In der Tat, die ganze Situation schien äußerst seltsam zu sein, doch angesichts der Vermutung des Hauptmanns, konnte man weitere Schlüsse ziehen. Einige Zeit – Yuuki wusste eben nicht, wann die Klinge gestohlen worden war, also ob es Tage, Wochen oder Monate waren – liefen wandelnde Leichen nun Amok in der Stadt. Da so etwas normalerweise nicht an der Tagesordnung war, musste sich jemand wohl mit verbotener Magie auskennen und vielleicht hatte ihm das Schwert ja Kraft verliehen? Das bedeutete allerdings, dass die gesamte Situation nur noch gefährlicher geworden war, wenn er recht hatte, denn wer sich mit verbotener Magie auskannte, war gewiss kein blutiger Anfänger. Waren Aurora und er vielleicht mit diesem Auftrag überfordert? Sollten sie vielleicht um Hilfe bei ihrer Gilde bitten, wenn sie die Lage ausführlich erklärten, würde man vielleicht Magier mit wesentlich mehr Erfahrung hierher schicken, damit die sich um diese prekäre Lage kümmerten. Jedoch sprachen einige Dinge gegen diese Vorgehensweise: Einerseits Yuukis Stolz als professioneller Magier – zudem er wusste, dass ihm Aurora die Hölle heiß machen würde, wenn er solche Entscheidungen ohne sie traf – und andererseits die Zeit, denn es würde wahrscheinlich einige Stunden dauern, ehe Hilfe kam. Bis dahin war es womöglich bereits zu spät für sie beide sowie die ganzen Stadtbewohner. Sie beide mussten wohl reichen. Mit diesen grimmigen Gedanken in petto, folgte er dem Hauptmann aus dem Haus heraus, um sich den Soldaten vor der Tür anzuschließen. Bevor der Grynder allerdings aus dem Haus trat, hielt er noch einmal vergebens Ausschau nach Chrystie. Aber diese befand sich höchstwahrscheinlich bereits im Keller mit ihrer Tante und wartete angespannt, dass ihr Onkel Entwarnung gab. Er musste wohl einfach später das Gespräch fortführen, sobald er sich um diese Angelegenheit gekümmert hatte. Hoffentlich hatte er sie mit seinem Verhalten nicht so sehr verängstigt, dass sie nicht mehr mit ihm sprach, immerhin hatte er die erste Spur bezüglich den Mördern von Riza gefunden. Zwar war sie bestimmt schon lange kalt, doch das war viel besser, als gar nichts zu haben.
Draußen salutierten die Soldaten dem Hauptmann zu, als dieser in voller Montur und mit Valnox in den Händen aus der Tür kam. Den Salut ebenfalls ausführend, wandte sich Corta sofort an den Mann neben ihm, um diesen nach der aktuellen Lage zu befragen. "Wie ist die aktuelle Lage in der Stadt?" Der angesprochene Soldat war ein Stückchen kleiner als sein diensthabender Offizier, weshalb er nun etwas zu ihm hochschauen musste beim Reden. "Bisher haben wir von einigen Dutzend wandelnder Leichen gehört, die in die Stadt eingefallen sind. Im Moment können wir sie noch in Schach halten, doch nach Berichten der Späher zufolge befinden sich noch Hunderte von diesen Viechern auf dem Friedhof und bewegen sich in Richtung Ausgang zur Stadt." "Verdammt, das dürfen wir keineswegs zulassen. Simens, Criod, ihr kümmert euch um die Verbarrikadierung der Häuser. Sagt es jedem weiter, dass sie alles verriegeln und sich entweder im Keller oder auf dem Dachboden verstecken sollen. Wir müssen die Verluste unter der Bevölkerung minimieren, wo es nur geht. Am Besten wäre es natürlich, wenn wir sie ganz verhindern könnten, aber das ist wohl eher ein utopischer Gedanke." Anschließend setzte er ein nachdenkliches Gesicht auf, ehe er sich wieder dem anderen Soldaten, der ihm die momentane Lage erklärt hatte, wieder zu. "Was wissen wir über diese Untoten? Wie kann man sie aufhalten?" "Nun Sir, diese Kreaturen sind den vorläufigen berichten zufolge langsam, jedoch sehr stark. Warum das so ist, können wir auch nicht sagen. Sobald man sie jedoch enthauptet hat, brechen sie zusammen. Alle anderen Vorgehensweisen haben sich bisher als ziemlich uneffektiv erwiesen." Cortas Gesicht nahm einen grimmigen Ausdruck an, anscheinend hatte er genügend Vertrauen in seine Männer, dass er ihnen solch eine Aufgabe zutraute. "Also dann Männer, ihr habt gehört, wie wir mit diesen Zombies fertig werden, also los, auf zum Friedhof." Die Soldaten und Yuuki wollten soeben loslaufen, als sie auf einmal eine schwache Explosion hörten. "Das kam vom Friedhof.", rief einer der Soldaten. Verdammter Mist, wie gehts es Aurora?, dachte er. Hoffentlich ging es ihr noch gut.

