Die Vorstellung hatte begonnen, es galt also mitzumachen. "Hey, ich bin Yuuki. Magst du dich zu mir setzen? Dann können wir ein bisschen reden, wenn es dir nichts ausmacht." Das Mädchen schaute ihn zunächst noch einige Momente lang abschätzend an, ehe sie auf einen nahen Sessel zuhopste, in den sie sich anschließend setzte. Sie schien ihre anfängliche Schüchternheit überwunden zu haben, fand Yuuki, angesichts der Konfrontation des neuen Verhaltens des Mädchens. Wahrscheinlich hatte sie ihn sich zuerst einmal anschauen wollen, ob er wohl nett und nicht etwa Furcht einflößend oder gar gefährlich wirkte. Wenn sie gewusst hätte, dass er mitunter die mächtigste Person in der Stadt war – mitunter deshalb, weil ja auch Aurora mit von der Partie war, und er hatte bisher noch nie das Vergnügen gehabt, seine Kräfte mit der Magierin messen zu können – ,dann wäre sie wohl nicht so entspannt und ruhig geblieben. Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß, schoss es dem Rotschopf durch den Verstand. Er hatte einen Plan, der wie folgt aussah: Als Erstes würde er Vertrauen zu dem Mädchen aufbauen, ehe er schließlich nach den unangenehmen Informationen nachbohren würde. Chrystie legte währenddessen ihre Hände auf ihre Oberschenkel und schaute ihn erwartungsvoll an. "Was willst du jetzt machen?" Eine ziemlich drastische Verhaltensänderung, was? Genau das fand Yuuki auch, weswegen er auch etwas verwirrt war, damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Zeit zu improvisieren. "Wie wäre es mit einem kleinen Fragespiel? Du stellst mir eine Frage, die ich beantworte und im Gegenzug darf ich dir eine stellen, einverstanden?" "Ok." Damit war das Mädchen also am Zug, sodass er sich schon die erste Frage ausdenken konnte. "Wer bist du und was machst du hier?" Diese Frage wurde so plötzlich gestellt, dass der Junge kurz den Faden verlor und das Mädchen einfach nur anstarrte. Da hatte sie ihn aber mächtig aus der Fassung gebracht, ziemlich erschreckend für ein Mädchen ihres Alters. "Ich heiße Yuuki Grynder und bin Magier. Ich wurde von der Stadt angefordert, um ihnen bei einigen Ermittlungen unter die Arme zu greifen. Jetzt bin ich aber dran." Leider hatte er immer noch keine Frage auf Lager, da er nicht sofort mit den Fakten rausrücken wollte. Aus diesem Grund sah er sich in dem üppig eingerichteten Wohnzimmer um, als sein Blick auf eine Vitrine an der Wand fiel. Dort waren zwei Verankerungen angebracht, jedoch wurde nur eine von einem reich verzierten Schwert benutzt. Sie hatte zwei Fragen gestellt, also durfte er auch zwei Fragen stellen, fand er zumindest. "Was ist das für ein Schwert in der Vitrine, und warum ist die eine Verankerung leer?" Bei seiner Frage drehte sich das Mädchen ebenfalls zur Vitrine um und nahm sie genau in Anschein. Danach drehte sie sich erneut zu ihm um und schaute ihn konzentriert an. "Das ist eines der beiden Erbstücke unserer Familie. Bei dem Schwert dort handelt es sich um Valnox, die Geisel der Untoten. Der Legende zufolge ist die Klinge magisch und äußerst effektiv gegen Kreaturen der Dunkelheit." Oh, wenn das Mal nicht interessant war. Doch aus irgendeinem Grund hatte sie ihre Erzählung an diesem Punkt gestoppt, was ihn dazu brachte, weiter nachzuhaken. "Und die zweite Klinge?" Das Gesicht des Mädchens nahm einen traurigen Ausdruck an. "Das zweite Familienerbstück. Es wurde uns damals gestohlen, als ..." An dieser Stelle unterbrach sich das Mädchen und schluckte schwer. Anscheinend waren es keine guten Erinnerungen. "Es handelt sich um Kyratil, die Klinge der Toten. Sie besitzt zwar einen ähnlichen Effekt wie Valnox, doch anstatt die Dunkelheit zu versiegeln, speichert sie die Energie ab. Was das jedoch bringen soll, weiß ich auch nicht."

Ein müder Blick war alles, was der alte Coby wohl für die Ilia übrig hatte, während er ihr seine Informationen vorstellte. "Ich wollte mithilfe dieses mächtigen Schwertes die Stadt vom Übel namens Lich befreien, doch ich bin zu alt und mir fehlt die Kraft, um dieses mächtige Wesen zu bezwingen." Es folgte nun ein tiefer Seufzer. "Wer hätte schon dem armen, irren Coby schon geglaubt?" Dies entsprach der Wahrheit, immerhin war der alte Mann zwar bei den meisten Leuten der Stadt beliebt, doch für voll nahm man ihn deshalb noch lange nicht. Wie sich auch gezeigt hatte, hegten vor allem die Soldaten einen Groll gegen den alten Mann, woher dieser kam, wusste jedoch niemand. Apropos Soldaten, wo waren denn unsere beiden tapferen Mitstreiter in Bedrängnis überhaupt? Diese nahmen ihre Beine in die Hände und sahen zu, dass sie sich so schnell es ging, aus dem Staub machten. Dabei war beiden das Überleben der Ilia wohl egal, hier galt es die eigene Haut zu retten und in solchen Situationen war, bei normalen Leuten wenigstens, das Sprichwort "Jeder ist sich selbst der Nächste". Nachdem die beiden Soldaten auf den, aus dem Boden schießenden Arme und Hände eingehackt und sie erfolgreich zerstört hatten, rannten sie nun so schnell es ging in Richtung Ausgang, immer schön darauf bedacht, den aus dem Boden brechenden Untoten auszuweichen.
