Hatte er das wirklich gerade richtig verstanden? Während er mit seinem neuen Partner weiter den Weg zum Bahnhof hinter sich brachte, bildete sich beim Kleineren ein nachdenklicher Gesichtsausdruck. Also hatte Akuma in der Wüste gelebt, während seine Mutter eine berühmte Magierin von Blue Pegasus gewesen war, hatte er das richtig verstanden? Und nicht nur das, ihre Berühmtheit beschränkte sich nicht auf ihre Gilde, nein, sie war also sogar darüber hinaus sehr bekannt gewesen. Interessant, aber Zeit für ihren Sohn schien die Gute nicht gehabt zu haben, was? Naja, seltsam, aber das hatte bestimmt seine logischen Gründe. Aber von einer gewissen Levia hatte er noch nie etwas gehört. Zugegeben, er hatte sich eigentlich nie viel um die Geschichte Blue Pegasus' und berühmten Magiern und Persönlichkeiten gekümmert oder sich darüber erkundigt. Dafür war ihm seine Zeit bisher einfach zu wertvoll gewesen, zudem er sich ja sowieso nicht oft in der Gilde herumtrieb. Was ihm jedoch durchaus aufgefallen war, der Größere hatte von seiner Mutter in der Vergangenheit gesprochen, was lediglich auf eines schließen lies: Entweder war sie tot oder verschollen. Beides Themen, bei denen man nicht wirklich nachfragen sollte, der Andere brauchte schließlich niemanden, der ihm Salz in die Wunde rieb. Generell fragte man bei solchen Sachen nicht nach, vor allem nicht, wenn man sich etwa seit zwanzig Minuten kannte und mitten in der Kennenlernphase steckte. "Nein, tut mir leid, von jemandem namens Levia habe ich nie gehört." Von was er aber eindeutig gehört hatte, war die Magie, über die seine Mutter anscheinend verfügt hatte: The Knight. Anscheinend war es eine Magie, die sich perfekt für Nahkämpfer eignete, da man im Grunde genommen Rüstungen aus einer Taschendimension beschwören konnte. Diese Rüstungen verliehen dem Träger verschiedene Boni, die sich durchaus vorteilhaft im Kampf auswirken konnten. An sich klang das ja verdammt nützlich und es wäre perfekt für jemanden wie ihn, der hauptsächlich im Nahkampf zu tun hatte. Hmm, aus irgendeinem Grund begann ihn diese Magie langsam, aber sicher zu faszinieren und er hatte sich dank Akumas Erzählung näher damit beschäftigt. Vielleicht sollte er sich dem Mal zuwenden, wenn er seine Ausbildung in der Kunst des Schwertes weitestgehend abgeschlossen hatte. Durchaus eine faszinierende Idee, doch zurück zu Akumas Geschichte, die fortgesetzt wurde. Was durchaus bemerkenswert war, dass ihm sein Partner erzählte, dass er aus der Wüste geflohen war. Das bedeutete doch wiederum, dass er dort vermutlich gegen seinen Willen festgehalten worden war, was für eine wirklich seltsame Geschichte. Naja, aber seine eigene Lebensgeschichte war ja nicht viel besser und verwirrte die meisten Leute bestimmt genauso, von daher passte das schon. Im Gegensatz zum Anderen wollte er jedoch damit nicht wirklich rausrücken, da er einfach gemerkt hatte, dass es nicht sonderlich ratsam war, den Leuten diese zu erzählen. Denn wer wollte schon immerhin hören, dass hinter dem neuen Partner eine ganze Horde gefährlicher Agenten her war, die es kaum erwarten konnten, ihn in die Finger zu bekommen. Aus diesem Grund verschwieg er diesen Fakt einfach Mal, zudem Akumas Erzählung auch wirklich erst ab dem 15. Lebensjahr begann. "Ich trat etwa vor mehr als einem Jahr ein, wobei ich mich das ganze Jahr zuvor auf Reise begeben habe. Und für Blue Pegasus habe ich mich entschieden, weil es eine der drei großen Gilden ist und Fairy Tail und Lamia Scale für mich ebenfalls nichts waren." So viel erst mal zu der Gildensache und dem Grund für das Beitreten. "Warum ich mich nur selten in der Gilde aufhalte, ist auch ganz leicht zu erklären. Ich befinde mich nämlich gerade mitten in der Ausbildung.", sagte er und tätschelte dabei das Heft seines Katanas. "Ich besuche seit über zwei Jahren die verschiedensten Orden und Schulen in der Kunst des Schwertes und bin deshalb manchmal auch wochenlang unterwegs. Dementsprechend halte ich mich nur selten in der Gilde auf und das auch nur, um zu questen und genügend Geld für meine Unterhaltung und die Miete meines Appartements zu bezahlen." Boah, was ein Brocken, aber nun war es raus. Hoffentlich war die Neugier des Anderen zufriedengestellt, doch so langsam erfreute sich der Fice am immer weiter laufenden Gespräch. Nachdem sein Gegenüber mit der Erzählung über die Wüste fertig war, erschien sie Maenor mit einem Mal gar nicht mehr so idyllisch und inspirierend. Abschaum und Schwerverbrecher? Nein danke, darauf kann ich gut verzichten.
In diesem Augenblick betraten sie den großen Bahnhof der Stadt, in dem ein reges Treiben der Leute herrschte. "Oh, wir müssen den langen Expresszug da vorne nehmen.", antwortete der Kleinere auf die Frage des Größeren. Schnell befanden sie sich im Zug und anscheinend war es ihm überlassen, ein passendes Abteil für sie beide herauszusuchen. "Ach, lass uns doch einfach hier Platz nehmen.", teilte er dem Blauschopf mit und zeigte auf ein bequemes Abteil mit großem Fenster. Sobald er seine Ausrüstung in dem Gepäckfach über dem Sitz verstaut hatte, ließ er sich einfach in den weichen Sitz fallen. "Warst du denn schon auf vielen Quests?", fragte der junge Mann weiter nach. "Und was war denn dein schwerster Auftrag bisher? Ich habe zudem das Gefühl, dass dich Marokkasu Town ziemlich überraschen wird." Das war in der Tat so, denn es handelte sich um eine riesige Stadt, die all die anderen Städte des Landes bei Weitem in den Schatten stellte. Sei es Magnolia oder Hosenka, Hargeon oder Oshibana Town, keine dieser Städte konnte sich im Geringsten auch nur mit der Hauptstadt des Landes messen, zumindest was Fortschritt und Größe angingen. Für jemanden, der sein ganzes Leben in der Wüste verbracht hatte, dürfte das durchaus ein unglaubliches Bild sein.