Der alte Mann zog eine Augenbraue hoch, als er die Worte der Ilia vernahm. Sollte sich diese Sterbliche doch aufplustern, wo sie noch konnte. Gleich wäre sie sowieso tot und dann würde sie sich seiner Armee der Untoten anschließen. Das sie ihn als den Lich identifiziert hatte, war nicht weiter verwunderlich, wenn man sich seine vorherigen Reden in Erinnerung rief. Ganz recht, der Lich hatte nun Besitz vom alten Friedhofswächter genommen und es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er zu seiner alten Kraft zurückfand. Der nächste Satz der Magierin brachte ihn jedoch wieder in Rage, Aurora schien ein Talent dafür zu besitzen, den richtigen Nerv bei den jeweiligen Personen zu treffen. Die pechschwarzen Augäpfel traten etwas heraus und man konnte sehen, wie das aufgewallte Blut durch die Äderchen an der Stirn floss. "Was? Wie kannst du es wagen? Das wirst du mir büßen, Mädchen. STIRB!" Das letzte Wort schrie er wieder, während er eine Hand in Richtung Aurora ausstreckte, aus der sich ein Geschoss aus komprimierter Magie löste. Und Aurora wäre getroffen worden, hätte sie nicht, klug, wie sie war, einen Haken geschlagen und nun das Fenster des Häusschens angepeilt. Das Geschoss traf auf die Holztür und explodierte, sodass der Lich einen guten Teil der Hütte einschließlich der Tür wegsprengte. So viel zu verteilte Chancen. Draußen bewegten sich einige Zombies auf das Häusschen und damit auf Aurora zu. Würde es nun ein "Zombieschnetzeln" die Zweite geben?

Ahaha... irgendwie lief hier fast alles nach Plan und trotzdem hatte sie das Gefühl, dass sie gleich sterben könnte. Der erste Punkt ging schon einmal an sie, da sich der Geisterfürst verdammt leicht reizen ließ und somit auf ihre Provokation ansprang, ohne dass sie noch weiter nachbohren musste. Es ging vor allem darum, dass der Lich die Beherrschung so weit verlor, dass er keinerlei Taktiken und Pläne mehr heraushauen konnte, denn einem sinnlos randalierenden Dämon konnte sie wahrscheinlich eher ausweichen, als einem, der sie mit Präzision verfolgte. Denn intelligente, wohl überlegte Gegner waren immer gefährlicher, als spontan und impulsiv handelnde. Der zweite Punkt ging dann wiederum eindeutig an den Lich, der mal eben einen gewaltigen Ball aus komprimierter Magie nach ihr warf, sie zum Glück verfehlte, aber immerhin die halbe Hütte zum Einstürzen brachte. Bingo? Hatte sie gerade noch gedacht, dass der Kerl ihr um einiges voraus war, so hatte sich dieser Verdacht nun wohl bestätigt, denn nun ließ er nicht nur Tapete bröckeln, sondern ganze Wände einstürzen... und sie hatte eigentlich nicht viel mehr drauf als ein normaler Soldat. Außer, dass sie sein Schwert in ihrer Taschendimension hatte verstecken können. Was würde wohl passieren, wenn sie starb... implodierte diese Dimension dann und alles, was darin lagerte wurde vernichtet? Oder erschien dann alles um ihre Leiche herum? Hoffentlich erstes, denn zweites würde wohl bedeuten, dass er sein geliebtes Schwert zurückbekommen würde, wenn er sie tötete... und das würde ihm beim Anblick der Ruine, die mal Cobys Haus gewesen war, nicht gerade schwer fallen. Um genau zu sein würde er sie wohl nur einmal treffen müssen, einmal streifen würde wohl auch reichen, um sie lange genug außer Gefecht zu setzen. Am besten sah sie der Realität ins Gesicht: Sie war einfach zu schwach für diesen Gegner. Und nun, wo sie der ganzen Zombiearmee vor sich gewahr wurde, kam dieses Gefühl der Unterlegenheit nur noch intensiver zurück. Okay, mit diesem normalen Schwert, das sie nicht verkrumpeln ließ, würde das wohl eine etwas zu schwierige Herausforderung werden, nahm sie an. Nicht, dass sie sich nichts zutraute, aber manchmal kam Übermut halt tasächlich vor dem Fall...
Sie sprang also aus dem Fenster und einem der Zombies direkt auf den Kopf, nur um sich sofort wieder ab zustoßen und zur Seite zu rennen, während sie nach den Köpfen der Biester schlug. Im Allgemeinen waren Zombies ziemlich unkaputtbar, nur ihre Häupter eben nicht. Allerdings hatte die Ilia nicht vor, sich ihren Weg durch die Untoten zu bahnen, stattdessen schielte sie nach einem Fluchtweg und fand diesen schließlich auch... zumindest sah sie ihn. Mit einer letzten Kraftanstrengung spurtete sie los, während sie ihre Rüstung verschwinden ließ, damit sie schneller laufen konnte und sie das Metall nicht mehr behinderte. Würde sie der Lich treffen, wäre sie auch mit Rüstung Matsche und Geschichte.