Zurück in der Hütte beantwortete der alte Friedhofswächter soeben die nächste Frage des Mädchens. "Diese Hütte hatte schon immer zwei Funktionen besessen. Einerseits diente sie dem Friedhofswächter als Bleibe, von der er aus seiner Arbeit nachgehen konnte. Andererseits diente sie als Grabwächterhaus, denn hier befindet sich der einzige noch vorhandene Durchgang zur unterirdischen Grabkammer des Lich." Daraufhin zeigte der alte Mann auf den verschmutzten Teppich. "Darunter liegt der Eingang zur Grabkammer. Dieses grüne Zeug dient dem Monster als Lebensenergie, weshalb ich Nacht um Nacht diese Untoten getötet habe, um ihre scheußliche Kraft in dieser Klinge zu versiegeln. Du musst wissen.", fuhr er fort. "Wenn man diese Untoten mit einer einfachen Klinge trifft, so saugt die Erde diese Flüssigkeit auf und der Lich erstarkt weiter. Noch kann er nicht ausbrechen, doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis es geschieht." Plötzlich begannen die Beine des Alten zu zittern, so viel Gefasstes und Logisches hatte er bisher noch nicht von sich gegeben oder? Mit einem lauten Krachen ging er zu Boden und schaute Aurora wehleidig an. "Es ist zu spät für mich. Rette die Sta ..." Und in diesem Moment verlor er das Bewusstsein.

Entweder benutze der alte Coby sie, indem er ihr die falschen Informationen zukommen ließ. In diesem Falle würde das Schwert, was sie nun in Händen hielt, einen anderen Effekt haben, als er beschrieben hatte und wenn er tatsächlich irgendwie mit dem Lich verbündet war, dann war dieser Effekt sicherlich kontraproduktiv. Wahrscheinlich würde es in diesem Falle den Lich sogar noch stärken, wenn man all die dunkle Energie auf einer Stelle sammelte. Allerdings sprach der Ohnmachtsanfall des alten Mannes dagegen, denn selbst aufgebuffte Schauspieler und Täuscher könnten wahrscheinlich nicht so lebensecht in Ohnmacht fallen - und dass er wirklich ohnmächtig war und nicht etwa tot, danach hatte sich Aurora natürlich sofort erkundigt. Nein, sein Herz schlug noch, warum auch immer er ohnmächtig geworden war, wahrscheinlich war es die Aufregung oder schiere Panik gewesen.
Oder der alte Coby wusste nicht, dass zwei ähnliche Schwerter existierten und hatte versehetlich das falsche benutzt. In diesem Fall handelte es sich um ein Versehen, das entweder vollkommen unrelevant sein würde - nämlich, wenn der Unterschied der Schwerter nichtg relevant war - oder fatal sein würde, wenn, wie angedeutet, dieses Schwert hier den Lich stärken würde.
Oder aber drittens, das Mädchen, mit dem sich Yuuki in diesem Moment unterhielt, erzählte die Unwahrheit, obwohl sie wohl keinen Grund dazu hatte, oder? Denn was würde es ihr nützen, den Rotschopf, der der Stadt helfen sollte, und seine Partnerin, die sie nicht kannte, in Gefahr zu bringen, indem sie ihm die falschen Informationen gab? Darüber könnte man nachdenken, aber Aurora tat es in diesem Moment selbstverständlich nicht, da sie keine Ahnung hatte, dass sich die Aussagen der beiden Dorfbewohner voneinander unterschieden. Stattdessen stand sie einen Moment recht ratlos da, blickte von dem grünen Fleck auf dem Teppich zur Tür der Hütte und wieder zurück. Vielleicht war es nur ihre übliche Paranoia, aber irgendwie traute sie dem Alten immer noch nicht, auch wenn er hier gerade in höchst dramatischer Weise sein Bewusstsein verloren hatte. Wenn er die Wahrheit gesagt hatte und das grüne Zeug diente dem Lich als Energie, wie konnte er dann zulassen, dass es hier einfach weiter herumlag? Und wieso gleich in so einer großen Menge? Vielleicht hatte er es ja auch gesammelt... aber wahrscheinlich war das ein wenig übertrieben. Die Qual der Wahl blieb für das Mädchen also zwischen der Grabkammer des Lichs, um ihn einfach sofort zu töten oder der Umgebung der Hütte, wo wahrscheinlich schon die Untoten warteten. Jeder normale Mensch hätte sich ein wenig Zeit gelassen mit dieser Entscheidung, aber Aurora nicht. Das eine war eng und unterirdisch, das andere draußen. Sofort stürmte sie aus der Hütte, das reich verzierte Schwert in der Hand, da sie zumindest nicht gegenüber diesem Teil misstrauisch geworden war. Und da sie weit mehr Angst vor der Enge dort unten hatte, als vor einer ganzen Armee Untoten, würde sie wohl lieber draußen bleiben.