Während er sich im Zug umsah, dachte Ren etwas über seine Mutter nach. Ihre Magieart war erstaunlich und irgendwie auch ziemlich cool. Zwar liebte Ren seine Take Over Magie, nicht nur weil die Dämonen so gut zu ihm passten, aber „The Knight“ war wirklich unglaublich. Die Fähigkeit so viele verschiedene Rüstungen und Waffen zu beschwören, mit ihren verschiedenen Nutzen und Vorteilen, war eine wirklich beeindruckende Magie. Eigentlich war die Magie an sich ja gar nicht so schwierig, immerhin waren es ja nur die verschiedenen Rüstungen und die Waffen, die man beschwören musste, aber der Umgang damit war das, was Ren wirklich beeindruckte. Gelesen hatte er viel über diese Magie, aber gesehen hatte er sie nur einmal sehr kurz und das nicht etwa an seiner Mutter, sondern an einer bekannten Magierin, auch wenn diese ihre Magie nur durch einen Panzerhandschuh verraten hatte. Würde er diese Magie nicht so gut kennen, hätte er dies wohl nie bemerkt… Vielleicht würde er das eines Tages wirklich einmal selbst beherrschen…
Doch bis dahin hatte er noch ein anderes Ziel. Take Over Magie war wohl wirklich die passendste für Ren, immerhin war es der Wille, welcher für diese Transformationsmagie am allerwichtigsten war. Rens Wille war nur schwer zu brechen, schon seitdem er ein Kind war, sein Überlebenswille war stark. Er war sich der Gefahr seiner Magie durchaus bewusst. Gelesen hatte er schon viel über Magier, die beim Take Over den Verstand verloren, aber dafür war sein Wille viel zu stark. Er wollte sie besitzen und sich nicht von ihnen besitzen lassen! Und hoffentlich bald nicht nur einen Arm, sondern irgendwann den ganzen Körper übernehmen. Dann würde der Name Akuma endlich nicht mehr nur zu seinem Benehmen oder einem Arm passen…
Als Maenor erklärte, dass er noch nie etwas von Rens Mutter gehört hatte, müsste dieser Schmunzeln. „Wundert mich nicht.“, begann er lächelnd. „Sie ist auch schon seit über achtzehn Jahren nicht mehr in der Gilde tätig und nur noch wenige erinnern sich an sie, wenn überhaupt spricht man über sie nur wegen ihrer starken Magie.“, erklärte er und kratzte sich am Hinterkopf. Nun hatte doch ziemlich deutlich gemacht, dass seine Mutter keine Magierin mehr war. Dass sie tot war, konnte Maenor sich vielleicht denken, aber es reichte, wenn er wusste, dass sie nicht mehr in der Gilde war. Es ging ja schließlich darum wie Ren in dieser Gilde angekommen war. Eigentlich hatte er wirklich großes Glück, einen so armen Wüstenjungen wie ihn hatte eine solche Gilde eigentlich nicht aufnehmen müssen, vor allem da seine Take Over Magie damals noch in den Kinderschuhen steckte. Es war wirklich nur der Name seiner Mutter, der ihm da geholfen hatte. Auch wenn es die Magier, die sie nicht vergessen hatte, enttäuschte zu hören, dass sie tatsächlich verstorben war…
War es vielleicht falsch gewesen, wie Ren sich ausgedrückt hatte? Es war nicht so, dass man ihn in der Wüste zwanghaft festgehalten hatte. Viel mehr war es so, dass er dort festgesteckt hatte, etwa wie in Treibsand. Er kannte nichts anderes als das raue Pflaster des armen Wüstendorfs, indem er die letzten Jahre verbracht hatte. Und natürlich war es der Horror sich sein Überleben ständig erkämpfen zu müssen, auch wenn ihm die Taten, die er dort begangen hatte, bis heut nicht leid taten. Dennoch war er also nicht unbedingt geflohen, sondern viel mehr abgehauen, seinem Schicksal entkommen. Er war einfach geflüchtet aus dieser sandigen Hölle, deswegen nannte er es fliehen, auch wenn es keine direkte Person gab, vor der er davongerannt war. Es war viel mehr das Leben dort, was ihn so angekotzt hatte… Nachdem er seine Geschichte, mehr oder weniger, erzählt hatte, begann auch Maenor etwas über sich zu erzählen. Er war also noch nicht so lang dabei wie Ren und viel gereist, etwas das Ren auch einmal in Betracht zog, doch damals hatte er kein Geld, weswegen er gleich zur Gilde ging und seitdem saß er eben dort quasi fest, obwohl es ein ziemlich nettes Leben war. „Dann bist du also ein richtiger Schwertkämpfer?“, hinterfragte Ren etwas stutzig. Nun hatte der andere Magier ihn wirklich neugierig gemacht. Auch wenn er selbst eher davon abgeneigt gewesen war Genaueres über seine Magie zu erzählen, hatte ihn der andere nun so neugierig gemacht… „Gibt es dafür etwa eine passende Magie? Oder ist deine Magie etwas anderes, aber der Schwertkampf liegt dir mehr?“ Vielleicht war er grade etwas unvorsichtig und gewagt mit seiner Fragerei… „Sorry, dass ich so direkt frage, Nahkampfmagien interessieren mich nur sehr.“, erklärte er knapp. „Ich bin ja selbst auch ein Nahkampfmagier, wenn auch nicht mit Waffen, sondern mit Take Over.“, sagte er fast etwas beiläufig, um seine neugierige Fragerei zu rechtfertigen. Immerhin war es irgendwie ein blödes Gefühl, wenn man jemand anderen, der scheinbar auch nicht so direkt darüber sprach, so genau nach etwas fragte. Also war das dann wieder annehmbarer, wenn sie gleichgestellt waren, oder? Dennoch war es interessant wie Maenor über Schwertkampf sprach, so als wäre es wirklich seine Leidenschaft, immerhin nannte er es eine Kunst. Zugegeben, es sah ziemlich cool aus, wenn man es konnte. Ren war nicht besonders talentiert darin, wenn es darum ging gut auszusehen im Kampf. Er war eben ein richtiger Schlägertyp… Seine Erklärungen machten aber auch sehr gut deutlich, dass die Gilde für ihn scheinbar nur ein Mittel zum Zweck war. Also auch kein klassischer Drachenfanatiker? Das war wohl Rens Glück, nicht?
Auf die Antwort des anderen Magiers hin nickte Ren nur. Ja, warum auch ewig einen Platz suchen, wenn es auch so ging. Er verstaute sein Gepäck ebenfalls und nahm gegenüber von Maenor Platz. Immerhin war es irgendwie angenehmer, wenn man sich von Angesicht zu Angesicht unterhielt, oder? Nachdenklich warf er einen Blick aus dem Fenster, während er den Worten des anderen Magiers lauschte. „Viele wäre zu viel gesagt.“, sagte er ziemlich locker. „Die meisten Quest waren relativ einfach, weswegen ich sie meistens allein gemacht habe. Mit Partnern habe ich nicht viel gearbeitet und bin eigentlich auch nicht der Typ für Partnerarbeit…“ Außerdem hielt Ren sich nicht so gern lang im Gildenhaus auf, da er oft Ärger mit dem Master oder den Dragon Slayern bekam, wenn er sich im Gildenhaus mit seinem Bruder prügelte… und dies war unausweichlich, wenn die beiden sich im selben Haus aufhielten… Dann kratzte er sich wirklich nachdenklich am Kinn. „Es ist schwer zu sagen, was das Schwerste war, da es sich bei meinen Quests immer nur um Kleinigkeiten gehandelt hat, so etwas wie das hier eben, schätze ich. Aber ich würde gern mal etwas richtig Spannendes oder Herausforderndes machen. Nur dann sieht man, wie gut man wirklich geworden ist. Und was würdest du sagen, war deine schwerste Quest?“ Als der Magier dann erklärte, dass Marokkasu Town ihn überraschen wurde, sah Ren einen Moment lang irgendwie verdutzt aus. „Hm?“, fragte er nachdenklich und erinnerte sich an etwas, dass er gelesen hatte. „Ich hab eigentlich nur einmal gelesen, dass die Stadt auf einem weiten technologischen Stand ist. Ein Bild habe ich auch mal gesehen, glaube ich, erinnere mich nicht so, da das nicht unbedingt interessant für mich klang. Warum meinst du wird das überraschend?“ Ren war ja schon von Oshibana und Hosenka ziemlich begeistert gewesen, auch wenn es etwas ganz Neues war, hatte es wirklich große Reize, das Stadtleben! Nun war er erstrecht gespannt darauf, was ihn dort erwartete…

Also, was hatte er bisher über Akumas Mutter und ihr Leben erfahren? Zwar hatte ihm der Andere nicht genau gesagt, was mit ihr geschehen war, doch hatte er mittlerweile genügend Puzzleteile zusammen, um zu einem halbwegs zufriedenstellenden Ergebnis zu kommen. So, angefangen bei seiner Mutter, die eine berühmte Magierin von Blue Pegasus war, dort aber mittlerweile nicht mehr tätig war. Das lag vor allem daran, dass er von niemandem namens Levia gehört hatte und man die meisten Berühmtheiten der Gilde für gewöhnlich kannte. Zudem hatte er in der Vergangenheitsform von ihr gesprochen. Weiterhin ist sie seit über 18 Jahren kein Mitglied der Gilde mehr und Akuma ist selbst so alt. Wenn man davon ausging, dass seine Mutter tot war und nach seiner Geburt niemals zurückgekehrt war, dann hatte sie vielleicht mit ihm in der Wüste gelebt und war dort irgendwann gestorben. Näher nachfragen konnte er nicht, so etwas tat man einfach nicht. Über wen er jedoch bisher noch nichts erfahren hatte, war der Vater seines Partners. Und manchmal konnte man auch Wissen von etwas erlangen, was einem nicht an offensichtlichen Fakten mitgeteilt wurde. Vor wem war er geflohen und von wem war er festgehalten worden? Vielleicht von seinem Vater oder doch von einer ganz anderen Person? Womöglich hatte man den Jungen, als er klein war, an irgendwelche Leute verkauft, damit er eben jenen dienen durfte. So etwas kam doch leider auch in Fiore noch vor, und obwohl meistens mit Frauen und Mädchen gehandelt wurde, hatte man doch auch schon von dem einen oder anderen jungen Knaben gehört, für den Geld den Besitzer gewechselt hatte. Aber nun ja, manche Menschen hatten halt seltsame Geschmäcker oder fühlten sich zum anderen Ufer angezogen, so etwas sollte vorkommen. Der Fice hatte zwar noch nie eine solche Person kennengelernt – bestimmt hätte sich der gute alte Seraphim bei dieser Aussage ordentlich einen abgelacht, da er eben teilweise zu jener Gruppe seltsamer Menschen gehörte – doch würde er es doch bestimmt komisch finden, oder etwa nicht?