Kurz nach dem Hören der Explosion, lief die Gruppe Soldaten mit dem Lamia Scale Magier eiligen Schrittes in Richtung Friedhof los. Je näher sie der Quelle des Übels kamen, desto lauter wurde es und desto mehr Kampfgeräusche konnte man entnehmen. Alles in allem waren es vor allem Stöhnen und Schreie, von wem was kam, lag eigentlich auf der Hand. Yuuki hoffte, dass die vorhin losgeschickten Soldaten ihre Aufgabe plichtgemäß erfüllt hatten, sodass die Stadtbewohner in Sicherheit waren. Bisher waren sie lediglich zwei Untoten über den Weg gelaufen, die durch das Schwert des Hauptmanns rasch niedergemäht worden waren. Ein einziger Treffer, und die Klinge leuchtete weiß auf. Im Gegenzug dafür war der Untote einfach zusammengebrochen, ganz so, als ob der Bann über ihn gebrochen und er wieder ganz normal wäre. Ein toter, unbeweglicher Körper eben. Dennoch hatte man manchen Männern ansehen können, dass sie ziemlich erschreckt von dem Gesichteten war. So eine Geschichte von wandelnden Leichen und dergleichen galt gemeinhin eigentlich eher als Gruselgeschichte, mit der man kleine Kinder erschreckte oder verängstigte. Hoffentlich hielten sie durch, sobald es zum Nahkampf mit diesen Ungeheuern kam. Das würde man früher als später herausfinden, denn nach der letzten Abbiegung erreichte die Gruppe endlich den Eingang zum Friedhof. Weniger erfreulich war jedoch die Tatsache, dass es hier draußen vor Zombies wimmelte. Und es verließen immer mehr den Friedhof. Ob ein Hauptmann und gut zwanzig Soldaten gegen eine solche Übermacht standhalten konnten? "Wo bleibt die Verstärkung?" Der Grynder sprach das aus, was alle anderen in eben jenem Moment gedacht hatten. "Sie sollten in einigen Minuten hier sein. Ich habe noch jemanden zur Kaserne geschickt, der die Männer zusammentrommeln soll. Weiterhin sollen sich alle kampfbereiten Leute am Marktplatz treffen." Dies war an den Rotschopf gerichtet, für seine nächste Ansprache wandte er sich an seine Männer, welche ihn erwartungsvoll anschauten. "Männer, es war mir eine Ehre mit euch zu kämpfen. Sollten wir heute fallen, wissen wir wenigstens, dass wir die Leben der unschuldigen Frauen, Kinder und Männer dieser Stadt gerettet haben." Die ersten Untoten richteten ihre Aufmerksamkeit auf die neu eingetroffenen Soldaten und liefen gemächlich und langsam auf sie zu, doch Corta sprach weiter. "Ich weiß, viele von euch haben Angst. Doch verzagt nicht! Ich bin hier und ich werde mit euch kämpfen. Zusammen, meine Brüder, können wir jeden Feind niederschlagen. Wir müssen nur den Willen dazu haben. Also los!" Und damit rannte er unter freudigem Gebrüll der Soldaten in Richtung Zombies los, mit der mächtigen Klinge in seiner Angst brauchte er keine Angst davor zu haben. Nur Sekunden später stürmten ihm alle Soldaten mit gezückten Waffen hinterher und auch Yuuki begann, in Richtung des Leichenhaufens loszurennen. Der Typ war echt verdammt charismatisch und wusste, wie man die Leute unter sich aufbaute.Aus irgendeinem Grund schaute in eben jenem Augenblick nach rechts und entdeckte eine näher kommende Gestalt, die auf einem kleinen Weg in Richtung der Stadt lief. War das etwa Aurora?

Langsam schaute sich der Lich um, während sich langsam der Staub von der Explosion legte. Anscheinend hatte er sich gehen lassen und war auf die Provokation des Mädchens hereingefallen, sodass sie ihn zu einem unüberlegten Handeln gebracht hatte. Dies hatte in der Sprengung der halben Hütte resultiert, doch sie war ihm trotzdem entkommen. Einen Vorwurf würde er sich jedoch nicht machen, immerhin war er keineswegs im Besitz all seiner Kräfte. Wäre dies nämlich der Fall gewesen, so hätte er einfach den halben Hügel mitgesprengt und das freche Gör trotzdem umgebracht. Trotz all ihrer Provokationen schien sie die Wahrheit gesagt zu haben, denn er konnte seine Klinge nicht mehr spüren. All die Jahre, in denen er langsam aber sicher wieder zu Kräften gekommen war, hatte ihn ihre Anwesenheit immer weiter angespornt, mit seinem Plan weiterzumachen. Doch jetzt, da er nur noch die gespeicherte Energie in der Klinge brauchte, um wieder zu vollen Kräften zu kommen, konnte er sie nicht spüren. Entweder war sie also vernichtet worden, nicht mehr in dieser Welt oder mit einem Zauber versteckt worden. Ersteres schloss er direkt aus, die Vernichtung von Kyratil hätte er mit Sicherheit gespürt. Zweites schloss er ebenfalls aus, weshalb es wohl Möglichkeit Nummer drei sein musste. Das Mädchen war wohl eine Magierin und hatte einen Tarnzauber gewirkt, um die Waffe außerhalb seiner Reichweite zu bringen. "Na, das werden wir noch sehen.", flüsterte er leise. Kurz darauf verspürte er einen seltsamen Schmerz, lediglich einen Zentimeter von seinem Herz entfernt. Dieser Körper begann langsam die Verwandlung in seinen Alten durchzuführen, weshalb er nun etwas gewachsen sowie seine Haut eher bläulich geworden war. Die Stelle, die jedoch schmerzte, stellte die Wunde dar, die ihm vor Jahunderten der verfluchte und inzwischen wohl verrottende Corta zugefügt hatte. Sein Herz war knapp verfehlt worden, weshalb er lediglich all seiner Kräfte beraubt, statt getötet worden war – was schon schlimm genug war. Und irgendwie spürte er eine große Konzentration magischer Energie außerhalb des Friedhofs, die immer näher kam. Anscheinend wollte Valnox das zu Ende bringen, was es vor einigen Jahrhunderten nicht konnte. Im Moment war ihm das Mädchen egal, das war die bisher größte Gefahr, um die er sich nun kümmern musste.