Der Grynder interessierte sich noch etwas für diese ganzen magisch-mystischen Waffen, weshalb er sich einfach mal entschloss, noch etwas nachzubohren. Er konnte keineswegs wissen, mit was seine Partnerin in eben jenem Moment im Friedhof konfrontiert wurde, doch er hatte Interesse daran entwickelt, weshalb er nun mehr erfahren wollte. "Du scheinst ziemlich viel darüber zu wissen. "Interessierst du dich denn für so etwas?" Nachdem seine Frage verklungen war, schaute ihn das Mädchen sichtlich erfreut an, anscheinend hatte er soeben einen Volltreffer errungen. "Ja tue ich. Ich will eines Tages mal eine berühmte Archäologin werden." Dieser Satz war eher etwas beschämt genuschelt worden und man sah ihr an, dass ihre Wangen etwas an Röte gewonnen hatten. "Warte kurz, ich hole etwas, dass dich interessieren könnte." Und damit war sie auf und davon. Wahrscheinlich kam ihr diese Pause auch zugute, um die Röte verfliegen zu lassen, doch wer wusste schon, was sie dachte und machte. Yuuki für seinen Teil war sich sicher, dass er auf jeden Fall keinen schlechten Eindruck hinterlassen und das Vertrauen des Mädchens wenigstens teilweise gewonnen hatte. Dann konnte er sich ja bald den etwas ungemütlicheren Fragen zuwenden, auch wenn das trotz allem kein Zuckerschlecken werden würde. Höchstwahrscheinlich hatte sie selbst ziemlich viel Glück gehabt, dass sie mit heiler Haut davon gekommen war, wenn man bedachte, dass selbst ein hervorragend ausgebildeter Soldat anscheinend keine Chance hatte und überwältigt wurde. Diese und weitere Gedanken beschäftigten den Magier weiter, sodass er nicht bemerkte, wie Chrystie wieder zurückkam, und einen dicken Wälzer auf den Tisch heruntersausen ließ. Das Knallen war mehr als genug, damit Yuuki zusammenschreckte und sich kurz verwirrt umsah. Da hatte sie ihn ganz schön erwischt, was? Chrystie selbst hatte das jedoch gar nicht bemerkt und blätterte schon wild in dem dicken Buch herum, anscheinend erpicht drauf, ihm etwas Wichtiges zu zeigen. "Hier schau mal, da steht etwas zu diesen alten Gegenständen." Nach diesem Satz trat sie nun etwas von dem Tisch zurück, damit er wohl freie Sicht auf die Seiten hatte. Die meisten von ihnen waren schon gelblich, was von dem hohen Alter des Buches zeugte, das wahrscheinlich aus diesem Grund auch ziemlich wertvoll war. Doch nun zur Sache. Vorsichtig beugte er sich vor, damit er auch lesen konnte, was darin geschrieben wurde. Valnox, dreifach geschmiedeter Silberstahl, angefertig im Jahre 467 ... – uninteressant, weiter unten nachschauen – ... gesalbte und geheiligte Klinge. Hochmagisch, neutralisiert Finsternismagie. So viel also erst mal zu Valnox. Dazu gab es noch ein äußerst detailliertes Bild, welches dem Schwert in der Vitrine eins zu eins glich. Darunter war auch schon von Kyratil die Rede. Die Klinge des Geisterkönigs. Herstellungsdatum- und weise unbekannt. Wurde im Jahre 472 beim Tod des Geisterkönigs von dessen Bezwinger Carlos Corta in besitz genommen. Das Schwert ist in der Lage, Energie von Magien und Gegenstände, die von dem Element der Finsternis durchdrungen sind, zu absorbieren und abzuspeichern. Während der Magier ganz in dem Buch vertieft war, nahm sein Gegenüber das silberne Medaillon ins Auge. "Hey, sag mal, was hast du denn da für ein Medaillon?"

Die meisten Untoten hatten sich aus ihrem erdigen Gefängnis nun befreut und wanderten im Friedhof unschlüssig umher. Nun, zumindest die meisten. Einige von ihnen liefen auf den Ausgang der Ruhestätte zu, wahrscheinlich um den Soldaten in die Stadt zu folgen. Andere wiederum schienen wie magisch angezogen von dem Wächterhäusschen, ob sie ihr Meister in der Grabkammer wohl rief?

Oho, also rannte Aurora hier mit der Klinge des Geisterkönigs selbst herum? Na, wenn das Mädchen das gewusst hätte... hätte sie das Schwert am Ende der Quest wahrscheinlich einfach mitgehen lassen. Jeden anderen hätte so eine Waffe wohl abgeschreckt, aber Aurora wurde nahezu magisch davon angezogen. Man konnte Schönheit über Blumen oder Sonnenuntergänge definieren, aber die Ilia würde dies eindeutig über eine Waffe erledigen - eine Waffe wie diese zum Beispiel. Denn Blumen konnte man zertreten, sie waren so vergänglich, so schwach... aber dieses Schwert ganz bestimmt nicht.
Das Mädchen hatte die Hand fest um den umwickelten Griff geschlossen, als sie auf den ersten Untoten zu rannte, der ihr vor die Füße lief. Sie hatte bisher nur Geschichten von den lebenden Toten gehört, aber noch nie einen gesehen. Als sie ihm ins Gesicht sah - oder in das, was davon übrig war - stellte sie fest, dass sie dessen auch nicht bedurft hatte. Dieser Exmensch hatte nämlich ein wenig zu lange in seinem Grab gelegen, wie sie fand, ehe er wieder aufgestanden war. Die Haut über den Knochen war verfault und stellenweise schauten diese hindurch, ein Teil seiner Nase fehlte ganz. Augen besaß der Zombie auch keine mehr, stattdessen prangten schwarze, faule Löcher an deren Stelle, die die Ilia anschauten. "Wah... putz dir mal die Zähne, du hast Mundgeruch!", stellte sie nur trocken fest, ehe sie die Klinge auf den Kopf des Untoten zurasen ließ. Aber anstatt dass diese den Kopf von den Schultern trennte, begann sich die magische Kraft des Schwerts zu entfalten, sobald es die Haut des Zombies erreichte. Es war, als hätte diese Berührung die Zeit verschnellert, sodass Zeitalter der Verrottung innerhalb eines Sekundenbruchteils abzulaufen schienen. Mit erstauntem Blick beobachtete Aurora, wie der Zombie schwarz wurde, zusammenschrumpelte und schließlich zu schwarzen Krumen zerfiel. Bewundernd sah sie die Waffe in ihrer Hand an und grinste. Episch, das Teil, einfach episch...
Dieses fast ein wenig irre Grinsen wich nicht von ihrem Gesicht, als sie sich mitten ins Meer aus Untoten stürzte und wahllos auf alles einigermaßen menschliche einschlug, das vor ihren Augen zu Staub wurde. Was für eine Arbeit das wohl ohne das Schwert gewesen wäre...