Als der junge Mann jedoch auf sein Schwert angesprochen wurde, erreichten sie ein Thema, was ihm sehr gefiel und über dass er nur zu gerne sprach. Jedoch war er etwas überrascht, wie sehr er auf den Fakt angesprochen wurde, ob er ein richtiger Schwertkämpfer war. Natürlich oder sehe ich so aus, als ob ich das Schwert nur zum Angeben mit mir herumtrage?, dachte er amüsiert. Manche Menschen fragten eben seltsame Fragen ... doch was sollte man schon groß dagegen machen. Um aber wieder zurück aufs Thema zu kommen, er war in der Tat an erster Stelle der Kunst des Schwertes ergeben und erst an zweiter Stelle Magier an sich. "Ich bin schon ein richtiger Schwertkämpfer.", verkündete er leicht lachend. "Ich verlasse mich sogar ausschließlich darauf, zu meiner Magie greife ich nur in Notfällen zurück oder wenn es sich gerade ergibt. Und ja, ich kann mein Schwert zur Ausführung meiner Magie benutzen, was äußerst nützlich in gewissen Situationen sein kann. Das hat schon den einen oder anderen Gegner auf dem falschen Fuß erwischt, kann ich dir sagen." So, das war alles, was er eigentlich über seine Magie erzählen konnte, vielleicht sollte er noch ein kleines Beispiel vorspielen, zum besseren Verständnis. Aus diesem Grund hielt er die Hand vor sich ausgestreckt und konzentrierte anschließend genügend Mana in ihr, um den Spruch erfolgreich zu wirken. "Secret Blade." Und schon materialisierte sich wie aus dem Nichts ein hell leuchtendes Katana vor ihnen in der Luft, das der Fice nun fest in der Hand hielt. "Das kann ich übrigens auch, so gehen mir nie die Waffen aus." Wer wusste schon, vielleicht führte seine kleine Vorstellung dazu, ebenfalls einen besseren Einblick in die Fähigkeiten des Anderen gezeigt zu bekommen. Allein was er da schon von sich gegeben hatte, klang doch verdammt interessant. Take Over, so etwas hörte man nicht alle Tage. Irgendwie hatte es etwas mit Verwandlung auf sich zu tun, doch wie das Ganze nun genau ablief, konnte er beim besten Willen nicht sagen. "Ich habe zwar schon von Take Over gehört, doch was hat es denn genau damit auf sich zu tun?" Solch eine Gelegenheit wurde einem nicht oft auf dem Silbertablett präsentiert, also würde er nachfragen, solange er die Möglichkeit dazu hatte.
Aber es war doch schon interessant zu erfahren, dass er es hier eher mit einem Einzelgänger zu tun hatte. Dann stellte diese gemeinsame Quest doch die perfekte Möglichkeit für seinen Gegenüber dar, die Vorzüge von Partnerarbeit kennenzulernen. Doch was war die schwerste Quest, auf welcher er jemals gewesen war? Schnell fiel die Entscheidung: Das Erledigen der Gang in Magnolia Town, bei welcher er – leider – Seraphim kennengelernt hatte und wo sie von Zara und anderen Mitgliedern seines Clans angegriffen worden waren. Nicht unbedingt das beste Thema, was er aufbringen sollte, also sollte es eine kurze Version der Geschichte auch tun. "Och, ich und ein anderes Mitglied aus Blue Pegasus hatten uns des Auftrages angenommen, einer kriminellen Jugendgang das Handwerk zu legen. Dabei wurden wir jedoch noch von einigen Unbekannten angegriffen, die wir aber zum Glück zurückschlagen und verscheuchen konnten. Und was Marokkasu Town angeht, die Stadt ist eben sehr modernisiert und kann deshalb überhaupt nicht mit den anderen Städten des Landes verglichen werden. Wenn wir diesen Auftrag schnell zu Ende führen können, könnte man vielleicht noch einen Rundgang durch die Stadt machen, denn es gibt durchaus einige sehenswürdige Gebäude und Orte, die man einfach besucht haben muss." Anschließend wandte sich der Fice zum Fenster und beobachtete die vorbeirauschende Landschaft. "Aber ich will dir nicht zu viel vorweg nehmen, du sollst dich ja noch drauf freuen, alles mit eigenen Augen sehen zu können."

