterhin fühlte sie sich wohl in seinem Schatten.
Scheinbar fand ihr Begleiter, dass es so langsam Zeit war, dass man eingriff, denn er erhob sich und bewegte sich auf die Leute zu. Diese allerdings hatten ihn sehr schnell entdeckt und schon flutete gleißendes Licht die Gasse. Erneut war es gut, dass Naomi sich in Rens Schatten Bewegte, so blieb sie von dem Licht weitestgehend unbeeindruckt. Shadow Snakes. Die kleinen Schattenköpfe wuselten aus Naomis Schatten hervor und verfolgten den Lichtmagier, der gerade ihren Kameraden geblendet hatte. Sie waren schnell und wendig, einer von Dreien würde schon sein Ziel erreichen. Dann trat sie hinter Ren hervor und rannte los, um möglicherweise jemanden noch zu erwischen. Nun konnte sie endlich beweisen, dass sie stark war, dass sie ihm eine Hilfe sein konnte. Allerdings hielt sie ihren Blick gesenkt, dem Schatten des Verfolgten nachjagend, ein weiterer Lichtblitz konnte sie ebenfalls lahmlegen. Jetzt war nur die Frage, ob das Wesen was da vor ich flüchtete schneller war als sie oder ihre Zauber und somit entkommen würde.

Verfluchte Lichtmagie… Ren hatte nicht damit gerechnet, dass gerade eine Person, die in einer Gasse solche Gerüchte verbreitete eine solche Magie beherrschte. Auch die Schnelligkeit dieser Reaktion war unglaublich gewesen, denn so schnell konnte sich Ren nicht zur Wehr setzen oder gar abwenden. Ehrlich gesagt, konnte sich Ren schwer vorstellen, dass das ein Zufall war. Worauf das hinauslaufen sollte, war ihm aber auch noch nicht so recht klar. Während er sich noch einige Male die Augen rieb, um hoffentlich bald wieder klar sehen zu können, machte er sich viele Gedanken über den Hintergrund dieser Sache. Er hörte im Hintergrund ein lautes Poltern und andere Geräusche, aber er konnte sich leider nicht danach umsehen…
Nach einigen Sekunden war es besser und der Akuma richtete sich, trotz noch immer verschwommener Sicht, schon wieder auf. Er sah noch die langen blonden Haare seiner Begleiterin um die Ecke herum verschwinden und lief ihr nach. Dass er dabei nicht besonders schnell war, lag nicht nur daran, dass er schlecht sah, sondern auch weil er nicht gerade der Schnellste war. Das wurde vor allem noch deutlicher, wenn man betrachtete wie flink Naomi war. Klein und zierlich, natürlich musste sie ein bisschen fixer sein als er! Sie schickte der fliehenden Person sogar noch etwas von ihrer etwas dunklen Magie nach, doch die Zielperson war verflixt geschickt. Ren hatte es schwer zu folgen, doch bald kamen sie in ihrer Hetzjagd in einer Sackgasse an. Plötzlich blieb die Person stehen und vor lauter Hast, verlor sie ihren Hut dabei. Das war es also, was Ren an ihrer Stimme so suspekt gewesen war… Es war eine Frau. Hatte er sich gerade von einer Frau fertig machen lassen? Sie schüttelte Naomis Magie recht schnell wieder ab, obwohl es sicher nicht schmerzfrei war und blickte ein wenig panisch in die Gesichter der beiden. Gerade als auch Ren zugreifen wollte, erschien jedoch wieder ein Lichtblitz, wesentlich größer und zu stark, um sich nur die Augen zu zuhalten. Ren wandte seinen Kopf ab… So starker Lichtmagie war er noch nicht begegnet und er war leider sehr anfällig dafür als Dämon. Als er wieder hinsehen konnte, war sie weg. „Scheiße…“, fluchte er ein wenig angefressen und sah nach Naomi ob alles okay war. „Ich denke das war die richtige Spur…“ Und genau das war der Punkt. Das WAR die richtige Spur und diese hatte sich gerade so mies verflüchtigt, dass die beiden keine Chance gehabt hatten. Allerdings hatte sich Ren ihr Gesicht genau eingeprägt. Lange, braune, geflochtene Haare, grüne Augen, eine spitze Nase und vom Körperbau her eher schlank… Jetzt mussten sie nur schauen, dass sie diese Fährte wiederfanden… Nur wo?