Yuuki brauchte einige Momente um seine Konzentration auf das Mädchen und ihre Frage zu konzentrieren. Aber hatte er auch wirklich richtig verstanden, dass sie nach seinem Medaillon gefragt hatte? Riza ... Ein einziges Wort, was sofort immense Traurigkeit in ihm auslöste. Warum konnte er selbst nach so vielen Jahren nicht von ihr loslassen? Womöglich lag es ja genau an dem Medaillon mit ihrem Bild, weswegen er einfach nicht von ihr lassen konnte. Er biss die Zähne zusammen und ermahnte sich, zusammenreisen war das Motto. Keineswegs durfte er sich jetzt von dem Mädchen abwenden oder seinen Frust an ihr auslassen, sie hatte erstens rein gar nichts hiermit zu tun, andererseits waren ihre Informationen für die Lösung des Falles unerlässlich, weshalb er es sich nicht mit ihr verscherzen durfte. Nicht, nachdem er schon so viele Pluspunkte gesammelt hatte. Aus diesem Grund nahm er einen tiefen Zug, ehe er langsam und seufzend wieder ausatmete. "Darüber möchte ich nicht reden, tut mir leid. Das ist weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort dafür." Unglaublich, wie viel Anstrengung es ihn kostete, sich zu beherrschen. Normalerweise reagierte er viel abweisender oder patziger auf eine solche Frage, aber das Mädchen hatte selbst erst vor kurzer Zeit etwas Schlimmes durchlebt, also war es doch einigermaßen verständlich, dass er sich zu beherrschen versuchte. Chrystie schien ihm anzusehen, dass er sich bei dem Thema nicht sonderlich wohl fühlte und ihm wohl aus diesem Grund aus dem Weg zu gehen schien, doch aus irgendeinem Grund wollte sie nicht locker lassen. "Bitte, ich würde gerne mehr darüber erfahren. Wenn du willst, erzähl ich dir dann auch über den Vorfall auf dem Friedhof." Na, wenn das Mal kein Angebot war. Doch trotzdem, für Yuuki ungenügend, weshalb er noch einen draufsetzte, in der Hoffnung, dass er Chrystie damit abwimmeln konnte. "Nur, wenn du mir auch erzählst, was dir widerfahren ist, sodass du nun hier leben musst." Man musste es dem Mädchen lassen, ein normaler Bürger hätte nichts von dem inneren Aufruhr mitbekommen, der zur Zeit in dem Mädchen zu toben schien. Doch dem Grynder entiging keineswegs das kurze Zucken ihrer Augenwinkel oder das Zusammenbeißen ihrer Zähne. Was Yuuki jedoch nicht wusste war, dass Chrystie großen Gefallen an ihm gefunden hatte und ihn sehr vertrauenswürdig fand, weshalb sie nicht sicher war, ob sie ihm von ihrer Vergangenheit erzählen wollte. Kein anderer hatte sich bisher ebenfalls für Archäologie interessiert, sein Onkel wollte, dass sie etwas mit mehr Zukunft anpeilen sollte, und seine Frau unterstützte ihn ebenfalls. Sie biss sich leicht auf die Unterlippe, während sie ihn abschätzend anschaute. "Na gut, aber du musst mir versprechen, dass du es niemandem erzählen wirst. Und es muss unter uns beiden bleiben, verstanden?" Ein todernster Ausdruck war auf ihrem Gesicht erschienen, doch der Lamia Scale Magier hatte auch gar nicht vor, sein Wort zu brechen und irgendetwas weiterzuerzählen. Was zwischen ihnen beredet werden sollte, würde auch zwischen ihnen beiden bleiben. Das Angebot war wichtig genug für ihren Auftrag, sodass er das Professionelle über das Persönliche stellte. Immerhin musste er ja auch nicht alles kleindetailliert erzählen, oder? "Natürlich, ich verspreche es dir." "Gut. Also dann werde ich mal beginnen." Und damit nahm sie eine angenehmere Sitzposition ein, ehe sie zu erzählen begann.

Die Untoten in den unteren Ebenen bemerkten allmählich, dass sich eine Person aus Fleisch und Blut auf dem Friedhof befand, weshalb sie sich langsam auf sie zubewegten. Dabei gaben sie stöhnende Laute von sich. Wären sie denkende und fühlende Lebewesen gewesen, so hätten sie wahrscheinlich versucht auf Distanz zu bleiben, denn die Ilia hatte eine mehr als nur tödliche Waffe in ihren Händen. Jeden Untoten, den sie berührte, verdorrte und brach als ein Haufen Knochen zusammen. Plötzlich setzte ein leichtes Beben ein, was einige Untote von den Füßen holte. Es dauerte nur einige Sekunden lang an, doch bei dem Ursprungsort handelte es sich ganz deutlich um die Grabkammer unter der Erde. Was es wohl zu bedeuten hatte?

Schlag, Stich, Schwinger... Aurora fühlte sich wie im siebten Himmel. War es eine beunruhigende Tatsache, dass sie gerade total abging und beinahe wie in Ekstase durch Reihen von Untoten stürmte? Sie musste nicht einmal besonders viel Kraft in ihre Schläge legen, da die Zombies alle von alleine den Gar aufgaben, wenn sie sie nur berührte. Es war wie ein Spiel, ein aufregendes, faszinierendes Spiel, das so viel Spaß machte, wie schon lange nichts mehr. Sie achtete gar nicht wirklich darauf, wo sie gerade lang lief, viel wichtiger war, wie viele ihrer Gegner sie schon niedergestreckt hatte. 51. 52. Ein Schwertstreich hätte eigentlich einen sauberen Herzstich verursachen sollen, aber so verknöcherte der Untote nur schnell. 53. Sie hatte noch nie so wahllos auf sich bewegende Wesen einschlagen können, wenn sie mit anderen geübt hatte, dann nicht mit richtigen Waffen und mit Rücksichtnahme auf wichtige, verletzliche Stellen. Hier musste sie nichts dergleichen tun, konnte ihren Aggressionen vollkommen freien Lauf lassen, vollkommen ungehindert auf die Untoten eindreschen, sie töten... wenn man denn hier von töten sprechen konnte. Richtig verstanden, es machte ihr Spaß, (Lebe)Wesen zu töten, ihnen das Leben zu nehmen, sie auszulöschen, zuzusehen, wie sie starben... war das abartig? War das krank? Vielleicht, aber falls es so wäre, dann wäre es der Ilia in diesem Moment scheißegal. Schließlich war es ihre Aufgabe, diese zurückgekehrten Toten dem Erdboden gleich zu machen, nicht sie zu verhauen und dann mit mahnendem Blick nach Hause zu Mutti zu schicken! Außerdem waren sie selber Schuld, ihr auch noch entgegen zu wanken und ein Heulkonzert zu veranstalten, allein dem Mädchen zu Ehren, was da eimerweise Zombieenergie in ihr Schwert absorbierte, ohne es zu wissen. Hoffentlich war diese Schwert nicht zweischneidig, denn inzwischen hatte sie dermaßen viel Energie angesammelt, dass das sicherlich reichen würde, um einen müden Lich wieder topfit zu machen...