Ja, das war Aurora. Das Mädchen schien eine Art Schleichpfad gefunden zu haben, den die Zombies noch nicht vollkommen okkupiert hatten, zumindest standen hier keine lebenden Leichen herum und waren hinter ihr her. Wahlweise auch hinter ihrem Gehirn oder hinter dem magischen Schwert, das sie ja irgendwo versteckt haben musste. Interessant übrigens, dass der Lich sie nicht weiter verfolgte, hätte man doch gedacht, dass er gerade nun nach seinem Schwert suchen würde, das vielleicht das einzige sein könnte, was ihn noch vor der magischen Klinge Cortas retten könnte.. Jedenfalls bescherte diese Anwandlung Aurora die Zeit, die sie brauchte, um sich einen kleinen Vorsprung zu erkämpfen. Sie war nicht besonders schnell, dafür aber überdurchschnittlich ausdauernd, weswegen sie ihr Tempo noch halten konnte. Allerdings ließ auch das langsam nach, da sie sich heute schon ziemlich verausgabt hatte. Man könnte nun natürlich anmerken, dass es ihr mit dem magischen Schwert eher leicht gefallen war, die ganzen Untoten unschädlich zu machen, aber trotzdem war es anstrengend, die ganze Zeit mit einem nicht gerade leichten Schwert herumzurennen. Momentan war sie unbewaffnet, sodass sie Kräfte sparte... aber trotzdem, lange würde sie das nicht mehr durchhalten. Allerdings würde sie das, wenn es so weiter ging, auch nicht müssen, denn da drüben... Verstärkung! Endlich! Und ich war schon fast am verzweifeln, dass ich den Lich alleine plätten muss. Aber so wies gerade aussieht, kann ich mich erstmal hinsetzen. Durst hab ich auch, mmh~ Aber das war mehr ein Witz, denn momentan sah es so aus, als ob hier jede verfügbare Hand gebraucht werden könnte.
Zuerst aber stellte sich der Ilia eine ganz andere Frage: Wo war Yuuki? Wenn Verstärkung da war, bedeutete das wohl, dass die Wachen Alarm geschlagen hatten, was wiederum eindeutig machte, dass der Rotschopf sich hier irgendwo herumtreiben musste, so blind und taub konnte keine Person auf einmal sein und auch wenn Yuuki dazu neigte, ab und zu mal abwesend zu sein, dann würde das doch den Rahmen sprengen. Also musste hier irgendwo ein Magnetsimusmagier herumrennen... der wahrscheinlich fast noch ein wenig mehr aufgeschmissen war, als sie selbst. Das kam davon, wenn man nicht darauf achtete, neben den magischen Fähigkeiten auch mal auf seinen Körper zu achten! In diesem Punkt schienen der Grynder und Aurora ein wenig unterschiedlich zu sein, was aber wahrscheinlich von ihren unterschiedlichen Erziehungen herrührte. Während sie vor allem auf Stärke, Kraft und Härte fixiert worden war, waren Yuukis Eltern wahrscheinlich mehr daran interessiert gewesen, ihm beizubringen, mit seiner Magie umzugehen. Oder wer auch immer ihm diesen Magieausleger gelehrt hatte, das wusste sie ja gar nicht. So gesehen gab es wohl noch eine Menge, die sie von ihm nicht wusste, irgendwann musste sie ihn mal fragen. Ihn, der mit den Soldaten gerade auf die Untoten zurannte. Aber sie wollte ihn da nicht hingehen lassen, nicht ohne genügend Information.
"Yuuki! Halt!", rief sie ihm zu, in der Hoffnung, dass er es hören würde, "Warte mal!" Als sie endlich bei ihm angekommen war, musste sie erst einmal tief Luft holen, da ihr Atme nur noch in Stößen ging, sie war einfach platt. "Der Lich... ist aufgestanden und su... sucht nach dem Schwert, da...das ihm wohl irgendwie... irgendwie Kraft gibt." Puh, wieso war es nur so anstrengend, zu reden? "Das Schwert...hab ich in meiner Taschendimension, aber der ist trotzdem... verdammt stark..."