Das kleine blonde Mädchen hastete hinter der Gestalt her, die drohte ihr zu entkommen, wie konnte denn jemand so flink sein, wenn er sich so eingewickelt hatte. Scheinbar hatten auch die Zauber, welche sie dem Lichtmagier hinterher geschickt hatte nicht den gewünschten Effekt. Es war doch aber nicht vorgesehen zu versagen, nicht gegen einen einzigen Magier, nur weil er in der Lage war, ein wenig mit Licht herum zu blenden. Dann allerdings schien das Glück wieder auf ihrer Seite, die Jagd endete in einer Sackgasse und nun war es an ihr, den Gegner endlich festzunageln. Doch auch das sollte ihr nicht gelingen. Denn obwohl sie einen flüchtigen Blick auf den Flüchtling werfen konnte, schien dieser noch nicht aufgeben zu wollen. Eine junge Frau mit braunem Haar war es, außerdem war es schön lang, doch schon kurz drauf blendete ein weiterer Lichtblitz die Augen des Mädchens und weg war die Traschtante. Ein paar üble Flüche wollten aus Naomis Mund entschwinden, doch die kleine Magierin schaffte, es sich doch noch zu beherrschen. Die durch das Licht gereizten Augen tränten ein wenig und ärgerlich rieb sich das Mädchen darüber. Es war alles so schrecklich frustrierend, so ein Fehler hätte ihr nicht passieren dürfen. Ren war ebenfalls schon da und er hatte alles gesehen, viel schlimmer konnte es kaum werden.
Allerdings schluckte er seinen Unmut nicht herunter, sondern brachte ihn deutlich zur Sprache. Immer noch halb blind blinzelte das kleine blonde Mädchen in die Gegend und sah zu ihrem Begleiter auf: "Entschuldige, ich hätte viel schneller reagieren müssen", sie seufzte, während sie sich umsah. War die Magierin vielleicht einfach über die Mauer hinweg entkommen. Neben einer nervigen Magie war sie also auch noch schnell und nicht gerade unsportlich, wenn man die Höhe der Mauer betrachtete. Scheinbar eine gute Kombination aus ihr und Ren. Jetzt wo sie wusste, dass sie auf dem Markt nach ihr suchten, würde sie wahrscheinlich vorsichtiger sein und sie hatte den Heimvorteil, was bedeutete, dass die Magier wahrscheinlich kaum noch eine Chance hatten, die Gerüchteköchin zu finden. Wieso musste ausgerechnet ihnen so was passieren. "Ob uns die Dorfbewohner verraten, wer von ihnen gerne mit Lichtmagier durch die Gegend zaubert?" So viele Magier dürfte es hier nicht geben und sicher nicht alle mit Lichtmagie ausgestattet und selbst wenn, gab es sicher nur ein Mädchen mit langen braunen Haaren, die sogar flüchten würde, weil man sie beim Gerüchte verteilen entdeckt hatte.