War die Frage nach einem richtigen Schwertkämpfer denn wirklich so seltsam? Wie oft sah man schon jemanden, der mit seiner Klinge nicht rumfuchtelte oder sie einfach nur als eine gewalttätige Mordwaffe nutzte? Unter einem richtigen Schwertkämpfer verstand der Dämonenjunge schon etwas anders, als einfach nur jemandem der ein Schwert in der Hand hielt und sich damit zu Wehren versuchte. Richtige Schwertkämpfer wussten mit ihrer Waffe umzugehen, konnten damit geschickt agieren und sie präzise und gezielt nutzen. Da lag doch schon ein Unterschied, oder? Nunja, Ren sollte nicht unbedingt von ordentlichen Kampfkünsten schwärmen, immerhin war er ein gutes Beispiel dafür, dass man mit viel Haudrauf auch ziemlich weit kam, denn das war so ziemlich alles was er konnte. Um sich schlagen und damit nicht grade wenig Schaden anrichten. Seine Magie machte das auch nicht viel eleganter, sondern machte aus dem Magier eher noch ein gewaltigeres Monster. Immerhin war so ein Dämonenarm nicht grade etwas, was man als wunderschöne Magie, ähnlich einer elementaren Magie wie Eis, bezeichnen würde. Was konnte man mit einem Dämonenkörper schon tun, außer stärker und brutaler werden? Mit Eis konnte man Skulpturen bauen, mit Feuer ein Feuerwerk in den Himmel zaubern und mit Finsternis konnte man bei Tag einen Sternenhimmel herauskitzeln… Und was konnte Rens Magie? Sie machte ihm zu einem Monster, dessen gefährlicher Kraft er sich annahm und sie für sich nutzte. Schön war daran nichts, sondern es war einfach nur ein blutiges Schauspiel. Also… Es gab schon einen Unterschied zwischen einem richtigen Krieger und einem Raufbold wie Ren. Dennoch würde er seine Magie niemals eintauschen wollen, denn Take Over war für ihn mehr als nur eine Magie. Es war ein Test, wie weit konnte man gehen, bis man den Verstand verlor? Und es war noch dazu ein Reiz, denn man wollte stärker werden, sich nicht selbst verlieren, aber wenn doch, was war es dann wohl für ein Gefühl, wenn man von der vollkommenen Macht übernommen wurde und nicht einmal mehr zwischen Freund oder Feind unterscheiden konnte? Take Over war ein Spiel mit dem Feuer, aber wenn er schon allein an das Gefühl dachte, als er das erste Mal einen dämonischen Arm übernahm, dann gäbe es nichts Besseres für ihn, denn diese gewaltige Kraft machte Hunger nach mehr davon… Da unterschied er sich sicher doch nicht so sehr von einem Krieger, denn auch diese strebten immer nach Höherem, obwohl es bei Ren eher eine Gier als ein Streben war…
Ein noch immer recht überheblich wirkendes Lächeln zeichnete sich auf den Lippen des größeren Magiers ab, als der junge Mann lachend erklärte, dass er ein richtiger Schwertkämpfer war. Vielleicht hätte Ren nicht so offen verkünden müssen, dass er beeindruckt davon war… Denn das hatte, so wie er es ausgedrückt hatte, sicher ziemlich dumm geklungen, oder? Als er erklärte, dass er fast ausschließlich mit dem Schwert kämpfte, nickte Ren verständnisvoll. Ähnlich ging es ihm ja auch. Wenn er kämpfte, dann mit den Fäusten und wenn er zu schwach war, dann nutzte er eben seine Magie, um das Maximum an Kraft und Wiederstand herauszuholen. Allerdings waren die Reaktionen auf die Magien der beiden Männer sicher ziemlich unterschiedlich… Auch wenn es sicher ziemlich beeindruckend war die Klingen von Maenor im Kampf zu erleben, war das doch eher ein interessanter Anblick… Während er von Rens Arm eher Ekel, Angst oder Verstörung hervor rief. Nur selten fanden die Menschen so etwas interessant, aber das hieß natürlich noch lang nicht, dass ihm das nicht sogar noch so lieb war. Neugierig bestaunte Ren dann plötzlich, wie der andere Magier ein Katana aus dem Nichts herbeizauberte. Erstaunt sah er das hell leuchtende Katana an… Er musste irgendwie lächeln und diesmal nicht ganz so dreist wie normalerweise, denn irgendwie erinnerte ihn das wieder an „The Knight“, auch wenn diese Magie ja nun eher dazu da war Rüstungen zu beschwören. Es war doch irgendwie recht ähnlich. Doch dann grinste Ren wieder normal. „Sieht definitiv nützlich aus.“, begann er lachend. „Wäre nun wirklich nicht das, womit man im Nahkampf rechnet, selbst wenn man es mit einem Schwertkämpfer zu tun hat.“, fügte er noch hinzu und hörte dem Schwertkämpfer dann wieder zu. Denn nun fragte der Magier nach Rens Magie. Wenn dieser ihm seine schon so freundlich vorgestellt hatte, sollte er das auch tun. Es war auch nicht wirklich ungewöhnlich, dass man von Take Over nicht so viel Ahnung hatte, wenn man damit nicht in Kontakt gekommen war. „Als ich es das erste Mal angewandt habe, wusste ich selbst nicht was es ist.“, sagte er und lachte dabei, weil das im Kontext wirklich ziemlich dumm war… Damals hätte ihm wer weiß was passieren können! „Take Over ist eine Art Transformationsmagie, aber keine so einfache, in der man einfach mal sein Aussehen ändert. Man nimmt nicht nur die Gestalt des übernommenen Wesens an, sondern macht sich auch dessen Fähigkeiten zu Eigen.“ Besonders bei seinem letzten Satz war auffällig, dass sich die sonst so ruppige Ausdrucksweise des Magiers verändert hatte. Dies lag daran, dass er dies eins zu eins aus einem Buch zitiert hatte, welches er über die Magie gelesen hatte. Als er ausgesprochen hatte, rückte er ein Stück nach vorn, um seine Jacke auszuziehen. „Deswegen ist sie auch nicht ganz so einfach und etwas gefährlicher als normale Transformationsmagie. Ich bin noch nicht besonders weit, weswegen ich noch keine ganzen Körper übernehmen kann, aber daran wird gearbeitet.“, verkündete er schon irgendwie stolz, als er den Ärmel seines T-Shirts hoch krempelte. Kurz sah er sich noch einmal um, ob auch keiner in der Nähe war, der sie beobachtete, denn das kam immer nicht so gut an. „Predator's Prank: Cerberus Soul.“, sagte er ruhig, während sein Arm schon sehr offensichtlich begann sich zu verändern. Es ging relativ schnell, aber man konnte es ziemlich gut beobachten. Die Haut am gesamten Arm färbte sich in ein düsteres Rot, viel dunkler als Blut und der Arm wurde wesentlich dicker, fast so als würden die Muskeln, um ein vielfaches anschwellen. Aus seiner Hand wurde eine tierähnliche Pranke, allerdings ohne Fell und scharfen Krallen machten das gruselige Bild perfekt. Grinsend ballte er die große Pranke zur Faust und schlug sie in die normale Handfläche. „Wie du vielleicht gehört hast, gibt es verschiedene Arten von Take Over, auch wenn ich selbst nicht viele kenne. Diese hier lautet Demon Soul, was ja eigentlich für sich selbst spricht.“ Sobald er dies ausgesprochen hatte, verwandelte er seinen Arm wieder zurück und seufzte. „Aber ähnlich wie du benutze ich meine Magie nicht immer gleich, da das Verschwendung wäre. Ich finde Magie sollte eine Art Trumpfkarte sein und nicht alles, worauf man sich verlassen muss. Das sollte allerdings unter uns bleiben, sonst verdirbst du den anderen die Überraschung.“, sagte er lachend und rückte seinen Ärmel wieder zurecht…
Partnerarbeit war wohl wirklich nicht Rens Ding, aber der Typ, der ihm grade gegenüber saß, war schon ziemlich in Ordnung, weswegen er es sich diesmal sogar recht gut vorstellen konnte. Vielleicht steckte doch ein bisschen mehr Teamcharakter in ihm als er dachte… Dennoch änderte das nichts an seinem ursprünglichen Misstrauen, welches er immer mitbrachte. Warum er Maenor so viel über sich erzählt hatte, war ihm selbst gar nicht wirklich bewusst. Wahrscheinlich lag es an dessen Art. Es war eine interessante Unterhaltung, in der man schon recht viele Informationen austauschte, aber mit einer gewissen Distanz, ohne sich unnötig nahe auf die Pelle zu rücken. Das war wohl wirklich die Art, mit der man Ren an Teamwork heranführen konnte… Trotzdem würde er niemals in eine Gilde wie Fairy Tail passen, wo sich alle anfassen und gemeinsam tanzen! … Als Maenor von seiner schwersten Quest erzählte, wurde Ren aber wieder stutzig. „Nanu? Eine kriminelle Jugendgang war das Schwerste? Ich schätze die unbekannten Angreifer waren dabei die größere Herausforderung, hm?“, sagte er leicht amüsiert und lauschte dann wieder den Worten des jungen Mannes. Dieser erzählte über die Stadt, während er einen Blick aus dem Fenster warf. Grinsend blickte auch der andere Magier für einen Moment über die Landschaft. „Verstehe, da bin ich mal gespannt.“