Apropos... auf einmal begann die Erde unter ihren Füßen zu beben und sie musste innehalten, um nicht umzufallen. Viele der Zombies waren nicht ganz so schlau und landeten auf dem Boden - aber hätte man was anderes von lebenden Leichen erwartet? Etwa, dass sie Gehirn hatten und es auch benutzen konnten? Aber das Beben an sich war schon eher gefährlich. Zum einen hatte es Aurora aus ihrem Kampftaumel gerissen, sodass sie, nun kerzengerade da stehend, zur Hütte des alten Coby blickte und wachsam musterte, was sich ihr dort zeigte. Keine Veränderung... aber vielleicht sollte sie nachsehen! Also machte sie auf dem Fuße kehrt und rannte so schnell sie konnte, zu beiden Seiten Untote zerlegend, zur Hütte.

"Also, es geschah vor gut einer Woche.", begann sie die Erzählung ihrer Geschichte. "Ich befand mich am Friedhof, weil ... ich meine Eltern besuchen wollte." Bei diesen Worten konnte man das Schlucken des Mädchens deutlich hören, anscheinend traf sie dieses Thema sehr schwer. Verwunderlich also, warum sie es ihm erzählte, fand Yuuki. Immerhin kannten sie sich gerade erst mal nach einer guten halben Stunde, war er denn wirklich so vertrauenswürdig? Sollte dies öfter der Fall sein, so ließe sich diese Fähigkeit bestimmt ideal zur Informationsbeschaffung nutzen. Wie dem auch sei, es ging ja weiter mit der Geschichte. "Auf einmal hörte ich ein seltsames Stöhnen, und als ich aufblickte, waren sie da. Vier dunkle Schemen, die sich auf mich zubewegten. Da bekam ich es mit der Angst zu tun und lief so schnell nach Hause, wie ich konnte." Nun legte sie eine kleine Pause ein, um ein Schlückchen Tee zu sich zu nehmen. "Anschließend erzählte ich meinem Onkel, was passiert war, sodass er sofort darauf hin die Wachen alarmierte und den Friedhof durchsuchen ließ. Doch sie fanden nichts. Aber alle, die sich dort befanden, einschließlich ich selbst, haben etwas gespürt. Es lag etwas Dunkles und Erdrückendes in der Luft. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll.", fügte sie sichtlich überfordert hinzu, während sie mit ihren Händen wild herum gestikulierte. Die Informationen, welche er erhalten hatte, waren einerseits sehr aufschlussreich, andererseits wiederum sehr besorgniserregend. Dunkle Schemen auf dem Friedhof, die seltsame Laute von sich gaben. Hmm, das hört sich ganz nach Zombies an, schoss es ihm durch den Kopf. Diesen Gedanken wollte er jedoch ganz schnell wieder verscheuchen, denn das würde ziemlich großen Ärger für sie alle bedeuten. Und vor allem für Aurora, die zurzeit den Tatort genauer untersuchte. Ein Blick aus dem Fenster zeigte, dass es bereits dunkel geworden war. Hoffentlich befand sich Aurora nicht in Gefahr oder in einer brenzligen Situation, während er selbst hier saß und sich gemütlich unterhielt. "Weißt du, ich bin damals ganz knapp dem feurigen Tod entkommen." Chrysties leise geflüsterten Worte ließen den Grynder zusammenzucken, sie hatte ihn mal wieder aus seiner Gedankenwelt gerissen. Doch irgendetwas an ihren Worten ließ ihn stutzen. "Was meinst du damit, dem feurigen Tod?" "Naja, ich erinnere mich an diese Nacht nicht mehr genau, aber mein Onkel meinte, dass eine Gruppe randalierender Jugendlicher unser Haus angezündet hätte und ..." An diesem Zeitpunkt hielt sie verwirrt inne, und der Grund dafür war Yuuki. Es lag ganz deutlich auf der Hand, dass ihn diese Nachricht sehr erschüttert hatte, denn sein Gesicht drückte eiskalte Entschlossenheit aus und seine Augen loderten hasserfüllt. "Sag mir alles, was du weißt!" Kein netter Ton mehr, nein, vielmehr hatte er einen befehlshaberischen angenommen. Es schien ganz so, als ob ihn irgendetwas an ihrer letzten Aussage tief in seinem Innerem getroffen hatte.

Auora wollte also zur Hütte. Das einzige Problem hierbei stellten lediglich einige Dutzend Untote dar, die sowieso schnell fallen würden, sollte die Ilia ihren Rhythmus beibehalten. Denn im Gegensatz zu einem richtigen Kampf waren die Untoten eigentlich gar nicht so gefährlich, sofern man sie auf Abstand hielt, wie Aurora es nun tat. Und mit einer solchen Waffe wie Kyratil – denn sie wusste nicht, dass es sich bei der Klinge keineswegs um Valnox handelte – war diese Aufgabe auch leichter getan als gesagt. Ein einzelner Treffer saugte dem Zombie schon jede dunkle Energie aus dem toten Leibe, sodass er einfach ausgedorrt zusammenbrach. Plötzlich gab es ein weiteres und etwas intensiveres Erdbeben, bei dem die Hütte auch kräftig in ihren Grundfesten erschüttert wurde. Die weiter entfernt befindlichen Untoten fielen wieder zu Boden, doch jene, die näher an der Hütte und der jungen Magierin waren, standen weiterhin aufrecht. Was war denn hier auf einmal los? Und dabei blieb es nicht, denn die meisten von ihnen liefen und taumelten so schnell sie konnten in Richtung der höchsten Ebene, um Aurora anscheinend den Weg abzuschneiden. Es schien ganz so, als ob sie versuchten die junge Frau daran zu hindern, die Hütte erneut zu betreten. Apropos Hütte, sah sie etwas anders aus als vorher? Konnte man nicht genau sagen, was jedoch klar war, war der Fakt, dass sie nun vor dunkler Energie troff. Weitere Erdbeben zeugten davon, dass sich der Lich anscheinend noch nicht befreit hatte, sondern weiterhin gegen sein magisches Gefängnis ankämpfte. Alles in allem konnte man also sagen, dass noch etwas Zeit blieb.