Wie es schien, hatten Ren und Naomi nun nicht mehr so viel Glück und Freude, wie am Anfang des Jobs. Dass ihnen gerade der wichtigste Anhaltspunkt bisher durch die Lappen ging, war mehr als ärgerlich. Nachdem Ren sich ordentlich darüber aufgeregt und geflucht hatte, schaffte er es so langsam seine Niederlage zu akzeptieren und blickte in Richtung der blonden Magierin, welche sich die tränenden Augen rieb. Mit Sicherheit hatte sie auch noch direkt in das grelle Licht geblickt, weil sie, genau wie er, einen Blick auf das Gesicht der Dame werfen wollte. Nun, immerhin wussten sie ja nun wie ihr Ziel aussah. Allerdings war noch nicht klar wie nahe sie diesem Ziel waren und ob dahinter nicht noch mehr steckte. Fakt war, dass dieses Stück Land hier nicht so groß war, dass man sich auf ewig verstecken könnte. Früher oder später mussten Ren und Naomi also einen richtigen Glückstreffer machen…
Ein wenig bedrückt entschuldigte sich das Mädchen bei dem Hünen dafür, dass sie zu langsam gewesen war und sie entwischen lassen hatte. Nachdem Ren sich aber nun auch schon wieder beruhigt hatte, sah er das Ganze gar nicht mal mehr so eng und winkte mit einem Kopfschütteln ab. „Mach dir nichts draus. Ich hab’s ja auch nicht auf die Reihe gekriegt. Beim nächsten Mal sind wir nicht so überrascht.“, erklärte er zwar mit relativ monotoner Stimme, doch man merkte an den Worten, dass er es gut mit ihr meinte. Immerhin konnte er dem Mädchen schlecht einen Vorwurf für eine Sache machen, die er selbst verbockt hatte. Dass sie aber auch gerade Lichtmagie hatte, war ein vortrefflicher Zufall, der die beiden Magier, die eher den Hang zur Dunkelheit hatten, ordentlich ins eigene Fleisch schnitt. Ehrlich gesagt, hatte Ren auch gar nicht damit gerechnet, dass Magier hinter dieser Sache hier steckten, aber so konnte man sich irren. Er hatte an Rivalitäten und Korruption gedacht, dass es jedoch so tief reichte, war selbst für den durchtriebenen Akuma eine gelungene Überraschung gewesen. Noch immer waren seine Augen ein wenig feucht von dem anstrengenden Lichtblitz, aber er war zuversichtlich, dass es bald besser werden würde. Auch Naomi musste sich erstmal davon erholen… Und so kamen sie in das Gespräch über das weitere Vorgehen. Die Idee von Naomi war ganz gut, aber etwas zu direkt. Man könnte ihre Niedlichkeit jedoch dafür nutzen, oder? „Ich habe eine Idee…“, murmelte er leise… „Wenn du Passanten ansprichst, kommen wir sicher weiter, als wenn ich immer daneben stehe. Du könntest dich ein wenig „niedlich verhalten“ und ein paar freundlich anmutende alte Herren danach fragen, ob sie hier jemanden mit einem bewundernswerten, strahlenden Antlitz kennen. Direkt auf Lichtmagie zurückzuführen, würde dich als zu eingebunden für eine so naive Frage darstellen, weswegen man dir vielleicht etwas vorenthält. Wenn du aber aus reiner, kindlicher Neugier heraus fragst, bekommen wir vielleicht eine nützliche Antwort. Was hältst du davon?“ Zwar wusste Ren, dass es dem Mädchen nicht sonderlich gefiel auf ihr kindliches Äußeres zu reduziert werden, doch hier schien genau das nützlich zu sein, um ein paar alte, quasselfreudige Herren um den Finger zu wickeln. Und was sagte die kleine Blondine dazu?

Ren schien deutlich genau so genervt von dem Ganzen zu sein wie sie, doch verlieh er seinem Unmut deutlicher Ausdruck. Wahrscheinlich hatte Naomi noch nie so viele Schimpfworte auf einmal gehört, aber es störte sie nicht wesentlich, sollte er nur Fluchen, es war auch zum Haare raufen. Ihr allerdings war er nicht böse. Sie sich selbst irgendwie schon. Es war ihr möglich irgendwelche Räuber und Gauner zur Strecke zu bringen, aber mal eben eine Lichtgestalt einfachen, war natürlich wieder viel zu viel. Nun da sie wieder am Anfang standen schienen zumindest die Ideen zurückzukommen. Denn zu ihrer Befragungsidee kam der Einwurf von Ren, dass sie doch einen Nutzen daraus ziehen sollten, dass Naomi so klein und niedlich war. Besonders, weil alte erzählfreudige Herren kleinen süßen Mädchen gerne ein Ohr abschwatzten. In der Tat war es nicht ihre Lieblingsbeschäftigung, so zu tun, als wäre sie klein, niedlich und vor allem, total naive. Allerdings, wenn es der Quest half, warum nicht, jeder musste Dinge tun, die er oder sie nicht leiden konnte. Aber dennoch nickte sie ihm zu: "Ich denke es ist nur logisch, wenn ich mal ein wenig außer der Reihe kindlich bin, wenn es uns weiter hilft. Hoffentlich kauen die mir dann nicht nur aus Spaß ein Ohr ab und wir bekommen einen nützlichen Hinweis."