Es hörte sich nicht nur verdammt nützlich an, wenn man über spezielle Zauber verfügte, die einem dabei halfen den Gegner zu überraschen, dann war das in der Tat wirklich praktisch. Aber das mit dem Schwert in der Luft materialisieren, was er soeben gezeigt hatte, war noch gar nichts, wenn man denn wusste, was weitaus fortgeschrittenere Magier mit dieser Magie alles anstellen konnten. Zwar hatte der junge Mann stets ein eigenes Schwert bei sich – was viele nicht wussten, seine Magie konnte eigentlich nur mit beschworenen Schwertern angewandt werden, es sei denn, man besaß ein Schwert schon wirklich lange und hatte sozusagen einen Bund mit diesem aufgebaut – doch musste er zugeben, dass die beschworenen Schwerter so einige Vorteile hatten, die für sich sprachen. Diese hellen Klingen, wie er sie gerade in der Hand hielt, kosteten zwar eine kleine Menge Mana, nutzten sich jedoch bei der Anwendung nicht ab und brauchten aus diesem Grund auch nicht geschärft und gewartet zu werden. Und sollte der doch sehr unwahrscheinliche Fall eintreffen, dass die Klinge zu Bruch ging, so konnte er einfach seine Hand ausstrecken und eine Neue beschwören. Doch seine Fähigkeiten bezüglich der Magie waren noch sehr begrenzt und eingeschränkt, er hatte schon diverse Leute aus seinem Clan beim Training beobachtet und viele andere Fähigkeiten gesehen. Beispielsweise hatte es einen gegeben, der viel größere Waffen als er beschworen hatte, sei es ein Breit- oder Langschwert, der Kerl hatte beides mühelos materialisieren können. Dann gab es noch andere Leute, welche die Form der beschworenen Klinge nach ihrem Belieben verändern konnten. Und das war sicherlich auch ziemlich nützlich im Kampf, da der Gegner bestimmt nicht darauf vorbereitet war, gegen mehrere Waffen zugleich anzutreten. Wer einen Schlag von einem Langschwert pariert hatte, erwartete gewiss nicht, nur Sekunden später mit einem Kurzschwert oder einer anderen Waffe attackiert zu werden. Und sein einziger offensiver Zauber, Silver Blade, war nichts gegen das Ausmaß und die Kraft späterer Zauber, da es lediglich der Grundbaustein dieser Magie war. Doch es gab eine Person, die all die Fähigkeiten dieser ganzen Leute bei Weitem in den Schatten stellte. Hierbei handelte es sich um Aeros, seinen Captain bei der damaligen Leibgarde des noch zu krönenden Clanoberhauptes und das größte Genie, was ihm jemals unter die Augen gekommen war. Er konnte Dinge mit dem Schwert anstellen, die jeder anderen Person unmöglich schien, und doch tat er es, und das scheinbar mühelos. Innerhalb von Sekundenbruchteilen konnte er sich neue Pläne ausdenken und seine Taktik auf die verschiedenen Gegner abstimmen, seien es Nahkämpfer, Fernkämpfer oder gar Magier. Sollten die Höherrangigen im Clan erkennen, dass Zara keine zufriedenstellenden Ergebnisse liefern, sodass sie ihm Aeros auf den Hals schickten, dann war es vorbei. Sollte er auf ihn treffen, so konnte er sich auch gleich ergeben, das würde den ganzen Leuten um sich herum durchaus einigen Ärger ersparen. Aber bisher war dies ja noch nicht eingetreten und der Fice hoffte, dass es nie dazu kommen würde.
Während er weiter Akumas Erzählung über die Take Over Magie lauschte, löste sich das Schwert wie von Zauberhand auf, eine Fähigkeit, über die er auch verfügte. Nicht, dass er solch eine Waffe liegen lies und sie ein anderer dann für sich beanspruchte und gegen ihn benutzte. Das konnte und würde er nicht zulassen, sowie er Maenor Fice hieß. In diesem Moment entschied der Blauhaarige wohl, dass es an der Zeit für eine Vorstellung seiner Magie war und Maenor war schlichtweg begeistert davon. Nicht nur, dass er eine Menge an Infos erhalten hatte, was er durchaus schätzte, nein, es wurde noch besser. Akumas Arm verfärbte und verformte sich, er wurde dunkelrot und bekam Krallen, während die Muskeln weiter anwuschen. Oh Mann, denjenigen, der von dieser Pranke erwischt wurde, beneidete er wirklich nicht. Was er wohl alles damit anstellen kann? Bestimmt hatte das Ding auch noch magische Auswirkungen, wenn das Mal nicht interessant war. Leider bekäme er diese nur zu Gesicht, wenn sie sich in einem Kampf befinden würden und das auch nur, wenn er genügend Zeit hatte, den Anderen zu beobachten. "Das denke ich auch, der Überraschungseffekt ist ziemlich wichtig im Kampf. Und keine Sorge, von mir wird es niemand erfahren, ich hoffe doch, dass es sich bei dir mit meinen Fähigkeiten genauso verhält?" Zwar würde sich sein Partner bestimmt daran halten, doch nachfragen schadete ja bekanntlich nicht.
Dann kamen sie zur besagten Jugendgang, wie würde er sich da nur raus reden? "Ja, die Jugendgang an sich war jetzt nicht unbedingt das Problem, abgesehen von ihrem soziopathischen Anführer, dem ich auf die harte Tour Manieren beibringen durfte. Währenddessen hat sich mein Partner an sein Mädchen rangemacht und sie rumbekommen, tolle Aufteilung, was?" Und nun zu den ihm unbekannten Clanagenten. "Aber ja, die Unbekannten waren das wirkliche Problem, denn das war nicht das letzte Mal, dass sie angegriffen hatten. Ich bin denen noch eins, zwei Mal über den Weg gelaufen, aber zum Glück ist alles gut gegangen. Sollten die wieder auftauchen oder sollte es generell Probleme geben, bin ich mir aber sicher, dass wir das mit unseren Fähigkeiten schon schaffen werden." Mal schauen, ob sich der Andere mit dieser Information begnügte oder ob er weiter nachbohren würde.

Irgendwie fast schon ein bisschen schade, dass Ren nicht dasselbe Glück hatte, wie der Schwertkämpfer. Nunja, ob Glück oder nicht, sei nun mal dahin gestellt, doch er selbst hätte es wohl eher als Glück empfunden, wenn er die Möglichkeit dazu gehabt hätte, einmal seine Magie aus der Sicht des Zuschauers zu sehen. Auf Take Over Magie war er bisher noch nie bei einer anderen Person gestoßen, allerdings kannte er die verschiedenen Arten der Magie, einfach weil er es in vielen Büchern nachgelesen hatte. Ihm war wohl bewusst, dass Demon Soul nicht die einzige Art Take Over war, auch wenn er nur grobe Beschreibungen der anderen Magien kannte und sich darunter noch nicht viel vorstellen konnte. Was man nicht selbst sah, konnte man nur schwer glauben. Oder wer konnte sich schon den dämonischen Arm vorstellen, ohne ihn jemals so gesehen zu haben? Ren war recht bekannt unter dem Namen Akuma, zumindest in den Kreisen der niedrigeren Bevölkerungsschicht von Oshibana, was wohl daran lag, dass er dort oft zwielichtige Jobs entgegennahm, um sich ein wenig Kleingeld zu verdienen. Man durfte eben nur nicht hinterfragen, worum es dabei ging, dann ließ sich damit recht einfach ein bisschen Geld verdienen. Dennoch waren ihm richtige Quests irgendwie lieber als diese jämmerlichen Jobs. Nicht etwa aus ethischen Gründen, sondern weil es keinen Spaß machte sich mit der einfachen Bevölkerung rumzuschlagen. Diese waren viel zu schwach und keine Gegner für ihn, aber es musste reichen, um sich etwas Kraft anzutrainieren, um für die richtigen Quests fit zu sein. Und so fühlte er sich grade, auch wenn es eine eher kleine Quest war, auf die sie sich begaben. Ren war recht gut darin seine eigene Kraft einzuschätzen und wusste sehr wohl, dass man sich manchmal hochkämpfen musste. Wer weiß in was für einer Pennergilde er gelandet wäre, wenn seine Mutter nicht so beliebt in Blue Pegasus gewesen wäre? Da hatte er ausnahmsweise einmal in seinem Leben Glück gehabt. Ren verbrachte viel Zeit damit Geld zu verdienen oder sich mit kulturellen Dingen zu beschäftigen, wie Theater, Konzerte oder er war oft in der Bibliothek um Bücher zu lesen, eben solche, in denen es um Magie ging. Und dort hatte er auch die „ultimativen“ Formen seine Take Over Magie kennengelernt, auch wenn man es sich im Buch schwer vorstellen konnte… Dennoch war Satan Soul schon allein beim Lesen sehr beeindruckend. Er konnte es nur schwer abwarten diese Form zu erreichen und natürlich auch noch Höheres! Wirklich schade, dass er bisher nie das Glück gehabt hatte, so etwas live zu sehen, da hatte der Krieger ihm etwas voraus.