Mittlerweile stiegen auch immer mehr Untote aus ihren Gräbern, von denen es manche sogar schon zur Stadt geschafft hatten, was man an den vereinzelten und verängstlichten Schreien der Bürger schließen konnte. Noch hielten die wenigen Wachen am Eingang des Friedhofs stand, doch wie lange würde es wohl dauern, ehe ihre Linie schließlich zusammenbrach und sie überrumpelt wurden? Im Gegensatz zu Aurora verfügten sie nämlich über keine magische Waffe, sondern mussten mit brachialer Gewalt auf die Kreaturen der Finsternis einschlagen, um sie zu stoppen. Wieder zurück zur Hütte, was war eigentlich mit dem alten Coby? Sollte es Aurora gelingen, die Reihe der Untoten zu durchbrechen und überwinden, so würde sie ihn keineswegs weiterhin bewusstlos am Boden liegen sehen. Vielmehr würde er an seinem Tisch sitzen und sie schelmisch grinsend anschauen. Was das wohl zu bedeuten hatte?

Um einer aufgebrachten Ilia den Weg abzuschneiden musste man schon mehr tun, als ein paar wandelnde Leichen zwischen ihre Füße zu werfen! So einfach ließ sie sich nicht unterkriegen, hieb weiter auf die dunklen Wesenheiten ein, saugte ihre Energie auf... aber warum, wenn sie sie vernichtete und die Energie angeblich versiegelte, warum passierten dann so seltsame Dinge mit dieser Hütte? In einem halbwegs ruhigen Augenblick konnte sie sehen, wie sich dunkle Energie darum geballt hatte - und das passte irgendwie nicht in ihren Stand der Dinge. Der alte Coby hatte gesagt, dass die Klinge die dunkle Energie, die dem Lich als Grundlage diente, versiegelte, sie also unschädlich machte und damit den Lich aufhielt. Also sollte sie hier etwas produktives tun, vorteilhaft für ihre Seite und nicht etwa untoten Fürsten auf die Beine helfen. Das, was ihr Auge ihr da zeigte, sah aber nicht besonders hilfreich aus... denn aus irgendeinem Grund schien weitaus mehr Energie vorhanden zu sein, als zuvor. Das konnte also nur bedeuten, dass... ich Recht hatte. Dieser Schweinehund hat mich irgendwie belogen, ich wusste doch, dass er mir nicht geheuer war. Er und sein dramatischer Abgang, seine Redensart, seine schso ausgeprägte Altersverwirrung... der wollte doch nur, dass ich die Untoten fertig mache. Von wegen, er wollte die Stadt retten... so wie das aussieht ist dieses Schwert nicht ganz das, wofür ich es gehalten habe... Zum Glück war sie nicht mehr allzu weit von der Hütte entfernt, also war sie nicht mehr gezwungen, besonders viele der wandelnden Leichen auszusaugen. Als sie auf der Terasse angekommen war, ließ sie das Was-auch-immer-bewirkende-Schwert in ihrer Taschendimension verschwinden und beschwor stattdessen ihr normales wieder, bevor sie die Tür eintrat und mit einem "Arschloch, wo steckst du?!" in die Hütte sprang. Arschloch? Hatte sie jemals so geflucht? Bisher wohl eher selten, sie war doch sonst immer recht freundlich zu den meisten Menschen, aber dieser hier hatte sie wahrscheinlich gerade nach Strich und Faden ausgenutzt. Und das Grinsen auf seinem alten Gesicht machte die Sache nicht besser, nein, im Gegenteil, es stachelte das Mädchen nur noch weiter an. "Was für ein Spiel wird hier gespielt", fragte sie mit wütendem Gesichtsausdruck, während sie mit der freien Hand die Tür schloss und verriegelte. Vielleicht blieben die lebenden Toten dann ein wenig länger draußen, sodass sie etwas mehr Zeit hatte, dem Alten den Marsch zu blasen. Also wirklich...! War er einfach bescheuert, lebensmüde, dumm oder hinterhältig planend und böse? Egal, sie war sauer auf ihn!