Wenn nicht, dann müsste sie sich wohl heulend und strampelnd auf den Boden werfen. Vielleicht klappte das? Bei einigen Kindern half es wahre Wunder, zumindest bei schwer erziehbaren Eltern. Doch das würde heißen, dass sie sich nun trennen würden, denn wenn er direkt danebenstand, würde sicher keiner reden, sondern sie eventuell vor dem großen Kerl beschützen wollen, der sie da verfolgte. "Ich werde dann mal sehen, was ich erreichen kann", damit setzte sie sich in Bewegung zurück zum Markt, doch bevor sie die Ecke erreichte, drehte sie sich noch mal zu ihm um: "Danke fürs Beschützen Ren." Kurz lächelte sie ihn an und lief dann auf den Markt. Sonnenschein Gesicht und ein suchender Blick. Wo waren denn die Alten Opis und Omis dieser Stadt, die schon so lange lebten, dass sie viel zu viel zu erzählen hatten, als dass sie es in einem Leben alles noch einmal wiedergeben konnten. Bald hatte das Mädchen, einen recht freundlich wirkenden älteren Herren ausgemacht. Ein wenig Hüftgold auf den Rippen, ein kurzer Ziegenbart und schlohweiße Haare machten ihn zu einem gemütlich wirkenden Alten, der gerade versuchte an eine Melone heranzukommen, die auf einem Karren lag. Ihre Chance: "Guten Tag Großväterchen, darf ich dir helfen?"
Etwas überrascht blickte der Alte sich um, und als er Naomi erblickte, schmunzelte er. "Aber sicher doch glaubst du, du kannst mir die Melone da geben?" Was für eine dumme Frage. Sich auf eine Kiste stellend griff das Mädchen nach dem gewünschten Obst und händigte es dem Mann aus. Dieser schien dieses zu prüfen und nickte. "Wie ich dachte, reif und süß, diese nehme ich", meinte er an den Händler gewandt und bezahlte die Frucht. "Gibt es etwas zu feiern?", erkundigte sich Naomi, denn so eine Melone aß man in der Regel nicht alleine. Er nickte zustimmend: "Meine Enkel kommen mich morgen besuchen und die Zwei lieben Melone." Das Mädchen nickte: "Kann ich nachvollziehen, sagen sie, kann ich sie etwas fragen?", immerhin musste sie irgendwie mal in die Richtung kommen zu fragen, und als er nickte, packte sie aus: "Ich hab eben eine ganz tolle Frau gesehen, die hat wie ein Engel geleuchtet, aber dann war sie weg ohne, dass ich sie fragen konnte, wer sie ist", betreten schaute das Mädchen zu Boden.

Wenn er ehrlich war, war der Akuma doch ein wenig erleichtert als Naomi seine Idee positiv aufnahm. Er hatte geahnt, dass es ihr nicht besonders gefallen würde, doch sie wehrte sich nicht sonderlich dagegen, sondern befürwortete es die beiden ja weiter bringen könnte. Ein wenig froh über diese doch sehr reife Entscheidung des Mädchens nickte er zustimmend und wartete ab, um zu sehen was sie nun vorhatte. Da er nicht mitgehen konnte, beschloss er an diesem Ort zu bleiben, damit sie ihn leicht wiederfinden konnte. Allerdings würde er dennoch ein Auge auf sie haben… Nicht dass sie weggeschleppt wurde oder so. Das konnte er ja nun gar nicht gebrauchen! Ohne lange zu zögern, machte sich das Mädchen auf den Weg zurück zum Markt. Kurz bevor sie jedoch die Gasse verließ, drehte sie sich noch einmal zu ihm und bedankte sich dafür, dass er sie beschützt hatte. Moment… Hatte er das getan? Ein wenig verdutzt sah er ihr nach, als sie sich auf den Weg machte und überdachte noch einmal, was er die letzten Minuten getan hatte. Während sich das Mädchen unter die Menge mischte, rauchte es über Rens Kopf vor lauter Gedanken, die hin und her