Von einem Augenblick auf den anderen verlor er jeden Sichtkontakt zu dem Mädchen, was an der Menge an rennenden Soldaten lag, die ihm die Sicht auf diesen kleinen Pfad verwehrten. Als er wieder freie Sicht darauf hatte, schien sie weg zu sein, weshalb er sich kurz die Frage stellte, ob er sich das Ganze nur eingebildet hatte? Wollte er etwa Aurora so dringend sehen, dass er schon Illusionen von ihr hatte? Ja, dachte er sich, wahrscheinlich hatte es daran gelegen. Plötzlich rief jemand seinen Namen, was ihn aufblicken und stehen blieben ließ. Es war tatsächlich Aurora, die in jenem Moment sichtlich erschöpft und schwer atmend auf ihn zugelaufen kam. Anschließend blieb sie stehen, und teilte ihm ihre schlechten Nachrichten mit. Oh oh, das hörte sich gar nicht gut an. Lich? Handelte es sich dabei nicht um ein hochrangiges Geschöpf der Finsternis, welches sogar von manchen Kulten als Gottheit verehrt wird? Und was für ein Schwert meinte sie denn bitte? Etwa die gestohlene Klinge aus dem Hause Corta, namens Kyratil? Das wäre echt zu viel des Guten, denn wenn Aurora die Wahrheit sprach, bedeutete dies, dass sie im Moment im Besitz der Klinge des Geisterkönigs war. Nun ja, besser sie als der vermeintliche Lich. Trotzdem hatte der junge Grynder unglaublich viele Fragezeichen, die ihm sprichwörtlich über dem Kopf schwebten. "Hey Aurora, beruhig dich doch erst einmal. Was meinst du denn mit dem Lich? Und bist du etwa im Besitz von Kyratil, der Klinge des Geisterkönigs?" In diesem Moment hörte er einen auf Schrei und Yuuki sah aus seinen Augenwinkeln, dass soeben ein Soldat zu Boden gegangen war. Und nicht nur das, im Augenblick bückten sich 3 der Leichen und versuchten ihn zu ersticken. "Magnetic Pull!" Mit all seiner Kraft zog er den Soldaten, der zu seinem Glück eine metallene Rüstung besaß, aus der Gefahrenzone, was sich jedoch als äußerst anstrengend erwies. Um die wandelnden Leichen brauchte er sich aber keine Sorgen zu machen, da Corta in diesem Moment dazwischensprang und jeden der toten Körper einmal mit seinem Schwert traf. Wie schon zuvor wurde jegliche finstere Magie neutralisiert und die toten Körper fielen eben wie tote Körper zu Boden und blieben dort regungslos liegen. Die Soldaten in Corta's unmittelbarem Umkreis schienen von der Tapferkeit ihres Hauptmanns berauscht zu sein, denn sie gingen mit voller Kraft auf ihren jeweiligen Gegner los. Doch ihr Mut hielt noch kurz, denn schon bald nach dieser mutigen Aktion Cortas gab es erneut ein kleines Erdbeben und es ertönte ein lautes Grollen, welches von der Ruine des Wächterhäusschens kam. Was da oben bloß vor sich ging?

Da sowieso gerade vom Lich die Sprache war, warum schauen wir dann nicht mal bei ihm vorbei, um zu sehen, was der alte Knabe so trieb? Dieser hatte die ganze Zeit über in der Hütte meditiert und so versucht, seine Kraft zu konzentrieren. Der nächste Schritt, den er plante, war sehr gefährlich, doch es ließ sich nicht verhindern. Nicht mit einer Gefahr von den Ausmaßen von Valnox, die auf ihn am Eingang des Friedhofs wartete. Schließlich war er zu einer Entscheidung gekommen, und gab seiner Armee der Untoten zwei Befehle. Der erste von ihnen betraf die vorderen Untoten, deren Anzahl sich etwa aus 200 belief. Diesen befahl er mit voller Kraft auf den Gegner einzudringen und ihn davon abzuhalten, den Friedhof zu betreten. Die restlichen wandelnden Körper beorderte er zu sich auf den Gipfel des Hügels. Die Ersten waren sogar bereits in seiner Reichweite, weshalb er sofort mit der Arbeit beginnen konnte. Eine einzige Berührung von ihm, und schon wurde den Zombies ihre unheilige Energie entzogen, die ihn wiederum etwas stärker machte. Er war der Geisterkönig, er hatte keine Angst vor niemandem. Die einzige Ausnahme hierbei stellte die Waffe in Cortas Händen dar. Er durfte nicht zulassen, dass man ihm in die Quere kam.

"Kyrawas? Keine Ahnung, ich hab von Coby so ein Schwert bekommen, aber ich fürchte, der Lich hat Coby inzwischen als Wohnung missbraucht..." Ach so, ja... vielleicht sollte sie wirklich von Anfang an anfangen. Noch einmal tief durchgeatmet - Himmel, wie sie geschwitzt hatte, ihre Kleidung klebte nur so an ihrem Körper - und dann begann das Mädchen zu erzählen. "Also, von Anfang an. Ich bin, wie du mir augetragen hast, hierher gekommen und habe die Unglücksstelle untersucht. Zwei der Wachen, die mich zuerst aufgehalten haben, sind mit mir in Streit darüber geraten, inwiefern ich kompetent genug sei, diese Untersuchungen zu führen, weswegen ich es für ziemlich sinnvoll hielt, mit Coby... du weißt doch, der alte schrullige Kauz, den wir im Dorf getroffen haben... in seine Hütte zu kommen. So musste ich mich nicht mit den Idioten rumschlagen und konnte gleichzeitig das Gespräch mit dem Friedhofswärter führen- das ist Coby offenbar nämlich auch. Er begann dann irgendetwas seltsames von einem Lich zu erzählen, der unter dem Berg hier ruhen würde und gab mir ein Schwert, von dem er sicher war, dass es die dunkle Energie der Untoten, die zu diesem Zeitpunkt aus dem Boden zu kriechen begannen, versiegelt. Ich habe es also genommen und freudig Zombies geschnetzelt... bis mir auffiel, dass sich dunkle Energie um die Hütte zu sammeln begann. Ich dachte mir also, dass Coby mich in Bezug auf das Schwert belogen hat und bin da wieder rein... und dann wars auch schon zu spät. Der Lich hat offenbar Cobys Körper übernommen und läuft da nun Amok... oder so. Natürlich bin ich da raus gerannt, nachdem ich vorher dieses Schwert- sein Schwert, wenn man seinen Worten Glauben schenken kann- in meiner Taschendimension versteckt habe." Sie konzentrierte sich kurz und mit einem kurzen Aufblinken erschien das reich verzierte Schwert in ihren Händen. Kyratil, hatte er gesagt? Dann gehörte das Ding also wirklich dem Lich. Ob er wohl auch ohne gefährlich genug war, um diese Armee an Soldaten fertig zu machen? "Du sagtest Kyratil... was weiß ich denn noch nicht über dieses verfluchte Teil?", fragte sie leicht angesäuert, sie kam sich gerade ein wenig unwissend vor. Und das nicht nur, weil sie diesen Namen nicht kannte. Es hieß ja nicht umsonst, dass Wissen Macht sei - denn ansonsten konnten Wesen wie der Lich einen viel zu einfach ausnutzen. Das war mies und überhaupt nicht in ihrem Sinne, denn das Mädchen hatte ihren eigenen Willen und wollte diesen auch möglichst durchsetzen... auch wenn sie nicht jedes magische Schwert der Welt auswendig kannte.