Chrystie schien ziemlich verängstigt von der plötzlichen Veränderung seines Verhaltens zu sein, und das aus gutem Grund. In diesem Augenblick dachte sie darüber nach, wie dumm sie gewesen war, und dass sie ihn womöglich falsch eingeschätzt hatte. Warum hatte sie ihm nur von dem Tod ihrer Eltern durch den Brand in ihrem Haus erzählt? Es lag doch ganz deutlich auf der Hand, dass er eigentlich nichts über das Medaillon hatte sagen wollen, doch ihre verdammte Neugier hatte sie so weit getrieben, dass sie ihn in eine Ecke gedrängt und ihn zu einer Abmachung genötigt hatte, konnte man sagen. Nie und nimmer hätte sie sich auch nur ausmalen können, dass er so extrem auf ihre Geschichte reagieren würde. Und seltsamerweise spornte sie das Ganze nur noch weiter in ihrer Neugier an, was war ihm Schlimmes wiederfahren, das solch eine Reaktion gerechtfertigte? "Hör auf, du machst mir Angst.", sagte sie leise. Diese Worte brachen den Grynder aus seinem Hasszustand zurück in die Realität. Zwar pochte das Adrenalin immer noch durch seinen Kreislauf, doch er war einen Schritt zu weit gegangen und hatte das Mädchen anscheinend ziemlich verängstigt. Wahrscheinlich hatte er durch seine Reaktion soeben jegliche Sympathien ihrerseits verloren, doch das war ihm mittlerweile egal. Er hatte die Informationen erhalten, die er benötigte, und hatte soeben einen kleinen Bonus erhalten, der aber rein gar nichts mit ihrem jetzigen Auftrag zu tun hatte. Endlich, nach über einem halben Jahr hatte er endlich eine Spur gefunden, die ihn hoffentlich zu den Mördern Rizas bringen würden. "Es tut mir Leid, wenn ich dich verängstigt haben sollte, aber ich muss es wirklich wissen. Was weißt du über die Leute. Sag mir alles, was du weißt!" Bei diesen hart ausgesprochenen Worten umgriff er mit seiner rechten Hand das Medaillon, vielleicht konnte er endlich Frieden schließen, wenn er diese Leute fand und sich um sie kümmerte. Doch was würde er tun, sobald er sie traf? Das wusste er noch nicht, weshalb er sich einfach entschloss, diesen Gedanken in der Luft zu lassen und sich auf die jetzige Befragung zu konzentrieren. "Ich ..." Ehe sie jedoch etwas sagen konnte, begann in diesem Moment eine laute Glocke zu schlagen, was sie verstummen ließ. Beide traten sie gleichzeitig an das Fenster und schauten auf die Straße, auf der viele Leute und Wachen hektisch herumliefen. Alle versuchten möglichst in das nächstbeste Haus zu kommen, doch die Wachen sammelten sich vor dem Haus, ganz so, als ob sie auf ihren Hauptmann warteten. Und wenn man schon vom Teufel sprach, trat dieser höchstpersönlich in den Raum und schaute mit ernstem Gesichtsausdruck seine Nichte an. "Chrystie, ab in den Keller mit dir. Du weißt, was in solchen Situationen zu tun ist, vergiss auch nicht alles ordentlich abzuschließen. Deine Tante wartet dort unten bereits. Kommt nicht heraus, ehe ich mich melde und euch Bescheid sage, dass alles in bester Ordnung ist." Anschließend wandte er sich dem Rotschopf zu. "Ihr kommt mit mir mit." Verflixt und zugenäht, was war hier los? Er wollte gefälligst wissen, womit er es hier zu tun hatte, ehe er sich unbedacht auf irgendetwas einließ. "Was ist denn los?" Während das Mädchen eiligen Schrittes aus dem Raum trat, ging der Hauptmann auf die Vitrine zu und öffnete sie. "Meine Männer melden mir wandelnde Leichen auf den Straßen, und es werden mit jeder Minute mehr. Der ganze Friedhof ist voll damit und meine beiden, dort stationierten Männer haben mir gemeldet, dass sich eure Partnerin dort ebenfalls aufhält." Verdammter Mist, also hatte er wirklich richtig gelegen und Aurora schwebte in Gefahr. Und was hatte er derweilen getrieben? Tee getrunken und sich über Sachen unterhalten, die zwar sehr wichtig waren, jedoch nichts mit der Quest zu tun hatten. Es war höchste Eisenbahn, dass er endlich auch in Aktion trat und seine Partnerin womöglich rettete. Währenddessen hatte Corta das reich verzierte Schwert aus der Vitrine geholt und hielt es prüfend in seinen Händen. "Ob das alles auch mit dem Diebstahl von Kyratil zusammenhängt?"

Der alte Mann, bei dem es sich eigentlich um Coby handeln sollte, schaute sie – ungewöhnlich für ihn – höhnisch lächelnd an. "Warum schreist du denn so rum? Ich kann dich doch auch so gut hören." Mit einem Mal klang seine Stimme auch komplett anders, denn sie war gefasst und hatte seltsamerweise einen etwas rechthaberischen Ton bekommen. Auch der Ausdruck und das Aussehen seiner Augen hatten sich gewaltig verändert. Wo er vorher haselnussbraune Augen hatte, mit welchen er träge herumschaute, besaß er nun pechschwarze Augen, aus welchen er das Mädchen arrogant anblickte. Damit verbunden hatte sich auch seine Gestalt und die Art zu Gestikulieren verändern. Statt gebeugt und träge herumzustehen, stand er nun sehr aufrecht, und obwohl er ein Stück kleiner als Aurora war, so hatte man trotzdem das Gefühl, dass dieser kleine Mann auf einen hinabschauen würde. Während er seine nächsten Worte sprach, nahm sein Gesicht einen zornigen Ausdruck an. "Was glaubst du überhaupt, wie du mit mir reden kannst? Du hast hier einen König vor dir, also verbeug dich gefälligst!" Die letzten Worte wurden irgendwie seltsam gepresst ausgesprochen und das Nächste, was die Magierin spüren würde, war ein immenser Druck auf den Schultern, der sie tatsächlich dazu bringen sollte, sich zu verbeugen. Daraufhin wandte er sich etwas von ihr ab und begann hysterisch zu lachen. "Diese Narren. Keiner von ihnen hat bemerkt, wie ich stärker und stärker wurde. Und der Einzige, der Veränderungen auf seinem Friedhof spürte, galt in der Stadt als verrückter Tölpel und wurde für nicht ganz dich gehalten. Was für eine Ironie.", brachte er lachend heraus. "Das Geschlecht der Corta ist beinahe ausgelöscht und nichts von ihrem ehemaligem Glanz ist zurückgeblieben. Sobald ich die Bevölkerung ausgelöscht habe, wird es niemanden mehr geben, der mich aufhalten kann. Nun ja, so oder so wirst du auch für die ganzen Hänseleien und Misshandlungen, die du erleben musstest, gerächt. Ich bin ein guter König oder?" Und erneut, dieses hysterische Lachen, was davon zeugte, dass sie dieser Typ nicht mehr alle hatte. Oder handelte es sich bei ihm etwa um den ... ?