schwankten. Sie hatte Recht… Aber warum beschützte er dieses Mädchen? Zwar versuchte ihm ein großer Teil seines sturen und stolzen Kopfes einzureden, dass er das nur tat, weil es nicht besonders gut ankam, wenn man eine verstümmelte oder tote Kollegin von einer Quest zurückbrachte, doch konnte es doch nicht nur das gewesen sein, oder? Dafür hatte er sich doch viel zu sehr um sie bemüht und selbst jetzt achtete er auf jeden Schritt des Mädchens, damit ihr nichts passierte. Das war so gar nicht seine Art… Was würde er wohl tun, wenn etwas geschah? Das hatte er eigentlich schon zuvor gesehen, als sie umgestoßen wurde. Für Ren war das kein gutes Zeichen… Er sollte wohl etwas besser auf sich achten…
Ein wenig neugierig beobachtete der Akuma aus der Ferne das Geschehen. Er konnte nicht verstehen über was die beiden sich unterhielten, aber Naomis Versuch an den alten Herren heran zu kommen, schien Früchte zu tragen. Als sie ihm dann von der Begegnung mit der leuchtenden Frau erzählte, schien er einen Moment lang in seinen Gedanken zu versinken… „Leuchtender Engel sagst du, hm?“, murmelte der Mann und kratzte sich an der Wange. „Lass mich überlegen… Das kommt mir bekannt vor…“ Nachdenklich rieb er über die Melone in seiner Hand und blickte das offenbar deprimierte Mädchen an. „Ich glaube, was du meinst ist Magie!“ Ach was? Jedoch gingen seine Mutmaßungen noch ein wenig tiefer und in eine interessantere Richtung. Auf jeden Fall wurde deutlich, dass es hier scheinbar wirklich nicht allzu viele Magier gab, denn er reagierte schon so, als wäre das etwas Besonderes. „So eine Art von Magie zeigen die Zirkusschwestern immer bei ihren Events! Da gibt es Feuer, Wasser, Donner und Blitze! Und eine von ihnen kann die ganze Halle in gleißendes Licht tauchen! Vielleicht hast du sie ja bei ihren Übungen gesehen, kleines Fräulein? Jedenfalls finden diese Events fast jeden Tag statt… Wohlmöglich sollte ich mit meinen Enkeln mal vorbeischauen…“ Er schien schon wieder ein wenig abgelenkt und in Gedanken versunken. Was würde Naomi wohl daraus machen können?

Scheinbar wusste der Alte genau, wovon sie sprach, sehr gut, das erleichterte ihr das Ganze ungemein. Scheinbar gab es eine Gruppe Schwestern, die mit einigen Elementmagien bestückt waren und welche hier regelmäßig eine Show abzogen, wahrscheinlich um Geld zu verdienen. Eine von ihnen beherrschte also Lichtmagie, interessant. Doch schon driftete der Mann wieder ab zu seinen Enkeln. Gleich konnte Naomi ihn in Ruhe lassen, doch eines musste sie noch von ihm wissen: "Gute Idee, aber wo finde ich die Damen? Wo treten sie auf, oder wo leben sie? Bitte sagen sie es mir", flehte sie den Mann an. Dieser schien wieder etwas zu ihr zurückzukommen, denn er sah sie wieder an. "Sie machen das auf dem Rosenmarkt, er ist östlich vom Zentralenmarkt hier, nicht zu verfehlen, er ist immer bunt, und voller lustiger Menschen, du kannst ihn nicht verfehlen mein Kind", er tätschelte ihr den Kopf und Naomi nickte: "Danke sehr Großväterchen, viel Spaß mit deinen Enkeln." Sie grinste und lief los, zurück in Richtung der Gasse, in der sie Ren zurückgelassen hatte. Es war eigentlich nicht schwer den großen Kerl zu finden, er hatte sie nicht aus den Augen gelassen und schien immer in Blickkontakt geblieben. So war es für Naomi einfach ihren Begleiter wiederzufinden und mit einem Lächeln auf den Lippen trat sie zu ihm.