Neugierig beobachtete Ren grade, wie das Schwert sich wieder in Luft auflöste. Das musste viel mit Mana zu tun haben, da war er sich ziemlich sicher. Um mit Waffen wie Katana zu kämpfen, musste man ganz sicher recht geschickt sein, was der Akuma definitiv nicht war… Wie würde er auch aussehen, in glänzender Ritterrüstung und mit einem Schwert als Waffe? Er brauchte sich da gar nichts vorzumachen, ein wahrer Krieger, so wie seine Mutter es beispielsweise gewesen war, würde er wohl nie werden. Dafür war er einfach nicht der Typ. Er war ein ruppiger, brutaler Wüstenbengel und nicht mehr. Ren sollte sich wohl oder übel einfach mit seiner Magie zufrieden geben und nicht von anderen Dingen schwärmen, immerhin passten die Dämonen doch wohl am besten zu ihm. Die Zustimmung des Magiers brachte ihn ein wenig von den weniger schönen Gedanken ab und brachte wieder das übliche überhebliche Lächeln auf die eben noch so stummen Lippen des großen Magiers. Auf seine Frage hin nickte er grinsend und fügte frech hinzu: „So lang wir uns nicht gegenüberstehen, sollte das nicht passieren. Aber ich gehe mal stark davon aus, dass man sich in einer Gilde, wenn überhaupt, nur duelliert und nicht um Leben oder Tod kämpft.“ Ein Aspekt, der ihn irgendwie glücklich stimmte. Immerhin hatte er viel zu oft, zu viel auf dem Spiel stehen gehabt, da musste man nicht noch mit seinen Verbündeten, um den eigenen Kopf kämpfen. Auch wenn er kein Freundschaftstyp war, wusste er diese Tatsache zu schätzen. Vielleicht wurde ja doch irgendwann ein richtiger Teamkämpfer aus ihm…
Nun erzählte Maenor weiter über die „schwerste“ Quest seines Lebens, wobei Ren etwas stutzig wurde. War der Schwertkämpfer etwa der Typ, der sich lieber mit Frauen herumärgern wollte, als einen richtigen Kampf auszutragen? Die meisten Frauen mochte der Akuma nicht, und das einzige Weibsstück, das ihn zu zähmen wusste, war Aurora, einfach weil sie irgendwie gruselig war… Aber sonst hielt er eigentlich eher Abstand von Frauen, weil er mit denen nie so richtig gelernt hatte umzugehen. Woher auch? Er hatte weder eine Mutter, noch jemals weibliche Bekanntschaften in der Wüste gehabt und seit er in der Stadt war, kannte er sowieso kaum jemanden persönlich. Da war Aurora wohl wirklich die einzige, die seine Gegenwart hatte genießen dürfen, auch wenn seine Meinung da zwiespältig war, auf der einen Seite, war sie ziemlich cool und konnte mit seiner Art gut umgehen, aber dann war sie unglaublich stark und gefährlich. Diese Mischung war… gruselig. Zurück zu Maenor, dessen Worte den Magier wieder mehr zum Lachen brachten. „Toll? Ich finde, dass du den besseren Part der Aufteilung abbekommen hast.“, sagte er ziemlich unbekümmert. „Ich würde jedes noch so schöne weibliche Wesen links liegen lassen, um gegen einen zumindest ebenbürtigen Gegner kämpfen zu können.“, fügte er recht trocken hinzu. Wo mal wieder deutlich wurde, dass es dem Akuma ziemlich egal war, welches Geschlecht man hatte, sondern eher zählte, was sich dahinter verbarg. Er konnte auch gegen Frauen eben so gut kämpfen, wie gegen Männer. Viele männliche Wesen sträubten sich ja dagegen eine Frau zu schlagen, aber für ihn zählte das nicht. Die Frage war nun: War er da irgendwie blind oder sah er mehr als die anderen? Doch nun kam es zu den Clanagenten und Rens Blick wurde für einen Moment ernst. Das war nichts Einmaliges? Diese Unbekannten waren noch öfter aufgetaucht. „Also sind sie hinter dir her, huh?“, sagte er erstaunlich unbeeindruckt von dieser Tatsache. „Abartige Stalker.“ Nun klang er irgendwie amüsiert, obwohl Stalker wohl eher der falsche Begriff für die Verfolger von Maenor war. „Naja, sollten sie uns tatsächlich über den Weg laufen, treten wir ihnen einfach mal ordentlich in den Arsch, damit sie lernen, dass sie sich um ihren eigenen Scheiß kümmern sollten.“ Natürlich sah Ren das ziemlich locker. Er hatte ja auch keine Ahnung von der Geschichte des Jungen. Für ihn waren die Clanagenten irgendwelche Spinner, die sich dafür rächen wollten, dass er sie einmal bezwungen hatte. Für den Akuma gab es keinen Gegner, den er nicht besiegen konnte, mit seinem Willen, war doch alles bezwingbar, auch wenn er keine Ahnung hatte, wie stark seine Gegner waren… Da war er wohl tatsächlich irgendwie blind… Aber hier zeigte er einen erstaunlich guten Willen, was wohl damit zusammenhing, dass er sich mit Maenor gut verstand. Sicher war es für sie beide eine nettere Zusammenarbeit als mit gewissen anderen Magiern der Gilde, mit denen sie beide sehr wahrscheinlich nicht auskamen… Verdammte Drachenfanatiker!

Ob es in Blue Pegasus wohl rituelle Duelle gab? Zwar hatte Maenor noch nie davon gehört, doch da er von der Existenz von vielen seltsamen Bräuchen, Regeln und Ritualen wusste, war es doch nicht ganz so abwegig, wenn es so etwas auch gäbe. Aber von Duellen auf Leben und Tod hatte er noch nicht gehört, diese waren ja so oder so verboten und sollte die Regierung jemals von so etwas in einer Gilde mitbekommen, dann konnte diese nichts anderes als eine erzwungene Schließung erwarten. Und das sogar nur, wenn die Regierungsleute nen guten Tag hatten, es konnte auch durchaus sein, dass die dafür Verantwortlichen sogar hinter Gittern gebracht wurden. Doch wie bereits gesagt, er selbst hatte von so etwas noch nicht gehört, doch ein ganz normales Ehrenduell würde es doch sicherlich geben. "Ja, das denke ich auch, zumindest habe ich noch nie von so etwas gehört. Aber da gibt es ja noch das S-Rang Examen, dort könnte man unter Umständen auch auf verschiedenen Seiten landen." Oh ja, eines der wichtigsten Ereignisse des Jahres, das S-Rang Examen. Sollte man dieses mit Bravour bestehen, so würde man den begehrten Rang eines Sephirot erreichen und somit in den Genuss von vielen Privilegien kommen. Unter anderem war man den arroganten und äußerst wichtigen Dragonslayern übergeordnet, andererseits erlangte man Zugang zum ersten Stock. Und dort befand sich ein Ort, den Maenor Fice unbedingt besuchen wollte, nämlich die große Bibliothek von Blue Pegasus. All das Wissen, was die große Gilde seit ihrer Entstehung gesammelt hat, befindet sich dort und er war sich sicher, dass man dort bestimmt das eine oder andere Buch auftreiben konnte, was ihm bei der endgültigen Meisterung seiner Schwertkunst durchaus behilflich sein konnte. Aber so schnell würde er wohl nicht befördert werden, da musste er schon eine Unmenge an Glück besitzen. Denn es gab eines, an was es ihm mangelte und das war pure Stärke. In der Tat, er konnte zwar richtig gut mit einem Schwert umgehen, war er aber jedoch nicht außergewöhnlich stark und schnell, viel eher glichen diese Attribute dem eines gewöhnlichen Jungen in seinem Alter. Und auch um seine Magie verhielt es sich eher nicht so gut, er konnte sie kaum mehr als ein halbes Dutzend Mal benutzen, ehe sein Manavorrat zur Neige ging. Nun ja, das würde irgendwann noch hoffentlich was werden.