Seinen Monolog beendend, wandte er sich wieder Aurora zu, was jedoch eine seltsame Reaktion bei ihm auslöste. Er blieb wie angewurzelt stehen und das hämische Grinsen, was er die ganze Zeit im Gesicht gehabt hatte, war nun vollends versiegt. Der alte Mann betrachtete sie einige Sekunden ganz genau, ehe er schließlich leise und mit gepresster Stimme zu sprechen begann. "Was soll das? Wo ist meine Klinge, die dir der alte Narr mitgegeben hat?" Bei diesen Worten begann er sich hektisch in der Hütte umzusehen, ganz in dem Glauben, sie vielleicht irgendwo finden zu können. Ganz so, als ob Aurora die Klinge nie bekommen hatte. Vielleicht hatte sie der alte Narr ja auch versteckt? Nein, er hatte schließlich selbst mit angesehen, wie dieser Tölpel ihr die Klinge gegeben hatte. Wahrscheinlich ärgerte er sich in der Hölle dumm und dämlich, dass er die Klingen verwechselt und statt Valnox Kyratil hatte mitgehen lassen. Ein ziemliches Glück für ihn, sofern er die Klinge endlich in die Hand bekam. "Mädchen, gib mir meine Waffe zurück, wenn du weißt, was gut für dich ist. Ich habe sie erschaffen, sie gehört MIR!" Das letzte Wort schrie er dermaßen laut, dass sich eine Druckwelle explosionsartig bildete, welche das Holz der Hütte hinter Aurora ziemlich in Leidenschaft zog. Unglaublich viel Wucht für einen einfachen Schrei, oder?

Ahaha... das war wohl einer der berühmten Momente, in denen man Lust hatte, die imaginäre Resettaste ganz tief und genüsslich zu drücken. Der Augenblick, in dem man registriert, dass man schon zu viele Fehler gemacht hatte, um sie jetzt noch auszubügeln, in dem man sich sicher ist, dass es keinen Ausweg gibt. Ganz offenbar hatte sie mit ihrem an Paranoia grenzendem Misstrauen komplett ins Schwarze getroffen, da Coby - oder wie auch immer er sich unter Menschen genannt hatte - wohl tatsächlich das war, wofür ihn ihr Unterbewusstsein gehalten hatte. Zwar hatte sie ihm zugetraut, dass er in irgendeiner freundschaftlichen Verbindung mit den Untoten stand oder zumindest seinen Vorteil aus deren Wanderung ziehen wollte... aber dass er gleich der Lich selbst sein würde... das hatte sie dann doch nicht erwartet. Was gerade ziemlich an ihrem Ego nagte, war die Gewissheit, dass sie mit ihrem Übereifer, die Untoten zu besiegen, nicht gerade unerheblich dazu beigetragen hatte, dass der alte Mann sich gerade in etwas durchaus gruseligeres zu verwandeln begann. Naja, aber das war nicht das gewesen, was sie geplant hatte, oder? Sie hatte die ganzen Zombies in dem Glauben besiegt, dass sie damit die Rückkehr des Lichs verhindern würde! Ihre Absicht war demnach rein und gut gewesen, aber irgendwie hatte sie alles falsch gemacht... ob Coby wirklich der Lich war? Oder hatte der Lich seinen Körper nur übernommen? Dann war er jetzt wohl tot, was? Seltsamerweise fühlte sie nicht wirklich viel bei diesem Gedanken, nicht einmal so etwas wie Mitleid. Wenn er ihr das Schwert nicht absichtlich falsch beschrieben hatte, sondern unwissentlich, dann war er eben kein Fiesling, sondern ein Narr, verbessern würde das nun auch nichts mehr. Aber immerhin..., dachte sie noch, bevor die Wand hinter ihr zu bröckeln begann, immerhin habe ich dieses verdammte Schwert versteckt und der Lich scheint nicht über die Funktionsweise meiner Magie Bescheid zu wissen. Das heißt wohl, dass es einigermaßen sicher in meiner Taschendimension verstaut ist... gut. Das wäre schon mal geklärt. Nun muss ich nur noch hier weg... denn der ist wahrscheinlich Nummern zu groß für mich. Ja, richtig: Aurora gab zu, dass sie etwas nicht gewachsen war. Und dieser Kerl gehörte wohl eindeutig dazu- wenn sie schrie, dann bröckelten nicht alle näheren Wände ab, sie wurde höchstens heiser davon, so viel zu gleich verteilten Chancen. Das Problem dabei nun wieder war allerdings auch nicht von der Hand zu weisen: Sie selbst hatte die Tür geschlossen und die beiden in diesem Raum eingesperrt. Selbst gesetz dem Fall, dass sie es noch rechtzeitig bis zur Tür schaffte, ohne in Fetzen gerissen zu werden, würde eine ganze Armee Untoter nur darauf warten, sie in die Klauen zu bekommen. Bisher war sie gut mit diesen Kreaturen zurecht gekommen, aber da hatte sie auch dieses unheilvolle Schwert benutzen können, nun würde der Lich sie wohl auf der Stelle attackieren, wenn er auch nur eine Ahnung bekam, wo sie seine heilige Waffe versteckt hatte. Entweder sie blieb also hier drinnen und ließ sich vom Lich umbringen oder sie versuchte sich per Hand durch die Reihen der Zombies zu kämpfen. Das würde sie zwar auch nicht überleben, aber immerhin hatte sie dann keine dumme, enge Hütte mehr um sich herum. Auroralogik zufolge gab es also nur eine Möglichkeit: Erst einmal raus hier.
"Ich rede mit dir, wie ich will, Lich.", meinte sie kaltschnäuzig, ehe sie ihren Körper anspannte, bereit, sofort loszurennen, "Und was dein tolles Schwert betrifft... das habe ich sehr zuverlässig versteckt. Ich nehme an, dass du es nie wieder sehen wirst." Wenn alles gut geht, dann mich auch nicht. Aurora sprintete los, zuerst in Richtung der Tür, änderte dann aber abrupt die Richtung, um Haken schlagend auf das Fenster zuzulaufen. Ihr Plan war ganz simpel: Sie würde die Glasscheibe durchbrechen und dann manuell ein paar Zombies schlachten.