"Okay scheinbar gibt es hier ein paar Schwestern, die zirkusartistisch sehr begabt sind. Die verfügen über verschiedene Elementarmagien und eine Lichtmagierin ist ebenfalls dabei. Auf einem Platz östlich von hier, geben sie angeblich täglich Vorstellungen und ich denke da sollten wir weiter machen", erzählte sie ihrem Begleiter, damit sie nicht unnötig Zeit verloren, wer wusste denn, wie lang die Vorstellungen waren und wann genau diese abgehalten wurden, aber wenn diese immer am Platz waren, dann sicher, weil sie dort in der Nähe lebten, es schien eine Art Bequemlichkeit zu sein, welches Menschen dazu trieb, dort zu arbeiten, wo sie es nicht weit zu ihrem Arbeitsplatz hatten. Wieso waren nicht alle Magier so? Doch wenn Naomi nachdachte, sie war ganz froh für eine Weile so weit von zu Hause weg zu sein, weg von all den Sorgen, die sie mit der Stadtgrenze versuchte hinter sich zu lassen. Wie es ihrem Papa wohl gerade ging, ob man im Krankenhaus auch gut auf ihn achtete, oder ob Onkel Gideon wieder jemanden beauftragte den im Koma liegenden aus seinem Leben zu entfernen? So viele Fragen, auf die sie keine Antwort hatte und dennoch war sie hier.

Mit strengem Blick beobachtete der junge Ren die Unterhaltung zwischen Naomi und dem alten Mann. Er hoffte wirklich, dass sie dieses Gespräch ihrem Ziel näher brachte, denn die beiden verbrachten verflucht viel Zeit an einer Quest, die eigentlich so vielversprechend einfach gewesen war. Erst jetzt wurde ihm diese Tatsache erst so wirklich bewusst, denn sehr lange hatte er diesen Gedanken vor sich hergeschoben und ignoriert. Es machte ihm schon ein wenig Sorgen, dass er sich gerade nicht besonders professionell verhielt, ganz im Gegensatz zu normaler Weise, wo er solche Aktionen wie Quests und Aufgaben so schnell wie möglich hinter sich brachte, nur um das Geld einzusammeln. Was mit ihm gerade nicht so recht stimmte, das verstand er selbst nicht, doch nichtsdestotrotz schwankte er zwischen Verdrängung und Sorge darüber…
Selbst jetzt bemerkte der junge Mann, dass er nicht wirklich auf das konzentriert war, was er eigentlich sollte. Seufzend fuhr er sich mit der Hand über das Gesicht und murmelte leise etwas vor sich hin. Kaum blickte er wieder auf, sahen ihn die großen braunen Augen von Naomi aus nicht allzu weiter Ferne an. Dass sie ihn immer so angrinste, brachte ihn noch mehr aus dem Konzept, denn wirklich gewöhnlich war dies für ihn so gar nicht. Ganz im Gegensatz zu ihm verhielt gerade die kleine Blondine sich erstaunlich professionell und berichtete sofort stolz was sie in Erfahrung gebracht hatte. Sein Plan war also gar nicht so schlecht gewesen und der kindlich anmutenden kleinen Dame traute man gut genug über den Weg, um sie in die Arme offensichtlicher Attentäter zu locken. Er selbst war sich nicht unbedingt sicher wie ernst zu nehmen diese Information von einem alten Mann war, doch etwas in ihm schrie danach, dass es doch bald mal voran gehen musste, oder? Kurz legte sich die Stirn des Mannes in Falten. Mitten auf einem öffentlichen Platz… Das hatte seine Vor- und Nachteile. Zum einen konnten sie nicht so leicht fliehen und das Weite suchen wie zuletzt, doch er konnte sie dort auch nicht wirklich damit konfrontieren. Vor allem machte Ren sich ein wenig Sorgen über die Aussage, dass es mehrere Schwester mit Magien waren. Schon diese eine Dame mit der Lichtmagie hatte den beiden Blue Pegasus Magiern gut zugesetzt… Noch einen etwas längeren Moment überlegte er, wie sie da ran gehen sollten, doch es half nichts. Sie mussten sich das Ganze erst einmal aus sicherer Entfernung anschauen bevor Ren einen richtigen Plan machen konnte. Kurz sah er Naomi an und überlegte, wie er sie für diese gute Arbeit belohnen sollte. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass es förderlich für ihren gemeinsamen Umgang wäre, wenn er sie gut behandelte, wenn sie etwas richtig tat. So würde sie es bestimmt wieder tun und er konnte sich irgendwie auf sie verlassen… Nur wie belohnte man Naomi? Wieder erinnerte er sich daran, dass sie Körperkontakt sehr zu schätzen wusste. Zwar war dies für ihn ein eher ungeliebtes Thema, doch es tat ihm nicht wirklich weh. Also warum nicht? Ohne vorher ein vorwarnendes Zeichen oder Wort von sich zu geben, beugte der junge Mann sich etwas nach unten zu dem Mädchen, legte die Arme um sie und umarmte sie. Ren wusste nicht so richtig wie man eine Dame richtig anpackte, doch fand er, dass eine Umarmung genug Abstand wahrte um ihn nicht in irgendwelche Verlegenheiten zu bringen. Es wäre gelogen, wenn er behaupten würde, dass er sich dabei nicht irgendwie komisch fühlte, doch im Gegensatz zu Naomi genoss er so etwas nicht unbedingt. Dass er sie dabei in etwas deprimierenderen Gedanken störte, konnte er ja nicht ahnen. Nur für einen kurzen Moment drückte er sie vorsichtig an sich und murmelte ihr etwas ins Ohr: „Gut gemacht Naomi-chan.“ Er betonte diese Worte nicht besonders und auch generell zeigte er kaum irgendwelchen Ausdruck, doch kurz darauf ließ er sie wieder los und packte ihre Hand um weiter zu gehen. Was sie dazu wohl zu sagen hatte? Und ob er sich nun wieder wegen seiner erfahrungslosen Naivität eine Ohrfeige einfing? Oder auch anderes? Wie auch immer, das konnte nur Naomi selbst sagen. Auf jeden Fall sollten sie sich nun bald an den Markt ran schleichen, nicht wahr?

Naomi wurde sanft aus ihren Gedanken gerissen, als sich plötzlich zwei arme um sie legten. Sanft schmiegte sie sich ihm entgegen und genoss die paar Sekunden, die er ihr nun schenkte, aber wieso tat er das? Was war in den Kerl gefahren, dass er ihr plötzlich so nah kommen wollte. Für das Mädchen etwas aus dem Blauen heraus und total ohne jeglichen Zusammenhang. Dennoch beschwerte sie sich nicht, Nähe war gut, Nähe wärmte und Nähe war einfach unbeschreiblich beruhigend. Ihre Sorgen schmolzen dahin und dann hörte sie seine Stimme, leise und nah an ihrem Ohr. Ein sanftes Lob unterstützt von der wenn auch noch recht zaghaften, aber dennoch eindeutigen Geste der Zuneigung. Scheinbar hatte sie den Auftrag, den er ihr gegeben hatte, zu seiner vollsten Zufriedenheit erledigt und er wollte ihr so zeigen, wie begeistert er war. "Das hab ich doch gern gemacht", da löste er sich auch schon wieder von ihr und fast hatte sie Angst, er würde sich wieder ganz von ihr zurückziehen, doch wie zuvor behielt er ihre Hand für sich. Sicher hatte er sich dafür eigentlich wieder ein Küsschen verdient, aber sein Gesicht war so fern und hoch über ihr, doch seine Hand, die war erreichbar. Also beugte sie sich herunter und drückte ihre Lippen kurz ganz sanft an seine Hand.
Wieso hatte er eigentlich eine solche Sorge um sie, wegen des Mannes, der sie leicht erwischt hatte? Es war doch nur ein Unfall gewesen, der in einer solchen Menge ab und zu mal vorkam. Nicht einmal Seraphim war so beschützend, wenn es um sie ging. Wahrscheinlich würde selbst Rio glauben, dass diese Maßnahmen übertrieben waren, doch wenn sie nachdachte, gestern hatte sie ihm noch erzählt, dass sie selbst sich sicherer fühlte, wenn man ihre Hand hielt. Vielleicht hatte dies in Rens Unterbewusstsein den Drang ausgelöst sie damit zu behüten, einfach, indem er immer ihre kleine Hand hielt? Auf jeden Fall ging Naomi nun wieder in seinem Schatten, nun leicht daneben und dennoch nah an seiner Seite, damit die vielen Rempler und Damen mit gefüllten Taschen, sie nicht einfach aus ihrem Weg manövrierten. Einmal traf sie auf einen Mann, der sie mit seiner Tasche doch einige Schritte zurückschob, sodass sie fast, die Hand verloren hätte, die sie so sicher mit sich zog. Doch zum Glück hatte auch der Besitzer dieser einen recht ordentlichen Griff. Weshalb Naomi sich an ihr zurück an seine Seite ziehen konnte, in Sicherheit. Zart rieb sie ihr Gesicht an seine Schulter, sie war froh wieder bei ihm zu sein.