Zumindest machte ihm Akuma klar, dass er nicht sehr viel von Frauen hielt, aber woran das wohl lag? Wie dem auch sei, er selbst hätte sich lieber um das Weib gekümmert, statt sich mit diesem durch und durch bekloppten Soziopathen herumzuschlagen, der es bis zu seinem 18. Lebensjahr irgendwie geschafft hatte, nicht in einer geschlossenen Anstalt zu landen. Für gewöhnlich mochte er ja Kämpfe, da man eben die eigenen Fähigkeiten mit denen des Gegners messen konnte, aber so etwas, nein danke. Es war echt nicht lustig, wenn man die ganze Zeit über beschäftigt war, sich einen Spinner vom Hals zu halten, der zudem mehr als nur unfair kämpfte. Solche Leute waren wirklich unberechenbar und genau das machte solche Situationen eben ziemlich gefährlich. Aber was hatte sein Partner da gerade zu den Verfolgern des Clans gesagt? Ihnen ordentlich in den Arsch treten klang doch relativ gut, wenn auch ziemlich unwahrscheinlich. Hoffentlich, ja hoffentlich würde ihnen niemand Starkes begegnen, sonst könnte diese aufkeimende Freundschaft schneller den Bach runter gehen, als man sich vorstellen konnte. Und dies war nicht darauf bezogen, das Akuma wütend über die Verheimlichung seinerseits sein konnte, viel mehr würde er gar nichts mehr zu ihm sagen können, da er eben von der Bildfläche verschwunden wäre. "Na dann hoffen wir doch Mal, dass es nicht passiert.", murmelte er unverständlich für den Anderen und schaute aus dem Fenster hinaus.

Tbc: Einkaufscenter Laytis & Thylm

Die Geißel einer Geisel - Questbeginn!

Es gab windige Tage und es gab solche, an denen Windstille herrschte, dieser gehörte zu keiner dieser Sorte. Das Wetter war angenehm kühl, nicht fröstelnd oder gar kalt, aber auch nicht schweißtreibend warm, eben eine ganz angenehme Mischung, einige weiße Wolken trieben über den Himmel, als das uns wohl bekannte Weißhaar eine hölzerne Tür hinter sich zuzog und tief Luft holte. Er mochte stickige Luft nicht, aber leider hatte er die Nacht in solcher verbringen müssen, da die junge Dame, bei der er sie verbracht hatte, etwas gegen offene Fenster zu haben schien. Und ehe er sich noch mit ihr stritt, bevor es sowieso unvermeidbar war, hatte er eben zugelassen, dass er von seiner geliebten Frischluft abgeschnitten worden war. Natürlich war er dafür reichlich entlohnt worden, aber dennoch tat dieser Atemzug ungewohnt gut. Es war, als würde jede Zelle in seinem Körper aufjauchzen... nun ja. Cyrus grinste bei dem Gedanken, wann diese Beschreibung wohl das letzte mal zugetroffen hatte, was eine Anzahl von wenigen Stunden war, und strich sich eine Strähne des widerspenstigen weißen Haars aus der Stirn, in das man jedoch so wunderschön seine Finger krallen konnte. Es könnte sogar sein, dass man einige Kratzer auf seiner Kopfhaut fand, aber wer betrachtete sie schon so genau, wer kam schon auf die Idee, dass es lange Frauennägel gewesen sein könnten? Noch einmal wurde tief durchgeatmet, ehe er sich in Richtung seiner Wohnung aufmachte, vor dem Haus leicht in die Knie ging und mit einem scheinbar mühelosen Hopser auf einen tiefer gelegenen Balkon hüpfte, von dort aus noch einmal ansetzte und schließlich mit dem dritten Sprung seine eigene Dachterrasse erreichte. Es gab schon praktische Zauber und dieser gehörte ohne jeden Zweifel dazu, wie er wieder einmal feststellte, als er die nur angelehnte Schiebetür aufschob und sich - nachdem er sich seiner Schuhe entledigt hatte - in sein Schlafzimmer begab. Hier war es so gut durchlüftet, dass er fast versucht war, sich noch einmal in die blutroten Laken zu betten, aber den Schlaf und alles was so dazu gehörte hatte er sich ja schon an anderer Stelle geholt. So warf er dem ungewöhnlich großen Bett nur einen sehnsuchtsvollen Blick zu, um den sicherlich manche Frau das Möbel beneidet hätte, ehe er zu seinem Kleiderschrank ging und sich aus diesem neue Sachen nahm, vor allem aber den schwarzen Mantel von der Garderobe im Flur schnappte. So betrat er nach wenigen Minuten voll ausstaffiert die Terrasse erneut, zog die Schiebetür hinter sich zu und sprang ohne groß zu zögern mit wehendem Mantel vom Geländer, um sanft wie ein Vogel auf dem Boden zu landen und seine Schritte zum Gildenhaus von Blue Pegasus zu wenden. Er war gut drauf, summte sogar leicht vor sich hin, während er ein Brot aus seiner papierenen Verpackung schälte und hinein biss. Hm... es war also doch eine weise Entscheidung gewesen, es gestern noch fertig zu machen und bereit zu legen, was? Angenehm breitete sich der Geschmack von Schinken auf seiner Zunge aus, verstärkte sich noch, während seine Kiefer gegeneinander mahlten, doch sein Frühstück war bereits in seinem Magen verschwunden, als er die nächste Straßenecke erreichte. Er aß nicht besonders viel, nicht besonders oft, aber wenn er es mal tat, dann war er recht schnell dabei, wenn er es denn darauf anlegte. Oft hatte er gar kein Bedürfnis zum stopfen, denn er war doch eher jemand, der die Nahrung, die er zu sich nahm, genoss, wenn sie zu genießen war. Zu oft hatte er Dinge gegessen, die keinesfalls gut geschmeckt hatten, als dass er Nahrung einfach so aufnehmen würde, ohne sie zu schätzen. Nein - was sein Essen anging, legte der Dragonslayer mehr wert auf Qualität, denn auf Quantität. Bei anderen Dingen konnte er nicht so einfach auf eine Regelmäßigkeit verzichten, wie zum Beispiel bei dem, was er gerade hinter sich gelassen hatte. Den Namen der Blondine hatte er schon wieder verdrängt, da er ihn nicht interessierte, aber an einige andere Dinge würde er sich noch länger mit Wohlwollen zurückerinnern können... oh ja. Das Lächeln, das seine wohl geformten Lippen dehnte, wurde noch eine Nuance breiter, ehe er durch das Tor in das Gildenhaus schlenderte, das Butterbrotpapier in den nächsten Mülleimer pfefferte, um anschließend in Richtung Questboard zu gehen. "Oi, Oi... was haben wir denn hier?~", säuselte er leise, als er die Hand ausstreckte und einen Zettel von der Tafel zog, ihn mit violetten Augen musterte und sich dabei gegen den Tresen lehnte. Seine langen Finger trommelten gute gelaunt auf dem Holz herum, ehe er den Questbogen zusammen faltete und sich umdrehte, sodass er die gesamte Halle im Blick hatte. Wer würde wohl dieses Mal mit ihm zusammen losziehen? Dieses Mal würde es ernsthafter werden, sollten seine Auserwählten also nicht den nötigen Ernst an den Tag legen, würde er wohl etwas weniger locker werden müssen...