Aufmerksam und aufrichtig interessiert lauschte der Junge Auroras Worten, denn er wollte unbedingt wissen, was sie erlebt hatte. Immerhin war es seine Schuld gewsen, da er die Aufteilung des Teams vorgeschlagen hatte, wenn sie also Schaden erhalten hatte, würde er sich das wohl nicht so schnell verzeihen können. Trotzdem war es aufschlussreich, was sie von sich gab. Dass der alte, verwirrte Mann, denn sie ganz zu Beginn ihrer Ankunft getroffen hatten, vom Lich übernommen wurde, gefiel ihm gar nicht. Ein waschechter Lich, das war eigentlich viel zu viel für sie beide. Was jedoch gut für sie war, erwies sich jedoch in Auroras vergangener Aktion, denn ohne die Klinge war der Lich wohl etwas schwächer. Ein nicht sonderlich befriedigender Trost, doch man musste sich eben an den kleinen Dingen des Lebens erfreuen. In diesem Augenblick merkte der Rotschopf, wie verschwitzt das Mädchen war, anscheinend hatte sie mehr als nur ein wenig sportliche Betätigung getrieben. Inzwischen war es relativ kühl geworden, was sich wohl als äußerst negativ auswirken würde, wenn sie sich noch erkälten würde. Außerdem konnte es zu einem Krampf kommen, wenn die Muskeln zu schnell erkalteten, was sich niemand im Moment leisten konnte. Nicht, wenn es gegen ein Horde Untote und einen Amoklaufenden Lich ging. Aus diesem Grund zog er seinen Pulli aus, und warf ihn ihr zu, damit sie ihn anzog. "Hier, zieh das an, sonst unterkühlst du dich vielleicht noch." Schade um den guten Pulli, den würde er wohl mindestens drei Mal waschen müssen, ehe er ihn wieder tragen konnte. Sofern er auch diese Schlacht überlebte, denn Aurora neigte dazu in den Nahkampf zu gehen, was nicht unbedingt sicher für einen Pulli war. Na was solls, man muss eben Opfer bringen können. Inzwischen hatte er alles verarbeitet, was sie ihm berichtet hatte, weshalb er nun seine Antwort vorbereitete. Allerdings blieb ihm der Mund offen stehen, als Aurora die besagte Klinge aus ihrer Taschendimension hervorholte. Die Klinge glich eins zu eins der Abbildung aus dem Buch, also musste es sich um das Original handeln. "Kyratil, die Klinge, die du im Moment in deiner Hand hältst, gehörte einst dem Geisterkönig, ehe sie bei seinem Fall von dessen Bezwinger Corta in Besitz genommen wurde. Die Klinge absorbiert jegliche Finsternismagie und speichert diese ab. Man hat jedoch nie versucht herauszufinden, was man mit ihr anstellen kann, weshalb wir nicht wissen, zu was der Lich alles damit in der Lage wäre." So viel erst mal dazu. Moment mal, er musste Corta davon berichten, das war essenziell für ihr aller Überleben. "Hey, ich muss kurz den Hauptmann aufsuchen und ihn auf den Stand der Dinge bringen. Er hat nämlich Valnox, die Klinge, mit welcher der Lich bereits einmal gebannt wurde, wie es scheint." Und mit diesen Worten rannte er los, stets darauf bedacht, den kämpfenden Wachen und Untoten auszuweichen.