Gestern war Waschtag gewesen, Naomi hatte sorgsam die Wäsche zum Trocknen draußen gelassen und siehe da, sie war trocken, als das Mädchen sie von der Leine nahm. Dies musste ganz früh geschehen, denn heute würde sie wieder aufbrechen zu einer Quest. Rio hatte ihr in den letzten Tagen einige neue Zauber beigebracht, einen Schutzzauber und noch einen mit Schlangen. Bisher hatte sie eher wenig Magie angewandt und anderen das Kämpfen überlassen, inzwischen konnte sie das gut allein, auch wenn sie nicht danach aussah. Immerhin war sie immer noch ein kleines goldblondes Mädchen mit großen braunen Augen, die so unschuldig gucken konnten wie ein kleines Babykaninchen. Das allerdings brachte ihr im Kampf nicht viel. Nun beherrschte sie allerdings schon drei Zauber, mit denen sie recht gut umgehen konnte und das würde sie wahrscheinlich umsetzen können. In der Küche stand schon alles bereit. Eine Dose mit Broten und etwas Salat, außerdem eine Box mit dem Rest Reis mit Soße. Dann noch zwei Flaschen Wasser und ein Apfel. Dass alles wanderte in die Tasche des Mädchens, neben der Wechselkleidung, dem Handtuch und den übrigen Kleinigkeiten. Sie war bereit, was auch immer kommen würde. Mit einem Küsschen verabschiedete sie sich von ihrem Ziehvater und machte sich auf den Weg zum Gildenhaus. Es war ein herrlicher Tag und sie war schon gespannt darauf was sie diesmal unternehmen würde und besonders mit wem. Als dann das imposante Gebäude vor ihr auftauchte, öffnete sie schwungvoll die Tür und trat ein. Es schienen noch nicht so viele Leute unterwegs zu sein. Das machte ihr allerdings nichts und so ging sie schnurstracks zum Questboard. Dort stand schon jemand, der ihr mehr als bekannt war. Eilig ging sie zu ihm hinüber und tippte mit dem zarten Fingerchen an seinen Arm. "Hallo Seraphim-sama, es ist wirklich schön, dich zu sehen." Irgendwie kam sie von ihm wohl nicht mehr los. Nicht, dass es sie gestört hätte, immerhin hing ihr Herz schon seit der ersten Quest an dem weißhaarigen Womanizer. Wahrscheinlich, weil sie schon die eine oder andere herzliche Stunde mit ihm gehabt hatte und sie in ihm, eine Art großen Bruder gefunden hatte. Diese Gefühle konnten zwar Tückisch sein, denn noch schien sie die Abgründe, welche er sie betreffend haben könnte, sorgfältig zu ignorieren. Immerhin war Seraphim doch ihr Engel, der konnte ihr nichts böses wollen, ach Hoffnungen soll man ja nicht im Keim ersticken oder? Hatte er da nicht schon eine Questbescheibung in der Hand? "Was hast du da für eine Quest?", eigentlich war es ihr deutlich egal, denn irgendwie stand es fest, wenn es die Möglichkeit gab mit Seraphim zu gehen würde sie nicht nein sagen. Doch was wenn er nein sagte, immerhin war sie die letzen Male nicht so der Hit gewesen. Vielleicht sollte sie ihm sagen, dass sie deutlich dazu gelernt hatte. Doch würde ihn das überhaupt interessieren? Nun gut vielleicht sollte sie einfach damit beginnen ihn zu fragen ob er sie mitnahm. Wenn er dann Nein sagte, konnte sie immer noch davon erzählen, dass sie inzwischen etwas gelernt hatte. "Ich würde dich gerne begleiten, ich fühle mich immer recht wohl, wenn du in der Nähe bist." Okay das war wahrscheinlich wieder einen etwas tadelnden Blick von ihm wert, wie als sie ihm damals das Kompliment wegen seiner Augen gemacht hatte, aber nun gut, so war sie eben und das kleine Mädchen würde ihn immer als etwas Besonderes sehen. Vorsichtig drückte sie sich an seine Seite und atmete tief ein. Wie eine frische Frühlingsbriese, das war das, was sie von ihm gewohnt war und einer der Gründe, warum sie seine Nähe so genoss. Das Tolle an diesem Moment, noch war niemand anderes da, der dies unterbinden konnte.

Es war ein angenehmer Morgen in Oshibana, mit wenigen Wolken und einer sanften, keinesfalls starken Brise. Die Läden hatte schon früh geöffnet, denn die Geschäftsleute wollten das gute Wetter ausnutzen und schon früh mit ihren Geschäften anfangen. Und noch jemand nutzte diese Gelegenheit. Die junge Eisalchemistin Tascha schlenderte durch die Straßen der drachengeschmückten Stadt und labte sich an den verschiedenen Auslagen der Geschäfte. Bald war es wieder so weit ein großes fest würde stattfinden und daher boten viele Läden Gratisproben an, um neue Kunden anzulocken, die in ganz anderen Städten lebten. Diese Gratisproben fanden aber nur höchst selten ihren Weg in den Magen einer anderen Person, wenn Tascha in der Stadt war. Merkwürdig, dass noch keiner der Verkäufer diesen Umstand bemerkt hatte. Leider überschattete dieses Mal ein Schatten dieses fest, jedenfalls von Taschas Warte aus gesehen, denn sie hatte gerade ihr letztes Geld an ihren Vermieter ausgehändigt und würde bis zu Beginn des Festes eine Quest machen müssen, sonst würde sie nicht essen können. Eine Horrorvorstellung für die junge Frau. Wie sollte sie ein Fest besuchen, wenn sie an den vielen Buden keinen Happen bekommen konnte? Doch das war erst einmal egal, die junge Magierin brauchte Geld und mit einer schönen Quest würde sie es auch bekommen.
Mit einem eleganten Hüftschwung im Gang näherte sich Tascha dem Gildengebäude der Blue Pegasus, der wohl fanatischsten Gilde in ganz Fiore, wenn es um Drachen ging. Die Magierin wirkte heute wirklich anmutig, dabei tat sie nichts, um diesen Eindruck zu erwecken, nein sie unterminierte ihn sogar damit, dass ihr noch etwa fünf Käsespieße aus dem Mund ragten, die sie langsam abknabberte. Aber da es ein normaler Anblick bei Tascha war, schien sich keines der Gildenmitglieder daran zu stören. Sie gingen ganz einfach ihren normalen Geschäften nach. Eben deshalb war auch Tascha hergekommen, sie brauchte Arbeit und hier fand sich sicher jemanden, der eine Quest machen wollte, bei der sie sich einklinken konnte. Aufmerksam suchte sie nach bekannten Gesichtern, zwar mochte es toll sein neue Bekanntschaften zu machen, doch heute wollte Tascha mit jemandem losziehen, den sie schon kannte. Das würde die ganze Sache vereinfachen und beschleunigen. Als der Blick der jungen Magierin auf das Questboard fiel, immerhin der beste Ort um jemanden zu finden, der eine Quest anstrebte, erblickte sie die gutaussehende Gestalt des Himmelsdragonslayers. Er hatte sie schon bei ihrer letzten Quest begleitet, wobei sie natürlich nicht allein losgezogen sind, sondern von Naomi, einer jungen Schattenmagierin aus der Gilde, begleitet wurden. Auch diese stand am Questboard und redete gerade mit Seraphim. Scheinbar redeten sie über eine neue Quest, na das passte sich ja. Sicherlich hatten sie nichts dagegen, wenn sich Tascha dazu begeben würde, immerhin hat die letzte Quest keinen katastrophalen Ausgang genommen. Daher näherte sich Tascha langsam den beiden und begann fröhlich zu lächeln. „Ohayo, Naomi-chan, Seraphim-kun, wie geht es denn so? Wollt ihr etwa eine Quest machen, darf ich mitkommen?“ Selbst bei einem Nein würde sie mitkommen, immerhin brauchte sie Geld, aber das wollte sie nicht allen auf die Nase binden. Während sie auf die Antworten der beiden wartete suchte ihre Hand in ihrer Tasche nach einem Sandwich, dieses mal musste sie nicht erst einkaufen gehen, sie war vorbereitet.