Ach wie niedlich... gab er einer Magierin, die mit dem Magieausleger "The Knight" ausgerüstet war, seinen Pulli, damit sie nicht fror. Dass sie nicht einmal eine Sekunde brauchen würde, um sich ihrerseits einen Pullover zu besorgen, fertig angezogen und passend, müsste er doch eigentlich wissen, oder? Entweder hatte er es also vergessen oder er gab ihr trotzdem den Pulli - so oder so eine recht niedliche Aktion, weswegen Aurora ihn überzog, obwohl sie es eigentlich leichter haben würde. Trotzdem war es sorum vielleicht sogar sinnvoller, denn immerhin verbrauchte sie so keinerlei Mana. Nicht, dass ihre Magie so manaintensiv war, wie die von Yuuki oder die anderer Magier, aber trotzdem machte es etwas aus, wenn auch nur wenig. "Danke.", meinte sie schlicht, ehe sie dem Rotschopf hinterher blickte, wie er über das Schlachtfeld rannte, um diesen Hauptmann zu finden, der offenbar das Gegenstück zu ihrer verfluchten Klinge hatte. Zu schade eigentlich, denn wie gerne hätte sie Valnox gehabt, anstatt dieses Teil, dann wäre der Lich gar nicht erst auferstanden. Trotz ihrer geglückten Flucht und ihrer momentanen Scheinsicherheit fühlte sich das Mädchen irgendwie mit schuldig daran, dass der Geisterkönig auferstanden war, denn sie hatte ja so bereitwillig Energie für ihn gesammelt... Natürlich hatte sie eine andere Intention dabei gehabt, aber dennoch war das Resultat schlecht geworden. Sie musste also ihren Fehler wieder ausbügeln, aber wie sollte sie das machen, wenn sie die komplett falsche Waffe dafür hatte? Verdammt...! Es war echt zum Mäusemelken! Das einzige, was sie also sinnvolles tun konnte, war einfach manuell zu helfen, wie all die Soldaten um sie herum auch - aber sie war sich nicht besonders sicher, inwiefern sie dazu noch in der Lage war. Am liebsten würde sie sich erst einmal ausruhen, in der letzten halben Stunde war so vel unerwartetes passiert, dass sie immer noch recht konfus davon war. Es passierte nicht alle Tage, dass ein Geisterkönig auferstand und eine halbe Armee Zombies hinter einem her war, oder? Zumindest sie selbst hatte so etwas bisher noch nie erlebt, nicht dass sie es nicht begrüßte, es war spannend und alles... aber etwas gruselig ebenso. Zuerst einmal sollte ich Kyratil wieder verschwinden lassen, was weiß ich, vielleicht zieht es den Lich irgendwie an, ist ja sein Schwert. Und das letzte, was ich jetzt gebrauchen kann, ist dieser Kerl, der versucht, an das Ding zu kommen... Wäh... Dem will ich echt nicht zu nahe kommen... Was wusste sie denn, wie man versuchen konnte, etwas aus einer mobilen Taschendimension zu befreien - ohne das Einverständnis des dazugehörigen Magiers. Ging das überhaupt? Und wenn, wie? Egal, darüber nachzudenken würde niemandem helfen, am allerwenigsten ihr, weswegen sie das Schwert wieder verschwinden ließ und ihr eigene Waffe hervorholte.
"Na dann, meine kleinen Zombies... lasst uns ein wenig Spaß haben...", wisperte sie, bevor sie sich den Soldaten anschloss, um wenigstens etwas von Nutzen zu sein - und diesmal nicht für, sondern gegen den Lich.

Geschickt wich er den kämpfenden Gestalten aus und bahnte sich langsam zu der Gestalt mit der strahlenden Klinge, um welche die Untoten versuchten einen großen Bogen zu machen. Es schien ganz so, als ob sie die magische Fähigkeit dieser Klinge fürchteten. Ganz so, als ob sie wussten, dass ein Treffer genügte, um ihr kurzes Unleben wieder zu beenden. Doch nichts konnte den Hauptmann aufhalten, Stich, Hieb, Parade. Er vollführte Bewegungen mit seiner Klinge, die Yuuki niemals gesehen hatte und es lag ganz deutlich auf der Hand, dass er mit der Waffe um einiges geschickter als Aurora war, die selbst nicht ganz so ohne war. Im Gegensatz zu ihr hatte er jedoch bestimmt eins, zwei Jahrzehnte mehr Erfahrung auf dem Buckel, weshalb die ganze Sache eigentlich recht verständlich war. Die Soldaten um ihn herum kämpften nicht weniger tapfer und wild, doch mit jeder Angriffswelle der Untoten, gingen immer mehr von ihnen zu Boden. Und standen leider nicht mehr wieder auf. Dies passierte soeben beim nächsten Kämpfer, der sich zufällig neben dem Hauptmann befand. Damit war eine Bresche in den Wall aus Soldaten geschlagen worden, durch die sich zwei Untote sofort auf den beschäftigten Hauptmann warfen, der ihnen soeben den Rücken zugekehrt hatte, in der Annahme, dass dieser durch den Soldaten geschützt wurde. Nicht mit mir, schoss es dem Grynder durch den Kopf, während er seine Hand zu dem gefallenen Soldaten ausstreckte. "Magnetic Pull!" Und flugs hatte er zwei Klingen in den Händen, von dem ihm eine beinahe aufgespießt hätte. Er brauchte auf jeden Fall wieder mehr Training, in letzter Zeit war er ziemlich lasch geworden. Die beiden Schwerter behielt er jedoch nicht in den Händen, vielmehr warf er sie in Richtung der beiden Zombies, wobei er ihnen noch einen weiteren Rückstoß mitgab, um deren Geschwindigkeit und Wucht drastisch zu erhöhen. "Magnetic Push!" Einer der beiden stürzte mit einem Schwert im Kopf zu Boden, der andere war wohl nicht ganz richtig getroffen worden, denn er lief seltsam zuckend hin und her. Zeit genug für den Hauptmann, um nach dem kurzen Aufsehen hinter ihm zu schauen und auch diesen Untoten wieder in den Ruhestand zu schicken. "Das war ganz schön knapp. Ihr habt meinen Dank, kleiner Freund." Man musste es Corta lassen, er schlug sich wacker. Jedoch war sein gesicht schweißüberströmt und man sah ihm an, dass es ihn viel Kraft kostete, auf diesem Niveau gegen die schier unendliche Masse an Feinden zu kämpfen. Höchste Zeit also, dem Offizier einige gute Nachrichten zu übermitteln. "Hauptmann, meiner Partnerin ist es gelungen, Kyratil vor dem Lich zu verstecken. Im Moment hat sie die Klinge wieder versteckt, sodass sie weiterhin außer Reichweite unseres Totenfürstes bleibt." "Das ist gut." Lebhaft nickte der Hauptmann, jedoch schien ihn irgendetwas zu besorgen. Und was genau das war, erfuhr der Magier sogleich, als Corta in Richtung Wächterhäusschen wies, aus dem noch mehr Grollen kam. "Andererseits sieht es wiederum schlecht für uns aus. Schaut mal da oben." Yuuki folgte dem Blick und erstarrte. Was war da oben nur los?

Der Lich absorbierte weiter fröhlich und munter die Energie der Untoten, über drei Viertel lagen schon reglos am Boden. Sie waren wieder zu normalen Leichen geworden, und die bewegten sich nun mal nicht. Anzumerken war, dass sein Körper weitere Veränderungen durchgemacht hatte. Mittlerweile war er bereits so groß wie der Hauptmann, besaß im Gegensatz zu ihm jedoch eine hellblaue Haut, die sich seltsam merkwürdig über sein Gesicht straffte. Weiterhin waren ihm fast alle Haare ausgefallen und es bildete sich eine Krone aus spitzen Knochen auf seinem Kopf. Für einen kurzen Augenblick hatte sein schwarzes Herz einen Hüpfer gemacht, er hatte Kyratil gespürt. Sobald er hier fertig wäre, würde er den kleinen Leuten da unten einen Freundschaftsbesuch abstatten. Dann würde er sich seine Klinge zurückholen und alles auslöschen. Besonders diese kleine Made, die ihm entkommen war. Für sie hatte er schon eine ausgezeichnete Idee, was er mit ihr machen würde, sobald er sie in seine Finger bekam.

Och menno... sie wollte viel lieber so eine schöne magische Klinge zurückhaben. Damals... als sie noch mit Kyratil hatte kämpfen können, ohne Gewissensbisse zu haben und zu wissen, dass sie ihren eigentlichen Feind damit nur stärkte, war es alles ein wenig einfacher gewesen. Sie hatte die Untoten nur berühren müssen, um sie außer Gefecht zu setzen. Inzwischen wusste sie auch warum- das Schwert hatte ihnen die Energie, die die toten Körper wandeln ließ, wieder entzogen, um sie in der Klinge zu speichern. Das bedeutete, dass, wenn Coby die Wahrheit gesagt hatte, er und die Ilia selbst so viel Energie in diesem Ding gespeichert hatten, dass der Besitz Kyratils für den Lich eine ziemliche Kraftquelle sein würde. Interessant eigentlich, dass der Geisterkönig seine Energie aus den eigenen dunklen Untertanen zog und sie damit tötete... obwohl sie ja eigentlich schon alle einmal tot waren. Wahrscheinlich hatten sie nicht einmal ihren eigenen Willen, waren nicht viel mehr als Marionetten. Ziemlich ekelige Marionetten, muss ich sagen... ob ich wohl auch mal so aussehe, wenn ich tot bin? Dass mir dann die Maden aus den Augenhöhlen kriechen und die Hälfte meiner Haut weggefressen wurde? Ja, der Lich war offenbar nicht besonders wählerisch, was den Verwesungszustand seiner Untertanen anging, denn dort marschierten frisch Verstorbene, ebenso wie halbe Skelette. Vor allem letztere waren besonders widerlich, da ihnen das Fleisch, wenn überhaupt noch vorhanden, in Fetzen von den gelblich angelaufenen Knochen hing. Sie waren ekelig und ebenso unverwundbar, wie es ihr schien. Sie hatte eine ganze Weile gebraucht, um festzustellen, dass es tatsächlich nur eine Methode gab, diese Zombies loszuwerden - nämlich einfach kurzen Prozess zu machen und ihnen den Kopf abzuschlagen. Ein schlechtes Gewissen konnte man deswegen wirklich nicht bekommen, schließlich war dies fast wie eine Schönheitsoperation, denn die Köpfe waren das unästhetischste an den wandelnden Leichen. Sie schlug nun also eher ungelenk nach den Köpfen der Biester, ungelenk einfach deshalb, weil ihre Arme in der Zwischenzeit ganz schön schwer geworden waren und man echt die Kraft unterschätzte, die man brauchte, um einen Kopf vom Hals zu trennen.
Sie hielt einen Moment inne, um kurz zu verschnaufen und blickte um sich. Der Begriff Schlachtfeld war wirklich zutreffend, hier ging alles drunter und drüber... herrlich, dieses Szenario! Auch wenn es ein wenig seltsam klingen mochte, aber Aurora fand, dass ein Kampf genauso aussehen musste, jeder für sich selbst, von seinen eigenen Fähigkeiten abhängig. Auch wenn es für sie gerade nicht so Bombe aussah, dann musste sie sich eben noch mehr anstrengen... Aber halt, was war das denn?! Irritiert blickte sie zu der Hütte und erstarrte. Es leuchtete, auf und ab, aber immer wieder dieses Leuchten... was der Lich wohl trieb? Hatte er die Verfolgung des Schwerts etwa aufgegeben, weil er noch eine andere Möglichkeit hatte, an Energie zu kommen? Er zog sie aus den Zombies, in dem er sie mit seinem Schwert töten ließ, aber... konnte er das etwa auch ohne Waffe? Das würde ja bedeuten, das... verdammt!